Kategorie: News & Blogs

Lovoni – ein Dorf im Vulkan

5.Sep.23, Fiji/Ovalau/Levuka, Tag 3384, 26.502 sm von HH

Unser Taxifahrer Rouko ist pünktlich wie ein Deutscher Maurer. Gut gelaunt lädt er uns in seinen Wagen ein, tankt noch schnell fünf Liter Benzin und kauft im Supermarkt eine Dose Raumduftspray ein. Nach zehn Minuten Fahrt hält er laut hupend vor einem Haus. Ein junges Mädchen, sein Enkelkind wahrscheinlich, springt auf und nimmt die Dose in Empfang. Nach Fiji-Art stehen alle Fenster und Türen im Hause offen. Ich wundere mich über das Duftspray noch eine ganze Weile.

Ovalau ist fast kreisrund. Eine Straße führt an der Küste lang und im Westen biegt eine Straße ab zum einzigen Ort im Inselinneren, nach Lovoni. Mehr Straßen gibt es nicht. Sechzig Kilometer unbefestigte Schotterpiste. Nur in den größeren Dörfern ist der Straßenbelag Asphalt, damit es nicht so staubt. Lovoni ist unser mit Rouko vereinbartes Ziel.  Er ist auf Ovalau geboren und beantwortet bereitwillig unsere Fragen.

Ovalau – Foto Credit: google maps

Die Küste ist strandfrei – wo keine Mangroven die Ufer schützen, wurden Steinwälle errichtet. Die Aussicht verändert sich im erst im Norden von Ovalau.

Solar-Projekt von Koreanischen Investoren – Ovalau mit seinem rappelnden Diesel-Generator ist ein schlechtes Beispiel für Energiegewinnung – immerhin 80 Prozent der Engie in Fiji stammen aus Wasserkraft

Fluss-Idylle – unzählige Flüsse fließen aus den Bergen ins Meer

Lovoni liegt mitten in einem erloschenen Vulkankrater und böse Zungen behaupten, dass dies die einzige Ebene auf der Insel sei. Andere Zungen berichten, dass die Einwohner Lovonis besonders wehrhaft und kämpferisch (gewesen) seien. Als die ersten Europäer ihren Fuß auf Ovalau setzten, sollen sie das aufstrebende Levuka zweimal nieder gebrannt haben. Ein Brandanschlag auf das alte Haus der Freimaurer im Jahr 2000 soll ebenfalls auf ihre Kappe gehen.

Der Weg nach Lovoni im Vulkankessel gelegen

Breits gestern bei der Verabredung haben wir Rouko gefragt, ob wir ein Kava-Bündel für das Sevusevu mitbringen sollen. „Ja, auf jeden Fall! Ich stehe in Verbindung (welcher Art bleibt uns verborgen) mit Lovoni und werde euch einführen. Ein Bündel für zwanzig Dollar ist ausreichend.“
Als wir Lovoni erreichen, kramt Rouko einen Sulu hervor. Sulu ist die Bezeichnung für die traditionellen Röcke/Sarongs in Fiji. Wir sind ebenfalls vorbereitet. Für Achim hatten wir in Savusavu bereits einen Sulu gekauft. Ich habe noch ein übergroßes Tuch im Fundus, was ich benutze. Rouko nickt zufrieden als er unsere Sulus sieht: „Sehr gut!“

Der Chief von Atanga mit Kava-Bündel und mit gutem Hemd zum Sulu

Das Dorf hat vierhundert Einwohner und die Häuser stehen überraschend eng zusammen. Vielleicht der mangelnden ebenen Fläche geschuldet. Vielleicht mag man es eng in Lovoni. Es gibt sowohl Betonwege als auch Trampelpfade über Gras. Rouko läuft vorweg, fragt zwei, drei Frauen nach dem Chef. Irgendjemand rennt los und sagt Bescheid, dass Gäste anwesend sind.

