Kategorie: News & Blogs

DREI neue Bücher im September bei millemari.

Gleich drei neue Bücher erschienen jetzt bei millemari.,
die ich vorstellen möchte. Heute: WIE WIR IM NORDEN SEGELN.

Manchmal trifft man auf einen Segler, der mit genau der gleichen Leidenschaft übers Meer unterwegs ist wie man selber. Aber es kann vorkommen, dass man sich so rein gar nichts gegenseitig zu sagen, zu erzählen hat. Der Grund dafür ist nicht zwangsläufig, dass man sich unsympathisch wäre, nein. Es ist nur so, dass unter dem Sammelbegriff „Segeln“ sich schon unglaublich viel tummelt: Ein rechter Regatta-Segler wird mich schon schräg ansehen, wie ich da zufrieden mit 4,8 Knoten = 9 Km/h tagein, tagaus durchs Mittelmeer ziehe. Vollends den Vogel zeigen mir wahrscheinlich Leute, die Surfboards oder Skiffs benutzen, für die ist meine liebe LEVJE eine lahme Ente. Aber auch Leute, die genauso „lahm“ wie ich als Fahrtensegler unterwegs sind, haben sich gelegentlich wenig zu sagen, weil die Welten, in denen sie sich bewegen, so gänzlich verschieden sind.

In einer ganz anderen Welt als meiner ist Holger Peterson unterwegs. Wir kennen uns, seit er uns vor eineinhalb Jahren in einer Januar-Schneeregen-Nacht auf seine FUCHUR nach Bremen einlud, um dort zu übernachten. War urgemütlich, bei einem 4 Grad-Celsius-Wetter aus dem muckelig warmen Boot heraus dem Regen beim Prasseln zuzusehen. Holger’s Revier sind Nordsee und Ostsee. Und wenn er darüber schreibt, wie er im Norden segelt, und was dies Segeln im Norden bedeutet, dann ist dies – ausgenommen Wale, Delphine, Petermännchen und Boote – so ganz anders als alles, was ich kenne.

Da wäre in Holger’s soeben erschienenen Buch WIE WIR IM NORDEN SEGELN die Tatsache, dass in der Nordsee die Gezeiten einfach den Rhythmus fürs Segeln vorgeben. Man fährt nicht einfach los, wann man will. Sondern man fährt los, wenn man sich ausgerechnet hat, wann die Gezeiten ein Ankommen am Zielort überhaupt zulassen. Schafft man es nicht, seinen Zeitplan einzuhalten, dann lässt man sich „Trockenfallen“: Wartet, bis das Boot einfach auf dem Sand aufsetzt. Und wartet, bis die nächste Flut das Boot wieder steigen lässt.

Überaus spannend fand ich Holger’s Kapitel über „Trockenfallen und Gewitter“ südlich Wangerooge. Kaum haben seine drei Kiele auf dem Sand aufgesetzt, erfährt er via Wetterbericht, dass Gewitter mit Böen bis zu 10 Beaufort im Anmarsch sind. Wie geht man damit um, dass „Trockengefallen“ zwar ein sicherer Zustand ist, aber „aufschwimmen“ genau hinein in die Sturmböen schon ganz besondere Anforderungen an den Skipper stellen? Der trägt dann mal eben seinen Anker 30 Meter zu Fuß über den Schlick, um sich in der richtigen Richtung abzusichern.

Seerobendame Roberta, zu Gast im Sommer für fünf Monate in Cuxhafen.

Holger Petersons Buch las ich mit Spass, aber auch mit gelegentlichem „Aha“. Da schreibt einer, den die Liebe zu einem ungewöhnlichen Revier umtreibt und der dieses Revier segelnd beherrscht. Manche Geschichte, manches Detail, manchen seiner vielen Tipps hätte ich mir noch ausführlicher von Holger gewünscht, ob es nun um jährliche Ostsee-Feuerqualenplage oder Delphin-Intellligenz oder den Einfluss des Windes auf Wasserstände geht. Aber auch so ist das Buch ein wunderbarer und wertvoller Einstieg in ein anderes Revier. Und ein Schmöker für die Fans dieses umwerfenden Reviers, wenn Holger seine Leser gekonnt mit auf die Reise nimmt zu bekannten und unbekannten Spots dieses Gebiets. Ich werde Holger auf alle Fälle fragen, ob er mich nächsten Sommer mal mitnimmt, auf seiner FUCHUR, in Watt, Gezeit und Siel.

Soeben erschienen.
252 Seiten. eBOOK ab € 14,95
Mehr Informationen hier.
Oder bei AMAZON oder in jeder Buchhandlung.

DREI neue Bücher im September bei millemari.

Gleich drei neue Bücher erschienen jetzt bei millemari.,
die ich vorstellen möchte. Heute: WIE WIR IM NORDEN SEGELN.

Manchmal trifft man auf einen Segler, der mit genau der gleichen Leidenschaft übers Meer unterwegs ist wie man selber. Aber es kann vorkommen, dass man sich so rein gar nichts gegenseitig zu sagen, zu erzählen hat. Der Grund dafür ist nicht zwangsläufig, dass man sich unsympathisch wäre, nein. Es ist nur so, dass unter dem Sammelbegriff „Segeln“ sich schon unglaublich viel tummelt: Ein rechter Regatta-Segler wird mich schon schräg ansehen, wie ich da zufrieden mit 4,8 Knoten = 9 Km/h tagein, tagaus durchs Mittelmeer ziehe. Vollends den Vogel zeigen mir wahrscheinlich Leute, die Surfboards oder Skiffs benutzen, für die ist meine liebe LEVJE eine lahme Ente. Aber auch Leute, die genauso „lahm“ wie ich als Fahrtensegler unterwegs sind, haben sich gelegentlich wenig zu sagen, weil die Welten, in denen sie sich bewegen, so gänzlich verschieden sind.

In einer ganz anderen Welt als meiner ist Holger Peterson unterwegs. Wir kennen uns, seit er uns vor eineinhalb Jahren in einer Januar-Schneeregen-Nacht auf seine FUCHUR nach Bremen einlud, um dort zu übernachten. War urgemütlich, bei einem 4 Grad-Celsius-Wetter aus dem muckelig warmen Boot heraus dem Regen beim Prasseln zuzusehen. Holger’s Revier sind Nordsee und Ostsee. Und wenn er darüber schreibt, wie er im Norden segelt, und was dies Segeln im Norden bedeutet, dann ist dies – ausgenommen Wale, Delphine, Petermännchen und Boote – so ganz anders als alles, was ich kenne.

Da wäre in Holger’s soeben erschienenen Buch WIE WIR IM NORDEN SEGELN die Tatsache, dass in der Nordsee die Gezeiten einfach den Rhythmus fürs Segeln vorgeben. Man fährt nicht einfach los, wann man will. Sondern man fährt los, wenn man sich ausgerechnet hat, wann die Gezeiten ein Ankommen am Zielort überhaupt zulassen. Schafft man es nicht, seinen Zeitplan einzuhalten, dann lässt man sich „Trockenfallen“: Wartet, bis das Boot einfach auf dem Sand aufsetzt. Und wartet, bis die nächste Flut das Boot wieder steigen lässt.

Überaus spannend fand ich Holger’s Kapitel über „Trockenfallen und Gewitter“ südlich Wangerooge. Kaum haben seine drei Kiele auf dem Sand aufgesetzt, erfährt er via Wetterbericht, dass Gewitter mit Böen bis zu 10 Beaufort im Anmarsch sind. Wie geht man damit um, dass „Trockengefallen“ zwar ein sicherer Zustand ist, aber „aufschwimmen“ genau hinein in die Sturmböen schon ganz besondere Anforderungen an den Skipper stellen? Der trägt dann mal eben seinen Anker 30 Meter zu Fuß über den Schlick, um sich in der richtigen Richtung abzusichern.

