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Mast runter

Fr.,11.Mrz.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2842, 24.688 sm von HH

Jetzt ist Atanga endgültig kein Segelschiff mehr. Per Kran wurde der Mast vom Deck gehoben. Die ganze Aktion hat fehlerlos funktioniert. Rigger Gerry ist gut organisiert und der bestellte Kran (der wird vom Nachbar-Gewerk geordert) und Gerry sind um 8:00 Uhr pünktlich zur Stelle. Da der Kran stundenweise bezahlt wird, gibt es im Vorwege von Gerry eine Liste, wie die Wanten und Stagen für den schnellen Abbau vorbereitet werden sollen. „Je schneller es geht, desto günstiger wird es für euch.“ :mrgreen:
Achim bereitet alles vor und reibungslos wird der Kran vom Deck gehoben. Der junge Mann am Kran wirkt ausgeschlafen und hat keinen Tatter an den Joy-Sticks. Gerry befestigt unterhalb der ersten Saling einen Gurt. Dieser wird in den Haken vom Kran gehängt. Die Wanten und Stagen werden endgültig gelöst. Der Mast kann angehoben werden und schwebt dann langsam Richtung Boden. Jetzt nur noch kippen und sanft landet der Mast in den bereit stehenden Gestellen. Voila!
Eine knappe Stunde später (und 250 NZ Dollar ärmer – ungefähr 160 Euro) ist der Mast bereit für seinen Weg zum Lager.

Der Kran wird stabilisiert

Sofort werden die Haken am Ausleger ausgefahren

Der Haken wird zu Gerry runter gelassen

Konzentration am Joy-Stick

Da schwebt er schon

Vorsichtig wird der Mast abgesetzt

Und langsam in die bereit stehenden Gestelle angelassen

Das war’s

Leider klappt nicht alles so reibungslos. Unser Termin für die Halle verschiebt sich von Woche zu Woche. Aus Ende Februar ist nun bereits Anfang April geworden. Aus Hochsommer wird Herbst. Die Nächte sind auch schon deutlich kühler und feuchter. Unser Cupper-Coat-Projekt für den Rumpf ist da eine Diva – zu niedrige Temperaturen und Cupper-Coat kann nicht mehr aufgetragen werden. Hoffentlich läuft uns da nicht die Zeit davon …


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SV Galileo – Christian Brugeron FR

BUCHVORSTELLUNG: DREI FRANZÖSISCHE TITEL

Livres en francais

SV Saira – Andrea Bäcker + Björn Dinklage GER

Luken dicht

Do.,03.Mrz.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2833, 24.688 sm von HH

Wir wohnen wieder auf Atanga. :cry: Schnell, viel zu schnell war die schöne Zeit mit unseren Leihhunden um. Tschüss Marley, tschüss Sally. Aber auch tschüss große Terrasse und tschüss Grill. Leider haben wir kein Anschluss-Haus gefunden, also wohnen wir jetzt wieder in unserem eigenen Chaos. Achim freut sich (home, sweet home :roll: ) – ich hätte gut und gerne noch länger bei Marley und Sally wohnen können. Andererseits sind 150 qm Wohnfläche zu saugen auch so eine Sache.

Unsere Planung ist gut aufgegangen. Ich habe meine Holzrahmen fertig lackiert bekommen. Sogar das Wetter hat mitgespielt, zwei Wochen kein Regen. Jeden Tag konnte ich ohne Probleme mit dem Rad zum Schiff runter radeln. Am Ende hat Sally es geschafft sich auf der Rückseite eines Rahmens mit einem ihrer gestreiften Haare im Lack zu verewigen. Ein nettes Souvenir.

Auf Atanga ist es staubig und nicht besonders gemütlich

Selfie mit Kamera unwilligen Hunden

Tschüss Grill und viel Platz

Alle Teile vom Deck sind demontiert. Auch Achim hat gut was weg geschafft. Jetzt stehen nur noch der Mast (kommt nächste Woche runter) und die Reelingsfüße auf kleinen Holz-Inseln. Ende März haben wir einen Hallenplatz avisiert bekommen.
Zeit für ein Nebenprojekt: unsere Luken. Als wir das Holz um die Fensterrahmen weg geschlagen hatten, wurde uns klar, warum wir soviel Wasser im Bereich der Luken genommen haben. Ein bis zu fünf Millimeter breiter Schlitz befindet sich zwischen Luke und Deck. Die weißen Rahmen sind Bestandteil vom Deck. Sie sind nicht aufgeschraubt oder verklebt.

