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Von England nach Irland und Schottland (24): Hebriden. Die Inseln aus Wasser.

Anfang Juni bin ich von der Isle of Wight aufgebrochen
und über die Scilly-Isles nach Dublin und Schottland.

Nach Islay sind wir jetzt auf den Äußeren Hebriden unterwegs.

Eines meiner meistgelesenen Bücher Annie Proulx  SCHIFFSMELDUNGEN reist mit mir immer noch an Bord von Levje herum. Es spielt in Neufundland und erzählt, wie ausgerechnet am entlegensten Ort der Welt Menschen plötzlich mit sich ins Reine kommt. Ich weiß nicht warum, ich habe es vermutlich an die 30, 40 mal gelesen. Ungelogen. Vielleicht, weil ich die Einsamkeit seiner Helden teilen wollte? Vielleicht weil mich die Beschreibung des Lebens in dieser kargen und so alles andere als mediteran anheimelnden Landschaft anzog? Heute weiß ich, dass ich es tat, weil es nur wenig derart trostreiche Bücher gibt wie dieses.

Im Hafen von Loch Boisdale gibt es so wenig wie im Ort Internet-Empfang. Der Datenempfang eines Wetterberichts läuft in Zeitlupe ab, man kann jedem Bit beim Durchwandern der Leitung zusehen. Donald, der Hafenmeister von Loch Boisdale, nimmt das gelassen. „Bei uns geht alles langsamer“, sagt Donald gleichmütig, „selbst das Internet. Man muss nur ein bisschen warten.“ Am besten ist das Netz noch vor der Damentoilette, der gute Donald hat vorausschauend eine dicke Parkbank unter dem einzigen Fenster der Damentoilette aufgebaut.

Kaum in Lochboisdale angekommen, frage ich Donald, ob es denn in Loch Boisdale jemanden gibt, der Autos verleiht. „Na klar gibts einen“, sagt Donald hinter seinem Schreibtisch. „Wenn Du hinter der Bank of Scottland den Hügel hochgehst, ist das dritte Haus das von David. Er repariert Autos und verleiht auch welche. Du kannst es nicht verfehlen.“ Die Bank of Scotland kannte ich schon, ein Einfamilienhaus mit dem überdimensionierten Schriftzug der Bank, damit man es unter den 19 anderen Einfamilienhäusern Loch Boisdales auch gleich erkennen kann. Ich bin dankbar für Donalds präzise Beschreibung, Loch Boisdale hat ja gerade mal 3 Straßen. Aber wer verläuft sich schon gern im Nirgendwo. 

Als ich vor dem Haus des Autoverleihers stehe, weiß ich, wie Donald das mit dem „nicht verfehlen“ meinte. Auf dem Grundstück stehen weithin sichtbar ausgeweidete Autokadaver herum, einem Kleintransporter hängen seine Türdichtungen wie die traurigen Lefzen eines Bernhardiners herunter. In einer kleinen Scheune ragen mächtige Edelstahlhaken an einem rostigen Haken, die Sven an den Film DER WEISSE HAI und mich an Steven Kings übelste Alpträume denken lassen.

Aber David, der Autoverleiher ist ein ausgesprochen netter Mann. Ein großer Kerl Ende 40 mit jovialem Lachen. Zwei junge Leute, Lehrlinge offenbar, hängen in der Werkstatt über der Kühlerhaube eines Autos und es ist nicht klar, ob es noch repariert oder schon ausgeschlachtet wird. Ein Mann, der aussieht wie das leibhaftige Abbild Eilafs des Roten bei der Eroberung des Königreiches Wessex, spricht David auf gälisch an. Während ich noch überlege, wie ich Eilaf den Roten überrede, dass ich ihn fotografieren darf, erzählt David, wie er auf der Insel zum Autoverleiher wurde. „Wir sind hier nur 1.000 Einwohner auf South Uist, und meine Familie ist in dritter Generation hier. Mein Vater hat als LKW-Fahrer angefangen, dann hat er einen Transportbetrieb aufgezogen. Für die 1.000 Leute hier auf der 40 Kilometer langen Insel gabs immer was zu fahren. Ich reparierte mit meinem Bruder Autos. Jetzt repariert er. Und ich mach das mit dem Autoverleih.“

Wie wir das denn mit der Rückgabe machen können?, frage ich David. Ob er einen Briefkasten hätte, in den wir den Schlüssel einwerfen können, frage ich. Aber das ist nicht Hebriden-Denke: „Stell den Wagen einfach auf dem Hof ab. Du kannst den Schlüssel einfach stecken lassen. Vertrag? Nein, brauchen wir keinen.“ 

Zum Schluß inspiziert David noch einmal den Vauxhall, die britische Version eines Opel Corsa. Ein Möwenschiss groß wie ein Spiegelei klebt am Griff der Fahrertür, David deutet im Vorbeigehen wortlos darauf, und sein Neffe greift sich ebenso wortlos den Schrubber aus der danebenstehenden Pütz, schrubbt zweimal kurz über das Spiegelei an der Tür, das jetzt wieder flüssig der Schwerkraft nichts mehr entgegenzusetzen hat. Ein Glückspilz, wer jetzt die Fahrertür öffnen darf.

Und dann gehts auf die Piste. Ist ja nicht viel los, anfangs. Die einzige Verbindungsstraße, die zum Fährhafen in den Norden führt, ist einspurig. So einspurig, dass am Auto gerade mal ein Fahrrad vorbeikommt. Begegnen sich zwei Autos, muss eines vorher anhalten in einer der Buchten, vor denen ein Schild „Passing Place“ steht. Einen solchen „Vorbeilass-Platz“ gibt es alle 500 Meter. Herrscht gerade Rush Hour auf der Insel, kann es sein, dass man alle 500 Meter gezwungen ist, einen Boxenstop einzulegen. Die beste Taktik ist, sich ans Ende eines vorbeidonnernden Fünferteams zu hängen und gelassen zuzusehen, wie der erste Fahrer seine Entgegenkommer wie ein Schneepflug in die Passing Places zwingt. Dabei geht alles ausgesprochen freundlich zu. Wie in besten Motorrad Zeiten grüßen sich Entgegenkommer, zur Lästigkeit des dauernden Anhaltens an den Passing Places gesellt sich das dauernde Hand-heben-müssen. Sven, der steuert, überlegt laut, ob das vielleicht eine Durchtriebenheit der Einwohner sei, um autofahrende Touristen auszumachen? Weil sich ja eh alle kennen, muss der, der noch ahnungslos zurück grüßt, auf alle Fälle ein Tourist sein. Aber die Menschen auf South Uist sind tatsächlich so freundlich.

