Kategorie: Atanga

Umzug für die Abfahrt

07.Mai.23, Neuseeland/Marsen Cove, Tag 3262, 24.696 sm von HH

Neuseeland ist etwas umständlich bei der Abreise. Statt dass wir gemütlich in Whangarei Down Town ausklarieren können, schickt man uns Segler an die Mündung vom Hatea. Dort gibt es eine gepflegte Marina, einen mittelgroßen Supermarkt und mehr nicht. Nur zwei Meilen bis zum offenen Ozean.
Mindesten zwei Tage vor Abfahrt erwartet Immigration online eine Ankündigung über Ausreise-Absichten. Außerdem muss ein mehrseitiges Formular ausgefüllt werden mit den gleichen Anfragen wie bei der Einreise. Und wir müssen deklarieren, wie viel Alkohol ausgeführt wird. Peinliche Befragung. Wir kennen ja die Preise in Französisch Polynesien und sind entsprechend präpariert. Nudeln brauchste da nicht mit hinnehmen – Barilla kostet dort weniger als überall anders auf der Welt.  :mrgreen:

Also sind wir heute Morgen bei schittigem Wetter umgezogen und zwei Stunden den Fluss abwärts getuckert. Alle Systeme arbeiten reibungslos. Nur unser Radar will noch immer nicht. Vielleicht erfolgt ja noch eine Selbstreparatur … :roll:

Überhaupt das Wetter. Neuseeland macht uns den Abschied leicht. Die letzten drei Wochen waren grau und regnerisch. Die Temperaturen sind mit 18 bis 20 Grad noch angenehm, aber der Dauerregen schlägt etwas auf die Laune. Unser neues Deck ist grün. Tampen und Fallen sind grün. Die Sprayhood ist grün. Da ist Morgen noch Handarbeit angesagt.
Viele Wege zum Einkaufen und für letzte Besorgungen in der Zivilisation endeten klitschnass.

Alles grün nach nur drei Wochen – unser schönes Deck – heul! Okay, Holz wäre genauso grün geworden – das ist ein Trost

Ein Wetterfenster ist in Aussicht. Donnerstagnachmittag vielleicht. Wahrscheinlicher ist jedoch der Freitag. Es hängt etwas davon ab, wie schnell der Wirbel abgezogen ist, der aus Australien zu uns rüber kommt. Der Wirbel bringt Westwind, später Südwind. Perfekt!
Man soll freitags ja nicht auslaufen. Diesem Aberglauben messen wir hohe Bedeutung bei, haben uns aber die Sache schön zu recht gelegt: wir sind ein Deutsches Schiff und am Freitag ist in Deutschland noch Donnerstag. Voila, somit können wir ohne Probleme auch am Freitag los.

Die Aussicht für Mittwoch – ideale Windrichtung – Grundwind 30 Knoten – der mutige Segler würde fahren – uns Hasenfüßen sind Böen mit bis 40 Knoten aber zu viel ;-)


1

Kiwi, Kiwis, Kiwifruit

27.Apr.23, Neuseeland/Whangarei, Tag 3251, 24.696 sm von HH

Immer der gleiche Name: Die Vögel, die Menschen und die Früchte. Um allzu große Verwirrung zu vermeiden, werden in Neuseeland die Vögel ‚Kiwi‘ genannt, die Leute ‚Kiwis‘ und beim Ost wird ein ‚fruit‘ angehängt.
Aber was war zuerst da?
1. der Vogel: Der heutige Nationalvogel Neuseelands wurde aufgrund seines Rufes bereits von den Maori Kiwi genannt. Im Internet finden sich Tonaufnahmen – mit etwas Phantasie hört man tatsächlich den ‚Kiwi‘ heraus.
2. die Neuseeländer: Während des 1.Weltkreiges sollen neuseeländische Soldaten Schuhcreme mit einem Kiwi als Logo mit in die Truppen gebracht haben. Schnell bekamen die neuseeländischen Soldaten den Spitznamen Kiwi verpasst und nahmen ihn mit in die Heimat. Eine Erfolgsgeschichte: heute bezeichnen sich alle Neuseeländer stolz als Kiwis.
3. Die Frucht. Seit über hundert Jahren wird in Neuseeland die ursprünglich aus China stammende Stachelbeere angebaut. Der internationale Export begann 1952. Die neue Frucht erfreute sich sofort großer Beliebtheit. Ein guter Handelsname sollte her. Weder der chinesische Name ‚Yang Tao‘ noch Stachelbeere waren tauglich. Warum nicht nach dem Vogel benennen? Beide sind ja schließlich braun, rund und pelzig. Die Kiwi-Frucht war geboren.

In den Supermärkten finden wir gerade eine Kiwifruit-Schwämme. Es ist Haupterntezeit. Für 2,40 Euro bekommt man ein Kilo herrlichster Gold-Kiwi.  Auch Kiwis haben wir reichlich kennen gelernt. Meist aufgeschlossene, freundliche Menschen, die interessiert auf jemanden zu gehen und viel Geduld mitbringen. Sie pflegen einen gemütlichen Lebens-Stil. Bitte nicht zu viel Hast – laid back – Fischen gehen und ein Bierchen dabei trinken, ist eine große Leidenschaft.

Somit fehlen noch die Kiwi in unserer Sammlung. Kein Neuseelandbesuch ohne Kiwi. In freier Wildbahn haben wir weder welche gehört, noch gesehen. Kein Wunder, der scheue Laufvogel kommt nur nachts aus seinen Erdhöhlen. Aber Whangarei hat ein Kiwi-Haus. Mit dem Rad strampeln wir uns sieben Kilometer bergauf und fragen uns, warum wir es nicht geschafft haben dorthin zu fahren als wir noch das Auto hatten (zumal Achim auf den Rückweg auch noch einen Platten hatte – andere Story :roll: ).

In einem ungefähr 60 Quadratmeter großen Terrarium wird mit Bäumen, Sträuchern und Laubboden naturgetreu eine Wald-Szenerie simuliert. Es ist stockdunkel als wir eintreten. Nur ein paar dezente Lampen täuschen Mondlicht vor. Unsere Augen gewöhnen sich und dann entdecken wir die Kiwi Dame. Aufgeregt und flink auf den Beinen – sehr flink – stochert sie mit ihrem langen Schnabel im Erdboden. Per automatischer Steuerung wird die Nacht zum Tag gemacht. Inklusive Dämmerungsphasen und zweimal in der Woche regnet es. Fotografieren ist verboten, um den Kiwi nicht zu stören.

Kiwi-Skelett mit Ei – im Verhältnis zur Körpergröße tragen die Kiwi-Weibchen die größten Eier im Vogelreich. Ein Kiwi ist so groß wie Huhn, wiegt bis 5 Kilogramm und das Ei 500 Gramm.

Das Weibchen ist knapp drei Jahre alt und bald geschlechtsreif. Bis vor kurzem wohnte sie noch mit einem Männchen zusammen. Aber der aufdringliche Kerl war frühreif und hat das Weibchen zu sehr begatten wollen. Er wurde bereits ausgewildert. Sie wird ihm demnächst in die Freiheit folgen. Dann ziehen neue Küken in den das Kiwi-Haus ein, um groß gezogen zu werden.
Von gelegten Eiern und geschlüpften Küken schaffen es grade mal 5 Prozent zu überleben. Zu hoch ist die Anzahl an eingeschleppten Jägern, die nachts die Höhlen plündern: Hermeline, Frettchen, Wiesel, Possums, Ratten und verwilderte Katzen lecken sich die Lefzen nach Kiwi Fleisch. Erwachsene Vögel sind groß und kräftig genug sich gegen die viel kleineren Angreifer zu wehren.  Sie müssen für den Erhalt des bedrohten Bestandes sorgen. Um ihnen zu helfen nicht auszusterben, hat die Umweltbehörde Neuseelands das große Ziel, dass die Inseln bis 2050 frei von Fress-Feinden sein sollen. Viel Erfolg!