Diese Schlitze müssen zu. Der Auftrag wurde schon vor vier Wochen von uns an Lance, unseren Supervisor, weitergegeben. Da sich keiner meldet und um den Auftrag reißt, holen uns erneut Rat bei Peter. Er schlägt vor, dass wir (natürlich wir – spart ja Geld für uns) die Schlitze etwas erweitern, schleifen und sauber machen. In eine Plastiktüte sollen wir Epoxid füllen, eine Ecke abschneiden und ähnlich wie bei einer Sahne-Torten-Tüte die Masse in den Schlitz drücken. Job Achim. Ich soll dann mit einem Spachtel die Masse in den Schlitz drücken und mit einem zweiten Gummispachtel die Kante sauber ziehen. :lol: „Wenn ihr gut seid, schafft ihr zwei Luken in einem Rutsch abzuspachten“. Ist die Masse zu dünn, geht es schief und ihr müsst es zweimal machen“.

Dieser Peter. Immer für einen Scherz zu haben. Wir sind nicht gut und die erste Luke müssen wir tatsächlich zweimal abspachteln. Bei Luke zwei und drei klappt es schon besser. Zwei Luken sind noch übrig …

Spalt unter den Fensterrahmen

Schlitz vertieft und sauber gemacht – bis zur roten Linie kommt später noch entsprechend Lagen an GFK und Spachtel rauf – das sollte also hübsch dicht werden

Luke geschlossen mit Epoxid

#nowar    #fckptn   #neinzumKrieg

Natürlich erreichen auch uns die furchtbaren Berichte über den Krieg. Schaut man in die Deutschen Nachrichten, dann gibt es kein anderes Thema. Schaut man in die Kiwi-News, dann findet man Randnotizen. Hier beherrscht noch immer Corona die Schlagzeilen. Und Europa ist weit weg. So unterschiedlich können Ereignisse bewertet werden.

#nowar    #fckptn   #neinzumKrieg


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Flagge zeigen

Ich war gerade an Bord der Morgenstern und habe aus Solidarität eine Gastlandflagge gesetzt, von der ich nie gedacht hätte, dass ich sie noch einmal aus dem Schrank nehmen werde.
Als ich 2018 durchs Schwarze Meer gesegelt bin, war diese Flagge an Bord. Zum Einsatz gekommen ist sie damals nicht. Der Konflikt in der Ukraine war zu der Zeit im Schwarzmeerraum allgegenwärtig und die von Russland annektierte Krim durfte von ausländischen Schiffen nicht ohne eine Sondergenehmigung aus Russland angelaufen werden.
Für mich war der nördliche Teil des Schwarzen Meeres dadurch praktisch tabu. Menschen aus der Ukraine habe ich trotzdem auf meinem weiteren Weg über die Donau kennengelernt.
Einer von Ihnen, Sergej, hat mich mit Lebensmitteln versorgt, obwohl er selbst nicht viel hatte. Aber unter Seeleuten hilft man sich eben, egal welche Flagge am Heck des Schiffs weht. Ich habe während meiner Reisen oft an Tischen mit Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern gesessen und eines dabei gelernt: Es sind zwischen verfeindeten Nationen nicht die Mehrheit der Menschen, die sich hassen. Es sind die wenigen Wahnsinnigen an der Macht, die desinformieren, manipulieren und Hass säen!
Ich hoffe, dass ALLE Bewohner der Ukraine diesen Krieg überstehen und ihre Freiheit bewahren können. Und ich hoffe, dass Sie dabei mehr Unterstützung aus dem Rest der Welt bekommen!

Ganz persönlich hoffe ich, dass es Sergej und seiner Familie gut geht. Bisher habe ich keine Antwort von ihm erhalten.

