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Mit dem Boot zur Biennale. Oder: Was um Himmels willen hat Kunst mit Segeln zu tun?

Venedig im schönsten Sommer. Das Wasser vor dem Riva degli Sciavoni kocht und brodelt von vorbeischießenden Wassertaxis, Lastkähnen und auch von dem majestätisch die Palazzi überragenden Kreuzfahrtschiff, das langsam hinausgleitet Richtung Meer. Gleich daneben ist es still im BIENNALE-Park. Ein paar Kinder spielen. Ein paar Wartende vor den Kassenhäuschen. Wasserpflanzen legen ein abstraktes Zeichen auf die schillernde Oberfläche des Canale, der den Park hinauf ins Stadtviertel Castelo zerschneidet. 

Mit dem Boot nach Venedig? 
Um die BIENNALE zu sehen? Lohnt sich das? Macht Kunst Spaß? 
Und hat Kunst was mit Segeln zu tun? 
Mal sehen. Eins nach dem anderen.

Die BIENNALE: Man muss sie sich als eine Art Nationen-Olympiade vorstellen. Nationen entsenden die Besten. Künstler statt Sportler. Die meisten Nationen haben einen eigenen Pavillion im Park. Deutschland hat einen. Die Schweiz und Uruguay auch. Wer keinen hat – wie Chinesen, Koreaner, Mexikaner, Kuwaitis, Singapur: Der stellt eben anderswo aus. Meist im Arsenale. Aber darüber schreibe ich morgen. 

Also: Erstmal warmlaufen. Es beginnt verstörend. Gleich hinter dem Eingang ist der russische Pavillion. Nicht gerade das Land, das – dank des verkniffen intrigierenden und Strippen ziehenden Mannes an der Staatsspitze – die Sympathien hat. Ich hole tief Luft, und gehe hinein.

Die BIENNALE ist politisch – jedenfalls in dem, was der russische Pavillion mit Grisha Bruskin zeigt. Der Marsch der Werktätigkeiten, handhohe Gipsfigürchen in einem abgedunkelten Raum, dient jetzt dazu, das russische Staatssymbol, den Doppeladler, über Zahnräder am Laufen zu halten.


Das ist auf nüchternen Magen schon mal ziemlich herbe in der Aussage. Aber doch stimmt hoffnungsfroh, dass das offizielle Russland derlei künstlerische Inhalte in den internationalen Raum sendet.

Bleischwer wie ein Film von Margarethe von Trotta kommt auch der deutsche Beitrag daher. Der Pavillion ist abgeschottet, von Stahlzäunen gesichert. Schilder warnen vor scharfen Hunden. Das Gebäude ist abgeriegelt. Leute in prolligen ADIDAS-Trainingshosen bewachen den Eingang. Der bleibt erstmal zu, selbst eineinhalb Stunden nach Eröffnung der BIENNALE. Zur Kunst? Erstmal hinten anstellen! Da ist dann die Schlange der Wartenden um das abweisende Gebäude schon 150 Meter lang – immerhin hat die Jury Anne Imhofs Performance als besten BIENNALE-Beitrag ausgezeichnet. Nur 150 Menschen werden für die mehrstündige (!) Performance zugelassen, raunt eine der wartenden Damen. Ist Kunst, wenn es Menschen ausschließt? 
Weil ich weder Lust auf scharfe Hunde noch lange Schlangen habe, sause ich weiter, und kucke mir den deutschen Beitrag im Internet an. Ich besitze nun mal die Geduld einer Ameise. Und habe für Arroganz so gar kein Verständnis.

Also eins weiter. Im japanischen Pavillion schweben Holzmodelle im Raum:


Wie nett. Das Modell eines schwebenden japanischen Schreins, der sich wie im Wasser eines Teichs nach unten spiegelt. Und wie ein Raumschiff schwerelos trotz?/weil? 800jähriger Tradition den Raum durchquert. Reflection Model (Ship of Theseus) nennt Takahiro Iwasaki seine Plastik, der „Beipackzettel“ an der Wand spricht von den Katastrophen vergangener Jahre, denen der abgebildete und sich in sich spiegelnde Itsukushima-Schrein standgehalten hat. Aber auch ohne Beipackzettel ist der schwebende Schrein etwas Besonderes.


Auch bei der nachfolgenden Intsallation muss ich genau hinsehen, um was es sich da handelt. Na klar, Bücher. Sie stehen herum wie Hochhäuser einer Metropole, aus der Baukräne herauswachsen. Aus Büchern wächst was? Immer her damit! Dinge, die aus Büchern erwachsen – wo doch Smartphone, Twitter, Facebook & Co. längst den armen Dingern den Rang streitig machen.


Weiter! Im britischen Pavillion steht der geneigte Betrachter in einem braungrauen Säulenwald. Und sieht daneben zwei pittoreske rote Säulen, doppelt mannshoch, die rumstehen, als wären sie Betrachter der Szenerie. Zwei Säulen wie zwei Menschen, rot, vor einem Säulenwald, die eine, eckige, maskuline Gestalt etwas starr und mit strengem Kartonhut bekrönt. Das hat doch was. Und die andere, feminine, sich grazil und schamhaft windend.

Das Runde, das Eckige. Interessant wirds, wenn man der „männlichen“ und „weiblichen“ Figur auf die Pelle rückt. Und sie unter die Lupe nimmt. Da sieht man, dass Männlein & Weiblein aus allereinfachsten Alltagsmaterialien hergestellt sind. Kunst? Kommt von Können. Und in den Dingen – Schläuchen, Dachlatten – etwas anderes sehen zu können, als das, was alle sehen.

Einfache Schlauchreste, rot gestrichen, für die Dame…

… und kantig-ungehobelte Dachlatten für den Herrn.

Auch das ist die BIENNALE: Ein Vexierbild der Wirklichkeit. Wo Dinge, die anscheinend im Leben eine feste Bedeutung haben wie „ein Schlauch“, „eine Holzlatte“, auch etwas ganz anderes sein können. Und so stolpere ich nach Phyllida Barlow mit wachsender Begeisterung durch das Museum der Phantasie, das sich da auf der BIENNALE präsentiert. 

Im Brasilianischen Pavillion ein Bild vom Leben, das sich mir tief einprägt.


Die Fußbodenfläche des Pavillions ausgelegt mit Stahlrosten. Und darin eingeklemmt, eingedroschen einfache weiße Kiesel. Eingesperrt sein. Eingeklemmt sein. Ein Lebensgefühl?