Kiwi-Federn – sie wurden früher von den Maori zu prachtvollen Mänteln verarbeitet

Die grau-braunen Kiwi-Federn haben eine Besonderheit: Sie sind Daune und Deckfeder in einem. Alle anderen Vögel haben zwei verschiedene Federsorten. Weiche Federn bis in die Spitzen.

Neben dem Kiwi-Haus, gibt es ein kleines Museum und ein einige Terrarien mit Kiwi-Futter, heimischen Geckos und Stabinsekten. Eines dieser bizarren Tiere haben wir vor ein paar Monaten mal auf einem Auto entdeckt.

Ein schöner Ausflug – 12 Euro Eintritt pro Person. Kein Neuseelandbesuch ohne Kiwi ;-)

Stabinsekt – heimisch in Neuseeland – ein ungefähr zwanzig Zentimeter langer Stock

Wanderheuschrecken – Kiwi-Futter


15

24 Minuten

25.Apr.23, Neuseeland/Whangarei, Tag 3249, 24.696 sm von HH

Die letzten vier Tage haben wir einen heißen Marathon durchlaufen. Von „das gibt es doch gar nicht“, bis „wir haben doch wohl kein Loch im Schiff“,  hin zu „dann müssen wir eben noch mal aus dem Wasser“, haben wir alle freudlosen Gefühle hinter uns.

Donnerstag
Bei der Fahrt zur Brücke hören wir die Bilgepumpe das erste Mal. Da es die Tage zuvor viel geregnet hat, regt uns das nicht auf. Unsere Backskiste hinten auf dem Deck hat eine Ablaufrinne. Schafft die Rinne es nicht den anfallenden Regen zu entwässern, läuft dieser durch die Backskiste ins Schiffs-Innere, wird dort durch die Bilgepumpe empfangen und wieder nach außen befördert. Kein sehr schönes System, kommt doch so unerwünschte Feuchtigkeit unter die Bodenbretter, aber so hat man in den 80er Jahren halt Boote gebaut.

Bei der Ankunft in der Marina hören wir erneut die Pumpe. Schulterzucken. Dann, beim Mittagessen wieder … verflixt, das gibt es doch nicht. Wo kommt das Wasser her? Achim prüft die Hauptverdächtigen, die Ventile und die Welle. Nichts zu fühlen. Im aufgeräumten Schiff bricht Chaos aus. Augenblicklich stehen alle Bodenbretter hoch. Irgendwo muss das Wasser  ja herkommen. Alle 24 Minuten springt die Pumpe an. Geschätzt pumpt sie jedes Mal einen Liter nach draußen. So ein Rinnsal muss doch zu sehen sein. Unter den Bodenbrettern ist nichts zu finden.

Freitag
Achim schläft schlecht in der Nacht. Alle 24 Minuten pumpt es. Durch die herbstlichen Nacht-Temperaturen bildet sich im Boot an Metall etwas Kondenswasser. Die Wellendichtung und Ventile legen wir komplett trocken und wickeln sie in Tücher. Wir verlassen für ein paar Stunden das Schiff. Als wir wiederkommen, sind die Tücher noch immer trocken. Es pumpt trotzdem nach 24 Minuten. Ventile und Welle werden als Schuldige ausgeschlossen.

Vielleicht ist ja die Pumpe kaputt? Wir stellen die Automatik der Pumpe ab und warten dreimal 24 Minuten. Dann stellen wir die Pumpe wieder an. Brav wird die dreifache Menge nach draußen befördert. Die Pumpe wird als Schuldiger ausgeschlossen.

Die entscheidende Frage, handelt es sich um Salz- oder Süßwasser, muss geklärt werden. Der Sumpf auf Atanga ist ein Schlund in die Hölle. Ein dreißig mal dreißig Zentimeter großer Schacht, achtzig Zentimeter tief. Seit 34 Jahren entwässert sich das Schiff über diesen Schacht. Er ist schmutzig. Eklig. Rostig. Ölig. Überlaufende Wassertanks, die Dusche, ausgekippte Putzeimer,  Salzwasser, was jemals ins Schiff gelangt ist, alles, was an Wasser unterhalb der Bodenbretter schwappt inklusive Dreck, wird über ausgeklügelte Kanäle zu diesem Sumpf geleitet.
Zu erreichen ist dieser Schlund genau genommen nicht. Einzusehen schon gar nicht. Er befindet sich halb unter dem Getriebe. Zusätzlich ist ein Schrank davor gebaut. Die Sicht behindert durch die Wellendichtung und andere Versorgungs-Schläuche. Steckt man den Kopf in den Schrank ist kein Platz mehr für einen Arm zum Leuchten. Streckt man den Arm Richtung Schacht aus, kann man nichts mehr sehen.

In diesen Schrank muss man auf der rechten Seite seinen Kopf stecken – so weit bis man mit der Schulter hängen bleibt

Wir lassen den Schacht erneut fluten, um das kühle Nass mit der Soßenkelle erreichen zu können. Unbekannt ist leider auch, ob der Fluss in dem wir schwimmen salzig oder süß ist. Ich opfere mich zur Geschmacksprobe. Achim schöpft mir eine Kelle aus dem Hafenbecken. Das Wasser ist schlammig braun. Eine echte Brühe. Viele Schiffe sind bewohnt, die Toiletten immer frei, wenn man zu den Waschräumen geht. Ich teste tapfer: salzig!
Die Probe aus dem Sumpf sieht klar aus. Eine leicht ölige Schicht ist mit bloßem Auge zu erkennen. Neben salzig schmecke ich Diesel. Ich möchte mir den Mund mit Seife auswaschen. Achim, die Dreckschippe, schlägt vor, dass wir beim nächsten Mal einfach Silbernitrat benutzen, um das Silberchlorit auszufällen. Das sei der einfachste Weg, um Salz nachzuweisen, grinst er frech.
Undichte Wassertanks werden als Schuldige ausgeschlossen.

Samstag

Haben wir etwa ein Loch im Rumpf oder was ist hier los? Unwahrscheinlich. Aber alle 24 Minuten läuft die Pumpe. Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt.
Achim hat eine Idee. Ist vielleicht doch die Wellendichtung Schuld? Wir haben eine PSS-Dichtung. Die ist nagelneu und im Rahmen einer Motorwartung noch an Land ausgetauscht worden. PSS-Dichtungen sind der Mercedes unter den Dichtungen. Ein Balg wird mittels Schellen über dem Rohr festgezogen in dem sich die Welle dreht. Der Platz um die Schellen herum ist eng und verwinkelt. Vielleicht sind die Schellen nicht fest genug angezogen worden? Der tolle Motor-Mann, den wir an Bord hatten, war schon ein älterer Herr, etwas steif beim Kriechen auf allen Vieren.
Achim gibt den Schrauben eine Viertelumdrehung. Gespannt stoppen wir die Zeit. Und hurra, die Pumpe meldet sich nach 48 Minuten. Ist der Übertäter gefunden? Die Schellen bekommen noch eine Viertelumdrehung. Wir enden bei zwei Stunden, dann bei vier.

Sonntag und Montag

Die Abstände werden immer größer. Sind irgendwann nur noch schwierig zu ermitteln. Hat die Pumpe nachts gepumpt oder haben wir es nur nicht gehört? Seit 36 Stunden haben wir jedenfalls kein Pumpgeräusch mehr wahrgenommen.
Böse Zungen können jetzt natürlich fragen: Ist vielleicht die Pumpe kaputt? :mrgreen:

P.S. Unsere Abfahrt ist etwas nach hinten gerutscht. Ein Windsystem baut sich gerade unterhalb von Neukaledonien auf und wird in ein paar Tagen Neuseeland erreichen. Da möchten wir nicht los segeln. ;-)
Dahinter wird eine Flaute folgen – wir hoffen, dass danach ein Wetterfenster kommt.

Vorhersage für Sonntag, 30.April – etwas zu viel, um los zu segeln


17

Freiheit am Anker

21.Apr.23, Neuseeland/Whangarei, Tag 3245, 24.696 sm von HH

Das Wetter ist zum Abgewöhnen. Entweder es ergießen sich heftige Schauer über uns, begleitet von stürmischen Böen. Oder ein fieser Nieselregen kriecht in die letzte Ritze. So hatten wir uns unsere ersten Tage am Anker nicht vorgestellt. Achim fährt hin und wieder zur Werft rüber – der Dinghy-Motor soll laufen. Ich verlasse in sechs Tagen nur einmal das Schiff. Zum Abgewöhnen.
Und doch! Es ist schön am Anker. So fühlt sich Freiheit an. Es duftet nach Abenteuer. Die große weite Welt steht uns plötzlich wieder offen.
Und endlich wieder eine eigene Toilette. Vorbei ist die Zeit des öffentlichen Klos. Sich einfach auf die eigene Schüssel setzen. Unbezahlbar.
Eine Neuheit auf Atanga versetzt mich in Begeisterung. Wir haben jetzt eine Fußpumpe für Seewasser. Die Pumpe existierte bereits, allerdings nur für das Wasser aus den Tanks. Die haben wir so gut wie nie genutzt, da ja das Süßwasser mittels Druckwasserpumpe aus dem Hahn kommt. Ein neuer Borddurchlass und etwas Umbau hat uns jetzt die Seewasserpumpe beschert.  Keine Ausreden mehr, warum die Spüle nach dem Abwasch nicht sauber hinterlassen wird. Ein paar Hübe mit dem Fuß und die Spüle ist blitzeblank.
Ich finde das Leben am Anker wunderbar. Bei Sonnenschein wäre es ja gar nicht zu ertragen. ;-)

 

Freiheit am Anker

Nach sechs Tagen ist allerdings das Essen alle (die eingekochten Gläser sind heilig und tabu). Wir fahren mit dem Dinghy nach Whangarei. Knapp drei Kilometer Flussfahrt. Auch das fühlt sich nach Abenteuer an. Mit dem Auto kann ja jeder zum Einkaufen fahren. Es gibt ein Dinghy Dock in der Marina, festbinden, einmal über die Straße hoppeln und schon stehen wir im Supermarkt.
Da wir schon mal da sind, stellen wir uns gleich noch im Marina Büro vor. Kara freut sich uns zu sehen: „Ich hätte schon ab Morgen einen freien Platz für eure Atanga.“ Prima, das ist doch ein Angebot, ursprünglich wäre ein Liegeplatz erst in neun Tagen frei geworden. Wir schlagen ein.

 

Einfahrt in den Stadthafen von Whangarei

Der Hatea, in dem wir ankern, ist ein Fluss mit 2,5 Meter Tidenhub. Eine Fahrrinne ist betont und wird regelmäßig ausgebaggert. Trotzdem kommt man mit zwei Meter Tiefgang nur bei Hochwasser über ein paar seichte Stellen.
Unser Hochwasser ist um viertel vor acht Uhr morgens. Halb acht gehen wir Anker auf und fahren bis zur Hubbrücke, die uns von der Marina trennt. Die Brücke öffnet auf Anforderung. Ein Funkspruch reicht. Leider öffnet die Brücke nicht vor neun, um den Hauptberufsverkehr von Whangarei nicht zum Erliegen zu bringen. Das ist aber kein Problem. An einem Steg können wir festmachen und frühstücken. Glockenschlag neun Uhr wird die Brücke für uns geöffnet.

 

Die Hubbrücke von Whangarei wurde den Bug-Steven der Kanus der Polynesier nachempfunden

Selber haben wir oft mit dem Auto gewartet – wenn die Brücke geöffnet wurde

Die Brücke schließt gleich wieder nach unserer Durchfahrt

Der Stadthafen von Whangarei ist nicht besonders groß, aber besonders hübsch. Cafés und Restaurants, Beete mit Sommerblumen, bunte Schirme und ein frisch eingeweihtes Museum sorgen für Flair. Das Museum wurde im Hundertwasser-Stil erbaut.  Der Stil soll schlecht nachgeahmt worden sein, aber Friedrich Hundertwasser hat 60 Kilometer von Whangarei entfernt gewohnt – da will jede Gemeinde etwas von diesem Kuchen abhaben. Für unseren Geschmack passt sich das Gebäude gut in das Hafengelände ein. Wen interessieren da falsche Details. Besonders launig amüsieren sich die Einheimischen über den blauen Nippel auf goldener Kuppel, der schon von weitem über allen Dächern hervor sticht.

Atanga vor blauem Nippel auf goldener Kuppe

Marina von Whangarei

Museum im Hundertwasser-Stil

nette Restaurants und kleine Geschäfte

Auch der kleine Innenstadtkern von Whangarei ist ganz ansehnlich


4

Zurück ins Segler-Leben

13.Apr.23, Neuseeland/Whangarei, Tag 3238, 24.696 sm von HH

Ein Jahr, vier Monate und dreizehn Tage hat Atanga an Land gestanden. Heute soll sie wieder schwimmen. Achim ist nervös. Am meisten Kummer bereiten ihm die Bord-Durchlässe. Höchstselbst hat er sie ausgetauscht und jetzt die bange Frage: sind sie dicht oder muss Atanga gleich wieder an Land gezogen werden? Dann die Erleichterung – alle Durchlässe und Ventile sind dicht! Ebenso die neue Wellendichtung. Auch die Maschine springt ohne murren an. Die Gänge lassen sich einkuppeln, das Bugstrahlruder läuft. Achim grinst breit.

Tschüss Leben auf der Leiter – war nicht so schlimm wie erwartet

Tschüss alter Standplatz für so viele Monate

 

Das nagelneue Coppercoat kurz vor dem eintauchen – das wurde vor ein paar Tagen noch angeschliffen – um es zu aktivieren

Atanga kurz vor dem Aufschwimmen – alles dicht – besser konnte es nicht laufen

 

Weit fahren wir nicht. Der Anker fällt gleich im Fluss. Die Werft kann man noch riechen von hier. Damit Achims Grinsen nicht zu breit wird, hält der Gott der Zweitakter eine kleine Schikane bereit – der Außenborder will nicht anspringen. Eine Reinigung des Vergasers bringt den gewünschten Erfolg. Der Außenborder läuft.

Die letzten zwei Wochen haben wir auf diesen Tag hin gearbeitet. Mit dem Auto tonnenweise Lebensmittel ran gekarrt. Wäsche, Kissen und Decken gewaschen. Eingekocht. Für den nächsten großen Schlag alles vorbereitet.

Über 20 eingekochte Mahlzeiten für den nächsten Schlag – Hühnersuppe-Gulasch-Hackbällchen-Gemüse und vieles mehr

Ostern haben wir eine Verkaufsanzeige für das Auto geschaltet. Viel zu schnell melden sich Käufer. Halt, so geht das nicht, ich wollte doch noch einen Großeinkauf machen! Bereits der zweite Interessent, der unseren geschätzten Fiedl begutachtet, schlägt zu. Bargeld wird gegen die Schlüssel getauscht. Papiere für ein Auto gibt es in Neuseeland nicht. Der neue Besitzer gibt seine persönlichen Daten in ein Melde-Register per Internet ein. Glückwunsch, das war es an Formalitäten.
Wir hatten sehr viel Glück mit unserem Auto-Kauf. Der zwanzig Jahre alte Corolla hat nicht einmal gezuckt. Dass er zweihunderttausend Kilometer runter hat, merkt man ihm nicht an. Unser Verlust beträgt 750 Euro, somit hat der Wagen keine 50 Euro im Monat gekostet. Wir haben zusätzlich zwei neue Reifen spendiert und einen Ölwechsel. Insgesamt sind wir 10.000 Kilometer gefahren ohne Probleme. Danke Fiedl, du warst eine gute Karre.

Tschüss Luxusleben mit Auto – rechts warten schon die Räder – zurück zum Segler-Leben

Wir bleiben jetzt ein paar Tage vor Anker in Werft-Nähe. Dort dürfen wir unsere Räder unterstellen und die Dusche benutzen, wenn wir mögen. Es gibt noch ein paar Dinge zu testen. Das Horn gibt nur ein jämmerliches Tuten von sich. Wahrscheinlich eine verklebte Membran. Das Radar will sich nicht mit der Navigation verbinden. Problem noch unbekannt.
Und wir selber müssen auch einige Handgriffe wieder lernen. Wie kam man noch mal am besten von Bord ins Dinghy? :mrgreen: Wir sind, genau wie das Horn, etwas eingerostet.

Leider ist uns das Wetter nicht gnädig. Der erste Abend war traumhaft. Mit einer Flasche Sekt feiern wir unseren ersten Abend am Anker. Leicht werden wir in den Schlaf geschaukelt.
Die zweite Nacht beschert uns Böen von 25 Knoten. Wir finden keinen Schlaf. Atanga dreht sich auf die Seite. Was soll das? Wird der Anker halten? Und was klappert da so nervig? Ein nie da gewesenes Geräusch. Achim findet in der Nacht den Übeltäter – die neu konstruierte Halterung vom seitlichen Solarpanel ist Schuld.
Es gibt noch einiges, an das wir uns gewöhnen müssen.


3

Blubbernde Löcher und Schafe, die ihre Locken verlieren

24./26.Mrz.23, Neuseeland/Taupo, Tag 3219-21, 24.696 sm von HH

Da uns die vulkanischen Aktivitäten so gut gefallen, besuchen wir noch ein weiteres Areal mit dampfenden Geysiren:  Das Orakei Korako Valley. In dieses etwas abseits gelegene Tal kommt man nur per Boot. Das schlägt sich sofort im Eintrittspreis mit 45 NZ$ nieder (ungefähr 28 Euro pro Person – schüchtern sind die Kiwis nicht mit ihren Eintrittspreisen). Dafür soll der Park nicht so überlaufen sein.

Hübsche Anfahrt mit kleinen Fähren zum Thermalgebiet

Wir werden belohnt. Bei vollem Sonnenschein kommt die Farbpalette der Ablagerungen besonders gut zur Geltung. Außer uns wandeln nur zwei Handvoll Besucher über die Holzstege, die zwischen den Dampfwolken durchführen. Besonderen Spaß machen die Schlamm-Löcher mit kochendem Modder. Blubb für Blubb bilden sich immer neue Blasen, die ihre kleinen Fontänen abschießen. Je nach Regenfall variiert die Konsistenz der Blubberlöcher.

Unwirtliche Welt

Mineralische Ablagerungen und Algen zaubern ein Farbenspiel

Immer neue Formationen warten hinter der nächsten Ecke

Das sogenannte goldene Vlies – 40 Meter lang

Eine Pool mit kochendem Wasser vorne rechts – verborgen von Wasserdampf

Dieses Gebiet gilt als unberechenbar – die Silicium-Schicht ist zum Teil nur wenige Zentimeter dick

Blubb

In großen und kleinen Fontänen spritzt der Matsch hinter Dampfwolken hoch

Neben Geothermaler Energie-Gewinnung gibt es in Taupo auch noch mehrere Stauseen. Mehrmals am Tag – unregelmäßig – muss das Tor vom gestauten Waikato River geöffnet werden. Je nachdem wie viel Wasser aus dem Taupo  nachfließt. Für Schaulustige wurden tagsüber drei feste Öffnungszeiten festgelegt. Ein schöner Wanderweg am Flusslauf ermöglicht von verschiedenen Aussichtspunkten das Spektakel zu betrachten. In wenigen Minuten füllt sich mit großem Getöse der trocken gelegte Wasserfall. Die Gegend ist hübsch, wir warten zwei Öffnungen ab aus verschiedenen Perspektiven: eine direkt am Tor, eine von den Aussichtsplattformen.

Wasser Marsch – Blick auf den Stausee und das Tor

Das Wasser ergießt sich in wenigen Minuten in sein natürliches Bett

Der Blick von der anderen Seite – noch ist das Tor geschlossen – Das Flussbett leer

Der Kormoran ahnt noch nicht, was gleich passiert

Nachdem er kurz überflutet wurde – kann er sich zum Ufer retten

Nach fünfzehn Minuten ist genug Wasser abgeflossen – die Tore werden wieder geschlossen

In Taupo geht unser Urlaub zu Ende. Was jetzt noch fehlt ist eine Schaf-Show. Auf dem Rückweg zu Atanga halten wir an der „Sheep World“ an. Ich bin vor allem scharf darauf, die Hunde bei der Arbeit mit den Scharfen zu sehen. Leider fällt dieser Teil dünn aus. Zwar stellt uns die Schäferin zwei Hunde vor. Weiß aber gleich anzumerken, dass der braune Huntaway deutlich dümmer als der Shepherd-Mischling ist. Die Demo-Herde befindet sich auf einer Weide gleich neben der Scheune, somit gibt es weder viel zusammenzutreiben, noch für uns viel zu sehen.

Die Hunde sollen eigentlich eine Show abliefern

Interessant ist dann der Teil mit der Schaf-Scherung. Schnelle Scherer schaffen ein Schaf in 20 Sekunden mit der Maschine von seiner Wolle zu befreien.
Wichtig ist, dass vorher die weiblichen von den männlichen Schafen getrennt werden. Die Trennung der Tiere erfolgt mittels einer Klapptür, die in rasender Geschwindigkeit bedient werden muss, während die Herde im schmalen Gang von hinten nachdrängt. Zwei Gäste dürfen das in der Show demonstrieren. Schnell merkt man, das ist ein schweißtreibender Job.

Im echten Schäfer-Leben bedient eine Person die Klapptür – das Geschlecht ist an der Ohrmarke zu erkennen

Die Trennung nach Geschlechtern ist besonders für die männlichen Schafe wichtig, da sie unter dem Bauch anders geschoren werden müssen, damit man ihnen nicht ihren Schniedel abschneidet. Bei der unglaublichen Scher-Geschwindigkeit dürfte das aber trotzdem häufiger passieren. :cry:
Die Schafe in Neuseeland werden zweimal im Jahr geschoren. Der Ertrag beträgt 3 bis 5 Kilo Wolle. Ein Kilo Wolle bringt ungefähr einen Euro.  Das meiste verdienen die Scherer.
Ein hartes Geschäft. Für Schaf und Schäfer.

 

Das Schaf wehrt sich kein bisschen – wegen des Fluchtinstinkts von Schafen soll die Schur recht stressig für die Tiere sein

Drei Minuten später ist die Wolle runter

 

Fütterung der Raubtiere – die Show war schwach besucht – keine Kinder – da hatte ich die Gelegenheit ein Lamm zu füttern – auch mal was Schönes

 

Wir sind jetzt bereits einige Tage zurück auf dem Schiff und bereiten uns für die Wasserung von Atanga am Donnerstag vor. Bis dahin wünschen wir Allen ein paar schöne Osterfeiertage mit Frühlingswetter und vollen Osternestern.

 

Schöne Ostern vom Länderübergreifenden Schmunzelhasen

 

 


15

Feuer und Wasser

23./24.Mrz.23, Neuseeland/Taupo, Tag 3218-19, 24.696 sm von HH

Unseren nächsten Stopp legen wir am größten Vulkan Neuseelands ein. Ein heftiger Ausbruch vor ungefähr 26.000 Jahren hinterließ einen gigantischen Krater.  Die Masse an herausgeschleudertem Material betrug geschätzte  1200 Kubik-Kilometer. Der Taupo fällt in die Liga der Super-Vulkane, da sein Ausbruch zu einem der heftigsten der letzten 250.000 Jahre zählt. Der Taupo ist noch immer aktiv und wird daher beständig seismologisch überwacht.
Dass es sich um einen Vulkan handelt, ist kaum noch zu sehen. Im Laufe der Zeit lief der Krater voll Wasser und ist heute Neuseelands größter Süßwassersee. Die Magma-Kammer des Taupo liegt nur 6 bis 8 Kilometer unterhalb des Sees. Gespeist von über dreißig Flüssen kann sein Wasserstand um zwei Meter schwanken – je nach Regenmenge. Nur ein einziger Fluss, der Waikato, entwässert den Lake Taupo. Dadurch kann der Krater-See seinen Wasserstand halten.

Lake Taupo

Fast der ganze See hat Klippen am Ufersaum – Überreste vom Kraterrand

Schwimmende Steine im Lake Taupo – Bims-Steine – dieser ist so groß wie eine Pizza und wiegt nur wenige Gramm – mit Bimssteinen ditschen. ist übrigens total einfach ;-)

Die Entwässerung des Taupo ist eine Touristen-Attraktion. Der zunächst gemächlich fließende Waikato presst bei den Huka Falls sein Wasser durch einen schmalen Kanal in den Felsen. Eine Fußgängerbrücke macht es möglich, das Spektakel von beiden Seiten hautnah zu bestaunen. Die Huka Falls beeindrucken durch ihr Wasservolumen von 220.000 Kubikmeter in der Sekunde.

Hier kommt der Waikato noch gemächlich daher

Der Waikato in sein schmales Bett gequetscht, wird zum Wildwasser

Nach dem Engpass folgen die Huka Falls mit 11 Meter Fallhöhe

Taupo Stadt ist ein quirliger Ort, auf Touristen eingestellt. Bars und Restaurants dominieren das Stadtbild. Die Stadt hat Charme und gefällt uns. Wir kommen in Taupo auf einem netten Campingplatz unter. Das Wetter ist sonnig, wir wählen das Zelt. Beim Zeltaufbau bei 25 Grad übersehen wir, dass Taupo auf 360 Höhenmeter liegt. Bereits im Sonnenuntergang wird es doppel-Fleece-plus- Schal-plus-lange-Hose kalt. Die Nächte sind sternenklar – im Zelt geht die Temperatur auf drei Grad runter. Brrr. Das schaffen unsere angeblich bis Null Grad guten Schlafsäcke nicht mehr. Lange Unterhosen, Socken und ein Fleece – nur so lässt es sich im Schlafsack überleben.

Taupo Stadt mit Blick über Taupo See bis zum Tongariro

Gleich nach Sonnenuntergang wird es eisig kalt

Dass wir uns im Bereich hoher vulkanischer Aktivität befinden, ist nicht zu übersehen. Bereits drei Kilometer hinter Taupo dampft es aus allen Löchern. „Crater of the moon“  heißt das Gebiet und kostet nur 10 NZ$ Eintritt. Wir versuchen es. Unterhalb des Areals befinden sich in zweihundert Metern Tiefe unterirdische Flüsse mit kochendem Wasser. Durch Öffnungen im Vulkangestein sucht sich Überdruck seinen Weg an die Oberfläche. Mal nur als Dampf, mal als Geysir. Die Aktivitäten nehmen an Stärke zu oder ab, je nach unterirdischem Druck und Regenfällen. Geysire können komplett verschwinden und an anderer Stelle neu entstehen. Unvorhersehbar – zu jeder Zeit an einem beliebigen Ort.

Erstaunlich ist – dass hier überhaupt etwas wächst – eine Moosart kommt nur in dieser Region vor – perfekt angepasst

Überall Nebelschwaden – die Umgebungstemperatur ist um 5 Grad höher

1859 blies hier einen Geysir seine Fontäne in die Luft, die noch aus 20 Kilometer Entfernung zu sehen war. Er war schwierig sich dem Geysir zu nähern, da die Umgebung aus kochenden Quellen und heißem Lehmboden bestand. Dieses Blass-Loch ist versiegt. Ein österreichischer Geologe bezeichnete damals diesen gewaltigen Geysir als das Sicherheitsventil der Nordinsel. Sei den 50er Jahren ist „Crater oft he moon“ gemäßigt aktiv. Zu Unfällen kam es schon längere Zeit nicht mehr.
Während wir so durch die Dampfwolken waten, fragen wir uns: wenn das Ventil geschlossen ist, wo baut sich dann der Druck heute auf? Und wo wird er entweichen? Direkt neben dem Weg oder doch da drüben bei den Kratern? :mrgreen:

Krater mit den üblichen farblichen Ablagerungen – Quecksilber – Salpeter und Eisenoxyd

Eine dampfende Hölle mit deutlichem Gestank

So viel Hitze im Erdboden nutzt man in Taupo zur Energiegewinnung

Nicht so schön in der Landschaft – aber einen Tod muss man sterben – Energy for free


9

Drei Tage in Mordor

19./22.Mrz.23, Neuseeland/Whakapapa, Tag 3215-17, 24.696 sm von HH

Der Nationalpark Mt. Tongariro ist in neuerer Zeit vor allem wegen der Dreharbeiten für die ‚Herr der Ringe‘ Filme bekannt geworden. Der zweitgrößte Vulkan in diesem Gebiet, der unaussprechliche Ngauruhoe, stellt den Schicksalsberg da und ausgedehnte Lavaebenen dienten als Kulisse für Mordor.
Den Maori waren die drei Vulkane heilig und somit wurde das Gebiet die doppelte Unesco-Auszeichnung verliehen: Natur- und Kulturerbe.

Der Tongariro Nationalpark – der namengebende Tongariro ist der Kleinste der drei Vulkane

Wir übernachten direkt im Nationalpark. Ein Camp auf 1200 Meter Höhenlage bietet Zeltplätze und Hütten. Nachts gehen die Temperaturen bereits auf drei Grad herunter. Die Frostbeulen der Atanga wählen eine Hütte. Die hat außer einer Heizung, einem Tisch und zwei Stockbetten nichts zu bieten. Bettzeug muss man selber mitbringen. Achim schläft unten, ich oben. Aber wenn nachts die Heizung nicht läuft, wird es sofort eisig kalt in der Papphütte. Bei mir in der oberen Etage geht es einigermaßen mit der Temperatur. Die zweite Nacht wechselt Achim auf meine Etage.  Das Camp ist toll mitten im Wald gelegen, die Gemeinschaftsbäder- und die Küche sind hoffnungslos zu klein oder das Camp ist zu groß. Wir warten bis nach 20:00 Uhr. Da ist der Haupt-Koch-Strom abgeebbt.

Frühstück in der Hütte mit laufender Heizung

Kochen erst möglich nachdem der Hauptstrom durch ist

Eine Weta auf der Herrentoilette – die größte Heuschrecke der Welt kommt aus NZ – bis 12 cm lang

Die meisten Besucher kommen wegen des Tongariro Crossings hierher. Eine Tagestour von 20 Kilometern, die unter die ‚Great Walks‘ Neuseelands fällt. Blaue Kraterseen und bunte Lavaströme gibt es zu bestaunen. Busse bringen Wanderer an den Startpunkt und am Ende wird man wieder abgeholt. Ursprünglich wollten wir das Crossing ebenfalls machen, aber wir trauen meinem Fuß noch nicht. Er ist bereits wieder gut für 13 Kilometer Ebene, aber das Crossing hat zum Teil sehr steile Passagen. Und die zweite Hälfte gilt durchaus als etwas langweilig. Zwar geht es dann nur bergab, aber die Kilometer sollen sich ziehen. Nur bergab erscheint mir für den Fuß ebenfalls noch zu riskant. Nur eine Teilstrecke zu laufen, funktioniert leider nicht, da die Parkzeit am Startpunkt limitiert ist.
Wir seufzen etwas, denn über die Flanken des  Schicksalsbergs hätten wir gerne einmal gezogen und hätten Elbenbrot gegessen. Trost schenkt uns der Gedanke, dass der Weg hoffnungslos zu voll ist: bis zu 700 Wanderer täglich laufen im Gänsemarsch durch Mordor. Vor ein paar Tagen wurden wir in New Plymouth bereits gewarnt, dass alle 30 Meter ein Influenzer mit seinem Handy im Weg stehen soll. ;-)

Wir konzentrieren uns also auf kürzere Wanderwege, die direkt beim Camp beginnen.  Und werden nicht enttäuscht. Die ‚Silica Rapits‘ führen an einem schnell fließenden Bach entlang. In der Sonne schimmert das Flussbett golden oder silbern dank der Ablagerung verschiedene Metalle und Mineralien. Die abwechslungsreiche Strecke für mal durch Wald, mal durch Tussock-Bereiche.
Und ein erster Blick auf den Ruapehu , den massivsten und höchsten Berg (2.800 Meter) im Nationalpark ist uns vergönnt.

Das vor 100 Jahren gebaute Chateau Tongariro Hotel – steht seit ein paar Monaten leer – im Hintergrund der Ruapehu bei unserer Ankunft

Südbuchenwälder im Wechsel mit Tussok Bereichen

Dann wieder Steigungen mit Wasserfällen

Und dazwischen der Silica Rapid

mehr Abwechslung geht nicht

Am nächsten Tag führt uns der Weg zum Taranaki Fall und Richtung Tama Lakes. Das Wetter ist phantastisch. Noch frisch am Morgen bietet es später auch T-Shirt Temperaturen. Kaum eine Wolke behindert die Sicht auf die Vulkane. Traumbedingungen für das Crossing. Nein, nicht ärgern (nur ein ganz klein wenig vielleicht). Wir genießen die alpine Landschaft und freuen uns an wenig anstrengenden Steigungen und dass die Wege nur wenig besucht sind. Zwei Stunden später ist dann der Ngauruhoe in den Wolken. Wahrscheinlich genau jetzt befindet sich der Wandertross an den schönsten Stellen. Der letzte Ärger über unsere verpasste Chance ist spontan verflogen. :mrgreen:

Auf nach Mordor – der Schicksalsberg in seiner ganzen Pracht

Morgens haben wir knapp zehn Grad

Super schöne Landschaft

Alpine jetzt jenseits der Baumgrenze – leider wurde hier Heide angeschleppt, die jetzt den Neuseelandpflanzen auf die Pelle rückt – das weiße ist kein Schnee, sondern Moos

Zarte Schönheiten zwischen rauen Gräsern

Am dritten Tag in Whakapapa regnet es. Wir sitzen bis zum frühen Nachmittag in der Hütte. Die einzige Abwechslung bei schlechtem Wetter ist eine interessante Ausstellung im Informationszentrum über die Vulkantätigkeiten im Tongariro Nationalpark. Der letzte Ausbruch fand 2012 statt. Warnschilder und Wegweiser zeigen die Fluchtmöglichkeiten im Falle eines Ausbruchs, der jeden Tag geschehen kann.
Als wir Whakapapa verlassen, zeigen sich für einen kleinen Moment die Vulkane. Was bei uns bei Null Grad in der letzten Nacht noch als Regen gefallen ist, kam am Ruapehu als Schnee herunter. Pünktlich zum Herbstanfang der erste Schneefall in den Bergen der Nordinsel.

Der Ruahepu jetzt deutlich mit Schnee

Auf dem Weg zu den Vulkanen

16./17.Mrz.23, Neuseeland/Motuoapa, Tag 3211/12, 24.696 sm von HH

Wir haben zwar kein Internet im Camp, erfahren aber von einer Mitarbeiterin, dass das Wetter schlechter werden soll. Wir beschließen abzureisen. Als wir wieder den „Forgotten World Highway“ erreichen, zeigt dieser jetzt endlich seine Ursprünglichkeit. Die wohl schönsten Baumfarne der Nordinsel stehen hier. Meterhoch säumen sie dicht an dicht die Schlucht.

Immer wieder Stau auf dem Forgotten World Highway

Dichter Urwald an der Tangarakau Schlucht

Unser nächstes Ziel soll der Tongariro Nationalpark sein. Bereits auf dem Weg dorthin wird das Wetter schlechter. Also suchen wir uns einen „Warte“-Campingplatz am nahe gelegenen See Taupo. Unser Zelt schaffen wir noch im Trockenen aufzubauen – in der Nacht fängt es dann zu regnen an. Den Tag verbringen wir recht und schlecht in der Küche, im Auto oder im Zelt. Ausgerechnet bei Sauwetter treffen wir eine schlechte Campinplatz-Wahl (Motuoapa Campsite – nicht zu empfehlen). Die Küche ist kalt und ungemütlich, eine Lounge existiert nicht. Die Dusche ist eine Katastrophe, entweder werden wir verbrüht oder erfroren.
Nur das Versprechen auf Wetterbesserung am nächsten Tag hält uns bei Laune.

Zum Glück stimmt der Wetterbericht. Am nächsten Vormittag können wir tatsächlich eine Wanderung um den kleinen See Rotopounamu unternehmen. Zuerst hängt noch der Nebel im Wald. Das scheint hier häufiger vorzukommen. Farne, Moose, Flechten und noch mehr Farne überziehen die Bäume mit einem dichten Pelz. Ein Schatz von einem Wald.  Am Nachmittag ziehen die Wolken weiter auf. Ein erster Blick auf den Tongariro und seine Vulkan-Brüder liegt drin. Dahin ziehen wir Morgen um. Der Schicksalsberg aus Herr der Ringe wartet.

Eine Umrundung des kleinen Lake Rotopounamu – 2,5 Stunden Wanderung

Im Wald ist es so dunkel – dass sogar die Fotos verwackeln

Moose und Farne

In unzählbar verschiedenen Variationen

Vormittags noch Wolken

Am Nachmittag dann der erste Blick auf den Tongariro Nationalpark


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Der ‚Forgotten World Highway‘

14./15.Mrz.23, Neuseeland/Tangarakau, Tag 3210/11, 24.688 sm von HH

‚Forgotten World‘ klingt nach Urwald und Dinosaurier. Und tatsächlich weisen diverse Faltblätter darauf hin, dass es sich um den ältesten Maori-Pfad Neuseelands handeln soll. Mit einer unveränderten Landschaft, wie sie vor tausenden Jahren entstanden sei.
Die 150 Kilometer lange Strecke beginnt nur ein paar Kilometer hinter dem Taranaki. Eine schmale, kurvenreiche Landstraße. Ein Schild warnt, dass es auf der Strecke weder eine Tankstelle noch Geschäfte gibt.
Zunächst sind wir enttäuscht. Die Landschaft schaut typisch Neuseeland-Hobbit mäßig aus. Rollende, grüne Hügel, weitestgehend kahl und gespickt mit Schafen. Hübsch anzusehen, aber gewiss nicht naturbelassen.

 

 

Typische Hobbit-Landschaft – im Hintergrund noch der Taranaki im Dunst

 

Bei der Fülle an Schafen haben wir endlich das Glück einen Schäfer und seine Hunde bei der Arbeit anzutreffen. Auf einem Hügel treiben zwei Hunde eine Schafherde zusammen. Der Bauer sitzt auf seinem Quad – drei weitere Hunde hinter sich auf dem Sitz. Aufmerksam warten sie, ob sie auch noch zum Einsatz kommen. Der Schäfer ruft laut seine Kommandos. Blitzschnell befolgen die Hunde seine Anweisungen. Ein Schaf ist von der Herde getrennt. Eifrig schneiden die Hunde dem Tier den Fluchtweg ab. Aber der Bauer möchte, dass die Hunde das Tier in Ruhe lassen. Sofort lassen sie vom Schaf ab und konzentrieren sich wieder auf die Herde. Später, als wir ein Schwätzchen mit dem Schäfer halten, erfahren wir, dass das Schaf wohl blind sei. Er nimmt es direkt auf dem Quad mit zum Gatter, wo inzwischen alle Schafe zusammen getrieben wurden. Von dort treten sie dann ihre letzte Reise an. Nicht nur ein Vieh-Laster begegnet uns auf dem Highway.

