Kategorie: Atanga

Tag 1 =>Osterinsel – Ein überraschender Anfang

So., 09.Dez.18, Süd-Pazifik, Tag 1652, 13.431 sm von HH
Um 16:00 Uhr zu Hochwasser kommt Ariosto, unser Lotse, an Bord. Wir haben zwar den alten Track von der Ankunft auf dem Plotter und könnten theoretisch auf dem Kurs auch wieder raus fahren. Aber sicher ist besser. Die 35 Dollar sind gut angelegt. Und selbst mit Ariosto ist es noch aufregend genug. Heute ist die Welle, die das Hochwasser in den Chone drückt viel flacher als bei unserer Einfahrt. Zum Glück. Trotzdem brausen die Wellen weiß schäumend über die flachen Stellen. Donnernd brechen sich die Fluten an der Brandungsbauer von Bahía. Verdammt nah führt die Fahrrinne daran vorbei. Die flachste Stelle ist dann noch beruhigend 2,80 Meter tief. Nach fünfundvierzig Minuten mit feuchten Händen sind wir dann im Tiefen. Häät noch mal jut jejange. Wir übergeben Ariosto seinen Kumpels im Begleitboot: „Tschau. Amigo, war sehr nett mit dir das halbe Jahr“. Und schon sind wir ein Segelboot. Da wir hoch am Wind segeln müssen, nehmen wir das Großsegel und die kleine Fock. Mit der können wir am besten Höhe machen. Der Wind ist moderat mit Stärke 3 bis 4. Erwartungsgemäß segeln wir in die für uns falsche Richtung, genau nach Westen.
Bereits nach zwei Stunden ist es dunkel. Zum Eingewöhnen mögen wir das gar nicht. Wir haben lieber den hellen Tag vor uns. Und dann ist auch noch Neumond. Es ist dunkel wie im Bärenarsch. Dafür sind die Schiffsbewegungen angenehm. Atanga liegt mit zehn Grad auf der Seite und wackelt kaum hin und her. Die Welle von vorn lässt uns nicken…hackhackhackhack. Aber auch das ist erträglich. Wir finden beide Schlaf in der ersten Nacht. Cool!
Und dann die Überraschung: im Laufe der Nacht dreht der Wind zu unseren Gunsten. Wir können für mehrere Stunden direkten Kurs ‚Osterinsel‘ fahren. Wer hätte das erwartet? Allerdings sind wir nicht grade schnell, mehr als einen 4er Schnitt bekommen wir nicht auf die Kufe. Auf dem Display vom Plotter steht noch 31 Tage to go. Die Stimmung an Bord ist trotz dieser unnötigen Information ausgesprochen gut. Wir sind mit Tag 1 sehr zufrieden.
Essen: Abendessen: Vorgekochte „China“-Pfanne mit Möhren, Paprika und Kohl (Knoblauch, Sambal Olek, Sojasauce, pikant scharf), dazu Asia-Nudeln. Das Gericht hat den Vorteil, man kann es als Nudelsalat auch kalt essen, wenn man keinen Bock zum Aufwärmen hat (hatten wir nicht ;-) ) Frühstück: Selbst gebackenes Brot mit Dauer-Salami, eine Art Churizo (noch aus Panama), Schwarzwälder Schinken (noch aus Deutschland, erst abgelaufen letzten Monat, extra für heute aufbewahrt – köstlich, ein seltener Genuss) Mittag: Noch mal den Nudel-China-Salat und einen frischen Obstsalat mit Mango, Passionsfrucht und Banane
Meilen: Tagesmeilen 94, Rest 2.240 auf direktem Weg (der seit Mittag nicht mehr zu halten ist, der Wind hat wieder zu unserem Nachteil auf Süd gedreht)

Adios Ecuador, Adios Kontinent

Fr., 07.Dez.18, Ecuador/Bahía de Caraquez, Tag 1650, 13.337 sm von HH

So, jetzt wird’s ernst. Morgen geht es nun wirklich los.
Vielen Dank für Eure vielen Tipps unserer Reisedauer. Wir haben echt die besten Leser der Welt. Unglaubliche 53 Tipps haben wir bekommen: zwischen 23. Dezember und 21. April (das ist garstig) habt ihr Euch festgelegt. Am häufigsten (jeweils sechsmal) wurden der 3. und 4. Januar genannt.
Nun, wir werden sehen. Haltet schon mal Eure Adressen bereit.

Und wie ist es mit der Aufregung? Ja, vorhanden. Durchaus. Zwar wissen wir in der Zwischenzeit, dass man so lange Seereisen überlebt. Aber dieser Pazifik ist einfach groß. Wasser, Wasser, Wasser.
Wie immer werden wir über Funk (versuchen) jeden Tag zu posten, wie es uns ergeht. Während Ihr dann unter dem Tannenbaum sitzt und an Eurer Gänsekeule knabbert, schaukeln wir alleine in unserer Nussschale auf diesem großen Wasser herum. Falls Ihr nichts hört, handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um einen technischen Defekt. Mit schweren Winden ist nicht zu rechnen. Auch Inseln oder Riffe gegen die wir fahren könnten, liegen nicht auf dem Weg. Nur Wasser.

