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Lovoni – ein Dorf im Vulkan

5.Sep.23, Fiji/Ovalau/Levuka, Tag 3384, 26.502 sm von HH

Unser Taxifahrer Rouko ist pünktlich wie ein Deutscher Maurer. Gut gelaunt lädt er uns in seinen Wagen ein, tankt noch schnell fünf Liter Benzin und kauft im Supermarkt eine Dose Raumduftspray ein. Nach zehn Minuten Fahrt hält er laut hupend vor einem Haus. Ein junges Mädchen, sein Enkelkind wahrscheinlich, springt auf und nimmt die Dose in Empfang. Nach Fiji-Art stehen alle Fenster und Türen im Hause offen. Ich wundere mich über das Duftspray noch eine ganze Weile.

Ovalau ist fast kreisrund. Eine Straße führt an der Küste lang und im Westen biegt eine Straße ab zum einzigen Ort im Inselinneren, nach Lovoni. Mehr Straßen gibt es nicht. Sechzig Kilometer unbefestigte Schotterpiste. Nur in den größeren Dörfern ist der Straßenbelag Asphalt, damit es nicht so staubt. Lovoni ist unser mit Rouko vereinbartes Ziel.  Er ist auf Ovalau geboren und beantwortet bereitwillig unsere Fragen.

Ovalau – Foto Credit: google maps

Die Küste ist strandfrei – wo keine Mangroven die Ufer schützen, wurden Steinwälle errichtet. Die Aussicht verändert sich im erst im Norden von Ovalau.

Solar-Projekt von Koreanischen Investoren – Ovalau mit seinem rappelnden Diesel-Generator ist ein schlechtes Beispiel für Energiegewinnung – immerhin 80 Prozent der Engie in Fiji stammen aus Wasserkraft

Fluss-Idylle – unzählige Flüsse fließen aus den Bergen ins Meer

Lovoni liegt mitten in einem erloschenen Vulkankrater und böse Zungen behaupten, dass dies die einzige Ebene auf der Insel sei. Andere Zungen berichten, dass die Einwohner Lovonis besonders wehrhaft und kämpferisch (gewesen) seien. Als die ersten Europäer ihren Fuß auf Ovalau setzten, sollen sie das aufstrebende Levuka zweimal nieder gebrannt haben. Ein Brandanschlag auf das alte Haus der Freimaurer im Jahr 2000 soll ebenfalls auf ihre Kappe gehen.

Der Weg nach Lovoni im Vulkankessel gelegen

Breits gestern bei der Verabredung haben wir Rouko gefragt, ob wir ein Kava-Bündel für das Sevusevu mitbringen sollen. „Ja, auf jeden Fall! Ich stehe in Verbindung (welcher Art bleibt uns verborgen) mit Lovoni und werde euch einführen. Ein Bündel für zwanzig Dollar ist ausreichend.“
Als wir Lovoni erreichen, kramt Rouko einen Sulu hervor. Sulu ist die Bezeichnung für die traditionellen Röcke/Sarongs in Fiji. Wir sind ebenfalls vorbereitet. Für Achim hatten wir in Savusavu bereits einen Sulu gekauft. Ich habe noch ein übergroßes Tuch im Fundus, was ich benutze. Rouko nickt zufrieden als er unsere Sulus sieht: „Sehr gut!“

Der Chief von Atanga mit Kava-Bündel und mit gutem Hemd zum Sulu

Das Dorf hat vierhundert Einwohner und die Häuser stehen überraschend eng zusammen. Vielleicht der mangelnden ebenen Fläche geschuldet. Vielleicht mag man es eng in Lovoni. Es gibt sowohl Betonwege als auch Trampelpfade über Gras. Rouko läuft vorweg, fragt zwei, drei Frauen nach dem Chef. Irgendjemand rennt los und sagt Bescheid, dass Gäste anwesend sind.

Lovoni hat drei Unterdörfer im Dorfgefüge – aber alle haben den gleichen Chief – der wird nicht gewählt – sonders der Vorsitz über ein Dorf wird weiter vererbt

Reihenhaus-Charakter-Stimmung

Rouko führt uns durchs Dorf

Auch Lovoni hat seinen eigenen Bach quer durch Dorf – im Hintergrund die Vulkanwände

Wir sind etwas eingeschüchtert vom Dorf. Es macht wohl neugierig, aber wir mögen nicht so gerne nah in die Privatsphäre anderer Leute schauen. Halten gerne Abstand und vermeiden es fremde Gärten zu betreten. Hier kann man Nähe nicht verhindern. Die Türen stehen offen und gekocht wird häufig draußen. Ohne Rouko hätten wir uns wahrscheinlich gar nicht getraut in die Gemeinschaft einzudringen.
Dabei machen es uns die Menschen leicht. Von allen Seiten schallt uns ein herzliches „Bula“ entgegen. Von weitem wird gewunken und gerufen. Mehr kommt dann häufig  nicht. Nach der Begrüßung gehen die Leute wieder ihrem Tagesgeschäft nach. Das Gespräch mit der Tochter oder dem Nachbarn wird wieder aufgenommen. Wir sind uninteressant. Uns ist das bereits in den anderen Dörfern aufgefallen. Nach überschwänglicher Freude in der Begrüßung erlahmt meistens die Beachtung. Werden wir aktiv und stellen Fragen, bekommen wir freundliche Antworten, aber von uns möchten die Menschen selten etwas erfahren. Ist Neugierde eine Deutsche „Tugend“?

Nach einer kurzen Wartezeit vor dem Dorfgemeinschaftshaus bekommt Rouko die Information, dass der Chief des Dorfes sich gerade auf den Weg nach Levuka machen wollte. Aber kein Problem, er komme gleich für das Sevusevu. In der Zwischenzeit öffnet der „Beisitzer“ vom Chief die Türen vom Zeremonie-Haus.
Dann erscheint das Oberhaut von Lovoni. In Jogginghose. Uppsi, er bemerkt seinen Fehler, verschwindet in einem Haus und kommt mit einem Sulu in der Hand zurück. Das gelbe Tuch mit Fiji-Werbeaufdruck bindet er sich um die Hüften während wir das Haus betreten. Alle setzten sich im Kreis auf. Es folgt die schon bekannte Zeremonie mit Wechselgespräch und Händeklatschen. Von Rouko lernen wir später, dass es kein Gebet ist, wie wir vermutet haben, sondern schlicht eine Vorstellung unserer Person und die Bitte, um Erlaubnis das Dorf zu betreten. Wird einem diese erteilt, hält sie übrigens ein Leben lang.
Im Vorwege hatten wir uns überlegt, wenn wir Lovoni besuchen, einen Ort, der von Touristen nur äußerst selten besucht wird, dass wir dann nach dem Sevusevu in den Genuss einer Kava-Zeremonie kommen müssten. Von uns ist keiner besonders scharf darauf ein Gesöff, was nach einem Mix aus modriger Erde und alten Socken schmecken soll, zu probieren. Aber es gehört dazu. „Hast du es nie getrunken, hast du Fiji nicht besucht“, wie uns ein Mitarbeiter vom Kreuzfahrtschiff glaubhaft versicherte.

Aber Pustekuchen! Der Chief hat es eilig. Will er doch noch nach Levuka. Nach der Übergabe unseres Kava-Bündels sind wir entlassen. Wieder nix mit Kava probieren.

Links der Chief – rechts Rouko – der Assi durfte nicht mit aufs Foto

Mit Sulu korrekt gekleidet – nach dem Sevusevu darf man ihn wieder ablegen. Fürs Sevusevu scheint er unverzichtbar.

Wir schlendern mit Rouko noch im Dorf umher. Das reichste Dorf der Insel, berichtet er uns. Der Wohlstand sei im Verkauf von Kava und Holz begründet. Vielleicht stammt unser Bündel Pfefferstrauch ja auch von hier? Unter den Seglern werden durchaus Witze gemacht, dass es nur ein paar Dutzend Bündel geben könnte, die immer wieder von den Außeninseln nach Savusavu (der für uns bisher einzige Ort mit Kava-Verkauf) zurück gebracht würden. Von Markierungen, die man an den Bündeln anbringen müsste, ist schon die Rede.

