Kategorie: Blogs

Inga und die Maus

DIE GESCHICHTE MIT DER MAUS

Die Maus

SV Midnight – Niki + Ben Coulson UK

ST.KITTS TO UK – 48 DAYS AT SEA
Hello Peter, How are you getting on? We arrived in UK on 5 june after 48 day passage from St Kitts ,.. direct. Nice trip with calms and good fishing and latterly some strong and cold winds between the Azores and the UK. Yesterday, my wife Niki was asked by about our self steering. The man is having a 50 foot boat custom built by the Elephant boatyard ( Nigel Irons design). We highly recommended your equipment as well as your exceptional personal service and attention to detail. We are leaving UK in a few weeks.
Best wishes, Ben  

Au revoir, Gambier!

Mo.,29.Jun.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2220, 20.254 sm von HH

Nach fünf Monaten Dauer-Camping auf Gambier geht es nun weiter. Am Donnerstag bietet sich auf der Rückseite von Starkwind ein gutes Wetterfenster, um nach Hao zu kommen. Fünf Monate Gambier plus zwei Monate aus dem letzten Jahr – damit ist Gambier unser absoluter Spitzenreiter in Sachen Daueraufenthalt.
Inzwischen ist es ‚bitterkalt‘ geworden. Zumindest an Bord. Doppel-Fleecejacken-Pflicht ab Dämmerung, mehrere Decken beim Schlafen, Socken, heißer Tee. Und mein Duft-Kokosöl (dem Schönheits-Geheimnis der Polynesier für zarte Haut) ist hart gefroren. Dies macht es erst ab 20 Grad oder weniger. Diese Kälte bringt der Wind aus Süd-Osten, der ungebremst aus der Antarktis kommt.

An Land merkt man nicht ganz so viel davon. Unsere Wanderungen sind schön wie eh und je. Beim Abschieds-Gang gestern haben wir festgestellt, dass Gambier nur ein i-Tüpfelchen vom Paradies entfernt ist. Dieses Tüpfelchen ist das garstige Französisch. Es wäre so viel netter und einfacher, wenn hier Englisch oder zumindest Spanisch gesprochen würde. Und die Versorgungslage könnte etwas abwechslungsreicher sein.
Sieben Monate Gambier. Keine Weg, den wir nicht gelaufen wären. Mehrfach. Wir dürften hier so um die 300 Kilometer zu Fuß zurück gelegt haben. Das merken auch die Schuhe. Achims Sohlen haben Löcher. Meine Sandalen hat Achim mit der Hand-‚Nähmaschine‘ für die Segel genäht. Ersatz für kaputte Schuhe: Fehlanzeige.Unsere Versuche etwas, was uns fehlt zu bestellen, sind ins Leere gelaufen.

So kann der Shop schon mal aussehen, wenn das nächste Versorgungsschiff überfällig ist

Normaler Anblick in der Frischetheke – Butter, ein, zwei Sorten Käse – viel mehr ist nicht zu holen

Tränen in den Augen bei den Süßigkeiten – gut für die Figur – schlecht für die Laune ;-)

Hao also. In zwei Tagen geht es los. Dort waren wir zwar auch schon zweimal, aber der Zahnarztbesuch geht vor. Wir werden drei, vier Tage brauchen und von unterwegs berichten.

Auf Wiedersehen Gambier, au revoir, goodbye, nana! Der Abschied fällt nicht leicht.Mit ein paar Bildern unser schönen Zeit vor Ort sagen wir ‚Tschüß‘.

Mount Duff, der höchste Berg in Gambier 450 Meter hoch – von See aus gesehen

Der Mount Duff von der anderen Seite

Achim lächelt seine Höhenangst weg – erfolglos!

Der Grat hat es schon in sich – steil geht es rechts und links runter auf einem drei Meter breiten Pfad

Immer wieder gab es was Neues zu entdecken

Blätter so groß wie eine Tischtennisplatte

Junge Krieger im Wald

Nette Bekanntschaften unterwegs – leider hapert es immer wieder an einer gemeinsamen Sprache für Informations-Austausch

Idylle: Thomas und seine Hunde im Einklang mit der Natur

Kindertransport zur Kirche am Sonntag – die jungen Damen haben uns unter großem Gekicher mit der Ghetto-Faust begrüßt.

 

 

SV Draumen – Therese +Giovanni Del Bono ITA

COLIN ARCHER PERFORMED BY WINDPILOT
Ciao Peter, Colin Archer Draumen has got the ideal symbiosis! The tiller pilot and the windpilot are working together fantastically i.e. in the Med during light airs. This system permits to steer a boat of 17000kg. My compliments to your design.
With our sincere thanks
Giovanni Del Bono SV Draumen

Schiffe der Nationen – USA

EINFLUSSFAKTOREN – KAUFBERATUNG

USA

Planungs-Pannen auf allen Fronten

Mo.,22.Jun.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2213, 20.254 sm von HH

Die Kreditkarten sind angekommen. So weit, so gut. Diese fortschrittlichen Karten verlangen einen Pin bei der Bezahlung. Nun stellt uns solche Sicherheits-Maßnahme ein Bein: „Vor der ersten Nutzung Ihrer Kreditkarte, aktivieren Sie bitte Ihren Pin an einem Geldautomaten“. :mrgreen: Ja, wissen die von Visa und MasterCard nicht, dass der nächste Automat ungefähr 1300 Kilometer entfernt von hier steht? Und ob der so fortschrittlich ist, dass er Pins auslesen kann, ist nicht verbürgt.
Unsere neuen Karten sind somit nur halb brauchbar. Beim Bezahlen in den Läden vor Ort gibt es unterschiedliche Aufforderungen des elektronischen Systems. Mal geht der Vorgang ohne Pin-Eingabe durch, mal wird einer verlangt, der dann natürlich nicht funktioniert, weil er nicht aktiviert wurde. Also nutzen wir gleich die alten Karten so lange sie noch gültig sind. :roll:

Über die Zahnärztin auf Hao haben wir mit Hilfe von Philip, dem Internet-Mann vor Ort und Elsässer, der Deutsch und Französisch spricht, ebenfalls Neuigkeiten erfahren. Sie sei bis Ende Juni auf Hao, macht dann einen Monat Urlaub und kehrt im August nach Hao zurück.
Mit den Infos beladen, sitzen wir auf dem Schiff und planen unsere Abfahrt. Wir müssen Richtung Nord-Westen und der Wind, der hier eigentlich immer aus Osten weht, kommt aus Nord-Westen. Das wird knapp rechtzeitig anzukommen. Und Spaß bedeutet es schon gar nicht.
Und was bedeutet eigentlich bis Ende des Monats? Ein Blick in den Kalender zeigt, dass ‚Ende Juni‘ auf einen Montag und Dienstag fällt. Bedeutet Ende Juni nun die letzte volle Woche oder inklusive der beiden Tage? Wir kontaktieren erneut Philip. „Könnt ihr vergessen, Montag ist ein Feiertag und Dienstag wird auch nicht gearbeitet. Ende Juni ist somit der 26.igste!“ Da ist sie hin, die Lücke, um die Zahnärztin noch rechtzeitig auf Hao zu erreichen.

Yves, der zweite Elsässer auf der Insel, der häufig bei Philip sitzt, belehrt uns: „Du musst die Polynesier präzise fragen, sonst bekommst du nur eine schwammige Antwort. Jede Information muss man einzeln abfragen. Frag hier mal am Schalter von ‚Air Tahiti‘, wann der nächste Flieger geht – keine Chance auf eine korrekte Antwort. Da buche ich gleich in Tahiti und sage hier am Schalter nur noch Bescheid“ Er ist so nett und ruft für uns in der Medizin-Station an, wann in Gambier wohl der nächste Zahnarzt-Besuch erwartet wird. Keine Ahnung, lautet die Antwort, trotz präziser Frage. :roll:
Achim trifft die Entscheidung, wir warten jetzt im Juli auf ein gutes Wetterfenster, um nach Hao zu kommen, warten dort auf August und auf die Ärztin. Die Alternative hieße zehn Tage nach Tahiti segeln. Oder hin fliegen. Leider gibt es nur einen Flug in der Woche, bedeutet somit zusätzlich eine Woche in Tahiti im Hotel zu wohnen. Achim entscheidet, er stopft sich jetzt gut durchgekautes Kaugummi in das Loch – ein Tipp von einem Zahnarzt (danke, Richard). Zum Glück tut es noch immer nicht weh.

Und noch eine Planung ist geplatzt. Der beste Ehemann von allen hatte sich zum Hochzeitstag richtig ins Zeug gelegt. Einmal im Leben sollte ich wie eine Südsee-Schönheit aussehen, einmal im Leben sollte ich einen Blumenkranz tragen. Die Idee hat er mit Maya, der polynesischen Freundin von Philip, ausgeheckt. Selbst ihr Verweis darauf, dass auch Männer zu diesem Anlass einen Kranz tragen müssen, hat ihn nicht abgeschreckt. Er hat die zwei Kränze in Auftrag gegeben.
Am Morgen des Jubel-Tages stand Achim pünktlich im Garten von Philip. Nur keine Maya zu sehen – am Abend zuvor hatte sich das Paar getrennt und Philip hat Maya in ihr eigenes Haus zurück gebracht. Ein paar hastig gepflückte Blumen gaben den Kranz-Ersatz.

Einen Tag später treffen wir Maya zufällig im Ort. „Pardon, pardon“, Maya ist untröstlich. Nicht so schlimm versichern wir ihr. Alles ist in Ordnung. „Ich habe einen Ersatz für euch“, kramt sie in ihrer Tasche. Ein Beutel mit Perlen kommt zum Vorschein. Diesen drückt sie uns in die Hand. Die Perle mit dem Delphin als Gravur ist der männliche Part und für Achim, meine Perle ist die mit der gravierten Rose. Wir sind gerührt. Die Polynesier mögen ja nicht präzise sein, aber sie machen dies mit Herzlichkeit dreimal wett.

Perlen von Maya zum Hochzeitstag – Gravuren sind sowohl auf den Perlmutt-Schalen der Austern als auch auf Perlen üblich

Der Malstrøm

Mehr als 1 Jahr Entwicklungszeit und unzählige Fahrversuche liegen mittlerweile hinter einem Gerät, welches ich seinerzeit unter dem Projektnamen „E-Maschine A“ begonnen habe.
Es handelt sich dabei um einen elektrisch angetriebenen Außenborder für kleinere Boote. Ziel war es, einen Antrieb zu bauen, der deutlich leichter und leistungsfähiger als ein vergleichbarer Benziner ist. Dazu sollte er die aktuell kommerziell erhältlichen Elektroaußenborder in Bezug auf Leistung und Robustheit in seiner Größenklasse übertreffen. Das waren die Ziele!

