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Die sagenhafte Bay of Islands

Fr.,28.Jul.23, Fiji/Vanua Balavu/Bay of Ilands, Tag 3345, 26.315 sm von HH
Nach 22 Motorstunden ohne Wind erreichen wir die Insel Vanua Balavu. Unser eigentliches Ziel ist die „Bay of Islands“. Ein Gebiet gespickt mit Inseln und Inselchen, die von ausgesprochener Schönheit sein sollen.
Bevor wir dahin fahren dürfen, müssen wir allerdings erstmal unser ‚Sevusevu‘ abliefern. Jeder Hügel, jede Bucht und alle dazu gehörigen Riffe gehören einem Dorf. Möchte man an Land oder auch nur ankern, muss man im entsprechenden Dorf um Erlaubnis bitten. Das Dorf, das Anspruch auf die „Bay of Islands“ genießt, liegt praktischer Weise gleich gegenüber der Passeinfahrt ins Atoll. Wir werfen den Anker und düsen mit dem Dinghy an Land. Diesmal sind wir besser vorbereitet und haben unser Bündel Kava – getrocknete Wurzeln vom Rauschpfeffer – dabei, was wir auf dem Markt kaufen konnten. Zögerlich gehen wir in das Dorf. Hundert Menschen leben hier. Es gibt keine Autos und keine Straße. Auf gemähtem Rasen gibt es Trampelpfade, die zu den einzelnen Häusern führen.
Zunächst interessiert sich so recht keiner für uns. Wir sprechen einen jungen Mann an, wo wir unser Kava abgeben können. Er zeigt auf einen älteren Herrn, der dann auch schon auf uns zugeeilt kommt. Es folgt eine gegenseitige Vorstellung und ich überreiche das Bündel mit den getrockneten Wurzeln. Kali fordert uns auf ihm zum Chief zu folgen. Der sitzt auf einer Veranda auf einer geflochtenen Matte auf dem Boden. Es erfolgt erneut eine Vorstellung. Alles auf Englisch.
Gemeinsam nehmen wir im Kreis Platz. Der Dorfälteste begutachtet das Bündel mit den Wurzeln. Es wird auf dem Mark bereits in Geschenkform verpackt. Das dicke Ende des Pakets ist in Zeitungspapier und ein gelbes Zierband bis in die dünnen Spitzen gewickelt. Das Bündel scheint dem üblichen Qualitätsmerkmalen Stand zu halten. Wohlwollend wird genickt.
Die beiden älteren Männer wechseln für eine Art Gebet auf ihre Sprache. Der Chief sagt etwas, Kali antwortet. Dabei wird mehrfach in die hohle Hand geklatscht. Wir verstehen häufiger das Wort für ‚danke‘ und erkennen das Wort ‚Kerekere‘. Kerekere bedeutet „um etwas bitten“. Dies kann ein Gegenstand, aber auch eine Hilfsleistung sein.
„In der westlichen Welt basiert Reichtum auf der Anhäufung von Gütern, während in den Gesellschaftsformen des Pazifik sich Reichtum danach bemisst, wie viel man geben kann“, so der Reiseschriftsteller David Stanley. Kerekere als soziales Netz der Fidschianer hat sich bis heute erhalten.
Normaler Weise wird nach dem Sevusevu noch gemeinsam Kava getrunken. Ob es an der frühen Tageszeit liegt oder inzwischen einfach zu viele Segler im Dorf ihre Wurzel abgeben, wissen wir nicht. Es wird bei uns auf die Kava Zeremonie verzichtet. Wir dürfen uns in ein Gästebuch eintragen und bekommen vom Häuptling die Erlaubnis uns frei im Dorf zu bewegen und in der Bay of Islands zu ankern und zu schnorcheln. Wo die Grenzen enden, wissen wir nicht. Immerhin gibt es 16 Dörfer auf Vanua Balavu. Wir gehen aber davon aus, dass wir es merken werden.
Nach einer kleinen Dorfrunde fahren wir zu Atanga zurück, gehen Anker auf und nach fünf Meilen erreichen wir einen Ankerplatz, der es mühelos sofort in unsere Top 3 der schönsten Ankerplätze schafft. Vier Nächte sind wir bereits hier und werden nicht müde das kleine Naturwunder zu bestaunen in dem wir sanft schaukeln. Die ersten drei Tage war das Wetter toll, gestern hat es nur geregnet. Heute ist es besser, aber noch stark bewölkt. Wir hoffen auf weiteren Fortschritt und bleiben noch ein wenig. Internet gibt es keines hier und auch sonst kann man nicht viel unternehmen. Denn es ist nahezu unmöglich an Land zu kommen. ;-)


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"Gewitter? Sind zuverlässig vorhersagbar!" Ein Segler-Mythos?

