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Coromandel

25./28.Okt.22, Neuseeland/Coromandel, Tag 3068-72, 24.688 sm von HH

Unsere Anti-Regentänze haben was genützt – bei strahlendem Sonnenschein laufen wir unseren ersten Campingplatz an. Wir landen in Coromandel, auf einer Halbinsel östlich von Auckland. Ein Ferienwohnungs-Paradies für die Großstadt geplagten Aucklander. Unsere Wahl wählt auf einen Campingplatz im Norden von Coromandel Town – etwas außerhalb gelegen. Nur ein paar verstreute Wohnhäuser stehen im Umfeld. Eine kleine Bucht direkt vor der Haustür in der man bei Ebbe prima wattwandern kann.

Shally Beach – verstreute Inseln und Inselchen am Horizont

Wattwanderung durch unzählige Muschelreste

Da wir noch unsicher sind, wie lange wir bleiben wollen, bezahlen wir unseren Platz erstmal für zwei Nächte. Achim fragt die Dame an der Rezeption, ob es wohl problemlos möglich wäre, um eine weitere Nacht zu verlängern. Die Frau lacht immer noch. Wir auch. Der Campingplatz ist leer. Drei Wohnmobile stehen verstreut herum und eine Cabin scheint belegt zu sein. Absolute Vorsaison.
Wir sind die einzigen mit Zelt. Das gibt uns schon zu denken, aber tapfer schlagen wir die Heringe in den Rasen. Und wir haben aufgerüstet: zusätzlich zu unserem bewährten Drei-Mann-Zelt von der letzten Tour im Hochsommer haben wir uns einen Pavillon gegönnt. Standardmäßig wird der Pavillon mit einem abknöpfbaren Windschutz-Seitenteil geliefert und wir haben uns noch ein zweites Seitenteil extra dazu gekauft.

Shally Beach Campsite – fast leer bis auf ein paar Verrückte

Dann beim Aufbau die Enttäuschung. Der Pavillon hat zwei große Öffnungen und die beiden schließbaren Seiten liegen sich gegenüber. Wer denkt sich denn sowas aus? Wir wollten uns schön winddicht über Eck abschotten und nun dies. Am Abend stellen wir dann fest, dass das Dach trotzdem einen guten Schutz vor herabfallender Kälte bringt. Wir können immerhin bis 20:00 Uhr draußen sitzen. :mrgreen:

Unser Pavillon – mit Windschutz auf gegenüber liegenden Seiten – Nonsens

Dann zieht es an. Schnell ab ins Zelt und in den Schlafsack schlüpfen. Zwei zusätzliche Wolldecken und unsere selbst aufblasenden Isomatten (tolle Teile) sollen uns vor dem Erfrierungstod bewahren. Elf Grad werden vorhergesagt. Achim setzt gleich auf lange Unterwäsche, ich wähle einen normalen Schlafanzug mit T-Shirt-Oberteil. In der Nacht wache ich auf, weil mein Kopfkissen von der Matte gerutscht ist. Achim hat in der Zwischenzeit beide Decken über sich gezogen und ist nicht mehr zu erkennen. Mich wärmt der 80er Jahre, mal für ein Festival gekaufte, Schlafsack grade eben gut genug. Aber in Nacht zwei wechsle ich ebenfalls auf komplett lange Unterwäsche (endlich kommt der High-Tec-Segel-Musto-Funktionskram mal zum Einsatz) da nur noch 10 Grad Nachttemperatur versprochen werden. Wir überleben also die ersten drei kalten Nächte in Coromandel und werden für unsere Tapferkeit tagsüber mit viel Sonne belohnt.

Da wir fast alleine sind – nutzen wir ganz bequem Grill und Küche – erspart uns das gebückte Kochen auf der Erde

Camping-Idylle – mit steigenden Temperaturen steigende Idylle

Wir besuchen auf der Ostseite berühmte Felsformationen, die nur bei Ebbe zu erreichen sind. Bizarre Felsen und ein Bogen wurden vom Meer ausgewaschen und bilden tolle Motive vor türkis Wasser und weißem Strand. Ein hübscher Ort, leider etwas überlaufen, trotz Nebensaison. Die Felsen ohne Handy-Stick vor die Linse zu bekommen, bedarf etwas Geduld.

Hübsche Blicke durch einen Bogen

Ausgewaschene Felsen geben einen tollen Anblick vor weißem Strand

Cathedral Cove in Coromandel

Am nächsten Tag entscheiden wir uns für mehr Abgeschiedenheit und suchen uns einen Wanderweg im Coromandel-Forrest-Park mit schöner Aussicht am Ende. Eine etwas rutschige Strecke, wenig gegangen und vom DOC (Naturschutz-Park-Verwaltung) kaum gewartet, wie umgestürzte Bäume auf dem Weg anzeigen. Das Wetter ist bombastisch. Tolle Sonne, aber nicht zu heiß. Groß-ar-tig!

Wanderung komplett abseits vom Hauptstrom – wir treffen Niemanden

Immer wieder stoßen wir auf ehemalige Stollen – eigentlich überall auf Coromandel

Coromandel Town – hoch im Norden der Halbinsel

Den dritten Tag – wir können es kaum glauben – scheint weiterhin die Sonne. Bereits um 8:00 zum Frühstück steigt die Temperatur auf 20 Grad. Das ist neu, normalerweise dauert das bis mittags. Groß-ar-tig!
Heute fällt die Wahl auf einen etwas bekannteren Track. Einen historischen Goldtrack. Auf Coromandel wurde vor 160 Jahren Gold gefunden. Und zwar Gold in großen Mengen. Eine Mine, die heute noch in Betrieb ist, galt in den 1920er Jahren als eine der erträglichsten der Welt. Überall wurde gebuddelt und gegraben. An der Schlucht Karangahake stehen noch ein paar Überreste aus alten Goldgräber-Tagen. Mit großem industriellen Aufwand an Loren, Schienen, Mechanik und Chemie wurde das Gold aus dem Berg getrieben. Zum ersten Mal in Neuseeland kam hier Zyanid und Quecksilber bei der Goldwäsche zum Einsatz. Das Erz wurde vor der ersten Verarbeitung geröstet, um es leichter weiter verarbeiten zu können. Der Methode fielen alle Bäume im kilometerweiten Umfeld zum Opfer. Umweltschäden in großem Maßstab wurden in der Schlucht angerichtet. Heute ist die Schlucht ein Idyll, welches langsam alle Überreste vom Goldrausch unter sich begräbt. Leider ist die Hälfte des Tracks gesperrt, so dass uns nur die kurze Strecke durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel zur Verfügung steht.

