Kategorie: News & Blogs

Aus Fehlern lernen (Teil 4) – Einhand in die Box

Auf meinen letzten Blogbeitrag kamen einige Reaktionen bzgl. des Abtreibens beim Anlegen. Das passt gut in meine Kapitel zum Lernen aus Fehlern. Gerade einhand kann es schnell vorkommen, das der Bug beim Anlegen in eine Box bei Seiten- oder Gegenwind vertreibt, bevor man eine Vorleine  zum Steg bekommt. Wie das passiert und was man dann noch tun kann, möchte ich hier beschreiben. Im letzten Jahr bin ich ja einhand bestimmt 150 Anlegemanöver gefahren, und konnte  mir so einige Strategien zurechtlegen, die ich hier gerne teile und die natürlich auch für Crews passen. 

Erfolgreich ist das Manöver bereits dann, wenn man je ein Achterleine und eine Vorleine in Luv belegt hat, doch ich versuche eigentlich immer beideAchterleinen über die Pfähle zu bekommen, bevor ich mich dann darum kümmere das Boot neu auszurichten. Und danach so dicht an den Steg zu bewegen, das ich mit einer Vorleine hinübersteigen kann. Das übliche Manöver (bei normalen Windverhältnissen) läuft bei mir wie folgt ab: Ich ziele auf die Box und lasse das Boot dann mit möglichst wenig Fahrt ausgekuppelt durch die Pfähle treiben. Je nach Wind beginne ich dabei etwas luvseitig der Box, denn der hintere Luvpfahl muss auf jeden Fall erwischt werden, sonst wird ein neuer Anlauf nötig. Die mit großem Palstek versehenen Achterleinen liegen dabei bereit. Sie sind belegt und richtig durch den Seezaun geführt auf Höhe der Sprayhood. Sie sind dabei so zu belegen, dass sie auf jeden Fall lang genug sind um mit dem Bug den Steg zu erreichen, jedoch kurz genug, um das Boot achtern nicht zu extrem vertreiben lassen zu können. Hier spielt natürlich die Erfahrung und der Blick für die richtige Boxenlänge mit hinein. Auch ein Bootshaken liegt bei mir immer griffbereit in der Plicht. 


 Achterleine über Luvpfahl

Beim Hineingleiten in die Box probiere ich sehr früh die luvseitige Achterleine über den Pfahl zu bekommen und zwar schon möglichst bevor dieser mittschiffs vorbeigeht. Das lässt mit dann genug Zeit durch die Plicht auf die Leeseite zu gelangen um dort die zweite Leine über den Leepfahl zu bekommen. Nun wird der Bug meist etwas von der richtigen Richtung abgekommen sein. Ein kurzer Gasstoß voraus mit entsprechend gelegtem Ruder korrigiert dieses und gibt dem Boot dabei noch einmal etwas Fahrt um auch bis an den Steg zu kommen. Bei Annäherung werfe ich beherzt beide Vorleinen hinüber damit ich beide Hände frei habe um über den Bugkorb auf den Steg zu jumpen. Nun wird schnell die Luvleine fixiert. Je  nachdem ob ich Ringe, Klampen oder Poller vorfinde gehe ich hierbei unterschiedlich vor, doch das erkläre ich aber einmal an anderer Stelle. Nun wieder auf das Boot und die Achterleinen korrigieren, dann wieder auf den Steg und die Leeleine belegen. Damit liegt das Boot dann sicher. 


  Achterleine über Leepfahl

Soweit die Theorie und auch die Praxis bei wenig Wind. Bei starkem Seiten- oder Gegenwind gibt es nun, durch das oft unvermeidliche Vertreiben des Bugs, folgende potentiellen Probleme:

1.    Bei viel Wind und wenig Fahrt vertreibt der Bug mit jeder Sekunde mehr. Ein Hineingleiten in die Box mit möglichst wenig  Fahrt wird  also nicht funktionieren.
2.  Dadurch hat man dann automatisch oft nicht mehr genug Zeit um auch den Leepfahl zu erwischen. Das ist an sich kein Problem, da es hinterher ja immer noch möglich ist. Bei sehr viel Wind wird man das auch immer so machen, aber es gibt natürlich Zwischenbereiche. Manchmal passt es dann und manchmal eben auch nicht. Die Probleme beginnen eigentlich stets, wenn man zu viel Zeit damit verbringt, auch die Achterleine in Lee über den Pfahl zu bekommen. Man kann in dieser Zeit die Geschwindigkeit und die Position des Bugs schlecht korrigieren. Verliert das Boot zu viel Fahrt vertreibt der Bug unweigerlich und aus meiner Erfahrung ist ein Abkommen aus der Fahrtrichtung von mehr als 25°, bei starkem Wind nicht mehr mit einem kurzen Gasstoß zu korrigieren.
3.     Nun wird also keine Annäherung an den Steg mehr erreicht und ich komme mit der Vorleine nicht mehr hinüber. Wenn auf dem Steg nun niemand hilft wird es unangenehm. (Eine meiner Vorleinen ist übrigens sehr lang, so dass ich in dieser Situation bei Hilfe vom Steg diese immer noch hinüberwerfen kann).
4.   Sind längs zur Box Führungsleinen gespannt ist es einfach. Ich ziehe mich dann mit deren Hilfe einfach an den Steg. So ausgestattete Boxen sind bei viel Wind daher auch zu bevorzugen. Auch neben der Box in Luv liegende Boote können hilfreich sein. Daher bringe ich bei viel Wind vorne am Bug in Luv stets einen dicken Kugelfender aus. Trotzdem kann man dabei aber auch den Nachbarlieger beschädigen, da man ja selber vor Einfahrt in die Box seine Fender mittschiffs noch nicht draussen hat um nicht an den Pfählen hängen zu bleiben.
5.  Sind die Optionen aus Punkt 4 jedoch nicht gegeben, bleibt mir nichts anderes übrig als mich an die Heckpfähle treiben zu lassen um erst einmal Ruhe in das Schiff zu bekommen. Da die Heckleinen ja belegt sind kann ich (zumindestens bei Gegenwind) auch nicht einfach Gas geben um aus den Boxen fliehen. Wie gesagt, längs an den Heckpfählen zu liegen empfinde ich auch nicht als bedrohlich, sondern nur als doof.


Auf dem Weg zum Steg

Denn es gibt ja nun immer noch Möglichkeiten sich zu befreien: Die Heckleinen lösen, das Boot passend ausrichten, achtern abstossen und mit dem Bug durch die Pfähle zurück in die Boxengasse fahren.  Oder aber eine Leine an den Steg bekommen. Das kann über ein Nachbarboot geschehen, schwimmend, mit dem Schlauchboot oder über jemanden der doch noch irgendwann helfend an den Steg kommt. Als weitere Option wurde mir via facebook übrigens geschildert einfach an den Pfählen über Nacht liegenzubleiben und dann morgens wieder auszulaufen. Das geht natürlich auch :-)

Jetzt bleibt natürlich noch die Frage, warum mir der Fehler trotz eines zweiten Mannes am Bug passiert ist. Wie auf facebook richtig kommentiert natürlich durch mangelnde Konzentration. Merkwürdigerweise mache ich einhand weniger Fehler, als mit einem Mann/Frau auf dem Vorschiff. Wohl auch weil ich meist alleine unterwegs bin. Während ich dann denke, vorne ist ja alles im grünen Bereich kümmere ich mich um die Heckleinen ohne genau aufzupassen. Und wenn dann noch eine Ansage von vorne ausbleibt oder im Winde verweht, ist es ganz schnell passiert das der entscheidende Meter fehlt. Also immer Augen auf, bis sich die Vorleine auf dem Steg befindet! Und ach ja,leider habe ich keine Mittelklampen…

Bootsevents 2015: Einsteigen, ablegen und Spaß haben!

