Sozial – unsozial – scheissegal
HIER: SOZIALE ANERKENNUNG

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MAX PILZ, 8 MONATE – SEGELN AUS MEINER SICHT

Meer und Felsküsten – das gehört zusammen, auch beim Ankern. Vor allem in Kroatien, wo es – anders als in Italien, Griechenland oder den Balearen -verschwindend wenige Sandstrände, sondern überwiegend Felsküste gibt.
Gestern 12 Uhr. Insel Fenoliga, der südlichste Punkt Istriens. Da stehe ich nun am Steuer, bereit, den Anker aufzuholen und abzulegen. Alles funktioniert. Der Motor springt auf ersten Dreh des Zündschlüssels an. Die Ankerwinsch legt los auf Tastendruck, holt Kette um Meter. Und dann das: Plötzlich ein gequältes Jaulen der Winsch. Vom Steuer sehe ich, wie sich Levje’s Bug um 70 Zentimeter nach unten senkt und dort verharrt, als würde etwas mit aller Kraft nach unten ziehen. Im selben Augenblick quittiert die Ankerwinsch den Dienst. Der Anker hat sich verklemmt!
Ich kenne das. Wenn ich segle, verbringe ich, so viel ich kann, vor Anker. Laut meinem Logbuch über 95%. Ich gehe nur in den Hafen, wenn ich es muss. Wenn Wasser oder Diesel zur Neige gehen. Oder Lebensmittel.
21 Kilogramm schwer. Fast 40 Zentimeter breit. Mein Bügelanker. Arbeitsmotto: Was er erstmal hält, das hält er.
Ich habe schon alles mögliche vom Grund nach oben geholt. Letzten August auf Kefalenia eine schwere Bojenkette im Hafen von Agia Eufemia. Auf einem meiner ersten Törns im Industriehafen von Barletta/Apulien im Südwesten der Adria das tote Ende eines schwere Stromkabels. In Kroatien hängt der Anker immer mal – in Felsen.
Das gute an der Situation ist: Wer hängt, der hängt erstmal bombensicher. Den vertreibt es nicht in Richtung Felsen. Meist reicht es dann, Ketten, Kabel, Netze, schwere Trossen nach oben zu holen, soweit es eben geht. Hinabzutauchen, einen Festmacher um das Ärgernis zu legen und beide Enden des Fenstmachers auf Zug an der Bugklampe zu belegen. Von Bord aus hängt man den Anker mithilfe der merklich erleichterten Winsch aus und lässt das Teil wieder dorthin sinken, wo ein Anker es fand. Ins ewige Vergessen auf 5-7 Metern Wassertiefe.
Doch es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn man nicht wie gewohnt den Anker nach oben holt, sondern sich der Bug ins Wasser senkt und so bleibt. Ich mühte mich eine Viertel Stunde. Versuchte mit Motorkraft, in alle Richtungen zu ziehen. Das war nicht sonderlich klug – aber so handelt man nun mal, denn: „Das hat doch bisher immer gut funktioniert.“
Erste krumme Gedanken im Kopf.
„Den kriegst du niemals alleine raus!“
„Du? Willst morgen im Webinar Leuten etwas übers richtige Ankern erzählen? Und baust so einen Bockmist. Peinlich!“
„Und was ist, wenn du jetzt kleinlaut SEAHELP rufen musst?“
„Dir bleibt nur, den Anker samt Kette aufzugeben. 1.500€ im Eimer.“
Weg mit solchen Gedanken. Mein alter Spruch ist: „Wenn’s nachts draußen vor dem Zelt raschelt, geh nachsehen!“ Wenn du Angst hast, geh raus und finde die Ursache. Sieh nach! Schau genau hin!
Ich nehme Taucherbrille und Schnorchel, steige ins Wasser und verlasse Levje. Erstmal sehe ich gar nichts. Die Kette verschwindet unter einer wuchtigen Felsnase, die nach Westen offen ist. Vom Anker nichts zu sehen. „Der muss sich wohl voll genau unter der dicken Felsnase verkeilt haben. Wenn ich mit loser Kette genau nach Westen steuere, müsste ich den Anker doch unter der Nase rausdrehen können.“
Erster Versuch? Scheitert. Zweiter auch. Nochmal ins Wasser. Noch mal genau ansehen.
Das Problem beim Alleinsegeln ist: Ich bräuchte einen zweiten Mann/Frau im Wasser, der mich in die richtige Richtung bugsiert. Hab ich aber nicht. Also streng dein Hirn an. Steuere genau. Such dir vom Wasser aus an Land die richtigen Peilmarken.