Die Gewitterfront vom 21. Juli 2023 erreicht einen Hafen. Oft sind es vor allem die meistbenutzten Wetterseiten auch für Segler, die Unwetter nicht präzise in ihren Ausmaßen vorhersagen. 

Nordadria, Donnerstag, 21. Juli 2023
Der üblicherweise sehr zuverlässige kroatische Wetterbericht www.meteo.hr brachte für vergangenen Donnerstag folgende Wettervorhersage:

„Mitteladria strichweise Gewitter“. „Frontsystem… überwiegend nördlich der Adria„. Vier Stunden später zog eine vom Appenin bis nach Wien reichende Gewitterfront über die Nordadria. Sie sah so aus:

Die Gewitterfront über der Nordadria, dargestellt in echten Blitzen auf der Website www.blitzortung.org, die in Echtzeit weltweit jeden Blitz erfasst und damit die realen Dimensionen eines heranziehenden Gewitters (und nicht nur die Prognose) abbildet.

Die Realität sah so aus: Hagelkörner im Durchmesser 6-8 Zentimeter. Und harte Böen.

… und bei Einsetzen des Gewitters die typischen Böen in Sturmstärke, hier über einem Strand an der Nordadria.

Wie gestern der Triestiner Segelclub STSM in den Sozialen Medien gestern bekannt gab, kam mindestens ein Segler in dem Unwetter ums Leben. Er wurde offensichtlich vor der Bucht Cervar Porat in Istrien südlich Novigrad von den Böen überrascht und ging beim Versuch, sein Großsegel zu bergen, in den Böen über Bord. Er konnte nicht mehr gefunden werden. Die Yacht mit seiner Ehefrau erreichte dem Wortlaut der Club-Mitteilung nach sicher den Hafen Novigrad.

Auch für diese Woche warnen Meteorologen vor heftigen Wetterextremen auf der Adria und deren nördlichen Küsten. Ein Thema, das uns den Sommer über weiter nicht nur über der Adria begleiten wird.

Fazit:
Gewitter können also nicht immer präzise vorhergesagt werden. Auch das Unwetter über Süddeutschland am Nachmittag des 11. Juli 2023 wurde von den meisten deutschen Wetterseiten erst wenige Stunden vor Eintreffen prognostiziert, obwohl Experten bereits 2 Tage zuvor davor gewarnt hatten – siehe meinen Post vom 11. Juli 2023
sowie die morgige Folge unseres Podcasts „Segeln ist Meer!“, hörbar ab Dienstag, 25. Juli 2023.

Wissen, wie man Gewitter möglichst frühzeitig erkennt?
In meinen beiden Webinaren diese Woche beschäftige ich mich intensiv mit dem Wetter in Kroatien sowie im Mittelmeer:


GEWITTER FRÜHZEITIG ERKENNEN UND RICHTIG REAGIEREN. Donnerstag, 27.7.2023 19:30 Uhr. 
Thema: zuverlässige Früherkennung von Unwettern auf See und richtiges Verhalten.
WETTER IN KROATIEN. Freitag, 27.7.2023  19:30 Uhr
Thema: Vorherrschende Windsysteme. Richtiges Verhalten bei Sturm, Starkwind sowie in Gewitter und Windhosen.
STARKWIND, STURM UND WETTEREXTREME IM MITTELMEER.  Dienstag, 8.8. 2023, 19:30 Uhr
Thema: Die 5 großen Windsysteme des Mittelmeers sowie typische Starkwind und Sturmsysteme im Mittelmeer. Richtiges Verhalten.

sowie viele weitere Themen und Termine.