So lautet auch in diesem Jahr wieder die Devise bei den Bootsevents der ADAC Sportschifffahrt, des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft und weiteren Unternehmen, nachdem 2014 an insgesamt sechs Eventtagen 1.649 Personen an 772 Testfahrten teilgenommen haben. Nun haben Interessierte nach der positiven Resonanz im letzten Jahr auch 2015 erneut die Möglichkeit die Faszination Wassersport im Rahmen kostenloser Probefahrten zu erleben. An drei Standorten mit jeweils 15 Booten können Sie das Ruder selbst in die Hand nehmen.

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Boote mit bis zu 15 PS können ohne Führerschein auf allen Bundeswasserstraßen mit Ausnahme des Rheins gefahren werden. Tausende von Kilometern stehen interessierten Nachwuchsskippern damit auf Flüssen, Kanälen und an der Küste zur Verfügung. Wir zeigen Ihnen, wie einfach der Einstieg in den Bootssport ist.

Die Veranstaltungstermine für die Bootsevents 2015 stehen bereits fest.

Hafenfest Münster, 06. – 7.06.2015
Genießen Sie die besondere Atmosphäre dieses Hafenfestes und nehmen Sie das Ruder einmal selbst in die Hand. Unsere Instruktoren an Bord zeigen Ihnen wie es geht. Boot fahren ist ganz leicht, wenn man es gleich richtig gezeigt und erklärt bekommt. Die Probefahrten finden am Samstag und Sonntag jeweils ab 11.00 Uhr statt. Eine Anmeldung ist vor Ort im Informationszelt direkt am „Kornspeicher Coppenrath-Verlag“ möglich.

Rhein in Flammen in Koblenz, 08. – 09.09.2015
Die Besucher haben auf dem Koblenzer Sommerfest erstmalig die Gelegenheit den Bootssport im Rahmen kostenloser Probefahrten kennenzulernen. Lassen Sie sich den Wind um die Nase wehen und erleben Sie die Faszination Wassersport hautnah.
Die Probefahrten finden am Samstag und Sonntag jeweils ab 11.00 Uhr statt. Eine Anmeldung ist vor Ort im Informationszelt direkt am Peter-Altmeier-Ufer, Höhe Königsbacher Biergarten am Deutschen Eck möglich.

Maritime Woche an der Weser in Bremen. 19. – 20.09.2015
Genießen Sie das außergewöhnliche Flair der Maritimen Woche mit ihren zahlreichen maritimen Angeboten. Nach einer Einweisung durch unsere Instruktoren kann das Abenteuer auf dem Wasser losgehen.
Die Probefahrten finden am Samstag und Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr statt. Eine Anmeldung ist vor Ort direkt an der Weserpromenade Schlachte, Anleger 4b, Höhen Bgm.-Smidt-Brücke möglich.

Sollten Sie Gefallen am Boot fahren gewonnen haben, empfehlen wir Ihnen den Besuch einer Einweisungsveranstaltung oder eines Kurses zu den Sportbootführerscheinen. Die Experten der ADAC Yachtschule Möhnesee (www.adac-yachtschule.de) beraten Sie vor Ort gerne zu den Möglichkeiten. Informationen dazu erhalten Sie auch bei der ADAC Sportschifffahrt unter www.adac.de/sportschifffahrt.

Weitere Informationen zum Bootssport und den kostenlosen Probefahrten erhalten Sie unter www.entdecke-wassersport.de

 

Der erste Törn der Saison…


 Kieler Förde

…ist ja immer etwas ganz besonderes. Und ehrlich gesagt habe ich mir große Sorgen gemacht, wie mir denn das Segeln als Hobby gefallen wird. Im letzten Jahr war es ja mein normales, tägliches Leben mit dem Boot unterwegs zu sein und monatelang auf ihm zu leben. Und nun soll es also wieder ein Hobby werden. Ein paar Tage hier und da; eventuell auch mal ein längerer Törn, wenn die Zeit es hergibt. So als würde Arjen Robben ab und zu mit Freunden auf den Bolzplatz gehen, Jan Ulrich mit dem E-Bike einkaufen fahren oder Sebastian Vettel die Kinder mit dem Kombi von der Schule abholen. Gut ich übertreibe etwas, aber so ging es mir im Kopf herum, als ich den Überführungstörn zur Marina Minde in der Flensburger Förde antrat. Eine Box in diesem dänischen Hafen soll nämlich mein Liegeplatz für diesen Sommer sein. Erstens liegt er im Ausland und gibt mir damit das Gefühl nicht direkt vor der eigenen Haustür zu segeln, und zweitens bekommt man dort im ersten Jahr als Neulieger 20% Rabatt. Gute Argumente also für diesen Hafen. Die Fahrtzeit von Hamburg beträgt 1:45h, nach Wendtorf bin ich sonst 1:30h gefahren….das passt schon. Und um es vorwegzunehmen, es wurde ein Traumtörn, vollgepackt mit allem, was das Segeln reizvoll macht. Ich freue mich jetzt bereits auf jede Stunde, die ich diese Saison an Bord verbringen kann.   

Ich möchte daher hier einfach einmal von diesem Überführungstörn berichten, der zwar keinen spektakulären Ziele und Entfernungen bereithielt, aber in sich einfach ein perfektes Spiegelbild des Segelns auf der Ostsee war. Und ich war auch nicht alleine, sondern hatte einen „Auszubildenden“ an Bord. Alois, ein musikalischer Weggefährte, der sich neu für das Segeln interessiert, wollte sich alles einmal vor Ort ansehen und möglichst viel Erfahrung mitnehmen um eventuell für den Sportboot See Schein schon vorbereitet zu sein.

Das Wetter sollte zwar recht schön werden, jedoch passte der permanent angesagte Wind aus nördlichen Richtungen nicht so recht zur Route Kiel-Minde. Und so begannen wir dann auch direkt mit einem Nachttörn von Kiel nach Damp. Ich liess Alois aus der Marina Düsternbrook dieseln und kurz danach gingen die Segel hoch. Wir hatten Glück und konnten am Wind aus der Kieler Förde segeln. Vor Schilksee ging malerisch und mit einem Kaleidoskop an Farben die Sonne unter. Alois zückte den Fotoapparat und knipste andächtig. Wohl der erste Eindruck der geänderten Wahrnehmung von Bord aus.

Bei Bülk drehte der Wind sogar noch rück, so das fast ein direkter Kurs auf Damp möglich war. Schnell wurde es aber auch kalt und dunkel und die Stunden bis Damp zogen sich. Dick eingepackt und mit heißem Kaffee in der Plicht liess es sich aber gut ertragen. Ich liebe diese Atmosphäre. Kein Schiff weit und breit, nur Leuchttürme und blinkende Bojen am Horizont, schwarzes Wasser, gleichmässiger Wind, der Blick mit Taschenlampe zum Verklicker. Traumhaft. Nachts um 0100h dieselten wir dann die restlichen 1,5 Meilen westwärts in die Marina, deren Einfahrt wir nur mit der Taschenlampe und dem Plotter finden konnten. Die Hafenmauer backbords blieb einfach unsichtbar. Doch da ich schon öfter in dem Hafen war, machte ich  mir  keine großen Sorgen. Nach einem Absacker ging dieser großartige Nachttörn zu Ende und wir krochen zufrieden in die Kojen, hatten wir doch einen guten Teil des Törns Richtung Nord bereits segelnd bewältigen können.