Kava Produktion – Nach Lovoni Kava zu bringen, ist wie Bier in die Kneipe schleppen.

Es gibt bessere Häuser

und sehr einfache Häuser

Bei Sonne werden Decken und dünne Matratzen in die Sonne gelegt – geschlafen wird auf der Erde – die Decken liegen auf geflochtene Matten. Das Trocknen der Decken haben wir bereits in Levuka in den Gärten gesehen.

Rouko fährt mit uns dann noch die zweite Hälfte der Inselrunde und setzt uns nach dreieinhalb Stunden wieder in Levuka ab. Eine lohnende Tour mit einem äußert netten Fahrer.

Zyklon Winston hat diesen Frachter 2016 aufrecht am Ufer abgesetzt

Das ist, was ich meine – alle freuen sich, wenn sie Langnasen sehen und reißen die Arme hoch – hier Fischer am Wrack

P.S. In Levuka, immerhin 4.000 Einwohner im Einzugsgebiet, sind wir inzwischen bekannt wie bunte Hunde. Ein Typ spricht uns an, ob wir bereits von unserer Taxitour zurück seien oder erst am Nachmittag fahren.
Eine Marktfrau bei der wir Eier kaufen, ist sich sicher: „Ihr seid die von dem Segelboot, oder?“
Also das eine Segelboot. Seit sechs Tagen liegen wir hier bereits ohne Segler-Gesellschaft. Und wir müssen noch drei Tage bleiben. Eine Windfront mit über zwanzig Knoten stellt sich uns in den Weg nach Süden. Dazu soll zwei Meter neunzig Schwell auf die Nase kommen. Wir verzichten auf so eine ruppige Fahrt hoch am Wind. Und somit beobachten jeden Abend, wie Rouko um 17:30 Uhr mit seinem Taxi um die Ecke kommt und nach Hause fährt.
Man kennt sich, in Levuka. ;-)


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Levuka – Weltkulturerbe im freien Fall

3.-4.Sep.23, Fiji/Ovalau/Levuka, Tag 3382-3, 26.502 sm von HH

In Levuka verschmelzen gestern und heute zu einer Stadt mit morbidem Charme. Die Unesco hat dieser Kleinstadt das Siegel Weltkulturerbe verliehen als „herausragendes Beispiel einer pazifischen Hafenstadt aus dem späten 19. Jahrhundert“.

Die politisch getriebene Unesco verschenkt nichts.
Rauchfrei zu werden, da hat Levuka andere Sorgen – Das Rauchen kann sich sowieso kaum jemand leisten – man sieht es sicher nicht wegen der Werbung so selten

Den Dinghy-Parkplatz, den wir am Rande vom Industrieteil des Hafens finden, scheint aus dem gleichen Jahrhundert zu stammen. Die große Pier für Personenfähren bricht jeden Moment auseinander.  Es ist Sonntag – niemand da, den wir fragen können, ob wir hier festmachen dürfen. Hoffentlich ist das Gittertor auch noch geöffnet, wenn wir wieder kommen.
Das Weltkulturerbe liegt ausgestorben vor uns. Nur ein paar Staubwolken wälzen sich durch die Straßen. Alle Läden geschlossen bis auf einen Supermarkt. Fand eine Evakuierung aus Gründen statt von denen wir nichts  mitbekommen haben? Wir drehen eine Runde und beschließen am nächsten Tag wieder zu kommen.

Etwas ruppiger Platz fürs Dinghy – bei Niedrigwasser besteht Gefahr – dass das Schlauchboot unter die Pier gerät

Die Pier für die Personenfähre – Winston hat ordentlich zugeschlagen

Blick auf Levuka

Am Montag ist der Ort lebendiger. Gleich wirken die Häuser auch nicht mehr ganz so verfallen. Von der ehemals blühenden Stadt – gegründet 1820 von weißen Siedlern – ist nicht mehr viel übrig geblieben. Ein Brandt 2008 und der verheerende  Zyklon Winston 2016 haben dem alten Stadtkern arg zugesetzt. Viele Häuser stehen leer. Sind nur noch baufällige Ruinen.
Bis 1883 war Levuka die Hauptstadt von Fiji. Fünfzig Bars und Hotels reihten sich an der Hauptstraße entlang. Die Stadt liegt auf einem schmalen Küstenstreifen, steil steigen die Berge an den Flanken auf. Mangels Platz zum Expandieren wurde recht schnell Suva als Hauptstadt auserkoren. Der Verfall nahm seinen Lauf.

Cowboy-Stadt mitten im Pazifik – so hübsch soll Papeete auch mal gewesen sein – damals…

Einige Häuser sind wieder ganz gut in Schuss – viele leider nicht

Auch unter der Woche ist die Stadt sehr ruhig

Friseur- Salon  von innen

Durch das Unesco Siegel erhoffen Ovalau und Levuka sich einen Zustrom an Touristen. Aber die Insel hat es schwer. Ohne Sandstrände bleibt sie für Urlaubsgäste uninteressant. Auch viele Segler lassen die Insel Ovalau aus. Sie liegt nicht auf der üblichen Segelroute. Wir haben uns für diesen Weg entschieden, da uns unsere defekte Seekarte für die übliche, aber riffgespickte Nordroute nicht sicher genug erschien.
Zwei Ankerplätze sind für Levuka ausgewiesen. Wir entscheiden uns für den Platz außerhalb, da wir denken, dass und hier der Schwell aus dem Pass nicht so erreichen wird. Direkt gegenüber liegt das Gefängnis – ansprechend als „Correction Center“ ausgeschildert. Die in Orange gekleideten Insassen gärtnern tagsüber am steilen Hang der zum Gefängnis gehört.
Der Weg mit dem Dinghy ist von hier aus etwas weiter und insbesondere gegen den Wind zurück ein nasser Ritt. Wir kommen am größten Arbeitgeber der Insel vorbei: einer Thunfischfabrik.

Levuka – Foto credit google earth – wir ankern dort, wo die Wolke ist ;-)

Atanga liegt außerhalb hinter dem Riff – Auflandiger Wand – wir ankern gut in Sand

Die Fabrik erfreut Levuka deutlich mit Fischgeruch. Windtechnisch liegt sie ungünstig. Für unseren Ankerplatz jedoch perfekt.
Der Insel-Generator steht mitten im Ortskern und macht ratternd und knatternd aus Diesel Strom für die Insel. Einen schlechteren Ort hätte man nicht finden können. Das Museum (und es soll auch mal ein Informationszentrum gegeben haben) hat geschlossen.

Wir weiten unsere Runde durch den Ort aus. Finden hübsche Ecken und sehr schlichte, heruntergekommene Behausungen. Nicht allen geht es gut hier. Das Krankenhaus sieht bejammernswert aus. Richtig krank zu werden, ist keine gute Idee auf Ovalau.

Gleich von der Hauptstraße führt es steil in die Wohngebiete

199 Stufen – Treppe ins Oberdorf

Eine von zig Kirchen – diese ist von 1869

Für jeden Glaubenszweig eine eigene Kirche

Auf dem Krankenhausgelände finden wir diesen Ofen – zum Verbrennen von medizinischem Müll – eingezäunt mit Maschendraht

Die Rückseite vom Krankenhaus

Das Krankenhaus – alter Trakt

Krankenhaus – neuer Trakt

Wir wollten hier noch unsere Vorräte für kleine Inseln weiter im Süden aufrüsten. Nicht so einfach in Levuka. Die Supermärkte erweisen sich als schwierig. Ist das Sortiment noch ganz brauchbar, so sind die Zustände der Läden zum größten Teil hart im Ansehen.
Auch das Angebot auf den drei, vier Marktständen ist dünn: Eier, Maniok und Kohl. Am zweiten Tag gibt es nicht mal den.

