Meinung: Der PCR-Irrweg der Holländer

Seit heute also darf man in die Niederlande aus Deutschland nur noch mit einem negativen PCR-Test einreisen. Das liegt daran, dass Deutschland, ebenso wie Brasilien, Indien und Südafrika den „Code Oranje“ hat, ein Land also, mit erhöhtem Risiko bei Reisen. Bedingt ist das durch die Covid-19-Pandemie. Zur Einordnung: Die Niederlande haben dabei eine 7-Tage-Inzidenz von 124,3, Deutschland liegt bei 35.

Deutschland hat unlängst die Niederlande wieder vom Hochinzidenzgebiet zurückgestuft auf ein Risikogebiet. Die Folge: Reisen von den Niederlanden nach Deutschland waren wieder ohne Test und Quarantäne in Deutschland möglich. Darauf mussten die Niederländer reagieren. Und das taten sie. Nicht jedoch, indem sie Reisen aus Deutschland auch weiterhin ohne Hindernisse möglich machen, sondern indem sie die Rückreise ihrer Landsleute nach Holland erschweren. Es geht bei den Regelungen um die Einreise in die Niederlande. Das trifft Deutsche wie Einheimische gleichermaßen.

Die Niederlande schützen den eigenen Tourismus

Der Schritt ist aus Sicht der tourismuslastigen Wirtschaft der Niederlande verständlich, denn wenn Sauerland, Eifel und Bayern wieder erreichbar sind, ist das schlecht für den Tourismus im eigenen Land. Dazu muss man die jüngste Diskussion um „Schaduwboekingen“ betrachten. Viele Niederländer haben vorsichtshalber mal Bungalows, Campingplätze und Hotels im eigenen Land gebucht, in der Gewissheit kulanter Stornoregelungen, um im Zweifel überhaupt Urlaub machen zu können. Wäre nun das Ausland erreichbar gewesen, wären die Buchungen einfach fix storniert worden und man wäre aus den Niederlanden hinaus in den Urlaub im Ausland gestartet. Das ist nun deutlich erschwert worden. Die jüngsten Regelungen sidn also auch eine protektionistische Maßnahme.

Terrassen lieber für sich

Die Regierung in den Niederlanden lässt sich beraten durch das Outbreak Management Team, kurz OMT. Dieses rät zum einen, dass Geimpfte und Genesene keinen Test bei Einreise benötigen (Impfquote NL: 36%, Deutschland: 50% am 31.5.) und dass Länder, deren Inzidenz kleiner als 150/100k/14 Tage ist und deren Positiv-Test-Quote kleiner 4 ist als Laagrisicolanden eingestuft werden. Den ersten Punkt erfüllt Deutschland schon seit einiger Zeit, den zweiten aller Wahrscheinlichkeit nach seit der KW 21. Die aktuellen Zahlen veröffentlicht das RKI erst am 2.6. Der Rückgang der letzten Wochen lässt dies jedoch vermuten. In KW 20 lag der Wert bei 5,82, in KW 19 noch bei 8,26. Einen ähnlichen Rückgang vorausgesetzt, sollte in der Woche 21 bereits der Wert unter 4 liegen.

Deutschland könnte also nach den Angaben des OMT ein Laagrisicoland sein. Dann wäre kein Test bei Einreise erforderlich und auch die Quarantäneempfehlung würde entfallen. Warum aber reagiert die Regierung der Niederlande nicht auf die Empfehlugen des OMT? Das ist vielleicht ganz einfach: In NRW ist der kommende Donnerstag ein feiertag. Das Wetter scheint ganz ordentlich zu werden. Nach Ende der zuletzt strengen Regeln in Deutschland für viele ein idealer Moment, endlich wieder ans Meer oder aufs Boot zu reisen. Das will Holland aber nicht. Denn die Terrassen sind auch ohne Deutsche Touristen bei gutem Wetter rappelvoll. Nach Monaten des Wartens bei gutem Wetter keinen Platz für Bier und Bitterballen bekommen, weil eine Deutsche Familie dort Pannekoeken isst? Unerträglich. Also wird Deutschland wohl erst nach dem Wochenende seinen Status als Laagrisicoland bekommen. Hoffentlich…

Für Wassersportler unverständlich

Ausnahmen für Wassersportler gibt es nicht. Das ist logisch und bedauerlich zugleich. Wer aber einen zweiwöchigen Urlaub gebucht hat, der wird die Kosten für einen PCR-Test in Kauf nehmen (darum auch keine Quarantänepflicht…). Wer zum Shoppingtourismus nach Holland will, kann das innerhalb der 12-Stunden-Grenze tun. Nur die regelmäßigen Wochenendurlauber sind die Leidtragenden. Damit müssen wir uns wohl abfinden. Aber: Lange kann und wird dieser Zustand sicher nicht andauern können. Das geben die Zahlen einfach nicht her.

Natürlich könnte man jetzt sagen: Mein Boot ist ja beweglich. Die können mich mal in Holland. Aber was sind die Alternativen? Ein Bagger- oder Stausee? Die Deutsche Nordseeküste, wo man bestenfalls zwischen Zwölf und Mittag auslaufen kann, wenn die Tide passt? Die völlig überfüllte Ostsee, die übrigens bislang größtenteils mit Übernachtungs und Auslaufverboten glänzte? Nein. Holland ist und bleibt für viele Wassersportler das beste Revier. Und nach all den Jahren freundlichen Willkommenseins hält man diese kleine Krise, die letztlich auch nur einen Test vor der Einreise bedeutet, doch aus, oder?

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