Kategorie: Blogs

Angekommen im Paradies

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Liebe Leser,

wir sind vorgestern nach 3255 Seemeilen, 27 Tagen, 4 Stunden und 15 Minuten in der Le Phare Bleu Marina im Süden Grenadas angekommen und hier von unseren Freunden von der Segelyacht “Maya” sehr herzlich empfangen worden. Es ist wirklich wunderschön, hier zu sein!

Den Blogeintrag zur Atlantiküberquerung mit einer Bildergalerie findet ihr unter diesem Link.

Vielen Dank an alle Leser, die unser Überfahrt verfolgt haben! Wir haben am ersten Abend die vielen, vielen Emails und Gästebucheinträge gelesen. Es war sehr schön, euch virtuell mit an Bord zu haben! ; )

Vielen Dank auch an diejenigen, die etwas in unsere Kaffeekasse geworfen haben. Eigentlich sind Marinaaufenthalte für uns hier in der Karibik nicht mehr im Budget, wir wollten nur für zwei, drei Tage hier liegen, um die Tanks zu füllen, das Boot zu putzen, Wäsche zu waschen und den vielen Plastikmüll loszuwerden. Mit der Ankunft haben uns nun aber ein paar Euro erreicht, mit dem Betreff “Willkommen in der Karibik”, “Für zwei kalte Biere in Grenada” oder schlicht “Ich geb einen aus”.. Herzlichen Dank dafür! ; ) Ihr seid große Klasse! Wer unsere Kosten-Seite verfolgt hat wird wohl erkannt haben, dass wir jeden Monat durch unerwartete Reparaturen und Zwischenfälle im Schnitt 500 Euro über unserem Budget von 1500 Euro waren. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass uns mit Begeisterung unterstützt. Wir werden uns große Mühe geben, weiterhin gute Fotos und Texte zu liefern, damit ihr vom Büro aus mitreisen könnt.

Johannes

Laaaaand in siiiiiiicht!!!!!!

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28. Tag auf See

Die letzte Nacht zählt wohl zu den lausigsten aller Zeiten. Alle halbe Stunde lief das Schiff im Surf von den Wellenbergen aus dem Ruder und das Großsegel stand back. Entweder hatte sich wieder Seegras in der Windsteueranlage verfangen oder die schnellen Rauschefahrten waren einfach zu viel für die Anlage. Jedenfalls habe ich kaum Schlaf gefunden. Heute Nacht nur eine halbe Stunde, heute Morgen eine. Mit den paar Stunden der letzten Tage habe ich also ein ordentliches Schlafdefizit aufgebaut. Wenn wir dafür wenigstens schnell vorangekommen wären … Obwohl wir locker mehr als sieben Knoten durchs Wasser gefahren sind, standen aber nur 3,5 bis 4 Knoten über Grund auf dem GPS. Ziemlich ermüdent. Offenbar bildet die Äquatorialströmung hier zwischen Barbados und Tobago eine Art Strudel und wir hatten drei Knoten Gegenströmung. Anders kann ich mir das nicht erklären. Die Pilot-Charts habe ich leider zu Hause gelassen, waren zu sperrig. Trotz der schlaflosen Nacht und vielen Arbeit an Schiff und Segeln sind wir also nur mäßig vorangekommen und hatten uns schon damit abgefunden, erst am Donnerstag auf Grenada anzukommen. Aber das ist plötzlich alles vergessen, denn seit heute Morgen rennt “Maverick” wie auf Schienen dem Ziel entgegen. Was für ein Geschenk! Die mitlaufende Welle produziert ein gleichmäßiges Surren, wie wir es lieben. Das entsteht nämlich erst ab sechs Knoten Fahrt ; ) 6,5 Knoten machen wir im Durchschnitt – und das GPS rechnet nun mit einer Ankunft zwischen 16 oder 17 Uhr Ortszeit. Fantastisch! Die Einfahrt in die Bucht ist nämlich ein wenig tricky und bei Nacht wäre es ein wenig umständlich geworden. An Bord herrscht eine Bombenstimmung, Euphorie macht sich breit. Cati steht am Ruder in der Sonne, singt aus voller Kehle ihr ganzes Repartoire und ich konnte eben ein bisschen die Beine lang machen. Jetzt habe ich mir sogar einen Kaffee gekocht, dazu bin ich in den vergangenen Tagen ja mal so gar nicht gekommen. 46 Seemeilen liegen noch vor uns. Deshalb wird es die nächste Meldung wohl wieder übers Internet geben. Dann können wir auch ein paar Fotos hochladen. Bis dahin senden wir euch ein letztes Mal viele Grüße vom Atlantik, 12 Grad 02 Min Nord und 060 Grad 55 Min West. Vielen Dank an alle Leser, die meine Logbucheinträge hier verfolgt haben. Wir sind sehr gespannt auf alle Kommentare und Gästebucheinträge, die sich in der Zwischenzeit auf der Seite gesammelt haben. Wir hatten ja nur eine einfache Mailverbindung für die Logbucheinträge, aber keinen Zugriff aufs Internet … Johannes

Menschen am Meer: Wie Pit den Winter auf dem Wasser verbringt.Oder:Wieviel braucht es, um glücklich zu sein?

