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Strecke machen bis zur Outback-Kante

13.Jan.24,  Australien/NSW/Peterborough, Tag 41-43 Roadtrip,  3.790 km total, 348 und 264 und Tages-km

Wir verlassen mit zwei größeren Tages-Etappen die fruchtbare Riverina-Ebene. Damit hört die Landwirtschaft aber noch lange nicht auf. Aus plattem Land werden leichte Wellen. Wir arbeiten uns aus der Ebene kontinuierlich auf 550 Meter hoch. Auf dieser Hochebene ziehen endlos Weinfelder und andere beackerte Flächen an uns vorbei. Unweigerlich stellt man sich die Frage: wer erntet das alles?
Die Frage wird beim ersten Zwischenstopp in Cobdogla beantwortet. Ein Glücksgriff Campingplatz (28 Dollar). Die Stellplätze ohne Strom liegen direkt am Fluss. Malerisch stehen ein paar alte Baumgerippe im Fluss. Ein Keilschwanzweih (whistling kite) Paar hat sein Nest direkt vor unserer Nase. Die Jungen sind knapp flügge.

Zwei – die auf ihr Futter warten

Der Futterlieferant ist da

und holt auch schon wieder Nachschub

Neben uns zelten vier, fünf Work and Holiday Pärchen. Die campieren nicht in Cobdogla, weil es so schön ist. Tatsächlich ist hier der Hund begraben. Für zweihundert Einwohner gibt es nicht mal einen Laden.  Die jungen Leute sind hier, um zu arbeiten. Die Regel für ein Work and Holiday Visum besagt, dass man 88 Tage arbeiten muss. Nicht alle Jobs werden anerkannt, aber Erntehelfer zählt. Da die Temperaturen tagsüber gerne Mitte dreißig Grad erreichen, gehen die Worker nachts arbeiten. Zurzeit sind die Wassermelonen reif. Eine ziemliche Schufterei, wie sie uns erzählen. Tagsüber schlafen sie neben dem Auto im Schatten. Hei, da können 88 Tage aber lang werden.
Wir genießen jedenfalls zwei Tage den tollen Standort, spazieren am Fluss entlang und beobachten den Nachwuchs der Weihe. ;-)

Ein super Platz mit Blick auf das Nest – bei den großen Überflutungen in Australien 2022/23 standen hier 4 Meter Wasser. Kaum vorstellbar.

Perfekte Fluss-Idylle

Der Rest vom Campingplatz ist nicht so schön – wo es Strom gibt – haben sich die abenteuerlichsten Bauten um Wohnwagen etabliert

Weiter geht es nach Peterborough. Jetzt ziehen endlose Weideflächen an uns vorbei. Zum Teil gemäht und längst zu Heu gepresst. Zum Teil versuchen Rindviecher und Schafe auf braunen Wiesen nicht zu verhungern. Baume für Schatten sind Mangelware. Schön erscheint uns so ein Rinder-Leben nicht.

Endlose Weiden

Peterborough ist eine Eisenbahn-Stadt. Lebt noch heute von den goldeneren Zeiten, als sich hier drei Gleise trafen. Alle mit unterschiedlicher Gleisbreite. Ein Kuriosum in Australien. Jeder State hat in der Gründerzeit sein eigenes Gleisbreiten-Süppchen gekocht. Fahrgäste mussten tatsächlich die Züge wechseln, um weiter fahren zu können.
Heute rattert nur noch zweimal in der Woche der Indian Pacific Train durch Peterborough, der in 65 Stunden auf 4.352 Kilometer von Sydney nach Perth (und zurück) fährt. Angehalten wird nur an einer Handvoll Haltestellen. Aber trotzdem zählt diese Zugstrecke unter Bahnfans zu einer der attraktivsten Zugfahrten, die man unternehmen kann. Im Luxus-Waggon ist man im Schnitt mit 5.000 Dollar dabei.

Peterborough hungert aus. Die Einwohnerzahl ist von fünftausend auf nicht mal zweitausend geschrumpft. Viele Häuser stehen leer. Immobilen sind preiswert zu haben. Die Bevölkerung ist überaltert. Arbeit geniert sich aus sich selber heraus. Die Leute schaffen entweder bei der Gemeinde oder im Krankenhaus.
Aber der Ort überrascht uns. Alles ist tip-top in Schuss gehalten, auch der Campingplatz ist super (25 Dollar).
In einem alten Waggon finden wir eine schön gemachte und kostenlose Ausstellung über den Ort. Und der Supermarkt hat eine größere Auswahl als so manches Geschäft in den großen Städten.
Ein perfekter Ort, um sich für das Outback vorzubereiten. Australien, wie man es sich vorstellt – wir stehen an der Schwelle. Morgen geht es los.

Cowboystädtchen Peterborough – auch in der Provinz gibt es immer was zu entdecken

 

 

Bundy Tracking

Ich habe hier einen schönen Link über unsere Route. Die App Polarstep zeigt prima, wo wir uns gerade befinden.  Klick  .Roadtrip Australien

Technik Talk

„Alles nur noch China-Schrott“, der Satz fällt einmal wöchentlich.

Nach nicht mal vierzehn Tagen sind die Bolzen der Verschlüsse vom Dachzelt-Deckel durchgebrochen. Achim mein Held hatte aber mitten im Wald in Barrington Tops alles dabei, was der ambitionierte Camper braucht. Woher er wusste, dass er 5 mm Edelstahlschrauben brauchen würde … ich weiß es nicht.

Bolzen gebrochen und weg – zum Glück haben wir nicht auch noch den Schließer verloren. Die sind jetzt mit Karabinern gesichert.