 

Auf geht es in die Lau-Gruppe

So.,23.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3340, 26.191 sm von HH

Endlich hat sich der Regen verzogen – der sei nicht normal für die Jahreszeit, wie man uns versicherte. :roll:
Es geht also weiter. Unser Ziel sind kleine Inseln bzw. Inselgruppen ganz im Osten von Fiji, die sogenannte Lau-Gruppe. Unsere erste Insel soll Vanua Balavu sein. Wir haben uns gut mit Proviant voll geladen, denn viel soll es dort nicht zu kaufen geben. Gut, das haben wir häufig schon über etwas abgelegene Inseln gelesen und wurden vor Ort eines besseren belehrt. Internetempfang ist ebenso fraglich, die aktuellen Angaben weichen von einander ab. Auf Vanua Balavu soll es bei einem Zyklon einen Handy-Mast entwurzelt haben. Wir lassen uns überraschen.

Fiji inklusive der kleinen Atolle

Super weit ist es nicht. Etwas über einhundert Meilen. Aber die kleinen Inseln liegen süd-östlich von uns. Und aus Süd-Ost weht zu bestimmt über neunzig Prozent des Jahres der Süd-Ost-Passat. Wir machen es uns deshalb einfach und werden die Strecke wahrscheinlich motoren. Für zwei Tage ist Flaute vorhergesagt. Mal sehen, ob das stimmt, wenn wir die Nase nachher aus der Abdeckung stecken.

Ganz frisch mit dabei ist unser neues Spielzeug: ein aufblasbares Zweier-Kajak. Unsere festen Kajaks hatten wir ja in Tahiti verkauft, weil sie an Deck einfach zu viel Platz in Anspruch nehmen.
Wir wollten aber gerne wieder einen schwimmbaren Untersatz haben. Zum einen macht es Spaß ohne Motor an Strände und zwischen Inseln umher zu paddeln; zum anderen haben wir so eine Reserve an Bord. Es braucht nur irgendwas mit dem Dhingy zu sein (Verlust, kaputt), wir kämen nirgends mehr an Land.
In Neuseeland haben wir dann ein gebrauchtes aufblasbares Kajak gekauft. Bei der Demonstration, dass das Kajak in Ordnung ist, hat es auch brav seine Luft behalten. Als wir es ein paar Wochen später in Marsen Cove ausprobiert haben … pffft. Das Mistding hat Luft verloren. Und zwar an so einer ungünstigen Stelle, mitten in der Falz, dass Achim es nicht flicken konnte. Ob der Verkäufer uns geleimt hat? Wir werden es nie erfahren.
Nur so zum Spaß haben wir hier in Savusavu in einem kleinen Geschäft mit Angel- und Bootsbedarf nach einem Kajak gefragt. Der Chef vom Laden ruft in der Zentrale in der Hauptstadt an. „Es gibt zurzeit genau ein aufblasbares Kajak in Fiji. Wenn ihr es haben wollt, kann es in drei, vier Tagen geliefert sein.“ Wir schlagen ein.

Somit hat sich die Flotte um ‚Waka‘ (der polynesische Begriff für Kanu) erweitert. Waka hat sich in der Bucht vor Ort schon als wendig, spur-stabil und schnell heraus gestellt.

Achim mit Waka unterwegs – auch alleine ist es gut paddelbar

Unsere ersten Kajaks – das hat uns noch etwas besser gefallen, aber der Platz war einfach nicht dafür da


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Einhandsegler

DER EINHANDSEGLER IM VOLKSMUND

Einhandsegeln

SV Tula – Mary Synge + Paul Kinzelmann ES

LEBENSLANG TRÄUME LEBEN UND EIN WUNDERVOLLES SCHIFF

Paul Kinzelmann

SV Mahi – Andy Collins – Wales UK

REMOTE ADVENTURES – WITH OVNI 365 – CONSIDERING WINDPILOT
Hi Peter, I sympathise. Still doing the maths on your Windpilot.
Please enjoy some of our travelling picts.
Kind regards 
Andy – Remote Adventures

