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Der Wechselrichter – Teil 2

Gestern morgen war es endlich soweit. Dieser Beitrag ist also ziemlich aktuell. Ich will das schnell loswerden, bevor all die schlechten Gedanken und Erlebnisse vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis dümpeln und dabei an Kontrast und Schärfe verlieren.
Also los! Auf nach Frankfurt am Main, auf zum Flughafen, wo ich nach knapp 300 Kilometern mit dem Auto vor Tor 26 halte und nicht so recht weiß, wie ich nun in den Sicherheitsbereich des Cargo Centers kommen soll.
Tor 26 ist eine von mehreren Lücken in der gut 10 Meter hohen massiven Betonmauer, welche den Rest der Welt vor Lärm und das Flughafengelände vor dem Rest der Welt schützen soll.
Jedenfalls halte ich kurz, denke nach und treffe dann die Entscheidung, einfach mal vor eine der Sicherheitsschranken zu fahren und zu warten, was passiert, wenn man nicht, wie vorher auf Schildern ausgewiesen, bestimmte Befugnisse hat.
Ich warte also vor der Schranke und nach ziemlich genau einem Wimpernschlag öffnet sie sich, wie von Geisterhand.
Ich fahre sofort los und bin drin!
„Das ging ja einfach.“, denke ich mir und sehe die hohe Betonmauer im Rückspiegel immer kleiner werden. Ich frage mich auch nur einen ganz kurzen Moment, wofür dieser ganze Sicherheitsapparat jetzt eigentlich da ist und widme mich dann schnell der Zielnavigation.

Nach ein paar Hundert Metern hatte ich das Gebäude 453 dann auch gefunden. Die Parkplatzsuche gestaltete sich jedoch etwas kniffliger, zumindest, wenn man wie ich, eigentlich nicht viel von vorsätzlichem Falschparken hält.
Denn egal wohin ich auch schaue, alle Parkplätze die frei waren, waren für irgendwen reserviert. Entweder direkt mit Kennzeichen, oder gleich ganze Reihen für diverse Fluggesellschaften. Nach langem hin und her, habe ich mich schließlich für Air Canada entschieden und Sabrinas Renault Modus auf einem der freien Parkplätze abgestellt.
Air Canada fand ich schon immer super und ich habe mir einfach eingeredet, dass das für die schon Ok sein wird. Noch dazu ist ja gerade ohnehin nicht viel los wegen Covid-19.

Und da sind wir auch schon beim nächsten Thema dieses Artikels angekommen, dem Coronavirus. Dieses Virus verhält sich beim Zoll in Frankfurt am Flughafen möglicherweise ganz anders als im Rest der Welt. Eine allgemeine Maskenpflicht scheint es deshalb für Mitarbeiter des Zolls, innerhalb des Gebäudes, nicht zu geben. Zwar hängen hier und da Schilder, die darauf hinweisen, dass man mindestens eine Alltagsmaske zu tragen hat, aber offenbar macht der Staat bei dieser Anordnung bzw. Ausführung einen gewaltigen Unterschied zwischen Bürgern und Beamten. Als ob es sich um zwei verschiedene Arten der Gattung Mensch handeln würde. Oder ist es vielleicht sogar so und ich habe in der Schule nur nicht aufgepasst?
Jedenfalls komme ich mit mehreren Beamten innerhalb des Gebäudes in direkten Kontakt, die weder Maske tragen, noch Abstandsregeln zu kennen scheinen. Da fragt man sich schon, welchen Grund das wohl haben mag? Aber ich vermute, die Lösung ist ganz einfach:
Es wird die Extraportion Testosteron sein, die manche Zollbeamte zum Frühstück mehr hatten als der Durchschnittsbürger. Dieses Testosteron umgibt den Beamten dann während der Schicht vermutlich wie eine Art Wolke oder Energieschild und lässt jegliches Virus abprallen. Das bisschen was doch noch durchkommt, wird wohl von der Sicherheitsweste aufgehalten. Wer „Bulletproof“ ist, an dem prallen auch Viren ab. Ganz bestimmt.
Nur, wie das dann bei Zollbeamtinnen ohne Testosteron funktionieren soll, dazu fällt mir spontan keine Theorie ein.

Irgendwann hatte ich mich dann durchgefragt, und wurde von einem Vollzugsbeamten durch das Gebäude geführt, um meiner Vorladung zur Zollbeschau des Wechselrichters nachkommen zu können.
Angekommen in den Katakomben der sogenannten Beschauhalle (irgendwie erinnerte mich die Stimmung dort unten eher an eine Leichenhalle), stellte mich der Zollbeamte dem dort wartenden Mitarbeiter jenes Unternehmens vor, welches meine Sendung vor Wochen am Flughafen abgefangen hat, in der Hoffnung, etwas Geld mit einem gewissen Service verdienen zu können.
Plötzlich waren wir allein! Nur er und ich.
Der Mann war wahrscheinlich froh, dass er einen Job hatte und er tat mir ehrlich gesagt etwas Leid. Im Prinzip war er ja auch nur Fahrer und natürlich Bevollmächtigter Vorführer bei manchen Sendungen. Wir haben uns gut verstanden.
Wie solche Vorführungen zwischen Zoll und Bevollmächtigtem ablaufen, konnte ich leider nicht beobachten, dafür war ich nicht lange genug in der Leichenhalle. Wenn man aber bedenkt, dass ein einzelner Mitarbeiter des Verwahrers einen ganzen Sprinter voll mit mehreren Hundert Sendungen in einer Zeitspanne zwischen 9:30 Uhr und 11:30 Uhr abwickelt…
Denkt euch den Rest selber.
Wahrscheinlich geht aber alles mit Rechten Dingen zu und Korruption oder auch nur halbherzig durchgeführte Zollbeschauen gibt es bestimmt keine. Niemals!
Korruption ist sowieso so ein böses Wort. Gerade in einem Rechtsstaat wie dem Unseren. Es kann schließlich nicht sein, was nicht sein darf.
Wenn überhaupt gibt es bei uns allerhöchstens Klüngel. So sagt man in Kölle dazu. Frei nach dem Motto: „Et hätt noch emmer joot jejange!“

