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Der falsche Traum

VOM TRAUM ZU ALBTRAUM

Vor wenigen Wochen erschien im SEGELN-FORUM folgendes posting:

Der falsche Traum

Dover – Was bleibt von Great Britain?

Ein weiteres Mal sollte das Wetter den weiteren Fahrplan bestimmen, aber daran bin ich ja schon gewöhnt. Ein akzeptabler Tag stand zur Verfügung, bevor es morgen Vormittag wieder anfangen soll zu blasen. Eigentlich hatte ich mir überlegt nur ein kurzes Stück über den Solent bis nach Portsmouth zu segeln um dort einige Starkwindtage zu verbringen. Doch irgendwie werden dieser Sommer und ich keine Freunde mehr. Auf einmal sollten es nicht mehr 2 oder 3 Tage, sondern gleich n ganze Sturmwoche werden. Normalerweise kann man sich auf Wetterberichte die weiter in die Zukunft reichen als 48h nicht verlassen, doch hier in England scheinen sie irgendwie bei solchen Prognosen leider Recht zu haben. Und so langsam sitzt mir die Zeit im Nacken. Gefühlt ist man ja schon halb zuhause wenn man die weißen Kliffs von Dover sieht, doch von dort sind es auch noch mal deutlich über 300 sm bis nach Hause in Cuxhaven. Und wenn ich jetzt eine Woche in Portsmouth festhänge wird das schon alles ziemlich eng bis Anfang Oktober zuhause zu sein. Also fasse ich einen etwas kühneren Plan:
In einem wird es von Cowes bis nach Dover durchgehen. Verpassen sollte ich laut den Revierführern unterwegs nicht allzu viel und das würde mich ein ganzes Stück nach vorne werfen, selbst wenn ich dann die volle Woche dort festhängen würde. Also Mund abwischen und los.

Es wurde eine besonders spannendes Fahrt. Morgens geht es mit herrlichem Wind den Solent entlang. Selbst jetzt Mitte September scheinen überall noch kleine Regatten stattzufinden. Die Sonne scheint, es geht gut voran und ich erkunde mit dem Fernglas die Umgebung. Ein feiner Segeltag so weit.
Doch einige Stunden später, lange nach dem ich den Solent bei Selsey Bill wieder verlassen habe ändert sich das Blatt. Über dem Ärmelkanal weit im Süden bilden sich innerhalb von Minuten hohe Wolkenberge und ziehen selbstredend in meine Richtung. Der Ärmelkanal zeigt mir mal richtig was er zu bieten hat. Die von achtern anrollenden Wellen werden immer höher, und nur mit dem Groß im zweiten Reff geht es mit über 6,5kn voran. . Dazu peitschender Regen und ein unsicheres Gefühl: Was mag da wohl noch kommen?In den vergangenen Tagen habe ich manchmal über meine vielleicht übertriebene Vorsicht selbst geärgert. Aber dieser Tag zeigt mir wieder einmal, dass ein sonniger ruhiger Segeltag hier innerhalb von MInuten entgegen aller Vorhersagen kippen kann. Und dann sollte man lieber nicht auf die letzte Rille geplant haben und einen Plan B in der Tasche haben. Lange Zeit überlege ich Dover sein zu lassen und einfach nach Brighton oder Newhaven zu fahren. Zwei Häfen die zwar schon verführerisch in Sicht liegen, aber wohl auch unspanndender für die kommende Woche sein würden. Und außerdem wäre es bis dahin auch noch einige Stunden zu segeln und die Ansteuerung scheint bei diesen Bedingungen unsicher. Irgendwann gebe ich mir einen Ruck und setze den neuen Kurs auf das Kap Beachy Head. Es geht also weiter Richtung Dover. Die Belohnung dafür dem nahen Hafen zu widerstehen lässt lange nicht auf sich warten. Püntklich zum Sonnenuntergang lässt der Wind nach. Endlich habe ich auch mal wieder Zeit einige Fotos zu schießen. Den ganzen Nachmittag über hatte ich andere Sorgen und pausenlos zu tun.


