Kategorie: Atanga

Das Tausend-Teile-Puzzle

Di.,14.Juni 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2936, 24.696 sm von HH

Am letzten Montag hat Pablo, wie versprochen, das Deck fertig gestellt. Wir sind absolut zufrieden bis ins Detail. Die Fugen zum Cockpit und zur Scheuerleiste sind wie mit dem Lineal gezogen. Alle Kanten stimmen, das Muster ist symmetrisch, alles passt perfekt.
Auch die Decks-Vorarbeiten unserer Werft sind gut geworden. Streicht man mit der Hand über das Deck, sind keine Beulen oder Dellen fühlbar (die einzige bisher gefundene Delle neben einer Winsch … ppft egal, drauf gepfiffen).

Es gibt ein paar Kleinigkeiten – okay Kleinigkeiten gibt es bei jedem Projekt.
Zum einen wurde das weiße Interprotect (das ist die wasserdichte, dreifach aufgetragene letzte Schicht auf dem Deck) zu weit an den Winschen hoch gezogen. Sobald wir die schwarze Dichtungsfuge aus Sika (Gummimasse) um die Winschen gezogen haben, würde ein schmaler weißer Streifen zwischen Fuge und schwarzem Metallzylinder der Winschen aufblitzen. Das ist niemandem aufgefallen und unschön.
Achim und ich beschließen den schmalen Streifen von vielleicht einem Zentimeter schwarz zu lackieren. Das ist mein Job. Jetzt bloß keine Farbe auf das neue Deck kleckern! Ich klebe alles sorgfältig ab und besorge mir Lack vom Yard. Der ist dünn wie Wasser, deckt aber gut. Nach zwei Anstrichen ist der hässliche weiße Streifen verschwunden. Ich brauche nur noch das Klebeband entfernen. :cry: Mama, Hilfe!!! Das Deck ist noch warm, keine zwei Tage alt und schon mit Farbe vollgeschmiert! Die dünne Plörre ist tatsächlich unter das Abdeckband gekrochen. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Ich könnte Kuchen schreien. Dass das Flexi Teek so schnell einem Stress-Test unterzogen wird –  wer hätte das erwartet – aber hallo, das Zeug kann was. Mit 40er Schleifpapier kann ich kann einfach die übergelaufene Farbe weg „radieren“. Da strahlt die Malermeisterin erleichtert.

Soviel Mühe beim Abkleben gegeben

Mühe allein genügt eben nicht

Ein weiter Punkt ist die am erhöhten Cockpit-Deck zu weit zur Kante gezogene Spachtelmasse. Die ist ausgerechnet auch noch rot und somit von weit her sichtbar. Darüber wurde am letzten hektischen Wochenende als alles schnell, schnell fertig werden sollte bevor die Flexi Teek Jungs anreisen einfach Farbe (?), Lack (?) oder Interprotect (?) gepinselt. Mit Laufnasen, übergeschmiert und wirklich hässlich. Ich schleife zwei Tage lang die Nasen weg und so weit es geht ans neue Deck heran. Zunächst mit 230er Körnung, dann 800er und zum Schluss 2000er. Die Laufnasen sind weg, aber ein ätzender  roter Strich nahe am Teek verbleibt. Eine Reklamation beim Yard hat das Angebot zur Folge, dass die Kante gespritzt werden könnte. Not a big deal – keine große Sache, wird uns versichert. Gegen den Einwurf kleiner Münzen. Einen Fehler sieht die Werft auf ihrer Seite nicht. Grummel.

Übergeschmiertes Gelcoat bekomme ich mit viel Schleifeinsatz wieder hin

Roter Spachtel taucht an der Kante zum Teek auf – das soll weg

Wir verzichten auf das Angebot. Die Crew-Beratung beschließt, dass ich eine dünne Schicht Gelcoat auf den roten Streifen spachteln und dann soweit runter schleifen soll, dass man das Rote grade nicht mehr sieht, aber trotzdem niemand die Spachtelarbeit sehen kann (huch ??? – das ist hohe Meisterkunst – Achims Vertrauen ehrt, dass ich das hin bekomme.).
Ich bin einverstanden. Und bekomme es nicht hin. Ich mische versehentlich zu wenig Härter unter das Gelcoat – es wird nicht hart. Ich könnte schreien (tue es dann auch ;-) ) Nach meiner Beruhigung ist Gott dann doch mit den Dummen. Strahl, freu, jubel! Während  ich die halb hart gewordene Pampe mit einer Abzieh-Klinge abschabe, stelle ich fest, dass ich den roten Streifen ebenfalls rückstandslos abkratzen kann. Noch einmal mit 2000er nass überpoliert und die eben noch hässliche Kante strahlt uns ein schneeweißes Lachen entgegen.

Während ich vorne etwas aufbaue, um es hinten mit dem Hintern wieder einzureißen, spielt Achim mit Schrauben. Alles, was wir abgebaut haben, muss zurück aufs Deck geschraubt werden. Das klingt nach Akkuschrauber und gut ist. Leider nein. Erstmal muss Achim Löcher bohren. Möglichst an den richtigen Stellen  :mrgreen: Die ursprünglichen Löcher haben wir vor dem Aufbau des Decks mit einem dünnen Epoxydeckel geschlossen, damit von oben keine Spachtelmasse in das Loch laufen kann und es unrettbar verstopft. Solche Löcher können leicht von unten aufgebohrt werden. So die Therorie. Da einige Löcher aber nicht senkrecht verlaufen, muss der richtige Winkel zum Bohren gefunden werden. Ein Loch, dreißig Minuten – es sind ungefähr 200 Löcher, die fehlen.
Und dadurch, dass das neue Deck ungefähr 7 Millimeter dünner ist als das ursprüngliche Holzdeck, sind auch noch alle Schrauben zu lang. Da werden mal eben 220 Dollar für neue Schrauben fällig – nur sind nicht alle zu bekommen. Für die Klampen zum Beispiel, da sollen die Köpfe ja genau in ihre Aussparungen passen. Die Eisensäge zum Kürzen wird heraus gekramt.

Alle Teile auf die viel Belastung anliegt, dürfen nicht direkt aufs Flexi Teek geschraubt werden. Für Blöcke, Umlenkrollen und Klampen schneidet Achim entsprechende Ausschnitte ins neue Deck. Bei den ersten Schnitten zittert die Hand. Richtige Stelle, nicht zu groß? An Tag zwei läuft es besser, nach drei Tagen sind alle Löcher ins Deck geschnitten.

Löcher ins neue Deck bohren – wer traut sich

Alles, was aufs Deck geschraubt wird, muss mit Sika eingeklebt werden. Beim Arbeiten mit diesem widerlich klebrigen Zeug muss das Teil beim ersten Mal sitzen, also macht Achim für jeden Beschlag einen Trockenlauf. Passt das Schraubenloch, die Länge der Schraube? Sind eine Unterlegscheibe dabei und die Mutter? Beim Kleben darf nichts schieflaufen. Das Wiederrausziehen einer Sika verschmierten Schraube endet im schwarzen klebe-Chaos.

Das Sika-Kleben üben wir an den Hebe-Öffnern von unseren Klappen im Deck. Wieder kommt die Chefin und klebt ab. J Ich sollte was anderes machen. Am Beschlag quillt das Sika mit so viel Druck vorbei, dass es das Tape zur Seite drückt. Sika klebt auf dem neuen Teek Deck. Ich schreie wieder Kuchen, behalte aber die Nerven. Nicht noch das flüssige Zeug berühren. Und alles noch schlimmer machen. Am nächsten Morgen dann die Entwarnung. Das Sika lässt sich gut vom Teek abkratzen und der schwarze Rest verschwindet mit 40er Schleifpapier.
Mir scheint, wir brauchen einen großen Vorrat davon.

