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Video of the Day: Wann hat man eigentlich genug vom Türkis des Meeres?

Gestern fragte mich meine Frau: „Und wie gehts Dir, nach vier Monaten auf dem Meer: Ist Dir da das Blau nicht manchmal zuviel? Keine Sehnsucht nach Wäldern, nach Kühle, nach schneebedeckten Bergen?“ 

Ich muss nicht lange nachdenken: Nein. Es gab keinen Moment, wo mir das Meer über gewesen wäre. Selbst in den letzten zehn Tagen, in denen ich mich mit Fieber und einer Virusgrippe herumschlug und alles andere als fit war: Das Blau des Meeres behält seine Faszination. Und selbst jetzt, wo die Tage in der Türkei kürzer werden: die Sonne geht gegen halb acht auf und gegen sieben hinter den Bergen unter, gibt es Stellen, wo das Meer noch ein klein wenig mehr Türkis ist als anderswo. Und das sanfte Rauschen ein klein wenig sanfter. Und das leise Wiegen des Schiffes noch ein klein wenig intensiver. So wie hier, in der Bucht von Bozburun, wo heute Morgen dieses Video entstand.

Wo liegt eigentlich Bozburun?

Oslo – Der letzte Wendepunkt

Oslo. Der letzte Wendepunkt und die letzte Metropole auf meiner Reise. Bei Ankunft hoffe ich also, dass der Besuch hier noch mal etwas ganz Besonderes wird.

Die Stadt macht von Beginn an einen tollen Eindruck. Im Gegensatz zu Stockholm oder Tallinn dominiert zwar keine historische Bebauung. Eher eine Art Bauhaus-Stil. Vor allem das massive berühmte Rathaus sticht da heraus. Trotzdem ist die Stadt wirklich schön. Auf den Straßen herrscht eine geschäftige und doch weniger rummelhaft-touristische Stimmung wie zum Beispiel in Stockholm. Trotzdem ist English eigentlich zweite Amtssprache dort. In Restaurants und Shops wird man oft ungefragt ohne ein Wort von sich zu geben erst mal auf English angesprochen. Selbst Norweger wechseln oft erst nach der englischen Begrüßung ins norwegische. Eine entspannt internationale Atmosphäre ist die Folge. All das lässt Oslo so herrlich unaufgeregt wirken. Ein Stadt für den zweiten Blick. Und das im besten Sinne.

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Die Stadterkundung beginnt gleich mit einem der größten Highlights. Der Skisprungsschanze Holmenkollen. Die liegt fast mitten in der Stadt und wurde zur nordischen Ski WM 2011 neugebaut. Man mag sich jetzt vielleicht fragen warum gerade eine Sportstätte so ein großes Highlight ist, doch das ist schnell erklärt. Die Schanze trohnt am Berg Holmenkollen mitten in der Stadt. Die geschwungene Stahlkonstruktion ist bei Anreise durch den Fjord schon 12NM vor der Stadt genau auszumachen und auch von fast jedem Teil der Stadt kann man den Holmenkollen immer wieder erspähen. Das heisst natürlich im Umkehrschluss: Von dort müsste man einen herrlichen Blick über die Stadt haben. Im angeschlossenen Skimuseum lernt man dann noch, welche Bedeutung der Skisport für die nationale Einigung Norwegens hatte. So versteht man die Faszination der Norweger für dieses “Nationalheiligtum” noch viel mehr. Und tatsächlich: Der Blick von der Spitze des Sprungturmes ist atemberaubend. Selbst an einem dunstigen Tag bekommt man einen tollen Eindruck vom Stadt- und Fjordgebiet. Auf einen Sprung hab ich allerdings lieber verzichtet. Natürlich nur, weil kein Schnee lag! ;-)

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Zurück in der Stadt muss natürlich noch ein wenig Kultur sein. Und was gäbe es da für einen geschichtsversessenen Segler besseres als ein Wikingerschiffmuseum. Dort sind einige ausgegrabene und erhaltene Originalschiffe aus Wikingerzeiten ausgestellt. Wenn man davor steht ist es kaum zu glauben, dass diese Gefährte über 1000 Jahre alt sind. Das lässt natürlich auch für so manchen GFK Schatz hoffen. ;-) Und: Wenn man so vor diesen extrem breiten Konstruktionen steht, kann ich mir schon vorstellen, dass diese Schiffe extrem seetüchtig sein. Was ich mir vorher nie so wirklich erklären konnte…

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Der Tag schließt mit einem Abstecher ins Osloer Nachtleben. Und auch das braucht sich vor der Kapitale von Skandinavien nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil… Am Abend erwacht die Innenstadt fast in ganzer Ausdehnung zu einem zweiten Leben. Überall finden sich feierfreudige Norweger, versteckte Bars und Szenetreffs. So gibt es eine ganz neue Ebene des Stadtbummels, denn das Nachtleben beschränkt sich nicht nur wie so oft auf ein Viertel.

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Tags drauf steht also erst mal ausschlafen an. Und als Gewissensausgleich mache ich mich danach wieder auf zur Museumshalbinsel Bygdøy. Neben dem Wikingerschiffmusuem gibt es nämlich noch gleich 3 andere Schiffsmuseen. Ein letztes Mal gebe ich mir also die volle Dröhnung. Und das hat sich gelohnt, denn alle sind irgendwie Themenbezogen. Das Fram-Museum beherbergt die originalen, übrigens von Colin Archer gezeichneten, Expeditionsschiffe der norwegischen Nationalhelden Roald Amundsen und Fridtjof Nansen. Das Kon-Tiki Museum dementsprechend die Originalflöße von Thor Heyerdahl, mit denen er im Dienste der Wissenschaft Pazifik und Atlantik überquerte. Wahre Schätze für alle Seefahrtsbegeisterten also. Das “generelle” Schifffahrtsmuseum hingegen bringt einem vor allem die individuelle Bedeutung der Schifffahrt für die Seefahrernation Norwegen bei. 7% der Weltschifffahrt auf 0.1% der Weltvbevölkerung.  So viel über verschiedenste Facetten der Seefahrt hab ich echt an einem Tag noch nie vor den Latz bekommen.  Noch besser an dem Tag ist nur noch das Ende. Der Stadthafen Aker Brygge liegt direkt im gleichnamigen Neubauviertel. So eine Art Osloer Hafencity in fertig. Und genau am anderen Ufer liegt die historische Festung Akershus. Und irgendwie scheint da ein Restaurant zwischen den verschiedenen Mauern zu sitzen. Also mal schauen! Und tatsächlich: Das Festungsrestaurant ist eine echte Entdeckung. Keine miese Museumsspelunke für Touristen sondern bestes Essen auf der Festungsmauer mit Blick über die Osloer Hafengegend und Innenstadt. Und auch die Holmenkollen Schanze liegt natürlich im Blickfeld. Ein guter Wein und ein traumhafter Sonnenuntergang runden einen perfekten Tag ab.