Wir wünschen Euch tolle Feiertage, einen guten Rutsch. Bis zum nächsten Jahr, lasst es Euch gut gehen. Ahoi, Eure Atangas – Joachim und Sabine

Frohe Weihnachten

Frohe Weihnachten

Mission ‚Abfahrt‘ läuft

Di., 04.Dez.18, Ecuador/Bahía de Caraquez, Tag 1647, 13.337 sm von HH

Mein Eindruck ist, dass ein Flug zum Mars weniger Projektpunkte hat, als eine kleine Segelreise auf den Pazifik hinaus. Nicht umsonst heißt es daher wahrscheinlich, dass der Weltraum besser erforscht sist als die Ozeane.

Viel Arbeit macht der Punkt ‚Angst vor dem Verhungern‘. Das Schiff ist bis zum Kragen voll. Da passt kein Klopapierblättchen mehr drauf. Der Wasserpass ist da wo er hingehört: im Wasser.
Der ‚black friday‘ hat uns Nudeln und Bier mit 35 Prozent Rabatt geschenkt. Immer rein in den Einkaufswagen. Ich habe schon eine Furche zum Supermarkt gelaufen. Die Kreditkarte glüht. Zahnbürsten, Shampoo und Duschgel, alles soll für zwei Jahre reichen. Ich habe keine Lust auf einer kleinen Insel den Einheimischen alles weg zu kaufen, wenn dort nach Wochen das erste Mal wieder ein Versorgungsschiff anlegt. Zudem sollen einige Artikel astronomische Mondpreise haben: eine Dose Bier schlägt mit 3 Dollar ein Loch in die Kasse.
Achim trinkt abends gerne ein Bierchen. Wenn er sich auf eine Dose beschränkt, reicht der gebunkerte Vorrat bis nächsten Herbst. Beschränken würde, muss es lauten. Nun raucht der arme Mann ja schon nicht mehr.

Ich habe 40 Gläser Fleisch eingekocht. Gar nicht so sehr für die Überfahrt, sondern für die fleischarme Zeit auf den Südsee-Inseln. Das ergäbe fürs nächste Jahr einmal wöchentlich ein Fleischgericht. Ich höre den Nichtraucher und Nicht-Biertrinker im Geiste jetzt schon jammern. „Nun werde ich auch noch Vegetarier.“

50 Gläser Eingekochtes - Fleisch, Speck, Bohnen und Möhren

Wir schreiben Staulisten. Das Schiff wird umgeräumt, Schränke neu organisiert. Wir schreiben neue Listen. Täglich grüßt das Murmeltier.

Ganze Tage verbringen wir mit Waschen und Putzen. Der Staub von sechs Monaten hat Atanga mit einem Grauschleier überzogen. Was abgebaut werden kann, kommt mit dem Dinghy an Land. Dort spüle und schrubbe ich am Steg mit endlosem Wasser aus dem Schlauch. Ersten fasst sich alles eklig an und außerdem habe ich Befürchtungen, dass der Dreck sich mit Salzwasser zu einem wunderbaren Kleber vereinigt.

Schoten und Tampen, Bimini und Abdeckungen werden an Land gewaschen

Schoten und Tampen, Bimini und Abdeckungen werden an Land gewaschen

Jedes Teil ist halbseitig mit Staub überzogen
Alles wird gewaschen

An Bord sieht es anders aus. Da wir im sedimenthaltigen Chone unseren Wassermacher nicht betreiben, muss Achim in Kanistern Süßwasser vom Steg holen, um unsere Tanks zu füllen. Da werde ich schon mal beäugt, wenn ich einen weiteren Putzeimer an Deck schleppe und der ‚Wasserverschwendung‘ verdächtigt. Ein Schiff von 42 Fuß ohne Schlauch zu putzen ist, als wolle man eine Industrieanlage mit Lappen und Eimer sauber machen.

Achim nimmt sich die Ankerkette vor. Nutzlos im Kasten liegend, hat sie etwas Flugrost angesetzt. Sie wird kontrolliert, gereinigt, gedreht und für gut befunden.
Die Vorsegel brauchen an einigen Nähten Pflege. Stellenweise ist das Garn dünn gescheuert bzw. hat sich durch UV-Licht aufgelöst und wird vorsorglich repariert.

Schleifarbeiten abgeschlossen

Schleifarbeiten abgeschlossen

da wartet schon der nächste Job: Kettenreinigung und Kontrolle

da wartet schon der nächste Job: Kettenreinigung und Kontrolle

Segelmacher-Stube an Deck

Segelmacher-Stube an Deck

Der gemeine Segler lebt nicht vom Putzen allein und so haben wir uns noch ein neues Spielzeug zugelegt. Schon lange wünschen wir uns ein Kajak. Aber irgendwas war immer: zu lang, zu teuer, nicht die richtige Form. Eigentlich sollte es ein Zweisitzer sein, aber die sind in passender Länge noch schwieriger zu bekommen. Daher haben wir nun erst mal einen Einsitzer.
Durch Zufall gab es den im Supermarkt. Und durch Zufall gab es bei unserem Großeinkauf Gutscheine für die Spielzeug-Abteilung. Und somit haben wir einen Rabatt von 120 USD auf das Kajak bekommen. Na, bitte, geht doch.