Unser Ofen (eigentlich ein tolles Teil. Die zwei Brenner schaffen richtig Hitze. Ich kann kochen, was ich will) ist schon der zweite. Zum Glück haben wir den bei BCF – einer großen australischen Laden-Kette gekauft. Reklamationen in jeder Filiale möglich. Man stellt sich nicht an, Beschwerden werden ernst genommen. Der erste Ofen hat grade mal drei Wochen gehalten, da war ein Brenner kaputt.
Vom Ersatzofen ist nach zehn Tagen der Gastschlauch geplatzt. Nicht das innere Gewebe, aber doch die Umhüllung, obwohl wir immer drauf achten, dass er im Schatten steht. Anstandslos gab es einen Ersatz.

Lammhaxen – alles kein Problem mit dem Kocher – hoffentlich hält er durch – er gefällt mir

Unsere Campingstühle haben fünf Wochen gehalten. Immerhin. :mrgreen: Aber nur, weil Achim gebrochene Nieten (bereits nach zwei Wochen) durch Schrauben ersetzt hat. Die Konstruktion der Stühle ist aber so blöd, dass auch das nicht gehalten hat. Gekauft ebenfalls bei BCF. Rückgabe der Stühle und Geld zurück kein Thema. Unsere neuen Stühle sind von Anaconda – dem zweiten großen Ausrüster in Australien.

Mal sehen, wie das weiter geht.


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Nachhaltigkeit kann man falsch verstehen

BIN ICH NUN NACHHALTIG ODER NICHT?

Nachhaltigkeit

Angeschmiert, mit Butter lackiert

09.Jan.24,  Australien/NSW/Balranald, Tag 39-40 Roadtrip,  3.179 km total, 134 Tages-km

Dieser alte Kinderreim beschreibt sehr gut unsere letzten drei Tage in der Riverina. :mrgreen:
Der große Regen verschont uns in Hay, sorgt allerdings örtlich für heftige Überschwemmungen.  Aber der Campingplatz im Mungo Nationalplatz ist zur Buchung wieder freigegeben, wie uns eine Prüfung im Buchungsformular wissen lässt. Allerdings erst in zwei Tagen. Okay, das macht nichts, wir überbrücken halt (nach den ersten drei) die zwei Tage auch noch. Wir buchen zwei Nächte: vom 10. bis 12. Januar. Die Abbuchung erfolgt sofort – 50 Dollar! Dass uns das Camp-Formular anschmiert, wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Da wir in Hay alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert haben, beschließen wir einen Ort näher zum Mungo NP aufzurücken und dort die Wartezeit zu verbringen.

Durch die Plains – wenig Veränderung über endlose Kilometer – und dann noch regnerisches Wetter

In Balranald schmiert uns als nächstes der Campingplatz an. An der unkooperativen Dame an der Rezeption beißen wir uns die Zähne aus. Die auf der Homepage ausgewiesenen ‚unpowered sites‘ für 25 Dollar kann (will) sie uns nicht geben. Es hätte zu sehr geregnet letzte Nacht. Dass uns etwas Wasser auf der Wiese nicht stört, da wir ein Dachzelt haben, interessiert sie nicht. Dass die Plätze mit Strom genauso nass sind, ebenfalls nicht.
Ein Stellplatz mit Stromanschluss kostet 40 Dollar. „Wir stöpseln nicht ein“, versichert Achim. „Das mag sein, aber es könnten ja andere Gäste kommen, die Strom wollen, also muss ich den vollen Preis euch haben“. Lächerlich. Ein Blick genügt – der Platz ist leer (und soll sich bis zum Abend auch nur zu einem Viertel füllen).
Balranald hat zwar auch einen Showground, allerdings nur für 24 Stunden Standzeit. Uns gehen die Alternativen aus. Wir schlucken die Kröte und zahlen der doofen Ziege zwei Nächte für je 40 Dollar – und stöpseln ein ;-) .

Der Campingplatz ist ganz nett – aber 15 Dollar für Strom (den wir nicht brauchen) – lächerlich

Das Dorf mit tausend Einwohnern ist schnell abgelaufen. Es gibt auch hier ein altes Gefängnis. Der letzte Mann, der 1967 in Australien gehängt wurde, saß hier ein, weil er ausgerechnet hier mit einem Banküberfall seine Verbrecherkarriere begonnen hat. Mehr Sensationen hat der Ort nicht zu bieten.

Die Foto-Sensation in Balranald – klar braucht ein tausend Seelenort eine Hundewasch-Anlage

Wer viel Platz hat – kann großzügige Straßen bauen – hier kann ein Space Shuttle landen

Allerdings eine Touristen-Information, die Touren eben auch in den Mungo Nationalpark anbietet. Wir schwätzen mit der netten Dame hinter dem Tresen. Und wieder werden wir angeschmiert: „Die Straße in den Park ist gesperrt! Ich glaube nicht, dass die Übermorgen wieder aufmachen. Nein, ganz sicher nicht.“
Wir sind verwirrt. Wie kann die Parkverwaltung Buchungen für einen Zeltplatz frei geben, wenn man gar nicht hin kommen kann? „Der Park entscheidet nicht über die Zufahrten“, lernen wir. „Das macht die Gemeinde. Mit uns als Info-Zentrum spricht der Park aber nicht, wir müssen jeden Morgen im Internet raus suchen, ob der Park geöffnet hat. Wenn ihr in Zukunft plant, dann schaut ihr besser auf die Veröffentlichungen der Gemeinen, die über Straßensperrungen informieren.“

Wir sind jetzt schlauer – die Straßen sperren die Gemeinden

Na, das läuft ja. Unter den Umständen würden wir Morgen abreisen. Balrandal ist nicht so spannend und wer weiß, wie lange es dauert, bis die Straßen wieder frei gegeben werden.  Aber die Ziege an der Camp-Rezeption brauchen wir gar nicht fragen, ob wir für die zweite Nacht unser Geld wieder bekommen. Sie hatte gleich gewarnt als Achim gleich für zwei Nächte bezahlt hat (wahrscheinlaich das erste Mal in der Geschichte des Platzes, dass sowas vorgekommen ist), eine Rückzahlung wird es nicht geben.