Schon fast großindustriell wurde damals nach Gold gebuddelt

Ein paar Überreste der alten Anlagen sind noch vorhanden

Schienen und Loren aus vergangenen Zeiten

Der Wanderweg führt durch einen 600 Meter langen Eisenbahntunnel

Bereits seit fast hundert Jahren wird hier nicht mehr nach Gold gesucht


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Unser Chartertörn durch die Nördlichen Sporaden

Auf Törn durch die Sporaden

Die Geburt einer Idee

Die Idee zu einem Chartertörn in den Nördlichen Sporaden Griechenlands kam ganz spontan bei einer Essenseinladung mit Freunden. Ein paar YouTube Videos später waren wir vier uns einig – in dieser Gegend zu segeln muss einfach traumhaft sein. Ich nahm Kontakt zur meiner Lieblingscharterfirma „Charterbar Yachting“ auf und schnell fanden wir ein passendes Boot. Eine Sun Odyssey 349, nicht zu groß, nicht zu klein und vor allem direkt ab der Sporadeninsel Skiathos. Denn nur damit kann der Segelurlaub auf den Inseln direkt ohne lange Anreisetörns beginnen. Aus Termingründen werden wir Mitte Oktober unterwegs sein, mir eigentlich schon fast zu spät, aber am Ende hatten wir mit dieser Wahl richtig Glück gehabt. Denn das Mittelmeerwetter zeigt sich 2022 deutlich wilder als sonst, das Mittelmeer ist extrem aufgeheizt und so toben auch immer wieder kleine bis mittlere Stürme als Meltemi oder in Form von Gewittern durch die griechischen Inseln. Angesichts der in Griechenland typischen Form des römisch-katholischen Ankerns – als vor Buganker mit dem Heck am Steg liegend – oder auch dem freien Ankern in Buchten, ist Starkwind durchaus ein Thema, welches wir beim Ankern berücksichtigen müssen. Dazu hat unser Boot hat zwei Steuerräder, besitzt Doppelruder und hat somit kaum Ruderanströmung; kurz gesagt, es lässt sich nicht meiner LA MER zu vergleichen. Da dazu nun noch unsere Freunde keinerlei Segelerfahrung besitzen, buche ich einfach ein privates Skippertraining im Hamburger Hafen. Für mich, um das Prozedere des römisch-katholischen Anlegens zu üben und dabei auch gleich das Handling einer größeren Yacht in Rückwärtsfahrt zu üben; für die beiden anderen als eine Art „Grundausbildung“ und um ein Gefühl für das Thema Seemannschaft zu bekommen. Eine im Nachhinein sehr lohnende Entscheidung, die von Robert Eichler, Chef der gleichnamigen Yachtschule hervorragend umgesetzt wurde. So ein paar Privatstunden sind doch sehr effektiv und ich kann so ein exklusives Skippertraining jedem nur empfehlen.

Beim Training auf der Elbe

Schnell vergeht der Sommer und unsere Charter rückt immer näher. Ich schließe noch eine Kautionsversicherung ab, eine Skipperhaftplicht ist bereits in meinem Vertrag inkludiert. Sehr gute Pack- und Checklisten finde ich übrigens bei Sönke Röver auf www.blauwasser.deund auch in den Infos von „Charterbar Yachting“, die auf alle meine Fragen immer schnell eine Antwort haben.

Der zweite Flug nach Skiathos

Skiathos by night

Unser Chartertörn beginnt dann nach 2 Flügen auf der griechischen Insel Skiathos in den Nördlichen Sporaden. Es gab hierher einen recht günstigen Flug, der uns allerdings bereits am späten Abend vor der Bootsübernahme auf die Insel bringt. Angesichts der Hotelkosten von ca. 15€ pro Person, gefiel uns diese Option aber sehr gut, um richtig stressfrei in den Törn starten zu können. Unser Boot liegt schon an der Pier und wir können es nach einem ersten typisch griechischen Frühstück bestehend aus Joghurt, Honig, Nüssen und Früchten sogar am nächsten Tag bereits um 1200h, statt der vereinbarten 1700h übernehmen. Die ganze Woche wehte der Meltemi, uns so wurde das Boot bereits vorzeitig abgegeben. Wir wühlen uns durch das Boot, um alle Positionen der Übergabeliste abzuhaken und haben noch ein paar Fragen an die leider nur wenig Englisch sprechende Charterfirma, doch dann gehört das Boot uns. Jetzt heißt es noch Proviant zu besorgen, etwas zu essen und uns an Bord einzurichten und um direkt stressfrei weiterzumachen beschließen wir einfach spontan erst am nächsten Morgen auszulaufen. Eine sehr gute Entscheidung, denn so können wir uns in aller Ruhe das verträumte Skiathos anschauen, eine typisch griechische Taverne finden und den Abend mit einem Cocktail am Hafen verbringend dem Wind beim Einschlafen zuschauen. Wir sind schließlich im Urlaub und nicht auf Meilentörn.

Der Blick von der Hotelterrasse

Unser Boot

Willkommen in Griechenland

In den Straßen von Skiathos

Skiathos

Unser Frühstück für die nächsten Tage

Morgens heißt es nach einem weiteren griechischen Frühstück sehr früh Leinen los mit Kurs auf die Nachbarinsel Skopelos. Die Distanzen hier in den Sporaden sind kurz und schnell hat uns eine leichte Brise auf Halbwindkurs die wenigen Meilen in die absolut windstille Bucht Panormos geschoben. Im Gegensatz zu allen Fotos im Netz sind wir absolut allein hier und lassen den Anker in der Mitte der Bucht auf 6 Meter Tiefe fallen. Dazu kommen dann noch 30 Meter Kette. Doch der Anker will sich einfach nicht einfahren lassen und rutscht einfach auf seiner Seite über den harten Boden. Ich schaue mir die Situation ein wenig an und beschließe dann zunächst einmal so liegen zu bleiben. Die Ankerkette hängt stumpf senkrecht am Bug und das Gewicht der Kette hält das Boot sicher auch ohne den Anker. Solange kein Wind aufkommt oder weitere Boote neben uns liegen, passt das schon. Wir schwimmen und lümmeln auf der Badeplattform und genießen die Windstille, das türkise, klare Wasser und die Einsamkeit in dieser Bucht, die uns wie aus einem Werbeprospekt scheint. So könnte es gerne tagelang weitergehen, angesichts der Windprognosen wird es aber wohl doch eine Ausnahme bleiben. Und dabei haben wir noch Glück, wurden dieses Jahr doch viele Crews im Mittelmeer ordentlich von Rasmus durchschüttelt. Wir werden die nächsten Tage zwar auch Wind haben, aber nichts über 20 Knoten hinaus. Wir überlegen schon in der Bucht zu übernachten, müssten dann aber noch einmal richtig ankern und vor allem selbst kochen.

