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Orca-Update Mai 2023: Bislang mehr Orca-Interaktionen in 2023. Welche Gegenmaßnahmen aktuell Erfolg versprechen. Ein Update mit Paul Lingard.

Paul Lingard ist Mitglied des Orca-Projektteams der Cruising Association in London.
In diesem Interview spricht er über die neuesten Orca-Interaktionen sowie den Erfolg von Gegenmaßnahmen auf der Grundlage der jüngsten Berichte über Orca-Interaktionen.
Ich als Verfasser dieses Interviews bin Paul Linguard ausgesprochen dankbar für seine Darstellung. Auch wenn ich in manchen Punkten anderer Meinung bin, gebietet es die journalistische Sorgfalt, seine Darstellung unverändert und im originalen Wortlaut wiederzugeben.

Der entscheidende Moment: Ein Orca dreht sich unter dem Heck einer langsam laufenden Yacht zur Seite,
um im nächsten Augenblick das Ruder zu packen und mit aller Kraft daran zu rütteln. In meinem Online-Seminar DAS RÄTSEL DER ORCAS am 23. Mai 2023 um 19:30 Uhr
zeige ich anhand vieler Videos und Fotos, wie Orca-Attacken auf Ruder ablaufen und wie die aktuellen Gegenmaßnahmen funktionieren.

Thomas Kaesbohrer: Konnten Sie in den ersten Monaten des Jahres irgendwelche signifikanten Änderungen bei Orca-Interaktionen und im Verhalten der Orcas erkennen?

Paul Lingard: Nach Durchsicht der monatlichen Interaktionskarten der GRUPO TRABAJO ORCA ATLANTICA (GTOA) haben die Orca-Aktivitäten 2023 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen. Die GTOA erfasst den Großteil der Interaktionen anhand von Meldungen, die sie direkt erhält, indem sie Nachrichten in den sozialen Medien verfolgt und Berichte von Seebehörden und offiziellen Stellen einholt. Auch GTOA kann jedoch nicht garantieren, dass sie jede einzelne Interaktion erfassen. 

tk: Im Vergleich zu früheren Jahren zeigt das Frühjahr 2023 einen starken Anstieg der gewaltsamen Interaktionen mit Yachrudern. In meinem Buch DAS RÄTSEL DER ORCAS habe ich diesen Anstieg für 2023 angenommen. Haben Sie Vergleichszahlen für diese Annahme?

Paul Lingard: Soweit die verfügbaren Daten in GTOA und unsere CA-Quellen zeigen, haben wir für 2023 folgende Interaktionen:

Zwischen Januar und April 2023 gab es bisher 30 Interaktionen – wir haben also zweieinhalb bis dreimal so viele bestätigte Interaktionen wie in den Vorjahren.

Die Interaktionen im April fanden in den Vorjahren auf der spanischen Seite der Zufahrten zu Gibraltar statt, während es Anfang April diesen Jahres eine Konzentration in der Nähe von Cap Spartel (westlich von Tanger) gegeben zu haben scheint, die sich später mehr auf die spanische Seite verlagerte. Auch hier ist auffällig, dass die flache Route vor der spanischen Küste frei von Interaktionen war. Sie verläuft größtenteils in einer Wassertiefe von 20 Metern, mit Ausnahme dort, wo man Thunfischnetze zu umfahren hat. Vor Barbate gibt es eine Route küstennah zu den Netzen mit Vorsicht.

tk: Sehen Sie auch eine Zunahme von Ruderbeschädigungen durch Orcas?

Paul Lingard: Ich kann nicht sagen, ob die Interaktionen in diesem Frühjahr heftiger waren, da der CRUISING ASSOCIATION bisher nur 17 von 30 Interaktionen gemeldet wurden. Wir brauchen mehr Skipper, die sich melden, wenn unsere Schlüsse zutreffender sein sollen. 

tk: Die Yacht, die vor wenigen Tagen vor Barbate sank infolge Orca-Ruderattacken, ist nach ersten Angaben etwa eine Seemeile vor der Küste gesunken – also auf knapp über 20 Meter Wassertiefe. Wie bei allen bislang empfohlenen Gegenmaßnahmen scheint es aktuell kein sicheres Gegenmittel zu geben.
Was empfehlen Sie Seglern in diesem Gebiet, wie sie auf Orca-Interaktionen reagieren sollen?

Paul Lingard: Im Folgenden das, was wir über die verschiedenen Abwehr-Strategien bislang wissen:

Rückwärtsfahren. Erfolgreich oder nicht?
Aus den Berichten der Behörden geht hervor, dass das Rückwärtsfahren – das heißt das Ausweichen nach achtern im Falle einer Interaktion – in den meisten Fällen erfolgreich war. Aber wir können nicht feststellen, ob das Rückwärtsfahren in gerader Linie oder im Kreis, schnell oder langsam, mehr oder weniger effektiv war, selbst nach weiteren E-Mails, um genauere Informationen zu erhalten. Wir werden unser Online-Formular für den CA-Bericht in Kürze aktualisieren, um spezifische Fragen zum Rückwärtsfahren aufzunehmen.
 
Sand. Und sein akustischer Spiegeleffekt.
Ich habe auf Facebook und in der WhatsApp-Gruppe gepostet, wie Alfredo López von GTOA den Sandeffekt erklärt. Einige Leute fragen, ob es darum geht, den Sand auf das Blasloch zu werfen und die Atmung zu irritieren. Aber vielmehr geht es darum, den Sand so um das Heck herum zu streuen, was laut Alfredo die Dichte des Wassers verändert und das empfindliche Sonar der Tiere stört, indem es einen akustischen Spiegeleffekt erzeugt.

Renaud De Stephanis vom CIRCE zeigte Aufnahmen, auf denen Orcas seinem Motorboot folgten und keine Klicks, sondern Rufe und Pfiffe ausstießen. Offensichtlich orientierten sie sich also mit den Augen und nicht mit der Echoortung. Das Wasser war außergewöhnlich klar.

Ich schlug Renaud De Stephanis vor, eine Mischung aus Sand und Fluorescein (ein spezielles Material) zu verwenden, so dass sowohl die Echoortung als auch das Sehvermögen beeinträchtigt würden. Er hat dies in die Liste seiner Maßnahmen für die Tests aufgenommen.

Die GTOA hat bei den spanischen Behörden eine Genehmigung für die Erprobung von Maßnahmen einschließlich Sand beantragt, die jedoch verweigert wurde. Ich weiß also nicht, ob Renaud für jeden der von ihm vorgeschlagenen Tests eine spezielle Genehmigung benötigt, aber wenn ja, dann hoffe ich, dass er mit seinem Antrag mehr Erfolg hat als GTOA.

tk: Wann ist das Werfen von Sand effektiver: Auf laufenden oder liegenden Yachten?

