Kategorie: News & Blogs

Der Stein des Anstoßes

Do.,05. Apr. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Yacht Club, Tag 2503, 21.389 sm von HH

Die erste Kolik überfällt Achim eine Woche vor Ostern. Doktor Google lässt keinen Diagnose-Zweifel: ein Nierenstein! Wenn dieser sich bewegt, kommt es zu „abartigen“ Schmerzen (O-Ton Skipper). Viel machen kann man nicht, große Mengen trinken, Bewegung und Schmerzmittel schlucken. Wir haben zwei Hämmer an Bord – wobei das seit 2018 abgelaufene Präparat besser wirkt. ;-)

Dann hat Achim für drei Tage Ruhe. Doktor Google weiß auch hier Bescheid: in achtzig Prozent aller Fälle gehen solche Steine auf natürlichem Weg verloren.
Wir fahren also hoffnungsschwanger in die Lagune zum Motu Tapu.
Gleich den ersten Abend im Türkis überfällt Achim eine neue Kolik. Aber jetzt ist Karfreitag, machen können wir nichts. Auch auf Bora Bora ist Feiertag. Es folgen drei gute Tage, dann eine erneute Kolik. Der Chef leidet. Die Internetbeschreibungen geben dem sterbenden Schwan absolut Recht. Eine Geburt soll ein Spaziergang dagegen sein.

Ein Arztbesuch muss her. Also macht Achim sich am Oster-Dienstag auf den Weg ins Dorf. Im Medical-Center schickt man ihn zu einer Arzt-Praxis auf der anderen Straßenseite. Die Ärztin kommt zur gleichen Diagnose wie wir. Misst den Blutdruck und erzählt Achim etwas von zwei Sorten Steinen. Die eine Sorte sieht man auf beim Röntgen, die andere im Ultraschall. Die Behandlung sei unterschiedlich, also müsse zuerst die Art des Steines abgeklärt werden. Sie schickt ihn zur Radiologie einen Kilometer entfernt. „Meister Röntgen persönlich hat diese Geräte noch benutzt“, lautet Achims Urteil. Keine Bleischürze zum Schutz – zum Glück ist die Familienplanung bereits abgeschlossen. Zur Ultraschall-Untersuchung kommt es dann leider nicht mehr: „Die entsprechende Ärztin ist nicht da, sie kommt sowieso nur einmal in der Woche und ist außerdem ausgebucht bis Ende April.“ Die Röntgenaufnahme (Wert 150 USD) würde man zur behandelnden Ärztin schicken.
Achim stiefelt am Nachmittag erneut zur Praxis. „Ich habe kein Bild bekommen und es ist nicht meine Verantwortung“, blafft Frau Doktor Achim an. Wann die Aufnahme käme, wüsste sie nicht. Danke für nichts.

Die medizinische Tagung auf Atanga fällt den Beschluss – wir müssen nach Tahiti. Hier hat das keinen Sinn. Direkte Strecke sind es 150 Seemeilen. Direkte Strecke geht nicht, weil wir gegen den Wind zurück müssen. Somit werden es wohl 250 Meilen – drei Tage. Mit etwas Glück kommt der Wind nicht genau aus Ost, sondern etwas nördlich. Wir werden sehen, wie hoch am Wind wir segeln müssen. Die Rückreise kommt jetzt etwas verfrüht, aber im Mai sollte es sowieso zurück nach Tahiti gehen. Auf Achim wartet ja noch ein Zahnarzt-Termin wegen des zweiten Teils seines begonnenen Implantats aus November (du weißt, dass du alt bist, wenn die Arzt-Termine sich die Klinke in die Hand geben … :mrgreen:  ). Wir verpassen jetzt Maupiti, die letzte Insel in der Kette der Gesellschaftsinseln. Das ist nicht schlimm. Alles kann man sowieso nicht sehen und außerdem soll Maupiti so sein wie Bora Bora, nur schöner.

Dem Patienten geht es, seit er beim Arzt gewesen ist, gut. Keine weiteren Koliken mehr. Das Röntgenbild ist inzwischen auch eingetroffen. Kein Stein-Befund, so die Info der Radiologie. Die Ärtzin hat sich nicht wieder gemeldet. Der fehlende Stein kann mehrere Gründe haben. Erist bereits im Klo verschwunden, der Stein ist ein Ultraschall sichtbar Stein oder die Röntgenaufnahme ist schlecht.
Morgen früh starten wir und ich hoffe, dass Achim weiterhin verschont bleibt. Für ihn natürlich. Und auch ein bisschen für mich – während so eines Anfalls ist der Mann absolut zu nichts zu gebrauchen. Nicht, dass ich noch als Einhand-Wunder-Seglerin in die Geschichte von Atanga eingehe.