Die erste Ankerbucht – Panormos

Unterwegs in den Sporaden

Traumbucht

Perfekte Bedingungen

Der Autopilot macht seine Arbeit

Kurs Loutraki

Stattdessen fahren wir lieber die paar Meilen bis in den Hafen von Loutraki am Fuße des Bergdorfes Glossa. Dessen Besichtigung und seine Restaurants wurden uns vorab ans Herz gelegt. Am Steg liegt nur noch ein weiteres Boot, Hilfe wird nicht angeboten, doch wir haben alles im Griff und liegen dann vor 35 Metern Ankerkette sicher. Mein erstes römisch-katholisches Ankermanöver wird von der englischen Nachbarcrew mit einem „Well done, Skipper“ kommentiert und wir erfahren dabei auch, dass der Hafenmeister keine Gebühren erheben will. Nur der Stromkasten ist zu weit weg, um Landstrom zu legen, aber unsere Batterien sollten noch voll sein.

Nachsaison in Loutraki

Aber dafür keine Gebühren

Wir laufen dann auf einem steinigen und schmalen Pfad steil hinauf in die Berge. Schnell sind wir außer Atem und durchgeschwitzt, aber halten durch bis ins „Zentrum“ des Dorfes. Die Aussicht ist wirklich lohnenswert, nur hat bis auf einen kleinen Kiosk, an dem wir dankbar Wasser kaufen, alles geschlossen. Die Saison ist offenbar vorbei. Wir finden dann noch das einzige Restaurant – oder eher eine bessere Grillbude – sind aber hungrig und dankbar für die Pause. Das gegrillte Lamm mit Salat ist zwar fettig aber OK und der folgende Sonnenuntergang sowieso den Aufstieg wert. Der fast volle Mond leuchtet uns dann helfend beim langen Abstieg zum Hafen, wir nehmen noch einen Absacker in der Bar am Hafen, bringen eine weitere Leine gegen den Seitenwind aus und fallen todmüde in unsere Kojen.

Der lange Weg nach oben

In Glossa hat fast alles geschlossen 

Aber die Aussicht…

ist unbezahlbar

Da schmecken Ouzo und Zaziki

Yamas!

Der nächste Morgen beginnt windstill und wieder einmal mit griechischem Joghurt in der Hafenbar. Dann umrunden wir das Nordkap von Skopelos und Diesel – die Akkus danken – und setzen dann erst die Segel. Hinter dem Kap wehen 4 Windstärken, der Welle nach könnten es aber locker 5 sein. So wird es mangels Segeldruck nun etwas schaukelig, denn unser Charterboot ist in der Standardversion leider etwas untertakelt. Unser Ziel ist der berühmte Felsen mit der „Mamma Mia“ Kapelle auf seiner Spitze. Da meine Frau und ich beide Musiker in der ABBA-Cover Band ABBA FEVER sind ist ein Foto natürlich ein Muss. Doch bei einem Meter Welle und dem recht böigen Wind können wir an der Leeküste nicht ankern oder gar das Dinghi aussetzen. So bleibt uns nur dicht unter Land an den exponierten Felsen heranzusegeln, der sich von unten aber absolut unattraktiv zeigt. Bloß weg hier. Hoch am Wind kommen wir gerade einmal parallel zur felsigen und steilen Küste weiter südwärts, bei mehr Wind und Welle möchte ich hier jedenfalls nicht so dicht unter Land unterwegs sein.

Ums Nordkap von Skopelos

Die weltberühmte Mamma Mia Kapelle

Von unten aus nicht so spektakulär

Doch dann geht es schon hinein in die Bucht vor Skopelos, der Hauptstadt der gleichnamigen Insel. Eine große Katamaranfähre lassen wir passieren, dann durchsuchen wir den Hafen nach einem schönen Liegeplatz. Es sind nur noch wenige Boote hier, also gehen wir längsseits an die Kaimauer. Die Vorteile: Kein Knarzen der Achterleinen, wir sind weniger anfällig für den Schwell der Fähren und es ist keine Gangway nötig. Eine Hafengebühr wird nicht erhoben, Strom und Wasser bekommen wir aus einer Säule, die mit einer Karte vom Kiosk freigeschaltet wird. Pfand: €15.- Und den gibt es am nächsten Morgen voll zurück, womit Strom und Wasser dann gratis waren. Während wir uns organisieren, legt eine weitere Charteryacht an. Die Kaimauer ist nun wirklich lang und fast alle Plätze sind unbesetzt. Trotzdem liegt das neue Boot mit seinem Cockpit mit nur einem Meter Abstand genau vor unserem Cockpit. An Bord 7 Personen die uns nun alle rauchend direkt ins Boot glotzen. Was soll man da machen? Wir verholen das Boot händisch ca. 10 Meter rückwärts, wobei immerhin ein Mann der anderen Crew etwas schuldbewusst mithilft.

Die lange Kaimauer mit der Yacht auf Suche nach Nähe

Skopelos

Dann erkunden wir alle Ecken dieser großartigen Stadt und landen am Ende wieder am Hafen in einer von den Einheimischen gut frequentierten – und von Jamie Oliver lobend erwähnten – Taverne. Laute Musik und Gerede bildet die Geräuschkulisse zu einem der üppigsten Abendessen unseres Törns. Das davon am Ende nichts übrig bleibt, können wir selbst kaum fassen. Wir wanken danach satt und glücklich auf unser Boot. Der Wind legt in der Nacht sogar noch zu und heult in den Wanten. Im Laufe des Vormittags erst soll er dann aber wohl etwas abflauen, so dass wir ohne schlechtes Gewissen ausschlafen können.

