Kategorie: News & Blogs

Unter Segeln um Kreta: Unterwegs im Gewitter. Um die Westspitze Kretas.

Jedes Gewitter ist anders. Und keine zwei gleichen sich. Jedes Gewitter läuft anders ab. Und jedes wartet mit Gefahren ganz eigener Art auf.

In Chania blieb ich länger als gedacht. Und dies, weil Chania sich als bisher schönster Ort an der kretischen Nordküste entpuppte. Ein fesselnde Mischung aus venezianisich und türkisch, ein brodelndes Etwas aus TECHNO-Youngstern und Pferdekutschen, aus Kopfsteinpflaster und gut gemachtem Tourismus. In einem der nächsten Posts in ENTLANG AN KRETAs NORDKÜSTE werde iich mehr über Chania schreiben.

Das mit der TECHNO-Musik war dann aber doch einer zuviel. Denn die Zentren des TECHNO-Beats liegen in Chania – als hätte es sich verschworen – dort, wo der Segler ankert: Am Ankerplatz vor der nur von Steinböcken bevölkerten Insel Agios Theodori. Und in Chania’s rieisigem Hafen 10 Meter von den Gastliegeplätzen entfernt. Also hält man es, obwohl man noch gerne in Chania verweilen möchte – ich konnte mich nicht sattsehen an dem, was ich da fand – zermürbt von zuwenig Schlaf nicht aus und zieht weiter.

Der Morgen war windstill und dumpf. Schwül. Ein paar dicke Regentropfen aus dem Nichts, die gleich wieder verschwanden, als ich im Coffeeshop meinen Orangensaft schlürfe und über die byzantinische Stadtmauer sinniere – sie hat es mir angetan, weil die Byzantiner in den Bedrängnissen der Völkerwanderungszeit, es musste schnell gehen, einfach alles vermauerten, was sie an der Antike fanden: Gesimssteine, Kapitele, ganze Säulen sind in der Stadtmauer vermauert, ein Lehrbuch der antiken Baustile, vor meinen Augen in der Stadtmauer. 

Der Wetterbericht ist normal: kein Wind, maximal 2-3 bft. Etwas Regen. HNMS WARNINGS, der lakonische Nationale Griechische Wetterdienst, sagt für KITHIRA SEA und WEST KRITIKO Thunderstorms voraus. Gewitter. www.blitzortung.org, zeigt tatsächlich eine breite Front aktiver Blitze weit im Westen an, vom Peloponnes bis weit südlich, aber die Front bewegt sich seit drei Stunden nicht. Ich schaue mich um. Außer den paar dicken Tropfen eben, die irgendwie aus dem Nichts kamen, fast nur blauer Himmel. Es sollte halten bis heute Abend. Also los.

Meinen Kurs habe ich zum Ak Spathi gesteckt, das weit in den Norden ragende Kap. Und sollte schneller als erwartet doch etwas heranziehen: Sind es von der Insel Agios Theodori nur etwas mehr als eine Stunde in den Fischereihafen von Kolumvari, genau südlich von Ak Spathi am Fuß der Halbinsel.

Es ist später Vormittag, und Agios Theodori liegt weit hinter mir, als die Welt um mich herum grau wird. Nicht das leiseste Lüftchen, nur ein Grau ringsum, aus dem ich dann auch eindeutig im Motorgeräusch Donner höre, dummerweise genau aus der Richtug meines Ausweichhafens Kolumvari südwestlich von mir.

Also weiter Richtung Ak Spathi, nach Nordwesten. Dumm nur, dass ich dann den nächsten Hafen, den von KIssamos in der Nähe von Kretas nordwestlichster Insel Gramvousa, erst gegen 17 Uht erreichen werde. Und bis dahin kann viel passieren.

Regen setzt ein. Erst leicht. Ich liebe die Tage auf See im Regen, wenn das Meer spiegelglatt ist, irgendwie bleigrau schillernd, harmlos, das ganze Gegenteil des ungebärdigen Wesens an einem stürmischen Tag. Der Regen wird dichter. Ich habe keine Segel draußen, also nicke ich nur kurz, als mir der alte Merkvers einfällt:

„Kommt der Regen vor dem Wind,
Skipper birg die Segel geschwind.“

Die Welt wird immer grauer. Eine Yacht auf Gegenkurs. Langsam kriecht sie um Kap Spathi herum, das Grau hat sich nun hinter mir zu einer dichten grauen Masse  geballt, aus der es donnert. Die Yacht auf Gegenkurs hat aufgestoppt. Bug zum Unwetter, als würde der Skipper einen Augenblick verharren. Und warten. Warten auf das, was sich da entwickelt, was vor ihm steht.  Die Yacht verharrt stehend im Regen auf der weiten Wasserfläche, den Bug dem Unwetter zugewandt, unverwandt. Wie ein Stier in der Arena. Plötzlich ist klar: dass das Gewitter hinter mir nicht wie erwartet von West nach Ost zieht, sondern umgekehrt: Von Ost nach West. Wo ich eben noch dachte, alles hinter mir zu haben, habe ich jetzt plötzlich alles vor mir. Das Gewitter: Es verfolgt mich. Und kommt auf die stehende Yacht zu, die wenige Augenblicke später in der grauen Wand verschwunden ist. 

Wind kommt auf aus dem Osten. Auch das ist ungewöhnlich. Ostwind, der LEVJE nun ohne Segel nach Westen schiebt, Richtung Ak Spathi. Das Grau wird dichter, der Regen nimmt weiter zu, der Wind weht jetzt so kräftig, dass es den Regen trotz aufgespanntem Sonnensegel von achtern den Niedergang hinuntertreibt. Also das Steckschott eingesetzt, und das Schiebeluk zugezogen. Als ich den ersten Ausläufer von Ak Spathi erreiche, kommen die Blitze näher. Vergingen vorher 10 Sekunden zwischen Blitz und Donner, sind es jetzt nur noch vier oder fünf. Das ist nah, 1.200 bis 1.600 Meter.

Ich schaue zum Ak Spathi hinüber. Plötzlich ein Blitz, der oben irgendwo in die Felswand einschlägt. Dann keine zwei Sekunden später ein Donnerschlag. Das war jetzt echt nach, Mist. Das Eine ist: dass die Versicherungsexperten von PANTAENIUS und von SHOMAKER bei unseren Interviews für das Buch GEWITTERSEGELN uns handfest mit Zahlen bestätigten, dass Blitzeinschläge auf Yachten äußerst selten und zuallermeist im Hafen, am Landstrom hängend, zu Schäden führen. Das Andere ist: wenn der Blitz einfach 500 Meter entfernt über der Yacht in eine Felswand einschlägt. Statistische Gewißheiten zerfallen augenblicklich wie modrige Pilze.

Dann steigen in mir Bilder auf eines barocken bayrischen Welttheaters vom jüngsten Gericht, „… hat ein Buch herausgebracht über GEWITTERSEGELN… Daheim bleiben hätt‘ er sollen…“, aber kaum schießen mir derlei Gedanken in den Kopf: da lichten sich die Wolken über Ak Spathi. Die Sonne bricht hervor, das Gewitter, es zieht weiter nach Nordwesten, Richtung Kithira, Und ich: schlage gleich nach dem Kap, unter dem sich winzig, winzig ein Schlauchboot verkrochen hat, um an der scharfen Felsenkante, die einer Wetterscheide gleicht, clever abzuwarten, aus welcher Richtung er nun wehen wird, der Wind, ich schlage gleich einen Haken nach Süden, auf den Hafen von Kissamos zu.

Im Sonnenschein empfängt mich der äußerste Westen Kretas. Ich ziehe Lifebelt, Schwimmweste, Segeljacke aus. Und Kreta endet, wie es für mich weit vor einigen Wochen weit im Osten begann, vor dem Strand von Vai: als überraschend grüne Insel, jetzt mitten im August. Und als wäre es noch nicht genug mit Atlantikstimmung und Atlantikwetter, verdichtet sich der Himmel, kaum dass ich eine Viertelstunde noch vom Hafen von Kissamos entfernt bin, erneut. Und keine 300 Meter östlich von mir ist alles grau in grau. Und der Regenbogen signalisiert mir: Dass es doch kein bayrisches Weltenende-Gericht geben wird. Zumindest heute nicht.

IBNV bezieht Stellung zu neuen Ufersperrzonen

Lindau/Wasserburg – Naturschutz und motorisierter Wassersport sind aus Sicht des IBMV (Internationaler Bodensee Motorboot Verband) kein Widerspruch: „Uns als Wassersportlern liegt besonders viel an der Umwelt und wir gehen verantwortungsvoll mit ihr um“, erklärt Verbandsvorstand Paul Minz, der sich über den gefundenen Kompromiss mit der Regierung von Schwaben freut. Dieser sieht zwar erweiterte Sperrzonen unter anderem in Uferbereichen von Wasserburg, den Lindauer Stadteilen Bad Schachen, Reutin und Zech vor, die eingeschränkten Ankerflächen seien aber vertretbar. Der IBMV habe im Schulterschluss mit dem Bodensee Seglerverband in den Verhandlungen auf ein ausgewogenes Ergebnis hingearbeitet und sieht nun die Interessen von Mensch und Natur gleichermaßen berücksichtigt.

Seedienst klärt Bootsführer über neue Ufer-Sperrzonen auf und mahnt, diese zu respektieren .

