Kategorie: Blogs

Steuerfreiheit auf Katamaranen

AUCH DER SKIPPER EINES KATS HAT DAS RECHT AUF SCHLAF

Ohne zu übertreiben kann gesagt werden, dass 100% der seegängigen Katamarane auf See von elektrischen Autopiloten gesteuert werden. Regelmäßig werden fest eingebaute AP Systeme verwendet, um den Skipper von der Fronarbeit an Ruder zu entlasten. Es ist nachvollziehbar, dass ein ausgewogenes Konzept in Bezug auf das Energiemanagement oberste Priorität bei der Planung einer Blauwasserreise besitzt. Der Autopilot als einer der grössten Stromverbraucher erzwingt sorgfältige Einstellung der schiffsspezifischen Parameter, damit die Batterie nicht in die Knie geht und die Segelzeiten auf See gesund überlebt. Die Gesetzmäßigkeiten von Schiffsgrösse und Gewicht im Verhältnis zu notwendigen Stromverbrauch eines Autopiloten regieren die Entscheidungen zur Ausrüstung mit bestimmten Systemen und Stärken, in dessen Folgen dann der Stromverbrauch zu kalkulieren ist. WEITERLESEN

… und über dem Hafen von Ravenna geht eine lange Kette von Blitzen nieder…


 Mit Gewittern ist es nie so ganz einfach. Sie sind launisch. Unberechenbar. Sie entziehen sich jeder präzisen Ansage. Sie sind größer, viel viel größer, als wir denken. Und and am Ende bleibt nicht viel mehr festzuhalten als: Jedes Gewitter, das man erlebt, ist anders.

Der Tag war schwül gewesen. Keine Quellwolken, keine Wolke „höher als breit“, meine untrügliche Faustregel für Gewitterlagen. Einfach ein Tag, der feuchtwarme Luft herangetragen hatte. Und den Himmel mit schlierigen Wolken durchsetzt hatte. 

„Möglicherweise Gewitter“, orakelte der zuverlässige italienische Kanal 68. Und „Wind Nordost 4 bft. auffrischend“. Auch nichts Wildes. Nur die klugen Leute von WETTERONLINE hatten mich während eines Telefonats gewarnt. „Ravenna? Steht auf der Liste für Gewitterwarnungen“, und: „Ich würde nicht rausgehen. Da kommt mehr“.

Wie recht die Leute von WETTERONLINE hatten. Ich wollte es nicht glauben. Denn weil erst einmal nichts passierte und alles anders war als angesagt: Warf ich abends gegen acht die Leinen los, um draußen vor dem Hafen auf dem Meer zu übernachten. Aber kaum war ich draussen und hatte auf dem Meer vor dem Hafen geankert, frischte der Wind aus Nordost auf. Später als vorhergesagt. Mehr als vorhergesagt. Nach einer halben Stunde wurde mir das Geschaukel zu viel. Die Aussicht, auf eine lange Ankerwache war nichts, was ich jetzt wollte. Also zurück in den Hafen von Ravenna.


Alles friedlich. Nur der Leuchtturm schickt sein Licht in die Nacht. Das tut er eine Sekunde später immer noch. Aber da ist es mit einem Schlag nicht mehr Nacht:


Ein Blitz irgendwo in den Wolken erleuchtet den Hafen taghell. Ich sause unter Deck und schaue schnell auf www.blitzortung.org nach. Und stelle fest, was die WETTERONLINEs mir sagten „Da kommt noch mehr“: Das war nicht nur ein Gewitter. 


Sondern eine Kette von Gewittern, die von Südfrankreich bis nach Ostgriechenland reicht. Gewitter, die aufgereiht wie auf einer Perlenschnur nach Südosten ziehen. Und das dritte davon hatte uns eben erreicht:


Aber nicht bei jedem Blitz und jedem Knall, der unmittelbar darauf folgt, bleibt die Hand beim Fotografieren ruhig:


Es waren viele Blitze. Und ich fürchte, es werden diese Nacht noch viele weitere sein.


… und so sehr es auch aussehen mag: Als schlüge jeder dieser Blitze in irgendeines der Schiffe in der Marina von Ravenna ein. Nein, so ist es nicht. Hier jedenfalls nicht.

Aber wer kann das schon sagen. Bei Gewittern? Weiß man nie…

… und über dem Hafen von Ravenna geht eine lange Kette von Blitzen nieder…


 Mit Gewittern ist es nie so ganz einfach. Sie sind launisch. Unberechenbar. Sie entziehen sich jeder präzisen Ansage. Sie sind größer, viel viel größer, als wir denken. Und and am Ende bleibt nicht viel mehr festzuhalten als: Jedes Gewitter, das man erlebt, ist anders.

Der Tag war schwül gewesen. Keine Quellwolken, keine Wolke „höher als breit“, meine untrügliche Faustregel für Gewitterlagen. Einfach ein Tag, der feuchtwarme Luft herangetragen hatte. Und den Himmel mit schlierigen Wolken durchsetzt hatte. 

„Möglicherweise Gewitter“, orakelte der zuverlässige italienische Kanal 68. Und „Wind Nordost 4 bft. auffrischend“. Auch nichts Wildes. Nur die klugen Leute von WETTERONLINE hatten mich während eines Telefonats gewarnt. „Ravenna? Steht auf der Liste für Gewitterwarnungen“, und: „Ich würde nicht rausgehen. Da kommt mehr“.

Wie recht die Leute von WETTERONLINE hatten. Ich wollte es nicht glauben. Denn weil erst einmal nichts passierte und alles anders war als angesagt: Warf ich abends gegen acht die Leinen los, um draußen vor dem Hafen auf dem Meer zu übernachten. Aber kaum war ich draussen und hatte auf dem Meer vor dem Hafen geankert, frischte der Wind aus Nordost auf. Später als vorhergesagt. Mehr als vorhergesagt. Nach einer halben Stunde wurde mir das Geschaukel zu viel. Die Aussicht, auf eine lange Ankerwache war nichts, was ich jetzt wollte. Also zurück in den Hafen von Ravenna.