Festschrauben der Schrauben in Sika getränkt

Nächste Tücke – Sika ist am Klebeband vorbei gequillt

Zum Glück ist alles rückstandslos entfernbar – das lässt hoffen für weitere Sauereien

Lange Story, kurzer Sinn. Wir basteln, schneiden, verschlimm-bessern jetzt seit acht Tagen von morgens um 8:00 bis 17:00 Uhr an unserem Deck herum. Ist auch nur ein einziger Beschlag final installiert? Nein.
Fortsetzung folgt.


4

Hurra! Das Flexi -Teek -Deck ist da!

Mo.,06.Juni 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2928, 24.696 sm von HH

Wie verabredet, rücken Pablo und sein Kollege Andy morgens aus Auckland an. Fünf Tage sind veranschlagt für die Verlegung des neuen Decks. Die beiden haben für die Woche eine Unterkunft in Whangarei gemietet.
Im Grunde ist Flexi Teek wie Teppich verlegen – nur etwas aufwendiger. Entsprechend kommt das Deck in zwei großen Rollen. Schwere Rollen, Flexi Teek wiegt ungefähr 4,5 Kilo pro Quadratmeter bei einer Dicke von 5 mm.
Unser Deck besteht aus drei großen Teilen. Vom Bug an hälftig geteilt für die Backbord- und Steuerbord-Seite. Und einen Teil für den höheren Aufbau ums Cockpit herum. Nur das Stück für den Ankerkastendeckel und die Umrandung für die große Luke sind lose und nicht mit dem großen Teppich verbunden.

Die Rollen werden an Bord gehoben

Nachdem die Rollen erfolgreich an Deck gehievt sind, folgen noch ungefähr 250 Kilo Gewichte in handlichen Stücken. Das Teek wird ausgerollt, mit einem Föhn etwas geschmeidiger gemacht und die ersten Gewichte sorgen für einen Anti-Aufroll-Effekt. Anschließend werden die im Werk vorgezeichnete Ausschnitte für die Winschen, die Backs-Kiste usw. ausgeschnitten. Zur Freude aller Beteiligten passt das Deck wie der berühmte Arsch auf den Eimer.

Das Teek liegt ausgerollt da und wirkt schon sehr fertig

Hinten passt es noch nicht ganz – das soll sich aber noch zurecht rücken

Die Steuerbordseite wird wieder aufgerollt und Backbord zuerst verklebt. In langen Bahnen wird Klebeband auf das Deck geklebt und darauf werden mit einer Heißklebe-Pistole kleine Abstandhölzer befestigt. Einmal um das ganze Stück Teek herum. Daneben kommt ein weiter Streifen mit einer Art Kleber (elastische Knetmasse) über der noch eine Schutzfolie liegt. Das Teek wird angehoben, Klebstoff mit einem Zahnspachtel vollflächig verstrichen und mit einer Walze wird der Teek-Belag angepresst.
Im nächsten Schritt wird eine dicke Plastikfolie über dem Teek ausgebreitet, von der Knetmasse wird der Schutzfilm entfernt und die Folie darauf fest befestigt. In der dicken Folie befinden sich Ventile an die eine Vakuumpumpe angeschlossen wird. Über mehrere Stunden (über Nacht) wird jetzt unser neuer Decksbelag auf das Deck mit einem Vakuum gesogen und gleichzeitig verklebt. Das soll nicht nur ewig halten, sondern eine absolute Wasserdichtigkeit erzeugen.

Der weiße Streifen zwischen dem grünen Tape – das ist die Knetmasse unter Schutzfolie

Das Teek wird auf den Kleber angepresst

Die Vakuum-Folie befindet sich über dem Teek

Nachdem alle großen Teile verklebt sind, folgen die Details. Noch befindet sich eine Naht zwischen Backbord- und Steuerbord-Teppich. Diese Naht wird einfach verschmolzen. In eine Art Heißklebepistole kommt eine Wurst Flexi-Teek Material und diese wird in die Naht eingeklebt. Die Wulst, die übersteht, wird mit einem Messer abgeschnitten und mit 40er Schleifpapier die Naht unsichtbar gemacht. Mit dem gleichen Verfahren werden die fehlenden schwarzen Pseudo-Fugen an den Fensterumrandungen eingeschmolzen. Toll!

Die Mitte der beiden Teek-Hälften wird verschmolzen

Gleiches Prinzip für die schwarzen Fugen – Stellen wie die Fensterumrandungen

Das war’s dann auch schon. :lol:

Leider werden die beiden tüchtigen Arbeiter am fünften Tag nicht ganz fertig. Pablo muss am Montag noch einmal wieder kommen. Erst sollen wir um zwei Wochen vertröstet werden, aber das können wir zum Glück verhindern.
Wir dürfen das fast fertige Deck betreten, können und wollen aber noch nicht mit unserer Arbeit (jedes verfluchte Teil, was wir abgebaut haben, muss ja wieder angebaut werden) beginnen, so lange das Deck nicht komplett verlegt ist.

Wir sind total begeistert. Passform toll, das Muster toll, die Farbe toll. Da sind wir lange schwanger mit gegangen, welchen Ton wir wählen sollen. Wie bei dem Bezug eines neuen Sofas, wenn man anhand eines Handtellergroßen Stückes seine Entscheidung treffen muss. Wir haben uns für „weatherd“ entschieden –  ausgeblichene Teak-Optik, durch Sonne entstandene Patina.

noch nicht ganz fertig – aber schon fett geil

Theoretisch stehen noch mehr Farben Und Kombinationen mit weißen Fugen zur Verfügung – hier eine kleine Auswahl

Noch liegt viel Arbeit vor uns, aber ein großer Schritt zurück zu einem schwimmenden Schiff ist getan. :-)
P.S. Dieser Bericht ist eine verkürzte Version – für alle, die an mehr Details über die Deck-Verlegung interessiert sind, ein umfangreicher Bericht ist in Arbeit.


8

8 Jahre – 2 Fazits

Mi.,01.Juni 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2923, 24.696 sm von HH

Wie jedes Jahr getrennt von einander geschrieben.

Achim
Schon wieder ist ein Jahr um. Viel zu schnell. Das scheint aber die Realität zu sein, wenn man wie ich die 60 erreicht hat. Sagte doch so ein frecher „Bengel“ auf dem Yard zu mir, dass es den Älteren so vorkommt, dass die Zeit schneller liefe, weil es weniger gibt, auf das sie sich freuen können. Na dem werde ich es zeigen, der alte Mann steckt noch voller Pläne.

Die letzten zwölf Monate waren gemischt. Granaten Highlights wie das Tauchen an der Wall of Sharks in Fakarava wechselten hin zu wochenlangen Arbeiten am Boot. Dazwischen ein wenig ruhigere Zeiten in Tahiti, die garniert waren mit ein paar Einschränkungen wegen Corona und dann der Ritt non-stop von Papeete nach Neuseeland. Ganz neu für uns war die Erfahrung des House-sittings. Für die Ur-Deutsche Seele ist es schon ungewöhnlich, dass Menschen, die nichts von einem Wissen, einem Haus, Hof und Tiere überlassen und sich dann wochenlang verpieseln. Super cool und eine tolle Art mal in die Normalität einzutauchen.

Alles in allem also ein Jahr, was besonders war. Unvergessen, im Guten wie im Schlechten. Bunt, schön, grau, ätzend, aufregend und langweilig. Einfach Leben.

Sabine
Der Titel unseres Blogs lautet ‚Atanga – ein Blog vom Segeln um die Welt‘. Gefühlt ist da nichts mit Segeln gewesen, die letzten zwölf Monate. Aber so können Gefühle täuschen, denn wir haben tatsächlich unseren jährlichen Durchschnitt von ungefähr 3.000 Meilen eingehalten.
Das lag natürlich in erster Linie an der für uns längsten Strecke von Tahiti nach Neuseeland: 2423 Meilen. Nicht nur der längste Ritt, sondern auch der ruppigste. Eine heiße Erfahrung.