Auch dies macht die Landschaft aus. Ein am Straßenrand verrottender LKW. Zwei gestrandete Container. Von irgendeiner Auto-Flut hier hängengebliebene und längst vergessene Autowracks. Und die Freundlichkeit, ja Vertrauensseligkeit der Einwohner.

Die ungeheure Leere der Landschaft. Und doch in der Ferne ein Berg, der mir irgendwie vertraut ist. Kein Strauch. Kein Baum. Tundra, durchzogen von Wassserläufen und kleinen Seen. Fremdheit. Und doch Vertrautheit. Vielleicht drückt diese Landschaft eine Taste in mir, eine Erinnerung an ein entferntes Leben, wie wir als Menschheit einst in irgendeiner fernen Eiszeit überlebten, die Ahnung eines Lebens, die immer noch in einem vergessenen Winkel in uns steckt und ebenso heftig wach wird, wenn wir nach Monaten zum ersten Mal wieder am Meer oder auf einem Berg stehen.

Der Tankwart, der uns beim Bezahlen einfach nach der Anzahl getankter Liter frägt und ohne nachzusehen den Preis errechnet. Verlieren wir die Arglosigkeit gegenüber anderen, wenn wir nur mit wenigen anderen in der Weitläufigkeit einer leeren Landschaft leben? Beginnt der Krieg, wo zuviele eng auf einem Haufen miteinander leben müssen?

Die Inseln von Uist bestehen aus drei Inseln, die durch Dämme miteinander verbunden sind, South Uist, Benbecula, North-Uist. Die Straße führt vorbei an Lochs und Lochans, kleinen Seen. Sind die Hebriden denn nun Inseln, die im Wasser liegen, oder Inseln, die aus Wasser bestehen?

Am Ende dann das winzige Fischrestaurant. Auf der Suche danach fahren wir erst mal dran vorbei, aber das GPS sagt irgendwann: Hier, 10 Meter weiter muss es sein. Von Außen ist es nicht erkennbar. Drinnen nicht mehr als eine Kneipe, doch gemütlich. Muscheln und Lachs auf der Karte von der nahen Zucht. Im Regal finde ich eines jener Bücher, die längst aus unserer Welt verschwunden ist: Eine Encyclopedia Britannica in 24 Bänden! Ein gedrucktes Lexikon, längst verdrängt aus unseren Breiten von Online und Internet. Hier auf den Hebriden hat es überlebt wie eine schutzbedürftige Art in einem Reservat. Als David, der Wirt des Fischrestaurants das Essen bringt, Muscheln und Lachs und Cullen Skink, die Fischsuppe, sagt er, dass er das immer so wollte. Einen Ort, an dem seine Gäste nicht nur Fisch essen, sondern auch blättern und lesen.

Vielleicht ist diese Insel am Ende der Welt der einzige Ort, wo die Encyclopädia Britannica  überlebt. Wo sie angespült wurde ans Ende der Welt. Wie die Container und die Autowracks. Wo sie und ihre Art hält sich wie die flatternde Wäsche auf der Leine.

Wann und wo habe ich eigentlich zum letzten Mal in unseren Breiten Wäsche flattern sehen?

Wir schwimmen wieder

Mi., 07.Aug.19, Franz.Polyn./Tahiti/Phaeton, Tag 1893, 18.355 sm von HH

Es ist geschafft! Alle Osmose-Löcher sind wieder zu und Atanga sieht – wider Erwarten – nicht wie ein Golfball aus. Glatt wie eine Nektarine kommt unser Unterwasser-Schiff daher. Spachteln, schleifen, spachteln, schleifen – der Skipper hat ganze Arbeit geleistet.
Auch der Schaden an der Flanke und am Ruder sind super geworden – die Crew hat ganze Arbeit geleistet. ;-) Nach dem Spachteln noch ein paar Lagen Gel-Shield (die Wassersperre) aufpinseln, eine Lage Primer, damit das Antifouling haftet und fertig. Alles ist geputzt, gewaschen, gewienert und blitzsauber. Den Overkill an Frischwasser haben wir ausgenutzt. So viel Wasser direkt neben dem Schiff hatten wir zuletzt in Panama vor anderthalb Jahren.

Ein paar Lagen Gel-Shield machen das Schiff „wasserdicht“

Als wäre nichts gewesen

 

Auch das Ruder ist wie neu

Jetzt wollen wir nur noch die Rechnung bei Yvan bezahlen. Der hat sich die Geschäftsidee vom Wäsche-Service zu eigen gemacht: je länger du bleibst, desto teurer wird der einzelne Tag. Für die zwei Tage Verlängerung, weil wir auf den Schweißer gewartet haben, knöpft er uns den Wochenpreis an Standgebühren ab. Zehn Tage für den Preis von sieben gilt nun nicht mehr. Diesen Rabatt hätte er uns nur gewährt, weil es ja sein Verschulden war, dass er uns in der einen Woche nicht ins Wasser lassen konnte. Achim handelt ihm noch 70 Dollar aus den Rippen; mehr liegt nicht drin. „No cash – no splash!“ Yvan sitzt am längeren Hebel.
Die zwei Tage kosten 130 USD Aufschlag, grrrr.

Atanga wird ebenso umsichtig wieder ins Wasser gelassen, wie Yvan sie aus dem Wasser gezogen hat. Unser Fazit über das ‚Tahiti Nautic Center‘: Man kann Yvan mit ruhigem Gewissen sein Schiff anvertrauen. Aber das Drumherum kann man vergessen. Yvan ist ein mundfauler Kerl, dem man jede Information aus der Nase ziehen muss. In zwölf Tagen haben wir ihn nicht einmal lächeln sehen. Ein Mann, der wenig Freude an seinem Job ausstrahlt, ihn dafür aber gut erledigt.