Seedienst klärt Bootsführer über neue Ufer-Sperrzonen auf und mahnt, diese zu respektieren. Foto: © IBNV

Bei der Umsetzung der neuen Regelungen setzt die  Regierung von Schwaben zunächst nicht auf Repressionen, sondern auf die freiwillige Einhaltung. „Wir nehmen sie jedenfalls sehr ernst und machen Bootsführer direkt auf dem Wasser darauf aufmerksam“, betont Paul Minz und verweist auf den aktiven Einsatz des IBMV-Seedienstes. Der Seedienst ist mit einem eigenen Boot unterwegs und klärt Skipper mit Flugblättern über die neuen Regelungen auf. Paul Minz: „Gemäß unserem Leitsatz ,Ordnung in Freiheit’ nehmen wir damit aktiv unsere Verantwortung für den Erhalt der einzigartigen Fauna und Flora an den Ufern des Bodensees wahr.“

Der IBNV vertritt als internationaler Verband die Interessen von rund 3600 motorisierten Bootsfahrern am Bodensee in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Unter Segeln: Wenn der Meltemi nicht weht. Oder: El Ninho über derÄgäis?

Irgendwie ist alles anders mit dem Wetter dieses Jahr auf Kreta und auch in der Ägäis. „Jetzt im Juli und August sollte bei uns normalerweise der Wind am stärksten wehen,“ sagt Mikhalis Farsaris, Vorstand der Marina von Agios Nikolaos. „Stattdessen berichten die Zeitungen hier über das verrückte Wetter: Kein Wind. Flaute. Dafür aber Regen im August – das hatten wir noch nie!“  Tatsächlich zeigen die Wetter-Animationen wie www.windyty.com dasselbe Bild für die Ägäis: Ungewöhnlich schwache Winde, wo es wehen sollte nach Kräften. Hohe Luftfeuchtigkeit und Hitze. Statt eines Meltemi, der Kühlung bringt.


Meltemi. Etesien. Die jährlich wiederkehrenden Winde. Seit der Antike sind sie bekannt, der Meltemi gehört im Sommer zur griechischen und kleinasiatischen Küste wie das Alpha zum Omega. Er wacht auf im Mai und schläft ein im September. Er weht in der nördlichen und mittleren Ägäis aus Nord und in der südlichen Ägäis, da, wo er auf den Gebirgsriegel Kretas wie eine Wand trifft, eher aus Nordwest. Man findet ihn in diesen Monaten vom ionischen Meer südlich Korfu bis hinüber nach Marmaris. Er weht täglich. Meist vom frühen Nachmittag an. Manchmal auch durchgehend Tag und Nacht. Manchmal eine Woche lang. Und wenn er sich nachts nicht schlafen legt, ist das für seine Laune am folgenden Tag kein gutes Zeichen. Weil er dann meist fauchend noch zulegt. 
 
Zwischen den Inseln fegt er aufgrund der Kapeffekte manchmal bis zu 40% stärker als angekündigt:

 

                                                                         Das Video: Meltemi! Meltemi! Hier klicken.

Er bläst in Lee von Inseln und Gebirgszügen mit Böen, die hart aufs spiegelglatte Wasser schlagen und Yachten zur Seite legen.

 
Verursacht wird der Meltemi durch zwei Drucksysteme: Ein Hoch über Balkan/Ungarn. Ein Tief über der Zentraltürkei. Jedes dieser beiden Drucksysteme wirkt wie ein Schaufelrad, und zwischen den nebeneinander liegenden riesigen Schaufelrädern, die sich in gegensätzlichen Richtungen nach Süden drehen, werden gewaltige Luftmengen aus dem Baltikum angesaugt, die am Ende von den Schaufelrädern mit hohem Druck nach Süden über Nordgriechenland hinausgepresst werden in die Ägäis, zwischen die beiden Festlandssockel von Griechenland/Peloponnes im Westen und Türkei im Osten. Dort, wo die beiden Festlandsmassen, die wie Seiten einer gewaltigen Trillerpfeiffe wirken, enden, fächert der Meltemi in Böen aus: Nach Westen um die Südostecke des Peloponnes. Nach Osten hinein in den Golf von Gökova und von der Datca-Halbinsel vor Marmaris nach Südost herunter.

Aber dieses Jahr funktioniert das gewaltige Pumpkraftwerk nicht – ein einmaliges Phänomen! Die Bracknell-Karte vom heutigen 11. August zeigt, warum:


Wer auf die rechte Hälfte der Karte schaut, sieht Auffälligkeiten: Die Karte, die alle aktuellen Hochs und Tiefs von Grönland (mitte oben) bis zur Türkei (rechts, obere Hälfte) verzeichnet, zeigt im rechten Drittel nur eines: gähnende Leere. Bis auf ein kleines Tief nördlich Sizilien (L 1009) – ist da: Nichts. Kein Hoch über dem Balkan. Kein Tief über der Zentraltürkei. Die großen Schaufelräder – sie sind einfach nicht da.. „Zum zweiten Mal, solange ich denken kann,“ sagt Mikhalis Farsaris, der wie seine Frau auf Kreta geboren ist. „Wir hatten das nur einmal, 2002: da wehte im Sommer statt des starken Meltemi aus Nordwest nur ein laues Lüftchen aus Süd. Merkwürdig war das.“

Zum Vergleich zum heutigen 11. August 2015 der 11. August 2011: Der hat aufgrund des starken Meltemi sogar Eingang in WIKIPEDIA’s Meltemi-Artikel gefunden. Er wehte in den Tagen vor vier Jahren so stark, dass der HELLENIC NATIONAL METEOROLOGICAL SERVICE, das nationale Griechische Wetteramt, Extremwetterwarnung für Nord- und Zentralgriechenland geben musste. Extremer Wind. Extreme Böen.

Und dieses Jahr: Nichts. Jedenfalls bislang nicht. Dabei wissen Meteorologen, dass der Meltemi Teil des Nordostpassats ist – und damit Bestandteil eines der stabilsten Wetterphänomene in der Menschheitsgeschichte überhaupt. Sebastian Wache, Meteorologe bei WETTERWELT, über die Beständigkeit der Etesien: „Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass es in einer Normalzeit auf der Erde immer die gleichen Windverhältnisse gibt. Insbesondere im östlichen Mittelmeer, da hier das Hitzetief über der Türkei eines der stabilsten und regelmäßigsten Phänomene in der Meteorologie ist. Das impliziert auch den Meltemi/Etesien – und in den Übergangsjahreszeiten den Lodos.“
 
Und jetzt? „Die Windsurf-Clubs hier sind verzweifelt. Nichts geht.“ Kretische Zeitungen und Webseiten berichten über das „El Ninho“-Phänomen. Aber nächste Woche: Da kommt er zurück, der Meltemi. Jedenfalls sagt WINDGURU.CZ und andere das voraus. Mal sehen, ob das so stimmt. Denn eigentlich sagen die Wetterdienste das so schon den ganzen Sommer voraus. Und mussten kurzfristig ihre Vorhersage wieder korrigieren. Das große Pumpwerk – es will einfach nicht anspringen.
 
 

Vorankündigung:

Wer mehr erfahren möchte übers Segeln in der Ägäis: 

In etwa vier Wochen, Mitte September 2015,

erscheint der Film zum gleichnamigen Buch 

EINMAL MÜNCHEN – ANTALYA, BITTE.

Der Film kostet € 24,95. Bestellungen bitte per eMail-Kontaktformular rechts außen.

Und natürlich ist er in diesem Film einer der Stars: Der Meltemi.

 

PROLAHN e.V. negiert Gerüchte zur Schließung der Lahn

Unter holländischen Skippern geht zurzeit das Gerücht um, dass die Lahn geschlossen sei und nicht mehr befahren werden könne. Wen wundert es da, dass man in diesem Jahr auf der Lahn nur sehr wenige holländische Skipper trifft. PROLAHN e.V. äußert sich nun gemeinsam mit dem WSA zu diesen Gerüchten und stellt klar: Das Gerücht, die Lahn sei zugemacht, stimmt nicht!

Lahn

Entgegen vieler Gerüchte im benachbarten Ausland bleibt die Lahn weiter befahrbar.

Die Lahn ist und bleibt Bundeswasserstraße, verkündet PROLAHN in seiner Pressemeldung. Um deren durchgängige Befahrbarkeit kümmern sich die Frauen und Männer vom Wasserbau redlich. Die Schleuse Diez wird erneuert, aus diesem Grund kann man in diesem Jahr nur bis zur Oranierstadt Diez fahren – ab 2016 wieder bis Limburg und Runkel-Dehrn. Die Fahrrinne hat eine zugesicherte Wassertiefe von mindestens 160 cm. Auf ELWIS ist dazu eine Liste mit Fehltiefen veröffentlicht, diese Angaben beziehen sich auf ein absolutes Niedrigwasser der Lahn nach extrem langer Trockenzeit. Bei einem Normalpegel Kalkofen von derzeit 178-180 cm bleibt auch für große Schiffe in der Fahrrinne ausreichend Wasser unter dem Kiel. Das freundliche Schleusenpersonal freut sich auf jedes Schiff, das aus Holland, Belgien, Frankreich oder aus jedem anderen Land der Welt die Lahn und damit eines der schönsten Fahrtenreviere in Deutschland besucht.

Auch die an der die im ADAC Marinaführer beschrieben Häfen und Sportbootanlagen an der Lahn stehen Skippern weiter zur Verfügung.

Heute in Griechenland (13): Wie Marios, der Fischer den Sommer verbringt.