SV Hamble Warrior – Jamie Hickman UK

TRIDENT WARRIOR 40 – SAILING FROM GREECE TO TAHITI
Good morning Peter,
Thank you for your prompt reply. Sorry for the delay with the pictures, I took some along time ago but obviously forgot to send! Here are some new ones showing the detail of the installation. I hope they assist other customers interested in installing a Windpilot. We have sailed about 13000NM since we fitted the unit, the windvane has probably operated for 90% of those. If you have any further questions or want any other details about installation on a Trident Warrior 40 please let me know.
Many thanks
Jamie WEITERLESEN

SV Salmon – Hagen Voehrs Channel Islands

10 JAHRE MIT EINER KOOPMANS VON FELTZ UNTERWEGS
Lieber Peter, jetzt sind es schon ratzfaz fast 10 Jahre geworden, in denen unsere Koopmans/ Feltz eine Pacific an Ihrem Heck trägt. Mittlerweile ist die Getriebeschutzkappe etwas von der Sonne in Mitleidenschaft genommen worden. Ich würde gerne 2 Stück als Ersatz bestellen.
Mit den besten Grüßen aus Guernsey,
Hagen

Die Photos entstanden im Juli 2020 in Qaqortoq, Grönland auf unserer Covid- Alternativ- Route. Unsere Salmón ist vor 40 Jahren bei Feltz in Hamburg auf Kiel gelegt worden und ich habe sie vor über etwas über 10 Jahren als Refitprojekt (2500h) als Feltz/ Koopmans 38 gekauft.
Sie hat uns mehr als überzeugt, natürlich auch da individuell um- und ausgerüstet. Mindelo – Barbados hat sie unter Windpilot in 13 Tagen 20h geschafft. In 2 Jahren haben wir fast 20.000nm zurückgelegt. Jetzt muss sie leider mal an Land; ein Verkauf war mal angedacht, aber bekommt man so ein Schiff wieder? Ich denke nein.
Die Arbeit ruft, schön mal wieder Kontakt zu haben. Das letzte Mal hatte ich mit meinem leider verstorbenen Freund Michael Wnuk über Dich gesprochen, als wir die Welt verbessern wollten und uns darauf geeinigt haben, dass es in der Seglerwelt zunehmen mehr Schein als Sein gibt. Du bist mit klarer, ehrlicher Meinung und einem top Kundeservice klar auf der Seite, auf der wir hofften, uns dazuzählen zu können.
In diesem Sinne, fair winds!
Hagen

SV Ulalena – Andy Hagger CH

WAS ABHILASH KANN FUNKTIONIERT AUCH AUF DEN BERMUDAS
Vor kurzem bekam ich von Andy über Iridium einen Hilferuf: das Pendelruder der Pacific war abgebrochen, der ganze Atlantic lag noch vor der Nase, und zum Steuern hatte keiner grosse Lust.

Was lag naeher, als den Beiden den Trick zu verraten, mit dem Abhilash gerade 10.000 sm von Kap Hoorn bis ach Les Sables gelegelt war? Ein leichter Fortress Anker war ebenfalls an Bord, die Ulalena ist damit bis nach Hause gesegelt.

Salue Peter,
Danke Dir nochmals für die Super Anleitung für meine Installation! Sie funktioniert perfekt.

Nun segle ich etwas weiter weg und die Frage nach Ersatzteilen stellt sich. Was würdest Du empfehlen?

ev. Schubstange, Windfahne, Pendelruder?
 
Danke jetzt schon für Deine Bemühungen.

Mit freundlichen Grüssen,
Andy Hagger

Moin Andy,
ja, was soll ich empfehlen? Die allermeisten Segler gehen einfach segeln … Windfahne ist in Reserve bereits an Bord, 6mm Bootsbausperrholz überall auf der welt zu bekommen.

Ruderblatt kann ggf. auch durch ein Holzbrett ersetzt werden, Ruderblatt in Alu komplett mit den beiden Gussteilen kostet € 440,00 ab werk

Schubstange kann man geradebiegen, falls verbogen durch Beschätigung, ansonsten kann man natürlich auch eine neue kaufen

Anbei das neue Manual mit Fotos.

herzlich aus Hamburg
Peter

Orca Update Juli 2023: Mehr Orcas involviert. Deutlich weniger Ruderschäden seit April 2023.