Schnell noch die Flecken streichen, wo die Stützen standen

Vor uns kommt noch der Nachbar ins Wasser eng, aber machbar

 

Wir liegen jetzt in der Bucht am Anker. Die schöne neue Kette im Schlamm versenkt. Die Mücken, die wir von Land mitgenommen haben, sind tot; das Schiff ist zufrieden, wir sind zufrieden. Kleiner Rammer, große Wirkung. Aber so ist es halt, Dinge passieren. Alle freuen sich auf neue Wege.Und Pläne schmieden, ist immer das Schönste.

 

Vollgaswochen

Seit dem Frühling hat das Deck von allen Baustellen an Bord die höchste Priorität. Es ist alles bestimmend. Manchmal nervt das, würden wir doch viel lieber zur Abwechslung mal woanders arbeiten. Vor allem, wenn Sabrina oder mir eine Detaillösung für die vielen anderen Ecken einfällt. Dann will man am liebsten den Fräser weglegen und sofort mit der Planung starten.
Aber das geht nun mal nicht, wenn die Restauration zügig und in sinnvollen Schritten abgewickelt werden soll. Also heißt es: Fräsen, fräsen, fräsen, ….
Anschließend Farbe aufbauen. Angefangen mit Zinkphosphat auf Epoxidharzbasis, über die Grundierung, bis zum Hochglanzlack in mehreren Schichten. Insgesamt 5 bis 9 Schichten sind es, je nachdem.
Viele Hundert Male haben wir diese Schritte nun hinter uns. Manchmal sind die Stellen, die überarbeitet werden müssen, winzig klein, mal sind sie fast handtellergroß und an einigen Problemzonen hilft nur noch raustrennen und ein neues Stück Stahl einschweißen.
Mittlerweile sind etwa 80% des Decks fertig restauriert und wir sind optimistisch, noch im August damit komplett fertig zu sein.

Die Bereiche wo der Stahl das zeitliche gesegnet hat, sind zum Glück überschaubar und beschränken sich auf Stellen bei denen irgenwann in der Vergangenheit ein Durchbruch gesetzt und unsauber gearbeitet wurde. Zum Beispiel unter den beiden Lüftern, neben dem Mastschuh vom Besan.
Allein dieses Projekt hat einige Tage Zeit für sich beansprucht. Auch, weil wir für die Arbeiten von unten viel entfernen und diverse Leitungen aufwändig hin und her verlegen mussten, um mit Winkelschleifer und Schweißgerät arbeiten zu können.
Im Zuge der Überarbeitung habe ich auch gleich die ziemlich unansehnliche und schlecht konzipierte „Travellerschiene“ für die Großschot entfernt und durch einen soliden Beschlag aus Edelstahl ersetzt.
Sollte in Zukunft doch der Wunsch aufkommen, den Holepunkt der Großschot zu verändern, um das Segel noch besser trimmen zu können, so werden wir das wahrscheinlich mit einer zweiten Talje machen. Das Prinzip gefällt uns für Morgenstern von allen möglichen Varianten zur Zeit am besten.











Kopfschütteln über Unsinnigkeiten im Konzept kommt bei unserer Suncoast zwar ziemlich selten vor, aber an einer Stelle fällt das nachvollziehen für diese Entscheidung während des Baus wirklich schwer. Und zwar der Mastschuh des Besan.
Ansich ist der super verarbeitet, bis auf ein „kleines“ Detail. Eine Wartungsklappe für einen Hohlraum, in dem es nichts zu warten gibt!
Hätte man auch weglassen können, dann wäre auch nichts von innen gerostet. Oder man hätte sie wasserdicht ausgeführt, dann wäre auch nichts gerostet. Oder man hätte sie belüftet ausgeführt, oder…
Aber man hat leider einfach einen Deckel ohne Dichtung draufgedübelt und so konnte sich über die Jahrzehnte ein kleiner, etwa 7cm hoher Sumpf mit Mikroklima im Inneren des Hohlraums bilden.

Fühlt sich irgendwie weich an…

Was haben wir denn da?

Dass der Stahl trotz Sumpf und Sch… nur oberflächlich Flugrost ausgebildet hat, wundert mich noch immer. Eigentlich hätte auch COR-TEN Stahl an dieser Stelle aufgeben müssen. Hat er aber nicht!? Vielleicht ist es ja ähnlich wie bei Moorleichen. Die verwesen ja auch nicht.
Jedenfalls ist der kleine Raum nun wieder sauber, entrostet, lackiert, und der Deckel hat einen Rohrbogen zwecks neuer Kabelverlegung bekommen. Neoprendichtung und O-Ringe für die Schrauben haben wir ihm auch spendiert. So kann kein Wasser mehr hinein laufen, aber belüftet ist der Kasten trotzdem.

Der neue Deckel.

Lassen wir den Rott nun gedanklich hinter uns und schauen auf die überarbeitete Mastlegevorrichtung. Ein richtiges Schmuckstück ist das geworden, auch dank unseres Bootsnachbarn Eddie, der die entscheidende Idee für Detaillösungen hatte.
Die Bauarbeiten an den Stahlteilen haben zwar am Ende fast 2 Wochen gedauert, aber mit dem Ergebnis sind wir mehr als zufrieden. Sollte uns überleben, das Teil!







Ansonsten sind unzählige Kleinteile fertig geworden und haben irgendwie ihren Weg ins und aufs Deck gefunden. Es waren so viele, dass ich heute kaum noch alle aufzählen kann. Viel Wartungsstau, der bereits seit Eignergenerationen vor uns dagelegen hat und den man nicht immer auf den ersten Blick erkennen konnte. Fast 2 Flaschen Argon habe ich während all der Schweißarbeiten in den letzten Wochen verballert. Zum Vergleich: In den letzten 10 Jahren habe ich gerade mal eine halbe dieser 10kg Flaschen verbraucht!



Stellvertretend für die 80% restauriertes Deck steht dieser Poller!

