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SV Eleonore – Juerg Roffler CH

SEGELN IN ZEITEN VON CORONA
Lieber Peter, Dein Windpilot lernt mich immer wieder aufs Neue, die richtige Besegelung und deren Einstellungen zu finden. Sobald Eleonore – eine 36 Fuss Sweden Yacht – zum Beispiel beginnt, wiederholt in den Böen anzuluven, weiss ich, dass ich Druck rausnehmen muss.

Je nach Wellengang und Windeinfallswinkel kann dies bereits bei moderaten 4 Bf der Fall sein. Dann gilt es, entweder das Grosssegel einen Tick mehr zu fieren, eventuell den Traveler etwas ins Lee zu lassen oder gar die Genua etwas einzurollen.
Je nach Wellengang und Windeinfallswinkel auch von allem etwas, um wieder die exakte Balance von Vor- und Hauptsegel zu erzielen. Das Geniale dabei ist, dass der Speed zunimmt, die Krängung abnimmt und somit das Rigg nicht unnötig belastet wird. 
Es brauchte seine Zeit, bis mir das Zusammenspiel von Wind, Segelfläche und deren Einstellungen wirklich klar wurde. Anfänglich dachte ich oft, wenn die Windpilot begann das Boot nicht mehr nach meinem Wunsch zu steuern, dass es nun eben etwas zu schwierige Verhältnisse sind für die Windpilot. In der Folge korrigierte ich immer wieder die Windfahneneinstellung, was meist nicht viel nützte, bis ich schlussendlich enttäuscht und fluchend auf den Autopilot umschaltete.
Heute, mit der Erfahrung einer Atlantiküberquerung und zahlreichen Seemeilen in der Karibik, weiss ich, dass es in aller Regel nicht die Windpilot ist, die es „wieder einmal“ nicht im Griff hat, sondern dass es nun mir liegt, meinen Job als Kapitän richtig zu machen und mich mit meiner Besegelung näher auseinanderzusetzen.
Und sobald ich die Lösung gefunden habe, gibt mir die Windpilot umgehend die Rückmeldung und ich kann mich beruhigt und zufrieden wieder anderen Aufgaben widmen. 
Mit besten Grüssen
Jürg SY Eleonore z.Zt Grenada

Die schnellste Impfung der Welt

So.,11. Apr. 2021, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2506, 21.559 sm von HH

Mit Sonnenaufgang um 6:00 Uhr laufen wir in Papeete ein und finden einen vorletzten Platz in der Marina. Frühstück gibt es um 8:00 Uhr und danach trifft Achim auf alte Segelfreunde. Um 9:30 kommt er an Bord zurück: „Wir können uns impfen lassen. Gleich um die Ecke – ohne Anmeldung. Alter egal.“ Wir zögern nicht lange. Wer in Zukunft reisen möchte, kommt um eine Impfung nicht herum. Und bislang haben wir uns auch gegen jeden „Mist“ impfen lassen. Et hät noch immer jot jejange. Fünfzehn Minuten später stehen wir vor dem Impfzelt, weite fünfzehn Minuten später haben wir unseren ersten Pfizer-Schuß intus.

Ob man die Covid-19 Impfung nun gut findet oder nicht, dies hat Klasse. Am Empfang wird man in zwei Gruppen geteilt. Erstimfung oder Zweitimpfung. Wir müssen einen Zettel ausfüllen mit Name und ein paar medizinischen Fragen. Das übliche – chronische Krankheit, dauerhafte Medikamenten-Einnahme, Allergien und schwanger oder nicht.
Im Zelt erhalten wir an der ersten Position einen Impfausweis und den Termin für die zweite Impfung. Eine Station weiter bekommen wir eine kurze medizinische Aufklärung – natürlich spricht die Ärztin Englisch – und an der letzten Station die Impfung. Auf jedem neuen Impfpass wird ein Post-It mit der Impfuhrzeit geklebt. In einem Wartebereich müssen wir fünfzehn Minuten auf Stühlen Platz nehmen. Bekommen Wasser oder Kaffee während der Wartezeit. Eine große Uhr hängt unter einem Ventilator. Erst nach Ablauf der Wartezeit dürfen wir das Zelt verlassen. Ein Kontrolleur prüft das Post-It. Herzlich willkommen in einer Welt mit pragmatischer Organisation. Danke Französisch Polynesien. Alles kostenlos, auch für uns Ausländer. Danke Macron.