Zurück nach Tahiti


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Schön, schöner, Saffier 33

Mit neuem Rumpfdesign segelt sich die Se 33 sicherer und sportlicher als ihre Vorgängerin © Werft

Schön, schöner, Saffier 33

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Surfen wie Tesla

Pfeil auf den Wellen: Die Tesla-Yacht hat mehr Über- als Unterwasserschiff

Pfeil auf den Wellen: Die Tesla-Yacht hat mehr Über- als Unterwasserschiff © Dhruv Prasad

Surfen wie Tesla

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Ocean Film Tour: Voucher-Code gewinnen

Das Blaue Wunder: die beliebte INTERNATIONAL OCEAN FILM TOUR kommt nach 7 Jahren mit einem BEST OF direkt zu euch ins Wohnzimmer – ADAC Skipper können sich um einen von 5 kostenlosen Streaming-Vouchern bewerben.

Die etablierte INTERNATIONAL OCEAN FILM TOUR präsentiert in der siebten Auflage die besten Filme der letzten Jahre in drei Episoden.

Das BEST OF nimmt seine Betrachter per Streaming mit auf Abenteuer auf und unter den Wellen und jenseits des Horizonts. Die Protagonisten der Film-Tour tauchen mit Surfbrett, Tauchanzug und Ölzeug kopfüber in die Wunder der sieben Weltmeere ein und fesseln ihre Zuschauer mit spektakulären und mystischen Geschichten – fernab von Land und Lockdown.

Ohne Pause von Kuba nach Florida schwimmen? Eine Verfolgungsjagd über 10.000 Seemeilen?
Ein Amateur bei der härtesten Segelregatta der Welt? Meeresschutz aus tiefster Überzeugung? Das alles und mehr rund ums Meer bietet die brandneue Outdoor-Cinema-Plattform und lädt damit alle Meeresliebhaber dazu ein, sich die sieben Weltmeere direkt ins Wohnzimmer zu streamen.

Alle Informationen zum BEST OF OCEAN FILM TOUR und Streaming-Tickets gibt es unter oceanfilmtour.com oder auf outdoor-cinema.net, Tickets sind ab 9,99 € erhältlich.

ADAC Skipper können mit etwas Glück einen von 5 kostenlosen Streaming-Vouchern erhalten, dazu einfach eine kurze E-Mail an die ADAC Sportschifffahrt senden und die 99., 199., 299., 399. und 499. Zuschrift bekommt dann ganz automatisch einen Gutschein-Code zurück.

Frohe Ostern auf Tapu

Mo.,05. Apr. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Motu Tapu, Tag 2500, 21.387 sm von HH

Wir haben noch ein paar Tage übrig von unserem Monats-Mooring-Benutzung-Arrangement, daher wollen wir Ostern noch einmal in der Lagune verbringen. Wir fahren nur zwei Meilen auf die Süd-Westseite von Bora Bora. Die Anzahl der Mooringfelder, die wir nutzen dürfen, ist beschränkt. Ankern nur an einer Stelle erlaubt – für 36 Stunden.

In den grünen Zonen befinden sich die Mooring-Felder für uns Segelboote – die dicken blauen Kreise sind für Kreuzfahrtschiffe reserviert, die zur Zeit ja nicht kommen

Wir haben die ganze Lagune für uns alleine, keine anderen Segelboote in Sicht. Direkt vor unserer Haustür liegt das ‚Conrad Bora Bora Nui‘ Hotel.  Eine Fünf-Sterne-Herberge, die mit ‚eleganten Wasservillen mit Blick aufs offene Meer‘ wirbt. Das günstigste Angebot zur Zeit 750 Euro die Nacht. Die Anlage ist riesig, wie Krakenarme reichen die Bungalows auf die Lagune hinaus. Über hundert Villen sind es, sagt die Homepage.
Bei zwei Bungalows stehen die Gardinen offen.  Hat das Hotel tatsächlich Gäste? Nein, wahrscheinlich nur eine Nachlässigkeit beim Aufräumen. Die Werbung verspricht einen Privatstrand. Aber wir verstehen es nicht. Selbst den Strand hat man mit Wasserbungalows vollgepflastert. Wer hier am (kurzen) Strand spazieren geht oder als armer Schlucker nur in einer Garten-Villa wohnt kann, der schaut auf die Betonstelzen der Bungalows.