Seit Januar 2023 sucht der franco-spanische Forscher Renaud De Stephanis 
mit Unterstützung der spanischen Behörden das Rätsel der Orcas und die Ursachen der rätselhaften Attacken auf Yachtruder zu ergründen. 
Fast jeden Tag fährt er mit Segelyachten dorthin, wo verhaltensauffällige Orcas mit Rudern interagieren. Im Interview spricht Renaud De Stephanis über seine Arbeit, bisherige Ergebnisse. Und über optimale Verhaltensregeln für Segler. 

Ein Foto, das alles erklärt. Trotz mehr beteiligter Tiere verweist Renaud de Stefanis auf sinkende Anzahl von Ruderschäden seit April 2023. Im Interview erklärt er seine Strategie.

Thomas Käsbohrer: Durch Ihre Arbeit ist in die bestehende Orca-Forschung seit Januar Bewegung gekommen. Man ging bislang davon aus, dass es nur einzelne Tiere aus der semiresidenten Gruppe der Orca Iberica sind, die mit Yachten interagieren. Die Grupo Trabajo Orca Iberica sprach von 16 von insgesamt 50 Tieren der vor Gibraltar beheimateten Orcas, die Boote anrempeln. Ist das noch so? Oder gibt es neuere Erkenntnisse? 

Renaud De Stephanis: Wir gehen heute nicht von einer Gruppe aus, sondern von zwei Gruppen. Das ist bislang eine Hypothese, aber unsere Beobachtungen weisen stark in diese Richtung. Eine Gruppe ist vor dem Fischerort Barbate nordwestlich der Straße von Gibraltar aktiv an Ruderblättern dran, die andere Gruppe ist zurzeit vor Frankreich aktiv.

tk: Frankreich??

Renaud De Stephanis: Ja, vor der Gascogne nördlich der Pyrenäen gab es in den letzten Tagen zwei Interaktionen, die mit beschädigten Ruderblättern endeten. 
Was die Gruppe vor Barbate angeht, gehen diese Tiere mittlerweile auch bis ans östliche Ende der Straße von Gibraltar. Wir haben mittlerweile auch Interaktionen vor La Linea nördlich des Flughafens Gibraltar.

tk: Was ist aktuell das Ziel Ihrer Forschungen?

Renaud De Stephanis: Wir wollen drei Themen klären: Wir wollen die Anzahl der Interaktionen reduzieren. Als zweites zielen wir darauf, die Anzahl beschädigter Ruder zu reduzieren. Es soll weniger Schäden geben. Drittens arbeiten wir an den Ursachen, wie es den Orcas gelingen konnte, bislang drei Yachten zu versenken.

tk: Ich habe zu letzterem Punkt in meinem Buch DAS RÄTSEL DER ORCAS ein Interview geführt mit der Besatzung einer der gesunkenen Yachten, der Smousse. Sie gaben an, dass der Skipper für eine bevorstehende Atlantiküberquerung sein Ruder verstärkt hätte. Als das Ruderblatt nicht brach, sei der Rumpf aufgrund der kraftvollen Orca-Einwirkung auf 80 Zentimetern Länge eingerissen…


Zum Buch
Zum Hörbuch
Zum Orca-Webinar DAS RÄTSEL DER ORCAS am Donnerstag, 20. Juli 2023
mit Fabian Ritter, WHALE & DOLPHIN CONSERVATION Deutschland 

 

Renaud De Stephanis: … wir denken in die gleiche Richtung. Ein beschädigtes Ruderblatt führt niemals zum Sinken einer Yacht. Ein beschädigter Rumpf schon. Wir raten deshalb dringendst von einer Verstärkung des Ruderblattes ab, das würde eine Yacht definitiv in ernsthafte Gefahr bringen.
Wir arbeiten auch an technischen Lösungen, um die Zerstörung von Ruderblättern zu vermeiden. Pinger sind – nach allem, was wir bis jetzt ausprobiert haben – jedenfalls meist wirkungslos. Unsere Idee ist, eine technische Lösung zu finden. Aber wir sind eigentlich nicht daran interessiert, dass das patentiert wird, denn es sollte eine Lösung sein, die allen uneingeschränkt zur Verfügung steht.

tk: Was gibt es bislang für Lösungen? Die Diskussion in diesem Jahr hat sich doch sichtbar verändert, nicht zuletzt dank Ihrer Arbeit seit Januar.