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Übers Wochenende bekomme ich noch mal kurz Besuch. Gut also, dass das kulturelle Pflichtprogramm schon abgearbeitet ist. Danach erkundet sich eine Stadt immer wesentlich entspannter. Wochenende ist wie bereits mal erwähnt Hochsaison in Norwegen. Im Gegensatz zu den Schweden ist dann auch noch im September jede Badewanne draussen auf dem Wasser. Und bei 23 Grad gleich dreimal. Auch in der Innenstadt, vor allem in Wassernähe, ist es voll. In Aker Brygge findet auch noch eine Art Essenfestival, die Matstreif, statt. Perfekt zum mal zu schauen was Norwegen denn so kulinarisch zu bieten hat. Und eine weitere, echt überraschende Erkenntnis hält das Wochenende bereit. Norwegen ist trotz des hohen Preisniveaus echt gut zum shoppen geeignet. Keine EU Mitgliedschaft heisst zwar leider keine unbegrenzten Mengen Dosenbier für die Segler, aber eben auch Tax Refund bei der Heimreise! Wie bei Reisen nach Übersee.. So lässt sich ein warmer Samstag perfekt in klimatisierten Läden verbringen. Trotz des Trubels ist die Stimmung überall friedlich und entspannt. Überall sitzen menschen und tanken noch mal Sonne vorm norwegischen Winter, stehen wie die Schweden in langen Reihen vor den Eisläden, freuen sich einfach am Wochenende. Eine wirklich tolle Stimmung. Ein anlässlich der Matstreif norwegisch inspiriertes Abendessen in einem tollen Seafood-Restaurant komplettiert dann einen perfekten Sommertag. Ein wirklich einmaliges und nur hier mögliches kulinarisches Erlebnis. (Ich muss grad noch mal erwähnen, dass wir Mitte September haben).

 

P1040663Oslo scheint eine extrem lebenswerte Stadt zu sein. Es ist keine touristisch überfrachtete Metropole wie Riga oder Stockholm. Eher eine Perle für Genießer. Und das in Sachen Sightseeing und Kultur, wie auch Shopping und Essen. Und das Meer ist direkt vor der Tür. Es scheint, als ob jeder Osloer mindestens 2,5 Boote sein eigen nennt. Der Oslofjord ist ein perfektes Revier für alle Arten von Wassersport. Hier würde ich es lange aushalten…  Oslo hat einen perfekten letzten Wendepunkt geliefert. Ein weiterer Grund, weswegen ich nur ungern den letzten Heimweg antrete…

Im Vergleich: Sechs Onlinewetter-Dienste bei Starkwind-Vorhersage. Und was man daraus lernen kann.



Die Kykladen sind im August als Starkwindrevier bekannt. Prompt kündigen Windguru (oben) und Windfinder für Montag/Dienstag 18./19. August Starkwind bis 7 bft. an. In der Isobarenkarte sieht das Ereignis so aus:

     Griechenland ganz rechts außen, neben dem grünen Balken. Zwischen einem Hoch über Sizilien und einem Tief über der Osttürkei „stauchen“ sich die Isobaren ein klein wenig. Nichts Ungewöhnliches. Aber eben bis 7 bft.

Ich beschließe, mich in die Nordecke von Paros, in die Bucht von Naousa zu verholen und dort vor Anker sechs Online-Dienste zu testen: 
Wie zutreffend sind die Vorhersagen? 
Wie präzise?
Reichen denn die kostenlosen Online-Dienste aus? Braucht man wirklich einen Kostenpflichtigen?
Wie sieht die optimale Törn-Vorbereitung aus?
Und: gibts tatsächlich „The-One-and-Only“: den einen Online-Dienst, der besser ist als alle anderen? Und alle anderen überflüssig macht?

Hier die Ergebnisse:

Die getesteten Wetterdienste
1.1 Die „Tabellarischen“
Sie geben in übersichtlicher Tabellenform die Ergebnisse wieder.

Windfinder



Ist seit Jahren im Standardrepertoire der meisten Fahrtensegler: vor allem auf Kiter, Paraglider, Surfer, Segler spezialisiert. Aber ist er „der Beste“?

Windguru

Weniger bekannt, von mir seit Jahren bevorzugt ob seiner vielfältigen Programmier- und Einstellungsmöglichkeiten: www.windguru.cz. Genauso wie Windfinder auf weltweit auf Kiter, Paraglider, Surfer, Segler spezialisiert. Aber finde ich ihn nach dem Test immer noch gut?

HNMS


Der Online-Wetterdienst des HELLENIC NATIONAL METEOROLOGIC SERVICE. Was Offizielles. Ich benutze hier besonders die Seite mit den WARNINGS. Schmucklos, spartanisch, lakonisch, wertvoll. Reicht das?

1.2 Die grafischen Windkarten

Poseidon

Allen Griechenland- und Türkei-Fahrtenseglern bestens bekannt. Windkarten im Drei-Stunden-Takt. „Blau“ für Entwarnung, „Gelb“ ist dann schon 5 bft., „orange“ entsprechend darüber bei 6,7, 8 bft.

Passageweather


Weniger bekannt. Ebenfalls einfache Windkarten im 3-Stundentakt.

1.3 Kostenpflichtige App

Meteo Consult

Für mich der Neuling im Sextett, eine Empfehlung eines MARE PIU-Lesers. Wartet mit einer verblüffenden Informationsdichte auf: Lokales Wetter, frei wählbares, einstellbares Streckenwetter, Isobarenkarte, die das „große“ Wettergeschehen erklärt. Aber liegt METEO CONSULT auch richtig?

PocketGRIB

PocketGRIB kann man sich im Appstore herunterladen für wenige Euro und liefert dafür regionale Windkarten für animierte, eine Woche weit reichende Wetterfilme inklusive Regenvorhersage. Großer Vorteil: Klitzekleine Download-Mengen von wenigen kb (!!) machen PocketGRIB auch für den Download in Gebieten mit ganz schlechtem Empfang attraktiv. Aber macht das allein schon PocketGRIB zu einem guten Instrument?

Was sich tatsächlich am 18./19. August in Naousa/Nord-Paros abspielte

Pünktlich und gemäß allen Vorhersagen stieg der Wind in der Nacht von Sonntag auf Montag deutlich an. Höchste gemessene Knotenzahl dann am Montag Abend mit 36 Knoten. Höchster Durchschnittswert knapp 19 Knoten. Dienstag Vormittag Wetterberuhigung, Nachmittag erneut auffrischender Meltemi. 

Und an Bord vor Anker fühlte sich das so an wie im Video:

Zum Video hier klicken.

Die Testergebnis in sieben Punkten:

1. Der Beste
Gleich vorweg: Den gibt es nicht! Bei diesem „eindeutigen“ Windereignis lagen alle getesten Wetterdienste mehr oder minder richtig. Unterschiede gibt es, wie genau die Wetterdienste an die gemessenen Knoten-Spitzenwerte herankamen. Und da war am zuverlässigsten der lakonisch-wortkarge Grieche HNMS. Der sagt aber einfach nur „NW 6 or 7“. In der Knotenzahl stimmt das annähernd. Aber im zeitlichen Verlauf ist es zu wenig aussagefähig.

Fazit: Einer allein reicht nicht. Es hilft nicht: zwei bis drei Wetterdienste sollten nach wie vor herangezogen werden.

2. Die Spitzenwerte: zu niedrig vorhergesagt
Der Montag brachte in Naousa auf Nordparos fast durchweg Spitzenwerte in den Dreissigern. Das ist in diesem Starkwindrevier immer mal „drin“. Nur: endeten die Vorhersagen fast aller Wetterdienste bei 26 und 27 Knoten.

Fazit: Zukünftig immer 10 Knoten zum Spitzenwert dazurechnen. Dann liegt man – was die Ägäis angeht – nicht verkehrt.

3. Die Durchschnittswerte: zu hoch vorhergesagt
22-27 Knoten – wie die meisten prognostizierten – war selten. Der höchste drei-Stunden-Durchschnittswert am Montag Nachmittag lag bei 18,9 Knoten, also weit geringer.

Fazit: In den Spitzen wirds deutlich mehr als vorhergesagt. Das Mittel liegt drunter.

4. Was ist besser: kostenlos oder „paid“?
Die kostenlosen Wetterdienste reichen für mich als Fahrtensegler vollkommen aus. und lassen wenig Wünsche offen. Lokale Gegebenheiten wie Kap- oder Düsen-Effekte, Winddreher zwischen Inseln halte ich für schlicht nicht voraussagbar, zumal in der Ägäis. Da gibts immer nur Näherungswerte.
Ebenso ist eine Vorhersage von mehr als einer Woche kritisch zu betrachten – so gerne man es auch hätte.