Seerobendame Roberta, zu Gast im Sommer für fünf Monate in Cuxhafen.

Holger Petersons Buch las ich mit Spass, aber auch mit gelegentlichem „Aha“. Da schreibt einer, den die Liebe zu einem ungewöhnlichen Revier umtreibt und der dieses Revier segelnd beherrscht. Manche Geschichte, manches Detail, manchen seiner vielen Tipps hätte ich mir noch ausführlicher von Holger gewünscht, ob es nun um jährliche Ostsee-Feuerqualenplage oder Delphin-Intellligenz oder den Einfluss des Windes auf Wasserstände geht. Aber auch so ist das Buch ein wunderbarer und wertvoller Einstieg in ein anderes Revier. Und ein Schmöker für die Fans dieses umwerfenden Reviers, wenn Holger seine Leser gekonnt mit auf die Reise nimmt zu bekannten und unbekannten Spots dieses Gebiets. Ich werde Holger auf alle Fälle fragen, ob er mich nächsten Sommer mal mitnimmt, auf seiner FUCHUR, in Watt, Gezeit und Siel.

Soeben erschienen.
252 Seiten. eBOOK ab € 14,95
Mehr Informationen hier.
Oder bei AMAZON oder in jeder Buchhandlung.

Videoupdate #26

Der Sailing Bassman, T-Bone Burnett und das leidige Marketing

Natürlich hat man so seine Träume. Von Zufällen, von Nummer-1 Hits und großen Bühnen. Aber ich habe mein Album „Zeitmillionär“ nicht aufgenommen um damit reich zu werden. Rechne nicht einmal damit die Produktionskosten jemals wieder herauszubekommen. Wenn ich ernsthaft Geld verdienen wollte, wäre wohl selbst ein 450.- Euro Job vielversprechender. Warum also tut man sich dann die Arbeit und die investierte Zeit an? Und dann noch in Zeiten in denen mit Musik kaum noch Geld zu verdienen ist? Diese Frage könnte man jedem kreativen Künstler stellen und würde unendlich viele verschiedene Antworten erhalten. Aber allen wird irgendwo gemein sein, das man etwas Neues erschaffen und hinterlassen möchte. Und andere Menschen berühren, bewegen oder einfach nur erreichen will. Und gehört werden will. Denn was nützt einem die schönste Musikproduktion, wenn sie niemand hört?

Und genau hier stehe ich nun wie der berühmte Ochs‘ vor dem Berg. Eigentlich jeder der in mein Album reingehört hat, schwärmt von der Vielfalt der Songs, hat seine Lieblingstitel und sogar die eine oder andere Träne der Rührung beim Hören vergossen. Toll. So habe ich mir das gewünscht. Aber „jeder“ ist eben immer noch eine deutlich überschaubare Menge, die sich aus Freunden, deren Freunden und meinen diversen facebook Kontakten zusammensetzt. Aber ich möchte natürlich mehr. Wie bringt man einen Fremden dazu sich ein Album anzuhören, was ihm am Ende sogar sehr gut gefallen könnte? Sein Leben bereichern oder gar verändern? Alles eine Frage des Marketingbudgets könnte man sagen. Sicher richtig, aber da klemmt es natürlich beim Selbermachen. Zeit und Arbeit kann man einbringen natürlich auch Geld. Aber privat meist nicht in der Dimension von Plakat- und Fernsehwerbung.

Bis hierher hatte ich diesen Blogbeitrag schon fertig geschrieben, dann wusste ich nicht recht weiter. Worauf will ich eigentlich hinaus? Oder will ich mir nur etwas Luft machen?

Dann stolperte ich über die aktuelle Rede von T-Bone Burnett beim Americana Music Festival. Ich bin ein großer Fan von T-Bone Burnett, der u.a. auch die erste Staffel der Serie „Nashville“ musikalisch geleitet hat. Hier gibt es die ganze Rede als Transkription, ich möchte hier nur ein paar selbst übersetzte Passagen daraus zitieren, da diese einfach so perfekt zu meinen eigenen Gedanken passen.

http://americansongwriter.com/2016/09/t-bone-burnetts-americanafest-keynote-address/

Fange ich doch direkt mit diesem Satz an:

„Wir leben in einer Zeit, in der Künstler von einem schlechten Deal zu einem noch mieseren Deal gehetzt werden. Uns wird gesagt, wir sollen gefälligst gut im Marketing sein. Ich muss jedoch sagen – und ich denke ich spreche damit für fast jeden Musker hier – das ich nicht angefangen Musik zu machen, da ich eine Karriere (oder zumindest den Weg dorthin) im Marketing anstrebte.“ 

Das bringt doch meine Gedanken wunderbar auf den Punkt. Ich will verdammt noch mal Musik machen, und nicht Werbung. Das können andere besser und haben auch mehr Spaß daran. Ich bin glücklich, wenn ich Note zu Note bringe. Mir Geschichten ausdenke und in Songtexte fasse. Ich bin nicht glücklich, wenn ich den ganzen Tag bei facebook und co unterwegs bin, um Marketing zu machen. Und an einem Image arbeite, denn:

„Bei facebook ist jeder ein Star. Die idealistische, drogengeschwängerte Prophezeihung der 1960er wurde mechanisiert, und hat uns das Fälschen noch leichter gemacht. Unsere Maske ist unser Gesicht geworden.“

Das ist so wahr. Denn ich bin natürlich keineswegs der immer gut gelaunte, vor Energie sprühende Sailing Bassman. Sonst könnte ich solche Songs gar nicht schreiben. Ich bin, wie wohl die meisten Menschen, ein fauler und bequemer Hund voller Ängste, Sorgen und immer auf der Suche nach Glück und Liebe. Vielleicht ein bißchen weniger bequem als andere, denn es treibt mich schon etwas um, aber doch weit von meinem Marketingbild entfernt. Aber der drahtige, braungebrannte Segler wirkt einfach interessanter, als der faule Mann in Jogginghosen, der sich mühsam ein paar Textzeilen aus dem Gehirn leiert. Und auch dazu T-Bone Burnett:

„Technologie tendiert zur Effizienz. Sie hat keine Ästethik. Sie hat keine Ethik. Sie ist binär. [An oder Aus]. Aber alles Interessante im Leben – alles was das Leben lebenswert macht – ist nicht binär. Mitleid ist nicht binär. Liebe ist nicht binär. Musik und Kunst sind nicht binär. Du und ich sind nicht binär.“


Niemand ist immer seine Maske, wie es die Werbung gerne suggeriert. Oder ein fauler Klumpen auf dem Sofa, wie man es oft gerne sein möchte. Die Wahrheit bewegt sich immer in den Zuständen dazwischen. Und die besten Ideen kommen einem nicht mit Blick auf den Erfolg oder auf das Marketing. Sie kommen in diesen emotionalen Zwischenzuständen, die die Kreativität anregen. In denen der Kopf leer und die Gefühle frei sind. Bis heute kann niemand einen Welthit auf Kommando schreiben. Es passiert einfach. Oder eben nicht. Und es gibt dort draußen sicherlich tausende Welthits, die keiner jemals hören wird. Denn der Künstler ist eben keine Werbeagentur. Und noch viel wichtiger. Er richtet sich nicht an die Massen, er denkt nicht in Verkaufszahlen, Zielgruppen und Marketingstrategien. Und das kann und wird die Industrie niemals verstehen. T-Bone zählt nun eine Menge Künstler von Rembrandt bis Michael Jackson auf und sagt:

„Jeder dieser Künstler machte Kunst, für die sich die Welt erst ändern musste um sie zu verstehen zu können. Sie haben sich nicht der Welt angepasst, sondern die Welt musste sich ihrer Kunst anpassen. Ein Künstler muss immer selbst herausfinden, was ihm gefällt. [….] Der wahre Grund für den Fall des eisernen Vorhangs war das die Kids Beatles Platten hören wollten. Unsere Geschichte, Sprache und Seele ist in unser Musik festgehalten. Es gibt keinen tieferen Blick in die Seele eines Landes, als über sein Musikarchiv des letzten Jahrhunderts.   
Und das ist die Geschichte der USA: ein Kid verlässt sein Heim mit nichts als einem Song und erobert damit die Welt. Wir haben das immer wie reproduziert. Fangen wir mit Elvis an, aber wir können stundenlang weitere Namen hinzufügen – Jimmie Rodgers, Rosetta Tharpe, Johnny Cash, Howlin Wolf, Mahalia Jackson, Bob Dylan, John Coltrane, Billie Holiday, Loretta Lynn, Chuck Berry, Hank Williams, Aretha Franklin, Jack White, Dr. Dre. Das sind wir. Ein Jedermann. In der Laudatio auf Bob Dylan beim letztjährigen MusicCare sagte Jimmy Carter: „Es gibt kein Zweifel daran, das seine Worte des Friedens und für Menschenrechte prägnanter, kräftiger und dauerhafter sind, als die jedes Präsidenten der USA“. Ich glaube, das ist nicht zu leugnen. Das ist es was uns Künstler ausmacht. Das dürfen wir niemals vergessen.“

Wir sind Künstler und keine Verkäufer. Das möchte ich gerne anderen überlassen, denn es kostet Zeit und Kreativität. Wie viele Song wohl nie geschrieben wurden, weil der Künstler die vorhandenen noch verkaufen musste? Und so sehe ich mich in meiner Idealvorstellung auch lieber im Studio als auf Tour (Ausnahme Stadien!!). Ich möchte manchmal lieber nur Komponieren und Produzieren, als mein Gesicht in eine Kamera halten. Zwischenfrage: Ist man als Songwriter für andere Künstler glücklicher? Man hört seine Musik, muss aber nicht den ganzen Rummel mitmachen? Vielleicht ja, aber dann irgendwie auch wieder nicht. Ein Leben hinter dem Vorhang, niemals  im Rampenlicht? Hier beginnt die Quadratur des Kreises. Gut, wenn einem meine Musik nicht gefällt, kein Problem. Aber wenn ich weiß, sie könnte gefallen, erreicht aber einfach nicht die entsprechenden Ohren, dann macht mich das schon wahnsinnig. Also gehe ich einfach immer weiter, Schritt für Schritt, und hoffe so an mein Ziel zu kommen. Und ich habe so tolle Partner, die den Weg mit mir gemeinsam gehen, das auch der mühsamste Weg schon wieder Spaß macht. Denn nur wenn ich aufgebe, werde ich meine Träume mit Sicherheit nie erreichen können. Eine Binsenweisheit, aber trotzdem zu 100% wahr.

Randnotiz an mich: Nicht nur über eigene Emotionen schreiben, sondern auch einmal für den Weltfrieden!

Durch die Adria. Mit der Segelyacht durch die Schluchten der Krka.

Reisen kann man auf vielerlei Arten und mit unterschiedlichen Intentionen. Von Neugier getrieben immer wieder in neue, fremde Welten eintauchen, den kurzen Kick suchen, dem vielleicht irgendwann Verstehen folgt. Oder immer wieder an dieselben Orte zurückkehren, weil sie eine „sichere Bank“ sind und sich die eigene Seele dort wohlfühlt, geheimnisvoll, wie auf einen Tastendruck, als wäre man in einem früheren Leben schon mal dort gewesen und kehrte nur wieder zurück, zu seinen Ursprüngen.

Die Krka, der große Fluss mitten in Kroatien, ist für mich, was meine Segelreisen angeht, so eine „sichere Bank“. Bin ich dort im Land, muss ich hin, wieder und wieder, die Krka hinauf bis nach Skradin. Ich kenne den Ort, als ich kurz nach dem Balkankrieg dort hinkam, gab es dort wenig mehr zu sehen als die Einschusslöcher in den Hauswänden, als orthodoxe Serben und katholische Kroaten, die bis dahin friedlich am Ort zusammengelebt hatten, plötzlich aufeinander losgingen und die Messerverkäufer auf dem alljährlichen Jahrmarkt Hochkonjunktur hatten. Das ist nun fast 20 Jahre her, und auch wenn Skradin heute ein normales Touristenörtchen ist: Die Spuren des Krieges sind immer noch sichtbar. Doch davon zu anderer Zeit.

An die Krka reise ich, weil mich nach wochen-, ja monatelangem Salzwasser-Segeln, das Süßwasser immer wieder magisch anzieht. Auf einer Strecke von 18 Kilometern zieht sich der Fluss durch den Fjord, den er sich durch eine Felslandschaft grub, und es ist jedesmal spannend, dieses Stück den Fluss hinauf zurückzulegen bis zum Örtchen Skradin, wo man nicht weiterkommt, weil hier Wasserfälle die Weiterfahrt blockieren.

Die Fahrt selbst beginnt in Sibenik. Der Fluss selbst hat sich tief eingegraben, nur wenige Meter neben der grünen Fahrwasserbetonnung im Foto oben beträgt die Wassertiefe schon 17 Meter, zur Flußmitte hin dreißig Meter. Leicht mulmig ist einem dann doch immer irgendwie, dass nur ja der Motor durchhält und nicht gerade jetzt irgendwelche Zicken macht, obwohl man unter Genua auch segeln könnte, denn irgend ein Windchen weht durch den Canyon da oben ja eigentlich immer. Durch zahlreiche Windungen und Kehren geht der Fluss hinauf, vorbei an größeren und kleineren Muschelfarmen, an

denen man anhalten und Venusmuscheln oder Austern kaufen kann. Es sind kleine Anlagen, die dort im Süsswasser der Krka Meeresmuscheln züchten. Obwohl das mit dem Süsswasser so eine Sache ist. Denn zu den Wundern der tiefschürfenden Krka gehört, dass oberflächlich zwar eiskaltes Süsswasser aus den Bergen strömt. Dass die Krka aber in zwei, drei Meter Wassertiefe eine Gegenströmung besitzt, die unergründlicherweise salzhaltiges Meerwasser 18, 20 Kilometer bis hinein ins Landesinnere bis hinauf nach Skradin zieht. Wer in der Krka badet, dessen Oberkörper schwimmt im kalten Süsswasser, doch die Füße unten: Die stecken im warmen salzigen Meerwasser. Ein Kuriosum, das seinesgleichen sucht. Den Muscheln scheint es gut zu gefallen.

Keine zwei Stunden nach dem Ablegen in Sibenik erreicht man Skradin. Man kann in die Marina gehen, die wie es scheint jedes Jahr mehr und mehr um sich greift. Oder man kann etwas abseits am

 anderen Flussufer in eine der Schilfbuchten gehen und dort seinen Anker fallen lassen. Es ist früher Abend geworden, als ich Skradin erreiche. Und ich ziehe die Schilfeinsamkeit dem Hafen vor, obwohl für die Nacht Gewitter angekündigt sind. Die Bora kann mächtig wehen in dem engen Flußtal. Aber die Aussicht, zu einem langen Schwimm einfach noch mal ins erfrischend Süßwasser zu steigen, zwei Meter hinunterzutauchen zum Salzwasser und beim Einschlafen dem Rufen der Wasservögel und dem Rascheln im Schilf lauschen zu können, lässt mich den vermeintlichen Luxus der Marina schnell vergessen. Und morgen: Da gehe ich das eigentliche Geheimnis der Krka besuchen: Ihre Wasserfälle, die sich über 18 verschiedenen Kaskaden nach unten wälzen.