Renaud De Stephanis: Da ist zum einen die Initiative vieler Webseiten und WhatsApp-Gruppen, den Aufenthaltsort interagierender Orcas zeitnah für alle Skipper sichtbar zu machen. Wir arbeiten daran, noch schneller den augenblicklichen Standort von Orcas in den elektronischen Seekarten sichtbar zu machen. Anders als in den letzten zwei Jahren wissen wir heute, dass „Maschine aus“ und „Stillliegen“ genau der falsche Weg ist. Mit dem Stillliegen signalisiert man den Orcas ja: „Hier hast du dein Spielzeug. Nimm es!“ 
Wir empfehlen stattdessen, sofort unter Motor von der Herde wegzulaufen und die 20-Meter-Linie aufzusuchen. Wir waren haben das jetzt etwa 70 Mal ausprobiert – nur einmal endete diese Taktik mit einem zerstörten Ruder. Das spricht doch für sich.

tk: Das bringt uns zu der interessanten Frage, wie sich denn die aktuellen Zahlen in diesem Sommer entwickeln? Steigt die Zahl zerstörter Yachtruder? Oder geht sie nach unten?

Renaud De Stephanis: Bis April stiegen die Zahlen. Seit April bewegen sie sich signifikant nach unten.

tk: Womit erklären Sie sich das?

Ein Foto aus vesselfinder.org. Die Website stellt in Echtzeit die laufenden Schiffsbewegungen dar. Gelbe Dreiecke markieren Frachter, violette die Segelyachten. Das Ergebnis sei eindeutig, erklärt Renaud de Stefanis unten.

Renaud De Stephanis: Statt vieler Worte schicke ich Ihnen einfach mal das obige Foto. Darin sehen Sie die Antwort. 

tk: Helfen Sie uns auf die Sprünge?

Renaud De Stephanis: Die gelben Dreiecke markieren die augenblickliche Frachtschifffahrt, die violetten Dreiecke die gerade in der Straße kreuzenden Segelyachten. Bis auf wenige Ausnahmen bewegen sich fast alle Yachten auf der 20-Meter-Linie eng an der Küste. Selbst vor Barbate. Das hat die Zahlen beschädigter Ruder deutlich nach unten gebracht.

tk: Was ist also die beste Taktik im Augenblick?

Renaud De Stephanis: Kurz gesagt: jederzeit wissen, wo die Orcas sind. Und dann ganz nah an der Küste entlang segeln auf der 20-Meter-Tiefenlinie. Dort bist du sicher.

tk: Und wie werden sich die Zahlen im Lauf des Jahres weiter entwickeln?

Renaud De Stephanis: Im Rest des Jahres? Da habe ich ehrlich gesagt nicht die leiseste Ahnung. Wenn die Segelyachten weiter nah an der Küste bleiben, werden die Zahlen in diesem Jahr deutlich niedriger ausfallen. 

Video Nummer II über Neuseeland mit Zelt und Auto

Di.,18.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3335, 26.191 sm von HH

Wir sind noch immer in Savusavu. :roll: Das Wetter darf als grauenhaft bezeichnet werden. Viel Regen, immer wieder Starkwind. Eigentlich wollten wir schon weiter gesegelt sein. Aber was sollen wir bei dem Wetter auf den kleinen Außeninseln? Hier gehen wir ja schon kaum von Bord.

Das gab aber die Gelegenheit, den zweiten Film über unseren Road Trip mit Zelt und Auto auf der Nordinsel fertig zu stellen. Viel Spaß mit etlichen Schafen, kleinen Unfällen, tollen Bergen und fotogenen Seebären. Und dem „Fossil Canyon“ am unvergessenen „Forgotten Highway“, einem der schönsten Orte, die wir in Neuseeland gefunden haben.

P.S. Für die Freunde der Segel-Filme mit Atanga: ist schon in Arbeit. ;-)

#28 Neuseeland mit Zelt und Pkw – Nordinsel Teil II

 

Der alte Bahnhof von Tangarakau


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Mit dem Bus unterwegs in Visa-Angelegenheiten

Fr.,14.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3331, 26.191 sm von HH

Wir nutzen ein paar Regentage (und das gute und preiswerte Internet  – 12 Euro für 150 GB) für die Recherche, wohin wir als nächstes segeln können. Wir dürfen vier Monate in Fiji bleiben und dann beginnt auch schon wieder die Zyklon-Saison. Also, was tun?