Und immer, wenn ich denke, naja, diesen Pavillion einer kleinen Nation, den muss ich jetzt nicht besuchen, erlebe ich eine Überraschung. Im rumänischen Pavillion das anrührende Video der 90jährigen Geta Bratescu, die mit dickem Filzstift und einfachen Linien – ja was eigentlich? – Sehenswertes erschafft. Es macht großen Spaß, ihr zuzusehen – eine ihrer Grafiken dauert nicht länger als eine Minute, besteht aus nicht mehr als vier, fünf Linien. Und doch ist das meiste in diesem Video angefüllt mit dem Nachdenken der Künstlerin. Ihrem zögernd über einem weißen Blatt verharrenden dicken Filzstift. Den sie mit der Kraft ihrer 90 Jahre ins Papier drückt. Ihr Zögern. Ihr Überlegen. Ihr „Done“, wenn sie nach einer Minute einfach – fertig ist mit einem Blatt

So entdecke ich gerade abseits der „gehypten“ Pavillions Überraschendes, Unerwartetes, Anrührendes. Dinge, die Bilder im Kopf entstehen lassen, die mich bewegen, was Menschen leisten.

Zwei scheinbar welke Hände. Ein zu großer Stift. Ein weißes Blatt Papier: Ein unscheinbares Video im Eingangsbereich des rumänischen Pavillions über die konzeptionelle Arbeit der 90jährigen Geta Bratescu.

Es ist Nachmittag, als ich den BIENNALE-Park verlasse. Und am Riva degli Sciavoni entlang Richtung Arsenale schlendere, von dem ich noch nicht weiß, dass mich dort eigentlich noch Phantastischeres erwarten wird. Kunst in einem 800 Jahre alten Militärgelände? Aber darüber werde ich im nächsten Post erzählen. Noch schnell dies, für die speziellen Freunde von Nashorn-Ohren unter uns:


Es ist gegen acht, als ich wieder in der Marina von Sant’Elena zurück bin. Voller Bilder. Doch das schönste liegt vor mir: Der Vollmond, der eben im Hafen über LEVJE am Himmel erscheint:


Und da sind wir dann bei der in der Überschrift gestellten Frage: 
Ja. Besuchenswert, sehenswert ist die BIENNALE allemal. Anregend. Das Gehirn durchpustend. 

Und: Vielleicht ist Kunst ja wirklich näher am Segeln dran, als wir denken. Vielleicht ist es nichts anderes. Vielleicht hat es seinen Wurzeln in ein und demselben Winkel unseres Gehirns, unserer Seele. Vielleicht die Welt nicht nur zu sehen, wie ein Kieselstein eingeklemmt in ein gusseisernes Raster. Sondern das Raster, die Enge, die Gleichförmigkeit immer wieder zu durchbrechen. Und wenigstens für einen Moment: Die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Im nächsten Post mehr.

Wie komm ich mit dem Boot 
zur BIENNALE? 
Die Hardfacts:

Marinas für die Anreise mit dem Boot 
und in Laufweite zur BIENNALE:

Empfohlen: 
Marina Sant’Elena 
Gleich neben dem BIENNALE-Park. Zu Fuß zehn Minuten. 
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 75 €. 
Nicht billig. Gepflegt. Ruhig. 
tel. +39 041 520 26 75

Ebenfalls gut: 
DIPORTO VELICO VENEZIANO gleich nördlich.
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 52 €. 
Günstig. In Laufweite. Nicht ganz so gepflegt.
tel. +39 041 523 19 27

Ebenfalls möglich, 
doch mit happigen Kosten für Vaporetto zu Zweit verbunden 
(Einzelfahrt ca. 7 €/Tagesticket 20 €/Zweitagesticket 30€ pro Person) 
sind die übrigen Marinas in Venedig:

• MARINA DI LIO GRANDE, ca. 700 Meter von der Vaporetto-Station bei Punta Sabbioni. 
37 Fuß: 42 €
• IZOLA SAN GIORGIO, 1 Vaporetto-Station von San Marco entfernt. 
Spektakulär. Im Zentrum. Klein. Teuer.
• MARINA VENTO DI VENEZIA

Eintrittspreis BIENNALE für zwei Tage Giardini/Arsenale: 25€. 
Was gemessen an sonstigen Museumspreisen in Venedig geschenkt ist.

SV Distant Shores – Paul Shard CA

DIE BAHAMAS IN 21 MINUTEN

Österreichische Fahrtensegler

ES GIBT MEHR ALS MAN VERMUTEN WÜRDE

Belinda und David Sturm sind mit ihrer SV Admetus, einer SADLER 32 bis nach Fiji gesegelt. Dort entschlossen sie sich im Jahre 2015 zum Verkauf ihrer Yacht, die HIER zum Verkauf angeboten und verkauft worden ist. Nach ihrer Rückkehr haben sie ihre Website ergänzt. Die Website ihrer Reise ist heute noch aktiv und beinhaltet interessante Berichte und wundervolle Fotos.

Hier die Liste nahezu sämtlicher Österreichischer Blauwasser Segler.

System Wechsel Aries – Windpilot

EINE SACHE VON MINUTEN

Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte wurden in UK eine Unzahl von Schiffen mit der Pacific ausgeruestet, auf denen vormals Aries Systeme verwendet worden sind. Die Unterschiede sind eklatant, denn die Zeit ist weitergegangen, jedenfalls bei Windpilot. WEITERLESEN

Venedig. Unter Gewittern.


Es war Katrin, meine Frau, die sagte: „Fahr endlich los. Und schreib‘. Du bist schon zu lang im Hafen.“ Vielleicht spürte sie einfach nur meine Unzufriedenheit. Vielleicht kennt sie mich besser als ich mich. Was immer es ist: Sie hatte recht.

Mit Häfen ist es wie im Leben überhaupt: Es gibt tausend gute Gründe, sie nicht zu verlassen. Nicht das zu tun, was man eigentlich für sich als das Richtige erkannte. Nicht loszusegeln. Hinaus aufs Meer nicht. Und nicht ins Abenteuer des Lebens. Scheinbar gute Gründe, sich mit Nebensächlichem aufzuhalten. Statt das eine, Wichtige zu machen. Da wär noch ein Lämpchen anzubringen. Hier wär noch ein Teil zu besorgen. Dort noch ein schadhaftes Scharnier auszutauschen. Gar mancher vergisst darüber, dass er ja eigentlich lossegeln wollte, ins Leben oder hinaus aufs Meer. 

Und manchmal spielt auch einfach das Wetter nicht mit.


