Kategorie: Blogs

Kroatien im November. Von Zadar nach Triest (3). Im Sturm.

Philipp, 28, Hörer unseres Segelmythen-Podcasts SEGELN IST MEER! schrieb: Wie ist Segeln im Winterhalbjahr im Unterschied zum Sommer? In den vorigen Posts gab ich erste Einblick in die bestimmenden Faktoren Helligkeit/Dunkelheit sowie Herbstwetter. Ich beschrieb meinen Allerheiligen ud Allerseelen auf See, doch der 3. Tag sollte alles toppen, was ich bisher auf See erlebt hatte…


Die meisten Menschen, die seit April an meinen Mittelmeer- und Kroatien-Wetter-Webinaren teilgenommen haben, kommen mit einer Frage im Kopf. „Was ist der beste Wetterbericht? Welches Wettermodell liefert mir den treffendsten Vorhersagen?“ Die Frage ist nicht falsch. Sie ist nur nicht zielführend. Sie ist eine Scheinfrage und führt zu Schein-Antworten, wie so vieles, worüber wir im Augenblick diskutieren. Sie ist nicht falsch, sie bringt nur niemanden weiter.

Ich beantworte diese Frage stets so: „Es kommt nicht auf den Wetterbericht an. Es kommt viel mehr auf dich an. Weißt du genau, was du zu tun hast, WENN es so kommt, wie der Wetterbericht sagt?“ Ich frage mich seit Donnerstag, ob ich das denn jederzeit weiß? Diese Frage klingt bis heute nach.

Der kroatische Wetterbericht las sich nicht schlecht für diesen ersten November-Donnerstag und nicht anders als WINDY oder PREDICTWIND, das sechs verschiedene Wettermodelle gegenüberstellt. Selbst wenn ich das pessimistischste Modell zugrunde legen würde (wie üblich für Kroatien das britische Wettermodell UKMO ;-)), gäbe es  
– Donnerstag Vormittag Südwest 20-24 Knoten, also beherrschbar. 
– Ab Mittag drehend auf Süd 24-26 Knoten. 
– Erst lange nach Einbruch der Dunkelheit Süd 33-40 Knoten. Aber um diese Uhrzeit wäre ich ja längst im Hafen. Das Wetterfenster würde mir locker reichen, ich würde spätestens Mittag irgendwo im Hafen sein. Ich sah den Wetterbericht. Ich sah nicht, dass die Wellen an diesem Tag so stark sein würden, dass sie am Nachmittag in Piran, wo ich hin wollte, meterdicke Felsblöcke aus dem Wellenbrecher an Land kugeln würden, als wären es Murmeln.

Pirans Riva, die Südpromenade am Spätnachmittag des 2. November. Auf ganzer Länge würde Gestein aus dem Meer Richtung Restaurants gewaschen. Etwa 2 Stunden vor der Aufnahme war ich im dicksten Sauwetter etwa eine Seemeile daran vorbeigesegelt. 

Um 7 Uhr morgens startete ich nach einer unruhigen Nacht in einer Bucht vor den Brioni-Inseln den Motor, holte den Anker nach oben, und setzte Vollzeug. In der Bucht war es ruhig, genau wie die PREDICT-Wind das angegeben hatten. Um 7.10 Uhr stellte ich den Motor ab, wir glitten unter Vollzeug nordwärts aus dem Schutz des Fazanski-Kanals nach Norden Richtung Rovinj.

Um 9.50 Uhr hatte ich Südost 6+, also deutlich mehr und etwa das, was die Modelle für den Nachmittag prognostiziert hatten. Ich tat, was man halt tun muss. Reffen. Was sonst. Also jeweils 1. Reff in Großsegel und in Genua. Das passt so für Levje’s Segeltragezahl, die eher klein ist.

Eineinhalb Stunden später, gegen 11.50 Uhr wurde der Wind sehr böig, die Wellen steilten auf und warfen Levje nun regelmäßig aus der Bahn, wenn sie von achtern unter uns durchgingen. Eine gerade Kurslinie zu halten, war nun nicht mehr möglich. Um eine Patenthalse zu vermeiden, drehte ich kurz bei und nahm das Großsegel weg. Also weiter nur unter der gerefften Genua. Passt schon.

Gegen 12.30, irgendwo zwischen Rovinj und Umag, notierte ich im Logbuch: „Südost konstant 30-35 Knoten.“ Ich fuhr platt vor dem Wind. Seit zwei Stunden standen ich nun selber am Steuer und kurbelte wie ein Wilder, damit Levje nicht ausbrach, sobald eine Welle unter uns durchging. Und ich versuchte, exakt die 30 Meter Tiefenlinie zu halten, weil ich beobachten konnte, wie die Wellen in Richtung Ufer deutlich schneller brachen als draußen auf See. Die 30-Meter-Linie, das war mein Garant. Ich war in Irland schon einmal bei eine Südwest-Starkwind in den Kilometer breiten Mündungstrichter des River Suir eingelaufen und hatte erlebt, dass selbst das nicht reicht. Eine von achtern durchgehende Welle war auf über 30 Meter Wassertiefe unter uns durch und hatte uns trotz Segel und Motor so herumgeschleudert, dass mein Topf mit Suppe vom kardanisch aufgehängten Herd quer durch den Salon noch vorne ins Vorschiff knallte. Brechende Seen: Sie sind die eigentliche Gefahr bei diesem Wetter.

Novigrad kam in Sicht. Ich dachte kurz darüber nach, ob ich den Hafen anlaufen sollte. Er wäre geschützt, wenn ich einmal drin wäre. Aber ich verwarf den Gedanken. Der Wind weht mittlerweile aus Süd und damit auflandig auf die nach Nordnordwest laufende Küste. Die Hafeneinfahrt war 10 Meter tief. Aber der Blick seitwärts auf die brechenden Wellen sagte mir, das lieber bleiben zu lassen. Eine einzige brechende See in der Einfahrt, die ich durch meine Kurbelei am Ruderrad nicht mehr würde aussteuern können, würde uns einfach wegwaschen, wenn es dumm liefe. Also weiter.

Weiter am Ruderrad stehen. Weiter kurbeln. Weiter versuchen, die Wellen von achtern auszusteuern, weil ich genau nach Nordnordwesten musste. Hinauf, wo zwei Stunden entfernt Kap Savudria lag und die Küste nach Osten Richtung Triest zurückspringen würde. Wäre ich erst um Piran herum, wäre alles vorbei. Dachte ich jedenfalls.