Jetzt steht Atanga seit genau sechs Monaten an Land und die Zeit rast genauso schnell wie sonst. Trotz Blut, Schweiß und Tränen, die bereits geflossen sind, freuen wir uns über das große Refit von Atanga (Spoiler: das Flexi Teek liegt bereits zur Hälfte – Fotos folgen im nächsten Bericht – schon mal so viel: es sieht geil aus :-) ).
Durch das Refit unterscheidet sich das letzte halbe Jahr deutlich von unserer bisherigen Reise. Langweilig ist es in keinem Fall. Von Neuseeland haben wir in zwei Wochen grade mal den nördlichsten Zipfel der Nordinsel gesehen. Reiseabenteuer stehen zurzeit im Hintergrund. Aber im Sprichwort heißt es: „Beim Reisen kann man Land und Leute kennenlernen“. Und wie könnte man die Leute besser kennen lernen als in ihren Häusern zu wohnen? Seit gestern wohnen wir mit Michael und Katze ‚Basil‘ zusammen unter einem Dach. Ich würde sagen, Air B&B ist nichts für Menschenfeinde. :mrgreen: Eine neue Erfahrung. Spannend und interessant für mich. Auch wenn nicht alles glänzt beim Air B&B (im wahrsten Wortsinn), so bietet es neben der Aufregung auf der Werft noch mal extra eine Unterhaltung.
Unsere Reise vom Segeln um die Welt hat in Neuseeland eine unerwartet lange Unterbrechung genommen, aber irgendwann kommt auch das Segeln und Reisen wieder zurück.

Wunderbare Herbstwanderung am 8.Jubiläum

Wir haben frei – den Flexi Teek Jungs können wir nicht helfen – drei Wochen vor Winteranfang noch sommerliche Temperaturen

 


3

Schleichender Fortschritt und ein drohender Umzug

So.,29.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2920, 24.696 sm von HH

Das Deck
Die Tage ziehen ins Land. Es geht voran, aber langsam.
Zur Ehrenrettung der Werft muss ich berichten, dass das Deck vieler Arbeitsschritte bedarf, die alle ihre Zeit benötigen.
– Gelcoat abschleifen
– Matte kleben und spachteln
– Spachtel schleifen
– das total verklebte Malerband entfernen
– alles neu abkleben
– Unebenheiten finden und füllen (Spot filling)
– Schleifen
– Wiederholung vom Spot filling
– Schleifen
– letzte kleine Unebenheiten füllen und Mikrolöcher füllen (Pin filling)
– Schleifen
– drei Anstriche mit Epoxy-Primer
– ein letztes Mal schleifen

Genau sechs Wochen sind darüber ins Land gegangen. Zur Anschuldigung der Werft muss ich berichten, dass die Arbeiten einfach nicht vernünftig koordiniert werden. Sieben verschiedene Handwerker haben bisher an unserem Deck gearbeitet. Einige von ihnen nur einen halben Tag. Zwischendurch werden die Jungs auf andere Schiffe abgezogen – fallen bei uns dann aus – für ganze zwei Tage. Dazu kommt die beißende Gemütlichkeit im Arbeitstempo von zwei, drei speziellen Kandidaten.

Nun wurde von Lance für Montag „einfach“ ein Termin mit der Flexi Teek Firma vereinbart. Ohne, dass er sich den Fortschritt der Arbeiten angeschaut hätte. Unsere Erwartung war, dass er abends mal vorbei schaut, begutachtet, was geschafft wurde und den Kunden (uns) beruhigt, dass alles wunderbar läuft. Wir waren fast jeden Tag auf der Werft, meistens beide, meistens bis Feierabend; darauf haben wir sechs Wochen vergeblich gewartet. Gespräche gab es nur, wenn wir uns in sein Büro gedrängt haben.

Jedenfalls wurde der Termin zu früh verabredet, den Leuten nicht Bescheid gesagt und nun ist Hektik. Seit vier Tagen wird wie verrückt an Deck gearbeitet. Freitag mit Überstunden, Samstag und sogar heute am Sonntag. Lance mit dabei. :mrgreen:

Morgen muss es fertig sein. Während ich schreibe, ist Achim vor Ort und bereitet die Püttinge (die Halter für die Wanten, die wir nun endlich von unten ins Deck stecken können) vor.

Die erste Lage Epoxy-Primer von dreien – Samstagarbeit

 

Der Rumpf
Am Rumpf wird effizienter gearbeitet. Hier führte allerdings zu feuchtes Wetter häufig zu Verzögerungen. Oder das Rumpf-Team arbeitete, wie vereinbart, an der Ari B. Somit ist auch der Rumpf nach sechs Wochen noch nicht ganz fertig.

Der Rumpf hat sein Spot Filling ebenfalls hinter sich

Mit Pin Filling wurde angefangen – Ausfall des Arbeiters wegen Krankheit – da kann man nichts machen

Wow! Das hätten wir nicht erwartet. Aber den Tatsachen muss man ins Auge blicken – unsere schöne Zeit bei George geht zu Ende. Am Dienstag kommen unsere Gastgeber wieder. Wir müssen raus.
Eine tolle Zeit geht zu Ende. Das Haus könnten wir uns auch für uns vorstellen. Nicht zu groß, kleiner Garten, nette Terrasse und natürlich George. Was für ein liebenswerter Geselle. Die nächtlichen Einbrüche ins Schlafzimmer hat er schnell aufgegeben. Er hat nach ein paar Tagen brav vor der Tür gelegen und gewartet bis der erste von uns aufsteht und endlich Futter in die Näpfe füllt.

Eine nette Holzveranda ist gleichzeitig der Eingang zum Haus – man kommt quasi durch die Terrassentür ins Haus

Drei Ratten und eine lebendige Maus, die ihm entschlüpfte und wir sie durchs Wohnzimmer jagen mussten, waren seine Geschenke. Seine größte Freude hat er daran, mit nassen Schmutzpfoten durch die Katzenklappe zu stürmen. „Halt, George, sofort stehen bleiben“, befolgt er mit Genuss. Weiß er doch, dass das grüne Handtuch zum Abrubbeln kommt. Bereitwillig schmeißt er sich dann auf die Seite und lässt sich laut schnurrend seine vier Pfoten sauber putzen. Anschließend dreht er eine kleine Runde über Sessel und Sofas, wirft einen Blick nach draußen: prima, es regnet noch! Und schon verschwindet er wieder nach draußen.  Eine halbe Stunde klappert erneut die Katzenklappe: „Halt, Geogie!“  Wir drei lieben dieses Spiel.

Danke, das war nicht nötig – zumindest kein Blut auf dem Teppich

 

Vorderpfoten – kein Problem

Hinterpfoten mit Genuss

Und nach der zweiten Rubbelrunde macht er es sich auf meinem Strickzeug gemütlich

Ein Anschluss-House-Sitting hat sich leider nicht angeboten, daher habe ich uns eine AirB&B Unterkunft gesucht.
Mal sehen, wie uns das gefällt. Wir haben das noch nie gemacht und sind gespannt. Wir werden unser eigenes Schlafzimmer haben. Küche, Essbereich und Bad teilen wir mit den Gastgebern. Als gutes Omen sehen wir, dass dort ebenfalls eine orangene Katze wohnt. Was kann also schief gehen?

Tschüss Georgie – dich geben wir nur schwer wieder her


6

Das Umfeld von Whangarei

Di.,17.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2908, 24.696 sm von HH

Wer uns nicht mehr in unseren „Blaumännern“ sehen kann, der ist hier und heute richtig. ;-)
Drei Tage können wir absolut nichts am Schiff arbeiten (weil der Rumpf der Ari B, unser Hallen-Nachbarschiff, an der Reihe ist und auf dem Deck sind wir überflüssig) – yippee – und dann ist auch noch das Wetter Granate. Drei Tage frei, los geht’s auf Wanderschaft.