Eine Einschränkung: Da nur eine kostenpflichtige App im Test war und PocketGRIB für mich eher „mittelmässig“ abschnitt, ist der Anteil der getesteten „Kostenpflichtigen“ nur mit Einschränkung repräsentativ.

5. Was ist besser: Tabellarisch oder Grafisch?
Auch hier ergibt sich kein „besser“, kein „schlechter“. Der Mix aus beidem macht es: Eine „tabellarische“ Wettervorhersage wie die von WINDFINDER oder WINDGURU erlaubt eine halbwegs verlässliche Vorausschau auf eine Woche. Mit einem Blick.
Eine gute Windkarte wie die von POSEIDON erlaubt einen Überblick über über das großräumige Wettergeschehen. Auf einen Blick. 
Aus beidem kann man gut Schlüsse ziehen, was die eigene Taktik angeht: Gehe ich die nächsten drei Tage in den Kykladen südlicher? Oder hat’s da ein Beaufort mehr Wind? Bleib ich, wo ich bin? Oder sieht’s im Norden von Paros besser aus?

6. … ja aber: was ist denn jetzt wirklich der Beste?
Klarer Punktsieger: METEO CONSULT.
– lag (in diesem Fall!) ziemlich richtig.
– bietet mit Tabellarischer und grafischer und Isobarenkarte informativ am meisten.
– bietet auch „Streckenwetter“
Sollte man sich auf alle Fälle ansehen. Allerdings habe ich später in der Türkei die Erfahrung gemacht, dass METEO CONSULT gerne mal „Starkwind“ vorhersagt, wo alles ruhig bleibt.

Zweiter Sieger: Windguru, fast gleichauf Windfinder
– lag ziemlich richtig; zuverlässig
– für jeden Ort ist das Wetter programmierbar

Dritter Sieger: HNMS, fast gleichauf Poseidon
– nationale Wetterdienste, die man einfach immer auch heranziehen sollte.

7. … und wie ermittle ich jetzt das Wetter auf meinen nächsten Törn?
Nicht anders wie bisher:
– Täglich in drei Wetterdienste der unter 6. genannten Testsieger schauen: 
In einen „Lokalen“. 
In einen „Tabellarischen“. 
In einen „Grafischen“.
– deren Vorhersagen für die nächsten drei Tage in mein Logbauch aufnehmen;
– nach der besten Vorhersage fahren. Aber einen „Plan B“ in der Tasche haben, wenn die schlechteste Vorhersage eintritt.

Musik an Bord: Calvin Harris

Der Sommer ist noch mal mit Pauken und Trompeten zurück!  Da muss ich auch noch mal passende Musik vorstellen.

Heute noch einmal etwas aus dem Bereich der elektronischen Partymusik. Allerdings leicht mit Pop gemixt und deswegen perfekt für einen tollen, warmen Sommersegeltag zu verwenden. Die Rede ist vom schottischen Produzenten Calvin Harris. Einer meiner Lieblingsmusiker, und schon echt lange erfolgreich. Der ist wie bereits erwähnt vor allem im Elektropop unterwegs, lehnt sich gerne an 80er Kompositionen an, macht aber vor allem immer wieder mit echt genialen Kompositionen zusammen mit Musikern anderer Stilrichtungen von sich reden. Ob Pop, Soul oder Hip Hop, keine Stilrichtung ist da vor ihm sicher. Dadurch wirkt seine Musik echt variabel und kaum jemand fühlt sich davon in großer Runde wirklich gestört. ;-) Kein Wunder, dass der gute Mann auch im Radio erfolgreich ist…

An Bord sorgt seine frische Musik immer für herrliche Sommerstimmung. Falls ihr bei dem tollen Hochdruckwetter im Moment also noch mal raus kommt: Legt mal ein Stück von ihm auf und lasst euch überzeugen! Es lohnt sich….

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Calvin Harris auf Soundcloud

Menschen am Meer: Heute beim Bäcker. In der Bucht von Bozzukale, Südtürkei.

Das hier ist Süle. Jeden Morgen, so gegen sieben, heizt Süle in der Bucht von Bozzukale, dort, wo in der Antike die Stadt Loryma lag, den großen Steinofen an. Und backt Brot für die Yachties, die in der Bucht ankern. Der Ofen ist aus einfachen Bruchsteinen gemauert, man sieht ihn rechts im Hintergrund. Süle schichtet einfach dürres Reisig und wenige trockene Kiefernäste in die Ofenöffnung und zündet das Holz an. Der Ofen hat keinen Kamin, der Rauch wogt und wabert und haucht im Wind durch die Ofenöffnung, bis die Innenwände heiß sind.

Das dauert nicht lange. Vor dem Ofen warten in feuchte Tücher eingeschlagene Teigfladen, die Süle in die Öffnung schiebt. Davor kommt dann ein Blech, das aussieht, als wäre es von einem alten Ölfass übriggeblieben (Foto oben). Süle klemmt es mit dem Brotschieber fest.

Und wiederum keine Viertelstunde, dann sind die Brote fertig. Ihr Duft ist unbeschreiblich.

Und wieviel muß man für das Vergnügen ausgeben, eines von Süle’s Broten zu probieren? 
Ein Brot kostet bei Süle 5 Türkische Lira, umgerechnet 1,35 €. Für türkische Verhältnisse ist das nicht wenig – ein Brot kostet im Durchschnitt 1 TL, etwa 27 Cent (!). Ein Brot, nicht ein Brötchen! 
Aber in die Bucht von Bozukkale führt keine Straße, es gibt keinen Strom, und Wasser nur aus dem Brunnen. Alles muss mit Booten auf dem Seeweg mühsam herangeschafft werden. Und der Umgang mit den Yachties, die einfach ganz andere Preise für Brot gewohnt sind als 27 Cent, tut ein Übriges.
Also sind 5 Türkische Lira ein ausgesprochen fairer Preis für die Brote, die Süle jeden Morgen heiß verkauft.

Ein letztes Mal gen Norden

Auch der schönste Platz muss – wie so oft – verlassen werden. Aber bei schönem Sommerwetter ist das ja kein Problem. Außerdem geht es das letzte Mal Richtung Norden. Ich kann das Ziel Oslo schon riechen.

Der erste Tag nach den Väderöarna bleibt sommerlich. Eine leichte Brise aus Südost schiebt mich unter Gennacker zu den Koster-Inseln. Schon witzig, wie man hier von einem Highlight ins nächste stolpert… So ein Schwachwindsegeln hat jedenfalls echte Vorteile. Der Autopilot steuert, und ich kann mich so wichtigen Dingen wie Lesen, Bräune nachlegen und dem Studium  von Reiseführern widmen. Um dann spätnachmittags auf den Koster Inseln, berühmt für ihre Schärenlandschaft, anzukommen. Hier herrscht auch wieder Längsseitssaison. Allerdings in der Sorte “Päckchen”. Ich bin völlig baff als ich den Hafen bummsvoll vorfinde. Man liegt bis in 5er Päckchen, also 5 Boote längs nebeneinander festgemacht. Kein Problem, komme ich so doch auch diese Saison noch in den Genuss des unverwechselbaren “Helgoland-Feelings”. Das herrscht allein schon deswegen, weil bis auf 3 andere Boote, alle schätzungweise 147 anderen aus Norwegen kommen. Und die komen nach Schweden nun mal ebenso gern zum Einkaufen wie der Elbsegler nach Helgoland… ;-) Den kleinen Ort Bopallen/Kostersund finde ich irgendwie weniger spannend und anziehend als oft beschrieben. Ziemlich verschlafen und nix los. Vielleicht habe ich aber auch mal wieder einen Idylle-Overkill in den letzten Tagen erfahren und bin nicht mehr empfänglich für “mittelschön”. Päckchenliegen hat jedenfalls den Vorteil, dass man Einhand sehr schnell mit den Nachbarn ins Gespräch kommt. Und so verbringe ich den Abend an Bord eines norwegischen Motorbootes und kann gleich viel über die Mentalität nebst einigen zusätzlichen Tips für Oslo lernen.