Es gibt Orte, die machen es einem einfach, anzukommen. Alles ist, wie man es sich wünscht. Vor allem die einfachen Dinge: Licht. Wärme. Geräusche. Das Treiben rundherum.
An anderen Orten ist es schwer, anzukommen. Nichts passt: Es ist heiß. Die Luft steht über aufgeheizten Betonmolen. Orte, Gegenden, Landstriche: die touristische Durchlauferhitzer sind. Voller Busse, die in stetem Rhythmus Menschen aus nordeuropäischen Ländern an- und abtransprtieren.

Eine solche Landschaft ist die Region östlich von Heraklion. Hier hat sich der Tourismus auf Kreta entwickelt, bevor Orte wie Agios Nikolaos im Osten nachfolgten und einen eigenen Stil entwickelten. Östlich von Herklion: Die Hochburgen Chernissos, Mallia: Pelzladen an Pelzladen mit Ladenschildern in Russisch, davor Fotos von Models, die sich Pelze kuscheln, ein Anblick im August bei 40 Grad so richtig wie ein Eisbär in der Sahara. Gouves: Retorten-Orte, in denen Leben nur von Mai bis Oktober ist, die dann stillgelegt werden, von Oktober bis Mai. Bis die blauen Busse wiederkommen und Raupen gleich die Erhlungssuchenden aus den Nordländern einsammeln. Und hier wieder ausspucken in eine Maschine: die heißt Tourismus.

In Porto Gouves treffe ich Marios. Eigentlich ist er ja Fischer, wie sein Vater, mit dem zusammen er sein Boot hier liegen hat, die KAPTAN MBEIS. Das ist der Spitzname von Marios‘ Vater, Fischer seit vierzig Jahren. Von ihm hat Marios den Beruf des Fischers gelernt. 

Den Sommer über arbeitet Marios als Hafenmeister in der kleinen Marina von Porto Gouves. Die Marina ist nicht groß: Platz für etwa 60, siebzig Boote, wenn überhaupt. Im Augenblick liegen nicht viele Schiffe in Porto Gouves: ein griechisches Gület und eine 40 Fuß Yacht, die tagsüber Ausflugsfahrten für die Gäste der Hotels veranstalten, die sich in Gouves, nur unterbrochen von wenigen Tavernen, fast nahtlos aneinanderreihen. Eine große, graue Motoryacht. Zwei Fischer, die KAPTAN MBEIS und die NIKI, von Marios Freund Kaptan Niki. Sonst ist die Marina bis auf die kleineren Boote leer.



Marios ist stolz auf „seine“ Marina. Er und George, der Marina-Manager sowie Kostas, der Marinero,  haben überall an der Betonmole sauber Autoreifen aufgehängt, die sie weiß angestrichen haben, als Fender. Der Strom an den Säulen funktioniert, das Wasser auch. In dem kleinen Häuschen, das man oben hinter Niki’s Fischerboot sieht, ist eigentlich immer einer von den dreien.

„Im Sommer bin ich hier in der Marina und verdiene mein Geld. Aber im Winter: da bin ich mit der KAPTAN MBEIS draußen, manchmal drei, vier Tage am Stück, bis hinunter in den Osten, nach Siteia. Im Winter kriegt man die Fische leichter.“ Und die Restaurants?, frage ich. Ob er denn dann Abnehmer hätte, im Winter, wenn die Restaurants ialle geschlossen seien? „Hier in Gouves ist alles zu. Aber in Heraklion geht schon was. Wir haben unsere Abnehmer. Ich rufe da einfach an und sage: ‚Hey, ich habe heute ein paar Kilo ‚Red Mulett‘ oder ‚Sea Bream‘ oder ‚Octopus‘. Das kann ich dann immer gut verkaufen. Manchmal fährt im Winter auch mein Vater mit raus. Oder Freunde. Auf der KAPTAN MBEIS können bis zu vier Leute übernachten, dann gehen wir zu mehreren raus.“ Ob er denn als Fischer irgendwas spüren würde, von der EU, von Vorschriften, von Bankenkrise? Er deutet hinter sich, hinaus aufs Meer. „Da draussen mache ich, was ich will. Das ist das Schöne: Da sagt mir keiner was.“

Eigentlich macht Nikos einen ganz zufriedenen Eindruck, wenn er so vor seinem Fischerboot steht. Er hat ein Boot. Er kann rausfahren. Und sonst? „Ich würde mir mehr Segler hier in der Marina wünschen,“ sagt Marios. „Wir strengen uns schon sehr an, wirklich auf die Boote aufzupassen und alles richtig zu machen. Aber irgendwie kennen uns zuwenige.“

Gouves, einer der großen Touristenorte östlich des Flughafens von Heraklion. Auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Ort, der einem Segler das Ankommen leicht macht. Und doch: LEVJE lag hier sicher im Meltemi, die Menschen freundlich, die Anlage sauber und gut in Schuß, die Waschräume gepflegt. Und die Fischer, die fast jede Nacht um halb drei aus dem Hafen tuckern, haben ihre Geschichten, darüber, wie man ein einfaches Leben lebt. So wie Marios, George und Niki, der den Morgen dösend und rauchend nach langer Nacht auf dem Meer zwischen den Netzen auf seiner NIKI verbringt.

25. Hanse Sail Rostock: Maritimes Fest mit Tiefgang und reichem Spektrum

Das Schiff mit dem größten Tiefgang während der 25. Hanse Sail ist das russische Vollschiff „Mir“ mit 6,60 Metern, dicht gefolgt von der polnischen „Dar Mlodziezy“, der„Sedov“ und der „Kruzenshtern“ (beide Russland). Die deutsche „Gorch Fock“ (5,35 m) und die norwegische „Christian Radich“ (4,90 m) gehen ebenso in eine beachtliche Tiefe wie die indische Bark „Tarangini“ (4,50 m), die als Marineschulschiff während der Hanse Sail im Marinestützpunkt „Hohe Düne“ liegt und hier an den Tagen des Offenen Stützpunktes Open-Ship anbietet. Die anderen sechs Windjammer machen in Warnemünde fest und bieten ein bestechendes und würdiges Bild anlässlich der 25., der „Silber-Sail“. Windjammer oder Tiefwassersegler sind die „Stars“ der Hafenfeste in aller Welt. Es sind die wuchtigsten Segler mit der größten Segelfläche und dem entsprechenden Tiefgang, der im Unterschied zu den sichtbaren Attributen nun wahrhaftig kein optischer Marketing-Trumpf ist.

Willkommen zur 25. Hanse Sail heißt es vom 6. bis 9. August wieder in der Hansestadt Rostock.

Überreiches Angebot an maritimen Bildern an vier Tagen

Aber der „Tiefgang“ ist eine passende Metapher, um ein Fest zu würdigen, das vor einem Vierteljahrhundert faktisch aus dem Nichts organisiert wurde und heute in der internationalen „Champions League“ der Hafenfeste an der Tabellenspitze mitsegelt. Tiefgang steht auch für Gehalt, Tiefsinnigkeit und Substanz. Nun ist die Hanse Sail keine philosophische Veranstaltung, aber was rund eine Million Besucher hier an vier Tagen sehen, erleben und fühlen können, geht weit über ein „normales Volksfest“ im herkömmlichen Sinne hinaus. Es sind zunächst die Bilder von rund 240 Traditionsseglern, Museumsschiffen und Gastschiffen im Stadthafen, auf der Warnow, am Passagierkai und auf der Ostsee, die mitunter tiefe Emotionen in Kombination mit Gänsehaut erzeugen, die noch einmal eine Steigerung bei einem Mitsegeltörn erfahren. Rund eine halbe Million Besucher haben seit 1991 die Bordatmosphäre gesucht und erlebt. Open-Ship, auf der 25. Sail z.B. auf der „Nao Victoria“ oder auf der „Gorch Fock“, sind Kai nahe Möglichkeiten, sich ein maritimes Bild zu verschaffen. Besonderes Augenmerk bekommen sicher die historischen „Schwergewichte“ „Etoile du Roy“ (Frankreich), die Erfreuliche Bilanz im 25. Jahr des maritimen Festes Die Hanse Sail kann in ihrem Jubiläumsjahr eine erstaunliche Bilanz aufweisen. Rund 1.100 verschiedene Gastschiffe aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika waren hier und haben rund 5.000 Mal Kurs auf Rostock und Warnemünde genommen. Angezogen von der Neugier auf den Osten, von der sprichwörtlichen Gastfreundschaft der Hansestädter und natürlich auch von der sehr guten Möglichkeit, durch Törns Geld, vor allem für den Erhalt der Schiffe aus dem letzten und auch vorletzten Jahrhundert, zu verdienen. Rostock ist seit 1991 zu einem ganz wichtigen „Heimathafen der Traditionsschiffe“ geworden. Nicht durch den tiefen Griff in die ohnehin recht schmale Stadttasche, sondern durch ein kontinuierliches und tiefgründiges Engagement für den Erhalt dieses besonderen maritimen kulturellen Erbes. Mehr als 500 Partner, so von der Deutschen Marine, aus Unternehmen, Verbänden und Vereinen sowie aus der wichtigen „Klasse der Ehrenamtlichen“, stehen dabei an der Seite der Sail-Organisatoren. Rund 50 Sponsoren begleiten auch die 25. Hanse Sail und springen ein, wenn „Not an Geld“ ist. So z.B. bei den Seglern mit dem außerordentlichen Tiefgang, die für ihre Manöver Lotsen, Schlepper und Festmacher brauchen. Firmen aus Rostock und darüber hinaus haben durch finanzielle Unterstützung „Patenschaften“ für die „Dar Mlodziezy“, die „Kruzenshtern“, die „Mir“, die „Gorch Fock“, aber auch für den Seenotkreuzer der DGzRS und die „Nao Victoria“ übernommen. Summa summarum zum Thema Tiefgang: Wer will, kann während der Hanse Sail tief in die maritime Geschichte oder in bewährte und praktizierte Technologien des Schiffbaus und des Segelns ebenso eindringen, wie in die Geschichte der Hanse Sail, die seit 1991 mehr als 20 Millionen Besucher hatte und bisher für einen Mehrumsatz von rund einer Milliarde Euro sorgte.