Smugglers Bay Loop Track
Den ersten Tag fahren wir ans Ende der weitläufigen Bucht von Whangarei. ‚Mit guter Bademöglichkeit‘, verspricht die Touren-Beschreibung. :mrgreen: bei grade noch 19 Grad Wassertemperatur ist das ein drolliger Vorschlag. Der Weg beginnt auf einer Rinderweide. Durch eine nur für Menschen geeignete Schleuse im Zaun gelangen wir auf die Wiese. Die Tiere grasen in der Ferne und sind nur am Kauen interessiert. Nach hügeliger Weidelandschaft führt der Weg durch Buschland an der Küste entlang. Obwohl Sonntag ist, begegnen uns nur zwei weitere Wanderer. Das ist toll in Neuseeland – selten trifft man auf Menschenmengen.
Ein wenig anstrengender Weg mit moderaten Steigungen.

Erst über Wiesen

dann an der Küste entlang

Smugglers Bay Loop

Super schön am Ende der Bucht von Whangarei

Parihaka
Parihaka ist sozusagen der Hausberg von Whangarei. Fast zu Fuß von unserer Unterkunft aus zu erreichen. Der totale Kontrast zu gestern. Durch die Stadtnähe treffen wir auf viele Jogger und Fitness-Gurus, die für sich die 250 Höhenmeter des erloschenen Vulkans zur Fitness-Bude erklärt haben. Über siebenhundert Stufen erreicht man den steilen Gipfel mit einer Aussichtsplattform. Ganz Whangarei kann man überblicken.
Früher hatten die Maori hier eine Festung. Die Überreste sind mit Laienaugen wie unsere  kaum mehr zu erkennen. Als damals die weißen Siedler die Befestigung nicht einnehmen konnten, haben sie frisches Laub in die Palisaden gestopft und angezündet. Die Maori wurden quasi ausgeräuchert. Heute steht ein Kriegs-Mahnmal an dieser Stelle.

Beim roten Kreuz steht Atanga in der Halle

Rechts daneben folgt das Centrum von Whangarei mit Geschäften und Kleinindustrie – im Hintergrund schmiegen sich die Wohnhäuser an die Hänge

Noch weiter nach Norden – dort wohnen wir zur Zeit beim roten Kreuz

Barge Park – The nowhere Tree
Am dritten Tag beginnt unsere Wanderung an dem Park in dem wir beim ersten House Sitting morgens immer die Hunde ausgeführt haben. Es startet mit der Durchquerung einer Schafweide, dann müssen wir über einen Zaun klettern und durch eine Kauri-Schutz-Schleuse mit Schuhreinigung. Es folgt ein wenig begangener und nicht ausgebauter Pfad durch unberührten Urwald. Die Wegbeschreibung wies schon darauf hin, dass manchmal die orangenen Markierungen schwer zu finden seien. Und tatsächlich, wir müssen fix aufpassen, dass wir den schmalen Pfad nicht verlieren.
Urige Bäume, auch ein paar Kauris sind dabei, unbekannte Schlingpflanzen und unendlich viele, ausgesprochen gesunde Baumfarne. Eine Wanderung komplett ohne Aussicht, aber absolut lohnend für Waldfreunde. Die Strecke ist stellenweise recht steil, die Baumwurzeln sind nass und glitschig. Die Luftfeuchtigkeit beträgt bestimmt 95 Prozent, bei 19 Grad spätherbstlichen Temperaturen. Heute treffen wir unterwegs gar keine anderen Wanderer – das gefällt uns immer am Besten.

Leider sind die drei Tage Freizeit viel zu schnell vorbei, Morgen werden die Wanderschuhe wieder gegen einen Blaumann getauscht.

Es geht los über eine Bilderbuch-Schafsweide

Folgt den orangenen Pfeilen – so die Anleitung

Im Baumfarn-Wunderwald – gleich am Stadtrand

So ein schönes Muster entsteht auf einem halb toten Baumfarn-Stamm

Urige Bäume unterwegs – dieser ist abgestorben und fast komplett hohl

Die obligatorische Schuhreinigung in Kauri-Baum-Gebiet


6

Arbeitstempo

Di.,17.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2908, 24.696 sm von HH

Nach der Regenpause und einem Wochenende geht es mit der Sauerei-Arbeit am Rumpf weiter. Zeitgleich wird mit den Arbeiten am Deck begonnen. Zuerst wird auch hier eine Schicht Glasfasermatte geklebt. Danach wird gespachtelt und hinterher geschliffen. Das Deck muss frei von Beulen und Dellen sein. Unter dem Flexi Teek wird man jede Unebenheit erkennen können.

Zunächst muss aber wieder alles abgeklebt werden. Da auf Grund der morgendlichen hohen Luftfeuchtigkeit erst um 10:30 Uhr am Rumpf begonnen werden kann, nutze ich die Wartezeit, um beim Abkleben an Deck zu helfen. Winschen,  Luken, Cockpit – alles muss geschützt werden. Nick und ich machen uns an die Arbeit. Ritssssch, ritssssch, ritssssch macht mein Klebeband. Ritsch    ….[pause]  ritsch   ….[pause]    ritsch    …[pause],   höre ich Nick. Ich will nichts behaupten, ach was soll‘s, ich behaupte es einfach ;-) , ich arbeite doppelt so schnell. Den jungen Mann lässt es ungerührt, dass die Eignerin direkt neben ihm sitzt und ranklotzt. Er lässt sich von meinem Tempo nicht anstecken. Er arbeitet seinen Stiefel. Ich kann das schwer ertragen und bin froh, als es mit den Arbeiten am Rumpf los geht. Hier wird rein gehauen. Peter spukt richtig in die Hände.

Alles abkleben – Gemeinschaftswerk

Nach fünf Tagen ist es geschafft. Atangas Rumpf sieht aus wie eine schlecht verzierte Erdbeertorte. Das wird natürlich noch glatt geschliffen. Aber Peter demonstriert uns, dass das Lösungsmittel im Spachtel sofort die Schleifscheiben dicht setzt. „Ihr könnt eine Menge Scheiben sparen, wenn ihr mit einem Abzieher die Oberfläche anraut.“ Wir hören auf diesen Rat. Sparen klingt gut, verschlingen doch die Jungs an Deck eine Menge Geld.
Und viel was Besseres haben wir am verregneten Wochenende sowieso nicht zu tun. Es ist eine echte Trottel-Arbeit: mit einer Klinge von 5 cm Breite eine Fläche von 45 Quadratmetern zu bearbeiten. Überhaupt kommen wir dahinter, dass Bootsbauer nicht unser Traumjob wäre. :lol:

 

Erdbeersahne-Torte – die wellen kommen noch weg

Große Fläche für kleines Gerät – nach einem Wochenende ist es erledigt

 

Während der Rumpf sich in einen rosa Traum verwandelt, geht es auch am Deck voran. Langsam, ganz langsam. Zwei Arbeiter wurden dafür eingeteilt. Der schon bekannte Nick bekommt Gesellschaft von John. Wer kennt das Video-Spiel ‚Siedler‘? Und die dort arbeitenden Holzfäller und Häuslebauer, die soviel unsinnige Wege laufen, dass sie Spuren im Waldboden hinterlassen? Das sind Nick und John. Leiter hoch an Deck. Upps, Klebeband vergessen. Leiter runter. Mal eben zum Shop gelaufen – eine Rolle Klebeband kommt auf Atangas Rechnung. Leiter wieder hoch. Doppel-upps, Schleifpapier vergessen. Es folgt der nächste Gang zum Shop …