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Der nächste Tag sollte also auf jeden Fall Norwegen, welches nur noch 3NM von Kostersundet entfernt liegt, bringen. Das ist gleich aus mehreren Gründen etwas besonderes für mich. Bisher habe ich es auf längeren Urlaubstörns zeitlich nie geschafft bis nach Norwegen zu kommen, obwohl mehrfach versucht. Heute soll es nun also so weit sein. Zum anderen ist Norwegen ja sowieso ein weit entferntes Traumziel für Nord- und Ostseesegler und das definitiv letzte Land auf meiner langen Reise. So wird das Überqueren der Seegrenze zum etwas besonderem. Ein letztes Mal geht eine neue Gastlandflagge nach oben. Norwegen. Das zehnte und letzte Land auf meiner Reise. Eigentlich ist es schon witzig welchen Aufriss man über das Setzen eine Gastlandflagge machen kann. Schon der große Thor Heyerdahl wusste, dass Grenzen auf dem Meer nicht existent sind. Und trotzdem gehört das Setzen der “courtesy flag” auf jedem Törn zu den Höhepunkten. Auch wenn es zum 10ten Mal in einer Saison die dänische auf dem Wochenendtörn nach Marstal ist. Ich glaube das liegt wieder mal daran, dass es einem Törn Konturen gibt. Und gerade auf kurzen Törns schafft es eine gefühlt noch größere Distanz zum Alltag. Auf den großen Törns wie meinem jetzigen hingegen bringt er eben Eckpunkte in die Reise. Und ein Stück weit – ich denke das kann man ruhig so sagen – ist er auch eine kleine Auszeichnung an sich selbst. Hat man es doch in ein weiteres Land geschafft. Und doch eigentlich  ein winzig kleiner und heutzutage eingentlich unwichtiger Brauch. Und trotzdem macht es jedes Mal aufs neue Spaß ihn zu zelebrieren. Darüber denke ich so nach während ich mich heute besonders über die kleine norwegische Flagge unter der Saling freue.

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Zur Komplettetierung der Hochstimmung hat der Südost heute mal richtig aufgedreht. Dazu noch etwas, dass ich in den letzten Monaten fast vergessen hatte, was hier oben am Rand zur Nordsee aber wieder wichtiger wird: Tidenstrom! Zum Glück von hinten, und so geht es mit bis zu 8kn über Grund den äußeren Oslofjord entlang. Eigentlich wollte ich heute nur bis Hankø, aber solche Bedingungen muss man ausnutzen. Erst spät am Nachmittag lässt der Wind und damit mein “Kreissägengrinsen” im Gesicht wieder nach. Der kleine Ort Son, ein Hotspot der Osloer Segler liegt querab. Ein perfekter Segeltag. Der Ort ist wirklich nett, auch wenn ich im Gästehafen fast alleine liege und die Liegegebühren norwegisches Niveau haben. Dafür hat der Hafen aber wirklich jeden denkbaren Service (außer der Sauna mit Meerblick ;-) ) und der Hafenmeister ist extrem rührig. Spätestens als ich 2 Dosen Bier als Dank für das nette Willkommen im Büro vorbeibringe, habe ich einen neuen Freund gewonnen. Echt interessant, denn er ist eigentlich BWL´er und erzählt mir einiges interessantes über den Betrieb von Norwegens zweitgrößtem Gästehafen. Spannend, unser Wochenendvergnügen mal aus der anderen Perspektive zu betrachten… Auch der Ort ist traumhaft schön, und so lässt sich das kurze Herbst-Intermezzo hier gut abwettern bevor es wieder bei allerfeinstem Sommerwetter das letzte Stück nach Oslo geht. Langsam geht es voran, aber das macht doch nix. Überhaupt: Es ist Mitte September und ich segele auf meiner kleinen Nonsuch Oslo bei 22° entgegen. Kann man sich da überhaupt beklagen?

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Mittags passieren wie die engste Stelle des Oslofjordes: Drøbak, mit der auf einer Insel mitten im Fjord liegenden Festung Carlsborg. Ein wichtiger Ort für die Geschichtsinteressierten, wurde doch von hier in einer David gegen Goliath Aktion der deutsche Kreuzer “Blücher” während der Besetzung Norwegens 1940 versenkt. ich finde es immer wieder eindrucksvoll solche Begebenheiten vor Ort nachvollziehen zu können. Ein Schauer läuft mir dann auch wenige Minuten später über den Rücken. Jøran hatte mir schon davon erzählt, und es stimmt tatsächlich. Eine hundert Meter weiter stinkt es stark wahrnehmbar nach Diesel. Ein leckgelaufener Tank des gesunkenen Schiffes, der bis heute Diesel an die Oberfläche abgibt und wegen Schäden nicht abgepumpt werden kann. Selten wird einem ein Seegrab so eindrucksvoll vor Augen geführt. Ein Moment des Nachdenkens…

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Einige Stunden später kommt dann aber schon Norwegens Hauptstadt in Sicht. Schon von weitem erkennbar durch die größte Attraktion der Stadt. Die Skisprungschanze Holmenkollen, die weithin sichtbar am Hang in der Stadt trohnt. Die Sonne scheint, die Stimmung ist gut. So mache ich dann in der Aker Brygge Marina in Oslo fest. Der letzte Wendepunkt meiner Reise ist erreicht. Ab hier geht es nun unwiderbringlich nach Hause. Nur noch 350 NM bis Kappeln. Vorher gönne ich mir aber noch ein langes Wochenende in dieser Stadt. Mal sehen was sie so für mich bereit hält….

 

Herrrliches Hochsommersegeln. Im September.
Zeit für Entspannung.
Ob das im Winter so gemütlich ist...
An der Westküste gibt es leider auch wieder Fischernetze ohne Ende...
Next Highlight.
Kostersundet.
Das Schilf auf Nordkoster. Eine Seglerlegende.
Minifähre Marke "Wuchtbrumme". So breit wie lang.
Koster.
Längsseitssaison mal anders.
Das lokale Bier schmeckt!
Allerlei Krimskrams wird an der Hafenbude verkauft.
Noch 100m bis Norwegen.
Das zehnte Land auf dieser Reise.
So anders sehen norwegische Tonnen auch nicht aus...
Wegen Nachfrage: So passe ich als Einhandsegler auf mich auf: AIS-SART
...und tragbare EPIRB.
Die Landschaft ist im Oslofjord wieder ganz anders als an der nur wenige Meilen entfernten Westküste...
Schicke Boote haben die Norweger....
...aber unoriginelle Namen.
Schweinswale im Fjord.
Abends kommt Son in Sicht.
Mein erster Hafen in Norwegen.
Ein absolut perfekter Gästehafen.
Nur bin ich fast allein.
Der Ort ist wirklich nett.
Aber komische...Etablissements haben die hier... Eigentlich sah das nur wie ein Kiosk aus...
Wieder tolle Boote mit interessanten Slogans...
"Cover me in honey and feed me to the lesbians".
Nonsuch in Son.
Museumsboote.
Son.
Son.
Drøbak.
Carlsborg Festning.
Das Wrack der Blücher wird überfahren...
Ein Moment des Nachdenkens.
Oslojford im Dunst.
Schwimmende Kirche?!
Oslo Havn.
Kann es sein, dass die Norweger gerne Segeln?
Aker Brygge Marina.
Angekommen in Oslo!

