Kategorie: Atanga

Tsunami-Warnung

Do.,04. Mrz. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Yachtclub, Tag 2492, 21.369 sm von HH

Nach unser Vanille-Tour bleiben wir noch ein paar Tage an der Mooring von Noah hängen. Weitere Gäste für die Tour melden sich nicht an – wegen der geschlossenen Grenzen. Wir würden gerne eine Gebühr bezahlen, aber Noah winkt freundlich ab. So lange er keine Gäste hat, dürfen wir bleiben.
Also umrunden wir die Bucht zu Fuß. Die südliche Flanke endet in einer Sackgasse, entsprechend dünn ist sie besiedelt. Große Grundstücke mit parkähnlichen Gärten, so wie der von Noahs Familie.

Park ähnliches Grundstück der Vanille-Tour Familie

Die Open Air Küche ist ein Traum

Auf der anderen Seite der Bucht stehen die Häuser der einheimischen Fischer. Jedes Haus hat seinen eigenen Steg, der bis zur Riffkante führt, damit man mit dem Fischerboot überhaupt anlanden kann. Mit cleveren Konstruktionen können die Boote bei Nichtgebrauch aus dem Wasser gehoben werden. Hotels gibt es hier keine, das normale polynesische Leben läuft gemütlich ab. Die Locals sind freundlich und schenken uns Sternfrüchte aus ihrem Garten. Der Supermarkt ist dünn sortiert, wir sind auf Gambier-Auswahl angekommen. Es gefällt uns – bei absoluter Flaute – in der idyllischen Bucht.

Obst und Gemüse gibt es von Straßenständen – im Supermarkt nur Konserven

Unter der kleinen Hütte links im Bild liegt Oma begraben. Einen Zentralfriedhof gibt es weder auf Huhaine noch hier auf Tahaa. Beerdigt wird im eigenen Vorgarten.

Jedes Haus hat seinen eigenen Steg

Fischerboote werden mit einem Radsystem leicht über Wasser gehoben

Tahaa – So lässt es sich wohnen

Aber Bora Bora wartet schon um die Ecke – nur einen Halbtages-Törn entfernt. Wir wollen die Gastfreundschaft von Noah nicht überstrapazieren und beschließen nach Bora Bora zu motoren. Wind ist für die nächsten Tage nicht in Sicht.
Die Inseln liegen so nah beieinander, dass wir unterwegs sogar auf See Internet haben. Unser Vertrag ist von ‚Vini‘ und war eine wirklich gute Entscheidung. Ein Handymast in Reichweite reicht uns und wir schon sind online. Beide lesen wir unterwegs von dem nächtlichen Erdbeben in Neuseeland. Und denken uns nichts dabei. Tsunami-Warnung aufgehoben, heißt es in den News.

Kaum hat man Handyempfang – erwacht der Smomby zum Leben und achtet nicht mehr auf den Weg

Bora Bora hat nur einen Pass, die Einfahrt ist unspektakulär. Da Ankern in der Lagune von Bora Bora verboten ist, steuern wir ein Mooringfeld an, was vor dem örtlichen Yachtclub eingerichtet wurde. Grad als wir fest gemacht haben, kommt eine Warnung vom ‚Haut Commissaire‘ aufs Handy rein: „Tsunami-Warnung in Französisch Polynesien *** am frühen Nachmittag *** bis 1,60 Meter hohe Welle wird erwartet“. Die automatische Übersetzung ins Deutsche lässt uns zunächst rätseln, ob wir auf Bora Bora auch betroffen sind. Achim kramt altes Wissen hervor: Tsunami bedeutet ‚große Welle im Hafen‘! Na toll, grad haben wir festgemacht. Sicherer als auf offener See sind wir nirgends, lautet unsere Diagnose.
Während wir noch überlegen, ob das Riff um Bora Bora ausreicht, einen Tsunami aufzuhalten und ob wir wieder raus fahren sollten, purzeln die Meldungen im Minutentakt rein. Dann die Entwarnung für uns. In potentieller Gefahr befinden sich nur Moorea und Tahiti. Dort soll man sich vom Strand fernhalten; die Kinder in den Schulen werden von Bussen in Sicherheit gebracht. Eltern sollen nicht kommen, um die Kinder zu holen. Auf Tahiti werden im Norden der Insel (ohne schützende Riffe vor der Küste) die Straßen gesperrt. Einzelne Bezirke werden evakuiert. Man meint das wirklich ernst! Wir äugen misstrauisch, ob wir Aktivitäten am Ufer entdecken können. Nein, keine Fischer zu sehen, die ihre Boote aus den Gestellen hektisch in Sicherheit bringen. Wir entspannen uns und vertrauen auf die Meldungen von Leuten mit Erfahrung. Wir bleiben, wo wir sind.
Am späten Nachmittag kommt dann die Entwarnung – der Tsunami hat sich auf der Strecke von Neuseeland tot gelaufen und kam auf Tahiti nur noch als ein kleines Wellchen von zehn bis zwanzig Zentimetern an. Glück gehabt!


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Vanille-Tour

Sa.,27. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Tahaa/Hurepiti, Tag 2463, 21.369 sm von HH

„Ich habe gelesen, dass über Tahaa zur Hauptsaison der Vanille-Ernte ein betörender Vanilleduft hängen soll. Stimmt das?“, frage ich Noah. „Das habe ich auch gelesen“, lacht er, „und noch nie gerochen.“ Wir stehen inmitten einer Vanille-Plantage auf einer geführten Tour rund um Tahaa. Zur kühlen Jahreszeit, im Juli/August haben die Vanille-Orchideen Hochsaison. Aber ein paar Pflanzen tun uns den Gefallen und tragen auch bei dreißig Grad ein paar Blüten. Somit kann Noah uns zeigen, wie eine Vanille-Blüte bestäubt wird. Das müssen Menschen übernehmen, denn die Bienen und Kolibris, die im Ursprungsland der Vanille – in Mexiko – diesen Job übernehmen, gibt es in Französisch Polynesien nicht. Die Spanier, die bei der Unterwerfung von Mexiko den Geschmack der Vanille kennen lernten, brachten die Pflanze mit nach Europa. Aber alle Hof-Gärtner in den Königshäusern in der alten Welt, brachten die Pflanzen nur zum Blühen. Schoten blieben ihnen versagt. Erst 1836 entdeckte man, dass eine „künstliche“ Befruchtung den Erfolg bringt.
Eine Vanille-Blüte zu bestäuben ist ein Job bei dem man nicht einschlafen darf. Diese Blüte hält nur einen Tag. Bereits am Nachmittag machen die Blüten schlapp und die Chance zur Befruchtung ist verloren. Als seine Eltern selber noch eine Vanille-Farm hatten, hat sein Vater über tausend Blüten am Tag geschafft, berichtet Noah. Nach dem Totalverlust ihrer Pflanzen durch einen Pilzbefall hat die Familie das Vanille-Geschäft aufgegeben und veranstaltet jetzt nur noch geführte Touren.