Paul Lingard: Sand und Farbstoff sind natürlich am effektivsten, wenn man sich tot stellt und die Yacht ruhig liegt. Wenn eine Yacht mit schneller Fahrt davonläuft, wie das Renaud vorschlägt, dann wird der Sand wie jedes andere Mittel schnell vertrieben. Ein Skipper berichtete vor etwa einer Woche in den sozialen Medien, dass sich der Orca entfernte, sobald er Sand ins Wasser geworfen hatte.

So schnell wie möglich von Orcas weglaufen? 
Renaud de Stephanis rät, dass man bei einer Begegnung den Motor auf volle Leistung stellen und das Gebiet eilends verlassen sollte. Er begründet dies damit, dass es hauptsächlich Jungtiere sind, die die Angriffe durchführen und sich nicht von Erwachsenen entfernen wollen. 

Aus vielen Berichten geht allerdings hervor, dass an den Interaktionen sowohl Erwachsene als auch Jungtiere beteiligt sind. Viele adulte Tiere schauen zu, aber einige greifen auch physisch ein. Aus diesem Grund ändern wir das Meldeformular der zuständigen Behörde und fragen, wie viele erwachsene Tiere und wie viele Jungtiere anwesend sind, sofern bekannt. Die Unterscheidung zwischen erwachsenen Tieren und Jungtieren ist für Laien allerdings nicht einfach, sobald nicht beide gleichzeitig anwesend sind. Es wird in unserem Formular ein Feld für die Anzahl der Orcas geben, deren Alter „unsicher“ ist.

Wir werden einen Link zur GTOA-Website (www.orcaiberica.org) einfügen, die freundlicherweise ihre Seite über Orcas aktualisiert hat, um die Unterscheidung zwischen Erwachsenen und Jungtieren zu erleichtern. Es wird interessant sein, ob die Berichte von Yachten, die mit Geschwindigkeit ablaufen, wenn sowohl Erwachsene als auch Jungtiere anwesend sind, andere Ergebnisse in Bezug auf Aktivität und Schäden liefern als die Berichte, in denen nur Jungtiere oder nur eine „unsichere“ Anzahl angegeben wird. Renaud rät, unabhängig von der Anwesenheit Erwachsener so schnell wie möglich abzulaufen.

Die zahlreichen Tests von Renaud zum Wegfahren wurden allerdings mit einem Motorboot durchgeführt. Dieses verfügt nicht über das große Ruder, das eine Jacht bietet. Die Orcas lassen sich wahrscheinlich durch die Wirkung des Ruders motivieren. Sie wissen, dass das Ruder die Yacht erschüttert, wenn es angestoßen wird, und sie wissen wahrscheinlich, dass ein Bruch des Ruders die Yacht außer Gefecht setzen kann – so wie sie wissen, dass man Beutetiere erlegt, indem man sie in Flossen oder Schwanz beißt. Diese Motivation haben sie bei einem Motorboot nicht. Auch wenn wir hoffen, dass Renauds Theorie sich als richtig erweist, können wir sie angesichts der Daten der GTOA (die besagen, dass die Nichtbeachtung des Protokolls zu einer geringfügig höheren Rate schwerer Schäden führt) nicht empfehlen. Wir werden die Interaktionsberichte auf unserer Website (hier klicken!) sehr genau beobachten, um zu sehen, was mit denjenigen passiert, die Renauds Strategie folgen.

tk: Gibt es eine neue Empfehlung für Yachten, die sich in Gruppen zusammenfinden und in flachen Gewässern fahren?

Paul Lingard: Die vielen Begegnungen im April fanden in tieferen Gewässern statt, aber wir wissen aus Berichten in den sozialen Medien, dass viele Passagen in flachen Gewässern (meist um die 20 Meter) vor der spanischen Küste stattfanden, und in diesem Gebiet wurden keine Begegnungen gemeldet. Einige Leute haben vorgeschlagen, an der Seite der Schifffahrtswege entlang zu fahren, damit der Lärm der Yachten nicht zu hören ist, aber ich habe in den vergangenen Jahren Berichte über Begegnungen in diesem Gebiet gesehen. Die Flachwasserroute ist also am sichersten, was Orca-Zusammenstöße angeht. Allerdings würde ich diese Route nicht bei auflandigem Wind fahren. Dies aus Sicherheitsgründen, weil man bei einer Ruderbeschädigung manövrierunfähig auf Legerwall liegt. Man muss auf dieser Route zudem auf Thunfischnetze, starke Strömungen sowie Untiefen achten. 

Zum Segeln in einer Flottille kann ich nicht raten – wir haben schlicht keine Erfahrungswerte dazu. Sicherlich wäre es gut, wenn bei Problemen weitere Personen zur Verfügung stünden. Aber möglicherweise könnte der Lärm mehrerer Motoren neugierige Orcas in die Untiefen locken? Der Grund für den Mangel an Interaktionen im flachen Wasser liegt nicht darin, dass Orcas flaches Wasser nicht mögen, sondern darin, dass ihr Jagdgebiet in tieferem Wasser liegt. Könnten Orcas mit vollen Bäuchen eine Flottille erkunden? 

Um die Theorie von Renaud De Stephanis, so schnell wie möglich zu flüchten, zu untermauern, hat die GTOA auf ihrer Website oder in ihren Statistiken Einzelheiten veröffentlicht, die zeigen, dass die Nichtbeachtung des Protokolls zu einem geringfügig höheren Risiko führt, schwere Schäden zu erleiden. Auf unserer aktualisierten Webseite werden wir erklären, warum es wichtig ist, bei der Befolgung des Protokolls den Ratschlag zu befolgen, „sich unauffällig zu verhalten“, da wir anhand von Videos sehen, dass nicht jeder dies tut. 

tk: Was meinen Sie mit unauffällig?

Paul Lingard: Anscheinend hat die GTOA mit Wissenschaftlern gesprochen, die das Verhalten der Orcas in Sea World studieren. Sie stellen, dass die Orcas dort gerne eine Reaktion von den Tierpflegern provoziereren, indem sie Geräusche machen, sie bespritzen, sobald sie sich übers Wasser beugen. In ähnlicher Weise glaubt die GTOA, dass das Herumlaufen an Deck die Orcas daran interessiert hält, die Interaktion fortzusetzen, selbst wenn das Boot angehalten wird. Und wir alle haben Videos gesehen, in denen die Yachten im Wasser gestoppt wurden, aber die Besatzung sich nicht zurückhielt. 

Ich lese übrigens gerade Ihr Buch DAS RÄTSEL DER ORCAS und sehe, dass Sie dieses Thema aufgegriffen haben.