Und dann stehen wir mitten in der Nacht in Bremen in einem Industriegebiet. Es ist Februar. Der Regen prasselt nadelscharf aufs Auto, als wir aussteigen. Container. Ein Bahnhof. Lagerhallen. Kräne. Stahltrümmer. Eine Schrottpresse. Kälte.

Ein unwirtlicher Ort. Pit hat uns eingeladen. Auf sein Boot, hier in Bremen, in einem kleinen Stadthafen. Pit ist Autor. Vor allem: Pit ist Segler. Daneben hat er auch noch einen richtigen Bürojob. Er arbeitet in einer Marketing-Abteilung, macht PR. Sein Haus hat er schon vor längerer Zeit verkauft. Er wollte auf dem Boot leben. Klar hat seine Lebensgefährtin eine Wohnung. Aber wann immer er kann, lebt Pit hier auf dem Boot. Im Winter mitten in Bremen. Und im Sommer unterwegs auf der Nordsee.

 

„Sehnsuchtsvolle Menschen leben dort: wo Ihre Sehnsüchte genährt werden.“ So begann der bislang einzige Roman meines besten Freundes Andal. Die Heldin des Romans lebte auf einem Schrottplatz und fühlte sich dort pudelwohl. Als ich vor vielen Jahren ernsthaft begann zu Segeln, hatte ich ganz andere Vorstellungen vom richtigen Leben: Mein Boot sollte in einer schönen Marina liegen. Ein schöner Sportboothafen, allles gepflegt, alles chic, alles tiptop. So dachte ich mir das. Aber meine erste Bootsbeteiligung, das Leben, führte mich ganz woanders hin. Nach Livorno, kurz hinter den Containerhafen. Das Schlagen von Stahlcontainer auf Stahlcontainer, wenn Fiederschiffe in der Nacht  ein paar Hundert Meter weiter beladen wurden. Das gleißend gelbe Licht der Quecksilber-Dampflampen über dem Gelände. Lokomotiven, die langsam schwere Containerzüge aus dem Hafen schoben. Räder, die auf Stahl schlagen. Neben uns haushoch gestapelte Leer-Container, umwuchert von mannshohem Unkraut in der Dunkelheit. Wie die rundum aufgepallte Yachten jeden Alters, verrutscht, verrückt von Zeit und Wind. Der Geruch des Meeres und herüber von der Raffinerie. Ein metallisches Sirren in der Luft. Calambrone. Ich entdeckte, das mein Herz anderes wollte als mein Hirn. Meine Vorstellung, wie ein guter Liegeplatz auszusehen hat, hatte sich grundlegend gewandelt.

 

Also: bin ich entzückt, wo Pit seine Winter verbringt. Weil die Tide hier vier Meter beträgt, liegt das Boot heute tief neben anderen im Hafenbecken. Zuerst die naßkalte Stahltreppe hinunter. Dann im Regen die rutschige Holzbrücke hinab auf den Schwimmsteg. In der Dunkelheit, im Eisregen knarzende Festmacher, als wir den Steg entlanggehen. Und auf das Boot klettern. Eine Kuchenbude über dem Steuerstand. Ah, herrlich, ein trockener Platz. Schuhe aus. Dann durch den Niedergang nach unten. Das Licht geht an. Die Heizung auch. Pit schließt mit schneller Bewegung das Schiebeluk. Schnell wird es warm. Auch deshalb, weil Pit die Kerzen auf dem Tisch anzündet und sich warmes Licht im Deckshaus verbreitet. Und ein paar Flaschen dazustellt. Irgendein Aniszeug, was ich eigentlich nicht mag. Was macht das schon, dass die Dinge im Kleinen manchmal nicht nach Wunsch gehen. Der Ouzo wärmt. Der Moment ist zu schön. Hier auf dem Boot. Im vom Kerzenlicht erhellten Deckshaus nach draußen schauen, in die Kälte, in den prasselnden Regen. Sich richtig Geborgen fühlen in der Unwirtlichkeit der Welt.

 

Schon ein merkwürdig Ding, das menschliche Herz. Ich verstehe Pit nur zu gut. Ihn, den Wanderer zwischen den Welten. Sein Leben zwischen dem Thrill von PR und der einsamen Klarheit der Schrottpresse.
 
Wieviel braucht es, um glücklich zu sein?

Das Leben kann schon ganz schön einfach sein.
Auf dem Wasser.