Zweit-Job

Mi.,23.Jan.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2825, 24.688 sm von HH

Wir haben uns gut eingewöhnt ins Luxus-Hausleben. Die morgendlichen Spaziergänge machen Spaß. Sally und Marley werden immer zutraulicher – mitgebrachte Hunde-Leckerlies leisten ihren Beitrag. Marley darf inzwischen sogar ohne Leine laufen.
Es gibt nur einen Haken an der Sache: wir wurden gebeten, die Hunde nicht länger als vier, maximal fünf Stunden am Stück alleine zu lassen. Das ist uns zu kurz, um auf Atanga zu arbeiten. Also haben wir überlegt, wie wir die Zeit strecken können und haben für mich einen Zweit-Job gefunden, den ich im Haus erledigen kann. Ich habe im Vorwege unsere Gastgeber gefragt, ob ich wohl bei ihnen auf dem Hof unsere Holz-Stücke (die es bitter nötig haben) lackieren darf. „Klar, darfst du, gar kein Problem.“ Graham hat mir sogar ein übergroßes Tuch zum Unterlegen zur Verfügung gestellt. Leider hat der Hausherr keine Böcke, aber aus Kartons und Leisten bastel ich mir meine eigenen Unterlagen. Die Bedingungen sind nicht optimal, aber allemal besser als auf der Werft. Dort gibt es immer einen staubigen Nachbarn.

 

Das Lackier-Ergebnis ist ganz viel versprechend und weites gehend Insekten frei

Achim verlässt um 8:00 Uhr das Haus. Er nimmt das Auto und ich mache mich an die Arbeit. Nach zwei Stunden ist der Job getan und um 10:30 Uhr schwinge ich mich aufs Rad, um zu meinem Hauptjob zu radeln. Sieben Kilometer. Die Strecke ist auf der ersten Hälfte super. Nur bergab. Ich stehe auf den Bremsen. Der zweite Teil ist ‚geht so‘. Warum wir nicht abwechselnd radeln? Mein Fahrrad sei angeblich leichter zusammen zu klappen …

Um 11:00 Uhr erreiche ich Atanga. Schnell in den roten Overall geschlüpft. Es fehlt nur noch eine Stechuhr an der Leiter. Meine Haupt-Arbeit ist weiterhin das Deck. Das ‚Weiße‘ ignoriere ich. Kommt Zeit, kommt Lösung. Ob wir uns ein Gerät kaufen oder leihen, steht noch nicht fest. Vielleicht lassen wir es auch die Werft-Jungs machen. Falls sie es nicht wieder an uns abtreten – spart euch ja Geld und so.

Peter hat sich ein Deck glatt wie einen Kinder-Popo gewünscht. Peter bekommt ein Deck wie einen Kinder-Popo. Dazu müssen alle Löcher, Kratzer und die Verletzungen, die wir ins Deck geschlagen haben, mit Epoxid aufgefüllt werden.
Beim Füllen der Schraubenlöcher haben wir einen riesigen Fehler gemacht. Wir haben versucht mit dem Epoxid keine Haufen auf den Löchern zu bilden, damit wir hinterher nicht zu viel weg schleifen müssen. Was wir nicht wussten, dass Epoxid sich beim Trocknen einzieht. Was wir auch nicht wussten, dass es mehr Arbeit macht, die Löcher noch einmal anzufassen als sie überdick zu füllen und dann hinterher einfach glatt zu schleifen.
So viele Löcher sind es aber nicht. ;-) Vielleicht 2000.
Seit Tagen fülle ich, schleife ich, fülle ich, schleife ich … Es nimmt kein Ende. Einige Löcher bilden beim Füllen eine Luftblase, die müssen erneut gebohrt und wieder gefüllt werden. Und wieder geschliffen.
Ich mache auch viel falsch und muss etwas größere Flächen zweimal füllen, weil ich zu wenig Epoxid nehme. Das ist wie Sahnetorte glatt streichen – kann ich auch nicht  gut. Kratzer, die voll Kleber sind (das darf nicht sein, laut Peter – und wer bin ich, dass ich Peter widersprechen würde?), bohre ich mit dem Dremel auf. Das ist jetzt Zahnarzt-Arbeitsweise. Sicher nicht sehr professionell (Peter sieht es ja nicht), aber für mich eine sichere Methode mit Erfolgsgarantie. Dauert halt nur etwas länger als schweres Gerät zu verwenden.