Wir haben also widersprüchliche Theorien und Ratschläge von verschiedenen Wissenschaftlern. Laufen oder anhalten? Wir hoffen, dass wir herausfinden können, was effektiver ist, wenn wir genügend Berichte erhalten. 

tk: Was ist notwendig, um Ihre Forschung zu verbessern?

Es ist eindeutig notwendig, dass mehr Skipper Bericht erstatten.
Paul Lingard: Es ist eindeutig notwendig, dass mehr Schiffsführer berichten. Wir brauchen mehr Leute, die sich melden und das Formular auf unserer Website ausfüllen, wenn wir etwas herausfinden wollen. Es mag für jeden Betroffenen einfacher sein, kurz auf Facebook oder WhatsApp formlos über seine Erlebnisse zu berichten. Und noch einfacher, mit anderen Betroffenen zu diskutieren. Aber solche Berichte sind eben formlos und damit unstrukturiert und werden nicht so zusammengestellt, dass wir darin nach Mustern fahnden können. Beides hat seine Berechtigung, und in der Aktualisierung der CA-Webseite (die in Kürze veröffentlicht wird) ermutigen wir die Menschen, das Problem in den sozialen Medien zu diskutieren, aber hoffentlich sind die Vorteile der CA- und GTOA-Meldungen klar!

Wir stellen die Berichte zusammen und zeigen sie an, damit sie von allen genutzt werden können, von Seglern und Wissenschaftlern gleichermaßen. Die Facebook- und WhatsApp-Gruppen sind zwar wichtig, aber sie sammeln keine strukturierten Informationen, und die anekdotischen Geschichten und Diskussionen verschwinden nach einer angemessenen Suchzeit.

Daher wären wir für jede Unterstützung in diesem Post dankbar, um die Datenerhebung bei uns sowie GTOA zu fördern. 
Ich hoffe, dass unser CA-Web-Update bis Anfang Mai abgeschlossen sein wird, und Sie werden sehen, dass wir unsere Empfehlungen dort aktualisiert haben. 

tk: Vielen Dank, Paul, für Ihr Update!

Information, Anmeldung und Tickets zu meinem ORCA-ONLINE-SEMINAR: Hier.
Wieso sind meine Seminare gegen Teilnahmegebühr? Meine Bücher und meine Artikel in der YACHT sind gründlich recherchiert. Ich bin keinerlei Interessengruppen verpflichtet und in meiner Darstellung unabhängig. Ich fühle mich, egal ob in meinem Podcast, in meinen Seminaren bei bei meinen Orca- oder in meinen Kroatien-Büchern ausschließlich der Wahrheit verpflichtet. Das soll auch weiterhin so bleiben, solange ich publiziere.


Zum Buch

Kroatien Preise 2023: Höhere Gebühren im Nationalpark Telascica-Bucht.

Im heutigen Post geht es um die Telascica-Bucht am nördlichen Ende der Kornaten, die Verblüffendes zu bieten hat, das von Deck einer Yacht aus nicht zu erkennen ist. Das obige Wimmelbild ist meinem Buch REVIER KOMPASS KROATIEN NORD entnommen. ©Goran.stock.adobe.com/millemari.

Wieso in die Telascica-Bucht?

Es ist noch nicht lange her, dass sich Segler noch an Segel-Stammtischen über die lohnendsten Törnziele in Kroatien austauschten und nicht im Web. Zwei Namen fielen damals häufig: Die Bucht von Kotor. Und die Telascica-Bucht (richtig gesprochen: Telaaaaschzizza) am Südende der 23 Seemeilen langen Insel Dugi Otok, deren Name nichts anderes bedeutet als ebendies: „Lange Insel“.

Der Mythos „Telascica“ strahlt nicht mehr ganz so hell wie damals, doch dafür kann die Telascica selbst am wenigsten. Die drei Seemeilen tief ins südliche Inselende schneidende Bucht ist immer noch eine sehenswerte Schönheit – und das allein schon beim Durchsegeln ihrer Länge. Ein meist wellenloser See zum spätnachmittäglichen Dahingleiten unter Segeln zwischen unzähligen Inseln und Halbinseln. 

Die weit größeren Highlights liegen für die Augen der Segler verborgen in unmittelbarer Nachbarschaft. Man erkennt sie gut auf dem obigen Wimmelbild, das dem Band REVIER KOMPASS KROATIEN NORD entnommen ist: Im Westen der weit über dem Meeresspiegel liegende Salzwasser-See Mir, der über verborgene Kanäle Meerwasser zieht. Und die jäh 160 Meter steil ins Meer abfallenden Klippen, die sich dort noch einmal 80 Meter unter Wasser fortsetzen. Sie sind von See aus ein erhebender Anblick, aber von dort praktisch unentdeckt. Kaum ein Segler hat die  rauhe Westseite der 45km langen Insel Dugi Otok gegen den oft vorherrschenden sommerlichen Maestral je befahren. Beide Highlights kann man auf einer Wanderung vom nahegelegenen Bojenfeld im Westen der Telascica-Bucht erkunden.

Der Weg zum Nationalpark

Egal, von welcher der beliebten Charter-Marinas Zadar, Sukosan, Biograd oder Murter man aufbricht: Der reizvolle Weg durch die Inselwelt vor den Kornaten beträgt zwischen 12 und 20 Seemeilen, also zwischen drei bis viereinhalb Stunden. 

Wo man ankert oder anlegt. 

In der Telascica-Bucht gibt es keine Marina, keinen Supermarkt, keine Tankstelle und auch keine Stadt. Der nächstgelegene Ort Sali ist zu Fuß von der Telascica-Bucht in eineinhalb Stunden erreichbar. Man ist also auf sich selber angewiesen.

Obwohl von 25 lauschigen Buchten umgeben, ist Ankern dort fast unmöglich, denn sie ist tief. Ankern ist nur in einigen Buchten möglich und auch erlaubt, da die Telascica-Bucht seit Jahren kein frei befahrbares Gewässer mehr ist, sondern ein eigener Nationalpark.

Meist legt man an einem der Bojenfelder an, deren größtes mit 45 Bojen vor den erwähnten Highlights Mir-See und Klippen-Pfad liegt.

Am späten Nachmittag wird man am Steg oder den Bojen einer der nicht mal zwei Handvoll Konoben kostenlos anlegen und zum Ausgleich dort ein Abendessen einnehmen. Die Qualität der Telascica-Konoben ist sehr unterschiedlich, von Fast-Food bis Fischtaverne mit Zoo ist alles dabei. Welche Konoben sich wirklich zum Bleiben lohnen, wo und wie man dort reservieren muss, steht im REVIER KOMPASS KROATIEN NORD.

Was es 2023 kostet.