Lovoni hat drei Unterdörfer im Dorfgefüge – aber alle haben den gleichen Chief – der wird nicht gewählt – sonders der Vorsitz über ein Dorf wird weiter vererbt

Reihenhaus-Charakter-Stimmung

Rouko führt uns durchs Dorf

Auch Lovoni hat seinen eigenen Bach quer durch Dorf – im Hintergrund die Vulkanwände

Wir sind etwas eingeschüchtert vom Dorf. Es macht wohl neugierig, aber wir mögen nicht so gerne nah in die Privatsphäre anderer Leute schauen. Halten gerne Abstand und vermeiden es fremde Gärten zu betreten. Hier kann man Nähe nicht verhindern. Die Türen stehen offen und gekocht wird häufig draußen. Ohne Rouko hätten wir uns wahrscheinlich gar nicht getraut in die Gemeinschaft einzudringen.
Dabei machen es uns die Menschen leicht. Von allen Seiten schallt uns ein herzliches „Bula“ entgegen. Von weitem wird gewunken und gerufen. Mehr kommt dann häufig  nicht. Nach der Begrüßung gehen die Leute wieder ihrem Tagesgeschäft nach. Das Gespräch mit der Tochter oder dem Nachbarn wird wieder aufgenommen. Wir sind uninteressant. Uns ist das bereits in den anderen Dörfern aufgefallen. Nach überschwänglicher Freude in der Begrüßung erlahmt meistens die Beachtung. Werden wir aktiv und stellen Fragen, bekommen wir freundliche Antworten, aber von uns möchten die Menschen selten etwas erfahren. Ist Neugierde eine Deutsche „Tugend“?

Nach einer kurzen Wartezeit vor dem Dorfgemeinschaftshaus bekommt Rouko die Information, dass der Chief des Dorfes sich gerade auf den Weg nach Levuka machen wollte. Aber kein Problem, er komme gleich für das Sevusevu. In der Zwischenzeit öffnet der „Beisitzer“ vom Chief die Türen vom Zeremonie-Haus.
Dann erscheint das Oberhaut von Lovoni. In Jogginghose. Uppsi, er bemerkt seinen Fehler, verschwindet in einem Haus und kommt mit einem Sulu in der Hand zurück. Das gelbe Tuch mit Fiji-Werbeaufdruck bindet er sich um die Hüften während wir das Haus betreten. Alle setzten sich im Kreis auf. Es folgt die schon bekannte Zeremonie mit Wechselgespräch und Händeklatschen. Von Rouko lernen wir später, dass es kein Gebet ist, wie wir vermutet haben, sondern schlicht eine Vorstellung unserer Person und die Bitte, um Erlaubnis das Dorf zu betreten. Wird einem diese erteilt, hält sie übrigens ein Leben lang.
Im Vorwege hatten wir uns überlegt, wenn wir Lovoni besuchen, einen Ort, der von Touristen nur äußerst selten besucht wird, dass wir dann nach dem Sevusevu in den Genuss einer Kava-Zeremonie kommen müssten. Von uns ist keiner besonders scharf darauf ein Gesöff, was nach einem Mix aus modriger Erde und alten Socken schmecken soll, zu probieren. Aber es gehört dazu. „Hast du es nie getrunken, hast du Fiji nicht besucht“, wie uns ein Mitarbeiter vom Kreuzfahrtschiff glaubhaft versicherte.

Aber Pustekuchen! Der Chief hat es eilig. Will er doch noch nach Levuka. Nach der Übergabe unseres Kava-Bündels sind wir entlassen. Wieder nix mit Kava probieren.

Links der Chief – rechts Rouko – der Assi durfte nicht mit aufs Foto

Mit Sulu korrekt gekleidet – nach dem Sevusevu darf man ihn wieder ablegen. Fürs Sevusevu scheint er unverzichtbar.

Wir schlendern mit Rouko noch im Dorf umher. Das reichste Dorf der Insel, berichtet er uns. Der Wohlstand sei im Verkauf von Kava und Holz begründet. Vielleicht stammt unser Bündel Pfefferstrauch ja auch von hier? Unter den Seglern werden durchaus Witze gemacht, dass es nur ein paar Dutzend Bündel geben könnte, die immer wieder von den Außeninseln nach Savusavu (der für uns bisher einzige Ort mit Kava-Verkauf) zurück gebracht würden. Von Markierungen, die man an den Bündeln anbringen müsste, ist schon die Rede.

Kava Produktion – Nach Lovoni Kava zu bringen, ist wie Bier in die Kneipe schleppen.

Es gibt bessere Häuser

und sehr einfache Häuser

Bei Sonne werden Decken und dünne Matratzen in die Sonne gelegt – geschlafen wird auf der Erde – die Decken liegen auf geflochtene Matten. Das Trocknen der Decken haben wir bereits in Levuka in den Gärten gesehen.

Rouko fährt mit uns dann noch die zweite Hälfte der Inselrunde und setzt uns nach dreieinhalb Stunden wieder in Levuka ab. Eine lohnende Tour mit einem äußert netten Fahrer.