Gute Nacht also. Von LEVJE aus Schilfröhricht und dem Gezirpe des kleinen blauen Eisvogels.
In einigen Tagen berichte ich mehr von der Krka.

Wenn Ihnen dieser Post gefiel:
Bitte unten Ihr Häkchen bei „Tolle Geschichte“ setzen.
Sie unterstützen diesen Blog, wenn Sie sich oben rechts mit eMail eintragen. 
Dann bekommen Sie jeden neuen Post bei Erscheinen.
Gerne auch über FEEDLY oder BLOGLOVIN
Danke!

Mare Più: heißt „mehr Meer“. 
Und wenn Sie mehr Geschichten 
über die Menschen am Meer lesen wollen:


Wie es ist, auf einem kleinen Segelboot
• Italien
• Griechenland
• Türkei
zu bereisen. Und in fünf Monaten: Von München nach Antalya zu reisen.

Jetzt lesen. Als eBook. Als Print. Hier bestellen.

Auch als Film:  



Im Download. Als DVD. Hier.

Sonntag, 16. Oktober 2016 20.15 Live im Kino
im Rahmen der Allgäuer Filmkunstwochen
im Filmhaus Huber, Bad Wörishofen.

Das sagt die Presse über Buch und Film:

„… ein Sehnsuchtsbuch par excellence.
Und ein echtes sinnliches Erlebnis.“
MÄRKISCHE ZEITUNG im Oktober 2015

„… eröffnet dem Weltenbummler ganz wunderbare Traumziele, auf die man 
bei üblicher Herangehensweise schwerlich gekommen wäre.“
YACHT im Mai 2015 

„Die Besonderheit des einstündigen Streifens ist seine Ruhe. 
Eine Ruhe, die der Film mit poetisch angehauchter Sprache und sinnlichen Bildern von Szene zu Szene eingehender vermittelt.“
SEGELREPORTER im Dezember 2015

„… ein schönes, ein gelungenes Werk, animierend und inspirierend.“
LITERATURBOOT im Juli 2015

„Absolut empfehlenswert!
Für Reisebegeisterte ist ‚Einmal München-Antalya, bitte!‘ definitiv zu empfehlen.“


RATGEBER.REISE. im Juni 2015


Videoupdate #25

Da war doch noch was!
Irgendwie sind die Videoupdates in letzter Zeit ein wenig zu kurz gekommen. Aber ich habe sie nicht vergessen.

AND THE WINNER IS….

Der große „Ich geh‘ segeln“ Videowettbewerb ist beendet und die Jury hat ihre Stimmen vergeben.

Der 1. Preis geht mit 360 Punkten an
Klaus Lettau-Dietz und das Video mit der Startnummer #06

Wir gratulieren zu einem tollen Wochenende Katamaransegeln in den Niederlande von Oceans-Eleven
http://www.oceans-eleven.de/

Der 2. Preis geht mit 349 Punkten an
Phillip Tiefenbacher und das Video mit der Startnummer #08

Wir gratulieren zu einem wunderbaren Mitsegeltörn auf der Kieler Förde von Yachtcharter Kiel
http://ostseecharter.info/

Der 3. Preis geht mit 261 Punkten an
Stephan Leiner und das Video mit der Startnummer #05

Wir gratulieren zu einem Skippertraining von klassisch-am-wind
http://klassisch-am-wind.de/

Der Sonderpreis der Jury geht an
Reinhardt Genies und das Video mit der Startnummer #04

Wir gratulieren zu einem Mitsegeltörn in der Wismarer Bucht von woold records und luvgier
http://www.luvgier.de

Der 4. Preis geht an
Jakob Koch und das Video mit der Startnummer #10

Wir gratulieren zu einem Jahresabo der Zeitschrift SEGELN
http://www.segeln-magazin.de/

Die Preise 5-7 gehen an
Thorsten Therford
Hans Werner-Petersen
Claudine Dörrenbacher
Wir gratulieren zu einem Medienpaket „The Sailing Bassman“ von millemari. und luvgier
https://millemari.de/

Die Preise 8-10 gehen an
Stephan Leiner
Anja Rathmer
Jennifer Franz
Wir gratulieren zu einem eBook nach Wahl aus dem Sortiment von millemari.
https://millemari.de/

Der Song „Ich geh‘ segeln“ aus dem Album „Zeitmillionär“ von Claus Aktoprak kann man u.a. hier erhalten:
AMAZON
https://www.amazon.de/gp/product/B01HL6JBPA…
iTunes
https://itunes.apple.com/de/album/zeitmillionar/id1124268144
oder direkt bei
http://www.luvgier.de

Durch die Adria. Mit der Segelyacht durch die Schluchten der Krka.

Reisen kann man auf vielerlei Arten und mit unterschiedlichen Intentionen. Von Neugier getrieben immer wieder in neue, fremde Welten eintauchen, den kurzen Kick suchen, dem bielleicht irgendwann verstehen folgt. Oder immer wieder an dieselben Orte zurückkehren, weil sie eine „sichere Bank“ sind und sich die eigene Seele dort wohlfühlt, geheimnisvoll, wie auf einen Tastendruck, als wäre man in einem früheren Leben schon mal dort gewesen und kehrte nur wieder zurück, zu seinen Ursprüngen.

Die Krka, der große Fluss mitten in Kroatien, ist für mich so eine sichere Bank. Bin ich dort, muss ich hin, wieder und wieder, die Krka hinauf bis nach Skradin. Ich kenne den Ort, als ich kurz nach dem Balkankrieg dort hin kam, gab es dort wenig mehr zu sehen als die Einschusslöcher in den Hauswänden, als orthodoxe Serben und katholische Kroaten, die bis dahin friedlich am Ort zusammengelebt hatten, plötzlich aufeinander losgingen und die Messerverkäufer auf dem alljährlichen Jahrmarkt Hochkonjunktur hatten. Das ist nun fast 20 Jahre her, und auch wenn Skradin heute ein normales Touristenörtchen ist: Die Spuren des Krieges sind immer noch sichtbar. Doch davon zu anderer Zeit.

An die Krka reise ich, weil mich nach wochen-, ja monatelangem Salzwasser-Segeln, das Süßwasser immer wieder magisch anzieht. Auf einer Strecke von 18 Kilometern zieht sich der Fluss durch den Fjord, den er sich durch eine Felslandschaft grub, und es ist jedesmal spannend, dieses Stück den Fluss hinauf zurückzulegen bis zum Örtchen Skradin, wo man nicht weiterkommt, weil hier Wasserfälle die Weiterfahrt blockieren.

Die Fahrt selbst beginnt in Sibenik. Der Fluss selbst hat sich tief eingegraben, nur wenige Meter neben der grünen Fahrwasserbetonnung im Foto oben beträgt die Wassertiefe schon 17 Meter, zur Flußmitte hin dreißig Meter. Leicht mulmig ist einem dann doch immer irgendwie, dass nur ja der Motor durchhält und nicht gerade jetzt irgendwelche Zicken macht, obwohl man unter Genua auch segeln könnte, denn irgend ein Windchen weht da oben eigentlich immer. Durch zahlreiche Windungen und Kehren geht der Fluss hinauf, vorbei an größeren und kleineren Muschelfarmen, an

denen man anhalten und Venusmuscheln oder Austern kaufen kann. Es sind kleine Anlagen, die dort im Süsswasser der Krka Meeresmuscheln züchten. Obwohl das mit dem Süsswasser so eine Sache ist. Denn zu den Wundern der tiefschürfenden Krka gehört, dass oberflächlich zwar eiskaltes Süsswasser aus den Bergen strömt. Dass die Krka aber in zwei, drei Meter Wassertiefe eine Gegenströmung besitzt, die unergründlicherweise salzhaltiges Meerwasser 18, 20 Kilometer bis hinein ins Landesinnere nach Skradin zieht. Wer in der Krka badet, dessen Körper schwimmt im kalten Süsswasser, doch die Füße unten: Die stecken im warmen Meerwasser. Ein Kuriosum, das seinesgleichen sucht. Den Muscheln scheint es zu gefallen.

