Kategorie: Blogs

Mitsegler Mindelo – Grenada kurzfristig gesucht

EINHANDSEGLER SUCHT ZWEITE HAND
Vor wenigen Tagen habe ich den Bericht über Frank Albrecht SY Invidia online gestellt. Frank ist zwischenzeitlich in Mindelo eingetroffen, hat seine Windpilot Pacific an der Forna 37 ( Stahlbau ) montiert, eine neue Drive Unit des Autopiloten montiert und ist mit 2 Mitseglern gen Westen aufgebrochen … die er zwei Tage später wieder im Hafen an Land gebeten hat, weil sie mit dem Seegang unterwegs Probleme zu haben schienen.

Nun liegen Schiff samt Skipper im Hafen und suchen Begleitung für die Reise gen Westen ( Hand gegen Koje ). Eine Frage und Angebot, das ich hiermit öffentlich stelle.

Frank ist lebenslang als Metallbauer in Westdeutschland unternehmerisch tätig gewesen, seit Sommer 2021 in Ruhestand, sein Schiff hat er mit eigenen Händen im Verlauf von 16 Jahren selbst gebaut, kennt seinen Untersatz bis zur letzten Schraube.

Kontaktadresse: Frank Albrecht
[email protected]
tel: +49 163 79 79 733
oder auch an Peter Foerthmann [email protected]

Autopilot – Windpilot

Allures – Garcia

SCHWEIZER TASCHENMESSER MADE IN FRANCE

Allures – Garcia

Die Schrauben müssen raus

Sa., 15.Jan.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2786, 24.688 sm von HH

Vielen Dank für all die guten Tipps, die Ihr uns gesendet und kommentiert habt. Viele bezogen sich auf unser Schrauben-Problem, daher ein paar erläuternde Details: Üblicherweise wird ein Teakdeck geschraubt und geklebt. Dabei wird das Deck vollflächig mit Kleber bestrichen und die Leisten mit Schrauben zusätzlich ans Deck geschraubt. In der Mitte der Leisten. Über die Schrauben werden Holz-Stopfen eingeklebt, die dann bündig mit der Teakoberfläche abgeschliffen werden.
Solche Schrauben haben wir auch, allerdings nur an den Scheuerleisten und in Umrandungen an Luken und ähnlichem. Bei allen anderen Flächen hat man bei Atanga Schrauben ins Holz in den Fugen gedreht und mit Fugenmasse den Mantel der Unsichtbarkeit darüber gelegt.
Diese Schrauben sind erstmals bei unserem eigenen Refit der Fugen im Winter 2010 aufgetaucht. Teakdeck Refit | Atanga  Bis dahin dachten wir, dass unser Deck nur geklebt sei. Bei der damaligen Vertiefung der Fugen haben die Schrauben zum größten Teil ihren Kopf verloren. Darüber haben dann auch wir mit Fugenmasse den Mantel der Unsichtbarkeit gelegt. :mrgreen:

Jedes X ist eine sichtbare Schraube – daneben gibt es noch die im Verborgenen

Da Achim einfach mehr Fläche schafft als ich, haben wir unser System geändert. Er macht Masse. Ich breche zunächst auch Holz vom Deck, aber sobald Achim einen gewissen Vorsprung herausgearbeitet hat, fange ich mit dem Ausputzen unserer Flächen an. Ich befreie die stehen gelassenen Schrauben komplett vom Holz. Dann biege ich die krummen Hunde grade und sie bekommen einen Hammerschlag an die Seite und einen auf den Kopf. Das bricht ihren Halt und sie lassen sich dann ganz passabel mit der Kombizange herausdrehen. Ungefähr jede zehnte Schraube zeigt Widerstand. Ursprünglich zu schräg eingeschraubt, wehren diese Gesellen sich mit jeder Gewindeumdrehung.
Die vielen Schrauben sind der Grund dafür, warum wir kein „schweres Gerät“ benutzen. Pressluft-Spachtel, Multi-Tools oder ähnliches. Wir würden alle Schrauben abscheren. Das passiert sogar mit Stecheisen und Hammer noch häufig genug. Diese Schrauben müssen wir alle ausbohren …

Stehen gebliebene Schrauben zum Ausputzen fertig

Die Schrauben sind Werkzeug-Killer

Die Schrauben freie Fläche ist jetzt noch mit Kleber voll geschmiert. Der ist auch nach über dreißig Jahren noch elastisch und macht was er machen soll: er klebt wie Teufel am Deck. Von alleine kommt das Zeug nicht runter. Es muss aber runter, da das Deck am Ende noch geschliffen wird und sich der Kleber sich nicht schleifen lässt.