Wir sind deutsch, wir sind pünktlich. Nick und John sind Neuseeländer. ;-)
Was soll ich sagen, es ist schwierig. Wir bekommen die beiden 8 Stunden am Tag berechnet, obwohl sie nur 7,5 Stunden arbeiten. Eine halbe Stunde Frühstückspause geht auf unsere Kappe. Die Arbeiter sollen während dieser Zeit keinen Lohn bekommen. Okay, wenn das so ist in Neuseeland, kannst nix machen.
Auf einmal ertönt ein Handyalarm von oben vom Deck. Achim geht nachschauen. „Frühstückspause“ heißt der Alarm, eingestellt drei Minuten vor 10:00 Uhr. Achim stellt den Alarm auf stumm, davon wurde hier heute niemand geweckt, weil Nick und John bereits vor fünf Minuten zur Pause gegangen sind. :mrgreen:

Viel machen können wir dagegen nicht. Die Neuseeländer sind sensible Seelen, Gemecker und direkte Kritik sollen sie schlecht vertragen können. Sie machen dann „zu“. Das entspricht nicht ganz unserem Naturell, aber wir trösten uns damit, dass A) die Arbeit ganz gut aussieht (soweit wir das beurteilen können) und B) die Stundenlöhne in Neuseeland echt niedrig sind. Ein Hilfsarbeiter wird uns mit 40 Dollar berechnet, ein „Geselle“ mit 58 Dollar und ein Vorarbeiter mit 72 Dollar. Das sind Stundenlöhne zwischen 25 und 45 Euro. Das ist sehr moderat. Und außerdem haben wir ja durch Eigenleistung schon so viel gespart, dass es jetzt auch mal ans Ausgeben gehen kann.
Also Freunde der Sonne, auf Atanga geht es vorwärts. Wir sind trotz allem begeistert.

Das Bild des Tages – Feierabend – da fehlte einfach die Zeit, um das Tape noch abzureißen

Eine Lage Matte und Spachtel – nass in nass gearbeitet

Es wird gearbeitet an Deck

Fortschritt bis nach hinten

Inzwischen (14 Tage später) wurde das ganze Deck geschliffen – demnächst folgt das Füllen der noch vorhandenen Unebenheiten – alles Stellen, die noch dunkelrot scheinen


16

Was für eine Sauerei

Di.,03.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2894, 24.696 sm von HH

Heute geht es nun endlich los – unser Osmose geplagter, deswegen vor Monaten um 4,5 mm abgeschälter (wie alles begann) und dann geschliffener Rumpf  (Rückschlag durch unerwartete Löcher) wird wieder aufgebaut.

Im ersten Schritt werden die tiefsten Löcher mit Vinylester und etwas Matte zugespachtelt bzw. geklebt. Es folgen zwei Lagen Glasfasermatte (chopped strand fibre). Gewicht 450 Gramm pro Quadratmeter. Und zum Schluss eine Schicht Spachtelmasse – ebenfalls  aus Vinylester. Alles wird nass in nass auf den Rumpf aufgebracht.

Zuerst kommen ein paar Glasfasermatten-Pflaster auf die schlimmsten Stellen

Wie selbstverständlich sind Achim und ich als Handlanger eingeteilt. Wir sollen die benötigten Matten zuschneiden, die Harze mischen und den beiden Glasfaser-Experten Peter und Ben zuarbeiten.
Der Anfang ist noch entspannt, wir schneiden vier Meter lange Bahnen für den Bug zurecht. Im Grunde genommen, ist es ein wenig wie Tapezieren. Außer, dass die Matte unglaublich fuselt und man in Null-Komma-Nichts überall juckende Glasfasern kleben hat.

Zuschnitt der Matten an einer Art Tapeziertisch

Peter zeigt uns, was beim Harz mischen verlangt wird. Akribisch wird der Arbeitsplatz vorbereitet. Ist alles da? Handschuhe, Lappen, Eimer, Schüsseln, Farbrollen? Ja, alles liegt bereit. „Ist einmal der Härter im Harz, ist die Verarbeitungszeit kurz. Ich will weder Material noch Zeit verschwenden. Also, wenn ich euch antreibe und das böse F-Wort benutze, dann ist das nichts Persönliches“, grinst er uns an. Peter ist ein Alpha-Mann, ein Macher, ein schneller Arbeiter. Anerkannt als Experte für Glas-Arbeiten. Die Jungs mit denen er zusammen arbeitet stehen stramm – wir ebenfalls. Wir knallen die Hacken zusammen.

Ich werde zum Anrühren eingeteilt, Achim trägt das fertig gemischte Harz zu Peter und Ben, bringt ihnen die Matten und hilft beim Festhalten der langen Bahnen, bevor sie fest am Rumpf kleben.“Alle bereit? Gasmasken auf und los geht’s“. Nein halt, eins fehlt noch – Musik. Peter ist Metal-Fan. Und Peter ist es egal, ob andere seinen Musikgeschmack teilen. Zum Glück können wir beide sehr gut damit leben, dass Metallica, ACDC und Ramstein die Arbeit beschallen. Nur versteht man durch die Gasmasken schon schwer genug, was der anderen von einem will. Aber Peters Anweisungen sind einfach: „More resin – mehr Harz.“

Aus einem 20 Kilo Fass fülle ich in einen Messbecher einen Liter Harz ab. Der wird in eine Plastikschüssel umgefüllt und bekommt 1,5 Prozent Härter dazu. Das sind nur 15 Milliliter. Mit Hilfe einer großen Dosier-Pumpen-Füll-Flasche  ist das mess- und machbar. Dann mit dem Spartel ungefähr 30 Sekunden rühren bis sich die Farbe verändert. Dann reißt Achim mir auch schon die Schüssel aus der Hand. Schnell bereite ich den nächsten Liter vor. Und noch einen in Reserve. Achim bringt die leere Schüssel zurück. Um wenigstens etwas Müll zu sparen, wische ich die schnell sauber, um sie wieder verwenden zu können.
In kürzester Zeit ist alles klebrig und mit Glasfasern übersät. Ich kann den Spatel nicht mehr einfach aus der Hand legen. Er klebt am Handschuh fest. Der Messbecher ebenfalls. Umso länger die Aktion dauert, desto schlimmer wird es. Das erste Harz fängt an anzuziehen. Es klebt wie Sau. Zeit zum Verschnaufen liegt nicht drin. „More resin“, schallt es über Guns N‘ Roses. „One more container.“
Es ist für alle anstrengend, egal welchen Job man hat. Dann endlich sind alle Bahnen verklebt und luftfrei festgestrichen.

Mein Arbeitsplatz – in der Tonne links ist das Harz – 6 bis 7 Fässer werden wir davon verbrauchen, wenn wir in ein paar Tagen fertig sind – á 20 Kilo

Giftmischer – Foto Credit Alex von der Ari B

Der fertig mit Matte überzogene noch feuchte Bug

„Wir machen dreißig Minuten Mittag. Dann kommt der Spachtel auf das Harz.“ Peter legt die Werkzeuge vor uns hin. „Bitte gut sauber machen, das brauchen wir Morgen alles wieder.“ Achim und ich starren auf die pappigen Scheren und Rollen. Mit Bergen an Aceton und Lappen rücken wir dem klebrigen Überzug auf den buchstäblichen Pelz. Alles ist überzogen mit Glasfasern und Harz. Billige Malerrollen und Plastiktabletts landen gleich im Müll, da lohnt sich die Reinigung nicht.

Nach zwanzig Minuten sind wir fertig. Unsere mitgebrachten Nudeln vom Vorabend sollten eigentlich in der Werftküche in der Mikrowelle  heiß gemacht werden. Keine Zeit. Kalt verschlingen wir sie neben der Halle auf einem Kantstein. Als ich noch schnell zur Toilette gehe, kommt Peter auch schon zurück.