Das Gelage von Skopelos

Sightseeing

Details

Das Wetter könnte noch besser werden

Nach dem obligatorischen Joghurtfrühstück warten wir sogar noch bis 1100h mit dem Auslaufen. See und Wind haben sich in der Tat etwas beruhigt und nachdem wir aus der Bucht vor Skopelos herausmotort sind, gehen die Segel hoch und wir sind auf einem schönen Halbwindkurs unterwegs. Unser Ziel ist die Insel Alonissos, genauer: ihre bei der aktuellen Windrichtung geschützten Buchten im Süden. Die Fotos im Netz sehen jedenfalls vielversprechend aus. Doch wie so häufig in den Inselwelten, macht der Wind was er will. Er dreht am Südkap der Insel, kommt uns fast auf die Nase und weht dabei in die Buchten hinein. Wir motoren dicht unter Land, aber keiner der vorgeschlagenen Ankerplätze sieht heute auch nur ansatzweise attraktiv aus und an Land ist kein Leben mehr zu entdecken. Also fahren wir einfach weiter, wie gesagt, die Distanzen hier sind kurz und visieren nun einfach den Haupthafen der Insel an: Patitiri. So richtig reizvoll wirkt er aber heute auch nicht. Man sieht vom Boot aus nur eine lange Kaimauer, gegen die der mittlerweile doch recht starke Schwell steht, dazu legt gerade eine große Katamaranfähre ab, während eine weitere den Hafen ansteuert. Ich fahre einen langsamen Kreis, um alle Fähren vorbeizulassen und wir überlegen derweil Alternativen.

Kurs Alonissos

Durch die Inseln

Happy Wife

Die nur wenig weiter nördlich gelegene Votsi-Bucht müsste laut Karte eigentlich idealen Schutz bieten, mal sehen was uns dort erwartet. Wir laufen durch ihre schmale Einfahrt im Süden ein und finden in der Tat eine rundum von Felsen, Bäumen und Häusern geschützte Bucht vor. Hier kommt kein Schwell hinein und wie, um unseren Fund zu unterstreichen, kommt in diesem Moment heute das erste Mal auch die Sonne durch die Wolken. Nur wie festmachen? Drüben liegen die Fischer, im Süden liegen Felsen mit ein paar Bojen davor. Moorings? Privat oder für alle zugänglich? Zum freien Ankern ist die Bucht zu eng und zu windstill, es bleiben also nur Landleinen. Die spitzen und steilen Felsen sehen leider nicht sehr einladend aus und ich bin an Bord der Einzige, der sich mit Landleinen auskennt. Also erst einmal eines nach dem anderen. Zunächst bringen wir den Anker in der Mitte der Bucht aus, fahren ihn ein und geben 35 Meter Kette. Das sollte halten. Dann entwirre ich die 50 Meter langen Landleinen, bringe das Dinghi zu Wasser und befestige die Paddel und den Außenborder. Unser Segelboot driftet so vor sich hin, doch für den Notfall steht meine Frau am Ruder. Es ist sehr schwer irgendwo einen guten Halt für die Landleine zu finden, ich werde daher zunächst improvisieren und dann später in Ruhe nachbessern. Beim Rückweg muss ich leider paddeln, um die Leine nicht in den Außenborder zu bekommen. Doch die Schraubverschlüsse der Dollen sind nicht an Bord, so dass die Paddelei mit den schweren Leinen extrem nervt. Auch ist das Segelboot mittlerweile etwas abgedriftet, doch es gelingt ihnen mir von Bord eine Leine zuzuwerfen, an der ich mich zum Boot ziehen kann, um dann endlich eine Landverbindung herzustellen. Mit der zweiten Leine springe ich nun einfach ins Wasser. Schwimmend geht es viel besser und 15 Minuten später liegen wir sicher und fest vertäut in dieser Traumbucht. Offenbar gibt es hier so spät in der Saison keine offenen Tavernen mehr, nur ein Supermarkt ist in Fußnähe. Also beschließen wir einfach an Bord zu kochen und zu essen, wofür sich diese Traumbucht nun auch ganz hervorragend eignet. Bei der Übergabe des Bootes gab es von der Charterfirma Nudeln, Pesto und Wein und diese Geschenke werden an diesem Abend auch direkt verwertet. Danke an Athenian Yachting! Vollgegessen und zufrieden verbringen wir die bisher ruhigste Nacht dieser Reise unter einem schönen Sternenhimmel.

Gut geschützt

In der Votsi Bucht

Shuttle Service

Dinner on board

Sicher vor Anker…

und Landleinen

Perfekter Windschutz

Endlich mit kompletter Crew

Am Morgen wecken uns ein blauer Himmel und ein Bad in der Bucht. Wir stecken die Köpfe zusammen, denn uns fehlen noch ein paar Dinge an Bord. So beschließen wir doch noch einmal Halt in Patitiri zu machen, um dort zu versorgen und zu frühstücken. Wir gehen Anker auf und eine Meile weiter schon wieder rückwärts an die Mole von Patitiri. Es herrscht Windstille und der Hafen wirkt nun schon viel einladender als gestern. Wir verschätzen uns etwas und bringen am Ende 55 Meter Kette aus, eigentlich sollten nur 50 Meter an Bord sein.  Erst später lese ich im Hafenhandbuch, dass hier wohl überall im Hafen Mooringketten liegen an denen sich der Anker verhaken kann. Von daher ist unsere Position ganz außen mit viel Kette gar nicht mal so verkehrt. Und auch hier schaut die Nachbarcrew zwar neugierig beim Manöver zu, rührt aber selbst keinen Finger. Das kenne ich von der Ostsee anders, aber wir haben mittlerweile eh alles selbst im Griff. Unser Vorabtraining hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Am Kai von Patitiri

Nach dem üblichen Frühstück am Hafen, decken wir uns noch im Supermarkt ein. Letzter Tag heißt es, und in der Tat sind die Regale schon recht leer. Das Ende der Saison ist schon überall zu spüren, wir sind wohl gerade noch rechtzeitig unterwegs. Die Bucht Agnontas an der Südküste von Skopelos sieht in unseren Augen vielversprechend aus und wir beschließen sie anzulaufen. Also steht wieder Inselhopping an, doch jetzt mit Rückenwind. Nur unter Genua laufen wir mal schneller, mal langsamer vor dem Wind und genießen diese entspannte Segelei in der griechischen Inselwelt. Alle Inseln und auch das Festland sind stets in Sichtweite, die Welle ist moderat und ich könnte stundenlang so weitersegeln. Doch schnell werden die üblichen „Wie-lange-noch?“ Rufe laut und ich werfe den Diesel an, um die Sache zu verkürzen. Ich muss sowieso die Batterien laden. Ein, zwei, drei Kaps später geht es dann um die Ecke und hinein in die langgezogene Bucht. Die lange Betonpier an Steuerbord wirkt nicht gerade einladend, bietet aber genug Platz, um längsseits festzumachen. Der Hafenführer ist voller Schauergeschichten von durch den Schwell der vorbeifahrenden Schnellfähren verursachten Schäden. Von herausgerissenen Klampen und kaputten Mastaufbauten ist die Rede. Also erscheint mir Liegen mit dem Bug in Richtung Einfahrt und gegen den Schwell angebracht. Dazu kommen alle Fender an die linke Bordwand und ich bringe sehr lange Leinen, fast wie im Tidenrevier, aus. Am Ende war es dann aber falscher Alarm und von Wellen nichts zu spüren. Aber naja, sicher ist sicher. Hafengebühr Fehlanzeige, Strom gibt es auch keinen…nur gut, dass wir vorhin noch eine Stunde gedieselt sind. Immerhin hat noch eine letzte Taverne geöffnet und unser Abendessen ist somit gesichert.

