Der Fisch schmatzt
Der „Fisch“ ist die zentrale breite Mittelplanke im Deck © Leo Sampson
Der „Fisch“ ist die zentrale breite Mittelplanke im Deck © Leo Sampson
Die Malizia – Seaexplorer schwimmt nach 18 Monaten im Bau © Yann Riou /PolaRYSE
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Do.,21.Juli 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2972, 24.696 sm von HH
Im letzten Bericht habe ich geschrieben, dass Montag, der 18. Juli (übrigens genau der Tag an dem drei Monate Hallen-Standzeit zu Ende sind) aus Maler-Supervisor-Sicht vom Wetter her passend erscheint. Das ganze Wochenende hält der Wetterbericht Stand. Montag ist der Tag der Tage. Und richtig, als wir auf das Yard kommen, werden auch schon die Farbeimer in die Halle geschleppt.
Es ist zwar sehr kalt morgens – 8 Grad – aber bereits recht trocken. Nur 86 Prozent Luftfeuchtigkeit bei niedriger Temperatur. „Zwischen 11:00 und 12:00 Uhr geht es los“, verspricht Aaron.
Um 12:00 Uhr haben wir 80% Luftfeuchtigkeit. Die Spezifikation vom Hersteller sagt, 85% sind ausreichen. Wir sitzen wie auf Kohlen. Um 12:30 Uhr kommt Aaron und sagt zu unserem Entsetzen die ganze Aktion ab. Er besteht auf 75%! Und jetzt sei es auch sowieso schon zu spät, um überhaupt noch anzufangen.
Ich überlasse es Achim ihn zu beschimpfen. Er ist da weniger emotional und beherrscht Englisch deutlich ausgefeilter. Von mir wäre nur ‚bullshit‘ gekommen und das böse F-Wort.
Aber auch das hilft nichts. Der Tag ist gelaufen. Man wollte einfach nicht. Klar hätte die Mannschaft um 11:00 Uhr bei 82% starten können und in die 72%, die wir am Ende erreichen, hinein arbeiten können. Man wollte nicht. Wir sind machtlos. Sitzen am kürzeren Hebel.
Aber wenigstens eins hat Aaron verstanden, dass wir noch so einen „Beschiss“ nicht akzeptieren. Am Freitag, großes Kiwi-Ehrenwort, sieht das Wetter wieder gut aus und dann seid ihr dran, verspricht er uns. Und Ende Juli schieben wir euch endgültig aus der Halle.
Wir sind längst mit dem Deck fertig. Alle Sika-Fugen (sollte das Yard machen – Gelächter – haben wir selbst in die Hand genommen. Spart Nerven und natürlich Geld). Erst hatten wir etwas Angst, dass es krumm und schief wird, ist aber tatsächlich ganz gut geworden.
Die Fugen rechts und links vom Flexi Teek sind von uns – nicht schlecht, oder?
Alles ist wieder angebaut, was mal an Deck festgeschraubt gewesen ist. Außer der Ankerwinsch. Auch so eine Geschichte. Um die Winsch gerade an Deck anzubringen, braucht Achim ein dickes Teak-Brett als Unterfütterung, um die Rundung des Decks auszugleichen. Eines Tages stiefelt er dafür zum Holz-Arbeiter des Yards. „Habt ihr einen Rest für mich, den ihr mir zu Recht sägen könnt?“ Der freundliche Mitarbeiter kommt freudestrahlend wieder: „Für 30 Dollar gehört das Stück dir.“ Achim schlägt ein und ruck zuck ist das Teak-Brett auf unsere Maße fertig gesägt.