Vanille-Blüte – vergängliche Schönheit – Haltbarkeit nur ein knapper Tag

Die Blütenblätter werden umgestülpt, bis der Pollen zum Vorschein kommt

Der Pollen wird in die Pollentasche gegeben, leicht zugedrückt und fertig ist die Hochzeit

Die Vanille-Orchidee ist eine Rankpflanze und wird in mehreren Buchten um einen zwei Meter langen Stock gewunden. Bis zu fünfzehn Meter kann eine Vanille-Orchidee lang werden. Der Trägerstock muss also in der Lage sein später das Gewicht der ausgwachsenen Orchidee zu tragen. Da wir uns in einer ‚Open-Air‘ Plantage befinden, wird einfach ein „Weiden“stock in die Erde gesteckt, der bereits zwei Wochen später angewachsen ist. Der Orchideen-Steckling wird daneben gepflanzt. Jetzt braucht man Geduld, denn erst nach ungefähr drei Jahren zeigen sich die ersten Blüten. In der Zeit werden die Ranken immer wieder um ihren Trägerstock gewickelt.
Erscheinen die Blüten kommt es zur menschlichen Befruchtung – der Hochzeit. Und wieder braucht man Geduld. Erst neun Monate später sind die Schoten ausgereift. Sie werden schwarz und fallen ab. Jetzt braucht man sie „nur“ noch zu trocknen. Dies ist eine so aufwendige Arbeit über mehrere Wochen, dass viele Vanille-Bauern diese Arbeit nicht mehr selber übernehmen. Auf Tahaa gibt es drei Betriebe, die sich um die Trocknung und Fermentierung der Vanille-Schoten kümmern.

Noch unfertige Schoten an der Pflanze – ungefähr zehn Zentimeter lang

Die Schote der Tahiti-Vanille ist viel dicker und länger als herkömmliche Schoten, da sie an der Pflanze ausreift bevor sie getrocknet wird. Im Aroma unterscheidet sich ebenfalls – sie hat weniger Vanillin, aber einige zusätzliche Aroma-Stoffe, die sie zu einer besonderen Delikatesse in der Sternegastronomie macht. Der Geschmack wird häufig als blumig-würzig beschrieben. Der Duft der Schoten ist einmalig betörend. Daher wird die Tahiti-Vanille auch viel in der Parfüm-Herstellung eingesetzt. Der langwierige Prozess des Anbaus, der Ernte und der Trocknung macht die Tahiti-Vanille zu einem der teuersten Gewürze der Welt. Selbst vor Ort kann man gut und gerne fünf Dollar für eine Schote bezahlen. Die Preise schwanken natürlich je nach Qualität der Schote. Eine tolle Geschichte, ich könnte stundenlang davon schwärmen.
Über achtzig Prozent der Vanille aus Französisch Polynesien stammt von Tahaa. Hohe Preise locken. In jedem zweiten Garten steht ein Gewächshaus. Da die Vanille es gerne schattig mag, werden viereckige Gestelle errichtet, die mit Abschattungs-Gazen verhängt werden. Von weitem sehen die Gewächshäuser wie Bunker aus dem zweiten Weltkrieg aus. Nur wenige Bauern pflanzen ihre Vanille in natürlicher Umgebung an.

Gewächshäuser für Vanille – schwarze Kästen in jedem dritten Garten

Vanille-Gewächshaus

Wir unternehmen nicht so oft geführte Touren, aber diese ist jeden Cent wert. Nach der Vanille-Farm geht es auf der Ladefläche eines urigen Landrovers um die Insel. Noah erzählt uns Geschichten über die Ankunft der Polynesier, gibt uns Blüten mit Pilzgeschmack zum Probieren und führt uns die Gewinnung von polynesischem Shampoo vor. Dafür drückt er aus einer Computer-Maus großen Blüte eine gelartige Flüssigkeit, die tatsächlich leicht nach Shampoo duftet. Das Urgeheimnis des schönen polynesischen Haars, wie er versichert. Ein gelungener Vormittag! Alle Daumen hoch!

Polynesisches Shampoo wird aus einer Blüte gequetscht

Tolle Tour – unbedingt zu empfehlen.
– Kostenpunkt – 60 USD pro Person für vier Stunden (bei uns sind es fünf ein halb geworden)
– Minimum vier Teilnehmer, maximal acht
– Früchte-Picknick inklusive
– drei Nächte an der Mooring ebenfalls inklusive

Vanille-Tour auf Tahaa


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Rüber zur Westseite von Tahaa

Fr.,26. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Tahaa/Hurepiti, Tag 2462, 21.369 sm von HH

Wir gehen Anker auf. Verlassen unseren Swimming Pool, schließlich wartet Tahaa auf einen Besuch von uns. Auf der Westseite wollen wir in einem der Fjord artigen Buchten von Tahaa an eine Mooring gehen. Die Umrundung von Tahaa ist einfach. Hinter dem Außenriff und seinen anschließenden Korallenbänken und flachen Lagunen, findet sich ein tiefer Kanal. Der ist bequeme fünfundzwanzig bis fünfzig Meter tief und ohne Korallenköpfe, die sich in den Weg stellen könnten. Die Franzosen haben Sandbänke und Untiefen, die inselseitig ihre Finger nach Segelbooten ausstrecken, ganz prima betont. So kann man theoretisch einmal die gesamte Insel im tiefblauen Kanal umfahren.

Tahaa (credit google maps)

Gut betonnt kann man sicher um Tahaa herum fahren – Untiefen sind perfekt gekennzeichnet

Ein Kanufahrer überholt (versucht zu) Atanga zwischen uns und dem Außenriff

Üppig grüne Schönheit – dieses Tahaa

So idyllisch ziehen die Wohnhäuser an uns vorbei

wie aus Schöner Wohnen

Der Nachteil an diesem tiefen Graben zwischen Insel und Außenriff: die Buchten sind genau so tief. Es ist schlecht ankern auf fünfundzwanzig Meter. Aber pfiffige Hotels, Yachtclubs und Tourenanbieter haben Moorings gesetzt, die sie vermieten. Wir haben uns für Noahs ‚Vanille Tour‘ entschieden. Der Deal ist fair – wer bei ihm eine Tour bucht, darf drei Nächte kostenlos an seiner Mooring hängen. Per whats App erkundigen wir uns nach freien Plätzen: „Kein Problem, ihr könnt kommen.“ Gleichzeitig fragen wir Frank und Dagi von der Hanavave, ob sie auch Lust auf eine Tour bei Noah hätten. Haben sie. Ein paar Apps später ist es verabredet. Die Crew der Hanavave kommt aus Bora Bora zu uns rüber und am Samstag machen wir gemeinsam die Tour. Sehr schön, da freuen wir uns.
Wir brauchen für die zehn Seemeilen zu Noah nur zwei Stunden. Entweder wir haben in der Inselabdeckung gar kein Wind oder direkt auf die Nase. Da ist es einfacher mal eben zu motoren. Das Wasser ist hinterm Riff glatt gezogen, alles kein Problem.

So geraten wir mitten hinein in eine Idylle, die ihres gleichen sucht. Die Bucht ist dünn besiedelt, es herrscht kaum Straßenverkehr, da eine Buchtseite sowieso eine Sackgasse ist. Rechts und links heben sich steile Hänge, vielleicht dreihundert Meter hoch. Grün überwuchert bis zu den Gipfeln ohne Landwirtschaft. Ganz tief, am Ende der Bucht liegen die Moorings von Noah. Kein Windhauch kommt hier hinten an. Gut für schaukelfreies Schlafen und gut für die Mücken, die bei so ruhigen Bedingungen leicht den Weg zu uns finden. Keine Idylle ohne Dornen.

Ganz tief hinten links in der Ecke liegt Atanga – die Bucht wirkt auf dem Foto breiter als sie ist – schmal zieht sie sich am Ende zusammen

Atanga und ein weiteres Boot liegen tief in der Bucht von Hurepiti

Auf kleinen Feldern wird ein wenig Landwirtschaft betrieben

Leben in der Lagune

Do.,25. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Tahaa/Ile Mahaea, Tag 2461, 21.359 sm von HH

Seit einer Woche hängen wir in der Lagune und finden es wundervoll. Nach dem schlechten Anfang hat sich das Wetter zum Besten umgekehrt. Die Sonne steht am Himmel und es herrscht (meistens) Flaute. Wie ein petrolfarbenes Bettlaken liegt die Lagune glatt gezogen vor uns. Selbst die Brandung am schützenden Außenriff ist kaum mehr zu hören.
Atanga dümpelt um ihren eigenen Anker herum. Die Bojen haben ihr eigenwilliges Verhalten aufgegeben. Wir haben offenbar die richtigen Abstände ausgemittelt und beim nächsten Mal sollte die Ankerketten-Schwebe-Aktion schon besser klappen.