Heraus gekommen und seit einigen Wochen erfolgreich im Einsatz ist folgende Maschine:

Name – Malstrøm
Maximale Wellenleistung im Dauerbetrieb @ 37V – 2.944W (4PS)
Maximale Wellenleistung Kurzzeitig – 3.970W (5,4PS)
Wirkungsgrad des elektrischen Antriebs unter Volllast – 94%
Gewicht – 9,8kg

Durch den hohen Wirkungsgrad wird so wenig Energie in Wärme umgesetzt, dass eine passive Kühlung unter dem geschlossenen Gehäuse aus Carbon zur Zeit ausreicht. Langfristig wird allerdings aus Sicherheitsgründen und zur Optimierung des Controllers eine Wasserkühlung eingebaut.

Die Reichweite ist abhängig vom eingesetzten Akku. Im Moment fahre ich den Malstrøm provisorisch mit einem 37V Lithium-Polymer Akku. Demnächst kommt hier eine Lieferung LiFePo4 Zellen an, mit denen ich einen richtig leistungsfähigen Akku bauen werde.
Eine Drehgaspinne wird ebenfalls noch angefertigt. Momentan wird der Motor mit einem Drehzahlregler an der Front gesteuert. Später wird man den Motor wahlweise über diesen Regler oder mit der Pinne steuern können.
Das Drehmoment des Antriebs ist übrigens deutlich höher, wie bei einem Benzinmotor gleicher Leistung. Dieses gewaltige Drehmoment liegt bereits von der ersten Umdrehung des Motors an. Die Beschleunigung ist so heftig, dass man extrem schnell mit dem Boot ins Gleiten kommt und sich wirklich festhalten muss, um nicht einen Satz nach hinten zu machen, wenn der Regler zu schnell voll aufgedreht wird.
Als ich das Wort „Gleiten“ vor kurzem bei einer Unterhaltung am Steg ausgesprochen hatte, kam sofort ein ungläubiges: „Wie? Mit dem Mixer kommt man ins Gleiten?“
Ja, kommt er, auch mit Ausleger!
Und er macht dabei gigantisch viel Spaß. Wenn der Malstrøm mit voller Leistung betrieben wird, erinnert der Sound ein klein wenig an ein Flugzeugtriebwerk. Er kann allerdings auch Schleichfahrt. Dann hört man ihn fast gar nicht.

Alles in allem kann ich also sagen: Ziel erreicht, das Projekt hat sich gelohnt!

Über das Auslegerkanu reden wir dann im nächsten Beitrag.

Endlich wieder auf dem Meer! Auf der Nordadria Mitte Juni 2020.

Morgens acht Uhr, Piran, Slowenien. Ich schwimme im Meer. Hinter mir am Ufer liegen verlassen die Restaurants von Piran. Links neben mir der Altstadt-Hafen, der für mich immer einer der schönsten war. Alte venezianische Architektur, schneeweiße Steinpoller und Piers, von den Venezianern einst erbaut, die Napoleon, zwei Weltkriege und 5 Staaten bis hin zum Sozialismus überdauerten. Im Hafen liegt Levje. Und wir sind gestern von Italien herübergesegelt.

Das Meer ist weich. Und warm. Und wohlig. Und ich bin mittendrin. Noch vor drei Wochen hätte ich mir nicht vorzustellen können, jetzt hier zu sein. Und an diesem Morgen vor Piran im Meer zu schwimmen. Das Meer trägt mich – weit mehr als das Süßwasser der heimischen Seen zuhause. Ich bin der einzige Schwimmer an diesem Morgen. Sonst ist niemand draußen. Nur ein paar Slowenen trinken Espresso im Cafe am Ufer – Großstadtbewohner der slowenischen Hauptstadt Lubliana, für die ihre 46 Kilometer lange Küstenlinie das ist, was für den Hamburger die See oder für den Münchner der See. Ein Wochenendziel.

Gestern brachen wir in San Giorgio in Italien auf. In der Marina Sant‘ Andrea in San Giorgio war wenig los am Mittwochabend, als wir eintrafen. Eine Handvoll italienischer Eigner. Sonst nur ein schweizer Pärchen, das sein Boot für den Törn vorbereitet. Auf dem Nachbarboot zwei kleine Jungs, den die beiden Kinder Nonno, „Großvater“ rufen. Doch der Schein der Ruhe trügt. Vor und in den Hallen wird an Booten gehämmert und gestrichen.

Noch gestern war unsicher, ob wir überhaupt segeln könnten. Levje I war nun 9 Monate im Wasser gelegen – länger als geplant. In was für einem Zustand sie wohl sein würde, nach dem Winter, nach Corona? Doch nach einem Nachmittag und einem Vormittag intensiver Motorwartung, Rigg- und Elektrikkontrolle ist Levje wieder shipshape. Und segelbereit, als hätte sie nur darauf gewartet. Levje I, mein alte DEHLER 31, die mich 2014 von hier erst in die Türkei und dann über Kreta und Sizilien wieder zurück trug, ist ein kreuzbraves, anrührendes Schiff. Der Motor springt bei der ersten Drehung des Zündschlüssels an. Alle Instrumente und Lichter gehen. Das Boot ist innen trocken wie ein Blatt Papier, und das, obwohl es jeden Abend heftige Gewitter hat. Die Küste der Nordadria, vor allem die des Friaul, ist eine Gewitterküste. Gewitter hat es hier im Sommer fast jeden Abend.