Um 13.15 Uhr bewegt sich der Wind fast konstant zwischen 30 und 40 Knoten. Das Meer legte sich in schaumige Streifen, die anzeigen, dass ich jetzt in Windstärke 7 unterwegs war. Ich hatte jetzt das 2. Reff in der Genua – also würde ich jetzt das dritte Reff einbinden müssen. Aber so, wie ich das immer machte, würde das nicht funktionieren bei der Windstärke. „Bau jetzt bloß keinen Scheiß!“ Denn wenn ich einfach loswürfe, würden sich im Nu die Schoten vertörnen. Das Segel würde ungeheuer Schlagen und könnte allein durch die unkontrollierte Bewegung einreissen. „Ten Seconds for ten Minutes“, das habe ich aus meinen Gesprächen mit den Bergrettern gelernt. Ich dachte nach, wie ich reffen könnte, ohne mein Vorsegel zu beschädigen. Ich ging von meinem vorlichen Kurs etwa 30 Grad in den Wind. Hielt hinaus, weg vom Land auf die offenen See. Fierte die Genuaschot so viel, dass gerade noch Spannung im Segel war und das Boot Kurs hielt. Und rollte dabei vorsichtig per Reffleine die Genua Stück für Stück ein. Es klappte.

Um 14 Uhr kam Kap Savudrija voraus ins Sicht. Der Wind überschritt nun regelmäßig die 40-Knoten-Grenze. Nein, ich war alles andere als cool. Ich fragte mich seit zwei Stunden, wie ich es bei den Wellen schaffen sollte, soweit nach Norden zu kommen. Es ging nicht anders, die Häfen im Osten waren mir versperrt. Ich war längst darüber hinaus, das Gefühl zu haben, ich könnte irgendwas beeinflussen, hätte irgendetwas unter Kontrolle. Alles was ich tun konnte, war selber am Steuer zu stehen und wie ein Blöder am Rad zu kurbeln, wenn uns wieder irgendweine blöde Welle von achtern wie ein Spielzeug aus dem Kurs warf.

Um Savudrija musst ich jetzt rum. Aber es war, als würden die Wellen spüren, dass es flacher wurde. Sie brachen jetzt häufiger. Eine detonnierte mit einem lauten Knall genau in unserem Heck und wusch 5 Eimer Seewasser von hinten ins Cockpit. Ich hatte noch keine Zeit gehabt für meine Schwerwetterhose, macht nichts, jetzt ist halt die Hose nass, aber hej, es ist doch klasse! Der Jugo ist doch warm.

Wie man gegen die Angst vorgeht? Sarkasmus hilft, genau wie dieser. Selbstgespräche helfen. Ich bin ja allein an Bord, also kann ich nur mit mir reden. Und das ist bei Angst keinesfalls die schlechteste Methode. Um gegen meine Angst vorzugehen, und weiter voll konzentriert am Rad zu bleiben, packte ich aus, was ich an Mitteln und Methoden wusste. Alles, was ich bisher getan hatte, meine Bücher mit Bergrettern und Seenotrettern, meine Übersetzung des Buches STURMTAKTIK, alles hatte irgendwie kleinste Spuren in mir hinterlassen, die mir jetzt weiterhalfen. 

Ich erzähle nun nicht mehr, dass ich mir eine Stunde Zeit ließ, um in weitem Abstand Kap Savudrija zu runden. Dass ich versuchte, auf der dreißig Meter-Linie zu bleiben, um nicht in die brechenden Seen vor dem Kap zu geraten. Ich erzähle nicht, dass dort, wo ich gedacht hatte, ich wäre da endlich rum um die Ecke der Starkregen einsetzte, gerade so, um mir alle Sicht zu nehmen.

Um 15.20 Uhr erreichte ich den Hafen von Izola, meinem langjährigen Heimathafen mit meiner früheren Levje. Ich wusste, auch dort würde der Süd hart wehen. Aber er käme von den Hügeln herunter und aus dem Hafen heraus statt auflandig darauf zu. 

Wäre ich, wenn ich all das gewusst hätte, nicht losgesegelt? Ich weiß es nicht. Wir Menschen sind dazu verdammt, zu lernen. „Research? Ist immer Me-Search“. Ich habe so viel neues gelernt für mich in dieser Situation. Dinge wie 
„Warum es leichter ist bei 7 Beaufort zu steuern als bei 6 Beaufort, aber weitaus tückischer.“ 
Wie ich anders reffe. 
Wie ich beidrehe, um richtig beizuliegen. 
Ich habe gelernt, welche Mittel es gegen die eigene Angst gibt. Wie ich, der ich kein mutiger Mensch bin, weiter funktioniere, wenn es darauf ankommt. 
Ich habe gelernt, was ich nicht mehr lernen musste: Dass Levje, mein Schiff weit besser ist als sein Skipper.

Um alle diese Erfahrungen drehen sich meine kommenden Online-Seminare: WETTER IN KROATIEN am 9. November und in mein STARKWIND-Webinar am 30. November.

Im nächsten Post: Izola. Bei Sturm ist der Hafen ein sicherer Ort?

Bilderrätsel KW 44 – Wo ist es?

Dordrecht, die älteste Stadt der Niederlande und so wunderschön. Cafés, Plätze, alte Gebäude und überall Wasser. Die Gewässer um Dordrecht sind die am stärksten befahrenen in ganz Europa. Hier gibt es immer etwas zu sehen. Und die Prins Claus Brücke. Glückwunsch an alle, die das gewusst haben.

Die Prins Claus Brücke in Dordrecht

Wir machen mal eine Gewinnpause. Darum erhöhen wir den Schwierigkeitsgrad. Nun sind die echten Cracks, die Niederlandeexperten gefragt. Sind Sie so einer? Dann her mit der Lösung an [email protected] !

Übrigens: Sie lesen dies und denken: Oh, da könnte mein Unternehmen doch mal für eine Weile einen Preis spendieren? Etwas, das mit Wassersport und/oder den Niederlanden zu tun hat. Auch dann schreiben Sie an die obige Adresse. Danke!

 

Het bericht Bilderrätsel KW 44 – Wo ist es? verscheen eerst op Stegfunk.de | Wassersport. Holland..

Erster Eindruck von Australien und die ‚Down Under Rally‘

05.Nov.23, Australien/Bundaberg, Tag 3445, 28.812 sm von HH

Erster Eindruck: ganz schön trocken! Straßengrün und Wiesen sind braun. Schlimmer als am Ende eines sehr trockenen Sommers in Deutschland. Und dabei hat hier der Frühling gerade erst begonnen. „Kein Regen seit drei Monaten“, bekommen wir zu hören. „Zu warm für die Jahreszeit. Die ersten Buschbrände sind ausgebrochen.“

Zweiter Eindruck. Ganz schön platt! Der Hafen in dem wir liegen, nennt sich zwar Port Bundaberg Marina, aber  Bundaberg ist tatsächlich zwanzig Kilometer entfernt. Bis zum nächsten Ort sind es zwei Kilometer. Burnett Heads ist ein kleines Nest mit einem Supermarkt und Apotheke. Die Strecke dorthin ist einfach. Glatte Betonfahrradwege etwas abseits der Landstraße ohne den kleinsten Hügel. Mit Meerblick. Sehr schön, trotz braun verbranntem Grün.