Nächstes Thema:

Die Decksdurchführung für den neuen Ofen

Dieses Teil habe ich angefertigt, weil es (soweit mir bekannt) nichts vergleichbar solides, dichtes und kühles auf dem Markt gibt. Mit „kühl“ ist gemeint, dass so eine Decksdurchführung möglichst wenig Wärme vom Abgasrohr auf das Deck übertragen sollte. Was mit solide gemeint ist, dürfte klar sein. Mit „dicht“ verfolge ich den ganz persönlichen Anspruch an eine Decksdurchführung auf einem Segelschiff, von der ich im schlimmsten Fall nicht denken möchte, während die Yacht kentert: „Scheiße, der Schornstein!“
Meine Recherche zu solchen Decksdurchführungen hat am Ende folgendes ergeben:
+ Kühl gibt es.
+ Solide gibt es.
– 100%ig dicht gibt es nicht.
– Kühl, solide und 100%ig dicht gibt es erst recht nicht.

Also selbst entwickeln und selber bauen…
2mm Edelstahl, isoliertes Abgasrohr (Steinwolle, Glasfaser, Kevlar), perfekte Passungen, perfekt passender Deckel mit Gewindestiften, welche in eine umlaufende Nut greifen und eine Neoprendichtung vorspannen.

Tada…

Entstanden ist es so.






Aufgeschweißt habe ich die Durchführung mit dem WIG Schweißgerät und SW-Zusatz.

Wenn das innere Rohr kurz vorm glühen ist, kann man das äußere Rohr im Bereich der Decksverbindung problemlos anfassen. Es wird nur lauwarm.

Nächstes Thema:

Bugspriet

Brauchte neues Holz, brauchte neuen Stahl, brauchte ein besseres Konzept, brauchte neue Farbe…
Noch nicht ganz fertig, aber es entwickelt sich. Ich lasse mal Bilder sprechen und quatsche nicht so viel.






Letzter Themenwechsel für diesen Beitrag:

Segeln

War ich nämlich auch. Kurz, schnell und hart bin ich am Sonntagabend den Niedergang hinunter gesegelt. Der Zeitpunkt passte, kann man nicht anders sagen. Ich hatte gerade den letzten Pinselstrich gezogen und war auf dem Rückweg ins Bootsinnere. In der einen Hand den leeren Farbbecher, in der anderen den Pinsel. Die oberste Stufe, ich hab sie nur knapp mit dem Fuß verfehlt. Alle anderen darunter habe ich dann wieder voll erwischt, allerdings mit den Rückenwirbeln, Rippen und Schulterblättern. Die letzte ganz unten dann mit maximaler Geschwindigkeit auch mit dem Hinterkopf.
Unmittelbare Reaktion meinerseits, nachdem die Lunge kurzzeitig restentleert war und über die wir uns später doch ein wenig amüsiert haben: „Ina … ooon …! Rina … toon …!“
Sabrina: „Beruhig dich erstmal, atme tief ein!“
Nico: „Da … ton … da!“
Sabrina: „Atme erstmal! Tief atmen!“
Nico: „Aceton … da!“
Sabrina: „Aceton???“
Nico: „Ja … Aceton … da!“

Aufklärung:
Während des Segelfluges ins Bootsinnere, ist es mir aus unerfindlichen Gründen gelungen, den Farbbecher bis zum Schluss festzuhalten. Der Pinsel ist mir allerdings irgendwie entwischt und in hohem Bogen davon geflogen, genau mit den Borsten gegen eine der hübschen Mahagoniverkleidungen. Das habe ich im Gegensatz zu Sabrina mitbekommen und der erste Gedanke nach dem Aufschlag war deshalb: „2K Farbe!!! Das muss schnell entfernt werden, bevor es aushärtet!“

Da ich hier noch schreiben kann, dürfte klar sein, es ist praktisch nichts passiert, bei diesem Flug. Nur Prellungen und blaugrüne Flecken.

Glück gehabt!

Noch mehr Eisen-Probleme

Di., 06.Aug.19, Franz.Polyn./Tahiti/Phaeton, Tag 1892, 18.355 sm von HH

„Wenn du’s entdeckt hast, musst du’s machen lassen,“ stellt Yvan, der Werftchef,  trocken fest. Der herbeigeholte Schweißer vom gegenüberliegenden Schiff nickt bestätigend: „Beängstigend ist es noch nicht, kann bis Neuseeland halten, aber … „. Na gut, der Mann wittert einen Auftrag, der muss das sagen.

Dabei hatte ich so schön Antifouling drüber gepinselt. :mrgreen: Ich hab die kleinen Löcher nicht registriert. Aber Achims hat’s trotzdem entdeckt.
Alle stehen um unser Ruder herum und beäugen einen Riss in unserer Ruderaufhängung. Schon wieder Lochfraß im Edelstahl. Das warme Wasser setzt dem Material ganz schön zu. Vielleicht ist auch die Pier in Hao nicht ganz unschuldig, vermutet Achim. Im Beton war viel Eisen verbaut, da mag es zu einer Reaktion mit unserem Edelstahl gekommen sein. Aber alles Spekulation – nur die Perforation nicht, die ist eindeutig zu erkennen.
Der Schweißer bekommt den Auftrag. Wir haben keine Lust auf einen Platz in der Rettungsinsel. Sollte die schwere Spange unserer Ruderaufhängung brechen würde, wär’s das mit Atanga. Das Ruder würde abreißen und das Schiff unweigerlich voll laufen.
Der Schweißer ist kooperativ. „Ihr gebt mir das ausgebaute Teil am Montag und bekommt es spätestens Dienstag zurück“. Deal! Wir verlängern um zwei Tage unseren Landaufenthalt.

Lochfraß im Edelstahl

Achim schraubt die Spange ab. Wider Erwarten lässt sich das Teil anstandslos demontieren. Mit der Flex ist der Edelstahl schnell blank poliert. Der Schweißer öffnet den Lochfraß-Riss, schließt die hässliche Wunde und schweißt eine Edelstahlplatte oben drauf. Optisch sieht es nach einer guten Arbeit aus. Ob er gut in Edelstahl schweißen ist, wird sich in ein paar Monaten zeigen. Aber wir sind optimistisch.

