Kategorie: Blogs

Corona Update

So.,14. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2449, 21.334 sm von HH

Das wievielte Up-Date ist das? Nützt nix – müssen wir durch!
Seit ein paar Tagen sind die Grenzen wieder zu. Französisch Polynesien erlaubt die Einreise nur noch aus familiären Gründen und in Notfall- Situationen. Sofort geisterte eine Liste der geschlossenen Hotels durchs Internet. Einige Hotels verkündeten eine Schließung bis Ende März, andere gleich bis einschließlich April. Es wird also ruhig werden auf den sowieso schon ruhigen Inseln. Touristen, die noch im Land sind, dürfen ihren Urlaub noch zu Ende führen. Glück gehabt. Meinen heimlich ins Auge gefassten Wunsch im Mai mit einem Jahr Verspätung nach Deutschland fliegen zu können, kann ich beerdigen.

So ganz freiwillig macht Französisch Polynesien das nicht, so scheint es. Aber der Druck aus Frankreich ist groß. Die Sorge um die Mutation des Virus der Treiber. Der ‚Directeur‘ der Interconti-Hotel Gruppe Tahiti äußert seine Sorge so: „Wir erleben den März 2020 noch einmal. Aber damals standen wir auf zwei Beinen, heute sind wir bereits auf den Knien.“
Nachdem im November die Inzidenz-Zahl bei ca. 2000 lag (auf die Bevölkerung von Tahiti hochgerechnet), ist sie in der Zwischenzeit auf ungefähr 60 gesunken. Das freut das ‚Haut-Commissariat‘, wurde doch vor Ort der Warnwert auf 250 festgelegt. Direkt werden die Regeln gelockert: die Ausgangssperre am Wochenende auf 22:00 Uhr verkürzt, um die Gastronomie zu stärken. Sporthallen und Fitness-Center dürfen mit Hygiene-Konzept wieder öffnen.

Von Anfang an hatte man in Französisch Polynesien auf Herdenimmunität gesetzt. Ein Epidemiologe und Berater vom Präsidenten Fritch hatte für Dezember den höchsten Infektionswert vorhergesagt (fast korrekt). Und für März 2021, dass Französisch Polynesien dann mit der Epidemie ‚durch sei‘ (hoffentlich behält er da ebenfalls Recht).
Es scheint, dass man vor Ort auf einem guten Weg ist. Wie kann das sein? Wenn man ehrlich ist, hat sich in Papeete kaum jemand um die Regeln gekümmert. Und auf den Außeninseln sowieso nicht. Ja, im Supermarkt werden Masken getragen und die Ausgangssperre wird auch eingehalten, dort wo die Polizei hinkommt. Aber sonst wird dem ganzen keine Aufmerksamkeit geschenkt. Es wird gefeiert, zusammen gegrillt und gearbeitet wie immer.

Gestorben sind bislang 135 Menschen. Das klingt nach einer super kleinen Zahl. Gemessen an der Einwohnerzahl bringt das Französisch Polynesien im Augenblick auf Platz 62. Deutschland liegt auf Platz 43. Nur neunzehn Plätze Unterschied. Würde man nur die Einwohnerzahl von Tahiti zu Grunde legen, würden Deutschland und Französisch Polynesien in etwa gleichauf liegen in der Sterbestatistik. Wieder ein ‚wie kann das sein‘? Das eine Land belegt die Bevölkerung mit einem Lockdown, das andere Land ‚lässt laufen‘.
Eine Erklärung wäre, dass die Bevölkerung vor Ort natürlich viel jünger im Durchschnitt ist (22% über 65 Jahre zu 8%). Außerdem findet 90 Prozent der wachen Zeit im Freien satt oder bei geöffneten Fenstern. Es ist warm und sonnig – viel Vitamin D Versorgung. Dagegen befindet sich die junge Bevölkerung in Französisch Polynesien in einem schlechten Gesundheits-Zustand. Die Jungen sind dick. Zu viel Pommes und Weißbrot fordern ihren Tribut. Die Menschen sind behaftet mit allen Vorerkrankungen, die großes Übergewicht so mit sich bringt. Es scheint, egal, was man unternimmt, das Ergebnis ist das Gleiche.