An Land können wir nicht. Wir haben noch nicht mal das Dinghy zu Wasser gelassen. Wenn wir von Bord wollen, müssen wir schwimmen oder schnorcheln. Die Hauptinsel Tahaa ist für eine Dinghy-fahrt recht weit weg und interessiert uns im Augenblick nicht. Das Inselchen – ein sogenanntes Motu – was direkt vor uns liegt, ist privat. Tabu. Wir respektieren das und halten Abstand, gehen nicht mal vor ihrer Sandbank schnorcheln. Warum auch, wir haben unseren eigenen Swimming Pool. Fünfzig Meter hinter Atanga wird es flach, sogar ich kann dort knapp stehen. Rochen ziehen an uns vorbei. Das Wasser hat gute 28 Grad – Hochsommer auf der Südhalbkugel.

Bei Regen kommen unsere unbekannten Nachbarn nach Hause

Bei Sonnenschein sieht das Motu so aus

Diese Idylle wird nur durch kurze „Bauarbeiten“ unterbrochen. Direkt in unserem Planschbecken ankert eine Plattboden-Schute. Mit großen Schaufeln holen fünf, sechs Jungs den Sand aus der Lagune und beladen ihren Kahn bis zur Schmerz- und Kentergrenze. Fröhlich hören wir sie gackern bei der Arbeit. Freundlich winken sie rüber. Nach einer Stunde sind sie fertig mit schaufeln und ziehen wieder ab. Wir sind wieder alleine.

Die Bauarbeiten beginnen schon vor dem Frühstück

Mühsame Schaufelei im brusttiefen Wasser

Der Kahn fährt schon fast unterhalb der Grasnarbe

Andere Segelboote kommen und gehen, bleiben höchsten zwei Nächte. Die Lagune ist groß, die Abstände zueinander auch. Kontakt haben wir keinen, jede Crew genießt für sich alleine. Wir füttern den Trupp der kleinen Nasen-Docktorfische, der hinter uns an einem Korallenblock wohnt mit Gurkenschalen an. Gierig stürzen sich die Fische auf die neue Leckerei. Kurz vor Sonnenuntergang sehen wir mehrfach einen Hai unter Atanga langziehen. Dass es überhaupt noch Fische in der Lagune gibt, erscheint uns wie ein Wunder. Täglich verfolgen Jäger mit Harpunen am Riff vor dem Motu ihre Beute. Stundenlang wird auch dem letzten essbarem Barsch oder Snapper hinterher gehetzt. Entsprechend klein sind die Rifffische, die wir entdecken. Große Papageienfische oder Drücker gehören der Vergangenheit an. 

Falterfische schwimmen uns direkt vor die Linse

Farbenprächtige Riesenmördermuschel – diese ist winzig – vielleicht zehn Zentimeter

Unsere Go Pro ist leider schon fast ein Jahr kaputt. Auf Tahiti konnten wir uns keine neue kaufen, da Go Pro seinen Verkauf nur noch über einen Selbstvertrieb vornimmt. Händler mit Lizenzen gibt es nicht mehr. Schicken lassen, können wir uns auch keine. Man mag es nicht glauben, aber DHL Deutschland versendet noch immer nicht Französisch Polynesien. Die Post in der Heimat hat doch nicht etwa was mit der Impfstoff-Verteilung zu tun?
Damit wir überhaupt Unterwasser-Aufnahmen machen können, haben wir uns im Oktober die einzige (!!) Unterwasserkamera gekauft, die wir finden konnten. Eine Coolpix W150. Nicht the best horse im Stall – aber besser als nichts. So können wir wenigstens ein paar Schnappschüsse schießen.

Über Wasser ist die Coolpix leider auch nur mittelprächtig

Im Planschbecken vor unserem Motu

Wasserspiele

Und was ist mit Drohnen-Bildern? Die Frage kommt zu Recht. Wir sind Feiglinge. :mrgreen: Von Bord aus zu landen und zu starten … nein, Hilfe, wir trauen uns noch nicht. Dazu muss einer (also ich) die Drohne vor der Landung aus der Luft abfangen. Zum Landen an Deck wäre theoretisch zwar Platz, aber die Sensoren, die verhindern, dass die Drohne an Hochspannungskabeln oder Äste fliegt, sorgen auch dafür, dass die Drohne nicht nah an unseren Wanten und Stagen heran fliegen kann. Rückwärts fliegen lautet der Trick. Haben wir an Land erfolgreich probiert. Zweimal ist mir der Griff nach dem Biest erfolgreich gelungen. Aber auf dem engen Kahn? Ich bin der Feigling.


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Polynesisch Ankern – in drei Akten

So.,21. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Tahaa/Ile Mahaea, Tag 2456, 21.359 sm von HH

Mittwoch – Tag 1
Wir segeln bei mäßig schwachem Wind von Huahine auf die Nachbarinsel nach Tahaa. Direkte Strecke sind es nur 21 Seemeilen, aber da wir vor dem Wind kreuzen müssen, zieht sich die Fahrt. Erst um 16:30 Uhr stampfen wir uns durch den schmalen Pass – die Strömung drückt ganz ordentlich. Stehende Wellen wirbeln uns hin und her. Aber dann sind wir in der Lagune – türkis bis zum Horizont. Die Lagune ist gespickt mit Bommies. Wir haben die untergehende Sonne im Rücken und können die Korallenköpfe noch halbwegs gut erkennen. Im Zick-Zack suchen wir uns eine größere Sandfläche, um den Anker fallen zu lassen. Nach unserem Rampler mit so einem Bommy haben wir bislang solche Plätze gemieden und schlammige Buchten ohne Korallen bevorzugt. Somit kommt es zur Premiere von „Polynesisch Ankern“ auf Atanga.
Beim korallenschonenden Ankern in Bommy übersäten Lagunen werden zwei bis drei Bojen (oder Fender) an die Ankerkette gebunden, damit die Ankerkette zum Schweben kommt. Das widerspricht eigentlich dem Ankerprinzip vom harmonischen Zusammenspiel von Anker und Ankerkette. Weder Kette noch Anker alleine halten ein Schiff. Ein guter Anker gräbt sich ein und die Kette hält den Schaft des Ankers am Meeresgrund, so dass dieser nicht ausbrechen kann. Schwebt nun die Kette, wird das bewährte System zum Teil zerstört. (hier sei für Interessierte ein Link empfohlen: Ankerkettenrechner von Mathias von der San Ankerketten-Rechner – SAN (trimaran-san.de) )
Die Ankerkette soll zum Schweben gebracht werden zum Schutz der Korallen. Aber auch zur eigenen Sicherheit. Wickelt sich die Ankerkette bei Winddrehern um die Bommies, kann sich die Kette gefährlich verkürzen oder schlimm verhaken – bis zum Verlust des Ankergeschirrs.

Wir sind Korallen-Freunde und wollen schweben lassen. Dazu pickt Achim beim Ankerkette raus lassen nach ungefähr zehn Metern (doppelte Wassertiefe) die erste Boje mit einem Schäkel ein. Es folgen sechs weitere Meter Kette, die zweite Boje knotet Achim mit einem Tampen fest – und nach weiteren sechs Metern folgt Boje Nummer drei. Insgesamt lassen wir dreißig Meter Kette bei 5,5 Meter Wassertiefe raus. Das sollte auch bei schwebender Kette reichen.
Das Tageslicht taugt noch für einen schnorchelnden Anker-Check. Der liegt brav im Sand und hat sich halbwegs gut eingegraben. Die Kette schwebt in schmalen Buchten. Ohne viel Zug auf der Kette treiben die Bojen lustlos an der Wasseroberfläche.