Und so habe ich dort eine Weile rumgeklüngelt, im Kopf zum Spaß einfach mal 200 x 29€ Servicegrundgebühr des Verwahrerers ausgerechnet und bin auf einen Stundenlohn von 2.900€ gekommen. Ohne die ganzen Zusatzgebühren, wie Zollbeschauservice, Lagerkostenservice, etc.. Bei so einem miesen Stundenlohn würde natürlich niemand auch nur auf die Idee kommen…
Plötzlich war Sie da! Die Zollbeamtin, die für meine Beschau zuständig war. Mit Maske!
Also doch das Testosteron?
Egal, jetzt war er endlich gekommen, der große Moment und ich war schon ein wenig aufgeregt. Sie übrigens auch, das hat man sofort gespürt. Wir lernten uns schließlich gerade erst kennen. Kommt wohl auch nicht so oft vor, dass man Menschen vom Niederrhein in Frankfurt vorlädt, um Ihnen dann ein scharfes Teppichmesser zu reichen.
Ich habe es sachte entgegen genommen. Ganz sachte! Wir wollen ja keine Vollzugsbeamte nervös machen.
Dann hat sie die Worte gesprochen, für die ich so weit gefahren bin: „Sie öffnen das Paket jetzt und führen die Sendung anschließend vor.“
Was dann ablief, war nicht spektakulärer, wie wenn ich zu Hause ein Paket öffne. Die Vorführung ruck zuck erledigt und dann der Hinweis der Beamtin an mich: „Es sieht so aus, als wenn das Gerät den Einfuhrregeln nicht entspricht.“

Damit hatte ich ja bereits gerechnet. Man kann so eine Aktion schließlich nicht anleiern und dann nicht durchziehen. Wie hätte der Zoll denn dagestanden, wenn er mich das Gerät einfach hätte verzollen und versteuern lassen.
Dann hätte ich wahrscheinlich auch gefragt: „Und dafür musste ich jetzt herkommen!?“
Wer sich einmal so weit aus dem Fenster lehnt, wie es der Zoll mit dieser Aktion getan hat, der MUSS DAS DURCHZIEHEN!

Also ging es mit dem ganzen Krempel eine Etage höher, wo mir ein vorbildlich hinter einer ca. 0,35m² kleinen Scheibe stehender Zollbeamter erklärte, dass man das Gerät beschlagnahmen müsse, da es nicht einfuhrfähig ist.
Das CE-Kennzeichen war zwar ordnungsgemäß angebracht, aber es war leider „nur“ eine englische Bedienungsanleitung dabei. Und wir sind schließlich in Deutschland! (Das hat er so natürlich nicht gesagt.)
Achso, die Hersteller- und Modellbezeichnung war zwar auch Ok, aber es fehlte folgende Angabe direkt auf dem Gerät: Die Adresse des Herstellers.
Und zwar hätte die eingeprägt oder gelasert sein müssen, um den Einfuhrregeln zu entsprechen.

Also wurde ich freundlich über die Beschlagnahme aufgeklärt und wieder nach Hause geschickt.

Nochmal zur Erinnerung: Wir reden nicht darüber, dass ich versucht habe, eine AK-47 aus Pakistan zu importieren und am Zoll vorbei zu schleusen, sondern um einen vernünftigen Spannungswandler (wie ich ihn auch in Deutschland bekomme), welchen ich ordentlich über das sogenannte ATLAS Verfahren angemeldet habe.
Nur hatte er eben keine Bedienungsanleitung auf Deutsch dabei und der Hersteller hat seine volle Adresse nicht aufs Gerät geschrieben.

Laut des beschlagnehmenden Beamten muss ich jetzt so 8 bis 10 Tage warten. In der Zeit wird der Wechselrichter zur Bundesnetzagentur transportiert und ein Sachverständiger nimmt das Gerät dort schließlich genauer unter die Lupe. Was man genau begutachten wird und wer die Kosten dafür zu tragen hat, wurde mir nicht mitgeteilt. Ich könnte mir eine EMV Prüfung vorstellen. Zumindest ist das einer der Fachbereiche der Bundesnetzagentur, die übrigens meine (kein Scherz) allerliebste Behörde in Deutschland überhaupt ist.
Ich kenne keine andere Behörde, bei der man so unbürokratisch Vorgänge erledigen kann, wie bei dieser. Sabrina und ich haben dort zum Beispiel öfters unsere Seefunkgeräte angemeldet oder Änderungen vorgenommen und erst im letzten Jahr habe ich bei der Bundesnetzagentur in Dortmund meine Prüfung zum Funkamateur abgelegt. Bei Kaffee und Plätzchen und mit Beamten die echt gute Laune hatten.
Aber zurück zum Thema. Der Spannungswandler wird nun wegtransportiert und ich muss warten.

Jetzt könnte man natürlich einwenden: „Aber warum vernichten sie es denn nicht einfach, dieses böse, böse Spannungsdingsda, wenn es doch ohnehin nicht einfuhrfähig ist, ohne deutschsprachige Bedienungsanleitung?“
Naja, es könnte ja sein, dass es gegen weitere Einfuhrauflagen noch unbekannter Art verstößt und vielleicht findet man ja sogar eine, die dazu führt Anklage gegen mich erheben zu können. Wie gesagt, wenn der Zoll einmal anfängt, ist er nicht mehr zu stoppen. Bis einer heult.
„Und was passiert, wenn das Spanungsdingsda die EMV Prüfung bei der Bundesnetzagentur mit Bravur besteht, weil das Gerät nämlich richtig gut ist?“
Dann wird es trotzdem vernichtet!

Der Staat bestimmt halt, was er für geeignet hält und wie es auszusehen hat, damit ich es besitzen darf. Und wenn der Staat bestimmt, dass ich den Spannungswandler nicht haben darf, wenn er nur eine Englische Bedienungsanleitung enthält, dann ist das so. Ob ich der Englischen Sprache kundig bin oder nicht! Wir sind schließlich in Deutschland! Und England gehört bald noch nicht einmal mehr zur EU! Basta!

Nach insgesamt knapp 600 Kilometern Roadtrip durch dieses wunderschöne Land und einer spannenden Zollbeschau, war ich am späten Nachmittag schließlich wieder zu Hause und letztendlich froh, nicht verhaftet worden zu sein.