ADAC und weitere Verbände fordern den Erhalt des derzeitigen Bundeswasserstraßennetzes

BERLIN – In einer bisher einmaligen Aktion haben die maritimen Spitzenverbände aus Sport, Tourismus und Wirtschaft am 12. September den Abgeordneten der Bundestagsausschüsse für Sport, Tourismus und Verkehr ihre gemeinsame Position zu dem von der Bundesregierung angekündigten Wassertourismuskonzept erläutert. Auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Alfons Hörmann brachte es auf den Punkt: „Aus dem Erhalt und Ausbau des derzeitigen Wasserstraßennetzes darf sich der Bund nicht zurückziehen.“

ADAC und Verbände fordern: Regionalisierung von Wasserstraßen ist keine Option

ADAC und Verbände fordern: Regionalisierung von Wasserstraßen ist keine Option

Hintergrund ist das Vorhaben des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), zukünftig nur noch in Wasserstraßen zu investieren, die für die Güterschifffahrt von Bedeutung sind. Alle übrigen Wasserstraßen, immerhin mehr als ein Drittel des insgesamt rund 7.300 Kilometer umfassenden Streckennetzes, wurden vom BMVI zu „Sonstigen Wasserstraßen“ herabgestuft. Das vom BMVI vorzubereitende Wassertourismuskonzept soll unter anderem die Frage beantworten, wie diese Strecken für die Sport- und Freizeitschifffahrt erhalten werden können.

Die vom BMVI in Auftrag gegebenen Studien und seine bisherigen Äußerungen legen jedoch die Vermutung nahe, dass sich der Bund perspektivisch durch Entwidmung der als „Sonstige Wasserstraßen“ ausgewiesenen Wasserstraßen entledigen möchte, indem er sie an die Länder oder an alternative Betreiberorganisationen abgibt.

Diese Entwicklung lehnen die Verbände mit Nachdruck ab und fordern, dass das vorhandene Bundeswasserstraßennetz in Gänze erhalten bleiben muss. Ein Rückzug des Bundes aus der Finanzierung und eine Regionalisierung wichtiger Wasserstraßen würde nach Auffassung der Verbände auf Dauer zu einem Verfall der Wasserstraßen führen und damit die Entwicklung des Wassertourismus in Deutschland nachhaltig schädigen. Ländliche und strukturschwache Räume wären, so das Vorstandsmitglied des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) Dieter Hütte besonders betroffen: „Die Länder haben den Ausbau wassertouristischer Infrastruktur, Aktivitäten und Angebote gerade in diesen Bereichen gezielt gefördert. Das darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Um es einmal auf den Punkt zu bringen: Die Stilllegung einer einzigen Schleuse reicht aus, um ein ganzes Wassersportgebiet für Kanu- oder Sportbootfahrer unzugänglich zu machen.“

Für den Fall, dass eine organisatorische Ausgliederung vieler Gewässer aus der Verwaltung des BMVI unumgänglich ist, fordern die Verbände, dass statt eines regionalen Flickenteppichs unterschiedlicher Betreibermodelle eine bundeseinheitliche Trägerschaft für diese Gewässer gefunden wird. Dabei muss gewährleistet bleiben, dass der Bund als Eigentümer von Land- und Wasserflächen sowie als Garant für eine durchgängige Befahrbarkeit und Widmung des Gesamtsystems maßgeblicher Mitträger bleibt. Zudem legen die Verbände Wert auf eine institutionelle Einbindung aller Interessengruppen.

Sollte es zu einer Lösung in diesem Sinne kommen, böten sich, so Torsten Staffeldt, Aufsichtsrat des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft (BVWW) durchaus auch zusätzliche Chancen: „Durch die Einbindung aller Interessengruppen und die Möglichkeit, zusätzliche EU-Mittel einzuwerben, könnte der Handlungsspielraum deutlich erweitert werden.“

Zum Positionspapier vom ADAC und den weiteren Verbänden.

2 Tage: Neu eingekleidet!

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Vielen Dank an SLAM für das tolle Ölzeug! ; )

Die vergessenen Inseln: Milos. Oder: Wenn Tonscherben erzählen.

Die Bucht Agiou Dimitriou im Norden des Vulkankraters, der die Insel Milos heute bildet. Genau gegenüber, auf der anderen Seite der Bucht, ein Hang voller Tonscherben. Um ihn geht es in diesem Beitrag.

Es gehört zu den Besonderheiten einer Reise durch die griechische und türkische Ägäis: Wo immer man den Fuß an Land setzt, tritt man in antike Tonscherben. Für einen Historiker ist allein das schon jeden Tag ein Fest: Scherben von Tonkrügen. Von Weinbechern, mit denen gefeiert und gelacht wurde. Reste von Amphoren, in denen Brotgetreide, Haselnüsse, Fischsauce transportiert wurde. Tonkrüge, in den Kräuter, Weihrauch, Parfüm, Gewürze gehandelt wurden. Zeugnisse des Lebens vor 2.000, 3.000 Jahren, wohin man auch schaut, wohin man auch tritt. Siedlungen, Händlerorte, Festungen, Hafenstädte, Werften zur Reparatur von Kriegsschiffen oder dickbauchigen Handelskähnen. Belebt in den 1.000 Jahren vor Christi Geburt. Untergegangen, aufgegeben, verlassen meist 500 Jahre nach dessen Ende.

Und weil das Entdecken dieser untergegangenen Welt so fesselnd ist, habe ich schon vor längerer Zeit ein Abendritual entwickelt. Wo immer ich gerade bin, rudere ich mit dem Schlauchboot an Land. Und streife bis Sonnenuntergang in der Landschaft umher. Den Kopf gebeugt, immer auf der Suche nach der einen Tonscherbe, die plötzlich zu reden beginnt. Es ist wie eine Detektivarbeit.

Für die meisten Menschen sind Tonscherben – wie alles aus der Antike – „tote Steine“. Auch für Andreas, der mich bei meinen Wanderungen auf Milos begleitet. Aber auch er wird leise, als ich ihm die Geschichte erzähle, die eine Handvoll Tonscherben vom Leben in dieser Bucht vor über 2.600 Jahren erzählen, die wir oberhalb der Bucht von Agiou Dimitrou, unserem Ankerplatz, finden. 

Tonscherben sind so eine Art „Plastiktüten-Reste der Antike“: Behälter für Transport und Aufbewahrung. Von Nahrung und anderem. Und genauso wie Plastiktüten sind Tonscherben individuell gestaltet: Mal sind sie dickwandig, aus grobem Material, von grobschlächtiger Hand geformt. Mal ganz fein und zerbrechlich und zeugen von teurem Geschmack. Mal sind sie geriffelt, mal bemalt. Mal dünnwandig, mal dick. Mal Bruchstücke eines großen Gefäßes, einer Amphore, mal von einem kleinen Weinbecher, einem Krater.  

Das besondere an antiken Tongefässen ist zweierlei: Meistens wurden sie nicht an dem Ort hergestellt, an dem man sie findet. In verschiedenen Phasen der Antike gab es jeweils andere Produktionsstandorte, die den Markt beherrschten: Die Minoer auf Kreta um 1.500 vor Christi Geburt. Danach die Mykenier, die das Handelsnetz der Minoer übernahmen, bis 1.200 v. Chr. Danach die dunklen Jahrhunderte. Dann die Korinther ab 800. Dann die Athener um 500. Zuletzt die Römer. Und jede dieser Keramik-Produktionsstätten hatte eine ganz eigene Art, Tongefässe zu gestalten. So dass sich aus Verarbeitung und Gestaltung Hinweise ergeben, welchem großen Exporteur und welcher Epoche die Tonscherben zuzurechnen sind.