Zyklon Winston hat diesen Frachter 2016 aufrecht am Ufer abgesetzt

Das ist, was ich meine – alle freuen sich, wenn sie Langnasen sehen und reißen die Arme hoch – hier Fischer am Wrack

P.S. In Levuka, immerhin 4.000 Einwohner im Einzugsgebiet, sind wir inzwischen bekannt wie bunte Hunde. Ein Typ spricht uns an, ob wir bereits von unserer Taxitour zurück seien oder erst am Nachmittag fahren.
Eine Marktfrau bei der wir Eier kaufen, ist sich sicher: „Ihr seid die von dem Segelboot, oder?“
Also das eine Segelboot. Seit sechs Tagen liegen wir hier bereits ohne Segler-Gesellschaft. Und wir müssen noch drei Tage bleiben. Eine Windfront mit über zwanzig Knoten stellt sich uns in den Weg nach Süden. Dazu soll zwei Meter neunzig Schwell auf die Nase kommen. Wir verzichten auf so eine ruppige Fahrt hoch am Wind. Und somit beobachten jeden Abend, wie Rouko um 17:30 Uhr mit seinem Taxi um die Ecke kommt und nach Hause fährt.
Man kennt sich, in Levuka. ;-)


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Levuka – Weltkulturerbe im freien Fall

3.-4.Sep.23, Fiji/Ovalau/Levuka, Tag 3382-3, 26.502 sm von HH

In Levuka verschmelzen gestern und heute zu einer Stadt mit morbidem Charme. Die Unesco hat dieser Kleinstadt das Siegel Weltkulturerbe verliehen als „herausragendes Beispiel einer pazifischen Hafenstadt aus dem späten 19. Jahrhundert“.

Die politisch getriebene Unesco verschenkt nichts.
Rauchfrei zu werden, da hat Levuka andere Sorgen – Das Rauchen kann sich sowieso kaum jemand leisten – man sieht es sicher nicht wegen der Werbung so selten

Den Dinghy-Parkplatz, den wir am Rande vom Industrieteil des Hafens finden, scheint aus dem gleichen Jahrhundert zu stammen. Die große Pier für Personenfähren bricht jeden Moment auseinander.  Es ist Sonntag – niemand da, den wir fragen können, ob wir hier festmachen dürfen. Hoffentlich ist das Gittertor auch noch geöffnet, wenn wir wieder kommen.
Das Weltkulturerbe liegt ausgestorben vor uns. Nur ein paar Staubwolken wälzen sich durch die Straßen. Alle Läden geschlossen bis auf einen Supermarkt. Fand eine Evakuierung aus Gründen statt von denen wir nichts  mitbekommen haben? Wir drehen eine Runde und beschließen am nächsten Tag wieder zu kommen.

Etwas ruppiger Platz fürs Dinghy – bei Niedrigwasser besteht Gefahr – dass das Schlauchboot unter die Pier gerät

Die Pier für die Personenfähre – Winston hat ordentlich zugeschlagen

Blick auf Levuka

Am Montag ist der Ort lebendiger. Gleich wirken die Häuser auch nicht mehr ganz so verfallen. Von der ehemals blühenden Stadt – gegründet 1820 von weißen Siedlern – ist nicht mehr viel übrig geblieben. Ein Brandt 2008 und der verheerende  Zyklon Winston 2016 haben dem alten Stadtkern arg zugesetzt. Viele Häuser stehen leer. Sind nur noch baufällige Ruinen.
Bis 1883 war Levuka die Hauptstadt von Fiji. Fünfzig Bars und Hotels reihten sich an der Hauptstraße entlang. Die Stadt liegt auf einem schmalen Küstenstreifen, steil steigen die Berge an den Flanken auf. Mangels Platz zum Expandieren wurde recht schnell Suva als Hauptstadt auserkoren. Der Verfall nahm seinen Lauf.