Ich lade jetzt noch schnell ein paar Akkus ohne CE Kennzeichen (welche ich im örtlichen Baumarkt gekauft habe) mit einem Deutschen Ladegerät (auch aus dem Baumarkt), bei dem die Adresse des Herstellers nicht auf dem Gerät angegeben ist.
Anschließend schneide ich noch etwas Brennholz mit meiner elektrischen Kettensäge aus Baden-Württemberg, die durch die aufgedruckte Adresse des Herstellers nun so sicher geworden ist, das ich mir absolut keine Sorgen mehr um schwerwiegende Beinverletzungen machen muss, wenn ich mal abrutsche.
Ich weiß natürlich, das die beispielhaft genannte Kettensäge in Wirklichkeit nicht aus Baden-Württemberg kommt, sondern aus einem Werk, welches der bekannte Deutsche Hersteller mit dem Orangefarbenen Logo in Shenzhen (China) unter ganz miesen Arbeitsbedingungen betreibt und hin und wieder auch Streiks von der lokalen Polizeibehörde mit Knüppeln niederschlagen lässt.
Aber so ist das eben in einem Rechtsstaat.
Deutsche Unternehmen leisten Lobbyarbeit (Politikberatung, um beim Deutschen zu bleiben) und sorgen mit ihrem Einfluss dafür, das die Einfuhrbestimmungen für Produkte ausländischer Hersteller in immer unsinnigere Dimensionen geschraubt werden. Sie selbst produzieren im Ausland oft unter weit mieseren Arbeitsbedingungen als es die ortsansässigen Hersteller im jeweiligen Land tun. Anschließend wird der Krempel unter ganz anderen Bedingungen importiert, als der einzelne Bürger das muss.
Der Zoll und diverse andere Behörden sind zwar nur Handlanger in der langen Kette dieser ekelhaften Machenschaften, aber damit machen sich diese Behörden nicht weniger schuldig.

„Ich hab nur die Aufklärung gemacht.“
„Ich hab nur die Vorladung geschrieben.“
„Ich hab nur beschlagnahmt.“
„Ich bin nur der Sachverständige.“
„Ich bring das nur zur Staatsanwaltschaft.“
„Ich hab nur die Anklage entworfen.“
„Ich hab nur die Unterschrift geleistet.“
„Ich hab nur das Urteil verkündet.“

So funktioniert unser System wie geschmiert und keiner hat ein schlechtes Gewissen.

Eigentlich war der Artikel an dieser Stelle fertig, aber soeben hat sich etwas Neues ergeben:

Ich habe gerade, nach intensivem Lesen aller bisherigen Schreiben, sowie dem sehr Kleingedruckten, Hinweise darauf gefunden, dass die Vorladung des Zolls möglicherweise unzulässig, bzw. rechtswidrig gewesen sein könnte.
Denn eine Begründung für die Aufforderung, das Gerät beim Zoll vorzuführen, fehlte in dem kurzen Schreiben welches mir zugestellt wurde. Auch vor Ort wurde mir gegenüber nicht begründet, warum ich in Frankfurt antanzen musste.
Jetzt steht aber im Anhang des Schreibens folgendes zum Thema „Zollbeschau“ geschrieben:

Auszug aus: Verordnung (EU) Nr. 952/2013 des Rates vom 09. Oktober 2013 zur Festlegung des Zollkodex der Union

Artikel 189
(2) … In begründeten Fällen können die Zollbehörden vom Anmelder verlangen, dass er bei der Prüfung oder Entnahme von Mustern oder Proben anwesend ist oder sich vertreten lässt…

In begründeten Fällen also? Klingt interessant! Klingt so, als hätte man möglicherweise gar keine Befugnis gehabt, mich nach Frankfurt vorzuladen.
Zumindest wäre das eine plausible Erklärung für die überaus nervöse Grundstimmung bei mehreren Beamten, mit denen ich in den letzten Tagen zu tun hatte und über die ich mich immer wieder gewundert habe.
In den weiteren Artikeln der entsprechenden Verordnung finde ich auch nirgends einen Hinweis darauf, dass der Zoll das Recht hat, Waren vom Empfänger nach seinem belieben vorführen zu lassen und Handlungen von ihm zu verlangen. Wenn überhaupt, dann geht es um Anwesenheitspflicht bei der Zollbeschau und ich könnte mir gut vorstellen, dass sich solche begründeten Fälle eher auf Waffen, Drogen oder vergleichbare Dinge beschränken.
Ich könnte mir demnach zumindest auch vorstellen, dass die ganze Aktion rechtswidrig gewesen sein könnte, vielleicht sogar mehr. Aber ich bin schließlich kein Fachmann und Nötigung ist ja auch so ein böses Wort…

Ich denke, ich werde da in der nächsten Woche mal professionelle Unterstzützung in Anspruch nehmen. Kann jemand einen Profi zwischen Düsseldorf und Emmerich empfehlen? Oder liest hier vielleicht sogar ein Rechtsanwalt mit, der sich vorstellen könnte, gegen den Zoll in den Kampf zu ziehen? Dann schreibt uns bitte einfach eine kurze Nachricht über die Seite: Kontakt

Zoll 1:0 Sonnensegler

Bis einer heult…

SV Salty – Marieke Holthusen + Bjoern Aabye GER

WINDPILOT – RISIKEN UND NEBENWIRKUNGEN
Moin Peter, wieder mal spät dran, aber ich denke, lieber spät als nie…. hier die Bilder von der Heckverzierung. Steht ihr echt gut.


Funktioniert allerdings allzu gut: wer hat gesagt dass man rein nichts mehr zu tun hat!!? Jetzt ist die Cheffin auf der Überfahrt schwanger geworden. Von diesen  Nebenwirkungen steht nichts in der  Betriebsanleitung ?
Danke nochmal für all die Hilfe!
Thea Liliana, Marieke und Bjørn 

SV Salty – Marieke Holthusen + Bjoern Aabye

MERKE: SEGELN IST EIN ABENTEUER, ABER DIE WAHREN GEFAHREN LAUERN UNTER DECK! GOOD LUCK EUCH ALLEN! PETER

Wolfgang Quix

NEIN KEIN NACHRUF – EHER EINE RÜCKBLENDE!

Wolfgang Quix

Der Wechselrichter – Teil 1

Achtung: Dieser Artikel stellt eine Ausnahme dar, denn eigentlich hat das Thema dieses Artikels wenig mit Segeln, Pilgern oder der Restauration unseres Oldtimers zu tun. Aber er hat etwas mit uns zu tun und vielleicht auch mit dem ein oder anderen Leser, der selbst so etwas ähnliches schon erleben musste.

Hatte ich schon erwähnt, dass es in der Garage, in der unser kleiner Oldtimer steht, keinen Stromanschluss gibt?
Ist aber kein Problem, denn ich habe schließlich vor einer Weile für den Malstrøm (unser Elektroaußenborder) einen großen LiFePO4 Akku mit 26Volt und 42Ah Kapazität konstruiert, der ohne Probleme auch ein Schweißgerät befeuern könnte. Man braucht nur einen guten 24V/230V Wechselrichter.