Am Freitagmittag machen nicht nur die Gewittertürme im Norden und Westen das Ablegen ungewiss. „Unsicher, ob ein aus Italien kommendes Boot in Slowenien einreisen darf“, erzählt Lucia an der Rezeption. „Und in Kroatien einklarieren kann man nur in Pula.“ Alle übrigen Seegrenzstellen seien noch geschlossen.

Aber das entpuppt sich als Wahrheit von der Sorte, die noch vor drei Wochen richtig war, doch jetzt noch immer als Gerücht durch die Marinas wabert. Weil keiner was Genaues weiß, sagt man halt: „Es geht nicht.“ Ein Anruf bei dem Mann, der mir in den vorigen Posts immer wieder die richtigen Informationen zu Kroatien lieferte. Er sei gerade im Garten beim Erdbeeren ernten. Ja klar könne ich überall in Slowenien und auch Kroatien einklarieren. Die Seegrenzstellen seien alle offen.



Also los. Selbst wenn sich die nahen Gewittertürme im Westen immer höher ballen am frühen Nachmittag. Los und erst mal eineinhalb Stunden raus, durch den betonnten Kanal Richtung Süden. Dorthin, wo der Fluss endet. Und das offene Meer beginnt. Es hat Wind, der die Wellen am Ende des Kanals brechen lässt. Wo weiter draußen im Meer die Dalben enden, tasten wir uns vorsichtig hinaus – keiner weiß, wo die Winterstürme vom Süden vor der Küste unter Wasser ihre Sandberge aufgetürmt haben. Aber alles geht gut. 3,80 Meter zeigt der Tiefenmesser an der flachsten Stelle – „und schon bin ich draußen“.



Erst weit vor der Küste zeigt sich die ganze Größe und Bedrohlichkeit der Gewittertürme. Kann man einem Gewitter davonsegeln? In meinem Buch Gewittersegeln habe ich das stets verneint. Einem Gewitter, dessen Zugbahn den eigenen Kurs kreuzt, kann man nicht davonsegeln. Draußen hats 5 Windstärken. Wir müssen 3mal reffen, Levje legt sich schwer ins Zeug. Und tatsächlich sieht es so aus, als würde das Gewitter über dem Friaul verharren, dieser einzigartigen Landschaft zwischen Meer und Hochalpen voller Weinreben und Industriegebieten, der nordöstlichsten Provinz Italiens an der Grenze zu Slowenien.

Das Friaul entkam vergleichsweise glimpflich der über italienischen Hotspots in der Lombardei und dem benachbarten Veneto wütenden Corona-Gewalt. Die Infektionszahlen lagen – nach neuestem Stand – weitaus niedriger als die der Großstadt München, die genausoviele Einwohner hat. Im Friaul, wo meine alten Levje I nun liegt, hat es nur die Hälfte der Infektionszahlen gegeben. 3.303 Infektionsfälle – dafür sind die Todeszahlen mit 343 Opfern ungefähr vier mal so hoch wie in München gewesen, sagt Fortunato Moratto, das wäre ein niedriger Wert. Trotzdem sei  alles sehr bedrückend gewesen. Die leeren Marinas. Keine Aufträge. Nichts zu tun auf den Booten. Aber jetzt kann er sich vor Arbeit nicht retten. „Die Eigner halten mich ziemlich auf Trab, dass ihre Boote fertig werden. Echter Stress.“ V-förmige Entwicklung nennt man sowas, denke ich mir.

Wie es wohl in Slowenien aussieht? Seit meinem Ablegen im Mai 2014 war ich nicht mehr dort gewesen. Wie das kleine Land wohl die Krise überstanden hat? Aber zuerst erfordert das Meer unsere ganze Aufmerksamkeit. Und das Gewitter hinter uns, dem wir davonsegeln. Und das sich aufbläht wie ein pubertierender 16-jähriger. Groß im zweiten Reff, Fock im ersten. Nach fünfeinhalb Stunden frischt der Wind zur steifen Brise auf vor Kap Savudrija, dem nördlichsten Kap Kroatiens. Noch zwei Reffs könnten wir in die Genua einbinden – danach hätten wir kein As mehr im Ärmel. Aber 8, 9 Beaufort hat es an dieser Küste nur im Gewitter. Aber dem sind wir ja davongesegelt. Diesmal.

Vor Piran liegt ein Motorboot. Sieht aus wie ein Küstenwachboot. Lieber die Papiere fertigmachen, wer weiß, was denen einfällt. Gestern Abend war es beeindruckend, wie die italienische GUARDIA  DI FINANZA jedes kleine Fischerboot auf dem Kanal anhielt und kontrollierte. Aber das weiße Motorschiff entpuppt sich nicht als slowenisches Küstenwachboot, sondern als Oldtimer-Luxusyacht, die vor dem Hafen von Piran in den Wellen schaukelt. Segel runter. Dann rein durch die enge Hafeneinfahrt in den alten Hafen von Piran, hinter einer slowenischen Yacht her, die zum Ausklarieren an die Zollpier strebt. Die Grenzpolizisten lehnen lässig am Geländer – üblicherweise wäre hier an einem Freitag im Juni die Hölle los. Slowenien ist Schengen-Außengrenze. Wer von hier raus will nach Kroatien wie die Yacht vor uns, muss ausklarieren.