Was folgt ist eine ruhige Nacht entlang der Kentish Coast. Als die Sonne aufgeht liegt der riesige Hafen von Dover schon in greifbarer Nähe. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens an Fähren, Kreuzfahrern und Arbeitsschiffen meldet sich hier auch jedes noch so kleines Segelboot vor der Einfahrt in den riesigen Vorhafen über Funk an. Verkehrslenkung mit genauen Routenanweisungen wie am Flughafen. Der Aufwand lohnt sich aber, unklare Situationen gibt es so kaum. Von der Hafeneinfahrt bis zur Marina dauert es noch einmal eine halbe Stunde (!!). Glücklich und zufrieden dem Wetter ein Stück weggesegelt zu sein mache ich in der gut ausgestatteten Marina fest, melde mich noch schnell im 24h geöffneten Büro an und falle in die Koje. Als ich Mittags ausgeschlafen habe heult der nahende Sturm bereits im Rigg. Und ich bin trotzdem zufrieden, denn mehr hätte ich in den letzten 24h nicht erreichen können.

Leider ist Dover aber eine ziemliche Ernüchterung. Den Namen der Stadt habe ich seit Jahren und Wochen immer vor mit gehabt. Seit Jahren weil Dover für uns Kontinentaleuropäer eben Einfallstor Nr. 1 nach Großbritannien ist, und seit Wochen weil jede Gezeit, jede Stromangabe rund um die britischen Inseln sich immer auf die Hoch- und Niedrigwasserzeiten von Dover bezieht. Der Hafen ist ja auch nett, maritim und geschäftig. Aber der dahinterliegende Ort ist Dover ist ziemlich traurig. Bisher habe ich mich in fast jedem britischen Hafendorf wohlgefühlt. Ganz gleich wie weit ab vom Schuss es auch war, wie zum Beispiel Whitehills in Nordschottland, überall gab es freundliche Menschen, Herzlichkeit und alles wirkliche einladend (auch wenn die Häuser dort keine Farbe hatten ). Doch in Dover (Stadt) laufen nur komische Gestalten herum. Die Häuser sind heruntergekommen, die Pubs voll mit Spielautomaten wie eine Banhofssabsteige anstatt ´ner klebrigen Theke und Gemütlichkeit wie ein echter Pub eben. Ausgerechnet an diesem wichtigen Fährhafen und Einfallstor scheint der wirtschaftliche Erfolg eines vereinten Europas komplett vorbeigegangen zu sein. Dover scheint offenbar auch mit etwa 70% für den Brexit gestimmt zu haben. Wenn ich das hier so sehe…. komme ich ganz schön ins Nachdenken.

Schade eigentlich, dass ausgerechnet Dover mein letzter englischer Hafen war. Doch diesen Gedanken verdränge ich ganz schnell wieder, überwiegen doch die schönen Erinnerungen an die letzten Monate. Und irgendwie waren die letzten 24h auch ein Spiegelbild der Reise Round Britain. Entspannte Segeltage und Kampf mit den Elementen zu fast gleichen Teilen, aber auch die damit verbundenen Erfolgserlebnisse,  dramatische Natur und urige Häfen mit britischer Gemütlichkeit und Gastfreundlichkeit…. so wie Cowes. Und auch, dass ich am Ende tatsächliche eine ganze Woche mit Lage im Hafen liegen musste bevor es zurück in Richtung Kontinent geht, gehört irgendwie dazu.

Als ich die weißen Kliffs von Dover (definitiv der schönste Teil der Stadt!) hinter mir lasse blicke ich somit auf nicht immer nur auf einfache und entspannende, sondern auch anstrengendem manchmal sogar frustrierende, immer aber lehrreiche, aufregende und spannende Erlebnisse zurück. Eigentlich genau das was man von einer Reise Round Britain erwarten kann. Und so mache ich mich zufrieden auf die Rückfahrt…

SV Matmut – Jean-Luc Van Den Heede FR

GOLDEN GLOBE RACE 2018 – RUSTLER 36

Jean-Luc V.D.Heede

SV Rubicon III – Susie Goodall GB

GOLDEN GLOBE RACE 2018 – RUSTLER 36

SV Goldstar – Antoine Cousot FR

GOLDEN GLOBE RACE 2018 – BISCAY 36

Antoine Cousot FR

SV Second Life – Peer Kunz GER

DIE STUNDE NULL AUF SEE

Planung und Durchführung einer Seereise legt im Kopf viele Schalter um, weil ansonsten aus der Reise garnix werden kann.

