SV Saira – Andrea Bäcker + Björn Dinklage GER
UNTERWASSERWELT IN PETITE TERRE
UNTERWASSERWELT IN PETITE TERRE
Fr.,26.Aug. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 3009, 24.696 sm von HH
Winter in Neuseeland ist wie Himmel und Hölle in einer Jahreszeit. Wenn es regnet – und es regnet viel – dann wird auch gleich geklotzt: 10 mm, 15 mm oder mehr. Gerne tagelang und begleitet von stürmischen Winden. Dieses Jahr soll der regenreichste Winter seit Wetterbeginn gewesen sein, hören wir von allen Seiten. Der Juli war auch wirklich sauig – der August zeigt sich etwas besser.
An schönen Tagen ist das spontan vergessen. Die Sonne hat Kraft, sofort kann die Temperatur bis 18 Grad ansteigen. Diese Tage, die jeder liebt. Sie sind wie die ersten warmen Tage im März nach einem langen Winter in Deutschland. Diese Tage an denen man die Welt umarmen möchte, wenn die Sonne Krokusse aus der Erde kitzelt.
Das Schönste am neuseeländischen Winter ist, dass er grün ist. Zumindest auf der Nordinsel. In tiefen Lagen gibt es keinen Frost. Niemals. Es kann nachts auf drei Grad runter gehen, das war’s. Das Meer ist mit 15 Grad auch noch verhältnismäßig warm.
Ganzjährig muss Rasen gemäht werden und irgendwas blüht immer. Kamelien als Straßenbäume im Juli. Die sehen aus, als ob jemand Pfingstrosenblüten in einem Baum verteilt hätte.
Kamelien als Hecke – kleinwüchsige Bäume – übersät mit Rosen-oder Pfingstrosen ähnlichen Blüten
Gefüllte Sorte – hier Sweet Emma
Ungefüllte Kamelie
Sorte Takanini
Knospe – wie vom Bauernmarkt
Magnolien blühen jetzt im August. Die Taiwan Kirschen leuchten schon von weitem. Übersät mit Blüten in lila-pink. Daneben Korallenbäume in orangerot.
Taiwan Kirsche – Prunus campanula
Wunderschöne Blüten
Korallenbaum – Erythrina
Beide Bäume gelten allerdings als Pest-Pflanze in Neuseeland. Sie vermehren sich prächtig und verdrängen endemische Pflanzen. Die Liste von Pest-Pflanzen ist endlos lang. Sie auszurotten ein Kampf gegen Windmühlen. Bei der Taiwankirsche tragen Vögel die Samen weiter. Der Korallenbaum ist steril, aber durch Gartenabfälle vermehrt er sich ungebrochen vegetativ.
Die meisten Bäume behalten ihre Blätter im Winter, nur einige Laub-Abwerfer von der Nordhalbkugel stehen zurzeit kahl da. Der Umzug von Pflanzen in den Süden sorgt für Verwirrung. Wir haben trotzig blühende Rhododendren im Mai gesehen. Das dürften sie eigentlich gar nicht. Die Triebkraft von Pflanzen wird durch Temperatur und Tageslichtdauer gesteuert. Ein Sommer-Wachser treibt aus, sobald die Tage länger und wärmer werden. Unser Rhododendron weiß das offensichtlich nicht oder hat das vergessen. Scheinbar ist die innere Uhr von Pflanzen schwerer zu überlisten als man denkt. Somit läuft hier optisch einiges durcheinander.
Am einfachsten eine Nordpflanze auf die Südhalbkugel zu trainieren, funktioniert, wenn die Pflanze als Saat nach Neuseeland kommt. So ein Rhododendron sollte dann anständig im Frühling – im November – blühen.
Ich mag den neuseeländischen Winter. Er ist kurz und mild – in vier Wochen ist schon Frühlingsbeginn. Aber es könnte ein kleines bisschen weniger Regnen.
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Leben im Kielwasser
Nein, es sind nicht nur die Biographien von großen Künstlern, Politikern, Herrschern, Literaten…, die lesenswert sind. Wenn aus einem Bananenhändler im Stöpskealter in weniger als einem halben Jahrhundert ein rund um den Globus anerkannter Pilot-im-Wind wird, dann kann der was erzählen… etwas Lesenswertes schreiben.
In unkonventionellem Stil, mit viel Wortwitz und Ironie, aber ebenso mit Hintergründigkeit eintauchend in die oft turbulenten Tidengewässer der „Menschlichkeit“ beschreibt Peter Foerthmann sein Leben, dass mit Windpilot zweifellos ehrenwert und zugleich doppeldeutig etikettiert werden kann.
Die Beschreibung seiner Kinderjahre im Hamburger Hafen in der Sterbestunde der segelnden Handelschiffe – Pamir und Peking bleiben nicht unerwähnt – ist ebenso ein für Segler historischer Leckerbissen wie das lesende Miterleben der rastlosen Suche eines nach neuen Horizonten suchenden Jünglings an Deck eines Bananenfrachters.
Wie aus dem Sohn einer vielseitig begabten Heilpraktikerin und eines für seinen kritischen Geist bekannten Professors der Hamburger Seefahrtsschule via Bananenverkauf, Pferdekutschenhandel und Wirtschaftsstudium schließlich ein weltweit erfolgreicher Entwickler, Hersteller und Vermarkter von metallenen Steuermännern wird, ist sicherlich nicht nur für Windpilot-Kunden, sondern auch und gerade für junge Leute interessant, die heutzutage – vielleicht mehr als früher – nach einem eigenen Lebensweg suchen.
Dass Frauen in Peters Leben lange ein Wind-gegen-Strom-Phänomen waren, wird in mehreren Passagen des Buches deutlich. Doch beschreibt er auch mit verblüffender Offenheit wie er schließlich den richtigen Kurs gefunden hat.
Wer Windpilot kennt, kennt auch Bernard Moitessier, sollte er jedenfalls…
Peter Foerthmann weist darauf hin, dass Bernard als er im Golden Globe-Einhand-Weltumsegelungsrennen 1969, östlich Kap Hoorn in Führungsposition segelnd, das Rennen abbrach, um dann ganz befreit vom Rennzirkus weiter nach Polynesien zu segeln und Kartoffeln anzubauen, „mit einer unkonventionellen Entscheidung am Ende glücklich geworden ist“… Es ist ein Grundgedanke des Buches…
Wer das Zusammenspiel zwischen dem Entdecken neuer Horizonte, kritischem Denken, Zielstrebigkeit, Humor, Aufrichtigkeit, Resilienz und wirtschaftlichem Erfolg als Self-Made-Man unter dem unheilbaren Einfluss des Segelvirus verstehen will, der muss dieses Buch lesen.
Wilfried Krusekopf
Das schwere Unwetter über Korsika und Italien zeigt die Gefahren, die für Yachten von Gewittern ausgehen. Sind Wetterextreme wie auf Korsika auch in Kroatien möglich? Und wie verhält man sich im Fall von aufziehenden Gewittern? Ein Grund, Mythen über Stürme und Gewitter auf See näher zu betrachten.
1. „Das Unwetter über Korsika kam unversehens und aus heiterem Himmel.“
Heftige Unwetter auf See kommen niemals überraschend. Drohende Gewitter sind bereits am Vormittag für einen aufmerksamen Beobachter anhand einfacher Wolkenformationen erkennbar.
Selbst die allgemeinen Wetterdienste wie www.wetteronline.de weisen auch im Ausland 24-48 Stunden zuvor zuverlässig auf mögliche Gewitterlagen hin. Große Gewitterfronten in Deutschland kündigen sich manchmal auch Tage vorher durch schwere Unwetterschäden in Frankreich an.
www.windy.de oder www.windfinder.de sind weniger zu empfehlen und für Gewittervorhersagen nicht ausreichend. Sie sind eher reine Windvorhersageseiten und weniger Wetterseiten. In windy sind Gewitterlagen in einem eigenen Untermenü „versteckt“, und zweitens finde ich die grafische Aufbereitung – anders als bei den windy-Windvorhersagen – unbefriedigend und wenig aussagefähig. Doch dazu unten mehr.
2. „Die Böen trafen uns vollkommen unvorbereitet.“
Die Seite www.blitzortung.org empfahl ich bereits in der ersten Ausgabe meines Buches GewitterSegeln. Ich nutze die Seite, die vergangene Woche auch auf SPON empfohlen wurde, seit fast 10 Jahren konsequent in Gebieten mit Gewittergefahr. Warum? Blitzortung.de zeigt zuverlässig nicht nur ein Gewitter an, sondern vor allem dessen Ausmaße und Zugrichtung.
Das obige Foto zeigt einen Screenshot des Unwetters über Korsika vom 18. August Stunden vor dem Einsetzen der ersten Böen. Erstens ist daran die schiere Größe der Gewitterfront beeindruckend. Sie reicht praktisch von Menorca bis Genua, was in etwa der Distanz München – Hamburg entspricht. Was am 18.8. aufzog, war eine Riesenfront und kein Regenschauer.
blitzortung.org zeigt auch klar die Zugrichtung eines Gewitters, nämlich nach Nordwesten. blitzortung.org registriert weltweit jeden einzelnen Blitz. Und markiert ihn in der Grafik mit einer Art Zeitstempel:
• roter Kreis: aktueller Blitz
• weiße Punkte: neueste Blitze innerhalb der letzten 20 Minuten
• gelbe Punkte: mittelalte Blitze innerhalb der letzten 40 Minuten
• rote Punkte: alte Blitze innerhalb der letzten 100 Minuten
Ein Unwetter zieht immer in Richtung der neuesten Blitze – also stets von „rot“ nach „weiß“.
3. Ist ein derartiges Unwetter auch in Kroatien möglich?
Ja. Und es gibt sie auch jedes Jahr. Vor allem im August und September.
Warum?
Im Monat August erreicht das gesamte Mittelmeer traditionell seine höchsten Wassertemperaturen. In diesem Jahr werden vor allem am Enstehungsort des Korsika-Unwetters sehr hohe Wassertemperaturen gemessen: Zwischen Mallorca und Barcelona aktuell weiterhin fast 30°, nördlich von Sizilien ebenso. Ebenfalls sehr hohe Wassertemperaturen herrschen zur Zeit im östlichen Mittelmeer. Dies sind ungewöhnlich hohe Temperaturen – aber sie passen ins Bild der laufenden Klimaveränderung.
Das Mittelmeer und seine Teilmeere sind wie ein riesiger Solarspeicher, der die Sonnenenergie in sich aufnimmt und speichert. Jagt ein Tiefdruckgebiet größere Kaltluftmengen über die erwärmte See, beginnt die Wetterküche. Heftige Unwetter sind nur eine Frage der Zeit.
Die aktuellen Wassertemperaturen in der Adria liegen aktuell niedriger als die genannten Rekordwerte. Beispielsweise heute in Hvar bei 24 ° oder Cres bei 25°. Für heftige lokale Unwetter reicht das allemal. Eine gute Quelle für Wassertemperaturen ist ebenfalls www.wetteronline.de oder seatemperature.org/mediterranean-sea.
Bei den hohen Wassertemperaturen um die Balearen, im Tyrrhenischen Meer und im östlichen Mittelmeer dürften Gewitter und Unwetter bis weit in den Herbst wahrscheinlich sein. „Medicane„- und weitere sogenannte heftige „Derecho„-Ereignisse (große Gewitterfronten mit stärksten Sturmböen) sind dort wahrscheinlich.
4. Wie verhalte ich mich in Kroatien richtig?
Neben vielen Tipps von Versicherungs- und Gewitterschadensexperten im Buch Gewittersegeln sind vor allem drei Dinge wichtig:
1. Auch während Schönwetterperioden: Konsequent morgens Wetterberichte aufrufen. Selbst allgemeine Webseiten wie www.wetteronline.de kündigen wirksam bereits Tage vorher Gewitter an – und zwar effizienter als die bevorzugten Seewetterseiten wie www.windy.com oder www.windfinder.de, in dessen einfacher Version zwar Niederschläge, aber keine Gewitter erwähnt werden. Im Auge des Seglers, der diese Seiten nutzt, entsteht so ein „blinder Fleck“.
2. Jeden Vormittag und Nachmittag in www.blitzortung.org nachsehen, ob sich wie im Foto oben Gewitterfronten ausbilden auf den Standort zubewegen.
3. Einheimische fragen. Niemand kennt das Wetter über dem Kvarner besser als die Hafenmeister von Mali Losinj oder Cres.
Ist ein Unwetter unausweichlich, Schiff und Crew gewissenhaft auf Schwerwetter vorbereiten.
5. Wo ist man im Gewitter sicherer: Im Hafen? Auf See? Oder in einer Bucht?
Klingt einfach. Ist es aber nicht. Die meisten Gewitterschäden ereignen sich nach Auskunft der befragten Seeversicherer im Hafen (Quelle: Gewittersegeln, aktuelle Ausgabe). Der einzige, aber wichtige Unterschied sei, dass im Hafen im Notfall schneller Hilfe verfügbar sei, so teilt PANTAENIUS im Buch mit.
Und in der Bucht? Nach vielerlei Gewitter- und Unwettererfahrungen in kroatischen Buchten, die ich auch im Revier Kompass Kroatien geschildert habe, halte ich Buchten – sofern sie nicht über ein gut gewartetes Bojenfeld verfügen – für die schlechteste Alternative. Hier muss man sich seines Ankers schon sehr, sehr sicher sein.
Denn: „In einem Gewitter ist alles möglich.“ Vor allem im August und September.
Insiderwissen für deinen Traumtörn in Kroatien:
Von Slowenien bis Kornaten: Von der Krka bis Kotor:
Echte Lesermeinungen in 2022:
„Der Revier-Kompass Kroatien – jeden einzelnen Cent wert!
…ein hochwertiges Werk,das einerseits durch die hochwertige grafische Gestaltung und andererseits durch viele Hintergrundinformationen hervorsticht.“
www.kristian-antic.com 22.8.22
„Nicht nur die genialen Wimmelbilder, die auf einen Blick einen hervorragenden Überblick über alles Wissenswerte geben, auch die vielen auf den Punkt gebrachten Informationen halfen uns bei der Törnplanung und gaben uns täglich wertvolle Orientierung.“
„Vielen Dank für die beiden Revier Kompasse.
UND für die vielen angenehmen Stunden mit Ihren Büchern.
Ihre Art zu Beschreiben mag ich sehr und macht Lust auf Meer, und mehr!“
„Der Revier-Kompass Kroatien war auf unserem Chartertörn ständig in Gebrauch.“
„Außer den inzwischen verfügbaren, recht brauchbaren Apps mit Revierinformationen und diesem Führer haben wir keine weiteren Revierhandbücher verwendet und auch nicht vermisst.“
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Noch mehr über Kroatien erfahren? Jetzt auch im Podcast SEGELN IST MEER! hören:
Kroatien 2022: Günstiger Urlaub oder teures Pflaster?
DIE WINDSPIEL IST NIEDERGEKOMMEN – IN SACHSEN
Schiffe, die in meinem Leben stattgefunden haben, geistern dauerhaft in meinen Synapsen, sie hinterlassen dort Spuren, die nicht mehr zu tilgen sind, sie haben mich geprägt und meinem Verständnis in Bezug auf konstruktive Elemente, die vorteilhaft für das Überleben auf See, eine Richtung gegeben, auch wenn der Zug der Zeiten samt atemberaubender Entwicklungen, über mich hinweggedonnert ist.
Die Zeitläufte haben keinen Stein mehr auf dem anderen belassen, fast will man nicht mehr glauben, dass die alten Spielregeln überhaupt noch Gültigkeit haben. Haben sie aber, zumindest, wenn man in der Lage ist, Ernst vom Spass auf See zu unterscheiden. Stichwort: Schiffe können sich aus dem Wasser erheben, sie können fliegen! Auch die Windpiel hat zumindest für einen kurzen Moment das Fliegen gelernt … in Sachsen ist sie über den Giebel ihres neuen Liegeplatzes gehoben worden.
Für dies ehrwürdige Schiff wurde extra ein ganzes Zuhause gebaut, direkt neben dem Schlafzimmer ihres neues Chefs, der für die Dauer der Wiederherstellung von Möbeln, Deck und Segelklarheit sogar für Heizung im Gebäude sorgen wird, damit er ohne Zeit zu verschwenden, ganzjährig ohne Handschuhe arbeiten kann.
Dies „Gebäude aus Holz und Planen“ wird dereinst, zeitversetzt wieder demontiert, damit der schicke Schwan dann seinen Lagerplatz übers das Dach wieder verlassen kann. Die Frage, die mich beschäftigt: ob es denn einen Telekran gibt, der das eingebaute Mehrgewicht zu heben auch noch im Stande sein wird?
Nicht meine Sorgen … und ein Schiff neben der Koje im Haus ist ja auch ein schicker Gedanke, zumal man ja auch über einen grossen Flachbildschirm die erforderliche Seelandschaft sublimieren könnte … was ja sogar im Pyjama funktioniert! Vermutlich bin ich jetztein wenig voreilig … oder vorausdenkend?
fragt
Peter Foerthmann
Fr.,19.Aug. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 3002, 24.696 sm von HH
„Wann kommt Atanga ins Wasser? Was macht ihr als nächstes? Hoffentlich könnt ihr bald wieder segeln!“ Diese Fragen und Wünsche trudeln bei uns ein.
Dabei wollen wir gar nicht segeln. Deshalb werden wir auch nicht halb verrückt, dass das Unterwasserschiff noch nicht fertig ist. Und weil das Unterwasserschiff nicht fertig ist, haben wir noch nicht den Mast stellen lassen – wer weiß, ob nicht noch einmal die Halle ruft.
Fairerweise muss man sagen, dass das Wetter für Coppercoat bisher auch nicht geeignet war: entweder ist es zu kalt oder es regnet. Das wechselhafte Wetter ist auch der Grund, warum wir nicht scharf darauf sind, dass Atanga ins Wasser zurück kommt. Alle paar Tage ziehen ein Sturm oder zumindest stürmische Winde über Neuseeland hinweg. Nicht ideal, um irgendwo am Anker zu hängen. Aber auch nicht so toll, um an Land zu stehen. Morgens barfuß ( auf das schöne, neue, saubere Flexi kommen mir (noch) keine Schuhe ) über das nasse Deck und die kalte Aluleiter zu klettern, ist eine ‚geht-so-Erfahrung‘. Die Duschen und Toiletten sind ungeheizt. Das geht gemütlicher. Der Hochwinter kann garstig sein.
Also haben wir uns Ende August ein House Sitting mit Katze gesucht. Zwar nur für eine Woche, etwas außerhalb von Whangarei, aber mal etwas anderes sehen und eine Woche Urlaub machen.
Vielleicht finden wir im September noch ein anderes Sitting, ansonsten geht es aufs Schiff zurück, Kleinigkeiten basteln und einfach nur wohnen. Der Winter geht dem Ende entgegen. Es sollte beständiger und wärmer werden.
Im Oktober – jetzt ist bereits Frühling – haben wir drei Wochen das Haus von Dina, unsere letzte AirB&B Unterkunft, angeboten bekommen. Drei Wochen wohnen ohne jegliche Verpflichtung. In diesem tollen Haus, gut ausgestattet, mit Aussicht über die gesamte Bucht. Keine Haustiere und keine Gartenpflege – Dina möchte einfach nur, dass es bewohnt ist, während sie im Urlaub ist. J
Diese Zeit wollen wir auf Atanga arbeiten. Es gibt im Inneren noch genug zu lackieren: Leisten, Griffe und Kanten haben es nötig. Und Achim wird ein neues Solarpanel installieren.
Im November ist dann Urlaubs-Vorsaison in Neuseeland. Wir wollen dann mit unserem Auto die Nordinsel zu bereisen. Vier, fünf Wochen haben wir geplant. Kurz hatten wir die Idee, ob wir ein Wohnmobil mieten, aber die Preise sind närrisch: 300 Euro am Tag, plus Sprit, plus Standgebühren. Wir werden aufs Zelt zurück greifen müssen, vielleicht mal eine Cabin mieten.
Wir haben uns gut überlegt, dass wir nicht mit Atanga um die Insel reisen. Wir sind überzeugt, dass wir mit dem Auto mehr sehen und es deutlich einfacher und sicherer ist. Auf der Westseite von Neuseeland gibt es keine Häfen oder Ankermöglichkeiten. Das Wetter ist auch im Sommer häufig rau und unbeständig. Die Angst um den Kahn (jetzt wo er doch so schön ist) trübt die Urlaubsfreuden. Also, Atanga muss zu Hause bleiben.
Die Nordinsel – nur den nördlichsten Zipfel haben wir bisher gesehen – da fehlt also noch eine Menge
Im Dezember und Januar ist Hochsaison. Da wohnen wir auf dem Schiff. Es wartet noch Sommerarbeit auf uns: die Zierstreifen am Rumpf sollen gepinselt werden und unser fester Unterteil unter der Sprayhood (mal in Ecuador provisorisch repariert), benötigt erneut Zuwendung.
Kein Dreck – schlimme Auskreidungen am Zierstreifen – da soll unter anderem neu
Im Februar/März möchten wir auf die Südinsel reisen. Wieder mit dem Auto.
Im April soll Atanga dann endlich ins Wasser. Denn spätestens am 8. Mai 2023 müssen wir Neuseeland verlassen. Dann sind genau 1,5 Jahre um und eine weitere Verlängerung unseres Visums ziemlich ausgeschlossen. Ob das mit dem Visum so klappt bis Mai 2023 ist allerdings eine unbekannte Größe. Wir hatten bei der Ankunft ein Visum für sechs Monate erhalten. Das haben wir im Mai neu beantragt. Die Begründung war, dass das Schiff nicht schwimmfähig sei und wir deshalb zum Ender der Zyklonsaison (Mai) leider, leider nicht ausreisen können. Auf unseren Antrag haben wir keine Antwort bekommen, außer dass wir ein vorläufiges Visum erhalten haben, was maximal 6 Monate gültig ist. Somit sind wir zumindest mal legal im Land.
Die Immigration-Behörden sollen unterbesetzt und total überlastet sein. Daher nur das vorläufige Visum. Ob wir bis zum Ablauf der sechs Monate etwas hören? Man weiß es nicht.
Im November würden wir dann erneut einen Antrag für weitere sechs Monate stellen. Diesmal mit der Begründung, dass die Zyklonsaison schon begonnen hat und wir deshalb nicht das Land verlassen können. Vor Corona haben diese Begründungen bei Seglern gut funktioniert. Also, heißt es hoffen, dass es auch bei uns so klappt. Ein Plan B existiert im Augenblick noch nicht.
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ÜBER NEW YORK ZUM SEGELN – DAS SCHICKSAL HAT ZUGESCHLAGEN
VON DE NEDERLANDS NAAR SURINAM
Lieber Peter, Sehr viel dank fur die mail. Wie waren in Mindelo in hafen, mit hinterseite Zeevalk am pontoon, als es passierte … glucklich war ein fender dazwischen!
Wir sind in februar 2020 von mindelo nach suriname gesegelt in etwa 16 tagen , der windpilot hat gut functioniert.
Tsjus, bis spater
Hans + Zeevalk in Marina waterland auf der suriname rivier
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RÜCKBESINNUNG AUF GUTE BOOTSBAU TRADITIONEN
RUNDREISE BRETAGNE SPANIEN PORTUGAL MADEIRA KANAREN
Sa.,13.Aug. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2996, 24.696 sm von HH
Atanga ist aus der Halle raus und wir wohnen wieder an Bord. Das ist schön. Das ist aber auch schlecht. Der schöne Teil, wir haben unsere Privatsphäre zurück. Wohnen in einem Air B&B verbiegt das eigene Leben schon ganz gewaltig. Die letzten fünf Wochen haben wir dauerhaft bei Dina und Andreis gewohnt. Ein schönes Haus, ein tolles eigenes Bad – nette, höfliche Gastgeber. Wir haben uns gut verstanden und auch so manchen Klönschnack gehalten. Für uns Dauerbewohner haben sie den Preis auf 50 NZ$ (30 €) gesengt. So weit, alles super. Aber ich habe mich bis zum Schluss nicht daran gewöhnen können, dass die beiden vor dem Fernseher sitzen, während wir unser Abendessen kochen. Können wir deutsch zusammen sprechen oder ist das unhöflich? Oder wenn Freunde zu Besuch am Esstisch sitzen und wir für die gesamte Mannschaft „Show Kochen“ veranstaltet haben. Dabei kennen die Freunde der beiden es ja, dass immer auch mal Fremde im Haus herum wurscheln. Für uns ein merkwürdiges Gefühl. Wir haben immer nur schnell, schnell etwas zubereitet und ab auf unser Zimmer. Flimmerkiste an. Puh, anstrengend und öde.
Es geht doch nichts über die eigenen vier Wände, auch wenn sie schief sind …
Tolle Wohnküche
Bei Dina und Andreis – der Blick von der Küche ins Wohnzimmer
Dinas Ordnung – Faszination und Bewunderung und Entsetzen in Einem
Der schlechte Teil am zu Hause wohnen: 1. Atanga ist noch nicht fertig. 2. Es ist sau kalt. 3. Und die Energie ist raus. Direkt einen Tag nach dem Umzug. Als ob jemand den Stöpsel in der Badewanne gezogen hat. Im Strudel (und er dreht sich hier tatsächlich entgegengesetzt zur Nordhalbkugel ) des Abflusses wird uns unsere Tatkraft ausgesogen. Und plötzlich motzen wir miteinander. Sieben Monate haben wir friedlich (ja tatsächlich, es gab überraschend wenig Zeck) nebeneinander gearbeitet und jetzt finden wir uns nervig. Satt uns am neuen Deck zu freuen, werden Kleinigkeiten zum Stresstest.
Das Deck – endlich bei Tageslicht
Unser Cockpit noch mit echtem Teak – alles mal geschliffen – grad noch rechtzeitig vor dem Neubezug
Eine neue Sprayhood gab es auch – die ist sehr schön geworden und passt hervorragend
Mit diesen schönen Aussichten sollten wir glücklich und friedlich sein.
Nach vier Tagen ziehen wir die Reißleine. Abstand vom Boot. Was anderes sehen. Wir lassen das Chaos auf dem Schiff Chaos sein und gehen raus.
Zustände wie dieser zerren an den Nerven – wohin mit dem Mist? – wegwerfen! – halt das wird noch gebraucht. Abend verschwindet alles im Vorschiff, um morgens wieder hervor geholt zu werden
Ein schöner Spaziergang im Quarry Garden. Shoppen. Einen neuen Wasserhahn für die Küche kaufen. Wanderschuhe anprobieren und dann doch nicht kaufen. Und ich koche uns leckere Sachen, die wir lange nicht hatten. Jetzt wo ich schreibe, liegt eine Lammkeule im Ofen. Die wird mit Niedertemperatur-Garen fünf Stunden vor sich hin garen. Das hat den schönen Nebeneffekt, dass die Bude geheizt wird. Unsere kälteste Nacht in Neuseeland hatten wir vor zwei Nächten. Drei Grad. Tagsüber ist es ebenfalls kalt, neun Grad, gefühlt wie sechs, sagt der Wetterbericht. Der Wind ist schneidend kalt, nur wo die Sonne hin scheint, ist es schön.
Im Augenblick heizen wir mit einem Lüfter. Die Dieselheizung hat Achim zwar fertig eingebaut bekommen, aber der vorhandene Auspuff lässt sich nicht öffnen. Atanga hatte bereits eine Heizung als wir sie gekauft haben. Somit lagen schon die Rohre, die die warme Luft im Schiff verteilen sollen. Die Heizung selber war defekt und da wir sie nie gebraucht haben, wurde sie raus geworfen und bis jetzt nicht ersetzt. Leider ist der Deckel auf dem Auspuff-Auslass so zugerottet, dass er mal eben nicht zu lösen ist. Der Chef arbeitet dran. Bis dahin muss der Lüfter es richten.
Und der Rumpf? Wie versprochen hat Aaron letzten Samstag das Blasen übersäte Copper Coat abgeschliffen. Die Kanten, die von Hand geschliffen werden, sollten den Montag folgen. Das ist nicht passiert. Aber wir haben sein Ehrenwort, dass Atanga nicht in Vergessenheit gerät.
Die Stimmung hebt sich gerade wieder. Es wird jetzt nur noch Halbtags gearbeitet.
Das noch nicht fertige Schiff macht Stress – Einbau der neuen Ventile mit schwerem Gerät
Viel Platz ist nicht unter dem Waschbecken im Bad
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Mit grossem Vergnügen habe ich Peters „Leben im Kielwasser“ gelesen. Das Buch teilt die Geschichte eines in gut neu-Deutsch „self-made man who lives by his wits“, der sich von einem aufgeweckten Knaben im Nachkriegs-Hamburg zu einem erfolgreichen Unternehmer entwickelt hat, der ein Produkt mit viel Geschick und Mühe zuerst zur Serienreife und dann zu nahezu-Perfektion gehegt und gepflegt hat, und der sich über die Jahrzehnte immer wieder neu erfunden hat. Den Mut und die Energie zu solch einem Leben haben nur wenige. Daher mag man Peters Perspektive gelegentlich nicht teilen, aber man lernt immer etwas von ihnen.
Das Buch beschreibt auch Facetten der Seglergeschichte der letzten 6 bis 7 Jahrzehnte, sowohl die nord-deutsche als auch die internationale. Die Sicht ist von jemanden, der eine Unzahl von Seglern und Organisationen in dick und dünn erlebt hat, mit ihren schönen und ihren hässlichen Seiten und der sich auch nicht scheut, niederzuschreiben, was er denkt. Auch dazu hat kaum jemand den Mut. Für jemanden, der viel Geld und Zeit in einen Lebenstraum investiert, ist es extrem wertvoll, das Umfeld mit seinen Fallstricken besser zu verstehen, aber auch demonstriert zu bekommen, dass Segeln nicht unverschämt teuer zu sein braucht.
Beat aus Luzern