Nach kurzer Suche bin ich auf ein Gerät mit echter Sinuswelle, hohem Spitzenstrom und ein paar nützlichen Zusatzfunktionen gestoßen. Bei einem deutschen Händler war genau dieses Modell nicht mehr verfügbar, also habe ich es kurzerhand bei einem erstklassigen Händler im Land der aufgehenden Sonne geordert. Das ganze gleich noch per Luftfracht und Expressversand, damit ich bald auch mal in der Garage stromern kann. Am 28. August des Jahres 2020 war das.
Vier Wochen später (das Paket hätte spätestens nach 14 Tagen da sein sollen) hat sich dann herausgestellt, dass der Versanddienstleister das ganze verbaselt hat und das Paket endgültig verschollen war.
Der Händler war mehr als zuvorkommend, obwohl völlig unschuldig, und hat die volle Rückerstattung des Kaufbetrags oder einen erneuten Versand des Wechselrichters angeboten. Ich habe dem erneuten Versand zugestimmt und kurz darauf vom Händler die Info bekommen, dass er mir als „kleine Entschädigung“ ein Gerät mit „more power my friend!“ geschickt hat.
Alles gut, sollte man meinen und zunächst lief es auch wirklich gut. Der Inverter war ruck zuck durch den Ausfuhrzoll und kurze Zeit später an Bord der Frachtmaschine. Gerade einmal 4 Tage hat es gedauert, bis das Gerät vom Händler zum Flughafen Frankfurt am Main transportiert wurde.

Ab da fing der Spaß dann an. Anders kann man den Wahnsinn welcher folgte nicht betrachten.

Am 28. September gab die Sendungsverfolgung folgende Meldung aus:
„FLU, Ausnahme – Wir waren nicht in der Lage, Zoll zu löschen“
Kurze Zeit später:
„ FLU, Wir werden/haben Sie per Post, E-Mail oder Fax kontaktiert. Wir brauchen Papiere für den Zoll!“

Am 1. Oktober hatte ich dann Post von einer GmbH im Briefkasten, deren Name ich hier nicht nennen werde. Sinngemäß wurde mir von diesem „Verwahrer“ mitgeteilt, dass man meine Sendung quasi abgefangen hat und ich nun zwei Möglichkeiten hätte:
1. Viel Geld bezahlen, damit sie für mich den ganzen Kram mit dem Zoll erledigen.
2. Alles selber machen!

Ich habe mich am nächsten Tag, nach langer Recherche am Vorabend, für 2. entschieden. Nicht, weil ich besonders viel Lust darauf hatte, mich mit dem Zoll auseinanderzusetzen, sondern in erster Linie, weil gegen den Verwahrer meiner Sendung diverse Klagen laufen, bzw. gelaufen sind und der Leumund ungefähr dem einer bekannten Einzugszentrale für bestimmte Gebühren entspricht. Das Vorgehen dieser Firma scheint zwar nach derzeitigem Stand rechtens zu sein, eine Sauerei ist das gewerbsmäßige Abfangen und Abkassieren trotzdem.

Also habe ich der Firma mitgeteilt, dass ich die sogenannte Internetzollanmeldung selbst vornehmen werde und sie sich um nichts kümmern brauchen.
Internetzollanmeldung hört sich ja irgendwie total easy und digital an, ist es aber nicht! Ich habe es zwar nach etwa 2 Stunden geschafft, alle Formulare (hoffentlich) richtig auszufüllen und das ganze Gerödel abzusenden, trotzdem musste ich im Anschluss noch alles (in doppelter Ausführung) ausdrucken, unterschreiben und per Briefpost an das Hauptzollamt in Frankfurt schicken.

Schlappe 8 Tage später hatte ich dann wieder Post im Briefkasten. Diesmal ganz offiziell vom ZOLL!

Meine Anmeldung haben sie erhalten. Verzollen und Versteuern darf ich den Wechselrichter allerdings noch nicht. Und nach Hause geliefert bekomme ich ihn auch nicht.
Das Hauptzollamt Frankfurt am Main hat mit dem Schreiben eine sogenannte Zollbeschau angeordnet! Was das bedeutet, ist eigentlich ganz einfach.
Man fordert mich auf, innerhalb der nächsten 8 Tage persönlich beim Hauptzollamt Frankfurt am Main zu erscheinen (Scheiß auf Covid-19) und dort vor den Augen der Vollzugsbeamten das Paket zu öffnen und die darin befindliche Ware vorzuführen!

Was wie ein Scherz klingen könnte, bzw. nach DDR Marotte müffelt, ist bitterer Ernst! Eine Einladung ist das auch nicht, sondern eine staatlich angeordnete Vorladung eines Zollhauptsekretärs oder einer Zollhauptsekretärin!
Im Anhang des Schreibens wird man auch gleich auf die möglichen negativen Rechtsfolgen hingewiesen, wenn man der Vorladung nicht nachkommen sollte.
Es wird zwar in einem Nebensatz auch erwähnt, dass man den Inhalt des Pakets auch durch einen Bevollmächtigten vorführen lassen kann, aber das ist für mich irrelevant. Ich habe weder Freunde noch Familie in Frankfurt, noch würde ich so einen Akt überhaupt jemandem, den ich gut kenne, zumuten wollen, noch habe ich auf die schnelle einen seriösen Anbieter gefunden, der sich auf so etwas spezialisiert hat.

Also habe ich heute morgen mit dem Zoll telefoniert und war überrascht, wie überrascht man dort war, dass ich der angeordneten Zollbeschau nachkommen werde.
Das hat mich irritiert, muss ich zugeben.
Anschließend habe ich mit dem Verwahrer des Pakets telefoniert. Auch dort war man außerordentlich überrascht, dass ich der angeordneten Zollbeschau nachkommen werde, was mich ebenfalls wieder außerordentlich überrascht hat.
Gibt es da etwas, was ich nicht weiß? Sollte mich meine Nase beim Öffnen des Zollbriefs etwa doch nicht getäuscht haben? Ich dachte zunächst für einen ganz kurzen Moment, ich hätte da einen Hauch von Korruption gerochen, diesen Eindruck aber ganz schnell wieder verworfen.

Wir leben schließlich in einer Republik!