Es war ein Wetter, das Unwetter gebiert. Und Wolkenbrüche speit. Tornados über der Lombardei, die Häuser zerstörten. Der Scirocco, der südliche Wind, schickte erst Schwälle saunaheiß-feuchter Luft aus dem Süden über den Hafen. Um im nächsten Moment auf West zu drehen. Und kalte Luft heranzutragen. Um gleich darauf wieder Schwaden des heißen Saunabrodems aus dem Süden.

Am Nachmittag entlud sich der Himmel in heftigen Gewittern. Blitze, die nahe am Hafen krachend über dem Fluss einschlugen. Eine Yacht, die in Regenschauern langsam den Fluss hinauf irrte. Kein Wetter, in dem man einen Hafen grundlos verlässt. Ich schrubbte im Gewitterregen das Deck. Und war nach einer Minute triefnass. Für den folgenden Tag war Bora angekündigt, erst milde mit 4-5 bft. Ab 23 Uhr über Venedig mit 7 bft. Ich wollte den Wind aus Nordost nutzen, um mich davon nach Südwesten, nach Venedig blasen zu lassen.


Dann los. Am nächsten Morgen kam ich halb zehn aus dem Hafen – geplante Ankunftszeit in Venedig mit dem Wind neun Stunden später. 50 Seemeilen. Knapp 90 Kilometer. Kurz vor dem Unwetter. Kaum hatte ich den Fluss hinter mir, war draußen erstmal – gar nichts. Keine Wind. Keine Bora. Flaues Gefusel aus Südost. Und die Schönheit des Meeres, wenn man nach langer Zeit zum ersten Mal wieder draußen ist.

Aber dann war sie da, die Bora. Erst 15 Knoten. Dann 20 Knoten. Dann 23 Knoten. Keine milden 3-4 bft. Ein Spaß, die Genua auszurollen und sich vor dem Wind auf der schaukelnden, wiegenden LEVJE II nach Südwesten treiben zu lassen. Levje’s siebeneinhalb Tonnen geigten mit siebeneinhalb Tonnen sanft durch die Wellen, als wäre ich auf einem dickwandigem gusseisernen Wok  durch die Wellen unterwegs. 

Ein neues Schiff ist wie eine neue Beziehung, die man eingeht. Erst ist man richtig verknallt. Dann ist man endlich glücklich zusammen. Und dann beginnt das „sich zusammenraufen“. Vielleicht entsteht auch Liebe daraus, dies langdauernde, zusammenschweißende „Durch-Dick-und-Dünn“-Gefühl.


Venedig erreichte ich eineinhalb Stunden schneller als geplant. Der Wind blies in die Einfahrt hinein, das Bacino vor San Marco von hin- und her schießenden, preschenden Wassertaxis, Autofähren, Vaporetti und dem Nordost ein schlimmes Gebrodel. An der Tankstelle am Lido flog LEVJE so wild hin und her, dass mein Anleger misslang und LEVJE gegen die Dalben geworfen wurde und mein Kopf einen Post formulierte: „Tanken für ganze Kerle.“

Und wieder irrte der Wetterbericht. Es ging nicht 23 Uhr los, sondern 19 Uhr. Kaum im Hafen von Sant’Elena festgemacht, beschleunigte die Bora auf 28, dann über 30 Knoten. Michele, der Marinaio, hatte mich sicherheitshalber nicht mehr in die Box bugsiert, sondern gleich an der Pier vertäut, auf die nun die Bora drückte. Fünf große Fender auf eineinhalb Meter Bordwand – das musste reichen.

Der Wind legte weiter zu, im Süden ballten sich die Gebirge einer zweiten Gewitterfront und die untergehende Sonne tauchte die Häuser des Lido für einen Moment in tiefes Rot. Und während über LEVJE die Möwen reglos im Starkwind in der Luft standen; während Blitze aus dem Kraftwerk über dem Lido zuckten; während die Italienische Flagge auf der Pier gestreckt knatterte und der Regen prasselte: Kam plötzlich der Vollmond hinter dem Gewitter hervor: Als wäre alles nichts. Und aller Schrecken nichts, was man irgend ernst nehmen müsste.

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Venedig. Unter Gewittern.


Es war Katrin, meine Frau, die sagte: „Fahr endlich los. Und schreib‘. Du bist schon zu lang im Hafen.“ Vielleicht spürte sie einfach nur meine Unzufriedenheit. Vielleicht kennt sie mich besser als ich mich. Was immer es ist: Sie hatte recht.

Mit Häfen ist es wie im Leben überhaupt: Es gibt tausend gute Gründe, sie nicht zu verlassen. Nicht das zu tun, was man eigentlich für sich als das Richtige erkannte. Nicht loszusegeln. Hinaus aufs Meer nicht. Und nicht ins Abenteuer des Lebens. Scheinbar gute Gründe, sich mit Nebensächlichem aufzuhalten. Statt das Eine, das wirklich Wichtige zu machen. Da wär noch ein Lämpchen anzubringen. Hier wär noch ein Teil zu besorgen. Dort noch ein schadhaftes Scharnier auszutauschen. Gar mancher vergisst darüber, dass er ja eigentlich lossegeln wollte, aufbrechen wollte ins Leben oder hinaus aufs Meer. 

Und manchmal spielt auch einfach das Wetter nicht mit.


Es war ein Wetter, das Unwetter gebiert. Und Wolkenbrüche speit. Tornados über der Lombardei, die Häuser zerstörten. Der Scirocco, der südliche Wind, schickte erst Schwälle saunaheiß-feuchter Luft aus dem Süden über den Hafen von San Giorgio di Nogaro. Um im nächsten Moment auf West zu drehen. Und kalte Luft heranzutragen. Und gleich darauf wieder Schwaden des heißen Saunabrodems aus dem Süden.

Am Nachmittag entlud sich der Himmel in heftigen Gewittern. Blitze, die nahe am Hafen krachend über dem Fluss einschlugen. Eine Yacht, die in den Regenfahnen langsam den Fluss hinauf irrte. Kein Wetter, in dem man einen Hafen grundlos verlässt. Ich schrubbte im Gewitterregen das Deck. Und war nach einer Minute triefnass. Für den folgenden Tag war Bora angekündigt, erst milde mit 4-5 bft. Ab 23 Uhr über Venedig mit 7 bft. Ich wollte den Wind aus Nordost nutzen, um mich nach Südwesten, nach Venedig blasen zu lassen.


Dann los. Am nächsten Morgen kam ich halb zehn aus dem Hafen – geplante Ankunftszeit in Venedig mit dem Wind neun Stunden später. 50 Seemeilen. Knapp 90 Kilometer. Kurz vor dem Unwetter. Kaum hatte ich den Fluss hinter mir, war draußen erstmal – gar nichts. Keine Wind. Keine Bora. Flaues Gefusel aus Südost. Und die Schönheit des Meeres, wenn man nach langer Zeit zum ersten Mal aus der Enge des Hafens wieder draußen ist, die Weite spürt. Und Platz zum Atmen hat.