Der Telascica-Nationalpark ist nur mit einem eigenen Telascica-Ticket befahrbar. Es kostet, wenn man es online erwirbt –  für Schiffe zwischen 11 und 17,99 Metern Länge pro Tag nun 90 € statt bislang 73€ – ein Plus von 23%. Entsprechende Aufschläeg gelten auch für die übrigen Nationalparks.

Wer drei Tage verbringen will, der zahlt wie in 2022 nur für zwei Tage – immerhin. Also 180€. Da scheint das 3-Tages-Ticket für Kornaten plus Telascica schon fast ein Schnäppchen mit 200€. Aber freilich nur eins für große Crews ab sechs Personen aufwärts. Wer online bei einem der Parkranger bucht, die auf ihren Booten unterwegs sind, zahlt mehr.

Wichtig zu wissen für die Telascica-Bucht:

Das Ticket für den Nationalpark Kornaten gilt nicht für die Telascica-Bucht! Es ist ein eigenes Ticket. 

Und damit sind wir dann auch schon beim Grund, warum der Mythos der Telascica-Bucht heute nicht mehr ganz so hell strahlt wie in jenen Zeiten der Segler-Stammtische: Den meisten Seglern ist der Erwerb zweier benachbarter Nationalpark-Tickets, die einfach einer sein könnten, zu teuer. Sie ziehen in jedem Fall das Ticket des Nationalparks Kornaten vor, den ich in einer meiner nächsten Posts beschreiben werde.

Viele weitere Infos zur Telascica-Bucht und zu 33 weiteren Highlights zwischen Koper und Kornaten findest Du im REVIER KOMPASS NORD:

Insiderwissen für deinen Traumtörn in Kroatien: 

     Von Slowenien bis Kornaten:         Von der Krka bis Kotor:

https://millemari.de/shop-kategorie/buecher/   

Lesermeinungen:
„Nicht nur die genialen Wimmelbilder, die auf einen Blick einen hervorragenden Überblick über alles wissenswerte geben, auch die vielen auf den Punkt gebrachten Informationen halfen uns bei der Törnplanung und gaben uns täglich wertvolle Orientierung.“

„Praktisch. Nützlich. Kompakt.
Eine gute Mischung aus Information, Überblick, Tipps und kleinen Geschichten mit Erfahrungen und Empfehlungen.“

„Der Revier-Kompass Kroatien war auf unserem Chartertörn ständig in Gebrauch.“

„Außer den inzwischen verfügbaren, recht brauchbaren Apps mit Revierinformationen und diesem Führer haben wir keine weiteren Revierhandbücher verwendet und auch nicht vermisst.“

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Noch mehr über Kroatien erfahren? Jetzt auch im Podcast SEGELN IST MEER! hören:

Kroatien 2022: Günstiger Urlaub oder teures Pflaster?

Die 65 kroatischen Marinas erhöhen aktuell die Preise für Kurzzeit-Liegeplätze um 9%. Thomas und Ümit gehen dem Mythos „Kroatien ist teuer!“ auf den Grund. Klären auf, wo Kroatien teuer ist, wie man um teure Ecken auf der Reise meidet – und kommen zu einem überraschenden Schluss…

Kroatien? Ist doch ein Einsteigerrevier!

Für viele – und vor allem die, die noch nicht da waren, ist Kroatien gleichbedeutend mit Badehosensegeln. Was ist dran am Mythos? Und warum ist Kroatien kein Einsteigerrevier? Wieso gelten für Nordkroatien andere Regeln als für Südkroatien? Warum sollte man besonders im Juli und August in Kroatien die Augen beim Wetter offenhalten? Thomas und Ümit fragen nach und legen offen, worauf man in Kroatien unbedingt achten sollte…

 

Mittelmeer- und Kroatien: Einsteiger-Revier für Badehosen-Segler? Oder nichts für Anfänger?

In meinem Post vergangene Woche und meinem gleichnamigen Online-Seminar 
ging ich der Frage nach „Wie gefährlich ist es, im Gewitter zu Segeln?“
Heute die Frage, ob das Mittelmeer und insbesondere Kroatien das vielbeschworene Einsteigerrevier ist.
Zwei Online-Seminare am Dienstag, den 9. Mai und Donnerstag, den 11. Mai 2023 
machen fit für den Törn im Mittelmeer.

Ein Gewitter braut sich im September über der kroatischen Küste zusammen. Warum sind Stürme und Starkwinde in den Sommermonaten im Mittelmeer eher vergleichsweise selten, Gewitter aber vor allem in der Adria häufiger? Zwei Online-Seminare geben Antworten.

Warum sind Starkwind und Sturm im Mittelmeer anders als im Atlantik oder der Ostsee? Und wieso sollte man auf dem Kroatientörn vor allem in den Monaten Juli, August und September gerade bei schönem Wetter konsequent die Wetterberichte studieren?

Ich segle seit den späten 90er Jahren im Mittelmeer und vor allem in Kroatien. Und höre immer wieder auch von erfahrenen Seglern die Meinung, Kroatien sei nur was für Badehosensegler. Warum das nicht so ist, was man über Mittelmeer-Starkwind- und Sturmsysteme und über richtiges Verhalten wissen muss, darüber gehen meine nächsten Online-Seminare.

Stürme, Wind und Starkwind im Mittelmeer. Kein Grund zur Angst.
Das Mittelmeer kennt über 100 Namen für die dortigen Winde – mehr als jeder andere Ozean. Warum ist das so?
Was sind die fünf großen Starkwindsysteme im Mittelmeer?
Wie entstehen sie?
Wie kann ich sie frühzeitig erkennen?
Warum ist jedes von ihnen anders?
Warum verhalte ich mich bei Bora anders als bei Scirocco? Und wie gehe ich richtig damit um?

Termin: Dienstag, 9. Mai 2023 um 19:30 Uhr
Infos und Tickets auf www.millemari.de

Kroatien-Wetter. Was Du wissen solltest.
Kroatien genießt einen sehr guten Ruf als Einsteigerrevier vor allem für Charterer. Doch erfahrene Segler wissen: Entweder hat es hat dort keinen Wind. Oder zuviel. Doch warum ist das so?
Muss man einer Bora immer aus dem Weg gehen? Wenn ja wo? Was sind die Charakteristika von Bora und Jugo? Und wie gehe ich als Skipper damit um?
Wie ist das Kroatien-Wetter in den Sommermonaten?
Wie entsteht dieses Wetter?
Warum gibt es in Kroatien Gewitter? Wie werde ich nicht vom Gewitter überrascht?