Mit dem Dremel hole ich den schwarzen Kleber aus Fugen – das muss weg – da hält nix drauf, sagt Peter

Gutes Beispiel für schlecht gespachtelt – die glänzenden Flächen in der Mitte, dort habe zu dünn aufgetragen – Oben am Rand noch eine Verletzung, die zu füllen ist

Wenn ich es gut mache – vermischt sich das Epoxid mit dem GFK Deck zu einer homogenen Fläche – so soll es überall sein

 

Und was macht Achim eigentlich die ganze Zeit? Die Frage ist berechtigt. Man hört ihn nicht hämmern, man hört ihn nicht schleifen. Man sieht ihn auch nicht. Er ist im kühlen Schiff verschwunden. Was er macht, wissen die Götter. Ich höre ihn nur fluchen. Und er stürzt das Schiff ins Chaos. Um die verbliebenen Beschläge von Deck zu bekommen, muss er die Deckenverkleidungen abbauen, um von unten an die Bolzen zu gelangen. Manchmal sogar einen halben Schrank. „Verfluchte Schrauben, scheiß Bolzen.“  Sein negativ Rekord sind ein gezogenes Kabel und vier gelöste Schrauben von den Genua-Schienen – vier von neunzehn. Dafür kann man keine Fleiß-Sternchen bekommen. Das ist mal klar. :lol: Manchmal fährt er auch gemütlich in den Baumarkt oder er berät er sich mit anderen Skippern. Dann kommt er mit neuen Werkzeugen zurück, einem Schlagschrauber zum Beispiel und rückt den verbliebenen fünfzehn Schrauben mit Erfolg zu Leibe.

Chaos im Schiff – das Schlafzimmer ist ein Wühlhaufen – die Matratzen lagern im Salon

Um 15:00 Uhr ist Feierabend. Den Hunden sei Dank. Mein Rad kommt in den Kofferraum und gemeinsam fahren wir zurück in unsere Luxus-Oase.
Ich gehe dann noch eine Runde meinem Zweit-Job nach. Es ist warm, es ist trocken. Da schaffe ich locker zwei Anstriche am Tag.

Achim in der großen Küche dreht zu Höchstleistungen auf


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SV Amarie – Nadiem der Weduwen NED

JEANNEAU FANTASIA 27 ON HER WAY SOUTH
Hi Peter, Hope you are well, I have been super happy with the windpilot you did send to me. It has been working great since Ireland, and I am currently in the Canary Islands. Next winterseason I might cross the Atlantic.

I was wondering, does the windvane need any specific maintenance so far? Since I’m mostly single-handed sailing, I have created quite a special relationship with the windpilot :). So I would like to take good care of it. Here is a picture of the installation; 
Thanks in advance!
Nadiem der Weduwen

SV Drot – Vagn Olsen DEK

FÜR WEITE REISEN GEDACHT UND GEMACHT

Bowman 40 – Giles 38

Unser Leben als Hunde- und Haus-Sitter

Fr.,18.Jan.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2820, 24.688 sm von HH

Unsere Tage beginnen neuerdings  mit Wecker klingeln. Den Leih-Hunden sei Dank – sie sind frühes Aufstehen gewohnt. Um 5:45 Uhr müssen wir hoch. Da ist es noch stockdunkel. Zuerst bekommen Marley und Sally ihr Futter. Noch vor dem Frühstück das Hundefutter zuzubereiten, haut leicht auf den Magen. Das Futter wird genau abgewogen, jeder Hund bekommt etwas anderes. Ein laminierter Zettel mit Instruktionen macht uns das Leben leicht. Beide Tiere bekommen dann noch eine eigene Tablette aufs Futter. Zerrieben mit einem kleinen Mörser.
Während die beiden fressen, trinken wir noch schnell einen Tee und Kaffe, dann geht es los. Vor der Tür steht ein klappriger Wagen auschließlich für den Hundetransport. Das Hundeauto ist die zweite Herausforderung des jungen Morgens. Der Wagen muss am Ende seiner Tage verbrannt werden. Es riecht nach Hund. Nach viel Hund. Nach sehr viel altem Hund. :mrgreen:

Zwei Minuten brauchen wir zum nahe gelegenem Park. Im Wald direkt vor der Haustür ist Hunden der Zutritt verboten. Hier leben Kiwis und daher dürfen Hunde nicht hinein. Während der Fahrt bellt Sally anhaltend. Sie bellt immer, wenn Auto gefahren wird. Da sie taub ist, fällt ihr Bellen etwas heiser aus, aber sie bellt. Sobald wir am Park angekommen sind, ist sofort Ruhe.
Mit Graham haben wir die Hunderunde geübt. Er lässt sie frei laufen. Aber wir gehen auf Nummer sicher und nehmen die Hunde vereinbarungsgemäß an die Leine. Wie ruft man einen tauben Hund, der abhauen will? Sally kennt das Kommando, dass sie kommen soll, wenn man die Arme ausbreitet. Aber Achtung, dafür benötigt man Augenkontakt …
Nur in einem eingezäunten Gebiet lassen wir sie von der Leine. Im Park selber ist es Pflicht, die Hunde-Köttel aufzusammeln. Da Achim die Fütterung übernimmt, sammel ich. Es ist ungewohnt noch körperwarme Dinge zu greifen.  Die Angst, dass der Greif-Beutel ein Loch haben könnte, sammelt mit.

Inzwischen dämmert es. Nebel hängt über den Wiesen. Jetzt ist es schön. Und es macht Spaß mit den Hunden zu laufen. Sally ist ein Huntaway-Mischling. Diese Hunderasse hat die Aufgabe Schafsherden zusammen zu treiben. Sally ist ein echter Quirl, leider mit einer 14 Jahre alten Hüfte, die schon etwas Probleme bereitet. Graham geht langsam mit den Hunden seine Runde. Wir ziehen das Tempo etwas an und schon nach drei Tagen läuft auch der geh-faule Marley im Trab neben uns her.

Arme ausbreiten bedeutet ‚komm‘

Offensichtlich versteht Sally nur Bahnhof

Eine weitere Spaziergangs-Runde gibt es nicht. Wir halten das für zu wenig Auslauf, aber Herrchen und Frauchen finden die Hunde zu alt, um ihnen mehr Bewegung zuzumuten. Am Abend gibt es noch einmal Futter, das war‘s an Verpflichtungen.

Bei Sally ist es gut, wenn man keine Hundehaar-Allergie entwickelt. Das alte Mädchen haart wie verrückt, überall verteilt sie ihr Fell. Sie hat ein sonniges Gemüt und möchte ständig gestreichelt werden. Mit großen Kulleraugen schaut sie einen an. Gute Sally.
Marley ist ein Cockerspaniel und auf einem Auge blind. Er hat ein Gesicht, was nur eine Mutter lieben kann, ist aber echt drollig. Und hat seidenweiches Fell. Er ist gut erzogen, etwas vornehm zurück haltend. Er macht Sitz und Platz und versteht die Kommandos sogar auf Deutsch. Guter Marley.

Sally – 14 Jahre alt und taub von Geburt an

Marley – 12 Jahre alt und auf einem Auge blind

Auch sonst genießen wir das Leben in einem Haus. Wir haben ein Schlafzimmer und Bad im Erdgeschoß. Die Räume unserer Gastgeber befinden sich im Obergeschoß. Hier verläuft auch die dreiseitige Holzterrasse. Auf verschiedenen Ebeneren kann man sich draußen seinen Lieblingsplatz suchen. Die Küche ist neu und riesig. Herrlich mit Platz zu Kochen. Sich mal ausbreiten können. Die Kräuter zum Kochen finde ich auf der Terrasse. Ein Eiswürfelbereiter  ist im Kühlschrank integriert. In der Spüle befindet sich ein Grünabfall-Schredder. So ein Ding wie aus amerikanischen Horrorfilmen. Ganze Schweine kann man darin verschwinden lassen. Eine Sauerei für die Kanalisation – ein Traum beim Gemüse putzen.
Natürlich gibt es einen Geschirrspüler. Die Waschmaschine steht zur Nutzung im Untergeschoß. Wir dürfen und sollen uns wie zu Hause fühlen. Das machen wir auch. Die „gute Stube“ lassen wir aus. Dort liegen Schonbezüge über dem Sofa. Und auch die Erbstück-Teller und Gläser bleiben im Schrank.