Braun und platt

Der Burnett River – Zufahrt zur Marina

Burnett Heads – Leuchtturm

Das Dorf ist überraschend nett. Ein kleines Café sieht einladend aus, in einem Imbiss gibt es Pies und Burger für wenig Geld. Der Supermarkt hat eine brauchbare Auswahl.
Mitten im Ort stehen die ersten Känguru-Warnschilder. Wir sind verdutzt. Hier am Meer wird es ja wohl keine Kängurus geben? Albern, diese Schilder.

Die berühmten Känguru-Warnhinweise in Australien

Wir schlendern durch den Ort. Ein Ibis sucht sich im Gras etwas Fressbares. In einem Baum hüpfen kleine Papageien oder Loris, die nicht mitspielen beim Fotografieren.  Dafür zeigen sich rosa Kakadus kooperativer. Ungerührt von uns suchen sie unter einem Baum nach Futter.

 

Freundliche Atmosphäre in Burnett Heads

Ibisse laufen durch den Ort und Vorgärten

Der Rosa Kakadu – mit kleinerer Haube als der Weiße Kakadu

Und dann sitzen sie da. Zwei Stück. Unsere ersten Kängurus. Wir gucken, sie gucken zurück. Wir schleichen uns vorsichtig näher. Für vorbeifahrende Autos klar ersichtlich: Touristen unterwegs in Burnett Heads. Von den Einheimischen hält keiner an für ein Känguru. Gewöhnlich wie für uns eine Eichhörnchen im Park. Wir sind jedenfalls begeistert.

Läuft in Down Under!

Super süß – das Östliche Graue Känguru – Größe 85 bis 140 cm

Ansonsten waren wir die letzten Tage gut beschäftigt mit Rally-Veranstaltungen. Vor ein paar Wochen sind wir Mitglied der jährlichen „Down Under Rally“ geworden.  Diese Rally lockt mit diversen Veranstaltungen, guten Gewinnen und Rabatten bei örtlichen Schiffausrüstern und in der Port Bundaberg Marina. Wir werden zwar erst in einem Jahr wieder segeln, aber schnell war ausgerechnet, dass sich die Rally-Startgebühr (450 Euro pro Schiff) auch finanziell für uns lohnen wird.
Es werden für alle Crews die Kosten für die Biosecurity übernommen. Die Kontrolleure sind viertelstundenweise für ihren Aufwand zu bezahlen und eine Anfahrtspauschale wird fällig, so endet man schnell bei 300 Euro und mehr.
Für die ersten drei Monate bekommt Atanga 10 Prozent Rabatt für ihren Parkplatz und so weiter. Einen Hauptpreis haben wir zwar nicht gewonnen, aber immerhin einen tollen Revierführer, den wir gut gebrauchen können im nächsten Jahr.  Cool!

Abgesehen davon waren die Seminare gut gemacht. Viele Informationen über das Revier, Land und Leute. Abends gab diverse Treffen mit Cocktails, Didgeriedoo und Fingerfood. 66 Boote haben sich dieses Jahr eingeschrieben. Zwei Crews kannten wir sogar bereits: Venture Lady und Barracuda aus England. Zum ersten Mal in Papeete getroffen und wieder gesehen in Neuseeland. Venture Lady stand sogar mit uns auf dem Yard in Norsand. Kleine, große Seglerwelt. Nette Bekanntschaften sind dazu gekommen.
Unsere Empfehlung, wer nach Australien kommt mit dem Boot – nach Bundaberg – sollte Rally Mitglied werden. Es lohnt sich.

Weißer Rauch reinigt den Geist und die Seele

Rally Veranstaltungen unter freiem Himmel – tagsüber gute 27 Grad – abends wir es Pullover kühl

Willkommen in Australien von der Rally

P.S. Gestern haben wir unser Auto übernommen. Alles hat reibungslos geklappt. John und Suzanne haben sich als sehr großzügig erwiesen: Beide Tanks (unser Neuer hat einen extra Tank – das ist prima für lange Strecken) waren voll getankt – 159 Liter!
Und Suzanne hat Achim einen Schlafanzug für mich mit gegeben. :mrgreen: Ihr sei er zu klein. Nagelneu und nie getragen und mir würde er bestimmt passen.
Herzig, diese Australier. Läuft in Down Under.


8

Größtes Zertifizieruzngsbüro für Binnenschiffe verliert Zulassung

Diese sogenannte Akkreditierung erhält man in den Niederlanden vom Raad voor Akkreditatie RvD. Der hat schon vor Monaten auf Unregelmäßigkeiten beim NBKB hingewiesen. Fünf Monate hatten die Zertifizierer daraufhin Zeit, die Probleme abzustellen. Das ist wegen „Umständen“, so die Pressemitteilung des NBKB, nicht erfolgt. Die Folge: Der RvD hat die Zulassung zur Durchführung von Inspektionen an Bord zurückgezogen.

Die Folge davon: Etwa zwei Drittel aller Zertifizierungne wurden vom NBKB durchgeführt. Die anderen Büros sind nicht in der Lage von heute auf Morgen die schiere Menge an Zertifizierungen zu übernehmen. Dadurch werden einige Zertifikate von Schiffen auslaufen, auch wenn die Schiffe an sich in Ordnung sind. Es fand schlicht keine neuerliche Zertifizierung statt. Das ist ein großes Problem, auch für die Braune Flotte.

Zu den Ursachen wird von allen Seiten geschwiegen. Hinter vorgehaltener Hand aber wird vermutet, dass der Verlust der Zulassung mit dem Bericht des OVV, des Onderzoeksraads voor Veiligheid, zum Unglück auf der „Risico“ und den Folgen davon zusammenhängt. Darin war von großen Problemen bei der Zertifizierung der Schiffe der Braunen Flotte die Rede.

Ob das NBKB binnen weniger Tage oder Wochen oder vielleicht nie die Zulassung wiedererlangt, ist indes unklar. Klar aber ist, dass dieses neuerliche Chaos nicht dazu beiträgt, das verlorene Vertrauen in die Branche und die Machenschaften rund um die Zertifizierung von Schiffen zurückzubringen.

Weiterführende Infos zum Thema stehen hier.

Het bericht Größtes Zertifizieruzngsbüro für Binnenschiffe verliert Zulassung verscheen eerst op Stegfunk.de | Wassersport. Holland..

Kroatien im November. Von Zadar Richtung Triest. (2)

Philipp, 28, Hörer unseres Segelmythen-Podcasts SEGELN IST MEER! bat vergangene Woche um Infos über Segeln im Winter-Halbjahr. Und die Unterschiede zum Sommersegeln. Im vorigen Post gab ich einen ersten guten Einblick in die Gegebenheiten und beschrieb meinen Allerheiligentag auf dem Meer von Zadar nordwärts, wo ich in Susak ankern wollte. Doch daraus sollte nichts werden…

Die Greben – ein 2 Seemeilen langer und gerade mal ein Fußballfeld breiter Felsrücken auf dem Weg nach Norden.