Gefriertruhe im Supermarkt – lange her, dass wir so eine Truhe gesehen haben

Grausam verrottetes Gemüse

Verbrauchen innerhalb von drei Wochen – das Legedatum wurde sorgfältig aus allen Kartons heraus gestanzt

Chinesische Garküche – mit überraschend leckeren Teilchen mit Käse überbacken und einer Art Bratwurst im Inneren.

Wir bleiben trotzdem. ;-)
Strenger Wind würde unsere Weiterreise sehr ungemütlich machen, da wir nur hoch am Wind nach Süden kommen.  Also entscheiden wir uns für eine Inseltour. Busse gibt es keine. Jedes Dorf auf der Insel hat seinen eigenen Laster-Transport. Einmal am Tag kann man von jedem Dorf nach Levuka auf der Pritsche mitfahren. Und einmal am Tag zurück. Für uns ein nicht durchschaubareres System.

Inseltransport – der Fahrplan steht auf der Plane – praktisch. Nur die Uhrzeiten fehlen.

Wir fragen einen Taxifahrer, ob er uns über die Insel fahren würde. Er nickt freudig und macht uns einen vernünftigen Preisvorschlag: 70 Fiji Dollar (ungefähr 33 Euro). Wir stimmen zu. Morgen um 9:00 Uhr sind wir verabredet. Mal sehen, ob er seine Uhr nach der berühmt-berüchtigten Fiji-Time gestellt hat.

Fundstück des Tages – undenkbar in Deutschland – Aushänge, wer dem Laden noch Geld schuldig ist und seit wann


5

Entlang Kroatiens Küsten. September-Abend auf dem Meer.

Eine Bucht irgendwo südlich von Rovinj. Der Abend schleicht sich auf leisen Sohlen heran. Ein Fischer irrt irgendwo am Horizont herum. Slicks malen merkwürdige Linien in die leicht bewegte See, die ich nicht enträtseln kann.

Wenn ich die Augen schließe, weiß ich: Dies kann nur die kroatische Küste sein. Das leise Glucksen und Murmeln der Wellen in den Felsen am Ufer. Kein Rauschen wie am Sandstrand von Mallorca. Der würzige Geruch nach Liebstöckel und Meerfenchel in der Luft, der von den heißen Steinen herüber weht durchsetzt von kalter Luft. Nur der Mond lässt sich heute Zeit. Er steht als kleines helles „a“ am Himmel, kein voller Mond, sondern eben nur halbvoll. Ein kleines „a“, es steht für abnehmender Mond. 


Ein kleines Boot gesellt sich zum ersten. Auch das ist nur in Kroatien so: Die kleinen Motorboote aus jugoslawischer Zeit, gerade recht, um am Feierabend noch die Angel auszupacken und rauszufahren.

Keine motzigen Motoryachten, nein, kleine Boote. Oft treffe ich ich sie in den Buchten, um Cres oder Mali Losinj, kroatischer Ferienspaß: Drei Leute auf so einem kleinen Ding drei Wochen in einer Bucht. So klein, dass ich mich wundere, wie sie der Bora der letzten Tage standhielten. Im Velebit waren 80 Knoten angekündigt, im Süden bis 60. Hier war es ruhig vor Istrien, gerade mal 25 Knoten in der Spitze. Wie fühlt sich das an, in so einem kleinen Töff-Töff, wenn eine 30 Knoten-Böe über sie herfällt? Kippelt das kleine Boot? Ächzt es unter der Last der Böe? Fühlt sich sein Skipper sicher an Bord? Oder denkt er sich bei dreißig Knoten wie ich: „Mehr muss es jetzt aber nicht werden?“

Ich mag die kleinen Boote. Sie künden von einfachem Spaß auf dem Wasser. Kein Tütteltüh, kein Schi-Schi, kein Chick. Einfach nur raus aufs Wasser und Spaß haben. Das kleine Töff-Töff zieht zielstrebig nach Backbord, als wüsste sein Skipper genau, wohin er es heute noch in der Weite zu steuern hat.


Muster aus Blau und Rot, die ich nicht deuten kann. Dass es September ist, merkt man daran, dass die Nacht auf dem Meer schneller fällt als im Sommer. Die Dämmerung kommt blitzschnell und mit ihr das Rot. Kaum ist das Töff-Töff verschwunden, färbt sich der Himmel rot. Das kleine Eiland im Westen, unscheinbar am Tag, wird zum Held der Dämmerung. 

Seit fünf Tagen hänge ich jetzt hier in der Bucht ab. Eigentlich müsste ich morgen weiter. Aber während ich den Himmel sehe, denke ich mir: „Was soll’s? Ich glaub‘ ich bleib‘ auch morgen noch hier vor Anker in der Bucht. Und genieße die Stille.“


Der Himmel hat nun die intensivste Röte. Kein Boot ist mehr zu sehen. In fünf Minuten wird alles vorbei sein. Das Rot wird verschwunden sein, und alles dunkel bleiben. Ich werde noch eine Weile sitzen und warten, bis der Mond erscheint, das kleine helle „a“. Vielleicht werde ich wie die letzten Nächte sehen, wie ihn einem kleiner heller Stern begleitet übers nächtliche Firmament. Ein Stern, der nicht von seiner Seite weichen will.

Ganz sicher werde ich LEVJE’s leichtes Schaukeln in der Dünung spüren. Das Murmeln und Glucksen am Ufer hören. Und das intensive Knippsen der Taschenkrebse unter dem Boot. 

Eine Viertelstunde später ist es dunkel. Ich sitze noch und schreibe an diesen Zeilen. Aus der Dunkelheit nähert sich ein Boot. Es zieht einen weiten Kreis um LEVJE durch die Bucht. Was ist das? Doch dann erkenne ich, dass das Meer um das Boot selbst in der Nacht türkis leuchtet. Ein Lampenfischer ist es, der vor sich her durch die Wogen helle Lampen trägt, um Fische anzulocken und zu speeren. Er zieht seinen Kreis – und dann verschwindet er, wie er gekommen ist, einfach und trägt seine Lampen weiter in die Nacht über dem Meer.

Auch das ist Kroatien im September.

 

(Kröten)-Wanderung

27.-31.Aug.23, Fiji/Makogai/Dalice, Tag 3375-9, 26.483 sm von HH

Am nächsten Tag hören wir im Morgengrauen Kettengerassel. Hinter uns geht ein kleines Kreuzfahrtschiff vor Anker. Die ‚Reef Endeavour‘ ist 73 Meter lang  und verbreitet den Charme vergangener Zeiten, als Kreuzfahrtschiffe noch überall willkommen waren. Das Schiff ist aktuell mit 90 Passagieren belegt und kreuzt nur in der Inselwelt Fijis umher.

Die Reef Endeavour liegt hinter uns vor Anker

Die Gäste an Land zu bringen, bereitet den Zubringerbooten bei Niedrigwasser erhebliche Schwierigkeiten. Aber nach mehrmaligem Umsteigen auf kleine Boote befinden sich endlich alle an Land. Wir mischen uns unter das Kreuzfahrt-Volk. Als wir mit unserem Kajak anlanden, sprechen uns australische Gäste an. Bei einem kurzen Schwätzchen kommt heraus, sie wissen nicht, wohin sie nach dem Besuch von Makogai hin gefahren werden. „Nächster Stopp ist Savusavau, nein halt, stimmt nicht, das war letztes Jahr.“  Wiederholungstäter also.

Für die Kreuzfahr-Gäste hat die kleine Dorfgemeinde einen Gottesdienst organisiert. In dem leeren Raum mit dem Tisch und Drucker stehen wie von Zauberhand plötzlich fünfzig Plastikstühle (vom großen Schiff mitgebracht, wie wir später sehen). Für den Prediger wurde ein Stehtisch in gelbe Tücher gehüllt. In den Pausen der Predigt singen die Kinder aus dem Dorf und tanzen zum Abschluss Pantomime zu Musik aus der Konserve.
Wer will, kann noch die Ruinen der Leprastation besuchen. Die meisten wollen nicht und lassen sich bereits auf ihr Schiff zurück bringen. Mittags liegt das Dorf wieder ruhig und verlassen da.