Alles friedlich. Nur der Leuchtturm schickt sein Licht in die Nacht. Das tut er eine Sekunde später immer noch. Aber da ist es mit einem Schlag nicht mehr Nacht:


Ein Blitz irgendwo in den Wolken erleuchtet den Hafen taghell. Ich sause unter Deck und schaue schnell auf www.blitzortung.org nach. Und stelle fest, was die WETTERONLINEs mir sagten „Da kommt noch mehr“: Das war nicht nur ein Gewitter. 


Sondern eine Kette von Gewittern, die von Südfrankreich bis nach Ostgriechenland reicht. Gewitter, die aufgereiht wie auf einer Perlenschnur nach Südosten ziehen. Und das dritte davon hatte uns eben erreicht:


Aber nicht bei jedem Blitz und jedem Knall, der unmittelbar darauf folgt, bleibt die Hand beim Fotografieren ruhig:


Es waren viele Blitze. Und ich fürchte, es werden diese Nacht noch viele weitere sein.


… und so sehr es auch aussehen mag: Als schlüge jeder dieser Blitze in irgendeines der Schiffe in der Marina von Ravenna ein. Nein, so ist es nicht. Hier jedenfalls nicht.

Aber wer kann das schon sagen. Bei Gewittern? Weiß man nie…

SV Polaris – Martina + Michael Haferkamp GER

NEUES VON DEN EISSEGLERN

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SV Shangri La – Christine Friedrich + Frank Brock GER

DREAM OF SAILING – EIN GELUNGENES JOINT VENTURE

War es die grosse Liebe zum Schiff oder zum Skipper? Auch wenn eine CHEOY LEE 42 für sich allein schon eine Sünde wert ist, so bleibt diese Frage dennoch eine fast dumme Frage. Wenn eine Frau allerdings zum Beginn ihrer Segelerfahrungen sogleich zur ganz grossen Reise aufbricht, dürfe die Antwort überdeutlich ausfallen. Hier haben sich zwei Menschen gesucht und gefunden. Die Beiden sind im November 2013 von Puerto de Mogan auf den Kanaren aufgebrochen und haben den Spielball seither zur Hälfte umrundet. Derzeit befinden Sie sich in New Zealand auf Landurlaub. WEITERLESEN

BIENNALE, Teil II. Unterwegs im Arsenale von Venedig.


Ein paar Schritte weiter hinter dem BIENNALE-Park, den „Giardini“ im Osten Venedigs lockt das Arsenale als zweiter großer Ausstellungsort. Das Arsenale: Geografisch nichts anderes als ein abgesperrtes Binnengewässer in der Osthälfte Venedigs, entstanden in den Sümpfen zwischen zwei Inseln im Osten der Stadt. Man legte die Gegend trocken, und sieben Jahrhunderte füllten sie mit Lagerhallen, Pulvertürmen, Eisengießereien, Seildrehereien, Werften für 1.000 Tonnen schwere Galeazzen, die gegen die Türken zogen. 

Für etwa 700 Jahre war das Arsenale wichtigste Werft und Waffenschmiede für Venedigs Handel und Flotte. Aber was tut man mit seinem solchen Gelände, wenn es nach 700 Jahren keiner mehr braucht? 

Während der BIENNALE jedenfalls ist ein Teil der Hallen im Arsenale auf der Fläche einer Kleinstadt für die Kunstmesse offen. Wie in den „Giardini“ präsentieren auch hier von Nationen ausgewählte Macher die Kunst der Gegenwart. Und machen die Ausstellung zu einem gelebten Happening.

Saudische Künstler zeigen ein überdimensionales Webmuster an der Wand. Eine Art Teppich, der sich über die Länge einer Wand hinzieht.

Und doch aus nichts anderem besteht als aus Tausendundeiner Tonkassette, auf hölzernen Serviertabletts zu einem Wandgemälde angeordnet.

Vielleicht ist es das: Sie ist so viel, die BIENNALE. Ein Spiegel. In dem sich die Welt spiegelt. Politisch. Und phantastisch. Und visionär. Und poetisch – wie das überdimensionale, aus Bambusstäben geflochtene Traumschiff im Pavillon Singapurs:


Ein Spiegel des nicht-organisierten „Anders-Denkens“ und der schillernd bunten Denkanstöße. Irgendwie konsumbefreit – soweit es den Kunstmarkt auf den beiden Ausstellungsparks angeht und nicht das große Anbieten und Feilschen in den Hunderten Gallerien, Vernissagen Venedigs.


In meinem vorigen Post über die BIENNALE schrieb ich bereits darüber, dass ich die größten Trouvaillen auf der BIENNALE abseits am Wegrand fand. In genau jenen Pavillions, wo ich mir sicher war, nicht hingehen zu müssen. Gerade da wartet Überraschendes. Also nahm ich – von Neugier getrieben – den kleinen blauen Vaporetto, der die Besucher über den Binnensee des Arsenale auf die andere Seite zu Füssen des Torre Nuovo hinüberbringt.