Am Donnerstag ist es jedenfalls soweit, dann habe ich um 11 Uhr einen Termin bzw. muss meiner Vorladung beim „HZA Frankfurt am Main, Zollamt Fracht, Abfertigungsstelle LCC, Tor 26, Gebäude 453“ nachkommen und fahre mal eben 520 Kilometer durchs Land, um einen Wechselrichter für ein paar Euro Fuffzich verzollen zu dürfen! Sabrina wird versuchen, einen halben Tag Urlaub zu nehmen, damit wir das alles organisatorisch mit Filou auf die Reihe bekommen.
Ob ich den Wechselrichter dann überhaupt bekomme? Damit rechne ich noch nicht. Im Prinzip ist das Gerät ohnehin bereits zur Nebensache geworden.

Jetzt noch kurz ein paar Hintergrundinfos. Den Wechselrichter habe ich ganz bewusst direkt in China bestellt. Hier in D hätte ich natürlich auch einen kaufen können, aber für den Preis wären das dann Geräte gewesen, bei denen ich mich frage, wie die es im großen Stil überhaupt durch den Zoll geschafft haben, ohne beschlagnahmt zu werden.
Ich selbst kaufe seit mehr als 15 Jahren regelmäßig direkt Waren in aller Welt ein, häufig in China. Zum einen aus rein wirtschaftlichen Gründen, zum anderen, weil gerade im Elektronikbereich (Entwicklung) oft die gesuchten Teile nicht in Deutschland verfügbar sind, zum anderen, weil ich einfach auf Sachen aus aller Welt stehe! Mein Ukulele kommt zum Beispiel direkt von einer Manufaktur aus Hawaii, den Bootsofen unserer Segelyacht haben wir aus Kanada importiert, weil es soetwas hier einfach nicht gibt.
Aktuelles Beispiel: Die Drehzahlsteller für die Elektroantriebe an Bord der Morgenstern. Die bekomme ich in der Ausführung wie ich sie haben möchte nur in China.
In diesen gut 15 Jahren bin ich jedenfalls unzählige Male (vor allem in der Anfangszeit) die kurze Strecke zum Zoll nach Bocholt (ein Nachbarort von Wesel) gefahren, um meine Waren direkt dort abzuholen. Das lief immer alles problemlos.
Heute läuft die Verzollung und die Abgabe der Einfuhrsteuer meistens direkt über den Logistiker. Ich bezahle also im voraus oder auf Rechnung und muss mich sonst um nicht viel kümmern.

Der Zoll hat dabei jederzeit das Recht, ein Paket zu öffnen, eine Beschau durchzuführen und Ware, die bestimmte Anforderungen nicht erfüllt, zu beschlagnahmen oder zu vernichten!
Das tut er auch regelmäßig. Also das Öffnen und Herumwühlen! Beschlagnahmt oder vernichtet hat der Zoll bei mir noch nie etwas, ich bestelle schließlich auch keinen Müll.
Zerstört oder beschädigt hat der Zoll bei mir allerdings bereits mehr als einmal etwas und erst in der letzten Woche kam hier ein spezieller elektronischer Schütz an, dessen Verpackung vom Hauptzollamt Frankfurt am Main aufgerissen und so liederlich wieder verschlossen wurde, dass die Halterung nach dem weiteren Transport massiv beschädigt wurde. Bisher habe ich solche Aktionen immer zähneknirschend hingenommen.

Zoll Kunstwerk! Viel Klebeband nützt nichts, wenn vorher mit einem Messer durch alle Lagen der Polsterung geschnitten wurde!

Zum Öffnen und Überprüfen der Pakete braucht der Zoll den Empfänger übrigens nicht und er braucht mich auch nicht zu fragen! Dass der Zoll darüber hinaus aber das Recht hat, den Empfänger einer Sendung zum Hauptzollamt seiner Wahl zu beordern, das war mir neu, aber es ist tatsächlich so. Steht eindeutig im entsprechenden Gesetz und ich muss zugeben, das schockiert mich.
Für so eine Vorladung braucht es auch offensichtlich keine Begründung! Zumindest wurde mir kein Grund mitgeteilt.

Es spielt dabei anscheinend auch keine Rolle, um welche Ware es sich handelt. Solange es sich um ein Paket aus einem Nicht-EU-Land handelt, hat der Zoll das Recht, jederzeit eine solche Zollbeschau anzuordnen und den Empfänger zu behandeln wie einen Sträfling, ihn durch die Republik zu jagen und auf eine Vorführung des Inhalts zu bestehen.

Meine Eltern haben mir mal erzählt, wie sie in der DDR zu den Verbrechern von der Stasi mussten, weil sie ein Paket aus dem Westen bekommen haben. Sie mussten das Paket vor den Augen der Vollzugsbeamten öffnen und alles vorführen. Alles wurde durchwühlt und es wurden Akten angelegt…

Zum Glück gibt es so etwas heute nicht mehr!

Unsere geplante Abfahrt verzögert sich

So., 11.Okt.20, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2324, 21.218 sm von HH

Zunächst stand zur Diskussion, ob ich nach Deutschland fliege. Die Situation zu Hause ist schwierig zu beurteilen. Es gibt Flüge (über Kanada), aber ob Französisch Polynesien als Risikogebiet zählt, ist nicht so einfach zu ermitteln. Es fängt damit an, dass die Seite des Auswertigen Amtes keine ’sichere Seite‘ ist – ein Alarmhinweis poppt auf, wenn man die Seite betreten möchte. Rasend schnell ändern sich die Bestimmungen in Deutschland – da kommt man von hier aus nicht mehr hinterher. Am Ende muss ich vierzehn Tage in Quarantäne, mich testen lassen oder komme im schlimmsten Fall gar nicht zu Achim zurück. ( … obwohl, wenn man darüber genau nachdenkt … :mrgreen: )
Ein negativer Test würde mich wohl von Quarantäne befreien (?), aber bekomme ich in Papeete überhaupt einen Test? Ich bin unsicher, da seit geraumer Zeit nur noch Personen mit Symptomen getestet werden.

Französisch Polynesien macht kein großes Theater um Corona. Trotz hoher Zahl an positiven Tests. Dem Söder (schöner Netzfund: wenn du denkst es geht nicht blöder, kommt um die Ecke Markus Söder) wären in Papeete längst die Farben für seine Ampel ausgegangen.  Rot, röter, super rot. Mit Schnappatmung würde er durch die Stadt laufen und ‚mehr Kontrolle, mehr Kontrolle‘ rufen: Alle paar Tage werden 200 positiv Getestete bei knapp 70.000 Einwohnern gemeldet! Die wenigsten werden krank. Es befinden sich zwischen zwanzig bis vierzig Personen im Krankenhaus, davon ungefähr eine Handvoll ernsthaft erkrankt und bisher sind zehn Menschen gestorben. Die Regierung In Französisch Polynesien fährt eine Art schwedischen Stil. Man möchte anscheinend eine Herdenimmunität erreichen. Der Höhepunkt an positiv Getesteten wird für Dezember erwartet und im März soll Corona Geschichte sein. Das kommt gut an bei den Locals. Kommentare in der Tagespresse lesen sich überwiegend positiv. Im Innenstadtkern von Papeete und in allen Geschäften herrscht Maskenpflicht. Daran wird sich gehalten – aber ansonsten kümmert es die Menschen wenig. Versammlungen mit mehr als zehn Personen sind eigentlich nicht gestattet. Drauf gepfiffen. In den Wohngebiet wird in großen Gruppen gegrillt, genau wie letztes Jahr.