Impfzelt in Papeete

 

Pfizer Schuss für Achim

In Französisch Polynesien sind knapp 30.000 Menschen erstgeimpft. Das sind ungefähr 11 Prozent der Bevölkerung. Wenn man bedenkt, dass die Leute auf 78 Atolle tausende Kilometer versprengt wohnen, keine schlechte Quote. Im ersten Schritt waren die über 75jähren an der Reihe. Und systemrelevante Personen. Dann brach die Lieferung des Impfstoffes für vier Wochen ein. Als dann Impfstoff in größeren Mengen geliefert wurde, hat man das System geändert und die Impfung für alle frei gegeben. Im Mai sollen die Grenzen für Touristen wieder öffnen. Bis dahin möchte man ‚eine Mauer gegen das Virus‘ errichtet haben, besonders unter den Menschen, die in der Branche arbeiten. Zur Zeit entdeckt man nur noch zwischen drei und sieben Neuinfizierte täglich. Bora Bora beispielsweise hat sich als Corona frei erklärt. Das soll so bleiben mit Hilfe der Mauer.

Bleibt noch von der schnellsten Überfahrt der Welt nach Tahiti zu berichten. Schlappe 36 Stunden haben wir gebraucht. Allerdings gemogelt. Als wir aus dem Windschatten von Bora Bora raus kommen, merken wir, das ist gar kein Windschatten. Acht Knoten Wind auf die Nase lassen uns unter Segeln nirgendwo ankommen. Die Maschine bleibt an. Zwischendurch können wir mal dreißig Meilen segeln, dann ist wieder Essig mit Wind. Blöd, aber bequem. Die Segel bleiben als Stütze oben. Schaukel- und widerstandslos pflügen wir auf glattgezogenem Ozean nach Tahiti. Der Skipper hält sich tapfer. Keine Steinaktivitäten jetzt seit einer Woche.


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Für alle, denen es Zuhause zu eng wird: MEIN BOOT IST MEIN ZUHAUSE.

Ich kenne Yachten mit eingebauter Sauna. Und solche mit Hubkiel. Ich kenne aber nur eine Yacht mit eingebauter Badewanne.
Lesen Sie, wo obige Badewanne steht.

Es muss nicht gleich die Badewanne sein, die es braucht, um ein Boot zu einem richtigen Zuhause zu machen. Oder doch? Autor Holger Peterson hat sie stilecht in seine knapp 12 Meter FUCHUR verbaut. Aber er liess sich auch 12 Jahre Zeit, bis er sich mit viel Liebe zum Detail sein Haus auf dem Wasser so umgebaut hatte, dass es von der Technik über die Sicherheit bis zum Komfort seinen Wünschen 

So gemütlich kann Boot sein: Eine Februarnacht bei starkem Schneefall auf Holger Petersons FUCHUR in einem Bremer Hafen.

entspricht. Gesegelt ist er trotzdem viel. Aber die Liebe zum Detail führte ihn zu einem Detailwissen, das seinesgleichen sucht, und das er für die 4. Auflage seines Handbuches MEIN BOOT IST MEIN ZUHAUSE nun noch einmal vertieft und erweitert hat.

12 Jahre müssen Sie also nicht warten auf ein gemütliches Boot. Holger Petersons Buch liegt vor. Und der Traum vom Leben an Bord ist einfach. Aber die wenigsten haben ihn sich erfüllt – und das nicht einmal zeitweise und vorübergehend. Dabei ist auf dem Boot leben und arbeiten heute einfacher denn je – Homeoffice und Melderecht sind nicht nur nervige Gängelei, sondern in der Krise echte Chancen-Öffner und Verbündete für ungeahnte Veränderungen und Abenteuer im Leben, und sei es nur, dass man sein Leben mal ausnahmsweise ein halbes Jahr aufs Wasser verlegt statt immer nur davon zu träumen.