Morgens weckte uns dann bereits das Gedengel der Fallen und das Pfeifen der Böen im Mast. Alois war begeistert, sah er doch bereits stürmische Abenteuer und wilde Ritte durch sturmgepeitschte Wellen vor seinem  geistigen Auge. Als Skipper sieht man das wohl leider anders, denke ich doch mehr an das Material und mögliche Komplikationen. Nun konnte ich Alois allerdings gut das Reffen erklären. Schnell waren wir im zweiten Reff angekommen, während der Wind immer weiter zulegte. Bis Schleimünde konnten wir noch kneifen, aber Richtung Flensburger Förde hätten wir dann direkt gegenan kreuzen müssen. Bei der Distanz, Wind und Wellen hatte ich dazu jedoch überhaupt keine Lust, zumal der nächste Tag bessere Bedingungen versprach. Also ging es ab in die Schlei und nach Maasholm, denn Schleimünde sah verwaist aus. 

Das Anlegen bei starken seitlichen Böen ging dann auch noch daneben und so konnte ich das Retten aus einer miesen Situation erklären, denn das Boot lag quer zu den gähnend leeren Box an die Pfähle geschmiegt. Nicht bedrohlich, nur doof. Aber all die Erfahrungen des letzten Jahres machten mich ruhig. Eine lange Leine, über ein in der Nähe liegendes Schiff an den Steg gebracht, erlöste uns dann aus der Klemme. Ich war beeindruckt, wie vertraut mir 2014 das Boot geworden ist. Alle Handgriffe sitzen noch blind, selbst die korrekte Spannung der Wanten hatte ich noch im Gefühl und konnte nachjustieren. Wir tranken uns dann den Rest des Tages schön und verspeisten ein paar Fischspezialitäten im idyllischen Maasholm. Auch solche Tage gehören zum Segeln, wenn auch Alois zu diesem Zeitpunkt noch zwischen „toll“ und „langweilig“ schwankte.

Das sollte sich am nächsten Tag ändern. Nachdem uns der Wind noch aus der Schlei blies, schlief er dann sofort komplett ein und wir dieselten über die bald spiegelglatte See. Ich hasse ja dieseln, aber es gab einfach keine Alternative. Und in Verbindung mit dem knallblauen Himmel, der strahlenden Sonne und einem uns folgendem Schweinswal war es mir dann auch schnell egal. Hochsommer im April. Alois leuchtete bereits rot wie eine Backbordlaterne, da half die nun noch aufgetragenen Sonnencreme auch nicht mehr viel. Hier hisst er die dänische Gastlandflagge in der Mitte der Flensburger Förde. Passt, sie ist genauso rot-weiss wie er selbst…


Nach Gegenwind, Starkwind und Windstille bekamen wir nun einen leicht achterlichen Wind, mit dem wir bis in den Stadthafen von Sönderborg trieben. Die Langeweile von gestern wich nun Begeisterung ob des Traumwetters, des Traumwassers und des Traumliegeplatzes direkt an der Kaimauer. Mangelhafte Sanitäranlagen und fehlender Strom liessen uns dann abends allerdings in die Marina nebenan verholen. Was für ein cooler Tag, und das, wie gesagt, mitten im April!

Um nun den Eindruck vom Segeln vollständig zu machen mussten wir am letzten Tag dann ca. 8 Meilen bei Wind 5-6 im zweiten Reff gegenan kreuzen, um in die Marina Minde zu gelangen. Alois war nun bereits mit Windrichtungen, Wenden und Halsen vertraut und machte als Vorschoter eine sehr gute Figur. Schön wenn man nur Ruder legen und Befehle geben muss :-) Wieder folgte uns ein Schweinswal. Dieses Mal so dicht das man ihn fast hätte anfassen können. Interessant wie groß die Population in der Ostsee wieder geworden ist. Die Marina Minde entpuppte sich dann als klein, gemütlich aber doch modern und gefällt mir sehr gut.

Der Rückweg mit Bus und Bahn war leider langwierig, die Strecke direkt an der Flensburger Förde vorbei, offenbarte aber gut die Reize dieses Reviers. Ochseninseln, Glücksburg, viele Häfen, hohe Küsten. Ich kann es kaum abwarten, dieses mir noch unbekannte Revier zu erforschen. Und auch der Alssund und die Nähe zur „Südsee“ schüren die Vorfreude auf diese Saison. Ich liebe das Segeln, ob nun als Hobby oder als Beruf!!

Wieviele Inseln hat das Mittelmeer?

Mit manchen Wahrheiten ist es schon vertrackt: Man weiß zwar, dass es eine exakte Antwort auf die Frage gibt. Aber es gibt niemanden, der diese Antwort wirklich kennt. Kein Mensch. Keine statistisches Landesamt. Kein Internet. Kein Nobelpreisträger.
Dazu zählt zum Beispiel die Frage, wieviele Sandkörner an einem Sandstrand liegen.
Oder die nach der durchschnittlichen Wassertiefe des Mittelmeers.
Oder wieviele Inseln das Mittelmeer hat.

Die Liste dieser Fragen ist beliebig lang. Und es tut gut, sie sich gelegentlich in Erinnerung zu rufen.

Gehen wir also an diesem Nachmittag einfach mal der Frage nach: Anzahl Inseln Mittelmeer?

Ein Antwort kann man auf verschiedene Arten finden. Man kann sich’s einfach machen, und zum Beispiel die Zahl „42“ sagen – laut Douglas Adams PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS die Antwort auf die ganz große Frage. Findig. Strukturierter ist das Vorgehen, die Inseln zu zählen, die einem einfallen. Vielleicht am besten von links nach rechts, also von West nach Ost. Wie folgt: 
Ibiza, Mallorca, Menorca, sind schon mal drei. 
Sizilien, Sardinien, Korsika… drei mehr. 
Und dann? Capri, Ponza, Ischia. Weiter: Die Tremiti-Inseln…. Drei plus vier. 
Und wie gehts weiter in Kroatien? Palagruza, Susak, Unije… oh jeeeee!

 

Tatsächlich ist die Zahl der Inseln im Mittelmeer weit größer, als wir an den Fingern abzählen können. Die nächste Methode der Wahl: Versuchen wir es mal mit reiner Schätzung:

100?
300??
3.000???
10.000????
Mehr?

Also. Schreiben Sie Ihre Zahl auf einen Zettel.
Wir kommen der Wahrheit gleich näher. Nach dem nächsten Bild.

 

Die Antwort ist näherungsweise nicht schwer, wenn man die richtige Frage stellt. In diesem Fall an Wikipedia:

Spanien: hat im Mittelmeer 58 Inseln, Eilande, Riffe.
Türkei: über 190.
Italien: über 200.
Kroatien über 1.240. 
Griechenland: über 6.000.
 
Nimmt man also die Summe dieser Staaten, die die Nordküste des Mittelmeeres bilden, so kommt man damit auf knapp 8.000 Inseln. Nimmt man die Ostküste sowie Nordafrika – hier versagt Wikipedia vollends – hinzu: dürfte das Mittelmeer zwischen 9.000 und 10.000 Inseln und Eilande besitzen. 
 

 

Von denen die allerwenigsten bewohnt sind. Zwar leben auf Sizilien mehr als fünf Millionen Menschen. Aber von den 200 italienischen Inseln, die ich im Internet zählen konnte, ist nicht mal ein Viertel bewohnt. Von den 1.240 kroatischen Inseln sind es ebenfalls nur 47 Inseln, auf denen Menschen leben. Tendenz weiter fallend. 
Und von den 6.000 griechischen Inseln? Die fast 20% der griechischen Landmasse ausmachen? Sind nach der letzten Volkszählung 2011 gerade mal 113 Inseln sowie 4 Binneninseln bewohnt. Nicht mal 2%.
 
