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SV Dark Horse – John Frankiss UK

OCEAN 60 CIRCUMNAVIGATION 2014 – 2016

Es gibt Schiffe in meinem Leben, die in meinem Kopf bestimmte Türen öffnen. Sei es ein ungewöhnliches Design, die Geschichte des Werdegangs, oder eine ganz persönliche Lebensgeschichte dahinter. Oder aber die schiere Grösse eines Schiffes, die meine Sinne fasziniert, weil mit der Grösse eines Schiffes eben auch Lösungen möglich werden, die man in kleinen Schiffen zu realisieren nicht im Stande ist. Hier liegt die Wurzel begraben, die so viele Schiffe lebenslang begleiten, deren Name immer wieder der gleiche ist: Kompromiss heisst die Dame, die uns nach dem A dann B und danach das ganze Alphabet deklinieren lässt.

Am 22.11.2013 erhielt ich folgende Anfrage aus Afrika:

Peter,
I have an Ocean 60, this is a 60 foot 22 ton plastic schooner. The pacific plus appears to be the only wind vane that will handle this size of vessel plus give me an emergency tiller. My concern is the rudder, can this be adapted to be removed easily as I fear it will interfere with maneuvering while going astern?
All best
John

Es folgte ein Austausch über mögliche Montageoptionen einer PACIFIC alternativ einer PACIFIC PLUS.

In 2014 haben wir eine PACIFIC nach Gibraltar ausgeliefert. John hatte die SV DARK HORSEvom Voreigner, der LLOYDS BANK of London, übernommen, die das Schiff 24 Jahre in Besitz hatte, um seine Weltreise mit der ganzen Familie durchzuführen.

Das Schiff, bei der SOUTHERN SHIPYARD gebaut, hatte bereits unzählige Atlantik Überquerungen hinter sich, war stark und solide gebaut, ein sicheres Heim für eine grosse Familie. Die Weltumsegelung wurde bis zum Herbst 2016 absolviert.

John´s Kommentare waren knackig und kurz:

yup, the best Germany can produce, Wind Pilot

Nun steht das Schiff zum Verkauf. mit der Windpilot Pacific am Heck.

Dark Horse is now for sale
John Frankiss WEITERLESEN

Sizilische Geschichten (3): Der Baum, der nie altert. Oder: Wie die Olive in die Flasche kommt.

Sciacca ist eine 40.000-Einwohner-Stadt, wie es so manche an der Südküste Siziliens gibt.
Man lebt überwiegend von Landwirtschaft und Fischfang, isst hervorragend und lässt den lieben Gott einen netten Mann sein. Weil ich mit Levje hier überwintere, drum berichte ich lose über diesen Ort und seine Menschen. 

Es ist Ende Oktober in Sciacca. Neben dem Fischfang lebt das Städtchen  vor allem vom Anbau von Oliven. Und jetzt, Ende Oktober, ist Oliven-Ernte in Sciacca.

Weil mich die Neugier treibt, wie das so ist mit der Olive, drum nehmen Giuseppe und Silvana mich in ihrem kleinen Fiat mit auf eine Reise durch die Olivenhaine Sciaccas. Die beiden arbeiten für die lokale Agrarbehörde von Sciacca, die die Landwirte in allen Fragen des Anbaus

und des Tier- und Pflanzenschutzes berät – vom Granatapfel bis zur Honigbiene, von der Bodenprobe bis zum biologischen Pflanzenschutz. Erst im Lauf dieses Tages begreife ich, dass die beiden da nicht nur einen „Job“ erledigen, sondern dass Giuseppes und Silvanas ganze Leidenschaft „ihren“ Pflanzen und Tieren gilt.


Giuseppe ist der Spezialist für die Olive. „Schau“, sagt er, „erst wenn die Oliven dieser Sorte alle dunkel sind, sind sie reif und es ist Zeit für die Ernte.“ Er hält mir eine Hand voll Oliven hin. Es reicht ihm nicht, dass er sich seit bald zwei Jahrzehnten mit Oliven beschäftigt. Er bewirtschaftet auch in seiner Freizeit einen eigenen Olivenhain mit etwa 160 Bäumen. Sie sind allesamt noch jung, und er hat sie selber gepflanzt. „War nicht einfach. Man braucht Geduld. Olivenbäume benötigen 5 Jahre, bis sie zum ersten Mal tragen – fast so lange wie ein Mensch braucht, um seine Schulreife zu erlangen“, sagt Giuseppe. Es wird nicht das erste Mal sein, wo ich über die Oliven erstaunt bin.

Die Ernte ist eine aufwändige Arbeit, Baum für Baum. Erst werden unter jedem Baum Netze ausgebreitet; dann wird mit einer Art vibrierendem Rechen Zweig für Zweig gerüttelt und geschüttelt, bis alle Früchte auf dem Netz liegen. „Um meine 160 Bäume abzuernten, werden 4 Leute für 3 Tage beschäftigt sein. Da ist viel Handarbeit im Spiel, die sich eigentlich für einen profitablen Anbau nicht lohnt. Die Preise für den Produzenten der Olive sind am Markt ausgesprochen gering“, erzählt Giuseppe, während wir durch den Olivenhain wandern.

Immer wieder kommen wir an besonderen Exemplaren vorbei. An solchen mit hohlen Stämmen, die dastehen wie ein Mensch. An anderen, die gedreht sind wie Korkenzieher – doch alle in Linksdrehung.

„Wenn Olivenstämme sich so drehen, ist das ein Zeichen, dass sie zu wenig Wasser bekamen. Der Olivenbaum verändert durch die Drehung des Stammes sein Wachstum – und kommt dadurch mit weniger Wasser aus.“ Giuseppe streicht mit der Hand durch das Geäst eines jungen Baumes.