So sieht es bei Flaute von oben aus

Die helltürkis Fläche ist nicht tief genug für uns – wir bleiben im fünf Meter Bereich

Donnerstag – Tag 2
Am nächsten Morgen haben wir mistiges Wetter, Regenschauer und Squalls mit zwanzig Knoten Wind. Die Ankerkette hat sich gestrafft, der Anker über Nacht schön tief eingegraben. Jetzt schweben die Bojen weit auseinander und sind durch den Zug der Kette unter Wasser gezogen worden. Jetzt sehen wir, dass die letzte Boje ist zu nah am Schiff schwebt, sie hat somit keine Wirkung, und soll näher am Anker neu angetüttelt werden. Das klingt einfacher als es ist. Die Bojen haben zu viel Auftrieb (25 Kilo), um sie mal eben schnorchelnd unter Wasser zu versetzten. Nur mit Hilfe eines Fenders als Ketten-Hebe-Sack, mit langen Tampen und als Gemeinschaftswerk gelingt das Vorhaben. Ganz zufrieden verbringen wir den Rest des Tages unter Deck – inzwischen schüttet es wie aus Eimern.
Um 4:00 Uhr morgens holt uns ein Squall mit 33 Knoten Wind aus dem Bett. Das ist immer eklig, aber mit diesem neuen Gefühl der schwebenden Kette wird es nicht wohliger. Aber der Anker hält, um fünf können wir ins Bett zurück.

Nur mit langen Tampen und Hilfs-Hebesäcken kann man die Bojen an der Kette versetzen

Mit Schäkel ist es einfacher – leider haben wir nur einen übrig

Der Kampf gegen den Auftrieb – der Skipper gibt alles

Noch mehr Kampf

Freitag – Tag 3
Flaute – Squall – Winddreher – Squall – Flaute. Wir haben uns über Nacht fast um 180 Grad gedreht. Der Anker hat auf seinem Sand-Fleck die Drehung ganz gut mit gemacht, wie ein Schnorchel-Check zeigt. Ein Stück wurde er aber mitgezogen beim Drehen, bevor er sich wieder eingegraben hat.
Da geht während eines neuerlichen Regenschauers mit Winddreher plötzlich ein Ruck durch Atanga. Wir gucken uns an: was war das denn? Ankeralarm gab es keinen, also sind wir da, wo wir hingehören. Aber wo sind unsere Bojen? Selbst die Große ist nicht zu sehen. Und warum kommt der Wind nicht mehr von vorne?  Wir laufen auf dem Schiff hin und her, keine Boje zu entdecken. Achim geht schnorcheln. Durch die Winddreher und Flaute haben wir uns quasi selber überholt. Allerdings sind die  Bojen an der falschen Seite von Atanga hängen geblieben. Wir haben uns aufgehängt. Achim schneidet den Tampen von der dicken Boje ab, wir sind wieder frei und Atanga richtet sich anständig gegen den Wind aus. Grrr, irgendwie ist „polynesisch Ankern“ doof.
Die abgeschnittene Boje bekommt einen neuen Tampen und wird wieder festgeknotet. Und wenn wir schon dabei sind, sollen die anderen zwei Bojen auch noch einen besseren Platz bekommen. Die erste Boje kommt noch ein Stück näher an den Anker, die zweite rückt auf. Ein Tauch- und Schnorchelspiel, was sich über eine Stunde zieht.
Am Nachmittag dann wieder Flaute. Wir liegen jetzt über unserem eigenen Anker, frech tänzeln die Bojen neben der Bordwand. Ob wir uns wieder an uns selber aufhängen? In der täglichen leichten Abendbrise beobachten wir, wie zentimeterweise die Kette gestrafft wird. Die gewünschte Reihenfolge wird wieder hergestellt. Anker – Bojen – Schiff in einer geraden Linie. Unser Fazit lautet: „Polynesisch Ankern“ taugt nichts bei Flaute und wechselnden Winden. Da muss man schon ein großer Korallen-Freund sein. :-)

Hier überholen wir uns gerade wieder selber

Hier sieht man schön, wie die Korallen überschwebt werden

Ankern als Korallenfreund


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Corona Update

So.,14. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2449, 21.334 sm von HH

Das wievielte Up-Date ist das? Nützt nix – müssen wir durch!
Seit ein paar Tagen sind die Grenzen wieder zu. Französisch Polynesien erlaubt die Einreise nur noch aus familiären Gründen und in Notfall- Situationen. Sofort geisterte eine Liste der geschlossenen Hotels durchs Internet. Einige Hotels verkündeten eine Schließung bis Ende März, andere gleich bis einschließlich April. Es wird also ruhig werden auf den sowieso schon ruhigen Inseln. Touristen, die noch im Land sind, dürfen ihren Urlaub noch zu Ende führen. Glück gehabt. Meinen heimlich ins Auge gefassten Wunsch im Mai mit einem Jahr Verspätung nach Deutschland fliegen zu können, kann ich beerdigen.

So ganz freiwillig macht Französisch Polynesien das nicht, so scheint es. Aber der Druck aus Frankreich ist groß. Die Sorge um die Mutation des Virus der Treiber. Der ‚Directeur‘ der Interconti-Hotel Gruppe Tahiti äußert seine Sorge so: „Wir erleben den März 2020 noch einmal. Aber damals standen wir auf zwei Beinen, heute sind wir bereits auf den Knien.“
Nachdem im November die Inzidenz-Zahl bei ca. 2000 lag (auf die Bevölkerung von Tahiti hochgerechnet), ist sie in der Zwischenzeit auf ungefähr 60 gesunken. Das freut das ‚Haut-Commissariat‘, wurde doch vor Ort der Warnwert auf 250 festgelegt. Direkt werden die Regeln gelockert: die Ausgangssperre am Wochenende auf 22:00 Uhr verkürzt, um die Gastronomie zu stärken. Sporthallen und Fitness-Center dürfen mit Hygiene-Konzept wieder öffnen.

Von Anfang an hatte man in Französisch Polynesien auf Herdenimmunität gesetzt. Ein Epidemiologe und Berater vom Präsidenten Fritch hatte für Dezember den höchsten Infektionswert vorhergesagt (fast korrekt). Und für März 2021, dass Französisch Polynesien dann mit der Epidemie ‚durch sei‘ (hoffentlich behält er da ebenfalls Recht).
Es scheint, dass man vor Ort auf einem guten Weg ist. Wie kann das sein? Wenn man ehrlich ist, hat sich in Papeete kaum jemand um die Regeln gekümmert. Und auf den Außeninseln sowieso nicht. Ja, im Supermarkt werden Masken getragen und die Ausgangssperre wird auch eingehalten, dort wo die Polizei hinkommt. Aber sonst wird dem ganzen keine Aufmerksamkeit geschenkt. Es wird gefeiert, zusammen gegrillt und gearbeitet wie immer.

Gestorben sind bislang 135 Menschen. Das klingt nach einer super kleinen Zahl. Gemessen an der Einwohnerzahl bringt das Französisch Polynesien im Augenblick auf Platz 62. Deutschland liegt auf Platz 43. Nur neunzehn Plätze Unterschied. Würde man nur die Einwohnerzahl von Tahiti zu Grunde legen, würden Deutschland und Französisch Polynesien in etwa gleichauf liegen in der Sterbestatistik. Wieder ein ‚wie kann das sein‘? Das eine Land belegt die Bevölkerung mit einem Lockdown, das andere Land ‚lässt laufen‘.
Eine Erklärung wäre, dass die Bevölkerung vor Ort natürlich viel jünger im Durchschnitt ist (22% über 65 Jahre zu 8%). Außerdem findet 90 Prozent der wachen Zeit im Freien satt oder bei geöffneten Fenstern. Es ist warm und sonnig – viel Vitamin D Versorgung. Dagegen befindet sich die junge Bevölkerung in Französisch Polynesien in einem schlechten Gesundheits-Zustand. Die Jungen sind dick. Zu viel Pommes und Weißbrot fordern ihren Tribut. Die Menschen sind behaftet mit allen Vorerkrankungen, die großes Übergewicht so mit sich bringt. Es scheint, egal, was man unternimmt, das Ergebnis ist das Gleiche.