Nicht alltägliche Erlebniswelten an der Kaikante und an Land

Natürlich ist auch die 25. Hanse Sail nicht in erster Linie eine maritime Weiterbildungsveranstaltung, zumal vier Tage wirklich zu kurz sind. Sie ist ein Fest und auf einem Fest will das Volk, das reicht vom Regierungsvolk bis zum Volk der Kinder, Dinge erleben, die im Alltag so nicht vorkommen.

Die haben zunächst in der Hansestadt mit dem Wasser, speziell mit der Warnow und hier mit Zuschauen, aber auch mit eigenen Aktivitäten zu tun. So vor allem im inzwischen gut etablierten Segelstadion, wo Trendsportarten ausprobiert werden können. Hingucker werden zwei Aktionen auf der Warnow in Höhe der Bummelmeile sein, wenn am Freitagabend eine Inszenierung mit der „Greif“ und weiteren Schiffen live und vom NDR auch für die „Daheimgebliebenen“ präsentiert wird. Eine Würdigung von 25 Jahren Wiedervereinigung wird dabei der Auftritt der Gruppe „Karat“ sein. Ein zweites schönes maritimes Bild wird am Sonntagabend die „Parade der Nationen“ auf der Warnow sein. Hoch hinaus gehen schließlich die beiden Sailor´s Feuerwerke am Samstagabend in Warnemünde und im Stadthafen. Die Gestaltung des Landprogramms der Hanse Sail im Stadthafen und in Warnemünde steht ganz im Zeichen Jahrhunderte alter Volksfest-Traditionen. Dazu gehören Speis und Trank, auch aus befreundeten Bundesländern, aus Polen und dem diesjährigen Partnerland Estland oder auch spektakuläre Fahrgeschäfte sowie Riesenräder für den reizvollen Blick von oben. Zum Volksfest Hanse Sail gehört traditionell Musik aller Genres wie Shantys, Folk, Rock und Pop. Klassisch wird es traditionell in der Halle 207 zum Hanse-Sail-Eröffnungskonzert am 5. August mit Musikern der „jungen norddeutschen philharmonie“. Es gibt weitere „stille Veranstaltungen“, wie Ausstellungen oder Konferenzen mit bundesweiter und internationaler Beteiligung. Und jedes Jahr gibt es etwas Neues: In diesem Jahr präsentieren sich erstmals die „Kapitäne der Landstraße“ mit ihren Lastern am Segelstadion im Stadthafen. Wenn von „Tiefgang auf dem Wasser“ die Rede ist, so scheint der Begriff bei dem lockerlustigen Volksfest nicht angebracht zu sein. Irrtum. Denn jeder einzelne Baustein an Land muss sicher und tiefgründig vorbereitet werden. Grundlage für die Hanse Sail ist in diesem Jahr ein neu erarbeitetes Sicherheitskonzept, das in aufwendiger Vorbereitung vom Sail-Büro, von Ämtern der Stadt und Sicherheitsexperten erstellt wurde: Für ein sicheres und entspanntes maritimes Fest auf dem Wasser und an Land.

Wieder attraktive ADAC Mitgliedervorteile zur 25. Hanse Sail

Für ADAC Mitglieder gibt es während der 25. Hanse Sail am 7., 8. und 9. August in der Zeit von 9.30 Uhr bis ca. 16.30 Uhr auf der Brigg “Roald Amundsen” Segeltörns zum Vorteilsangebot.
Während der reguläre Törnpreis, inklusive Mittagsimbiss, einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen, pro Person 85,00 Euro beträgt, erhalten ADAC-Mitglieder 10% Rabatt und zahlen 76,50 Euro.
Die Buchung (bitte ADAC-Mitgliedsnummer angeben) erfolgt direkt über das Schiffsbüro “Roald Amundsen”, www.sailtraining.de. Weitere Informationen zum Vorteilsangebot und zur Buchung erhalten Sie hier*

Zur Webseite der Hanse Sail*

Marina-Portal jetzt mit Seekarten

Immer eine Handbreit Wasser unter unter dem Kiel ist nicht nur ein gängiger Spruch im maritimen Umfeld, sondern auch überlebensnotwendig für jeden Seefahrer.

Loano Navionics

Auch die Hafenbeschreibung der ADAC Stützpunktmarina in Fano bietet nun mit den Seekarten von Navionics noch mehr Informationstiefe.

Skipper die sich durch das etablierte ADAC Marina-Portal in ihren Wunschhafen lotsen lassen, können nun auch dort auf die elektronischen Seekarten von Navionics zugreifen. Auf dem Online-Portal vom ADAC können Nutzer neuerdings zwischen den Karten und Luftbildern von Google und den Sonar- bzw. Seekarten von Navionics wechseln. Damit stehen Skippern neben umfassenden Informationen zur Ansteuerung, Infrastruktur und Kontaktdaten bzw. Öffnungszeiten nun auch Hinweise auf die Wassertiefe und zu Seezeichen zur Verfügung.

Analog zur Nutzung von Kartenplottern und Navigationssoftware sind die über das Marina-Portal verfügbaren Online-Seekarten von Navionics zwar ausdrücklich nicht für Navigationszwecke zu nutzen, als Ergänzung zu den ohnehin an Bord befindlichen Navigationsmitteln oder auch zur Vorplanung eines Törns stellen sie jedoch einen erheblichen Mehrwert für Freizeitskipper dar.

Das Portal beschreibt derzeit gut 2200 Marinas und Sportbootanlagen in 21 Ländern und kann sowohl stationär wie auch mobil, zum Beispiel auf Smartphones und Tablet-PCs, genutzt werden. Detailkarten, Lagepläne, Touristeninformationen und Filme über die Marinas und Ausflugsziele in der Region sowie Vor-Ort-Webcams runden das Angebot ab.

 

Heute in Griechenland (12): Bäcker, Bus und Krise.


Die Marina von Agios Nikolaos auf Kreta: Wer vom Boot geht, findet gleich außerhalb der Marina zwei Strände. Leben in Griechenland: Wie fühlt sich das an für einen Reisenden?

In einem früheren Post schrieb ich über das Busfahren in der Türkei. Und darüber, wie viel eine Gesellschaft in ihren Bahnhof, an denen Reisen stattfindet, über sich selbst verrät. Wie sie sich organisiert. Wie sie funktioniert. Was wichtig ist.
Also los: Heute in Griechenland – mit dem Bus von Agios Nikolaos nach Heraklion.

Früh am Sonntag Morgen verlasse ich die Marina von Agios Nikolaos auf Kreta. Der einsame Schrei einer Möwe im gleissenden Sonnenlicht, sonst nichts. Selbst die Fallböen, die immer über die Marina hinwegfauchen, sie haben sich an diesem Morgen noch einmal schlafen gelegt. Ich gehe durch das fast menschenleere Agios Nikolaos – ein paar Alte, wie immer, im Cafeneion an der  Straßenkreuzung vor der Marina, auf ihre Stöcke gestützt, vor ihrem Kaffee. Ein Pizza-Lieferant auf einem Mofa, der den Hügel hochknattert.

 

Nur der Bäcker hat schon geöffnet, die Türen sperrangelweit auf, es riecht verführerisch, als hätte er gewusst, dass ich derlei willenlos ausgeliefert bin und nicht anders kann, als meiner lebenslangen Leidenschaft für die Bäckersfrau nachzugeben. „Was kauf ich mir?“ Es tut nichts, dass die Bäckersfrau in diesem Fall ein Kerl ist, es tut fast nichts, dass sie frisches Brot erst in zehn Minuten aus dem Ofen holen. Denn: ist gibt:
Warme Blätterteigtaschen, mit Schafskäse und Nüssen gefüllt.
Heiße Käse-Stängelchen mit Sesam.
Trockene Knabberstangen mit Karottengeschmack.
Süßes Mürbgebäck in achterlei Sorten, der Bäcker hat sofort erkannt, dass ich ihm wehrlos gegenüberstehe – und läßt mich zwei probieren. Nein, heute lieber salzig. Da können die daheim schreiben, was sie wollen: die Krise hat den Bäcker von Agios Nikolaos auf Kreta noch nicht erreicht. Nur mit dem Wechselgeld herausgeben: da hapert es. Der Bäcker muss schon lang kramen und drei mal seine Bäckersfrau anrufen, die sich wie eine Gottheit irgendwo in hinteren Räumen birgt. Und drei mal ungeduldig zurückkeift.