„Das Faszinierende an Oliven ist, dass die verschiedenen Sorten auch verschieden geschlechtlich sind. Zum Beispiel die Biancolilla, die ich auf meinem Grundstück anbaue. Von ihr gibt es männliche und weibliche Pflanzen. Ich bevorzuge sie, denn ihr Geschmack ist leichter, und die Pflanze selber ist beständiger gegen heißen Wind, der den Pflanzen zusetzt. Die Cerasuola hingegen ist nur weiblich – ihr Geschmack ist weit intensiver, bitterer“. Das gibt mir zu denken.

Und weil ich eigentlich noch nie so recht verstanden habe, was denn nun eigentlich von der Olive genau für das Öl verantwortlich ist, frage ich Giuseppe. Der zerquetscht einfach eine reife Frucht zwischen den Fingern. „Eine Olive besteht zu 50% aus Wasser und zwischen 18%-25% aus Öl. Der


Rest sind Proteine, Zucker, Zellulose. Wenn ich das Fruchtfleisch jetzt zwischen meinen Fingern presse, dann erhalte ich dieses Wasser-Öl-Gemisch, um das es uns eigentlich geht. Ich brauche etwa 10 Kilogramm Oliven, um etwa 1,5 Kilo Olivenöl kalt herauszupressen. Aber das zeige ich Dir morgen in der Ölmühle, wie wir das machen.“


Irgendwo oberhalb von Sciacca, in den Hügeln, die sich entlang Siziliens Südküste erstrecken, folgt Giuseppe einem Schild. Bis er plötzlich inmitten der Olivenhaine auf freiem Feld steht – vor einem Baum, der ihn ums 10fache überragt. „Das ist der älteste Olivenbaum hier in Sciacca. Er heißt Oleastro d’Inveges und hier bei uns ist er eine Berühmtheit. Man findet ihn sogar in GOOGLE MAPS, wenn man ‚Oleastro d’Inveges, Sciacca‘ eingibt. Er ist vermutlich über 1.000 Jahre alt und wuchs  in den Jahren, in denen die Normannen aus Nordfrankreich nach Sizilien kamen, um die Araber auf der Insel zu unterwerfen.“


Der Stamm des Olivenbaumes ist riesig. Giuseppe und Giovanna schaffen es nicht annähernd, ihn zu umfassen.

Als wir unter der Krone des Baumriesen stehen, hat Giuseppe für mich das verblüffendste Detail über die Olivenbäume für mich parat: „Alle Pflanzen sterben, wie wir Menschen. Die Olive aber nicht. Wenn man sie lässt wie den Oleastro d’Inveges hier, dann werden sie 1.000 Jahre alt. Und mehr. Einer der Gründe dafür ist, dass sie zwar von innen absterben, dass sie aber nach außen weiterwachsen. Es gibt Olivenbäume, deren Stämme innen hohl sind. Doch das macht nichts, weil sich der Baum nach außen hin verjüngt. Ein Olivenbaum ist immer jung – so alt er auch scheinen

mag. Und weil er jung ist, trägt er auch nach 1.000 Jahren noch Früchte. Sie sind kleiner als die Oliven, die wir ernten. Aber dafür machen wir aus den Früchten dieses 1.000jährigen Baumes auch etwas Besonderes: Heiliges Öl – ein Öl, das nur in der Kirche zu rituellen Zwecken verwendet wird.“

Und wie nun wirklich die Olive in die Flasche kommt? Das werden Giuseppe und Silvana mir morgen erklären, in der Ölmühle. Ich werde in meinem nächsten Post darüber schreiben.

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EIN SOMMER LANG SIZILIEN.

Ein Auftritt mit Biggs B Sonic in der JVA Neumünster

 FOTOS VERBOTEN

Das war in der Tat einer der ungewöhnlichsten Auftritte des Jahres. Nur werde ich im Artikel falsch zitiert. Ich glaube leider eher an das Schlechte im Menschen, als an das Gute. Und ich glaube nicht, das man zwingend ein schlechter Mensch sein muss, um im Knast zu landen. Das Schicksal hat viele Möglichkeiten den einen oder anderen aus dem „normalen“ Leben zu katapultieren. Wenn ich für mich nicht die Musik als Lebenskonzept entdeckt hätte, weiß ich in der Tat nicht, was aus mir geworden wäre. Und die wirklich schlechten Menschen tragen meiner Meinung nach leider häufiger Krawatten als grüne Shirts. Aber lassen wir das. Was ich aber gesagt habe, und da wäre ich gerne zitiert worden, ist das Musik die Macht hat für 1-2 Stunden vergessen zu lassen, wo und wer man ist. Und so feierten Häftlinge, Wärter, Sozialarbeiter und Band gemeinsam und ohne erkennbare Unterschiede eine kleine Party, samt Gastmusikern in grünen Shirts. Selten war ein Publikum aufmerksamer und dankbarer. Danach führten die Blauen die Grünen aber wieder in den Zoo, und wir wurden mühsam aus den Mauern geschleust. Da rührt es einen schon an, wenn hinter einer dicken Glasscheibe ein Häftling zum Abschied grüßt…

Schwierige Zeiten

Meine Fahrt nach Tekirdag und den weiteren Törn in die West-Istanbul-Marina, beschreibe ich hier nur am Rande. Vielmehr ist dieser Beitrag eine Art Erklärung, warum es in letzter Zeit unter anderem keine Videoupdates und weniger Selfies mit Happyface gab. Uns war einfach nicht danach.

Fangen wir mit Tekirdag an. Es war, mal wieder, ein Motortörn. Eine Weile gegen den Wind, dann Flaute. Problemlos mit dem neuen Lager und auch problemlos im Hafen in Tekirdag. Dort wurden freundlich die Leinen angenommen und der junge Mann von der Firma, die in Kürze den Hafen zu einer Marina umbaut, meinte gleich, dass ich für eine Nacht nichts bezahlen muss. Falls ich etwas wissen möchte oder Hilfe brauche, kann ich jederzeit zum Büro kommen.
Tekirdag selbst ist sehr quirlig. Viele Geschäfte, viele Fischer und eine Promenade mit gepflegter Parkanlage, wie ich sie selten gesehen habe. Marmorkunstwerke, Pavillions, Bänke, Leihräder in Hülle und Fülle. Fahrradwege, Steingehweg und gummierte Joggingstrecke, sowie dutzende öffentliche Sportgeräte, alles da. Hat mir sehr gefallen.