Peer Kunz

SV Augusta – Tanja + Ben van der Hoeven NED

SILENCE AT SEA – AT LEAST UNDER WINDPILOT

Dear Peter,
Hope all is well with you.

SY Augusta (X-442) is now in Portimao, Portugal, and will stay here during winter and spring season. We will continue our small East Atlantic round trip in the summer of 2018.

Our Windpilot Pacific has performed very well, lot of wind on Biscaye, and proves easy to operate.
very kind regards

Tanja + Ben WEITERLESEN

Kroatien – Neue Festsetzung der Kurtaxe ab 2018

Die kroatische Regierung hat bereits im August 2017 die Verordnung über die Festsetzung der Kurtaxe für das Jahr 2018 verabschiedet. Die Kurtaxe berechnet sich sowohl nach der Bootslänge als auch nach der Aufenthaltsdauer:

Bootslänge
Zeitraum
Betrag in Kuna
2018
Betrag in Kuna
2017

5 – 9 Meter
bis zu 8 Tage
130,00
150,00

bis zu 15 Tage
240,00
300,00

bis zu 30 Tage
400,00
400,00

bis zu 90 Tage
950,00
600,00

bis zu 1 Jahr
2.000,00
1.000,00

9 – 12 Meter
bis zu 8 Tage
400,00
200,00

bis zu 15 Tage
700,00
350,00

bis zu 30 Tage
1.200,00
500,00

bis zu 90 Tage
2.900,00
650,00

bis zu 1 Jahr
5.800,00
1.100,00

12 – 15 Meter
bis zu 8 Tage
500,00
300,00

bis zu 15 Tage
950,00
400,00

bis zu 30 Tage
1.600,00
600,00

bis zu 90 Tage
3.850,00
750,00

bis zu 1 Jahr
7.700,00
1.300,00

15 – 20 Meter
bis zu 8 Tage
650,00
400,00

bis zu 15 Tage
1.200,00
500,00

bis zu 30 Tage
2.000,00
700,00

bis zu 90 Tage
4.800,00
850,00

bis zu 1 Jahr
9.600,00
1.500,00

über 20 Meter
bis zu 8 Tage
950,00
600,00

bis zu 15 Tage
1.800,00
800,00

bis zu 30 Tage
3.000,00
1.000,00

bis zu 90 Tage
7.200,00
1.300,00

bis zu 1 Jahr
14.500,00
1.700,00

 

Für Bootseigner, deren Boote länger als 9 m sind erhöht sich die Kurtaxe. Bei einer längeren Aufenthaltsdauer als 15 Tage wird es erheblich teurer.Macht ein Bootseigner mit seinem Boot bis 9 m Länge 30 Tage Urlaub in Kroatien, so beträgt die Kurtaxe wie bisher 400 Kuna, bei einer kürzeren Aufenthaltsdauer wird es etwas günstiger.

So zahlt ein Bootseigner mit einem 9 bis 12 m langen Boot für ein Jahr statt bisher 1.100 Kuna (ca. 150 Euro) nun 5.800 Kuna (ca. 775 Euro).

Die neuen Gebühren für die Kurtaxe werden vor allem bei Skippern, die über einen längeren Zeitraum in kroatischen Gewässern unterwegs sind, für Unmut sorgen. Diese Abgabe trifft Bootseigner im Vergleich zu anderen Urlaubern unverhältnismäßig hoch.

SeaHelp, der Kooperationspartner der ADAC Sportschifffahrt hat sich daher entschlossen, eine Online-Petition ins Leben zu rufen. Damit soll den kroatischen Behörden die Tragweite ihrer neuen Verordnung verdeutlicht werden mit dem Ziel einer Änderung der Verordnung im Sinne der Wassersportler.

SV Pandorak II – Fabrice Taieb NED

SOLO SAILING TO BEAUTIFUL FAROE ISLANDS

Hi Peter,
I am very glad with your Windpilot, it steered my Monsun 31 like a charm from the Netherlands to the Faroes Islands. Thanks for this great product!
cordialement
Fabrice

Flug zum Sonntag

Das folgende Foto ist beim heutigen Rundflug mit dem Quadrocopter, über der Bucht von Chalkida, entstanden. Zu sehen ist die Bucht direkt unter dem Fluggerät. Im oberen rechten Drittel des Bildes befindet sich der Euripos, die schmalste Meerenge der Welt, und dahinter die Stadt Chalkida. Oben links ist ein Teil des westlichen Golfs von Euböa zu sehen.