Aber dann war sie da, die Bora. Erst 15 Knoten. Dann 20 Knoten. Dann 23 Knoten. Keine milden 3-4 bft. Ein Spaß, die Genua auszurollen und sich vor dem Wind auf der schaukelnden, wiegenden LEVJE II nach Südwesten treiben zu lassen. LEVJEs siebeneinhalb Tonnen geigten sanft durch die Wellen, als wäre ich auf einem dickbauchig-gusseisernen Wok durch die Wellen unterwegs. 

Ein neues Schiff ist wie eine neue Beziehung, die man eingeht. Erst ist man richtig verknallt. Dann ist man endlich glücklich zusammen. Und dann wirds ernst – es beginnt das „sich zusammenraufen“. Vielleicht entsteht irgendwann auch Liebe daraus, dies langdauernde, zusammenschweißende „Wir-durch-Dick-und-Dünn“-Gefühl.


Venedig erreichte ich eineinhalb Stunden schneller als geplant. Der Wind blies in die Einfahrt hinein, das Bacino vor San Marco ein schlimmes Gebrodel von hin- und her schießenden, preschenden Wassertaxis, Autofähren, Vaporetti und dem Nordost, der an die Tankpier schlug. LEVJE, mein gußeiserner Wok, flog so wild hin und her, dass mein Anleger misslang und LEVJE gegen die Dalben geworfen wurde und mein Kopf einen Post formulierte: „Tanken für ganze Kerle.“

Und wieder irrte der Wetterbericht. Es ging nicht 23 Uhr los, sondern 19 Uhr. Kaum in Marina Sant’Elena festgemacht, beschleunigte die Bora auf 28, dann über 30 Knoten. Michele, der Marinaio, hatte mich sicherheitshalber nicht mehr in die Box bugsiert, sondern gleich an der Pier vertäut, auf die nun die Bora drückte. Fünf große Fender auf eineinhalb Meter Bordwand, drei Springs  – das musste reichen.

Der Wind legte weiter zu, im Süden ballten sich die Gebirge einer zweiten Gewitterfront und die untergehende Sonne tauchte die Häuser des Lido für einen Moment in tiefes Rot. Und während über LEVJE die Möwen reglos im Starkwind in der Luft standen; während Blitze aus dem Kraftwerk über dem Lido zuckten; während die Italienische Flagge auf der Pier gestreckt knatterte und der Regen prasselte: Kam plötzlich der Vollmond hinter dem Gewitter hervor: Als wäre alles nichts. Und aller Schrecken der Welt nichts, was man irgend ernst nehmen müsste.

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SV Faith – Ursula + Alexander Münchinger GER

UNTERWEGS MIT EINEM SEGELNDEN BACKSTEIN

Um bloß keinen falschen Eindruck zu erwecken: diese Bezeichnung kommt aus der Feder der Eigner, was auf eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Selbstkritik schliessen lässt – oder Sarkasmus? – wo wir doch ansonsten alle wissen, dass die eigene Frau ebenso wie das geliebte Schiff zumindest heilig – also generell immer die oder das Schönste ist – was unsere Augen je gesehen haben! Wer gegen diese eiserne Regeln verstösst, muss tapfer sein und Sturm erprobt, wenn er mit dem Bumerang fertig werden will.

Ich berichte hier im Stakkato von einem Schriftwechsel mit bemerkenswert klugen Menschen, die mir im Verlauf weniger Mails enorm viel näher gekommen sind. Achtung, dies ist keine Schleimspur, hingegen eher ein Kompliment und Anerkennung für die Art und Weise, wie hier ein Seglerpaar, dass bereits durch dick und dünn gezwungen worden sind, mit Schicksalsschlägen umzugehen in der Lage ist. Zum Beispiel dem Totalausfall des eisernen Gustafs, der infolge von Karies und Bewegungs Starre nicht mehr zu gebrauchen war.

Es begann an einem Tag im April

Sehr geehrter Herr Förthmann.
Herr Heinrich von WindGear hat uns geraten, dass wir uns an Sie wenden und Ihnen unser Problem schildern. Er meinte, Sie könnten uns evtl. weiterhelfen.
Zusätzlich bat er uns, Sie herzlich von ihm zu grüßen was wir hiermit tun wollen.
Zitat: „Grüßen Sie bitte Peter Förthmann herzlich von mir, wenn Sie ihn kontaktieren.“
Meine Frau und ich (Alex & Ursula) sind mit unserer 10m, 10t schweren Stahlyacht auf Langfahrt. Wir haben eine Aries Selbststeueranlage der 3. Generation, die unseren Plattgatter zu unserer vollsten Zufriedenheit gesteuert hat. Nach 6 Monaten Marina Aufenthalt in Portimao haben wir nun feststellen müssen, dass der Ruderschaft trotz Schmierung vor dem Werftaufenthalt, fest sitzt. Offenbar haben Spannungen Haarrisse hervorgerufen, die einen Bruch verursacht haben. Da wir mit der Anlage sehr zufrieden waren und vor allem auch wissen, dass diese mit unserem segelnden Backstein funktioniert, war der erste Gedanke natürlich, das defekte Bauteil zu ersetzten. Dieses Teil wird leider nicht mehr als Ersatz angeboten. Daraufhin haben wir uns in die aktuellen Systeme eingelesen, mit dem Gedanken eine neue Anlage zu erwerben. Leider wurde uns schnell klar, dass wir dies Budgettechnisch nicht realisieren können.

Darum unsere Anfrage, ob Sie vielleicht wissen, wo ein solches Ersatzteil zu besorgen wäre, bzw. ob Sie evtl. eine gebrauchte Aries Anlage vorrätig haben
oder als 3. Alternative eine gebrauchte und bezahlbare Windpilot Anlage?
Eine gebrauchte Aries Ersatzanlage wäre für uns interessant, da wir bereits wissen, dass dieses System mit unserem Boot funktioniert und da die Befestigungteile bereits vorhanden sind. Wir sind auch bereit, eine andere Anlage zu montieren, falls nötig, da eines ganz klar ist für uns – Langfahrt ohne Selbststeueranlage ist keine Option.