Unser neues Spaßmobil

Unser neues Spaßmobil

In meiner Badewanne bin ich Kapitän

In meiner Badewanne bin ich Kapitän

Revier-Infos Ecuador

So., 02.Dez.18, Ecuador/Bahía de Caraquez, Tag 1645, 13.337 sm von HH

Nur wenige Yachten besuchen Ecuador. Das ist schade und die Strecke von Panama hierher ist halb so schlimm. Für die Crews, die uns folgen wollen, haben wir ein paar Revierinfos zusammengestellt.Ab sofort online unter ‚Tipps&Tricks‘ oder hier –

Revierführer Ecuador  klick

Südsee – wir kommen

Di., 27.Nov.18, Ecuador/Bahía de Caraquez, Tag 1640, 13.337 sm von HH

So, Ihr neugierige Bande! Wie geht es jetzt weiter? Wir wollen zur Osterinsel.
Dazwischen hat der liebe Gott allerdings viel Wasser gekippt. Sehr viel Wasser. Die Entfernungen sind ab sofort nur noch als gigantisch zu bezeichnen. Gegen den Pazifik ist der Atlantik eine Pfütze.
Aber wir sind schlau, wir haben uns eine der kürzesten Strecken ausgesucht. Zur Osterinsel sind es auf gerader Strecke nur 2.400 Seemeilen. Auf direktem Weg kommen wir allerdings nicht dorthin. Strom und Wind stemmen sich gegen uns. Wir müssen erst sehr weit nach Westen raus (500 sm in etwa, fast bis zu den Galapagos Inseln **). Sobald wir durch den Humboldtstrom durch sind und der Wind von Süd auf Ost dreht, können dann nach Süden abbiegen. Somit werden wir wohl 2.700 sm brauchen, das sind exakt 5.000 Kilometer.

Man kann es drehen wie man will, es ist viel Wasser

Man kann es drehen wie man will, es ist viel Wasser

Von der Osterinsel aus geht es weiter nach Pitcairn (ihr wisst schon, die Bounty-Insel, wo die Meuterer Zuflucht gesucht haben), dann auf die Gambier Islands, in die Tuamotu-Gruppe und auf die Marquesas. Ab Gambier soll es dann so richtig Südsee-mäßig werden.

Die Entfernungen zwischen den Atollen haben es ebenfalls in sich. Tausend Meilen, dreihundert Meilen, achthundert Meilen. Kurzstrecken gibt es im Pazifik keine. Wenn wir auf den Marquesas ankommen, werden wir 5.000 Seemeilen geloggt haben – über 9.000 Kilometer.
Das sind tausend Meilen mehr als der übliche Weg direkt auf die Marquesas. Vielleicht sind wir doch nicht so schlau? Aber für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Seit ich in einem der ‚wieso?-weshalb?-warum?-Bücher‘ die mysteriösen Statuen auf der Osterinsel das erste Mal gesehen habe, wollte ich dort hin.

Gewinnspiel
In zehn Tagen geht es also los. Am 8. Dezember ist um 17:00 Uhr Hochwasser, dann kommen wir über die Barre aus dem Chone raus. Aber wann kommen wir auf der Osterinsel an?
Wir würden uns riesig über Eure Tipps freuen. Genau wie vor zwei Jahren vor unserer Atlantiküberquerung, das hat Spaß gemacht. Schreibt uns Euren Tipp per whats app, per Mail oder in die Kommentare. Diesmal gibt es auch etwas zu gewinnen ;-) : Der beste Tipper bekommt eine Postkarte von der Osterinsel geschickt.

Tipp-Hilfe
Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit der letzten Jahre betrug knapp üb5,5 Knoten over all.
Die Strecke Richtung Galapagos gilt jedoch als tückisch und windarm. Ob da diese Geschwindigkeit zu halten ist? Und auch danach ist eher mit mäßigem Wind (12 bis 17 Knoten Wind, Windstärke 4 bis 5) zu rechnen. Viel weniger als auf dem Atlantik. Bei Flaute oder Schwachwind können wir nicht motoren, dafür ist die Strecke zu lang. Wir müssten diese Zeit also aussitzen.

Achim ist Optimist und sein Tipp lautet: Ankunft 29. Dezember 10:00 Uhr (21 Tage)
Mein Tipp ist verhaltener: Ankunft 5. Januar 11:00 Uhr (28 Tage), ich glaube, dass wir ein paar Tage in einer Flaute hängen werden.

aktuelle Windsituation auf dem Pazifik

aktuelle Windsituation auf dem Pazifik

Dunkelblau kleiner 10 Knoten Wind
Hellblau = 12 Knoten Wind
grün = 18 Knoten Wind

Einsendeschluss ist der 6. Dezember Mitternacht in Ecuador. Also her mit Euren Tipps.

** Warum wir nicht auf die Galapagos Inseln fahren? Uns ist es schlicht zu teuer. Die Genehmigung für drei/vier Wochen Aufenthalt kostet bereits 1.750 USD. Jeder Ausflug wird mit 50 bis 150 USD pro Person berechnet, Tauchgänge kosten 250 USD. Dazu kommen Diesel-Nachtank-Gebühren, wenn man welchen benötigt und weitere Mondpreise für alles Mögliche. Der Schriftwechsel für eine Genehmigung ist kompliziert und liest man Berichte, scheint sich auch laufend etwas zu ändern.
Vieles ist auf den Galapagos nicht erlaubt. Davon macht einiges Sinn, andere Vorschriften sind totaler Blödsinn. Der Rumpf muss komplett Bewuchs frei sein, was mit einem Start aus diesem Loch fast nicht zu realisieren ist.
Es ist natürlich ein wenig schade Galapagos auszulassen, zumal wir sehr dicht an den einmaligen Inseln vorbei kommen werden, aber die Entscheidung ist gefallen.