Die Agnontas Bucht

Etwas abseits des Kais wird die Bucht richtig schön, es gibt einen kleinen Badestrand, die lebendige Taverne und überall kleine Fischerboote auf dem türkisenen Wasser. Wir wandern ein Stück zu einer im Netz angepriesenen Attraktion – der Love Cave. Dieser tiefe Felseinschnitt mit einem kleinen Stück Strand davor sieht von oben sehr idyllisch aus, ist aber nur vom Wasser her zu erreichen. Aber letztendlich ist es egal wohin man schaut, es sieht hier überall so aus wie in einem Werbeprospekt für Griechenland. Und schwimmen kann man von den Felsen aus sogar auch noch. Wir verbringen hier einen perfekten Nachmittag und später bei Seafood vom Grill in der Taverne mit Aussicht auf die traumhafte Bucht auch noch einen perfekten Abend.

Die Love Cave

Schön hier

Wie aus einem Prospekt

Wo geht es ins Wasser?

50 Shades of Blue

Der Weg hat sich gelohnt

Endlich im Wasser

Unser Resümee bisher: wir lernen die Nördlichen Sporaden jeden Tag auf eine neue Weise kennen, das Wetter macht uns bisher keinen Strich durch die Rechnung und alle sind zufrieden. Was will Skipper noch mehr? Den Törn gerne in diesem Sinne zu Ende bringen. Für übermorgen ist leider mittlerweile ziemlich zuverlässig viel Wind und Regen angesagt, wir müssen das Boot zwar erst um 1800h übergeben und können auch noch die Nacht bis zum Abflug auf der NALA verbringen, aber ich denke, das wird bei den angesagten Wetterverhältnissen niemandem gefallen und uns eventuell noch die Erinnerung an den ganzen Törn verderben. In der Nacht lege ich mir in Gedanken schon ein paar Argumente und Vorschläge parat, um am nächsten Morgen subtile Überzeugungsarbeit leisten zu können. Doch völlig unnötigerweise wie sich herausstellt, denn alle sind sich einig lieber heute entspannt am Abend nach Skiathos zu segeln und dort die zwei Nächte zu verbringen als uns am Freitag früh noch im Wettlauf gegen das aufziehende Schietwetter zurückzukämpfen. Perfekt. Wir steuern nun noch einmal die Panormos Bucht an, die uns am ersten Tag auf Skopelos so traumhaft empfangen hatte. Doch heute kommen Windböen aus den Bergen und eine weitere Yacht liegt bereits in der Bucht. Egal, schön ist es hier ja trotzdem und mittlerweile gut geübt sind schnell Anker und Landleinen ausgebracht. Die Nachbaryacht ist ebenfalls eine Sun Odyssey 349, mit 6 Leuten allerdings randvoll vollgepackt. Doch neidvoll schauen wir auf deren Außendusche und die Passerelle, beides Dinge, die wir bei uns an Bord leider vermisst haben. Wir hatten nur eine sperrige Holzbohle, um an Land zu kommen, und das kleine Bad mit dem zur Dusche verlängerbaren Wasserhahn zu fluten kam uns auch nicht in den Sinn. Die Haare der Damen wurden dann eben mit warmem Wasser aus aufgefüllten Wasserflaschen auf der Badeplattform gewaschen. Suboptimal, aber OK.

Bye bye Love Cave

Skipper und Co-Skipperin

Doch so richtig warm und windstill will es heute einfach nicht mehr werden und irgendwann gehen wir dann Anker auf für die wenigen Meilen zurück zur Basis aus Skiathos. Mit leichtem raumem Wind geht es nur unter Genua sehr relaxt hinüber zur Nachbarinsel und ich genieße noch einmal das Segeln in diesen Gewässern, die so viele Geschichten erzählen könnten. Im Windschatten der Skiathos vorgelagerten kleinen Inseln werfen wir den Diesel an und bereiten uns auf das letzte und voraussichtlich schwierigste Anlegemanöver des Urlaubs vor. Ich rechne mit einer Mooring, böigem Seitenwind und wenig Platz am Steg. Dazu kommen wieder einmal jede Menge Fähren und Tragflächenboote. Ich rufe dann den Charterboss an und er will uns am Steg empfangen. Gut! Und in der Tat sehe ich ihn dann an einer kaum als Lücke zu erkennenden Stelle wild winkend und rufend. Ich fahre bereits rückwärts auf den Steg zu, als ich ihn endlich verstehen kann. „Anchor, Anchor!“ ruft er und gestikuliert dazu. OK, dann mal schnell umbauen. Ich fahre einfach rückwärts einen Kringel und Olli klariert glücklich lächelnd den Anker. Auf die matschige Mooring hatte er sowieso keine Lust. Als jetzt noch ein Dinghi zur Unterstützung kommt, atme ich auf. Der Chef brüllt seine Kommandos vom Steg, der Typ im Schlauchboot ganz andere. Die vom Chef gefallen mir besser und im Zweifelsfalle hat er ja eh recht. Der Anker greift, wir kommen mit ein wenig Dinghihilfe gut zwischen die Boote und der Rest ist dann ein Kinderspiel. Leinen fest, Motor aus, das Boot ist heil zurück. Mit der Kautionsversicherung im Rücken ist die Sorge zwar nie so groß, aber es geht ja hier auch im die Skipperehre. Mit einem wieder einmal sehr leckeren und üppigen Abendessen beim Italiener lassen wir den Abend ausklingen. Morgen wird auch dieses Restaurant in die Winterpause gehen und wir werden als letzte Gäste der Saison entsprechend gut behandelt.