Ich bedanke mich bereits im Voraus recht herzlich für Ihre Bemühungen (und Ihre Zeit unsere ganze Leidensgeschichte und Fragen zu lesen).
Mit freundlichen Grüßen
Alexander & Ursula

Meine Antwort: Guten Morgen nach Portugal,
Oster Samstags Morgen … nichts ahnend ein kurzer Blick durch die tägliche Email Flut … da faellt Ihre Mail sofort ins Auge, weil hier ein Dauerthema adressiert wird, das mich seit Jahrzehnten begleitet. Bevor ich hier nun dezidiert auf die Situation eingehe, gebe ich Ihnen ein paar Links zur Thematik Windsteuersysteme und dem Markt … nach deren Lesen Sie ein wenig schlauer geworden sein werden … wie ich zumindest optimistisch hoffe.

Der böse böse Markt

Insider – Gedanken

Aries Vane Gear

Ich habe im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte insbesondere in UK eine Unzahl von Schiffen mit meiner Pacific ausgeruestet, auf denen vormals Aries Systeme verwendet worden sind. Die Unterschiede sind erheblich, denn die Zeit ist weitergegangen, jedenfalls bei Windpilot. Mein dezidierter Rat: wenn Sie eine Weltreise unternehmen wollen, bitte keine Kompromisse, auch wenn dies aus Gruenden des Budgets zunaechst der einzige Weg zu sein scheint. Auf längere Sicht wird Ihnen jeder Kompromiss in die Situation bringen, dass Sie sich selbst an der Pinne wiederfinden werden = keine wünschenswerte Option!

Hallo Herr Förthmann,
vielen Dank für Ihre ausführliche und schnelle Antwort, vor allem in Anbetracht der Feiertage. Wir wissen das sehr zu schätzen. Mit großem Interesse haben wir Ihre verlinkten Artikel gelesen. Wir mögen Ihre Art zu schreiben sehr. Es ist schön zu sehen, dass Sie diverse negative Lebenserfahrungen nach wie vor mit einer guten Brise
(schwarzen) Humors sehen können.

Wir haben hier in Portimao bei einem ausgiebigem Spaziergang über unseren Boatyard herausgefunden, dass sich hier Boote mit 4 Hydrovane, 3 Aries (inkl. unserer), 2 Sailomat, 2 Windpilot befinden. Interessanterweise ist die Hydrovane, bei den Booten hier vor Ort, ausschließlich heckseitiger Zierschmuck. Auf Nachfrage teilten uns die Eigner mit, dass sie die Anlagen entweder gar nicht benutzen, sondern nur mit dem elektrischen Autopiloten steuern oder, dass es versucht wurde, man nicht zurecht kam und es seither nicht mehr probiert hat. Das fand ich äußerst interessant, vor allem, wenn man den Anschaffungspreis der Anlage in Betracht zieht. Die dazugehörigen Boote spielen natürlich ebenfalls im oberen Preisbereich mit. Sollten diese Statements auf die breite Masse ebenfalls zutreffen kann man dem Unternehmen Hydrovane nur herzlich zu ihrem Marketing gratulieren.

Wie Sie schön geschrieben haben, reihen wir uns in die Gruppe der Segler ein, die eine Windpilot Anlage am liebsten neu, mit lebenslanger Garantie und weltweiter Ersatzteilversorgung und selbstverständlich umsonst haben wollen 😉 da sind wir mal ganz ehrlich. Man muss ja Wünsche haben im Leben, also neben den sonstigen, wie z.B. Millionenvermögen auf dem Konto, eiserner Gesundheit, stählerner Potenz und wenn wir gerade dabei sind, hätte wir noch gern einen Flugzeugträger… Spaß beiseite. Wir benötigen Ersatz, da sind wir uns einig. Die nochmalige und ausführlichere Studie Ihrer Website hat eine interessante Erkenntnis zu Tage gefördert, die wir bislang wohl schlicht überlesen haben – den Aries Adapter für die Pacific Anlage. Das kommt uns natürlich sehr entgegen. Das löst das Problem des Umbaus der kompletten Befestigung am Schiff. Auch wir bilden hier keine Ausnahme zu den auf Ihrer Seite beschriebenen Aries Besitzern: Bohren verursacht Schmerzen an den Zähnen wie am Heck eines Schiffes.

Lange Rede kurzer Sinn: wir sind interessiert, eine Pacific bei Ihnen zu erstehen.

Herzliche und sonnige Grüße
Alex & Ursula

Nach kurzer Sendepause kam der Startschuss und die Pacific wurde am gleichenTage an UPS übergeben, 48 Std später an Bord angeliefert. Der Aries Adapter wurde vor Ort selbst hergestellt, das Ergebnis wurde heute früh übermittelt. Morgen soll das Schiff wieder zu Wasser gehen und ich wünsche den beiden Eigner, dass sie nunmehr mit Rückenwind und Sonne von früh bis spät, dorthin segeln, wo mehr Sonne zu Hause ist, als auf der bisherigen Reise vom Rhein bis nach Portugal.

Beste Grüße aus der kalten Heimat
Peter Foerthmann WEITERLESEN

SV Bella Marie – Hans-Peter Scheller US

VON PEENEMÜNDE NACH TEXAS VIA HANNOVER UND ISTANBUL

Wie bitte? Nein, kein Sprechdurchfall – sondern gelebtes Leben! Und dass das Leben Achterbahn fahren kann, ist mir selbst im Blut, weshalb ich mich manchmal anzuschnallen pflege, um nicht aus den Lebens Kurven zu fliegen. Ist es mein Schicksal, dass ich dabei so häufig auf Menschen treffe, die es noch doller treiben? Jedenfalls spitze ich meine Ohren, stelle Fragen bis zum Dach und höre zu – manchmal allerdings bleibt mir dabei der Mund offen stehen. Zum Beispiel gestern in Hannover:

Es begann vor etlichen Jahren. Hans-Peter Scheller, seit 53 Jahren wohnhaft in Hawaii mit Liegeplatz in Pearl Harbour, obschon in 4. Ehe glücklich, lebenslang der immer gleichen Werft verfallen, hatte mir damals folgende Mail geschrieben:

Hello Peter,
I bought a Marieholm 26 in Denmark, with your vane bracket already installed, but no vane unfortunately. My idea was originally to install a Cape Horn vane, I already have, but have second thoughts, because of logistics involved.

I live in Hawaii, and will fly to Denmark, to take possession of the boat. Then sail the boat on her own keel home, to Hawaii.

Since I would have to carry the Cape Horn with me, it might be simpler to go with your Windpilot. Can you ship one without mounting bracket to Denmark, for US yacht „Can Do!“ in transit? Tax free? Cost of vane, plus shipping?