Essen in Ecuador

Sa., 24.Nov.18, Ecuador/Bahía de Caraquez, Tag 1630, 13.337 sm von HH

Wer dachte, in Kolumbien sei das Essen schlecht, der muss nach Ecuador kommen.
Salchi Papa und Papi Pollo. Hinter diesen witzigen Namen verbergen sich schlicht Pommes mit Wurst und Hühnchen mit Pommes. Gibt es überall. Im letzten kleinen Kuhkaff. Die Papi-Gerichte erfreuen sich extremer Beliebtheit. Achim ist bestimmt kein Fast Food Verächter. Aber in Ecuador vergibt er schlechte Fritten-Noten. Die Pommes bekommen eine glatte vier. Das neue ‚Anti-braun-brutzel-Gesetz‘ für Pommes hat hier längst gegriffen. Fast immer sind die Dinger nicht durch. Da hilft es auch nicht, sie braun oder knusprig zu bestellen. Sie kommen farblos und halbgar. McDonald Ecuador sieht Achims im weltweiten Meckes-Vergleich ganz hinten: Der BigMac war kalt, das Brötchen falsch, zu viel Salat.

Salchi Papas - Papi Pollo

Salchi Papas – Papi Pollo

 

Hamburger-Buden und Papi-Papa-Läden, was anderes findet man in Kleinstädten und auf dem Dorf kaum. Natürlich gibt es noch die ‚Almuerzo‘-Restaurants, die für sehr wenig Geld (2 $ bis 3,50 $ – je nach Region) ein Mittagsmenü verkaufen. Das Essen besteht aus Bergen an Reis, Linsen oder Bohnen und einem Stück Huhn oder Rind. Salat, Gemüse oder andere Vitamin-Träger sucht man vergebens. Wenn es gut läuft, gibt es Hähnchen vom Grill dazu, wenn es schlecht läuft, ein fertig paniertes Teil aus der Tiefkühltruhe. Ab in die Fritteuse und fertig. Die Almuerzos schmecken durchaus, sind aber auf Dauer etwas eintönig. Zumal es abends wieder das gleiche gibt.

Almuerzo-das gibt es auch in besser

typisches Almuerzo-das gibt es auch in besser

Das traumhafte Gemüse und Obst von den Märkten muss am heimischen Herd verarbeitet werden. In Restaurants jedenfalls nicht. Es kann sich ja auf den Märkten nicht nur um Deko handeln. Die Einheimischen schleppen tüten weise das Zeug vom Markt. Da würde ich gerne mal in den Kochtopf schauen.

Diese Auswahl findet man nicht auf den Tellern wieder

Diese Auswahl findet man nicht auf den Tellern wieder

Und dann haben sie noch ihre Schweine. Die Hornados. Im Prinzip eine leckere Sache. Spanferkel komplett überzogen mit knuspriger Schwarte. Jedoch hat auch dies seine Tücken. Das Ferkel kommt mit einer kleinen Salatbeilage und ‚Mote‘. Das ist gekochter, weißer Mais. Nicht so unser Ding, etwas fad. Da kann das Schwein aber nichts für. Wenn man will, bekommt man mehr Salat statt Mote.
Auf den Märkten gibt es meist zig Ferkel-Verkäuferinnen, die laut um ihre Kunden buhlen. Man bekommt ein Stück Fleisch oder Kruste zum Probieren. Und dann doch die Enttäuschung mit der Portion: Auf meinem Teller war nur Fleisch, was noch wackelt, wenn man an den Tisch stößt und Achims Kruste bestand aus der Nase. Aus Schweinenase. Beide Löcher. Bitte, das möchte auch kein Mensch.

Mote mit Schwein

Mote mit Schwein

Schweinenase

Schweinenase

Schmackhaft, aber eher an der Küste verfügbar, ist die Encebollado. Eine Thunfischsuppe mit Maniok und Zwiebeln in einer kräftigen Brühe gekocht. Dazu werden Bananen-Chips gereicht. Häufig ist dies schon die Frühstücksmahlzeit der Einheimischen.
Mein Favorit ist Ceviche. Das Gericht stammt allerdings ursprünglich aus Peru. :mrgreen:
Roher Fisch oder Shrimps werden durch Limettensaft ‚gegart‘. Die werden in einem Sud aus Chili, Palmenherzen, Zwiebeln und Korianderblättern gereicht und sind ein echter Genuss.

Ceviche mit viel Deko und natürlich Kochbanane

Ceviche mit viel Deko und natürlich Kochbanane

Sehr gut essen kann man bei den Ausländern. Tolle Pizza in Cuenca und wir haben dann auf den Rundreisen die Chifas für uns entdeckt. Das sind China-Restaurants. Im ganzen Land sind das ungemütlich mit Neonlicht erhellte Säle. Aber mit Yummi-Yummi-Essen. So große Portionen, dass ein Gericht plus Reis für uns beide reicht. Dort haben wir uns die Bäuche vollgeschlagen, wenn uns Papi Pollo und Linsen-Almuerzo zu den Ohren heraus kam.