Ich würde sagen, wir haben es sehr gut getroffen.

Der Blick zur Straße – total ruhige Lage – nu zehn Minuten vom Stadt-Zentrum entfernt

Die untere Terrasse direkt an der Wohnküche

Eine riesige Küche mit allem Schnick-Schnack

Da schwingt sogar Achim mal den Kochlöffel

Die Küche hat einen Ess-Tresen zum offenen Wohnraum – sofort unser Lieblingsplatz


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"Danke, deutsche Segler, für Eure Unterstützung!"

In meinem letzten Post des Jahres 2021 baten wir um Spenden für den befreundeten Segelclub im südsizilischen Sciacca. Das Gelände des Segelclubs auf der Hafenmole von Sciacca war im November 2021 wegen schwerer Regengüsse von einer Flutwelle vom Land aus verwüstet worden – siehe meinen vorangehenden Post.

Auf GOFUNDME haben wir über unseren Verlag millemari. im Dezember zu einer Spendenaktion für den CIRCOLO NAUTICO in Sciacca aufgerufen mit dem Ziel, 1.000€ zu sammeln. Wir erreichten dieses Ziel Anfang Februar und bedanken uns bei allen Spendern, Freunden, millemari.-Lesern, die unsere Kampagne großzügig unterstützten.

Vor einer Wochen konnten wir Franco Galuzzo, dem Präsidenten des Clubs, 1.000 Euro überweisen. Gestern bedankte er sich live auf Risoluto.it, einer italienischen Online-Zeitschrift, bei den Deutschen Seglern für die Spende zum Wiederaufbau der Club-Einrichtungen, die dazu beiträgt, dass der Club seine

Arbeit fortsetzen kann. Unter der Überschrift DEUTSCHE SEGLER TRAGEN ZUR BESEITIGUNG DER UNWETTERSCHÄDEN IM SEGELCLUB „CIRCOLO NAUTICO ‚IL CORALLO‘ IN SCIACCA BEI, sagte Franco Galuzzo (ab 1:30): „Wir danken unseren deutschen Freunden Thomas und Susanne, die im Internet eine Spendenkampagne mit deutschen Seglern aufgesetzt haben und uns durch ihren Beitrag beim Wiederaufbau mit einer bedeutenden Summe helfen.“ 

Auch der italienische Segelverband FEDERAZIONE DI VELA ITALIANA, die Rotarier der Stadt Sciacca, die örtliche Capitaneria di Porto und vor allem die „Soci“, die Mitglieder des Clubs spendeten für den Wiederaufbau. Der Club war – wie viele Clubs auch – nicht gegen Elementarschäden versichert. Dem Video-Beitrag hängen auch Fotos der Flutkatastrophe an.

Auch in der sizilianischen Tageszeitung GIORNALE DI SICILIA bedankt sich der Clubchef in der Titelzeile für die Hilfe der Segler aus Deutschland:


„Unwetterschäden treffen Segelclub,
Hilfen kommen aus Deutschland.

Solidarität kommt von jenseits der Grenze. Deutsche Segler tragen dazu bei, die Schäden der Flutkatastrophe im Circolo Nautico Il Corallo von Sciacca zu lindern.“

Der Club CIRCOLO NAUTICO „IL CORALLO“ in Sciacca engagiert sich in Sciacca auch sozial und organisiert Veranstaltungen mit behinderten Kindern, um sie an das Thema „Meer“ heranzuführen. Daneben hat sich der  Club unter seinem Präsidenten seit 15 Jahren zu einem der landesweiten italienischen Austragungsorte der REGATTA VELA LATINA gemausert, einer Regatta mit alten Lateinergetakelten Traditionsbooten.