Alle Inselstaaten um uns herum liegen im Zyklon-Gürtel. Noch immer können wir uns nicht mit dem Gedanken anfreunden in der gefährlichen Zeit dort zu bleiben. Neuseeland wird uns wahrscheinlich nicht wieder rein lassen (wir haben allerdings nicht gefragt ;-) ). Die tatsächliche Visa-Regel sagt, dass wir uns maximal 9 Monate in 18 Monaten dort aufhalten dürfen. Eine andere Regel, dass man Neuseeland mindestens 181 Tage verlassen muss. Beides trifft nicht auf uns zu. Uns bleibt als Ziel die große Insel im Westen: Australien.

Westpazifik

Achim stellt also für uns die australischen Visa-Anträge. Gleich nach der Zahlung von 230 Euro (für uns beide) poppt die Aufforderung für eine medizinische Untersuchung auf. Nein, bitte nicht schon wieder! Haben wir doch schon in Neuseeland die Hosen runter lassen müssen. Nicht im Wortsinn, aber es wurden unsere Lungen geröntgt und Blut abgenommen. Neben einem Test auf Diabetes und andere Blutmarker war auch Aids, Syphilis und Tripper enthalten.
Immerhin ergibt die Reihenfolge der Australier mehr Sinn: Erst testen, dann einreisen. Der Kiwi hat die Untersuchungen erst nach einem halben Jahr verlangt. Trotzdem ist es für uns nicht ganz einzusehen. Flugreisende mit einem Visum für drei Monate dürfen ungetestet nach Australien reisen und ihre Tuberkulose in fremde Gesichter husten. Und von uns Fast-Rentnern ist vielleicht auch weniger anzunehmen, dass wir uns durch fremde Betten wühlen wie von langhaarigen Backpackern. :mrgreen:
Egal. Wir können uns ärgern, aber es hilft nichts. Willst du rein, musst du dich an die Regeln halten.

Mit der Aufforderung zum Medi-Check gab es gleich eine Liste mit Ärzten in Fiji, die von der australischen Immigration akzeptiert werden.  Eine Praxis befindet sich in Labasa, hier auf unserer  Insel. Das trifft sich gut, wollten wir doch sowieso mit dem Bus in den Hauptort fahren. Und wir bekommen auch noch von einem Tag auf den anderen einen Termin. Dann soll es wohl so sein.

Die Angaben, wann der erste Bus nach Labasa fährt, weichen ab. Die Antworten ergeben eine Wahrscheinlichkeit  zwischen sieben und halb acht Uhr morgens. Wir stehen mit Sicherheitsreserve bereits um 6:30 Uhr am Busbahnhof. Savusavu schläft noch. Eine Stunde später sitzen wir im richtigen Bus. Uns schallt laute Musik entgegen. Der Busfahrer ist Reggea-Fan. Wir hoffen, dass er nicht auch noch Fan vom Konsum der Reggae-Kräuter ist.
Zweieinhalb Stunden Fahrt zusammen mit UB40, Bob Marley und fünfzig anderen Fahrgästen.
Das Getriebe knallt erbärmlich beim Schalten in den ersten Gang. Hoffentlich sind die Bremsen besser.  Am Ende fährt er dann ganz anständig. Einem Pkw, der in den Bergen in die Leitplanke geknallt ist und quer auf unserer Spur steht, weicht er mit einem geschickten Haken aus. Der Unfall muss gerade passiert sein, drei Menschen laufen noch aufgeregt auf der Straße herum. Auch sie bleiben von unserem Bus verschon. Ungerührt fährt der Busfahrer weiter.