Cowboy-Stadt mitten im Pazifik – so hübsch soll Papeete auch mal gewesen sein – damals…

Einige Häuser sind wieder ganz gut in Schuss – viele leider nicht

Auch unter der Woche ist die Stadt sehr ruhig

Friseur- Salon  von innen

Durch das Unesco Siegel erhoffen Ovalau und Levuka sich einen Zustrom an Touristen. Aber die Insel hat es schwer. Ohne Sandstrände bleibt sie für Urlaubsgäste uninteressant. Auch viele Segler lassen die Insel Ovalau aus. Sie liegt nicht auf der üblichen Segelroute. Wir haben uns für diesen Weg entschieden, da uns unsere defekte Seekarte für die übliche, aber riffgespickte Nordroute nicht sicher genug erschien.
Zwei Ankerplätze sind für Levuka ausgewiesen. Wir entscheiden uns für den Platz außerhalb, da wir denken, dass und hier der Schwell aus dem Pass nicht so erreichen wird. Direkt gegenüber liegt das Gefängnis – ansprechend als „Correction Center“ ausgeschildert. Die in Orange gekleideten Insassen gärtnern tagsüber am steilen Hang der zum Gefängnis gehört.
Der Weg mit dem Dinghy ist von hier aus etwas weiter und insbesondere gegen den Wind zurück ein nasser Ritt. Wir kommen am größten Arbeitgeber der Insel vorbei: einer Thunfischfabrik.

Levuka – Foto credit google earth – wir ankern dort, wo die Wolke ist ;-)

Atanga liegt außerhalb hinter dem Riff – Auflandiger Wand – wir ankern gut in Sand

Die Fabrik erfreut Levuka deutlich mit Fischgeruch. Windtechnisch liegt sie ungünstig. Für unseren Ankerplatz jedoch perfekt.
Der Insel-Generator steht mitten im Ortskern und macht ratternd und knatternd aus Diesel Strom für die Insel. Einen schlechteren Ort hätte man nicht finden können. Das Museum (und es soll auch mal ein Informationszentrum gegeben haben) hat geschlossen.

Wir weiten unsere Runde durch den Ort aus. Finden hübsche Ecken und sehr schlichte, heruntergekommene Behausungen. Nicht allen geht es gut hier. Das Krankenhaus sieht bejammernswert aus. Richtig krank zu werden, ist keine gute Idee auf Ovalau.

Gleich von der Hauptstraße führt es steil in die Wohngebiete

199 Stufen – Treppe ins Oberdorf

Eine von zig Kirchen – diese ist von 1869

Für jeden Glaubenszweig eine eigene Kirche

Auf dem Krankenhausgelände finden wir diesen Ofen – zum Verbrennen von medizinischem Müll – eingezäunt mit Maschendraht

Die Rückseite vom Krankenhaus

Das Krankenhaus – alter Trakt

Krankenhaus – neuer Trakt

Wir wollten hier noch unsere Vorräte für kleine Inseln weiter im Süden aufrüsten. Nicht so einfach in Levuka. Die Supermärkte erweisen sich als schwierig. Ist das Sortiment noch ganz brauchbar, so sind die Zustände der Läden zum größten Teil hart im Ansehen.
Auch das Angebot auf den drei, vier Marktständen ist dünn: Eier, Maniok und Kohl. Am zweiten Tag gibt es nicht mal den.

Gefriertruhe im Supermarkt – lange her, dass wir so eine Truhe gesehen haben

Grausam verrottetes Gemüse

Verbrauchen innerhalb von drei Wochen – das Legedatum wurde sorgfältig aus allen Kartons heraus gestanzt

Chinesische Garküche – mit überraschend leckeren Teilchen mit Käse überbacken und einer Art Bratwurst im Inneren.

Wir bleiben trotzdem. ;-)
Strenger Wind würde unsere Weiterreise sehr ungemütlich machen, da wir nur hoch am Wind nach Süden kommen.  Also entscheiden wir uns für eine Inseltour. Busse gibt es keine. Jedes Dorf auf der Insel hat seinen eigenen Laster-Transport. Einmal am Tag kann man von jedem Dorf nach Levuka auf der Pritsche mitfahren. Und einmal am Tag zurück. Für uns ein nicht durchschaubareres System.

Inseltransport – der Fahrplan steht auf der Plane – praktisch. Nur die Uhrzeiten fehlen.

Wir fragen einen Taxifahrer, ob er uns über die Insel fahren würde. Er nickt freudig und macht uns einen vernünftigen Preisvorschlag: 70 Fiji Dollar (ungefähr 33 Euro). Wir stimmen zu. Morgen um 9:00 Uhr sind wir verabredet. Mal sehen, ob er seine Uhr nach der berühmt-berüchtigten Fiji-Time gestellt hat.

Fundstück des Tages – undenkbar in Deutschland – Aushänge, wer dem Laden noch Geld schuldig ist und seit wann


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Entlang Kroatiens Küsten. September-Abend auf dem Meer.