Gottesdienst für die Passagiere – wer keinen Platz bekommt – muss draußen sitzen

Die Kinder als dem Hauptdorf sind auch dabei – alle chic in Schale geworfen

Wer will – kann noch zum alten Friedhof gehen

Es folgen drei Tage mit Starkwind. Gegen den sind wir aber sehr gut geschützt in unserer Bucht. Keine Fallböen wie in Bavatu Harbour. Wir liegen ruhig und sicher. Achim hat sich eine Kurzzeit-Erkältung von vier Tagen eingefangen. Die ist aber nicht weniger tödlich als ein zehn Tage Männerschnupfen, wie er mir mehrfach versichert. Ich bleibe verschont und wir haben beschauliche Tage am Anker.

Dann ist der Skipper wieder einsatzfähig und wir machen uns zur anderen Seite der Insel auf. Hier liegt der Hauptort von Makogai mit der Inselschule. Viele Besucher hat das Dorf nicht. Man kann vor Na Sau schlecht ankern und muss von unserer Bucht zu Fuß neun Kilometer (hin und zurück) durch den Wald laufen. Der Weg ist klar zu erkennen, wird aber sicher nicht täglich benutzt. Ich lasse Achim vorweg laufen, um die Spinnweben einzufangen. Leider gibt es Mücken ohne Ende. Erst zweimaliges Einsprühen hält die Plagegeister von uns fern.
Es geht auf und ab, aber nie anstrengend. Nur wenige Aussichtspunkte liegen auf der Strecke, aber dafür umso mehr Kröten. Es handelt sich um die eingeschleppte Aga-Kröte. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts nach Fiji gebracht zur Käferbekämpfung auf Zuckerrohrplantagen. Jetzt vermehren sie sich wie die Karnickel. 30.000 Eier legt so ein fettes Weibchen. In Australien gibt es Sammel-Wettbewerbe und allerlei Maßnahmen zur Ausrottung der Kröten.
Die großen Kröten hocken zu hunderten am Weg und sind gar nicht scheu (oder extrem langsam). Wir müssen wir aufpassen, dass wir nicht aus Versehen auf sie treten.

Aga-Kröte – es gibt hunderte über hunderte von ihnen im Wald – groß wie eine Orange

Das hohe Gras wird uns auf dem Rückweg mal so richtig durchnässen

Die wilde windzugewandte Seite von Makogai

Als wir das Dorf Na Sau erreichen sind wir auf Sevusevu eingestellt. Aber nein. Niemand kommt uns eilig entgegen. Niemand möchte Kava von uns. Auf einer Veranda hocken ein paar junge Männer zusammen. Auf einhundert Meter Entfernung wird bereits „Bula“ gerufen. Das war’s. Zögerlich gehen wir über die große Rasenfläche näher auf die Häuser zu. Eine junge Frau „erbarmt“ sich und kommt uns entgegen. Unsere Fragen über die Personen im Dorf (50 Erwachsen, 20 Kinder und vier Lehrer) und dergleichen, beantwortet sie bereitwillig. Als ich wissen möchte, ob wir die Schule ansehen dürfen, nickt sie und geht voran. Es sind noch immer Ferien. Die Schule (für die Kleinsten) ist geschlossen. Unsere Führerin ist Kindergarten-Lehrerin, wie sie berichtet. Eigentlich stammt sie aus Savusavu und hat schon einen Versetzungsantrag gestellt. In Na Sau will sie nicht länger bleiben. Zu langweilig. Letzten Sonntag war sie auch beim Gottesdienst. Da sie den Boottransfer verpasst hat, musste sie den Weg laufen so wie wir. Zweimal in der Woche fährt ein Boot zum Einkaufen zur nächsten Insel. Internet könne man ganz schwach empfangen. Aber nicht in den Hütten, sondern nur draußen. „Da Fressen dich die Mücken?“. Sie lacht: „Nein, Mücken bevorzugen weiße Haut.“

Wir nähern uns dem Dorf – in den vier Häusern wohnen die Lehrer – die anderen Häuser sehen erheblich schlechter aus

Der Toilettenbereich der Schule inklusive Lehrauftrag

Die junge Erzieherin ist so nett und führt uns durch den Schulbereich

Die zwanzig Schulkinder des Dorfes haben Schulferien

Anordnungen sind hängen geblieben

aus Covid-Zeiten
Fälle soll es keine gegeben haben auf der Insel

Wir schlendern noch zum Strand, treffen auf ein paar Kinder (einige erkennen wir wieder – alle waren beim Gottesdienst am Sonntag) und mampfen unser Picknick am Strand. Eine Woche war das Wetter gut, ausgerechnet jetzt fängt es an zu nieseln. Wir brechen zum Rückweg auf.
Die letzte halbe Stunde erwischt es uns richtig. Es schüttet wie aus Eimern. Das hohe Gras ist pladdernass, im Schnellschritt stechen wir durch den Wald. Schnell sind wir durchgeweicht bis auf die Schlüpfer. Keiner hat mehr Zeit auf die Kröten zu achten. Weiter im Stechschritt.
Die Kröten schaffen es nicht mehr schnell genug zur Seite. Kick, eine erwische ich. Das fette Tier schüttelt sich und hüpft davon, ich schüttel mich. Schleimig klebt mir was am Fuß. Der Schleim der Aga-Kröte gilt als halluzinogen. Ziemlich heftig sogar. Drogensüchtige rauchen den getrockneten Schleim, den man aus zwei Drüsen am Kopf der Kröte „melken“ kann. Extreme Junkies lecken sogar ihre Kröte ab. „Küss mich, ich bin ein Prinz“ in moderner Fassung.
Das fehlt mir noch, mitten im Wald ein Flash mit bunten Farben und Monstern.
Wir eilen vorwärts. Grad als wir wieder am Boot ankommen, hört es zu regnen auf. Danke für nichts. Auch der Flash ist ausgeblieben. ;-)

Nach acht Nächten werden wir Makogai wieder verlassen.
Nächster Stopp nur knapp 20 Meilen entfernt – das hatten wir lange nicht.

Vor einer Landzunge mit etwas Sandstrand gibt es gute Schnorchelplätze

Das Wasser ist glasklar – leider bleiben verlorene Rohre der Muschelzucht einfach liegen. Puderzuckerstrand ist es nicht – leider harter, brockiger Muschelstrand.

 


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Muschelzucht und alte Leprastation

Sa.,26.Aug.23, Fiji/Makogai/Dalice, Tag 3374, 26.483 sm von HH

Statt mit einer ruppigen Überfahrt werden wir mit prima Bedingungen belohnt. Vier Windstärken, kaum Welle. Ein Kreuzschlag wird fällig, da wir nicht direkt Makogai anlegen können, sondern erst mit einem reinen Südkurs ein langgezogenes Riff umschippern müssen. Aber wenn es läuft … der Kreuzschlag fällt kurz nur aus. Bereits nach einer halben Stunde dreht der Wind zu unseren Gunsten weiter auf Ost. Direkter Kurs nach Magokai jetzt möglich. Sehr schön.

Im Morgengrauen besuchen uns ein paar Delphine. Um 7:30 Uhr erreichen wir den Pass. Mitten in der Einfahrt erkennen wir einen Blas. Gleich darauf noch einen. Und wieder. Unsere Konzentration gehört dem Pass. Als wir durch sind, sind die Wale noch immer da. Ein großes Tier zeigt seinen Rücken. Ein Baby ebenfalls. Die Mutter winkt mit ihrer langen Flosse. Schlägt nach Buckelwal-Manier damit mehrmals auf die Wasseroberfläche. Dann zeigt uns ein Wal seine Fluke und haut damit ebenfalls aufs Wasser. Eine tolle Show. Dankeschön für diese freundliche Begrüßung.