Ein verschwindend kleiner Teil also. Und wir? Wir denken jetzt einfach an alle die Inseln, denen wir gute Momente im Leben verdanken. Verweilen wir also einen kleinen Moment bei den vergessenen Inseln. Und freuen wir uns einfach darüber, dass es so ist, wie es ist. Mit den fast 10.000 Inseln im Mittelmeer. Und wie es in diesem Sommer sein wird.
 


 
Die vergessenen Inseln auf den Pics dieses Posts heißen von oben nach unten:
Monemvasia/Griechenland.
Amorgos/Griechenland.
Cretaccio/Tremiti/Italien. Mit LEVJE im Vordergrund.
Kornat/Kroatien.
Auf Silba/Kroatien.

Ehefrau oder Geliebte – Wie vergleicht man zwei Boote?

Mir wurde gerade ein sehr günstiges Boot in der Größe von „La Mer“ angeboten. Ich werde es mir natürlich anschauen, und habe daher  über einen realistischen Verkaufspreis für meine alte Dame nachgedacht. Irgendwo hatte ich doch 2014 eine stattliche Liste der durchgeführten Arbeiten zur Vorbereitung auf meine Reise erstellt. Genau, so sah sie aus: 

Einbau Drehzahlmesser
Einbau Motorthermometer mit Alarm
Neues Wasserpumpengehäuse und Welle
Impeller neu
Neue Lichtmaschine
Ventile eingestellt
Keilriemen neu
Gashebel an Einspritzpumpe neu
Kabel für Anlasser und D+ Kontakt neu
Kabel des Tankgebers neu
Einbau Tankpfeife, damit der Tank nicht überläuft
Logge und Lot neu
Zwei Seeventile neu
Antifouling neu
Bilgepumpe neu plus Automatikschalter
Kompass mit Beleuchtung, GPS, Krängungsmesser neu
Pinnenpilot eingebaut
Kabel für Positionslampen neu verlegt
Hecklicht neu
Akkustrahler mit Ladegerät neu
Safety Lines über beide Bootseiten verlegt
Ladegerät für 2 Batterien neu
Weiteres Ladegerät als Backup eingebaut
Drei neue Batterien angeschafft
Ladestromverteiler von Pro Split eingebaut
Signalhorn neu
Kabeldecksdurchführung neu
Einbau UKW Funk und Antenne
Einbau Radio plus Außenlautsprecher
Neue Rollanlage für Fock
Alle Wanten, Spanner, Stage und Fallen neu
Reffhaken und Reffleinen eingebaut
Drittes Reff ins Gross machen lassen
Alle Winschen überholt und teils auf selbstholend umgebaut
Neue Sturmfock und 2.te Genua gekauft
Einbau von einem Tablet mit Halterung als Plotter
Innenlicht auf LED umgerüstet
Navilichter auf LED umgebaut
Ruderlager neu
Fenster abgedichtet
Neue Pumpe für die Toilette
Anker und Kettenvorläufe neu
Baumniederholer nachgerüstet
Cunningham nachgerüstet
Heckleiter neu
Dinghi und Aussenborder neu
Aussenborder gewartet, Impeller, Zündkerzen neu
Bodenbretter neu lackiert und montiert
12Volt Steckdosen und USB Steckdosen eingebaut
FI Schalter für Bordstrom
Handfunke mit Halterung neu
Dosenhalter im Cockpit angebracht
Winschkurbeltasche im Cockpit und am Mast
Gelcoat am Rumpf ausgebessert
Deck abgedichtet
Weiche Stellen im Deck erneuern
Decksbelag erneuern
Rauchmelder eingebaut
Feuerlöschdecke mit Halterung eingebaut
Verbandskasten mit Halterung eingebaut
2x Feuerlöscher eingebaut
Kühlbox eingebaut
Heckkorbgrill
Neuer Verklickerer
Aussenborderbefestigung mit Schloss
Neue Washboardverschlüsse

Und ich habe hier sicher noch Einiges vergessen.

Die Liste der Arbeiten im Winterlager 2015 ist nun deutlich übersichtlicher:

Eine Sicherung ausgetauscht
Stopfbuchse erneuert
Impeller neu
Antifouling neu
Entgilben des Bootes
Ein paar Schrammen im Ruder repariert 

Unter dem Strich stellt sich mir nun die Frage, wie ich den finanziellen Wert meines komplett ausgerüsteten und bewährten Bootes in Relation zu einer Neuerwerbung setzen kann. Wie vergleicht man meine zuverläsige „Aussen pfui, Innen hui“ Dame mit ihrem wohl absoluten Gegenteil? Und zählt dabei dann nur die Vernunft? Schwierig, schwierig…

Das Seebärenfahrwasser – Eine wirklich abenteuerliche Route

Ich fahre auf Reisen ungern die gleiche Strecke zweimal. Egal ob im auto, auf dem Motorrad oder mit dem Boot. Auf den Ålandinseln suchte ich daher nach einer Alternativroute für den Rückweg um nicht wieder die gleiche, wenn auch schöne Strecke des Hinweges, zurücksegeln zu müssen. In dem sehr empfehlenswerten Hafenführer für die Ålandinseln http://www.aland-segeln.de/fand ich zufällig den Hinweis auf eine sogenannte Seebärenroute, die einen südlich von Föglö wieder in Richtung Westen bringen soll. Ohne den sonst notwendigen großen Schlenker nach Nord. Allerdings sind die Informationen nur einem lokalen Segelclub bekannt. Vor Ort konnte ich daher auch absolut nichts in Erfahrung bringen und segelte dann doch auf meinem alten Kurs zurück. 




Aber die Sache ließ mir keine Ruhe und ich probierte Kontakt zu den Autoren des Hafenführers aufzunehmen um weitere Nachforschungen anzustellen. Zu meiner positiven Überraschung erhielt ich auf meine Mail ins Blaue recht schnell eine Antwort von Thorsten mit der Bitte um etwas Geduld für weitere Nachfragen bei den Originalautoren des Buches. Er selbst besitzt einen alten Gaffelkutter mit 1,90 Tiefgang und kennt diese Route daher nicht persönlich.  Nach einiger Zeit erhielt ich nun, wenn auch leider nicht die Karte der Route, einige interessante Informationen über die Route. Das geheimnisvolle „Sjöbjörnsfaret“ (Seebärenfahrwasser) südlich um Föglö wird nur im clubinternen Revierführer des finnischen Segelclubs Sjöbjörnarna beschrieben. Leider ist dieser nicht frei erhältlich und würde daher die Mitgliedschaft in diesem exklusiven Club erfordern. Für mich also offensichtlich keine Alternative.  


  
Nach Gesprächen von Thorsten mit den „Ureinwohnern“ Kökars ergibt sich folgender Sachverhalt: Südlich von Föglö verläuft ein ehemaliges militärisches Fahrwasser aus russischen Zeiten, das wohl bis in die 90er-Jahre noch auf russischen Seekarten vom Schärengarten verzeichnet  gewesen sein soll. Selbst ein Teil der Baken scheint noch vorhanden sein. Die von mir gesuchte Route folgt zunächst diesem alten Fahrwasser. Für die Strecke zwischen Föglö und Kökar wurde dann eine provisorische und nicht betonnte Route vom Segelclub hinzugefügt. Die Vermessungen südlich und östlich von Föglö stammen dabei auch teilweise noch aus der Zeit der russischen Herrschaft über Finnland, womit das „Sjöbjörnsfaret“ dann wohl eher ein Tipp für Abenteurer oder Insider bleibt.