27. Tag auf See

Kaum hatte ich gestern getippt, dass der Atlantik jede der letzten Meilen erkämpft haben will, da ist der Ozean hier zum großen Showdown aufgefahren. Der ganze Himmel im Osten war plötzlich schwarz. Eine gewaltig und beängstigend aussehende Wolkenfront. Schnell die Genua weg und abwarten, was passiert. Zu unserem Erstaunen steckte dann aber kein Wind in den Wolken, sondern nur große Mengen an Regen. Der Wind blieb dann sogar ganz aus. Völlige Flaute. Trotzdem habe ich draußen in Ölzeug das Schiff auf Kurs gehalten, etwa zwei Stunden lang, bis der Regen endlich vorbei war. Aber der Himmel blieb weiter dunkel und der Wind drehte permanent. Raumwindkurs, Vormwind mit Groß an Backbord, dann alles umbauen auf Steuerbord, … Eine Menge zu tun. Zum Abend hin kam dann wieder ganz, ganz leichter Ostwind auf und wir machten uns Hoffnung, während der Nacht ein paar Meilen aufs Ziel gutzumachen. Pustekuchen. Der Wind drehte weiter, schickte uns nach Norden auf Barbados zu, dann zurück in Richtung Madeira. Erst heute früh hat er sich dann ein wenig in der Richtung stabilisiert, auch wenn es weiter nur leichtwindig war. Entsprechend mager ist das Etmal, 95 Seemeilen. Hart erkämpfte Seemeilen. Für die Umstände ist das Etmal schon wieder gut. Gegen 10 Uhr morgens habe ich die Maschine unter die Lupe genommen. Sie soll ja funktionieren, wenn wir uns dem Hafen nähern. Das Seekraut hat sich aus der Schraube gelöst, gute Neuigkeiten. Ölstände Getriebe und Motor sind topp, sie hat auch nicht sonderlich gelitten. Als ich damals mit der kleinen “Maverick” 2006 auf St. Lucia ankam erinnere ich mich, dass die Maschine innerhalb von 4 Wochen ganz schön rostig geworden war, weil die salzige Luft mit ihrem korrosiven Atem auf so einem kleinen Boot doch durch jede Ritze weht. Nach fünf Tagen mit nur leichten Winden war unsere Verbraucherbatterie ziemlich platt. Den Großteil der Atlantiküberquerung waren wir mit Solar und Windgenerator gut hingekommen, aber nun halt nicht mehr. Also haben wir gleiche einen Probelauf gemacht, um die Batterien zu laden und zehn Meilen nach Süden zu kommen, hinaus aus dem Flautenfeld. Das hat gut geklappt, denn wir laufen nun wieder mit 5,5 Knoten auf Zielkurs. Hoffentlich bleibt das so, denn durch die Flaute gestern Nacht wird es jetzt schon knapp, morgen noch im Hellen in die Bucht auf Grenada einzulaufen. Laut Karte eine ziemlich enge und flache Einfahrt, unbetonnt. Wäre blöd dort kurz nach Sonnenuntergang anzukommen und auf den Morgen warten zu müssen. 40 Meilen im Norden von uns zieht gerade Barbados vorbei, zwei Meilen im Süden ein Tanker mit Kurs Marokko. Hier ist also gerade echt der Bär los, im Vergleich zu den letzten Tagen. Beim Milchreis-Kochen ist uns heute früh das Gas ausgegangen. Wir haben zwar noch eine weitere Flasche an Bord, aber finden es toll, dass sie noch genau über den Atlantik gereicht hätte (wären wir nach Barbados gegangen). Die Wassertanks klingen auch schon ganz schön leer. Also ebenfalls genau hingehauen. Als Reserven sind aber noch etwa 40 oder 50 Liter an Bord. Ansonsten alles gut an Bord. Das geeiere vor dem unsteten Passat war ziemlich erschöpfend die letzten Tage, auch für die Laune, wenn der Wind immer einen Strich durch die Planung macht. Aber nun ist es bald geschafft, noch 133 Seemeilen. Das schaffen wir dann auch noch …