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Fünf Törns

Nomade in Trizonia

Das gab es schon lange nicht mehr. Ganze 5 Tage in Folge war ich mit Nomade unterwegs und habe von Trizonia bis Chalkida 182 Seemeilen zurückgelegt. Ich habe es zwar nicht genau nachgerechnet, aber das könnte neuer Sonnensegler-5Tages-Rekord sein.

Bevor es in Trizonia los ging, habe ich meinem Rücken soviel Pause gegönnt wie möglich. Ich denke, es wird langsam wieder besser. Zumindest nehme ich keine Schmerzmittel mehr. Lässt sich aushalten.
Die Pause war auch ganz gut, um sich mit anderen Crews auszutauschen. Wegen Starkwind war der Hafen voll und alle waren zum abwarten gezwungen. Direkt neben Nomade lag die Motoryacht „Deda“, die von Skipper Hakan und seinem besten Kumpel Sedat von Italien in ihre Heimat, der Türkei, gebracht wird. Ich bin in diesen Tagen öfters bei den Beiden. Bekomme von Hakan, der ziemlich gut fischen kann, zwei sehr leckere Fische geschenkt und habe jeden Abend das Privileg, zum Essen an Bord eingeladen zu werden. Auch Altan ist mit zu Gast. Falls ihr euch noch erinnert, Altan hatte ich im Mai bereits auf Trizonia getroffen. Leider ist er mit seiner Segelyacht wegen technischer Probleme nicht weit gekommen und wieder zurück auf die Insel. Wir sind zufällig fast zeitgleich hier angekommen.
Und so vergehen lange gute Abende an Bord der Deda…

An Bord der Motoryacht Deda: Hakan, Sedat, Altan, Nico

Aber am 23. September früh morgens mache ich erneut die Leinen los. Etwa eine halbe Stunde nach der Deda, verlässt auch Nomade die schöne Insel. Ziel ist Kiato, im östlichen Teil des Golfs von Korinth, nicht weit entfernt vom Kanal.
Toller Segeltag, mit viel Sonne, einem Delfin und endlich, ja endlich einem Autopiloten, der zuverlässig steuert. So zuverlässig, dass ich irgendwann immer mal wieder für 10 Minuten die Augen zu machen kann, während Nomade sauber ihren Kurs hält. Gelungen ist das, durch eine erneute Änderung der Lage und Einbauposition der Steuereinheit. Ich habe in Trizonia nochmals sehr lange verschiedene Möglichkeiten ausprobiert und mit dem Handpeilkompass eine noch bessere Stelle mit wenig Ablenkung im Magnetfeld gefunden.
Zuvor hatte ich alle Etappen permanent von Hand gesteuert, was Einhand ziemlich zermürbend sein kann. Auf diesem Törn konnte ich dagegen sogar unterwegs Hefeteig zubereiten und daraus Pizzabrötchen backen. Was für ein Luxus.

In Kiato

Also kam ich in Kiato, nach etwa 40 Seemeilen, ziemlich entspannt an. Hakan und Sedat waren bereits lange vor mir dort und während Sedat mir mit den Leinen geholfen hat, kam Hakan gerade mit der guten Nachricht aus der Stadt zurück, dass gleich ein Tankwagen mit Diesel vorbei kommen wird.
Ich nutze nach dem Tanken gleich noch die Chance und fahre mit meinem Faltrad zum Lidl um die Ecke, um den Proviant aufzustocken.
Abends sitzen wir wieder zusammen an Bord der Deda und essen gemeinsam.