Frohen Mutes überlasse ich den Bäcker seinem weiteren Schicksal und stapfe mit einer großen Tüte hügelan, Richtung Busbahnhof. Aber der ist heute nicht da wo er sein soll, da die Straßen leer sind, kann ich auch niemand fragen, kein Schild weist mir den Weg. Also stapfe ich weiter den Hügel aufwärts, am Krankenhaus vorbei, zum Kreisel, rechts oder links? Ich entscheide mich für links, nach fünf Minuten deutet der Besitzer des Lebensmittel-Ladens nach hinten, dorthin: wo ich herkam. Also zurück zum Krankenhaus. Eine alte Frau, in tiefes Schwarz gekleidet, weist lamentierend ins Krankenhaus hinein, als ich nicht gleich folgsam bin, läuft sie weiter hinter mir her, bis sich hinter mir zischend die Schiebetüren des Krankenhauses schließen. Nein, hier wollte ich nicht sein. Links Chirurgie, rechts Frauenheilkunde, ich such‘ doch nur den Busbahnhof? Aber die Entschlossenheit der Frau in Schwarz tut ihre Wirkung, ich lasse mich nicht verunsichern und schreite einfach an allen Wegweisern vorbei. Und komme zum Ausgang. Der Pförtner blickt mich verschlafen an, tippt mit dem Finger der linken Hand müde fünfmal in die Luft, Richtung Ausgang. Als ich nach der „Bus-Station“ frage, erhalte ich ein mattes „Left. Left.“ Noch zwei Mal muss ich fragen, obwohl der Busbahnhof nur 50 Meter entfernt ist. Er hat sich gut versteckt, in einer Seitenstraße.

Und schon bin ich drin. Hinter dem Schalter drei Männer, zwei davon beschäftigen mit etwas, was aussieht wie ein Lottozettel, aber vermutlich ein neues Formular ist, das sich die griechische Bürokratie letzte Nacht ausgedacht hat. Ich stehe drei Minuten vor den beiden am geöffneten Schalter, nur einmal schaut einer von den beiden kurz auf, nimmt mich wahr wie ein Insekt, das gerade vorbeifliegt. Bis sich der dritte am anderen Schalter meiner erbarmt. Leider habe ich nur einen Zwanzig Euro-Schein dabei, ich fürchte das Schlimmste, dass er mir auf die 7 Euro nicht herausgeben kann, von wegen „den Händlern geht wegen der Bankenkrise das Kleingeld aus.“ Doch diesmal ists genau anders herum: Der Mann hinterm Schalter hat keine Scheine. Dafür aber jede Menge Kleingeld. Und die zählt er mir jetzt vor. Die Krise, sie treibt an jedem Baum andere Blüten.

 

Mein Bus rollt ein. Das modernste vom Modernen aus deutscher Produktion, genauer: der Stuttgarter Nutzfahrzeug-Sparte, vollklimatisiert, mit Toilette, die geschlossen ist und Video-Screens über den Sitzen, die nichts anzeigen. Außer, dass sie mit einem Zettel beklebt sind, der sinnig ausgerechnet darüber informiert, dieser Platz sei „under video control“. Mich beschleicht der Gedanke, dass vielleicht ja doch etwas dran sein könnte an der These von Mikhalis Farsaris, dass die EU in Griechenland nicht fair spielen würde, sondern die in Griechenland tätigen EU-Mittler ganz eigenen ökonomischen Zielen nachjagen würden. „Lobby-Arbeit“, nannte er es, und lächelte traurig. Oder ist es wieder einmal die deutsche Wirtschaftsmaschinerie, die einfach dort, wo EU-Gelder reichlich fließen, mit Know-How und richtigem Vertriebshändchen die richtigen Entscheider zu richtigen Produktentscheidungen motiviert?

Endlich im Bus, freue ich mich auf meine Tüte vom Bäcker. Die Blätterteigtasche, die mit dem Schafskäse und den Nüssen, fühlt sich noch warm an, als ich sie in die Hand nehme. Vorsichtig wickle ich eine Serviette drumherum, will gerade hineinbeissen: da steht der Ticketcontroller vor mir: „Its forbidden to eat in the bus“, sagt er staubtrocken, und deutet auf MEINE Tüte.
„Und was ist, wenn jemand vor Hunger stirbt im Bus?“, frage ich ihn.
Aber er bleibt kalt. „It’s a rule“, sagt er, und ich kaue schon auf einem Wortpfeilchen mit der Aufschrift „Von Schäuble?“ herum. Aber ich lasse es. Griechische Bürokratie, die Menschen das Essen während einer Busfahrt untersagt.

Und so rollt der Bus langsam die zwei Stunden Richtung Heraklion, er füllt sich mehr und mehr, nicht mit Griechen. Dafür aber mit: Israelis, Holländern, Russen, Engländern. Solange, bis die Menschen im Durchgang des Busses stehen und sitzen.

Nein. Irgendwie ist sie nicht sichtbar, die Krise. Und doch ist sie da, die Krise: Als Kampf im Alltag, als lähmender Dauerzustand eines Landes, das sich auch mit noch so viel Geld-Infusion nicht berappeln wird.
„If we want to make revolution: we first have to change ourselves“, sagt Mikhalis Farsaris. Und mit diesem Satz liefert er vielleicht das beste Summary aus meinen bisherigen Interviews und Geschichten unter dem Titel HEUTE IN GRIECHENLAND.

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Vom Autor von MARE PIU:


Ein Mann verliert seinen Job.
Aber statt zu resignieren, begibt er sich einfach auf sein kleines Segelboot.
Und reist in fünf Monaten: Von München nach Antalya.
Mehr erfahren: Hier.

 

 

Grüßen – Nett oder lästig?

Situation 1: Deutsche Ostsee: Ein Segelboot passiert mich von vorne kommend. Ich sehe den Skipper am Ruder stehen und grüße ihn freundlich. Er guckt mich einfach nur mit ausdrucksloser Miene an und segelt weiter. Schwedische Ostsee: Ein Segelboot passiert mich von vorne kommend. Obwohl noch weit voneinander entfernt winken wir uns gegenseitig fröhlich zu. 

Situation 2: Ich betrete ein Restaurant in Deutschland. Alle Bedienungen sind unsichtbar oder im gemeinsamen Gespräch. Ich setze mich also einfach an einen freien Tisch. Als nach 5 Minuten immer noch niemand kommt, hole ich mir selbst die Karte. Begrüßt werde ich dann mit einem knappen „Die Küche macht aber gleich zu“. Ich betrete ein Restaurant in den USA. Es folgt dann in etwa dieser Dialog: „Hey, how are you today?” “Great, and you?” “Awesome, please follow me… Where do you come from?” “Germany, we are on a round trip” “Yeees? How nice…what do you want to drink?” “Sweet tea, please” “Great, here is our menu. I’ll be right back to take your orders.” Fühlt sich doch gleich viel besser an. 

Situation 3: Ich freue mich auf die neue Marina in Dänemark, da ich die Skandinavier als sehr liebenswerte und freundliche Menschen kennengelernt habe. Mir kommt ein Paar entgegen. Freundlich grüße ich sie. Doch schnell wird der Blick abgewendet und wortlos vorbeigehuscht. Ich schaue mich genauer um und sehe überall deutsche Kennzeichen. Na gut, dann eben wortlos vorübergehen. Das vierte Paar grüßt mich. Ich bekomme fast einen Schreck. Heckflagge? Danebro…

So könnte ich endlos Beispiel an Beispiel fügen, aber es ist wohl klar worauf ich hinaus will. Warum tun wir Deutschen (ich schließe mich hier leider mit ein) uns so schwer mit den simplen Formen der Höflichkeit und des Umgangs miteinander? In Amerika gilt es als unhöflich im Fahrstuhl schweigend nebeneinander zu stehen oder gemeinsam irgendwo Seite an Seite zu sitzen. Also wird simpler Small Talk gemacht und dabei stets gute Laune suggeriert. Und mir gefällt das. Denn dieser Umgang macht mir gute Laune, auch wenn es mein Gegenüber absolut nicht interessiert, wie es mir denn heute wirklich geht. In Deutschland wird jede persönliche Frage doch irgendwie immer gleich als Angriff gewertet. Wenn ich in einen Fahrstuhl einsteige und dort jemanden frage, wie es ihm geht, denkt er/sie doch gleich ich will die Brieftasche klauen oder eine Versicherung verkaufen. Small Talk? Fehlanzeige. Bloß schnell wegschauen und raus aus dieser unangenehmen Situation. Wovor fürchten wir uns denn? Vor ein paar netten, unverbindlichen Worten? Mir geht es nach einem Small Talk jedenfalls besser als nach einem verkrampften Schweigen. Aber häufig werden hier andere Menschen meist eher misstrauisch als wohlwollend gemustert, und wirklich sicher ist man nur in den eigenen vier Wänden vor dem Fernseher. Der fragt wenigstens nicht wie es einem geht, sondern plärrt einfach vor sich hin. Wäre ja auch noch schöner. Schlimm genug, dass die Supermarktkassiererinnen auch neuerdings auch alle freundlich grüßen (müssen). Viele, gerade der Älteren, lassen diesen Gruß aber unbeantwortet, wie ich immer wieder beobachte. 

Nun mag man den Einwand bringen, das gerade Amerika das Land der Oberflächlichkeit ist und die Höflichkeit daher nur aufgesetzt. Stimmt. Aber: Na und? Es herrscht darüber ja Konsens und fühlt sich dabei trotzdem besser an und als das deutsche Gebrummel. Eine Bekannte von mir brachte es mal so auf den Punkt. Bei der Ankunft in den USA wollte sie ihren schweren Koffer vom Band holen. Doch kaum setzte sie dazu an, sprang ein freundlicher Herr dazu und half ihr. Er begrüßte sie kurz in den USA und fragte wohin die Reise geht, doch die allzu ausführliche Antwort wartete er dann doch nicht ab, sondern machte sich mit einem schnellen „Yeah, have a great trip!“ vom Acker. „Naja, so sind die hier eben“ dachte die besagte Bekannte. Zurück in Deutschland kam ihr in selber Situation natürlich niemand zu Hilfe. Und sie wurde sogar noch von einem Mann angeschnauzt, weil sie den Koffer nicht schnell genug vom Band bekam. Natürlich kam er ihr dabei nicht zur Hilfe. Da kam dann doch schnell wieder Sehnsucht nach dem oberflächlichen Amerika auf.