Das Weiße muss auch runter

Fr.,11.Jan.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2813, 24.688 sm von HH

„Wie? Das Weiße muss auch runter?“ Ich schaue Peter ungläubig an. Wir haben ihn zur Begutachtung des Decks und Zwischenbesprechung an Bord gebeten. „Down to zero“, nickt er zustimmend. Zero Mitleid in der Stimme. Hatte ich mir etwas Lob über das blitzweiße Deck erhofft, so werde ich bitter enttäuscht. Ich bin für Lob empfänglich, ist Achim doch schon sparsam, um nicht zu sagen knickerig, damit. Für Peter scheint Lob ein ganz unbekanntes Wesen zu sein.
So können wir keine Freunde bleiben, lieber Peter. ;-)

Das schneeweiße Deck lässt Peter nicht jubeln

Bei ‚dem Weißen‘ handelt es sich um Gelcoat. Unschleifbar das Zeug. Zumindest mit unserem Schwingschleifer. Normalerweise würde man das mit der Flex und einer 36er Scheibe brutal runter hobel. Eine Flex dürfen wir allerdings nur in der Halle mit Absaug-Anlage benutzen. Draußen ist Schleifen nur mit Staubsauger am Schwingschleifer erlaubt (und der Einsatz vom Staubsauger wird vom Werft-Chef auch kontrolliert, wie ich bereits feststellen durfte).

„Umso glatter das Deck ist, desto weniger Arbeit haben wir, wenn wir das Deck wieder aufbauen. Und ihr spart dadurch Geld.“  Da war es wieder. Schieb dem Kunden die Arbeit zu. Mach sie ihm schmackhaft und wedle mit der Geld-Möhre vor dessen Nase herum. Die Philosophie der Werft ist einmalig.

Hier dachte ich noch, dass ich bald fertig bin

Gefrustet widme ich mich zunächst unseren Fenstern. Dort klebt noch Zentimeter dick Kleber an den Umrandungen. Freiwillig kommt der nicht runter. Ich versuche es sanft. Ohne Erfolg. Also die harte Tour: mit einem Plastikschaber die dicke Schicht runter, dann mit 40er Sandpapier den Rest vom Gummikleber weg rubbeln. Schleifen kann man es nicht nennen. Die dabei entstehenden Rillen schmirgel ich erst mit 100er, dann mit 180er nach. Der Rest ist Schönheit: 280er und mit 400er nass. Die werden wie neu. Aber erst, wenn sie wieder abgedichtet sind, so denke ich.

Fenster – das Schwarze muss runter

Apropos abgedichtet. Es regnet jetzt häufiger. Da die Fenster nun ihrer Dichtungen beraubt sind, tropft es natürlich rein. In der Nacht vom Montag hat es solche Mengen geregnet, dass diese es als eine Meldung in die Nachrichten schaffen.  Örtlich über 450 mm. Bei uns „nur“ 150 mm. Tropf, tropf, tropf. Ins Vorschiff, ins Bett. Achim dichtet alles ab so gut, wie es eben geht. Es fehlen jetzt auch schon diverse Klampen und Lüftungs-Hutzen an Deck. Die Anzahl an Löchern nimmt täglich zu. Überall kommt Tape rüber.

Am Heck ein zaghafter Versuch das ‚Weiße‘ runter zu schleifen

Dann zeige ich Peter noch die angerichteten Gelcoat Verletzungen und einige weitere Risse an den Fensterrahmen. „Das musst Du machen, bevor der neue Belag rauf kommt. Es sei denn, du rufst gleich nach Ärger.“ Dieser Peter.
Und wieso muss ich das eigentlich machen? Ich kann das gar nicht! „Kein Problem. Wenn du alle Stellen sauber gemacht hast und sie vorbereitet sind, dann komme ich, zeige dir an einem Platzer, wie es geht. Und den Rest machst du. Und ihr spart Geld.“ Er grinst und erklärt mir dann noch kurz, was er mit „vorbereitet“ meint und zieht von dannen.  Ich google noch mal nach, was von mir erwartet wird. Und widme mich vorläufig lieber dem ‚Weißen‘.

P.S. Unsere neuen Nachbarn – die Venture Lady – die wir bereits aus Tahiti kennen, bekommen ein neues Teakdeck. Das Alte wollen sie ebenfalls selber abreißen. Andy und Alison sind gerade dabei Muster zu erstellen für die neuen Holzleisten. „Alles, was ihr selber machen könnt, spart euch Geld“, lautete die Ansage. :mrgreen:

P.S. 2 Abends haben wir Körper. Aber abends haben wir auch Gin and Tonic. Es hat sechs Wochen gedauert, bis wir auf die Idee gekommen sind, den Weft eigenen Gefrierschrank sinnbringend zu nutzen. Wir haben uns einen Eiswürfelbehälter gekauft und ab sofort Zugang zu Eiswürfeln. Wann hatten wir das zuletzt? Das Leben kann so einfach und so herrlich sein.