In meinen offiziellen Seekarten der Ålandinseln war von dieser Route so auch absolut nichts zu sehen. Im Gegenteil: Es lagen hier große markierte Bereiche auf den Karten mit dem Hinweis „Nicht vermessen“. Ich war auf den Inseln teilweise auch außerhalb der markierten Fahrwasser unterwegs und hielt mich dabei an die Tiefenangaben von Seekarte und Plotter, die übrigens sehr exakt waren. In „nicht vermessene“ Gebiete bin ich bei aller Abenteuerlust aber dann nicht gefahren.  

Mir geht die Seebärenroute irgendwie nicht aus dem Kopf, denn sie würde wirklich einzigartig durch die felsenübersäten Gewässer gehen, die mir wie das Ende der Welt schienen. Quasi die Essenz der Ålandinseln. Ich freue mich daher über jede weitere Information Dritter und auch Thorsten will sich vor Ort noch weiter informieren. Ich bin sehr gespannt. Stellt sich nur die Frage mit welchem Boot ich diese Route dann erkunden soll? Ein Charterschiff wäre wohl eher nicht geeignet und diese Tour würde wohl zurecht als grob fahrlässig, im Falle eines Auflaufens gewertet werden. Was soll‘s, dann fahre ich in ein paar Jahren eben selbst noch einmal hoch. Oder vielleicht sollte die Route auch einfach ein Geheimnis bleiben, um ihren Reiz nicht zu verlieren? 

Gewittersegeln

LESEPROBE

„Und, hast du auch mal einen Sturm erlebt?“ war die wohl meist gestellte Frage nach meiner Reise. Die Antwort ist simpel. Ja, habe ich…aber im Hafen. Denn wenn man sechs Monate unterwegs ist, erlebt man immer Tage mit Starkwind oder Sturm. Diese werden aber immer rechtzeitig angekündigt. So unzuverlässig einem der Wetterbericht auch oft scheint, die Windvorhersagen entsprechen schon meistens der Realität. Große Tiefdruckgebiete erscheinen nicht einfach aus dem Nichts, sondern kommen „unter Aufsicht“ der Wetterdienste vom Atlantik herübergezogen und können daher rechtzeitig angekündigt werden. Darauf stellt man sich dann eben ein und bleibt einfach 2-3 Tage im Hafen. In Borgholm auf Öland, so wurde mir erzählt, lagen mehrere Boote sogar über fünf Tage fest. Die Welle macht das Auslaufen unmöglich und im Hafen schaukelten die Boote so sehr, das viele seekrank wurden, heimfuhren oder an Land in Pensionen übernachteten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich habe unterwegs auch meine Portionen Starkwind und Sturmböen abbekommen, denn lokale Phänomene wie Seewind, Kap- und Düseneffekte können die Windverhältnisse schon manchmal überaschend verstärken, aber es war nichts, das ich nicht durch Verkleinern der Segelfläche und beherztes Segeln in den Griff zu bekommen konnte. 

Doch es gibt noch eine Bedrohung, die weit unberechenbarer ist als ein „normaler“ Sturm. Gewitter. Mit Blitz und Donner, prasselndem Regen, Sturmböen. In der Vorhersage heißt es: Es besteht die Gefahr von Gewittern und Gewitterböen. Oder anders ausgedrückt: Es könnte sein, das es Gewitter geben wird. Wo und wann genau ist fraglich. Und ob man unter eine Gewitterwolke gerät, ist ebenfalls ungewiss. In welcher Stärke man von einer Bö erwischt wird ist ebenfalls nicht vorhersehbar. Während ein angekündigter Sturm einen garantiert ärgern wird, ist diese Gefahr bei einer Gewitterwarnung einfach deutlich geringer. Teils sieht man Blitze und Wolken am Horizont, teils gerät man auch einmal direkt hinein, doch so wirklich dramatisch wird es eher selten. Kein Grund also lieber im Hafen zu bleiben? 

Schwer zu sagen, diese Entscheidung muss alleine der Skipper fällen und verantworten. Eine große Hilfe dabei wird auf jeden Fall das gerade erschienene Buch „Gewittersegeln“ von millemari. sein. 40 Autoren erzählen über ihre Erlebnisse mit und in Gewittern. Dazu gibt es Hinweise von Meteorologen, Tipps und Tricks sowie Erfahrungen des Yachtversicherers Pantaenius. Wie schütze ich mich vor Blitzen? Wie bereite ich das Boot vor? Was kann ich meiner Crew zumuten? 

Auf alle Fragen gibt es in diesem sehr umfassenden Buch eine Antwort. Und dabei ist das Buch nicht nur für Segler gedacht. Viele der abenteuerlichen Berichte sind genau richtig, um mit Gänsehaut und leichtem Gruseln im warmen und trockenen Heim gelesen zu werden. Denn die besten Geschichten schreibt doch immer noch das Leben.

LESEPROBE

Vorsicht: falsche Prüfplaketten!

Fachverband Seenot-Rettungsmittel e. V. warnt: Bislang unbekannte Täter ahmen Wartungs-Signets der FSR-Unternehmen nach.

Prüfplakette RettungswesteJe näher die Saison rückt, desto häufiger versuchen wieder Nepper von nicht zugelassenen Wartungsstationen für Rettungswesten aus dem FSR-Plakettensystem Kapital zu schlagen. Jüngst sind in den Niederlanden gehäuft falsche Prüfplaketten aufgetaucht, die nach Arbeiten an den Rettungswesten angebracht wurden und so den Eindruck erwecken sollen, dass eine Wartung nach den strengen Vorgaben der FSR-Mitgliedsunternehmen stattgefunden habe.

Auf den Plaketten steht üblicherweise die Code-Nummer der Wartungsstation oder eine Seriennummer der Plakette, die vom Hersteller zertifiziert wurde – bei den falschen Plaketten steht dort eine Fantasienummer. Der Name des Herstellers der Rettungsweste fehlt komplett. Die Plaketten sind in einer falschen „Jahresfarbe“ gedruckt und dort, wo mit einer Kerbe in dem kleinen TÜV-Signet ähnlichen Aufkleber der Zeitpunkt der nächsten Wartung markiert wird, ist lediglich ein kleines Loch zu finden.

FSR-Vorsitzender Michael Dibowski ist besorgt, dass Wassersportler auf die schwarzen Schafe unter den Wartungsstationen hereinfallen und sich so möglicherweise in Lebensgefahr begeben. „Seriöse Wartungsstationen erhalten echte Plaketten ja nicht ohne Grund. Die Mitarbeiter haben sich von den Herstellern intensiv schulen lassen und verfügen zu dem Knowhow auch über die Original-Ersatzteile sowie Spezialwerkzeuge. Wenn diese Voraussetzungen für die Arbeit an der persönlichen Schutzausrüstung außer Acht gelassen werden, kann es durchaus sein, dass sie im entscheidenden Moment nicht funktioniert.“

Die Befähigung zur Wartung erhalten die Stationen von den Unternehmen schwarz auf weiß testiert. Wassersportler sind aufgerufen, sich von den Wartungsstationen im Zweifelsfall dieses Zertifikat zeigen zu lassen. Listen von zugelassenen Wartungsstationen sind bei den

Herstellern der Rettungswesten abzurufen. Im konkreten Fall der falschen Prüfplaketten aus den Niederlanden prüft der FSR rechtliche Schritte.