Chifa-leider nie gemütlich
man achte auf die Mengen an Reis-Vorrat
Chinesisch Essen auf ecuadorianisch

Kein 3-Sterne-Koch, nur ein Mann der Kaffee verkauft ;-)
Unbekanntes Gericht in den Bergen mit Kochbanane
Seltene Köstlichkeit am Nachmittag

Ein Ecuador Video ist online

Pünktlich zum Ende der zweiten Rundreise ist das Video über unsere erste Ecuador Rundreise fertig.
Kommt noch mal mit in die Berge auf viertausend Meter, auf die Märkte und nach Quito.

#13 Ecuador Rundreise – Avendida de los Volcanes

Ein paar technische Daten:

Aus 2 Stunden Drehzeit ist ein Video von knapp 6,5 Minuten geworden
Von 772 gedrehten Szenen habe ich ca. 200 verwendet
Der Schnitt hat 20 Stunden gedauert und die Vertonung nach mal die gleiche Zeit

Viel Spaß!

Die Post in Ecuador

Mi., 14.Nov.18, Ecuador/Bahía de Caraquez, Tag 1627, 13.337 sm von HH

In drei Wochen heißt es ‚Anker auf‘. Unsere Zeit in Ecuador läuft ab und der Sommer auf der Südhalbkugel steht vor der Tür. Höchste Zeit aus unserem Camping-Schiff ein See-Schiff zu machen.
Artig arbeiten wir unser Mach-was-Listen ab: Proviant durchsehen, sortieren, aufstocken. Schränke umräumen, sauber machen und fehlende Teile besorgen. Ölwechsel am Wassermacher, Tauchkompressor, Maschine und Getriebe. Wir kommen gut voran.
Da flattert die freudige Mitteilung ins Haus: „Sie haben Post“. Nach zweieinhalb Monaten können wir endlich unser nachbestelltes Sika aus Deutschland in Empfang nehmen. Gemäß Tracking war es bereits nach drei Wochen in Ecuador. Dann hat es vier Wochen an einem unbekannten Ort gelegen. Um es ausgeliefert zu bekommen, werden nun 61 EUR an Gebühren fällig. Sobald wir diesen Betrag auf ein Konto eingezahlt haben, gehen die Tuben auf die Reise nach Bahía.
Nach weiteren 5 EUR in bar am örtlichen Post-Office, halten wir das Sika in den Händen. Die fünf Euro sind für das Tracking, wird uns erzählt. Ein große Witz, denn das Tracking lügt wie gedruckt. Von einer versuchten Bestellung in Porto Viejo wird unter anderem berichtet.

Die Sika-Tuben haben nun einen Gegenwert von Gold. Die 90 EUR Transport vom Versender aus DE hat KLM nicht erstattet – für solche Kollateralschäden seien sie nicht verantwortlich. Sie bedauern allerdings ihren Fehler (danke nochmal an dieser Stelle an den Clown am Hamburger Flughafen. Und wir haben dabei noch Glück. Zoll fällt komischer Weise bei unserer Lieferung keiner an. Da haben wir Geschichten von zweihundert Prozent auf den Warenwert gehört.

Achim fängt sofort an, die schlimmen Fugen auf dem Vorschiff zu entfernen und neu zu versiegeln. Eine Arbeit, die für September geplant gewesen ist. Ein doofer Zeitpunkt so kurz vor der Weiterreise. Sollte doch das Schiff in Ordnung gebracht und nicht in ein neues Chaos gestürzt werden. Jetzt trocknet das Sika und wird in den nächsten Tagen geschliffen.

Neu versiegelte Fugen mit Gold-Sika

Neu versiegelte Fugen mit Gold-Sika

 

Innerhalb Ecuadors funktioniert es ganz anders mit der Post. Ein 20 Liter Eimer Antifouling, den wir mitnehmen wollen in die Südsee, ist nur in Manta (120 km entfernt) zu bekommen. Mit Hilfe von Juan in der Marina bestellt Achim den Pott telefonisch. Dann muss er die 500 USD bei der Bank einzahlen und am nächsten Tag kommt der Eimer mit einem Bus aus Manta. Als alleinreisendes Paket. Am Busbahnhof gibt es ein Sammeldepot und dort können wir das Antifouling unkompliziert abholen.

 

Cuenca und der Süden Ecuadors

Fr., 02.Nov.18, Ecuador/Cuenca, Tag 1616, 13.337 sm von HH

Cuenca ist für uns die schönste Stadt Ecuadors.
Gemütlich kann man durch die koloniale Altstadt bummeln. Gerüchte über Fotoapparat-Klau und nächtliche Überfälle gibt es nicht. In der Nachbarschaft der Kathedrale ist Tag und Nacht was los: Blumenmarkt, fliegende Händler mit ihren witzigen Eigenbauten und die Gläubigen, die sich beim Passieren der Kathedrale bekreuzigen.