Am nächsten Tag kommt Lance und druckst ein wenig rum. Der Preis sei zu niedrig, sie müssten 70 Dollar haben. Achim verzichtet. Aus Prinzip. Das Brett ist durch die Sägerei fürs Yard wertlos geworden, mag es auch mal mehr wert gewesen sein. Und wir sind kein Kunde, der nur 500 Dollar in der Bude ausgibt, aber trotzdem ist man nicht bereit, den kleinen Fehler des Mitarbeiters an uns weiter zu geben? Da kann man schon mal Prinzipien reiten …
Ein Brett beim benachbarten Holzhändler bekommen wir für 30 Dollar
Da wir nun aber mit dem Deck fertig sind, nicht im AirB&B abhängen wollen, suchen wir uns Arbeit. Ich werde in die letzten Ecken des Kahns gesteckt, um Verschönerungen vorzunehmen. Und bin bei der dritten Portion Bodenbretter zum Lackieren angekommen. Damit wären dann alle Bretter fertig lackiert. Ein Wunder. Nie hätte ich erwartet, dass wir das in der Halle fertig bekommen. Das ist die schöne Seite am Elend.
Achim hat angefangen, die Dieselheizung einzubauen, die wir bei den eisigen Temperaturen bestimmt gut gebrauchen können, falls wir jemals wieder an Bord wohnen sollten.
In welches Loch kann man die Crew noch stecken zum Lackieren? – hier die Backskiste
oder Bilge streichen
Alles, was sich abmontieren lässt, ist lackiert inzwischen – und immer schön die Wärmelampe vom Yard drauf halten mit Yard Strom – kostet nicht extra
Alle Bodenbretter fertig – 4 Lagen Hochglanz – 2 Lagen Seidenmatt
Und wir haben sogar schon mit aufräumen und putzen begonnen. Es sieht unter Deck einfach grauenhaft aus. Meine Schätzung sind zwei Wochen. Jeder Schrank, jede Dose, jeder Teller muss angefasst und abgewischt werden. Der Staub der des letzten Vierteljahr steckt in jeder Ritze, hinter jedem Bild. Pantry, Bad und halber Salon sind schon geschafft. Also bitte, nichts ist so schlecht als dass es nicht für etwas gut ist.
Und wenn Morgen das Kiwi-Ehrenwort eingehalten wird, dann sind wir Ende nächster Woche tatsächlich fertig und können auf ein sauberes Boot umziehen. Tschakka.
Und da Zeit im Überfluss vorhanden ist – es ist sogar schon alles poliert
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Orca querab: Bahnt sich da was an? © Youtube
Bevor es aufs Wasser geht, muss die Anreise für die Feva-Segler gemeistert werden © Klaus Dieter Seelig
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Am dicken Ende der Kielbombe steht der Neue: Nicolas Lunven © Yann Riou / polaRYSE
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Drei Außenborder mit bis zu 900 PS haben am Heck der neuen Jeanneau Merry Fisher 1295 Fly Platz. © Jeanneau
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Man könnte mich morgens um zwei aus dem Tiefschlaf rütteln, und ich könnte eine Liste meiner fünf schönsten Highlights im Norden Kroatiens herunterbeten. Meine Reihenfolge:
1. Cres-Stadt. Da fängt alles an!
Warum? Ich kann kommen, woher ich will: Im alten Stadthafen beginnt für mich jedes Mal wieder der Sommer. Obs an den blauen Markisen der Lokale um den alten Stadthafen liegt? Oder am Weg entlang der Badestrände Cres? Oder an den Gesichtern, die von den Kirchtürmen und Hauswänden in Cres herabschauen?
2. Krka-Wasserfälle. Der größte natürliche Aquapark der Welt.
Weil mich nach Tagen Salzwasser die Überfülle an sprudelndem Süßwasser jedes Mal von neuem überrascht und berauscht.
3. Kornaten. Die spröde Schönheit einer menschenleeren Mondlandschaft.
Es ist diese vollkommen abweisende, abgelegene Mondlandschaft, die mich immer wieder angezogen hat. Am liebsten erlebe ich sie in einer einsamen Bucht von Kornat. Oder ganz oben von der alten Festung aus dem 6. Jahrhundert auf der Insel Kornat, von wo man rundum den besten Fernblick hat.