Wir recherchieren, wie wir unser Geld vom Nationalpark wieder bekommen können. Im Kleingedruckten steht, dass man auf Rückzahlung nur Anspruch hat, wenn das Camp geschlossen hat. Status im Internet: ‘Alles geschlossen, alle Wanderwege, alle Tracks, nur das Camp ist geöffnet.“

Wir vertagen einen Anruf auf den nächsten Tag. Der bringt endlich wieder Sonnenschein. Zu spät. Wege sind noch feucht und matschig. Die Straße nach Mungo bleibt geschlossen.  Wie lange, kann uns keiner sagen. Wir drehen eine große Runde um das gesamt Dorf. Viel gibt es in der Tat nicht mehr zu entdecken.
Am Nachmittag dann der Anruf bei der Parkverwaltung. Es braucht fünf Anläufe und zwei verschiedene Kontakte im Callcenter. Dann ist es geschafft. Wir werden die Gebühren erstattet bekommen.

Insgesamt haben wir in der Riverina Region sieben Nächte verbracht. :lol: Bestimmt hat es auch das noch nie gegeben. Die Hauptattraktion auf der Strecke ist eindeutig der Mungo Nationalpark. Schade.

Angeschmiert, mit Butter lackiert.
Abgeleckt, hat gut geschmeckt.

P.S. Update heute am 11. Januar: Park geschlossen bis 15. Januar. Also war es richtig, nicht zu warten.


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PitStop in der Provinz

03.-07.Jan.24,  Australien/NSW/Hay, Tag 34-38 Roadtrip, 2.3042 km total, 186+269 Tages-km

Ein Reifen verliert Luft. Und zwar schon seit kurz nach Weihnachten. Wegen der Feiertage konnten wir bisher keine geöffnete Werkstatt finden. Achim hat jeden Tag mit einem kleinen Kompressor (extra gekauft) Luft  nachgepumpt, so konnten wir uns ganz gut behelfen. Aber der Luftverlust wird größer, wir brauchen dringend einen Reifen-Höker. Wir verlassen endgültig die Berge und den dicht besiedelten Osten. Orte, die diese Bezeichnung verdienen, liegen plötzlich fünfzig Kilometer und mehr auseinander. Nach 200 Kilometern erreichen wir Wagga Wagga. Mit 50.000 Einwohnern eine Stadt, die alles haben sollte. Da wir nicht wissen, ob und wie schnell uns geholfen wird, und im Zentrum bleiben wollen, reservieren wir auf dem örtlichen Showground einen Zeltplatz. Fast jedes Dorf in Australien hat einen Showground für seine lokalen Veranstaltungen und ist oft zum Übernachten geeignet.
Nach dem Bezahlen (30 Dollar mit heißer Dusche) bekommt wir einen Code zugeschickt mit wir die Schranke zum Gelände öffnen können. Wir staunen, wo wir gelandet sind. Auf dem Grundstück gibt es eine Hunderennbahn – gut ausgestattet mit Flutlichtlampen. Für den Wochenmarkt steht eine extra Halle zur Verfügung und der jährliche Viehmarkt findet im September statt, wie eine Werbung verspricht. Am äußersten Ende stehen Pferdeställe und dahinter dürfen wir unser Zelt aufschlagen. Die Duschgebäude wirken alt und ramponiert. Man möchte umdrehen. Aber nein, das wäre ein Fehler. Ein Rentner-Paar mit Blumentöpfen vor dem Wohnwagen sorgt für Ordnung. Und Mutti macht das richtig gut. Mit dem C-Schlauch rauscht sie morgens durch die Bude. Die saubersten Toiletten und Duschen unserer Tour. Keine Spinnweben oder Kokons in den Ecken, obwohl die ganze Nacht die Türen offenstehen und das Licht unfassbar viele Insekten herbei lockt.

Der Blick auf die Ställe vom Zelt aus

Hinterm Zelt ein Zaun – dahinter Schienen – angeblich nur sieben Züge am Tag – aber alle fahren nachts :mrgreen:

Showground in Wagga Wagga

 

 

Beim Reifen-Höker läuft es ebenso gut. Nach zehn Minuten Wartezeit ist der Reifen runter. Eine Viertelstunde später repariert. „Ihr habt euch einen Nagel reingefahren. Ich hab’s geflickt und das hält bis zum Lebensende des Reifens“, versichert der Monteur.  Wir staunen und freuen uns – 35 Dollar (22 Euro) statt zwei neue Reifen. Sehr schön.

Da alles so gut klappt, haben wir noch viel Zeit, um uns Wagga Wagga anzusehen. Ein netter Ort mit moderner Innenstadt und hübschen Geschäften und Cafés. Das nagelneue Heimatmuseum ist kostenlos (eine Spendenbox steht bereit) und informiert ganz nett über die Region Riverina.

Wertvolle Ausstellungsstücke im Museum – typisch für Neuseeland und Australien. Aber wir lernen auch, dass die Bee Gees als Teenager in Wagga Wagga ihre ersten Songs komponiert haben. Bitte – Reisen bildet.