Um 7:00 Uhr morgens ist noch nichts los in Savusavu

Bus-Friedhof in Savusavu – hier wird unser Bus auch bald enden

Unser Bus auf der Hinfahrt

Labasa hat 30.000 Einwohner. Die indische Bevölkerung dominiert. Touristen gibt es hier gar keine. Bis zum Arzttermin haben wir noch etwas Zeit und schlendern durch die Straßen. Es ist heiß. Labasa liegt auf der trockenen Ostseite der Insel. Regen ist seltener. Die Sonne brennt. Wir essen schnell noch einen Happen – wer weiß, wie lange sich das beim Arzt in die Länge zieht. Eine weise Entscheidung, wir wir 3,5 Stunden später feststellen.

Taro, Brotfrucht und Muscheln

Etwas größeres Markt-Angebot in Labasa – der Verkauf findet auf dem Boden statt

Little India

Um 11:30 Uhr trudeln wir in der Praxis ein. Sehr freundlich werden wir in Empfang genommen. Eine junge Mitarbeiterin ist bald für uns da. Sie ist nur für die Visa-Anträge zuständig und hat gut zu tun – alle Fijianer, die nach Australien oder Neuseeland wollen, müssen ja ebenfalls diese Untersuchung über sich ergehen lassen. Sie freut sich: „Ihr seid meine ersten Kunden, die aus Deutschland kommen.“ Unsere Daten werden aufgenommen. Der Reisepass überprüft. Sehtest. Gewicht und Größe werden gemessen. Es folgt Blutdruckmessen und eine Urinprobe abgeben. Dann werden wir zum Lunge röntgen gebracht. „Bitte den Reisepass zeigen“. Nächste Station Blut abnehmen. „Bitte den Reisepass zeigen“. Es ist nicht so, dass es sich um ein weitläufiges Krankenhaus handelt, sondern wir befinden uns in einer kleinen Praxis mit fünf Zimmern. Bereits nach fünfzehn Minuten kennt jeder Mitarbeiter uns Langnasen.
Die letzte Station ist der Arztbesuch. Die nette melanesische Ärztin will zuerst unseren Reisepass sehen. Gefolgt von Fragen über Vorerkrankungen, Medikamenten Konsum und so weiter.
Nach drei Stunden und um 300 Euro ärmer stehen wir wieder auf der Straße. Unsere Untersuchungsergebnisse werden direkt nach Australien geschickt.

Als wir jetzt am frühen Nachmittag wieder am Busbahnhof stehen, ist es proppe voll. Alles wuselt kreuz und quer durcheinander. Ein klappriger Bus nach dem anderen fährt auf den Platz. Auspuffabgase blasen uns ins Gesicht. Es ist noch heißer als am Vormittag. Es wimmelt vor Kindern und habwüchsigen Teenagern, die auf ihren Schulbus warten, der sie zurück nach Hause bringt. Um eine überalterte demographische Pyramide braucht Fiji sich keine Gedanken machen. Viele Schüler tragen weiße Schuluniformen. Wer sich das ausgedacht hat, muss Aktien eines Waschmittelherstellers besitzen.
Wir kaufen nur noch etwas zu trinken und warten dann im Schatten auf unseren Bus. Der letzte Bus nach Savusavu fährt um 16:15 Uhr. Pünktlich auf die Minute geht es los.

Labasa am Vormittag

Labasa am Nachmittag

Der Busbahnhof platzt fast vor Menschen

Die Stadt ist unglaublich voll an Menschen

Der neue Busfahrer ist indischer Abstammung. Er ist Fan der Musik aus seiner Heimat. Auch er mag Musik laut hören. Unser Sitznachbar ist ebenfalls Fan. Im Takt der Musik drückt er eine leere Cola-Flasche ein, die mit einem lauten Plopp wieder in ihre ursprüngliche Form zurück springt. Als ihm das selber auf den Geist geht, beginnt er die Flasche gegen seinen Vordersitz zu klopfen. Man wünscht sich die Reggae-Kräuter vom Morgen herbei. ;-)
Unser indischer Busfahrer-Freund hat es eilig. Wäre aus unserer Sicht nicht nötig gewesen, zumal es am Ende der Fahrt schon fast dunkel ist. Mit hundert knallt er die Berg-Gefälle runter. Uns fällt der Autounfall vom Morgen ein. Sagenhaft, eine halbe Stunde Fahrzeit holt er raus. Wir gratulieren ihm im Geheimen und uns, dass wir heil zurück sind im beschaulichen Savusavu.

Fliegende Händler am Busfenster


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