Am nächsten Tag bin ich noch vor Sonnenaufgang weiter. 52 Seemeilen lagen bis zur West-Istanbul-Marina vor mir.
Ein Flautentag größtenteils. Dazu zeitweise Nebel und viele Fischer, auf die ich achten musste. Für mich war dieser Törn einer der schwierigsten. Ich hasse Nebel sowieso wie die Pest, mehr noch als Starkwind. Es hat nicht viel gefehlt und ich wäre Seekrank geworden, zum ersten Mal auf Nomade, bei Flaute und kaum Seegang. Aber das lag nicht an der See und ich war es auch nicht, dem es an diesem Tag am schlechtesten ging. Sabrina hatte es an diesem Tag am schwersten. Denn der 20. Oktober war der Tag, an dem sie operiert werden sollte. Der Tag stand schon eine Weile fest und dieser Termin hat uns beide zermürbt.
Es war etwas in Sabrinas Bauchraum, was dort nicht hin gehört. Davon wussten wir bereits, als ich zurück nach Griechenland geflogen bin. Damals gingen die Ärzte allerdings davon aus, dass es zunächst nur weiter beobachtet werden muss und eventuell mit Medikamenten in den Griff zu bekommen ist. Aber Sabrina hatte im Laufe der Zeit mehr und mehr Schmerzen. Gutartig nennen es die Ärzte, immerhin, das ist etwas über das wir uns beide freuen. Und wir freuen uns, dass es nun raus ist. Zwei kleine Schnitte und eine Bauchspiegelung unter Vollnarkose waren nötig. Meine Mama hat den Teil übernommen, der eigentlich meiner gewesen wäre. Sie ist mit Sabrina ins Krankenhaus gefahren. Und mein Papa hat sich um Filou gekümmert. Dafür bin ich beiden dankbar.

Wir haben zuvor lange hin und her überlegt. Ich wollte eigentlich Nomade woanders lassen, die Reise schon vor ein paar Wochen unterbrechen und zurück nach Deutschland kommen, um da zu sein, denn es hätte passieren können, dass sie länger im Krankenhaus bleiben muss, weil die Operation vielleicht schwieriger wird als man nach der Computertomographie annehmen konnte. Aber Sabrina wollte das nicht. Sie wollte, dass ich weiter mache, sie war überzeugt, dass sie schnell wieder nach Hause kann. Es war ihre Entscheidung.
Und so habe ich eben weiter gemacht. Habe gepusht und hatte Anfangs noch die Hoffnung das geplante Winterlager in Sosopol in Bulgarien irgendwie vor dem 20. zu erreichen. Aber das war nicht zu machen. Selbst wenn das Kugellager nicht kaputt gegangen wäre, ich hätte es nicht geschafft.

Und so war ich eben an diesem Tag auf See, während Sabrina unterm Messer lag. Habe vergessen zu tanken und erst auf halber Strecke gemerkt, das die Nadel fast ganz unten ist. Noch nie zuvor ist mir so eine Nachlässigkeit passiert, aber ich war durch den Wind. Habe rumgeheult und gehofft, dass in Wesel im Krankenhaus alles gut geht.
Es ging gut! Am späten Nachmittag kam endlich die erlösende Nachricht von meiner Mama, dass Sabrina wieder wach ist und die OP gut verlaufen ist. Es musste nicht mehr entfernt werden als geplant und das erste was Sabrina im halbwachen Zustand nach der Narkose gesagt hat war: „Mein Hund, der wird mich schon nicht anspringen, der ist ein ganz lieber.“

Man, was war ich erleichtert!

Danach Leinen fest und am Abend mit Sabrina quatschen. Schmerzen hatte sie, verständlich. Aber sie ist ziemlich tapfer, war sie schon immer.
Jetzt hat sie den ersten Teil überstanden. Die weitere Behandlung wird langwierig, aber man kann es behandeln. Wir sind optimistisch!

Und die Reise mit Nomade? Auch langwierig, aber machbar. Für dieses Jahr geht die Reise allerdings dem Ende zu. Eigentlich wird vom Schwarzen Meer bereits im Oktober abgeraten, die Empfehlung lautet sogar: Nach dem ersten Sturm im September sollte man es besser sein lassen.
Jetzt haben wir den 21. Oktober und ich kann den wichtigen Törn nach Tsarevo im Schwarzen Meer unmöglich in der momentanen Schönwetterphase schaffen. Zuviel ist hier noch zu tun. Nomade bräuchte eine Reinigung des Unterwasserschiffs, um überhaupt vernünftig durch den Bosporus zu kommen. Vielleicht habt ihr es ja auf dem AIS gesehen, wir machen nur noch 5 Knoten, bei einer Drehzahl, bei der sonst 6,5 drin wären. Ich habe zwar unterwegs immer wieder den Rumpf abgekratzt, aber mittlerweile wächst das  Zeug schneller als ich Luft anhalten und kratzen kann. Das Ausklarieren nimmt auch Zeit in Anspruch. An einem Tag wäre das alles nicht zu schaffen. Und für nächste Woche stehen die Trends auf Sturm im Schwarzen. Danach ist November…

Zeit fürs Winterlager, Zeit nach Hause zu gehen.

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Komische Geräusche

Ich verlasse Canakkale am Freitag, den 13. Oktober. Wie weit ich heute segeln, motorsegeln oder motoren werde, will ich unterwegs entscheiden. Je nach Wind und Gegenstrom in den Dardanellen. Gelibolu will ich jedoch mindestens erreichen. Also los!

