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Im Farbenrausch auf Bora Bora

Di.,16. Mrz. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Piti Aau, Tag 2480, 21.377 sm von HH

Bora Bora hat nur einen Passeingang ins Atoll – im Westen gelegen. Anders als in Tahaa ist es für uns unmöglich mit zwei Meter Tiefgang die Insel zu umrunden. Im Süden ist es einfach zu flach. Ein tiefblauer Kanal führt über Norden in den schönen Osten von Bora Boras Lagune.

Bora Bora Umrundung – im Nordosten lauert ein Engpass

Zunächst ist es bequeme fünfundzwanzig Meter tief. Die Sonne steht hoch als wir uns auf den Weg machen. Dann kommt ein Engpass. Also der Engpass, vielfach beschrieben in Büchern und von anderen Seglern. Ich stehe am Ruder und schwitze. Achim steht vorne am Bug mit dem Funkgerät in der Hand für Anweisungen an mich. Ich weiß nicht, welcher Job schweißtreibender ist. Der, der einen Bommy übersieht oder der, der dagegen brummt? Es gibt eine gute Anzahl an Seezeichen, die uns im Slalom den richtigen Weg weisen. Gelb-schwarze Gefahren-Tonnen, deren Toppzeichen anzeigen an welcher Himmelsrichtung man an ihnen vorbei fahren muss. Und außerdem grüne und rote Fahrwassertonnen. Aber Achtung! Eine Falle lauert auf Segler. Sind die roten Tonnen beim der Einfahrt ins Atoll noch links, so müssen die roten Tonnen nun rechts vom Schiff sein. Rechts. Man kann es sich gar nicht oft genug sagen.
Bei so viel Tonnen sollte man denken, kann ja nicht so schwierig sein. Einfach das befolgen, was die Tonnen anzeigen. Fertig. In der Praxis macht die Enge dann doch nervös. Das Wasser ist glasklar, jeder Korallenhaufen ist klar zu erkennen. Wer vom Weg abkommt, der rummst auf. Gleich neben der ‚erdachten‘ Fahrbahn wird es sofort flach.
Aber wir kommen gut durch. Ein Katamaran, der uns entgegen kommt, wartet am Ende der Slalom-Strecke darauf, bis wir durch sind. Ein Charter-Kat. Also ein Profi am Ruder. Der junge Mann lacht als ich ihm ‚first time for me‘ zurufe und imaginären Schweiß von der Stirn wische.

Diesen Bommies gilt es auszuweichen

Mit Hilfe einer Vielzahl an Seezeichen

und dem Skipper vorne am Bug der Kommandos über Funk an mich weiter gibt

Wir lachen dann auch. Vor uns liegt ein kleines Wunder: die Lagune von Bora Bora! Wir sind türkis ja doch etwas gewöhnt, aber so etwas haben wir noch nicht gesehen. Weder in der Karibik in den Tobago Cays, noch in Belize. Tiefe Bereiche von fünfzehn Metern gehen in flache Bereiche von vier Meter über, dann weiter runter auf einen Meter fünfzig. Die Farbkanten sind wie mit dem Messer abgeschnitten. Dunkelblau wechselt zu blau – himmelblau zu fast weiß. Gleißend liegt dieser Zauberkasten an Farben vor uns. Tiefere Bereiche zeichnen grünblaue Bänder ins helle Türkis. Pfauenblau – Porzellanblau – Wolkenblau., 89 Namen für Blau habe ich gefunden. Sie dürften alle vor uns liegen. Zumindest aber RAL 5000 bis RAL 5029. ;-)

Wir suchen uns eine leere Mooring. Atanga schwebt im glasklaren Wasser wie losgelöst. Alles an Deck schimmert grünlich, die Segel, der Mast, ja, selbst die Seeschwalben, die vorbei fliegen, sind von unten türkis.
Wir springen ins Wasser. Neunundzwanzig Grad bieten keine Abkühlung aber pures Vergnügen. Nur hundert Meter hinter uns wird es flach, dort können wir stehen. Der endlose Sandboden, der für diese zauberhaften Farben sorgt, wird nur von ein paar versprengten Korallenflecken unterbrochen. Manchmal schwimmt so ein Korallenfleck auch davon, dann ist es ein Stachelrochen. Und hinter all dem baut sich der ansehnliche Krater von Bora Bora auf. Grün vor blauem Himmel. Waldgrün vor Himmelblau.