Die Bucht vor dem kleinen Ort ist gut geschützt nach Südosten. Es ist viel Wind für die kommenden Tage vorhergesagt, aber heute ist es ruhig. Drei Segelboote liegen bereits vor Anker. Wir gehen an Land und haben ein Bündel Kava dabei fürs Sevusevu.

Wir liegen vor Anker vor diesem hübschen Ort

Kaum landen wir mit dem Dinghy an, steht ein Dorfbewohner bei uns und hilft mit dem Dinghy. Sein Name ist Nika. Er führt uns zu einem Haus auf Stelzen, das nur aus einem fünfzig Quadratmeter großen Raum besteht. Ein Tisch mit Telefon und einem überdimensionalen Drucker sind die einzigen Gegenstände. Ein zweiter Man sitzt am Tisch und telefoniert. Wir dürfen uns in ein Buch eintragen. Für unser mitgebrachtes Kava interessiert sich keiner der Männer. Es wird uns weder abgenommen, noch eines Blickes gewürdigt. Wir zucken die Schultern und legen stumm das Paket neben den Mann am Telefon. Er ignoriert uns.

Daher folgen wir Nika wieder nach draußen. Er lädt uns zu einer Führung seines Dorfes ein. Offensichtlich ist unser Sevusevu anerkannt worden.
Die Regierung unterhält hier in Dalice ein Projekt zur Vermehrung von Riesenmuscheln. Diese wurden durch Überfischung stark dezimiert. 2016 hat Zyklon Winston die Anlage fast vollständig zerstört, 2019 wurde das Programm wieder aufgenommen. Aber der Betrieb sieht noch immer reichlich zerfleddert und verwahrlost aus. Nur ein Bruchteil der Zuchtbecken ist mit kleinen Riesenmuscheln bewohnt. Die Anzahl der Tiere ist überschaubar. Gazebahnen, die zur Beschattung dienen, hängen herunter. Niemand kümmert sich darum. Nika ist für Hausmeister-Tätigkeiten zuständig. Über die Muscheln weiß er nicht allzu viel: „Andere Abteilung! Der Chef ist gerade nicht da.“

Die Muschel-Station wird vom Fischerei Ministerium finanziert

 

Noch winzig kleine Riesenmuscheln in flachen Wasserbecken

Becken in Betrieb – mit einer überschaubaren Menge an Muscheln . Meerwasser wird in die Becken gepumpt – aber nur bis um 15 Uhr – dann wird der Dorf-Generator abgestellt

Riesige Riesenmuschel – sie können ein Gewicht von 400 Kilo und eine Länge von 1,4 Meter erreichen

Das Dorf – viel gemähter Rasen von Nica

Es leben vier Arbeiter in dem Dorf. Da Schulferien sind, wohnen im Augenblick auch deren Frauen und Kinder auf dieser Seite der Inseln. Die großen Kinder leben sonst im Schul-Internat auf der Nachbarinsel. Die Kleinen gehen zur Grundschule im Dorf auf der anderen Inselseite.

Bis 1970 diente Makogai als Leprainsel. Die Leprastation wurde 1911 von den Briten gegründet und stand unter Betreuung der katholischen ‚Missionary Sisters oft he Society of Mary‘. Aus allen angrenzenden Inselstaaten wurden die „Aussätzigen“, wie man sie früher nannte, hierher verband: Tonga, Samoa, sogar aus Neuseeland. Bescheiden begann die Belegung mit 40 Patienten und wuchs auf bis zu 700 Erkrankte im Jahr 1950.
Im Jahr 1970 wurde die Leprastation geschlossen und war in sechzig Jahren Unterkunft für viertausend Erkrankte.

Patienten, die nicht im Hospital liegen mussten, wurden im Dorf nach ethnischem Hintergrund verteilt. Allen wurde erlaubt, ihre Traditionen und religiösen Praktiken beizubehalten. Als Teil der Therapie unter eingesperrten Bedingungen durften die Patienten Gemüse anbauen und Handwerkskunst herstellen. Viehhaltung und Fischen war ebenfalls gestattet.
Die Leprastation hatte international den Ruf eines ‚Models von Disziplin und sozialem Frieden‘ im Umgang mit Lepra-Erkrankten. Trotzdem gab es Rassen-Hierarchien. Weiße bekamen größere Portionen, mussten aber auch höhere Gebühren für die Unterbringung bezahlen.
Und die Ruinen eines unschönen Gefängnisses sind Zeugen, dass die gerühmte Disziplin auf der Insel wohl auch schon mal etwas unter Schlendrian gelitten haben muss.

Gefängnis-Ruine mit vier Zellen – heute schaurig-schön überwuchert

Überreste eines alten Kinos – die Überraschung des Tages – wenn wir alles erwartet hätten

Nica am Grab von Schwester Mary Agnes – sie ist 1955 nach Jahren der Pflege von Patienten auf der Insel an Lepra gestorben

Lepra ist eine der ältesten bekannten Krankheiten. In archäologischen Funden wurde ihre Existenz in Indien bereits vor viertausend Jahren nachgewiesen. In der Römerzeit erkannt man das Ansteckungsrisiko von Lepra und erstmals wurden Erkrankte verstoßen. Besonders tückisch ist die lange Inkubationszeit bei Lepra – bis zu 20 Jahre.
Im Umfeld größerer Städte entwickelte sich im 11. Jahrhundert eine eigene Hospizform. In Europa war man im Mittelalter als Erkrankter ‚bürgerlich tot‘. Man musste in der Öffentlichkeit ein Lazaruskleid tragen und eine Warnklapper verwenden, um andere Passanten zu warnen.

1873 wurde der Erreger entdeckt. Vorgeschriebene Meldungen von Erkrankungen ab 1949 wurden obligatorisch. Die Zahl der Registrierten ging über die letzten fünfzig Jahre kontinuierlich zurück. Lepra ist inzwischen mit Antibiotika vollständig heilbar. Heute gibt es noch ungefähr 220.000 Neumeldungen jährlich – hauptsächlich in Indien, Indonesien, Brasilien und im Pazifik. Die WHO hofft, bis zum Jahr 2030 Lepra ausgerottet zu haben.

Übrigens gehören Geschichten, dass man beim Hände schütteln eines Leprakranken plötzlich seine Finger in der eigenen Hand hält zu den Legenden. In Wahrheit sterben bei einer Leprainfektion die Nerven ab, Arterien verstopfen und die Erkrankten verlieren das Gefühl für Hitze, Schmerz und Kälte. Durch das eingeschränkte Gefühl kam es zu Verletzungen, diese führten zu Entzündungen. Mangels Schmerzen blieben diese Wunden häufig unbehandelt und die weiter brandende Infektion führte dann zum Absterben ganzer Gliedmaßen.


6

Im Norden geht die Sonne auf

Am Strand vor unserem Haus in Norwegen.

Achtundreißig Stunden saßen wir im Mai fast am Stück im Auto. Wir haben es ähnlich wie bei der Fahrt im Winter gemacht, nur noch ein wenig optimaler und ohne Übernachtung. Gestartet sind wir Freitag abends am Niederrhein und haben anschließend praktisch zwei Tage im rollenden Auto gelebt. Durch die erste Nacht bin ich gefahren und Sabrina hat geschlafen. Am frühen Morgen lag Dänemark bereits hinter uns und wir haben nach etwa 900 Kilometern in Schweden gefrühstückt und anschließend die Plätze getauscht.
Als ich wieder wach geworden bin, waren wir nördlich des Vänern. Von da ab haben wir uns in kurzen Etappen auf der E45 nach Norden vorgearbeitet.
Wer von uns beiden gerade nicht fahren musste, hat die Zeit auf dem Beifahrersitz zum schlafen genutzt.