Nicht viele finden den Weg hierher auf die andere Seite, weil man sie nur mit dem Vaporetto erreicht. Aber da wartete auf mich, was mich am meisten faszinierte. In der Halle des „Libanesischen Pavillons“ ein abgedunkelter Raum, in den zwei freundliche Damen mit Taschenlampen wie Platzanweiserinnen im Kino den Besucher in eine abgedunkelte Halle führten. Hinein ins Dunkel, an das sich die Augen nur schwer gewöhnen. Eine Säule in der Mitte des abgedunkelten Raums. Getragene Männerbässe und Frauenstimmen aus Lautsprechern, ein Gesang, schwer wie ein Gebet. Licht, das langsam an Helligkeit gewinnt, nur für einen Moment während der elfminütigen Performance, und Zad Moultakas Säule des Sonnengottes für einen Moment in helles Licht taucht. Und die glitzernde Altarwand im Dunkel hinter der Säule. Die Performance im Dunkel: Ein 4.000 Jahre alter Gesang der Huldigung an Samas, den Gott der Sonne und der Gerechtigkeit.

Doch beides ist nicht, was es zu sein scheint. Das eine nicht Altar. Das andere nicht Gebetssäule. Das dritte nicht Huldigung, sondern Mahnung.


Was das Licht enthüllt, ist nicht Andachtssäule, sondern das meterhohe ROLLS-ROYCE-Strahltriebwerk eines Langstreckenbombers.


Und die glitzernde und gleissende Altarwand ist ein Mosaik aus 150.000 Geldmünzen. Der Krieg und das Geld, meint Zad Moultakas, sind unsere Götzen. Kann man dieses Gelände und unsere Gegenwart und Ost und West noch gelungener übereinander bringen? 


Und das Arsenale? Noch Mitte des 17. Jahrhunderts war das Gelände einer der größten vorindustriellen Industriekomplexe in Europa. Als längst portugiesische, spanische, britische und niederländische Rahsegler nicht nur den Atlantik, sondern auch das Mittelmeer vor Venedigs Haustür beherrschten, war das Arsenale immer noch ein perfekt funktionierender Produktionsbetrieb für – Galeeren. Sie lagerten – so wie man es in Jahrhunderten der Welt voraus entwickelt hatte – in Einzelteilen. Fertigkomponenten, die im Kriegsfall von den 10.000 Mitarbeitern des Arsenale innerhalb 24 Stunden zu einer Galeere zusammengebaut; ausgerüstet; bemannt; und seefertig aufs Meer geschickt wurden. Hier lagerten Einzelteile, um über Monate hinweg jeden Tag ein Schiff zu bauen.

Eine Galeere! Wo doch längst andere Meere, andere Schiffstypen für den Fernhandel wichtig geworden waren.

Im 19. Jahrhunderte kam das Arsenale in die Krise. Andere Werften – Triest, Riejeka, Pula – waren besser ausgerüstet. Und zeitgemäßer. Welt ist Wandel.

Trotzdem bauten sie weiter hier Schiffe. Im kleineren Umfang. Im kleineren Maßstab. 

Was sie wohl dächten – sie, die vor 100 Jahren in der Werft Barkassen, Schlepper, kleine Stahlrümpfe bauten. Und auch Kinder für die Arbeit in den Heizkesseln einsetzten.

Was sie wohl dächten, jeder einzelne, der uns über in Jahrhundert hinweg so unendlich und zukunftsgewiss in die Augen schaut? Wenn sie uns sähen?

Wie komm ich mit dem Boot 
zur BIENNALE? 
Die Hardfacts:

Die BIENNALE dauert noch 
bis Ende November 2017

Marinas für die Anreise mit dem Boot 
und in Laufweite zur BIENNALE:

Empfohlen: 
Marina Sant’Elena 
Gleich neben dem BIENNALE-Park. Zu Fuß zehn Minuten. 
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 75 €. 
Nicht billig. Gepflegt. Ruhig. 
tel. +39 041 520 26 75

Ebenfalls gut: 
DIPORTO VELICO VENEZIANO gleich nördlich.
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 52 €. 
Günstig. In Laufweite. Nicht ganz so gepflegt.
tel. +39 041 523 19 27

Ebenfalls möglich, 
doch mit happigen Kosten für Vaporetto zu Zweit verbunden 
(Einzelfahrt ca. 7 €/Tagesticket 20 €/Zweitagesticket 30€ pro Person) 
sind die übrigen Marinas in Venedig:

• MARINA DI LIO GRANDE, ca. 700 Meter von der Vaporetto-Station bei Punta Sabbioni. 
37 Fuß: 42 €
• IZOLA SAN GIORGIO, 1 Vaporetto-Station von San Marco entfernt. 
Spektakulär. Im Zentrum. Klein. Teuer.
• MARINA VENTO DI VENEZIA

Eintrittspreis BIENNALE für zwei Tage Giardini/Arsenale: 25€. 
Was gemessen an sonstigen Museumspreisen in Venedig geschenkt ist.

BIENNALE, Teil II. Unterwegs im Arsenale von Venedig.


Ein paar Schritte weiter hinter dem BIENNALE-Park, den „Giardini“ im Osten Venedigs lockt das Arsenale als zweiter großer Ausstellungsort. Das Arsenale: Geografisch nichts anderes als ein abgesperrtes Binnengewässer in der Osthälfte Venedigs, entstanden in den Sümpfen zwischen zwei Inseln im Osten der Stadt. Man legte die Gegend trocken, und sieben Jahrhunderte füllten sie mit Lagerhallen, Pulvertürmen, Eisengießereien, Seildrehereien, Werften für 1.000 Tonnen schwere Galeazzen, die gegen die Türken zogen. 

Für etwa 700 Jahre war das Arsenale wichtigste Werft und Waffenschmiede für Venedigs Handel und Flotte. Aber was tut man mit seinem solchen Gelände, wenn es nach 700 Jahren keiner mehr braucht? 

Während der BIENNALE jedenfalls ist ein Teil der Hallen im Arsenale auf der Fläche einer Kleinstadt für die Kunstmesse offen. Wie in den „Giardini“ präsentieren auch hier von Nationen ausgewählte Macher die Kunst der Gegenwart. Und machen die Ausstellung zu einem gelebten Happening.