Am Ufer vom nächsten Motu (Inselchen) wird die Lagune fast weiß

Die Lagune – mal blau

Mal türkis. Immer wieder in einer anderen Farbe


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Alexander Worms – Fachjournalist

JUCKREIZ UND DIE FOLGEN

Alexander Worms

Rundtour Bora Bora

Do.,11. Mrz. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Yacht Club, Tag 2499, 21.369 sm von HH

Um zu sehen, ob Bora Bora dem schönste-Insel-Ruf gerecht wird, mieten wir uns ein Moped. Teuerste Insel der Welt wird auch häufig behauptet – bei der Moped-Miete können wir diese Aussage spontan bestätigen. 62 USD für acht Stunden. Für den Preis bekommt man auf den Kanaren dreimal 24 Stunden ein Auto gemietet. Avis hat nur 50ccm Hobel im Angebot. Hoffentlich ist die Strecke nicht bergig – nicht, dass ich peinlicher Weise absteigen muss.
Der Roller entpuppt sich dann aber als bequem. Mein Hintern findet diesmal ausreichend Platz hinter Achim. Das erste Mal funktionieren Blinker und Tacho. Sogar die Bremsen sind okay. Los geht’s.

Erster Stopp beim Bloody Marys. Dem Promi-Lokal auf Bora Bora. Zur Zeit mangels Touristen und Prominenter nur donnerstags bis samstags geöffnet, wie uns ein Mitarbeiter erzählt. Nette Bar mit gestreutem Sand als Boden und rustikalen Hockern aus Palmen-Stämmen. Draußen hängt eine Tafel mit den Schönen und Wichtigen, die den Laden schon besucht haben. Und schon habe ich noch mehr unnützes Wissen über Tony Marshall: hat doch der kleine Aufschneider in einem Interview mit dem Tagesspiegel behauptet, dass sein Name direkt neben dem von ‚Marlon Brando‘ stünde … pffft. Und, dass er der einzige Deutsche auf der Tafel sei. Steht doch aber Wolfgang Rademann (deutscher Regisseur) drei Spalten vor ihm. :-)   Dieser Tony.

Tony Marshall steht in der vierten Spalte – achter von oben – Marlon Brando auf einer anderen Tafel auf der linken Seite vom Eingang :mrgreen:

Das Bloody Marys mit eigenem Steg und Shuttle Service zum Diner

Wir fahren weiter. Nächster Halt – Traumstrand. Weißer Puderzucker-Sand, Palmen und glasklares Wasser. So stellt man sich die Südsee vor. Auch Bora Bora leidet etwas unter dem typischen Strandmangel auf den jeweiligen Hauptinseln. Nur auf den Inselchen auf der Riffkante findet man Strand im Überfluss. Irgendwie haben die Einheimischen es geschafft, dass kein Hotel diesen Strand vereinnahmt hat. Er gehört ihnen. Und das machen sie mit ‚betreten verboten‘ Schildern, Flatterband und Zäunen jedem deutlich klar. Wir schießen zwei Fotos und düsen weiter.

Traumstrand ohne Hotel im Süden von Bora Bora

An der nächsten Bucht mit Strand steht eine Hotelruine. Geplündert, um Fenster, Türen und andere verwertbare Teile beraubt. Die Waschbecken und Badezimmer-Schränkchen finden sich in einer Tischlerei auf der anderen Inselseite im Wohngebiet wieder. Sechs Hotel-Ruinen hat Bora Bora. Eine nie fertig gestellte Anlage und fünf aufgegebene Objekte. Solche Hotelruinen findet man auf allen Inseln in Französisch Polynesien. Die Natur holt sich die Brachflächen schnell wieder. Pionier-Gehöze überwuchern das Gelände und schon bald sind solche Flächen nicht mehr vom typischen Urwaldbewuchs zu unterscheiden. Häufig gibt es auch Streitereien um den Grundbesitz. Auf Moorea gehört der Grund und Boden des aufgegebenen Club Med einer Erbengemeinschaft von 16 Familien. Die Hotel-Leichen versperren den Zugang zum Strand und sind den Einheimischen ein Dorn im Auge oder sie werden einfach in Beschlag genommen. Einzelne Appartements werden renoviert und illegal bewohnt. Ich habe in einer französische Studie gelesen, dass die Hotels in Französisch Polynesien nur eine durchschnittliche Betriebsdauer von 15 Jahren haben sollen, dann werden sie aufgegeben. Und an anderer Stelle wird ein neues Hotel errichtet. Ein Ende dieses Kreislaufes ist nicht abzusehen.