Thank you for your reply!
Peter

Der Deal wurde abgewickelt, die SV CAN DO wurde mit Windpilot nach Hawaii gesegelt. Soweit so gut. Dass es ein da Capo geben würde, wer hätte das für möglich gehalten? Ich jedenfalls nicht. Aber ich hatte mich getäuscht und wurde über gerascht.

Hans-Peter, heute 80 Jahre alt, hatte kürzlich die SV BELLA MARIE – eine Marieholm 32 – in Peenemünde erworben. Sein Plan: diesmal soll die Reise kreuz und quer durch Europa über Rhein und Donau bis ins Schwarze Meer nach Gibraltar gehen. Dann links abgebogen über die Kanaren in die Karibik, um dann in der neuen Heimat Texas am Ende die Leinen festzubinden, wo Peter´s Frau sehnsüchtig auf ihren Seemann wartet.

ALSO HANNOVER
Vor wenigen Tagen also bekomme ich eine Mail aus Magdeburg mit dem Vorschlag, uns in Hannover Yachthafen zu treffen. Häääh? Der Hafen voller Motorquatzen, war schon von weither an der US Flagge zu erkennen, es hatte sich immerhin sofort bis zum Kneipenwirt herum gesprochen, dass eine amerikanische Yacht im Hafen lag. An Bord Hans-Peter und sein finnischer Freund Dani Hedberg, der ihn auf seiner Reise begleitet.

Hannover 12 Grad im Regen – Dani hatte gerade in seine Heimat telefoniert und erfahren, dass in Helsinki zeitgleich 27 Grad und strahlendes Sommerwetter herrschte. Verdrehte Welt! Wir sassen unter Deck, der Regen schlug horizontal durchs Schiebeluk. 80 Jahre sind in wenigen Stunden kaum zu schaffen. Darum hier die Eckpunkte des atemberaubenden Lebens von Hans-Peter, dessen familiäre Wurzeln in Ostpreussen lagen, der in Bad Aibling seine ersten 18 Lebens Jahre verbrachte, schnell Freundschaft mit in Germany stationierten US GIs geschlossen hatte, ein US Visum erhielt und sich nach Westen verabschiedete, um in US Army Uniform nach Berlin zurückzukehren wo er am CHECKPOINT CHARLIE viele Jahre Dienst geschoben hat, bis zu Kennedy´s Besuch und Zeiten dann die Tapeten ausgewechselt wurden. Als Military guy hat Hans-Peter die ganz Welt gesehen, sich dann in Hawaii gesettled, weil er meinte, dass das Leben dort very nice und convenient sei, jedenfalls abseits der Welt und doch mitten drin, zudem mit Schönwetter Garantie, perfekter Insel Lage und interessantem Panorama.

HABEN SIE SCHON MAL VON IHREM SCHIFF EINE MAIL BEKOMMEN?
In Hannover jedenfalls hat uns beide die folgende Mail erwischt, geschrieben vom eigenen Schiff, das offenbar sogar schlau genug und sogar in der Lage ist, eine Tastatur zu bedienen:

Hello! all land lubbers, and Ahoy! from the sea!
Let me introduce myself, my name is Marie. The name Marie, because I was born in Sweden, as a Marieholm 32e, at the famous boat yard Marieholm Bruk. I am 32 feet long, 9 feet wide and require a depth of water of about 4 feet 6″, depending on the load. Normally I displace about 6 tons of water, again, depending on the load. Oh yes, my age, I was born in 1978. All my previous owners where very good to me, and kept me in superb condition and so beautiful, that my present owner added something to my name, Bella. Now I am known as Bella Marie, I am very happy with that addition. What lady would not? My new owner is certified as crazy, or is an idiot, as his wife refers to him. Maybe they are all right, as he wants to take me all the way to Texas, which is in America! I am very happy about my new future home, and the voyage how to get there! The Danube, and Black Sea! The Mediterranean and the Atlantic Ocean! I cannot believe my luck. So I promised my new owner, I will take good care of him, and deliver him and crew, safely to that place called Texas, by next Christmas. The best part is, that we are already on the way! All the way into Poland, and should be in Germany in a day or two. The voyage so far, was nothing but fantastic. Thanks to my new owner’s wife, that she let im go, to live his dream. Thank you, Miss Betty, I promise to take excellent care of your husband, and his crew Dani from Finland.-
Bella Marie

Und so wünsche ich Hans-Peter und seinem Freund Dani unbeschwertes Motoren immer an der Kanal Wand entlang, später gegen reissende Rhein Strömungen bergauf und an Ende dann mit Rückenwind – als Donau verkleidet – Richtung Istanbul zu verholen – und erst danach zu prüfen, ob seine Bella Marie auch tatsächlich segeln kann. Die Hoffnung treibt uns alle.

Herzlich von Peter zu Peter

SV Swantje – Rainer Waesch GER

ROUND BRITTAIN – WIR PACKEN ES AN

Moin Peter, nur mal schnell loswerden: mit Windpilot unterwegs zu sein, ist immer wieder eine Wucht. Nix zu tun, bis der Hafen um die Ecke kommt. Gruss aus Tayport Rainer WEITERLESEN

Maritimer Ausflugstip: Friedrichstadt per Dinghy

Der einzige Nachteil an der Möglichkeit sich demnächst auf den Weg Rund England machen zu können? Die Zeit bis dahin ist echt stressig. Im Moment komme ich kaum vom Schreibtisch weg. Und da sind die Reisevorbereitungen noch nicht einmal eingerechnet. So gab es dann selbst über Himmelfahrt nur einen Tag Wochenende. Ein wirklicher Wochenendtrip mit Nonsuch lohnt sich da nicht mehr so wirklich und die Alster hab ich in der Situation auch schon x-Mal rauf und runter gesegelt.

Aber auf maritimes Feeling verzichten wenn nur ein Tag zur Verfügung steht? Auf keinen Fall! Zum Glück fiel mir eine kleine Idee ein: Auf meinen Reisen durch die Nordsee in den letzten Jahren gefiel es mir auf der Eider doch so gut. Und speziell das kleine Holländerstädtchen Friedrichstadt mit seinen kleinen Grachten war ein echtes Kleinod. Also schnell mal die Zeit im Kopf überschlagen und Dinghy und Motor eingepackt. Ein kleiner Ausflug mit dem Schlauchboot durch die Friedrichstädter Grachten soll es sein. Die Stadt ist nur etwa 1,5 Std. von Hamburg entfernt und sogar unproblematisch mit der Bahn zu erreichen.