Saudische Künstler zeigen ein überdimensionales Webmuster an der Wand. Eine Art Teppich, der sich über die Länge einer Wand hinzieht.

Und doch aus nichts anderem besteht als aus Tausendundeiner Tonkassette, auf hölzernen Serviertabletts zu einem Wandgemälde angeordnet.

Vielleicht ist es das: Sie ist so viel, die BIENNALE. Ein Spiegel. In dem sich die Welt spiegelt. Politisch. Und phantastisch. Und visionär. Und poetisch – wie das überdimensionale, aus Bambusstäben geflochtene Traumschiff im Pavillon Singapurs:


Ein Spiegel des nicht-organisierten „Anders-Denkens“ und der schillernd bunten Denkanstöße. Irgendwie konsumbefreit – soweit es den Kunstmarkt auf den beiden Ausstellungsparks angeht und nicht das große Anbieten und Feilschen in den Hunderten Gallerien, Vernissagen Venedigs.


In meinem vorigen Post über die BIENNALE schrieb ich bereits darüber, dass ich die größten Trouvaillen auf der BIENNALE abseits am Wegrand fand. In genau jenen Pavillions, wo ich mir sicher war, nicht hingehen zu müssen. Gerade da wartet Überraschendes. Also nahm ich – von Neugier getrieben – den kleinen blauen Vaporetto, der die Besucher über den Binnensee des Arsenale auf die andere Seite zu Füssen des Torre Nuovo hinüberbringt.


Nicht viele finden den Weg hierher auf die andere Seite, weil man sie nur mit dem Vaporetto erreicht. Aber da wartete auf mich, was mich am meisten faszinierte. In der Halle des „Libanesischen Pavillons“ ein abgedunkelter Raum, in den zwei freundliche Damen mit Taschenlampen wie Platzanweiserinnen im Kino den Besucher in eine abgedunkelte Halle führten. Hinein ins Dunkel, an das sich die Augen nur schwer gewöhnen. Eine Säule in der Mitte des abgedunkelten Raums. Getragene Männerbässe und Frauenstimmen aus Lautsprechern, ein Gesang, schwer wie ein Gebet. Licht, das langsam an Helligkeit gewinnt, nur für einen Moment während der elfminütigen Performance, und Zad Moultakas Säule des Sonnengottes für einen Moment in helles Licht taucht. Und die glitzernde Altarwand im Dunkel hinter der Säule. Die Performance im Dunkel: Ein 4.000 Jahre alter Gesang der Huldigung an Samas, den Gott der Sonne und der Gerechtigkeit.

Doch beides ist nicht, was es zu sein scheint. Das eine nicht Altar. Das andere nicht Gebetssäule. Das dritte nicht Huldigung, sondern Mahnung.


Was das Licht enthüllt, ist nicht Andachtssäule, sondern das meterhohe ROLLS-ROYCE-Strahltriebwerk eines Langstreckenbombers.


Und die glitzernde und gleissende Altarwand ist ein Mosaik aus 150.000 Geldmünzen. Der Krieg und das Geld, meint Zad Moultakas, sind unsere Götzen. Kann man dieses Gelände und unsere Gegenwart und Ost und West noch gelungener übereinander bringen? 


Und das Arsenale? Noch Mitte des 17. Jahrhunderts war das Gelände einer der größten vorindustriellen Industriekomplexe in Europa. Als längst portugiesische, spanische, britische und niederländische Rahsegler nicht nur den Atlantik, sondern auch das Mittelmeer vor Venedigs Haustür beherrschten, war das Arsenale immer noch ein perfekt funktionierender Produktionsbetrieb für – Galeeren. Sie lagerten – so wie man es in Jahrhunderten der Welt voraus entwickelt hatte – in Einzelteilen. Fertigkomponenten, die im Kriegsfall von den 10.000 Mitarbeitern des Arsenale innerhalb 24 Stunden zu einer Galeere zusammengebaut; ausgerüstet; bemannt; und seefertig aufs Meer geschickt wurden. Hier lagerten Einzelteile, um über Monate hinweg jeden Tag ein Schiff zu bauen.

Eine Galeere! Wo doch längst andere Meere, andere Schiffstypen für den Fernhandel wichtig geworden waren.

Im 19. Jahrhunderte kam das Arsenale in die Krise. Andere Werften – Triest, Riejeka, Pula – waren besser ausgerüstet. Und zeitgemäßer. Welt ist Wandel.

Trotzdem bauten sie weiter hier Schiffe. Im kleineren Umfang. Im kleineren Maßstab. 

Was sie wohl dächten – sie, die vor 100 Jahren in der Werft Barkassen, Schlepper, kleine Stahlrümpfe bauten. Und auch Kinder für die Arbeit in den Heizkesseln einsetzten.

Was sie wohl dächten, jeder einzelne, der uns über in Jahrhundert hinweg so unendlich und zukunftsgewiss in die Augen schaut? Wenn sie uns sähen?

Wie komm ich mit dem Boot 
zur BIENNALE? 
Die Hardfacts:

Die BIENNALE dauert noch 
bis Ende November 2017

Marinas für die Anreise mit dem Boot 
und in Laufweite zur BIENNALE:

Empfohlen: 
Marina Sant’Elena 
Gleich neben dem BIENNALE-Park. Zu Fuß zehn Minuten. 
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 75 €. 
Nicht billig. Gepflegt. Ruhig. 
tel. +39 041 520 26 75

Ebenfalls gut: 
DIPORTO VELICO VENEZIANO gleich nördlich.
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 52 €. 
Günstig. In Laufweite. Nicht ganz so gepflegt.
tel. +39 041 523 19 27

Ebenfalls möglich, 
doch mit happigen Kosten für Vaporetto zu Zweit verbunden 
(Einzelfahrt ca. 7 €/Tagesticket 20 €/Zweitagesticket 30€ pro Person) 
sind die übrigen Marinas in Venedig:

• MARINA DI LIO GRANDE, ca. 700 Meter von der Vaporetto-Station bei Punta Sabbioni. 
37 Fuß: 42 €
• IZOLA SAN GIORGIO, 1 Vaporetto-Station von San Marco entfernt. 
Spektakulär. Im Zentrum. Klein. Teuer.
• MARINA VENTO DI VENEZIA

Eintrittspreis BIENNALE für zwei Tage Giardini/Arsenale: 25€. 
Was gemessen an sonstigen Museumspreisen in Venedig geschenkt ist.