Und je nachdem, was man so findet, kann man sich ein bisschen von dem zusammenreimen, wer hier wann, warum und wie gelebt hat. Das geht auch als Laie. Zwar nicht annähernd mit der Treffsicherheit der Archäologen. Aber die liegen oft auch Jahrhunderte daneben.

Und das ist, was wir an diesem Abend auf Milos entdeckt haben:

Und diese Scherben erzählen folgende Geschichte über die Besiedlung der Bucht (im Uhrzeigersinn, beginnend ganz oben):

Die ersten Menschen kamen übers Meer, und sie siedelten hier vermutlich bereits zwischen 5.000 und 3.000 vor Christi Geburt. Damals lagen die Meeresspiegel noch mehr als 100 Meter tiefer, es war erheblich kälter, die letzte Eiszeit lag gerade mal 5.000 Jahr zurück. Wegen des niedrigeren Meeresspiegels waren die Inseln alle etwas näher als heute. Trotzdem müssen die Siedler, die das kleine Steinzeitmesser, das Microlith (ganz oben im Bild auf 12 Uhr) benutzten, schon eine weite Strecke über das Meer gefahren sein – und das vermutlich in kleinen, aus Schilf geflochtenen Kanus. Es war eine Gemeinschaft von Jägern, die an dieser Stelle lebte. Und: weil sie ganz oben auf dem Grat lebten, nach damaliger Rechnung 200 Höhenmeter über dem Meer, muss es in einer Zeit gewesen sein, in der kriegerische Auseinandersetzung zwischen einzelnen Clans auf der Tagesordnung waren. Auch dies: Krieg, die Waffen gegen die eigene Art erheben, ist eine Erfindung des neueren Menschen.

In den Jahrhunderten zwischen 1.700 und 1.300 vor Christus schufen die Kreter zum ersten Mal ein Handelsnetz im östlichen Mittelmeer: Die Bronzezeit war angebrochen, der Hunger nach dem neuen Werkstoff für Werkzeug und Waffen unersättlich. Die Kreter schafften Kupferbarren von der Kupferinsel, von Zypern, heran. Und die für die Legierung erforderlichen 10% Zinn aus dem Schwarzen Meer. Und von dort überall hin im östlichen Mittelmeer, bis hinunter nach Tameri, nach Ägypten. Und später Getreide, Wein, Textilien, Weihrauch, Bauholz, wer weiß was noch alles, in alle Richtungen. Es war eine Welt in der Blüte. Und die kleine Bucht von Milos war Teil dieser Welt: hier existierte vermutlich eine kretische, wahrscheinlicher: eine mykenische Handelssiedlung – die kleine Tonscherbe rechts neben dem Microlith gehört aufgrund des geometrischen Musters vermutlich in die Zeit um 1.000 vor Christus. Händlersiedlung: das bedeutet Händler. Und Handwerker, die Waren schufen, die ihrerseits für den Export geeignet waren. Wer weiß, worauf sich die Handwerker von Milos spezialisiert hatten. Und Bauern, die für die Versorgung der Bevölkerung zuständig waren.

Um 1.200, zeitgleich mit dem Untergang Troyas, brach diese Händlerwelt im östlichen Mittelmeer komplett zusammen. Die Seevölker, aus Völkerwanderungsprozessen hervorgegangene Gemeinschaften von Plünderern verheerten, zerstörten, plünderten binnen Stunden, was Jahrhunderte lang ein funktionierende Wirtschafträume waren. Vom Peloponnes über die türkische und libanesische Küste bis hinunter nach Ägypten zog sich sich die Verwüstung über 200 Jahre. Erst die Phönizier, die Purpurhändler um 1.000 vor Christus aus Tyros im heutigen Libanon, begannen, wieder ein Handelsnetz aufzubauen. Doch diesmal noch weiter: Erst bis Sizilien, dann Sardinien, dann Nordafrika, wo sie Karthago gründeten. Bis über Gibraltar hinaus nach Protugal zog sich ihr Handelsnetz. 

Um 800 vor Christus trat Korinth als führender Händler neben den Phöniziern mit auf den Plan, wurde um 500 vor Christus durch Athen abgelöst. Korinthische und athenische Töpferwaren fanden reissenden Absatz, man findet ihre Überreste fast im gesamten Mittelmeer-Raum – auch in unserer Bucht auf Milos: Die braun bemalten Tonscherben rechts oben im Bild stammen aus dieser Zeit und zeigen, dass Milos wieder eine Händlersiedlung hatte. Und eine, die funktionierte: Denn auch der Großteil der übrigen Tonscherben gehört vermutlich in diese Zeit, in der die Siedlung wahrscheinlich am größten war. Hier müssen viele Menschen gelebt haben, der Hang ist voll von Amphorenhenkeln, Krugscherben, Becherresten.

Ganz oben auf dem Grat finde ich Teile eines fein gearbeiteten, dünnwandigen Weingefässes aus dieser Zeit. Vielleicht war es – wie so oft – so: Am Hang, um den heute verlandeten Hafen, lebten Händler, Handwerker, Sklaven. Produzierten, fabrizierten, trieben Handel, kochten. Stritten, liebten, lebten. Oben auf dem Grat war die Garnison, die den Händlerort schützte. Vielleicht auch ein Tempel. Und vielleicht war mein kleiner Tonrest Teil eines Weihegeschenks, bevor der Ort vermutlich am Ende der Römerzeit aufgegeben, verlassen und nie wieder richtig besiedelt war. So wie in der Antike.

Alle im Bild gezeigten Tonscherben verblieben an ihrem Fundort: dem Nordhand über der Bucht Agiou Dimitrou auf der Insel Milos.
Special Thanks to Andreas Meyer for Fotography.

Nach 3.000 SM – Der schönste Hafen der Ostsee

Ein Terminus den ich schon ein paar mal benutzt habe. Aber dieses Mal bin ich mir sicher. Mehr geht nun wirklich nicht mehr. Ich habe den schönsten Hafen der Ostsee gefunden.

Stellt euch mal folgendes vor:
Ein Tag beginnt morgens mit einer Motorstunde durch die wunderschönen Sunde bei Orust. Es geht durch eng gewundene Fahrwasser, vorbei an der Museumswerft von Bassholmen. Kurz danach warten dann auch schon offene Gewässer. Die Sonne scheint, die Segel gehen hoch und so geht es an der Küste entlang gen Norden. Meine Wünsche werden erhört und der Wind raumt ein wenig, so dass es auf perfektestem 100° Kurs vorangeht. Keine Wolke am Himmel, knapp über 20 Grad, das Schiff macht für seine Verhältnisse flotte 5,5kn. Alle Fahrwasser hinter mir gelassen geht es außen vor den Schären nach Norden. Nichts liegt im Weg. Könnte es besser vorangehen?

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Irgendwann muss man sich ja aber mal Gedanken um das Abendprogramm machen. Ich bin morgens planlos losgefahren. Es gibt an jedem Punkt der schwedischen Westküste ohnehin so viele Ziele, dass man sich einfach abends ein nahegelegenes aussuchen kann. Jetzt in der Nachsaison muss man sich auch keine Sorgen machen einen Liegeplatz zu bekommen. Auch draussen ist es recht leer. Der kleine Sommerort Fjällbacka, eines der Zentren der Westküste liegt in der Nähe. Soll laut Führer auch wirklich schön sein. Aber jetzt erst mal wieder in die Schären reinfahren? Platt vorm Laken? Hm… Da kommt irgendwie keine Begeisterung auf. Ich studiere die Karten und entdecke eine Inselgruppe, weit draussen im Skagerrak, die mir bei jeder Planung bisher entgangen ist.  Väderöarna – Die Wetter Inseln. Doch irgendwie erinnere ich mich, dass Jøran mir von diesem Platz vorgeschwärmt hat. Laut den Hafenführern ist das ganze eine alte Lotsenstation weit draußen, mit entsprechend eingeschränkter Versorgung und einem Cafe im Sommer. Naja, das wird wohl schon zu haben, aber eigentlich klingt das doch ganz spannend. Hatte eh mit dem Gedanken einer weiteren Nacht vor Anker gespielt, da macht mir die eingeschränkte Verfügbarkeit von Strom und Duschen jetzt auch nichts aus. Also Kurs auf die Väderöarna!