Im FSR haben sich 14 führende deutsche Unternehmen – Hersteller und Importeure von Seenot-Rettungsmitteln – zusammengeschlossen, deren Ziel es ist, die Sicherheit auf dem Wasser zu verbessern. Informationen rund um das Thema Seenot-Rettungsmittel und das Verhalten auf dem Wasser erteilt der FSR, Gunther-Plüschow-Straße 8, 50829 Köln, Telefon: 0221/595710 sowie unter www.fsr.de.com

Bildunterschrift: So sehen die echten FSR-Plaketten aus: Auf dem runden Signet in Jahresfarbe – aktuell violett – stehen im Innenkreis unter dem Monats-Ring der Name des Herstellers sowie eine Code-Nummer für die Wartungsstation.

Die vergessenen Inseln: Karfreitags auf Mallorca.

Um es gleich klar vorweg zu nehmen: Nein, zu den vergessenen Inseln gehört Mallorca an diesem Karfreitag sicher nicht. Das üppige Angebot an Flugverbindungen auf die Insel kündet mit noch üppigeren Preisen von regem Besuch. Autoverleiher haben kundige Schliche gefunden, in diesen Tagen das zweieinhalbfache des eigentlich gebuchten Tarifs einzuheimsen. Orte, die vor drei Monaten noch vernagelt, verlassen, vergessen waren, haben die Bretter vor Ladentüren, BURGER KING-Filialen und Buden mit Badelatschen entfernt. Und wo einem wenige Monate zuvor die Landstraßen durch die menschen- und autoleere Tramuntana vollkommen allein gehörten, da sind jetzt Pulks schrill gekleideter Männer auf zwei Rädern unterwegs. Prozessionen, Umzüge, Schwärme, große Blasen schrill neon-bunt Gewandeter auf Rennrädern, die sich mit pfeilschnellem Sirren die Serpentinen hinunterbewegen oder unter mühevollem Ächzen und Spotzen die Serpentinen hinauf. Je nachdem.

„Komische Spanier“, sagen die Deutschen erstaunt, wenn sie aus dem Verleiher-FIAT 500 serpentinenlang auf das neonfarbene Auf und Ab bunter Männer-Hinterteile kucken. „Todos Allemanes“, sagen die Spanier, wenn sie über die österliche Invasion der Sirrenden, Zirpenden nachdenken, die ihre Landstraßen in ein neonfarbenes, verstopftes Etwas verwandeln. Aber so einfach ist das diesmal nicht mit den Etiketten, gehören der community doch auch Engländer, Holländer, Franzosen an.
Tatsächlich sind die Botschaften der Rennradelnden an ihre Umgebung auf ihren Umzügen von vielerlei Art. Die Kleidung sendet nachdrücklich Erinnerung aus, in welchem Jahr des Herrn wir uns aktuell befinden. Plärrt Namen heraus, die uns an gewichtige Hersteller von Radspeichen, Schlauchventilen, Fahrrad- oder sonstige Gummis erinnern. Die Helme katapultieren uns in die Jahre zurück, in denen wir in den großen Sommerferien in Londoner Kinos zum ersten Mal den Film ALIEN sahen. Gestandene Männer, die sich die Namen von Konzernen auf die Brust heften, über deren Produkte sie sich, so sie wieder vom Rennrad ab- und wieder im normalen Leben eingestiegen sind, doch des Öfteren auch mal ärgern. Brillen, in allen Schattierungen, Farben und Formen, auf die nicht mal der legendäre Ausstattungsschöpfer Jean-Paul Gautier im Film DAS FÜNFTE ELEMENT gekommen wäre.
Wenn fünf dieser Wesen ein Lokal betreten, dann ist es tatsächlich: als kämen sie von einem anderen Stern ganz am Rand unserer Galaxi. Gewandet in High-Tech-Textiles, gehüllt, hermetisch geistig gebettet in eine Wolke von Sportmarketing und die unübersehbaren Attribute der Zugehörigkeit zu einer außerirdischen Bruderschaft rasierter Männerbeine, dessen Mitglieder eben erst auf der Erde gelandet sind, mit kühnem Blick auf die lange, gefahrvolle Reise zur Erde zurückschauend.

Die Lust am Verkleiden: sie wohnt dem Menschen inne.
Zu ganz anderen Bruderschaften haben sich die Einwohner des Ortes Pollenca zusammengeschlossen. Es ist SEMANA SANT. Und weil nicht Weihnachten, sondern Ostern das höchste Fest im katholischen Ritus ist, stellen die Bewohner von Pollenca Jahr für Jahr von „Dijous Sant“, den man bei uns den Gründonnerstag nennt, bis zum „Dilluns de Pasqua“, der bei uns Ostermontag heißt, Unerhörtes auf die Beine: Umzüge. Prozessionen. Messen. Oratorien. Drinnen und Draußen. Oben auf dem Calvari. Unten im Ort in den Straßen Pollenca’s.

Tatsächlich ist, was am Gründonnerstag und Karfreitag stattfindet, ein Schauspiel der anderen Art. Gründonnerstag Abend wimmelt der Ort von Kapuzen-Männern, die sich in und um Kirchen, in engen Gassen, Wegen, mit Kreuzen, Schäferstäben, Laternen bereitmachen. Bereit machen für die Prozession. Wahrscheinlich hat sich der ganze Ort verkleidet, unter weißen, schwarzen, roten, blauen Kapuzen stecken Männer, Frauen und Kinder, wer nicht im Chor ist von den Bewohnern oder im Orchester oder auf einer der Bühnen mit Herodes oder den Kreuzabnehmern, der steckt unter einer Kapuze und reiht sich ein in die lange, lautlose Prozession, die nur ein einsamer Trommelschlag begleitet. Und das Klirren der meterlangen Eisenketten an den Füßen der wilden Gestalten, die den langsamen Schritt kreuztragenden Jesus begleiten.

Ein Ort spielt und lebt die Passionsgeschichte, für sich. Der ganze Ort ist Bühne, Mitspieler in einem Spiel von großer Perfektion und Eindringlichkeit, auf das sich alle lange Monate vorbereitet haben.

Höhepunkt ist am Freitag Nacht: die nachgespielte Kreuzabnahme, oben, ganz oben auf dem Kalvarienberg, und der langsame Umzug der Kapuzenmänner schweigend, nur vom Schlag einer Trommel begleitet, die steilen Stufen des Kalvarienberges hinunter. Und weil das unter den Kapuzen bei allem Ernst von Getuschel, Geraschel begleitet ist, weil der Gesang des Frauenchores so gar nichts Altkatholisches an sich haben, darum ist das Ganze auch ein munteres Spiel, das so gar nichts von der inquisitorischen Düsterkeit an sich hat, der dies Schauspiel wahrscheinlich entsprang.

Herodes auf dem Lebendbild stellt eine erheiternd plautzig-arrogante Miene zur Schau. Die Legionäre, die bei der Kreuzabnahme mit ihren Lanzen das Kreuz oben auf dem Berg umstehen, sind kreuzbrave Familienväter und keine Schlagtots. Und das Evangelium, vorgetragen in fünf Sprachen, ist alles andere als hermetisch abgeriegelter Kauderwelsch. Sondern eine Geschichte eines Mannes, der zu Unrecht sein Leben verlor.
 

 

Karfreitag in Pollenca.
 
Das Meer aber: es weiß von alledem, was am Karfreitag um die dritte Stunde geschah – nichts.
 