Welpenalarm

Eigentlich dachte ich, ich bin hier in Argostoli mit allem fertig. Immer wieder stellen wir auf unseren Reisen allerdings rückwirkend fest, dass wir nie zu lange an einem Ort waren, auch wenn man es in der Gegenwart manchmal anders wahrnimmt.

Vorgestern Abend war es schön ruhig. Im Gegensatz zu den Tagen davor endlich mal kein Schwell und kein Wind mehr. Ich wollte früh ins Bett, um nicht zu sehr aus dem Rhythmus zu kommen. Ich halte mich quasi auf Standby, falls doch mal irgendwann Wetter, Nomades Zustand und alles andere zusammen passen sollten.
Kurz nachdem ich in die Koje gekrabbelt war, hörte ich es. Erst ganz leise, dann immer lauter werdend. Ein Herz zerreißendes Winseln. Eindeutig ein Hund und gar nicht weit weg von hier. Dabei waren auf dieser Seite der Brücke bisher noch nie Streuner, seit ich hier bin.
Eine Weile habe ich mir das Gewinsel angehört.
Man könnte natürlich auch das Fenster schließen. So warm war es an diesem Abend nicht. Dann noch ein wenig Musik und schon ist die Welt wieder heil…

Also habe ich mich wieder aus der Koje gerollt, die Taschenlampe geschnappt und den Hafen abgesucht. Sehr weit musste ich nicht laufen und das Geräusch kam näher. Im Lichtschein der Lampe dann ein Schreck: Drei Hundewelpen!
Noch ganz klein und völlig verängstigt. Dem ersten Drang, sofort näher ran zu gehen, hat der Verstand einen Riegel vorgeschoben. Sofortiger Rückzug und zwar schnell. Denn es könnte ja sein, dass die Mutter auf Nahrungssuche und nur etwas spät dran ist. Dann sollten sie besser dort bleiben wo sie sind. Wirklich daran geglaubt habe ich zwar nicht, denn keine Hundemutter wird auf dieser Seite Futter suchen, wenn es das in Argostoli mit weit höherer Chance zu finden gibt.
Der abgelegene Platz, mit dem Auto wunderbar erreichbar, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, passt eher zu folgendem Szenario: Ausgesetzt.

Trotzdem wollte ich nicht voreilig sein und bin deshalb lange wach geblieben. Hab sie winseln lassen und immer mal wieder von weitem geschaut wo sie sind. Weit weg sind sie nicht gelaufen und irgendwann lagen sie zusammengekuschelt auf der Pier und sind eingeschlafen. Da war es bereits 2 Uhr Nachts.
Mein Wecker hat dann um 6 Uhr geklingelt und der Entschluss etwas zu unternehmen stand bereits fest, sollten sie noch da sein.
Sie waren noch da und bereits wach. Haben ängstlich die Gegend um den Platz an der Pier erkundet. Als sie mich gesehen haben, fingen sie sofort an zu winseln und kamen auf mich zu gerannt. Locken musste ich sie nicht. Sie kamen freiwillig mit zu Nomade. Gezittert haben sie, obwohl es warm war.
Als erstes gab es Wasser und anschließend eine gute Portion kleingedrücktes Nassfutter. Zum Glück hatte ich noch eine Dose von Filou an Bord.
Nach dem Frühstück wurden sie etwas ruhiger. Aber sie haben trotzdem weiter ihre Mutter gesucht und gejankt. Die kleinen Würmchen standen völlig unter Schock.

Dass ich sie nicht behalten konnte war klar und auch nicht der Plan. Ich hatte die Hoffnung, sie in einer Auffangstation unterzubringen. Die Adresse hat mir Sabrina besorgt. Kurz nach 8 Uhr habe ich dort angerufen und einen Treffpunkt an der Brücke abgemacht. Dann sind wir langsam in die Richtung gelaufen. War gar nicht so leicht, denn für die Drei war ich offenbar bereits Ersatzmutter, an der man möglichst dicht dran bleiben muss.
Dann haben wir gewartet und ich hab sie mit beiden Händen so gut es ging abwechselnd festgehalten und gekrault.
Besonders der Kleinste von Ihnen hat das dringend gebraucht. Das Zittern und Winseln war sofort weg, wenn ich ihn gehalten habe. Keine Minute später hat er tief geschlafen. Auch die anderen beiden wurden schnell ruhig und entspannt.

Es hat dann doch etwas länger gedauert und ich wurde unruhig. Ob wir uns am Telefon vielleicht missverstanden haben, was den Ort angeht? Also habe ich einem Griechen mein Handy in die Hand gedrückt und darum gebeten, in der Auffangstation auf griechisch zu erklären, wo ich mich befinde.
Das war auch gut so, denn es gab tatsächlich ein Verständigungsproblem.
Wenige Minuten später hat die nette Dame mich gefunden. Wir haben die Welpen ins Auto gesetzt und ich war wieder allein. Am liebsten hätte ich alle behalten.

Kurz bevor sie abgeholt wurden.

Geschichte zu Ende?

Natürlich nicht!