Trotzdem alles nett gemacht im Wagga Wagga Museum

Der fruchtbare Boden und drei Flüsse haben aus der weiten Ebene einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Gebiete Australien gemacht. Unfassbare Quadratmeter (fast zwei Milliarden) werden bewässert und dienen dem Weinanbau, Reis, Weizen und Zitrusfrüchten. An den trockenen Rändern  grasen Kühe und Schafe. Die Region gilt schon seit zweihundert Jahren als wohlhabend. Als andere Neuankömmlinge in Australien sich weiter im Süden dem Goldrausch hingegeben haben, haben die Farmer der Riverina erkannt, dass so viele neue Siedler viel essen müssen.

Wir fahren knapp dreihundert Kilometer weiter. Die Landschaft ändert sich kaum. Entweder Ackerbau – zweimal sehen wir, dass per Flugzeug Pestizide oder Dünger gespritzt werden. Oder Schafe. Aus leichten Hügeln ist längst ein Teller geworden. Platter als Ostfriesland.

Hunderte Kilometer verändert sich die Landschaft kaum – Orte gibt es nicht mehr – nur noch verstreute Höfe

Wir landen in Hay. Hay liegt in der Mitte-Mitte der Riverina. Ist Drehkreuz für alle, die die über tausend Kilometer durch die Ebene fahren müssen. Dreitausend Einwohner. Provinz. Tiefste Provinz. Ein wenig scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein. Alles ist adrett. Die Grünflächen vor den Häusern sind gemäht und die Häuser in einem guten Zustand. Das öffentliche Schwimmbad inklusive Spaß-Springbrunnen kostet keinen Eintritt. Es muss der Gemeinde sehr gut gehen.

Hübsche Gärten

und hübsche Häuser in Hay

So etwas gibt es gar nicht im richtigen Leben – ein Rondell mit Stickgarn in allen RAL Farben. So was gibt es nur im 3000 Menschen-Ort Hay im Handarbeitsgeschäft.

Charmant altmodisches Schild vom Motel – so schlimm ist die Situation nicht – es gibt nicht nur Direktwahltelefon – sondern sogar Internet im ganzen Dorf

Hay hat ein Touristen-Information-Zentrum (jawohl!), die kostenlos Fahrräder verleihen und eine Dusche für zwei Dollar anbieten. Zwei gut sortierte Supermärkte, fünf Motels und zwei Museen. Ein Museum liegt im herausgeputzten alten Bahnhof. Das andere im ehemaligen Gefängnis. 1878 hatte man entschieden, dass ein Knast hermuss, da die Schwarzbrennerei von Schnaps überhand genommen hat.

Das ehemalige Gefängnis – war auch schon Hospital und Besserungsanstalt für unerzogene Mädchen bis in die 60er Jahre. „Hölle auf Erden“, lautet ein Zitat in der Ausstellung. Hier Eintritt 5 Dollar – die Ausstellungsstücke sind ähnlich wie in Wagga Wagga ;-)

Hier hängen wir nun. Haben uns extra einen Campingplatz mit einem Aufenthaltsraum für schlechtes Wetter ausgesucht, denn seit Tagen wird vor Niederschlägen bis zu 60 mm gewarnt – im Umkreis von fünfhundert Kilometern übrigens. Ein Entkommen scheint zwecklos. Der Nationalpark in den wir als nächstes wollen, ist gesperrt bis Dienstag. Und tatsächlich, heute regnet es schon ganz ordentlich.
Also warten wir in der Weltstadt Hay auf gutes Wetter. Wir hätten es schlechter treffen können.

Noch scheint die Sonne – der Campingplatz ist ganz nett – knapp zur Hälfte gefüllt – 35 Dollar die Nacht


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Frühstück mit Kängurus ***

02.Jan.24,  Australien/NSW/Burrinjuck, Tag 31-33 Roadtrip, 2.587 km total, 285 Tages-km

Das nächste Camp am Burrinjuck Lake wählen wir nur, weil es auf dem weiteren Weg liegt und dort über Silvester ein Stellplatz zu bekommen war. Der Zeltplatz ist riesig – bestimmt einen Kilometer breit – und trotzdem rappelvoll. Es gibt keine abgesteckten Parzellen, sondern jeder hat freie Wahl auf dem wilden Gelände. Familien haben ganze Zeltstädte errichtet mit Kocheinheit und Wohnbereich. Dazwischen stehen Boote oder Jet-Skis auf Trailern. Wir finden kaum eine halbwegs gerade Ecke auf die wir unseren Bundy quetschen können. Es gibt viel zu wenig sanitäre Einrichtungen und die sind endlos entfernt. Besser man geht schon los, bevor man muss. Das finden alle so, deshalb wird ab Einsetzen der Dämmerung rechts und links in die Büsche gepinkelt. Außerdem ist das Internet total überlastet – kein Empfang.

Über den Spaß-Verfall nach dem letzten traumhaften Camp hilft eine Flasche Silvester-Champagner (vom Aldi! In jedem größeren Ort gibt es mindestens eine Aldi-Filiale mit gutem Angebot und den niedrigsten Preisen Australiens) und ein brauchbares Huhn mediterrane Art hinweg. Wir tütteln uns einen an und gehen einfach um 22:00 Uhr ins Bett. Unsere Nachbarn scheinen es genau so zu machen, denn unser Schlaf wird um Mitternacht durch nichts gestört.