Sonntagmorgen lag das Skandinavische Gebirge hinter uns und gegen Mittag haben wir das Ziel erreicht. Der Boxermotor im Subaru durfte nach 2.285 Kilometern zum ersten Mal ganz abkühlen und wir waren endlich wieder auf „unserer“ Insel in Helgeland.
Helgeland, das ist jene mythenreiche Landschaft im Königreich Norwegen, in der es mehr Inseln gibt, als ein Mensch in seinem Leben jemals erkunden könnte. Es sei denn, man würde jeden einzelnen Tag seines Lebens eine andere Insel besuchen. Dann bräuchte man etwa 41 Jahre bis man alle gesehen hat. Klingt unglaubwürdig, ich weiß, aber es gibt tatsächlich fast Fünfzehntausend Inseln, allein in Helgeland.

Auf einer dieser Inseln steht unser Haus und wir stehen an diesem warmen Tag im Mai davor und sind aufgedreht wie kleine Kinder. Eigentlich müssten wir hundemüde sein.
An eine Runde Mittagsschlaf war aber nicht im Geringsten zu denken. Wir mussten unbedingt erst alles einmal sehen, immer wieder tief durchatmen, die Waldluft aufsaugen, das Meer schnuppern, durch unseren Wald gehen, einmal durchs Haus laufen und dann doch hundemüde auf der Couch einschlafen.

Am nächsten Tag waren wir wieder im Geschäft. Wir haben den Subaru und den Anhänger ausgeladen und praktisch nahtlos dort weitergemacht, wo wir im Februar aufgehört hatten. Die erste Woche haben wir hauptsächlich im Wald und im Garten geackert.
Bei schlechtem Wetter wurde das Schlafzimmer renoviert und Baumaterial besorgt. Man bekommt hier zwar alles, aber die Wege sind halt ziemlich weit. Mal eben zum Baumarkt fahren, um eine Packung Schrauben zu kaufen, geht hier nicht. Da muss auf Listen gesammelt werden, damit sich so eine Fahrt lohnt. Daran gewöhnt man sich aber recht schnell.

Nach der ersten Woche war das Gelände ums Haus wieder begehbar. Die Freileitungen waren nicht mehr durch Bäume gefährdet und unser Bach hinterm Schlafzimmer konnte wieder fließen.
Das erste Feuerholz kann nun trocknen und der Grünschnitt ist zum verrotten wieder in den Wald gewandert.
Nach dieser ersten Woche hatten wir uns auch einigermaßen an die extrem langen Tage gewöhnt.
Anfangs war das wirklich schwierig für uns. Man wird einfach nicht müde, wenn um 23 Uhr noch die Sonne scheint. Es ging uns deshalb mehrmals so, dass wir nach dem Abendessen nochmal raus in den Wald sind und beim arbeiten völlig die Zeit vergessen haben.
Nach dieser Eingewöhnungsphase konnten wir die langen Tage aber genießen.












Was wir von Anfang an genießen konnten, ist die atemberaubende Schönheit der Landschaft in Helgeland. Wir wären am liebsten jeden Tag nur wandern gegangen. Am Norwegischen Nationalfeiertag haben wir das auch gemacht. Da ruht nämlich im ganzen Königreich die Arbeit und vor jedem Haus weht die Nationalflagge. Da haben wir natürlich mitgemacht.
Am nächsten Tag ging es weiter mit Projekten am Haus. Garagendach erneuern, Teile der Fassade austauschen, streichen, schleifen, Sachen zum Wertstoffhof bringen, mitgebrachte Möbel aufbauen…

Am Ende der zweiten Woche haben wir das Tempo ein wenig rausgenommen, denn Sabrinas Urlaub neigte sich dem Ende zu. Und den wollten wir nicht in Arbeitsklamotten ausklingen lassen. Wir haben lange Abende vor dem Kamin verbracht und die taghelle Nacht in unserem Wald in uns aufgesogen. Dort um Mitternacht zu stehen und lediglich zu lauschen ist einfach nur faszinierend.
Es hört sich an wie im Urwald. Naja, es ist halt ein Urwald.
In Helgeland leben wesentlich mehr große Wildtiere als Menschen und in unserer dünn besiedelten Region ist dieses Verhältnis nochmals ein Stück extremer. Die Besonderheit dabei ist, dass sich kurz vorm Polarkreis die Verbreitungsgebiete der Geweihträger aus dem Süden mit der Verbreitung der Arten aus dem Norden überschneiden. Hier gibt es deshalb Rehe, Rothirsche, Elche und Rentiere. Daneben kommen alle vier großen europäischen Raubtiere vor: Wolf, Braunbär, Vielfraß und Luchs.
Bären und vor allem Wölfe sind allerdings extrem selten.
Elche und auch Rehe sind hier so häufig, dass kein einziger Tag vergeht, an dem wir keine sehen. Manchmal laufen sie direkt hinter unserem Schlafzimmer vorbei. Dort queren zwei Wildpfade unser Grundstück.

Filou träumt. Vielleicht von Elchen?

Hier oben, weit weg von den größeren Ortschaften, erlebt man fast jeden Tag ein kleines Abenteuer und manchmal ereignen sich Dinge, die ihr mir wahrscheinlich nicht glauben würdet. Manche dieser Geschichten kann ich mit einem Foto untermauern, manche müsst ihr mir einfach glauben, oder auch nicht.
Zum Beispiel die Geschichte vom Elch, der durch die Bucht vor unserem Haus schwimmt, um auf die Insel mit dem leckeren Moos zu kommen, oder die Geschichte vom Reh, das ab und zu Nachmittags ganz allein im Meer badet.
Dann wäre da noch die Geschichte von der Elchkuh in unserem Garten, die bellt wie eine hübsche Hundedame und Filou den Kopf verdreht.
Es gäbe so viel zu erzählen, aber das würde den Rahmen hier sprengen. Wir müssen ja auch nicht jetzt schon alles in einen Artikel pressen. Wir werden in Zukunft schließlich ein „wenig“ länger hier oben bleiben.




Am 28. Mai war Sabrinas Urlaub dann leider zu Ende und ich habe sie zum Flugplatz nach Rørvik gebracht. Von dort ist sie mit einer kleinen Turboprop-Maschine nach Trondheim und anschließend nach Düsseldorf gefolgen.
Auch wenn wir solche Trennungen ja nun schon öfter hatten, leicht fällt uns das bis heute nicht. Für Sabrina war es diesmal noch schwerer, weil Filou bei mir geblieben ist.
Für mich begann nun die Zeit der vielen kleinen Reparaturen. Daneben musste ich noch ein irrwitziges Projekt abschließen, welches ich mir im letzten Frühling ausgedacht hatte. Es ist mir nicht gelungen, die Höllenmaschine in Deutschland endgültig fertig zu bekommen. Also habe ich alle Teile mitgebracht und nun kam der Moment, vor dem ich mich so lange gefürchtet hatte.
Die Höllenmaschine, sie ist das erste Ding, vor dem ich anfangs wirklich Bammel hatte. Es handelt sich bei dem Ungetüm um einen alten Rasenmäher, dem ich das Verbrenner Herz herausgerissen und durch einen bürstenlosen Elektromotor ersetzt habe. Er hat 52cm Schnittbreite und doppelt so viel Nennleistung wie der stärkste Akkumäher, den man aktuell von Stihl bekommt.
Die Welle, die das Messer dreht, wird von 2 Lagern geführt, die normalerweise als Radlager in einem Mittelklasse Pkw ihren Dienst tun.
Ich wollte halt etwas robustes bauen, hatte natürlich alles mehr als einmal durchgerechnet und brauchte eigentlich keine Angst vor dem Biest haben.
Trotzdem ging mir der Arsch auf Grundeis, als ich den Stromhebel das erste mal ganz sachte nach vorne gedrückt habe. So ein 52cm langes Messer, welches sich auf Knöchelhöhe vor einem mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit dreht, kann schonmal zu Kopfkino führen, welches nicht gesund ist.
Und so habe ich mich mit viel Respekt ganz sachte das Drehzahlband hinauf gehangelt. Am Nachmittag war schließlich alles ums Haus herum gemäht und die Höllenmaschine war mein Freund. Als Akku hatte ich einen provisorischen Pack aus 15 fliegend verdrahteten Lithium Polymer Zellen mit 277Wh im Einsatz. Das hat ganz knapp gereicht, um den Großteil der Fläche ums Haus zu mähen. Mittelfristig wird dieser Testakku durch einen LiFePO4 Akku mit 665Wh ersetzt. Die Einzelzellen dafür habe ich bereits, nur die Zeit zum bauen fehlt mir noch.