Jetzt sind die Drei in der ARK, einer Auffangstation in Argostoli. Hunde und Katzen haben hier ein vorübergehendes zu Hause und werden von ehrenamtlichen Pflegerinnen betreut.
Damit erklärt sich dann auch die heile Welt der wenigen Streuner in Argostoli. Es gibt sie nicht! Denn es sind nur so wenige auf den Straßen, weil fast alle hier sind!
Hunde und Katzen, für die diese Arche nicht Endstation, sondern nur temporärer Aufenthaltsort auf dem Weg in ein vernünftiges Hunde- oder Katzenleben sein sollte. Das ist jedenfalls das erklärte Ziel.

Heute bin ich selbst in der ARK gewesen. Habe mir ein Taxi bestellt und gleich die 25kg Trockenfutter von Filou mitgenommen, die noch an Bord waren.

Was ich dort erlebt habe, hat mich schwer beeindruckt und als ich nach einer halben Stunde den Fußmarsch zurück zum Boot angetreten bin, hatte ich feuchte Augen.
In dieser Arche leben über 300 Hunde jeden Alters, sowie etwa 40 Katzen. Das Grundstück hat die Regierung zur Verfügung gestellt, alles andere wird von Helfern, den Pflegerinnen und über Spenden gestemmt.
Die Pflegerinnen, das sind Marina (aus Brasilien) und Joyce (aus den Niederlanden).
Ja, mehr sind da nicht! Diese beiden Frauen übernehmen den Großteil der Arbeit in der Arche. Ehrenamtlich! Zwei Frauen, die sich um mehrere hundert Hunde kümmern, die Gehege reinigen, sie füttern, mit ihnen spielen und sie pflegen.
Ich war beeindruckt, wie toll sie die Tiere versorgen und wie liebevoll die beiden so gut es geht, jedem Tier gerecht werden.

Nachdem ich mir alles angeschaut habe, ging es dorthin wo die ganz Kleinen untergebracht sind. Da waren sie, „meine“ drei Findelkinder und ich glaube, sie haben mich sogar wieder erkannt. Einmal noch habe ich sie auf den Arm genommen, dann kamen sie zurück in ihr kleines Gehege. Und dort warten sie nun. Warten auf jemanden, der sie wieder raus holt aus der Arche.
Ich denke, es dürfte klar sein, dass Sabrina und ich im Moment nicht noch einem Streuner ein Zuhause geben können.

Wie viele Leser haben wir? Schwer zu sagen, wie viele es wirklich sind. Zahlen sollten jetzt aber auch keine Rolle spielen, denn es geht nun darum, diesen drei Welpen eine richtig gute Zukunft zu geben.
Was meint ihr? Finden sich unter euch drei Menschen oder Familien, die in der Lage sind, einem Hund ein zu Hause zu geben? Für immer?

Falls jetzt der Einwand kommen sollte: „Aber der Aufwand und die Kosten…“

Ich kann euch beruhigen, so wild wird das nicht. Wir haben finanziell keine Hilfe für Filou angenommen und alles selbst gestemmt. Lange Unterbringung, Tierarztkosten, Reisekosten usw. und es hat uns nicht ruiniert.
Das würde bei den drei Kleinen ohnehin anders aussehen. Es kümmert sich ja bereits jemand um sie.

Ansonsten:
Transavia fliegt z.B. jeden Freitag von Amsterdam nach Argostoli. Hinflug, Rückflug und ein Ticket für den Hund kosten zusammen etwa 350€. Günstige Hotels findet man hier genug für ein paar Tage. Es gibt auch andere Möglichkeiten. Man muss nicht zwingend hier her fliegen. Aber man muss natürlich wollen!

Ich erwarte nicht viel von euch. Nur eine Kleinigkeit, diesmal: Teilt diesen Beitrag bitte bei Facebook und sprecht mit Menschen darüber, von denen ihr glaubt, sie wären die Richtigen für einen solchen Hund.
Und dann meldet euch bei uns, falls ihr ernsthaft glaubt, einem der Welpen eine richtig gute Zukunft geben zu können. Oder einem der anderen Tiere dort.

Und hier sind sie nochmal, übrigens alle drei Jungs:

Der mit dem kurzen Fell, als er noch bei mir am Boot war.

Der kleine mit dem längeren Fell.

Der Weiße, bei Joyce auf dem Arm.

Und falls ihr einfach keinen Hund aufnehmen könnt, aber trotzdem helfen wollt: Jede Spende hilft der ARK und wenn sie auch noch so klein ist. Schaut einfach mal auf der Website vorbei und macht euch selbst ein Bild, wer alles hinter dem Projekt steht:

ARK (Animal Rescue Kefalonia)

Und noch eine Möglichkeit zu helfen gibt es, die fast dringender ist als alles andere. Es werden ehrenamtliche Pfleger und Helfer gebraucht, damit nicht alles an Marina und Joyce hängen bleibt.

Merken

SV Anna Nin – Michel Kraft GER

WINDPILOT ZUM PREIS EINES SCHIFFES

Merkwürdiger Vergleich – oder muss ich meine Preispolitik durch´s Sieb rühren und überdenken? Liegt mir irgendwie quer, dabei habe ich doch meine Preise im Verlauf von 16 Jahren eigentlich nur marginal angehoben!