Kurz nach der Hafenausfahrt treffe ich auf ein kleines Fischerboot mit gleichem Kurs, also bergauf. Ich überlege kurz, ob ich vorbei fahren soll, entscheide aber, lieber die Drehzahl zu reduzieren und mich hinter den Fischer zu klemmen. Wenn hier einer die Neerströme und besten Stellen kennt, dann dieser Fischer. Und wie er sie kennt! Wir fahren dicht am Ufer entlang, mit 4 Knoten die Dardanellen hoch. Zeitweise auch schneller. Nach etwa 3 Seemeilen wollte ich ursprünglich auf die Europäische Seite wechseln. Der Fischer bleibt jedoch in Asien. Ich entschließe mich spontan ebenfalls dazu und werde nicht viel später mit satten 6 Knoten Fahrt über Grund belohnt. Es läuft und zwar extrem gut. Bereits am Mittag bin ich in Gelibolu und beschließe, weiter bis Sarköy zu fahren. Es herrscht Flaute. Nicht gut zum segeln, aber im Marmarameer trotzdem ein Geschenk. Normalerweise kommt der Wind hier so gut wie immer genau gegenan, wenn man nach Istanbul möchte. Also motore ich nach der Überquerung des Verkehrstrennungsgebiets am Ende der Dardanellen gemütlich an der Nordküste entlang. Der Volvo schnurrt wie ein Kätzchen, zeitweise kann ich die Genua zur Unterstützung setzen.
Trotz aller Gemütlichkeit muss man hier gut aufpassen. Es herrscht viel Betrieb auf dem Wasser. Dicke Pötte, die neben der Rennstrecke für Ozeanriesen ankern, oder gerade starten, viele kleine Fischerboote und auch große Trawler.

In Sarköy bin ich so früh, dass ich mich dazu entschließe noch einen Hafen weiter zu fahren. Mürefte ist nun mein Ziel. Laut meinem Revierführer soll der Fischerhafen von Mürefte ohnehin besser zum übernachten geeignet sein als Sarköy.
Kurz nach dieser Entscheidung macht Nomade plötzlich komische Geräusche. Erst nur mal ganz kurz, für eine halbe Sekunde, dann ist wieder Ruhe.
Ich schaue nach hinten, weil ich vermute, dass der Propeller etwas erwischt hat. Aber nichts zu sehen. Ein paar Minuten später wieder und wieder. Krrrt, kkkkkrrrrrt. Ein mahlendes, kurzes Brummen. Ich habe nun die Wellenanlage im Verdacht und gehe nach unten um nachzuschauen. Hier hört man bis auf das Geballer vom Volvo nichts. Eine Weile beobachte ich die Welle mit der Taschenlampe, dann gehe ich wieder nach oben. Kurz ist Ruhe, dann wieder dieses Brummen. Gefällt mir überhaupt nicht. Ich kuppele das Getriebe aus, gehe wieder nach unten und rüttel zunächst am Getriebeausgang, dann an der Gelenkwelle und zum Schluss am Kugellager. Mir rutscht das Herz schlagartig ein Stück tiefer. Das Ding hat deutlich sichtbares Spiel.
Machen kann ich hier natürlich nichts, erst mal mit reduzierter Drehzahl weiter bis Mürefte und dort in aller Ruhe einen Plan machen. Nach wenigen Seemeilen bin ich schließlich dort, biege in den Hafen ab und will Nomade längsseits an der freien Pier festmachen. Kurz bevor ich anlegen kann, kommt jemand angelaufen und gibt mir zu verstehen, mit Buganker festzumachen. Ich rufe nur kurz rüber, dass ich allein bin. „Kein Problem, mach längsseits fest.“ heißt es.
Es ist der Hafenmeister, der mir die Erlaubnis gibt und gleich danach beim festmachen hilft.

Nachdem das Schiff fest ist, fülle ich einen Bogen mit Schiffsdaten usw. aus, bezahle das Liegegeld für eine Nacht und überlege, was ich nun am besten mache. Eine gründliche Inspektion bringt mich nicht viel weiter. Das Lager selbst ist so gut im Gehäuse versteckt, dass man davon nichts sieht. Aber das Spiel, das ist deutlich erkennbar. Von Hand gedreht, hört man auch gut das Gerappel.
Ich bespreche alle Optionen mit Sabrina, die natürlich ebenfalls wenig begeistert ist.
Soll ich vorsichtig weiter bis in die nächste größere Stadt, Tekirdag? Vielleicht gibt es ja dort eine Werft…
Oder doch die Reise für dieses Jahr vorzeitig abbrechen? Ein gutes Angebot von einer Marina, nicht weit weg von Istanbul, haben wir bereits länger hier liegen. Eine Option, die wir für den Fall größerer Probleme nehmen wollten. Bis dorthin könnte ich mit wenig Motorzeit segeln, wenn das Wetter passt.
Aber das wurmt mich! Ich wollte eigentlich noch ein Stück weiter. Wir vertagen die Entscheidung auf morgen und ich gehe früh schlafen.