Geschweißt und wieder eingebaut, kann es nun endlich ins Wasser zurück

Bootssport erleben im Rahmen von „Rhein in Flammen“

Die Initiative tourt weiter und ist am 10. und 11.8.19 im Rahmen von Rhein in Flammen zu Gast in Koblenz.  Interessierte können hier kostenlose Schnupperfahrten buchen, das Ruder selbst in die Hand nehmen und so Bootssport hautnah erleben.

Für die kostenlosen Probefahrten stehen am Samstag von 11-19 Uhr und am Sonntag von 10-18 Uhr folgende Boote zur Verfügung:

YAMAHA
YAM 310 TAf mit F15 / max. 3 Personen

YAMAHA
YAM 380TAf mit F25 PS / max. 3 Personen

SUZUKI
RAJO GFK Konsolenboot mit Suzuki DF100ATL

SUZUKI
SUZUMAR RIB 3,5m mit Suzuki DF15AS

MERCURY
QUICKSILVER 470 HD mit Mercury 15PS EFI

MERCURY
Schlauchboot RIB 320 mit Mercury 15PS EFI

Erleben Sie den Spaß beim Bootssport live und lassen Sie sich mit Familie und Freunden den Wind so richtig um die Nase wehen. Es stehen verschiedene Bootstypen zur Verfügung.
Erfahrene Instruktoren begleiten Sie und zeigen Ihnen, wie einfach der Einstieg in den Bootssport ist. Der ADAC bietet gerade zum Einstieg in den Bootssport hilfreiche Informationen zu Themen wie

Sportbootführerschein,
Gebrauchtbootkauf,
Internationaler Bootsschein,
ADAC Wassersportversicherungen,
Tipps zum Trailern,
ADAC Yachtcharter
u.v.m.

Unser ADAC Experte für Themen rund um den Wassersport ist ebenfalls vor Ort und beantwortet gerne Ihre Fragen, Bootssport erleben und die ADAC Sportschifffahrt finden Interessierte direkt am Deutschen Eck.

Geländeplan Rhein in Flammen

 

Von England nach Irland und Schottland (23): Ankommen auf den Hebriden. Ankommen auf South Uist.

Anfang Juni bin ich von der Isle of Wight aufgebrochen
und über die Scilly-Isles nach Dublin und Schottland.

Von Islay und der Isle of Mull geht es jetzt westwärts hinaus auf die Äußeren Hebriden.

Als wir uns gestern dem Hafen von Loch Boisdale auf South Uist näherten, hatte ich von der kleinen Siedlung am Ufer den Eindruck, mich einer grönländischen Walfängerstation zu nähern, die nur saisonweise bewohnt ist. Zwei Handvoll weißer Häuser am Horizont. Vom Regen glänzende Felsflanken. Zu Füßen eines wolkenumwaberten Berges ein winziger Hafen mit ein paar Stegen, an denen eine Handvoll Segler liegen. Eine Fähre, die am Ufer vertäut auf die Rush Hour wartet, die niemals kommen wird. Jedenfalls nicht hier.

Loch Boisdale ist der einzige Hafen auf der Insel South Uist, die sich schmal etwa 30 Kilometer links und rechts einer Straße nach Norden zieht. Sie ist die zweitgrößte der Inseln auf den äußeren Hebriden. Und die wiederum markieren das äußerste nordwestliche Ende Schottlands, das 60 Seemeilen, über 100 Kilometer weit draußen wie eine Riffkette das Festland vor den Nordwest-Winden schützt.

Es ist kurz nach 19 Uhr, als wir im Hafen festmachen. Donald, der Hafenmeister von Loch Boisdale, ist noch da. Er sitzt allein in seinem blauen Container auf dem Hafengelände, während die meisten seiner Kollegen drüben auf dem Festland schon um fünf Feierabend gemacht haben. „Ich habe etwas ungewöhnliche Arbeitszeiten hier“, sagt Donald, „bin morgens um sechs hier und abends von fünf bis sieben.“ Ungewöhnlich sind an Donald nicht nur seine Zeiten, sondern auch die klaren Ansagen – wie die, die an der Bürowand hinter ihm hängt:

Das ist knochentrocken, doch präzise ausgedrückt. Ihre Abgeschiedenheit scheint die Insulaner jedenfalls nicht zu Freunden verbaler Umschweife zu machen. Man sagt, was man denkt. 

Als Donald uns mit seinem Hafen vertraut gemacht hat, versorgt er uns auch mit dem Passwort zum Hafen-Wifi. Die Handy-Anzeige links oben ist auf der Insel von einem stolzen „G4“ zu einem dürren „E“ geschrumpelt, was das Herunterladen eines aktuellen Wetterberichts über Mobilfunk unmöglich macht. Geht nicht, gibts tatsächlich. Also wandern Sven, Ida und ich langsam die gewundene Straße, auf der kein Auto unterwegs ist, vom Hafen Richtung Ort, zum einzigen Restaurant in Loch Boisdale, dem Loch Boisdale Hotel. An der einzigen Kreuzung hat der einzige Laden noch auf, ein Souvenirladen, dessen freundliche Besitzerin uns in unverständlicher Sprache, doch unmissverständlicher Gestik die 50 Meter weiter zum Restaurant weist. Ich habe noch nicht recht verinnerlicht, dass „Sich verirren“ in den Straßen Loch Boisdales nicht zu den drohenden Gefahren gehört. 

Aber dafür ist das, was sich am nächsten Morgen am Himmel über Loch Boisdale tut, einfach umwerfend. Es hat Aprilwetter im Hochsommer. Eine Regenfront steht über einem der Berge im Norden wie der Rauch über einem Vulkan. Als ich mich umdrehe und hinausblicke in den Osten vor den Hafen, von wo wir gestern herkamen, ist dort nur die raue, leere Insellandschaft unter dem schnell wechselnden Aprilhimmel zu sehen, als wäre die Insel noch gar nicht entdeckt.  