Wir legen am Stadtkai an, an dem außer uns nur eine Handvoll Segelyachten liegen. Auch hier herrscht Ruhe. Ein paar Slowenen. Ein Italiener aus dem nahen Triest. Das ist alles. Und während uns das Gewitter weiter nachschleicht, zieht es mich in das Restaurant am Hafen, ins PIRAT. Es liegt etwas abseits der Touristenmeile Richtung Busbahnhof, und vor meiner Abreise 2014 lernte ich die Wirte kennen, Robin und Rok, zwei Brüder, die so aussehen, dass der Restaurantname PIRAT keiner weiteren Erklärung bedarf. Das Restaurant gibt es noch. Es hat sich – ganz anders als 2014 – an die Spitze der Restaurants in Piran mit stolzen 1.450-Positiv-Bewertungen gesetzt. Ob es noch Robin und Rok gehört? Mein Abend damals 2014 mit Robin war unvergesslich, weil er mir, der ich eben gekündigt war, ein Stück seines Lebens erzählte. Dass er keine Lust mehr gehabt hätte auf seinen Beruf. Und obwohl er keine Ahnung von Fischen gehabt hätte, sei er einfach rausgefahren, und hätte begonnen, Fische zu fangen, belächelt von den alten Fischern Pirans. Doch er brachte Doraden nach Hause, und Loup de Meer und Squids und Oktopusse: Soviel, dass er und sein Bruder das Restaurant Pirat eröffnen konnten.

Und heute? Als wir das Restaurant betreten, in dem nur die Kellner, nicht die Gäste Mundschutz tragen, steht Rok in der Ecke. Rok, der große, gewichtige Mann, und röhrt den Gästen am Nachbartisch sein Loblied der italienischen Küche entgegen. Schon damals war die Arbeitsteilung der Brüder, was das Restaurant anging, bemerkenswert. Rok, der Gewichtige, war fürs Lächeln des Hauses zuständig. Und Robin fürs Fischefangen. Und fürs Denken. „Wir sind gut durch die Krise gekommen“, sagte Robin, als er plötzlich vor mir steht. Slowenien hat ja nur soviel Einwohner wie der Ballungsraum München, aber unsere Regierung hat schnell reagiert und die Grenzen sofort dichtgemacht. Dann die Schulen und Betriebe. Wir kamen gut durch.“ Nur Fische fangen hat er aufgegeben. „Wer selber Fisch fängt, darf ihn nicht mehr in seinem Restaurant anbieten. Widersinnig – aber so sind die Gesetze nun mal. Was ich heute fange, muss ich verkaufen. Und was ich hier anbiete, das muss ich zukaufen. Nervig – aber so ist das nun mal.“ Dann deutet er nach draußen, vors Restaurant, wo sich der Himmel von schwarz auf undurchdringliches Grau verfärbt hat. Das Grau von Regenfahnen über dem Meer. „In 15 Minuten wird’s hier schlechtes Wetter geben. Ich lasse Euch lieber drinnen einen Tisch fertig machen.“

Keine 15 Minuten später fegt es über dem PIRAT in allerbester Adria-Manier. Und während meine ganze Aufmerksamkeit Robin und Roks vorzüglichen Vongole in Weißweinsauce, den gratinierten Capesante und gekochten Capelunghe, dem gegrillten Loup de Meer und dem Malvazija gilt, denke ich mir: Robin ist ein gutes Mann, wie er sein Wetter kennt. 

Und: Nein. Man kann keinem Gewitter davonsegeln.

Endlich wieder auf dem Meer! Segeln auf der Nordadria Mitte Juni 2020.

Morgens acht Uhr, Piran, Slowenien. Ich schwimme im Meer. Hinter mir am Ufer liegen verlassen die Restaurants von Piran. Links neben mir der Altstadt-Hafen, der für mich immer einer der schönsten war. Alte venezianische Architektur, schneeweiße Steinpoller und Piers, von den Venezianern einst erbaut, die Napoleon, zwei Weltkriege und 5 Staaten bis hin zum Sozialismus überdauerten. Im Hafen liegt Levje. Und wir sind gestern von Italien herübergesegelt.

Das Meer ist weich. Und warm. Und wohlig. Und ich bin mittendrin. Noch vor drei Wochen hätte ich mir nicht vorzustellen können, jetzt hier zu sein. Und an diesem Morgen vor Piran im Meer zu schwimmen. Das Meer trägt mich – weit mehr als das Süßwasser der heimischen Seen zuhause. Ich bin der einzige Schwimmer an diesem Morgen. Sonst ist niemand draußen. Nur ein paar Slowenen trinken Espresso im Cafe am Ufer – Großstadtbewohner der slowenischen Hauptstadt Lubliana, für die ihre 46 Kilometer lange Küstenlinie das ist, was für den Hamburger die See oder für den Münchner der See. Ein Wochenendziel.

Gestern brachen wir in San Giorgio in Italien auf. In der Marina Sant‘ Andrea in San Giorgio war wenig los am Mittwochabend, als wir eintrafen. Eine Handvoll italienischer Eigner. Sonst nur ein schweizer Pärchen, das sein Boot für den Törn vorbereitet. Auf dem Nachbarboot zwei kleine Jungs, den die beiden Kinder Nonno, „Großvater“ rufen. Doch der Schein der Ruhe trügt. Vor und in den Hallen wird an Booten gehämmert und gestrichen.