Wertiges Werkzeug muss schnell sauber gemacht werden – alles wir unglaublich rasch hart

Zehn Minuten Mittagspause mit kalten Nudeln – das Leben ist zur Zeit kein Pony-Schlecken ;-)

Es folgt der zweite Streich: es soll Spachtel auf die noch feuchten Matten. Das Anrühren ist aufwendiger. Diesmal mischen Achim und ich gemeinsam. Für die Spachtelmasse kommt ein halber Liter Harz aus dem gleichen Fass in einen Eimer. Zwei Prozent eines Wachs  dazu – aufgezogen aus einer Flasche mit Hilfe einer Spritze. Es folgen zwei Sorten Mirkoballons. Das ist ein federleichter Füllstoff (3,5 Kilo haben das Volumen von einem Viertel Kubikmeter). Diese Mikroballons verändern die Struktur vom Harz, zur besseren Verarbeitung und Schleiffähigkeit der Spachtelmasse.  Die Kunst ist es soviel Ballons hinzuzufügen, dass Peter mit der Konsistenz zufrieden ist. Am Schluss noch einen Schuss Härter in den Eimer. Das Ganze wird mit der Bohrmaschine gerührt, noch einmal die Ränder mit einem Spachtel sauber gemacht und im Schweinsgalopp zu Peter gerannt. „Zu dünn“! Ich renne zu Achim zurück. Mehr Ballons dazu, rühren, Eimerrand säubern und wieder zu Peter bringen. Der ist jetzt zufrieden. Einen bereits leeren Eimer nehme ich mit, sauber machen und sofort die nächste Mischung ansetzen. Bloß keine Zutat vergessen. Schnell entwickeln Achim und ich ein System, wer für was zuständig ist. Aber Peter ist schnell und die Spachtelmasse schnell alle. Wir schwitzen.

Drei Eimer werden vorbereitet – den Vorlauf brauchen wir – sonst kommen wir hinter Peter nicht hinterher

Schließlich ist auch das geschafft. „Gut gemacht, der Spachtel wurde am Schluss immer besser“. Ein Lob von Peter. Wir schauen zufrieden und freuen uns. „Morgen soll es regnen. Bei Regen können wir nicht glasen. Dann ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch. Es muss unter 70 Prozent sein, sonst funktioniert es nicht. Wir werden sehen, was Morgen für ein Wetter ist. Tschüüüß.“

Der gespachtelte Bug – alles leicht rosa – eine Sorte Mikroballons ist rot – die andere weiß – ergibt babyrosa

Achim und ich beseitigen noch die Sauerei des zweiten Aktes. Alles was wir in den letzten Jahren an Plastiktüten eingespart haben, ist mit einem Schlag zunichte gemacht. Eine gerammelt volle Mülltonne ist das Endergebnis. Eimer, Container, Handschuhe. Überreste vom Harz. Alles ungesundes Zeug. Und alles wird auf der Müllkippe landen. Sondermüll ist leider eine Fehlanzeige in Neuseeland.

Kaputt fahren wir in unser gemütliches Zuhause mit dem entzückende Leihkater. Viel Energie haben wir nicht mehr, aber für einen Regentanz reicht es noch. Mit Erfolg. Am nächsten Morgen gießt es wie aus Eimern – wir haben einen Tag Pause. :lol:


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Im Bootsbauer-Bootcamp

So.,01.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2892, 24.696 sm von HH

Am Freitag wurde, wie versprochen, das Harz für unseren Rumpf geliefert. Was fehlt, ist der dazugehöre Härter. Der soll Montag aber nachgeliefert werden. :roll:
Lance beschließt somit spontan, dass mit den Schleifarbeiten an Deck begonnen werden kann. Die zeitraubend zweimal verklebte Plane wird bis zum Cockpit „hoch gekrempelt“, um Platz zu schaffen. Zwei Arbeiter rücken dem Gelcoat ‚dem Weißen‘ mit ihren Flexscheiben zu Leibe. Bis zum Feierabend schaffen sie es bis zum Cockpit. Dann ist Wochenende.

Wir rücken am Samstag an. In unser privates Boot-Camp. In seiner ursprünglichen Definition ist ein Boot-Camp ein Ort der Grundausbildung (in militärischen Belangen). Eine weitere Lektion Bootcamp steht an – es gibt noch etwas Holz um die Winschen am Cockpit herum. Die Winschen sind auf dem alten Holz stehen geblieben (Schlitzschrauben, die von unten nicht zu erreichen sind, haben zu dieser Entscheidung geführt – der Aufwand des Abbaus wäre unverhältnismäßig groß gewesen). Dieses Holz sollte bündig zum Metallzylinder der Winschen abgestemmt werden. Ein mehrfach vergebener Auftrag ans Yard, der bis heute nicht aufgenommen wurde. Achim hat sich das nicht recht zugetraut, so exakt das Holz weg zu meißeln. Aber jetzt hat er die Faxen dicke. Er greift zu Hammer und Stemmeisen. Geht doch! Drei Stunden später stehen alle vier Winschen auf ihrem akkuraten Holzplateau von dem irgendwann nichts mehr zu sehen sein wird. Ich würde sagen, drei Mann-Stunden Arbeitslohn gespart!

Da wir gerade so schön beim Sparen sind, rücken wir auch dem Rest des Gelcoats (das Weiße) hinterm Cockpit zu Leibe. Das Deck soll an diesem Wochenende fertig werden. Auch vor dieser Arbeit  war Achim zurück geschreckt – wie leicht kann man mit einer Flex derbe Dellen in eine eben noch glatte Fläche schleifen? Aber hey, es läuft gut. Nur zwischen den Winschen, an engen Stellen wird es ein klein wenig wellig.

Man achte auf die Plane – der Chef verschwindet gerade im Nebel

Die Schleiferei ist eine unglaubliche Sauerei. Es staubt wie die Hölle. Ich arbeite am Vorschiff (abgeklebte Schraubenlöcher für die wieder zu installierenden Beschläge freikratzen) und bin trotzdem komplett eingemehlt. Ein Blick auf die Plane über dem Cockpit lässt Böses ahnen. Die ganze Abkleberei war eigentlich für die Tonne. Der Staub ist mikrofein unter das Klebeband gekrochen. Dieses gibt spontan seine komplette Klebekraft auf. Schlaffe gelbe Bänder kringeln sich an allen Ecken und Kanten. Anderer Staub nutzt diese Situation bösartig aus und erreicht so auch den letzten Winkel unter der Plane. Die Luken sind zwar extra abgeklebt, aber durch Schraubenlöcher und andere geheime Wege schafft es der Staub bis in den Salon. Eine Dose, die Achim mit nach draußen bringt, ist der Beweis: weiß gepudert der Deckel. Die Abkleberei hätten wir uns wohl sparen können. :cry:

Ist ja nur Staub

Nur Staub – kein Grund zur Sorge durch gute Staubmasken haben wir innerlich nichts abbekommen

Am Ende des Wochenendes ist nun aber das Deck komplett fertig geworden. Der Wiederaufbau kann beginnen und unsere Bootcamp Ausbildung dürfte bald komplett sein.

Noch ein bißchen pusten mit Druckluft und in den Ecken saugen – fertig ist das Deck

 


3

Löcher im Rumpf und andere Probleme

Di.,26.Apr. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2879, 24.696 sm von HH

Mit einem Tag Verzug beginnen die Rumpf-Schleifarbeiten. Wahnsinn! Eine unglaubliche Sauerei. Der Gestank vom GFK wabert bis vor die geschlossene Halle. Nach anderthalb Tagen ist die Arbeit geschafft. Zurück bleibt zentimeterdick der Staub. Dem rücken die Skipper der Ari B und Atanga zu Leibe. Mit Luftdruck pusten die beiden Männer den Staub von den Schiffen  und fegen so gut es geht den Dreck zusammen. Noch ist Atanga abgeklebt, aber ich bin jetzt schon gespannt, ob es der Staub bis ins Schiffsinnere schaffen konnte.