Die Altstadt von Cuenca

Die Altstadt von Cuenca

 

Beim Betreten fühlt man sich winzig. Das riesige Gewölbe aus rosa Marmor und die Decken aus hellem Alabaster stimmen sprachlos. Zehntausend Menschen fasst die Kathedrale, die ursprünglich das größte sakrale Gebäude Südamerikas werden sollte. Ein Konstruktionsfehler in den Türmen durchkreuzt diese Idee. Vier, fünfmal am Tag findet eine Messe statt. Gut besucht, auch Sonntagabend um 20:00 Uhr, zur Prime Time, zur Tatortzeit. Monitore übertragen die Predigt in die letzte Ecke, Bose-Boxen sorgen mit gutem Klang dafür, dass keiner einschläft. Am Beichtstuhl wird Schlange gestanden.
Ein schönes Gebäude innen, wie außen, ohne Zweifel. Keine hundertfünzig Jahre alt, erst 1968 endgültig fertig gestellt. Eine Paradebeispiel für den Prunk der katholischen Kirche. Das Geld hätte man wahrlich sozialer ausgeben können.

Kathedrale in Cuenca

Kathedrale in Cuenca

Beichte

Beichte

Unsere zweite Reise in den Süden hatte nicht so viel Drama, wie die Nordreise. Die Entfernungen sind größer und wir haben mehr Zeit im Bus verbracht. Die Wanderungen im Süden sind wegen der geringeren Höhen deutlich entspannter. Eine schöne Reise. Und Cuenca ist sicherlich ein Highlight.

Parque Abdón Calderón

Parque Abdón Calderón

Alstadt in Cuenca
Altar und Werbung schließen sich nicht aus - Markt in Cuenca
Blumenmarkt in Cuenca
Markt in Cuenca
üppiger Markt

Cuenca ist an jeder Ecke schön

Cuenca ist an jeder Ecke schön

Schrumpfkopf im Museum Pumapungo
Inka Ruien in Cuenca, die zum Museum Pumapingo gehören

Unser Hostal (Casa del Rio) liegt perfekt am Fluss, ruhig und trotzdem im Zentrum. Nur am Frühstück muss hier noch gearbeitet werden. Um das Frühstück kümmern sich externe Betreiber, die ‚Tres Hermanos‘, die einen Raum im Hotel dafür gemietet haben. Am ersten Tag gibt es gute Eier, ein wenig Obst und die üblichen Tostadas. An Tag zwei fällt das Frühstück aus, da die Tres Hermanos einen Notfall melden und nicht kommen können. Die jungen Wirtsleute zahlen für uns das Frühstück in einem benachbartem Restaurant. Am dritten Tag schmeckt die Wurst im Ei gammelig. Wir verzichten. Die Wirtin entschuldigt sich tausendmal für die Probleme und gelobt Änderung. Ungefragt wird tagsüber meine schmutzige Jeans aus dem Zimmer mit in die Wäsche gesteckt. Niedlich. An Tag vier gibt es nur Obst und Waffeln. Davon wird jetzt auch keiner richtig satt. Unsere komplette Dreckwäsche wird nun mit gewaschen. An Tag fünf, sechs und sieben ist dann adas Frühstück wieder okay. Schön.
In der achten Nacht feiern die Hermanos bis spät in die Nacht in ihrer Frühstücks-Küche. Wir können es deutlich hören, unser Zimmer liegt genau darüber. Schon klar, dass es an achten Morgen kein Frühstück gibt. Wir ziehen mit unseren Sachen davon. Ungefrühstückt. Atanga wartet. Und zwölf Stunden Bus liegen noch vor uns.

Hostal 4 Rios

Hostal 4 Rios

El Cajas – ein zweiter Versuch

Mi., 31.Okt.18, Ecuador/Cuenca, Tag 1614, 13.337 sm von HH

Uns zieht es nochmals ins Hochgebirge in den Cajas Nationalpark. Es gibt acht ausgewiesene Wanderwege, die wollen entdeckt werden und es muss ja nicht immer neblig da oben sein.
Nach einer Stunde Busfahrt wissen wir mehr. Die Wolken stehen höher, es ist trocken, leicht sonnig.
Schlechtes Wetter droht kurz vorm Start eher von innen heraus: Achim mault an meiner Wander-Leistung herum. Er mag nicht Wanderweg Nr. 3 mit mir gehen, der mit drei, dreieinhalb Stunden ausgewiesen wird. „Ich bin mir nicht sicher, ob Du das schaffst. Du bist zu langsam. Das kommt weil Du an jedem Blümchen stehen bleibst.“
Pffffft! Da kann der Haussegen schon mal in den Angeln hängen. „Du schaffst das nicht, du schaffst das nicht“, äffe ich ihn nach. Blödes Gemecker, finde ich. Als ob ich eine total lahme Oma wäre.
„Ist doch egal, wenn wir fünf Stunden brauchen“. „Und wenn das Wetter kippt und wieder Nebel aufkommt?, wendet Achim ein. „Wenn ich keine Blumen mehr gucken darf, komme ich nicht mit. Dann geh alleine!“ Das will er auch nicht. Achim hat viel zu viel Schiss, dass er sich alleine verirrt. Die Parkaufsicht warnt eindringlich davor, dass es bei Nebel gefährlich sein kann in dem Gewirr aus Teichen, Lagunen und Tümpeln.

Wir maulen uns gegenseitig an, der Ausflug steht kurz auf der Kippe mit einer Busfahrt nach Cuenca sofort beendet zu werden. Dann noch ein wenig Schmollen, dann einigen wir uns (wäre doch schade um die schöne Gelegenheit, den Göttergatten im Moor zu versenken).