Die aktuelle Impf-Quote vor Ort beträgt 1,25% – bei zweimal Geimpften grade 0,3%. Da wir an Europa hängen, geht es hier natürlich genauso schleppend voran wie in der Heimat. Die versprochene Impfstoff-Lieferung ist im Februar kleiner als angekündigt ausgefallen. Das kann also noch dauern bis wir an der Reihe sind. Mit Glück rutscht Achim im November an seinem Geburtstag von der letzten Impf-Gruppe eine Gruppe nach oben. :mrgreen:
Wir warten also, was können wir auch sonst tun? Aufgrund der hitzigen Diskussionen, um Vorrechte für Geimpfte glauben wir kaum noch daran, dass wir ohne Impfung weiter reisen können. Neuseeland hat verkündet, dass die Grenzen das ganze Jahr 2021 geschlossen bleiben. Wir sind am überlegen, ob wir es noch einmal mit einer Sondergenehmigung versuchen. Sollten sie uns rein lassen, ist allerdings unklar, was machen wir ‚danach‘. Wird Neuseeland uns rauswerfen nach Ablauf der normalen Visums-Frist? Sonder-Visa wollen die Kiwis zur Zeit nicht recht rausrücken. Die Segler vor Ort stehen gerade vor argen Problemen und hoffen auf Verlängerung. Es heißt sogar, dass Segler aus Neuseeland nach Französisch Polynesien zurück kehren wollen oder müssen. Ein harter Ritt von drei Wochen auf 40 Grad südlicher Breite. Verrückte Welt.

Der Corona-Wahnsinn behält uns also weiter im Griff. Kein Abend an dem wir nicht diskutieren, wie es weiter geht. Planlos und ratlos drehen sich die Gedanken im Kreis.

Täglich neue Fälle in Französisch Polynesien – Grafik stammt von ‚Worldometers‘


13

Der rote Daumen

Di.,09. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2444, 21.334 sm von HH

Heute mal ein Beitrag in eigener Sache. In der Vergangenheit hatten wir unter jedem Blog-Post den blauen facebook-Daumen zum ‚gefällt mir‘ klicken. Der ist ab sofort Geschichte. WordPress, die Plattform auf der wir atanga.de betreiben, unterstützt den Klick auf diesen Knopf nicht mehr vernünftig. Das macht nichts. Ist facebook doch sowieso ein Multi-Social-Media-Riese, der ewig in der Kritik steht. Für mich ist es auch zweischneidig. Zum einen gibt es dort tolle Gruppen, wie für uns zum Beispiel die ‚French Poly Cruisers‘. Dort finden wir aktuell alle Corona-Neuerungen für den gesamten Pazifik. Wirklich klasse und hilfreich. Oder, um Kontakt zu anderen Langfahrtseglern aufzunehmen, unschlagbar.
Zum anderen ist facebook unerträglich. Viel zu viel Zeit geht dabei drauf gute Informationen zu finden und in jeder Gruppe findet sich ein Bodensatz an echten Trotteln, die alles kaputt labern.

Also haben wir ab sofort den blauen facebook-Daumen durch einen roten Daumen ersetzt. Den kann jetzt jeder benutzen, egal, ob er bei facebook Mitglied ist oder nicht. Anonym werden nur die Klicks gezählt, keine IPs gesammelt oder ähnliches.
Natürlich freue ich mich, wenn Ihr den roten Daumen klickt, wenn Euch ein Beitrag gefällt. Achtung! Nur den linken Daumen – den rechten Daumen ‚finde ich doof‘ lieber nicht anklicken (dann explodiert der eigene Rechner :mrgreen: )

Der rote Daumen


21


1

Bester Pilot aller Zeiten

Do.,04. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2440, 21.334 sm von HH