Also rein ins kalte Wasser jetzt im Frühjahr! Ein bisschen Know-How darf sein, und Holger Peterson kann ihnen helfen, die größten Fallgruben auf dem Weg zum Zuhause auf dem Meer zu vermeiden. Die vier Jahreszeiten durch die Fenster des eigenen Schiffes zu erleben ist klasse. Kalte Füsse und eine nächtliche

Tropfsteinhöhle wegen Kondenswasser von der Decke kann man mit etwas Anleitung vermeiden. Holger Petersons MEIN BOOT IST MEIN ZUHAUSE ist neu in 4. Auflage erschienen – und liefert den Stoff, aus dem Träume wahr werden. Von der Suche nach dem idealen Boot über das Leben an Bord zu jeder Jahreszeit mit eigenem Trinkwasser und behaglicher Wärme bis hin zum Leben und Arbeiten auf dem Boot. 

Und wenns denn wirklich die Badewanne sein soll: Fragen Sie den Autor. Er hilft Ihnen gerne weiter – er weiß auch ganz sicher, wie der richtige Duschkopf für Ihr Boot aussieht ;-)




MEIN BOOT IST MEIN ZUHAUSE
als ebook,
als Paperback
-> will ich mehr drüber wissen.

Peter Foerthmann – Status Quo

LEBENSERFAHRUNGEN – REZEPTE – EINSICHTEN

Status Quo

Der Stein des Anstoßes

Do.,05. Apr. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Yacht Club, Tag 2503, 21.389 sm von HH

Die erste Kolik überfällt Achim eine Woche vor Ostern. Doktor Google lässt keinen Diagnose-Zweifel: ein Nierenstein! Wenn dieser sich bewegt, kommt es zu „abartigen“ Schmerzen (O-Ton Skipper). Viel machen kann man nicht, große Mengen trinken, Bewegung und Schmerzmittel schlucken. Wir haben zwei Hämmer an Bord – wobei das seit 2018 abgelaufene Präparat besser wirkt. ;-)

Dann hat Achim für drei Tage Ruhe. Doktor Google weiß auch hier Bescheid: in achtzig Prozent aller Fälle gehen solche Steine auf natürlichem Weg verloren.
Wir fahren also hoffnungsschwanger in die Lagune zum Motu Tapu.
Gleich den ersten Abend im Türkis überfällt Achim eine neue Kolik. Aber jetzt ist Karfreitag, machen können wir nichts. Auch auf Bora Bora ist Feiertag. Es folgen drei gute Tage, dann eine erneute Kolik. Der Chef leidet. Die Internetbeschreibungen geben dem sterbenden Schwan absolut Recht. Eine Geburt soll ein Spaziergang dagegen sein.

Ein Arztbesuch muss her. Also macht Achim sich am Oster-Dienstag auf den Weg ins Dorf. Im Medical-Center schickt man ihn zu einer Arzt-Praxis auf der anderen Straßenseite. Die Ärztin kommt zur gleichen Diagnose wie wir. Misst den Blutdruck und erzählt Achim etwas von zwei Sorten Steinen. Die eine Sorte sieht man auf beim Röntgen, die andere im Ultraschall. Die Behandlung sei unterschiedlich, also müsse zuerst die Art des Steines abgeklärt werden. Sie schickt ihn zur Radiologie einen Kilometer entfernt. „Meister Röntgen persönlich hat diese Geräte noch benutzt“, lautet Achims Urteil. Keine Bleischürze zum Schutz – zum Glück ist die Familienplanung bereits abgeschlossen. Zur Ultraschall-Untersuchung kommt es dann leider nicht mehr: „Die entsprechende Ärztin ist nicht da, sie kommt sowieso nur einmal in der Woche und ist außerdem ausgebucht bis Ende April.“ Die Röntgenaufnahme (Wert 150 USD) würde man zur behandelnden Ärztin schicken.
Achim stiefelt am Nachmittag erneut zur Praxis. „Ich habe kein Bild bekommen und es ist nicht meine Verantwortung“, blafft Frau Doktor Achim an. Wann die Aufnahme käme, wüsste sie nicht. Danke für nichts.