Kochen an Silvester

Essen und gute Getränke trösten die Enttäuschung weg

Die Ruhe hält bis fünf Uhr morgens an. Da hören wir neben dem Zelt einen alten Mann sich räuspern, der ein paar Tausend Zigaretten zu viel in seinem Leben geraucht hat. Dann wieder. Hust, hust, räusper. Wer zum Henker ist das und warum hustet er genau bei uns? Ich zippe das Fenster auf meiner Seite auf. Es beginnt gerade zu dämmern. Die hustenden Übeltäter stehen keine fünf Meter entfernt: Kängurus. Zwei junge Männchen messen ihre Kräfte. Sie boxen und treten aufeinander ein nach übelster Känguru Art. Erst wird mit den Vorderbeinen geboxt, es folgt ein Klammergriff und dann treten sie dem Gegner beide Hinterfüße mit voller Wucht in den Magen. Als Standbein dient jetzt der kräftige Schwanz. Wenn sie treten, ertönt dieser menschliche Hust-Räusperer. Total spannend. Was für ein nettes Geschenk für den ersten Tag des Jahres. Bitte, so darf es weiter gehen. :-

Liebenswerte Kängurus

 

Normale Touristen wie uns gibt es auf diesem Zeltplatz keine. Nur Aussies, die am See ihre Kinder bespaßen. Alles, was es für Geld zu kaufen gibt, schwimmt am Seeufer. Boote knattern über den See.

Silvestervergnügen in Oz

Der Wanderweg am Ufer vom Lake Burrinjuck ist fein

Zur Quelle vom See verjüngt er sich Fjordartig mit vielen Windungen

Wir treffen auf einen ausgewachsenen Waran. Dieser ist ungefähr ein Meter fünfzig. In Ausnahmefällen erreichen sie über zwei Meter.

Die Krallen sind sicher sechs Zentimeter lang

 

Überraschender Weise erfolgt bereits Neujahr eine große Abreise-Welle. Vierzig Prozent der Gäste packt zusammen. Der Familienvater von vier Kindern neben uns fängt um 7:30 Uhr an. Die beiden Jüngsten sind zu klein, um zu helfen und die Teenager-Töchter kämmen ihr Haar oder trödeln anderweitig herum (Internet gibt es ja nicht). Um 13:00 Uhr ist alles verpackt und er fix und fertig. Er freut sich über ein Lob von uns, dass er erstaunlicher Weise alles wieder verstaut bekommen hat.
Am nächsten Tag reist die zweite Hälfte ab. Plötzlich haben wir ein riesiges Areal für uns alleine. Das macht uns für einen vierköpfigen Känguru Mob interessant. Mangels anderer Opfer, fallen sie bei uns ein, gerade als wir uns zum Frühstück hingesetzt haben. Was es bei uns zu essen gibt, interessiert sie mächtig. Es sind drei zierliche Weibchen, behütet von einem kapitalen Männchen. Langsam hüpfen sie näher und näher. Eigentlich wollten wir noch einen Brie aus dem Kühlschrank geholt haben, aber nun mag keiner von uns mehr aufstehen, um keine unnötige Aufmerksamkeit bei dem Männchen (in den Waschräumen wird tatsächlich auf Känguru-Übergriffe hingewiesen) zu erregen. Es geht auch mal ohne Käse.
Die Weibchen kommen zögerlich bis an den Tisch – während es sich der junge Mann lässig hinter Achim gemütlich macht. Wenn er so liegt, sieht er harmlos aus, aber dann steht er wieder auf und zeigt seine muskulösen Oberarme.
Wir haben schon entspannter gefrühstückt :mrgreen: – finden Kängurus aber trotzdem einfach liebenswert. Ob wir sie jemals satt haben, ist anzuzweifeln.

Die Dame mit ihren zarten Ärmchen ist harmlos

Mein Platz – meine Regeln

Wenn er aufsteht, sind seine Arme echt auffällig gegen die der Weibchen. Achim mag sich kaum noch umdrehen :lol:

 

*** Titel eines empfehlenswerten Buchs von Bill Bryson über Australiens Geschichte und Bräuche.


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Abercrombie – ein gewagter Umweg zum Camp

30.Dez.23,  Australien/NSW/Abercrombie, Tag 29-30 Roadtrip, 2.302 km total, Etappen km 149

Wir verlassen unseren Zeltplatz (durch diverse Weihnachtszuschläge kostet er 58 Dollar die Nacht – sehr teuer) die Blue Mountains auf dem gut ausgebauten Great Western Highway. Dieser Highway war der Durchbruch, den die ersten Siedler durch die, von Schluchten und Steilhängen durchzogenen, Blue Mountains gefunden hatten. Viele Expeditionen wurden damals erfolglos abgebrochen. So brauchte man fünfundzwanzig Jahre, um auf die andere Seite zu gelangen. Ausgerissene Kühe hatten längst einen Weg gefunden und labten sich an dem köstlichen Grasland, was sie vorfanden. Durch dieses hügelige Grasland, heute überwiegend von Schafen befressen, führt unser Weg in den Abercrombie River National Park.

Aus Weideland wird Eukalyptus-Wald. Aus Highway wird Schotterpiste. Aus Schotterpiste wird 4WD-Strecke. Echte 4WD-Strecke. Immer häufiger lässt der Fahrer ein „Ui, das ist aber steil“, vernehmen. Zwei Apps haben uns auf diese Strecke gelockt: Maps me und wikicamps.  „Bei Nässe gefährlich“, informiert die Park Service Information. Aber es ist trocken, alles ist in bester Ordnung.