Etwa eine dreiviertel Stunde brauche ich. Aber am Ende klappte es!
Übrigens: Wer genau wissen will, wie das mit den Trossen, den Stromkabeln und den Unterwasserfelsen abwerfen aus eigener Kraft klappt: Heute Mittwoch, 3.10.23 Abend um 19.30 Uhr erzähle ich in meinem Webinar übers Ankern anhand von Grafiken, wie man sich von Ballast am Anker befreit. Und darüber, wie man möglichst stressfrei ankert. Über die häufigsten Irrtümer beim Ankern. Wie man sie leicht vermeidet. Und über richtige und falsche Freunde beim Ankern.
Denn in einem bin ich mir sicher: Ich werde mir beim Ankern sicher wieder einen einfangen irgendwo. Denn wenn man viel und überall ankert, gehört das mit dazu. Es gehört dazu, wie der Fehler zum Segeln – siehe meinen vorigen Post.
Mein heutiger Standort: Insel Rab, Bucht von Kampor.
JORDANS SERIES DROGUE FOR SALE
Hello Peter, I hope this email finds you well. We have been in contact several times and met when you were in Den Oever looking at Naomi James’ boat that I restored to its old glory.

In the mean time several things have happened but long story short.
I have sold Express Crusader (Gallant 53 ) to a good friend of mine who will hopefully take good care of the old Lady.
I have restored BØR, the Bestevaer 53. And we have sailed to Portugal/ Portimao. Where I have secured a berth for the coming years as a “base”. We used the Windpilot all the from the Netherlands via south England because the Whitlock drive broke and Lewmar had a hard time to deliver the new one. The WP performed very well in the Biskay with considerable waves and winds up to 45 knots. I was really happy because steering a 53 ft 20tons yacht in that sea was exhausting but the WP didn’t complain.
I have sold the second hand WP that I installed back in 2018 on the Azores on Express Crusader to a really nice youngman wit a Breewijd 31. He may reach out to you for help. His name is Jeroen.
I have decided to quit my boat restoration and building projects. Now I am clearing out my container.
I am having a hard time to find someone who I can make happy with a Jordans Series Droque which is new and build for a Bestevaer 53. Given that you are in contact with many sailors with big dreams and plans… Maybe you know someone who could benefit from this device.
There is also a never used orange hanked on stormsail. Build by Hood Germany originally for my Swan 46.
The parts are located in Den Oever.
Hopefully, between us, we are able to make someone happy.
All the best, warm regards,
Douwe Gorter
for inquiries please contact
[email protected]
0031654906233
or Peter Foerthmann
[email protected]

SAILING IN ANTARCTICA ONBOARD SV JONATHAN
SAILING ON RIO DE LA PLATA RIVER DURING RAIN IN SOUTH BRAZIL

03.Okt.23, Fiji/Viti Levu/Denarau, Tag 3412, 26.677 sm von HH
In Fijis Westen brummt die Tourismus-Maschine: Gleitschirmfliegen, Wasserrutschen-Paradies oder Sundowner-Ausflüge, wahlweise mit modernem Katamaran oder nostalgischem Zweimaster – in Denarau ist alles möglich. Meistens durch den Einwurf großer Scheine.
Ein paar Tage haben wir vor der Marina geankert. Ganz schön ruppig und ungemütlich. Der olle Wendler-Fiji-Wind bläst weiterhin Tag für Tag ungemütlich stark vor sich hin.
Gestern sind wir in die Marina umgezogen (mit einem Tag Verspätung – unser reservierter Platz war noch nicht frei). Die passt sich mit 33 Euro pro Nacht dem hochpreisigen Niveau der angebotenen Ausflüge an. „Unterkunft für Ihre Luxusyacht“, verspricht die Werbung. Die Yachten neben uns sind so übergroß, dass sie Schlagschatten auf Atanga werfen. Aber Luxus-Atanga passt sich als kleinstes Schiff tadellos ein. ![]()
Nach vier Monaten eine richtige Dusche – mit regelbarer Wassertemperatur. Unbezahlbar. Einfach auf den Steg hüpfen und eine Pizza essen gehen. Köstlich. Wäsche in eine Waschmaschine stopfen. Phantastisch.