4. Insel Susak – Paradies auf feinstem Sand.
Ihre geologische Beschaffenheit – eine 5 Meter dicke Schicht angewehten Lössands macht die abgelegen Insel und kleine Wanderungen immer wieder so reizvoll. Und ihren Bewuchs viel grüner als den aller anderen Inseln.
5. Über den Quarner.
Wenn man vom Norden kommt, ist die Wasserfläche des Quarner immer wieder eine nette erste Herausforderung auf dem Weg in den Süden. Warum man vor dem Quarner tatsächlich Respekt haben sollte, habe ich in meinem Buch beschrieben.
Das sind meine Highlights im Norden. Ich bin neugierig, was die Highlights meiner Leser im Norden Kroatiens sind. Schreib einfach Deine drei wichtigsten Highlights an [email protected]. Ich hoffe, möglichts viele machen mit. Das Ergebnis der Umfrage wird in einem der nächsten Posts vorgestellt.
Der entscheidende Moment: Die Malizia III erblickt das Licht der Segelwelt © Team Malizia
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Drei Seenotrettungskreuzer im Einsatz, ganz vorn die Hamburg © DGzRS
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Polyvalk, ausgerüstet mit Hubkiel und Gaffelsegel © Werft
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Sa.,16.Juli 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2968, 24.696 sm von HH
Vor unserer Auckland-Auszeit hat es das Boot-Yard tatsächlich geschafft Atanga umzubocken und die Front- und Heckpartie vom Kiel inzwischen auch mit Interprotect und Copper Coat zu streichen. So weit, so Fortschritt.
Der Bug aufgebockt – damit Interprotect und Copper Coat außerhalb der Mitte vom Kiel aufgetragen werden kann
Das Anheben und Ablassen von Atanga passiert mit Wagenhebern
Der vordere Teil schwebt – jetzt fertig bis zum Copper Coat
Am Freitag nach Auckland zeigt sich dann ein Wetterfenster am Horizont, um Interprotect (die wasserdichte Sperrschicht auf dem Rumpf) sowohl auf Atanga als auch auf der Ari B zu pinseln und zu sprayen: für Mittwoch sieht es großartig aus. Ein Wetterfenster deshalb, weil das Interprotect nicht bei Luftfeuchtigkeit über 85 Prozent aufgetragen werden darf – laut Hersteller. Das wissen wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht, sondern verlassen uns auf Aussagen, die man uns gegenüber trifft.
Eine Lage Interprotect wird gerollt, zwei Lagen gesprüht. Beide Schiffe sollen an einem Tag abgearbeitet werden. Das ist sinnvoll, weil wir uns dann die Kosten für die Reinigung der Spray-Anlage mit der Ari B teilen können.
Übers Wochenende und am Montag und Dienstag bleibt das Wetterfenster bestehen. Alle arbeiten auf Mittwoch hin. Beide Rümpfe werden in Folie gehüllt, damit das weiße Interprotect nur auf dem Unterwasserschiff landet. Bereits mit Copper Coat endfertige Bereiche werden abgeklebt.
Dienstag ist alles vorbereitet – Atangas Rumpf oberhalb der Wasserlinie mit Folie geschützt vor Farben-Sprühnebel
Am Mittwochmorgen scheint die Sonne. Hurra, besser könnte es nicht sein. Ich frage um 9:00 Uhr bei Lance, wann er meint, dass es los gehen wird. „Ich weiß noch nicht. Mein Computer sagt, dass die Luftfeuchtigkeit noch zu hoch ist. Nach der Frühstückspause um 10:30 Uhr treffe ich eine Entscheidung. Ich möchte, dass wir 70% Luftfeuchtigkeit haben.“ Ich denk noch so, dass er nicht im Internet schauen soll, wie die Luftfeuchtigkeit am Flughafen ist, sondern lieber das Werft eigene Hygrometer in der Halle aufstellen sollte, da kommt ein Arbeiter gelaufen und bringt das Teil.