Die aktuelle Impf-Quote vor Ort beträgt 1,25% – bei zweimal Geimpften grade 0,3%. Da wir an Europa hängen, geht es hier natürlich genauso schleppend voran wie in der Heimat. Die versprochene Impfstoff-Lieferung ist im Februar kleiner als angekündigt ausgefallen. Das kann also noch dauern bis wir an der Reihe sind. Mit Glück rutscht Achim im November an seinem Geburtstag von der letzten Impf-Gruppe eine Gruppe nach oben. :mrgreen:
Wir warten also, was können wir auch sonst tun? Aufgrund der hitzigen Diskussionen, um Vorrechte für Geimpfte glauben wir kaum noch daran, dass wir ohne Impfung weiter reisen können. Neuseeland hat verkündet, dass die Grenzen das ganze Jahr 2021 geschlossen bleiben. Wir sind am überlegen, ob wir es noch einmal mit einer Sondergenehmigung versuchen. Sollten sie uns rein lassen, ist allerdings unklar, was machen wir ‚danach‘. Wird Neuseeland uns rauswerfen nach Ablauf der normalen Visums-Frist? Sonder-Visa wollen die Kiwis zur Zeit nicht recht rausrücken. Die Segler vor Ort stehen gerade vor argen Problemen und hoffen auf Verlängerung. Es heißt sogar, dass Segler aus Neuseeland nach Französisch Polynesien zurück kehren wollen oder müssen. Ein harter Ritt von drei Wochen auf 40 Grad südlicher Breite. Verrückte Welt.

Der Corona-Wahnsinn behält uns also weiter im Griff. Kein Abend an dem wir nicht diskutieren, wie es weiter geht. Planlos und ratlos drehen sich die Gedanken im Kreis.

Täglich neue Fälle in Französisch Polynesien – Grafik stammt von ‚Worldometers‘


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Der rote Daumen

Di.,09. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2444, 21.334 sm von HH

Heute mal ein Beitrag in eigener Sache. In der Vergangenheit hatten wir unter jedem Blog-Post den blauen facebook-Daumen zum ‚gefällt mir‘ klicken. Der ist ab sofort Geschichte. WordPress, die Plattform auf der wir atanga.de betreiben, unterstützt den Klick auf diesen Knopf nicht mehr vernünftig. Das macht nichts. Ist facebook doch sowieso ein Multi-Social-Media-Riese, der ewig in der Kritik steht. Für mich ist es auch zweischneidig. Zum einen gibt es dort tolle Gruppen, wie für uns zum Beispiel die ‚French Poly Cruisers‘. Dort finden wir aktuell alle Corona-Neuerungen für den gesamten Pazifik. Wirklich klasse und hilfreich. Oder, um Kontakt zu anderen Langfahrtseglern aufzunehmen, unschlagbar.
Zum anderen ist facebook unerträglich. Viel zu viel Zeit geht dabei drauf gute Informationen zu finden und in jeder Gruppe findet sich ein Bodensatz an echten Trotteln, die alles kaputt labern.

Also haben wir ab sofort den blauen facebook-Daumen durch einen roten Daumen ersetzt. Den kann jetzt jeder benutzen, egal, ob er bei facebook Mitglied ist oder nicht. Anonym werden nur die Klicks gezählt, keine IPs gesammelt oder ähnliches.
Natürlich freue ich mich, wenn Ihr den roten Daumen klickt, wenn Euch ein Beitrag gefällt. Achtung! Nur den linken Daumen – den rechten Daumen ‚finde ich doof‘ lieber nicht anklicken (dann explodiert der eigene Rechner :mrgreen: )

Der rote Daumen


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Bester Pilot aller Zeiten

Do.,04. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2440, 21.334 sm von HH

Fare ist ein tiefentspannter Ort. Eine Minute Fahrt mit dem Dinghy, zwei Minuten zu Fuß und wir stehen im ‚Zentrum‘. Obst und Thunfisch werden direkt vom Pick-up verkauft. Beides fangfrisch. Was Moorea seine Ananas, ist Huahine seine Melonen. Die meisten davon werden zweimal in der Woche nach Tahiti verschifft – mit unserem Batterie-Frachter. Mittags kann man in hübschen Buden eine Kleinigkeit essen. Touristen gibt es so gut wie keine, wir haben Ort und Insel für uns. Ein Dorf der Glückseligkeit.

Fare ist super entspannt und bunt

Die Avocado-Saison hat ihren Höhepunkt

Melonen werden für den Transport auf dem Frachter fertig gemacht

Etliche Snack-Buden stehen im Ort

gemütliches Fare – man achte auf die Blume hinter dem Ohr

Es hat nur zwei Nachteile in Fare:
1. Es gibt keine Wanderwege. Um auf die nahe gelegenen Berge zu kraxeln, muss man viel über Privatland laufen. Dafür soll man sich einen Führer anheuern. Nein, darauf haben wir keine Lust.
2. Fare liegt zu nahe am Flughafen. Uns ist das egal, die zwei Maschinen am Tag stören nicht. Aber unserer Drohne ist es nicht egal. Sie startet nicht. Moderne Drohnen sind so programmiert, dass sie über GPS und Software erkennen, dass sich ein ‚Geo Fence‘ – eine gesperrte Zone in der Nähe befindet. Wussten wir nicht. Ohne Ahnung vom Drohnne-Fliegen hatten wir spontan das Fluggerät einfach nur gekauft. Wie naiv. In Europa benötigt man seit Januar einen Drohnen-Führerschein. Wussten wir auch nicht. Hätten wir einen, wüssten wir ja auch über die Sperrzonen Bescheid. :mrgreen:
Dass wir uns faktisch in Europa befinden, ignorieren wir mal geflissentlich. Den Führerschein kann man online machen, aber nicht mit unserem mickrigen Datenvolumen. Wir laufen zum anderen Ende der Bucht, in der Hoffnung, dass wir dort aus dem fünf Kilometer Sperrgürtel, der um den Flugplatz gespannt wurde, heraus kommen. Wir sind scharf auf Atanga von oben, kitschig hübsche Fotos von Traumbuchten. Nein, wir sind noch zu nah. Erst in der nächsten Bucht ginge es, aber da fehlt der fotogene Sandstrand und die Palmen. Atanga-Air, so der Name unserer Drohne, bleibt im Rucksack.

