Interview mit einem Schleusenwärter

Wiebe ist Schleusenwärter auf der Prinses Magriet Schleuse in Lemmer. Dort treffen Berufs- und Freizeitschifffahrt regelmäßig aufeinander. Stegfunk hat mit ihm gesprochen über einen reibungslosen Ablauf und was er sich von Freizeitskippern wünscht

Wiebe, was ist das Wichtigste, wenn man durch eine Schleuse fährt?

Ruhe bewahren! Das bedeutet nicht rumtrödeln, es bedeutet ohne Hektik zu agieren. Denn dadurch wird alles nur noch schlimmer. Also reinfahren, wenn man dran ist, anlegen, abwarten, ablegen und rausfahren wenn man dran ist. Mehr ist es nicht

Naja, etwas mehr gehört schon dazu, oder?

Eigentlich doch nicht, denke ich. Das Timing ist wichtig. Da braucht man etwas Erfahrung für. Wann reinfahren, wann ablegen in der Schleuse. Das Schraubenwasser von so einem 2000 Tonnen Schiff kann schon sehr heftig sein. Wer dann zu früh einfährt und beim Ausfahren zu früh die Leinen löst, der wird Fahrgast auf dem eigenen Schiff.

Aber es soll doch auch schnell gehen…

Natürlich, die Kapitäne auf den Frachtern haben es durchaus eilig. Aber die haben auch Verständnis dafür, dass man erst mal wartet, bis sich das Schraubenwasser beruhigt, bevor man einfährt. Soviel Zeit muss sein. Wo kein Verständnis für besteht, ist zu trödeliges Einfahren in die Schleuse. Das darf ruhig zügig sein. Wenn man vor der Schleuse wartet und es wird rot grün gegeben, dann soll man auch zur Schleuse hin fahren, damit man schnell drin ist.

Besonders wenn noch eine Brücke im Spiel ist?

Ja, das ist ja bei uns. Wir können und wollen die Brücke nicht ewig offen halten, weil einer mit seiner Yacht nicht in die Gänge kommt. Die Leute in den Autos sind auf dem Weg zur Arbeit, zu ihrer Hochzeit oder zu einem Date. Darauf muss man bei allem Verständnis für ruhige Abläufe auch Rücksicht nehmen.

Es kommt also auf die Ballance aus zügig und ruhig an?

Ganz genau: Wo es ohne Risiko geht, gerne zügig und sonst in aller Ruhe. Also schnell zur Schleuse oder Brücke hin, aber auf jeden Fall abwarten, bis das Berufsschiff oder andere Wassersportler vor einem fest sind und die Schraube ausstellen. Nötigenfalls auch bis sich das Wasser beruhigt hat. Sonst geht das schief.

Thema Funk: Eine gute Sache oder nerven die Freizeitskipper am UKW?

Auf jeden Fall nutzen so oft es geht. Einfach mal anmelden: „Prinses Magriet Sluis, das ist Segelyacht XY an der IJsselmeerseite…“Gerne auch auf Deutsch. Das reicht schon. Wir notieren uns den Namen und geben eine kurze Auskunft, wie es weitergeht. Kommt ein Frachter an? Darf der zuerst rein, was meistens der Fall ist? Oftmals wissen wir auch nicht, ob noch Platz ist in der Kammer, wenn mehrer Berufsschiffe drin liegen. Wenn es dann noch passt, können wir zuletzt die Yacht noch rufen und sie zum reinfahren bitten. Das ist dann für alle gut. Ohne Funk geht das nicht

Schleusen: So geht´s ohne Stress

Das Anmelden ist ja kein Problem oftmals, aber viele verstehen die Antwort nicht

Dann einfach nochmal nachfragen. Und wenn nötig eben nochmal. Kein Problem. Wir haben nichts anderes vor, das ist unser Job, den Ablauf so schnell und so sicher wie möglich zu machen. Und da ist Funk nachwievor eine super Sache

Stichwort warten. Klappt das immer gut?

Nein, leider nicht. Das Wichtigste: Bis ganz vorne am Wartebereich durchziehen. Und als zweiter daran anschließen und so weiter. Wenn man ganz hinten wartet, dann verstehen wir nicht, ob jemand nur anlegen will oder ob er echt durch die Schleuse will. Das ist hier besonders an der Binnenseite ein Problem, weil der Wartesteg so lang ist. Und wenn viel los ist, dann merkt man sich wer vor und wer hinter einem war und versucht auch so einzufahren. Schmale Boote können in der Kammer dann ideal in der Mitte so weit wie möglich vorfahren.

Beim Einfahren beobachtet man, dass Berufsschiffe manchmal durch rot fahren

Ja, wenn man den Funk hört, dann weiß man auch warum. Wir sagen denen das dann ausdrücklich, dass sie trotz rot einfahren sollen. So halten wir die Freizeitschifffahrt draußen bis die Berufsschiffe drin sind. Dann geht die Ampel auf grün und die Yachten können rein.

Serie Fahren im Wattenmeer: Teil 1 – Schleusen

Wie ist das mit dem Festmachen in der Schleuse?

Gut festmachen muss man natürlich, die Leinen belegen aber nicht. Der Wasserstand verändert sich ja, das ist der Sinne einer Schleuse. Also die Leine am Schiff fest, um den Poller, dann einmal um die Klampe an Bord um den größten Druck rauszunehmen und dann das Ende in der Hand halten und je nachdem dichtholen oder fieren mit dem sich ändernden Wasserstand. Und natürlich immer die Leine in Luv zuerst. Das kann auch die Heckleine sein.

Sonst noch Tipps?

Bleib freundlich. Zu den anderen und zu deiner Crew, naja und zu uns. Denn man möchte sich auch nach der Schleuse noch in die Augen schauen können. Schließlich ist es nur ein Boot.

Weitere Tipps gibt es hier.

 

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