Am Nachmittag dieses zweiten Tages hatte sich das Licht verändert. Irgendwo auf Höhe der Greben, dem markanten Saurier-Rücken östlich der Insel Premuda, hatte sich der Himmel bewölkt. Das Licht war fahl geworden, Allerseelen-Friedhofswetter über den nördlichen Inseln Kroatiens. Der Wind war lange vor Susak eingeschlafen, Levje brummte unter Motor nach Norden. Wie geplant lag um kurz vor 17.00 Uhr der Hafen der Insel Susak vor mir. Aber anders als im Sommer lag die Insel an diesem frühen November-Abend irgendwie trostlos da. Trostlos. Einsam. Und ungastlich. Ich beschloss, weiterzufahren.

So sehr wir dazu neigen, unser Gehirn als einen vollkommen rational vorgehenden Denkapparat zu betrachten, so wenig stimmt das. Unser Gehirn schickt unsere Gedanken auf eine eigene Reise. Lässt uns unsere Entscheidungen treffen aus Gründen, die alles andere als rational sind. Und manchmal richtiger sind als jede rational begründete Entscheidung.

Ich blickte kurz in den letzten Wetterbericht, verglich die verschiedenen Wettermodelle für die kommenden Tage auf PREDICTWIND, wie ich es auch in meinem Webinar getan hatte. Für heute Abend Südwest 13-15kn. Morgen ab 7.00 Uhr Südwest 20 Knoten. Und dann ein Zeitfenster bis 11 Uhr wo der Wind auf Südwest 25 Knoten klettern würde. Ein Zeitfenster, das sich spätestens am Nachmittag schließen würde, wenn der Wind auf Windstärke 7 und am Abend auf 8 gehen würde. Mein Plan war, In Susak übernachten und morgens um halb sieben mit dem ersten Licht los und in vier Stunden den offenen Meeresarm des Kvarner hinter mir lassen, um mich dann vor dem Sturm in Pula zu verkriechen. 

Aber irgendwie schien mir das alles „auf Kante genäht“. Es würde ungemütlich werden auf dem Kvarner, wenn der Starkwind nicht erst um 10, sondern schon früher einsetzte. Ich beschloss weiterzufahren und den Kvarner noch in der anbrechenden Nacht hinter mich zu bringen. 

Doch so einfach ist das im Leben ja oft nicht. Beim Routinescheck der Lichter in der Abenddämmerung fiel mir auf, dass die Batterie trotz laufender Maschine nicht mehr geladen wurde. Ich ließ Levje weiterlaufen unter Segel, stellte die Maschine aus. Und beschloß, mir den Keilriemen mal näher anzusehen, den ich seit Tagen argwöhnisch beäugte. Er war tatsächlich auffällig dünn geworden, sah zwar intakt aus. Aber beschloss, ihn dennoch mal testhalber auszubauen und durch einen neuen zu erstzen. Ein kurzer Blick draußen, ob alles frei vor mir ist. Dann holte ich Arbeitshandschuhe, Schraubenschlüssel und tauschte den Keilriemen gegen einen neuen, ich habe immer zwei dabei. Nach 10 Minuten war das 

erledigt. Die Batterie saugte sich nach dem Start der Maschine fast genüßlich mit Strom aus der wieder laufenden Lichtmaschine voll. Keine Minute zu früh. Susak lag hinter uns. Der Wind frischte auf. Ich musste mich nun in der Dunkelheit um mein Schiff und die Segel kümmern. Wir schoben beachtlich Lage und schossen mit 7-8 Knoten in die Schwärze über dem Kvarner.

Wo blieb bloß der Mond? Vor meiner Reparatur hatte ich mir den Mondaufgang aus dem Internet geholt. 19.05 Uhr sollte er über Pula aufgehen. Aber statt des Mondes zeigte sich nur ein Blitz im Nordosten über Cres. Wieso ein Blitz? Die hatten doch kein Gewitter vorhergesagt?

Ich prüfte die Situation auf www.blitzortung.org. Tatsächlich hatte die Website drei Blitze über Cres erfasst. Der Mond zeigte sich immer noch nicht. Aber dafür mehr Blitz. Sie waren nun rechts und links von mir und erhellten die Nacht, je näher ich dem Leuchtturm von Porer kam. Eineinhalb Stunden später hatte sich der erste Blitz zu einem gewaltigen Gewitter ausgewachsen, das bis zur Insel Lastovo vor Südkroatien reichte:

„Mist. Wir haben hier Gewitter!“ schrieb Tatjana. Sie lagen mit ihrem Katamaran, der Goere, im Norden der Insel Hvar. „Ich weiß“, schrieb ich Tatjana zurück, „ich hab den ersten Blitz der Front vor zwei Stunden gesehen.“Tatjana schickte nur ein Icon mit Händen, die vor einem Gesicht zusammenschlugen. 

Jetzt nur schnell drunter durchgehuscht, bevor mich die Böen in den Untiefen um den Leuchtturm von Porer erwischen. Ich schlich in der Dunkelheit in ungewöhnlich weitem Bogen um die unsichere Gegend. Dann setzte Starkregen ein, der vom Norden gegen die Sprayhood prasselte. Ich dachte an den alten Spruch, der bislang immer stimmte auf dem Meer im Gewitter:

„Kommt der Wind vor Regen,
Skipper kann sich schlafen legen.
Kommt der Regen vor Wind,
Skipper: Birg‘ die Segel geschwind.“

Ich rollte im Starkregen die Genua ganz dicht ein. Dann setzte ich ins Groß ein zweites Reff. Keine Minute zu früh. Ein harter Puster aus Norden kam. Beeindruckte 5 Minuten. Dann waren Regen und Böen mit einem Schlag vorbei. Und dann zeigte sich endlich auch der Mond. Er war – fast noch als Vollmond -tatsächlich um 19.05 Uhr aufgegangen. Aber die Wolken, die zuvor am Nachmittag für fahles Licht gesorgt hatten, hatten auch sein Licht vollständig geschluckt. Erst die Wetterbesserung nach dem Gewitter ließ die Nacht hell werden. Zumindest sah ich jetzt voraus, wo Levje nun hinfuhr.

Gegen 22.00 Uhr erreicht ich die Bucht von Valbandon östlich der Brioni Inseln. Sie ist mein ständiger Nacht-Ankerplatz, weil dort ein Fluß mündet und der Boden lehmig ist und gut hält. Ich dachte, ich werde dort eine ruhige Nacht verbringen. Aber daraus wurde nichts. So schön das Licht am Morgen war: Es wurde eine unruhige Nacht. Erst dieser Tag sollte zeigen, wie richtig es war, die Nacht durchzufahren und den Kvarner hinter mich zu bringen. Aber darüber, wo das wirkliche Abenteuer dieser Tage begann, schreibe ich im Teil (3).