Noch gestern war unsicher, ob wir überhaupt segeln könnten. Levje I war nun 9 Monate im Wasser gelegen – länger als geplant. In was für einem Zustand sie wohl sein würde, nach dem Winter, nach Corona? Doch nach einem Nachmittag und einem Vormittag intensiver Motorwartung, Rigg- und Elektrikkontrolle ist Levje wieder shipshape. Und segelbereit, als hätte sie nur darauf gewartet. Levje I, mein alte DEHLER 31, die mich 2014 von hier erst in die Türkei und dann über Kreta und Sizilien wieder zurück trug, ist ein kreuzbraves, anrührendes Schiff. Der Motor springt bei der ersten Drehung des Zündschlüssels an. Alle Instrumente und Lichter gehen. Das Boot ist innen trocken wie ein Blatt Papier, und das, obwohl es jeden Abend heftige Gewitter hat. Die Küste der Nordadria, vor allem die des Friaul, ist eine Gewitterküste. Gewitter hat es hier im Sommer fast jeden Abend.

Am Freitagmittag machen nicht nur die Gewittertürme im Norden und Westen das Ablegen ungewiss. „Unsicher, ob ein aus Italien kommendes Boot in Slowenien einreisen darf“, erzählt Lucia an der Rezeption. „Und in Kroatien einklarieren kann man nur in Pula.“ Alle übrigen Seegrenzstellen seien noch geschlossen.

Aber das entpuppt sich als Wahrheit von der Sorte, die noch vor drei Wochen richtig war, doch jetzt noch immer als Gerücht durch die Marinas wabert. Weil keiner was Genaues weiß, sagt man halt: „Es geht nicht.“ Ein Anruf bei dem Mann, der mir in den vorigen Posts immer wieder die richtigen Informationen zu Kroatien lieferte. Er sei gerade im Garten beim Erdbeeren ernten. Ja klar könne ich überall in Slowenien und auch Kroatien einklarieren. Die Seegrenzstellen seien alle offen.



Also los. Selbst wenn sich die nahen Gewittertürme im Westen immer höher ballen am frühen Nachmittag. Los und erst mal eineinhalb Stunden raus, durch den betonnten Kanal Richtung Süden. Dorthin, wo der Fluss endet. Und das offene Meer beginnt. Es hat Wind, der die Wellen am Ende des Kanals brechen lässt. Wo weiter draußen im Meer die Dalben enden, tasten wir uns vorsichtig hinaus – keiner weiß, wo die Winterstürme vom Süden vor der Küste unter Wasser ihre Sandberge aufgetürmt haben. Aber alles geht gut. 3,80 Meter zeigt der Tiefenmesser an der flachsten Stelle – „und schon bin ich draußen“.



Erst weit vor der Küste zeigt sich die ganze Größe und Bedrohlichkeit der Gewittertürme. Kann man einem Gewitter davonsegeln? In meinem Buch Gewittersegeln habe ich das stets verneint. Einem Gewitter, dessen Zugbahn den eigenen Kurs kreuzt, kann man nicht davonsegeln. Draußen hats 5 Windstärken. Wir müssen 3mal reffen, Levje legt sich schwer ins Zeug. Und tatsächlich sieht es so aus, als würde das Gewitter über dem Friaul verharren, dieser einzigartigen Landschaft zwischen Meer und Hochalpen voller Weinreben und Industriegebieten, der nordöstlichsten Provinz Italiens an der Grenze zu Slowenien.

Das Friaul entkam vergleichsweise glimpflich der über italienischen Hotspots in der Lombardei und dem benachbarten Veneto wütenden Corona-Gewalt. Die Infektionszahlen lagen – nach neuestem Stand – weitaus niedriger als die der Großstadt München, die genausoviele Einwohner hat. Im Friaul, wo meine alten Levje I nun liegt, hat es nur die Hälfte der Infektionszahlen gegeben. 3.303 Infektionsfälle – dafür sind die Todeszahlen mit 343 Opfern ungefähr vier mal so hoch wie in München gewesen, sagt Fortunato Moratto, das wäre ein niedriger Wert. Trotzdem sei  alles sehr bedrückend gewesen. Die leeren Marinas. Keine Aufträge. Nichts zu tun auf den Booten. Aber jetzt kann er sich vor Arbeit nicht retten. „Die Eigner halten mich ziemlich auf Trab, dass ihre Boote fertig werden. Echter Stress.“ V-förmige Entwicklung nennt man sowas, denke ich mir.

Wie es wohl in Slowenien aussieht? Seit meinem Ablegen im Mai 2014 war ich nicht mehr dort gewesen. Wie das kleine Land wohl die Krise überstanden hat? Aber zuerst erfordert das Meer unsere ganze Aufmerksamkeit. Und das Gewitter hinter uns, dem wir davonsegeln. Und das sich aufbläht wie ein pubertierender 16-jähriger. Groß im zweiten Reff, Fock im ersten. Nach fünfeinhalb Stunden frischt der Wind zur steifen Brise auf vor Kap Savudrija, dem nördlichsten Kap Kroatiens. Noch zwei Reffs könnten wir in die Genua einbinden – danach hätten wir kein As mehr im Ärmel. Aber 8, 9 Beaufort hat es an dieser Küste nur im Gewitter. Aber dem sind wir ja davongesegelt. Diesmal.

Vor Piran liegt ein Motorboot. Sieht aus wie ein Küstenwachboot. Lieber die Papiere fertigmachen, wer weiß, was denen einfällt. Gestern Abend war es beeindruckend, wie die italienische GUARDIA  DI FINANZA jedes kleine Fischerboot auf dem Kanal anhielt und kontrollierte. Aber das weiße Motorschiff entpuppt sich nicht als slowenisches Küstenwachboot, sondern als Oldtimer-Luxusyacht, die vor dem Hafen von Piran in den Wellen schaukelt. Segel runter. Dann rein durch die enge Hafeneinfahrt in den alten Hafen von Piran, hinter einer slowenischen Yacht her, die zum Ausklarieren an die Zollpier strebt. Die Grenzpolizisten lehnen lässig am Geländer – üblicherweise wäre hier an einem Freitag im Juni die Hölle los. Slowenien ist Schengen-Außengrenze. Wer von hier raus will nach Kroatien wie die Yacht vor uns, muss ausklarieren.