Der Kleber muss ebenfalls runter

In Streifen verklebt – Pfusch am Bau

Wo die Schrauben saßen haben wir offene Löcher. Die müssen noch am gleichen Tag zu, damit es dort nicht rein regnen kann. Allerdings kommt vor „zu“ erstmal größer bohren, damit wir die Löcher anständig füllen können. Nach dem Bohren folgt das Aussaugen der Löcher und mit Aceton ausreiben, damit das Epoxid gut haftet. Epoxid ist ein Zwei-Komponenten-Füller, der möglichst exakt gemischt werden muss, damit er weder zu schnell oder zu langsam aushärtet.
Das kann man recht ungenau von Hand mischen oder man benutzt ein Pumpen-Misch-System. Diese sind leider aasig teuer. Jetzt kommt Glück ins Spiel. Auf dem Werft-Bauhof gibt es drei dieser Pumpensysteme. Von dort können wir uns im Joghurt-Becher unseren täglichen Hub abholen den wir benötigen. Gleich perfekt gemischt – wie wir es wollen, slow, very slow oder normal aushärtend. Wir nehmen slow, unserem Arbeitstempo angemessen. :mrgreen:
Der Bauhof-Meister notiert die Anzahl unserer Hübe (Epoxid ist ebenfalls aasig teuer) und wir bekommen nur das Material in Rechnung gestellt.

Mit einer Art Holz-Eis-Stil füllen wir dann die Löcher. Bitte nicht überkleckern, das Epoxid wird eisenhart und  ist schwer zu schleifen. Ungefähr hundert Löcher legen wir am Tag frei. Ein Viertel unserer Arbeitszeit geht nur für die Löcher drauf.

Epoxid kommt in die aufgebohrten Löcher

Das Herz blutet. Wir schleppen Holz im Wert von tausenden von Euros von Deck. Denn die Dicke der Leisten ist noch gar nicht so schlecht. So betrachtet hätte das Deck sicher noch fünf, sechs Jahre gehalten.  Vielleicht sogar länger. Aber die Leisten haben angefangen längs zu reißen, dicht neben den Fugen. Es ist möglich, dass die Schrauben daran nicht unschuldig sind.
Außerdem wurde das Deck nicht vollflächig geklebt, wie man schön an den schwarzen Kleber-Spuren sehen kann. Ausgerechnet unter den Fugen fehlt der Kleber. Schöne Kanäle, in denen das Wasser seinen Weg finden konnte. An einigen Stellen stoßen wir tatsächlich auf unterwärts angerottetes Teak. Sehr, sehr ärgerlich.

Aber wir kommen voran. :-)

Schmale Risse gut zuerkennen neben den Fugen – die gehen durch bis nach unten

Arbeit im Liegen hat mein Vater immer gesagt – kann ja so schwer nicht sein

Das Rätsel der Falten um den Mund ist geklärt – es sitzt sich nicht überall so gemütlich wie beim Chef

 


7

Das Teakdeck muss runter

Di., 11.Jan.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2782, 24.688 sm von HH

Wir hätten gleich stutzig werden sollen, dass dies keine Ponyhof-Arbeit sein könnte.  Alle Werftjungs, die für diese Arbeit eingesetzt werden könnten, reagieren so: „Arbeitet ruhig so viel selber, wie ihr wollt. Alles, was ihr macht, spart euch ordentlich Geld.“  Hallo?
Achim holt sich bei Terry, dem Holzexperten in Norsand, ein paar Ratschläge – welches Werkzeug ist am besten, wie geht ihr normalerweise vor? Diese Tipps gibt er an mich weiter und wir kaufen das empfohlene Brecheisen. Ich beginne zunächst alleine mit den Arbeiten (der Skipper hat leichte Arbeit im kühlen Schiff – der Thermostat vom Kühlschrank macht Ärger).

Ich fange mit dem Deckel vom Ankerkasten an. Den kann ich abschrauben. Vielleicht hilft diese Möglichkeit ihn drehen zu können, um eine Idee zu bekommen, wie das Holz am besten runter kommt. Auf dem Deckel sind die Holzleisten nur geklebt, nicht geschraubt. Das macht es einfacher. Dass der Deckel schwingt, macht es schwieriger. Nach vier Stunden bin ich fix und fertig, aber der Deckel ist sauber. Am Nachmittag noch die Scharniere und den Deckelheber polieren. Abgearbeitet.

Da geht er hin – der Hanseat-Wal auf der Ankerkasten-Klappe

Und nachmittags werden die Scharniere poliert

Am nächsten Morgen kloppe ich irgendwo an Deck ein Loch ins Holz. Dort wo man mit dem Hammer gut ausholen kann. Die Teakleisten sind geklebt und geschraubt. Allerdings sitzen die Schrauben in den alten Fugen, nicht im Holz. Häufig schon ohne Kopf und unsichtbar. Einmal mit dem Stecheisen dagegen gedongelt, sofort ist der Hobel stumpf. Sie stehen auch nicht in einer geraden Reihe, so dass man sich ausrechnen könnte, wo die nächste kommt.
Ich klopfe und hämmere, hämmere und klopfe. Es ist schwer zwischen Gummikleber und Holz zu kommen. In Streichholzgröße fällt mir das Teak entgegen.

Terry kommt an Atanga vorbei und fragt freundlich, ob er mal schauen darf, was ich so mache. „Klar gerne, komm hoch!“ Er schaut auf mein schmales Stecheisen und das unbenutzte Brecheisen. Terry  möchte mir zeigen, wie ich es besser machen kann. Aber er hat die Rechnung ohne unsere Schrauben gemacht. Das Brecheisen bleibt stecken, damit kommt auch er nicht voran. Er greift zu meinem Stecheisen. „Wenn das so blöd bei euch ist, musst du das Holz brechen. Vielleicht auch mal quer zur Maserung schlagen.“ Er macht ein paar Probeschläge. In Streichholzgröße fällt ihm das Teak entgegen.

Das traurige Ergebnis nach Tag zwei – nur noch 48 Mal schlafen

Terry lässt mich wieder allein und macht seitdem einen großen Bogen um Atanga. Er duckt sich weg, nicht, dass wir doch noch auf die Idee kämen, die Arbeit an die Werft zu vergeben.
Ich klopfe und hämmere, hämmere und klopfe. Nach vier Stunden bin ich erneut fix und fertig. Jeder Körperteil tut mir weh. Ich spüre Muskelstränge, die ich an meinem Körper gar nicht kenne. Ein Viertelquadratmeter ist geschafft. Vierundzwanzig Quadratmeter haben wir. Bedeutet in 48 Tagen hätte ich das Teakdeck runter geklopft. Aber nur bei einem 8-Stunden-Tag. :mrgreen:

Hilfe naht an Tag drei in Form von Achim heran. Nun klopfen und hämmern wir Seite an Seite. Achim schafft eine größere Fläche als ich. War ja zu erwarten. Außerdem haut er sich auch nicht auf den Daumen, während meiner bereits zwei, drei Schläge abbekommen hat. Warum passiert ihm das nicht? Das muss was genetisches sein. Der Schmerz ist groß, aber für einen gelben Zettel reicht es nicht.

Mühsam kommen wir voran

Unsere Techniken werden besser an Tag vier. Das Stecheisen ist etwas schmaler als die Teakleisten. Wenn man es mittig an der Leiste anlegt mit der flachen (!) Seite nach unten, kommt man sowohl an den albernen Schrauben vorbei und wenn man Glück hat, schafft man auch mal ein Stück Leiste, die länger als zehn Zentimeter ist. Ab sofort wird das ‚piece of the day‘ – das längste Stück des Tages gekürt.

Mein Stück des Tages

Der Gewinner steht fest

Achim möchte „Strecke“ machen. „Damit man erstmal was sieht“. Das heißt, wir klopfen zunächst die bequemen, großen Flächen frei. Die Umrandungen an den Fenstern und die Kanten bleiben stehen. Ich würde es anders machen. Einfach und schwierig mixen, freue mich aber, dass man an Tag fünf schon „richtig“ was sehen kann.

Ergebnis nach Tag 5

Und was macht der Rumpf? Der trocknet vor sich hin. Dank des warmen, trockenen Wetters mit gutem Fortschritt. Peter, unser Rumpf-Schäler, kommt vorbei und misst die Feuchte. Hohe Werte sind zwar auch noch dabei, aber die 30er Alarmausschläge im roten Bereich sind verschwunden. Die gemessenen Werte werden mit Kreide am Rumpf notiert und ab sofort regelmäßig überprüft. Von 12 bis 27 Prozent Feuchte ist alles dabei. Das Ziel heißt 14 Prozent – Peter meint, dass es Ende Februar, vielleicht Mitte März soweit sein könnte. Bis dahin muss auch das Deck fertig sein :lol:, weil Rumpf und Deckaufbau zeitgleich in der Halle erfolgen sollen.

Feuchtigkeit im Rumpf


18

SV The Point – David Auld AU

FIRST SAILING EXPERIENCES WITH WINDPILOT IN AUSTRALIA
Hello Peter, Installation and commissioning went very well. There were no surprises and no need for further adjustments. I’ve used the unit in light conditions and just recently for a beam reach in 20-25 knot winds. As long as my sail trim is correct the Windpilot does a great job. I’m learning to reef my mainsail early to keep the helm balanced.
Thanks for your support and this great product.
Regards
David Auld

SV Albatros – Jan Willem Eyssen NED

BESTEVAER 55 USING WINDPILOT PACIFIC FOR 12 YEARS
Dear mr Förthmann, As from the launch in 2009, my Bestevaer 55′ Albatros (approx. 26 tonnes) has been equipped with both a Pacific Windpilot and a B&G autopilot. Both the pilots are being used seperately and have served us well over the years and still do.
Best regards,
Jan Willem Eyssen

SV Ioda – Stéphane Cudelou FRA

ANNÉES SABBATIQUE À LA VOILE SUR IODA – OVNI 435
Bonjour Peter, Just to tell you that we arrived at La Martinique few days ago after a 14 days quiet transat from Cabo Verde. We use the Windpilot all the time with full satisfaction. It worked just incredibly fine ! We are very happy and trustful.

cleaning from sargasso weed

We had to stop it just the last day as it did not quite appreciate the sargassum seaweeds…
Once again, thank you so much Peter for the kind support you gave us.
Rgds,
Stéphane
WEITERLESEN

Ein Camping-Fazit

Di., 04.Jan.22, Neuseeland/Tutukaka, Tag 2775, 24.688 sm von HH

Unser letzter Campingplatz liegt wieder an der Ostküste – keine dreißig Kilometer von Atanga entfernt. Die Campingplatzdichte im Osten ist enorm, alle zehn Kilometer findet sich einer. Der Grund ist schnell ersichtlich: die Küste ist traumhaft schön. Halbmondförmige Buchten schmiegen sich zwischen schroffe Felsen. Die sind bewachsen mit Südsee-Myrte, gebogenen Kiefern und Buschwerk. Hinter jeder Ecke taucht eine neue Bucht auf – eine lieblicher als die nächste.

Eine Bucht

zwei Buchten weiter

Wanderweg die Küste entlang

Wohnen an der Küste – nur drei Nachbarn auf Kilometer

Kuh- oder Schafsweide

Ein Urlaubsparadies der ersten Güte. Das wissen auch die Kiwis. Es ist „voll“ in der Woche nach Neujahr. Der Campingplatz in Tutukaka ist sogar ausgebucht. Wir bekommen nur noch einen Platz beim Bauern auf der Wiese gleich nebenan zugewiesen. Aus „nur noch“ wird „besser geht’s nicht“! Kühe schauen uns beim Morgenkaffee tief in die Augen. Enten watscheln am offenen Zelt vorbei. Ein Perlhuhn-Pärchen streunt über die Wiese. Dann kommen auch noch zwei Laufenten vorbei. Zelten im Zoo. Wir teilen uns die Wiese mit vier, fünf weiteren Campern. Neue Duschen und Toiletten im Container extra aufgestellt für die abgeschobenen Bauern-Camper machen den Zeltplatz perfekt. Der Weg in die Gemeinschaftsküche ist etwas weiter, aber das nehmen wir gerne in Kauf.

Camping auf dem Bauernhof

Und dann kommt auch noch ein Pukeko vorbei – ein australisches Sumpfhuhn

Zwei Wochen waren wir campen. Und es war super. Okay, wir hatten die gesamte Zeit keinen Regen, das hilft, Camping mit Zelt schön zu finden. Das hat unser Zelt von einem ernsthaften Dichtigkeitstest bewahrt. Bereits beim ersten Aufbau habe ich ein Loch im Überzelt entdeckt. Kein mechanischer Schaden, sondern ein Webfehler. Anstandslos hat man mir das reklamierte Zelt umgetauscht. Ich hätte auch das Geld wiederbekommen, aber uns gefällt das Zelt, das wollten wir gerne behalten. Leider wissen nun noch immer nicht, ob es regendicht ist.
Unsere Campingstühle waren Mist. Bei den Armlehnen war der Stoff so knapp genäht, dass die erste Lehne an Tag drei abgerissen ist. Das Geld für diesen China-Schrott habe ich bereits zurück (anderes Geschäft).
Das Schlafen auf der Erde ging besser als erwartet. Die selbst aufblasenden Luftmatratzen waren ein guter Kauf für Oma und Opa Atanga. Warm und bequem – 5 Zentimeter dürfen es aber schon sein.

Schlafsäcke bis Null Grad – für den Chef eine extra Wolldecke und Kissen von Zuhause – die Luftmatratzen kann man auch aneinander knüpfen, wenn man möchte. Wir wollen nicht … ;-)

Als Fazit ist zu sagen, dass Camping im Prinzip wie Langstrecken-Segeln ist.
Statt Salz überall kleben zu haben, ist in kürzester Zeit alles mit Rasenschnitt übersät. Das Klappern von Dosen im Schrank bei Wellengang funktioniert auch mit Tellern und Wackeltisch im Kofferraum. Nach drei Tagen findet sich auch nichts mehr wieder trotz vorher generalstabmäßigen Planung, was wohin gehört. Bei Wind mussten wir unseren Wackeltisch am Baum festbinden, sonst wäre er abgehoben. Und kulinarisch erinnert die Kocherei auf der Erde an Woche drei auf Langstrecke. Wir müssen sehr den Hang zum Unbequemen haben. :mrgreen:
Entgegen des schlechten Rufs, dass man von den Mücken gefressen wird, wurden wir in Ruhe gelassen. Auf drei von fünf Campingplatzen haben wir Kakerlaken gesehen. Eine wollte es sich auch schon im Überzelt gemütlich machen. Aber hey, nur mittelgroße Schaben und nicht die Monster aus Südamerika und Tahiti.
Machen wir es wieder? Unbedingt! Aber bitte auch beim nächsten Mal wieder bei gutem Wetter. Dann braucht man auch keinen Campervan.

Kochen auf der Erde – hier mit Silvester Sekt

 


17

SV Mizar – Peter Kohstall + SV Invidia – Frank Albrecht GER

LEHRSTUNDEN UNTERWEGS – DER DIREKTE VERGLEICH

Autopilot – Windpilot

SV Alu Ree – Torsten Zoeke + SV Pura Vida – Rüdiger Neuweiler

GEMISCHTES DOPPEL – GLÜCK UND LEID

Torsten Zoeke

Rund um den Hokianga Harbour

So., 02.Jan.22, Neuseeland/Rawene, Tag 2773, 24.688 sm von HH

Unser nächster Campingplatz führt uns ins Inland. Weg von diesen ewigen Stränden. :mrgreen: Aber so einfach ist das nicht, denn der Hokianga „Fjord“ an dem wir in Rawene unser Zelt aufbauen, hat ebenfalls Strand. Bei Ebbe werden dort sogenannte Boulders freigelegt. Mannshohe Stein-Kugeln zusammengebacken aus Lehm und feinem Schlamm über einen geschätzten Zeitraum von fünf Millionen Jahren. Die fast perfekte Kugelform erscheint Menschen gemacht. Konkretion nennt sich diese Art des Zusammenklebens von Sedimenten, die über die ganze Welt verteilt zu finden sind. Allerdings selten in dieser Größe.

Piknik-Pause am Ufer vom Hokianga

Koutu Boulders

Ich musste mir einen Stein unterlegen und auf Zehnspitzen stehen

Der Hokianga ist mit 32 Kilometern Länge der größte Naturhafen Neuseelands. Er ist weit verzweigt und verästelt. Am Ausgang zum Meer ist er – wie in Neuseeland üblich – überreich mit Sandstränden gesegnet. Wir haben Glück, es ist zur richtigen Zeit Ebbe, so dass wir die Klippen hinunter kraxeln und die Landzunge am freigelegten Strand umrunden können. Was für eine Naturschönheit. Diese Farben. Wunderschön.
Die steife Brise aus Süden (brrr … Südwind ist immer kalt hier und verlangt nach langer Hose und Pulli), die uns seit gestern um die Ohren pfeift, peitsch das Meer ordentlich auf.

Mal wieder ein Traumstrand

Eingang Hokianga Hafen von oben

Einmal die Klippen runter

Der Eingang vom Hokianga Hafen

Die Windabgewandte Seite der Klippen

Die letzte Wanderung von Rawene aus führt uns in den Wald. Mal wieder Kauris. Einschließlich Schuhwasch-Schleuse am Eingang vom Wanderweg. Eine erstklassige Wanderung. Steil die Berghänge hoch und runter. Die Arbeiter vom DOC haben Tolles geleistet. Auf gut gebauten Stufen kämpfen wir uns die Treppen hoch. Es ist mehr ein Treppen-Hochhaus-Steigen als Wanderung. Über 600 Höhenmeter müssten wir überwinden. Einmal in die Spitze des One  World Trade Centers in New York – ohne Fahrstuhl – bitte. Das gibt Muckis in die Beine. Da der Weg so steil ist und die Kauri-Dichte hoch, kann man hier den Kauris in die Kronen schauen.

Der Anstieg erfolgt überwiegend über Holzstufen im Wald

Die Kauri-Dichte ist enorm

Baum-Liebe ;-)

Kauri-Krone

Wanderschuh-Waschanlage

Rawene selber ist ein kleines Cowboy-Nest mit Charme. Früher gab es hier mächtige Kauri-Sägewerke, die dem Ort einen gewissen Status verliehen haben. Heute ist man stolz, dass In Rawene Häuser von über einhundert Jahren stehen. Eine Seltenheit in Neuseeland. Daher wird alles, was nur den Hauch von Historik haben könnte, werbewirksam verarbeitet.

Aus dem Umland kommt man mit Trecker zum Einkaufen

Schöne Häuser in Rawene

Die historische Altstadt von Rawene ;-)


36

Gestrandet

Nordsee im Winter

Kurz bevor das Jahr 2021 zu Ende war, haben wir es tatsächlich noch geschafft, für einen kurzen Moment das Meer zu sehen.
Zwei Tage waren wir an der Nordseeküste in Holland unterwegs. Möglich wurde der Kurztrip durch ein Ereignis, auf das wir seit vielen Jahren hingefiebert haben:
Wir haben ein Overlander-Basisfahrzeug gekauft! Eins, das man auf den ersten Blick überhaupt nicht als solches erkennt. Es sieht aus, wie ein ganz normaler Kombi. Ganz unschuldig und bieder kommt es daher.
Die Idee, mit einem „Overlander“, also einem Universalfahrzeug mit Campingausrüstung, hin und wieder das Land unsicher zu machen, geht zurück auf die Zeit, als wir mit Eos das ein oder andere mal in Häfen festhingen.
Damals haben wir beschlossen: Eines Tages kaufen wir uns so ein Ding und bauen die Kiste für längere Trips an Land um! So, dass man möglichst günstig und unabhängig von Unterkünften unterwegs sein kann.

Vor gerade einmal vier Wochen haben wir nun endlich dieses Fahrzeug gefunden. Seit einer gefühlten Ewigkeit haben wir den Markt abgegrast, waren oft bei Autohändlern, haben vieles ausprobiert und uns mit den verschiedensten Leuten kurzgeschlossen und manche vielleicht auch mit unserer Unentschlossenheit genervt.
Lange waren wir beim Landrover Defender, dann beim Toyota Landcruiser, dann beim Volkswagen T5, dann beim T4, dann bei Mitsubishi, bei Nissan, Suzuki, auch bei Hanomag, beim Unimog…
Um es kurz zu machen, wir haben uns mit praktisch jedem Fahrzeug auseinandergesetzt, welches auch nur annähernd in die Kategorie „Overlander“ passt. Also Fahrzeuge, die universell einsetzbar sind und für Langzeitreisen taugen.
Am Ende war dann klar, dass es für uns ein Allradler sein muss. Da wir aber festgestellt haben, dass die meisten Overlander eher selten richtig Offroad fahren, hatten wir lange ein Entscheidungsproblem. Eigentlich brauchen die meisten Leute den vollwertigen Offroader a lá Defender und Co. fast nie. Es gibt natürlich Ausnahmen und da macht er auch Sinn. Bei uns wäre es aber so, dass wir die meiste Zeit auf Asphalt fahren werden.
Und da ist uns ein guter CW-Wert und geringer Spritverbrauch extrem wichtig. Das kollidiert jedoch mit den meisten SUVs.
Und so hatten wir lange ein Problem, bis ich mich an einen Autohersteller erinnert habe, der mir aus meiner Motorsportzeit in extrem guter Erinnerung geblieben ist. Ein Autohersteller, der robuste Allradfahrzeuge baut, die wie ganz normale Limousinen oder Kombis konzipiert sind. Ich bin lange vor dem Segeln ziemlich aktiv in der Motorsportszene gewesen, selbst oft auf der Nürburgring-Nordschleife gefahren und war eine Saison Mechaniker bei einem Team im Renault Clio Cup.
In dieser Zeit gab es auf Rundkursen und Rallyes zwei Benchmarks, die in Sachen Fahrleistung und Konzept des Antriebsstrangs wirklich herausgestochen sind. Das waren die Audi Quattros und der Subaru Impreza!

Den Quattros begegnet man auch heute hin und wieder als zahme Alltagsfahrzeuge auf der Strasse, die Subarus sieht man jedoch so selten, dass ich sie völlig vergessen hatte. Subaru hat in Deutschland einen Marktanteil von gerade einmal knapp 0,2%. Also nix!
Warum das so ist, lässt sich aus zweierlei Gründen durchaus nachvollziehen. Zum einen benötigen die wenigsten Menschen einen Allrad-Pkw und zum anderen hat Subaru schon immer so gebaut, dass Funktion vor Design kommt. Subarus gewinnen deshalb eher selten einen Schönheitswettbewerb und für Händler sind sie auch nicht sonderlich interessant, weil fast nie etwas an den Autos aus Japan kaputt geht.
Was die Technik angeht, so ist der Allradantrieb von Subaru der Benchmark in seiner Klasse. Es ist der einzige vollkommen symmetrisch aufgebaute permanente Allradantrieb für PKWs. Subaru baut (bis auf wenige Ausnahmen) ausschließlich Allradfahrzeuge mit Boxermotor, weil sich nur mit diesem Motor ein idealer AWD-Antriebsstrang mit niedrigem Schwerpunkt und guter Gewichtsverteilung in einem klassischen Pkw aufbauen lässt.

Vor etwa einem halben Jahr haben wir dann endgültig zu Gunsten von Subaru entschieden. Mir gefielen die Autos zu dem Zeitpunkt optisch überhaupt nicht. Aber ich bin ja ein Vernunftsmensch.
Sabrina steht sowieso auf japanische Autos und alles was mit Japan auch nur im entferntesten zu tun hat. Sie hatte sich deshalb bereits früh in die Subarus verliebt.
Lange waren wir dann nicht sicher, ob es ein Legacy sein sollte, oder ein Forester. Irgendwann hat sich der Legacy durchgesetzt, weil er für uns einfach den größten Nutzwert hat. Er braucht weniger Benzin als der Forester und bietet mehr Platz im Innenraum. Das ist für uns extrem wichtig, weil wir den Innenraum zum modularen Schlafraum umfunktionieren werden. Ein Dachzelt, wie es viele Overlander haben, ist für uns (unter anderem) wegen Filou suboptimal. Also werden wir die Klamotten in der Dachbox transportieren und das Bett ist im Auto. Dazu eignet sich der Legacy ziemlich gut. Er hat bei umgeklappter Rücksitzbank eine ebene Fläche von 120x200cm, ohne das dazu die Vordersitze verschoben oder gekippt werden müssen.

Tja, nur so ein Legacy musste erst mal gefunden werden!
Wir wollten unbedingt einen Legacy II haben. Der gefällt uns von allen am besten und besitzt eine Technik, die unterwegs auch noch gut zu reparieren ist.
Daneben sollte er möglichst wenige Vorbesitzer haben und auch nicht allzu viele Kilometer auf dem Tacho. Und da wurde es schwierig. Die meisten hatten weit über 200.000km runter, viele über 300.000. Das wäre nicht einmal ein großes Problem gewesen, da die Motoren sehr haltbar sind.
Problematisch werden hohe Laufleistungen mit vielen Vorbesitzern, weil dann einfach davon ausgegangen werden muss, dass da der ein oder andere dabei war, der die Karre kalt getreten hat. Und das ist (bei jedem Auto) ganz, ganz schlecht.

Um es kurz zu machen: Vor etwa vier Wochen haben wir die Nadel im Heuhaufen gefunden! Ein Subaru Legacy II, Baujahr 1998 (letztes Modelljahr), ERSTE Hand, 110.000km gelaufen, überwiegend in der Garage geparkt.
Die Vorbesitzerin hatte den Subaru vor 23 Jahren neu gekauft und über all die Jahre ziemlich gut behandelt. Der Lack sieht, bis auf ein paar Macken durch Parkrempler auf der rechten Seite, erstklassig aus.
Der Innenraum wirkt so, als wäre das Auto erst letzte Woche ausgeliefert worden. Die Polster sind wie neu, Lenkrad und Schalthebel nicht abgegriffen. Ein richtig schicker Youngtimer.
Er braucht noch ein bisschen Aufmerksamkeit hier und da, aber im Kern steht er sehr gut da mit 2 Jahren TÜV.

Dachträger, Dachbox und einen Satz Winterräder auf Original Subaru Stahlfelgen hatte ich kurz vor Weihnachten noch günstig über ein bekanntes Kleinanzeigen-Portal organisiert.
– Räder = 29€
– Relingträger = 15€
– Dachbox = 25€
– ein bisschen Offroad fahren = unbezahlbar

Und keine Angst, in den Subaru kommt kein E-Motor rein. Dieses Japanische Triebwerk ist mir heilig!

Und was wollen wir damit?

Wir brauchen den Subaru als Universalauto, nicht nur als reinen Overlander. Mit ihm werde ich demnächst einige Male den Trabant auf einem Anhänger transportieren müssen. Dann haben wir den ein oder anderen Ausflug vor, wenn für eine Schiffsreise nicht genug Zeit zur Verfügung steht.

Den ersten Test hat der Subaru jedenfalls bestanden. Die Bedingungen waren die denkbar schlechtesten für so einen Test, denn es waren 2 Tage Sturm und Dauerregen angesagt. Noch dazu ist gerade Winter, Covid-19 schränkt ein und das Auto war nur zum Teil fertig. Aber es hat funktioniert und Spaß gemacht.
Gestartet sind wir in Rees am 28. Dezember und sind auf direktem Weg ans Meer in Richtung Hellevoetsluis gefahren. An diesem Ort sind wir zuletzt im Sommer 2014 gewesen, als wir mit Eos zum ersten Mal raus auf die Nordsee gesegelt sind.
Diesmal waren wir als Landratten hier und wollten eigentlich ein wenig auf unseren eigenen Spuren wandern. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass die Niederländer eine größere Vorliebe fürs illegale Vorknallen haben, als die Deutschen.
Für Tierhalter ist das Geballer zwar oft stressig, aber auf die wenigen Stunden um den Jahreswechsel kann man sich einstellen.
Was ich aber hasse wie die Pest ist, wenn Tage vorher unvermittelt ein Polenböller in der Nähe meines Hundes hochgeht. Da wird auch meine Zündschnur kurz…
Aber aufregen bringt in so einer Situation wenig, also haben wir den Ausflug nach Hellevoetsluis abgebrochen, bevor er richtig begonnen hat.
Das Meer war schließlich nicht weit weg und Filou war nach einer Weile Angstzittern wieder der Alte.
Auf dem dünn besiedelten Land, südwestlich von Stellendam hat man nur hin und wieder in der Ferne einen Knall gehört. Damit kommt Filou mittlerweile gut klar. Da lauscht er nur kurz und ist im nächsten Moment wieder entspannt.
Am frühen Abend sind wir auf einen kleinen Campingplatz direkt hinter den Dünen gefahren. Viel los war hier nicht. Gerade einmal 5 weitere Wohnmobile standen verteilt auf der Wiese. Der Subaru war in wenigen Minuten zum Campingmobil umgebaut und das Abendessen bestand aus einem Baguette und ein paar kalten Würstchen. Filou hatte natürlich sein gewohntes Futter dabei.

Danach ging es früh ins Bett und wir waren gespannt, wie es sich in so einem Microcamper bei 7°C Außentemperatur und Sturm schläft.
Die Scheibenisolation hatte ich in den wenigen Tagen nach dem Autokauf relativ schnell fertig. Der Innenausbau ist teilweise noch provisorisch. Die Matratze ist 8cm dick und recht hochwertig. Sie ist bereits ans Fahrzeug angepasst und zweigeteilt.
Sabrina und ich hatten jeweils einen ordentlichen Winterschlafsack und Filou musste sich zwischen uns einkringeln. Dann wurde er mit seiner Fleecedecke zugedeckt und war nach wenigen Augenblicken bereits im Land der Träume. Uns ging es nicht viel anders.
Gefroren haben wir nicht, im Gegenteil. Nachts habe ich zweimal für ein paar Minuten die Seitentür geöffnet, um frische, kühle Luft ins Auto zu lassen.

Morgens auf dem Campingplatz.

Am nächsten morgen waren wir gut ausgeschlafen, haben gefrühstückt und sind anschließend noch einmal an den Nordseestrand gefahren.
Viel los war hier nicht. Das Wetter war auch nicht sonderlich einladend, mit Sturm und tiefhängenden Wolken. Uns hat es trotzdem gefallen und Filou war froh, endlich wieder ein bisschen im Sand spielen zu können.





Und so sind wir eine ganze Weile durch den feinen Sand gestapft, bis wir in der Ferne etwas gesehen haben, was aussah wie ein Seehund. Umso näher wir an das Unbekannte Etwas kamen, umso mehr sah es nach Seehund aus.
Irgendwann waren wir uns sicher, es ist tatsächlich ein Seehund, der hier im Sand liegt und wahrscheinlich im Sturm gestrandet ist und nun eine Pause braucht.
Was mich allerdings gewundert hat, war das helle Fell, das so überhaupt nicht zur Größe passte. Für mich sah das Tier nach einem ausgewachsenen Seehund aus.
Deshalb hatte ich mich auch gewundert, dass eine Frau in der Nähe mit der Seehundrettung telefonierte. Ja, in Holland gibt es tatsächlich eine Notrufnummer, die mit der Seehundrettung verbunden ist. Es ist die 144. Dort kann man anrufen, wenn man einen Seehund in Not gesichtet hat.
Auf uns Laien wirkte das Tier aufgrund der Größe jedoch nicht so, als wenn es in Not wäre. Aber wir sind schließlich nur Laien und die Frau mit dem Telefon verstand definitiv mehr von Robben als wir. Was ihr allerdings nicht gelang, war eine Positionsbestimmung und die Verständigung war aufgrund der Sprachbarriere auch eher schwierig. Also hielt sie mir ihr Telefon ans Ohr und der Mensch am anderen Ende der Leitung gab mir auf Englisch zu verstehen, dass man Breiten- und Längengrad benötigt, um Hilfe zu schicken.
Für mich war eine Positionsbestimmung mittels GPS kein Problem, auch nicht, wie man sie korrekt weitergibt. Ich kann allerdings gut nachvollziehen, dass viele damit überfordert sind, weil man so etwas im Alltag einfach nicht macht. Für uns Segler sind Längen- und Breitengrade jedoch überlebenswichtig und so war die Position der Robbe mit dem ersten guten GPS-Fix in weniger als einer Minute bestimmt und durchgegeben. Benutzt habe ich dazu mein 8 Jahre altes Smartphone. Fast jedes moderne Gerät hat heute einen GPS-Empfänger eingebaut. Sich damit einmal auseinanderzusetzen kann ich jedem nur ans Herz legen. Nicht immer kann man im Notfall eine Adresse nennen.
Wir hatten somit also unseren Teil zur Rettungsaktion beigetragen und sind nach ein paar Fotos aus großem Abstand weitergegangen um das Tier nicht zu verunsichern. Ich war froh, an diesem Tag das 300mm Objektiv mitgenommen zu haben. Normalerweise schleppe ich das fast nie mit.


Als wir schließlich zurück am Auto waren, kam tatsächlich ein Einsatzfahrzeug der Tierrettung mit Sondersignalen an uns vorbei und fuhr zum Strand, an dem die Robbe lag. Wir waren natürlich froh, dass die Position korrekt angekommen ist und haben uns nach einem kleinen Abstecher zum Hafen in Stellendam auf den Weg zurück nach Hause gemacht.
Erst hier haben wir nach Sichtung der Fotos und etwas Recherche herausgefunden, dass es sich bei der Robbe nicht (wie von uns vermutet) um einen ausgewachsenen Seehund mit ungewöhnlich hellem Fell gehandelt hat, sondern um eine seltene Kegelrobbe. Ausgewachsene Kegelrobben werden bis zu 300kg schwer und 2,5m lang. Das hier war also tatsächlich ein gestrandetes Jungtier, das möglicherweise wirklich Hilfe brauchte. Noch dazu gehört es zu einer Robbenart, von denen es an der Nordsee nur ganz wenige gibt.
Kegelrobben wurden über mehrere Jahrhunderte von Fischern gezielt getötet, weil sie als Konkurrenz gewertet wurden. Die Bestände waren in der Mitte des letzten Jahrhunderts nur noch so gering, das Kegelrobben in der Nordsee praktisch ausgerottet waren. Erholt haben sich die Bestände bis heute nicht, aber an unzugänglichen Küstenabschnitten der britischen Inseln haben einige kleine Kolonien überlebt. Von dort kommen ab und zu Kegelrobben an die Nordsee und ganz langsam nimmt ihre Zahl wieder zu, auch weil in Holland enorme Anstrengungen unternommen werden, die wenigen Kegelrobben zu schützen und die Jungtiere zu versorgen.
Und so bleibt zu hoffen, dass die Anzahl der Kegelrobben weiter zunimmt und man eines Tages wieder Kolonien von ihnen am Strand sehen kann.