Fare ist ein tiefentspannter Ort. Eine Minute Fahrt mit dem Dinghy, zwei Minuten zu Fuß und wir stehen im ‚Zentrum‘. Obst und Thunfisch werden direkt vom Pick-up verkauft. Beides fangfrisch. Was Moorea seine Ananas, ist Huahine seine Melonen. Die meisten davon werden zweimal in der Woche nach Tahiti verschifft – mit unserem Batterie-Frachter. Mittags kann man in hübschen Buden eine Kleinigkeit essen. Touristen gibt es so gut wie keine, wir haben Ort und Insel für uns. Ein Dorf der Glückseligkeit.

Fare ist super entspannt und bunt

Die Avocado-Saison hat ihren Höhepunkt

Melonen werden für den Transport auf dem Frachter fertig gemacht

Etliche Snack-Buden stehen im Ort

gemütliches Fare – man achte auf die Blume hinter dem Ohr

Es hat nur zwei Nachteile in Fare:
1. Es gibt keine Wanderwege. Um auf die nahe gelegenen Berge zu kraxeln, muss man viel über Privatland laufen. Dafür soll man sich einen Führer anheuern. Nein, darauf haben wir keine Lust.
2. Fare liegt zu nahe am Flughafen. Uns ist das egal, die zwei Maschinen am Tag stören nicht. Aber unserer Drohne ist es nicht egal. Sie startet nicht. Moderne Drohnen sind so programmiert, dass sie über GPS und Software erkennen, dass sich ein ‚Geo Fence‘ – eine gesperrte Zone in der Nähe befindet. Wussten wir nicht. Ohne Ahnung vom Drohnne-Fliegen hatten wir spontan das Fluggerät einfach nur gekauft. Wie naiv. In Europa benötigt man seit Januar einen Drohnen-Führerschein. Wussten wir auch nicht. Hätten wir einen, wüssten wir ja auch über die Sperrzonen Bescheid. :mrgreen:
Dass wir uns faktisch in Europa befinden, ignorieren wir mal geflissentlich. Den Führerschein kann man online machen, aber nicht mit unserem mickrigen Datenvolumen. Wir laufen zum anderen Ende der Bucht, in der Hoffnung, dass wir dort aus dem fünf Kilometer Sperrgürtel, der um den Flugplatz gespannt wurde, heraus kommen. Wir sind scharf auf Atanga von oben, kitschig hübsche Fotos von Traumbuchten. Nein, wir sind noch zu nah. Erst in der nächsten Bucht ginge es, aber da fehlt der fotogene Sandstrand und die Palmen. Atanga-Air, so der Name unserer Drohne, bleibt im Rucksack.

Wegen dieser beiden Nachteile von Fare mieten wir uns erneut einen Roller. Ganz innovativ fahren wir diesmal gegen den Uhrzeigersinn um die Insel. Mit im Gepäck ist Atanga Air.
Wir erinnern uns an einen schönen Strand auf der Ostseite. Dort soll AA (wie Freunde sie nennen) fliegen. Achim ist der Pilot und ich versuche mich als Dekoration am Puderzuckerstrand. Bis zu den Knien im Wasser stehe ich da, die Arme ausgebreitet oder winke der Drohne zu. AA summt und fliegt den Strand auf und ab. Mal niedrig, mal höher – die Sonne lacht, ich lache, die Lagune brüllt mir türkis entgegen.
Nach knapp zwanzig Minuten zeigt der Akku an, es ist Zeit Atanga-Air auf den Boden zu holen. Ich höre auf zu winken und komme aus der prallen Sonne zu Achim in den Schatten. „Ich glaube, es hat nicht gefilmt. Es kam die Fehlermeldung ‚ihre SD-Karte ist zu langsam‘. Aber ich habe viele Fotos gemacht.“ Prima, dann heute keinen Film, sondern nur Bilder. Mit dem letzten Akku-Saft spielt Achim noch ein wenig mit der Drohne herum. „Ach, guck, jetzt geht es. Da hat sich wohl beim Start etwas aufgehängt.“ :roll:

Neue gefahrene Sackgassen bieten neue Aussichten – das Grundstuck links ist zu verkaufen – kann man schwach werden

Kein Bergsee – sondern der Meerarm, der Huahine in zwei Inseln teilt

Mitten im Insel-Inneren

Geeiste Trink-Nüsse gibt es überall am Straßenrand zu kaufen – aufwendig aus der Hülle geschlagen

Wir setzten unsere Inseltour fort. Schön ist es auch beim zweiten Mal. Wir düsen diesmal in ein paar Sackgassen, die wir noch nicht gesehen haben. Bei den heiligen Aalen halten wir auch wieder an. Zufällig füttert ein Anwohner sie gerade mit Hühnerschenkel-Knochen. Wenn man es nicht gesehen hat, ist es nicht zu glauben. Aale können mit einen Happs das ganze Bein verschlingen. Also ich würde an dem Bach auf mein Krabbelkind gut aufpassen.

Auf Atanga zurück sind wir auf die Drohnen-Bilder gespannt. Aber der Chip ist leer, nur ein Foto ganz am Ende ist etwas geworden. Tolle Strandbilder müssen noch immer warten. Irgendwie Zeit für einen Drohnenführerschein.

Das einzige Drohnen-Foto unseres Ausfluges

Columbia 50 – Bill Tripp 1968

BILL TRIPP SCHON 1968 SEINER ZEIT WEIT VORAUS

Columbia 50

Einfach Segeln – Wilfried Krusekopf FR

BUCHREZENSION VON PETER FOERTHMANN
Ein Buchtitel, der im Kopf neugieriger Segler ein Bild sublimiert, das, einem Tsunami nicht unähnlich, den Leser bereits von der ersten Seite, unvermittelt mit einer Flutwelle kompakter Informationen überrollt, fast Atemlosigkeit hinterlässt. KISS ist Seglers Sehnsucht und ständiger Lebensbegleiter weil er mit Einfachheit, weniger Probleme beim Segeln verbindet, dies zumindest hofft. Dieses Buch ist erfrischend anders als andere, teils seitenstarke Bücher von Autoren, die durch bloße Wahl des Titels, eigene Referenz zu erreichen suchen, indem sie den Begriff Blauwasser verwenden, einem Terminus immerhin, dessen Verwendung im deutschen Sprachraum hier und dort stille Ehrfurcht zu erzeugen in der Lage ist, vermutlich um daraus Distanz und Lufthoheit zu generieren? WEITERLESEN

SV Riddle – Egenolf van Stein Callenfels NED

HET LICHT VAN DE LOFOTEN LONKT

SV Hideout – Lisa + Horst Mösbauer GER

FARBIGES BAHAMA PANORAMA

Detlef Jens – Buch Rezension

BOOTSBAU – GESTERN UND HEUTE
DETLEF JENS: Ja, damals – da war ja immer alles besser! Könnte man denken, dass dies gemeint sei, angesichts des Titels und auch angesichts der Thematik des Buches, dass tatsächlich der „Fortschritt“ im Bootsbau nicht unbedingt ein solcher sein muss. Was ja, nebenbei, nicht nur für den Bootsbau gilt, aber das lassen wir hier und heute mal außer Acht. Fortschritt im Bootsbau? Aber wenn das alles so einfach wäre. Oder ist es das? Peter Förthmann, ist nicht nur einer, sondern wohl mehreren Generationen von Blauwasserseglerinnen wohl bekannt. Und er weiß ganz unbestreitbar, wovon er redet. Respektive schreibt.
WEITERLESEN – Fortschritt im Bootsbau?

Transport auf Polynesisch

31.Jan. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2436, 21.334 sm von HH

Ein Batterie-Tod ist meistens kein schleichender Prozess. „Plötzlich und unerwartet“ steht auf dem Grabstein. Vor einer Woche deuten erste Hinweise auf eine Erkrankung hin – auf der Spannungsanzeige leuchten morgens 12,1 Volt. Man(n) hoffte noch auf Selbstheilung.