Eine Bucht irgendwo südlich von Rovinj. Der Abend schleicht sich auf leisen Sohlen heran. Ein Fischer irrt irgendwo am Horizont herum. Slicks malen merkwürdige Linien in die leicht bewegte See, die ich nicht enträtseln kann.

Wenn ich die Augen schließe, weiß ich: Dies kann nur die kroatische Küste sein. Das leise Glucksen und Murmeln der Wellen in den Felsen am Ufer. Kein Rauschen wie am Sandstrand von Mallorca. Der würzige Geruch nach Liebstöckel und Meerfenchel in der Luft, der von den heißen Steinen herüber weht durchsetzt von kalter Luft. Nur der Mond lässt sich heute Zeit. Er steht als kleines helles „a“ am Himmel, kein voller Mond, sondern eben nur halbvoll. Ein kleines „a“, es steht für abnehmender Mond. 


Ein kleines Boot gesellt sich zum ersten. Auch das ist nur in Kroatien so: Die kleinen Motorboote aus jugoslawischer Zeit, gerade recht, um am Feierabend noch die Angel auszupacken und rauszufahren.

Keine motzigen Motoryachten, nein, kleine Boote. Oft treffe ich ich sie in den Buchten, um Cres oder Mali Losinj, kroatischer Ferienspaß: Drei Leute auf so einem kleinen Ding drei Wochen in einer Bucht. So klein, dass ich mich wundere, wie sie der Bora der letzten Tage standhielten. Im Velebit waren 80 Knoten angekündigt, im Süden bis 60. Hier war es ruhig vor Istrien, gerade mal 25 Knoten in der Spitze. Wie fühlt sich das an, in so einem kleinen Töff-Töff, wenn eine 30 Knoten-Böe über sie herfällt? Kippelt das kleine Boot? Ächzt es unter der Last der Böe? Fühlt sich sein Skipper sicher an Bord? Oder denkt er sich bei dreißig Knoten wie ich: „Mehr muss es jetzt aber nicht werden?“

Ich mag die kleinen Boote. Sie künden von einfachem Spaß auf dem Wasser. Kein Tütteltüh, kein Schi-Schi, kein Chick. Einfach nur raus aufs Wasser und Spaß haben. Das kleine Töff-Töff zieht zielstrebig nach Backbord, als wüsste sein Skipper genau, wohin er es heute noch in der Weite zu steuern hat.


Muster aus Blau und Rot, die ich nicht deuten kann. Dass es September ist, merkt man daran, dass die Nacht auf dem Meer schneller fällt als im Sommer. Die Dämmerung kommt blitzschnell und mit ihr das Rot. Kaum ist das Töff-Töff verschwunden, färbt sich der Himmel rot. Das kleine Eiland im Westen, unscheinbar am Tag, wird zum Held der Dämmerung. 

Seit fünf Tagen hänge ich jetzt hier in der Bucht ab. Eigentlich müsste ich morgen weiter. Aber während ich den Himmel sehe, denke ich mir: „Was soll’s? Ich glaub‘ ich bleib‘ auch morgen noch hier vor Anker in der Bucht. Und genieße die Stille.“


Der Himmel hat nun die intensivste Röte. Kein Boot ist mehr zu sehen. In fünf Minuten wird alles vorbei sein. Das Rot wird verschwunden sein, und alles dunkel bleiben. Ich werde noch eine Weile sitzen und warten, bis der Mond erscheint, das kleine helle „a“. Vielleicht werde ich wie die letzten Nächte sehen, wie ihn einem kleiner heller Stern begleitet übers nächtliche Firmament. Ein Stern, der nicht von seiner Seite weichen will.

Ganz sicher werde ich LEVJE’s leichtes Schaukeln in der Dünung spüren. Das Murmeln und Glucksen am Ufer hören. Und das intensive Knippsen der Taschenkrebse unter dem Boot. 

Eine Viertelstunde später ist es dunkel. Ich sitze noch und schreibe an diesen Zeilen. Aus der Dunkelheit nähert sich ein Boot. Es zieht einen weiten Kreis um LEVJE durch die Bucht. Was ist das? Doch dann erkenne ich, dass das Meer um das Boot selbst in der Nacht türkis leuchtet. Ein Lampenfischer ist es, der vor sich her durch die Wogen helle Lampen trägt, um Fische anzulocken und zu speeren. Er zieht seinen Kreis – und dann verschwindet er, wie er gekommen ist, einfach und trägt seine Lampen weiter in die Nacht über dem Meer.

Auch das ist Kroatien im September.

 

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