SCHIFF ZUM PREIS EINER WINDPILOT
Anders herum allerdings hört sich der Satz schon logischer an. Gestern ist diese Situation Realität geworden. Arne Kraft aus Rieseby hat seinem Sohn Michel ( 25 ) zum bestandenen Studium ein Schiff geschenkt, damit der junge Mann sich auf See seine Hörner absegeln möge, in natürlicher Umgebung in Ruhe wachsen könne und kollateral dem Vater für ein paar Monate weniger an den Nerven säge. WEITERLESEN

SV Brancaleone – Roberto Ritossa ITA

THREE CHEERS FOR HARRY SCHANK – HORTA

Hello Peter, I have just completed my fourth transatlantic with the Windpilot, which has worked as beautifully as the first day I used it. Just a few minutes after having arrived in Horta, Harry Schank came onboard and asked if everything was ok with the windpilot, he took a look at it and very kindly suggested to change/trim a couple of bolts/bushings. I gave him the headpiece of the pilot and he fixed it, then also the pendulum blade, everything was fixed very very quickly ( and it is Sunday…).
Harry did the same with two other boats with Windpilots moored next to
mine, who were all very happy, Harry is a very nice and pleasant guy.
May I congratulate Harry for the perfect job he is doing, and yourself
for having had the idea of a Service center here, even if the windpilots do not seem to need much of a service.
Best regards,
Roberto, WEITERLESEN

SV Shalom – Christoph Vougessis GER

KAPITÄN MIT SEHNSUCHT NACH DER WARMEN DUSCHE

Moin,heute ist tag 23 auf see und 2074sm liegen hinter mir. 950sm sind es noch bis zu den azoren. Obwohl es hier keinen passat wind gibt,bin ich “lediglich” 3 Tage hinter meinem zeitplan,da ich 100sm pro tag anvisiere. Gerade stecke ich in einer flaute,weshalb ich nun wohl einen weiteren tag verlieren werde. Denn Flautenmotoren gibt es bei mir nicht, weil ich für meinen Aussenborder nur 9 l Benzin im Handgepäck habe. Gerade kam wieder ein pottwal vorbei und zog ca. 10m träge am boot vorbei. Diesmal habe ich ihn sogar auf video. Wie auch letztes mal haben sich meine pilotfische dem wal angeschlossen. Nun bin ich also wieder alleine. Die blasfontäne hat einen schönen grossen regenbogen in die luft gezaubert. Ansonsten gibt es nicht viel mehr zu berichten,ausser das die auswahl des proviants immer beschaulicher wird. Wird daher mal zeit,dass die azoren am horizont auftauchen. Viele grüsse vom Nordatlantik! Christoph tracking

Mit dem Boot zur Biennale. Oder: Was um Himmels willen hat Kunst mit Segeln zu tun?

Venedig im schönsten Sommer. Das Wasser vor dem Riva degli Sciavoni kocht und brodelt von vorbeischießenden Wassertaxis, Lastkähnen und auch von dem majestätisch die Palazzi überragenden Kreuzfahrtschiff, das langsam hinausgleitet Richtung Meer. Gleich daneben ist es still im Biennale-Park. Ein paar Kinder spielen. Ein paar Wartende vor den Kassenhäuschen. Wasserpflanzen legen ein abstraktes Ornament auf die schillernde Oberfläche des Canale, der den Park zerschneidet. 

Mit dem Boot nach Venedig? 
Um die Biennale zu sehen? Lohnt sich das? Macht Kunst Spaß? 
Und hat Kunst was mit Segeln zu tun? 
Mal sehen. Eins nach dem anderen.

Die Biennale: Man muss sie sich als eine Art Nationen-Olympiade vorstellen. Nationen entsenden die Besten. Künstler statt Sportler. Die meisten Nationen haben einen eigenen Pavillion im Park. Deutschland hat einen. Die Schweiz und Uruguay auch. Wer keinen hat – wie Chinesen, Koreaner, Mexikaner, Kuwaitis, Singapur: Der stellt eben anderswo aus. Meist im Arsenale. Aber darüber schreibe ich morgen. 

Also: Erstmal warmlaufen. Es beginnt verstörend. Gleich hinter dem Eingang ist der russische Pavillion. Nicht gerade das Land, das – dank des verkniffen intrigierenden und Strippen ziehenden Mannes an der Staatsspitze – unsere Sympathien hat. Ich hole tief Luft, und gehe hinein.

Die Biennale ist politisch – jedenfalls in dem, was der russische Pavillion mit Grisha Bruskin zeigt. Der Marsch der Werktätigkeiten, handhohe Gipsfigürchen in einem abgedunkelten Raum, dient jetzt dazu, das russische Staatssymbol, den Doppeladler, über Zahnräder am Laufen zu halten.


Das ist auf nüchternen Magen schon mal ziemlich herbe in der Aussage. Aber doch stimmt hoffnungsfroh, dass das offizielle Russland derlei künstlerische Inhalte in den internationalen Raum sendet.

Bleiern und schwer wie ein Film von Margarethe von Trotta kommt auch der deutsche Beitrag daher. Der Pavillion ist abgeschottet, von Stahlzäunen gesichert. Schilder warnen vor scharfen Hunden. Das Gebäude ist abgeriegelt. Leute in prolligen ADIDAS-Trainingshosen bewachen den Eingang. Der bleibt erstmal zu, selbst eineinhalb Stunden nach Eröffnung der Biennale. Zur Kunst? Erstmal hinten anstellen! Da ist dann die Schlange der Wartenden um das abweisende Gebäude schon 150 Meter lang – immerhin hat die Jury Anne Imhofs Performance als besten BIENNALE-Beitrag ausgezeichnet. Nur 150 Menschen werden für die mehrstündige (!) Performance zugelassen, raunt eine der wartenden Damen. Weil ich weder Lust auf scharfe Hunde noch lange Schlangen habe, sause ich weiter, und kucke mir den deutschen Beitrag im Internet an. Ich besitze nun mal die Geduld einer Ameise. Und habe für Arroganz so gar kein Verständnis.

Also eins weiter. Der japanische Pavillion zeigt im Raum schwebende Holzmodelle:


Wie nett. Das Modell eines schwebenden japanischen Schreins, der sich nach unten spiegelt. Und wie ein Raumschiff schwerelos trotz?/weil? 800jähriger Tradition den Raum durchquerend. Reflection Model (Ship of Theseus) nennt Takahiro Iwasaki sein Werk, der „Beipackzettel“ an der Wand spricht von den Katastrophen vergangener Jahre, denen der abgebildete und sich in sich spiegelnde Itsukushima-Schrein standgehalten hat. Aber auch ohne Beipackzettel ist der schwebende Schrein etwas Besonderes.


Auch bei der nachfolgenden Intsallation muss ich genau hinsehen, um was es sich da handelt. Na klar, Bücher. Sie stehen herum wie Hochhäuser einer Metropole, aus der Baukräne herauswachsen. Aus Büchern wächst was? Immer her damit! Dinge, die aus Büchern erwachsen – wo doch Smartphone, Twitter, Facebook & Co. längst den armen Dingern den Rang streitig machen.


Weiter! Im britischen Pavillion steht der geneigte Betrachter in einem Säulenwald. Und sieht daneben  zwei pittoreske rote Säulen, doppelt mannshoch. Zwei Säulen wie zwei Menschen, rot, vor einem Säulenwald, die eine, eckige, maskuline Gestalt etwas starr und mit strengem Kartonhut bekrönt. Das hat doch was. Und die andere, feminine, sich grazil windend.

Das Runde, das Eckige. Interessant wirds, wenn man der „männlichen“ und „weiblichen“ Figur auf die Pelle rückt. Und sie unter die Lupe nimmt. Da sieht man, dass Männlein & Weiblein aus allereinfachsten Alltagsmaterialien hergestellt sind. Kunst? Kommt von Können. Und in den Dingen – Schläuchen, Dachlatten – etwas anderes sehen zu können, als was alle sehen.

Einfache Schlauchreste, rot gestrichen, für die Dame…

… und kantig-ungehobelte Dachlatten für den Herrn.

Und so stolpere ich nach Phyllida Barlow mit wachsender Begeisterung durch das Museum der Phantasie, das sich da auf der BIENNALE präsentiert. Im Brasilianischen Pavillion ein Bild vom Leben, das sich mir tief einprägt.


Eingesperrt sein. Eingeklemmt sein. Ein Lebensgefühl?

Und immer, wenn ich denke, naja, diesen Pavillion einer kleinen Nation, den muss ich jetzt nicht besuchen, erlebe ich die größten Überraschungen. Im rumänischen Pavillion das anrührende Video der 90jährigen Geta Bratescu, die mit dickem Filzstift und einfachen Linien – je was eigentlich? – Sehenswertes erschafft. So entdecke ich gerade abseits der „gehypten“ Pavillions Überraschendes, Unerwartetes, Anrührendes. Dinge, die Bilder im Kopf entstehen lassen, die mich bewegen, was Menschen leisten.

Zwei scheinbar welke Hände. Ein zu großer Stift. Ein weißes Blatt Papier: Ein unscheinbares Video im Eingangsbereich des rumänischen Pavillions über die konzeptionelle Arbeit der 90jährigen Geta Bratescu.

Es ist Nachmittag, als ich den BIENNALE-Park verlasse. Und am Riva degli Sciavoni entlang Richtung Arsenale schlendere, von dem ich noch nicht weiß, dass mich dort eigentlich noch Phantastischeres erwarten wird. Kunst in einem 800 Jahre alten Militärgelände? Aber darüber werde ich im nächsten Post erzählen. Noch schnell dies, für die speziellen Freunde von Nashorn-Ohren unter uns:


Es ist gegen acht, als ich wieder in der Marina von Sant’Elena zurück bin. Voller Bilder. Aber das schönste liegt vor mir: Der Vollmond, der eben im Hafen über LEVJE am Himmel erscheint:


Und da sind wir dann bei der in der Überschrift gestellten Frage: 
Ja. Besuchenswert, sehenswert ist die BIENNALE allemal. Anregend. Das Gehirn durchpustend. 

Und: Vielleicht ist Kunst ja wirklich näher am Segeln dran, als wir denken. Vielleicht ist es nichts anderes. Vielleicht hat es seinen Wurzeln in ein und demselben Winkel unseres Gehirns, unserer Seele. Vielleicht die Welt nicht nur zu sehen, wie ein Kieselstein eingeklemmt in ein gusseisernes Raster. Sondern das Raster, die Enge, die Gleichförmigkeit immer wieder zu durchbrechen. Und wenigstens für einen Moment: Die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Im nächsten Post mehr.

Wie komm ich mit dem Boot 
zur BIENNALE?

Marinas für die Anreise mit dem Boot 
und in Laufweite zur BIENNALE:

Empfohlen: 
Marina Sant’Elena 
Gleich neben dem BIENNALE-Park. Zu Fuß zehn Minuten. 
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 75 €. 
Nicht billig. Gepflegt. Ruhig. 
tel. +39 041 520 26 75

Ebenfalls gut: 
DIPORTO VELICO VENEZIANO gleich nördlich.
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 52 €. 
Günstig. In Laufweite. Nicht ganz so gepflegt.
tel. +39 041 523 19 27

Ebenfalls möglich, 
doch mit Kosten für Vaporetto verbunden 
(Einzelfahrt ca. 7 €/Tagesticket 20 €/Zweitagesticket 30€)) 
sind die übrigen Marinas in Venedig:
• MARINA DI LIO GRANDE, ca. 700 Meter von der Vaporetto-Station bei Punta Sabbioni. 
37 Fuß: 42 €
• IZOLA SAN GIORGIO, 1 Vaporetto-Station von San Marco entfernt. 
Spektakulär. Im Zentrum. Klein. Teuer.
• MARINA VENTO DI VENEZIA

Eintrittspreis BIENNALE für zwei Tage Giardini/Arsenale: 25€.