Radrennen am Sonntag – AHA-regeln sind leicht einzuhalten, weil es kaum jemanden interessiert

Ich fliege also nicht nach Deutschland. Ein wenig Papierkrieg ist noch abzuwarten, aber dann wollen wir doch bald weiter. Neuseeland ist nun endgültig gestorben: Ein Boot mit drei Deutschen an Bord hat versucht ohne Genehmigung in Neuseeland einzureisen. Die drei landeten sofort im Gefängnis, das Boot wurde beschlagnahmt. Inzwischen wurden sie ausgewiesen und sind zurück in Deutschland. Was aus ihrem Boot wird ist mehr als ungewiss. Sie selber dürfen nie wieder nach Neuseeland einreisen.

Also wohin mit uns? Darüber reden wir uns die Köpfe heiß, mal alleine, mal mit anderen Seglern. Eins ist klar, einfach wird die Entscheidung nicht.

SV Milu – Michael Hunsdiek GER

UNTERGANG DER MILU VOR LA CORUNA

Havarien

SV Double Twenty – Lukas Warnecke + Dorian Broos + Leon Woditsch GER

CHERBOURG – BREST – LA CORUNA – LISSABON – PORTO SANTO

SV Double Twenty

Nachruf

Mo., 05.Okt.20, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2318, 21.218 sm von HH

Mein Vater ist gestorben. Gert lebt nicht mehr. Trotz einiger altersbedingter Krankheiten kam sein Tod überraschend. Sein Leben lang wird man darauf vorbereitet, dass die Eltern vor einem sterben und dann ist es doch ein Schock. Gerne hätte ich meinen Vater im Mai noch einmal gesehen, aber der Corona-Wahnsinn hat das vereitelt.  Mein Leben lang habe ich meinen Vater Gert genannt, wie das gekommen ist, weiß ich gar nicht. Und jetzt kann ich ihn nicht mehr fragen. Er nannte mich ‚Schietbüdel‘ – auch noch als erwachsene Frau. Woher das stammt, kann man ahnen.

Seebär und Brummbär. Als junger Mann, vor meiner Geburt, ist Gert zur See gefahren als Schiffszimmermann. Ich habe als Kind an seinen Lippen gehangen und gelauscht. Seinen Geschichten gelauscht von haushohen Wellen, von Abenteuern, Freiheit und Fernweh und wurde infiziert. Ich habe von Sydney und Westafrika gehört, bevor ich zur Schule kam. Und an Heiligabend lief bei uns immer ‚Gruß an Bord‘, eine Radiosendung, die Matrosen tränenfeuchte Grüße von Mutti übermittelt hat. „Das Schiff kenn ich noch, den Käpt’n auch“, hieß es in den ersten Jahren. Diese Sendung lief auch noch, nachdem Gert niemanden mehr erkannte. Er war Äquator getauft, seefest und standsicher – ein echter Seebär. Dem Meer verbunden und mit Bergen nichts am Hut.

Brummbär und Seebär. Was konnte Gert brummig sein – warum vererben Väter eigentlich nicht nur ihre guten Seiten weiter? Laut in der Stimme war er in der Lage die ganze Elbe zu beschallen. Laut auch sein herzliches Lachen. Laut seine Freude, wenn er auf Feiern das Leben als ‚tau schön, tau schön‘ beschrie. Brummig, aber niemals bösartig. Brummig, aber immer den Schalk im Nacken – oder warum wettet ein erwachsener Mann, dass er fünfzig Eier essen kann?
Stets hilfsbereit und mit handwerklichem Geschick gesegnet. Nichts, was Gert nicht aus Holz bauen konnte. Er hat ein Haus gebaut und er hat für sich einen alten Schiffskutter ausgebaut, Möbel gezimmert, alte Sachen repariert und neue Dinge erfunden. Er hat uns beim Deck-Refit für Atanga geholfen und Schwalben-Nester und andere Spielereien fürs Schiff entworfen.
Und er war mit der richtigen Prise zivilen Ungehorsams ausgezeichnet: „Meine Haare wachsen während der Freizeit und während der Arbeit – also gehe ich jedes zweite Mal während der Arbeitszeit zum Friseur“.

Seine Asche wird in der Elbmündung verstreut. Das ist schön, er folgt dann unserem Kielwasser und braucht sich bei der ersten Tide nur etwas zu beeilen und kann uns bald eingeholt haben. Gemeinsam können wir dann weiterschippern. Zusammen mit Gert, der sich über unsere Reise mehr als alle anderen gefreut hat.

Brummbär und Seebär. Seebär und Brummbär.
In Liebe, Deine Tochter.

Gert am Tag unser Abreise mit Atanga

Und manchmal mache ich einfach die Augen zu, damit ich Dich sehen kann.

SV Vesper – Marcus Ward US

SCHLAFEN BEIM SEGELN UNTER WINDPILOT UNMÖGLICH
Jedenfalls bei Marcus! Sein Segelrevier ist der Carter Lake Reservoir mitten in Colorado, ein Süsswasserreservoir, auf dem man segeln darf, wenn man ein paar Spielregeln befolgt, damit man vom Park Ranger nicht verfolgt und mit fines belegt werden kann. Das folgende Foto wurde im Juli 2020 geschossen, keiner mag das glauben.

Marcus hat in seinem Backyard seit langem eine Marieholm 261 geparkt, die er restauriert und für seinen grossen Traumtörn auf der grausamen See präpariert, wofür logisch eine Heckverzierung gehört, die wir ergo kürzlich vor seiner Tür haben abladen lassen … die auch tatsächlich funktioniert … wie Marcus mir versichert hat, wenn auch nur für ein paar hundert Meter. Ich schwöre, ich habe hier keinerlei Tricks angewendet, um Marcus zum Kauf zu überreden … er ist vollkommen von allein bei mir aufgeschlagen … um seinen Auftrag elektronisch zu plazieren. Ich konnte gar nix dagegen machen!