 

Sturm im Anmarsch – des einen Leid….

Das ist schon ein ordentliches Ding: Sturm Ciaran trifft auf Europäische Küsten. Der niedrigste Kerndruck dabei: 952 hPa. Das ist wenig und sorgt für mächtig Wind. Am heftigsten trifft es wohl den Nordosten Frankreichs und Irland. Dort sorgt der Sturm bereits für Verwüstungen, Windgeschwindigkeiten bis 110 Knoten haben die Modelle ausgespuckt. Heftig.

Viele Boote schon im Winterlager

Die Niederlande bekommen zwar auch eine Menge Wind ab, der aber weht aus Süd und entlang der Westküste und hat sich über Frankreich und England schon abgeschwächt. Hochwasser droht so nicht oder wenn überhaupt nur in Makkum und Hoorn, wo das Marker- bzw. IJsselmeerwasser hingedrückt wird. In Spitzen werden vor der Küste der Niederlande Böen bis 70 Knoten erwartet, die Windgeschwindigkeiten nehmen aber in Richtung Landesinnere schnell ab. In Enkhuizen werden Böen von 45 Knoten erwartet, Veere erwartet 54 Knoten in der Spitze. Das ist heftig. Viele Schiffe sind schon im Winterlager, bei denen, die darauf warten sind oft schon Segel und Sprayhoods demontiert. Gut, wenn gen Süden doppelte Leinen liegen. Am heftigetsen wird der Sturm in den Niederlanden zwischen Donnerstagabend und Freitag morgen. Dann nimmt der Wind ab.

Gegen-den-Wind mit dem Fahrrad?

Für viele ist das eine Horrorvorstellung. 310 Teilnehmer freuen sich jedoch darauf. Sie radeln ab Donnerstag um 12 Uhr 8,5 Kilometer über den Oosterscheldedam. Da wehen ihnen dann 30 Knoten Wind entgegen. Muss man wollen. Zumal der Wettbewerb auf normalen Hollandrädern ohne Gangschaltung stattfindet. Nur Rücktritt ist erlaubt, falls der Wind mal zu doll wird. Besondere Punkte gibt es für Nachhaltigkeit: Wer ein recyceltes Fahrrad, also eines das aus einer Gracht gefischt wurde, fährt, fährt in einer Extrakategorie. Recycelt ist auch der Kranz für den Gewinner. Der Komme vielleicht von einem Friedhof. „Verwelkt und braun, aber dafür umso mehr von Herzen!“ sagt der Veranstatlter des Rennens. Man muss sie einfach mögen, die Nachbarn…

Wir wünschen allen Eignern und Sturmbetroffenen alles Gute und den unverdrossenen Radlern viel Spaß!

Het bericht Sturm im Anmarsch – des einen Leid…. verscheen eerst op Stegfunk.de | Wassersport. Holland..

Kroatien im November. Allerheiligen von Zadar nach Susak. Ein Tag auf dem Meer.

Philipp, 28, Hörer unseres Podcasts SEGELN IST MEER schrieb vergangene Woche, wie das ist, im Winter zu segeln. Und was das ideale Mittelmeer-Revier für Januar wäre. In diesem Post werde ich versuchen, Segeln in Kroatien Anfang November zu beschreiben. Das ist zwar nicht Winter, gibt aber bereits jetzt einen ersten guten Einblick in die Gegebenheiten. 

Sonnenaufgang heute morgen um 06.45 Uhr in der Bucht Sutomiscica vor der Olive Island Marina auf Ugljan. Zum ersten Mal seit Ende September war mir kalt in dieser Nacht.

Mittwoch, 1. November, 06.30 Uhr. 

Ich schlage die Augen auf. Ein Hahn kräht aus dem Dorf herüber. Das Tuckern eines Fischers erinnert mich an etwas, ich brauche einen Moment, bis ich es habe. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, sagt mein schlaftrunkenes Hirn besserwisserisch. Es ist eindeutig fiter als der Rest von mir.

Durchs Skylight erkenne ich, wie fahles Licht die Dunkelheit verdrängt. Die Nacht ist vorbei. Jetzt, Anfang November, sie dauert lang. Gestern ging die Sonne vor Zadar um 16.45 Uhr unter. Das bedeutet: Wenn ich ankern will und noch sehen, wohin mein Anker fällt, sollte ich um 16 Uhr am Zielort sein. Sonst bleibt nur, den Anker aufs Geratewohl fallen zu lassen. Ich setze Teewasser auf im Dämmer und die kleine Cafetierra für einen Espresso. Kontrolliere den Batteriestand nach der Nacht, stelle ALi (mein Logbuch-Kürzel fürs Ankerlicht) ab, und mache mein Frühstück. Aufgequollene Haferflocken mit Birne und Bitterschokolade.

07.15 Uhr.

Während die Haferflocken dabei sind, sich aufzuplustern, setze ich mich als erstes hinters Logbuch und prüfe den Wetterbericht. Der kroatische Wetterbericht für 06.00 Uhr kämpft noch mit Zeitumstellung, ich bekomme nur den gestrigen Wetterbericht. Also dann die nächsten drei Tage in Windy und Windguru überprüfen. Dann ist der kroatische Wetterbericht plötzlich da, mein kleiner Liebling im Moment: Südwest und Südost-Böen 35-40 Knoten, ab Mittag Südost 8-18 Knoten, „stillend in der Nacht.“ Das sorgt für Heiterkeit. Ob der Meteorologe, der das schrieb, in Wirklichkeit eine Frau ist? Ich schiebe den Gedanken beiseite. Aber es scheint mir worttechnisch von Vorteil, statt der zwei Worte „abschwächend auf“ das Wort „stillend“ zu verwenden.

Danach sind WINDY und PREDICTWIND dran. Der Kroatische Wetterdienst METEO.hr kuckt nur 24 Stunden weit. Die anderen beiden sehen, dass der nächste Südost schon am anrollen ist. Ab morgen

Donnerstag Mittag über dem Kvarner Südost, ansteigend auf 6-7 bft. Will ich vorher durchschlüpfen und über den Kavrner drüber, muss ich heute 45 Seemeilen fahren. Und morgen sehr früh aufstehen.

Also los. Aufräumen. Abwaschen. Müll rausbringen. Die Spuren der Nacht beseitigen. Auf einem Boot vor Anker geht es am Morgen auch nicht anders zu als daheim.

Während ich herumhantiere und vom Espresso nippe, denke ich an den letzten Südost. Vorgestern war heftig. Für die Nacht von  Montag auf Dienstag kündigte der kroatische Wetterdienst auf meteo.hr lapidar, wie es sein Art ist, Südost-Böen 35-50 Knoten. Nicht stillend.