Der Bewuchs sieht eintönig aus, ist im Detail aber total spannend

Der Bewuchs sieht eintönig aus, ist im Detail aber total spannend

Die Cajas nehmen mich trotz „Laufschritt“-Tempo in ihren Bann. Eine unglaubliche Landschaft. Nur von weitem sieht der Bewuchs eintönig aus.
Sogar Kolibris leben hier auf viertausend Meter noch. Brillenbär, Tapir, Condor und Puma bleiben uns natürlich verborgen. Ganz alleine sind wir nicht unterwegs. Vier, fünf Pärchen wandern mit uns ebenfalls Weg Nummer drei. Gruppen sind auf maximal acht Personen limitiert und höchstens hundert Wanderer täglich sind erlaubt. Eine schöne Maßnahme. Wer eine zweitägige Wanderung unternimmt, kann auf einem alten Pfad der Inka laufen. Ihr Königspfad führt direkt durch den Nationalpark.

Tümpel, Bäche, Moos

Tümpel, Bäche, Moos

Keine Blümchen, aber heimlich Moos habe ich fotografiert

Keine Blümchen, aber heimlich Moos habe ich fotografiert

El Cajas Nationalpark - zum Verirren

El Cajas Nationalpark – zum Verirren

Trotz roter Markierungen und Wanderkarte, die es am Eingang gratis gab, verlieren wir zwischendurch unseren Weg. Sieht doch alles verflixt ähnlich aus. Dieser Páramo hat es in sich. Bei dickem Nebel wollte ich hier tatsächlich nicht laufen. Wie schön, wenn der liebe Mann vor einem den Weg findet. Nach genau drei Stunden (hä, hä) erreichen wir das Ende des Wanderwegs. Jetzt wird es spannend, gibt es diesmal einen Bus nach Cuenca zurück oder müssen wir wieder trampen? Da es heute lange nicht so nasskalt ist, lässt sich die Wartezeit besser aushalten. Nach zwanzig Minuten kommt dann auch schon der Bus. Glück gehabt.

Das gute Wetter hält an, die Laune ist wieder da

Das gute Wetter hält an, die Laune ist wieder da

Ingapirca – Die Inkamauer

Di., 30.Okt.18, Ecuador/Cuenca, Tag 1613, 13.337 sm von HH

Wenn man ‚Inka‘ hört, denkt man unweigerlich an Peru. Ihren Untergang fanden die Inka jedoch in Ecuador. Ja, ihr letzter Herrscher, Atahualpa, ist sogar im heutigen Ecuador geboren worden.
Das Reich der Inka dehnte sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts bis nach Quito aus. Verbunden mit einem Straßennetz von 30.000 Kilometern und einer Reichweite weiter als vom Nordkap nach Sizilien. Die mit behauenem Stein gepflasterten Inka-Pfade waren bis zu zwanzig Meter breit und wurden ausschließlich zu Fuß begangen. Das Pferde und das Rad existierte bei den Inkas nicht. Zum Teil sind die Inka-Pfade bis heute erhalten. Der sogenannte Königspfad führte von Cuenca direkt nach Ingapirca.
Wir kommen in zwei Stunden bequem mit dem Bus dorthin.

Ingapirca - bedeutet 'Inca Steinmauer'

Ingapirca – bedeutet ‚Inca Steinmauer‘

Auf einem Felsvorsprung auf dreitausend Meter steht die bedeutendste Stätte der Inka in Ecuador. Sie kann sich nicht mit ihren berühmten Brüdern in Peru messen, gibt uns aber eine Idee von der Steinmetz-Kunst der Inka. Das elliptische Hauptgebäude ist eine Sternwarte, gebaut mit astronomischer Präzision. Die Längsachse ist exakt nach Ost-West ausgerichtet. Das Innere des Gebäude bestand aus zwei Räumen, deren Trennmauer der längste und kürzeste Tag des Jahres abgelesen werden konnten. Sonnenstrahlen drangen durch schmale Schlitze in das Innere der Sternwarte ein. Beeindruckend für uns, die fugenlosen Mauern und trapezförmigen Eingänge. Absolut Erdbeben sicher gebaut.

Fugenlose Mauern und trapezförmige Türstürze

Fugenlose Mauern und trapezförmige Türstürze

Inka Mauer-Kunst
Mauer-Kunst

Ingapirca

Ingapirca

Die Ruinen der Vorratslager und Häuser, gebaut auf den Fundamenten der Cañari, die nur runde Steine verwendeten
Von Oben betrachtet hat Ingapirca die Form eines Jaguars

Vor den Inka befand sich an diesem Ort bereits eine Cañari-Kultstätte. An den Cañari nahm Atahualpa grausame Rache: auf seinen Befehl soll 50.000 Cañaris das Herz herausgerissen und im Land verstreut worden sein. Im andauernden Bruderstreit um die Gesamtherrschaft des Inka-Reiches hatten sich die Cañari für den falschen Mann entschieden. Atahualpa besiegte 1532 seinen Bruder Huascar und nahm ihn gefangen. Der Familie und dem Hofstaat von Huascar erging es ebenfalls schlecht. Bis zum letzten Säugling wurden alle grausam hingerichtet.