Das Schleifen hat begonnen – fünf Minuten später sieht man die Hand vor Augen nicht mehr

Ungesunder Staub in unfassbaren Mengen

Der Rumpf wäre jetzt bereit, um drei Lagen neue Glasfasermatte zu bekommen. Und dann eine schlechte Nachricht: Beim Schleifen legen die Arbeiter an Atangas Rumpf Stellen mit grob geflochtener Matte frei. Darunter verbergen sich große Hohlräume. Eindeutig ein Baufehler – die Garantie dürfte allerdings nach 33 Jahren abgelaufen sein. ;-)
Die schlimmsten Stellen werden gleich mit der Flex weggenommen. Tiefe Eindellungen bleiben zurück. Tief bedeutet bis zu 3 mm – da der Rumpf ja schon um 4,5 mm abgeschält wurde, bleibt nicht mehr viel Material übrig. Die Beseitigung der kleineren Löcher werden von Peter zur Crew-Aufgabe degradiert: „Montag ist ein Feiertag. Ihr habt also ein langes Wochenende Zeit, um alle verborgenen Löcher zu finden und aufzubohren. Je mehr ihr findet, desto besser.“ Er drückt uns einen übergroßen Dremel in die Hand. Eine ehrenvolle Aufgabe. Also ran ans Werk. Es sind hunderte (ja, gar tausende) Löcher. Einige sind nur klein, die liegen allerdings dicht an dicht. Bohrspuren mäandern sich über den Rumpf. Wie nach Wurmfraß auf einem Apfel.

Mit dem Dremel versuchen wir alle Löcher zu öffnen

Unter der groben Matte befinden sich die Hohlräume

Rot – durch die Flex aufgeschliffene Löcher

Dienstagmorgen sind wir jedenfalls weisungsgemäß  fertig mit Bohren. Peter hat gleich einen neuen Auftrag für uns. „Bevor wir ans Kleben des kompletten Rumpfes gehen können, müssen erst die tiefen Löcher geschlossen werden. Die Kleinen spachteln wir zu. Ihr könnt die neue Matte für die tiefen Löcher zuschneiden.“
Wir bekommen drei verschiedene Glasmatten hingelegt und getrennt von einander eine Anweisung, wie wir vorzugehen haben. Unser Verständnis, wie groß genau die Flicken zu schneiden sind, widerspricht sich. Dies hat eine Ehegatten-Diskussion zur Folge. :mrgreen:
Nach etwas hin und her einigen wir uns auf Achims Meinung und fangen zu schnippeln an. Wir nummerieren die Löcher, wir nummerieren die dazu gehörigen Flicken in den drei verschiedenen Größen und bilden ein Stapel-System, dass man jeden Flicken-Satz seinem Loch zuordnen kann.
Schnell ist klar, dass die Löcher alle eine ähnliche Größe haben: 5 x4, 6×5, 5×5. Wir produzieren weiter. Bei Loch 38 machen wir Mittagspause. Als wir zurück kommen, ist Peter wieder da. Die Flicken seien zu groß! Aber das würde nichts machen, dann nimmt man einfach einen kleineren Flicken von einem anderen Stapel und sucht sich, was man braucht. @&§$@@ Wir reißen also unsere Stapel auseinander und bilden jetzt nach Flickengröße neu sortierte Haufen.

Glasfaser-Schnippeleien – alles wieder gut nach nerviger Ehegatten-Diskussion

Unsere Flicken – nun neu sortiert

Die nächste schlechte Nachricht folgt: „Wir könnten ja heute mit der Reparatur der Löcher beginnen, aber leider muss ich euch sagen, dass das Harz, was ich für Atanga bestellt habe nicht da ist. Ich habe gerade mit dem Lieferanten telefoniert, die sind noch bei der Produktion. Frühestens Freitag wird geliefert.“

Da warten wir nun wochenlang auf unseren Hallenplatz, der sich immer weiter nach hinten geschoben hat. Und dann ist nicht rechtzeitig das Material bestellt worden? Abends weinen wir ein wenig in die Kissen … nächste Woche soll es dann aber wirklich, wirklich los gehen, dass Atanga wieder chic gemacht wird.


22

Es geht los – nein, doch nicht!

Di.,19.Apr. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2873, 24.696 sm von HH

Die Ostertage nutzen wir, um unsere Reling abzubauen. Jetzt, wo wir nicht mehr auf dem Schiff wohnen, reduziert sich das Risiko eines Absturzes. Die Relings-Füße stehen noch auf kleinen Teakholz-Inseln, aber die sind einigermaßen flott weggestemmt.
Es verbleibt als letzte Arbeit, bevor der Rumpf abgeschliffen wird, das Schiff staubsicher einzupacken. „Es gibt Tonnen an Staub“, warnt Peter uns, „der kriecht in jede Ritze“. Carla und Alex von der Ari B verpacken ihr Schiff ebenfalls. Zwei Crews, eine Aufgabe – der Wettbewerb hat begonnen. Keiner hat Erfahrung in Schiff einpacken. Es ist wie bei ‚Spiele ohne Grenzen‘. Welche Crew verfolgt welche Taktik, welche Crew hat die besseren Ideen? Was einfach aussieht, birgt so seine Tücken. Aber vier Stunden später sind beide Schiffe komplett mit Folie abgedichtet. Schulter klopfen und Hurra-Rufe schallen durch die Halle: die Schleif-Teams können kommen.

Schön ist auch die Idee bei abgebauter Reling mit Socken auf Plastikfolie zu laufen ;-)

Der Spion luschert vom Nachbarschiff – die Ari B verfolgt ein anderes Konzept mit Zeltkonstruktion

Der Kampf mit den Folien

Dienstagmorgen sind wir pünktlich zum Werft-Arbeitsbeginn um 8:oo Uhr an Ort und Stelle. Die ersten Arbeiter wuseln schon durch die Halle. Vor Staub konserviert mit weißen Mondanzügen, Bein- und Ärmelenden werden mit Tape abgedichtet. Atemschutzmasken, Gehörschutz und Schutzbrillen  liegen zum Einsatz bereit. Gleich geht es los.
Achim und ich schlendern noch einmal über den Hof als uns ein blaues Auto ins Auge fällt. Moment Mal, den Wagen kennen wir doch! Das ist doch unsere Flexi Teek Firma aus Auckland! Da kommt uns Lance, der Werftleiter (Supervisor wie es auf Englisch heißt), entgegen. Im Schlepptau zwei Flexi-Jungs. Er druckst etwas herum. Hüstel, stotter, räusper: er habe vergessen der Firma Bescheid zu sagen, dass der anvisierte Termin zur Vermessung unseres Deck in dieser Woche nicht funktionieren wird. Wir starren ihn an. Die Jungs starren ihn an. Die Entscheidung ist schnell getroffen. Da die Anreise aus Auckland zwei Stunden beträgt, bleibt praktisch keine andere Wahl. Die Vermessung unseres Decks hat heute Vorrang. Das bedeutet, dass unser mühsam eingepacktes Schiff wieder entpackt werden muss. Das dauert übrigens nur fünf Minuten. :mrgreen: Kommando zurück auch für die Schleifteams, sie können ihre Mondanzüge wieder ausziehen. „Das Wieder-Einpacken von Atanga geht aber auf deine Kappe“, Lance nickt bedröppelt. Kein Mitleid, wir sind sauer.
Das Flexi-Team rückt Atanga ebenfalls mit Plastik zu Leibe. Mit einer unelastischen Waben-Folie, die sich wie eine zweite Haut aufs Deck legen lässt. Die einzelnen Teile der Folie werden zu einem großen Stück zusammengeklebt. Viele Stunden wird nur geschnippelt und geklebt. Anschließend werden auf der Folie die Ausschnitte für Luken, sämtliche Kanten und jedes Schraubenloch für zurück zu bauende Decksteile,  markiert. Präzision erforderlich, denn an Hand dieser Folie wird im Werk unser neuer Decksbelag gefertigt. Der Zuschnitt des Musters dauert den ganzen Tag. Helfen können wir nicht, aber falls Fragen auftauchen, bleiben wir dabei. Wir nutzen die Zeit, um die Relingsfüße zu polieren. Um 17:30 Uhr ist das Muster fertig und die Flexi-Jungs ziehen ab nach Auckland. Wir machen ebenfalls Feierabend. Bleibt nur noch Lance … wie wir am nächsten Morgen erfahren, hat er seine eingebrockte Suppe alleine ausgelöffelt. Drei Stunden braucht er, um Atanga wieder in Plastikfolie zu verpacken. Da tut er uns dann doch ein wenig leid. Und wir fragen uns, warum wir zu zweit verfluchte vier Stunden benötigt haben. ;-)