Er irrte sich. In der Spitze zeigte Levjes Windmesser um Mitternacht nur 45,6 Knoten. Ich war Montag früh am Morgen um 08.30 Uhr von der Zlarin-Bucht vor Sibenik platt vor dem Wind losgesegelt. Der Südost steigerte sich von 15 Knoten um 9.00 Uhr auf 20 Knoten um 11 Uhr, um 12 Uhr auf 26 Knoten. Vor Murter war ich gegen 13 Uhr, da zeigte der Windmesser 30 Knoten an. Wahrer Wind. Und da blieb er dann auch für die nächsten vier Stunden. Levje trug noch immer Vollzeug platt vor dem Wind, Ground Speed 7,5-10,5kn. Ich dachte daran, dass es nun wirklich Zeit wäre, zu reffen. Begann in voller Fahrt, vorsichtig erst die Genua auf Fock-Größe zu verkleinern. Fuhr eine Halse, drehte bei, um zum Reffen

ausreichend Ruhe zu haben. Das mit der Ruhe war relativ. Vor Murter wird das Meer flacher. Die Wellen steilten sich auf, weil sie den Grund spürten. Das „Murtersko More“, das Meer vor Murter, hat sich mir bleibend eingeprägt genauso wie später die Ecke vor Biograd, wo die Wassertiefe nur noch 10 Meter beträgt. 

Danach war es herrliches Segeln. Weil die Genua vor dem Wind nur noch killte, nahm ich sie weg und fuhr unter gerefftem Groß. Das ging flott voran. So böig der Wind auch zwischen 4 und 7 bft blies, er wich nicht ein Grad aus seiner Richtung ab. Also stand ich selber am Ruder, 7 Stunden, um unter Autopilot keine Patenthalse zu bauen und lief um 15.30 Uhr in Sukosan ein, um eine ruhige Nacht zu haben. Aber auch das war ein Irrtum. Ab 35 Knoten beginnt Levje zu vibrieren wie ein Cello und wird zum Resonanzkörper für das, was die Böen draußen im Rigg geigen. Gischt wehte wagrecht über die Betonmole. Ich brachte eine weitere Spring nach Luv aus. 

Am Dienstag Vormittag drehte der Wind innerhalb einer halben Stunde über Südwest auf Nordwest. Selbst auf den Hebriden vor der schottischen Küste habe ich s oetwas nie erlebt. Das – gibts nur in Kroatien. 

Um 15.00 Uhr dann plötzlich Windstille – oder besser Nordwest 3-4bft. Ich mag keine Marinas – und die Riesen-Marina Sukosan mit ihren über 1.000 Booten ist im Herbst so verlassen und trist wie kein anderer

Hafen Kroatiens. Blitzschnell warf ich los, und fuhr hinüber in die Bucht von Sutomiscica auf der Insel Ugljan. Vor der Mole der Olive Island Marina ist der Ankergrund perfekter schwerer Ton. Es war eine ruhige Nacht nach einem Schwimm im eiskalten Meer. Und dann dem Webinar mit Michael Herrmann zum Thema Motorbasics. Nette Diskussion mit ihm über Qualm-Farben bis 22.00 Uhr.

08.30 Uhr

Ich starte den Motor. Kurs ist gesteckt auf dem Ipad. Während ich nach unten gehe, um die Seeventile zu schließen, höre ich andächtig nach draußen, ob Levjes Auspuff auch brav den Schwall Kühlwasser

ausspuckt. Tut sie. Ich klettere nach oben. Winke dem Fischer zu, der über die Bucht rudert und das Wasser absucht, hole den Anker hoch, der schwer aus dem Grund geht. Als er oben ist, sehe ich den dicken pPlacken zähen Tons, den er mit hoch bringt. Gut so.

Fortsetzung folgt heute. 

Unsere Pläne in Australien: Wir werden Landratten!

31.Okt.23, Australien/Bundaberg, Tag 3440, 28.812 sm von HH

Das Schiff kommt an Land und wird verkauft.
Hehe, Scherz. Es kommt nur an Land und wir kaufen ein Auto.

Wir hatten Australien nicht auf unserer Liste. Man kommt hier zwar „vorbei“ beim Segeln um die Welt, kann aber den Besuch auf ein paar Inseln im Norden begrenzen. Als der Franz Poly Plan geplatzt war, mussten wir uns umorganisieren: Nach Fiji wollten wir raus aus dem Zyklon-Gebiet, da lag Australien auf einmal auf dem Tablett.
Aus Gründen *** haben wir fünf (!) Reiseführer Australien an Bord – inklusive zweier Landkarten. Und im Marina-Büro in Whangarei lag noch „Frühstück mit Kängurus“ , ein amüsanter Schmöker über Sitten in Australien, auf dem Buch-Tausch-Tisch. Genug Lektüre also, um sich überhaupt mal mit Australien zu beschäftigen. Aus einem großen roten Fleck auf der Landkarte ist ein großer roter Fleck mit Reiseideen geworden. Endlich weiß ich, wo Adelaide liegt und das der Uluru (früher Ayers Rock) nicht mal ansatzweise in der Nähe von Alice Springs liegt. Höchstens australische Nähe.

Beim Blättern in der Literatur war schnell klar, die wahren Schätze Australiens liegen in der Mitte, im Westen und Norden. Die Ostküste, die wir jetzt erreicht haben, wartet mit Strand, Küste, Schnorcheln und Ozean auf. Schön, aber das Inland erscheint uns verlockender: Halbwüste, endlose Pisten, menschenleere Gebiete, dramatische Landschaften und das berühmte Outback. Ein unklarer Begriff, der alles bezeichnet, was nicht städtisch ist.
Was wollen wir überhaupt sehen? Wo wollen wir unbedingt hin? Die letzten Monate haben wir die Bücher gewälzt und das Internet befragt und sind zu dem Schluss gekommen, wir wollen „alles“.

Somit wird es eine große Inselrundfahrt. ;-) Wir haben ein Visum für ein Jahr, das geht sich zeitlich aus.
– November / Schiff fertig machen (Segel runter usw.)/Auto kaufen/ Hardcore Campingzeug beschaffen.
– Dezember bis Februar / Bundaberg-Sydney-Perth
– März und April /Westküste
– Mai /Flug nach Deutschland
-Juni bis August / Norden, Mitte und nach Bundaberg zurück
– September /Atanga fertig machen/Auto verkaufen
– Oktober /Weiterfahrt … wohin ist noch nicht klar
Wir haben also acht Monate reine Reisezeit. Die Strecke ergibt mit Schlenkern 20.000 Kilometer. Mindestens. Au weia. Australien ist riesig. 4.000 Kilometer breit, 3.500 Kilometer lang (ohne Tasmanien).