Anfahrt auf die Marina – die Unterkunft für unsere Luxus-Yacht
Atanga ist mit Abstand die Kleinste
Die Marina gehört zu einem Komplex aus Restaurants, Souvenirläden und dem Fährt-Terminal von dem aus Resort-Urlauber mit Schnellfähren auf ihre Inseln geschippert werden. Rechts und links davon haben sich alle namenhaften Hotelketten etabliert. Mitten drin ein Golfplatz. Natürlich gewachsen ist hier nichts, alles am Zeichenbrett entstanden. Alles etwas nüchtern und ohne Seele.
Diese Kunstwelt wird durch einen Schlagbaum von der Welt ‚da draußen‘ abgeschirmt. Nach ‚draußen‘ kommt man mit einem Kleinbus. Der ist eigentlich für die Hotelangestellten, die zur Arbeit müssen. Die Touristen haben einen eigenen Hop-on-hop-off-Bus, der aber nur im Hotelkomplex bleibt. 10 Dollar pro Ticket (knapp 5 Euro).
Uns nimmt der Local-Bus natürlich auch mit. 1,60 Dollar pro Ticket. Nach einer halben Stunde Fahrt sind wir in Nadi. Einer nahegelegenen Stadt mit 45.000 Einwohnern. Zwischen ‚draußen‘ und ‚drinnen‘ liegen Universen. Touristen gegen arbeitende Bevölkerung. Gut in Schuss gegen ganz schön abgewirtschaftet. Weiß gegen Farbig. Teuer gegen preiswert: Eine kleine Gurke im Supermarkt neben der Marina kostet 3,75 Dollar. Für drei große Gurken auf dem Markt möchte die Marktfrau 2,00 Dollar haben.
Ein typisches Zentrum für Touristen mit Restaurants, Geschäften und einer gewissen Sterilität
Auf der Denarau Halbinsel ist alles geschniegelt für die Touristen
Zwischen den Hotels Kanäle mit Bootsanleger zum Ferienhaus
Nadi – wuselig in der Nähe des Marktes
Alles etwas abgewohnt in Nadi
Unsere Aufgabe in Nadi ist es, dass Schiff wieder mit Vorräten aufzufüllen. Keine leichte Aufgabe. In Nadi gibt es Supermärkte wie Sand am Meer. Indisch, chinesisch, international. Das Angebot variiert entsprechend. Die einen haben Kaffee, die anderen, die von uns gesuchten Kräcker. Hier gibt es Mais in der Dose, aber keine Champignons. Erst drei Straßen weiter werden wir fündig.
Allen gemein ist, dass sie außer ihre gefrorenen Hühnerbeine und gefrorene Lammwürfel unbekannter Herkunft am Tier, kaum Fleisch im Angebot haben.
Seit wir in Fiji sind, ernähren wir uns von Huhn. Für die abgelegenen Ankerplätze habe ich Hühnersuppe und Hühnerbrust eingekocht. Vor Ort variiert durch verschiedenes Dosengemüse. Alles ganz lecker, aber es reicht. Wir möchten auch mal wieder etwas anderes essen. Dank Google Maps weiß ich, wo sich der eine (!) Schlachter in Nadi befindet. Etwas außerhalb, ein gutes Stück zu laufen. Wir erwarten nicht viel. Die Fassadenbeschriftung lässt Achims Herz allerdings höher schlagen. Wir drücken die Klinke von der Eingangstür. Dahinter liegt das Fiji-Fleischparadies. Es gibt alle Sorten Fleisch! Nichts ist gefroren. Alles frisch: Hack in zwei Qualitäten, Rinder-Beinscheiben und tatsächlich Frankfurter Würstchen. Wir geraten in einen Kaufrausch. Die Verkäuferinnen tragen ein T-Shirt mit dem gleichen Spruch, wie auf der Hauswand. Achim will auch so eins. ![]()
Zufrieden fahren wir mit dem Bus zum Schiff zurück. Und Morgen wird mit Variationen eingekocht für die Überfahrt.
Fleischerei-Werbung nach Achims Geschmack
Hier nur ein Teil vom Rindfleischangebot – es gab auch Schwein, Huhn und Lamm. Das haben wir noch gar nicht gesehen in Fiji.
16
Die Nacht liegt über dem Meer vor der Insel Fraskeric im Süden Istriens. Im Sommer ist hier viel los, nicht auf der kleinen Insel, die ist nicht mehr als ein unbewohntes Eiland, das selbst in der Saison nur den Möwen gehört. Jetzt herrscht hier Stille. Kein Laut vom Campingplatz hinter mir am Festland, in dem noch vor wenigen Wochen das Leben toste.