26. Tag auf See

Zweierlei konnten wir heute feiern. Zum einen haben vor heute Vormittag die 3000ste Seemeile auf dieser Atlantiküberquerung geloggt. Ein Ereignis, das ich eher beiläufig mitbekommen habe, als ich mit meinem verdienten Kaffee im Morgengrauen im Cockpit saß und den Beginn des Tages genoss. Die Nacht war wieder rau und lang. Fast jede Stunde zog eine dicke Wolke mit Wind und Regen über uns hinweg. Reffen, ausreffen, reffen, usw. In der Nacht ist das wirklich nervig. Vor allem, wenn ich eigentlich Freiwache hab. Tagsüber macht es mir nicht viel aus. Nur der Regen. Damit meine Klamotten nicht nass werden, ziehe ich immer Ölzeug und Gummistiefel über, sitze dann nach dem Reffen die 20 Minuten im Cockpit, bis die Starkwindböe vorbei ist. Sobald dann die dicke Wolke von der Sonne abgelöst wird, wird es heiß unter dem Ölzeug. Da kam mir heute der genialste Gedanke dieser Reise: “Damals, im dem großen Karton mit dem Ölzeug, war doch noch eine zweite Hose …” Und tatsächlich, da ist sie! In den vergangenen Monaten brauchte ich sie nicht, aber jetzt kann ich vollkommen verstehen, warum SLAM sie damals mitgeliefert hat. Denn es ist eine KURZE Ölzeughose!; ) Klingt erstmal komisch, ich kannte sowas auch gar nicht – ist aber hier in den Tropen einfach perfekt! Die Klamotten darunter (Boxershort, T-Shirt) bleiben trocken, aber das arbeiten in der Hitze ist trotzdem sehr angenehm luftig. Cool. Der zweite Grund zu feiern, den ich mit wesentlich mehr Enthusiasmus wahrgenommen habe, ist die Marke “200 Seemeilen” bis zum Ziel. Dann sind wir endlich dort, wo der Pfeffer wächst. Auf der Gewürzinsel Grenada. Wir werden in einer kleinen Marina im Süden der Insel erwartet. Eigentlich wollen (und müssen) wir ja ab der Karibik nur noch ankern und Geld sparen, aber zwei, drei Tage wollen wir uns trotzdem am Steg gönnen. Zum einen, weil wir fürs Ankern noch ein paar Vorbereitungen treffen müssen, zum Beispiel eine Kette fürs Dinghi kaufen, das ja vor Anker zu unserer Verbindung an Land wird – vor allem aber natürlich, um die tollen Vorteile einer Marina nutzen zu können, die wir dringend nötig haben. Vor allem Dusche, Wasserschlauch, Wäschmaschine … und natürlich Internet!; ) Außerdem muss ich auf Grenada gleich nach der Ankunft mal einen Arzt besuchen. Trotz den 1,5 Wochen mit Antiobiotika bin ich immer noch nicht wieder voll hergestellt. Irgendwas steckt noch drin. Reste der Quarantänezeit auf Madeira … Und die letzten 200 Meilen versprechen noch einmal anstrengend zu werden. Der Atlantik schenkt uns gerade keine Meile. Seit einer halben Stunden ziehen im Westen wieder graue Wolken auf. Sieht ganz schön gewaltig aus. Mit den Wolken kommen aber nicht nur Regen und Starkwind, sondern auch fast jedesmal Winddreher. Gerade ist der Wind sehr abgeflaut und hat auf Südost gedreht. Wir fahren also mal wieder in die falsche Richtung und müssten Schiften, um weiterhin Grenada anliegen zu können. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass Warten manchmal besser ist. Denn jedesmal, wenn ich das Gerödel auf dem Vordeck umgebaut habe, dreht der Wind für gewöhnlich zurück und ich darf alles wieder zurückbauen … Soweit die News vom (hoffentlich) vorvorletzten Tag auf See! Mittwochmorgen müssten wir einlaufen. Johannes

25. Tag auf See

Der Endspurt verlangt uns nochmal einiges ab. Das Wetter will gerade gar nicht mitspielen. Ständig große, dicke, dunkle Wolken mit starken Böen und Winddrehern. In der letzten Nacht musste ich alle halbe bis ganze Stunde einmal raus und die Segel einreffen / ausreffen und die Windsteueranlage nachjustieren. Cati war gestern Abend so erschöpft, dass ich sie mal eine Nacht durchschlafen lassen hab, was ihr sehr gut getan hat. Heute ist sie wieder richtig Munter und fit. Ich habe mit Unterbrechungen (Eieruhr) nur zwei Stunden schlummern können und auch heute tagsüber keinen rechten Schlaf gefunden. Dafür sind wir unterm Strich ganz gut vorangekommen. Ein 132er Etmal und nur noch 330 Meilen bis Grenada. Damit sind wir nun in Sachen Ankunft heute an dem Punkt, an dem wir gestern schonmal waren. Wir rechnen nun fest mit einer Ankunft am Mittwochmorgen. Gestern habe ich mal mit der GoPro einen Blick unters Schiff geworfen. Fantastisch, dieses tiefe blau. Außerdem sieht das Unterwasserschiff noch echt gut aus. Sowohl was den Bewuchs angeht, als auch unsere Laminierarbeiten. Wir haben “Maverick” ja ein Jahr vor der Abfahrt und in mühevoller Arbeit osmosesaniert, also das ganze Unterwasserschiff mit einem Elektrohobel abgeschält, einige Lage Epoxydharz und Matte aufgebracht, gespachtelt und dann sieben Schichten Sperrschicht gemalt. Nun sind wir beide keine ausgebildeten Bootsbauer, aber das scheint zu halten. Beim Blick unter Wasser ist mir aber leider auch aufgefallen, dass unser großer, dreiflügliger Festpropeller eine Menge Seegras aufgesammelt hat, das hier auf dem Atlantik seit Wochen an uns vorbei treibt. Wir sind gespannt, ob es uns beim Einlaufen in die Bucht unter Maschine Probleme bereiten wird.