24. September, drei Monate vor Weihnachten (musste mal gesagt werden):
Die Motoryacht Deda verlässt etwa eine halbe Stunde vor Nomade den Hafen, mit Ziel Korinth Kanal. Gerade als ich dabei bin die Leinen zu lösen, klingelt das Handy. Hakan teilt mir mit, dass er umgedrehen musste. Eine der beiden Maschinen ist heiß gelaufen.
Ich lege ab und kurze Zeit später begegne ich auch schon den Beiden. Ich kann leider nichts für sie tun. Die andere Maschine läuft noch ganz normal. Und so fahren Hakan und Sedat zurück nach Kiato, während Nomade weiter in Richtung Kanal motort. Später stellt sich heraus, dass bei der Deda ein Teil des Kühlsystems verstopft war.
Etwa eine Seemeile vor dem Kanal melde ich mich für die Passage per Funk an. Antwort „Der Kanal ist gesperrt! Fahren Sie in den Hafen Korinth oder gehen Sie vor Anker. Melden Sie sich um 1400 nochmal für weitere Anweisungen!“
Da war ich bedient und bin schlecht gelaunt in Richtung Hafen getuckert. Gerade diesen Hafen wollte ich eigentlich nicht nochmal besuchen.
Ich hatte trotzdem Glück, denn in dem kleinen Hafen war noch ein Platz an einem der beiden Schwimmstege frei. Also Leinen vorbereiten, Fender raus, Ruder nach Steuerbord drehen, Ruder ein Stück zurück drehen, Ruder hin und her drehen, merken dass da kein Ruder mehr ist was sich dreht!
Ok, erstmal ne Leine auf den Steg werfen. Ich hatte Glück, dass dort ein anderer Segler stand, der Nomade an den Steg gezogen hat.
Nachdem alle Leinen fest waren, erstmal einen Kaffee und sacken lassen, was da gerade in den paar Minuten passiert ist. Ein riesiges Glück war das! Wäre der Kanal nicht wegen technischer Probleme gesperrt gewesen, dann wäre das Ruder exakt dort ausgefallen.
Nach dem Kaffee habe ich mir zuerst den Ruderquadranten angeschaut und siehe da, der Hydraulikzylinder hatte keine Verbindung mehr zum Ruder. Die Kontermutter war offenbar nicht richtig angezogen und so hat sich die Schraubverbindung Stück für Stück gelöst, bis es irgendwann keine Verbindung mehr gab. Die Reparatur war denkbar einfach.
Als das erledigt war, bin ich zum Kanal geradelt, um zu schauen was dort los ist. Es hatten sich in der Zwischenzeit eine ganze Menge Schiffe vor der Einfahrt angesammelt. Eine ganze Weile war ich dort und gegen 18 Uhr hat man den Kanal wieder für die Schifffahrt frei gegeben. Zu spät für mich und den geplanten Törn. Also bin ich in Korinth geblieben und habe noch einmal das Palaver im Hafen ertragen. Diesmal wurde Nomade nicht geentert. Gegröle, laute Musik auf dem Schwimmsteg und scherzhaftes Anklopfen am Rumpf bis etwa 0 Uhr haben allerdings auch gereicht.

Ruderausfall: Das gehört eigentlich zusammen!

25. September
Nach einer sehr kurzen Nacht, mache ich noch vor Sonnenaufgang die Leinen los und melde mich kurz nach dem Ablegen für die Kanalpassage an. Gerade mal 10 Minuten muss ich warten, dann wird die Brücke im Meer versenkt und der Kanal für Nomade, den Katamaran Moondoggie und ein kleines Motorboot frei gegeben.
Man liest oft, wie spektakulär doch diese Kanalfahrt sei. Manchmal wird gar vom Highlight schlechthin gesprochen. Ich muss sagen, ich kann das nicht nachvollziehen. Er ist ein interessantes Bauwerk, keine Frage. Für kaum mehr als 3 Seemeilen Kanalfahrt mit Nomade blecht man allerdings sage und schreibe 208 €. Es wird erwartet, dass man Gas gibt, damit die Passage schnell für die Gegenrichtung frei gegeben werden kann.Vielleicht redet sich manch einer diesen Kanal auch so spektakulär schön, weil er es als teuerster Kanal der Welt schlicht sein muss, um diese Gebühren irgendwie zu rechtfertigen. Französische Kanäle gefallen mir persönlich jedenfalls weitaus besser.
Nach der Bezahlung auf der anderen Seite, vergesse ich das was hinter mir liegt jedoch sehr schnell und kann nach einer Weile sogar Segel setzen. Witzigerweise wird aus dem gemeldeten Nordwind, Südwind gleicher Stärke. Ja, der Wind in Griechenland ist launisch. Passt heute trotzdem für mich. Ich kann zumindest über weite Strecken motorsegeln und komme zügig vorwärts.

Eine kurze Flaute wird für Luftaufnahmen mit dem Quadrokopter genutzt.