Keine zwei Stunden nach dem Ablegen in Sibenik erreicht man Skradin. Man kann in die Marina gehen, die wie es scheint jedes Jahr mehr und mehr um sich greift. Oder man kann etwas abseits am

 anderen Flussufer in eine der Schilfbuchten gehen und dort seinen Anker fallen lassen. Es ist früher Abend geworden, als ich Skradin erreiche. Und ich ziehe die Schilfeinsamkeit dem Hafen vor, obwohl für die Nacht Gewitter angekündigt sind. Die Bora kann mächtig wehen in dem engen Flußtal. Aber die Aussicht, zu einem langen Schwimm einfach noch mal ins Wasser steigen und dem Einschlafen dem Rufen der Wasservögel und dem Rascheln im Schilf lauschen zu können, lässt mich den vermeintlichen Luxus der Marina schnell vergessen. Und morgen: Da gehe ich das eigentliche Geheimnis der Krka besuchen: Ihre Wasserfälle, die sich über 18 verschiedenen Kaskaden nach unten wälzen.

Gute Nacht also. Von LEVJE aus Schilfröhricht und dem Gezirpe des kleinen blauen Eisvogels.

Wenn Ihnen dieser Post gefiel:
Bitte unten Ihr Häkchen bei „Tolle Geschichte“ setzen.
Sie unterstützen diesen Blog, wenn Sie sich oben rechts mit eMail eintragen. 
Dann bekommen Sie jeden neuen Post bei Erscheinen.
Gerne auch über FEEDLY oder BLOGLOVIN
Danke!

Mare Più: heißt „mehr Meer“. 
Und wenn Sie mehr Geschichten 
über die Menschen am Meer lesen wollen:


Wie es ist, auf einem kleinen Segelboot
• Italien
• Griechenland
• Türkei
zu bereisen. Und in fünf Monaten: Von München nach Antalya zu reisen.

Jetzt lesen. Als eBook. Als Print. Hier bestellen.

Auch als Film:  



Im Download. Als DVD. Hier.

Sonntag, 16. Oktober 2016 20.15 Live im Kino
im Rahmen der Allgäuer Filmkunstwochen
im Filmhaus Huber, Bad Wörishofen.

Das sagt die Presse über Buch und Film:

„… ein Sehnsuchtsbuch par excellence.
Und ein echtes sinnliches Erlebnis.“
MÄRKISCHE ZEITUNG im Oktober 2015

„… eröffnet dem Weltenbummler ganz wunderbare Traumziele, auf die man 
bei üblicher Herangehensweise schwerlich gekommen wäre.“
YACHT im Mai 2015 

„Die Besonderheit des einstündigen Streifens ist seine Ruhe. 
Eine Ruhe, die der Film mit poetisch angehauchter Sprache und sinnlichen Bildern von Szene zu Szene eingehender vermittelt.“
SEGELREPORTER im Dezember 2015

„… ein schönes, ein gelungenes Werk, animierend und inspirierend.“
LITERATURBOOT im Juli 2015

„Absolut empfehlenswert!
Für Reisebegeisterte ist ‚Einmal München-Antalya, bitte!‘ definitiv zu empfehlen.“


RATGEBER.REISE. im Juni 2015


Die Merkwürdigkeiten des Handyzeitalters

Letztens bei der Ausfahrt aus der Schlei. Seit Tagen herrscht Starkwind aus Ost und auch heute bläst der Wind wieder mit Stärke 6. Aus Ost, also genau gegenan, wenn man die Schlei verlasssen will. Schon im letzten Jahr hatte ich hier sehr unschöne Erfahrungen gemacht, da meine Schraube bewachsen war und kaum noch Schub brachte. Nur das, zum Glück schon bei der Ausfahrt gesetzte, Großsegel gab mir die Chance mich freizukreuzen. Dieses Jahr also auf ein Neues, die Schraube hatte ich nun aber bereits vor Anker kontrolliert. Dafür erscheint mir die Welle dieses Jahr höher. Mühsamst kämpfe ich mich um 0545h mit meinen 10 PS an Maasholm vorbei Richtung Schleimünde. 

In der Nacht beruhigt sich die Ostsee meist etwas; daher der frühe Aufbruch. Rund um die Einfahrt schlagen große Brecher gegen die Mauern, und auch in der Einfahrt brechen sich Wellen. Aber es sind keine Grundseen, denn dann würde ich sofort umdrehen. Stattdessen geht zunächst das Großsegel im zweiten Reff nach oben. Mit dem Traveller sorge ich dafür das es nicht killt, aber auch noch nicht viel Druck aufbaut. Sehr langsam gleite ich nebem dem Leuchtturm vorbei durch die Enge. Zusätzlich zu den brechenden Kronen gibt es hier aber auch „stehende“ Wellen. Beim Wildwasserfahren nennt man diese, glaube ich, Walzen. Und in so einer Walze kommt „La Mer“ zum Stillstand. Ich erhöhe die Drehzahl weiter. Kein Erfolg. Direkt neben dem Leuchtturm Schleimünde stehe ich mit rappelndem Diesel auf der Stelle. Kein Grund zur Panik. 

Ich falle nun etwas ab und bekomme Druck auf das Groß. Bloß noch nicht zuviel. Denn jetzt zuviel Krängung wäre in der schmalen Einfahrt mit den nur wenigen Metern Platz nach Steuer- und Backbord fatal. Es kommt auf das genaue Zusammenspiel von Pinne und Großschot an und siehe da: Langsam geht es wieder vorwärts und ich bekomme etwas Fahrt in das Boot. Aber mit der Krängung steigt nun auch das Risiko für meinen alten Diesel, der ja nicht gerne schräg steht. Ein paar Meter noch, dann rolle ich die Fock etwas heraus, hole sie dicht, falle weiter ab, setze den Pinnenpiloten und stoppe den Diesel. Dafür muss ich in meinem Boot übrigens unter Deck. Das muss nun wirklich alles sehr schnell gehen, denn nun heißt es freikreuzen dicht an der Brandungszone, während enorme Wellen mit dem Boot spielen. Es könnte gerade so passen, aber ich habe im zweiten Reff bei diesem Seegang eine enorme Abdrift. Das Herz schlägt bis zum Hals. Jetzt mit so wenig Fahrt gegen die Brecher wenden zu müssen, könnte auch daneben gehen. Wie so oft bin ich ja alleine unterwegs. Ich kämpfe um jeden Meter Höhe und schaffe es dann endlich die Einfahrt nach Olpenitz an Steuerbord zu lassen. Das war wieder mal knapp! 