24. Tag auf See – Ergänzung!

Kursänderung um zehn Grad nach Süden. Wir laufen seit heute Mittag 12.30 Uhr mit Kurs auf Grenada. Ich habe eine Mail von unserem Freund Herbert (SY Maya) bekommen, der gestern dort eingelaufen ist. Wir versuchen schon seit Monaten, endlich mal zusammen in einem Hafen zu liegen, aber bisher hat es noch nicht geklappt. Da der Wind ohnehin gerade aus Ostnordost kommt und Herberts Beschreibung uns das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen hat, hängen wir also noch einen Tag hinten dran und segeln durch. 446 Seemeilen to go. Von Grenada aus können wir dann auch herrlich in Tagesetappen über die Grenadinen hinauf nach St. Lucia und weiter in den Norden. Noch eine weitere Ergänzung: Ich habe gerade erfahren, dass seit heute oder gestern ein Video über uns auf YACHT-online zu sehen ist. Genauer ist es ein Trailer einer 45-minütigen Doku, die am Ostersonntag um 8.30 Uhr auf ZDF-Info gesendet wird. Der Hamburger Filmemacher Arne Schröder hat uns während unserer Reise nach Madeira von Zeit zu Zeit mit einem Filmteam begleitet. Er war bei den stressigen Vorbereitungen und der überstürzten Abfahrt mit dabei und hat uns in Dartmouth (England), Viveiro (Spanien) und auf Madeira besucht. Zwischendurch waren wir immer einige Wochen auf See und haben mit drei HD-Videokameras und drei GoPros das Unterwegs-Material selbst gedreht. Das Ergebnis könnt ihr euch wie gesagt am Ostersonntag anschauen. Und den Trailer bereits jetzt auf YACHT-online: http://www.yacht.de/yacht_tv/reportage/johannes-und-cati–der-filmtrailer=/a96651.html Wir sind selbst ganz gespannt, müssen uns aber noch einige Tage gedulden. Über Iridium würde es wohl eine Woche dauern, den Trailer zu laden – und etwa 1500 Euro kosten … ; )

24. Tag auf See

“The days, they don’t have names …” habe ich 2006 in einer verlassenen Kneipe auf einer kleinen Insel der Bahamas gelesen. Wenn man einfach so dahinlebt, vergisst man schnell, welchen Wochentag man hat. Gut, Workaholics mag es genauso gehen. Aber auch uns hier draußen. Denn ob Werktag oder Wochenende, wir segeln, segeln, segeln … Den Tagesrythmus bestimmen einzig die Wachen und die Zeiten der Nahrungsaufnahme. Seit gestern wissen wir allerdings wieder sehr wohl, welchen Wochentag wir gerade haben. Denn die Tage auf See sind gezählt und wir versuchen nun unsere Ankunft auf Barbados möglichst so zu timen, dass die Büros des Zolls und der Einwanderungsbehörde gerade geöffnet haben. Ansonsten ist nämlich ein saftiger Zuschlag fürs Einklarieren fällig. Wir haben noch 347 Seemeilen vor dem Bug und im Moment sagt das GPS, dass wir Montagabend gegen 20 Uhr in die Carlisle-Bay vor der Stadt Bridgetown einlaufen. Die Büros haben zwar bis 22 Uhr geöffnet, aber trotzdem ist das ganz schön spät. Denn wir müssen anschließend in der Bucht vor Anker gehen und im dunkeln ist es nicht allzu einfach, eine passende Stelle mit schönem Sandgrund zu finden. Wir werden also rechtzeitig die Segel reduzieren, damit wir mit dem Sonnenaufgang am Dienstagmorgen einlaufen. Wir hatten in den letzten Tagen wieder einige dicke Wolken, die viel Wind gebracht haben. Gestern Nacht gleich zweimal. Schon beim ersten Mal habe ich die Genua weggenommen und das Schiff über Nacht nur unter zweifach gerefftem Groß laufen lassen. “Maverick” kann mit solchen Starkwind-Böen nur unter Groß gut umgehen. Wenn es ihr zu viel wird, dreht sie eigenständig bei und wartet ab. Manchmal nimmt sie anschließend mit dem Abflauen den alten Kurs auf, manchmal bracht sie dabei auch ein wenig Hilfe. Der Schiffsverkehr nimmt auch wieder zu. Heute früh hatten wir schon wieder einen Frachter auf dem AIS, wenn auch recht weit entfernt und auf Gegenkurs. Nach 23 Seetagen sind wir ein bisschen geschafft. Cati fällt es immer schwerer, in den Nachtwachen wach zu bleiben. Wenn das Schiff einen anderen Kurs einschlägt und ich dadurch kurz wach werde, steht sie nicht selten gerade mitten im Salon, weil sie im Sitzen einschläft. Es wird also langsam Zeit, dass wir ankommen und mal wieder eine Nacht durchschlafen …