Alle happy

Restaurant mit Aussicht

Skipper und Ankermann

Co-Skipper und Smutine

Schöne Fotos mit vollem Körpereinsatz

Schön war’s in Griechenland

Der nächste Morgen beginnt so nass und stürmisch, wie angekündigt und wir feiern unseren Entschluss heute nicht mehr unterwegs sein zu müssen. Das Boot wir aufgetankt – satte 15 Liter Diesel haben wir verbraucht – und dann noch ohne Befund abgetaucht. Per Unterschriften ist es nun offiziell zurückgegeben und angesichts des Wetters und des kabbeligen Wassers am Steg beschließen wir spontan die letzte Nacht im Hotel, statt auf dem Boot zu verbringen. 14€ soll die Nacht pro Person kosten, mit warmer Dusche und großem Bett. Da fällt die Entscheidung leicht und wir ziehen um. Das Wetter wird immer schlechter, wir gammeln im Hotel, sehen aus dem Fenster weitere Chartercrews mit Ölzeug einlaufen, die teilweise 45 Minuten und einige Anläufe brauchen, um bei den Böen an den Steg zu kommen. Zuschauen macht da immer Spaß. Abends gibt es dann noch unser Abschiedsessen, wir schlafen schön in unseren Hotelbetten und am nächsten Tag heben wir bei viel Regen und 8 Windstärken von vorne mit einer kleinen Propellermaschine von der spektakulären Start- und Landebahn des Flughafens von Skiathos ab. Unser rundum gelungener Chartertörn geht damit zu Ende.

Tankwagen

Taucher

Zurück am Steg

Dicht an dicht

Flug in Schlangenlinien in die Türkei

Abschiedsessen in Kusadasi

Rückblickend muss ich sagen, dass Griechenland ein sehr lohnendes Segelrevier ist, aber wie überall im Mittelmeer auch sehr launisch sein kann. Wir hatten dieses Mal Glück, aber die Woche vorher- und auch viele andere dieses Jahr – waren sehr windig und wir hätten wenig Spaß an dem Törn gehabt. Ob ich das jetzt nochmal so ins Blaue buchen würde? Mal schauen, es gibt ja noch so viel Segelreviere auf der Welt zu entdecken und dafür eignet sich ein Charterschiff ja immer wieder ideal.

Happy Skipper

 

Fertig für eine Nordinsel-Tour

Mo.,24.Okt. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 3067, 24.696 sm von HH

Das Lackprojekt ist abgeschlossen und von der Crew für gut befunden worden. Die drei Wochen bei Dina und Andries im Haus haben grade eben so ausgereicht. Wir lieben es, wenn ein Plan gelingt. ;-)
Im Salon- und Pantrybereich sind jetzt tatsächlich die meisten Flächen frisch lackiert. Nur dort wo nie jemand angrabbelt und nie die Sonne hin scheint, war der Lack noch in Ordnung. Dort ist er so geblieben. Es war zum Teil allerhöchste Zeit. An einigen Stellen hatte das Furnier schon fast einen irreparablen Schaden.

Im Salon und der Pantry sind jetzt ungefähr 80 Prozent aller Oberflächen neu lackiert

Alle Kanten und schrabbeligen Flächen sehen fast aus wie neu

Heute kommen unsere Gastgeber wieder und wir haben uns für die letzte Nacht etwas frech bei ihnen eingenistet. Wir haben sie etwas überrumpelt und vor vollendete Tatsachen per whats app gestellt: „Wir holen Euch um 17:00 Uhr vom Flughafen ab und verlassen am nächsten Morgen um dann das Haus.“
An Bord stinkt es nach Lack und so richtig schlagfest sind Tische und Kanten auch noch nicht. Außerdem sind ja auch viele unserer Klamotten und Waschzeug gar nicht an Bord. Da lohnt ein Umzug für eine Nacht nun wirklich nicht. :mrgreen:

Morgen früh geht es also los. Einmal rund um die Nordinsel herum. Zum überwiegenden Teil wollen wir zelten, außer in hohen Lagen nicht. Da mieten wir uns eine Cabin. Was im Sommer gut geklappt hat, treibt uns jetzt etwas die Sorgenfalten ins Gesicht. Nachts gehen die Temperaturen noch auf zehn Grad runter und es regnet auch noch häufig. Ob zelten dann so die tolle Idee ist?

Das Auto ist jedenfalls gepackt. Im Tetris-System haben wir alles in Kartons gebackt und so lange hin und her geschoben bis es passte. Letztes Mal hatten wir einen Koffer für unsere Kleidung mit. Darin herrschte bereits nach drei Tagen das Chaos – meine Unterwäsche begraben unter Achims Hosen. Nichts war wieder zu finden. Und ständig hat was auf dem Deckel gelegen. Diesmal also Kartons. Sehr rustikal, um es vorsichtig auszudrücken.

Fünf Wochen Rundreise sind geplant. In der Zeit kann der Lack aushärten und der Polsterer unsere Salon-Polster neu beziehen. Die haben wir vor zwei Wochen zu ihm gebracht und er hat versprochen, dass sie fertig sein werden.
Wir halten es noch einmal mit dem A-Team und lieben es, wenn ein Plan gelingt.

Rundreise Nordinsel – geplant ist die Tour im Uhrzeigersinn


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Detlef Jens – literaturboot.de

BUCHREZENSION – LEBEN IM KIELWASSER
Eine Segler-Autobiografie: Der Mann hat wirklich was erlebt, das kann man schon so sagen. Und er weiß, wie man das wortreich in Szene setzt, mit Biss und Humor, so dass daraus ein Buch wird, welches zu lesen sich lohnt. Vor allem, wenn man selbst in der Segelszene zu Hause ist, denn dann wird man immer wieder auf alte Bekannte stoßen im Text. Die Rede ist, natürlich, möchte ich hier fast sagen, von Peter Förthmann, Mr. Windpilot. Wer, aus der Segelbranche, kennt ihn nicht? Legendär die After-Boat-Show Partys während der Hamburger Bootsausstellung, habe ich jedenfalls gehört; ich selbst war allerdings nie dabei, weil zu der Zeit schon eher im Ausland unterwegs. Aber gerade dort, unter Liveaboards und Langzeitseglern aller Couleur, war (und ist, vermute ich) Peter sogar noch präsenter, als im heimatlichen Hamburg.