Waldweg der es in sich hat

Unser Bundy (einen Name muss der Große ja haben ***) zeigt, was er kann. Wo wir Schweiß auf der Stirn haben, rattert er ohne mit der Wimper zu zucken hoch. Keine durchdrehenden Reifen, kein Wegslippen – total cool! Eine Stunde werden wir mächtig durchgeschaukelt. Achim ist angespannt, kann den Spaß, den er hat, aber nicht verbergen. Ein Dauergrinsen ist in sein Gesicht getackert. Das schüttet mehr Endorphine aus als zwei Tafeln Schokolade. :mrgreen:
Zweiundzwanzig Kilometer Holperpiste. Wir messen Pfützen auf ihre Tiefe und müssen dicke Äste zur Seite räumen und dann sind wir fast am Camp angekommen als sich uns ein echtes Hindernis in den Weg stellt – ein kleines Flüsschen.

Sicher ist besser

Wie tief die Furt sein mag, können wir nicht schätzen. Ohne dass einer durch watet, wird das nicht. Einen Schnorchel für den Motor haben wir leider nicht. Der einzige Makel unseres feinen Autos. Was wie ein albernes Statussymbol am Geländewagen aussehen mag, ergibt in Australien tatsächlich einen Sinn.
Ich erbarme mich und gehe auf die andere Seite. Grünes Licht für Achim. Das Wasser reicht mir nur bis zum Knie.
Als wir das Camp am Mittag erreichen, schaffen wir grade noch das Zelt und die Markise aufzubauen als es zu regnen beginnt. Wie war das noch? Bei Nässe gefährlich?

Da müssen wir durch – wollen wir nicht über 20 Kilometer zurück fahren

Achim kommt

Kein Problem – er kommt super durch

Der Zeltplatz ist großartig. Direkt an dem eben überquerten Little Hole Creek gelegen. Eingerahmt von einer Steilwand an die sich Eukalypten krallen. Es gibt eine Plump-Toilette und Gary als einzigen Camping-Nachbarn. Der Platz ist kostenlos – man muss nur einmalig sechs Dollar für eine Registrierung bezahlen. Auch so ein Covid-Ding, was nicht wieder abgeschafft werden wird.

Für ein Bergkänguru stellt die Wand kein Problem dar

Wunderschön

Ausblick direkt neben dem Zeltplatz

Ein kleiner Waran mit strammen Schenkeln schleicht durchs Camp

Gary wohnt in der Nähe, ist ein echter Naturbursche, der im Dunkeln mit der Taschenlampe im Busch umherwandelt und super nett. „Hier habt ihr gute Chancen auf Wombats“, verspricht er. Und er lacht über den Weg, den wir gekommen sind. Es gäbe einen zweiten Eingang. Bessere Strecke und nur acht Kilometer lang. ;-)

Wenn es heftig regnet, sitzen wir unter unserem tatsächlich regendichten Sonnenschutz. In Phasen, wo es nur nieselt, streifen wir am Flussufer entlang. Entdecken fette Eingangslöcher der Wombat-Höhlen. Und nichts ist so schlecht als es nicht für etwas gut ist! Das dunkle Wetter treibt die nachtaktiven Wombats schon bei Tageslicht aus ihren Höhlen. Eine Mutter mit ihrem Jungen watscheln am Ufer entlang.

Etwas unscharf – es war schon arg dunkel – aber der Beweis – die sagenhaften Wombats existieren tatsächlich

Was für niedliche Tiere. Würste auf Stummelbeinen, kann man sagen. Sie werden bis 1,20 Meter lang und bringen 40 Kilo auf die Waage. Wie es sich für echte Australier gehört, sind es Beuteltiere. Damit der Beutel nicht voll Erde gerät, ist er nach hinten offen, damit die Mutter in Ruhe ihre bis zu dreißig Meter langen Gänge buddeln kann. Die Wombats sind Einzelgänger, aber in Gegenden mit hoher Wombat-Dichte können die Tunnelsysteme auch schon mal miteinander verbunden sein.

Etwas größeres Wombat Baby – es verlässt den Beutel nach acht Monaten

Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Wir lassen uns nach dem feuchtkalten Abend und einer frischen Nacht die Knochen durchwärmen.
Schnappen unsere Wanderschuhe und gehen den Weg zurück, den wir gestern gekommen sind. Wo das Auto souverän  hoch gefahren ist, haben wir durchdrehende Füße. Wir schnaufen uns die Hügel hoch und runter oder ströpern am Flussufer entlang. Dabei  scheuchen ein paar Kängurus auf. Wahrscheinlich Berg-Kängurus, denn sie hüpfen sogar die Steilwand leichtfüßig hoch. Wie schafft man das mit rechtwinkligen Beinen, die immer wie falsch angewachsen aussehen?

Am nächsten Tag beim Wandern müssen wir noch einmal durch das Flüsschen

Die Steigung ist schwer zu schätzen – wir müssen aber echt kraxeln

teile ausgewaschene Wege mit vielen Bodenwellen – die dienen dazu große Auswaschungen zu verhindern

Nach zwei Nächten verlassen wir das Camp über die wirklich so viel bessere Ausfahrt. Egal. Der Umweg hat sich gelohnt. Ein herrlicher Platz, der glücklich macht.

Wir wünschen Euch ein ebenso glücklich machendes Jahr 2024. Viel Gesundheit, Zufriedenheit und jeden Tag Endorphine, wie es zwei Kilo Schokolade schaffen.  Prost Neujahr!