In diesem Moment klingelt mein Handy. Meine Frau. „Guten Morgen, Schatz!“, schreie ich gegen den Wind. „Wie gehts dir?“ „Ich bin grad aufgewacht und liege noch im Bett“ Und so weiter…ein ganz normales Morgengespräch eben. Wenn ich nur nicht eben gerade dieses wilde Abenteuer bestanden hätte. „Und wie geht‘s die so?“ „Ja, ich kämpfe gerade etwas mit Rasmus, aber ist grad alles gut. Ein wenig windig…ich muss jetzt auch aufhören!“ „OK, pass auf dich auf“. Ich schmeisse das Handy an seinen Platz unter der Sprayhood, während der Bug tief in eine Welle stampft und ich von oben bis unten geduscht werde. Und denke an den langen harten Ritt nach Kiel, der mir nun noch bevorsteht. Und irgendwie finde ich es schräg, das man mal eben so von Bett zu Boot telefoniert. Während der eine warm unter der Decke liegt und der andere um Boot und (ich übertreibe mal) Leben kämpft. Und während ich stolpernd und fluchend meine vollkommen durchnässten Sachen unter dem wild schaukelnden Deck wechsel, komme ich darüber aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Und habe irgendwie Sehnsucht nach dem warmen Bett.    

ADAC Marina-Portal erweitert seinen Service

Mitglieder-Bewertungen ergänzen ab sofort die Hafenbeschreibungen im ADAC Marina-Portal.

Screenshot Certosa

Ab sofort können auf dem Marina-Portal über 2600 Marinas und Sportboothäfen online bewertet werden. Was Skipper und Crews auf Törns über mehrere Wochen erleben, ist eine wichtige Ergänzung zu den regelmäßigen Berichten der geschulten ADAC Marina-Inspekteure und der Steuerradklassifikation.

Fünf Kriterien können die Skipper auf dem Marina-Portal bewerten: Hafenmeister/-büro Check-In/Check-Out, Serviceangebot für die Crew, Serviceangebot für das Schiff, Preis-Leistungs-Verhältnis und persönlicher Gesamteindruck. Zu jedem Kriterium können ein bis fünf Sterne vergeben werden. Aus den einzelnen Kriterien wird dann die persönliche Gesamtbewertung errechnet. Dabei werden alle Punkte gleich gewertet. Die Nutzer haben zusätzlich die Möglichkeit, ihre Bewertung zu kommentieren. Mit diesem neuen Angebot erweitert der ADAC seinen Service und bindet seine Mitglieder aktiv ein.

BewertungDer digitale Marinaführer wartet zudem mit 2600 Hafenbeschreibungen auf. ADAC Inspekteure haben bereits über 1400 Häfen besichtigt und klassifiziert. Zudem bietet er einen Revierführer, der kurz und prägnant alles Wissenswertes rund um die Planung eines sicheren Törns auflistet. Dazu gehören nautische Besonderheiten, Einreise-, Sicherheits- und Zulassungsregelungen und Informationen zu Sportbootführerscheinen in 20 europäischen Ländern. Ergänzt wird das Angebot durch elektronische Seekarten und einen Ratgeber, zum Beispiel mit Tipps zur Bootscharter, dem Gebrauchtbootkauf oder zum Bootstransport.

Die Perle

Seit ich denken kann ist Sylt meine Lieblingsinsel. Weite Strände, Dünen, blühende Heide und Meeresrauschen. Schöner kann es eigentlich nicht werden. Oder doch? In den kommenden Tagen würde ich eines Besseren belehrt werden und eine Insel entdecken, die von ihren Insulanern ganz unbescheiden als die Perle der Nordsee genannt wird.

p1080067

Drei Häfen habe ich auf Sylt besucht. Mittlerweile bin ich in Hörnum und plane die Insel zu verlassen. Auf zu neuen Ufern. Um den Nervenkitzel etwas zu erhöhen geht es heute das erste Mal mit Nonsuch durch ein Wattfahrwasser. Das heißt, ich folge einem Fahrwasser, auf dessen Grund bei Niedrigwasser Touristen von Föhr nach Amrum wandern und die Möwen hin kacken. Es geht also mitten zwischen den Inseln hindurch. Bei mittlerem Hochwasser sollen dort allerdings etwa 1,80m Wasser stehen. Doch wie breit wird das Fahrwasser sein? Sind die Pricken gut sichtbar und ausreichend? Meine Planungsmaschine läuft auf Hochtouren. Am Ende sollte allerdings alles ganz entspannt werden.

Auch heute hält die bullerige Mordsee sich zurück und feinstes Sommerwetter mit einer leichten Backstagsbrise begleiten mich auf dem Weg zum Anfang der Prickengasse. Wider Erwarten lassen sich die junge, dünnen Birkenstangen gut am Horizont ausmachen. Eigentlich sogar zu viele davon, denn die Reihenfolge erschließt sich nicht sofort. Navigatorische Luxusprobleme. Und außerdem ist der Anfang eines Prickenweges immer mit einer Doppelpricke bezeichnet. Und wie beim Bindfaden ergibt sich der Rest wie von selbst wenn man den Anfang gefunden hat.
Für den Anfang taste ich mich mit dem Motor ran und fahre die Pricken sauber aus. Immer schön mit etwa 10m Abstand gleiten die Stangen an mir vorbei. Langsam werde ich entspannter und das Ganze beginnt mir Spaß zu machen. Die flachste Stelle passiere ich lehrbuchmäßig noch mit auflaufendem Wasser und schon bald bin ich wieder in einem der tiefen Priele die sich zwischen den nordfriesischen Inseln wie Adern hindurchwinden und das Echolot sinkt deutlich. Könnt man echt häufiger mal machen…

p1080182
Viel zu schnell ist das kleine Abenteuer schon nach wenigen Meilen vorbei und der Hafen von Amrum taucht vor mir auf. Schon weitem sieht er so schön einzigartig aus wie die meisten Nordseehäfen, doch ahne ich noch nicht wie gut es mir hier gefallen wird….
Offiziell heißt die ganze Veranstaltung hier „Seezeichenhafen“. Die eine Hälfte bilden die Stege des Amrumer Yachtclubs und die andere wird vom Wasser- und Schifffahrtsamt mit seinem Tonnenleger, der von hier fast die gesamten nordfrisieschen Inseln mit Tonnen versorgt, dem Rettungskreuzer, einem Fischkutter und einem Ausflugsdampfer eingenommen. Dieses bisschen „echte“ Schifffahrt im Hafen sorgt für diese authentische maritime Stimmung in Häfen die ich so gern mag. Und stören tut das ganze auch nicht. Im Gegenteil: Nachdem ich mich hier eingelebt habe und nachmittags faul in der Pflicht liege, warte ich schon fast auf den Feierabend und damit die Ankunft des Tonnenlegers damit wieder etwas Leben im Hafen ist… Echt interessant übrigens immer wieder wie riesig die großen Tonnen sind wenn sie an Land liegen. Auf See hat man ja  von den Größenverhältnissen her manchmal das Gefühl man sucht einen bunten Kindereimer vom Strand…
Auch abgesehen vom Flair gefällt mir der Hafen. Sämtlicher denkbarer Service, Internet, Restaurant, alles da. Man liegt komfortabel an der Betonpier, deren gesamte Nordseite den Gästen vorbehalten ist, und so wird es hier nur im Hochsommer mal so voll, dass man mal ins Päckchen müsste. Am Betonsteg bleibt auch bei Niedrigwasser ein kleines bisschen Wasser stehen, der Rest des Bootes versinkt wie üblich im weichen Schlick. Mit Hochwasser ist der Hafen locker für Boote mit bis zu 2,40m Tiefgang geeignet. Der Kreuzer direkt nebenan hat schließlich auch 2,20m Tiefgang. Und wen ich immer noch nicht vom Trockenfallen in den Häfen überzeugen konnte, den soll noch eine weitere Story Mut machen mal einen Trip auf die nordfriesischen Inseln zu wagen: Hier in Amrum ist nämlich ein schön modernes Boot beheimatet. Eine Hanse 350 mit T-Kiel, tiefem Spatenruder und Saildrive. Und die versinkt ohne Probleme 2 mal im Tag, den ganzen Sommer lang im Dreck. Also gebt euch einen Ruck, es lohnt sich!?

p1090190

Nach einem entspannten Abend an Bord begleitet vom wunderbaren Geschrei der Wattvögel mache ich mich auf zur Inselerkundung. Als ich zurück am Hafen bin, werde ich mich komplett in Amrum verliebt haben. Und das obwohl ein Werbespruch auf Sylt „Schlafen könnt ihr auf Amrum“ lautet.