Wegen dieser beiden Nachteile von Fare mieten wir uns erneut einen Roller. Ganz innovativ fahren wir diesmal gegen den Uhrzeigersinn um die Insel. Mit im Gepäck ist Atanga Air.
Wir erinnern uns an einen schönen Strand auf der Ostseite. Dort soll AA (wie Freunde sie nennen) fliegen. Achim ist der Pilot und ich versuche mich als Dekoration am Puderzuckerstrand. Bis zu den Knien im Wasser stehe ich da, die Arme ausgebreitet oder winke der Drohne zu. AA summt und fliegt den Strand auf und ab. Mal niedrig, mal höher – die Sonne lacht, ich lache, die Lagune brüllt mir türkis entgegen.
Nach knapp zwanzig Minuten zeigt der Akku an, es ist Zeit Atanga-Air auf den Boden zu holen. Ich höre auf zu winken und komme aus der prallen Sonne zu Achim in den Schatten. „Ich glaube, es hat nicht gefilmt. Es kam die Fehlermeldung ‚ihre SD-Karte ist zu langsam‘. Aber ich habe viele Fotos gemacht.“ Prima, dann heute keinen Film, sondern nur Bilder. Mit dem letzten Akku-Saft spielt Achim noch ein wenig mit der Drohne herum. „Ach, guck, jetzt geht es. Da hat sich wohl beim Start etwas aufgehängt.“ :roll:

Neue gefahrene Sackgassen bieten neue Aussichten – das Grundstuck links ist zu verkaufen – kann man schwach werden

Kein Bergsee – sondern der Meerarm, der Huahine in zwei Inseln teilt

Mitten im Insel-Inneren

Geeiste Trink-Nüsse gibt es überall am Straßenrand zu kaufen – aufwendig aus der Hülle geschlagen

Wir setzten unsere Inseltour fort. Schön ist es auch beim zweiten Mal. Wir düsen diesmal in ein paar Sackgassen, die wir noch nicht gesehen haben. Bei den heiligen Aalen halten wir auch wieder an. Zufällig füttert ein Anwohner sie gerade mit Hühnerschenkel-Knochen. Wenn man es nicht gesehen hat, ist es nicht zu glauben. Aale können mit einen Happs das ganze Bein verschlingen. Also ich würde an dem Bach auf mein Krabbelkind gut aufpassen.

Auf Atanga zurück sind wir auf die Drohnen-Bilder gespannt. Aber der Chip ist leer, nur ein Foto ganz am Ende ist etwas geworden. Tolle Strandbilder müssen noch immer warten. Irgendwie Zeit für einen Drohnenführerschein.

Das einzige Drohnen-Foto unseres Ausfluges

Transport auf Polynesisch

31.Jan. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2436, 21.334 sm von HH

Ein Batterie-Tod ist meistens kein schleichender Prozess. „Plötzlich und unerwartet“ steht auf dem Grabstein. Vor einer Woche deuten erste Hinweise auf eine Erkrankung hin – auf der Spannungsanzeige leuchten morgens 12,1 Volt. Man(n) hoffte noch auf Selbstheilung.

Samstag: Eine Woche später ist klar – der Patient liegt im Sterben – die Anzeige ist runter auf 11,4 Volt. Wir müssen dringend etwas tun. Wer weiß wie lange ein Transport nach Huahine dauern wird? Und wo kaufen wir überhaupt neue Batterien? Ein Inselrundgang zeigt, die Batterien an der Tankstelle und im Insel-Obi sind zu klein. Auf Huahine gibt es nicht das richtige für uns.

Sonntag: Recherche im Internet. Achim wird bei einem Händler in Papeete fündig. Der Laden hat die richtige Größe, die in unseren Batterie-Kasten passen könnte. Abends geht eine Mail an den Shop mit der Anfrage auf Verfügbarkeit

Montag Morgen: Der Batterieladen antwortet prompt: „Ja, Batterien sind vorrätig, überweise mir das Geld und ich packe die Batterien auf das nächste Versorgungs-Schiff.“

Montag Vormittag: Achim geht zur Dorf-Bank und zahlt den gewünschten Betrag bar auf das genannte Konto ein. Keine Gebühren für die Bareinzahlung übrigens. Kundenorientierter Service. Toll!

Montag Mittag: Achim sendet den Einzahlungsbeleg zum Händler.

Dienstag Vormittag: Der Batterie-Mann meldet sich: „Die Batterien sind auf ‚Hawaikinui‘ – der Dampfer fährt noch heute los. Da du keine Adresse hast, musst du die Batterien direkt vom Schiff abholen“. Angehängt ist das Konnossement – der Abholschein für unsere Ware.

Dienstag Nachmittag: Achim druckt in einem Shop unser Konnossement. Und tigert anschließend an der Pier herum, fragt die Leute, wann das Schiff wohl ankommen wird. Schulterzucken bis jemand meint, wahrscheinlich zwischen 1:00 und
2:00 Uhr nachts. Die Lagerschuppen am Hafen sind geschlossen, niemand kann ihm sagen, wie die Abholung am Schiff ablaufen wird.

Dienstag Mitternacht: Hawaikinui taucht auf dem AIS auf. Wir haben uns mit ein paar Filmen solange wach gehalten.

Mittwoch 1:30 Uhr: Die Positionslampen vom Frachter sind schon von Atanga aus zu erkennen. Wir fahren voraus – mit dem Dinghy zur Pier. Keiner da, außer einem einsamen Gabelstaplerfahrer, der uns zeigt, wo wir das Dinghy parken können ohne im Weg zu sein.
Verlassen stehen wir vor der Halle.

Mittwoch 2:00 Uhr: Hawaikinui ist ein ‚Roll on – roll off‘ Frachter, der seine Ladeklappe auf die Rampe an der Pier senken kann. Wie in einem Science Fiction Film aus einem Mutterschiff die Kampf-Jets strömen, so quellen Gabelstapler aus dem Frachter. Bui, bui, buii – im Sekundentakt. Acht Gabelstapler verteilen sich wie die Bienen auf der Pier. Vorwärts, rückwärts, durcheinander wird die Fracht aus dem Schiffsbauch geholt. Wie beim Autoscooter, nur ohne Crash. Unglaublich.

Hawaikinui ist ein RoRo-Frachter mit Ladeklappe

Einsam steht der Skipper mit seinem Abholschein und wird ignoriert – dann beginnt das Spektakel

 

Der überwiegende Teil der Fracht ist auf Palletten gepackt, aber die Stapler transportieren auch kleine Container. Gleichzeitig werden seitlich vom Schiff 20-Fuss Container abgeladen. Container werden gestapelt, Container werden umgesetzt. Container werden geöffnet und entleert.
Wir bringen uns seitlich hinter einem Pfeiler in Sicherheit. Die Gabelstapler-Jungs kümmern sich nicht um uns. Wer im Weg steht, wird überrollt oder kommt unter einen Container. Die Männer düsen im Affenzahn mit ihren Staplern an uns vorbei.

Acht Gabelstapler wuseln gleichzeitig über die Pier

Besser man sucht sich einen Platz in Deckung

Seitlich werden parallel 20 Fuss Container abgeladen

In rasender Geschwindigkeit werden scheinbar im Chaos die Güter transportiert

Ratlos, aber fasziniert beobachten wir das Schauspiel. Da entdecken wir noch einen ‚Kunden‘. Der erklärt uns, dass die handgeschriebene Zahl auf unserem Abholzettel die Container-Nummer ist, in dem unsere Batterien lagern. Der steht aber ganz hinten, wir müssen warten bis Hawaikinui komplett leer geräumt ist.
Eine halbe Stunde später ist es soweit. Unser Container steht an Land. Der Kunde entpuppt sich als Mitarbeiter und ist befugt den Container zu öffnen. Im Chaos zwischen den Kartons stehen unsere Batterien zum Glück ganz vorne. Ein Aufkleber mit ‚Joachim Willner und Atanga‘ reicht zur Identifizierung. Ein Gabelstapler wird ran gewunken, der uns die Batterien bis zum Dinghy bringt. Nett, diese Polynesier. Der kräftige Fahrer hilft sogar noch beim Einladen.

Im Karton-Gewühl sind unsere Batterien nicht so leicht zu finden

Mittwoch 3:00 Uhr: Wir und die Batterien sind auf Atanga zurück. Keine 36 Stunden nach Öffnung der Bestell-Mail halten wir sie in den Armen. Kostenpunkt 25 Dollar für den Transport. Ich widme diesen Beitrag DHL Deutschland (die immer noch nicht nach FP liefern). So geht Transport.

