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10 Jahre Windpilot Blog

INTERNET VERLEIHT FLÜGEL

10 Jahre Blog

Planänderung und Wahlkampf

Der Trabant wartet in seiner Garage auf bessere Zeiten.

Ich habe Post vom Amt! Genauer gesagt vom Landrat, bzw. zumindest in seinem Namen ausgestellt. Ganze 2 Wochen hat man in Wesel gebraucht, um meinen schriftlichen „Antrag auf Ausstellung einer Zulassungsbescheinigung Teil II“ in etwa so abzulehnen, wie den mündlich gestellten zuvor, über den ich im letzten Beitrag berichtet habe.

Sinngemäß steht folgendes drin: „Wir machen das nicht.“

Eine Begründung, bzw. eine Rechtsgrundlage fehlt. Ansonsten lesen sich die paar wenigen Sätze so, als würde der Mensch der sie verfasst hat, wenig Erfahrung mit dem zu Papier bringen von Wörtern haben.
Die Rechtsbehelfsbelehrung haben sie auch vergessen, aber das ist gut für mich. Denn ohne auf das Widerspruchsrecht hinzuweisen verlängert sich dadurch die Widerspruchsfrist von einem Monat auf ein ganzes Jahr. Das ist aber auch schon der einzige Fehler, der mir zugute kommt. Der Rest ist willkürlich gequirlter Amtskäse!
Besonders Makaber finde ich die Tatsache, dass diese Geschichte ausgerechnet mit einem Trabant 601 passiert, DER Frucht politischer Willkür und Symbol staatlichen Scheiterns.

Ich denke momentan nicht, dass ich zeitnah Widerspruch einlegen werde. Auf diesem Weg komme ich kurzfristig nicht zum Ziel und auch in der Behörde würde sich vermutlich nichts an der katastrophalen Arbeitsweise ändern.
Viel besser geeignet dürfte da sein, meinen Mitmenschen auf künstlerisch spielerische Art zu zeigen, was manche Staatsdiener unserer Stadt sich erlauben. Ich plane also gerade für den 3. Oktober ein wenig um. Denn die Chancen, dass der Trabant auf eigener Achse am 30. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands als Zeitzeuge durch die Gegend rollt, sind mittlerweile praktisch gleich Null!

Aber nur weil der Trabant nicht auf öffentlichen Straßen fahren darf, heißt das ja nicht, das er nicht die Wiedervereinigung feiern darf…

Bevor wir zur eigentlichen Planänderung kommen, die den Trabi betrifft, noch eine kurze Bitte an alle Menschen in Wesel:

Geht am 13. September wählen!

Dass in Wesel seit langer Zeit einiges aus dem Ruder läuft, spürt man ja an vielen Ecken. Aber es gibt auch Licht am Ende des langen, muffigen SPD Tunnels. Denn am 13. September wählen wir in Wesel unter anderem einen neuen Landrat!
Ja, den Landrat, von dessen Behörde die weiter oben erwähnte Ablehnung kam!
Der aktuell im Amt befindliche SPD Landrat dankt übrigens ohnehin in Kürze ab und stellt sich nicht der Wiederwahl. Laut Zeitungsberichten liest sich das für mich so, als fühle er sich nach 16 Jahren Regentschaft in der Kreisverwaltung langsam aber sicher überfordert.
Finde ich Klasse, diese Einsicht!
Der neue Landrat wird es nicht leicht haben, den Scherbenhaufen wieder zusammenzusetzen und den Stau von mehr als einem Jahrzehnt abzubauen. Aber es gibt da jemanden, dem traue ich das zu:

Timo Schmitz, 23 Jahre alt, FDP.

Wenn überhaupt jemand die Energie hat, den Amtsschimmel aus der Stadt und den alten Herren im Sessel die Schweißperlen auf die Stirn zu treiben, dann er!

Ich selbst habe meine Kreuzchen bereits gemacht, weil ich am Sonntag keine Zeit dafür haben werde.

Kommen wir zur Planänderung:

Eigentlich wollte ich erst nach dem 3. Oktober mit der Sprache herausrücken, aber bedingt durch den Amtsquark hat sich der Plan nun geändert.

Der Trabant sollte im September ursprünglich seine neue Zulassungsbescheinigung Teil II bekommen und parallel dazu für die Hauptuntersuchung beim TÜV vorbereitet werden. Wäre beides erledigt gewesen, hätte er am Tag der Deutschen Einheit noch einmal mit Zweitaktsound durch die Gegend knattern sollen. Mit wehender Deutschlandflagge aus dem Seitenfenster und blauer Abgasfahne hinterher, wie einst gegen Ende des Kalten Krieges millionenfach!
Anschließend wäre er zurück in seine Garage gekommen und die Operation am offenen Zweitaktherz hätte begonnen. Die alte „Spritschleuder“ wäre rausgeflogen und vielleicht in ein Museum oder einen Trabant mit H-Kennzeichen gewandert.
Denn unser Trabant braucht den alten Zweitakter in Zukunft nicht mehr, er wird zum Elektroauto umgebaut.

Dafür haben wir ihn gekauft, nach langer Planung und viel theoretischer Vorbereitung.

Die Idee dazu liegt bereits mehrere Jahre zurück, bisher hatten wir nur einfach nicht genug freie Zeit zur Verfügung, um so ein Projekt erfolgreich umzusetzen.
Mittlerweile wird aber wieder etwas mehr Zeit frei. Die Restauration von Morgenstern ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber es herrscht kein Zeitdruck mehr. Viele andere Projekte befinden sich ebenfalls in den letzten Zügen und da wir erst im Frühjahr 2023 zur nächsten längeren Reise mit der Segelyacht starten können, passt das Elektroauto-Projekt jetzt ganz gut in unsere Planung.
Dass wir erst 2023 wieder mit Morgenstern aufbrechen können, dürfte für einige jetzt auch überraschend kommen. Wahrscheinlich wird das Schiff bereits ein Jahr früher endgültig fertig sein, aber Sabrina hat Anfang diesen Jahres eine sehr aufwändige Kieferorthopädische Behandlung begonnen, die uns eben bis 2023 hier festhalten wird. Um es kurz zu machen:
Fast jeder Zahn in Sabrinas Mund wird im Laufe der nächsten Jahre mittels einer Art durchsichtiger Zahnspange und diverser anderer Eingriffe ganz langsam aber sicher, in vielen kleinen Schritten, wieder gerade gerückt. Die Behandlung ist unumgänglich und muss jetzt gemacht werden, damit sie nicht in einigen Jahren Probleme bekommt.
Letztendlich passt das für uns ganz gut. Wir haben keinen Stress mit Morgenstern und können die Bordkasse noch etwas auffüllen.

Für den Trabant bleibt so auch noch etwas übrig und er soll nach dem Umbau für das ein oder andere kleinere Abenteuer an Land verwendet werden. Deshalb haben wir uns eben vor kurzem zu diesem Projekt entschlossen.
Das ganze ist sehr aufwändig, keine Frage.
Man wird bei so einem Umbau quasi zum Hersteller. Es gibt ein Protokoll, an das man sich exakt halten muss und es existieren genaue Vorgaben, die das fertige Fahrzeug erfüllen muss.
Aber damit komme ich klar. Der Trabant wird, wenn er fertig ist, nach dem sogenannten „MB FZMO 764“ Genehmigungsverfahren abgenommen. Das ist eine Richtlinie des TÜV, die jedes technisch relevante Bauteil des Elektroautos regelt. Das Dokument enthält 18 Seiten, vollgepackt mit technischen Anforderungen.
Nach diesem Dokument habe ich vor einiger Zeit bereits die technischen Details geplant und einen Großteil der Komponenten für den Trabi gekauft.
Letztes Wochenende haben wir dann die Bordkasse etwas erleichtert und einen größeren Satz LiFePO4 Akkus geordert. Insgesamt 32 Zellen mit jeweils 200Ah Kapazität. Davon bekommt der Trabant 24 Zellen und Morgenstern 8 dieser Blöcke.
Der Akku für den Trabi wird damit 15kWh Energieinhalt haben und die Verbraucherbank von Morgenstern satte 5kWh, bzw. 12V/400Ah. Diese 400Ah in Form von LiFePO4 Zellen sind für uns der absolute Traum und werden das Schiff elektrotechnisch ins 21. Jahrhundert katapultieren.
Noch dazu fällt dieser Akku finanziell nicht bedeutend ins Gewicht. Denn ab 32 Zellen bekommt man beim Hersteller der Akkus so viel Mengenrabatt, dass wir für den Akku der Morgenstern unterm Strich nur wenig mehr bezahlen, als für klassische Bleiakkus.
Da wir bereits seit einem halben Jahr ein vollständiges LiFePO4 System mit einem 60Ah Testakku an Bord haben, was sich in der Praxis bestens bewährt hat, wird das ein relativ kleines Projekt, den 400Ah Akku einzubauen.

Aber zurück zum Trabant:

Ziel ist es jetzt, die Vorgaben des TÜV umzusetzen und einen kompletten Elektroantrieb in den Trabant einzubauen. Bis Ende des Jahres soll er dann fertig sein und eine Zulassung als E-Auto bekommen. Natürlich mit Vollabnahme, die ist für so ein Projekt ohnehin vorgeschrieben.

Die Zulassung ist jedoch selbst bei Einhaltung aller Vorschriften ein anderes Thema, das noch spannend werden dürfte. Zumindest hier in Wesel am Rhein.
Aber vielleicht ist ja dann der Timo hier der Boss und setzt das um, was er in seinem Wahlprogramm verspricht:

„Persönliche Termine in der Kreisverwaltung kosten Zeit und Nerven und sind in den meisten Fällen nicht nötig. Der Kreis Wesel braucht eine digitale Bürgerplattform, über die alle bügerbezogenen Dienstleistungen online vollzogen und beantragt werden können. Gleichzeitig gibt es keine Wartezeiten für diejenigen, die den klassischen Weg in die Verwaltung bevorzugen. Willkommen im 21. Jahrhundert, lieber Kreis Wesel!“

Timo, ich zähl auf dich und bringe jetzt meinen Wahlbrief zu Post!

Fenua

Sa., 05.Sep.20, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2288, 21.218 sm von HH

‚Fenua‘ bedeutet Heimat und alles, was in Französisch Polynesien hergestellt wird, trägt dieses Gütesiegel. Viel wird hier nicht produziert, aber auf das scheint man stolz zu sein: das berühmte Hinano ist Fenua-Bier. Schönheitsprodukte aus Kokos-Öl sind ‚Fenua‘, im Supermarkt hat man die Wahl zwischen Kartoffeln ‚USA‘ und Kartoffeln ‚Fenua‘.

Und dann gibt es noch das Fenua-Muster. Ein Hawaii-Hemd-Muster in Reinkultur. Das wiederkehrende Thema sind großformatige Philodendron-Blätter und Hibiskus-Blüten. Rucksäcke, Tassen, Taschen, Mouse-Pads und Servietten. Kein Gegenstand, der nicht mit Fenua bedruckt wird. Von Schüler bis Greis, jeder trägt Fenua: Fenua-Hemden, Fenua-Hosen, Kleider, Mützen und Flip-Flops. Und natürlich Maske im Fenua-Style. Für den normalen Mitteleuropäer ist Fenua ein Kulturschock. Es werden Farben kombiniert, die dem Auge Schmerzen bereiten.
Farbharmonie – drauf gepfiffen!
Farbenlehre – nie gehört!
Pastell-Töne – für Feiglinge!
Bunt, bunter, Fenua. Normale Klamotten in den Shops zu finden, fast unmöglich. Ein einfarbiges T-Shirt hat zumindest Fenua-Applikationen an den Ärmeln oder Brusttasche. Für Menschen wie mich, die eher Ton-in-Ton-Kombinationen bevorzugen und einen Mix von Komplementärfarben meiden, ist Fenua eine echte Herausforderung.

Typischer Klamottenladen – Hardcore Fenua

Bunt, bunter, Fenua

Der allgegenwärtige Philodendron im XXL Format dient als Mustervorlage

Aber man gewöhnt sich an alles. Nach anderthalb Jahren im Land bin ich weich gekocht. Wenn die Netzhaut täglich mit einem Feuerwerk an Farben beschossen wird, erscheint einem nach kurzer Zeit die eigene graue Bettwäsche bedauernswert trostlos. Abhilfe muss her.
Es gibt in Papeete Stoffläden wie Tannennadeln im Wald. Und die Läden sind gut besucht. Kein Wunder, kostet ein Fenua-Hemd doch schnell hundert Dollar. Da näht Frau oder Mann doch lieber selber ein Kleidchen. Tonnenweise gehen täglich die Stoffe über den Tresen. Ich habe einen Jungen gesehen, der für Mutti mit dem Handy das neue Sortiment Stoffballen abgefilmt hat. „Wieder zurück, weiter links“, schallen Muttis Kommandos aus seinem Handy.
Die Stoffe kommen aus Taiwan, Japan und China, nur die Muster sind Fenua.

Kunterbunte Stoffläden – große Auswahl, kleine Preise – 5 bis 12 Dollar der Meter (1,20 bis 1,50 Breite)

Da wir endlich im Besitz neuer Kopfkissen sind und die alten Stinker auf den Sondermüll gelandet sind, fehlt es nur noch an neuen Kissenbezügen. Nach einiger Sucherei werde ich fündig. Es gibt Fenua auch in dezenter Art und bald hat die Atanga-Crew neue Kissenbezüge zu grauen Laken. Fenua für Anfänger sozusagen.

Fenua light für Anfänger – die Kissen gehören übrigens alle Achim – Prinz Erbse mag es komfortabel

Uns gefällt es gut mit den Kissen und wir haben Blut geleckt. Da trifft es sich gut, dass unsere beige Laken-Garnitur sich in so einem fleckigen Zustand befindet, dass man sie nur noch im Dunkeln zum Trocknen raus hängen mag. Also soll ein neuer Satz Laken her. Unsere drei Matratzen haben unmögliche Formen, es sollen aber trotzdem Spannbettlaken sein, daher ist das nicht meine Lieblings-Näherei. Aber voila! Hier soll man wohl heiße Südseeträume bekommen.

Wir geraten in einen Fenua-Blutrausch. Aus den Stoffresten nähe ich eine neue Einlage fürs Brotkörbchen und etliche Mund-Nase-Masken. Und so schnell ist kein Ende in Sicht. Der Skipper ruft nach Fenua-Schlafanzughosen und der Plan steht, die grauen Laken sollen ebenfalls ersetzt werden. Warum nicht ins übelste Fenua-Regal greifen? Grüne Blätter auf türkisen Grund mit pinken Hibiskus und gelben Tiare-Blüten? :shock:
Wenn wir hier schon heimisch werden (müssen), dann auch farblich.

Fenua für Fortgeschrittene für feuchte Südseeträume

 

Im Haus das Verrückte macht

Ein Hafenamt, irgendwo am Unterlauf der Donau.

Kennt ihr Asterix? Die französische Comicreihe vom großartigen Zeichner Albert Uderzo? Ich finde diese Comics klasse. Bei den permanenten gesellschaftskritischen Anspielungen könnte ich mich manchmal auf den Boden werfen vor lachen.
Als ich vor kurzem beim Straßenverkehrsamt meines Wohnortes war, musste ich mal wieder an Asterix denken. Genauer gesagt, an den Film „Asterix erobert Rom“. In dem Streifen gibt es eine Szene, in der die beiden Protagonisten dazu aufgefordert werden, den Passierschein A38 im „Haus das Verrückte macht“ zu besorgen.
Den Passierschein brauchte ich selbst zwar nicht, aber mich erwartete am 18. August 2020 eine ähnliche Aufgabe verwaltungstechnischer Art:

Ein Mitarbeiter für staatliche Sicherheit, bzw. des Sicherheitsdienstes für staatliche Gebäude steht am Eingang vor dem Straßenverkehrsamt in Wesel und hebt vor mir die Hand, als ich mich nähere, aber noch gute 5 bis 6 Meter von ihm entfernt befinde: „Halt!“
Meine Alltagsmaske habe ich da bereits längst angelegt und ich gehe noch ein, zwei Schritte weiter.
„Was wollen Sie?“, fragt mich der Ordnungshüter und ich erkläre, dass ich einen Termin um 13 Uhr habe.
„Name!?“
Ich nenne ihn und er schaut in eine Liste.
„Dort können Sie sich anmelden!“, sprichts und zeigt auf einen Schalter hinter dem Eingang.

Die Dame am Empfang hinter der Glasscheibe ist recht nett zu mir, als ich erkläre, dass ich einen neuen Fahrzeugbrief für einen Oldtimer beantragen möchte, weil der alte nicht mehr auffindbar ist. Ich schöpfe für einen kurzen Moment Hoffnung, als sie erwähnt, das man ja in dem Fall nur ein Aufgebotsverfahren einleiten muss und gehe in die große Halle.
Im inneren des Gebäudes hängen Kabel von der Decke und ich fühle mich sofort wie auf einem der rumänischen Hafenämter, die ich während meiner langen Einhandreise mit Morgenstern durch Osteuropa so oft besucht habe.
Alles wirkt provisorisch und zusammengebastelt, seit man vor etlichen Jahren angefangen hat hier umzubauen und ich werde das Gefühl nicht los, dass an diesem Ort langsam aber kontinuierlich alles den Bach runter geht. Auch das Parkdeck ist nach wie vor wegen Einsturzgefahr gesperrt und sieht aus wie ein „Lost Place“ aus einem schlechten Horrorfilm. Ich musste gerade selbst kurz recherchieren, seit wann dort die Absperrung steht und das Unkraut sprießt: Seit mittlerweile fast 5 Jahren!
Ich setze mich also auf einen der wenigen Stühle, die wegen COVID-19 weit auseinander stehen und bereite mich gedanklich auf das Abenteuer vor.
Und so wie ich auf meiner letzten Reise mit dem Segelboot durch den Osten des Kontinents der Behördenwillkür ausgeliefert war, so bekam ich das an diesem Tag auf der Zulassungsstelle in Wesel am Rhein zu spüren.

Nachdem ich meine Wartezeit abgesessen hatte und endlich an den Schalter durfte, verlief das Gespräch zunächst recht locker und konstruktiv.
Ich durfte die Sachlage zum Trabant 601 erklären, dass eben keine Fahrzeugpapiere vorhanden sind und das Auto jahrelang auf einem Bauernhof stand.
Ich war eigentlich theoretisch gut vorbereitet, hatte 3 Abende lang Gesetze und Verordnungen gelesen und war durch Erfahrungen anderer Oldtimerbesitzer und den Rechtsanwalt einer Fachzeitschrift gewarnt. Auch hatte ich alle wesentlichen Paragraphen ausgedruckt dabei und die wichtigsten Absätze mit bunten Stiften für mich markiert.
All das hat nichts genützt und es kam, wie es kommen musste! Die Sachbearbeiterin war überfordert. Ein Kollege wurde hinzugezogen, aber der Bereich hinter dem Schalter wurde dadurch nicht durch Sachverständnis oder Fachwissen bereichert. Es herrschte überwiegend Stille auf der anderen Seite der Plexiglasscheibe.
Bis es irgendwann aus ihr herausplatzte: „Sie tun ja gerade so, als wenn das hier einfach wäre!“

Einfach ist so ein Vorgang natürlich nicht. Verglichen mit einer Standardanmeldung, bei der ein Sachbearbeiter oder eine Sachbearbeiterin vier Tasten und zwei Stempel drücken muss, ist so ein Trabant 601 ohne Zulassungsbescheinigung Teil II durchaus eine harte Nuss.
Wie man diese Nuss zu knacken hat, davon hatte man hinter der Scheibe wenig bis gar keine Ahnung. Das einzige was der Sachbearbeiterin noch einfiel war:

„Sie brauchen eine Vollabnahme!“

Mit genau diesem Satz hatte ich gerechnet. Die Vollabnahme nach § 21 StVZO wird nämlich mitunter gerne von überforderten Sachbearbeitern gefordert, wenn sie ansonsten nicht weiter wissen. Diese Abnahme würde dem Amt quasi auf dem Präsentierteller alles wesentliche zur Ausfertigung einer ZBII liefern, ist jedoch überwiegend Sonderfahrzeugen vorbehalten und kostet (auf Deutsch) ein Schweinegeld!
Wenn man sich so durch diverse Oldtimerforen wühlt, dann stellt man fest, dass einige Sachbearbeiter den §21, nach dem sie die Vollabnahme fordern, nicht einmal richtig kennen.

Dass ich die Vollabnahme für den Trabant nicht brauche und warum ich sie nicht brauche, konnte ich der Sachbearbeiterin zwar anhand von bunt markierten Passagen im Gesetzestext erklären, aber genützt hat es trotzdem nichts.
Ich hatte den Eindruck, mein gegenüber hat mich inhaltlich überhaupt nicht verstanden. Die Wörter „Einheitsvertrag“, „ABE“ und „Wiedervereinigung“ hatte man im Zusammenhang mit einem solchen Antrag vermutlich noch nie gehört. Das Gefühl hatte ich zumindest.

Damit euch klar wird, warum gerade der Trabant (aber auch viele andere Fahrzeuge) die Vollabnahme nicht (mehr) benötigen, hier ein Auszug aus § 21 StVZO:
„Gehört ein Fahrzeug zu einem genehmigten Typ oder liegt eine Einzelbetriebserlaubnis nach dieser Verordnung oder eine Einzelgenehmigung nach § 13 der EG-Fahrzeuggenehmigungsverordnung vor, ist eine Begutachtung nur zulässig, wenn die Betriebserlaubnis nach § 19 Absatz 2 erloschen ist.“

Nun hat der Trabant 601 im Jahre 1990, mit der Wiedervereinigung Deutschlands, im Rahmen des Einheitsvertrags, eine Allgemeine Betriebserlaubnis auf nationaler Ebene bekommen, die bis zum heutigen Tag gültig und auch nicht nach § 19 Absatz 2 erloschen ist!
Nachlesen kann man das bei Interesse in der StVZO, sowie im Einigungsvertrag, der seinerzeit zwischen der DDR und der BRD geschlossen wurde. Dieser Vertrag wurde hin und wieder angepasst und in Details abgeändert. Was die DDR Fahrzeuge und die ABE angeht, besteht der entsprechende Paragraph jedoch bis heute unverändert!

Man müsste sich beim Straßenverkehrsamt halt in meinem Fall ein wenig mehr kümmern, als man das sonst tut. Vielleicht wäre ein Gang in den Keller oder auf den Dachboden angebracht, je nachdem wo die alten Ordner stehen.
Es ist ja nun auch nicht so, das ich so eine ZBII unbedingt für mich persönlich bräuchte, weil ich sie besonders schön finde. Der Staat verlangt von mir, dass ich sie beantrage, denn ohne ZBII kann das Fahrzeug nicht wieder zum Straßenverkehr zugelassen werden.

Um nun wieder zurück zur Situation im Amt in Wesel zu kommen, machen wir dort weiter, wo wir oben aufgehört haben:

„Antrag abgelehnt!“

Ohne Begründung.

Das wollte ich schriftlich haben, damit ich Widerspruch einlegen kann.

„Machen wir nicht schriftlich!“

Ab dem Moment waren wir keine Freunde mehr und ich habe (ganz ruhig) darum gebeten mit dem Dienststellenleiter zu sprechen, um eine schriftliche Ablehnung meines „Antrags auf Ausfertigung einer Zulassungsbescheinigung Teil II“ zu bekommen.

Der Mann wurde zumindest angerufen und die Sachlage kurz und wirr am Telefon geschildert. Ihre Dienstpflicht hatte die Sachbearbeiterin damit immerhin getan.
Persönlich mit mir sprechen wollte der „gute“ Mensch jedoch nicht. Er hat sich strikt geweigert! Und wenn ich die Ablehnung meines Antrags schriftlich haben möchte, um Widerspruch einzulegen, dann müsse ich den Antrag auch schriftlich stellen! Aufgelegt!

Ich bin zwar der Meinung, dass bis hier bereits einiges an rechtswidriger Behördenwillkür vorlag, habe mich jedoch auf den schriftlichen Antrag eingelassen.

Ansonsten wars das! Keine netten Verabschiedungen, kein Lächeln mehr.

Ich verlasse die Baustelle und mache mich auf den Heimweg. Richtig enttäuscht bin ich nicht, meine Erwartungen waren so niedrig gesteckt, dass ich zunächst recht gelassen abgedackelt bin.

Am Abend hatte ich den mehrseitigen Antrag auf die ZBII dann fertig. Sauber ausformuliert, alle wichtigen Paragraphen zitiert, ansonsten alles rein sachlich.

Das Zustellen des Antrags am nächsten Tag war dann nochmal ein kleines Abenteuer, das ich hier nur stark gekürzt wiedergebe. Es hat mich jedenfalls einiges an Überzeugungsarbeit gekostet, den Brief persönlich am Empfang abgeben zu dürfen.
Als ich endlich dort angekommen war und dachte, jetzt hältst du dem Mensch hinter der Scheibe einfach den Umschlag hin und sagst, „Post fürs Amt!“ war ich auf dem Holzweg!

Eine laaange Diskussion über den Inhalt des Briefes und die Hintergründe begann. Letztendlich hat man mir den Umschlag dann doch endlich aus der Hand genommen und versichert, ihn seiner Bestimmung zuzuführen.

Das ist jetzt knapp 2 Wochen her. Seitdem warte ich auf eine Reaktion.

Die Chancen, dass der Trabant an den Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands teilnehmen kann, sinken leider stetig.

SV Gina – Varga Árpád HUN

JEANNEAU SO 42 – ON HER WAY TO PATAGONIA
Hallo Peter, letztes Jahr habe ich bei dir einen Pacfic gekauft. Jetzt habe ich gestartet auf meinen langen Tour. Plan alleine rund ohne Kanäle also Magellan Strasse und Südafrika. Du kannst mich auf Vesselfinder verfolgen GINA unter Kroatische Flage.
Windpilot arbeitet, Skipper in der Ruhe?
herzlich, Varga Árpád SY Gina

SV Lescale – Neil Hird UK

ALLURES 45 – WINDPILOT AND THE PASSARELLE IN THE MED

Passerelle

SV Earl Grey – Siegfried Esser GER

RHETANA 25 – 1200 SM EINHAND SCHLESWIG, AALAND, GÖTAKANAL, SCHLESWIG
Hallo Herr Foerthmann, ohne Ihre Heckverzierung wäre meine Sommerreise nicht möglich gewesen. Vielen Dank dafür!
Schönen Gruss, Siegfried Esser, Earl Grey

Schon wieder ein tolles Schiff zu verkaufen!

Unsere Freunde haben uns vor sechs Jahren gebeten, den Verkauf ihrer geliebten „Flow“ publik zu machen. Da haben wir doch gern etwas nachgeholfen und ruck-zuck haben Martin und Romina das Boot gekauft. Bei Instagram habe ich ihre Reise ständig verfolgt….

Ruderbruch Ernstfälle # 1

SV Element – Swen-Olaf Teichgräber GER

Ernstfälle

Tahiti Life

So., 30.Aug.20, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2282, 21.218 sm von HH

Wie schnell man sich an Dinge gewöhnt, sogar an die unangenehmen. In der ersten Woche hieß es noch: „Hast du die Masken?“, und wieder musste einer zum Schiff zurück, die unsäglichen Teile holen. Heute haben wir immer eine am ‚Mann‘ und für jeden Rucksack und jede Tasche eine dabei. Eine neue Normalität, die uns nicht behagt.
Die Masken-Träger in Tahiti stammen zum Teil aus Absurdistan: Ein Pärchen sitzt in einem Lokal. Er sitz ohne Maske auf, sie hat eine auf (keine Pflicht), aber jedes Mal, wenn sie mit ihm spricht, zieht sie die Maske unter das Kinn. Warum sie die Maske überhaupt trägt? Sie weiß es wahrscheinlich selber schon nicht mehr.

Das Leben in Tahiti ist hektisch und von Autoverkehr geprägt. Diese Hetze ist ansteckend: eben noch schnell über die Straße sprinten, eilig mit dem Rad eine Abkürzung nehmen. Die Anpassung nach acht Monaten Ruhe in der Insel-Idylle erfolgt nahtlos. Das einmal gelernte Leben in Dauer-Geschäftigkeit aus Hamburg legt man nicht so einfach ab. Gefallen hat uns die Behäbigkeit von Gambier aber besser. Und die Menschen dort sind auch deutlich entspannter und freundlicher.

Dafür schaffen wir richtig was weg. Baumarkt, Yacht-Ausrüster und Technik-Laden. Ein Bermuda-Dreieck, was einem die Dollar aus der Tasche zieht. Die letzten beiden Wochen haben wir mehr Projekte erledigt als die Monate davor. Der Cockpit-Tisch, der auseinander zu brechen drohte, ist Dank Verfügbarkeit von Holzleim und -Dübeln endlich repariert. Der Außenborder hat einen neuen Vergaser. Ich weiß nicht, wie oft Achim den originalen Vergaser in den letzten zwei Jahren auseinander genommen und gereinigt hat. Geschichte! Die Ankerkette hat neue Markierungen und, und, und. Unsere Arbeitslisten werden angenehm kürzer. Nur der Rigger. Eine harte Nuss. Der steht aber kurz davor weich gekocht zu werden, seine Arbeit doch hier in der Marina auszuführen. ;-)

Und endlich mal wieder Essen gehen. Unsere Liegenachbarn, Clare und Andy, sind angenehme Engländer, die mit uns zum Roulotte – zum Straßen-Food – gehen. Durch die fehlenden Touristen und dadurch, dass die Einheimischen weniger verdienen, ist der Platz nicht mehr so gut besucht, wie im letzten Jahr. Hoffentlich ändert sich das bald wieder. Der Trubel zwischen den rollenden Imbiss-Wagen sorgte für eine tolle Atmosphäre. Über alles betrachtet, gefällt uns Tahiti Life ganz gut im Augenblick.

Neuseeland Update: still ruht das Land – keine Neuigkeiten.

Essen gehen mit unseren neuen Segel-Nachbarn – wunderbar

 

SV Double Twenty – Lukas Warnecke + Dorian Broos + Leon Woditsch GER

Hanseat 70 B II – Sanierung

TOTALSANIERUNG SOWIE EINDRUCHSCHUTZ

Hanseat Sanierung