Geplündertes Hotel

Ehemalige Hotelwaschbecken warten auf ihre Weiterverwertung

Nur an Stellen, wo es nicht so schön ist, kommt man ans Wasser

Eine Inselrundfahrt sind nur 32 Kilometer. Das Inselinnere ist unerschlossen und hat unberührte Natur. Wir drehen noch eine zweite Runde in entgegengesetzte Richtung. Nein, die Stelle mit der schönsten Insel der Welt haben wir nicht gefunden. Aber wir sind auch noch nicht fertig. Liest man die Lobgesänge auf Bora Bora genau, dann fällt auf, dass es häufig heißt ‚die schönste Lagune der Welt‘. Das probieren wir morgen und wechseln mit Atanga zur anderen Seite.

Wasserbungalows im Süden und Osten von Bora Bora

Die Motus sind mit Wasserbungalows zugepflastert


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Yacht-Artikel – Ein Jahr Corona in der Südsee

Do.,11. Mrz. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Yachtclub, Tag 2499, 21.369 sm von HH

Tata ta taaa … mein dritter Artikel in der Yacht: Gefangen im Paradies!

Die Redaktion hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte über das Corona-Jahr in der Südsee zu schreiben. Und ich habe ‚ja‘ gesagt.
Das Ergebnis ist ab heute im Handel.

I proudly present: hier schon mal eine Vorschau (Link: von Yacht online) :-)

 

Artikel-Foto in der Yacht


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SV Anixi – Nora + Hans-Jürgen Timm CH

MIT OVNI 35 VON MINDELO – CURACAO
WEITERLESEN

SV Barbaco – Klaus Schröter GER

ZWISCHENFRAGE AUS THAILAND – SERVICE AN PACIFIC PLUS

Pacific Plus Service

SV Nuage – Fabienne + Albert Cormary FRA

TRISBAL 36 SEIT 33 JAHREN MIT WINDPILOT UNTERWEGS
Bonjour Peter, notre bateau est équipé d’un Windpilot Pacific, dont nous avons toujours été satisfaits à cent pour cent.
Merci beaucoup pour ce merveilleux système de regulateures d´allures
Albert – Fabienne, Bateau Nuage

Bora Bora

Mo.,08. Mrz. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Yachtclub, Tag 2496, 21.369 sm von HH

Bora Bora – wohl jeder hat schon einmal diesen Namen gehört. Es gibt allein 667 Lieder über Bora Bora. In Deutschland, die Älteren werden sich erinnern, hat Tony Marshall den Namen  in Vorstadt-Wohnzimmer gesungen. Zum Dank hat Bora Bora dreißig Jahre später Tony Marshall zum Ehrenbürger gemacht. Vielleicht haben sie nicht gewusst, dass der Text Bora Bora fälschlicherweise dem Land ‚Tahiti‘ zuordnet: „Bora Bora hey, Bora Bora in Tahiti hey – Mein Paradies im Sommerwind – Wo alle Menschen glücklich sind“. :roll:
Dann kam das ‚Traumschiff‘ ins Fernsehen, die Südsee-Folgen wurden alle auf Bora Bora gedreht. Spätestens jetzt wurde die Insel in Deutschland zum Inbegriff vom Paradies.
Bora Bora – schönste Insel der Welt, behauptet die Eigenwerbung. Bora Bora – Perle der Südsee – so wird sie im Internet angepriesen.

Wir wollen das überprüfen, haben zunächst aber schlechtes Wetter. Die erste Nacht holt uns ein 30er-Böen-Squall um fünf Uhr aus dem Bett. Wir hängen an einer Mooring, der wir vertrauen müssen. Da gibt es durchaus Geschichten von gerissenen Mooring-Tampen, aber ankern ist verboten auf Bora Bora. Das Wasser ist tief, fünfundzwanzig Meter, schnorchelnd ist eine Überprüfung der Mooring unmöglich. Wir starren angespannt in den Regen. Aber alles ist gut und nach einer Stunde ist der Spuk vorbei.
In der zweiten Nacht geht ein windloses Gewitter über uns weg. Die Blitze sind so hell, dass mit geschlossenen Lidern und den Rücken der Luke zugedreht, eine Erblindung nicht ausgeschlossen scheint. Der Donner erfolgt in der gleichen Sekunde. Der Knall wird durch die Berge und Echo zig-fach verstärkt. Es scheint, dass Atanga erzittert. Dazu gießt es wie aus Kübeln. Paradies? Perle?

Der Yachtclub mit schöner Terrasse – offen zum nicht vorhandenen Sonnenuntergang

Unser derzeitiger Blick bei Regenwetter – Hausberg in grau

Atanga liegt direkt vor den Gestellen der Fischerboote

Die Tage sind gemischt, wir kommen kaum an Land, nutzen aber einen Nachmittag für eine erste Ortsbesichtigung. Wir liegen vor dem Bora Bora Yachtclub. Das klingt teuer. Von weitem sehen wir ein schickes Dinghy Dock, was direkt vor dem Restaurant gebaut wurde. Wir fragen vorsichtig nach, was das Anbinden des Dinghys kostet. „For free!“, lautet die nette Antwort, „und gutes Internet haben wir außerdem. Es ist aber gern gesehen, wenn ihr bei uns mal einen Drink nehmen würdet.“ Ein anständiges Angebot, wir kommen bei gutem Wetter gerne darauf zurück. Wir lassen unser Dinghy am Yachtclub und gehen die 2,5 Kilometer zum Hauptort zu Fuß. Viel Autoverkehr, kein Fußweg, eine nicht so schöne Strecke. Der Ort kommt uns etwas abgewohnt vor. Etwas rumplig und nicht so adrett, wie man es sonst gewohnt ist. Die beiden Supermärkte bestätigen den Eindruck. Unordentlich und schmuddelig. Die Auswahl ist aber brauchbar, die Preise mittelprächtig hoch.

Sehr abgewirtschaftete Supermärkte auf Bora Bora – Butter, Käse und Wurst liegen in Wasserlachen

Vielleicht kommt der negative Eindruck auch von den geschlossenen Läden und leeren Plätzen. Mittlerweile dürfte kein Tourist mehr auf der Insel sein, außer uns Langfahrtseglern. Die Flotte der Charter-Boote liegt vor der Nachbarinsel vertäut. Die Hotels sind geschlossen, die Inselhopping-Boote liegen an Land. Bora Bora, das Paradies, die Perle, blutet aus. Als Touristen-Epizentrum von Französisch Polynesien trifft es diese Insel ganz besonders hart. Eines der kleinsten Eilande der Gesellschaftsinseln und doch zehntausend Einwohner, die fast alle vom Tourismus leben. Junge Menschen sitzen im Schatten, haben keine Arbeit mehr.

Alle Souvenir-Läden, Galerien, Kunsthandwerkläden und Perlen-Shops haben die Läden runter gezogen

Ausgestorbener Hafen – sonst sicher Tummelort für Touristen die zu Ihren Hotels gebracht werden

Das Schild verwirrt uns – warum gab es für uns keine Tsunami-Warnung? – die Hinweise sprechen eine andere Sprache

Wir warten jetzt mal eine Wetterbesserung ab. Die soll Morgen kommen. Die Autovermietung hat so ziemlich als einziger Touristen-Laden noch geöffnet, so dass wir uns ein Moped leihen können. Bei Sonnenschein sieht ja alles gleich viel freundlicher aus.

Bei Sonne sieht auch der Hausberg gleich viel freundlicher aus


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Tsunami-Warnung

Do.,04. Mrz. 2021, Franz.Polynesien/Bora Bora/Yachtclub, Tag 2492, 21.369 sm von HH

Nach unser Vanille-Tour bleiben wir noch ein paar Tage an der Mooring von Noah hängen. Weitere Gäste für die Tour melden sich nicht an – wegen der geschlossenen Grenzen. Wir würden gerne eine Gebühr bezahlen, aber Noah winkt freundlich ab. So lange er keine Gäste hat, dürfen wir bleiben.
Also umrunden wir die Bucht zu Fuß. Die südliche Flanke endet in einer Sackgasse, entsprechend dünn ist sie besiedelt. Große Grundstücke mit parkähnlichen Gärten, so wie der von Noahs Familie.

Park ähnliches Grundstück der Vanille-Tour Familie

Die Open Air Küche ist ein Traum

Auf der anderen Seite der Bucht stehen die Häuser der einheimischen Fischer. Jedes Haus hat seinen eigenen Steg, der bis zur Riffkante führt, damit man mit dem Fischerboot überhaupt anlanden kann. Mit cleveren Konstruktionen können die Boote bei Nichtgebrauch aus dem Wasser gehoben werden. Hotels gibt es hier keine, das normale polynesische Leben läuft gemütlich ab. Die Locals sind freundlich und schenken uns Sternfrüchte aus ihrem Garten. Der Supermarkt ist dünn sortiert, wir sind auf Gambier-Auswahl angekommen. Es gefällt uns – bei absoluter Flaute – in der idyllischen Bucht.

Obst und Gemüse gibt es von Straßenständen – im Supermarkt nur Konserven

Unter der kleinen Hütte links im Bild liegt Oma begraben. Einen Zentralfriedhof gibt es weder auf Huhaine noch hier auf Tahaa. Beerdigt wird im eigenen Vorgarten.

Jedes Haus hat seinen eigenen Steg

Fischerboote werden mit einem Radsystem leicht über Wasser gehoben

Tahaa – So lässt es sich wohnen

Aber Bora Bora wartet schon um die Ecke – nur einen Halbtages-Törn entfernt. Wir wollen die Gastfreundschaft von Noah nicht überstrapazieren und beschließen nach Bora Bora zu motoren. Wind ist für die nächsten Tage nicht in Sicht.
Die Inseln liegen so nah beieinander, dass wir unterwegs sogar auf See Internet haben. Unser Vertrag ist von ‚Vini‘ und war eine wirklich gute Entscheidung. Ein Handymast in Reichweite reicht uns und wir schon sind online. Beide lesen wir unterwegs von dem nächtlichen Erdbeben in Neuseeland. Und denken uns nichts dabei. Tsunami-Warnung aufgehoben, heißt es in den News.

Kaum hat man Handyempfang – erwacht der Smomby zum Leben und achtet nicht mehr auf den Weg

Bora Bora hat nur einen Pass, die Einfahrt ist unspektakulär. Da Ankern in der Lagune von Bora Bora verboten ist, steuern wir ein Mooringfeld an, was vor dem örtlichen Yachtclub eingerichtet wurde. Grad als wir fest gemacht haben, kommt eine Warnung vom ‚Haut Commissaire‘ aufs Handy rein: „Tsunami-Warnung in Französisch Polynesien *** am frühen Nachmittag *** bis 1,60 Meter hohe Welle wird erwartet“. Die automatische Übersetzung ins Deutsche lässt uns zunächst rätseln, ob wir auf Bora Bora auch betroffen sind. Achim kramt altes Wissen hervor: Tsunami bedeutet ‚große Welle im Hafen‘! Na toll, grad haben wir festgemacht. Sicherer als auf offener See sind wir nirgends, lautet unsere Diagnose.
Während wir noch überlegen, ob das Riff um Bora Bora ausreicht, einen Tsunami aufzuhalten und ob wir wieder raus fahren sollten, purzeln die Meldungen im Minutentakt rein. Dann die Entwarnung für uns. In potentieller Gefahr befinden sich nur Moorea und Tahiti. Dort soll man sich vom Strand fernhalten; die Kinder in den Schulen werden von Bussen in Sicherheit gebracht. Eltern sollen nicht kommen, um die Kinder zu holen. Auf Tahiti werden im Norden der Insel (ohne schützende Riffe vor der Küste) die Straßen gesperrt. Einzelne Bezirke werden evakuiert. Man meint das wirklich ernst! Wir äugen misstrauisch, ob wir Aktivitäten am Ufer entdecken können. Nein, keine Fischer zu sehen, die ihre Boote aus den Gestellen hektisch in Sicherheit bringen. Wir entspannen uns und vertrauen auf die Meldungen von Leuten mit Erfahrung. Wir bleiben, wo wir sind.
Am späten Nachmittag kommt dann die Entwarnung – der Tsunami hat sich auf der Strecke von Neuseeland tot gelaufen und kam auf Tahiti nur noch als ein kleines Wellchen von zehn bis zwanzig Zentimetern an. Glück gehabt!


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SV Draumen – Therese + Giovanni Del Bono ITA

14 YEARS OF PEACEFUL SAILING WITH COLIN ARCHER
Hi Peter, here is our original gaff rigged wooden Colin Archer.
15 years ago, we bought her in Norway and the year after, we sailed her home, to our place in Rome.

In earlier time, she was not equipped with any kind of autopilot so, we sailed manually, at the helm for 3000 miles: North Sea, British Channel, Atlantic Ocean via Bay of Biscay, Gibraltar, Mediterranean Sea through Baleari and Sardinia Islands to get her home.
One year later, we yearned for a windpilot and after a some research, we targeted your Pacific. We flew up to Hamburg to met you, have been impressed by your production, and got that marvellous item!!!
After installation, we enjoyed the beauty and comfort of a self steering system, even more !!! We are still using it with pleasure and there are endless thanks to you for his fantastic creation!

All our compliments!!!
Giovanni&Therese, DRAUMEN

Vanille-Tour

Sa.,27. Feb. 2021, Franz.Polynesien/Tahaa/Hurepiti, Tag 2463, 21.369 sm von HH

„Ich habe gelesen, dass über Tahaa zur Hauptsaison der Vanille-Ernte ein betörender Vanilleduft hängen soll. Stimmt das?“, frage ich Noah. „Das habe ich auch gelesen“, lacht er, „und noch nie gerochen.“ Wir stehen inmitten einer Vanille-Plantage auf einer geführten Tour rund um Tahaa. Zur kühlen Jahreszeit, im Juli/August haben die Vanille-Orchideen Hochsaison. Aber ein paar Pflanzen tun uns den Gefallen und tragen auch bei dreißig Grad ein paar Blüten. Somit kann Noah uns zeigen, wie eine Vanille-Blüte bestäubt wird. Das müssen Menschen übernehmen, denn die Bienen und Kolibris, die im Ursprungsland der Vanille – in Mexiko – diesen Job übernehmen, gibt es in Französisch Polynesien nicht. Die Spanier, die bei der Unterwerfung von Mexiko den Geschmack der Vanille kennen lernten, brachten die Pflanze mit nach Europa. Aber alle Hof-Gärtner in den Königshäusern in der alten Welt, brachten die Pflanzen nur zum Blühen. Schoten blieben ihnen versagt. Erst 1836 entdeckte man, dass eine „künstliche“ Befruchtung den Erfolg bringt.
Eine Vanille-Blüte zu bestäuben ist ein Job bei dem man nicht einschlafen darf. Diese Blüte hält nur einen Tag. Bereits am Nachmittag machen die Blüten schlapp und die Chance zur Befruchtung ist verloren. Als seine Eltern selber noch eine Vanille-Farm hatten, hat sein Vater über tausend Blüten am Tag geschafft, berichtet Noah. Nach dem Totalverlust ihrer Pflanzen durch einen Pilzbefall hat die Familie das Vanille-Geschäft aufgegeben und veranstaltet jetzt nur noch geführte Touren.

Vanille-Blüte – vergängliche Schönheit – Haltbarkeit nur ein knapper Tag

Die Blütenblätter werden umgestülpt, bis der Pollen zum Vorschein kommt

Der Pollen wird in die Pollentasche gegeben, leicht zugedrückt und fertig ist die Hochzeit

Die Vanille-Orchidee ist eine Rankpflanze und wird in mehreren Buchten um einen zwei Meter langen Stock gewunden. Bis zu fünfzehn Meter kann eine Vanille-Orchidee lang werden. Der Trägerstock muss also in der Lage sein später das Gewicht der ausgwachsenen Orchidee zu tragen. Da wir uns in einer ‚Open-Air‘ Plantage befinden, wird einfach ein „Weiden“stock in die Erde gesteckt, der bereits zwei Wochen später angewachsen ist. Der Orchideen-Steckling wird daneben gepflanzt. Jetzt braucht man Geduld, denn erst nach ungefähr drei Jahren zeigen sich die ersten Blüten. In der Zeit werden die Ranken immer wieder um ihren Trägerstock gewickelt.
Erscheinen die Blüten kommt es zur menschlichen Befruchtung – der Hochzeit. Und wieder braucht man Geduld. Erst neun Monate später sind die Schoten ausgereift. Sie werden schwarz und fallen ab. Jetzt braucht man sie „nur“ noch zu trocknen. Dies ist eine so aufwendige Arbeit über mehrere Wochen, dass viele Vanille-Bauern diese Arbeit nicht mehr selber übernehmen. Auf Tahaa gibt es drei Betriebe, die sich um die Trocknung und Fermentierung der Vanille-Schoten kümmern.

Noch unfertige Schoten an der Pflanze – ungefähr zehn Zentimeter lang

Die Schote der Tahiti-Vanille ist viel dicker und länger als herkömmliche Schoten, da sie an der Pflanze ausreift bevor sie getrocknet wird. Im Aroma unterscheidet sich ebenfalls – sie hat weniger Vanillin, aber einige zusätzliche Aroma-Stoffe, die sie zu einer besonderen Delikatesse in der Sternegastronomie macht. Der Geschmack wird häufig als blumig-würzig beschrieben. Der Duft der Schoten ist einmalig betörend. Daher wird die Tahiti-Vanille auch viel in der Parfüm-Herstellung eingesetzt. Der langwierige Prozess des Anbaus, der Ernte und der Trocknung macht die Tahiti-Vanille zu einem der teuersten Gewürze der Welt. Selbst vor Ort kann man gut und gerne fünf Dollar für eine Schote bezahlen. Die Preise schwanken natürlich je nach Qualität der Schote. Eine tolle Geschichte, ich könnte stundenlang davon schwärmen.
Über achtzig Prozent der Vanille aus Französisch Polynesien stammt von Tahaa. Hohe Preise locken. In jedem zweiten Garten steht ein Gewächshaus. Da die Vanille es gerne schattig mag, werden viereckige Gestelle errichtet, die mit Abschattungs-Gazen verhängt werden. Von weitem sehen die Gewächshäuser wie Bunker aus dem zweiten Weltkrieg aus. Nur wenige Bauern pflanzen ihre Vanille in natürlicher Umgebung an.

Gewächshäuser für Vanille – schwarze Kästen in jedem dritten Garten

Vanille-Gewächshaus

Wir unternehmen nicht so oft geführte Touren, aber diese ist jeden Cent wert. Nach der Vanille-Farm geht es auf der Ladefläche eines urigen Landrovers um die Insel. Noah erzählt uns Geschichten über die Ankunft der Polynesier, gibt uns Blüten mit Pilzgeschmack zum Probieren und führt uns die Gewinnung von polynesischem Shampoo vor. Dafür drückt er aus einer Computer-Maus großen Blüte eine gelartige Flüssigkeit, die tatsächlich leicht nach Shampoo duftet. Das Urgeheimnis des schönen polynesischen Haars, wie er versichert. Ein gelungener Vormittag! Alle Daumen hoch!

Polynesisches Shampoo wird aus einer Blüte gequetscht

Tolle Tour – unbedingt zu empfehlen.
– Kostenpunkt – 60 USD pro Person für vier Stunden (bei uns sind es fünf ein halb geworden)
– Minimum vier Teilnehmer, maximal acht
– Früchte-Picknick inklusive
– drei Nächte an der Mooring ebenfalls inklusive

Vanille-Tour auf Tahaa


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SV Blue Horizon – Leonie Massmann + Thilo Ernst + Jonas Manke GER

ANFENGERBERATUNG – GEGEN DIE WAND

SV Blue Horizon