Der Triumph von Atahualpa sollte nicht lange andauern. Bereits im November 1532 traf er auf den Spanier Pizarro. Er hatte sich zwar über die Wunderwaffen, Rüstungen, Kanonen und Pferde, die die Spanier mit sich führten, schlau gemacht. Trotzdem unterschätze er die Gefahr, die von den Spaniern für die Inka ausging. Vertrauensvoll empfing er Pizarro und ließ seine Truppen die Waffen auf Wunsch Pizarros ablegen. Ein verhängnisvoller Fehler. Aus Enttäuschung, dass eine an ihn überreichte Bibel sich nicht als sprechendes Orakel entpuppte, schleuderte er das Heilige Buch in den Staub. Pizarro nahm Atahualpa gefangen und tötete fünftausend seiner Krieger. Die Männer leisteten keine Gegenwähr, da sie ohne einen Befehl Atahualpas nicht zu den Waffen greifen durften.

Atahualpa versuchte sich von Pizarro freizukaufen und versprach ihm einen fünfzig Quadratmeter großen Raum voll Gold und noch einmal das Doppelte an Silber. Drei Monate wurde das Inka-Reich geplündert und das Gold und Silber nach Ecuador geschafft. Über einen Monat sollen die Schmelzöfen der Spanier geglüht haben, um das Edelmetall einschmelzen zu können.
Atahualpa hat das nichts genützt. Pizarro ließ ihn 1533 nach einer fingierten Gerichtsverhandlung mit einer Würgeschlaufe erdrosseln.

Unrecht Gut gedeihet nicht – Unrecht schmilzt wie Butter in der Sonne oder wie Gold im Schmelzofen. Auf was für eine grausam bewegte Geschichte Ecuador zurück blicken kann.

Tipp: Wir haben Ingapirca von Cuenca aus besucht (4 Stunden Bus hin und zurück). Beim nächsten Mal würden wir in Ingapirca übernachten und von dort aus weiter reisen. Die Lage in den Bergen und das angrenzende Dorf sind wunderschön und einen Aufenthalt von zwei, drei Nächten wert.
Der Eintritt kostet inklusive Führung auf Englisch grad mal zwei Dollar pro Person.

Dorf Ingapirca

Dorf Ingapirca

Gualaceo, ein Sonntagsmarkt

So, 28.Okt.18, Ecuador/Cuenca Tag 1611, 13.337 sm von HH

In den Bergen um Cuenca gibt es noch drei Dörfer mit typischen Anden-Märkten. Wir wählen Dorf Gualaceo und fahren mit einem wackeligen Klapperbus zum Sonntagsmarkt.
Unser erster Markt auf dem Cuy -Meerschweinchen- gegrillt wird. Auf den Grill kommen alle Sorten Cuy, die uns bekannten niedlichen Haustiere und ebenso wilde Meerschweinchen. Eine nachweißlich über dreitausend Jahre alte Tradition in Südamerika. Heute findet man Cuy nur noch auf dem Land, meistens zu besonderen Anlässen, wie Hochzeiten. In die Städte ist Cuy in Delikatessen-Restaurants zurück gekehrt, aber komplett aus dem Alltag verschwunden.

Cuys auf dem Grill sind ein gewöhnungsbedürftiger Anblick. Das Tier wird auf einen dicken Pfahl gestülpt, inklusive Kopf und Pfoten. Die Leber und Niere werden mitgegrillt und baumeln aus dem Bauchloch des ausgenommenen Tieres. Über das verzerrte Grinsen der Cuys muss man als willger Testesser hinweg sehen können.

Cuy neben Huhn

Cuy neben Huhn

Cuy :oops:

Cuy :oops:

ein ungewohnter Anblick

ein ungewohnter Anblick

Ich hätte wohl gerne mal probiert, ber Achim mag nicht recht „Cuys son ratas“ :lol: Da man nur ein ganzes Meerschweinchen kaufen kann und die Biester überraschend groß sind, verzichte ich ebenfalls. Die allgemeine Beschreibung lautet, schmeckt wie Hühnchen. Eine Meerschweinchen-Mahlzeit ist mit 20 Dollar ungewöhnlich teuer. Eine Portion gesichtsloses Huhn gibt es bereits ab drei Dollar.

Die Trachten-Dichte beträgt bei den Frauen nahezu hundert Prozent. Die Herren bevorzugen moderne Kleidung. In der Gegend von Cuenca gehört der berühmte Panama-Hut zum Trachten Outfit. Original Panama-Hüte kommen aus Ecuador. Immer!

Frau trägt Panama Hut

Frau trägt Panama Hut

Alle
tragen
Panama Hut

Sie haben den fälschlichen Herkunftsnamen bereits seit 1855 als die Hüte für Napoleon III aus Panama nach Europa verschifft wurden. Zur Manifestierung des falschen Namens kam es, als Präsident Roosevelt bei der Besichtigung des Panama-Kanals ebendem so einen Hut trug.

Die Gegend um Cuenca ist die Hochburg der Herstellung von Panama-Hüten. Seit 1630 werden die Hüte in Handarbeit in Ecuador gewebt. Über eintausend Dollar kosten Hüte der Spitzenqualität. Sie werden nicht in großen Fabriken, sondern in Heimarbeit von Hutwebern im Umland hergestellt.

Entstehung eines Panama Hutes

Entstehung eines Panama Hutes