Mittwoch 3:10 Uhr: Hawaikinui verlässt Huahine.

Mittwoch 3:15 Uhr: Wir fallen todmüde ins Bett und sind uns sicher, dass wir die Batterien auch am nächsten Morgen hätten holen können. Egal, das hätte uns um das Schauspiel der Gabelstapler-Flotte gebracht.

Der Pazifik gibt auf

24.Jan. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2429, 21.334 sm von HH

Erst war es nur ein Gefühl. Inzwischen ist es Gewissheit: Etliche Crews geben ihren Lebenstraum im Pazifik auf. Wünsche und Hoffnungen zerplatzen wie Seifenblasen. Die Gründe sind vielfältig. Die einen, die von Kojen-Vercharterung leben, haben keine Gäste mehr. Denen geht schlicht das Geld aus. Wir treffen Uwe aus Deutschland, dessen Frau nicht segeln mag und der sich jahrelang Gäste zum Selbstkostenpreis auf seinen großen Katamaran geholt hat, weil er nicht alleine segeln wollte. Zu Ende. Der Kat steht zum Verkauf.
Andere Crews hatten von Anfang an nur eine begrenzte Zeit – eine Sabbatical-Auszeit, die nun unfreiwillig mitten im Pazifik verrinnt. Mit der Restzeit, die ihnen bleibt, schaffen sie die weite Etappe nach Europa nicht zurück. Wieder andere haben Kinder, die zur Schule müssen oder Kinder, für die Sondergenehmigungen für Boot-Unterricht auslaufen. Oder Kinder, die zu alt werden und nach Hause möchten. Ältere Crews vermissen ihre Enkelkinder, die sie seit Monaten nicht gesehen haben und wollen nicht länger von der Familie getrennt sein. Und einige wenige haben einfach keinen Bock mehr.

Aber was macht man, wenn man am Ende der Welt aufgeben muss? In Papeete hängen an auffällig vielen Booten ‚zu verkaufen‘ Schilder. Der beste Markt für Gebrauchtboote ist das nicht. Die Anreise aus Europa ist weit und teuer. Reisen ist grade nicht so populär – da kann ein Verkauf schon mal etwas dauern. In Neuseeland wäre der Markt besser, aber da bekommt man sein Boot nicht hin.
Bleibt die Rücküberführung per Frachter. Wir hatten vermutet, dass dies eine exotische Ausnahme ist – weit gefehlt. Das Segelboot einer  jungen schwedische Crew soll dieser Tage in Europa eintreffen. Wir plaudern mit Amerikanern, die uns erzählen, dass ihr Boot von hier nach Florida transportiert werden soll – für 28.000 USD. Ein weiteres amerikanisches Pärchen segelt im Frühjahr nach Kalifornien und dort kommt das Boot auf einen Truck und wird auf dem Landweg an die Ostküste transportiert. So plant es auch ein deutsches Paar in Kanada – per Truck soll das Schiff nach Maine. Von dort aus wollen sie auf die Kanaren segeln. Näher an die Familie ran.
Eine deutsche Crew sucht auf Tahiti nach Mitstreitern, die ebenfalls ihr Schiff per Frachter nach Südafrika bringen wollen. Kapstadt liegt nicht auf der üblichen Route, aber bei einem Sammeltransport würde die Reederei diese Strecke gegebenenfalls anbieten.

Manchmal wir ein Segelboot nur als Beifang auf normale Frachter oder Containerschiffe gestellt. Auf Tahiti gibt es jedoch zwei Reedereien, die Papeete regelmäßig anfahren und auf Yacht-Transport spezialisiert sind. Dann ist das Deck der Frachter dicht gepackt mit Booten. Da ich scharf auf ein Foto von so einem Transport gewesen bin, habe ich mit der Reederei ‚Sevenstars‘ (sevenstar-yacht-transport.com) Kontakt aufgenommen. Die Marketing-Dame war so nett, mir drei Fotos zur Verfügung zu stellen. Sie hat mir bestätigt, jawohl, unser Gefühl ist richtig, die Auftragsbücher sind voller als in vergangenen Jahren.

Ein Segelboot wir auf den Frachter gehievt – Foto credit sevenstars

Motoryachten und Segelyachten werden um die ganze Welt geschippert – Foto Credit sevenstars

Abtransport durch die Atolle – hier sind Träume geplatzt – Foto Credit Sevenstars

Und was machen die anderen Segler, die nicht aufgeben? Die segeln im Kreis. Im wahrsten Wortsinn. Trotz der großen Distanzen und viel Quälerei, weil es auf einer Stecke unweigerlich gegen den Wind geht, wird im Kreis gefahren. Von den Marquesas nach Gambier. Von Gambier nach Tahiti, dann wird eine Runde in den Gesellschaftsinseln gedreht und zurück gesegelt nach Tahiti. Die Stimmung ist gemischt. So wie im Kreis gesegelt wird, drehen sich die Gedanken im Kreis. „Was sind eure Pläne?“, wird regelmäßig mit Schulterzucken beantwortet. So recht hat keiner eine Idee. „Abwarten. Mal sehen. Kann ja nicht ewig dauern, in ein paar Monaten wissen wir mehr“.

Und was ist mit uns? Aufgeben kommt nicht in Frage! Auch wir sind hin- und hergerissen. Ausgebremst. Strebt doch der gemeine Segler Richtung Westen, um neue Länder zu entdecken und nicht, um auf der Stelle zu verharren. Unser Streben war  ja von Anfang an das Entdecken, das Reisen und nicht so sehr das Segeln. Knapp zwei Jahre sind wir nun in Französisch Polynesien. Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass im Mai nach dem Ende der Zyklonsaison vielleicht noch immer alle Grenzen (außer Fiji) geschlossen sind. Eine niederländische Crew und wir haben versucht ein Visum für die USA zu bekommen. Keine Chance – ohne Botschaft kein Dauervisum.

Dann eben nicht – so lautet jetzt unsere Devise. Wir nehmen, was wir bekommen. Es ist nicht so, dass wir nicht lieber weiter wollten, aber wir haben unseren Frieden mit der Situation gemacht. Sollte es so sein, dass wir noch ein Jahr in Französisch Polynesien bleiben müssen, dann nehmen wir das als Geschenk. Wer hat schon die Gelegenheit drei Jahre in der Südsee zu leben?

Wellen-Spektakel

19.Jan. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2425, 21.334 sm von HH

Knapp zehn Boote ankern zur Zeit vor Fare oder sind an den vier vorhandenen Moorings fest getüddelt. Der Ankerplatz befindet sich genau hinter der schmalen Passeinfahrt durch die man durchs Außenriff in den geschützten Bereich gelangen kann. Die Einfahrt ist knapp zweihundert Meter breit und wird rechts und links durch flach auslaufende Riffplatten begrenzt. Wir liegen ruhig und merken nichts vom Schwell, allerdings herrscht meistens eine starke Strömung, die uns Richtung Pass ziehen will, wenn wir von Atanga aus ins Wasser springen. Tag und Nacht hört man die Wellen ans Riff donnern. An normalen Tagen sind sie vielleicht einen Meter hoch.

Die Passeinfahrt von Fare

Doch dann dreht der auf Nord und entsprechend läuft die Dünung anders in die Bucht. Bereits in der Nacht bemerkt Achim die veränderte Geräuschkulisse und morgens sehen wir neue Wirbel und Strömungen zwischen den Booten. Zuletzt gab es Neujahr diesen Schwell, leider bei lausigem Wetter. Auf diesen Winddreher haben die Wellenreiter und wir gewartet. Die Surfer auf Wellen von zwei, drei Metern Höhe zum Reiten – und wir zum Fotografieren.