Mich stört es nicht immer wenn ein Gruß ins Leere geht. Gerade auf dem Segelboot ist man ja oft beschäftigt oder die Entfernungen sind groß. Auch ich habe dabei wohl schon häufig einen Gruß verpasst. Was ich aber absolut nicht nachvollziehen kann ist das „bösartige“ Nichtgrüßen. Sprich, man fährt dicht aneinander vorbei (und ich meine dabei nicht auf der Förde zur Kieler Woche), ich hebe mein Arm und mein Gegenüber schaut mir einfach nur lange und komplett ausdruckslos in die Augen. Warum? Wieso? Weshalb? So gerne wüsste ich die Antwort! Ich empfinde es als echte Frechheit und so ist dann von einfachem Abwinken bis selten zum Mittelfinger (ich gestehe) alles drin…je nach Tagesform. Woher kommt bloß diese ablehnende und (im Wortsinne) fremdenfeindliche Haltung in Deutschland? Freundlichsein erscheint vielen offenbar als Zumutung oder sogar als Anstrengung. Und da man selber gerne unfreundlich und mies gelaunt ist, sollen es die anderen bitte auch sein? Die Standardantwort in Amerika auf ein: „How are you?“ ist „Great!“. In Deutschland folgt auf „Na, wie geht’s?“ ein „Muss ja!“. Das sagt doch schon alles. Und wir haben dabei einen Sozialstaat von dem viele Amerikaner nur träumen. 

Diese meckerige Attitüde findet man nun leider auch online in eigentlich fast allen Gruppen und Foren. Ich kann diese Beiträge eigentlich nur lesen, indem ich konsequent alles themenfremde filtere. Wenn ich eine Antwort auf ein Problem suche interessiert es mich doch nicht, ob die Frage schon einmal (absolut unauffindbar) gestellt wurde. Oder ob der Fragende ein Idiot und der Antwortende ein noch ein größerer Idiot ist. Und daher nun  das Forum verlässt. Aber mit geübtem Filterblick findet man dann irgendwo  auf Seite 3 dann doch den gesuchten Link oder die Information. Und auch hier können wir uns gerne etwas von den Briten oder auch den Amerikanern (außer natürlich zum Thema  privater Waffenbesitz) abgucken. Jede noch so dämliche Frage (die dem Fragenden aber doch offenbar wichtig war) wird da höflich beantwortet. Beispiel: „Ich habe gerade ein kleines Segelboot gekauft und möchte in drei Monaten die Welt umrunden. Brauche ich dafür eigentlich einen Motor und reichen 100 Euro?“

Englisches Forum: „I have great respect for your plans to round the world in a sailboat with just €100.-. It will surely be a great lifetime experience. But I am also sure it will be even greater after a good time of making some sailing experiences in your coastal waters. Also it might be a good idea to spend some time sailing on a boat with an experienced sailor to learn some stuff you might need on your journey. Don’t get me wrong here…I really appreciate your sense for adventures and your courage to face this dangerous trip, which already took the life of many even more experienced sailors. But you will have much more fun when to know exactly how to handle your boat. Good luck, and give me a note if you managed to go round in three month, so I can shake your hand to this new world record!” Oder so ähnlich.

Deutsches Forum: ”Was ist das denn fürn Idiot” “Bleib besser zuhause, du Penner” „Kauf dir nen Strick für €10.- Ist billiger.“ Und das in 786 Variationen plus Insiderwitze über die richtigen Socken beim Kentern.  Bis dann der Ruf an den Admin laut wird dieses A…loch doch endlich zu sperren. Und sehr wenige würden sich dabei die Mühe machen, einfach einmal freundlich und höflich auf den Unsinn dieses Plans hinzuweisen. Generell habe ich den Eindruck, dass vollständig formulierte Sätze es in Deutschland schwer haben. Denn die klingen ja immer noch zu nett. Lieber ein „Tolle Idee, Spinner“ als ein „Entschuldigung, aber ihre Idee ist leider sehr bescheuert!“ Dabei wäre das doch schon ein großer Schritt in die richtige Richtung! In diesem Sinne: Auf die Rückkehr der respektvollen Umgangsformen, damit wir alle mehr vom Leben haben. Jaja, ich hör schon auf zu meckern :-)

Heute in Griechenland (11): Was man von Griechenland lernen kann in diesen Tagen.

Irgendwann in diesen Tagen wird es soweit sein, dass zum 100.000mal ein Leser auf MARE PIU klickt. Das ist natürlich ein seltenes Jubiläum, etwas, worauf ich, worauf wir über ein Jahr gewartet haben. Und um dem Tag die richtige, dem Ereignis angemessene Würde zu verleihen, haben wir uns für heute in unserer Artikelserie HEUTE IN GRIECHENLAND für unseren 11. Post etwas Milde und Nachdenklichkeit verordnet. Seien wir also zurückhaltend zumindest für den heutigen Tag nach diesen Wochen verbitternder Diskussion zwischen Nordeuropäern und Griechen, die gleichermaßen zu wissen schienen, woran dies Land nun wirklich zu kranken scheint.

Übersehen wir also zumindest für diesen einen Tag die Rohbauten, die überall rottend am Meer herumstehen.
Schauen wir einfach hinweg über die tollen Ferien-Anlagen, die brandneu fertiggestellt ihr Dasein als leblose Geisterstädte verfallend fristen.


Blicken wir hinweg über eine ungeheure Vielzahl an Betonmonumenten vielerlei Art, die uns alle nur das eine sagen: Dass dies Land irgendwie seine liebe Not hat mit Großprojekten aller Art. 
Verdrängen wir für einen Moment, wieviele Hochbegabte, gut Ausgebildete dieses Land jeden Monat verlassen, Ärzte, Programmierer: weil sie hier keine adäquate Beschäftigung finden. 
Legen wir gnädig einen Schleier des Schweigens über jene Schreihälse unter griechischen Politikern, die – wer weiß, aus welchem Spieltrieb heraus – europäische Kollegen als „Terroristen“ bezeichneten und das Land isolierten. 
Freuen wir uns, dass sich die Wogen auf dem Meer vor Agios Nikolaos und in der Presse beruhigt haben und die Brecher jetzt gerade woanders als mit Kraft ans Ufer schlagen. Und denken wir für einen Moment darüber nach: Was man lernen könnte, in diesen Tagen, von Griechenland und den Griechen.

 
 
„Griechenland ist immer noch ein wunderbares Land, um abzuhängen.“

Was eine deutsche Touristin gestern so schön formulierte, enthält einfach einen wahren Kern. Oder gleich mehrere: Man wird in Ruhe gelassen, in diesem Land. Keiner dreht einem irgendwo etwas an oder fragt, ob’s denn nun nach dem Essen auch noch ein doppelter Espresso sein dürfe. Die Männer in diesem Land sind noch Teddybären und haben eben nicht sieben Jahre „Vertrieb“ auf dem Buckel. In Restaurants – wie oben in Paleokastro ganz im Osten von Kreta – geht es beschaulich zu. Alles ist etwas verlangsamt und eben noch nicht vertriebsorientiert. Und dafür sitzt man dann über seinem 47. Tsatsiki während dieses Griechenland-Aufenthalts, zieht genüsslich die Joghurt-Gurken-kühle Gabel über die Zunge und ist der Meinung: dies sei ja nun wirklich das allerbeste Tsatsiki, das man auf dieser Reise serviert bekommen habe.

„So ganz habe ich es noch nicht raus:       
Aber für Griechen scheint Geld eine andere Währung zu sein als für den Rest der Welt.“

Haben Sie sich schon einmal gefragt: Was Geld für Sie bedeutet? Welchen Betrag Sie zum Beispiel im Portemonnaie haben müssen, um sich sicher zu fühlen, wenn Sie durch die Straßen ihrer Stadt laufen? 200 Euro? 100 Euro? 30 Euro?
Ab wann Sie nervös werden und nach dem nächsten Bankautomaten schielen, weil die „magische Grenze“ unterschritten ist?
Haben sie sich schon mal gefragt: Welcher Betrag täte mir richtig weh, wenn ich ihn auf der Straße verlieren würde? 10 Euro? 50 Euro? Nichts dergleichen?

In den zurückliegenden Wochen der Krise war es zumindest hier in Agios Nikolaos bewundernswert, wie die Griechen sich im Alltag mit dem herumschlugen, was im Ausland so schön „Kapitalverkehrskontrollen“ heißt. An den Geldautomaten zu gehen, und der spuckt täglich nur mehr 60 Euro für mich aus. Manchen von uns würde allein schon das Gefühl der Limitierung, nicht mehr im „Unbegrenzten“ leben zu können, an den Rand des Wahnsinns treiben.

Tatsächlich blieben die Griechen, die ich beobachten konnte, erstaunlich gelassen. Das hat einerseits damit zu tun, dass 60 Euro täglich, wie Mikhalis Farsaris im Interview sagte, für den durchschnittlichen Griechen eine Menge Geld seien, immerhin 1.800 Euro monatlich.