Reviews – Comments

SV Magic Carpet – Maya + Aladino CH – BC

VINDÖ 32 – RECONVERSION FROM WRECK TO SAILING BEAUTY

SV Kiss Cool – Olivier Rapin FRA

BENETEAU FIRST 40.7 – A REAL CHALLENGE
You are very well known in the sailing world and the Windpilot is really the best speed regulator in the world. Thank you for creating this product to make our navigation easier. It’s been a long time since I dreamed of having a Windpilot, today I gave it to myself and I want it to be perfect:-)
Cordialement Olivier

SV Plankton – Fiona Endres + Marnix Kippersluis CH

PLANKTON – UNTERWEGS IN DEN SÜDEN
Lieber Herr Förthmann, Entschuldigung für die späte Antwort. Wir waren segeln 😉 Wir haben nach der Installation des Windpilot in Brest sowohl die Biskaya, die galizische & portugiesische Küste sowie die 5 Tage bis nach Madeira hinter uns gebracht – und dies mit grosser Hilfe des Windpiloten. Alles klappt wunderbar, er steuert brav und das System ist tatsächlich ganz selbsterklärend. Toll! Anbei ein paar verschiedene Perspektiven der Heckverzierung. Wir sind sehr zufrieden und danken Ihnen herzlich für die Tipps & Service!
Viele Grüsse 
die Schweizer Fiona & Marnix von Plankton

SV Sve4La – Colette + Tom Freudenberg GER

SKIPPER´S BEST FRIEND AND JEANNEAU SO 45.2
Lieber Peter, extra heute für Dich Bilder gemacht 😊 Die Pacific hat mir heute „mitgeteilt“, dass ich mit zu viel Zeug drauf unterwegs war und ist bisschen geschlingert 😉 Nach dem Segelreffen und Trimm – dann alles allerbest. Ich bin sehr happy und mag mich nun der Pacific auf einer Langstrecke gerne anvertrauen.
Danke für das schöne Teil.
LG Tom

SV Catania – Karla + Karl Rix GER

ALLURES 39.9 DIE ERSTEN ERFAHRUNGEN LIEGEN IM KIELWASSER
Lieber Peter, gut Ding braucht etwas Weile. Wie versprochen, anbei Fotos vom diesjährigen Trip an die Südküste von England. Zusätzliche noch eins mit dem Windpiloten sehr schön in Aktion, jedoch aus 2020.
Viele Grüße
Karla und Karl

Guten Morgen Ihr Zwei, mein alter Sinnspruch ist nun Wahrheit geworden: auf der Mauer auf der Lauer … und irgendwann fliegen schicke Fotos bei mir auf den Tisch, in diesem Fall also am Montag morgen … ich liebe schicke Schiffe … da sind wir uns sicher einig, weshalb ich kürzlich diesen Bericht geschrieben habe.
Allerbest aus Hamburg
Peter

Von Tahiti nach Neuseeland – das Video

So.,16.Okt. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 3060, 24.696 sm von HH

Heute vor genau einem Jahr sind wir in Tahiti gestartet, um nach Neuseeland zu segeln.
Ein Jahr, um ein Video zu erstellen :roll: unglaublich lange – aber gute Dinge wollen eben Weile haben.
Und ich glaube, das Warten hat sich gelohnt. Deswegen ist er auch etwas länger geworden.

Mit dem Video schneiden, kam die die Erinnerung zurück, wie heftig der Törn wirklich gewesen ist. Das Vergessen hatte schon Sand darüber gestreut. Wir hatten „hochhaushohe“ Wellen und die Hälfte der Tage sechs Windstärken oder mehr.
Wir haben auf dem Törn ein wenig den Hintern versohlt bekommen, würde ich sagen.

Viel Spaß beim Schauen und bitte nicht seekrank werden. ;-)

#26 Rauer Törn von Tahiti nach Neuseeland – 2423 Meilen mit bis 39 Knoten Wind

 

Für alle, die damals nicht dabei gewesen sind, hier exemplarisch der Text von Tag 16 der Überfahrt:

Chronik einer Reise:
20:00 Uhr – Wind NNO, 16 Knoten, Kurs 270°, Zielkurs 229°, blöd, aber wir müssen erst noch eine Insel umfahren. Seit 500 Meilen liegt sie immer wieder auf unserer Kurslinie, egal wie der Wind auch weht. Mit dem letzten Büchsenlicht hat der Skipper eine Eingebung und besteht auf das dritte Reff im Groß zur Nacht. Ich haue mich aufs Ohr.

22:00 Uhr – Wind NNO, 14 Knoten – meine Nachtwache beginnt. Durch das eine Reff zu viel im Großsegel kommen wir nur langsam voran.

24:00 Uhr – Wind NNO, 22 bis 25 Knoten – der Skipper steht auf und fragt, ob alles okay sei, er könne nicht schlafen, es wackelt zu sehr. Er kriecht zurück in die Koje.

03:00 Uhr – Wind NNO, 24 bis 27 Knoten – Achims Nachtwache beginnt. Ich habe ihm eine Extra-Stunde Schlaf gegönnt – mein Buch ist gerade so spannend.

04:00 Uhr – Wind NNO 26 bis 30 Knoten – Ich stehe wieder auf. Es wackelt unglaublich hinten in der Koje. Ich kann nicht einschlafen. Das, final doch nicht weg geklappte, Bimini (wird schon nicht so schlimm werden) flattert Nerv tötend im Wind. Wir machen es uns gemeinsam „gemütlich“ im Salon.

4:15 Uhr – das Bimini wird provisorisch mit einem Tampen „ruhig gestellt“.

4:30 Uhr – Wind NNO 28 bis 32 Knoten, Kurs 270° – Achim geht raus. Atanga luvt jetzt häufig stark an. Wir wollen aber an der Insel vorbei. Jemand muss die Windsteueranlage händisch unterstützen. Ich halte ihn mit dollen Geschichten bei Laune.

5:00 Uhr – Wind NNO dauerhaft über 30 Knoten – es ist schwärzeste Nacht. Gnädig bleibt die Wellenhöhe verborgen. Ab und an sieht man eine Schaumkrone in Augenhöhe vorbei rauschen. Schön, dass wir das überflüssige Reff im Groß haben.

5:30 Uhr – ich löse Achim im Cockpit ab. Er hält mich mit dollen Geschichten bei Laune. „Wir können von Glück reden, dass es nicht auch noch regnet“, posaune ich in die Nacht.

6:05 Uhr – es fängt an zu nieseln 6:15 Uhr – Regen 6:25 Uhr – es gallert, prasselt, pisst aus allen Rohren. Segelstiefel wären jetzt schön. Mangels wasserdichter Schuhe sitze ich mit nassen Socken im Cockpit

6:30 Uhr – Wind NNO Böen bis 37 Knoten, wir sind an der Insel vorbei und können abfallen so weit es geht – Das Schott zum Niedergang ist zugezogen. Achim hockt im Trockenen. ab und an bekomme ich ein ‚tapfer‘ durchs Seitenfenster zugerufen. Es ist nicht mein Lieblingswetter :mrgreen: und sehr viiiiel Wind. Die Systeme sind beherrschbar, was mich freut. Angst, nein, aber es ist gruselig. Ich passe einen Augenblick nicht auf, wir luven hart an. Dann ein Fahrfehler, statt abzufallen, luve ich noch weiter an, eklig, aber überlebbar. Es dämmert.