Samstag: Eine Woche später ist klar – der Patient liegt im Sterben – die Anzeige ist runter auf 11,4 Volt. Wir müssen dringend etwas tun. Wer weiß wie lange ein Transport nach Huahine dauern wird? Und wo kaufen wir überhaupt neue Batterien? Ein Inselrundgang zeigt, die Batterien an der Tankstelle und im Insel-Obi sind zu klein. Auf Huahine gibt es nicht das richtige für uns.

Sonntag: Recherche im Internet. Achim wird bei einem Händler in Papeete fündig. Der Laden hat die richtige Größe, die in unseren Batterie-Kasten passen könnte. Abends geht eine Mail an den Shop mit der Anfrage auf Verfügbarkeit

Montag Morgen: Der Batterieladen antwortet prompt: „Ja, Batterien sind vorrätig, überweise mir das Geld und ich packe die Batterien auf das nächste Versorgungs-Schiff.“

Montag Vormittag: Achim geht zur Dorf-Bank und zahlt den gewünschten Betrag bar auf das genannte Konto ein. Keine Gebühren für die Bareinzahlung übrigens. Kundenorientierter Service. Toll!

Montag Mittag: Achim sendet den Einzahlungsbeleg zum Händler.

Dienstag Vormittag: Der Batterie-Mann meldet sich: „Die Batterien sind auf ‚Hawaikinui‘ – der Dampfer fährt noch heute los. Da du keine Adresse hast, musst du die Batterien direkt vom Schiff abholen“. Angehängt ist das Konnossement – der Abholschein für unsere Ware.

Dienstag Nachmittag: Achim druckt in einem Shop unser Konnossement. Und tigert anschließend an der Pier herum, fragt die Leute, wann das Schiff wohl ankommen wird. Schulterzucken bis jemand meint, wahrscheinlich zwischen 1:00 und
2:00 Uhr nachts. Die Lagerschuppen am Hafen sind geschlossen, niemand kann ihm sagen, wie die Abholung am Schiff ablaufen wird.

Dienstag Mitternacht: Hawaikinui taucht auf dem AIS auf. Wir haben uns mit ein paar Filmen solange wach gehalten.

Mittwoch 1:30 Uhr: Die Positionslampen vom Frachter sind schon von Atanga aus zu erkennen. Wir fahren voraus – mit dem Dinghy zur Pier. Keiner da, außer einem einsamen Gabelstaplerfahrer, der uns zeigt, wo wir das Dinghy parken können ohne im Weg zu sein.
Verlassen stehen wir vor der Halle.

Mittwoch 2:00 Uhr: Hawaikinui ist ein ‚Roll on – roll off‘ Frachter, der seine Ladeklappe auf die Rampe an der Pier senken kann. Wie in einem Science Fiction Film aus einem Mutterschiff die Kampf-Jets strömen, so quellen Gabelstapler aus dem Frachter. Bui, bui, buii – im Sekundentakt. Acht Gabelstapler verteilen sich wie die Bienen auf der Pier. Vorwärts, rückwärts, durcheinander wird die Fracht aus dem Schiffsbauch geholt. Wie beim Autoscooter, nur ohne Crash. Unglaublich.

Hawaikinui ist ein RoRo-Frachter mit Ladeklappe

Einsam steht der Skipper mit seinem Abholschein und wird ignoriert – dann beginnt das Spektakel

 

Der überwiegende Teil der Fracht ist auf Palletten gepackt, aber die Stapler transportieren auch kleine Container. Gleichzeitig werden seitlich vom Schiff 20-Fuss Container abgeladen. Container werden gestapelt, Container werden umgesetzt. Container werden geöffnet und entleert.
Wir bringen uns seitlich hinter einem Pfeiler in Sicherheit. Die Gabelstapler-Jungs kümmern sich nicht um uns. Wer im Weg steht, wird überrollt oder kommt unter einen Container. Die Männer düsen im Affenzahn mit ihren Staplern an uns vorbei.