Die ungefähre Reiserute – Änderungen und Anpassungen noch offen (Foto credit – google maps)

Mit dieser Idee sind wir hier letzte Woche angereist und die Ereignisse überschlagen sich. In Fiji hatten wir schon immer mal geguckt und befürchtet, dass im kleinen Bundaberg (50.000 Einwohner) nicht das richtige Auto auf uns wartet und wir in die nächste Millionenstadt Brisbane fahren müssen. 350 Kilometer mit dem Zug.
Da liest Achim am zweiten Abend nach unserer Ankunft eine Verkaufsanzeige gleich um die Ecke. Fünf Kilometer entfernt. Die Eckdaten passen genau zu dem, was wir wollen: 4×4 Toyota Prado. Als Diesel und mit Automatik. Tempomat. Nicht teurer als 15.000 AUS$. Wir kontaktieren den Verkäufer.

John und Suzanne stehen am nächsten Morgen, Freitag,  auf dem Parkplatz. Ein herziges Rentner-Ehepaar. Suzanne hat Prospekte der Umgebung für uns dabei, die sie mir in die Hand drückt.
Der Wagen gefällt uns spontan. Super gepflegt, seine 22 Jahre sieht man ihm nicht an. Auch nicht die 360.000 Kilometer auf der Uhr. Nach der Probefahrt ist klar, wir wollen die Karre. Per Handschlag und nach einem Nachlass auf 14.000 Dollar sind wir uns einig.
John und Suzanne haben uns längst eingelullt. Sie machen einen so vertrauenserweckenden Eindruck, dass wir nicht tagelang vor dem Geldautomaten stehen werden, um Bargeld 500 Dollar weise pro Tag, pro Kreditkarte zu besorgen. Wir werden das Geld überweisen, vereinbaren wir. Unser Bauch sagt, das geht gut. Okay, nun kommen Trickbetrüger ja nie mit Piraten-Augenklappe oder Taliban-Bart zu ihren Opfern. Während die Männer über Ummelde-Details sprechen, geht Suzanne mit mir das mitgebrachte Familien-Album durch. Fotos von den Reisen, die sie mit dem Wagen unternommen haben. Trick or Treat?  ;-)

Unser neues Auto – falls John und Suzanne nicht doch eine Art australische Bonnie und Clyde sind

Am Montag wird Achim von John und Suzanne für Ummelde -Formalitäten  (ganz übel kompliziert in Australien) abgeholt. Die beiden haben übers Wochenende kalte Füße bekommen und wollen keine Umschreibung mehr vornehmen lassen, ohne das Geld zu haben. Ein Nachbar hat ihnen den Floh von trickbetrügerischen Ausländern ins Ohr gesetzt, die ja seriös erscheinen, aber tricky trickreich sein könnten.
Jetzt kann Achim sie einlullen. Also wird der Wagen als verkehrssicher geprüft (geht zu Lasten des Verkäufers) und dann auf Achim umgeschrieben und von ihm neu versichert. John und Suzanne dürfen ihn noch fahren bis Donnerstag. Bis dahin ist die Überweisung angekommen und ein Blinklicht, was vom „TÜV“ bemängelt wurde, repariert.

Läuft hier in down under!

*** immer, wenn wir aus Deutschland kommend viel Gepäck dabei haben durften, habe ich Reiseführer gekauft. Über Ziele, die weit in der Zukunft liegen. Gebrauchte Bücher bei Amazon, häufig schon mehr als zehn Jahre alt. Für günstige drei bis fünf Euro zu haben. Restaurant-Tipps sind mir egal. Aber Sehenswürdigkeiten und Kirchen springen nicht an die Seite. Also sind die Bücher zur Planung auch alt noch gut zu gebrauchen.


7

Bilderrätsel KW 43 – Wo ist es?

OK, das war zu schwierig. Den Dordtsche Kil hat genau ein Leser erkannt. Herzlichen Glückwunsch! Sogar Leser aus den Niederlanden wussten nichts damit anzufangen. Ijmuiden, wie von vielen vermutet, war es nicht. Der Dordtsche Kil verbindet den Hollandse Diep und die Fabriken in Moerdijk mit der Oude Maas und damit mit dem Europort. Ein strömendes Gewässer ohne jeden Schutz mit viel Berufsschifffahrtsverkehr. Da ist man frohn, wenn man a) den Strom mit sich hat und b) wieder raus ist. Es ghet weiter mit einem kleinen Tipp: Wir bleiben in der Gegend…

Dordtsche Kil

Wir machen mal eine Gewinnpause. Darum erhöhen wir den Schwierigkeitsgrad. Nun sind die echten Cracks, die Niederlandeexperten gefragt. Sind Sie so einer? Dann her mit der Lösung an [email protected] !

Übrigens: Sie lesen dies und denken: Oh, da könnte mein Unternehmen doch mal für eine Weile einen Preis spendieren? Etwas, das mit Wassersport und/oder den Niederlanden zu tun hat. Auch dann schreiben Sie an die obige Adresse. Danke!

 

Het bericht Bilderrätsel KW 43 – Wo ist es? verscheen eerst op Stegfunk.de | Wassersport. Holland..

Fashion oder nicht

UNIMOG DER ZEITMESSUNG
Morphy Blitz

Fashion Victims

Restauranttipp: De Koebrug – Der Schotte in Stavoren

Seit einigen Jahren gehört der Besuch des Restaurants für uns zum festen Bestandteil eines Besuches in Stavoren.
Wieso nun ein schottisches Gasthaus in den Niederlanden? Nun, Gastheer Siebe hat nach einigen beruflichen Jahren in Schottland nach der Übernahme des Restaurants von seinen Eltern seine Leidenschaft für das Land und die Gastronomie verbunden und zusammen mit seiner Frau Stefanie eine wirklich gelungene Kombination geschaffen.

Das Innere wird bestimmt von einem urgemütlichen, rustikalen Ambiente mit viel hellem Holz, sowie einer Theke mit Whiskybar und Sitzecke am Kamin.
Beim Essen werden häufig regionale Produkte verarbeitet, kombiniert und inspiriert durch die schottische Küche. Das Ergebnis ist, wie wir finden, toll.
Die Speisekarte bietet genügend Auswahl für jeden Geschmack. Das Preisniveau ist fair und angemessen. Es gibt auch ein 5-gängiges Whiskydinner mit passenden kleinen Whiskys zu jedem Gang.
Bei unserem letzten Besuch wählten wir als Vorspeise lediglich „Bread for two“, verschiedene Sorten Brot mit vier leckeren Belägen z.B. Kräuterpesto, Whisky-roomkaas und anderes.

Ja, das war lecker!