Jetzt gerade ist jedes menschliche Geräusch aus der Welt verschwunden. Sie gehört den Lauten des Meeres. Ein sanftes Plätschern von drüben von der kleinen Insel. Das zaghafte Zirpen einer Grille. Ein kleiner Fisch, der flirrend neben dem Boot die Wasseroberfläche. Das Schnaufen zweier Delphine, die sich
vor der Insel an einer Reuse abarbeiten, um an Fische zu kommen. Ein Wasservogel, der sich an diesem frühen Morgen plusternd in der Dunkelheit mit Nässe besprengt.
Gestern morgen bin ich los im Norden von der Marina Sant’Andrea in den Lagunen von Grado. Mein Plan ist, die nächsten Wochen für meine Neuausgabe des REVIER KOMPASS KROATIEN die Küste entlang nach Süden zu fahren und zu recherchieren. Es war Karlheinz Beständig, der Autor der 888 Häfen und Buchten, der mich im Telefonat darauf brachte. Auch er bricht erst spät im Jahr auf und ist oft bis November unterwegs, um zu arbeiten.
Die Nachtluft riecht würzig nach Kräutern. Der einsame Schrei einer Möwe, der die Stille zerschneidet. Nur das morgendliche Krähen der Hähne fehlt noch, das man manchmal in einsamen Gegenden auf Mallorca hört. Das plötzliche Rauschen einer Dünung, die ein Frachter aufwarf, dessen Lichter ich draußen sah.
„Traveling is Education“, sagte ein Mann letzte Woche ins Telefon. Ein Ire oder Australier, der neben mir im Zug reiste. Der Satz hallt nach. Die Jahreszeit gehört wohl denen, die mit Lust alleine reisen. Erziehung, dass nicht wirklich wichtig ist, was wir für wichtig erachten. Erziehung, seinen Schreibtisch aufs Meer zu verlegen und zu beobachten, wieder immer wieder, als könne uns das verändern.
Morgen will ich weiter südostwärts über den Kvarner, dorthin, wo sich die Inseln Cres und Losinj berühren und um 17 Uhr durch unter der Drehbrücke durch den schmalen Kanal, der sich dann kurz öffnet und aus der einen Insel zwei macht. Am Mittwoch soll es einen kurzen Bora-Puster geben, den ich nutzen will, um hinauf nach Rab und Krk zu kommen. Ich hoffe, dort gutes WLAN zu finden, um am Mittwoch Abend von dort mein Webinar über das Thema Ankern zu halten. Auch das wird eine Erfahrung, wie das vom Boot aus klappt.
NORDWEST PASSAGE – DIE ARKTIS IST KEIN KINDERSPIELPLATZ
Im Mai haben wir mit Thomas hier bei uns in Hamburg noch Kaffee getrunken, derweil Frauke in den Kanaren sehnsüchtig auf ihren Kerl gewartet, weil sie wieder gemeinsam zu neuen Ufern aufbrechen wollten. Im Juni 2023 dann diese Mail von den Azoren:

Hallo Marzena, Hallo Peter
ein paar Dutzend Teile im Himmelreich zusammengesetzt und verschraubt. Nun zum Leben erwacht! Wir haben die ersten 780 Seemeilen mit dem neuen Steuermann hinter uns. Ich glaube, dass die Anlage gesungen hat vor Freude als wir aus der Windabdeckung kamen. Oder war ich das ??
Mal ehrlich, nach den Kämpfen mit dem Aries Oldtimer….. Kette einrasten und läuft.
Eine Frage zum JSD. Ich bin so frei! Ich habe mir einen machen lassen, von einem pensionerten Segelmacher aus Österreich.
Ohne Bridle, den mache ich selbst. Die Empfehlung ist: zwei Schenkel a 15 m ( 18mm Nylon). Kleinerer Winkel- weniger Kräfte : die Erklärung dazu! Danach die Cones. Ich frage mich wirklich ob das tatsächlich besser ist als der Standartbridle?
LG von Sao Miguel
Frauke und Thomas

Und am 21.09.2023 dann die Erfolgsmeldung: NWP 2023 – GESCHAFFT
Eine Leistung, vor der ich nur still den Hut ziehen kann, was hiermit geschieht!
BRUCE ROBERTS 45 SAILING WITH WINDPILOT DURING 25 YEARS

Dear Peter, Hope you’re doing well. Two questions:
I need spare part 160 ( red cap), as it broke into two (25y old), see picture. Can I order this with you?