Termin: Donnerstag, 1q. Mai 2023 um 19:30 Uhr
Infos und Tickets auf www.millemari.de

So beurteilen Teilnehmer meine Seminare:
Über das Online-Seminar DAS RÄTSEL DER ORCAS:
„Insgesamt hat Dein Vortrag für mein Empfinden ein völlig neues Licht 
auf die Angelegenheit geworfen. Es ist etwas anderes, ob man sich dem verheerenden und möglicherweise lebensgefährlichen Angriff eines grossen wilden Tieres ausgesetzt sieht mit dem Ziel, einem zu schaden oder einen sogar zu erjagen, oder ob es der ruhige, spielerische Versuch ist, etwas von dem grossen schwimmenden Ding abzubekommen und als Trophäe mit nachhause zu nehmen. Der Unterschied ist fundamental…

Über das Online-Seminar GEWITTER FRÜHZEITIG ERKENNEN. RICHTIG REAGIEREN.
„Das Seminar war wirklich ausgezeichnet und hat noch dazu viel Spaß gemacht! Dein praktischer Ansatz ist wirklich super! Jedenfalls hatten wir gestern bei der Fahrt entlang der Donau  genügend Gelegenheit, Wolken zu analysieren. Uns war bald klar: … da kommt was! 
Wir wurden dann auch durch mehrere Gewitter ‚belohnt‘!„

„Für mich war es sehr informativ und wirklich gut aufgebaut 
und somit sehr gut zu folgen. Vielen Dank!“

 

Orcas: Far more Interactions. Some more evidence what may be successful to keep Orcas away from rudders. An Update from Paul Lingard, CRUISING ASSOCIATION.

Paul Lingard is a member of the Orca Project Team 

at the Cruising Association, based in London.

Thomas Kaesbohrer is author of the THE RIDDLE OF THE ORCAS.

In this interview Paul gives Thomas an update on latest orca moves, interactions 

and success of countermeasures based on latest orca interaction reports.

The dangerous moment: A killer while fotografed on his careful final approach towards a yacht rudder. It can be seen clearly how the Orca turns aside below two stern ball fenders to get grip of the free hanging spade rudder. The book THE RIDDLE OF THE ORCAS explains details and motivations of Orca attacks on rudders and shows successfull strategies.

Thomas Kaesbohrer: Hi Paul. I am happy to be in contact with you. Did you observe any significant changes in orca interactions and behaviour in these last months?

Paul Lingard: It seems that activity has increased significantly in 2023 compared to previous years, based on reviewing the GRUPO TRABAJO ORCA ATLANTICA (GTOA) monthly interaction maps. GTOA captures the great majority of interactions from reports received directly, by following social media sources and through reports from maritime and official authorities. However they cannot guarantee to capture every single interaction. 

tk: In comparison between spring 2021 and spring 2023 there seems to be a major increase in violent interactions. In my book THE RIDDLE OF THE ORCAS I assumed this increase for 2023. Do you have comparative figures for this assumption?

Paul Lingard: As far as available data show in GTOA and our CA sources we have interactions in 2023 as follows:

Paul Lingard’s statistics show a significant increase in Orca interactions with rudders between January and May 2023. And May data is not jet icluded completely…

Between January and April 2023 to date 30 interactions – So we have two and a half or three times as many confirmed interactions as in previous years.

The April interactions in previous years took place towards the Spanish side of the approaches to Gibraltar, whereas this year there seems to have been a concentration near to Cap Spartel (W of Tangier) in the early part of April, moving to the Spanish side in the later part. Again, however, note that the shallow route off the coast of Spain has been free of interactions. This sits mostly in water of 20 metres depth except the need to go outside tuna nets. At Barbate there is a route inshore of the nets with care.

tk: Do you see an increase also in violent Orca interactions with rudders?

Paul Lingard: I can’t say whether the interactions have been more or less violent as so far this spring as only 17 of 30 interactions have been reported to the CRUISING ASSOCIATION. We need more skippers to report if we are to be successful. 

tk: Concerning recommended reactions on orca interventions what do you actually recommend for sailors in this area?

Paul Lingard: Talking about the different strategies sailors have adopted:

Reversing. Successfull or not?

From CA reports it would appear that reversing – i.e. going astern in case of an interaction – has been successful more times than not, but we cannot see whether reversing in a straight line or circle, fast or slow has been more or less effective, even after follow up emails to obtain greater detail. We are updating the CA report form very shortly to include specific questions around reversing.

 

Sand. And its Acoustic Mirror Effect.

You may have seen me post on Facebook and in the WhatsApp group, that Alfredo López from GTOA explained the sand effect to me. Some people ask if the idea is to throw it at the blowhole, but I understand that the idea is to scatter sand around the stern which, according to Alfredo changes the density of the water and will create an acoustic mirror effect which disrupts the echolocation sense.

Renaud De Stephanis from CIRCE showed footage where orcas following his motor boat were not clicking but were making calls and whistles, so they were using eyes not echolocation to position themselves. The water was exceptionally clear.

I responded to him and suggested using a mix of sand and fluorescein (this is a specific material) tracing dye so that both echolocation and eyesight senses would be affected. He has put it in his list of measures that he intends to test.

GTOA sought approval from Spanish authorities to test measures including sand but permission was refused. So I don’t know whether Renaud will need specific permission to carry out each of the tests that he proposes, but if so, then I hope he is more successful in his application than GTOA.

tk: When does throwing sand prove to be more effective: On running or yachts lying still?

Paul Lingard: Sand and dye will obviously be most effective when playing dead. If one runs as Renaud suggests, then it will be very rapidly dispersed. One skipper reported on social media around a week ago that as soon as sand was thrown in the water the orca moved away.

Running Away from Orcas as fast as possible? 

Renaud de Stephanis also advises that in an interaction you should put the engine on at full power and leave the area. His rationale for that is, that it is mainly juveniles that undertake the attacks and they will not leave the adults behind. However, many reports tell us that both adults and juveniles are present in many interactions. Many adults watch but some do physically interact. We are therefore changing the CA report form to ask how many adults and how many juveniles are present if known (it can be hard to identify adult or juvenile unless both are present). There will be a field for numbers of orcas where age is “uncertain”.

We will present a link to the GTOA website (orcaiberica.org) and they have kindly updated their page about orcas to aid differentiation between adults and juveniles. It will be interesting if reports from yachts that are motoring away when both adults and juveniles are present give a different result in terms of activity and damage from the reports where only juveniles or only “uncertain” numbers are given. Renaud advises to run irrespective of adults being present.

However, Renaud’s numerous tests on motoring away have been conducted using a motor boat. This will not have the large rudder that a yacht presents. Orcas are likely to be motivated by the action of the rudder. They know that it makes the yacht jump around when bumped and they probably understand that breaking it can disable the yacht (as they understand how to disable prey by biting the tail). They do not have this motivation with a motor boat. While we hope that Renaud’s theory proves correct, we cannot recommend it given the data from GTOA (that not following the protocol leads to marginally higher rates of serious damage). We will be watching the CA interaction reports very closely to see what happens to those who follow Renaud’s advice.

tk: Is there any new recommendation for yachts gathering in groups and running in shallow waters?