23. Tag auf See

Je weiter wir nach Westen kommen, desto nördlicher kommt der Passat. “Maverick” ist unter Windsteueranlage langsam nach Süden, Richtung Trinidad, abgebogen. Deshalb haben wir den Vormwindkurs mit Schmetterling-Besegelung heute früh verlassen und halten jetzt mit raumen Wind wieder genau auf unser Ziel zu. Wir sind etwas langsamer geworden, nur noch 5 Knoten im Schnitt. Aber das reicht vollkommen aus. Wenn also nichts mehr dazwischen kommt, sollten wir am Dienstagmorgen in der Carlisle-Bay im Südwesten von Barbados auftauchen. Bis dahin liegen nur noch 467 Seemeilen vor dem Bug. Das letzte Etmal betrug 138 Seemeilen. Wir rechnen witzigerweise langsam in bereits geschafften Etappen: Als gestern “540” auf dem GPS stand, hieß es “nur noch so lang, wie von Lissabon nach Madeira”. Morgen stehen 330 Seemeilen auf dem GPS, “das ist dann nur noch eine Biskaya-Überquerung”. Zu unserer Überraschung verderben unsere Dosen in der Bilge seit kurzem. Zwei waren sehr aufgebläht, das Blech richtig aufgeblasen. Dabei sollte der Inhalt noch ein Jahr haltbar sein. Zwei Mandarinen-Dosen fühlten sich an, als wären sie leer. Offenbar ist die Flüssigkeit abhanden gekommen. Wie kann das passieren? Äußerlich sehen die Dosen alle noch gut aus. Vielleicht bekommt ihnen das Gerolle nicht gut? Seit wir den Vorrat dezimieren, ist wieder Platz in der Bilge und einige Dosen fallen um, rollen den Rumpf hoch und runter. Wir werden wohl mal aussortieren müssen. Auch die Beschriftung mit einem Edding hält dem ab und zu mal vorbeischwappenden Bilgewasser nicht länger stand. Gestern sollte es Ravioli geben. “Das hier sieht aus wie eine Ravioli-Dose, ich mach die mal auf.” Und dann die Überraschung: “Zum Nachtisch gibt es Aprikosen.” Nach ein paar grauen Tagen ist heute endlich mal wieder die Sonne rausgekommen. Herrliches Wetter. Trotzdem ist das Bordleben beschwerlich, denn es rollen hohe Wellen von Steuerbord an und werfen das Schiff immer wieder auf die Seite. Cati hat heute früh Pfannkuchen zum Frühstück gebacken. Ohne Ei, die sind ausgegangen. Haben trotzdem super geschmeckt. Aber bei den Bewegungen war das schon eine Meisterleistung.

Menschen am Meer: Steve. Die Schlei. Oder: Warum ausgerechnet ein Amerikaner das beste Risotto kocht.

Mit der Kunst, italienisch zu kochen ist es wie mit der italienischen Sprache: Nur allzu leicht meint man, darin bewandert zu sein, es halbwegs „drauf“ zu haben. Worte und Gerichte gehen vergleichsweise leicht von der Hand. Und doch: stelle ich nach Jahrzehnten des Italienisch-Sprechens fest: Dies perfekt zu beherrschen, wirklich gut zu sprechen, ist ebenso schwieriges Unterfangen wie halbwegs Mandarin zu erlernen. Italienisch ist voll von Konnotationen. Kürzeln. Beigeschmäckern. An- und Be-Deutungen: die nur Italiener untereinander in ihrer Komplexität verstehen.

Ebenso ist es mit der italienischen Küche. Spaghetti Bolognese zum Beispiel. Augenscheinlich doch ganz einfach mit dem „Spaghetti-Hackfleisch-Dingsda“. Aber um das wirklich gut hinzubekommen: muss man schon einige geheime Regeln kennen. Ich weiß, wovon ich spreche: Ich habe jahrelang in Italien versucht, mich in Restaurants an Köche ranzupirschen, um das Geheimnis einer richtig guten italienischen Muschelsauce herauszubekommen. Es dauerte Jahre, bis mir die Köchin des OBELISCO im Containerhafen von Livorno – sie kuckte immer durch ein klitzekleines Fenster aus der Küche ins Restaurant wie Lukas, der Lokomotivführer, aus seiner Emma – ihr einfaches kleines Geheimnis verriet. Seit dem Zeitpunkt sind „Spaghetti a lo Scoglio“ der Bringer.


Die Schlei im August: Das Licht am Morgen auf der „kleinen Breite“.

Die Freundschaft zwischen Steve und mir begann rein beruflich. Wir lernten uns auf einer Messe kennen. Er leitete einen großen Verlag. Ich einen kleinen. Wir verehrten beide denselben deutschen Verleger, stellten wir fest. Von da ab trafen wir uns einmal jährlich. Immer auf dieser Messe. Klinkten uns einfach für eine abends für eine halbe Stunde aus dem Getriebe der Messe aus. Für „die blaue Stunde“ hatte Steve eine besondere Flasche schottischen Whisky am Stand. Und vielleicht ist meine Liebe zu Whisky in jener halben Stunde auf der drögen CeBIT in Hannover geboren, in den Gesprächen mit Steve. Er war treu: War ich nicht da: stand er immer irgendwann am Stand und ließ seine Karte mit einer Notiz für mich zurück. Es war mir immer eine Freude. Denn jedesmal knurrte mein Boß: Steve: sei „seine Liga“. Steve und ich: wir machten uns ein Spiel daraus.