Hi Peter, Wind vane is finally mounted too.  I’m sure it’s going to be super useful here in Colorado. We were sailing in 20-30 with gusts well above that today.  We’re in the mountains approx 1750m above sea level so the wind doesn’t ‚push‘ as hard here . We had a gust to 40 but it felt like 30.  The WindPilot handled all of this fine, even 30′ shifts.  Mountain winds are very shifty and complicated and the WindPilot was amazing.  Thank you again.  I have some friends interested in the the Pacific.  Geoff from Seattle with an Ericson 32 may be contacting you soon.  ?
Best regards,
Marcus

SV Vesper

Die ganze Wahrheit – Teil 2

So., 04.Okt.20, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2317, 21.218 sm von HH

Natürlich hatten die anderen Recht. Natürlich stimmt die Aussage „hast du eine an Bord – wächst unter den Bodenbrettern garantiert eine Klon-Armee heran“. Die Rede ist von ‚Periplaneta americana‘ – der Amerikanischen Großschabe. wie alles begann
Im Januar hatten Achim und ich unter Einsatz von List und Tücke das vermeintlich letzte Exemplar an Bord weg gefangen. Wir wähnten uns bis zur Ankunft auf Gambier sicher.  Keine Amerikanischen Freunde mehr zu sehen.
Ungefähr vier Wochen später sah ich ein klitzekleines Insekt über die Kühlschrank-Klappe laufen. Zack, und Matsch! Drei Tage später wieder eines dieser Krabbelviecher. Eine genaue Untersuchung ergab keinen Zweifel:  eine Amerikanische Großschabe in Miniatur-Format. Auf Gambier gibt es keine Mittel gegen Kakerlaken zu kaufen, also blieb uns nichts anderes übrig als unsere letzten – seit 2017 abgelaufenen – Kakerlaken-Hotel-Fallen aufzustellen.  Erfolglos, unsere Kakerlaken lachten sich über das alte Gift kaputt und zeigten sich unbeeindruckt. Also konnten wir die sechs Monate auf Gambier prima den Entwicklungsfortschritt von Periplaneta verfolgen. Wie schnell die wachsen. Gru-se-lig! Hin und wieder konnte Achim eine erlegen und er wurde nicht müde zu betonen, dass ‚dies aber nun wirklich die letzte gewesen sei!‘ :mrgreen:
Natürlich hatten die anderen Recht. Natürlich war es nicht ‚die Letzte‘. Natürlich fand ich weiterhin Reste von ihren Panzern, mal einen Fühler oder ein Bein und natürlich ihren Dreck. Sechs Monate mussten wir uns in ungewollter Koexistenz Atangas Pantry teilen.

Damit ist nun Schluss. Natürlich hatten die anderen Recht, ‚das einzige, was hilft, was wirklich hilft, ist Borsäure‘! Das kann man in Papeete in der Apotheke in großen Mengen kaufen. Das Pulver mixe ich seit fünf Wochen mit Milchpulver (oder auch mal mit Kartoffel-Stampf) zu einem lecker Brei. Ein Schuss Zucker dazu, denn spätestens seit Edgar, der Schabe aus MIB, weiß man Bescheid – Kakerlaken lieben Zucker.
Damit unsere Amerikaner sich auch eingeladen fühlen von meinem Mix, habe ich ihnen aus Klopapier-Rollen kleine Hotels gebaut. Man möchte ja nicht unfreundlich erscheinen.

Ein Hotel für unsere Amerikanischen Freunde

Und was soll ich sagen? Hehehe, es wirkt. Vorzüglich! Nach vier Wochen tauchten die ersten Leichen auf. Mausetot auf dem Rücken liegend. Mal hier eine, mal dort eine. Inzwischen fast so groß herangewachsen wie ihre Eltern. Bäh! Es graust mich. Inzwischen habe ich alle Schränke auf den Kopf gedreht. Noch mehr Leichen. Hehehe. Über die Anzahl möchte ich kein Wort verlieren, natürlich hatten die anderen Recht, natürlich ist es eine Klon-Armee.
Noch etwas Geduld und noch mehr Brei für die Hotels und dann werden wir wohl hoffentlich bald komplett Kakerlaken frei sein.

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SEENOT IN DER WAGENBURG

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Wie es sich schraubt

Der Getriebeflansch wird vermessen.

Seit ein paar Tagen hat unser Trabant keinen Motor mehr. Auch die Auspuffanlage fehlt, genauso wie die Kupplung, die Zündanlage, die Lichtmaschine, der Anlasser…
Alles ausgebaut und zum größten Teil bereits an andere Trabifreunde weitergegeben. Der nagelneue Original Reifen, den ich übrig hatte, ziert nun einen Trabant in Neuzustand mit exakt 14km Laufleistung auf dem Tacho. Der Motor unseres Trabant ist zum Spenderherz eines Oldtimers geworden, dessen Aggregat plötzlich das Zeitliche gesegnet hat und der Tank, den ich bereits restauriert hatte, wird gerade von der Post an den Ort geliefert, an dem er in den 80er Jahren in unseren Trabi eingebaut wurde, nach Zwickau. Ein Westpaket, sozusagen.
So haben die Bauteile, die ich in Zukunft nicht mehr benötige, noch einen sinnvollen Nutzen und der Kreis ist geschlossen.

Und wie schraubt es sich nun am Trabant?

Ganz anders, als ich das von jedem anderen Fahrzeug kenne. Der Trabant ist zwar nicht fundamental anders aufgebaut, als andere Autos, aber im Gegensatz zu Fahrzeugen, die dem kapitalistischen Markt entsprungen sind, wurde der Trabant in einer Gesellschaft entwickelt, in der es wenig kommerzielles Interesse an Wartungsaufträgen gab. Ziel der Ingenieure war es, dass jeder DDR Bürger in der Lage sein sollte, seinen Trabant selbst zu reparieren. Und genau dahingehend wurde er konstruiert.
Er ist in weiten Teilen unglaublich einfach zu reparieren. Viele Bauteile sind direkt zu erreichen, ohne dass Nebenaggregate oder andere Teile vorab entfernt werden müssen. Das kenne ich aus meiner Werkstattzeit praktisch überhaupt nicht. Ich kann mich noch gut an die Flüche erinnern, wenn du dir irgendwo fast die Finger gebrochen hast, weil alles verbastelt und sinnlos zusammengefriemelt war. Im übrigen bei praktisch jedem Hersteller!
Nicht so beim Trabant. Alles irgendwie einfach und gut durchdacht. Bis auf wenige Ausnahmen kein Spezialwerkzeug notwendig, das meiste mit einem 10er oder 13er Ringschlüssel zu demontieren.
So richtig bewusst wurde mir das erst vor kurzem, als jemand bei Instagram auf ein Foto einer Inbusschraube sinngemäß schrieb, dass diese Schraube seinerzeit unbeliebt war, weil sie im Trabant wegen des nötigen Inbusschlüssels eine Ausnahme bildet.