Geplant hatte ich bis in eine Bucht am südlichen Zipfel von Attika, kurz vor dem Kap Sounion. Da ich allerdings gut eine Stunde früher vor dem Kap bin als erwartet, beschließe ich das gute Wetter auszunutzen und kurz vor Sonnenuntergang noch das Kap zu runden, auf dessen Anhöhe seit der Antike ein Tempel des Meeresgottes Poseidon steht. Das war für mich eines der Highlights in Griechenland! Kurz bevor die Sonne untergeht um dieses Kap zu segeln, das für Seefahrer seit tausenden von Jahren eine wichtige Bedeutung hat. Bereits lange vor dem Jahre 0 der christlichen Zeitrechnung sind Seeleute aus dem gesamten Mittelmeerraum an diesen Ort gekommen, um Poseidon im Tempel ein Opfer zu bringen und um eine gute Überfahrt zu bitten.
Für mich war die Umrundung heute einfach. Zwar haben sich nicht weit entfernt im Norden bereits Gewitter gebildet, aber ich schaffe es noch vor dem auffrischenden Wind in den gut geschützten Hafen von Lavrion. Direkt neben den Booten der Küstenwache finde ich noch einen Platz und docke Nomade zum ersten Mal Einhand Rückwärts mit Heck- und Mooringleinen an. Hat wunderbar geklappt und die anfängliche Nervosität war völlig unnötig.
Leinen fest nach 62 Seemeilen. Neuer Rekord für Nomade und mich.

Kap Sounion

26. September
Ich starte wieder früh morgens. Vor dem Hafen steht spürbar mehr Seegang als gestern Abend und es bleibt mir nichts anderes übrig, als gegen Wind und Wellen zu motoren. Nur noch wenige Tage, bis der angekündigte Sturm aufzieht. Wenn das passiert, will ich bereits weiter weg von hier sein.
Dieser Tag ist regelrecht langweilig, wenn man einmal vom Ausfall des AIS absieht. Hier segelt niemand mehr, absolut nichts los auf dem Wasser. Und so fährt Nomade unter Autopilot zuverlässig mit knapp 5 Knoten nach Norden, bis in eine gut geschützte Bucht im östlichen Golf von Euböa. Hier gibt es einen kleinen Ort mit Stadtanleger. Ich gehe bei dem auffrischenden Wind jedoch lieber vor Anker. Nomade ist in dieser Nacht das einzige Segelboot in der Bucht.

27. September
Weiter geht’s, diesmal bereits im dunkeln. Auf dem heutigen Törnplan steht Chalkida, die Hauptstadt von Euböa, genau zwischen dem westlichen und östlichen Golf von Euböa gelegen. Dort will ich den Sturm gut geschützt abwettern.
Da heute Nordwind vorhergesagt ist, will ich zunächst die Flaute am frühen Morgen ausnutzen, um ein Stück nach Norden zu motoren, statt auf direktem Kurs nach Chalkida zu fahren. Ich erwarte eine Ablenkung des Windes im Golf auf Nordwest und will deshalb etwas Nord motoren, um dann hoch am Wind nach Westen zu segeln. Ich machs kurz: Aus dem gemeldeten Nordwind wird Flaute. Den ganzen Tag! Unglaublich!
Spektakulär wird es gegen Mittag trotzdem noch, als ich von Backbord kommend ein schnelles Motorboot bemerke. Ich denke mir zunächst nichts dabei. Das Motorboot wäre ausweichpflichtig. Trotzdem beobachte ich den schnellen schwarzen Flitzer. Nach einer Weile werde ich nervöser. Die Peilung steht und das Ding ist wirklich schnell. Es kommt genau im 90° Winkel auf Nomade zu. Kurz vor dem möglichen Zusammenprall werden aus dem einen plötzlich sechs Boote! Schnelle RIBs, die bis dahin so exakt und dicht hintereinander her gefahren sind, dass ich nur eins erkennen konnte. Die Boote schwärmen jetzt seitlich aus und bilden eine Formation, weiterhin mit vollem Speed auf Kollisionskurs mit Nomade. Jedes RIB ist voll mit Soldaten, Navy Seals, Special Forces, oder was weiß ich. Alle in schwarz und schwer bewaffnet. Keine Ahnung was für ein Kaliber, aber ich schaue aus etwa 50m genau in die 6 Gewehrläufe der vordersten Reihe. Da habe ich die Kamera dann lieber doch wieder runter genommen. Aber ein paar Sekunden vorher konnte ich ganz coole Aufnahmen machen.
Also stehe ich da und gucke. Der Herr Navy Seal guckt auch. Sonst nix. Gewunken haben sie nicht. Sind einfach nach einer Weile wieder abgedreht.
Sehr interessant fand ich, wie schnell das alles ging und wie gut die 6 Boote durch die Fahrweise getarnt waren. Vom ersten Sichtkontakt bis sie da waren sind keine 2 Minuten vergangen. Und das bei absoluter Flaute. Mit etwas mehr Bewegung auf der Wasseroberfläche hätte ich sie vermutlich erst unmittelbar vorher bemerkt.