Wir legen am Stadtkai an, an dem außer uns nur eine Handvoll Segelyachten liegen. Auch hier herrscht Ruhe. Ein paar Slowenen. Ein Italiener aus dem nahen Triest. Das ist alles. Und während uns das Gewitter weiter nachschleicht, zieht es mich in das Restaurant am Hafen, ins PIRAT. Es liegt etwas abseits der Touristenmeile Richtung Busbahnhof, und vor meiner Abreise 2014 lernte ich die Wirte kennen, Robin und Rok, zwei Brüder, die so aussehen, dass der Restaurantname PIRAT keiner weiteren Erklärung bedarf. Das Restaurant gibt es noch. Es hat sich – ganz anders als 2014 – an die Spitze der Restaurants in Piran mit stolzen 1.450-Positiv-Bewertungen gesetzt. Ob es noch Robin und Rok gehört? Mein Abend damals 2014 mit Robin war unvergesslich, weil er mir, der ich eben gekündigt war, ein Stück seines Lebens erzählte. Dass er keine Lust mehr gehabt hätte auf seinen Beruf. Und obwohl er keine Ahnung von Fischen gehabt hätte, sei er einfach rausgefahren, und hätte begonnen, Fische zu fangen, belächelt von den alten Fischern Pirans. Doch er brachte Doraden nach Hause, und Loup de Meer und Squids und Oktopusse: Soviel, dass er und sein Bruder das Restaurant Pirat eröffnen konnten.

Und heute? Als wir das Restaurant betreten, in dem nur die Kellner, nicht die Gäste Mundschutz tragen, steht Rok in der Ecke. Rok, der große, gewichtige Mann, und röhrt den Gästen am Nachbartisch sein Loblied der italienischen Küche entgegen. Schon damals war die Arbeitsteilung der Brüder, was das Restaurant anging, bemerkenswert. Rok, der Gewichtige, war fürs Lächeln des Hauses zuständig. Und Robin fürs Fischefangen. Und fürs Denken. „Wir sind gut durch die Krise gekommen“, sagte Robin, als er plötzlich vor mir steht. Slowenien hat ja nur soviel Einwohner wie der Ballungsraum München, aber unsere Regierung hat schnell reagiert und die Grenzen sofort dichtgemacht. Dann die Schulen und Betriebe. Wir kamen gut durch.“ Nur Fische fangen hat er aufgegeben. „Wer selber Fisch fängt, darf ihn nicht mehr in seinem Restaurant anbieten. Widersinnig – aber so sind die Gesetze nun mal. Was ich heute fange, muss ich verkaufen. Und was ich hier anbiete, das muss ich zukaufen. Nervig – aber so ist das nun mal.“ Dann deutet er nach draußen, vors Restaurant, wo sich der Himmel von schwarz auf undurchdringliches Grau verfärbt hat. Das Grau von Regenfahnen über dem Meer. „In 15 Minuten wird’s hier schlechtes Wetter geben. Ich lasse Euch lieber drinnen einen Tisch fertig machen.“

Keine 15 Minuten später fegt es über dem PIRAT in allerbester Adria-Manier. Und während meine ganze Aufmerksamkeit Robin und Roks vorzüglichen Vongole in Weißweinsauce, den gratinierten Capesante und gekochten Capelunghe, dem gegrillten Loup de Meer und dem Malvazija gilt, denke ich mir: Robin ist ein gutes Mann, wie er sein Wetter kennt. 

Und: Nein. Man kann keinem Gewitter davonsegeln.

Soeben erschienen:

Mein neues Buch

„Ein Pageturner.“ 
Sagt mein Freund Josef (Er ist nie gesegelt)

„Hab die ersten Seiten gelesen. Irre. Grandios. Megastark“. 
Sagt mein Freund Andreas (Er ist mit mehrfach mir mir gesegelt. Und liest Bücher von Berufs wegen.)

„Du hast ein wunderbares Buch geschrieben. Es hat mir so viel Kraft in dieser schweren Zeit gegeben, und Freude! Deine Sprache fesselt nicht nur, sie lässt auch ganz direkt miterleben, als wäre man selbst mitten im Geschehen.“
Magdalena (segelte auf dem See.)

„Es ist so ehrlich, authetisch und im positiven Sinne anders als die vielen Segelbücher.“ 
Sagt ein Leser, der mich damit zum Erröten brachte.

Und was ich drüber denke? 
Verrate ich in einem der nächsten Posts.

Der 20.te Hochzeitstag

Di.,16.Jun.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2207, 20.254 sm von HH

Hochzeitstag in der Südsee. Na, wenn das nicht ein romantischer Traum-Ort ist für so ein rundes Jubiläum, dann weiß ich auch nicht. Ohne Corona würden wir jetzt zwischen den Gesellschaftsinseln kreuzen. In meiner Phantasie sah ich uns beim Abendessen auf Bora Bora in einem der Luxus-Hotels: Fackeln am Strand, ein weißes Tischtuch flattert leicht im Abendwind. Kerzen funkeln in den Champagner-Kelchen, es gibt gegrillte Languste und auserlesene Weine. Früher in Hamburg haben wir zum Hochzeitstag die besten Restaurants der Stadt abgeklappert. Kulinarische Feste gefeiert – zumindest meistens.
Nun, man kann nicht alles haben. Es ist die Südsee, der Punkt stimmt. Mangels Restaurant auf Mangareva muss ich selber kochen. Die örtliche Pizzeria hat nur am Wochenende geöffnet. Die Languste fällt etwas kleiner aus, es gibt tief gefrorene Shrimps – immerhin Pacific-Prawns. Dazu der gehütete Metternich Rosé, der über die Jahre nicht gewonnen hat und billigen Wein aus der Plastik-Flasche. Unbezahlbar – unvergessen. Ein schöner Abend.