7:00 Uhr – Wind NNO dauerhaft über 30 Knoten – Achim löst mich ab. Wellenberge rollen hinter uns her.

7:30 Uhr – Wind NNO 25 bis 28 Knoten – es erscheint uns wie ein laues Lüftchen. Es gallert weiterhin wie aus Eimern

8:00 Uhr – Wind Nord 20 Knoten

8:20 Uhr – Wind West 15 Knoten – Wind steht gegen Welle. Das Meer sieht aus, wie mit übergroßen Pickelhauben überzogen. Atanga wird zum Rodeo Pferd. Wir bocken, wackeln und schaukeln von einer Seite zur anderen. Gegenstände fliegen durch den Salon, die eigentlich gut verlascht gewesen sind.

8:45 Uhr – Wind Süd-West 12 Knoten – hallo, genau da wollen wir hin. Dem Skipper muss man den Mund mit Seife auswaschen. Es fällt jetzt häufig das böse F-Wort.

9:30 Uhr Wind Süd-West 5 Knoten – Maschine an. Kurs Opua. Müdigkeit macht sich breit. Werden wir alt? Vor 30 Jahren konnte man doch auch locker eine Nacht durchmachen.

12:00 Uhr – Wind NNO 10 Knoten, Regen, Regen, Regen 12:05 Uhr – 15 Knoten, 12:10 Uhr – 20 Knoten – Maschine aus, Kurs Opua 12:20 Uhr – 28 Knoten, Atanga läuft stabil, Schotten dicht, wir gehen nach unten und das Wetter kann uns mal.

 

der Skipper kann sich kaum halten


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Das Lackier-Projekt

Mo.,10.Okt. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 3054, 24.696 sm von HH

Als wir im Juli bei Dina und Andries als Air B&B Gäste übernachtet haben, kam Dina plötzlich mit einem Vorschlag auf uns zu: sie würden im Oktober für drei Wochen in den Urlaub fahren. Ob wir nicht Lust hätten das Haus zu bewohnen, damit es nicht leer steht die ganze Zeit.
Sofort fing es an zu rattern. Wir haben doch noch das Projekt ‚schöner wohnen‘, sprich im Schiff muss noch alles lackiert werden, was nicht ausgebaut werden kann. Im Oktober ist bereits Frühling, es sollte dann wärmer sein und somit dürfte der Lack über Nacht gut trocknen. Und keine fünf Minuten Fahrweg. Und dann das schöne große Haus …
Wir haben keine Viertelstunde gebraucht und zugesagt.

Haus mit Aussicht und kurzer Weg zu Atanga – die könnte man vom Fenster aus sehen – wäre der Baum in der Mitte nicht im Weg

Zwei Tage vor dem vereinbarten Termin gab es eine Nachricht von Dina. Ob wir es wohl einrichten könnten noch einmal vorbei zu kommen? Sie würde uns gerne von Paul erzählen. Paul entpuppt sich als Air B&B Gast, der im zweiten Gastzimmer (mit eigenem Bad) untergebracht ist. Wir würden Paul gar nicht merken, versichert uns Dina. Sie hätte ihm alles gezeigt und wir hätten mit ihm nichts zu tun. Am Sonntagabend reist er an und übernachtet nur zweimal zwei Tage im Haus, da er in Whangarei einen neuen Job übernehmen würde. Pflegeleicht sei Paul. Da sind wir wohl ein wenig geleimt worden. Wir sind nicht begeistert, aber was soll’s.

Wie angekündigt trifft Paul am Sonntagabend ein. Ein großer Mann mittleren Alters. Er hält nicht lange hinter dem Berg: „Hi! How are you? Ich habe einen  125.000 Dollar Tesla. Den würde ich gerne unter dem Carport-Dach parken.“ Wir gucken verdaddert. Wie ist der denn drauf? Unter dem Dach steht bereits unser 3.900 Dollar Toyota. Und unser Fiedl steht auch gerne im Trocknen. Weiß Paul das etwa nicht? :mrgreen:
Achim und Paul begutachten den Tatort. „Du könntest den Wagen von Dina und Andries umparken“, schlägt Paul vor. Achim hat zwar die Schlüssel, weil er die beiden mit dem Auto zum Flughafen gefahren hat. Aber Achim lehnt das ab. Andries hat ihm genau gesagt, wo sein und unser Auto stehen sollen. Nach etwas hin und her parkt Paul dann seinen Tesla schräg hinter Fiedl. Thema durch.
Dachten wir. Am nächsten Tag kommt eine SMS von Dina mit der Bitte, ihre eigene Familienkutsche anderswo zu parken. Paul, die alte Petze. ;-)

Statt zwei Tage bleibt Paul dann fünf. Er verschwindet immer schnell in seinem Zimmer und stört nicht weiter unseren Hausherren-Frieden. Am Freitag packt er seine Sachen und hinterlässt einige Spuren. Verschmierte Sauce und Salatreste im Kühlschrank und die nur von ihm benutze Nespresso-Maschine mit einem verklebten Milchschäumer und Behälter. Uns wurde das Haus anvertraut, also fühlen wir uns auch verantwortlich und putzen hinter Paul her. Mit viel Einweichen werden auch die Milchschläuche der Maschine wieder sauber.
Nie, niemals könnte ich Air B&B Vermietung machen.

Großes Haus – Dolby Surround – Netflix – und Küche mit allem Zipp und Zapp

Das Lackier-Projekt läuft hervorragend. Man könnte meinen, wir hätten das so geplant. Leider kann ich nicht alles auf einmal lackieren. Die Enge im Schiff lässt das nicht zu. Zu leicht reiße ich mit dem Hintern wieder ein, was ich vorne aufgebaut habe. Somit zieht es sich. Fünf, sechs Schichten sollen es schon sein.
Aber die Hälfte ist heute fertig geworden und zwei Wochen haben wir noch.
Was für ein Glücksfall mit dem Haus, besser könnte es nicht laufen. Auch wenn Paul heute wieder kommt. Mal sehen, wie lange er diesmal bleibt. Milch ist jedenfalls keine mehr im Kühlschrank :lol: .

Lackieren – schleifen – lackieren – schleifen

Der mühsam entferne Staub nach der Halle – da ist er wieder – nützt nix – so eine Gelegenheit gibt es nie wieder

Am frühen Nachmittag bin ich fertig – am nächsten Morgen ist alles schleiftrocken


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SV Mucho Gusto – Gary Mull 47

SV MUCHO GUSTO – LIEBESERKLÄRUNG AN EIN WUNDSCHÖNES SCHIFF