 

*** Von Bundy nach Bundy mit Bundy – Bundaberg, unser Start- und Zielort wird von den Aussies Bundy genannt.

Olle Enderlein

DER STILLE STAR KONSTRUKTEUR FÜR BLAUWASSERSEGLER

Olle Enderlein

Blue Mountains

28.Dez.23,  Australien/NSW/Blackheath, Tag 26-28 Roadtrip, 2.120 km total

Von Newcastle ist der logische Weg eigentlich nach Sydney. Noch drei Tage bis zum berühmtesten Feuerwerk der Welt. Noch drei Tage bis Silvester. Man könnte meinen, wir hätten es so geplant. ;-)
Die Internetsuche ist ernüchternd: alles ausgebucht. Schon seit Wochen. Selbst Hotel-Suiten mit Blick aufs Feuerwerk für 1.500 Dollar die Nacht. Will man das Feuerwerk vom Ufer aus sehen, muss man sich bereits mittags anstellen, um einen guten Platz zu bekommen. Nein, danke. So gut kann ein Feuerwerk nicht sein. Wir verzichten.

Von unserem Haus aus telefonieren wir uns unsere nächste Unterkunft zusammen. Ein einziger Campingplatz in den Blue Mountains hat für drei Nächte Platz für uns. Allerdings müssen wir einmal umziehen auf eine andere Parzelle.  Was solls’s – die Blue Mountains möchten wir nicht auch noch ausfallen lassen.  Einer der besuchtesten Nationalparks Australiens.
Berühmt sind seine ‚Three Sisters‘, eine imposante Dreier-Felsformation. Am Aussichtspunkt wissen wir, warum alles ausgebucht ist. Halb Australien hängt an der Balustrade.  Wie vorhergesagt, hat sich der Regen der letzten sechs Tage verzogen. Schön. Gepokert und gewonnen.

Sehr hübsche Schwestern

Three Sisters in den Blue Mountains

Selfie-Manie

Nur ein paar Kilometer weiter, in Blackheath, liegt unser Campingplatz. Einige Wanderwege beginnen nur zwei Kilometer entfernt direkt am ‚Grose Valley‘. Eine riesige Schlucht, eingerahmt von imposanten Bergformationen.
Am nächsten Tag machen wir uns auf die Socken. Hier stehen nicht ganz so viele Besucher an der Balustrade. Das Gute, neunzig Prozent will nur gucken und der Rest verteilt sich auf der Strecke (Cliff Top Walking Track). Gute drei Kilometer führt der Track an der Schlucht entlang. Viele Treppen, bergab, bergauf. Aber immer wieder mit sensationellen Ausblicken auf das Tal.

Ein imposantes Loch – es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Blue Mountains ihren Namen den Ausdünstungen vom Eukalyptus-Wald verdanken sollen. Das kann nicht stimmen, andere Länder haben auch Blue Mountains und  „Von den blauen Bergen kommen wir“ ist wohl nicht in Australien entstanden.

Über den Zufluss zum Wasserfall führt unser Weg entlang – immer an der Kante

Schöne Klippenwanderung

 

Wir haben gerade das Ende erreicht, als dunkle Wolken aufziehen. Zehn Minuten später schüttet es aus Kübeln. Mit ein paar anderen Wanderern finden wir Unterschlupf in einer kleinen Hütte. Wir geben unseren Wetter-Engeln high five: gut gemacht! Nach einer halben Stunde tröpelt es nur noch. Wir müssten den gleichen Weg zurück, da aber vor weiteren Schauern gewarnt wird, entscheiden wir uns durch den Ort zurück zu gehen. Satte fünf Kilometer, aber vielleicht besser als rutschige Wanderwege und über die Ufer steigende Bäche.
Wir haben unseren Zeltplatz fast erreicht – nur 750 Meter sind es noch – da öffnen die Wetter-Engel richtig die Schleusen. Was für Dreckschippen!

Unterstellen witzlos – wir sind tropfnass als wir am Zelt ankommen

Am nächsten Morgen herrscht wieder eitel Sonnenschein. Das richtige Wetter für den Grand Canyon Track. Dieser Weg ist ein Rundweg und fast sieben Kilometer lang. Er ist Himmel und Hölle in einem.

In einem Einschnitt zwischen den senkrechten Felswänden geht es steil bergab. Fast dreihundert Meter müssen wir – überwiegend über Treppen – die Höhenmeter abbauen. Aber es lohnt sich. Wir überqueren Bäche, kommen vorbei an Wasserfällen und überhängenden Felsen. Die Stufen beißen in die Oberschenkel.
Die Schlucht wird eng und enger. Fast kann man beide Seiten berühren. Der Weg ist super in Schuss. Ein großes Kompliment an den National Park Service. Menschen ohne hochalpine Kenntnisse würden diesen verwunschenen Ort gar nicht erreichen können.  Eine der schönsten Schluchten, in der wir je waren.

Toller Weg – leider nur ein Foto – Akku leer. Wenn’s läuft.

Unter anderem geht es hinter Wasserfällen lang

Kleine Agame – wie ein Drache mit deutlichen Stacheln

Ans Tageslicht zurück kommt man über andere Treppen – dreihundert Meter wieder steil bergauf.  Die Stufen beißen in die Waden. Das ist aber nicht der Teil, der den Weg zur Hölle macht. Es sind die anderen Wanderer. Es ist einfach zu voll. Viel zu voll. Würden alle in die gleiche Richtung laufen, ginge es noch. Aber es kommen uns ebenso viele Personen entgegen, wie mit uns laufen. Die Schlucht könnte magisch sein. Ist mal für dreißig Sekunden Ruhe, erhascht man kurz den Zauber. Auf den schmalen Steigen muss man ständig stehen bleiben und Platz machen. An Engstellen kommt es schon zu Staus. Dazu diverse Duftnoten von Deos und Mückensprays. Alle brabbeln und rufen durcheinander. Schnelle Läufer treten einem fast in die Hacken. Wichtig für mich, dass ich keine Kinder um mich habe. Die kleinen Bewegungswunder zeigen schmerzlich, wie viel Leichtfüßigkeit mir in den Jahren verloren gegangen ist. :mrgreen:

Nein, das war nichts. Wir müssen raus aus dem Weihnacht-Neujahr-Touri-Trubel. Morgen geht es weiter nach Abercrombie River National Park. Das scheint eine gute Wahl. Nicht mal unser Zeltnachbar – wohnhaft in Sydney, keine 200 Kilometer entfernt – kennt diesen Park. Ein gutes Zeichen.