Lassen wir einmal außer Acht, dass die Griechen schon die letzten fünf Jahre in der Gewißheit verbrachten, dass ihnen demnächst – finanztechnisch – der Himmel auf den Kopf fällt. Dass alle sich vorbereitet haben. Die Kopfkissen mit Banknoten füllten. Auslandskonten anlegten. Konten am Wohnort bei möglichst drei bis vier Banken unterhalten (das ergibt dann beim morgendlichen Rundgang von Bankautomat zu Bankautomat für Cleverles statt 60 Euro schon mal 180 Euro, darüber spricht man nicht!). Wohlgemerkt: alles hier in Agios Nikolaos auf Kreta, nicht Athen oder Thessaloniki. Lassen wir dies alles außer Acht, denn der Kern ist ein anderer, nämlich: „Wofür soll ich hier schon 180 Euro brauchen?“. Geld ist in Griechenland etwas anderes als in Deutschland. Mit „Geld“ scheint es in Griechenland wie mit „Auto“ zu sein. Ein bisschen was davon ist immer da. Aber lebensnotwendig ist beides nicht.
Und das färbt wohltuend auch in diesen Tagen auf das Reiseland ab. Alles läuft einfach weiter. Weil es auf das, wovon halt jeden Tag „ein bisschen da sein muss“, nun wirklich nicht ankommt.

„Bei der gegenwärtigen Krise handelt es sich weniger um eine ökonomische, sondern um eine Krise der Werte“, sagt der Doktor.

Seit einigen Tagen denke ich über die letzten Interviews nach, die ich in den vergangenen Tagen hier führte. Dass Sven, aufgewachsen in der Nähe von Brüssel, mir über seine Heimat sagt, dass er aufgrund der sozialen Probleme und der wachsenden Kriminalität sein Land verlassen habe, weil er nicht möchte, dass sein Kind darin aufwächst?
 
Oder dass mir der Doktor das mit der Krise der Werte sagt. Und beschlossen hat, eine Organisation zu gründen, um die Menschen durch Rückbesinnung auf traditionelle Anbaumethoden in Selbstversorgung zu schulen.

Natürlich geht es nicht, dass ein Nachbar dauerhaft auf Kosten seiner Nachbarn lebt. Und ein Land auf Dauer von anderen durchgefüttert wird. Die Ermutigung, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, muss an erster Stelle stehen. Das tun die Griechinnen und Griechen, mit denen ich in den letzten Wochen Interviews führte, allesamt und ohne Ausnahme. Sie tun es nur ein wenig anders als wir Deutschen, wir Nordeuropäer oder Nordamerikaner insgesamt.

„Warum ist Wasser in Deutschland in Restaurants und Bahnhöfen eigentlich so teuer?“, fragt Despina.

Ich bin zumindest nachdenklich geworden nach all dem, was ich hier sah, ob der deutsche Weg, ein Land auf Biegen und Brechen in die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu führen, für Griechen und Griechenland der richtige Weg ist.
Ganz abgesehen davon, dass von vielem, was aus Brüssel in Griechenland oder in Deutschland landet, längstens der Schleier des Schweigens gezogen gehört:
Dieses Land würde vieles verlieren, was für andere Länder wertvoll ist.


Alle Fotos vom gestrigen Samstag entstanden im Osten von Kreta.

Heute in Griechenland (11): Was man von Griechenland lernen könnteindiesen Tagen.

Irgendwann in diesen Tagen wird es soweit sein, dass zum 100.000mal ein Leser auf MARE PIU klickt. Das ist natürlich ein seltenes Jubiläum, etwas, worauf ich, worauf wir über ein Jahr gewartet haben. Und um dem Tag die richtige, dem Ereignis angemessene Würde zu verleihen, haben wir uns für heute in unserer Artikelserie HEUTE IN GRIECHENLAND für unseren 11. Post etwas Milde und Nachdenklichkeit verordnet. Seien wir also zurückhaltend zumindest für den heutigen Tag nach diesen Wochen verbitternder Diskussion zwischen Nordeuropäern und Griechen, die gleichermaßen zu wissen schienen, woran dies Land nun wirklich zu kranken scheint.

Übersehen wir also zumindest für diesen einen Tag die Rohbauten, die überall rottend am Meer herumstehen.
Schauen wir einfach hinweg über die tollen Ferien-Anlagen, die brandneu fertiggestellt ihr Dasein als leblose Geisterstädte verfallend fristen.

Blicken wir hinweg über eine ungeheure Vielzahl an Betonmonumenten vielerlei Art, die uns alle nur das eine sagen: Dass dies Land irgendwie seine liebe Not hat mit Großprojekten aller Art. 
Verdrängen wir für einen Moment, wieviele Hochbegabte, gut Ausgebildete dieses Land jeden Monat verlassen, Ärzte, Programmierer: weil sie hier keine adäquate Beschäftigung finden. 
Legen wir gnädig einen Schleier des Schweigens über jene Schreihälse unter griechischen Politikern, die – wer weiß, aus welchem Spieltrieb heraus – europäische Kollegen als „Terroristen“ bezeichneten und das Land isolierten. 
Freuen wir uns, dass sich die Wogen auf dem Meer vor Agios Nikolaos und in der Presse beruhigt haben und die Brecher jetzt gerade woanders als mit Kraft ans Ufer schlagen. Und denken wir für einen Moment darüber nach: Was man lernen könnte, in diesen Tagen, von Griechenland und den Griechen.

„Griechenland ist immer noch ein wunderbares Land, 
um abzuhängen.“

Was eine deutsche Touristin gestern so schön formulierte, enthält einfach einen wahren Kern. Oder gleich mehrere: Man wird in Ruhe gelassen, in diesem Land. Keiner dreht einem irgendwo etwas an oder fragt, ob’s denn nun nach dem Essen auch noch ein doppelter Espresso sein dürfe. Die Männer in diesem Land sind noch Teddybären und haben eben nicht sieben Jahre „Vertrieb“ auf dem Buckel. In Restaurants – wie oben in Paleokastro ganz im Osten von Kreta – geht es beschaulich zu. Alles ist etwas verlangsamt und eben noch nicht vertriebsorientiert. Und dafür sitzt man dann über seinem 47. Tsatsiki während dieses Griechenland-Aufenthalts, zieht genüsslich die Joghurt-Gurken-kühle Gabel über die Zunge und ist der Meinung: dies sei ja nun wirklich das allerbeste Tsatsiki, das man auf dieser Reise serviert bekommen habe.

„So ganz habe ich es noch nicht raus:       
Aber für Griechen scheint Geld eine andere Währung 
zu sein als für den Rest der Welt.“         

Haben Sie sich schon einmal gefragt: Was Geld für Sie bedeutet? Welchen Betrag Sie zum Beispiel im Portemonnaie haben müssen, um sich sicher zu fühlen, wenn Sie durch die Straßen ihrer Stadt laufen? 200 Euro? 100 Euro? 30 Euro?  
Ab wann Sie nervös werden und nach dem nächsten Bankautomaten schielen, weil die „magische Grenze“ unterschritten ist?
Haben sie sich schon mal gefragt: Welcher Betrag täte mir richtig weh, wenn ich ihn auf der Straße verlieren würde? 10 Euro? 50 Euro? Nichts dergleichen?

In den zurückliegenden Wochen der Krise war es zumindest hier in Agios Nikolaos bewundernswert, wie die Griechen sich im Alltag mit dem herumschlugen, was im Ausland so schön „Kapitalverkehrskontrollen“ heißt. An den Geldautomaten zu gehen, und der spuckt täglich nur mehr 60 Euro für mich aus. Manchen von uns würde allein schon das Gefühl der Limitierung, nicht mehr im „Unbegrenzten“ leben zu können, an den Rand des Wahnsinns treiben.

Tatsächlich blieben die Griechen, die ich beobachten konnte, erstaunlich gelassen. Das hat einerseits damit zu tun, dass 60 Euro täglich, wie Mikhalis Farsaris im Interview sagte, für den durchschnittlichen Griechen eine Menge Geld seien, immerhin 1.800 Euro monatlich.

                                                        Weiterlesen bei: Mikhalis Farsaris. Was ein Manager sagt. Hier.

Lassen wir einmal außer Acht, dass die Griechen schon die letzten fünf Jahre in der Gewißheit verbrachten, dass ihnen demnächst – finanztechnisch – der Himmel auf den Kopf fällt. Dass alle sich vorbereitet haben. Die Kopfkissen mit Banknoten füllten. Auslandskonten anlegten. Konten am Wohnort bei möglichst drei bis vier Banken unterhalten (das ergibt dann beim morgendlichen Rundgang von Bankautomat zu Bankautomat für Cleverles statt 60 Euro schon mal 180 Euro, darüber spricht man nicht!). Wohlgemerkt: alles hier in Agios Nikolaos auf Kreta, nicht Athen oder Thessaloniki. Lassen wir dies alles außer Acht, denn der Kern ist ein anderer, nämlich: „Wofür soll ich hier schon 180 Euro brauchen?“. Geld ist in Griechenland etwas anderes als in Deutschland. Mit „Geld“ scheint es in Griechenland wie mit „Auto“ zu sein. Ein bisschen was davon ist immer da. Aber lebensnotwendig ist beides nicht.
Und das färbt wohltuend auch in diesen Tagen auf das Reiseland ab. Alles läuft einfach weiter. Weil es auf das, wovon halt jeden Tag „ein bisschen da sein muss“, nun wirklich nicht ankommt.

„Bei der gegenwärtigen Krise handelt es sich 
weniger um eine ökonomische, 
sondern um eine Krise der Werte.„
Sagt der Doktor.

Seit einigen Tagen denke ich über die letzten Interviews nach, die ich in den vergangenen Tagen hier führte. Dass Sven, aufgewachsen in der Nähe von Brüssel, mir über seine Heimat sagt, dass er aufgrund der sozialen Probleme und der wachsenden Kriminalität sein Land verlassen habe, weil er nicht möchte, dass sein Kind darin aufwächst?