Doch am meisten wundere ich mich über mich selber. Ein Zuviel an Leere, an Abgeschiedenheit kann durchaus auf die Stimmung schlagen. Doch ich bin zufrieden hier. Nichts da von „Was mach ich hier eigentlich?“ Die Landschaft ist mir auf unbeschreibliche Weise vertraut und fremd zugleich. Doch davon mehr in meinem nächsten Post.

Eine neue Ankerkette

Fr., 02.Aug.19, Franz.Polyn./Tahiti/Phaeton, Tag 1888, 18.355 sm von HH

Auf Hao hatte Achim routinemäßig unsere Ankerkette kontrolliert. Warum macht der Mann so etwas? Einige Glieder zeigen sich verhaltensauffällig: durch Lochfraß. Der in der Literatur beschriebene Verfall einer Edelstahlkette hat jetzt unser schönes Teil erwischt. Es bilden sich Löcher im Edelstahl, die zum Bruch der Glieder führen können. Manchmal kann man diese gefährlichen Löcher nicht erkennen, aber bei uns besteht kein Zweifel.
Die Kette war von Spitzenqualität. Noch angeschafft vom Voreigner von Atanga, aber sie hat deutlich Jahre auf dem Puckel – 15 Jahre, mal viel, mal wenig genutzt. Leider begünstigt warmes Wasser den Verfall von Edelstahl.
Da unser gesamter Haushalt an dieser Kette hängt, soll ein Ersatzkettchen her.

Die meisten Sachen auf Tahiti sind teuer, sehr teuer, daher wählen wir eine verzinkte Kette statt Edelstahl. Achtzig Meter sollen es ein – ungefähr 180 Kilo. Die Ankerkette zu wechseln, während das Schiff am Anker und an der Kette hängt, ist umständlich und schwere Arbeit (Zweitanker ausbringen, Kette in Dinghi, von Dinghy Kette an Bord usw.) Also soll eine neue Kette her, während wir noch an Land stehen. Aber wie kommt die Kette aus Papeete zu uns?
Der wenig freundliche Herr B., der Mann bei dem man auf Tahiti alles (!) für sein Schiff bekommt, ist wenig kooperativ: „Ich liefer nicht nach Pheaton! Ihr müsst schon hierher kommen. Um nach Papeete zu segeln, braucht ihr keine Ankerkette!“ Augen roll. Kunde droht mit tausend Dollar Auftrag für eine ‚Markenkette‘ made in France von Lofran.

Also organisieren wir Marc. Marc ist ein Junge für alles in der Phaeton Bay. Er kümmert sich um leer stehende Schiffe, hat diesen drolligen Wäsche-Service, bei dem die Preise steigen, wenn man viel Wäsche abgibt. Und Marc hat ein Auto. Für 50 USD fährt er mit Achim nach Papeete und ein paar Stunden später sind die beiden mit der Kette wieder zurück. Der Rest ist an Land ein Kinderspiel: Die Ankerwinsch zieht die neue Kette an Deck. Anker umschäkeln. Fertig.
Herr Balzer hat Achim noch mit auf den Weg gegeben: „Wenn ihr viel ankert, sehen wir uns in drei Jahren wieder. Länger hält eine Kette hier nicht!“
Na, Prost Mahlzeit, da sind wir anderes gewohnt.

Da liegt er nun, unser 800 Euro Eisenhaufen

Safety Day in der ancora Marina

Am 17. August 2019 findet in der ADAC Stützpunktmarina ancora Marina  Neustadt von 10 bis 18 Uhr erstmals der CKA Safety Day statt. Der Club der Kreuzer-Abteilung (CKA) informiert in Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen in Workshops nund Vorträgen über das richtige Verhalten bei Notsituationen auf dem Wasser und Sicherheitsmaßnahmen an Bord. Der Service-Club für Wassersportler richtet sich mit seinem vielfältigen Programm an alle Wassersportinteressierte und Bootseigner, die neben Erste-Hilfe-Fortbildung auch Leckage- und Brandabwehr trainieren können. Das Konzept wurde in enger Zusammenarbeit mit der DSV Kreuzer-Abteilung und der Schadenabteilung von Pantaenius Yachtversicherungen entwickelt.

Wie funktioniert eine Rettungsinsel? Welches Signal nutze ich, um im Notfall auf mich aufmerksam zu machen? Was bietet eine elektronische Seekarte? Auf diese und weitere Fragen finden Besucher des CKA Safety Day in diversen Vorträgen und anschaulichen Simulationen Antworten, wie man sich in Notsituationen am besten verhält. Christian Bahrs, Vorstand des Club der KreuzerAbteilung: „Panik ist der größte Feind bei Notfällen – denn je weiter man sich vom sicheren Hafen entfernt, desto schwieriger ist es, schnelle Hilfe zu erhalten.

Notsituationen kann man jedoch trainieren, deshalb haben wir den CKA Safety Day ins Leben gerufen.“ Trainieren und mitmachen, üben und Ausprobieren, ist deshalb das Motto der Veranstaltung, zum Beispiel beim Thema Brandbekämpfung: Die freiwillige Feuerwehr zeigt unterschiedliche Löschmittel, demonstriert wirkungsvolle Löschmethoden und informiert über Brandschutz. Zudem lädt sie die kleinsten Besucher zu Stockbrotgrillen ein.

Wie ein Leck schnell und effektiv abgedichtet wird, üben Teilnehmer an Bord der MERI CRASH. Denn auf der präparierten Yacht der Segelschule Well Sailing werden Lecks nicht simuliert, sondern finden kontrolliert statt. Wer sich über den sicheren Zustand des Riggs informieren möchte, um für alle Wetterbedingungen gewappnet zu sein, findet beim Rigg-Spezialisten Ulrich Dohrmann Antworten. Die Firma Bernhard Apparatebau präsentiert zudem ihre neuesten Secumar Automatikwesten und liefert wertvolle Tipps zum richtigen Umgang.

Der CKA Safety Day bietet jedoch noch mehr: „Open Ship“ – Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) öffnet dem Publikum die Schotten seines Seenotkreuzer HANS HACKMACK und dem Seenotrettungsboot HEINRICH WUPPESAHL und informiert gleichzeitig über Sicherheitsvorkehrungen an Bord.