 

Im Recording Studio – Tag 1 bis 6



 Mein Dank geht an

 

Der Soundtrack zum geplanten Film entsteht ja zur Zeit in dem kleinen, aber feinen „rooted music studio“ hier in Hamburg Schnelsen. Es wird noch ein langer Weg bis zum fertigen Film, der die großen Emotionen und Erlebnisse meiner Reise dokumentieren soll, aber wir haben es in der Tat geschafft die Basis für 15 Songs zu legen. Die Produktionstage gingen von morgens bis Mitternacht und ich bin nach diesen 6 Tagen total hinüber. Als ich meinen Plan im Studio präsentierte wurde noch geschmunzelt, aber nachdem wir in den ersten Tagen 9 Titel im Kasten hatten, wurde aus dem Schmunzeln echtes Staunen. Und das war nur möglich, weil ich das Glück habe mit den besten Leuten arbeiten zu können. Und einfach einmal alles zusammenpasst. So als wäre das Schicksal einmal ganz auf meiner Seite. Das Gefühl seine eigenen kleinen Ideen bis hin zu einem großen Song wachsen zu sehen, ist absolut einzigartig. Und auch hier lebt die Produktion vom Input und den Ideen jedes einzelnen Musikers und unseres Toningenieurs. Bevor ich nun für eine Woche in die Türkei fahre um dort meine Akkus wieder aufzuladen, möchte ich noch schnell dieses Video als Dank an alle Beteiligten präsentieren. Ich freue mich nun extrem auf die nun folgenden Gesangssessions Ende April! Frohe Ostern allerseits.

KEIN GANZ NORMALER TÖRN: Was ist eigentlich Segeln? Oder: "Von derKunst, im Sturm zu erblühen."

Nahe der Rhone-Mündung: Hier in Port Saint Louis, tief im Süden Frankreichs, begann die allererste Fahrt der SEGELREBELLEN, einer Organisation, die von Krebs betroffenen jungen Erwachsenen Segelreisen ermöglicht. Was man dabei alles erlebt, was das überhaupt bringen kann: darüber schreibt Mare Piú in diesem und den vorangegangenen Posts.

Von den ersten Momenten an, in denen ich zum allerersten Mal auf einer Yacht den Hafen verließ, war ich fasziniert davon. Von dem: Was Segeln ist.
Wieder und wieder habe ich – auch auf diesem Blog – versucht, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Schon in jenen ersten Jahren wollte ich einen Film darüber zu machen, weil mir die Worte ausgingen. 
Darüber, dass vermeintlich Wichtiges plötzlich vollkommen unwichtig wird.
Darüber, dass die Dinge, die wir fürchten, plötzlich gar nicht mehr schlimm sind, sondern sogar schön sein können.
Über die Angst, über die Freude, die man in hohen Wellen und starkem Wind empfindet.
Über die Freude, um jedes Kap, dass am Horizont erscheint, herumsegeln zu können.
Über die Furcht, die man im Gewitter erlebt [Und über diese Erlebnisse ist nun tatsächlich in Zusammenarbeit mit über 40 weiteren Seglern tatsächlich ein Buch entstanden, über das ich mich sehr freue!].
Über die Delfine. Ich habe sie gefilmt, wie sie uns in Puerto Rico oder vor Korsika begleiteten. Habe die kurze Hacksee der nördlichen Adria festgehalten. Und die hohen Wellen: die langen, weiten Roller draußen im Atlantik vor den Virgin Islands, wenn der herbstliche Nordsturm, die „Christmas Winds“, abgeflaut waren. Habe versucht, die Farben des Meeres im Foto festzuhalten – und wenn man sich nur auf ein und demselben Fleckchen Meer mit offenen Augen bewegt, sind es schon unzählige mehr als jene legendären „42 Tage Blau“. Auch auf diesem Blog habe ich mehrfach versucht, dieser Frage nachzugehen.

Wann ist man eigentlich bereit, als von Krebs Betroffener, nach der Therapie, für eine Fahrt mit den SEGELREBELLEN? Wann – und warum – sollte man sich dafür entscheiden? Wo doch den meisten nach überstandener Krebstherapie nach ganz, ganz Anderem ist, als ausgerechnet die Unbill einer Seereise auf klamm-kaltem Boot in unwirtlichen Regionen zu ertragen?

Betrachte ich die Crew der Segelrebellen – und da ist Marc, Gründer und Skipper der SEGELREBELLEN mit eingeschlossen – gibt es eine einfache Antwort: Das Ausschlaggebende ist: dass man sich immer schon irgendwo zum Meer, zum Wasser hingezogen gefühlt hat. Dass das Meer einfach mehr ist als eine Ansammlung H2O, versetzt mit mal mehr, mal weniger NaCl. Das Meer als Ort: an dem es einem gut geht. Auch – und DAS ist das Erstaunliche: gerade dann, wenn sich das Meer so gar nicht wie im Vierfarb-Ferienprospekt gibt. Wenn es sich so ganz anders verhält, als wir uns das wünschen: Unfriedlich. Garstig. Menschen-unfreundlich. Wenn wir es in seiner wilden, ursprünglichen Kargheit und Unwirtlichkeit erleben. Wenn wir mittendrin im Getümmel, in der Bedrohung von Windstärke 7, Windstärke 8 plötzlich entdecken: wie schön sie sind, die Wellen. Wie durchscheinendes Glas, ganz oben, wo sie sich brechen, wenn die tiefstehende Sonne durch sie hindurch scheint.
Das Meer als Ort, an dem es mir gut geht: In den Gesprächen mit der Crew, warum sie sich für die ungewöhnliche Reise mit den SEGELREBELLEN entschieden, war immer wieder dies der kleinste gemeinsame Nenner.

Fragen wir die Crew doch mal nach diesem Törn, nach ihren Erfahrungen: Was ist Segeln?

Segeln ist Entschleunigung. Innere Ruhe.
Wogen der Gefühle: Selbsterkenntnis.
Sich durch einen starken Sturm zu kämpfen, wie stark man ist. Und im nächsten Moment wieder zu merken, wie schwach man ist. Und das zuzulassen.

 

Hauke:
„Segeln ist: Neues entdecken. Ein kleines Abenteuer. Und auch ein kleines zwischenmenschliches Abenteuer. Wie gehe ich mit hohen Wellen, mit so starkem Seegang um? Meine Erfahrung ist: Alles ist für mich machbar. Ich sollte viel häufiger neue Dinge entdecken.
Mir fehlt manchmal einfach der Antrieb. Und wenn man zuviel macht: dann wird das auch sehr kostspielig. Aber Anna und ich: wir haben uns vorgenommen, dieses Jahr so viel, so häufig Urlaub zu machen wie möglich.
Das wichtigste auf dieser Seereise: ist die Erfahrung der ENTSCHLEUNIGUNG. Fahre ich Auto: muss ich ständig reagieren, auf irgendwas und irgendwen. Hier: herrscht Gleichmaß.
Und was das Zwischenmenschliche angeht: Der Sturm hat uns zu einer Gemeinschaft gefügt.“

 

Anna:
„Micht man es einfach glücklich, in der Natur zu sein. Die Ruhe zu spüren. Auch wenn das Meer manchmal so aufgewühlt ist, bin ich selbst in mir ganz, ganz ruhig.
Zuhause im Alltag wird man so häufig abgelenkt von so vielen EINFLÜSSEN. Hier gibt es nur das Meer. Nichts anderes.
Man muss sich darauf einlassen können, dass nicht immer alles rund läuft:
Dass alles nass ist.
Dass man sich neben die Toilette setzt, weil jemand gerade „eine Kurve“ fährt.
Das muss man können, sich darauf einlassen. Wenn man ddie Bereitschaft dazu nicht mitbringt: wirds schwierig. Man muss sich darauf einstellen: was alles passieren kann.
Gestört hat mich eigentlich nur, dass das Fenster undicht ist und die Matratze deshalb nass war. Aber es ist nicht wichtig hier draußen. Alles andere hier ist größer und wichtiger. Hier oben zu sitzen. Uns vom Wind wehen zu lassen und nicht mit einem Motor übers Meer zu bewegen.
So eine schöne Natur.“