Wir folgen den Surfern mit unserem Dinghy zum Pass. Dort gibt es ein paar Bojen an denen man sich festbinden kann. Außerhalb des Bereiches, wo die Wellen sich brechen – so unserer Vertrauen. Die Einheimischen werden schon wissen, was sie tun, sie binden ihre Boote schließlich auch dort fest. Es dauert trotzdem eine Weile, bis wir dem Ganzen vertrauen können. Wir sehen schon von weitem wie von See her sich die Brecher aufbauen, um dann erst kurz vor unserem Dinghy-Parkplatz einen Halbkreis bilden, bevor sie sich schäumend und fauchend neben uns brechen. Hoffentlich weiß die nächste Welle auch, dass sie diesen Halbkreis zu bilden hat, sonst sähe es finster für uns aus. Aber alles läuft nach Plan.

Die Riffe rechts und links von der Passeinfahrt werden im Halbkreis überrollt

Die Surfer werfen sich bäuchlings auf ihr Brett und paddeln links von der Brandungszone vielleicht zweihundert Meter aufs offene Meer hinaus und warten. Spätestens seit Papillon weiß man, dass große Wellen in Intervallen kommen. Und auch hier funktioniert der Trick reibungslos. Alle fünf bis zehn Minuten kommt eine Serie und wir bekommen ein wunderbares Spektakel zu sehen. Der Trick dabei ist, so früh die Welle zu verlassen, bevor man von ihr aufs Riff mitgenommen wird. Nicht ungefährlich, aber heute geht alles gut und bringt uns diese tollen Fotos.

Ritt auf der perfekten Welle

In der Röhre

Ich hätte Angst, wäre so ein Monster hinter mir her

Toll

Wichtig, dass man rechtzeitig aussteigt – noch vor dem Riff

Wir machen neben Surfer jagen auch sonst nicht viel – außer genießen. Nach dem vielen Regen der letzten Wochen, herrscht jetzt eitel Sonnenschein. Wir gehen schnorcheln, unternehmen Paddeltouren mit den Kajaks oder kraxeln auf Aussichtspunkte. Und ein gut sortierter Supermarkt hält die Köchin bei Laune. Die Bäume biegen sich unter der Last an Mangos und Avocados, die man direkt von der Ladefläche vom Truck kaufen kann. Auf Huahine fließen Milch und Honig.

Mangos im Überfluss

Echte faule Tage. An Arbeiten am Schiff fällt im Augenblick auch nicht viel an, außer das Schruppen vom Unterwasserschiff und nicht erwähnenswerte Kleinigkeiten.
Wird Euch nicht langweilig? Ab und an bekomme ich diese Frage gestellt. Nein, absolut nicht. Irgendetwas ist immer los. Der Wochenhöhepunkt ist eine Geburtstagsfeier unter Seglern am Strand. Mit von der Partie drei französische Krankenschwestern aus der Krankenstation. Zwei von ihnen wurden extra wegen Covid-19 aus Frankreich eingeflogen. Zum Glück sind sie arbeitslos.

Beachparty mit viel Fleisch und einem Grillfachmann – Estefan ist Argentinier

Geburtstagsparty unter Seglern

Ein gelungener Tag mit neuen Freunden

Kleine Wartungsarbeiten fallen natürlich immer an – hier die Revision eines Lungenautomatens

Komm‘, wenn du dran bist

14.Jan. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2420, 21.334 sm von HH

So lautet das Motto der Corona-Impf-Kampanie in Französisch Polynesien. Vor ein paar Tagen sind die ersten Impfdosen in Tahiti eingetroffen. Zunächst einmal für 7500 Menschen. Französisch Polynesien gehört zu Frankreich als Übersee-Department und ist somit ein Teil der Europäischen Union. Über Frankreich erfolgt die Lieferung des auf Bevölkerungszahl hochgerechneten Anteils. In Französisch Polynesien leben ungefähr 280.000 Menschen.
Im Februar soll dann die zweite Lieferung erfolgen – wieder für 7500 Personen. Impfwillige werden in vier Gruppen geimpft: 1.Gruppe – die über 75jährigen; 2.Gruppe – die 60 bis 74jährigen und medizinisches und systemrelevantes Personal wie Feuerwehr usw.; 3.Gruppe – die Personen, die ein so genanntes ‚rotes Buch‘ besitzen, also als chronisch Vorerkrankte registriert sind; und in der letzten Gruppe – der Rest der Bevölkerung.
So wie es aussieht, werden wir als Ausländer und Gäste nicht anders behandelt als die Einheimischen. Sobald unsere Gruppe (die vierte) an der Reihe ist, können wir uns melden und bekämen unseren Schuss. Rechenexperimente, wann das sein könnte, sind müßig im Augenblick. Wir gehen, wenn wir dran sind.
Ob man die Impfung nun will oder lieber nicht, die Diskussion ist ebenso überflüssig, solange es nicht genug Impfstoff gibt. Zudem sind wir überzeugt davon, dass viele Länder, wenn die Grenzen sich wieder öffnen, uns ohne Impfung nicht hinein lassen würden: Nimm‘ es oder bleib da, wo du bist!

Abgesehen von den Impfgedanken, leben wir von Corona unbehelligt. Maskenpflicht in Geschäften herrscht auch auf Huahine an die sich gut gehalten wird. Es gibt keine Ausgangssperre nachts, da auf den äußeren Inseln nur vereinzelt Fälle auftreten, die man lokalisiert und es bislang geschafft hat, eine Ausbreitung zu verhindern. In der letzten Kalenderwoche 2020 waren auf Huahine noch zwei Fälle registriert (in gesamt FP 550 Fälle).
Vor Ort gilt, wie auf allen Inseln, Versammlungsverbot von mehr als sechs Personen in der Öffentlichkeit. Die Sporthallen sind geschlossen, es wurden Bingo-Abende und Hahnenkämpfe :roll: untersagt.

Unterm Strich muss man sagen, dass sich keiner dran hält. Hinter der nächsten Ecke am Supermarkt fällt sofort die Maske, am Wochenende tummeln sich die Einheimischen am Strand in großen und kleinen Gruppen. Auf Huahine, wie viele Polizisten mag es hier geben? Wer kann das oder noch besser, wer will das kontrollieren? Auf Gambier wurde uns erzählt, dass die Polizei zwar lieb und nett sei, aber man komme ihnen bitte nicht mit Arbeit.
Über die Schließung, gerade der Sporthallen, sind nicht alle Polynesier angetan. Kommentare gehen schon mal in die Richtung, das als ‚unfähig‘ zu bezeichnen. Die andere Hälfte der Kommentatoren findet die Maßnahmen gut. Eine 50:50 Spaltung würde ich schätzen.
Heute gab es eine Ankündigung, dass sich der Hohe Kommissar und der Präsident darauf verständigt haben, dass die Maßnahmen bis zum 15.Februar verlängert werden. Insgesamt habe sich die Situation zwar entschärft, da sich nur noch durchschnittlich zwanzig Personen (Halbierung) auf den Intensivstationen befinden, aber die Mutation des Virus erfordere erhöhte Wachsamkeit.

Strandvergnügen auf Huahine

ohne Einhaltung der ausgesprochenen Regeln

Boote werden zum Familienausflug bis zur Sinkgrenze beladen

Wir sind mit Atanga von unserem etwas abseits gelegenen Ankerplatz näher an den Ort umgezogen. Wir konnten eine der vier Moorings vor dem Dorfstrand ergattern. Moorings sind immer eine gute Alternative, und diese sind gut gepflegt und vertrauensvoll. Und kostenlos außerdem. Das Wasser ist nicht mehr ganz so brutal türkis, aber der Weg ins Dorf ist kürzer und direkt vor uns liegt dieser traumhafte Strand.

Der Dorfstrand von Fare auf Huahine

Atanga an der Mooring vor Fare