Welche Gefahr von großen Frachtern ausgehen kann, weiß Simona Dittrich Knüppel, von der DSV Akademie. Die Nautikerin kennt den Blick von der Brücke und zeigt auf, worauf Skipper achten sollten, auch wenn sich einem ein Meer aus Windrädern nähert.

Der Besuch des CKA Safety Day sowie die Teilnahme an den Workshops ist kostenlos, weitere Informationen zum Programm gibt es online unter clubderkreuzerabteilung.de.

Nützliche Informationen zum Thema:

Sicherheit an Bord: Rettungshelfer

Navigation: Sicher auf Kurs bleiben

Richtiges Verhalten im Notfall

Was tun im Schadensfall?

Wassersport ohne Risiko

Länderspezifische Sicherheitsausrüstung

Von England nach Irland und Schottland (22): Unterwegs zu den Hebriden. Wie warm ist es in Schottland im Juli?

Meine diesjährige Segelreise führt mich seit Juni  

die englische Südküste vom Solent nach Westen zu den Scilly Isles. Von dort kam ich in einem langen Schlag Irland und segelte über Dublin hinauf zur schottischen Westküste, 

um hinaus auf die äußeren Hebriden zu segeln.

Sven stöhnt. „Diese Hitze“, sagt er betrachtet missmutig das Thermometer. Es zeigt 29,7 Grad. Auf dem offenen Meer. Am frühen Nachmittag. Svens Tochter Ida hantiert zum dritten Mal mit der Flasche Sonnenöl herum und verzieht sich hinter die Fender unters schattenspendende Solarpanel, um sich vom warmen Teakdeck den Rücken wärmen zu lassen und Hemingway auf dem Iphone zu lesen. Schottland im Juli, unterwegs zu den Äußeren Hebriden.

Loch Aline mit Blick zur Insel Mull…

Dabei sah es heute Morgen noch ganz anders aus an unserem Ankerplatz im Loch Aline, einem seeartigen Einschnitt gegenüber den Bergen der hoch aufragenden Insel Mull. Mull ist gälisch, es bedeutet Vorgebirge. Und Gebirge heißt nachts kalt. 8 Grad zeigte das Thermometer beim Aufwachen am Morgen im See, genau die Temperatur, bei der ich unter meiner Bettdecke in Levjes Heckkammer beginne, mich klein zu machen, um Wärme zu sparen. Weitere Messpunkte meines Körperthermometers: Bei 6 Grad beginnt meine Nasenspitze merklich kalt zu werden, bei 3 Grad will die Nasenspitze dem Rest schleunigst unter die Bettdecke folgen. Aber das hatte ich bislang noch nicht.

Auch die Regentage fallen bisher harmlos aus. Da es häufig der Südwest ist, der den Regen bringt, kommt warme Luft mit dem Regen, es wurde in den letzten drei Wochen nie kälter als 16-20 Grad. Zu schaffen machen bei Regen die 95% Luftfeuchtigkeit, bei den nach Tagen auf dem Boot Kleidung und Betten leicht klamm werden. Für eine halbe Stunde die Heizung laufen lassen – und gut ists.

… und der Blick vom Ankerplatz nach Norden.

Früh am Morgen ging es raus, vorbei an Tobermory, dem Fischerort im Norden der Insel Mull mit der farbenprächtigen Häuserzeile. Aber um in Tobermory anzulegen oder gar dazubleiben ist es noch zu früh. Jetzt sind wir auf dem Weg von Mull zur Insel South Uist. Von den Inneren Hebriden-Inseln hinaus auf die Äußeren. Nach langen Tagen zwischen den Inseln liegt das offene Meer vor uns. Wir sind jetzt draußen auf dem Meer, wo im Süden und Südwesten nur noch der freie Atlantik ist.

„Wo wohl im Südwesten das nächste Land kommt?“, tagträumt Sven in der Hitze, der das Thermometer gegen das Ipad getauscht hat. „Das nächste Mal Land im Südwesten … liegt 3.770 Seemeilen weiter und heißt Trinidad vor der Küste Venezuelas. Viel heißer als hier kanns da auch nicht sein.“

Am Nachmittag kommt zaghaft der Wind zurück. Zaghafte 10 Knoten vom Süden – doch es reicht, um den gelben Blister zu setzen, der sich bläht und fast die perfekte Kurve bildet. Schottland ist häufig Seesegeln, schwache Winde scheinen im Juli und Anfang August nicht ungewöhnlich – aber so angenehm hatten wir es auf dem offenen Meer nicht erwartet. Wir gleiten ins Blaue, vorbei an der gescheckten Insel Skye, vor der ein Trawler seine Kreise zieht.

Heiß wird es allerdings nicht bleiben. Die Insel Uist im Nordwesten haben wir uns als Ziel für die nächsten Tage ausgekuckt, weil in vier Tagen ein Tief mit kräftigem Südwest erwartet wird. Den Südwest wollen wir dann nutzen, um mit halbem Wind Richtung Festland zurückzukehren. Vier Tage, um auf den Äußeren Hebriden zu sein. Wie sich das wohl anfühlt? 

Wir schießen mit 6,5 Knoten ins Blaue, nur am Horizont, dort wo wie Echsenrücken die Berge von South Uist und der südlichen Nachbarinsel Barra aufragen, sieht man Wolken, als wäre der Sommer dort zu Ende. 

Tatsächlich habe ich bei der Ankunft in Loch Boisdale, dem Hauptort der Insel South Uist, das Gefühl, irgendwo mitten im Nordmeer vor einer einsamen Walfängerstation gelandet zu sein. Loch Boisdale im Hafen: Eine Handvoll Segler. Eine verlassene Fähre. Loch Boisdale der Ort: Eine Handvoll Häuser. Stille. Und keine Menschenseele zu sein. Mal sehen, wie es uns hier ergehen wird.