 

Susanne:
„Wenn es mir schlecht geht. dann ist es für mich am Besten: immer rauszugehen in die Natur.
Hier draußen ist die Lektion: Man muss nehmen, was kommt. Man nimmt die Sachen einfach an. Und lernt: Nach Sturm kommt Sonne. Oder die Delfine.“

 

Andrea:
„Hier draußen: das ist für mich: Die Woge der Gefühle.
Und: der Sturm ist etwas, was mich in mehrfacher Hinsicht weiterbringt: Erstens fahren wir damit. Und kommen vorwärts.
Zweitens hatte ich ehrlich gesagt vor der Reise richtig Angst vor einem Sturm. Aber es kam alles ganz anders: Erst die Angst. Dann der Sturm. Dann merken, wie glücklich ich dabei bin.
Es ist gut, gerade das den Menschen, die von einer Krankheit wie Krebs betroffen sind, zu vermitteln, wie es hier ist: Wie es in unserer Krankheit ist. Dass uns Mitleid nicht weiterhilft.

Müßte ich das alles, meine Erfahrungen hier zusammenfassen: dann würde ich es in einem Buchtitel formulieren:

‚Von der Kunst, im Sturm zu erblühen‘.“

Und viel mehr ist dann auch nicht darüber zu sagen: Was Segeln eigentlich ist.
Und was einem eine Reise mit den SEGELREBELLEN bringen kann.

  

KEIN GANZ NORMALER TÖRN, letzter Teil: Was bleibt.

Und? Was bleibt?
Was bleibt von dieser Reise?
Was macht eine Reise wert, dass sie getan wurde?

Es gibt viele Antworten darauf, warum diese Reise KEIN TÖRN WIE JEDER ANDERE war.

Natürlich: ist da die Jahreszeit, in der kaum ein anderer Segeln geht. In diesen 10 Tagen sind uns vielleicht zwei, drei Segler draußen auf dem Meer begegnet. Es ist keine Jahreszeit, um urlaubsmässig herumzuschippern.

Natürlich: ist da das Revier, der Golf de Lion, der eben kein „normales Stück Wasser“ ist, als das Marc es gerne sähe. Sondern etwas bösartiger, wie mir YACHT-Chefredakteur Uwe Janssen während des Törns teilnehmend in einem Mail schrieb. Der Wetterbericht für diese Woche: er sagt alles.

Und natürlich: ist unsere Crew eben auch auch keine normale Crew. Natürlich sind unsere Mitreisenden auch einfach Menschen, die sich auf eine gelungene Urlaubsreise freuten. Das auch. Aber sie sind auch Menschen, die bereits in jungen Jahren durch eine schwere Krankheit gehen mußten. Und jetzt ihren Weg zurück in die Normalität des Lebens gehen. Und doch verändert sind – was eben jene Sicht auf das angeht, was ein „normales“ Leben ist.

Mit dieser Reise hat sich mein Blickwinkel verändert auf das, was ein normales Leben ist.

Oder ist es vielleicht so, dass dies andere, was ich in diesen 10 Tagen erlebte: Stürme, einzigartige Wellen, schlimme Krankheiten und angsteinflössende Klinik-Therapien das Normale sind? Das, was wir im Gelärme dessen, was wir unseren Alltag nennen, einfach ausblenden? Im großen Wunschkonzert, das unser Dasein ist, einfach wegdrücken?

Irgendwann in diesen letzten Tagen saßen wir zusammen. Und ich habe die Frage gestellt: Was nehmt Ihr mit, von dieser Reise?

Lassen wir einfach die Mitsegler sprechen, was Sie über diesen Törn denken.

Anna sagt:
„Es ist unglaublich faszinierend, mit Menschen zusammen zu sein, mit denen man sonst kein Wort wechseln würde. Mit denen man sich hier wortlos versteht.
Es ging auf dieser Reise unglaublich schnell, mich zu öffnen. Und Gefühle in Worte zu fassen.
Gut war auch, zu sehen, wie andere mich sehen: „Du bist so in Dir ruhend, ruhst so in Dir selbst.“
Auf der Reise selbst habe ich die große Erkenntnis, die große Weiternetwicklung nicht gewonnen. Denn eigentlich weiß ich: wo ich hin will.“

Hauke sagt:
„Ich habe mir in meinen Unterarm ein Tattoo machen lassen: „Vergiss nicht zu leben.“ Remember, that you are alive.
Was ich mitnehme: ‚Schau in Dich rein. Was macht Dich eigentlich glücklich?’“

Andrea sagt, was sie mitnimmt:
„EUCH! In meinem Herzen. Es war alles so geballt, so aufwühlend wie das Meer um mich herum. Es wurden unwahrscheinlich viele Emotionen geweckt. Ich musste aufpassen, dass keine Träne kommt. Ich konnte hier auf diesem Törn so viel heulen wie in den ganzen zwei Jahren nicht. Ich habe das Meer mit meinen Tränen gefüllt.“

Susanne sagt:
„Dass ich Menschen begegnet bin, die mich berührt haben. Ich habe in dem halben Jahren nach der Radiotherapie nur geheult. Ich habe den Druck rausgelassen. Ich habe alles wegfliessen lassen. Ich habe mir verordnet: Weine, weine, weine. Danach: Lebe.“
(Susanne zu Andrea:) „Für Dich war es genau das Richtige, hier weinen zu können. Vielleicht war das für Dich so wichtig, wie für mich ein Mensch, der mich wieder klar gemacht hat im Kopf.
Wir werden erst in ein, zwei Jahren erkennen, was wirklich wichtig war.
Alle Menschen tragen alles in sich. Alles Wissen ist schon da, in uns. Es war einfach wichtig, alles auszusprechen. Um dies Wissen herauszuholen.
Es war mit das tollste Erlebnis: dass wir es schaffen, uns zu berühren. Als Menschen. Gegenseitig. Und uns selber. Auf einmal kam das raus.
Und so tolle Sachen: Hauke. So viele weise, schlaue Sachen, die Du gesagt hast.“

Und wie geht es mir?
Der ich versuchte, neben dem Co-Skipper auf dieser Reise nur eines zu sein: ein unvoreingenommener Beobachter und Chronist dessen, was ich erlebte, hörte, sah? Ob mich diese Reise verändert hat: das weiß ich nicht. Aber die Menschen, mit denen ich auf dieser Reise war, ihre Gesichter, Stimmen, ihre Worte: die werde ich nicht vergessen.

Was bleibt?
Was bleibt von dieser Reise?
Was macht eine Reise wert, dass sie getan wurde?

 
Natürlich das Meer. Die beeindruckenden Natur-Erlebnisse, die ich in den vorangegangenen Posts beschrieben habe. Das ist das Eine. 
Das Andere: Dass einen Menschen berühren. Mit dem, was sie zu sagen, zu erzählen haben. 
Und vielleicht ist dies „sich berühren“ etwas ebenso Wichtiges, Elementares, wie es auch das Erleben des Meeres für uns ist, aus dem wir stammen. Für beides gilt: 
„… als würde in uns eine Taste gedrückt. Und ein uraltes, in uns einprogrammiertes Programm beginnt zu laufen.“

Für diese Reise Special Thanks to:
Marc, der mit seiner Idee der SEGELREBELLEN etwas großartiges in die Welt gesetzt hat, eine Institution für wunderbare Begegnungen ins Leben gerufen hat.
Felix. For sharing good moments.
Anna, Andrea, Susanne, Hauke, Jo: for being here.