Irgendwann erzählte mir Steve was von einem Boot, das er sich gekauft hatte. Für die Schlei. Eine SCHÖCHL MANTA. Genau die hatte ich auch gekauft, wenige Monate zuvor. Wieder ein paar Jahre später, wieder auf der Messe, wieder abends zur „blauen Stunde“, als wir wieder über dem tarnenden Pappbecher mit klirrenden Eiswürfeln saßen, erzählte mir Steve in seiner engen Messekoje, er habe sich ein größeres Boot gekauft, ein 28 Fuß-Schiff. Da hatte ich gerade meine 31-Fuß-LEVJE gekauft.

Es dauerte noch ein paar Messen. Es waren noch ein paar Jahre „blaue Stunde“, mit 1 Whisky am Stand von Steve notwendig, bis wir es wagten: miteinander Segeln zu gehen. Er nahm mich auf seiner INE mit auf die Schlei. Wir segelten von der STOLLER-WERFT, fast ganz im Westen, durch Missunde, an Arnis, Kappeln, Schleimünde hinaus auf die Ostsee. Mal nach Kiel. Mal nach Sonderborg. Mal nach Marstal. Und seither gehört die Schlei im August für mich zum schönsten, was man als Segler erleben kann. Segeln eine englische Parklandschaften. Durch Fluß-Engen. Durch goldene Getreidefelder. An Pappeln, Backstein, Schlickbänken, Räuchereien entlang, zwischen sanft rollenden Hügeln dahin. Ein Traum.

Im vergangenen Jahr begleitete mich Steve zum ersten Mal aufs Mittelmeer. Er war noch nie im Mittelmeer gesegelt. Er kannte Italien nicht. Aber er machte mich rebellisch mit seinem Vorschlag für ein Abendmenü auf LEVJE: Steve schlug vor, Risotto zu kochen. Risotto mit Steinpilzen. Und grünem Spargel.

Häääh? Es war Juli. Kein Monat für grünen Spargel noch für Steinpilze.

Ich war skeptisch. Meine Meinung wurde nicht besser, als mich Steve quer durch Ancona hetzte auf der Suche nach blöden Steinpilzen. Ich hielt ihm die Packung hin. Dann jene. Er schüttelte entschieden den Kopf. Er quälte mich auf der Suche nach den richtigen Zutaten. Ich zog die Sache in die Länge. Können Amerikaner kochen?

Es dauerte bis Pescara, wo wir die Nacht nicht im Hafen, sondern als einziges Schiff hinter der Diga, der Mole ankerten. Steve verschwand unten in LEVJE’s Kombüse. Ich schaute oben in den Sonnenuntergang, in die Berge. Steve rumorte unten. Ich übte oben Knoten. Steve klapperte unten mit  tausenderlei Töpfen. Ich kuckte in den aufziehenden Sternhimmel. Steve stand unter Deck im Küchendampf. LEVJE’s Salon sah aus, als wäre eine Bombe explodiert. Bis aufs Vorschiff hatte Steve die wehrlose LEVJE in seine Aktion „Risotto mit Steinpilzen und grünem Spargel“ einbezogen. Una bomba! In medio della piazza!


Diesmal zelebriert Steve sein Risotto mit Pilzen zusätzlich mit einem in der Pfanne gebratenen Stück Weißfisch. 

Steve’s Risotto war ein Gedicht. Ein Feuerwerk an feinem Pilzgeschmack, zarter Anmutung an aufgegossenen Wein, leichtem Geschmack von schmelzendem Provolone und Grana, verkochendem Stangensellerie, Möhren, Knoblauch. Es war der Hammer. Es war unbeschreiblich. Steve hatte das ultimative Risotto geschaffen.

Bedächtig nahm ich Teller um Teller. Der Sternhimmel kreiste über uns. Die Weinflasche zwischen uns. Der zarte Wind und die Lichter der Stadt vom Ufer. Immer wieder turnte ich nach unten, Gabel um Gabel, Steve’s Risotto willenlos ausgeliefert.

Und weil es schon so ist, wie der gelegentlich wunderbare Johannes Mario Simmel in seinem noch wunderbareren Erstling ES MUSS NICHT IMMER KAVIAR schrieb: Konnte uns nach diesem Risotto nur wenig etwas anhaben. Selbst die italienische GUARDIA DI FINANZIA nicht, die nachts um drei mit einem Aufgebot starker Scheinwerfer erschien, um grell auszuleuchten, wer da ankerte, wo er nicht sollte.

Ich habe sie verscheucht. Mit einer lässigen Handbewegung. Wie eine Fliege von einem Teller mit wunderbarem Risotto.