Weiterlesen bei: Heute am Strand in Agios Nikolaos. Hier.

Oder dass mir der Doktor das mit der Krise der Werte sagt. Und beschlossen hat, eine Organisation zu gründen, um die Menschen durch Rückbesinnung auf traditionelle Anbaumethoden in Selbstversorgung zu schulen.

Weiterlesen bei: Was der Doktor sagt. Warum er eine Arche baut. Hier.

Natürlich geht es nicht, dass ein Nachbar dauerhaft auf Kosten seiner Nachbarn lebt. Und ein Land auf Dauer von anderen durchgefüttert wird. Die Ermutigung, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, muss an erster Stelle stehen. Das tun die Griechinnen und Griechen, mit denen ich in den letzten Wochen Interviews führte, allesamt und ohne Ausnahme. Sie tun es nur ein wenig anders als wir Deutschen, wir Nordeuropäer oder Nordamerikaner insgesamt.

„Warum ist Wasser in Deutschland’s 
Restaurants und Bahnhöfen 
eigentlich so teuer?“ fragt Despina.

Manche der Fragen, die mir hier gestellt werden, haben durchaus ihre Berechtigugng. Ich bin zumindest nachdenklich geworden nach all dem, was ich hier sah, ob der deutsche Weg, ein Land auf Biegen und Brechen in die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu führen, für Griechen und Griechenland der richtige Weg ist. 
Ganz abgesehen davon, dass von vielem, was aus Brüssel in Griechenland oder in Deutschland landet, längstens der Schleier des Schweigens gezogen gehört:   
Dieses Land würde vieles verlieren, was für andere Länder wertvoll ist.

Und kommenden Dienstag: Da schreibe ich darüber: Warum Thomas, 26, aufgewachsen unmittelbar neben dem Eifelturm in Paris nichts anderes möchte als: Hier leben. Auf Kreta.


Alle Fotos vom gestrigen Samstag entstanden im Osten von Kreta.

Weiterlesen bei: Die Palmen von Vai. Hier.

Heute in Griechenland (10): Was der Doktor sagt. Und warum derDoktoreine Arche baut.

Die medizinische Versorgung in Griechenland: Thema oder Trauma? MARE PIU frägt den Mediziner Dr. Aris Pagkalos in Agios Nikolaos – und erhält einige verblüffende Antworten.

 

Das ist Dr. Aris Pagkalos. Er ist Hals-Nasen-Ohren-Facharzt und einer von 50 Medizinern, die sich medizinisch um die Bevölkerung von Agios Nikolaos kümmern. Zuvor war er an der Universitätsklinik von Heraklion, vor 15 Jahren ist er in seine Heimatstadt Agios Nikolaos zurückgekehrt, um sich als Facharzt niederzulassen. Er ist 50 Jahre alt und hat zwei Töchter, die in Athen Griechische Philologie studieren.

MARE PIU:
Wie ist das so, als Arzt in Griechenland?

Dr. PAGKALOS: Wenn ich mir so die Entwicklung der letzten Jahre ansehe, scheint es nicht sonderlich attraktiv zu sein: Wir haben drei größere Tendenzen:

Erstens:
Sehr starke „Wanderungsbewegung“ unter den Ärzten: Abwanderung von Fachärzten an den Hospitälern. Auswanderung aus finanziellen Gründen. Abwanderung in den vorzeitigen Ruhestand, manchmal schon mit 60 oder jünger, da werden gerne gesetzliche Schlupflöcher genutzt.

Zweitens:
Noch eine Wanderungsbewegung: Viele Ärzte in unserem Land nehmen öfter einen Ortswechsel vor innerhalb Griechenlands, ebenfalls aus ökonomischen Gründen. Für eine stabile medizinsiche Versorgung ist das nicht gut.

Drittens:
Generelle Reduzierung von Personal und Ausstattung an Kliniken. Die Kliniken in Griechenland sind – anders als in Deutschland – immer noch staatlich. Selbst wenn ich dem Leiter eines Krankenhauses nachweise, dass wir die Kosten für diese oder jene Anschaffung innerhalb kurzer Zeit wieder hereinholen, ist seine Neigung zu größeren Anschaffungen gering. Bürokratie. Mittlerweile ist es so, dass ich mir als Facharzt in meinen Räumen teilweise besseres Equippment leisten kann als die Kliniken.

MARE PIU: Gibt es zunehmend Schwierigkeiten, die Patienten hier in Agios Nikolaos zu versorgen?

Dr. PAGKALOS: Das nicht, nein. Wir haben alles, was wir brauchen. Was wir aber schon feststellen, ist, dass die Menschen weniger ihren Arzt aufsuchen. Das hat eindeutig mit Verunsicherung, mit ökonomischem Druck zu tun. Man geht nicht einfach so zum Arzt. Ärzte, die gute Arbeit machen, merken das weniger, sie sind nach wie vor gut frequentiert. Aber die anderen oder die, die ihre Praxis gerade gestartet haben, verzeichnen eindeutig Rückgänge.

MARE PIU: Es gibt hier in Griechenland ja viele Unversicherte ohne Krankenversicherung. Was geschieht jetzt eigentlich mit den Patienten, die sich einen Arzt nicht leisten können?

Dr. PAGKALOS: Die behandle ich natürlich trotzdem – jeder Arzt hier macht das. Ich habe Privatversicherte, Normalversicherte, Nichtversicherte. Wir behandeln alle – dafür bin ich Arzt. Und als Präsident des hiesigen ROTEN KREUZES stelle ich auch fest, dass es in den letzten Monaten mehr Menschen geworden sind, die nicht bezahlen können.

 

MARE PIU: Wenn es an Ihnen läge, wenn Ihnen Mittel zur Verfügung stünden: Wo würden Sie als Arzt investieren?

Dr. PAGKALOS: Ich würde noch mehr investieren in den Anbau traditioneller Produkte. Produkte, die wir hier vor Ort seit jeher anbauen und produzieren. Ich habe hierzu eine Organisation gegründet, die ARK OF SEEDS heißt, ARCHE DER PFLANZEN. Innerhalb dieser Organisation sammeln wir das Wissen um die Pflanzen, die wir hier auf Krtea immer angebaut. Wir schulen hier Leute, wie man das richtig macht, wann man sät, wann man erntet, was man braucht. Wir wollen die Menschen hier unabhängiger machen und haben zu diesem Zweck ein großes Stück Land erworben, das wir Menschen zur Verfügung stellen, die über geringes Einkommen verfügen. Wir schulen die Leute auch in Obst- und Gartenbau, zeigen, wie man auf unserer wasserarmen Gegend „Cultivation without Water“ betreibt. Wir haben eine Bank mit Pflanzensamen gegründet. Und wir wollen Respekt gegenüber den traditionellen Anbaumethoden und Lebensweisen hier auf Kreta bewahren. Da war ja alles nicht verkehrt. Ich möchte gerne, dass wir bei jeder Art von Problem aus den Abhängigkeiten herauskommen. Und unabhängig werden.

MARE PIU: Wie kamen Sie denn auf die Idee?

Dr. PAGKALOS: Ich habe meine Großmutter sehr verehrt. Sie hat mich die Liebe zu den Dingen gelehrt, mit ihrer einfachen Lebensweise. Aber das erstaunlichste war: Sie hat immer dafür gesorgt, dass wir mehr zu essen hatten, als wir essen konnten – und das aus dem einfachen Landbau heraus. Und genau das möchte ich mit ARK OF THE SEEDS erreichen: das wir dieses alte Wissen weitergeben.

 

MARE PIU: In den siebzigern Jahren erschien in den nordeuropäischen Ländern eine Studie, in welchem Land die Menschen die größte Lebenserwartung hätten. Mit weitem Abstand lag Ihre Insel Kreta vorne. Man hat über Jahrzehnte versucht, die Gründe dafür zu finden. Sah sie vor allem in der mediterranen Küche: wenig Fleisch, viele wasserspeichernde Gemüsesorten. Können Sie die Ergebnisse der Studie bestätigen?

Dr. PAGKALOS (lacht): Von dieser Studie habe ich noch nie gehört.

MARE PIU: Wenn Sie die augenblickliche Krise in Europa betrachten – wo liegen Ihrer Meinung nach die Ursachen?

Dr. PAGKALOS: Ich glaube, dass es sich bei der gegenwärtigen Krise weniger um eine ökonomische, sondern um eine Krise der Werte („values“) handelt. Wir Griechen haben nach der europäischen Einigung das Maß verloren. Wahlgeschenke: Menschen, die einfach im öffentlichen Sektor eingestellt wurden, ohne sie zu brauchen. Viele, die die Grenzen aus den Augen verloren, und die dann über ihre Verhältnisse lebten. Europa reagierte auf die Krise ebenfalls nicht richtig, weil es diese Krise derzeit ausschließlich aus dem wirtschaftlichen Blickwinkel sieht. Und das ist auch nicht richtig.

MARE PIU: Und wie kam es zu dem folgenreichen Referendum?

Dr. PAGKALOS (lacht): Das müssen Sie über die Griechen wissen: Ein „Nein“ ist uns Griechen allemal IMMER gemäßer und auch näher. „Ja“ ist manchmal nur ein höfliches Wort, das wir sagen, und es leider nicht so meinen.

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Vom Autor von MARE PIU:


Ein Mann verliert seinen Job.
Aber statt zu resignieren, begibt er sich einfach auf sein kleines Segelboot.
Und reist in fünf Monaten: Von München nach Antalya.