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Schon von Weitem sieht man die Felsenmasse am Horizont, die sich erst beim Näherkommen in zahllose kleine Inseln zerfleddert. Einige aufragende Masten zeigen die grobe Position des Hafens an. Laut Hafenhandbuch ist die Ansteuerung “schwierig”. Das steht dort aber meistens schon wenn eine einzelne Milchkanne im Weg liegt.  Heute ist aber wirklich mehr als einmaliges Überprüfen der Position notwendig. Der leichte Strom, einige Felsen direkt vor der Einfahrt und mehrere gut versteckte Leitmarken machen das ganze tatsächlich etwas tricky. Ein netter Schwede am Kai weist mich wie ein Marshal am Flughafen ein. So gelingt alles reibungslos. Später erfahre ich von ihm, dass in der Saison pro Tag sicher 5 Schiffe hier auflaufen, da sie die Leitlinien übersehen. Gut also, dass alles geklappt hat.

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Ich bin überrascht. Ich bekomme den letzten Platz am Kai, der Hafen wirkt voll. Allerdings heisst das in diesem Fall, dass nur 7 Schiffe längsseits hintereinander liegen. Es heisst aber auch, dass die Väderöarna kein Geheimtip sind. Deswegen schreibe ich hier auch so freimütig darüber. ;-) Das Hafenbecken ist winzig. Selbst Birkholm in der dänischen Südsee erscheint geräumig dagegen. Das liegt aber auch daran, dass es kein richtiges Hafenbecken, sondern einfach nur ein natürlicher Einschnitt der Felseninsel ist. So können die Boote hier auch nur hintereinander am gewundenen Kai liegen. Wenden ist im Hafen selbst mir nur an einer Stelle möglich. Das Platzangebot erinnert mich sehr an das verlassene Fischerdorf Marviksgrunnar an der Höga Kusten… Das macht den Hafen aber auch so urig. Das schwedische System, dass man tagsüber kostenlos in Häfen liegen kann wird deswegen hier auch nicht praktiziert: Nur Nachtgäste sind erlaubt! Und mein schwedischer Kollege erzählt, dass im Sommer hier bis zu 30 Schiffe reinpassen. Um 10 Uhr wird da per Befehl kollektiv ausgelaufen. Wer bleiben will muss ebenfalls raus, und darf dann als erster wieder rein. Es wird von hinten nach vorne Päckchen gestapelt. Helgolandfeeling extrem. Jetzt in der Nachsaison ist eh kein Hafenmeister da. Da geht das alles entspannter zu.

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Ich bin angekommen. Persenning drauf, Festmacherbier auf, Strom an. Moment mal. Strom an? Ja! Offenbar gibt es doch Strom… Klasse! Und jetzt erstmal das Logbuch fertig schreiben. 3.004 NM. Ich habe heute also auch den dritten Tausender vollgemacht. Das muss natürlich gefeiert werden. Erstmal mache ich mich aber auf zur Inselerkundung. Wider Erwarten gibt es Hafen ein gerade neu gebautes Servicehaus mit allen Annehmlichkeiten und sogar Aufenthaltsraum mit Meerblick. Besser kann der Tag doch nun wirklich nicht werden oder?

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Mein erster Gang führt dann zum Lotsenausguck. Der wurde restauriert und kann heute bestiegen werden. Der Himmel ist immer noch wolkenlos, und so genieße ich einen herrlichen Blick über die Inselgruppe, die Schifffahrt im Skagerrak und den Horizont, der hier noch weiter als in Kobba Klintar auf den Ålands entfernt scheint. Denn selbst Skagen liegt schon deutlich südlicher. Das nächste Ziel ist hier ja also nicht Dänemark, sondern erst Schottland, oder Island, oder so…
Auf den Rückweg zum Hafen komme ich dann an dem “Cafe” vorbei. Auch das scheint mittlerweile um-/ausgebaut worden zu sein. Väderöarna Värdshus ist ganzjährig geöffnet und bietet ein Restaurant sowie sogar Übernachtungsmöglichkeiten an. Das ganze wirkt aber überhaupt nicht unpassend oder künstlich in dieser traumhaften Umgebung, sondern ist in den alten Wohnhäusern der Lotsen untergebracht. Nur WiFi gibt es auch hier nicht. ;-) Dafür heute abend aber schwedisches Meeresfrüchtebuffet. Perfekt um die 3.000NM zu feiern. Ich bin also auf einer abgelegenen Schäreninsel inklusive traumhafter Natur, mit einem urigen und dennoch perfekt ausgestatteten Hafen. Und ein erstklassiges Restaurant gibt es auch noch. “Könnte es noch besser gehen?” geht mit beim Essen so durch den Kopf. Da fragt mich die blonde Studentenkellnerin ob ich nach dem Essen noch die Sauna benutzen möchte. SAUNA? Hier??? Klar möchte ich, das habe ich seit den Ålands nicht mehr genießen dürfen! Aber ausgerechnet hier? Zufrieden über diese Aussicht mümmel ich zu Ende. Und dann sehe ich es: Die Sauna ist nicht irgendein Holzkasten, sondern eine holzbefeuerte Steinsauna mit bodenhohen Fenstern zum Meer, dem Horizont, und den vorgelagerten Inseln raus. Und weil das alles noch nicht genug ist gibt es auch noch holzbefeuerte Whirlpools, ebenfalls mit Meerblick, auf der Terasse dazu. Bis weit nach Sonnenuntergang nutze ich beides ausgiebig, komme zur Ruhe, und zum Nachdenken: Wo bin ich hier nur gelandet…? Als ich die paar Meter zurück zum Boot gehe, hat der Horizont in der “blauen Stunde” nach Sonnenuntergang eine absolut einmalige Farbgebung bekommen. Mehr geht nun wirklich nicht mehr…

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Der Hafentag hier ist also Ehrensache. Und erst beim Frühstück in der Plicht fällt mir auf, wie unglaublich klar das Wasser hier ist. So etwas habe ich die ganzen letzten 5 Monate nicht gesehen. Selbst die Insel Anholt, in der Ostsee berühmt für ihr klares Wasser, oder der Vänernsee sind nichts dagegen. Das Wasser ist so klar wie im Swimmingpool, und schimmert je nach Untergrund mal türkis, mal tiefblau wie auf dem Ozean. Absolut herrlich. Und irgendwas schwirrt dauernd über das Wasser. Erst bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieses etwas aber nicht als Mückenschwarm, sondern als hunderte kleine Fische! Selbst die hüpfen hier durch den Hafen, als gäbs kein Morgen. Die Väderöarna erscheinen mir immer traumhafter.  Es gibt unheimlich viel zu entdecken, doch verbringe ich bei bestem Sommerwetter erstmal 2 Stunden damit auf dem höchsten Gipfel der Insel auf den warmen Felsen zu sitzen und einfach nur den Blick schweifen zu lassen, denn der Blick auf die umliegenden Inseln und das Skagerrak fesselt. Und wieder kann ich von den Inseln nur in Superlativen sprechen. Abends an Bord, nach mehreren Stunden Expedition (wofür ich normalerweise viel zu faul bin), lasse ich alles sacken und überschlage mal nüchtern. Ich bin auf einer abgelegenen Schäreninsel. In traumhafter Natur. Der Hafen hat alle Serviceeinrichtungen, dazu noch brandneu. Das Wasser ist so klar wie in der Karibik. Es gibt ein Wirtshaus mit allem denkbaren Komfort und traumhafter Sauna, welches sich perfekt in die Schärenromantik und Abgeschiedenheit einfügt. Die Inseln haben diese gewisse Prise Romantik, die besondere Törnziele ausmacht. Einen schöneren Hafen kann ich mir nicht vorstellen. Es gibt bestimmt viele andere schöne. Schneller zu erreichendere. Welche mit mehr Remmidemmi und Citylife drumherum. Häfen die qua Lage  etwas besonderes sind, wie z.B. Töre. Aber einen schöneren Hafen, der mehr von allem hat was ein Segler sich im Urlaub wünscht; das gibt es nicht. Ich bin zufrieden. Zufrieden, nach 3.000NM den wahrhaft schönsten Hafen der Ostsee gefunden und lieben gelernt zu haben.