Am frühen Nachmittag lasse ich in dem Ententeich von Chalkida den Anker fallen. Der Hafen ist voll mit Dauerliegern. Ententeich ist nicht abwertend gemeint. Diese Lagune ist einfach so gut geschützt, dass man hier selbst bei Sturm sicher wie im Ententeich ankern kann.
Der Hügel im Norden, die Stadt und die Bäume am Ufer lassen kaum noch Wind hier ankommen. Während man auf der kleinen Brücke im Ort fast wegfliegt, dümpelt Nomade gemütlich auf 9m Wassertiefe und zieht nicht einmal nennenswert am Anker. Nur ab und zu schafft es eine Sturmböe um die Ecke. Dann pfeifft es für ein paar Sekunden im Rigg, Nomade neigt sich leicht und bevor sie am Anker ziehen kann, ist die Böe auch schon wieder weg.
Hier kann man es also gut aushalten, während nordöstlich von hier in der Ägäis an einer Messtation im Meer Windstärke 11 registriert wurde!
Nur die Batterien gehen so langsam in die Knie. Seit 3 Tagen keine Sonne mehr und einen Windgenerator habe ich leider noch nicht.

In Chalkida

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Cowes – The Home of Sailing

Gefühlt hatten wir uns in Weymouth kaum schlafen gelegt, als der Wecker schon wieder klingelte. Einen wettertechnisch brauchbaren Tag sollte es noch geben und da Papa morgen wieder fahren muss wäre es doch toll, wenn wir es vorher noch in die Welthauptstadt des Segelns, nach Cowes im Solent, schaffen würden. So ging es bereits vor Sonnenaufgang wieder raus auf See.

Erster Prüfstein des Tages ist das Kap St. Albans Head. Ich versuche mich das erste Mal an einer Inshore Passage. Die Overfalls, die die Ströme rund um das Kap produzieren, reichen oft mehrere Meilen weit raus. Wegen der knappen Zeit würde ich solche Umwege heute gerne vermeiden. Bei moderaten Bedingungen gibt es nämlich noch eine zweite Möglichkeit: Ganz dicht unter Land, also nur so etwa 100m unter dem Kap, finden sich meist auch keine Overfalls. Und so gucke ich pausenlos auf die 150m hohen Klippen die nur wenige Meter von Nonsuch entfernt in den Himmel ragen während es mit über 10kn über Grund vorwärts geht. Ein Erlebnis der besonderen Art. Als ich im Kopf noch denke wie aufregend das war, blicke ich nach Steuerbord und sehe die tobenden Overfalls in nur wenigen hundert Metern Entfernung. Es ist wirklich irre was hier selbst bei guten Bedinungen abgeht. Die Ströme sind gar nicht viel schneller als in der Elbe oder so, aber die Bedingungen, die sie verursachen sind echt irre.

Auch als wir die vielleicht bekannteste Landmarke der englischen Südküste, die Needles im Westen der Isle of  Wight, passieren, müssen wir wieder durch so ein Stromtor. Auch hier hat man das Gefühl, das Meer würde sich in einem kochenden Top Nudelwasser befinden. Obwohl wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, wird Nonsuch kräftig durchgeschüttelt. Doch nur wenige hundert Meter weiter sind wir wie in einer anderen Welt. Wir sind im Solent angekommen. Dieser geschützte Meeresarm zwischen dem Festland und der Isle of Wight ist das Segelrevier Nummer 1 in Großbritannien. Und nebenbei auch eigentliche Heimat des Segelns zu Vergnügungszwecken. Warum hier viel gesegelt wird verstehe ich sofort. Nachdem wir die Barren des Needles Channel hinter uns gelassen haben, ist das Meer auf einmal ruhig wie auf der Schlei. Keine 1,5m Hintergrundseegang tagein tagaus wie in den letzten Wochen. Einfach geschütztes Segeln ohne viel Welle. Wie entspannend nach den letzten paar hundert Meilen!