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2023 – ResüMix

ZUNÄCHST DIE PFLICHT

2023 – ResüMix

SV Droopy – Gerrit Paetow GER

SABBAT ZUM ZWEITEN – DIESMAL HAT´S GEKLAPPT

Gerrit Paetow

SV Olleanna – Jeremy Bagshaw ZA

CRUISING TIPS FROM A ROUND-THE-WORLD RACER

Jeremy Bagshaw

Fröhliche Weihnachten

23.Dez.23,  Australien/NSW/Newcastle, Tag 18-23 Roadtrip, 1.746 km total

Wir wünschen unseren Familien, Freunden und Lesern ein wundervolles Weihnachtsfest mit einem gelungenen Festmahl und gut gelaunten Gästen. Macht es Euch in Euren Wohnzimmern gemütlich und freut Euch an Euren bequemen Möbeln – einer Angelegenheit, der man im Alltag viel zu wenig Bedeutung zukommen lässt. Viel zu selten sagt man danke zu seinem Bett, dem gemütlichen Sofa oder dem Ohrensessel.
Wir sagen jedenfalls danke, dass Ihr auch in diesem Jahr mit uns gereist seid. Wir freuen uns über jeden Klick, Eure Kommentare und Anmerkungen. Und wir freuen uns auf ein weiteres gemeinsames Jahr.

Wir dachten, dass wir im Zelt Weihnachten feiern würden. Zwar ohne Ohrensessel, aber irgendwo romantisch im Wald. Wie beim Segeln, kommt es auch im Auto anders als man denkt. Statt auf der Wiese zu stehen, sind wir zu Hausbesetzern geworden. Eine Geschichte mit Fehlplanung, Wetterpech und einem freundlichen Ende.

Unseren Campingplatz zurück in der Zivilisation verlassen wir bei strömendem Regen. Das Dachzelt ist schnell zusammen geklappt – inklusive Litern von Wasser, die sich auf dem Überzelt befinden. Wie viel davon seinen Weg auf die Matratze findet, ist noch unklar.

Unser nächster Stopp heißt Newcastle. Achims Nichte Marcia plus Mann Josh, ihrem Sohn und Baby wohnen dort. Durch einen nie abgesprochenen Zufall ist gerade unsere Schwägerin Andrea zu Besuch bei ihrer Tochter. So ist das mit der buckeligen Verwandtschaft: jahrelang kommt keiner aus Deutschland vorbei und dann alle auf einmal. Das Haus ist also voll und der Garten hat zu viel Hang, so dass unser Auto mit Zelt dort nicht stehen kann.
Aber die Eltern von Josh sind zauberhaft und bieten uns gleich um die Ecke ein leer stehendes Haus zum Übernachten an. Dies wartet auf eine kleine Reparatur und soll dann wieder vermietet werden. Küche und Strom vorhanden, heißes Wasser und Toilette funktionieren. Wir sagen begeistert zu.
Unsere aufblasbaren Luftmatratzen kommen auf den Boden und Campingstühle und Tisch ins Wohnzimmer.

Vor Heiligabend wollten wir wieder abreisen und weiter in die Blue Mountains hinter Sydney fahren. Ab Weihnachten bis Ende Januar ist die Hauptferienzeit der Australier. Daher hatten wir unseren Platz reserviert. Ein Blick in die Wettervorhersage lässt uns schaudern. Dauerregen über Weihnachten und nachts soll die Temperatur auf sechs Grad fallen. Pfui.

Wir stornieren den Campingplatz mit flinken Fingern. Etwas zu flinken Fingern. :mrgreen: Die Suche nach Alternativen über die Feiertage gerät zur Frustnummer. Alle Campingplätze, die an der Küste liegen und vom Regen – laut Vorhersage – verschont bleiben, sind ausgebucht. Wir suchen nach Cabins in den Bergen: Fehlanzeige! „Fully booked“, lautet die Dauermeldung.
Wir fragen Joanne und Jamie, ob wir wohl drei Tage länger bleiben dürfen. Und auf die angeheiratete Familie ist Verlass. Herzlichen Dank, Ihr seid unsere Retter.

Somit verbringen wir zwar in einem Haus das Weihnachtsfest, aber ohne Bett. Ohne die Romantik eines Wald-Campingplatzes. Kein Sofa. Keine Deko. Keine Kerze.

Achim fällt es zuerst wieder ein. Genauso war unser erstes Weihnachten vor 24 Jahren. ‚Zwischen den Jahren‘ hatten wir den Umzug in unsere erste gemeinsame Wohnung geplant und schon kräftig gepackt und aussortiert. Die Feiertage wollten wir uns bei meinen Schwiegereltern durchfuttern und trotz ungemütlicher Wohnungen bei Kerzenschein unterm Tannenbaum sitzen.
Aber dann sind Achims Eltern krank geworden. Weihnachten wurde kurzfristig abgesagt und wir saßen Heiligabend auf Umzugskisten und haben Dosensuppen in der Mikrowelle heiß gemacht. Kein Sofa. Keine Deko. Keine Kerze.
Denkt man zurück, so ist dieses Fest unvergessen. Und so wird es auch mit diesem sein.

Fröhliche Weihnachten!

Immerhin haben wir unsere Mützen dabei


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