Der nächste Tag läuft ganz anders als geplant. Es entwickelt sich eine Eigendynamik, mit der ich nie gerechnet hätte.
Während ich am Morgen im Cockpit sitze, einen Kaffee schlürfe und überlege, ob ich gleich nach Tekirdag segeln soll, kommt ein älterer Herr mit seinem Bekannten vorbei. Er fragt mich auf Deutsch: „Wie geht’s? Sie kommen aus Deutschland?“
Es stellt sich heraus, dass der Mann in den 70ern eine Weile in Deutschland gearbeitet hat. Seit vielen Jahrzehnten lebt er aber nun wieder in Mürefte und hat eine 10m Segelyacht hier im Hafen. Er und sein Bekannter schauen sich Nomade an und sind ziemlich begeistert vom Boot. Irgendwann kommen wir dann kurz auf das Kugellager zu sprechen. Er meint, das hinter der alten Halle jemand ist, der so etwas reparieren kann.
Er verabschiedet sich wieder und ich bleibe skeptisch zurück. Ein alter Fischerhafen, eine Wellblechbude, zwei Container und einen Kilometer weiter ein kleines Dorf. Die nächste größere Stadt ist Tekirdag. Dort, so denke ich mir, könnte es vielleicht jemanden geben, aber hier?
Bevor ich zu Ende überlegt habe, ist der ältere Herr wieder da. Der Hafenmeister ebenfalls. Es stellt sich heraus, dass der Hafenmeister auch gleichzeitig der Mechaniker hier ist. Sogar Meister soll er sein.
Und bevor ich großartig was erklären kann, hängen wir mit den Köpfen im Maschinenraum dieser über 40 Jahre alten Suncoast, dessen vorderes Wellenlager vermutlich zuletzt ein Holländischer Mechaniker beim Einbau gesehen hat.
Rifat, so heißt der Hafenmeister und Mechaniker Meister, schaut sich alles an, überlegt und sagt irgendwann: „No Problem!“
Bau die Wellenanlage aus, dann baue ich das Lager in meiner Werkstatt aus und besorge ein neues in Sarköy!
Was hier einen Satz einnimmt, dauert in Wirklichkeit viel länger. Der ältere Herr ist nämlich wieder weg und Rifat spricht kaum Englisch, ich kein Türkisch. Es geht also eher so:
„You off!“
„What off?“
„Look!“
„OFF!“
„Ah, ok, i remove this part?“
„No!“
„Here, off!“
„Ah, i remove the complete part and then?“
„Come to my office!“
„Ok, i come to your office, when i have everything removed.“
„Noooo. Now office.“

Also gehe ich zunächst mit Rifat zum „Office“ und verstehe anfangs nur die Hälfte. Das „Office“ ist in Wirklichkeit eine Mischung aus gemütlicher Sitzecke und Werkstatt. Aber bestens ausgestattet und sortiert. Eine alte Flimmerkiste läuft über der Werkbank und im Kühlschrank lagert der Raki. Urgemütlich und irgendwie einladend.
Jetzt wird auch klar, warum ich mit hier hin sollte. Rifat wollte mir alles zeigen und sagen, dass ich jederzeit seine Werkzeuge ausleihen und hier arbeiten kann.
Dann gehe ich zurück zum Boot. Ich überlege nicht lange. Ich vertrau dem Kerl. Ist natürlich ein Risiko, die gesamte Wellenanlage hier zu zerlegen. Es kann immer etwas schief gehen und es gibt bei diesem System viele Unbekannte. Das Kugellager zum Beispiel. Das stammt wahrscheinlich von 1975 und wurde vermutlich bei Yachtbouw Noord Nederland in Stavoren in diese Suncoast eingebaut. Ein absolutes Ü-Ei.
Also Werkzeug raus und Stück für Stück ausbauen. Es dauert alles sehr lange. Auch, weil die Anlage sehr schlecht zugänglich ist. Der Maschinenraum ist eigentlich sehr geräumig, aber er wurde über Generationen verbastelt und ist schon ab Werk ungünstig verkleidet.
Irgendwann habe ich alles los was lösbar war. Einige Schrauben der Wellenkupplung rühren sich allerdings keinen Millimeter. Völlig festgegammelt.
Ich gehe zu Rifat um mir besseres Werkzeug zu holen. Mit größeren Schlüsseln geht es allerdings auch nicht. Ich brauche eine große Inbusnuss. Die hat allerdings auch Rifat nicht. Er zögert nicht lange, nimmt die Flex, trennt ein Stück vom Inbusschlüssel ab und steckt das in eine passende Nuss. Damit lassen sich zwei weitere Schrauben lösen. Vier weitere sind jedoch immer noch fest. Also wieder zum Office. Rifat will selbst versuchen, kommt aber auch nicht weiter. Dann hat er eine Idee! Er fragt:
„Diesel?“
„Yes, Diesel.“
„Benzin?“
„No Benzin.“
„Brrrt brrt, ok?“

Jetzt verstehe ich. Er will wissen, ob hier irgendwo ein Benzintank ist, oder überall nur Diesel. Also holen wir Schweißgerät und noch mehr Werkzeug aus dem Office und bringen das Ganze an Bord. Dann wird ein langes Landstromkabel gelegt und es geht los. Sicherung raus, Taschenlampe an. Ich bin mittlerweile zum Handlanger degradiert. Der Meister hat jetzt das sagen an Bord.
„Close!“
„Closed!“
Brrrt, brrrrrt, brrrrt
„Open!“
„Is open!“