Im kleinen Wassersportclub erinnerte man sich sogar noch an mich und Nonsuch, und ich durfte mein Dinghy an den Stegen aufbauen und später waschen. Und ein wenig Strom für den Torqeedo blieb sogar auch noch hängen. Eine kleine Spende in die Vereinskasse verstand sich da von selbst. Und sollte euch dieser Ausflugstip zusagen gilt das Angebot beim MCW Friedrichstadt gegen eine kleine Spende an den kleinen Verein euren Trip zu beginnen auch für euch.

Nach dem kurzen Pump-Workout ging es also los, und offenbar war ich nicht der einzige mit dieser Idee. Das schöne Wetter hat noch andere aus dem Haus gelockt und viele andere kleine Schlauch- Ruder- und Tretboote waren hier unterwegs. Klar, letztere kann man hier sogar mieten wenn man kein eigenes Boot hat.  Interessant fand ich übrigens, dass die Torqeedo Elektromotoren unter den motorisierten Booten hier fast einen Marktanteil von 50% haben. In den ruhigen Grachten scheint sich der leise Elektromotor schon durchgesetzt zu haben. ;-)

Der Begriff des Holländerstädtchens ist übrigens nicht mal eine falsche Beschreibung denn die Stadt wurde im 16 Jhd. von holländischen Religionsflüchtlingen gegründet die auch ihre Wasserbaukunst mitbrachten. Und so sieht es in den Grachten hier tatsächlich aus wie in Amsterdam oder irgendwo am Ijsselmeer. kleine Zugbrücken, enge Kanäle mit gepflegten Gärten und eigenen Stegen davor, prachtvolle Bürgerhäuser und alte Bäume die bis ins Wasser hängen. Stundenlang kann man hier umhertuckern und immer wieder etwas neues entdecken. Und der Idyllefaktor bleibt dabei auch nicht auf der Strecke. Sogar einige der Restaurants in der Stadt haben sich auf die Bootstouristen eingerichtet und so kann man hier teilweise direkt vor der Terasse festmachen oder wird sogar gleich direkt auf dem Steg bedient. Das haben wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Besonders zum empfehlen übrigens ist das Restaurant „Holländische Stube“ direkt an der Mittelgracht am alten Marktplatz.

Am Ende des Tages steht dann das Gefühl wirklich etwas Besonderes erlebt zu haben, und das obwohl wir Hamburg keine 7 Std. verlassen haben… Lasst euch einfach mal von den Bildern inspierieren und vielleicht habt ihr ja auch Lust auf eine kleine Alltagsflucht per Dinghy oder in Friedrichsstadt gemietetem Tretboot. Eine Genehmigung oder ähnliches braucht ihr nicht. Nur das Tempolimit von 5km/h in der Stadt ist zu beachten. Die Fahrtzeit beträgt etwa 1,5 von der Hamburger Innenstadt und euer Dinghy einsetzen und versorgen könnt ich beim MCW , Halbmond, 2480 Friedrichstadt. Für alle Norddeutschen unter euch kann ich diesen Ausflug nur empfehlen. ;-)

Levje. Ein Abschied. Von einem kreuzbraven Schiff.

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul.

Es ist heiß am Pfingstsamstag in San Giorgio di Nogaro. Ein Boot ins Wasser zu lassen ist kein Pappenstiel, auch nicht für Maurizio, der sein Leben lang nichts anderes tut als tonnenschwere Boote zu Wasser zu lassen. Jeden Tag. Tagein – tagaus. Jeden Tag zwischen fünf und sechs Schiffe. Aber nicht bloß deswegen ist Maurizio mein Held – ich schrieb über ihn und das blaue Ungetüm weiter unten.

Am heutigen Tag ist meine LEVJE dran. Ein halbes Jahr stand sie jetzt im Hafen. Trotzte den Winterstürmen. Den Minusgraden. Und regenschwerem Scirocco. Als es wärmer wurde, bekam sie ihr Unterwasserschiff runter, sogar zwei Schichten Glas. Und jetzt: Ist sie hübscher, als sie je vorher war. Es ist zwei, als Maurizio seinen 140-Tonnen-Kran um die Ecke rollt, um mein 3,5-Tonnen leichtes Schiff abzuholen. Um es schwebend wie ein Luftschiff, vorbei an Werkshallen und anderen am Land stehenden Yachten langsam auf riesigen Rädern Richtung Flußhafen am Oberlauf des Corno zu rollen. LEVJE geht nun ins Wasser. Und in andere Hände über, denn ich habe sie verkauft.


Von alledem weiß Maurizio, der Kranführer, natürlich herzlich wenig. Sein Job ist es, Schiffe zu kranen. Von Februar bis Juli krant Maurizio Schiffe ins Wasser. Ich habe nachgerechnet: Es müssten so um die 500 sein. Jeden Tag zwischen fünf, sechs? Das Ganze fünf Monate mal 20 Arbeitstage lang. Und dreißig Jahre. Mit Tonnen jonglieren. Tag für Tag.

Eine Sache beginnen, wie das mit dem Anfang ist, darüber wissen wir recht gut Bescheid. „… und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, hat uns Hermann Hesse eingebläut. Aber wie ist das mit dem Abschied? Welchen Stellenwert hat er in unserem Leben? Mir fällt der Abschied von etwas Liebgewonnenem echt schwer. Überhaupt fällt mir etwas weggeben, aus meinem Leben eliminieren sehr schwer. Dabei bin ich doch ein typischer Westeuropäer. Nenne 100.000 Dinge mein Eigen, so hat das jedenfalls Frank Trentmann ausgerechnet, und er sagt uns auch, dass es vor 500 Jahren nur 5 Sachen waren, die ein durchschnittlicher Mensch besaß. Bei 100.000 Sachen sollte es doch leichtfallen, etwas wegzugeben?

Aber nichts da. LEVJE, die wir „Liebchen“ nannten, ist in meinem Leben etwas Besonderes. Nicht bloß ein Ding. Sondern etwas, das mich in einen neuen Lebensabschnitt trug, als ein großer Abschnitt endete. Ich verdanke meinen Schiff Schritte in ein neues Leben.

Ich gebe zu: Ich bin traurig. Irgendwo auf diesen Seiten schrieb ich einmal, ein Gefährt würde zum Gefährten, wenn man damit neue Schritte ins Leben macht. Sein Leben ändert. Etwas neues unternimmt. Vielleicht steckt dahinter ja das Kalkül der Nachkriegs-Geneneration, die wir nun einmal  sind. Der Glaube, dass sich mit „etwas besitzen“, ein Fahrzeug „HABEN“, schon die rechte Unabhängigkeit sich im Leben einstellen wird. Das erste Fahrrad, mit dem ich Fahrrad fahren lernte. Das dritte Fahrrad, mit dem ich meinen Radius in die Welt vergrößerte: Meist träumend.