Die medizinische Tagung auf Atanga fällt den Beschluss – wir müssen nach Tahiti. Hier hat das keinen Sinn. Direkte Strecke sind es 150 Seemeilen. Direkte Strecke geht nicht, weil wir gegen den Wind zurück müssen. Somit werden es wohl 250 Meilen – drei Tage. Mit etwas Glück kommt der Wind nicht genau aus Ost, sondern etwas nördlich. Wir werden sehen, wie hoch am Wind wir segeln müssen. Die Rückreise kommt jetzt etwas verfrüht, aber im Mai sollte es sowieso zurück nach Tahiti gehen. Auf Achim wartet ja noch ein Zahnarzt-Termin wegen des zweiten Teils seines begonnenen Implantats aus November (du weißt, dass du alt bist, wenn die Arzt-Termine sich die Klinke in die Hand geben … :mrgreen:  ). Wir verpassen jetzt Maupiti, die letzte Insel in der Kette der Gesellschaftsinseln. Das ist nicht schlimm. Alles kann man sowieso nicht sehen und außerdem soll Maupiti so sein wie Bora Bora, nur schöner.

Dem Patienten geht es, seit er beim Arzt gewesen ist, gut. Keine weiteren Koliken mehr. Das Röntgenbild ist inzwischen auch eingetroffen. Kein Stein-Befund, so die Info der Radiologie. Die Ärtzin hat sich nicht wieder gemeldet. Der fehlende Stein kann mehrere Gründe haben. Erist bereits im Klo verschwunden, der Stein ist ein Ultraschall sichtbar Stein oder die Röntgenaufnahme ist schlecht.
Morgen früh starten wir und ich hoffe, dass Achim weiterhin verschont bleibt. Für ihn natürlich. Und auch ein bisschen für mich – während so eines Anfalls ist der Mann absolut zu nichts zu gebrauchen. Nicht, dass ich noch als Einhand-Wunder-Seglerin in die Geschichte von Atanga eingehe.

Zurück nach Tahiti


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Frohe Ostern auf Tapu

Mo.,05. Apr. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Motu Tapu, Tag 2500, 21.387 sm von HH

Wir haben noch ein paar Tage übrig von unserem Monats-Mooring-Benutzung-Arrangement, daher wollen wir Ostern noch einmal in der Lagune verbringen. Wir fahren nur zwei Meilen auf die Süd-Westseite von Bora Bora. Die Anzahl der Mooringfelder, die wir nutzen dürfen, ist beschränkt. Ankern nur an einer Stelle erlaubt – für 36 Stunden.

In den grünen Zonen befinden sich die Mooring-Felder für uns Segelboote – die dicken blauen Kreise sind für Kreuzfahrtschiffe reserviert, die zur Zeit ja nicht kommen

Wir haben die ganze Lagune für uns alleine, keine anderen Segelboote in Sicht. Direkt vor unserer Haustür liegt das ‚Conrad Bora Bora Nui‘ Hotel.  Eine Fünf-Sterne-Herberge, die mit ‚eleganten Wasservillen mit Blick aufs offene Meer‘ wirbt. Das günstigste Angebot zur Zeit 750 Euro die Nacht. Die Anlage ist riesig, wie Krakenarme reichen die Bungalows auf die Lagune hinaus. Über hundert Villen sind es, sagt die Homepage.
Bei zwei Bungalows stehen die Gardinen offen.  Hat das Hotel tatsächlich Gäste? Nein, wahrscheinlich nur eine Nachlässigkeit beim Aufräumen. Die Werbung verspricht einen Privatstrand. Aber wir verstehen es nicht. Selbst den Strand hat man mit Wasserbungalows vollgepflastert. Wer hier am (kurzen) Strand spazieren geht oder als armer Schlucker nur in einer Garten-Villa wohnt kann, der schaut auf die Betonstelzen der Bungalows.