Dann vorsichtig die aufgeschweißte Mutter drehen. Abgebrochen! Trotz wirklich sehr guter Schweißarbeit, bricht sie immer wieder ab. Also flexen, wieder Schweißen, abkühlen, drehen. Abgebrochen!
Immer und immer wieder, das alles kniend, kriechend in dem engen Raum. Irgendwann sind wir beide fertig. Überall Kratzer und Macken an den Armen, Loch im T-Shirt. Dann ist sie endlich draussen, die erste Schraube! Zwei andere können wir problemlos durchtrennen. Die Reste wollen wir im ausgebauten Zustand raus holen. Jetzt sitzt nur noch eine einzige Schraube fest.
Rifat meint, wir sollten erst mal eine Pause machen. Es ist bereits Nachmittag. Und so gehen wir zum Office, er macht den Kühlschrank auf und holt den Raki raus. Ich winke zunächst ab, aber es nützt nichts, auch ich bekomme einen Raki. Dazu noch Weintrauben und Knabberzeug. Zwei weitere ältere Herren kommen dazu. Sie haben ein Motorboot hier und lassen sich vom Meister etwas erklären. Dann sitzen wir zusammen im Office und einer der beiden meint zu mir: „Sie sind der Deutsche mit dem Segelboot?“
Ich bin überrascht, wie gut er meine Sprache spricht und bejahe die Frage. Dann sagt er: „Herzlich willkommen. Machen sie sich keine Sorgen. Rifat kriegt das schon hin.“
Es stellt sich heraus, dass auch er früher mal ein paar Jahre in Deutschland gearbeitet hat. In den 60ern war das.
Irgendwann gehen wir zurück zu Nomade. Dann mal wieder zur Werkstatt, ähm, zum Office und treffen dabei immer wieder auf Fischer und andere Leute. Jedes mal werde ich vorgestellt, aber es hat sich bereits herum gesprochen, das ich der Deutsche mit der Segelyacht bin. Sonst ist auch kein anderer Gast hier. Nomade ist das einzige ausländische Boot im Hafen. Nicht einmal Gäste aus Istanbul oder sonst woher sind hier. Die Saison ist vorbei, der Winter nicht mehr weit, das wird hier deutlich.
Bis zum Abend bekommen wir die letzte Schraube nicht gelöst. Wir vertagen das Ganze auf morgen und lassen alles so liegen.

Abends werde ich noch von ein paar Anglern auf einen Whiskey eingeladen, aber nach dem Raki ist mir das bereits zu viel. Wir unterhalten uns allerdings noch eine Weile, dann ziehe ich mit meinem Bettzeug aus der Achterkabine ins Vorschiff. Hinten ist das Chaos ausgebrochen.

Am nächsten Tag bekommen wir die letzte Schraube nach einer Weile endlich los. Rifats Werkzeug bringen wir wieder zurück, denn den weiteren Ausbau kann ich nun allein fortsetzen.
Nachdem alles einsortiert ist, frage ich ihn was er für die Arbeit bekommt. Er winkt zunächst ab. Ich bin etwas irritiert, sage dann zu ihm, dass er doch stundenlang gearbeitet hat…
Darauf meinte er nur: „I help you!“
Trotzdem! Neues Werkzeug muss schließlich auch gekauft werden. Also werden wir uns einig und ich baue anschließend die Wellenanlage weiter aus. Am frühen Nachmittag ist das nach einigen weiteren kleinen Schwierigkeiten endlich gelungen.
Also ab damit zum Office. Hier baut Rifat in kürzester Zeit das Kugellager aus. Das Teil ist völlig kaputt. Weit wäre ich damit nicht mehr gekommen.
Mit dem defekten Lager in der Tasche fahren wir zusammen in den übernächsten Ort, Sarköy. Nach knapp 20 Kilometern sind wir dort. Ein winziger Laden, bis unter die Decke voll mit Teilen verschiedenster Art. Es ist Sonntag! und wir werden freundlich begrüßt. Der Besitzer schaut sich das alte Kugellager an, nimmt den Messschieber, nickt, geht nach hinten und kommt kurze Zeit später mit einem nagelneuen Kugellager für die Wellenanlage einer 42 Jahre alten Suncoast wieder. Rifat schaut mich an, lächelt zufrieden und meint: „No Problem.“
Ich bin baff wie selten zuvor.

Auf dem Rückweg kaufen wir noch kurz was für Rifats Mutter ein und halten dann an einem Restaurant an. Eigentlich gehe ich unterwegs nie essen, aber heute stimme ich zu. Wir nehmen beide Lamacun. Außerordentlich lecker. Dann werde ich dem Besitzer und anderen Leuten vorgestellt. Man begrüßt mich aufs freundlichste. Sehr ungewohnt für mich.
Nachdem wir so gut wie fertig mit dem essen sind, beobachte ich die Situation um mich herum genau. Ich will mich wenigstens ein bisschen bei Rifat bedanken und das Essen bezahlen. Aber es funktioniert nicht. Als wir aufstehen und etwas Gewimmel um uns herum ist, meint er zu mir: „Lets go.“ und geht vor. Ich bin überrascht. Habe nicht mit bekommen, wie er bezahlt hat. Ich frage den Besitzer, ob schon alles bezahlt ist. Er nickt freundlich. Ich bedanke mich, immer noch irritiert.
Ich weiß bis heute nicht, ob Rifat die Rechnung bezahlt hat, oder ob ich vom Restaurant Besitzer eingeladen wurde. Rifat meinte auf meine Fragerei nur: „You Guest.“

Zurück in Mürefte baut er das neue Lager ein. Funktioniert wunderbar und passt perfekt. Leider hat sich beim Festziehen die Sicherungsmutter verabschiedet. Einfach geplatzt das Ding. Mir rutscht das Herz in die Hose. Diese Mutter ist kein Standardteil. Feingewinde, besondere Form. Ich male mir schon aus, wie ich jetzt doch länger fest hänge. Aber Rifat beruhigt mich. Er fährt nochmal nach Sarköy und ist eine Stunde später wieder zurück. Das Teil kann am Montag in Istanbul bestellt werden und soll am Dienstag hier sein.

Dienstag morgen:
Wir fahren gemeinsam nach Sarköy, wieder in den kleinen Laden. Da liegen schon zwei kleine Schachteln auf dem Tisch. Darin, Sicherungsmutter und Zahnscheibe, genau passend. Ich bin wieder absolut überrascht.
Auf dem Rückweg sammeln wir noch Fischer ein, die ebenfalls zum Hafen müssen, dann wird die Wellenanlage endgültig zusammen gebaut. Eine abgetrennte Schraube bohre ich dann selbst noch aus und schneide ein neues Gewinde.
Der abschließende Einbau geht schnell. Dann ein Testlauf. Vorwärts, Rückwärts, läuft butterweich.

Aufräumen, Fertig!