Noch herrschen 87 Prozent in der Halle. Also warten. Kontinuierlich geht die Luftfeuchte runter. 80 Prozent, dann 74 Prozent um 11:00 Uhr. Kein Arbeiter, kein Lance lässt sich blicken. Achim fragt nach. Lance besteht auf 70 Prozent: „Wir brauchen nur einen halben Tag für die Arbeit, mittags kann es los gehen“.
Uns kommen Zweifel. Es hat ja noch nicht mal jemand die Eimer mit dem Interprotect angeschleppt. Wie wollen zwei Maler/Sprayer zwei Schiffe in der kurzen Zeit fertig stellen? Achim befragt einen der Maler, den er beschäftigt an einem Katamaran draußen auf dem Yard findet. „Interprotect sollte unter 85 Prozent Luftfeuchte gepinselt werden. Niedriger braucht es nicht zu sein. Lance ist kein Maler und mich hat er nicht gefragt. Sorry.“ Nee, nicht deine Schuld!
Ich befrage den zweiten Maler: „Sag mal, wenn ihr erst mittags anfangt, schafft ihr die zwei Schiffe überhaupt? Ist nur eine Frage, denn wenn ihr nicht mehr kommt, kann ich meine Bodenbretter lackieren.“ Mein Gegenüber druckst herum. „Du musst Lance fragen“. „Hab ich, hab ich, es geht mir nur um meine eigene Planung.“ Der junge Mann schüttelt den Kopf: „Nicht zu schaffen und außerdem ist heute das Wetter so gut, wir sind für Arbeiten draußen eingeteilt worden.“ Bäng!
Lance, dieser Gauner – oder feiger Hund. Da wurden wir mal richtig verarscht. Wir sind beide total sauer. Die Crew der Ari B nimmt unsere Informationen uninteressiert auf. Von der Seite ist keine Unterstützung zu erwarten.
Aber was können wir tun? Genau überlegt nichts. Lance ist der Yard Supervisor, der Werft-Leiter. Parallel dazu gibt es noch Aaron, ebenfalls Supervisor, zuständig für Abteilung „Farben, Interprotect, Copper Coat“. Wer mehr zu sagen hat, vermögen wir nicht zu raten. In jedem Fall kann man mit Aaron sprechen, diskutieren. Der junge Mann kann ganze englische Sätze formulieren. Lance kann das nicht. Lance grinst nur. Ein Vorwurf – Lance grinst. Eine Reklamation – Lance grinst. Achim meckert – Lance grinst. Ich spiele den Good Cop – Lance grinst. Unverbindlich, schwammig. Mit so einem Menschen kann man sich nicht verständigen. Wir beißen uns an diesem Grinsen die Zähne aus. Im Grunde seit Monaten.
Leider ist Aaron ausgerechnet an unserem Wetterfenster-Mittwoch krank. Unsere Vermutung ist, dass Lance nicht die Cojones in der Hose hatte, den Interprotect-Job ohne Aaron durchzuziehen.
Uns bleibt nichts anderes als uns in unser Schicksal zu fügen. Abends verlängern wir direkt das Air B&B in dem wir wohnen (bei Dina mit ihrer Küche bereit für eine Herz-Transplantation).
Ab Donnerstag – nach unserem Wetterfenster – sind schauderhafte Regenfälle mit Luftfeuchte von 95 Prozent und mehr angesagt. Ausnahmsweise stimmt die Vorhersage. Donnerstag und Freitag sind gelaufen. Wir bekommen von Aaron (ein Lichtblick) die neue Info, dass es nun wirklich am Montag los gehen soll, wenn das Wetter wieder besser ist. Im Augenblick soll es passen.
Wir hoffen, dass niemand einen Regentanz aufführt. Der Spaß ist zu Ende.
Das war unser Wetterfenster – grrrrrr
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