Heute auf den Tag genau vor 21 Jahren haben Achim und ich das erste Mal telefoniert. Zwei Tage später gab es das erste Treffen. Kennen gelernt haben wir uns durch eine Kontaktanzeige im Stadtmagazin von Hamburg (Internet gab es schon, aber es steckte noch in den Kinderschuhen). Ich war vom Dorf nach Hamburg gezogen und kannte niemanden mit dem ich hätte ausgehen wollen.
Bei unserem ersten Treffen haben wir von abends um acht bis morgens um vier gequatscht, ohne einen Schluck Alkohol zu trinken. Das erste Lokal hat uns rausgeschmissen also mussten wir uns noch ein neues suchen. Ich konnte Achim gleich gut leiden und habe ihm gebannt gelauscht, obwohl er viel Zeug gequatscht hat, was mich nicht wirklich interessiert. Von Schrödingers Katze zum Beispiel. :roll:
Am nächsten Mittag stand Achim direkt wieder vor meiner Tür. Unangemeldet. Ich war gerade dabei in Radlerhosen (jaaa, das war damals so) mit Margeriten-Muster, schlapprigem T-Shirt und ungekämmt den Küchenboden zu wischen. Peinlich bis zum Umfallen. Auch unvergessen. Angeblich war er gerade auf einer Spritztour mit seinem Motorrad und ist zufällig bei mir vorbei gekommen. Klar, Hamburg Wandsbek/Eilbek ist bekannt als gute Motorrad-Stecke. Die Ausrede war so platt, dass ich wusste: „Hey, der kann dich auch gut leiden.“

Der Rest ging schnell: am 16. Oktober kam der Heiratsantrag, am 16. Dezember haben wir unseren ersten Mietvertrag unterschrieben und am 16. Juni 2000 geheiratet. Dann muss es wohl Liebe sein.
Gerne hätte ich ein Foto vom Brautpaar gezeigt. Aber das einzige Foto, was an Bord existiert, darauf ist der Bräutigam leider abgeschnitten. Ich habe das Foto seit ewigen Jahren im Portemonnaie, um beim Friseur besser zeigen zu können, wie ich mir meinen Haarschnitt in etwa vorstelle. Der Gatte wurde kurzerhand entfernt. Dieser Frevel hat unserer Ehe nicht geschadet, die ihre Tücken, ihre Tiefen und Höhen hat, wie jede Beziehung. Achim quatscht noch immer gerne von dieser Katze und ähnlichen Phänomenen und ich höre ihm noch immer gerne zu.

Die glückliche Braut

 

Falls einer unser Hochzeitsgäste zufällig noch ein Bild liegen hat, ein Handy-Foto davon wäre sehr willkommen.

SV Henny Fock – Axel Wilken GER

SYMPHONIE 12 MDS – VON GEISTERHAND GESTEUERT
Moin Herr Förthmann, was soll ich sagen, ohne zu lügen? Mit Ihrem Windautomat braucht man gar nicht mehr an Bord zu sein, denn das Ding steuert von ganz allein. Keine andere Nase arbeitet auch nur annähernd mit der gleichen Genauigkeit und Durchhaltekraft wie unser windiger Pilot. Dafür unseren Dank, wir bleiben Ihnen treu – auch mit unserer Bumblebee, einer Lagoon, die wir gerade unserer Familie hinzugefügt haben.
Beste Grüsse, Axel Wilken

SV Helena – Bill Brannan UK

IM STURM DURCHGEKENTERT – MASTVERLUST – AUFGEGEBEN

SV Helena

Credit: Seaways Reymar

Bill Brannan war nur noch 500 SM von der Heimat bzw. Cornwall entfernt, als er am 20.Mai 2020 im schweren Sturm beim Durchkentern seiner Vancouver 34 das Rigg verlor. Das Schiff musste am Ende aufgegeben werden, nachdem eine Leine in die Schraube gekommen, Manövrieren oder gar eine Weiterreise unmöglich geworden war. Bill wurde gerettet, sein schwimmendes Zuhause hat er verloren, er ist auf der Seaways Raymar, die ihn abgeborgen hatte, zwischenzeitlich in Houston Texas eingetroffen.

Bill Brannan rescue

Credit: Bill Brannan

Andrew Eastham hat in einem Crowdfunding Aufruf in YACHTING MONTHLY
zur Unterstützung für den Solosegler aufgerufen, der in 2018 aufgebrochen war, sich seinen Traum einer Atlantic Umrundung zu erfüllen, der heute vor dem Nichts steht, weil die SV Helena sein ganzer Besitz gewesen ist.

Mein letzter Mailwechsel mit Bill sei hier wiedergegeben:

Greetings from Essex. As you said to me when I first enquired about the WindPilot, I would not be disappointed with it! It works really well in every situation I have asked of it so far. Easy to use, looks good and is well made, in short – just brilliant. Thank you Peter.
Best regards,
Bill Brannan.