Work hard – play hard Freitags jetzt immer after-work-party auf Atanga


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Grüße von der Baustelle

Mo.,31.Jan.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2802, 24.688 sm von HH

Das Vorschiff ist frei von Holz – an den gut zugänglichen Stellen. Reste gibt es nur noch dort, wo irgendetwas auf Deck montiert ist. Der Mast zum Beispiel. Oder tragende Teile, wie die Wanten. Der Mast soll zwar demnächst runter, aber so recht findet sich auf der Werft kein vernünftiger Platz dafür. Eine Schwachstelle von Norsand, dass sie kein gutes Masten-Lager haben.

Das Deck ist Holz frei – nur hinterm Cockpit gibt es noch ein wenig Fläche

Die Relings-Füße stehen auch noch auf dem Teak. Da bin ich ganz froh drüber. Mit Reling ringsherum arbeitet und wohnt es sich in über drei Meter Höhe noch mal so sicher.
Klampen und Genua-Schienen haben wir zunächst auch ausgespart. Das macht uns zwar mehr Arbeit darum herum zu arbeiten, aber die Demontage dieser Teile hinterlässt dicke Löcher im Deck. Diese dürfen wir nicht schließen, weil wir sie später wieder verwenden wollen. Außerdem müssen dafür im Schiffsinneren die Deckenverkleidung abgeschraubt werden. Dafür müssen Schränke und Kojen leer geräumt werden. Und deshalb bin ich dafür, dieses Chaos noch etwas hinaus zu zögern. :mrgreen:

Jetzt wo das Vorschiff Holz frei ist, hat Achim die A-Karte gezogen. Er klopft das Holz an den Seiten weg. Unmöglich sich dort anständig zu bewegen. Im Stehen gegen den Strich hämmern – nein, die Kraft habe ich nicht. Wir machen das zur Chef-Sache. Ich bekomme  im Gegenzug „ehrenvolle“ Aufgaben: die Umrandungen weg zu klopfen. Möglichst so, ohne Schäden am Gel-Coat und den Fensterrahmen zu hinterlassen.

An den Seiten ist es Quälkram

in jeder Position – es ist einfach zu wenig Platz vorhanden

Das Stecheisen ist inzwischen eine Art Freund geworden. Ein tolles Werkzeug. Aber auch brandgefährlich. Der Winkel in dem man es hält, entscheidet zwischen Sieg und Niederlage. Richtig angesetzt, rutsch es unter den Kleber und malt glückliche Gesichter. Stimmt der Winkel nicht, gibt es hässliche Löcher im Deck. Die sind nicht so tragisch, weil sowieso noch geschliffen und gespachtelt wird.  Aber ein (unnötiger) Arbeitsgang mehr. Es gibt Löcher von uns beiden – nur mal so. Fürs Protokoll.

Das Stecheisen – Freund und Feind in einem Werkzeug – hier Freund

Schwerer wiegen da Verletzungen am Gelcoat. Gelcoat ist ein Polyester-Harz, was zur Versiegelung eines GFK-Rumpfes oberhalb der Wasserlinie dient. Auch unser Cockpit hat einen Gelcoat-Überzug. Solche Schäden auszubessern, dazu braucht man viel Erfahrung und Geschick. Einfach mit Lack überpinseln geht leider nicht. Bei der Atanga-Crew ist diese Erfahrung nicht ausgebildet. Für die zwei peinlichen Abplatzer am Cockpit (beide von mir – jaaaa – auch fürs Protokoll) müssen wir nun Jemanden finden, der das beseitigen kann. Aber das ist Schönheit. Das kommt ganz zum Schluss.

Ärgerlicher Gelcoat-Abplatzer – Shit happens – das Stecheisen – dein Feind

Die zweite „ehrenvolle“ Aufgabe ist das Abschleifen der schwarzen Kleber-Reste. Ein ganz guter Job. Man sieht, was man schafft. Ich komme ganz gut voran. Da dürfte ich bald Achim hinten am Holz eingeholt haben.

So sieht es geschliffen aus – der schwarze Kleber ist runter


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