Es macht mir jedenfalls ziemlich viel Spaß, an dem kleinen Oldie zu schrauben. Mittlerweile habe ich auch den Getriebeflansch des Originalmotors vermessen und per CAD Software digitalisiert. Das ist notwendig, um einen neuen Flansch für den Elektromotor herzustellen.
In den nächsten Tagen werde ich den NC-Code für die Fräse schreiben und anschließend ein Probestück aus MDF fräsen. Danach werden sicherlich noch minimale Korrekturen und ein weiteres Probestück nötig sein. Wenn dann alles passt, wird meine CNC Fräse das Bauteil aus Aluminium liefern müssen.
Die Verbindung vom E-Motor zum Getriebe wird über die originale Keilwelle realisiert, allerdings ohne Kupplung, denn die wird beim E-Antrieb nicht mehr benötigt.
Diese Keilwelle hat mich Anfangs etwas Nerven gekostet, denn die Norm, nach der sie gefertigt ist, gibt es heute nicht mehr. Die modernen Profile der Flanken sind heute viel steiler als früher. Also blieb mir nichts anderes übrig, als die originale Kupplungsscheibe zu zerlegen und daraus das Gegenstück zur Trabant-Keilwelle zu gewinnen. Das Bauteil an den Elektromotor anzuflanschen ist zwar etwas aufwändiger, als wenn ich ein Normteil zur Verfügung hätte, aber es ist immerhin möglich.

Ansonsten schlage ich mich nach der ersten Euphorie derzeit mit ein paar Problemchen herum. Der bestellte Wechselrichter, den ich für die Garage brauche, um dort 230V Geräte zu betreiben, ist leider auf dem Versandweg verschollen und vieles verzögert sich dadurch nun.
Am Trabant selbst ist die hintere linke Achsmutter so festgegammelt, dass ich mir das Werkzeug daran zerbrochen habe. Der gekaufte Schlagschrauber, mit dem ich dem Biest nun zuleibe rücken wollte, war defekt!
Wenn es einmal läuft…

Aber es gibt auch Bereiche wo es zügig vorwärts geht. Alle 5 Räder sind mittlerweile komplett restauriert und neu bereift. Die vordere Stossstange und der Unterfahrschutz sind gerichtet und lackiert, das Zündlenkradschloss habe ich komplett überholt und mit vielen Neuteilen ausgestattet. Die Lenkstange, der Blinkerschalter und die Halterung sind ebenfalls fertig restauriert.
Auch die Scheinwerfergehäuse sehen nun wieder aus wie neu und die Scheinwerfer selbst habe ich gegen Nagelneue ausgetauscht.
Sabrina hat in der Zwischenzeit auch das erste Polster erneuert. Sie hat einen Stoffhersteller gefunden, der den Originalstoff von damals nachwebt. Davon hat sie etwas bestellt, das kaputte Stoffteil herausgetrennt, ein Schnittmuster erstellt, ausgeschnitten, mit der Pfaff abgesteppt und von Hand an die originalen Lederteile und Kedern genäht.
Daneben gab es noch einige weitere Miniprojekte, die ich nicht alle dokumentiert habe und die hier aufzuzählen auch langweilig wäre.






Reden wir deshalb lieber noch etwas übers Schiff!

Der erste Elektromotor für Morgenstern ist mittlerweile eingetroffen. Vom Hersteller genau so angefertigt, wie ich ihn haben wollte, mit hohem Kupfer-Füllgrad und Neodym Magneten. Ein Brushless-DC Motor mit einem Wirkungsgrad von 96% ist es geworden. Bis zu 20kW kann er maximal leisten.
Theoretisch würde bereits ein solcher Elektromotor ausreichen, um den Dieselmotor vollständig zu ersetzen. Aber er wäre dann oft am Limit. Deshalb wird der zukünftige Antrieb der Morgenstern aus zwei dieser Elektroantriebe bestehen. Mit Elektromotoren ist solch ein redundantes System, welches auf eine einzige Wellenanlage wirkt, überhaupt erst sinnvoll möglich.
Den zweiten Motor haben wir mittlerweile auch bestellt. Damit wollten wir zunächst warten, denn Brushless-DC Motoren in dieser Leistungsklasse sind derzeit noch überwiegend Kleinstserien oder Sonderanfertigungen und liegen nicht irgendwo in Massen auf Lager. Und damit sind sie natürlich auch ein bisschen ein Ü-Ei. Unser Ü-Ei hat sich beim Testlauf auf der Werkbank jedoch von seiner besten Seite gezeigt und alle Erwartungen erfüllt.
Leider hat sich der Hersteller beim mechanischen Teil des Motors nicht so ganz an Drehmomenttabellen und Toleranzen gehalten. Normalerweise fällt das niemandem auf, denn normalerweise baut ein Endkunde so einen Motor eigentlich nach dem Auspacken irgendwo ein.
Ich baue das Ding jedoch zunächst einmal komplett auseinander, um wirklich sicher zu sein, dass ich der Maschine vertrauen und sie unterwegs auch reparieren kann.
Genau das war eine gute Idee, denn die Zentralmutter wurde dermaßen angeknallt, wie ich das bisher noch nicht gesehen habe! Unterwegs wäre ein schneller Lagerwechsel in dem jetzigen Zustand unmöglich.
Am Ende sind mehrere Versuche des konventionellen lösens der Mutter gescheitert und ich habe sie ganz knapp am Gewinde aufgetrennt, um sie sprengen zu können.
Gesprengt hat es mir beim weiteren zerlegen des Motors dann schließlich auch meinen massiven Abzieher, beim Versuch die Riemenscheibe zu lösen. Trotz vorwärmen, trotz einiger anderer Tricks, trotz beten…
Nix zu machen! Muss ich morgen mit der Flex ran…

Läuft halt nicht immer alles rund.

Da fällt mir ein, unser überarbeitetes Cockpit haben wir euch doch hier auch noch nicht gezeigt! So sieht es nun aus: