Kategorie: Blogs

SV Daphne – Daniel Brink UK

ED BURNETT 35 GAFFCUTTER ON HER WAY FROM CAPE TOWN VIA GRENADA TO IRELAND
Hello Peter, we are currently making plans to return to Grenada to prepare Daphne, our Ed Burnett gaff cutter, for the final leg across to Ireland next year.


As you most probably remember, we have the Pacific WindPilot installed. Before I left Cape Town, I noticed a new installation on Jeremy Bagshaw’s boat where the control lines to the tiller used inline cam cleats to set the tension. He mentioned that you supplied these cleats with the ne WindPilot. We don’t have these cam cleats and I have tried unsuccessfully to find them at chandleries.

Would you be able to supply two of these to me? They will be a great help for the next Atlantic crossing. We leave on November 6th November, so would need to receive them by 5th at the latest. I can settle by EFT payment once I have your details.
All the best,
Daniel

PS – I have given Grant Morris your details; I suggested he contact you for advice in fitting the Pacific or Pacific Light to his Ed Burnett 30ft gaff cutter, ‘Meagan’

PPS – once again the Pacific did the most incredible job across the South Atlantic. Even through the large fields of sargassum weed off the Amazon.

Dear Ed,
ist as simple as this: the Camcleat CL 234 6 -12mm IS COMING FROM UK, herethe company to contact:
take care
Peter

SV Maxim – Frank Wilters GER

WELTUMSEGELUNG DER MAXIM – BILDER UND BERICHTE
Törnbericht 2021.07.21 Azoren – Cherbourg
Hallo ihr Lieben, das wird wohl der letzte Reisebericht, den ich schreibe, falls auf den letzten 500 nm von Cherbourg bis Hooksiel nichts ganz spannendes mehr passiert. WEITERLESEN

SV Kivavera – Gabriela + Thomas Friedrich CH

MESSEGESCHWÄTZ DES WETTBEWERBS?
am 01.02.2020 erreichte mich diese Nachricht:
Lieber Herr Foerthmann,
Wir kennen uns ja nun schon seit einigen E-Mails und Telefonaten, in welchen wir sie immer offen, direkt und positiv erlebt habe. Daher möchten wir uns ebenso offen an Sie wenden: Eine Aussage an einem Messestand der Boot 2020 in Düsseldorf, dass Sie im Moment nicht liefern könnten, werteten wir vor 2 Wochen  als „Verkäufergeschwätz“. 


In der aktuellen Ausgabe des  Cruiser Forum (cruiserforum.com / Screenshot anbei) wurde in einem Beitrag zu Windsteueranlagen folgende Aussage gemacht: 

I heard windpilot was possibly in receivership
(= Insolvenzverwaltung)

Können Sie bitte anlässlich der Bestellung einer Pacific, die wir tätigen wollen und der damit verbunden Vorauskasse eine Rückmeldung geben/Vorschlag machen?

Danke und Gruss,
Thomas und Gabriela Friedrich

MEINE ANTWORT:

Guten Abend,
wenn einigen Menschen im Wettbewerbsumfeld nix mehr einfällt, müssen solche Sprüche helfen, Interesse zu kanalisieren … interessanter Weise werden da ja dann sogleich die betreffenden Links mit eingestellt …

Soll ich einmal raten, auf welchem Messestand Sie derartige Märchen gehört haben ???

Ich bin nur 44 Jahre auf der Windpilot Autobahn unterwegs, lebe seit 17 Jahren ohne jegliche Marketing Krücken oder Hilfsmittel, wie Bootsmessen, Inserate, oder gar advertorial writing … verlasse mich auf den Segen einer enorm grossen Cruising community, die dafür sorgt, dass ich etwas zu Essen auf den Tisch bekomme. Ich bin stets offen und direkt … und kenne natuerlich die Schattenseiten von Marketing Akltivitäten unterhalb der Gürtellinie … wie diese:

Mein Kampf

Intrigen und Copy Cat

Sailomat

Peter Matthiesen 2019

Und ich akzeptiere, dass Menschen vielfach mit ihrem Leben und Wirken unzufrieden sind … was sich in Neid und anderen Verhaltensweisen auszudrücken pflegt …

Zu diesen Menschen zähle ich nicht, weil in meinem Leben Harmonie und Fröhlichkeit zum Mainstream gehören … die mich auch mit 72 Jahren einfach immer weiter machen lassen…

Allerbest
Peter Foerthmann

MAIL VON HEUTE 14.10.2021
Lieber Herr Foerthmann,
inzwischen sind wir via Azoren > Galizien > Algarve > Madeira > …. Auf GRACIOSA (Lanzarote) angekommen.  Die Pacific hat uns gute Dienste geleistet und viele, viele Ah gespart (und damit Generatorstunden).  Die Umwelt dankt es uns 😊
 
Leider hat sich der CROSSBAR aus dem FLANSCH (810) gelöst – nachdem sich die zwei INBUS SCHRAUBEN wohl zuerst gelöst haben und herausgefallen sind (mir immer noch unklar wie das passieren konnte…).
 
FRAGE:  Welche Grösse haben denn die verlorenen INBUS-Schrauben, die die CROSSBAR KLEMMSTUECKE in dem FLANSCH (810) halten ?
 
Liebe Grüsse von Graciosa,
Thomas & Gabriela Friedrich
MEIN WORT ZUM SONNTAGS

Guten Morgen in die Sonne,
mit normalen M 12 x 45 Schrauben mit Sechskantkopf für 19 mm Schlüssel ist das Problem einfach zu lösen … die man in Zukunft dann einfach mal kontrollieren sollte … bevor sie sich in Richtung grausame See verabschieden …

werksseitig haben wir alle Verschraubungen mit LANOLIN eingesetzt ( Wochwachs ) das allerdings immer mal auf festen Sitz zu kontrollieren ist … weil eben WACHS.

Ich wuensche eine schicke Zeit in der Sonne … derweil zuhause der Virus die Regier uebernimmt …
Alles Gute
Peter Foerthmann

ABER DAS WAR NOCH NICHT DAS ENDE

Lieber Herr Foerthmann,
Danke für die prompte zeitnah Antwort. Toller Service von Ihnen.

Wir haben also Satz tatsächlich 26 Kant Schrauben verwendet. Die hatte ich zum Glück an Bord. Der flache sechs Kant Kopf verschwindet aber trotz Unterlegscheibe zur Hälfte in der Not, so dass ich die Schrauben so schlecht fest ziehen lassen. Werde diese auf jeden Fall versuchen jetzt zeitnah bald gegen die Originale auszutauschen.
Lanolin hatten wir uns schon in Spanien besorgt und ist nun an Bord
Um die Zeit zu verkürzen auf dem Sofa Zuhause, können Sie gerne einmal unseren aktuellen Blog besuchen. Kurze Erlebnisberichte, die vielleicht die Wartezeit auf die nächste coronafreie Segelsaison verkürzen. 
Liebe Grüsse,
Thomas Friedrich 

WAS HIERMIT ERLEDIGT WIRD …
Sonntag 14.11.2021
Peter Foerthmann

Freiheit in Opua

Mi., 09.Nov.21, Neuseeland/Opua, Tag 2719, 24.685 sm von HH

Nach zwei Tagen ist das negative Ergebnis unseres PCR Tests da. Während der Wartezeit  wurde uns mehrfach angeboten, dass wir dringend benötigte Lebensmittel bestellen könnten. Wir haben darauf verzichtet, weil uns die Übergabe mit den Corona-Sicherheitsvorkehrungen zu umständlich erschien. Nudel-Vitamine und Dosenfrüchte haben uns am Leben erhalten.
Theoretisch wären wir jetzt nach dem guten Testergebnis frei. Es erscheint dann doch noch einmal der Zoll – einschließlich Zoll-Hund.
Rany, eine freundliche Hundedame, zeigt sich etwas widerborstig. Mit vierbeinigem Spagat weigert sie sich standhaft unseren Niedergang freiwillig herunter zu hüpfen. Sie stellt sich quer. Alle Locktöne ihrer Hundeführerin verpuffen. Am Ende wird die Hündin gewaltsam nach unten getragen. Rany trägt Hunde-Schuhe und springt über Betten, Tische und Bänke. Sie ist auf Drogen, Sprengstoff und Waffen gedrillt. Mitten während der Suche ist Rany dann plötzlich warm. Erschöpft legt sie sich auf den Boden und verweigert den weiteren Dienst.  Am Ende kann sie nach dreißig Minuten ihre Arbeit doch erfolglos beenden – nichts gefunden. Die Stufen hoch zurück ins Cockpit schafft es das Tier ebenfalls nicht alleine. :roll: Ich weiß schon, warum ich Team ‚Katze‘ bin.

Rany – Drogenschnüffelhund in Opua

Nun beginnt tatsächlich unsere Freiheit. Wir ziehen einen Steg weiter und gönnen uns ein paar Tage Aufenthalt in der Marina. Die sanitären Anlagen überzeugen. Großzügige Duschen mit Ablagen, Haken und extremer Sauberkeit. Fünf Minuten Dusche kosten 1,20 Euro mit einer selbst gewählten Wassertemperatur. Ohne Waschbewegungen unter der Dusche stehen – köstlich.
Und erst die Waschmaschinen. Brandneu und so groß, dass ich kaum Waschmittel einfüllen kann. Eine Waschladung ist zu Traumpreisen zu haben: 22 Kilo Wäsche kosten knapp 5 Euro (60 Grad kosten 60 Cent Aufschlag). In Tahiti waren es noch 42 Euro für die gleiche Menge. Wir machen große Augen.

In eine Maschine passt die gesamte Wäsche der Überfahrt – inklusive Bettwäsche und Handtücher – Wäsche sortieren, gibt man auf Langfahrt nach ein paar Monaten auf ;-)

Opua ist ein winziges Kaff tief in der verwinkelten ‚Bay of Islands‘. Der Ort wird durch die Marina mit ihren Boots-Gewerken aller Art und großen Schiffsausrüstern dominiert. Achims Herz schlägt Purzelbäume. Neben der Marina gibt es in Opua zwei Handvoll Häuser und einen General Store. Ein winziger Laden mit den nötigsten Lebensmitteln.
Neuseeland gilt nicht als Preiswert-Land und dieser kleine Laden hat sicher nicht die günstigsten Preise, aber uns kommt nach der langen Zeit in der Südsee alles fast „geschenkt“ vor. Ein Wunder-Paradies dieses Neuseeland.

Die Bucht von Opua – auf der anderen Seite der Marina

Beschaulicher Ort – dominiert von Booten aller Art

Totem


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Pacific-Crossing 2 – ein Fazit

Mi., 09.Nov.21, Neuseeland/Opua, Tag 2719, 24.685 sm von HH

Ich nehme die Pointe gleich vorweg: aufs Sieger-Treppchen schafft dieser Törn es nicht! Wir werden in Erinnerung behalten, dass wir entweder 8 Knoten Wind oder 28 Knoten hatten. Die Tage dazwischen werden verblassen und vergessen.
Wir haben fast auf die Stunde genau drei Wochen gebraucht – macht somit einen Schnitt von 4,8 Knoten (2.423 Meilen). Die vier Flautentage (58 Motorstunden) haben den Schnitt etwas verdorben. An elf von einundzwanzig Tagen hatten wir 6, 7 und sogar 8 Windstärken – letzteres nennt sich „stürmischer Wind“. Das war okay für uns, machbar und nicht ängstigend, aber einen echten Sturm müssen wir definitiv nicht haben. Unser bestes etmal aller Zeiten (ohne Hilfe von Strömung – da hatten wir schon mal mehr) betrug 150 Meilen. Leider hatten wir auch viel Regen und einen tief grau verhangenen Himmel.

der Törn brachte entweder Flaute

oder Wind mit reichlich Schräglage

Following seas – von beachtlicher Höhe

Nachtwache bei eisiger Kälte

Tagwache bei der gleichen Kälte

echtes Schietwetter

Das bringt kalte Füße unterwegs – unsere Segelstiefel haben sich pulverisiert

Ich habe Achim gefragt, was er am besten fand. Spontan kam „die Küche“. Das freut mich natürlich. Hatten die Mahlzeiten eigentlich den Hauptzweck ohne Messer und Gabel essbar sein zu können. :lol: Am schlimmsten fand er die Flauten – das Schlagen der Segel, die Langsamkeit und nichts dagegen unternehmen zu können.
Mein persönliches Highlight war mein Ritt bei 30 Knoten ohne ein Reff in den Segeln und Achim schlafend in der Koje. Das war ein berauschendes Gefühl. Die hohen Wellen im Nacken, Adrenalin pur. Ist ja gut gegangen, also hat es Spaß gemacht. ;-) Das Schlechteste war die Müdigkeit nach zwei „verlorenen“ Nächten.

der Skipper kann sich kaum halten

Der Tanz vor der Spüle bei ruppigem Wetter

Ein herzliches Dankeschön an alle, die mit gefiebert haben und uns über viele Kanäle ihre Glückwünsche gesendet haben. Über Eure Kommentare haben wir uns sehr gefreut. Aufmerksam sind Euch sogar meine Fehler im Datum aufgefallen. Klasse. Ich werde es demnächst korrigieren. Danke an die Crews der Mari Sol, Akka und Taitonga – eure Wetteranalysen über Funk gesendet, waren sehr willkommen.
Met-Bob hat seinen Job gemacht, sich täglich gemeldet. Abgerechnet hat er 42 Euro. Ein fairer Preis. Ob wir noch einmal ein Wetter-Routing in Anspruch nehmen, bezweifeln wir im Augenblick. Es hat uns nicht wirklich nach vorne gebracht.
Atanga war toll. Aber unser altes Mädchen ist reif für Pflege. Das Deck ist nun doch Sieb artig. Alle Segel müssen zum Segelmacher. Hoffentlich ist unsere Fock noch zu retten. Die musste hart arbeiten, nachdem die Genua sich mit einem Riss verabschiedet hat. Das Bimimi war sowieso morsch und von Anfang an ein Fehlgriff vom Material. Es kommt Arbeit auf uns zu. Die Werft wartet – in den nächsten Tagen segeln wir nach Whangarei, wo wir uns einen Platz an Land bestellt haben.

Neuseeland – ein echter Meilenstein. Traumziel und Reise-Marke. Den Pazifik haben wir jetzt (fast) überquert. Den größten Ozean der Welt. Viele Crews beenden hier ihre Reise, Boote werden verkauft oder verschifft.
Wie es mit uns nach dem Refit weiter geht, ist total offen. Wie lange wir bleiben/bleiben dürfen, wie es mit dem Refit voran geht, alles offen.

Wir sind allerdings da, wo wir unbedingt hinwollten. Zum Jahreswechsel 2009/2010 haben wir einen Urlaub auf der Südinsel verbracht. Atanga hatten wir ein dreiviertel Jahr zuvor gekauft. Wir haben in Riverton – einem kleinen Nest an der Ostküste – im Hafen gestanden, aufs Meer geschaut und beschlossen, hier wollen wir eines Tages mit dem eigenen Schiff hin segeln.
Da man die wirklich wichtigen Dinge für so ein Unternehmen immer zuerst kaufen soll, bin ich sofort tätig geworden und habe schöne Geschirrhandtücher mit Neuseeland-Motiven für Atanga als Souvenir gekauft. Diese Tücher sind jetzt wieder da, wo sie her gekommen sind. :-)

Land in Sicht nach 2423 Meilen

Bay of Islands im Morgennebel

Champagner-Laune bei strahlendem Sonnenschein – alle Anstrengung ist vergessen

P.S. Bei Gesundheits-Gery hat der Schlendrian Einzug gehalten. Seinen 20-Fragen-Katalog – Fieber, Husten, Geschmacksverlust? – arbeitet er jetzt per Telefon ab. Den Lautsprecher auf lauf gestellt, brauchen wir am Ende der Fragen nur noch einmal mit ‚nein‘ antworten. Super, Garry!


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Ein schlechter Start

So./Mo., 7./8.Nov.21, Neuseeland/Opua, Tag 2718, 24.685 sm von HH

Am frühen Abend meldet sich eine aufgeregte Frauenstimme über Funk. Sie sei vom Zoll und will wissen, warum wir noch nicht unsere Sim-Karte aktiviert hätten. Sie habe schon mehrfach versucht uns anzurufen, denn sie habe uns etwas Wichtiges mitzuteilen.
Ich denke noch so: „Na, dann sprich doch einfach los, altes Haus. Und sorry, aber wir entscheiden, dass wir erst Champagner trinken, dann aufräumen und dann die olle Karte aktivieren.“.

Achim verspricht der Dame sich der Karte zu widmen und sie dann anzurufen. Achim legt los. Tatsächlich hat er dann so seine Schwierigkeiten. Die SIM-Karte, die wir bekommen haben, ist eine Touristenkarte auf die man verschiedene Optionen buchen kann. Aus unverständlichen Gründen ist die Laufzeit der Bank bei der Kreditkartenzahlung zu lang. Der Vorgang wird ständig abgebrochen.

Das dauert der Dame vom Zoll zu lange. Sie ruft uns nach einer halben Stunde an. Noch immer ist sie total aufgeregt. Wir hätten heute Nachmittag Kontakt zu einem Dinghy gehabt. Warum hätten wir überhaupt mit jemandem gesprochen, wer saß im Dinghy, von welchem Boot stammen die Personen, will sie wissen. Das verstoße gegen die Quarantäne-Vorschriften und solche Vorgänge würden unsere Quarantäne-Zeit auf Null zurück setzten. Sie habe unser Vergehen an die übergeordneten Stellen eskaliert. Wow!

Zum Glück ist Achim am Telefon. Sonst würden wir jetzt wohl im Flieger nach Hause sitzen oder im Knast. Aber der Skipper in seiner ruhigen Art, holt die Dame etwas runter. Es hätte ja nicht mal einen Leinenkontakt zum Dinghy gegeben und der Abstand betrug ja mindestens drei Meter. Und ‚nicht annähern‘ sei ja eine Frage der Definition. Es hat ja keiner einen Zollstock dabei. Und es sind schließlich alte Freunde, die wir seit Jahren nicht gesehen haben. „Deine Frau hat gesessen und sei somit den Personen verdächtig nahe gekommen“, versucht die Zoll-Dame einen neuen Ausritt. Aber Achim bleibt cool. Am Ende von fünfzehn Minuten Schimpftiraden geht er als Gewinner aus dem Kampf. Unsere Quarantäne wird nicht auf Null gesetzt.
Mich bringt auf den Plan, dass ich gesessen haben soll. Wo zum Heck haben die ihre Kamera versteckt? Wir können keine entdecken. Abgehört werden wir jedenfalls nicht, denn unsere Verwünschungen nach Ende des Telefonats bleiben ungeahndet.

Nicht annähern, steht da. Das stimmt. Definiere annähern …

Beim Frühstück findet Achim, dass wir unter Deck essen sollten. Nicht, dass noch jemand sieht, dass wir unser Brot mit den von mir geschmuggelten Eiern belegen.

Mittags werden wir zum PCR Test abgeholt. Mit 1,5 Stunden Verspätung. Das ist eigentlich keine Erwähnung wert, aber wer sich so piefig anstellt, bitte. Dass wir überhaupt zum Test müssen, ist schon ein kleiner Witz – nach drei Wochen als 2er Crew ist man entweder tot oder genesen.
Dass wir aber an Land gefahren werden zum Testen, ist der Knaller. Wie schafft man es, dass wir als potentielle Virenschleudern mit möglichst vielen Personen Kontakt haben? Eine nette Dame vom Zoll holt uns mit dem Schlauchboot ab. Wir müssen Maske und Handschuhe tragen. Und eine Schwimmweste. Die ist Pflicht in Neuseeland, wenn man Dinghy fährt.  Da erzähle ich der jungen Frau mal besser nicht, dass ich bei Windstärke 8 vergessen habe mich anzuleinen. :mrgreen:
Am Zollponton wartet ein Herr, der den Tampen vom Schlauchboot in Empfang nimmt. Ein paar launige Sprüche an uns richtend, begleitet er und zu Gary.  Gary ist der Gesundheits-Inspektor und hat uns gestern bereits interviewt. Er stellt uns die gleichen zwanzig Fragen erneut. Wir sitzen beide nebeneinander auf zwei Stühlen im Freien vor einem Container. Er leiert die Fragen für Achim runter, wendet sich zu mir und leiert erneut. Man kommt sich vor, wie in einer Komödie. Gary schaut mich an und erzählt mir, dass er leider Kunde von unserem Vergehen gestern erhalten habe. Das ginge nicht, was wir uns da geleistet hätten. Das gefährde unsere Quarantänezeit. Ich schwöre ihm, dass wir so etwas nie, nie wieder machen würden und jeden, der sich nähert in Zukunft weg jagen würden. Zum Glück ist mein Gesicht von der Maske verdeckt. ;-)

Es erscheinen zwei Damen in Outbreak-Klamotten. Plastik-Einweg-Ganzkörperschutz, Handschuhe, Masken und Gesichts-Schild. Eine liest uns unsere „Rechte“ vor, die andere entnimmt die Proben. Da dem Zollpersonal langweilig und endlich mal was los ist auf dem Hof, treiben sich noch zwei weitere Personen im Testbereich herum. Wir haben also Kontakt zu sieben (in Worten sieben Menschen), aber uns den Bernd in seinem Dinghy madig machen. Pffft. Besser wäre ja wohl gewesen, wenn man die Dame mit den Teststäbchen zu uns gebracht hätte. Das war wohl zu einfach.

Zur Ehrenrettung der Beteiligten muss man sagen, dass alle unglaublich nett zu uns sind. Es werden kleine Witze gemacht und wir erhalten ein paar Informationen über die Corona-Lage in Neuseeland. Das Zero-Covid-Konzept weicht gerade etwas auf. Leider gäbe es viele örtliche Lockdowns. Man versucht uns das Prinzip der verschiedenen Stufen zu erklären.
Und Gary schildert Achim, dass er total ausgelaugt sei von den Maßnahmen und der Arbeit, die er machen muss.
Da tut er mir dann tatsächlich leid. Augen auf bei der Berufswahl, armer Gary.


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Das Orca Rätsel

STUNDE DER WAHRHEIT ODER OFFENBARUNGSEID?

Das Orca Rätsel

Das goldene Zepter

© Kai Mausbach

Gestern Abend war es soweit! Zusammen mit Denise Müller (Ostseeumrundung) und Norbert Großer (Hier brennt ein Feuer) habe ich im Rahmen des Travel-Slam IV in Dorsten meinen ersten Vortrag über die letzte große Reise mit Morgenstern gehalten.
Für mich war diese Veranstaltung eine tolle Gelegenheit, einmal live von den Erlebnissen unterwegs zu erzählen.
Das Schöne an so einem Travel Slam, ist der Mix aus drei völlig verschiedenen Reisethemen. Denise hat von ihrer Reise mit dem Motorrad um die Ostsee berichtet und ist an diesem Abend sogar mit ihrer BMW F 650 GS zur Veranstaltung gefahren.
Norbert hat uns in seinem Vortrag mit auf einen Streifzug durchs Ruhrgebiet genommen und Ecken gezeigt, die nicht jeder kennt.

Und wir haben es geschafft, trotz Thomas Gottschalk im ZDF und ein paar anderen lokalen Veranstaltungen, an diesem Abend unter 3G Bedingungen den „Laden“ fast voll zu machen.

© Frank Lustig

Es war aus unserer Sicht ein sehr schöner Abend mit toller Organisation von Frank Lustig und dem Team vom DAS LEO, sowie erstklassiger Moderation von Alexander Königsmann.

Gegen Ende des Abends hatte ich dann nach einem Voting tatsächlich das Goldene Travel-Slam Zepter gewonnen und durfte noch eine kleine Zugabe geben.

Link zur Website von Denise Müller: https://www.denisesway.com/
Link zur Website von Norbert Großer: https://www.blog.at4.de/

Wer sich auch mal einen Travel Slam anschauen möchte, findet hier jede Menge weitere Termine in ganz Deutschland: https://travelslam.de/

Auch im DAS LEO in Dorsten geht es mit interessanten Veranstaltungen weiter. Schaut einfach mal rein: https://das-leo.de/index.php/veranstaltungen

Weitere Impressionen vom Abend:






Alle nochmal auf der Bühne.

Tag 21 ==> NZ – Die Ankunft

So.,7.Nov.2021, Pazifik, Tag 2715, 24.685 sm von HH
Vormittags schaut wieder ein Albatros vorbei. Ein noch junger, brauner Kerl. Aber man erkennt ihn sofort, Zweifel ausgeschlossen. Etwas grimmig im Gesichtsausruck, gleitet das junge Tier vorbei. Die personifizierte Eleganz. Zum Sonnenuntergang begleiten uns kurz ein paar Delphine, es folgt rabenschwarze Nacht. Wir motoren ereignislos durch die zweite Nacht.
Um 5:00 Uhr morgens lasse ich mich von Achim wecken. Auf keinen Fall möchte ich “ Land in Sicht“ verpassen. Der erste Dämmerstreifen erscheint hinter Atanga am Horizont, noch liegt das Land vor uns im Dunkeln. Der junge Tag ist eisig kalt. Das Meer hat gerade noch sechzehn Grad. In doppelt Fleece gehüllt, starren wir nach Westen. Und dann, ganz langsam, können wir die ersten Felsen erkennen. Aotearo – das Land der großen weißen Wolke – wie Neuseeland in der Sprache der Ureinwohner heißt – zeigt sich hüllenlos. Keine einzige Wolke am Himmel. Wir laufen in die weitläufige ‚Bay of Islands‘ ein. Das südliche Ufer ist klar in der aufgehenden Sonne zu erkennen. Das Nordufer wird von dickem Bodennebel eingehüllt. Je weiter wir kommen, desto mehr Fischerboote tauchen auf und versperren uns den Weg. Heute ist Sonntag. Normaler Wochenend-Alltag oder findet ein Fisching-Wettbewerb statt? Im Slalom fahren wir um die Boote herum. Begeistert winken uns die Angler aus ihren Booten zu. Nett, wir fühlen uns gleich willkommen. Was uns außerdem auffällt, ist die unglaubliche Menge an Vögeln verschiedenster Art. Tölpel, Seeschwalben und etliche, noch namenlose, Viecher. Dann plötzlich zwei schwimmende Exemplare vor dem Bug von Atanga. Wollen die sich überfahren lassen? Nein, plötzlich tauchen sie ab. Da erkennen wir, was wir vor uns hatten. Pinguine! Du weißt, dass du dich tief im Südpazifik befindest, wenn Pinguine neben dem Schiff auftauchen. Jetzt bekommt auch die Kälte in der Nacht einen anderen Sinn.
Nach fünf Meilen verengt sich die Bucht. Die Nebelwand aus Norden kommt näher. Nicht schlimm, der Weg tiefer in die Bucht ist gut betonnt. Besser, wir bleiben in der Betonnung, rechts und links wird es schnell flach, nach vielen Monaten ohne Ebbe-und-Flut-Problemen erreichen wir wieder ein Tidengewässer. Bis zwei Meter Tidenhub ist zu erwarten. Da schnarrt es plötzlich aus dem Funkgerät mit deutschem Akzent. Bernd von der Rebell heißt uns willkommen. Wir haben uns zuletzt gesehen, als wir mit ihm und Birgit als ihre Leinenhänder auf der Rebell durch den Panamakanal gefahren sind. Die Rebell liegt neben dem Tonnenstrich vor Anker und als wir das Boot passieren, wird wild die Deutschlandfahne geschwungen. So ein herzlicher Empfang.
Herzlich empfangen uns auch die Offiziellen am Quarantäne-Steg der Opua-Marina. Kaum, dass wir fest gemacht haben, bekommen wir Besuch von Zoll und Immigration. An Bord möchte keiner kommen. Die beiden älteren Herren, die Wochenend-Dienst schieben müssen, sind überfreundlich. Mit Mundschutz und Handschuhen bleiben sie auf dem Steg stehen und nehmen unsere Papiere in Empfang. Alles ist in bester Ordnung, unser Kommen ist avisiert, die Daten von Atanga sind bekannt. „Ihr Deutschen seid für eure Bürokratie bekannt, das können wir besser“: Schon vorab gesendete Daten sollen wir bestätigen, es wird ein Katalog an Fragen nach unserem Gesundheits-Zustand abgefeuert (für jeden separat die gleichen zwanzig Fragen) und darüber hinaus werden ehemalige Bootsnamen von Atanga und die Namen der Vorbesitzer abgefragt.
Dann erscheint ‚Bio-Security‘ in Form einer freundlichen Lady neben Atanga. Sie reicht uns stabile Müllsäcke für unseren gesammelten Hausmüll der Überfahrt herüber. Den sind wir schon mal los. Dann erfolgt die Abfrage nach kritischen Gütern. Ich antworte wahrheitsgemäß. Kartoffeln: ja – ab in den Sack.. Salami: ja – ab in den Sack. Früchte: ja, noch ein paar Zitronen – ab in den Sack. Käse und Sahne darf ich behalten. Da weder ein Hund anwesend ist, noch die nette Frau an Bord kommen möchte, habe ich einen gewissen Spielraum. ;-) Von den abgefragten Zwiebeln, Knoblauch und Zitronen behalte ich jeweils eine kleine Menge zurück. Soviel Ungehorsam muss sein und Achim, dem eine Pinoccio-Nase wachsen würde, sieht nichts davon. Die letzten Eier, gestern Abend extra noch hart gekocht, werden bemängelt. Bitte auch in den Müllsack legen. Ich kann drei Stück retten. Sämtliche Gewürze, Kräuter, Reis (aha, vielleicht hatte meine Nebelkerze doch einen Sinn) und Konserven bleiben ungefragt.
Nach anderthalb Stunden, um die Mittagszeit, sind wir die Behörden-Vertreter wieder los. Das war nervig, aber einfach und sympathisch. Wir bekommen sogar eine Sim-Karte mit etwas Datenvolumen ausgehändigt. Morgen werden wir abgeholt zum PCR-Test und dürfen, bis das Ergebnis vorliegt, das Schiff nicht verlassen. Ein Transparent, was wir an der Reeling von Atanga aufhängen müssen, weist uns für alle anderen als ‚Pest-Schiff‘ aus. Annäherung verboten! Bernd, der am Nachmittag mit dem Dinghy vorbei schaut, und in drei Metern Abstand neben Atanga treibt, wird von zwei Menschen in Uniform vom gegenüberliegenden Steg angerufen und ermahnt nicht zu nahe zu kommen. :roll:
Achim hat unterwegs alte Segel-Literatur gelesen. Irgendwo, er vermutet bei Astrid, der Frau von Wilfried Erdmann, hat er gelesen „das Aufklaren des Schiffes, verdirbt die Ankommen-Freude“. Wir finden das auch. Somit wird nicht zuerst das Cockpit vom Salz befreit, sondern der kalt gelegte Champagner geköpft. Feucht die Bude durchwischen, können wir auch noch am Nachmittag nach einem Mittagsschläfchen. Champagner gibt es auf Atanga traditionell für den nächst längsten Törn. Schwein gehabt, würde ich sagen: :mrgreen: Tahiti ==> Neuseeland (2.423 Meilen/4.487 Kilometer) ist um knappe 12 Meilen länger als Ecuador ==> Osterinsel. Prost!
Tagesmeilen – 109 – Restmeilen: Zero! Position: 35° 18,8774 S – 174°07,3565 E


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Tag 20 ==> NZ – Flaute

Sa.,5.Nov.2021, Pazifik, Tag 2714, 24.576 sm von HH
Am Nachmittag ist es dann endgültig vorbei mit dem Wind. Der Motor läuft – noch knapp 200 Meilen bis zum Ziel. Da reicht der Diesel locker ohne die Reserven zu berühren. Super, so soll das sein.
Kaum läuft der Motor bekommen wir Besuch. Zuerst denke ich, das ist aber eine große Möwe. Und so gewandt. Schlagartig erfolgt die Erkenntnis: da fliegt unser erster Albatros. Er dreht eine kurze Runde um Atanga. Elegant im Flugstil, leuchtend weiß von der Nachmittagsonne beschienen. Es heißt, dass die neuseeländischen Albatrosse ab dem 33sten Breitengrad erscheinen. Unser ist pünktlich wie ein Grenzposten zur Stelle. Jetzt ist auch wieder klar, warum wir diese Reise eigentlich unternehmen. Einen Albatros bekommt man fast ausschließlich auf See zu sehen. Sie kommen nur zum Brüten an Land. Auf der Südinsel Neuseelands gibt es eine Brut-Kolonie. Dort kann man mal Glück haben.
Die Nacht verläuft ereignislos. Unser 110 PS starker Yanmar hämmert uns in den Schlaf. Der im Grunde viel zu große Motor (für unsere Schiffsgröße) ist kein Flüsterwunder.
Der Morgen bringt Aktivität. Die Braut soll für die Ankunft hübsch gemacht werden. Unser Cockpit wirkt durch die leeren Bimini-Bügel wie ein Wäsche-Trockenplatz. Wie ich schon schrieb, ist die Konstruktion, nun, ich sag mal, abenteuerlich. Bevor man die Bügel kippen kann, muss die Großschot durch die Bügel gezogen und der Baum zur Seite geklappt werden. Ein paar Schrauben lösen und fertig. Unter Segel unmöglich – jetzt kein Problem.
Und dann leckt unser Kühlwasser vom Yanmar. Es tropft in recht kurzen Abständen. Wer kennt es nicht von früher, ein alter Renalut, der auch ewig Kühlwasser verloren hat? Es scheint ein Schlauch-Schellen-Problem zu sein. Kleiner Fehler, große Wirkung. Achim könnte den Schlauch wechseln, aber eine Operation am offenen (heißen) Herzen möchte er gerne vermeiden. Er versucht die Undichtigkeit mit ResQ-Tape abzudichten. Keine Chance. Auf dem feuchte Schlauch klebt es nicht. Also kippen wir Wasser in den Ausgleichsbehälter in der Hoffnung, dass der Motor dieses Wasser ansaugt. Macht er! Jetzt brauchen wir nur noch alle vier Stunden einen Liter nachkippen und kommen hoffentlich ohne platzende Maschine in Opua an.
Essen: Es gibt noch mal Chili con Carne. Ein Glas mit Hack muss noch weg. Und dann habe ich den Fragebogen der neuseeländischen Behörden ausgefüllt, was wir noch an „gefährlichen“ Lebensmitteln und Gegenständen an Bord haben. Von Muskatnüssen bis zum Strohhut kommt da allerlei Zeug zusammen. Gerne hätte ich gemogelt, aber Achim würde das sowieso bemängeln, also ist meine zweitbeste Strategie Nebelkerzen für den Kontrolleur zu werfen. :mrgreen: Kreuze brav Reis als vorhanden an und schreibe daneben: weißer Reis, Sushi Reis und Milchreis. Und Gries nicht vergessen. Alles in Schriftgrad drei und ohne Sonntagsschrift.
Ich bin gespannt, wie das ablaufen wird. Früher, also b.c. (before corona not before christ), kamen Hunde an Bord zum Lebensmittel schnüffeln. Das soll es im Augenblick nicht geben.
Diese Aktionen kommen leider sowieso rund 250 Jahre zu spät. Bereits die ersten Europäer, die Neuseeland betraten, haben es versaut. Und wer war es? Kein geringerer als der berühmte Käpt’n Cook und seine Leute. In den Aufzeichnungen von Georg Forster, dem botanischen Begleiter Cooks, habe ich folgendes gelesen: „Zwar hatten wir eine Menge europäischen Gartensamens von der besten Art ausgesät, allein das Unkraut wird jede nützliche Art bald ersticken“. und „Wir hatten noch fünf Gänse und vier Mutterschafe vom Kap der Guten Hoffnung da gelassen. Seiet fruchtbar und mehret euch. Hoffentlich werden sie sich über das ganze Land ausbreiten.“
Tagesmeilen – 121 – Restmeilen direkter Kurs: 97 – eta: Sonntagvormittag NZ time = +12 Stunden HH time. Year!
Position: 34° 20,9 S – 175° 34,2 E


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Tag 19 ==> NZ – Der Kampf um die Ressourcen

Fr.,4.Nov.2021, Pazifik, Tag 2713, 24.455 sm von HH
Die 12 Knoten Wind halten an bis zum späten Nachmittag. Uns rutscht „schönes segeln“ über die Lippen. Wir liegen in der Sonne und genießen. Dann bricht der Wind ein, wir kriechen mit zwei Knoten vorwärts. Die angedrohte Flaute kommt etwas früh. Eine Unterhaltung über Diesel-Reserven von Diesel-Reserven haben Erfolg. Widerwillig sieht Achim die Nutzlosigkeit solcher Reserven ein, wir starten den Motor. Der Käpt’n verschwindet zum Reichweiten rechnen an den Navi-Tisch. :mrgreen: Wem auch immer er dann seine Seele opfert, nach einer Stunde kommt der Wind zurück. Verhalten erst, dann kräftiger. Nach Mitternacht frischt er auf 15 bis 18 Knoten auf. Wir machen wieder gute Fahrt. Nunmehr seit zwölf Stunden. Angesagt ist das so nicht, aber wir nehmen es dankbar an. Damit das nicht zu zufrieden klingt, hier noch der Kritikpunkt: Wenn unangekündigter Wind bläst, dann muss er nicht unbedingt von vorne kommen. Daran kann noch gearbeitet werden.
Essen: Mein Vorrat an Schokolade ist aufgebraucht. Die ätzenden Nächte haben über Gebühr Opfer gefordert. Außerdem muss ich teilen. Früher, als Achim noch geraucht hat (schon über drei Jahre her), war ihm meine Schokolade total Wurscht. Jederzeit konnte ich an den Kühlschrank gehen und mich bedienen, wie ich wollte. Jetzt muss ich versuchen heimlich zu naschen. Wie ein Taschenspieler-Dieb muss ich versuchen lautlos den Kühlschrank zu öffnen. Ein Kontroll-Blick über die Schulter, ob ich beobachtet werde. Wie ein übler Junkie. Das lautlose Öffnen ist schwierig. Die Klappe unseres Toplader-Kühlschranks hat eine massive Holzkante. Das Loch vom Kühlschrank ebenfalls. Wie eine Fanfare klappert Holz auf Holz aufeinander und schallt durchs ganze Schiff. Das hört Achim in der letzten Ecke: „Was machst Du??? Holst Du Dir Schokolade???“
Ansonsten futtern wir uns durch die Schränke. ‚Lieber den Magen verrenken, als Neuseelands Kontrolleuren was schenken‘. In den Rindfleisch-Kartoffel-Möhren-Eintopf kommen nun drei Gläser Fleisch. „Siehst du, geht doch“, kommentiert der Skipper, „nun schmeckt es auch“. Für diese Frechheit nehme ich mir heimlich was aus der letzten Haribo-Tüte. Die werden uns zwar nicht abgenommen, sind aber trotzdem alle.
Ich wage ein eta (estimated time of arrival): Sonntag im Laufe des Tages. :-) Bis dahin müssen noch zwei Gläser Hühnersuppe, ein Kürbis, Käse und Salami vertilgt werden. Aus übrig gebliebenen Nüssen, Mandeln und Rosinen mische ich ein Studentenfütter für die Nachtwache. Fressen gegen Wegwerf-Wahn. Normalerweise verlieren wir auf so einem Törn zwei, drei Pfund Gewicht. Diesmal wird das wohl anders sein.

Tagesmeilen – 110 – Restmeilen direkter Kurs: 212
Position: 33° 06,2 S – 177° 28,6 E


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Tag 18 ==> NZ – Der Wettbewerb gegen die Flaute

Do.,3.Nov.2021, Pazifik, Tag 2712, 24.345 sm von HH
Kurz vor dem Abendessen entdeckt Achim einen Riss in unserem Bimini. Wenn das reißt, hätten wir einen schlagenden Derwisch, der schwer zu bändigen sein dürfte. Der Wind bläst weiterhin mit plus/minus dreißig Knoten. Das Bimini muss runter. Der Riss sieht nicht gut aus.
Bereits vor der Reise gab es Diskussionen pro oder contra zu Bimini stehen lassen. Die Entscheidung ist uns nun abgenommen. Unser Bimini ist eine gewagte Konstruktion, bestehend aus drei Bügeln und vielen Quadratmetern Tuch, die sich bis weit vor die Sprayhood erstreckt. Gut am Ankerplatz, aber nicht mal eben abgebaut. Die Bügel sind solide 40 mm Rohre und werden nur von der gespannten Tuch-Konstruktion gehalten. Wer einfach die Reißverschlüsse der Halteröhren um die Bügel öffnet, wird von den Bügeln erschlagen. Wir sitzen einträchtig nebeneinander zur Besprechung der Vorgehensweise des Abbaus im Cockpit. Mein Blick geht zufällig nach rechts. Eine große Welle bricht sich an Atangas Bug. Der überschwappende Kamm ergießt sich aufs Deck. Zweihundert, dreihundert Liter auf Schlag. Die Hälfte davon landet in Achims Nacken. :-) Ich kann mich vor dem Schlimmsten durch Ducken hinter der Sprayhood bewahren.
Der Skipper legt sich trocken und wir beginnen mit dem Abbau. Der erfolgt fehlerfrei, so dass wir zwanzig Minuten später mit offenem Verdeck unterwegs sind. Die Bügel halten wir nun durch eine Seilkonstruktion an Ort und Stelle.
Der starke Wind hält noch bis 22:00 Uhr an. Knapp 3,5 Knoten schaffen wir gegen die Wellen anzubolzen. Dann geht er kontinuierlich runter. Endlich. Um Mitternacht sind wir bei 18 bis 20 Knoten angekommen. Wir nehmen das dritte Reff aus den Segeln. Wir würden lieber untertakelt gemütlich segeln, aber wir haben es eilig. Wenn das Tief, was uns im Augenblick so auf Trapp hält, vorbei gezogen ist, soll für fünf Tage eine Flaute folgen. Bis wir die erreichen, wollen wir so nah an Neuseeland ran gekommen sein, das wir die Restmeilen motoren können. Je nachdem wie die Bedingungen sind (Strömung, Welle) können wir zwischen drei bis fünfeinhalb Knoten schnell motoren.
Wir haben beim Ausreffen noch 350 Restmeilen zu segeln. Sind die Bedingungen optimal, reicht rechnerisch der Diesel ab hier. Aber das würde Null Reserve bedeuten. Genau das richtige für den Skipper :mrgreen: Ich bin ja immer für ein Leben am Limit zu haben. Unvergessen, dass ich mit dem Auto mit drei Restkilometer im Tank an die Tankstelle gefahren bin. Da steht Achim der Schweiß auf der Stirn.
Wir rumpeln und donnern also den Wellen zum Trotz entgegen. Nachdem wir das Rennen gegen das Tief verloren haben, starten wir einen neuen Wettbewerb: Ladies und Gentlemen, der Wettlauf gegen die Flaute hat begonnen.
Um 7:00 Uhr reffen wir dann komplett aus – noch 15 Knoten Wind. Die schlimmste Windwelle verschwindet zum Glück ja immer recht schnell, so dass wir wieder recht komfortabel unterwegs sind. Noch immer Wind von vorne. Im Laufe des Vormittags schläft er ein: 12 Knoten, 10 Knoten, 8 Knoten … Nein, das darf nicht sein. Wir wollen den Wettbewerb unbedingt gewinnen. Wir brauchen noch Wind für 50 bis 80 Meilen, damit auch Achim sich wohl fühlt. Die Götter haben ein Einsehen und schicken ach einer Stunde erneut um die 12 Knoten Wind. Wir sind wieder im Spiel.
Das Leben an Bord kehrt bei fünf Windstärke zum Normal-Zustand zurück. Nasse Socken, tonnenweise Handtücher und T-Shirts hängen in der Sonne zum Trocknen. Und wir können in der Achter-Kajüte wieder lüften. Dort roch es zwischenzeitlich nach einer Mischung aus faulen Kohlrabi-Blättern und Käfighaltung. Es wird auch wieder geduscht. Noch immer im Cockpit. Die Sonne schickt wohl warme Strahlen, allerdings schneidet der Wind eisige Furchen in die Haut. Seit den Kap Verden haben wir nicht mehr in unserem Bad geduscht. Die Feuchtigkeit ins Schiff zu tragen, muss nicht sein und die Wände (alles aus Holz bei uns) und die Toilette sind unweigerlich nass gespritzt. Das Holz kann das zwar ab, aber die trocken Wischerei … Augen roll … da hat keiner von uns Lust dazu. Und außerdem liegt dort jetzt auch noch das pudelnasse Bimini aufgerollt. Also wird tapfer draußen geduscht. Mit warmen Wasser aus dem Kessel. Das Meer hat nur noch 18,5 Grad. Brrr.
Essen: Heute kommen die von mir so gefürchteten Ravioli aus der Dose in den Topf. Ich bin total im Eimer. Diese Anstrengung mich auf den Beinen zu halten, die Bimini-Aktion, zwei Nächte fast ohne Schlaf. Ich könnte im Stehen einschlafen. Den Niedergang hoch zu klettern, um nach dem Rechten zu schauen – eine Qual. Beide Hände an der Leiter ziehe ich mich schlapp die sechs Stufen hoch. Bitte keinen Drücker auf die Seite, wenn ich auf den Stufen stehe. Nach fünf Stunden Schlaf und mit dem abnehmenden Wind geht es besser. Die Lebensgeister sind wieder da. Aber Ankommen wäre nun doch sehr willkommen.

Tagesmeilen – 88 – Restmeilen direkter Kurs: 321
Position: 31° 59,7 S – 179° 08,5 O


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