Wie eine zweite Haut wird mit Folie die Decksform nachgebildet

Jeder Deckel, jeder fehlende Beschlag, jede Kante wird mit Filzstift markiert

Der Ausschnitt für die Winschen


4

Umzug zu George und Atanga in die Halle

Mo.,18.Apr. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2872, 24.696 sm von HH

Seit drei Tagen wohnen wir im zweiten House-Sitting-Heim. Das Haus ist viel kleiner als beim ersten Mal, aber gemütlich eingerichtet. Mittelpunkt ist eine große Wohnküche, die zu zwei Seiten Zugang zum winzigen Garten bietet. Der Garten besteht im Wesentlichen aus Holzdecks  vor und hinterm Haus. Zur Zeit ist er allerdings unnutzbar –  heftiger Dauerregen verhindert jeden Gang nach draußen. Wir haben ein kleines Schlafzimmer und ein eigenes Bad in einer Art Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschine und Boiler.
Uns wurde in der Küche Platz in den Schränken frei geräumt, damit wir unsere eigenen Vorräte gut unterbringen können. „Meine Pflanzen gehören dir. Mach im Garten, was du möchtest“. Mit den Worten brausen unsere Gastgeber in den Urlaub.

Unser neues Zuhause – George gehört das größte Sofa

Der Blick von der anderen Seite

Das Goldstück des Hauses ist George. George hat eine Katzenklappe und kann kommen, wann er will. Dadurch gibt es kein Katzenklo zu leeren. Am ersten Abend ist George noch schüchtern, aber das legt sich schnell. Bereits am zweiten Morgen bringt er uns ein Gastgeschenk. Eine fette Ratte liegt tot auf dem Fußabtreter. Wäre jetzt nicht nötig gewesen. ;-) Wir wurden vorgewarnt, aber da war nur von Mäusen die Rede. Ebenso wurden wir informiert, das Geoge nachts ganz gerne ins Bett gesprungen kommt. Diese Idee ruinieren  wir durch eine geschlossene Schlafzimmertür. Hehehe. Nur, das George schlauer ist als wir. In Nacht drei schleicht er sich durch das geöffnete Fenster direkt zu Achim auf’s Kopfkissen. Hehehe, lacht sich nun der Kater in die Pfoten.

Achim und George im Schmuserausch

Anderes Fensterprinzip in Neuseeland – hier konnte George sich problemlos einschleichen

Atanga ist einen Tag nach uns umgezogen. Es gibt drei Hallenplätze auf der Werft. Diese sind heiß begehrt und ein Hallenaufenthalt dauert offensichtlich immer länger als erwartet. Wir und die Crew der Ari B scharren mit den Hufen. Bei beiden Schiffen wurde der Rumpf abgeschält und beide Crews möchten unbedingt, dass Peter (der unbestrittene Laminat-Gott auf den die höchsten Lobgesänge gesungen werden) unsere Rümpfe wieder aufbaut. Peter ist selber Segler und wird im Mai nach Fiji segeln. Umso größer der Druck, dass es endlich weiter geht. Nach einigem hin und her haben die beiden Werftleiter die zündende Idee: zwei Schiffe mit der gleichen Arbeit, beide Schiffe kommen in die gleiche Halle. Das gab es bei Norsand noch nie, zwei Einrümpfer zeitgleich in der Katamaran-Halle. Generalstabsmäßig wurde diese Sensation geplant. Mit Farbe die Positionen der Boote auf dem Hallenboden markiert.

Atanga ist zuerst an der Reihe. Die Halle ist hoch genug, dass wir unseren Windgenerator nicht abbauen müssen. Achim ist erleichtert. Das hätte viel Arbeit bedeutet wegen des durchgehenden Kabels (was unbedingt erhalten bleiben soll) bis zum Schaltschrank. Allerdings versperrt die Planentür  den Eingang, so dass der Generator nur mittig durch das Tor passt. In der Halle selber wird Atanga an die Seite bugsiert, um für die Ari B Platz zu machen. Jetzt stehen wir leicht versetzt Seite an Seite – die Spiele können beginnen.

Dreimal gemessen und immer noch zu flach – nein, geht sich auf – 25 cm Platz sind über

Ist mal ein Schiff im Anmarsch wird die Halle optisch immer kleiner

Aus der Mitte heraus wird Atanga an die Seite geschoben

Zusammen mit der Ari B passen wir trotzdem problemlos rein

Zwei Schiffe – zwei abgeschälte Rümpfe


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Quarry Gardens

So.,10.Apr. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2872, 24.688 sm von HH

Eine heranziehende Schlechtwetter-Front zerschießt erneut die Organisation der Belegung der Boot-Hallen auf dem Yard. Der ‚wirklich endgültige‘ Termin wurde erneut um zwei Tage verschoben. Am Ostersamstag kommen wir bestimmt  in die Halle – heiliges Ehrenwort. Okay, es nervt etwas, löst dafür spontan unser Problem der einen Nacht ohne Unterkunft. Zum Glück habe ich noch nichts vorgebucht. Wir hatten schon überlegt, ob wir im Auto übernachten müssen – bei  nächtlichen 15 Grad. ;-)

Bevor uns die Ausläufer des wahrscheinlich letzten Zyklons der Saison erreichen, besuchen wir bei schönstem Sonnenschein die nahe gelegenen ‚Quarry Gardens‘. Dort wollte ich schon die ganze Zeit mal hin. Die Gärten liegen praktisch mitten in Whangarei im Wohngebiet. In einem ehemaligen Steinbruch wurde ein sub-tropischen Garten angelegt. Mit Exoten aus aller Welt. Der Eintritt ist frei. Eine Spende für neue Pflanzen und Werkzeuge ist jedoch willkommen. Die Gartenpflege übernehmen ehrenamtliche Helfer. Nur einen fest angestellten Manager der Anlage gibt es. Es werden ständig Freiwillige gesucht für die Gartenarbeit. Den Prospekt schnappe ich mir. Irgendwann sind die Bootsarbeiten ja wohl mal erledigt – das kann eine schöne Abwechslung werden. Schaun wir mal. Bis dahin freut sich Achim Gartenfreund über meinen monatlich ‚verordneten‘ Besuch dieser tollen Anlage. :mrgreen:

Ein künstlicher Teich wurde angelegt im kreisrunden Kessel des ehemaligen Steinbruchs

Herbstfarben dominieren zur Zeit

Ceiba speciosa aus Südafrika

Zum Dornen gespicktem Stamm gehören diese schönen Blüten mit denen der Baum überreich bestückt ist

Unbeschriftete Blüte – wohl 30 cm hoch

Ficus damaropsis aus Papua Neuguinea – die Blätter dien(t)en dort als Essteller – die Zapfen sind größer als ein Tennisball

Dramatische Wirbel im Kakteen und Sukkulenten Teil des Gartens

Einer ist schöner als der andere

 


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