Die Hunde fahren hinten mit bis sie ihr Kommando bekommen

Das blinde Schaf wird nicht gejagt sondern auf dem Quad mitgenommen

Nach knapp fünfzig Kilometern erreichen wir mit Whangamomona den größten Ort am Highway. Zwei Handvoll Häuser im Western-Stil. Eigentlich kein Ort, sondern eine Republik. Die „wahren Rebellen“ Neuseelands haben Whangamomona als Republik ausgerufen. Streitigkeiten über die lokale Zugehörigkeit haben 1989 zu dieser „Rebellion“ geführt. Alle zwei Jahre wird hier die Unabhängigkeit mit großem Pomp gefeiert. Man kann sich dann sogar einen Stempel in den Pass hauen lassen. Aber Vorsicht, es gibt Länder, die verlieren ihren Humor mit Spaß-Stempeln im Reisepass.

Das ehemalige Hotel diente während der Spanischen Grippe als Hospital – übernachten kann man dort zur Zeit nicht

Eins von ein paar Häusern in Republik Whangamomona

Nach hundert Kilometern hören die Weiden auf. Urwald so weit das Auge reicht. Und wir haben auch unser Ziel für zwei Nächte erreicht. Wegen der überschwänglichen Beschreibungen der „vergessenen Welt“ dachte ich, es sei eine gute Idee hier zu übernachten.
Unser Camp erreichen wir über eine sechs Kilometer lange unbefestigte Straße, die mitten im Nirgendwo endet. „Achtung, kein Handyempfang und kein Internet“, lautet die Eigenwerbung über das Camp.

Auf dem Weg zum Camp

Die Wahl entpuppt sich als der absolute Glücksgriff. Mit viel Liebe zum Detail hat Joana, die Eigentümerin, hier ein Paradies geschaffen. Ein paar Hütten kann man mieten oder zelten. Unser Zelt stellen wir direkt neben einer Kuhweide auf. Vom Grillplatz neben der Küche kann man den Bach sehen. Abends wird ein Lagerfeuer gemacht. Wir lernen Shirley (Engländerin) und Greg (Kiwi) kennen und verbringen zwei wundervolle Abende am Feuer. Für den Fall, dass wir jemals wieder nach Neuseeland kommen, geben sie uns ihre Adresse. Der Schlüssel liegt unter der Fußmatte.

Perfekter Grillplatz im Camp

Liebevoll gestaltetes Camp – Blumen auf dem Tisch und weiße Handtücher im Bad

Morgens noch im Nebel

Vor rund hundert Jahren war Tangarakau Boom-Town. Als Versorgungspunkt für den Bau einer Eisenbahnstrecke siedelten sich hier 1200 Menschen an. Die Eisenbahn wurde zum Kohleabbau in einer nahe gelegenen Mine benötigt. Mit viel Aufwand wurden Tunnel gegraben und Schienen verlegt. Der Abbau der Kohle lohnte sich nur für zehn Jahre. Danach wurde die Mine still gelegt: von zu schlechter Qualität war die Kohle.
Die Menschen zogen weg. Tangarakau wurde zur Geisterstadt. Heute wohnen hier noch drei Bauern, ein Imker, ein Ranger und Joana. Die Schienen werden nur noch von Touristen genutzt. Auf umgebauten Golf-Carts kann man ein Teilstück der Strecke fahren. Es gibt Bestrebungen, diese alte Bahnstrecke wieder zu aktivieren.
Wir gehen zu Fuß die Schienen lang. Im nahe gelegenen Tunnel ist es dunkler als die schwärzeste Nacht. Zum Glück haben wir den Tipp bekommen eine Taschenlampe mitzunehmen.

Wollte man die Schienen wieder nutzten – müsste viel renoviert werden

600 Meter langer Tunnel

Dunkler geht nicht – zum Gruseln – ständig schaut man über die Schulter

Überall treffen wir auf Ziegen Schafe und Kühe

Der alte Bahnhof von Tangarakau

Die letzten Siedler in der Geisterstadt

Der DOC Ranger kommt von der Fallenkontrolle – die Kiwis haben immer Zeit für einen Schwatz

 

Das Lagerfeuer im Camp ist nicht nur romantisch, sondern auch nötig. Tangarakau liegt ungefähr auf 300 Meter. Nachts gehen in sternenklarer Nacht die Temperaturen auf sechs Grad runter. Achim, die Frostbeule, ist unter Schlafsack und beiden (!) Decken nicht wieder zu finden. Sein Sweatshirt hat er sich um den Kopf gewickelt. Mir reicht noch der Schlafsack.
Als wir morgens aufwachen, liegt tiefer Nebel über dem Camp. Alles ist tropfnass. Erst am Nachmittag ist unser Zelt wieder trocken. Wir wollen weder ein patschnasses Zelt einpacken, noch bis mittags warten. Also ziehen wir in eine der Hütten um. Eine tolle Entscheidung. Die Mischung aus Wildnis und schneeweißer Bettwäsche ist perfekt.

Unser Zelt direkt bei der Kuhweide

Dann der Umzug in die Hütte

Als der Nebel sich etwas verzogen hat, befolgen wir den eindringlichen Rat von Joana und machen uns zur „Schlucht der Fossilien“ auf. Ein netter Spaziergang am Fluss entlang, der vier, fünf Meter unterhalb unseres Weges plätschert. Drei Kilometer, leicht zu laufen. Wir erwarten am Ende nichts Besonderes. Aber dann öffnet sich plötzlich der Weg. Wie auf einer natürlichen Theaterbühne. Links begrenzen Felsen eine Ebene. Vor uns ein steiler Hügel. Rechts braust der Fluss in seinem steinigen Bett. Ein paar verwilderte Pferde grasen am Hang. Ziegen flüchten vor uns und verschwinden zwischen Binsen. Die Tiere halten die Wiese kurz. Ein Bach sucht sich seinen Weg durch das Gras und zwischen einem kleinen Hain hindurch.
Wir stehen mit offenem Mund da und staunen. Das hätte man sich besser nicht ausdenken können. Ein Ort voller Liebreiz. Einfach märchenhaft. Zauberhaft.

Da wir so eine freie große Fläche nicht erwartet, sondern mit Wald gerechnet haben, sind wir ohne die Drohne los gelaufen. Wir ärgern uns kurz, beschließen dann aber einfach, dass wir am Nachmittag noch einmal wiederkommen. Aber weder die Fotos der Drohne noch die der normalen Kamera können die Schönheit dieses Platzes einfangen. Lange werden wir noch an Tangarakau zurück denken. Einer der schönsten Orte in Neuseeland für uns.

Wie eine Theaterbühne

Die Fossilien-Schlucht

Die Pferde runden das Bild perfekt ab

Verwildert mit verfilzten Mähnen – aber nicht sehr scheu

Wunderschöne Details


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Taranaki – ein verliebter Vulkan

9.-13.Mrz.23, Neuseeland/New Plymouth, Tag 3204-9, 24.688 sm von HH

Der Taranaki steht weit abgeschlagen von seinen Vulkan-Kollegen im Westen der Nordinsel. Mit 2.500 Metern ragt er als perfekter Spitzkegel auf einer weiten Ebene hervor. Warum er nicht auf der neuseeländischen Vulkan-Route steht, ist für Geologen noch ein Rätsel.
In der Mythologie der Maori gibt es dafür eine einfache Erklärung: Liebeskummer! Denn einst stand der Taranaki friedlich zusammen mit seinen Vulkan-Kollegen im Zentrum der Nordinsel. Aber dann verliebte sich der baumlose Taranaki in die bewaldete Bergin Pihanga. Leider war Vulkan-Kumpel Tongariro ebenfalls in Pihanga verliebt. Zwischen den beiden Bergen kam es zu einem heftigen Streit. Die Erde bebte und rumpelte – bis sich Pihanga für Tongariro entschied. Der abgewiesene Taranaki war todtraurig, verließ die anderen Berge und wurde an der Küste, seinem heutigen Standort, sesshaft. Erst wenn es zu dauerhaftem Frieden auf Erden kommt, werden die zerstrittenen Vulkane sich wieder vertragen und der Taranaki wird zu den anderen Bergen zurück kehren.