Zum Hauptgericht gab´s dann Stücke vom Rinderfilet mit Haggis & Whisky-Pfeffersauce, wobei Haggis eine schottische Spezialität aus verschiedenen Innereien ist. Klingt nicht lecker, ist es aber!
Meine Frau entschied sich für die Variante Rinderfiletstücke mit Blauschimmelkäse, ebenfalls vorzüglich.
Zu beiden Gerichten gab es reichlich Beilagen, Bratkartoffeln, Pommes, versch. Gemüse, Rhabarberkompott. Auch Gäste mit großem Appetit sollten hier satt werden.
Zum Abschluss verholen wir dann an die gemütliche Whiskybar. Auch ich als Nicht-Fachmann habe vor einigen Jahren und diversen Probeschlucken aus 400 verschiedenen Sorten dank der guten Beratung schnell meinen Favoriten gefunden. Wer es weniger deftig mag: Es sind genügend mildere Varianten oder selbst aufgesetzte Liköre im Programm.
Die Inhaber sind stets freundlich und haben immer Zeit für ein kurzes Gespräch, Siebe auch gern für ein längeres, wenn es um sein spezielles Faible für schottischen single-malt Whisky geht. Und das natürlich stilecht im Kilt.
Somit werden wir sicherlich auch im nächsten Jahr wieder in den Niederlanden lecker „schottisch“ essen gehen.

Die Ta´Pinu Crew
Christoph und Heike

https://www.dekoebrug.nl/

Het bericht Restauranttipp: De Koebrug – Der Schotte in Stavoren verscheen eerst op Stegfunk.de | Wassersport. Holland..

Nordsee 34 for sale – € 17.900,–

SV Theia – Nordsee 34 – Stahlbau – Baujahr 1974 – Erstwasserung 2018
Für erfahrene Segler gelten Schiffe der NORDSEE Serien, aus der Feder von Dübbel + Jesse in Norderney als Inbegriff für Seetüchtigkeit. Was kaum einer weiss, mich eingeschlossen, dass in Norderney auch die Konstruktionszeichnung dieser Risse vereinzelt verkauft wurden. Und so ergab es sich in den 70 Jahren, dass Udo Schröder, lebenslang Konstrukteur von Containerschiffen bei der SIETAS Werft in Cranz – und Segler! – einfach einmal Lust verspürte, ein paar Segeljachten für den Eigenbedarf zu bauen.

Gemeinsam mit 2 Schweissern wurden in Norderney die Konstruktionszeichnungen für der Nordsee 34 erworben. Es wurden kleine Modifikationen hier und dort, vorgenommen – klar, dass professionelle Schiffsbauer aus ihrem Berufsalltag ein wenig differente Vorstellungen von notwendigen Materialdimensionen besitzen, und ihre ganz eigenen Ideen einfliessen lassen. Jedenfalls sind die drei Männer dann an die Arbeit gegangen und haben drei Kaskos zusammengeschweisst. Das war in den achtziger Jahren.
Zwei Kaskos wurden hernach zügig ausgebaut und komplettiert, eines davon ist dann nach Australien versegelt, das zweite segelt in heimatlichem Revier bis heute. Der dritte Kasko, eben jener von Udo Schröder, ging schlafen im Vor- oder Hintergarten in Buxtehude. Die Lebenspläne hatten sich ein wenig geändert, das Schiff ging in Tiefschlaf und wartete auf bessere Zeiten. Soll ja schon mal vorkommen, weiss doch jeder.
Dirk Will hat die Theia nach 30 Jahren in Buxtehude entdeckt, sie dort aus dem Dornröschenchlaf erweckt, per LKW nach Eckernförde transportiert, dort zunächst den Kasko mit einer neuen Maschine ausgerüstet, sie dann schwimmfähig auf eigenem Kiel an die Schlei verbracht, wo sie in den Folgejahren in Fleckeby in Eigenarbeit zum segelnden Schwan vollendet wurde. Erstwasserung ungefähr in 2014. Windpilot am Heck ein paar Jahre später.

Nicht zu vergessen, dass Dirk Will jegliche Qualifikationen zum Schiffbau inklusive komplizierter Schiffsmechanik mit den Genen erworben hat, er arbeitet im Marine Business seit Jahrzehnten. Schon mit seinem vorigen Stahlschiff hat er ganze Sachen zusammengebracht. Allerdings nach ein paar Jahren das Schiff mit einer Länge von 9 m als ein wenig zu klein befunden, zumal er in Martina Sander eine ideale Partnerin gefunden hatte. Alles Grund genug zu Veränderungen, nicht nur in Bezug auf den schwimmenden Untersatz. Martina, ehemals erfahrene Einhandseglerin, hat nach nunmehr 8.000 gemeinsamen Meilen – und einer Umrundung Europas! – den Stein ins Rollen gebracht … für diese Verkaufsanzeige. Martina und Will, samt 4-beiniger Alarmanlage Emma, haben beschlossen: es ist Zeit für ein grösseres Schiff, die Barfussroute soll es dereinst werden … mindestens, so jedenfalls die Idee. Und da man pragmatisch die Schritte setzen möchte, soll zunächst die Theia dran glauben, sie soll verkauft werden …
Ein Leben in der richtigen Reihenfolge: ein überaus solides Schiff, ausgerüstet mit einfacher und solider Technik … und einem Plan, den man fast mit geschlossenen Augen sehen kann.
Zwei Menschen, die Hand in Hand durchs Leben gehen, wie es auf See kaum eine bessere Zusammensetzung geben könnte.

Hier die Beschreibung der Theia

Nordsee 34 – Stahlbau – Baujahr 1974 – Erstwasserung 2018
10m lang 3 m breit und 1,45 Tiefgang
Aluminiummast 12m mit 3,60 Baum
Finkiel, Ruderblatt am Skeg, feste Welle
Das Schiff ist ein Ableger der Nordsee 34 von Dübbel und Jesse, das vom Voreigner (Schiffskonstrukteur Udo Schröder / Sietas Werft ) modifiziert und neu berechnet wurde. Geänderter Aufbau und mehr Volumen im Achterschiff.
Die Theia erhielt einen neuen Motor, eine komplette Isolierung mit 19mm Armacell und einen recht einfachen aber gemütlichen Innenausbau. Durch die Isolierung gibt es in diesem Schiff kein Schwitzwasser. 6 hochwertige Aluminiumfenster mit Klemmrahmen (keine Bohrungen) und eine hochwertige Vetus Luke auf dem Vorschiff. Das Boot ist innen staubtrocken.

Rumpf Deck und Aufbau aus Stahl 10,0×3,0m 1,5m Tiefgang
12m Alumast mit doppeltem Vorstag und gut dimensionierten Wanten und Stagen
Motor Vetus 3 Zylinder mit 29 Ps, Wellenantrieb und 3 Blatt Propeller aktuell 1600 Motorstunden
Großsegel mit 2 Reffs sowie eine Fock mit Stagreitern aus schwerem Tuch neu in 2014

Preis : 17.900€

Weitere Informationen vom Eigner Dirk Will
E-Mail: [email protected]
Tel.: +49 151 11427323