Acht Gabelstapler wuseln gleichzeitig über die Pier

Besser man sucht sich einen Platz in Deckung

Seitlich werden parallel 20 Fuss Container abgeladen

In rasender Geschwindigkeit werden scheinbar im Chaos die Güter transportiert

Ratlos, aber fasziniert beobachten wir das Schauspiel. Da entdecken wir noch einen ‚Kunden‘. Der erklärt uns, dass die handgeschriebene Zahl auf unserem Abholzettel die Container-Nummer ist, in dem unsere Batterien lagern. Der steht aber ganz hinten, wir müssen warten bis Hawaikinui komplett leer geräumt ist.
Eine halbe Stunde später ist es soweit. Unser Container steht an Land. Der Kunde entpuppt sich als Mitarbeiter und ist befugt den Container zu öffnen. Im Chaos zwischen den Kartons stehen unsere Batterien zum Glück ganz vorne. Ein Aufkleber mit ‚Joachim Willner und Atanga‘ reicht zur Identifizierung. Ein Gabelstapler wird ran gewunken, der uns die Batterien bis zum Dinghy bringt. Nett, diese Polynesier. Der kräftige Fahrer hilft sogar noch beim Einladen.

Im Karton-Gewühl sind unsere Batterien nicht so leicht zu finden

Mittwoch 3:00 Uhr: Wir und die Batterien sind auf Atanga zurück. Keine 36 Stunden nach Öffnung der Bestell-Mail halten wir sie in den Armen. Kostenpunkt 25 Dollar für den Transport. Ich widme diesen Beitrag DHL Deutschland (die immer noch nicht nach FP liefern). So geht Transport.

Mittwoch 3:10 Uhr: Hawaikinui verlässt Huahine.

Mittwoch 3:15 Uhr: Wir fallen todmüde ins Bett und sind uns sicher, dass wir die Batterien auch am nächsten Morgen hätten holen können. Egal, das hätte uns um das Schauspiel der Gabelstapler-Flotte gebracht.

SV Jollity – Leonie und Lukas Räber CH

ANKUNFT IM PARADIES -TOBAGO CAYS
Moin Peter, Eigentlich wollte ich mich schon lange bei dir melden. 
Der Windpilot hat uns sicher und zuverlässig in 20 Tagen über den Atlantik von Las Palmas nach St. Vincent gebracht. Wir waren wirklich sehr zufrieden und haben schnell gelernt mit unserem neuen Crewmitglied umzugehen.

Nachdem ich am ersten Tag noch eine Befestigung für die Kette an die Notpinne gebaut hatte, konnten wir nach wenigen Minuten problemlos mit dem Windpilot segeln. Dieser hat dann auch ohne Probleme die folgenden 2 Wochen durchwegs gesteuert.
Danach hatten wir immer mehr Seegras auf der Wasseroberfläche welche sich am Ruder des Windpiloten verfangen hatte. Dies führte dazu, dass einmal in der Nacht das Pendelruder sich gelöst hatte, was wir aber ohne grosse schwierigkeiten wieder lösen konnten.
Danach mussten wir teilweise sehr regelmässig die Seegrasbüschel vom Ruder entfernen da sonst die Steuerperformance stark gelitten hat. Nach 2-3 Tagen hat dann Glücklicherweise die Seegrasplage wieder nachgelassen.
Beste Grüsse aus den warmen Tobago Cays
Leonie und Lukas WEITERLESEN

Steuermänner

DIE DREI OPTONEN – KORREKT SORTIERT
Ach wie toll sieht das aus! Der Skipper mit stolzgeschwellter Brust, am Steuer seiner Traumyacht, coole Sonnenbrille im Gesicht, Designer-Shirt, die gewellten Haare flattern im leichten Wind, hält er Schiff und Besatzung souverän auf Kurs. Herrlich.