Und am nächsten Tag? Also, heute? Da fahre ich nicht weiter. Windstärke 6, genau Gegenan. Sinnlos. Heute schreibe ich diesen Beitrag und hab das ein oder andere Mal einen Kloß im Hals. Gerade war wieder jemand hier und hat gefragt, ob alles ok ist, ob ich noch etwas brauche.

Aber ich bin bestens versorgt. Das Stromkabel, welches mir der Mechaniker Meister geliehen hat, habe ich vorhin schon mal zurück gebracht und vor seinem Office abgelegt. Denn der Meister selbst ist heute nicht hier. Er hat einen Termin in einer Spezialklinik in Istanbul. Dort wurde er vor einer Weile operiert und heute wird untersucht, ob der Krebs den er hat, sich wieder ausgebreitet hat, oder nicht. Gestern ging es ihm sichtbar schlechter als an den zwei Tagen davor. Aber er wollte es sich trotzdem nicht nehmen lassen, mit mir nach Sarköy zu fahren.
Ich habe mich bedankt, so gut ich das konnte. Hatte noch eine letzte gute Flasche Wein an Bord und habe die noch etwas verziert.

Und so sitze ich nun hier und denke über alles nach, was in Mürefte passiert ist. Denke über diesen Fischerhafen nach, in dem ich nur für die erste Nacht das bescheidene Liegegeld bezahlen sollte. Danach war ich Gast.
Ich denke an die Zeit auf Trizonia zurück, als mir Altan mal sagte: „Wenn du in der Türkei Problem hast, ist kein Problem!“
Er hatte Recht.
Und ich denke zurück an die Zeit auf dem Jakobsweg in Nordspanien, nein genauer gesagt, im Baskenland. So willkommen wie dort hatte ich mich noch nie zuvor gefühlt. Genauso wie dort fühle ich mich jetzt hier.

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SV Jager – Dick Koopmans NED

80.000 MILES AND 18 YEARS SAILING WITH WINDPILOT


Dear Peter,
I have sailed 21 years, over 80.000 miles and 18 years with WINDPILOT on JAGER. We still use the WINDPILOT for both cruising and short hand racing.

During single-handed OSTAR (3rd place) and AZAB (2e place) the WINDPILOT was used for about 70 %, 15 % was sailed under autopilot and 15% was hand-steering. On our cruise back from Newport Rhode Island to Holland (with a stop at Azores) we did all on the Windpilot. It is reliable, does not make noise and don’t need electric power.

Best 24 hr runs are several 200-206 miles but I do not advice this for normal cruising. Best run without sails under bare poles was 176 miles in an Atlantic gale. Windpilot is ideal then, you can sleep till it’s all calm again.

SV Golya – a new design of Dick Koopmans

On the IJselmeer I use the WINDPILOT less because to much shipping and it is safer to sail a straight course, but on last 200 miles solo, October 2017 with over 30 knots of wind I used it first when the autopilot stopped and later to windward because it steers better than on autopilot. Result was a 2e place out of 140 boats.


– Round Britain & Ireland yacht race 2006. Over 50 knots of wind. Crew inside WINDPILOT outside. First in class second 35 ft
– AZAB 2015 singlehanded second in class

After 18 years the only refit were some bearings. Since JAGER mean Skua, the blade is modified a bit. The gap in the top has also some theoretic advantages.
With kind regards,
Dick Koopmans WEITERLESEN

SV Zephyros – Jon Schwartz US

FAMILY MOVE FROM A BIG HOUSE TO A SMALL BOAT

Der Tag der Ankunft von Hurricane IRMA war für die Schwartz Familie der Start ins Abenteuer. Ihr Flug von Miami nach Paris was der letzte Abflug, bevor Miami Airport wg. Irma geschlossen werden sollte.


All das ist erst wenige Wochen her, die Familie hat zwischenzeitlich die SV Zephyrs -eine BOREAL 47 – in Frankreich in Besitz genommen und wird sich in Kürze in die segelnde Karawane Richtung Süden einreihen. WEITERLESEN

SV Subeki – Sybille + Christian Uehr GER

LOCKMITTEL FÜR NEUGIERIGE – ANSPORN ZUM LOSFAHREN

Eine lange Reise kurz erzählen, dies ist Menschen vorbehalten, die losgefahren und wieder angekommen sind, weil sie erst am Ende einer Reise ihre Jahre an Bord durch das Sieb von Erinnerungen rühren und verdichten können, um dann darüber zu berichten.

Sybille+Christian Uehr

Europa an Backbord, Asien an Steuerbord

Als ich am 10. Oktober, um kurz nach Acht, zur Küstenwache in Limnos gehe um auszuklarieren, da wissen zu dem Zeitpunkt nur einige wenige Menschen etwas von diesem Plan. Sabrina und ich hatten uns zwar schon länger darauf vorbereitet, aber selbst wir waren uns bis vor kurzem nicht sicher, ob diese Tour so möglich ist. Und so haben wir das einfach auf uns zukommen lassen. Hatten die Tour in den Osten zwar auf dem Schirm und genau geplant, aber auch genug Alternativen und Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung, sollte das Wetter zu schlecht werden oder Nomade Schwierigkeiten bereiten.