Schon auf der Seekarte erkennt man den riesigen Strand Amrums. Doch von der Promenade in Wittdün aus sieht das Ganze eher aus als stünde man mitten in der Wüste. Die Wanderer am Ufer kann man nur mit dem Fernglas überhaupt erkennen. So einen Strand habe ich selbst als Nordseekind noch nie gesehen. Und so muss eine kleine Pause am Strand auch sein. Einfach nur im Sand sitzen, die Füße im kühlen San vergraben und dem Meeresrauschen lauschen. Kann es etwas entspannteres Geben?

So kann man es auch sehen....

So kann man es auch sehen….

Bevor ich allerdings zum Faultier werde mache ich lieber noch etwas Aktivurlaub und besteige den Leuchtturm der Insel. Am besten kann man sich einen Überblick über die Insel natürlich von oben verschaffen. Also gehts im Schweiße meines Angesichts rauf auf den Leuchtturm. Der ist nämlich mit 64m immerhin der größte an der Schleswig-Holsteinischen Westküste. Belohnt wird man für die Anstrengungen der über 200 Stufen mit einem grandiosen Ausblick über das gesamte nordfrisiesische Wattenmeer. Von Keitum auf Sylt, bis zum Festland, nach Hooge, Pellworm und Eiderstedt reicht der Blick bei guter Sicht. Schön schaut die ganze Insel von oben aus. Lange Zeit lasse ich den Blick von hier oben schweifen. Gibt ja auch unendlich viel zu entdecken. „Hier würden mich selbst ein paar Hafentage nicht stören, andere zahlen schließlich viel Geld um hier Urlaub zu machen“ geht mir noch so durch den Kopf, während ich die Wendeltreppen unter Mitnahme eines schönen Drehwurms wieder herabsteige und die Insel weiter erkunde. Leider wird meine Geduld dann bald auch auf die Probe gestellt…

Einhand über die Adria: Von Italien nach Kroatien. Palagruza.

Sechs Segelstunden von Italien und von den kroatischen Inseln entfernt: Palagruza taucht am Horizont auf.

Gibt es das wirklich? Gibt es unter den Inseln des Mittelmeeres eine, die vollkommen unbesiedelt ist und fernab liegt? Nein, nicht einfach nur ein unbesiedeltes, unbehaustes Eiland, das man allenthalben achtlos passiert wie in Kroatien oder Griechenland oder der Türkei? Sondern eine Insel, irgendwie weit weit weg von allem? Wo man vollkommen unerreichbar ist? Eine Insel, irgendwie aus Raum und Zeit und Handynetz gefallen?

Zwar kenne ich die Küsten Nordafrikas und ihre Inseln nicht. Die einzige Insel im Mittelmeer, die mir dazu einfällt und die das alles in sich birgt, die am Ende der Welt liegt, ist Palagruza.

Palagruza kennt jeder Segler dem Namen nach, der im Mittelmeer unterwegs war. Dort gewesen ist kaum einer. Wer im langen Winter vom nächsten Segelsommer träumt, wer in klirrend kalten Januarnächten daheim im Hafenhandbuch schmökert oder sehnsuchtsvoll den Finger über die Seekarte an der Wand gleiten lässt, kennt Palagruza.

Palagruza, nicht mal Stecknadelkopf groß, ein Pünktchen in der Seekarte:
Auf halbem Weg von der italienischen Gargano-Halbinsel zur kroatischen Insel Vis.

Palagruza: Die Insel dort liegt, wo eigentlich gar nichts anderes mehr sein dürfte als nur noch Wasser. Sie liegt mitten in der Adria, wo sie nicht sein dürfte. Ein langer Felsklotz mit nichts anderem drum rum. Das rückt Palagruza in die Liga der wirklich einsamen Inseln. Wie Tristan da Cunha zwischen Afrika und Brasilien mitten im Atlantik. Wie St. Helena. Wie die Amsterdam-Inseln auf halbem Weg zwischen Kapstadt/Südafrika und Hobart/Australien. Eine Insel inmitten von Nichts und Nirgendwo. So eine ist Palagruza.

Meine Reise beginnt an diesem Tag im September morgens um halb fünf in Vieste, dem Hafen ganz im Osten Italiens außen am Sporn des Gargano. In der Dunkelheit tuckert LEVJE aus dem kleinen Hafen. Noch im Hafenbecken, das  etwas tückisch ist, weil nach Süden und Osten um die Leuchtturm-Insel zu voll unmarkierter, unbetonnter Flachs und Untiefen, setze ich im Dunkel das Groß, was sich als richtig erweist. Denn kaum dass wir die Mole erreichen, setzt netter Westwind ein, wo sonst eher Nordwest oder Nordost blasen. Nun also Wind aus West. Ein seltenes Glück. Halber Wind, der uns in der Morgendämmerung schnell nach Norden und von Italien weg schiebt. Zum Glück. Denn über dem Gargano steht, wie seit Tagen schon, die große Gewitterzelle. Und sorgt keine zwei Stunden später dafür, dass Vieste hinter uns in einer dichten Regenwand verschwindet.

Der Westwind setzt kraftvoll ein und kommt anfangs mordswichtig daher. Keine eineinhalb Stunden später ists auch schon wieder vorbei mit dem Spektakel. Noch ein Häuchlein von drei Knoten ist übrig, was im Dunkel 22 Knoten war. Flaute. Also Motor an. Und losgeöttelt mit 4,7 Knoten Richtung Norden, Richtung Insel Vis.

Kurz nach Mittag taucht dann Palagruza am Horizont auf. Genau genommen besteht Palagruza aus vier Inseln: Vela Palagruza, das „große Palagruza“. Mala Palagruza, das „Kleine Palagruza“ und zwei, drei kleinere Inselchen. Klippen. Überspülte Riffe.

Vela Palagruza, die Hauptinsel, erstreckt sich über fast eineinhalb Kilometer, kaum 300 Meter breit. Eine breite Felsbank, die wie ein Riegel von Ost nach West daliegt und die Weiterfahrt nach Norden zu den kroatischen Inseln einfach versperrt. Ein Leuchtturm steht an der Westspitze der Insel auf einem Felskegel in fast 100 Meter Höhe. Den Leuchtturm erbauten um 1875 die damaligen Herren der Insel, die Österreicher, bevor die Insel 50 Jahre später an Yugoslawien kam. Man kann ihn auf zweierlei Arten erreichen, nämlich zu Fuß vom Kiesstrand die steile Treppe hinauf. Oder noch auf eine andere, spannende Art: Während ich mit LEVJE die Felsbank entlang motore, langsam, langsam, denn die Seekarte ist alles andere als genau und vor der Insel liegen gemeine Untiefen, entdecke ich unterhalb des Leuchtturms zwei Stahldrähte, die einfach parallel in ein Meter Abstand vom Grund des Meeres zum Fuß des Leuchtturms auf 100 Meter steil emporsteigen. Ein einfacher Stahlkorb, der daran hängt –  das Ganze ist eine einfache Seilbahn vom Meeresspiegel aus, die den Leuchtturmwärter gewagt, doch weniger schweißtreibend als die lange steile Treppe nach oben an seinen Arbeitsplatz bringt.