Paul Lingard: The many interactions that have occurred in April have occurred in deeper water, however we know from reports on social media that many passages have taken place in shallow water (mostly around 20 metres) off the Spanish coast, and no interactions have been reported in this area. Some people have suggested running along the side of the shipping lanes so that the noise of yachts is masked, but I have seen reports of interactions in this area in previous years. So the shallow water route is the safest as far as orca interactions is concerned. However, I would not take that route with an onshore wind (in case of being disabled) and care needs to be taken with tuna nets, strong currents and isolated shallow areas. 

I cannot advise on sailing in a flotilla as we have no data. Certainly it would be good to have others on hand in case of problems, however could the noise of several engines draw curious orcas into the shallows? The reason for the lack of interactions in the shallows is not because orcas don’t like shallow water, it is because their hunting ground is in deeper water. But might orcas with full bellies go and investigate a flotilla? 

And just to add to the Renaud De Stephanis theory of motoring away as fast as possible – GTOA have published detail on their site or their statistics which shows that not following the protocol does lead to a marginally higher risk of suffering serious damage. In our updated web page we will be explaining why, when following the protocol, it is important to follow the advice to “keep a low profile” because we see from videos that not everyone does this. 

tk: What do you mean by low profile?

Paul Lingard: It seems that GTOA spoke to scientists studying orca behaviour at Sea World and they say that orcas there enjoy eliciting a response from the keepers by hding and then splashing them when they peer over an overhang. Similarly, GTOA think that running around on deck will keep the orcas interested in continuing the interaction even when a boat is stopped. And we have all seen videos where the yachts were stopped in the water but the crew were not keeping a low profile. 

I’m currently reading your book and see that you picked up on this.

So we have conflicting theories and advice from different scientists. Run or stop? We hope to be able to establish which is more effective if we get enough reports. 

tk: What is necessary to improve your research?

There is clearly the need of more Skippers to report

Paul Lingard: There is clearly the need of more Skippers to report. We need more people to report and complete a CA form if we are to succeed. It is possibly easier to report on Facebook or WhatsApp (and the reporter may be interested in engaging in a discussion), but such reports are unstructured and not collated in a way that helps us to look for patterns. Both have their place and in the CA web page update (to be published shortly) we encourage people to discuss the problem on social media, but hopefully the benefits of the CA and GTOA projects are clear!

We collate and display the reports for use by anyone, sailors and scientists alike, so whilst the Facebook and WhatsApp groups are important, they do not gather information on a structured way and the anecdotal stories and discussions disappear beyond reasonable searching  time.

So any words you can use to encourage reporting would be appreciated. 

I’m hoping that our CA web update should be completed by beginning of May and you will see that we have updated our advice in there. 

tk: Thank you, Paul for your update! 

Released in April 2023
20 british, german, french and polish sailors report 
on how they survived violent Orca interactions
– and scientists respond to their observations.
A must read for everybody sailing the Orca Alley in 2023
from an author who sailing it in 2022.
Available as eBook or Print
on www.amazon.com
or www.amazon.co.uk 

SV So Long – KP Olbricht GER

PACIFIC ON REINKE 10M
Lieber Peter Foerthmann, bei unserer Überfahrt von Den Helder nach Lowestoft hat der windpilot 22 von 24 Stunden zuverlässig gesteuert und unser Bordleben erleichtert. Auch heute auf dem Weg nach Harwich mit Wind von hinten haben wir den windpiloten erfolgreich eingesetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung und Geduld.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus-Peter Olbricht

SV Izaga – Santiago Sagarminaga ES

JEANNEAU SO 29.2 AND HER FIRST 1000 SM EXPERIENCE
Hi Peter, I am Santiago Sagarminaga that last March I bought a PILOT WIND PACIFIC and I installed it on my sailing boat „IZAGA“ Jeanneau Sun Odyssey 29.2
I have already navigated with WP about 1000 nautical miles and it has been very great

SV Astria – Torsten Burgdorf GER

AUSRÜSTUNG EINER OVNI – EINE UNGEWÖHNLICHE GESCHICHTE

Ovni 370

SV Bayanat – Abhilash Tomy IND

NACHDENKLICHKEITEN UND DIE INDISCHE SEELE

Abhilash Tomy

Umzug für die Abfahrt

07.Mai.23, Neuseeland/Marsen Cove, Tag 3262, 24.696 sm von HH

Neuseeland ist etwas umständlich bei der Abreise. Statt dass wir gemütlich in Whangarei Down Town ausklarieren können, schickt man uns Segler an die Mündung vom Hatea. Dort gibt es eine gepflegte Marina, einen mittelgroßen Supermarkt und mehr nicht. Nur zwei Meilen bis zum offenen Ozean.
Mindesten zwei Tage vor Abfahrt erwartet Immigration online eine Ankündigung über Ausreise-Absichten. Außerdem muss ein mehrseitiges Formular ausgefüllt werden mit den gleichen Anfragen wie bei der Einreise. Und wir müssen deklarieren, wie viel Alkohol ausgeführt wird. Peinliche Befragung. Wir kennen ja die Preise in Französisch Polynesien und sind entsprechend präpariert. Nudeln brauchste da nicht mit hinnehmen – Barilla kostet dort weniger als überall anders auf der Welt.  :mrgreen:

Also sind wir heute Morgen bei schittigem Wetter umgezogen und zwei Stunden den Fluss abwärts getuckert. Alle Systeme arbeiten reibungslos. Nur unser Radar will noch immer nicht. Vielleicht erfolgt ja noch eine Selbstreparatur … :roll:

Überhaupt das Wetter. Neuseeland macht uns den Abschied leicht. Die letzten drei Wochen waren grau und regnerisch. Die Temperaturen sind mit 18 bis 20 Grad noch angenehm, aber der Dauerregen schlägt etwas auf die Laune. Unser neues Deck ist grün. Tampen und Fallen sind grün. Die Sprayhood ist grün. Da ist Morgen noch Handarbeit angesagt.
Viele Wege zum Einkaufen und für letzte Besorgungen in der Zivilisation endeten klitschnass.

Alles grün nach nur drei Wochen – unser schönes Deck – heul! Okay, Holz wäre genauso grün geworden – das ist ein Trost

Ein Wetterfenster ist in Aussicht. Donnerstagnachmittag vielleicht. Wahrscheinlicher ist jedoch der Freitag. Es hängt etwas davon ab, wie schnell der Wirbel abgezogen ist, der aus Australien zu uns rüber kommt. Der Wirbel bringt Westwind, später Südwind. Perfekt!
Man soll freitags ja nicht auslaufen. Diesem Aberglauben messen wir hohe Bedeutung bei, haben uns aber die Sache schön zu recht gelegt: wir sind ein Deutsches Schiff und am Freitag ist in Deutschland noch Donnerstag. Voila, somit können wir ohne Probleme auch am Freitag los.