Furthermore, the turning of the shaft is rather heavy, we’ve cleaned the inside of the orange knob (#270) and put it back, with little result. Could you advise please?
Still very happy with our Windpilot!
Danke, Hendrik
Dear Henrik, take off / out 270 and add some silicon spray to the inside casting 250 whilst turning 260 … it should just getting cleaned from salt etc. at the inside. Red cap will come via UPS
Regards Peter
23.Sep.23, Fiji/Viti Levu/Momi, Tag 3402, 26.667 sm von HH
Als wir aus dem Atoll von Beqa fahren, haben wir erneut Starkwind. Kräftiger als uns lieb ist. Wir müssen zunächst bei 30 Knoten Wind genau gegen an motoren. Dazu Nieselregen. Hinter dem Atollausgang steht eine leckere Welle. Wir werden durchgeschüttelt wie lange nicht.
Wäre der Wind in Fiji eine Farbe, wäre er grau. Wäre er ein Fisch, dann der Karpfen. Der Stangensellerie unter den Winden, beliebt wie der Wendler unter den Schlagerstars. Ja, das Stinktier der Winde.
Die Segelbegeisterung ist riesig
die Bedingungen zum Abgewöhnen
zum Glück ist es nur eine Stunde richtig übel
Er hat uns einige schlaflose Nächte beschert und Pläne umgeworfen. Damit ist jetzt Schluss. Wir machen uns auf den Weg nach Viti Levu. Die größte Insel Fijis wirft einen deutlichen Windschatten auf ihre Westseite. Da wollen wir hin. Mit gut 90 Meilen steht mal wieder eine Nachtfahrt an. Zum Glück können wir eine Stunde nach der Passausfahrt den Kurs wechseln. Jetzt kommt der Wind genau von hinten. Rolly shit.
Aber besser als gegen an zu bolzen. Wir segeln gut gerefft, um nicht zu früh anzukommen. Nach Mitternacht erreichen wir die Kante vom Wellenschatten. Es wird ruhiger. Auch der Wind wird kontinuierlich schwächer. Schön. Morgens um 9:00 Uhr fällt der Anker in glattgezogenem Wasser.
Jetzt kommt der Wind von hinten – da freut sich die Frau
Die Bucht hat nichts Besonderes. Wird von Seglern hauptsächlich als Nacht-Ruheplatz benutzt, um am nächsten Tag Anker auf zu gehen. Boote kommen, Boote gehen. Wir bleiben trotzdem ein paar Tage. Der nächste Stopp wird dann auch unser letzter in Fiji sein. Und dort ist es dann vorbei mit Kajaktouren und Urlaubs-Feeling. Nur ein paar Meilen weiter haben wir uns einen Marinaplatz reserviert. Die üblichen Vorbereitungen für einen großen Schlag warten. Eine Waschmaschine und ein Supermarkt sind ebenfalls willkommen. Noch haben wir zu essen, allerdings ist die Auswahl etwas dünn geworden.
Die Abfahrt nach Australien rückt näher: spätestens am 11. Oktober wollen wir los.
Die Vorhersage für Sonntag – es kommt schon das nächste Starkwindfeld – wir liegen jetzt in der grünen Zone – großartig! foto credit: windy
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14.Sep.23, Fiji/Beqa/Lalati, Tag 3393, 26.575 sm von HH
Die berühmte Kunst des Feuerlaufens in Fidschi hat ausgerechnet ihren Ursprung auf unserer kleinen Insel. Die Männer des örtlichen Sawu-Stammes haben eine besondere Fähigkeit: Sie können über glühend heiße Steine laufen. Der Legende nach bekamen sie diese Fertigkeit von einem Gott, den sie versehentlich gefangen hatten, weil sie ihn für einen Aal hielten. Als Dank für seine Freilassung versprach der Gott ihnen, dass die Sawu-Männer von nun ab das Feuer bezwingen könnten.
Dass dies keine alberne Legende ist, beweist uns John eindringlich. Unter lautem Gebrüll und mit vielen Macho-Gesten legt er die Steine frei, die von glühenden Holzstücken bedeckt sind. Auf Tradition bedacht, hat er sich sogar einen Bastrock über die Shorts gezogen. Mit etwas Reisig, der sofort zu qualmen beginnt, zeigt er uns an, jawohl, die Steine sind wirklich heiß. Mit noch mehr Gejohle hüpft er auf die Steine. Mit breitem Grinsen steht er dann unversehrt vor uns am Strand. Feuerprobe bestanden, Legende bestätigt!