Conrad Bora Bora Nui – zu viele Wasserbungalows für unseren Geschmack

Wasserbungalows sogar vor den einzigen Strand gebaut

Atanga vor Conrad Bora Bora Nui

Jede Villa hat ihre eigene Badeleiter ins Meer. Schwimmen zwischen Betonstelzen fällt mir als erstes ein. Schön sieht es von außen nicht aus. Daher gibt es auch Bungalows mit Privatpool. Am Ende vom Steg stehen zwei Luxus-Bungalows mit freistehender Badewanne mit Blick in den Sonnenuntergang. Diese Villen kosten knapp 5000 Euro für eine Nacht – nur mit Frühstück. :mrgreen: Etwas überzogen, finden wir. Aber! Wären denn Gäste da, hätten die exklusiv für ein paar Tage den Blick in den Sonnenuntergang plus Atanga! Da muss man die Spendierhosen schon mal ausziehen.

Luxus-Bungalows mit Badewanne zum Sonnenuntergang

Der fünftausend Euro Sonnenuntergang

Wir wenden dem Luxus den Rücken zu und steuern das nördlich gelegene, kleine Motu an. Am Steg dann die Ernüchterung – betreten verboten. Privatbesitz von Conrad Bora Bora Nui. Wir tun so als hätten wir das nicht gelesen und steuern die Insel seitlich an. Landen am Sandstrand ohne Verboten-Schild. Es sind ja keine Hotel-Gäste da, also, wen sollte es stören. Wir haben die Rechnung ohne ‚Conrad Security‘ gemacht. Der ältere, etwas fuß-lahme Wachmann braucht allerdings eine Zeit bis er uns erreicht, da sind wir schon halb um die Insel rum. Goldbuchstaben auf seinem Shirt weisen ihn als Conrad-Mitarbeiter aus. Und nein, wir dürfen nicht bleiben. Freundlich macht er uns klar, betreten verboten, auch dann wenn keiner da ist. Okay, wir drehen noch eine Runde um das Inselchen mit dem Dinghy und hauen dann ab.

Leider im Privatbesitz vom Hotel Conrad

Motu Tapu – mit Liegegestellen für exklusive Gäste des Conrad Hotels

Verbotener Rundgang um die halbe Insel

Als Boot-Tourist hat man es nicht so einfach an Land zu kommen. Die Einheimischen, die neben dem Hotel wohnen, möchten uns auch nicht sehen. Schilder an Palmen und Stegen machen uns das deutlich klar. Das im Deutschen benutze Wort ‚tabu‘ ist übrigens polynesischen Ursprungs. Tapu – verboten. Dafür haben wir als Boot-Tourist immer unser Dinghy dabei und können nach Herzenslust über die Lagune brausen.

Frohe Ostern in die Heimat, wir senden Euch die besten Grüße.


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Corona Realitäten

ERFAHRUNGEN – AUSBLICKE

Corona Realitäten

YACHT RUSSIA – Vasily Senatorov – Golden Globe Race 2018

EINE FRAGE DER EHRE – ODER LIEBER NICHT?

Vasily Senatorov

SV Maselle – Gabrielle Heggli Guerra und Thomas Guerra CH

SV GATORALI – Teil 2
In Camariñas lassen wir GatoRali an der alten Hafenmauer trocken fallen.