Und jetzt? 

Maurizio, der so alt ist wie ich?
Vielleicht war er zu Pfingsten mit seiner kleinen Tochter an seinem Lieblingsstrand von Bibione – da, wo es einsam ist. Und der Strand nicht touristisch überlaufen ist. Vielleicht hat er ein Picknick gemacht. Bis Juli wird er wird er weiter Schiffe ins Wasser kranen. Große. Und Kleine. Jeden Tag zwischen sechs und zehn.

LEVJE? 
Sie wird mit Susanne und Wolfgang diesen Sommer wohl an den Häfen der Nordadria unterwegs sein. Irgendwo zwischen Triest und Venedig. LEVJE I hat hat einiges gesehen in der Welt: Hooksiel/D. Ijsselmeer/NL. Dann Izola/SLO. Von dort durch die Ägäis nach Antalya/TR. Kreta/GR. Sizilien/I. Sie hat viel gesehen. 
Leb wohl, mein Liebchen. Gib auf Dich acht.

Ich?
Werde mich in den nächsten Tagen auf den Weg machen. Auf LEVJE II. Gen Süden. 
Zu gern würde ich diesen Post enden lassen wie Rollo Gebhard jedes seiner sieben Bücher: „Und dann ziehe ich weiter. Unter weißen Segeln neuen Abenteuern entgegen.“

Levje. Ein Abschied. Von einem kreuzbraven Schiff.

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul.

Es ist heiß am Pfingstsamstag in San Giorgio di Nogaro. Ein Boot ins Wasser zu lassen ist kein Pappenstiel, auch nicht für Maurizio, der sein Leben lang nichts anderes tut als tonnenschwere Boote zu Wasser zu lassen. Jeden Tag. Tagein – tagaus. Jeden Tag zwischen fünf und sechs Schiffe. Aber nicht bloß deswegen ist Maurizio mein Held – ich schrieb über ihn und das blaue Ungetüm weiter unten.

Am heutigen Tag ist meine LEVJE dran. Ein halbes Jahr stand sie jetzt im Hafen. Trotzte den Winterstürmen. Den Minusgraden. Und regenschwerem Scirocco. Als es wärmer wurde, bekam sie ihr Unterwasserschiff runter, sogar zwei Schichten Glas. Und jetzt: Ist sie hübscher, als sie je vorher war. Es ist zwei, als Maurizio seinen 140-Tonnen-Kran um die Ecke rollt, um mein 3,5-Tonnen leichtes Schiff abzuholen. Um es schwebend wie ein Luftschiff, vorbei an Werkshallen und anderen am Land stehenden Yachten langsam auf riesigen Rädern Richtung Flußhafen am Oberlauf des Corno zu rollen. LEVJE geht nun ins Wasser. Und in andere Hände über, denn ich habe sie verkauft.


Von alledem weiß Maurizio, der Kranführer, natürlich herzlich wenig. Sein Job ist es, Schiffe zu kranen. Von Februar bis Juli krant Maurizio Schiffe ins Wasser. Ich habe nachgerechnet: Es müssten so um die 500 sein. Jeden Tag zwischen fünf, sechs? Das Ganze fünf Monate mal 20 Arbeitstage lang. Und dreißig Jahre. Mit Tonnen jonglieren. Tag für Tag.

Eine Sache beginnen, wie das mit dem Anfang ist, darüber wissen wir recht gut Bescheid. „… und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, hat uns Hermann Hesse eingebläut. Aber wie ist das mit dem Abschied? Welchen Stellenwert hat er in unserem Leben? Mir fällt der Abschied von etwas Liebgewonnenem echt schwer. Überhaupt fällt mir etwas weggeben, aus meinem Leben eliminieren sehr schwer. Dabei bin ich doch ein typischer Westeuropäer. Nenne 100.000 Dinge mein Eigen, so hat das jedenfalls Frank Trentmann ausgerechnet, und er sagt uns auch, dass es vor 500 Jahren nur 5 Sachen waren, die ein durchschnittlicher Mensch besaß. Bei 100.000 Sachen sollte es doch leichtfallen, etwas wegzugeben?

Aber nichts da. LEVJE, die wir „Liebchen“ nannten, ist in meinem Leben etwas Besonderes. Nicht bloß ein Ding. Sondern etwas, das mich in einen neuen Lebensabschnitt trug, als ein großer Abschnitt endete. Ich verdanke meinen Schiff Schritte in ein neues Leben.

Ich gebe zu: Ich bin traurig. Irgendwo auf diesen Seiten schrieb ich einmal, ein Gefährt würde zum Gefährten, wenn man damit neue Schritte ins Leben macht. Sein Leben ändert. Etwas neues unternimmt. Vielleicht steckt dahinter ja das Kalkül der Nachkriegs-Geneneration, die wir nun einmal  sind. Der Glaube, dass sich mit „etwas besitzen“, ein Fahrzeug „HABEN“, schon die rechte Unabhängigkeit sich im Leben einstellen wird. Das erste Fahrrad, mit dem ich Fahrrad fahren lernte. Das dritte Fahrrad, mit dem ich meinen Radius in die Welt vergrößerte: Meist träumend.

Und jetzt? 

Maurizio, der so alt ist wie ich?
Vielleicht war er zu Pfingsten mit seiner kleinen Tochter an seinem Lieblingsstrand von Bibione – da, wo es einsam ist. Und der Strand nicht touristisch überlaufen ist. Vielleicht hat er ein Picknick gemacht. Bis Juli wird er wird er weiter Schiffe ins Wasser kranen. Große. Und Kleine. Jeden Tag zwischen sechs und zehn.

LEVJE? 
Sie wird mit Susanne und Wolfgang diesen Sommer wohl an den Häfen der Nordadria unterwegs sein. Irgendwo zwischen Triest und Venedig. LEVJE I hat hat einiges gesehen in der Welt: Hooksiel/D. Ijsselmeer/NL. Dann Izola/SLO. Von dort durch die Ägäis nach Antalya/TR. Kreta/GR. Sizilien/I. Sie hat viel gesehen. 
Leb wohl, mein Liebchen. Gib auf Dich acht.

Ich?
Werde mich in den nächsten Tagen auf den Weg machen. Auf LEVJE II. Gen Süden. 
Zu gern würde ich diesen Post enden lassen wie Rollo Gebhard jedes seiner sieben Bücher: „Und dann ziehe ich weiter. Unter weißen Segeln neuen Abenteuern entgegen.“