John beim Fire Walk
John wohnt mit seiner Familie gegenüber vom Dorf auf der anderen Seite der Bucht. Täglich fährt er an uns vorbei, um in den Mangroven zu fischen. Gerne hält er auf ein Schwätzchen an. So verabreden sich Katlyn und Thommy, unsere amerikanischen Nachbarsegler, zum Speerfischen mit John. Die gefangenen Fische sollen gemeinsam gegessen werden und John möchte vorher seinen Fire Walk zeigen. Wir werden eingeladen mit dabei zu sein, zum Glück ganz ohne einen Fisch harpunieren zu müssen.
Bucht von Beqa
Da man nie weiß, ob Fischer mit Beute nach Hause kommen, bereite ich sicherheitshalber einen Kartoffelsalat zu. Aber unsere Fischer sind erfolgreich. Katlyn brät den Fisch und kocht noch eine große Portion Nudelauflauf.
Mit den Dinghies düsen wir zum kleinen Strand an dem das Haus von Johns Familie steht. Das Feuer für die Steine brennt bereits lichterloh. Freudig werden wir empfangen und lernen die Frau von John, seine drei Kinder und ein befreundetes Paar aus dem Dorf kennen. Die Show kann beginnen. John findet in der eigenen Familie und bei uns Gästen ein begeistertes Publikum.
Nach dem Feuerlauf versammeln sich alle auf der Veranda des Hauses. Die Familie steuert noch Brotfrucht zum gemeinsamen Essen bei. Katlyn spendiert Rum aus Tahiti. Zwei Welpen ergänzen die Runde. Total brav schaffen sie es fast gar nicht über den Esstisch, der aus einer Bodenmatte besteht, zu laufen. Musik schallt aus einer großen Ghettoblaster-Box. Die kann John per Blue Tooth bedienen. Tradition und Moderne – der totale Kontrast. Ein wirklich bunter Abend. Nur Kava gab es wieder nicht …
John mit seinen drei Kindern und Freunden
Allgegenwärtig: Handys
Zigaretten Fiji Style – gerollt wird ein Stuck Tabak in Zeitungspapier. Extrem dünne Stängel sind das Ergebnis. Es wird mehr Papier als Tabak geraucht.
Die Lieblinge des Abends
Am Tag nach dem Feuerlauf erreicht uns der vorhergesagte Windwirbel. Zwölf Stunden verbläst es uns. Natürlich nachts. ![]()
Der Wirbel bringt Nordwind, unsere Bucht ist ausgerechnet nach Norden offen. Aber der Ankergrund ist Mangrovenschlamm (Wie Achim zwei Tage später leidvoll im Ankerkasten sehen muss. So viel Dreck haben wir lange nicht mehr mit an Bord gezogen). Der beste Ankergrund, den es gibt. Eingefahren haben wir ihn nach Norden, somit rutschen wir ein Stück als uns die ersten 30er Böen erreichen und der Anker sich dreht. Erst bekommen wir einen Schreck und beobachten gebannt die Anker-App. Nach fünfzehn Metern stoppen wir. Der Anker hat neu gegriffen und hält jetzt bombenfest. Wir schätzen, dass der Wind bis 40 Knoten hoch gegangen sein muss.
Nach einer schlaflosen Nacht wird uns am nächsten Tag die totale Flaute geschenkt. Wir unternehmen mit dem Kajak einen Ausflug in die Mangroven. Verschieden Bäche aus den umliegenden Bergen mäandern sich durch den Mangroven-Wald. Immer wieder ein Erlebnis. Und immer gibt es was zu entdecken. Heute erspäht Adlerauge Achim eine Flughund-Kolonie in ihrem Rast-Baum.
Wie ausgebaggert bahnt sich der Fluss aus den Bergen seinen Weg durch die Mangroven
Irgendwann schließt sich das Blätterdach
Wo ist oben – wo ist unten?
Dutzende Flughunde in ihrem Schlafbaum – in der Dämmerung fliegen sie über die Bucht, um Früchte zu suchen.
Wie schwarze Kohlrouladen hängen sie kopfüber im Baum
Gelbe Winkerkrabben am Strand. Nur die Männchen haben eine vergrößerte Schere (es gibt Rechtsträger und Linksträger). Damit wollen sie die Weibchen beeindrucken.
Mit der ausgeprägten Zange wird eifrig gewunken – fast Synchron winkt die gesamte Kolonie..
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