Es ging also draußen und drinnen gut vorwärts und so konnte, nein, musste ich mir am 8. Juni eine kleine Auszeit gönnen. Für die Gemeinde Bindal, in der wir wohnen, sollte es das größte Ereignis des Jahrhunderts werden.
Die Menschen waren bereits seit Tagen in Aufruhr. Bühnenstücke wurden geprobt, Parkmöglichkeiten geschaffen und das ein oder andere Gebäude noch kurzfristig auf Hochglanz gebracht.
Alles sollte einen erstklassigen Eindruck machen, wenn der große Tag gekommen war, an dem seine Majestät, König Harald V. der Gemeinde den ersten Besuch in seiner über 30 jährigen Herrschaftszeit abstattet.
Der Bürgermeister hatte alle Leute mit Booten dazu aufgerufen, am Morgen im Fjord zu sein, wenn die königliche Yacht NORGE einläuft.
Alles war also bereit für einen ganz besonderen Tag und jeder, der es sich irgendwie einrichten konnte, war an diesem Tag am Hafen.
Die Gemeinde Bindal hat es geschafft, dem König und der Königin ein wirklich denkwürdiges Fest zu bereiten. Es gab Musik und Tanz, für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt. Die königliche Yacht lag majestätisch im Fjord und zur Begrüßung wurden drei erstklassig restaurierte Nordlandboote an den Empfangssteg verlegt. Das hat dem König sichtlich geschmeichelt, denn er ist zeitlebens begeisterter und auch erfolgreicher Segler.
Das Volk hat sich von seiner besten Seite gezeigt. Die Nationalhymne wurde inbrünstig mitgesungen und an „Hipp Hipp Hurra“ Rufen hat es ebenfalls nicht gemangelt.
Nach den öffentlichen Festlichkeiten bekam das Königspaar noch eine Führung durchs Museum. Fürs Volk gab es derweil noch einmal Livemusik und im Anschluss wurde der rote Teppich neu verlegt und die königliche Limousine fuhr vor. Sie wurde zwar nur für wenige Hundert Meter bis zum Steg gebraucht, aber der König ist mit seinen 86 Jahren schließlich nicht mehr der Jüngste.
Dann kamen Königin Sonja und König Harald V. aus dem Museum und haben dem Volk noch einmal ihre Aufmerksamkeit geschenkt.
Dadurch, dass Bindal eine wirklich winzige Gemeinde ist, war dieser Besuch etwas ganz besonderes und für mich ein riesiges Glück. Es war so familiär, als wäre man auf einem großen Geburtstag gewesen. Dem König von Norwegen so nah zu kommen, ist selbst für Norweger äußerst selten und hat einen hohen Stellenwert. Die Norweger lieben ihren König und ihre Königin! Manche Menschen hatten an diesem Tag ein Freudentränchen im Auge.
Zum Abschluss der Festlichkeiten marschierte schließlich die königliche Leibwache unter Pauken und Trompeten auf dem Rathausplatz auf. Eine Truppe von 120 Männern und Frauen.









Für mich war dieser Königsbesuch ein gigantisches Ereignis, welches mich schwer beeindruckt hat. Vor allem die Volksnähe und der respektvolle Umgang aller Teilnehmer miteinander, haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Die folgenden Tage waren schließlich vollgepackt mit letzten Projekten am Haus und am 16. Juni habe ich die Insel schließlich schweren Herzens wieder verlassen.

Filou ist immer dabei.

Abfahrt.

Im Kopf mitgenommen habe ich vor allem wieder unglaublich viele positive, zwischenmenschliche Erlebnisse.
Der Rückweg an den Niederrhein war in gerade einmal 2 Tagen geschafft. 850Km an Tag 1 und 1.350km an Tag 2. Diesmal bin ich nicht über die Brücken gefahren, sondern habe mir die Fähre nach Fehmarn gegönnt. Das hat am Ende am besten gepasst und ich habe mir die zweite Übernachtung im Auto gespart.

Zurück am Niederrhein gab es in der folgenden Zeit nur ein Thema bei Sabrina und mir: Was machen wir mit Morgenstern?

Eigentlich war die Entscheidung bereits in Norwegen gefallen, wir brauchten nur eine ganze Weile, um uns wirklich sicher zu sein.
Ich hatte mir vor meiner Abreise alle Häfen in der Umgebung angeschaut und anschließend mit Nachbarn gesprochen, die selber Boote haben. Abschließend kann man Folgendes sagen:

Man braucht in Helgeland schlicht und ergreifend keine 42 Fuß Segelyacht. So ein großes Schiff ist hier oben eher hinderlich. Es gibt auch niemanden, der hier wohnt und ein vergleichbares Schiff hat. Hier hat zwar fast jeder ein Boot, aber es sind alles Boote, die viel kleiner sind, wenig Tiefgang haben und auf einen Trailer mit Straßenzulassung passen. Und entsprechend ist auch die Liegeplatzsituation ausgerichtet.
Man würde zwar einen Liegeplätze für Morgenstern finden, aber er wäre weit weg und der Lift, der sie bei Wartungsarbeiten aus dem Wasser heben könnte, wäre noch weiter weg. Die laufenden Kosten für so ein großes Schiff wären mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland.
Wir könnten diese Kosten zwar etwas drücken, wenn Morgenstern einen Großteil der Zeit an der eigenen Mooring vor unserem Haus hängen würde, aber man wird hin und wieder den festen Liegeplatz und natürlich auch die Werft brauchen.
Dazu kommt, dass wir uns in unserer Freizeit in Norwegen nicht nur aufs Segeln beschränken wollen.
Und wenn gesegelt wird, dann muss das Boot schnell seeklar sein.

Morgenstern ist die Fahrtenyacht, an der man 90% der Zeit schraubt, um dann die eine große Fahrt zu machen.
Für uns war sie daneben auch unsere kleine Insel am Niederrhein, die uns enorm viel Freiheit gegeben hat.
Wir hatten sie jetzt 7 Jahre. Sieben echt gute Jahre, die wir nicht missen möchten. Die Anfangszeit mit den großen Abenteuern im Mittelmeer und schließlich im schwarzen Meer und auf der Donau. Danach die lange Phase der Restauration, die im übrigen bis heute nicht abgeschlossen ist, und schließlich die „Coronazeit“, in der wir durch Morgenstern enorme Freiheiten hatten.

Man, was haben wir dieses Schiff geliebt und tun es heute noch!

Aber es macht eben keinen Sinn, krampfhaft an etwas festzuhalten, bei dem der praktische Nutzen nicht mehr zur neuen Lebenssituation passt.

Um uns selbst die Entscheidung ein klein wenig zu erleichtern, haben wir Morgensterns Nachfolgerin bereits gekauft. Es ist ein radikal anderes Boot. Viel kleiner, mit dem Subaru gut trailerbar und es ist das erste Boot, das wir nicht restaurieren müssen.
Vorstellen werden wir es euch wahrscheinlich erst, wenn Morgenstern verkauft ist. Wir haben im Moment selbst nur sehr wenig Zeit, um uns damit zu beschäftigen. Da liegt noch eine gewisse Durststrecke mit vielen Projekten vor uns, bevor es so langsam ruhiger werden wird.

In wenigen Tagen fahre ich wieder nach Norwegen. Neben vielen Kleinigkeiten müssen alle Wasserleitungen im Haus ausgetauscht und das Bad renoviert werden. Weitere Teile der Fassade will ich vor dem nächsten Winter ebenfalls austauschen. Es wird also nicht langweilig.
Sobald ich dann im Oktober wieder zurück bin, werde ich die letzten angefangenen Projekte an Bord der Morgenstern abschließen. Danach wird sie inseriert.