Das Rezept für Steve’s Risotto:

RISOTTO MIT STEINPILZEN

2 Zwiebeln glasig in Butterschmalz anbraten (Der Dreh: aber gaaaanz langsam. Bis sie Golden sind)
Dann drei Sardellen zugeben. Mit schmelzen lassen.
Staudensellerie, Karotten, Knoblauch zugeben.
Risotto drauf, mit ziehen lassen.

Weisswein aufgiessen: es muss heiß sein, umrühren, bis der Weisswein verdampft.

Gemüsebrühe und Pilze;
Pilzwasser dazu
150 gr. getrocknete Steinpilze

abschmecken
zum Schluß: 150 gr. Parmesan mit etwas Provolone dazureiben. (Der Dreh: Da muss ein Berg Käse drunter, zum Schluß.)
 
… und was mir Steve erst gestern verraten hat, als wir wieder mal über seinem Risotto saßen und ich juchzte: Er gießt ganz zum Schluß noch mal leicht mit Wein auf.
 
Dieser durchtriebene Ami.
 
 
 
 

 

21. Tag auf See

740 Seemeilen noch, sagt das GPS. Etwa sechs Seetage. Bald lassen sie sich an einer Hand abzählen. Dafür hat aber der Wind etwas abgenommen und wir laufen “nur noch” 120er Etmale. Das Seegras nimmt dagegen zu. Von Herbert, der inzwischen 500 Meilen vorraus segelt, habe ich per SMS erfahren, dass er große Probleme damit hat, weil sich das Kraut in der freistehenden Schraube und im Hauptruder seiner Bavaria verfängt. Außerdem im Pendelruder der Windsteueranlage. Wir hatten bisher noch überhaupt keine Probleme damit, weil unsere Schraube und unserer Ruder ja durch Propellertunnel und Skeg sehr geschützt sind. Aber die Windsteueranlage fängt seit heute früh öfter mal an zu zittern. Wenn ich dann nachschaue, hängt ein ganzer Ballen an Seekraut daran. Das Schiff ist deswegen noch nicht aus dem Ruder gelaufen, die Anlage schafft es irgendwie trotzdem uns auf Kurs zu halten. Aber um ihr die Arbeit zu erleichtern, löse ich das Pendelruder dann ab uns zu mal durch Zug am Entriegelungsseil. Dann klappt es nach hinten hoch, das Ruderblatt schwimmt auf dem Wasser und das Kraut flutscht ab. Mit dem Bootshaken brauche ich dann nur kurz wieder von oben aufs Ruder zu drücken, damit es wieder unter Wasser klappt und einrastet. Der Tag heute fängt sehr grau an. Hier ist es jetzt 9 Uhr Ortszeit, 13 Uhr deutsche Zeit. Mal sehen, ob die Sonne noch rauskommt. Gestern haben wir den ganzen Nachmittag in der Sonne sitzen können. Ich nur für kurze Zeit, denn ich nehme noch Antibiotikum, und da bekommt die Sonne nicht so gut. Aber Cati ist schon brauner denn je. Jetzt liegt sie gerade in der Koje und macht ein Sodoku. Ich habe ihr auf Madeira an einem Kiosk noch einen dicken Block für 3 Euro gekauft. Den hat sie schon fast durch. Unglaublich. Heute steht mal wieder ein Rundum-Check an Deck an. Das mache ich alle zwei Tage. Prüfen, ob alle Splinte noch in den Bolzen stecken, alles abgetaped ist. Den Bolzen der Rollreffanlage, die Verschraubung der Bugplattform. Außerdem schaue ich mir genau die Walzungen an den Wanten und Stagen an. Als ich 2006 mit der kleinen “Maverick” in St. Lucia eingelaufen bin, hatten sich die Drähte zweier Unterwanten aus den Walzungen gelöst. Ein bisschen rostig sind manche schon, das bleibt im Salzwasser nicht aus. Jetzt, wo wir ein paar Tage mit trockenem Deck segeln, spüle ich den Flugrost und das getrocknete Salz mit ein wenig Süßwasser runter. Muss ja nicht weiterrosten … Jetzt, wo der Passatwind etwas nachlässt, reichen unser Windgenerator und das 90-Watt-Solarpaneel zum ersten Mal nicht mehr aus, um die Stromverbraucher zu versorgen. Die Flaute vor den Kanaren einmal ausgenommen. Bisher war die Batterie immer mindestens 90 Prozent gefüllt, weil Wind und Sonne selbst im Passat (also mit Wind von hinten. Scheinbarer Wind entsprechend klein) genug Strom geliefert haben, um neben GPS, AIS und Co sogar noch den Kühlschrank zu betreiben. Fantastisch. Ich bin das erste Mal so richtig mit Kühlschrank unterwegs und es ist schon echt ein Unterschied. Man kann Sachen, die nicht aufgegessen werden, einfach mal zwei, drei Tage frisch halten. Nach drei Wochen auf See haben wir vorgestern ein Brot gebacken und eine frische Packung Butter aufgemacht. Lecker! Damals, auf der kleinen “Maverick”, gehörten hingegen selbst Bier und Cola zu den Heißgetränken … ; )