Die Aussicht für Mittwoch – ideale Windrichtung – Grundwind 30 Knoten – der mutige Segler würde fahren – uns Hasenfüßen sind Böen mit bis 40 Knoten aber zu viel ;-)


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Der Gesang der Buckelwale. Und Sara aus Makarska, Kroatien.

Mit Unterstützung aus Kroatien werde ich in den kommenden Woche Geschichten 
von kroatischen Inseln und den Menschen an der Küste erzählen. 
Heute: Warum eine junge Kroatin über Buckelwale forscht. 
Und was sie aus ihren Forschungsergebnissen macht.

Es ist vielleicht ein ungewöhnliches Leben, das die 34jährige Kroatin Sara Niksic aus Bratus bei Makarska lebt. Als Jugendliche durchlief sie in Kroatien eine klassische Musikausbildung. Immer wieder faszinierten sie Delphine. Wale. Daraus folgte ein naturwissenschaftliches Studium der Bioakustik. Studienaufenthalte in Australien und Neuseeland. Ihre Abschlussarbeit über die Gesänge der Buckelwale an der Universität von St. Andrews in Schottland.

Was hat sie am Gesang der Buckelwale fasziniert? „Meeressäuger sind viel länger auf der Erde als wir Menschen. Ihre Gesänge, ihre Stimmen erklangen lange, bevor Menschen ihre Stimme und Sprache entwickelten. Ich habe vielleicht begriffen, dass es auch andere Kulturen als nur unsere menschliche Kultur auf der Welt gibt und dass uns diese Kulturen in vielerlei Hinsicht nahe sind.“

Ok. Aber was hat das mit uns zu tun?

„Ich stellte irgendwann fest, dass Walgesang definitiv eine beruhigende Wirkung auf mich hat. Wir Menschen arbeiten zuallererst mit unserem Sehorgan, Töne und Laute nehmen wir eher unterbewusst wahr. Aber gerade dort entallten sie großen Einfluss auf uns. Einerseits liebe ich die Wissenschaft, erforsche in der Bioakustik die Stimmen der Tiere. Und andererseits finde ich es immer wieder unbefriedigend, wie Wissenschaftler ihre faszinierenden Forschungsergebnisse einem nicht-wissenschaftlichen Publikum näherbringen. Das wird schnell langweilig und unverständlich.“

Also hat sie Musik und Walgesang kombiniert. „Ich habe mich eh den größten Teil meines Lebens mit Musik beschäftigt. Wenn Menschen die Stimmen der Wale hören, beginnen sie, Fragen zu stellen, Reaktionen zu zeigen. Und das ist der Punkt: Sie zu faszinieren und dazu zu bringen, Fragen zu stellen statt sie mit Fakten zu bombardieren.

Für Ihre Arbeit wurde die 34jährige Kroatin mehrfach ausgezeichnet.

Aber warum schreibe ich jetzt in meinen Kroatien Posts über eine junge Kroatin, die über die Gesänge der Meeressäuger forscht? Vielleicht hat auch mich die Arbeit an meinem Buch über die Orcas und ihre seit zwei Jahren anhaltenden Attacken auf Yachten und ihre Ruder verändert. Anfangs wollte ich nur wissen, wie ich mein Boot vor der iberischen Halbinsel gegen Orcas schützen könnte. Als ich mein Manuskript über die Orcas abschloss, wusste ich, dass ich nicht nur mein Boot, sondern auch die Orcas schützen muss.

Vielleicht habe auch ich gelernt, dass wir lernen müssen, mehr in Widersprüchen zu leben, wo doch eigentlich unsere westliche Denktradition stets die Eindeutigkeit anstrebt. 

Es ist ein ungewöhnliches Leben, das die 34jährige Sara Niksic lebt. Aber vielleicht ist es genau das, was wir alle die nächsten Jahre brauchen werden. Menschen, die uns zeigen, dass man Widersprüche nicht auflöst. Sondern sie zulässt. Die ungewöhnliche Wege gehen 

Sara Niksic‘ ungewöhnliche Komposition aus Buckelwal-Gesängen und Chillout. Oder auf Innerchildmusic sowie Soundcloud
Mein Online-Referat am Dienstag, den 2.5.2023 über DAS RÄTSEL DER ORCAS. Warum sie Boote angreifen. In dem es auch um die Sprache der Orcas geht.

Kiwi, Kiwis, Kiwifruit

27.Apr.23, Neuseeland/Whangarei, Tag 3251, 24.696 sm von HH

Immer der gleiche Name: Die Vögel, die Menschen und die Früchte. Um allzu große Verwirrung zu vermeiden, werden in Neuseeland die Vögel ‚Kiwi‘ genannt, die Leute ‚Kiwis‘ und beim Ost wird ein ‚fruit‘ angehängt.
Aber was war zuerst da?
1. der Vogel: Der heutige Nationalvogel Neuseelands wurde aufgrund seines Rufes bereits von den Maori Kiwi genannt. Im Internet finden sich Tonaufnahmen – mit etwas Phantasie hört man tatsächlich den ‚Kiwi‘ heraus.
2. die Neuseeländer: Während des 1.Weltkreiges sollen neuseeländische Soldaten Schuhcreme mit einem Kiwi als Logo mit in die Truppen gebracht haben. Schnell bekamen die neuseeländischen Soldaten den Spitznamen Kiwi verpasst und nahmen ihn mit in die Heimat. Eine Erfolgsgeschichte: heute bezeichnen sich alle Neuseeländer stolz als Kiwis.
3. Die Frucht. Seit über hundert Jahren wird in Neuseeland die ursprünglich aus China stammende Stachelbeere angebaut. Der internationale Export begann 1952. Die neue Frucht erfreute sich sofort großer Beliebtheit. Ein guter Handelsname sollte her. Weder der chinesische Name ‚Yang Tao‘ noch Stachelbeere waren tauglich. Warum nicht nach dem Vogel benennen? Beide sind ja schließlich braun, rund und pelzig. Die Kiwi-Frucht war geboren.

In den Supermärkten finden wir gerade eine Kiwifruit-Schwämme. Es ist Haupterntezeit. Für 2,40 Euro bekommt man ein Kilo herrlichster Gold-Kiwi.  Auch Kiwis haben wir reichlich kennen gelernt. Meist aufgeschlossene, freundliche Menschen, die interessiert auf jemanden zu gehen und viel Geduld mitbringen. Sie pflegen einen gemütlichen Lebens-Stil. Bitte nicht zu viel Hast – laid back – Fischen gehen und ein Bierchen dabei trinken, ist eine große Leidenschaft.