Conrad Bora Bora Nui – zu viele Wasserbungalows für unseren Geschmack

Wasserbungalows sogar vor den einzigen Strand gebaut

Atanga vor Conrad Bora Bora Nui

Jede Villa hat ihre eigene Badeleiter ins Meer. Schwimmen zwischen Betonstelzen fällt mir als erstes ein. Schön sieht es von außen nicht aus. Daher gibt es auch Bungalows mit Privatpool. Am Ende vom Steg stehen zwei Luxus-Bungalows mit freistehender Badewanne mit Blick in den Sonnenuntergang. Diese Villen kosten knapp 5000 Euro für eine Nacht – nur mit Frühstück. :mrgreen: Etwas überzogen, finden wir. Aber! Wären denn Gäste da, hätten die exklusiv für ein paar Tage den Blick in den Sonnenuntergang plus Atanga! Da muss man die Spendierhosen schon mal ausziehen.

Luxus-Bungalows mit Badewanne zum Sonnenuntergang

Der fünftausend Euro Sonnenuntergang

Wir wenden dem Luxus den Rücken zu und steuern das nördlich gelegene, kleine Motu an. Am Steg dann die Ernüchterung – betreten verboten. Privatbesitz von Conrad Bora Bora Nui. Wir tun so als hätten wir das nicht gelesen und steuern die Insel seitlich an. Landen am Sandstrand ohne Verboten-Schild. Es sind ja keine Hotel-Gäste da, also, wen sollte es stören. Wir haben die Rechnung ohne ‚Conrad Security‘ gemacht. Der ältere, etwas fuß-lahme Wachmann braucht allerdings eine Zeit bis er uns erreicht, da sind wir schon halb um die Insel rum. Goldbuchstaben auf seinem Shirt weisen ihn als Conrad-Mitarbeiter aus. Und nein, wir dürfen nicht bleiben. Freundlich macht er uns klar, betreten verboten, auch dann wenn keiner da ist. Okay, wir drehen noch eine Runde um das Inselchen mit dem Dinghy und hauen dann ab.

Leider im Privatbesitz vom Hotel Conrad

Motu Tapu – mit Liegegestellen für exklusive Gäste des Conrad Hotels

Verbotener Rundgang um die halbe Insel

Als Boot-Tourist hat man es nicht so einfach an Land zu kommen. Die Einheimischen, die neben dem Hotel wohnen, möchten uns auch nicht sehen. Schilder an Palmen und Stegen machen uns das deutlich klar. Das im Deutschen benutze Wort ‚tabu‘ ist übrigens polynesischen Ursprungs. Tapu – verboten. Dafür haben wir als Boot-Tourist immer unser Dinghy dabei und können nach Herzenslust über die Lagune brausen.

Frohe Ostern in die Heimat, wir senden Euch die besten Grüße.


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Corona Realitäten

ERFAHRUNGEN – AUSBLICKE

Corona Realitäten

Geboren an Bord

Baby Bosse wurde am Ostersonntag an Bord eines Seenotrettungskreuzers geboren © Die Seenotretter / DGzRS

Geboren an Bord

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YACHT RUSSIA – Vasily Senatorov – Golden Globe Race 2018

EINE FRAGE DER EHRE – ODER LIEBER NICHT?

Vasily Senatorov

Seid sicher auf See!

Die Seenotretter nehmen eine stark seekranke Seekajakfahrerin an Bord © Die Seenotretter / DGzRS

Seid sicher auf See!

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SV Maselle – Gabrielle Heggli Guerra und Thomas Guerra CH

SV GATORALI – Teil 2
In Camariñas lassen wir GatoRali an der alten Hafenmauer trocken fallen.

SV Maselle

Zu Ostern aufs Wasser

Die holsteinische Ancora Marina in Neustadt ist zu Ostern nur für Bootseigner offen © Michael Zapf/HMC

Zu Ostern aufs Wasser

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Der Preis ist heiß auf Bora Bora

Do.,31. Mrz. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Yacht Club, Tag 2495, 21.385 sm von HH

Im Januar 2020 habe ich einen Blog über unsere Pläne für das Jahr 2020 geschrieben. Zitat: „Juni, wir können weiter nach Westen. Zuerst die Gesellschaftsinseln (hier wollen wir nicht so viel Zeit verbringen – teuer, vielfach ist ankern verboten, Aufenthalt auf wenige Tage begrenzt usw. Klangvolle Namen wie Bora Bora lassen wir also links liegen).“

