Tag 9 nach Osten – Motorfahrt
24.Mai.25, Pazifik, Tag 4.011, 29.196 sm von HH
Direkt hinter dem Squall ist Ende mit Wind. An Tag neun läuft komplett der Motor. Ein Hauch von 5 Knoten Wind ist übrig. Der bremst uns kaum aus, obwohl er genau auf die Nase kommt.
Jetzt stehen wir 27 Meilen vor der Riffeinfahrt und es ist klar, das wird heute nichts mehr bei Tageslicht. Im Dunkeln wollen wir nicht durch einen der zwei Pässe, die uns zur Verfügung stehen. Vom Pass bis zur Marina in der die Immigration erfolgen wird, sind es noch gute 15 Meilen. Neukaledonien hat das drittgrößte Barriere-Riff der Welt. Da der Inselstaat zu Frankreich gehört (nicht zu Europa, sondern ist nur eines der vielen Überseegebiete Frankreichs), erwarten entsprechend gut betonnte Wege durchs Riff. Aber die Navionics-Karte zeigt ein Gewimmel an Untiefen und Inselchen.
Bei den Franzosen ist Verlass auf gut betonnte Durchfahrten.
Außerdem darf man nachts nicht in der Marina anlegen, solange man noch nicht einklariert ist. Vor der Marina gibt es ein Bojenfeld. Dort dürften wir wohl (?) ankern. An ausgewiesenen Plätzen. Nein danke. In einem unbekannten Bojenfeld im Dunkeln einen Platz zu suchen, das ist uns zu stressig.
Da haben wir es draußen vor der Tür einfacher. Entweder wir drehen bei, falls der angesagte Wind noch kommt oder wir spielen Cocktail-Schäker und lassen uns treiben.
Tag 9: etmal 103 Meilen, davon 103 gut gemacht zum Ziel; 27 Meilen Rest; bereits gesegelt 824 Meilen.
Die Pantry serviert Bratnudeln und alles, was weg muss. Also gibt es einen Rohkostsalat aus Möhren, Paprika und Äpfeln dazu. Die Bio-Sicherheitskontrollen sollen recht streng sein. Mal wieder. Das ist immer schwierig zu planen. Es soll wenig weg geworfen werden, aber auch bis zum Schluss noch etwas Frisches zu essen geben.
Schulter Talk
Vor der Abfahrt habe ich trainiert mich abzustützen und an der Reling hoch zu ziehen. Das ging gut, die Bruchstelle hat nicht gemuckt und das hat mir Sicherheit für den Törn gegeben.
Ich kann den Arm noch nicht oberhalb Schulterhöhe komplett ausstrecken. Und das muss man überraschend häufig auf Atanga. Der steile Niedergang erfordert bei Schräglage beide Arme, die nach oben greifen. Das ging nicht besonders gut.
Noch immer muss ich meine Oberteile nach Männermanier im Nacken packen, um sie zum Ausziehen über den Kopf zu ziehen. Also mal eben nach hinten greifen, um die Großschot zu öffnen, keine Chance. Viel mehr Dinge als erwartet, sind für mich nicht erreichbar. Die Kraft mit der ich den Arm beim Abfangen der Fliehkräfte in einer Welle benutzen muss, heftiger als mir lieb ist.
Umso froher bin ich, dass ich gar nicht erst geplant hatte irgendetwas frisch zu kochen. Achim brauchte nur Gläser öffnen und Nudeln oder Reis dazu kochen. Wenn es ruhig war, habe ich Obst und Gemüse geschippelt. Das ging prima.
Ich hatte erwartet, dass ich meine Übungen auch auf See machen kann. Aber außer ein paar Dehnübungen im Sitzen ist das Ausgefallen.
Und doch ist die Beweglichkeit besser geworden. Die Wanderschmerzen, zwicken im Schulterblatt, ziehen im Schultergelenk, Stiche im Ellenbogen, sind deutlich besser geworden.
Der heiße Physio-Tipp: Turnerei auf einem schrägen Niedergang wirkt wie eine Wunderkur.
Noch eine Nacht auf See, dann haben wir es geschafft.