Landschaftlich habe ich mir den Solent aber spektakulärer vorgestellt: Nach den imposanten Küstenformen der letzten Tage mit Klippen und Kaps wirken die flachen Wälder und Spuren von Industrie eher wie die Elbe bei Hamburg. Aber naja… liegt wohl an meiner Reizüberflutung der letzten Monate…

Kurze Zeit später sind wie angekommen in der Segelstadt schlechthin. Cowes auf der Isle of Wight. Heimat der Cowes Week, des Fastnet Race, und der Royal Yacht Squadron, dem königlichen Segelclub Englands. Hier wird schon seit mehreren hundert Jahren um die Wette gesegelt. Der Cowes Yacht Haven ist fast den ganzen Sommer von einer Regatta nach der anderen belegt. Doch nun, im September, findet auch die Nonsuch, das vielleicht langsamste Schiff der Welt einen Platz. Und für mich ist ein weiterer Meilenstein erreicht. Hier mit dem eigenen Schiff mal anzulegen ist ein echter Traum.

Die Szenerie hört aber nicht hinter dem Hafen auf. Am River Medina reiht sich eine Yachtwerft an die nächste. Doch das wirklich besondere ist wohl der kleine Ort Cowes selbst. Gefühlt jeder zweite läuft hier nämlich mit Segelklamotten rum. Ich habe noch nie so viele lederne Seestiefel in einer Stadt auf einem Haufen gesehen. Dazu gibt es gefühlt alle 150m einen Chandler oder Yachtclub. Noch nie habe ich einen Ort gesehen, dessen ganze Identität nur aus Segeln zu bestehen scheint. Wobei das echte Highlight erst ganz am Ende der High Street kommt: Die Royal Yacht Squadron selbst, mit ihrem erhabenen privaten Clubhaus und den polierten Startkanonen mit Blick auf den Solent. Hier ist Segeln.
Am Abend bevor Papa mich verlässt haben wir natürlich noch ein Abschiedsdinner im Pub. Und selbst im Pub scheint die ganze Deko aus Regattadevotionalien der letzten Jahrzehnte zu bestehen. Gab es bisher zwar in den Häfen oft auch Seemannspubs die mit allerlei maritimem wie Knotenbrettern, alten Positionslampen und solchem Kram dekoriert waren, ist das hier ein echter Seglerpub. An den Wänden hängen Plakate von Regatten in aller Welt, Yacht-Halbmodelle und Bilder der siegreichen Boote der letzten Jahre. Cowes lebt Segeln.

Nachdem ich Papa am nächsten Tag zur Fähre gebracht habe und zum Hafen zurück schlendere, entdecke ich dann noch eine Sache die du so nur in Cowes zu sehen bekommst: Schon seit gestern fand eine Regatta in Cowes statt. Nachmittags lief die Flotte von Einheitsklassenbooten wieder ein. Segel wurden über den Steg geschleppt, es wurde zur Dusche gegangen, Anleger getrunken und gefachsimpelt. Wie Segler eben so sind. Eine Stunde später hatten sich aber alle für die Siegerehrung schick gemacht. Und so saßen die harten Segler, eben noch in Ölhosen und Lederstiefeln, jetzt mit einer Dose Bier in der Hand im Smoking im Cockpit und warteten auf den Rest der Crew. Englischer  und gediegener kann eine Regatta wohl nicht ablaufen.

Cowes ist also nicht nur ein großer Name, sondern scheint tatsächlich eine kleine Hauptstadt des Segelns zu sein. Und so stört es mich auch kaum, dass ich mal wieder schlechtes Wetter abwarten muss bevor es weiter geht. Wenn selbst die großen Regattasegler ihre letzte Wettfahrt abblasen, hab ich da draußen auch nix zu suchen. Also sauge ich lieber noch ein wenig von der Stimmung hier auf bevor es allein weiter entlang der Küste geht.