Har, har, so kann man sich irren. Wir sind noch immer nicht im Westen und bereits seit drei Wochen auf Bora Bora. Wenigstens habe ich bei den Preisen keinen Blödsinn geschrieben: Zwei Tage nach unserer Ankunft kam ein großes Dinghy längsseits: „Willkommen auf Bora Bora. Die Nacht an der Mooring kostet 30 USD. Dafür holen wir dreimal in der Woche den Müll von Bord, egal wo in der Lagune ihr euch befindet.“ Schluck. Dreißig Dollar für eine Nacht! An einer Mooring! Heftig. „Oder ihr bezahlt dreihundert Dollar auf einmal, dann dürft ihr einen Monat bleiben.“ Das klang für uns nach einem vernünftigen Mengenrabatt. Der Deal war gemacht. Die zwei Tage vor der Kontrolle bekommen wir netterweise geschenkt und dann hat der März auch noch 31 Tage. Ein Schnäppchen.

Bora Bora gilt als eine der teuersten Urlaubsinseln weltweit.
– Eine Übernachtung im ‚Four Season‘ – fünf Sterne 1264 Euro. Check. ✓
– Eine Übernachtung im ‚Pearl Resort‘ – vier Sterne 746 Euro. Check. ✓
– Eine Übernachtung auf Atanga – unendliche Sterne, wenn die Luke in der Schlafkoje offen steht – 7,70 Euro. Check ✓
Man muss alles einfach nur ins rechte Licht rücken.

Ein Gin and Tonic im Yacht Club kosten 10 Euro (geht ja sogar noch). Dafür sind dann auch weiße Stoff-Tischdecken und Servietten eingedeckt, wenn man nach dem Drink etwas essen möchte. Ich weiß nicht, wann ich so etwas zuletzt gesehen habe. Es schmeichelt dem Auge. Und wenn Atanga dann wie eine Multi-Millionärs-Yacht direkt vor dem Club im Sonnenuntergang leicht schaukelt, dann ist dieser Drink unbezahlbar. 

Atanga vor dem Bora Bora Yacht Club

Die Preise im Supermarkt, für kleine Mittags-Snacks und die Miete eines Motorrollers liegen über Tahiti. Mit zehn Prozent in etwa. Uns schreckt das schon gar nicht mehr. Nach Gambier erscheint es überall preiswert. Drei Dollar für ein Kilo Kartoffeln oder für eine Dose Bier zahlen wir mittlerweile locker aus der Hüfte. Sogar die Obdachlosen – von denen es außerhalb von Tahiti nur wenige zu sehen gibt – haben sich angepasst: „Hast du mal ’n Euro“, war gestern. Wir werden tatsächlich um zehn Dollar angefragt. Wir sind so verschüchtert von der Höhe, dass uns Kleingeld in der Tasche stecken bleibt.

Die meistgestellte Frage an uns selber lautet, wie bezahlen die Einheimischen die hohen Preise? Die Lösung ist nicht befriedigend zu finden. Es fängt damit an, dass niemand in Französisch Polynesien Einkommensteuer zu zahlen braucht. Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis, fettarme Milch usw. sind subventioniert (von Frankreich) und kosten weniger als in Deutschland. Eine freiberufliche Sprachen-Lehrerin an der Uni in Papeete verdient 100 Dollar – die Stunde. Die Löhne sind allgemein hoch auf den Inseln. Eine echte Wortschöpfung  erfolgt durch Tourismus, Perlenzucht (rückläufig) und Kopra-Ernte (Kokosnüsse). Die restlichen Arbeitnehmer sind Staatsangestellte und sollen angeblich das zweieinhalb-fache verdienen wie in Frankreich. Und von Staatsangestellten wimmelt es nur so. Französisch Polynesien verwaltet sich selber. Jedes abgelegene Atoll gönnt sich eine Armee von Bauhof-Angestellten, die den ganzen Tag mit Bagger und Laster über die Insel fahren. Unkraut-Zupfer, Straßenfeger und andere Personen mit Gelbwesten schieben Geschäftigkeit vor. Postangestellte, Gemeindearbeiter, Lehrer und Polizisten. In jeder Familie gibt es mindestens einen ‚Beamten‘, der für ein gutes Familieneinkommen sorgt. So scheint die Blase am Leben gehalten zu werden.

Präsident Fritch war gerade gestern bei Macron in Paris. Er hat 237 Millionen Euro als Corona-Hilfe mit nach Französisch Polynesien gebracht. Das klingt spendabel. Aber es sind nur knapp 900 Euro pro Einwohner. Und auf einmal klingt es nicht mehr nach einer riesigen Summe. Aber er hat auch die Zusage der Grenzöffnung zum 1. Mai mitgebracht. Dann kann Französisch Polynesien wieder selber Geld verdienen.


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