SV Maselle

Der Preis ist heiß auf Bora Bora

Do.,31. Mrz. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Yacht Club, Tag 2495, 21.385 sm von HH

Im Januar 2020 habe ich einen Blog über unsere Pläne für das Jahr 2020 geschrieben. Zitat: „Juni, wir können weiter nach Westen. Zuerst die Gesellschaftsinseln (hier wollen wir nicht so viel Zeit verbringen – teuer, vielfach ist ankern verboten, Aufenthalt auf wenige Tage begrenzt usw. Klangvolle Namen wie Bora Bora lassen wir also links liegen).“

Har, har, so kann man sich irren. Wir sind noch immer nicht im Westen und bereits seit drei Wochen auf Bora Bora. Wenigstens habe ich bei den Preisen keinen Blödsinn geschrieben: Zwei Tage nach unserer Ankunft kam ein großes Dinghy längsseits: „Willkommen auf Bora Bora. Die Nacht an der Mooring kostet 30 USD. Dafür holen wir dreimal in der Woche den Müll von Bord, egal wo in der Lagune ihr euch befindet.“ Schluck. Dreißig Dollar für eine Nacht! An einer Mooring! Heftig. „Oder ihr bezahlt dreihundert Dollar auf einmal, dann dürft ihr einen Monat bleiben.“ Das klang für uns nach einem vernünftigen Mengenrabatt. Der Deal war gemacht. Die zwei Tage vor der Kontrolle bekommen wir netterweise geschenkt und dann hat der März auch noch 31 Tage. Ein Schnäppchen.

Bora Bora gilt als eine der teuersten Urlaubsinseln weltweit.
– Eine Übernachtung im ‚Four Season‘ – fünf Sterne 1264 Euro. Check. ✓
– Eine Übernachtung im ‚Pearl Resort‘ – vier Sterne 746 Euro. Check. ✓
– Eine Übernachtung auf Atanga – unendliche Sterne, wenn die Luke in der Schlafkoje offen steht – 7,70 Euro. Check ✓
Man muss alles einfach nur ins rechte Licht rücken.

Ein Gin and Tonic im Yacht Club kosten 10 Euro (geht ja sogar noch). Dafür sind dann auch weiße Stoff-Tischdecken und Servietten eingedeckt, wenn man nach dem Drink etwas essen möchte. Ich weiß nicht, wann ich so etwas zuletzt gesehen habe. Es schmeichelt dem Auge. Und wenn Atanga dann wie eine Multi-Millionärs-Yacht direkt vor dem Club im Sonnenuntergang leicht schaukelt, dann ist dieser Drink unbezahlbar. 

Atanga vor dem Bora Bora Yacht Club

Die Preise im Supermarkt, für kleine Mittags-Snacks und die Miete eines Motorrollers liegen über Tahiti. Mit zehn Prozent in etwa. Uns schreckt das schon gar nicht mehr. Nach Gambier erscheint es überall preiswert. Drei Dollar für ein Kilo Kartoffeln oder für eine Dose Bier zahlen wir mittlerweile locker aus der Hüfte. Sogar die Obdachlosen – von denen es außerhalb von Tahiti nur wenige zu sehen gibt – haben sich angepasst: „Hast du mal ’n Euro“, war gestern. Wir werden tatsächlich um zehn Dollar angefragt. Wir sind so verschüchtert von der Höhe, dass uns Kleingeld in der Tasche stecken bleibt.

Die meistgestellte Frage an uns selber lautet, wie bezahlen die Einheimischen die hohen Preise? Die Lösung ist nicht befriedigend zu finden. Es fängt damit an, dass niemand in Französisch Polynesien Einkommensteuer zu zahlen braucht. Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis, fettarme Milch usw. sind subventioniert (von Frankreich) und kosten weniger als in Deutschland. Eine freiberufliche Sprachen-Lehrerin an der Uni in Papeete verdient 100 Dollar – die Stunde. Die Löhne sind allgemein hoch auf den Inseln. Eine echte Wortschöpfung  erfolgt durch Tourismus, Perlenzucht (rückläufig) und Kopra-Ernte (Kokosnüsse). Die restlichen Arbeitnehmer sind Staatsangestellte und sollen angeblich das zweieinhalb-fache verdienen wie in Frankreich. Und von Staatsangestellten wimmelt es nur so. Französisch Polynesien verwaltet sich selber. Jedes abgelegene Atoll gönnt sich eine Armee von Bauhof-Angestellten, die den ganzen Tag mit Bagger und Laster über die Insel fahren. Unkraut-Zupfer, Straßenfeger und andere Personen mit Gelbwesten schieben Geschäftigkeit vor. Postangestellte, Gemeindearbeiter, Lehrer und Polizisten. In jeder Familie gibt es mindestens einen ‚Beamten‘, der für ein gutes Familieneinkommen sorgt. So scheint die Blase am Leben gehalten zu werden.