Freud und Leid auf dem Ship-Yard

Do., 01.Aug.19, Franz.Polyn./Tahiti/Phaeton, Tag 1887, 18.355 sm von HH

Die erste heiße Dusche seit acht Monaten. Ach, was rede ich, die erste Dusche überhaupt seit acht Monaten. Der Duschraum hat Aufputz-Leitungen und einen blinden Spiegel. Das Wasser kommt als Strahl ohne Brause einfach aus der Wand. Aber es ist heiß und in unendlicher Menge verfügbar. Es ist herrlich ohne Waschbewegungen einfach nur unter dem heißen Wasser zu stehen. Eine typische Männer-Werft-Dusche wird zur Wellness-Oase.

Das war’s aber auch schon an Genuss. Der Rest ist eine schwierige Angelegenheit. Milliarden Mücken wollen uns leer saugen. Tagaktive Quälgeister, die sogar im strahlenden Sonnenschein über uns herfallen. Ohne dauerhafte Salbung mit Antimücken- Gift würden wir getötet werden.
Der Weg zur Toilette ist lang und unbeleuchtet. Querfeldein führt ein Schleichweg am Ship-Yard und den Marina-Liegern vorbei. Rattengroße Krebse haben dort ihre Löcher gebuddelt. Nach Regen verwandelt sich der Weg in einen rutschigen Schlammpfad. Von den nachtaktiven Mücken auf dem Weg dorthin will ich gar nicht reden. Also verlässt im Dunkeln keiner mehr das Schiff, es komm der berüchtigte Pipi-Eimer zum Einsatz. Wichtig nur, dass man morgens bei der Entleerung mit dem brisanten Inhalt nicht stolpert. :mrgreen:

Das Werft-Internet ist nicht an Bord verfügbar. Durch die Installation eines einfachen Repeaters wäre die Sache behoben, so empfängt nur ein elitärer Teil der Land-Steher das (gute) Netz. Es gibt auf dem Gelände keine „nette“ Sitzecke mit ein paar Tischen, so dass wir auf einem Steg auf der Erde sitzend müssen, um Empfang zu haben. Nach Einbruch der Dunkelheit ein Selbstmord-Unterfangen. Da hilft es auch nicht, den Laptop als Hotspot (danke nochmal für den guten Tipp) einzurichten.

Die Dusche ist nach einer Woche noch immer heiß und ein Genuss, aber leider wird dort nicht mehr sauber gemacht. Der Werftbetrieb hat so eine Art Betriebsferien, denn die halbe Belegschaft erscheint seit Montag nicht mehr zur Arbeit. Einschließlich der Putz-Fee. Geschätzt nutzen dreißig Menschen zwei Toiletten und zwei Duschen. Wie die Waschräume nach einer Woche aussehen, kann sich jeder vorstellen. Zumal es häufig regnet und alle mit ihren Matsch-Füssen in die Nasszellen latschen. Der Müllsack quillt über von benutztem Klopapier.

Mit den Betriebsferien ist auch der Mittags-Service ‚Essen-auf-Rädern‘ eingestellt worden. Das ist schade. Aus einem Kofferraum raus konnte man von ‚Mama Tahiti‘ frisch gekochte Hausmannskost kaufen: Curry-Eintopf mit Huhn, Kartoffeln und Reis. Für 5 Dollar kein Fastfood-Mist, sondern gutes Essen. Ein Imbiss in Laufnähe fehlt leider. Eine Bude in der man abends ein kaltes Bier, Pommes und ein halbes Hähnchen bekommt. Es gibt nur ein Nobelrestaurant, in dem man sich mit Dreck unter den Fingernägeln nicht blicken lassen kann. Die müden Knochen, die abends nach dem Sofa schreien, müssen erst noch vor dem Herd stehen und was kochen.

Eine Waschmaschine existiert in der Marina ebenfalls nicht. Es gibt wohl einen Wäsche-Service, aber von der Preispolitik fühle ich mich auf den Arm genommen. Je mehr Wäsche man abgibt, desto teurer wird das Kilo. Außerdem ist der Typ schwer zu fassen zu kriegen. Also wasche ich mit der Hand. Zwischen Alex, der sein Schiff schleift und Gilbert, der sein Schiff mit Grundierung spritzt. :mrgreen: Aber so viel Süßwasser habe ich nie wieder zur Verfügung. Nur zum Tankauffüllen ist es nicht geeignet. Wenn es geregnet hat, kommt Sand mit aus der Leitung.

Werft-Romantik

 

Auch Werft-Romantik

Wir sind nicht das Prinzenpaar, aber ein sauberer Waschraum, Licht auf dem Weg zur Toilette und ein Internet-Empfang auf allen Stehplätzen wäre schon schön. Wer Puff-Preise verlangt, kann nicht nur Brause ausschenken. Wo bleibt der Champagner?

Achim hat jetzt das Schließen der Löcher übernommen

SV Atlantis – Ingrid + Ernst-Friedrich Bartels NZ

ZWEIHUNDERT MAILS IN ACHT JAHREN!

Whangarei NZ

SV Imagine – Veronika + Wolfgang Wappl AT

NACH DREI WELTUMSEGELUNGEN SCHON WIEDER IN POLYNESIEN

EINE ÜBERRASCHUNG IN WORT UND VIDEO

Ja Donnerschlag, das nenn´ ich eine tolle Überraschung!

Zwei entspannte Österreicher, eine schicke Imagine Yacht, und die berühmten Damen, derentwegen man den halben Spielball umrundet … um endlich mal in Natura bewundern zu können, welche unglaublichen Bewegungen diese Palmen Damen … mit der Körpermitte anzustellen in der Lage sind. Fast will es nicht glauben … könnte schwindelig darüber werden … muss vermutlich Jahre lang trainiert worden sein, ggf. mussten dabei sogar Bandscheiben entfernt werden, um solche Amplituden machen zu können.
herzlich
Peter 01.08.2019

Lieber Peter,
Du bist zwar vielleicht nicht selbst hierher gesegelt, hast aber so vielen Leuten die Fahrt hierher (& noch viel weiter) so viel einfacher & angenehmer gemacht, das zählt für die nächste Reinkarnation viel mehr! (;-))
Einstweilen
Fair winds
Wolfgang und Veronika