Somit fehlen noch die Kiwi in unserer Sammlung. Kein Neuseelandbesuch ohne Kiwi. In freier Wildbahn haben wir weder welche gehört, noch gesehen. Kein Wunder, der scheue Laufvogel kommt nur nachts aus seinen Erdhöhlen. Aber Whangarei hat ein Kiwi-Haus. Mit dem Rad strampeln wir uns sieben Kilometer bergauf und fragen uns, warum wir es nicht geschafft haben dorthin zu fahren als wir noch das Auto hatten (zumal Achim auf den Rückweg auch noch einen Platten hatte – andere Story :roll: ).

In einem ungefähr 60 Quadratmeter großen Terrarium wird mit Bäumen, Sträuchern und Laubboden naturgetreu eine Wald-Szenerie simuliert. Es ist stockdunkel als wir eintreten. Nur ein paar dezente Lampen täuschen Mondlicht vor. Unsere Augen gewöhnen sich und dann entdecken wir die Kiwi Dame. Aufgeregt und flink auf den Beinen – sehr flink – stochert sie mit ihrem langen Schnabel im Erdboden. Per automatischer Steuerung wird die Nacht zum Tag gemacht. Inklusive Dämmerungsphasen und zweimal in der Woche regnet es. Fotografieren ist verboten, um den Kiwi nicht zu stören.

Kiwi-Skelett mit Ei – im Verhältnis zur Körpergröße tragen die Kiwi-Weibchen die größten Eier im Vogelreich. Ein Kiwi ist so groß wie Huhn, wiegt bis 5 Kilogramm und das Ei 500 Gramm.

Das Weibchen ist knapp drei Jahre alt und bald geschlechtsreif. Bis vor kurzem wohnte sie noch mit einem Männchen zusammen. Aber der aufdringliche Kerl war frühreif und hat das Weibchen zu sehr begatten wollen. Er wurde bereits ausgewildert. Sie wird ihm demnächst in die Freiheit folgen. Dann ziehen neue Küken in den das Kiwi-Haus ein, um groß gezogen zu werden.
Von gelegten Eiern und geschlüpften Küken schaffen es grade mal 5 Prozent zu überleben. Zu hoch ist die Anzahl an eingeschleppten Jägern, die nachts die Höhlen plündern: Hermeline, Frettchen, Wiesel, Possums, Ratten und verwilderte Katzen lecken sich die Lefzen nach Kiwi Fleisch. Erwachsene Vögel sind groß und kräftig genug sich gegen die viel kleineren Angreifer zu wehren.  Sie müssen für den Erhalt des bedrohten Bestandes sorgen. Um ihnen zu helfen nicht auszusterben, hat die Umweltbehörde Neuseelands das große Ziel, dass die Inseln bis 2050 frei von Fress-Feinden sein sollen. Viel Erfolg!

Kiwi-Federn – sie wurden früher von den Maori zu prachtvollen Mänteln verarbeitet

Die grau-braunen Kiwi-Federn haben eine Besonderheit: Sie sind Daune und Deckfeder in einem. Alle anderen Vögel haben zwei verschiedene Federsorten. Weiche Federn bis in die Spitzen.

Neben dem Kiwi-Haus, gibt es ein kleines Museum und ein einige Terrarien mit Kiwi-Futter, heimischen Geckos und Stabinsekten. Eines dieser bizarren Tiere haben wir vor ein paar Monaten mal auf einem Auto entdeckt.

Ein schöner Ausflug – 12 Euro Eintritt pro Person. Kein Neuseelandbesuch ohne Kiwi ;-)

Stabinsekt – heimisch in Neuseeland – ein ungefähr zwanzig Zentimeter langer Stock

Wanderheuschrecken – Kiwi-Futter


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"Ist es gefährlich, im Gewitter zu segeln?"

Kroatien, Ende Juli vor 11 Jahren. Gewitter sind im Sommer heute so häufig wie damals. 

Unter diesem Titel veröffentlichten fast zeitgleich die Wochenzeitung DIE ZEIT und ich auf marepiu einen Post. Fast neun Jahre später würde ich nicht anders antworten als damals. „Gewitter ist nicht gleich Gewitter“, schrieb ich seinerzeit. „Was nach heftigem Unwetter aussieht, entlädt sich manchmal in einem heftigen Platzregen. Manchmal sind es schwere Böen, die dem Segler zu schaffen machen. Wieder andere Unwetter bescheren dem Reisenden auf See stundenlanges Fahren unter Blitz und Donner. Keine schöne Erfahrung.“

Naturgewalten wie Blitz, Donner und Starkregen wirken auf See und in den Bergen unmittelbarer und um ein Vielfaches beeindruckender als in den eigenen vier Wänden oder im Auto. Aber ist man einem Gewitter auf See hoffnungslos ausgeliefert?

Nein. Und das gleich aus vier Gründen:

1. Kein Gewitter kommt aus dem Nichts. 
Sie kündigen sich schon Tage vorher an, oft kann man sie schon 6 Stunden vorher bei strahlendem Wetter mit bloßem Auge erkennen. Wie das geht, erzähle ich in meinem Online-Seminar am kommenden Donnerstag, den 27.4.2023 um 19:30 Uhr.

August 2022. Gewitter über der Hafenbucht vor Korfu Stadt. Kommt es? Oder kommt es nicht?

2. Kein Gewitter auf See kommt unausweichlich auf uns zu.
Um manche kommt man nicht herum. Aber andere kann man frohgemut vorbeiziehen lassen. Wie das geht, was man dazu wissen muss, berichte ich ebenfalls am kommenden Donnerstag.

3. Nicht jeder Blitz auf See schlägt in den Mast.
Ganz im Gegenteil. So imposant Blitz und Donner sein mögen, so sind nicht das gefährliche am Unwetter. Statistisch geht von ihnen im Gewitter die geringste Gefahr aus. Warum das so ist, und was viel gefährlicher ist, das führe ich am kommenden Donnerstag vor.

4. Und wenn es aber kommt?
Auf einem Boot kann man immer etwas tun. Aber was ist das richtige Verhalten, wenn man einem Gewitter nicht mehr ausweichen kann? Weiter unter Segeln aufs Gewitter zulaufen wie die Yacht im Foto oben? Alles ausstellen? Was ist die beste Strategie im Gewitter in Kroatien?

Auf diese und andere Fragen gibts nicht nur für Skipper eine Antwort. Sondern auch für Crew-Mitglieder, die dieses Jahr nicht unvorbereitet auf dem Kroatien-Törn ins Gewitter geraten wollen.

Ich freue mich, wenn wir uns am kommenden Donnerstag, 27. April um 19:30 zu meinem Online-Seminar sehen GEWITTER FRÜH ERKENNEN. SICH RICHTIG VERHALTEN. Infos und Tickets auf www.millemari.de