Präsident Fritch war gerade gestern bei Macron in Paris. Er hat 237 Millionen Euro als Corona-Hilfe mit nach Französisch Polynesien gebracht. Das klingt spendabel. Aber es sind nur knapp 900 Euro pro Einwohner. Und auf einmal klingt es nicht mehr nach einer riesigen Summe. Aber er hat auch die Zusage der Grenzöffnung zum 1. Mai mitgebracht. Dann kann Französisch Polynesien wieder selber Geld verdienen.


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Was ist ein Sonnensegler

Irgendwann im letzten Sommer hat mich einer unserer Bootsnachbarn angesprochen und gefragt: „Sag mal, macht ihr alles was ihr am Schiff macht eigentlich für etwas ganz bestimmtes, oder einfach so wie es gerade Spaß macht? Irgendwie sieht das für mich so aus, als steckt da mehr dahinter, als ihr zugeben wollt!“

Wie die meisten von euch wissen, staple ich lieber tief als hoch und rücke nur ungern mit großen Plänen heraus. Aber nachdem die ersten mittlerweile davon Wind bekommen haben, dass ich seit einer ganzen Weile an einem Flüssigtriebwerk auf Xenon Basis arbeite und vor gut 2 Jahren damit begonnen habe, alle Schiffsöffnungen zu verschliessen bzw. vakuumtauglich umzurüsten, fällt es langsam schwer Ausreden für unseren großen Plan zu finden.

Dass Morgenstern eine Ketsch mit Centercockpit und Achterkajüte ist, war von Anfang an kein Zufall. Auch die Schiffsgröße, das Gewicht und das Baumaterial waren bewusst ausgesucht. Selbst die Art der Isolierung (2K Polyurethan) war für das anvisierte Fahrgebiet gezielt ausgewählt. Ja, sogar der Name der Website, also „Sonnensegler“, war seit Beginn Teil dieses bisher geheimen Plans.
Warum wir noch nie davon erzählt haben, ist schnell erklärt:
Man hätte uns schlicht für verrückt erklärt, wenn wir vor 8 oder 9 Jahren gesagt hätten, was ein Sonnensegler ist und was wir eines Tages mit ihm vor haben!

Ich selbst würde am liebsten bis kurz vor dem Start die Klappe halten, aber vieles ist mittlerweile einfach zu offensichtlich und bereits ziemlich weit fortgeschritten.
Die gigantischen Sonnensegel aus Mylarfolie zum Beispiel, hat erst kürzlich jemand hier fotografiert und bei Instagram geteilt, als wir sie auf dem Feld hinter dem Hafen zum Test ausgebreitet haben.
Dass man 2 mal 900m² ultraleichte Folie nicht zum segeln auf der Erde verwenden kann, ist den meisten Leuten natürlich schnell klargeworden.
Und so kochte die Gerüchteküche immer heißer, bis wir uns schließlich dazu entschieden haben, mit der Sprache raus zu rücken.

Morgenstern war von Anfang an als Sonnensegler konzipiert. Die Gesamtmasse von 20 Tonnen, voll aufgetankt und für 6 Monate verproviantiert, befindet sich am oberen Ende der maximalen Nutzlastkapazität, die eine Falcon 9 Rakete in einen niedrigen Erdorbit befördern kann.
Die Achterkajüte benötigen wir, um dort das im Bau befindliche Xenontriebwerk unterzubringen. Dieses Triebwerk ist es, das Morgenstern wenige Tage nach dem Start in die Erdumlaufbahn auf Fluchtgeschwindigkeit in Richtung Mars beschleunigen wird!