Und das alles ist nicht ausgedacht, sondern genau so vor einigen Tagen auf den Väderöarna in Westschweden passiert.

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Bootsevents 2014: Einsteigen, ablegen und Spaß haben!

Einsteigen, ablegen und Spaß haben lautet die Devise bei den Bootsevents 2014 der ADAC Sportschifffahrt, des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft und weiteren Unternehmen . 15 nagelneue Sportboote stehen Interessierten am 20./21. September 2014, jeweils von 10:00 bis 18:00 Uhr, kostenlos für Probefahrten zur Verfügung.

Erleben Sie mit Familie und Freunden die Faszination Bootssport und lassen Sie sich den Wind einmal so richtig um die Nase wehen.

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Boote mit bis zu 15 PS können ohne Führerschein auf allen Bundeswasserstraßen mit Ausnahme des Rheins gefahren werden. Tausende von Kilometern stehen interessierten Nachwuchsskippern damit auf Flüssen, Kanälen und an der Küste zur Verfügung. Wir zeigen Ihnen, wie einfach der Einstieg in den Bootssport ist.

Genießen Sie die besondere Atmosphäre der Maritimen Woche mit ihren vielfältigen maritimen Angeboten und nehmen Sie das Ruder einmal selbst in die Hand. Unsere Instruktoren an Bord zeigen Ihnen wie es geht. Boot fahren ist ganz leicht, wenn man es gleich richtig gezeigt und erklärt bekommt. Eine Anmeldung ist vor Ort möglich, die Veranstaltung findet an der Weserpromenade Schlachte, Anleger 4b (Höhe Bürgermeister-Smidt-Brücke) statt.

Sollten Sie den Spaß am Boot fahren gewonnen haben, empfehlen wir Ihnen den Besuch einer Einweisungsveranstaltung oder eines Kurses zu den Sportbootführerscheinen. Die Experten der ADAC Yachtschule Möhnesee (www.adac-yachtschule.de) beraten Sie vor Ort gerne zu den Möglichkeiten. Informationen dazu erhalten Sie auch bei der ADAC Sportschifffahrt unter www.adac.de/sportschifffahrt.

Weitere Informationen zum Bootssport und unseren kostenlosen Probefahrten erhalten Sie unter www.entdecke-wassersport.de

Menschen am Meer: Giorgos. Oder: Muränen sterben langsam.

Der da nach unserem Anleger auf Milos an LEVJE vorbeischwimmt, ist Giorgos. Er ist Lehrer und lebt eigentlich in Athen. Aber wie so viele Griechen, die ich unterwegs kennenlerne, kehrt auch Giorgos einmal im Jahr zurück, dorthin, wo er aufgewachsen ist: Nach Milos. Und dort verbringt er eine gute Zeit. Meistens mit Freunden, und auf einem kleinen Motorboot, Auf dem kleinen Motorboot sind zwei Familien versammelt: Giorgos‘ Freund mit Frau und Kind. Eine Freundin. Mit Kind. Und Giorgos. Sie liegen da. Schaukeln in den Wellen. Machen Musik. Ein friedliches Völkchen.

Und weil ja Abends etwas auf den Teller muss: zieht Giorgos mit seiner Harpune los. Im Bild oben ist er schon auf dem Rückweg. In der Felswand hat er eine mittelgroße Dorade harpuniert. Und eine braune Muräne. Man sieht sie, oben, im Foto, an der Spitze der Harpune.

Giorgos ist stolz über sein Jagdglück. Muräne gegrillt sei köstlich. Und das weiß auch ich, seit ich in diesem Winter in LEVJE’s Heimathafen Izola in Slowenien gegrillten Meeraal vorgesetzt bekam. Im RIBICA, das von Fischern betrieben wird. Es war einer der besten Fischteller, die ich je vor mir hatte.

Aber leider ist die Muräne noch nicht verendet. Sie kämpft. Und krampft. Und windet sich zu einem Knäuel. Und versucht, sich irgendwie von der Harpune zu befreien, das scheußliche Ding loszuwerden.

Eh ich michs versehe, hat mir Giorgos die Harpune in die Hand gedrückt, samt der sich windenden Muräne. Er schnorchelt zum Grund, und als er wieder auftaucht, hat er eine Steckmuschel in der Hand. Gegrillt ein Gedicht, meint Giorgos. Und er will sie mir schenken.

Aber so weit geht meine Experimentierlust heute nicht. Während ich noch mit der Muräne in der Hand dastehe, fällt mir dazu schon nichts Vernünftiges ein, wie ich dem Leiden der sich windenden Kreatur auf der Harpune ein schnelles und für mich nicht akzeptables Ende setzen könnte. Keines, über das ich hier gerne schriebe. Nein. Heute keine Steckmuschel auf dem Grill.

Die Muräne erinnert mich daran, wie wir überall mit Tieren umgehen, auch bei uns in Deutschland. Das Schwein, das meine Großmutter zu ihrer Goldenen Hochzeit schlachten ließ, bei sich im Hof. Der Metzger, der Fischer-Seppl, ging zielstrebig zu Werke, er wußte, wie er es machen mußte. Aber trotzdem ließ die ganze Prozedur samt fröhlichem Kesselfleisch-Essen der Gäste den Achtjährigen verstört zurück. Ich habe nie Kesselfleisch gegessen. 
Da ist sie dann wieder, die moralische Frage: 
Auf der Stelle Vegetarier werden? Ändert nichts an der Tatsache, dass genau in diesem Augenblick, wo immer wir uns gerade befinden, in geringster Entfernung Tiere geschlachtet werden. Und uns in guter deutscher Manier raushalten? Ich fürchte, die Zukunft wird uns Anderes abverlangen. 
Augenblicklich eine Initiative gegen das Harpunieren gründen? Aufkleber verteilen? 
Oder einfach den freundlichen Giorgos schelten? Und was, wenn er mir das Wort WIESENHOF und WIETZE um die Ohren haut? 432.000 geschlachtete Hühner. Pro Tag. Und das ist nur EINER von vielen Hühner-Schlachthöfen in Deutschland. Die Fischfarmen, die mich auf meiner ganzen Reise von Triest bis hierher begleiteten?
Nein, ich fürchte, dies ist, was man „Leben“ nennt, in seiner ganzen Widersprüchlichkeit. Wir können den Kreaturen, die für uns ihr Leben lassen, mit Respekt begegnen. Für artgerechte Aufzucht und ein erträgliches Ende ohne Qual sorgen. Das ja. Aber das „Stirb und Werde“ und unsere Rolle dabei: daran werden wir wenig ändern.