Bereits im November als wir in dieser Gegend waren, befürchteten wir, dass wir die wichtige Nachricht über den Weltfrieden verpasst haben. Kein Berg zu sehen. Auch als wir jetzt aus Kawhia anreisen, ist er unsichtbar. Ist er weg oder hüllt er sich in Wolken?

Zunächst ziert er sich für uns sichtbar zu werden. Ein beliebter Foto-Spot liegt an einem mehrere Kilometer langen Küstenweg, der um New Plymouth herum führt. Eine architektonisch gelungene Fußgängerbrücke wurde genau in Blickrichtung auf den Taranaki gebaut. Leider trüben Bauarbeiten in der Mitte der Brücke das tolle Fotomotiv.

Das weiße Tuffige im Hintergrund ist der Taranaki

Dekorative Fußgängerbrücke

in New Plymouth

Am nächsten Morgen umkreisen wir mit dem Auto den Taranaki. Ringstraßen führen durch den Nationalpark in verschiedenen Abständen. Mit dem Zirkel hat man die Grenze zum Nationalpark gezogen. Der Rand besteht aus Wiederaufforstung – überwiegend Kiefern. Dann schließt sich natürlicher Buschbewuchs an. Auf ungefähr 1500 Metern verschwindet die Vegetation. Im Winter ist das obere Drittel vom Taranaki Schnee bedeckt. Es gibt sogar eine Ski-Piste an der Ostflanke.
Die weite Ebene ist Baum frei und besteht nur aus Weideland.

Aus Westen gesehen – der perfekte Kegel

Mt. Taranaki oder auch Mt. Egmont genannt aus dem All – gut erkennbar der kreisrunde Nationalpark

strahlender Sonnenschein und für 10 Minuten freier Gipfel

 

New Plymouth hat knapp 50.000 Einwohner und ist schlechthin der Touristen-Standort für Ausflüge zum Berg. Zusätzlich ist der weitläufige Strand ein Surfer- und Kiter-Paradies. Entsprechend groß für so viel Andrang ist der Campingplatz am Ortsrand. Schwach besucht an den Wochentagen (es ist schon Nebensaison – deutlich zu merken), aber am Freitag reist die halbe Kiwi-Bevölkerung mit Wohnwagen, Kind und Kegel an zum Kurzurlaub. Schluss mit der Beschaulichkeit für die Atanga Rentner. Die Küche bei den Zelt-Parzellen ohne Strom sieht aus wie ein Schlachtfeld. Wir gehen zu den Einrichtungen bei den Hütten. Bingo! Dort ist es besser. Schnell haben wir raus, dass nach 19.00 Uhr Grill und Spülen wieder frei sind. Alle sitzen dann in ihren Wohnmobilen beim Abendkrimi oder bringen die Kinder ins Bett. Größer könnte der Unterschied zum betulichen Platz in Kawhia nicht sein.

Unter der Woche ist wenig los – am Wochenende der Teufel

Leuchtturm an der Westseite – Ebene bis zum Berg – jetzt wieder in den Wolken

Auch in New Plymouth schwarzer Sandstrand

Witzige Skulptur in New Plymouth

 

Perfekte Spiegelung – wo ist unten – wo ist oben? Park-Szenerie im größten Park von New Plymouth


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Kawhia – ein Zufalls-Fund

6.-8-.Mrz.23, Neuseeland/Kawhia, Tag 3201-3, 24.688 sm von HH

Neuseelands Hauptverkehrsadern nennen sich State-Highway. Das klingt nach Autobahn. Um Auckland herum stimmt das auch – mit Höchstgeschwindigkeit 110 km/H.
Im Rest des Landes sind die Highways im Grunde einfache Landstraßen. Häufig kurvenreich, gar nicht mal so breit und mit vielen Schlaglöchern gespickt.
Nebenstrecken sind ‚local roads‘ – noch kurvenreicher, noch enger.
Abgelegene Gegenden sind nur über Schotterpisten zu erreichen. Die haben immerhin noch einen Anteil von 40 Prozent des Straßennetzes.
Somit schafft man bei Leben erhaltender Fahrweise kaum 60 Kilometer in der Stunde – manchmal weniger. Wir beschließen zum Mount Taranaki (550 Kilometer) nicht in einem Rutsch durchzufahren.

Die Reiseleitung wählt Kawhia (sprich Kafia) als Zwischenstopp aus. Ein Ort, der in Reiseführern mit knapp zwei Zeilen Erwähnung findet. Muss man doch vom Highway runter und eine extreme enge ‚local road‘ 40 Kilometer zur Westküste runter fahren.
Da es sich nicht lohnt für eine Nacht das Zelt aufzubauen, planen wir von Anfang an zwei Nächte. Bereits am nächsten Morgen verlängern wir auf drei Nächte.

Der Campingplatz sieht von der Straße etwas rummelig aus. Klein, verbaut und in den Ecken gammelt etwas Schrott vor sich hin. Wir lassen uns nicht abschrecken und gratulieren uns zu dieser Entscheidung die nächsten zwei Tage. Küche und Waschgelegenheiten sind alt, aber sauber und alles funktioniert. Wir bekommen eine große Parzelle auf der Wiese – direkt am Wasser. Näher kann man nicht am Meer zelten. Der nächste Schritt wären nasse Füße. Der Preis mit 30 Dollar (18 Euro) liegt 20 Dollar unter dem Durchschnitt. Nachts hört man außer Zikaden nichts. Ein Rentner-Paradies. ;-)

Links unten unser Campingplatz – klein, aber fein

Die Bucht von Kawhia – unser Blick vom Campingplatz

Kawhia liegt an einem gewundenem Meeresarm ein paar Kilometer vom offenen Ozean entfernt. Ruhiges Wasser mit Mangrovensäumen. Die Wellen brechen sich weiter draußen an der Küste. Knapp 700 Einwohner, zwei Kirchen, ein Gemischtwaren-Laden und eine Tankstelle. Eine beschauliche Stimmung.

In Kawhia wohnen viele Maori – entsprechend hoch die Dichte an Maraes – Versammlungshäuser der verschiedenen Stämme

und Totems

 

Am nächsten Morgen gehen wir zu Fuß zum schwarzen Sandstrand. Der ist Kilometer lang und menschenleer. Nur ein Pärchen vergnügt sich in den Wellen. Das ist nichts für uns. Zwanzig Grad kaltes Wasser können uns nicht verlocken.

Schwarzer Traumstrand – hier noch bei Hochwasser

Am Nachmittag kommen wir zur Ebbe noch einmal wieder. Bewaffnet mit einer Schaufel, die wir uns vom Campingplatz leihen können. Die Hauptattraktion von Kawhia findet man nur bei Niedrigwasser. Ein offensichtliches Profi-Buddel-Paar scheint schon erfolgreich zu sein. Er buddelt wie ein Verrückter ein Loch in den Sand. Grade dort, wo die Wellen nicht mehr ankommen. Es rieht deutlich nach Schwefel dort wo er gräbt.

Wir suchen uns etwas abseits ebenfalls einen Claim. Achim fängt an zu graben. Das Loch soll sich eigentlich mit heißem Wasser füllen. Nein, alles bleibt kalt. Zwei Meter weiter das gleiche. Beim fünften Versuch dann auch bei uns ein Treffer: heißes Wasser. Die Hauptattraktion In Kawhia sind geothermische Stränge, die das Wasser bis auf 60 Grad erhitzen. Ein großer Spaß. Wenn man im Loch stehend sich mit den Füßen tiefer gräbt, verbrennen die Fußsohlen.

Eine Spur vergeblicher Versuche

Wenn Erwachsene nach heißem Wasser buddeln

Dann geben sie alles

wirklich alles

Die Profi-Buddler liegen in ihrem privatem Hot-Pool

Auf einmal wird es heiß unter den Sohlen

 

Kawhia, in jeder Hinsicht ein gelungener Zwischenstopp.

Die andere Seite der Halbinsel Kawhia – ebenso schön


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