Konzeptzeichnung (RAW Image by NASA)

Das Xenontriebwerk gibt Morgenstern sozusagen den Kick, im Anschluss werden die Sonnensegel ausgefaltet und sorgen über einen Zeitraum von 5 Monaten für kontinuierlichen Geschwindigkeitszuwachs. Der spezifische Impuls durch den Druck des Sonnenwinds ist zwar minimal, aber über Monate summiert sich das auf beachtliche Werte.
Die Reisezeit zum Planeten Mars verkürzt sich durch das Segel um fast 4 Wochen auf nur noch 5 Monate.
Dort angekommen, wird Morgenstern in eine Umlaufbahn um den Planeten einschwenken und nach wenigen Tagen schließlich den Abstieg auf die Planetenoberfläche beginnen.
Als Hitzeschutzschild dient eine Art ausfaltbarer Schirm, der sich zur Zeit noch in der Entwicklung befindet und sich am Schutzschild orientiert, welches die Marsrover „Curiosity“ und „Perseverance“ beim Eintritt in die Atmosphäre benutzt haben. Allerdings wird er wesentlich leichter sein und aus Carbon und keramisch beschichtetem Kevlar bestehen.
Die Landung wird schließlich klassisch ablaufen. Zuerst werden 3 Bremsschirme aktiviert und auf den letzten 300m bis zur Planetenoberfläche wird Morgenstern von 12 kleinen Flüssigtriebwerken gebremst, welche auf beiden Kielunterseiten in gleichmäßigen Abständen verteilt angebracht sind und eine exakte Lagestabilisierung ermöglichen.
Diese Treibwerke befinden sich ebenfalls bereits im Bau und basieren auf den Steuertriebwerken des Dragon Raumschiffs von SpaceX. Wir haben da vor kurzem eine ausgemusterte Charge der ersten Generation günstig bekommen und werden die in den nächsten Monaten überarbeiten und zeitnah einbauen.

Konzeptzeichnung (RAW image by NASA)

Sobald Morgenstern schließlich auf dem Mars gelandet ist, werden Sabrina und ich gut 30 Marstage an Bord leben und das Schiff schließlich „einwintern“.
Wir bleiben natürlich nicht auf dem Mars. Auch werden wir mit Sicherheit nicht die ersten Menschen sein, die auf einem anderen Planeten landen. Wir werden den Roten Planeten nach wenigen Wochen mit einer der Starship Missionen wieder in Richtung Erde verlassen.

Vom heutigen Tag bis zum Start werden allerdings noch fast 9 Jahre vergehen. SpaceX wird in wenigen Jahren die ersten Menschen zum Mars fliegen und anschließend eine Basis dort aufbauen.
Morgenstern soll, wenn alles nach Plan läuft, schließlich ein Teil dieser Basis werden.
Wenn in 200 bis 300 Jahren das geplante Terraforming erste Erfolge zeigt und sich langsam Seen und später Meere bilden, wird Morgenstern vielleicht das erste Schiff sein, welches weit weg von der Erde über einen fremden Planeten segelt.

Das Raumschiff haben wir, die Antriebstechnologie ebenfalls, fehlen nur noch knapp 62 Millionen US-Dollar für den Start mit einer Falcon 9 in einen LEO.

SV Beruta – Arkadi Poliakevitch RUS

MONSUN 31 – 3,5 TIMES ROUND THE WORLD
In summer 2015 I finally installed the windpilot! I ordered it new from Germany. It was indeed German quality! It does pay the price! I tested it first on my day trips to Bonaire and back to Curacao, another words, up the wind and down the wind. It worked like a charm in both directions! It is a magic! It steers the boat much better than Raymarine autopilot and uses no electrical power! Just wind and water. What else can I say: thank you, Peter Foerthmann for an excellent device that you invented! I should have invested in it from the beginning!

binary comment

Installation was particularly easy for HR Monsun 31. All it takes is to drill four holes in the transom and bolt it through. I only had to move forward the solar panel and relocate the storage plate for my outboard from the stern railing to the side; another words, to free some space for the windvane. WEITERLESEN