Zugegeben, diese Bilder gehör(t)en auch zu meinen Träumen. Auch so würde ich mich gerne ab- lichten lassen. Aber leider, mindestens die gewellten Haare sind schon seit Jahrzehnten irgendwann abhanden gekommen. Die Shirts sind auch schon ausgebleicht, ehrlich, denn ich gestehe es gar nicht gerne ein, es gibt bei mir an Bord zwei „Steuermänner“ die mir haushoch überlegen sind, jedenfalls, wenn wir aus dem Hafen sind.

Den Einen nenne ich „Hamburger“
Der ist etwas flatterhaft, weil er sich vom Wind beeinflussen lässt. Ansonsten allerdings ist er grundsätzlich ein sturer Kerl. leistungsbereit, stets und immer guter Laune, verfügt zudem über Kraft und Ausdauer. Und, er hält das Schiff bei fast jedem Wetter stur auf Kurs, folgt Drehungen des Windes wieselflink und regiert bereits, während ich noch sprachlos bin.
Das Schönste, er gehorcht mir wie mein Hund, der mich bereits kapiert, bevor ich an der Leine ziehen muss – okay, idealerweise!

Den Anderen nenne ich „Raymarine“
Ja auch er ein echter Marinero. Im Unterschied zum Hamburger lässt er sich nicht so leicht vom Wind beeinflussen, gehorcht einer inneren Kompassrose. So ist Flatterhaftigkeit auch nicht sein Ding. Allerdings ebenso stur wenn’s ums Kurs halten geht. Seine Kraft ist etwas beschränkter – natürlich nicht in Bezug auf seine Intelligenz – und ganz anspruchslos ist er auch nicht. Er hat Hunger, verlangt nach Strom und da kommt er eben an seine Grenzen. Allerdings, wenn alles stimmt und die Natur kooperiert, macht er einen tadellosen Job, wie ich es nicht besser machen könnte. Kommando per Knopfdruck, das ist schon praktisch, womit klar ist, wer der Chef an Bord.

Gott sein Dank kommen die beiden Kerle mir nicht in die Quere, wenn es um hoheitliche Aufgaben geht: Schleusenmanöver, Hefenmanöver sind und bleiben Chef Sache, Ehre, wem Ehre gebührt. Auto Einparken bei Schiffen wird es hoffentlich nicht geben, weil damit Skippers Imposanz verloren ginge. Alleien der Gedanke: Hafenkino ohne Skipper am Ruder … warum bitte sehr, hat man sich denn das Schiff überhaupt gekauft?
Aber ihre Sturheit ist schon sprichwörtlich, die würden – Beide – glattweg über eine Sandbank mit schlafenden Robben hinweg steuern. Oder eine Bohrinsel, einen Frachter auf Kollisionskurs ziemlich überheblich einfach „runterbügeln“ wollen. Auch für andere Kapriolen wären die zu haben.

Als Chef vom Dienst muss ich die Beiden doch immer im Auge behalten und immerhin, ich bleibe dann doch der Mann an Bord mit dem letzten Wort und behalte mir vor, die Beiden auch mal kurz und bündig vom Dienst zu suspendieren.

Allerdings, verzichten möchte ich auf die beiden Kerle nie. Sie ermöglichen mir doch über lange Strecken zu faulenzen, oder wenn es draussen kachelt, im Trockenen Schutz zu finden, einen Kaffee oder was Stärkeres zu geniessen. Und, für Männer ab +65 Jahrringen auf dem Haupt auch wichtig; mal die Blase zu lenzen wenn es sich anzeigt. Naa ja, das alles ist schon von Vorteil. So haben wir beschlossen, dass wir eben ein Trio sind. Und immerhin, für Fotos auf meiner Stolzen Yacht bin ich dann trotzdem doch immer noch besser geeignet. Stimmts?

11.01.2012
Thomas Rettenmund,
samt den wahren Chefs an Bord: Frau Ruth und Wauwi

Saildrives und Sorgenfalten

AUS GEGEBENEM ANLASS – SAILDRIVES – WEITERUNGEN

Saildrive