Die Landungsstelle. Ein kleines Kiessträndchen, das ebenfalls steil ansteigt. Keine Menschenseele. Nur ein paar Boote. Drei Bojen, die in der Dünung schaukeln. Der Strand des Papstes. Wer weiß denn schon, was Papst Alexander III. am 9. März des Jahres 1177 bewog, genau hier seine Flotte päpstlicher Galeeren Halt machen zu lassen. Trinkwasser? Gabs hier nicht. Verrichtung der Notdurft? Geht vom Galeerenheck besser. Romantik? War noch nicht mal erfunden, ebensowenig wie Burn-out. Er unterbrach hier seine Reise. Genau im Jahr seines Triumphes über den Deutschen Friedrich Barbarossa, der keine zwei Monate später im Norden unterliegen sollte.

Palagruza, 2016: Oben Im Leuchtturm kann man sich einmieten, lese ich im Internet: Ein Zimmer, ein Bad. Mindestens vier Ferienwohnungsvermittler bieten Palagruza an: „Wegen der Entfernung zur Zivilistation ist keine Verpflegung möglich… Auf Palagruza wird Ihnen eine besondere Möglichkeit geboten: Seien Sie für zwei Wochen Robinson, erholen Sie sich von der Zivilisation, geniessen Sie die Einsamkeit, finden Sie zu Ihrem neuen Selbst.“ Ob wir dem wirklich begegnen möchten? Das Ganze ist jedenfalls für die letzte Septemberwoche schon für 490 Euro zu haben. Danach: Ist Palagruza für fünf Monate nicht mehr zu buchen. Obwohl mit einem Klima wie Kreta ausgestattet, ist es wohl die Überfahrt, die in den harten Wintermonaten nicht mehr zu garantieren ist. Wer dort ist, kommt nicht mehr weg. Palagruza ist irgendwie ungezähmt.

Mala Palagruza, das „kleine Palagruza“

Vorsichtig motore ich wieder zurück, nach Osten. Ich versuche, die Durchfahrt zwischen Vela Palagruza und Mala Palagruza zu nehmen. Die Seekarte verzeichnet hier zahlreiche Klippen und Steine, nach zehn Minuten Herantasten breche ich den Versuch, dort hindurchzukommen, ab. Nicht, weil es unmöglich wäre. Sondern weil mir zum Navigieren in diesem Gebiet ein zweiter Mann fehlt, der vom Bugkorb aus einen sicheren Weg durch die Untiefen weist. Hier auf Grund zu laufen, mit meinem Schiff Bruch zu bauen, wäre fatal. Handy-Abdeckung ist hier draußen längst keine mehr, obwohl oben auf der Insel ein Mast aufragt. Im Falle eines Missgeschicks wäre ich ganz allein auf mich gestellt. Ich bin hier in echter Einsamkeit. So scheint es jedenfalls.

Manchmal schreibt das Meer Inszenierungen, die kein Buch, kein Oscar-gekrönter Film, keine Bühne zustandebringen könnte. Beschert Momente von unglaublicher Kraft und Schönheit. Keine hundert Meter weiter entdecke ich zwischen den Felsen ein winziges Schlauchboot. Ein Mann sitzt darin, nur einer, mit großem Strohhut. Der Himmel weiß, wie er sein kleines graues Schlauchboot vertäut, verankert hat am Grund in 10, 20 Meter Tiefe. In der Einsamkeit der Klippen sitzt der Mann mit dem Strohhut auf seinem Schlauchboot und hält eine Angel seelenruhig in der Hand. Sein Gefährt kippt und wippt in den Wellen. Er sieht nicht einmal zu mir herüber, unbeirrt blickt er in dem kleinen wackligen Gefährt auf die Wasseroberfläche, dorthin, wo seine Schnur in die Tiefe führt. Der Fischerkönig am See. Unwillkürlich denke ich an dieses Bild aus dem Parzival Wolframs von Eschenbach, in dem der unerfahrene rote Ritter zum ersten Mal dem einsamen Fischerkönig auf dem See begegnet, ihn aus der Ferne beobachtet. Der Fischerkönig in seinem Boot, allein draußen.

„Einen er im Schiffe sach,
den het an im alsolch gewant,
als ob im dienden elliu lant.“

[Einen sah er auf dem Schiff,
der war gekleidet
als wären ihm alle Länder Untertan]

Anfortas, der wissende, Anfortas, der verwundete Alte, der den Jungen auf die Probe stellen wird. Und der Junge, der versagt, weil er vergisst, die eine Frage zu stellen:

„Herre, wie wiret iuch?“
[Herr, was ist Euch geschehen?]

Langsam gleitet LEVJE weiter nach Osten, Richtung Landspitze, vorbei an überspülten Klippen und Felsen. Vorsichtig halte ich Abstand, folge der 30-Meter-Tiefenlinie, die hier keine 100 Meter von den Felsen der Insel läuft. Als ich mich nach einer Weile umdrehe, ist das Schlauchboot mit dem Mann unter dem Strohhut verschwunden. So wie die Burg Montsalvaesche, als Parzival sie am Morgen verlässt.

An der Ostspitze dann etwas, was aussieht, wie eine geschützte Ankerbucht. Soll ich? Eine Nacht auf der einsamen Insel? Ankern zwischen steil aufragenden Felsnadeln? Nein. Wer weiß, wie das Wetter wird. Und zudem: Ich habe mich nicht ordentlich abgemeldet daheim. Wenn ich mich heute Abend nicht melde, dann heißt das Schindluder treiben mit den Gefühlen derer, denen ich meine Ankunft auf der kroatischen Insel Vis für heute Nacht angekündigt habe.

Nein. Ich lege Ruder Kurs Nord, Richtung des 60 Seemeilen entfernten Vis. Das ich heute irgendwann um Mitternacht erreichen werde. Der Fischerkönig, der wird mich weiter begleiten.

Wenn Ihnen dieser Post gefiel:
Bitte unten Ihr Häkchen bei „Tolle Geschichte“ setzen.
Sie unterstützen diesen Blog, wenn Sie sich oben rechts mit eMail eintragen. 
Dann bekommen Sie jeden neuen Post bei Erscheinen.
Gerne auch über FEEDLY oder BLOGLOVIN
Dank!

Mare Più: heißt „mehr Meer“. 
Und wenn Sie mehr Geschichten 
über die Menschen am Meer lesen wollen:


Wie es ist, auf einem kleinen Segelboot
• Italien
• Griechenland
• Türkei
zu bereisen. Und in fünf Monaten: Von München nach Antalya zu reisen.

Jetzt lesen. Als eBook. Als Print. Hier bestellen.

Auch als Film:  



Im Download. Als DVD. Hier.

Sonntag, 16. Oktober 2016 20.15 Live im Kino
im Rahmen der Allgäuer Filmkunstwochen
im Filmhaus Huber, Bad Wörishofen.

Das sagt die Presse über Buch und Film:

„… ein Sehnsuchtsbuch par excellence.
Und ein echtes sinnliches Erlebnis.“
MÄRKISCHE ZEITUNG im Oktober 2015

„… eröffnet dem Weltenbummler ganz wunderbare Traumziele, auf die man 
bei üblicher Herangehensweise schwerlich gekommen wäre.“
YACHT im Mai 2015 

„Die Besonderheit des einstündigen Streifens ist seine Ruhe. 
Eine Ruhe, die der Film mit poetisch angehauchter Sprache und sinnlichen Bildern von Szene zu Szene eingehender vermittelt.“
SEGELREPORTER im Dezember 2015

„… ein schönes, ein gelungenes Werk, animierend und inspirierend.“
LITERATURBOOT im Juli 2015

„Absolut empfehlenswert!
Für Reisebegeisterte ist ‚Einmal München-Antalya, bitte!‘ definitiv zu empfehlen.“


RATGEBER.REISE. im Juni 2015