Colin Archer 17m – SV Irene for sale € 69.000

COLIN ARCHER 17M VOM SEINEN EIGNERN UND ERBAUERN ZU VERKAUFENPat und Dick Morris haben die Irene mit eigenen Händen gebaut und 30 Jahre ihres Leben als LIVEABOARDs auf dem Schiff verbracht. Nun steht die Irene zum Verkauf und wartet auf liebevolle Hände, die dort weitermachen, wo Pat und Dick von Bord gehen: in Nelson / New Zealand.

SV Irene – Pam + Dick Morris UK

For further information:

SV Scoti Moria 2 – Thierry Sabouret FR

VAN DE STADT FORNA – ON ATLANTIC CIRCLE
Bonjour Peter, Some news: I left France in July 2022 singlehanded, to Portugal where I stayed a few weeks to finish work on the boat, before heading to Lanzarote. I crossed the Atlantic from Lanzarote to Martinica in 21 days in December/January. Lots of winds, and a fast crossing. I would have appreciated to go a little slower, but it was still enjoyable;


The Pacific was really great. I used it during the 18 first days, but shifted to the electric pilot for the 3 last days, as there were so many sargassos weeds that the windvane rudder was lifting very often. One single issue, due to a lack of checks: I lost the bolt and nut of the transmission between the push rod and the bevel gear. Quickly fixed,and I am more careful now…
The boat is on the ground in Grenada now, and I shall go back there in November. I intend to sail to Panama and the Pacific, but the return of El Nino is bad news for spending the 2024/25 hurricane season in French Polynesia, and I shall decide later.
Best regards
Thierry
Bonjour Thierry, nice to hear from you thanks a lot, also for the picts.
screw 438 is not meant as kind of shear / overload pin! Its meant just to focus / sharpen your eyes for the perfect positioning … while rudder is being fixed by tensioning of bolt 435 only. So I guess you will not need additional pins. About sargasson, sailors challange of todays days. I have designed the rudder angle at 10degree to the aft i.e. to easy cleaning from seawead and flotsam. Juts use boothook at front side of rudder … to push downstairs … that s simple procedure and effective:

Water brakes

all the best
Peter

Marketing – Breitseite

SPONSORING IST GELD, DAS VOM HIMMEL FÄLLT
Sponsoring, ein Wort, das uns allerorts umschwirrt, das vom Prekariat mit Geld, das vom Himmel fällt, sublimiert. Schlauköpfe kennen die raffinierte Umverteilungsmethodik, um eine Marke im Unterbewußtsein von Konsumenten zu verwurzeln oder zu implantieren, um die Entscheidungszentrale zu narkotisieren, alternativ zu beflügeln, kleine Schwester von Influencern, ohne lange Beine dran – wohingegen bezahlte Werbung, als grosser Bruder, den gleichen Job mit der Holzlatte erledigt.

Marketing von WSA

Was macht ein Revier zu einem Traumrevier?

Die Insel Susak liegt nur eine Segelstunde vor Mali Losinj. Für mich ist sie – nicht anders wie Cres, wie die Ecke um Unije oder um Premuda ein Traumrevier. Und das wird es immer bleiben bleiben. Aber was macht ein revier zum Traumrevier?

Und wann wird für einen ein Revier zu einem Traumrevier? 

Wenn man es zum ersten Mal bereist auf einem Boot und sich auf einem Törn immer wieder in die Wange kneift und sich sagt: „Oh Mann, ist das klasse hier! Das kann doch gar nicht sein?“

Wenn man zum dritten Mal da ist, seine Ecken kennt und liebt und immer wieder sich mitreißen lässt von dem, was man schon kennt?

Wenn man immer weiter eintaucht und Neues entdeckt, wo man dachte: „Ich kenn ja schon alles?“

Wenn man mit den Jahren abgeklärter wird. Und weiß: „Da will ich unbedingt wieder hin. Das muss ich unbedingt noch mal sehen!“ Und gleichzeitig genau weiß, wo man nicht mehr im Revier hin will?“

Wenn ein Revier ist wie eine alte Liebe ist, die man lange lange kennt. Wo es auch mal Ausrutscher gibt und Enttäuschungen, die einer Zuneigung zu einem Land, einer Insellandschaft nichts anhaben können und die man auch einmal wegsteckt?

Kroatien, die Ostsee, die Schären, Griechenland: Es ist egal – über den Begriff „Traumrevier“ lässt sich trefflich streiten. Trotzdem verwenden wir ihn. Wieviel ist daran richtig? Wieviel verkehrt? Zum Traumrevier gehört Licht genauso wie Schatten. Nur ehrlich sollte man damit sein. Oder?

Traumrevier Kroatien Nord.
Online-Seminar am Dienstag, 29. August 2023, 19.30 Uhr


Traumrevier Kroatien Süd.
Online-Seminar am Donnerstag, 31. August 2023, 19.30 Uhr


Tickets unter www.millemari.de

 

 

SV Mea – Matteo Richiardi UK

VERTUE MEA IN FASTNET 2023 – THE WRONG WAY HOWEVER
2023 marked the 50th edition of the legendary Fastnet race. The first edition, in 1925, was won by the 1913 pilot cutter Jolie Brise (pictured) with an elapsed time of 6 days, 14 hours and 45 minutes (Jolie Brise won again in 1929 and 1930).
Mea was too small to enter the official race, and the RORC made clear that they would not consider an exception, differently from what the RWYC did in 2022 with the Round Britain and Ireland race.
From their point of view, I see why they wouldn’t want slower boats, and from my point of view … well… that left me with one option only: doing it anyway, unofficially, Vertue style.
I have called this the “Slownet” – my personal challenge to no one else than myself. I have therefore sailed it single-handed.
Die Mea wurde im Jahre 1958 bei Cheoy Lee in Hongkong in Teakholz gebaut. Matteo hat dies Schiff in seine liebevolle Pflege genommen. nach Jahrzehnten des Segeln ohne Steuersklaven wird die Mea in Kürze nun mit einer Windpilot ausgerüstetCONTINUE READING

SV Stravanza – Ingrid + Robert Schnabl AU

OVNI 435 AUF KURS NACH NORDEN
Hallo Peter! Wir sind soeben mit unserer Stravanza von Island nach Schottland gesegelt – natürlich hat der Windpilot auch auf dieser Passage die meiste Arbeit verrichtet. Hat alles gut geklappt, aber wir haben festgestellt, dass die Windpilotkupplung am Steuerrad „rutscht“. Haben wir was falsch montiert? Kannst Du uns sagen, wie wir das beheben können? 
Mit WeTransfer haben wir Dir ein Video unserer braven Windfahne bei der Arbeit auf dem Nordatlantik gesendet. Die 25 – 30 kn (Böen bis 36 kn) packt sie großartig, aber wir mussten wegen des Rutschen´s doch einige Male korrigieren. Hast Du einen Tipp?
Fragen Ingrid und Robert SV Stravanza

Moin Ihr Zwei, die Kernfragen lauten:
– immer schön beide Feststeller gleichmaessig angezogen?
– oder auch mal nachlässig gewesen mit der Folge, das es „rutscht“?
– das wäre dann der Beginn von erhöhtem Verschleiss der beiden Axialringe, die als „Bremsbelag“ funktionieren … Sind sie dann duenn genug, wird es am Ende nix anderes helfen, als beide zu ersetzen. Ist alles wie beim Auto.
Um dem Problem provisorisch abzuhelfen, schlage ich vor, dass Ihr aus irgendeinem Kunststoff material von ca 1 mm einfach einen Ring schneidet / kopiert, damit es erst mal weitergeht. Wenn in den Bergen zurück, kann ich Euch zwei neue Ringe senden.

So einfach kann das Leben sein …
herzlich
Peter