Aber die letzten Etappen liefen so gut, dass ich früher als erwartet auf der Absprunginsel Limnos war. Und so stand ich nun etwas angespannt mit all meinen Papieren an diesem Morgen bei der Küstenwache. Angemeldet hatte ich den Vorgang bereits zwei Tage zuvor. Da wurde mir noch gesagt, dass ich auch bloß meinen Bootsführerschein und dieses und jenes mitbringen soll. Heute ist allerdings ein anderer Beamter da. Als ich sage, dass ich in die Türkei ausklarieren möchte, nickt er, fragt nach meinem Pass, lässt sich das Flaggenzertifikat zeigen und meint: „Ok, gute Reise.“
Ich stehe verdutzt da, hatte ein längeres Prozedere und diversen Papierkram erwartet. Deshalb frage ich ihn: „Das ist alles? Keine Papiere, keine Stempel ins DEKPA Dokument?“
„Nein“ antwortet er und erklärt dann in aller Ruhe die neueste Gesetzeslage. Laut seiner Aussage wird das Ausklarieren in die Türkei nur noch intern notiert, solange Besatzung und Schiff aus einem EU-Mitgliedsstaat sind. Mehr nicht. Seiner Meinung nach ist das nicht einmal ein richtiges Ausklarieren. Ich könne jederzeit rüber meint er und müsste eben nur einmal im Jahr das DEKPA Dokument verlängern, sollte ich zurück kommen.
Irgendwie ungläubig ziehe ich wieder ab, mache Nomade startklar und lege ab. Soll mir so recht sein und passt auch gut in das Bild, welches ich in den paar Monaten in Griechenland gewonnen habe. In Korinth wurde ich trotz DEKPA Geraffel zu Zoll und Küstenwache geschickt, das Flaggenzertifikat wurde einbehalten, obwohl ich nur meine Liegegebühr von ein paar Euro Fuffzich bezahlen wollte und hier kann ich plötzlich jederzeit in die Türkei segeln…
Ok, vergessen wir das. Reden wir noch kurz über Limnos. Ich würde fast behaupten, für mich die griechischste aller Inseln, die ich bisher besucht habe und das im absolut positiven Sinn. Viel weniger Palaver, viel aufgeräumter, weniger touristisch, irgendwie gemütlich.

Myrina, Limnos

Am Tag vor meiner Abreise setzt sich gleich neben das Cockpit von Nomade ein alter Fischer auf einen Stuhl, packt die Handleine zum angeln aus und singt das alte griechische Lied „Aponi Zoi“. Das war für mich der griechischste Moment dieser Reise. Dieses Lied habe ich vor etwa 15 Jahren bei der Suche nach griechischen Liedern irgendwo gefunden und lieb gewonnen. Ich habe dieses Lied noch nie irgendwo in Griechenland oder sonst wo gehört. Immer nur zu Hause am Rechner, von Zeit zu Zeit.
Und da sitzt nun dieser Fischer neben Nomade und singt dieses Lied. Ich war fasziniert, wäre gerne länger geblieben.
Aber ich hatte ja ausklariert. Oder doch nicht? Wer weiß das schon in Griechenland. Eigentlich auch egal. In Sachen Gelassenheit, da haben die Griechen die Nase vorn. Mich macht das ebenfalls gelassen. Und so laufe ich nach 23 Seemeilen bei absoluter Flaute eine völlig leere Bucht im Norden von Limnos an, lasse den Anker auf 4m Wassertiefe fallen und gehe früh schlafen, um ebenso früh wieder aufzustehen. Um 4 Uhr klingelt der Wecker und eine Weile später ist der Anker wieder an Bord.
Raus aus der Bucht und herum um das letzte Kap in Griechenland. Ein komisches Gefühl. Ich war lange hier, wusste wie ich mich verhalten muss, was so abging.
Was vor mir liegt ist völlig neu für mich. Ich kann die Sprache nicht, ich war noch nie in der Türkei. Ich habe keinerlei Erwartungen oder genaue Vorstellungen wie das so sein wird. Auf das Mediengebrüll gebe ich sowieso nichts. Ist mir egal. Ich will sehen wie die Menschen sind, wie die Orte sind, wie es riecht und schmeckt, das Land. Darauf freue ich mich und bin ziemlich neugierig.

Letzter Sonnenuntergang in Griechenland.

Auf ins Morgenland.

Wenig Wind.

Vor dem Land liegt allerdings noch ein gutes Stück See! Ich hatte die Route über den Norden von Limnos gewählt, weil klar war, dass nordöstlicher Wind einsetzen wird. Und so hoffe ich, dass der Wetterbericht stimmt und ich hoch am Wind auf die Dardanellen zu segeln kann. Stimmt mal wieder nicht ganz. Der Wind setzt spät ein, kommt dann lange aus Osten und ist nach dem Dreher auf Nordost mit etwa 6 Windstärken stärker als gemeldet. Aber gut, es geht vorwärts, wenn auch zäh und dann ruppig.
Nach etlichen Stunden erreiche ich die Dardanellen. So langsam kann ich Häuser erkennen und irgendwann Flaggen. Rot, mit Halbmond und Stern darauf. Riesige Türkische Flaggen markieren das, für mich, neue Land. Unter der Saling weht da bereits eine kleine Variante der Türkischen Flagge. Sabrina hat sie mit viel Liebe zum Detail selbst genäht.

Dardanellen voraus.

Da über den Bosporus, das Marmarameer und die Dardanellen permanent Wasser ins Mittelmeer fließt, muss ich nun gegen den Strom fahren. Zwischen 2 und 4 Knoten schnell ist das Wasser, dicht am Ufer etwa 1 Knoten weniger. Es kommt ein bisschen Flussfeeling auf und ich denke an die Zeit auf der Rhone oder den Rhein zurück. Wasseroberfläche, Echolot und Wasserfarbe beobachten und versuchen einen Neerstrom zu finden. Das gelingt auch hier und da und so sind wir am Ende gar nicht so langsam unterwegs. Die Dardanellen sind natürlich deutlich breiter als ein durchschnittlicher Fluss und auch die Schiffe, die hier am laufenden Band in beide Richtungen unterwegs sind, um einiges größer als Rheinschiffe. Die Navigation ist allerdings wesentlich leichter. Es herrscht Lotsenpflicht, die Ozeanriesen bleiben im Verkehrstrennungsgebiet und dank AIS ist der Seitenwechsel kurz vor Canakkale für mich problemlos.
Hier verlasse ich das Europäische Ufer und mache rüber nach Asien!
Ich bin sehr aufgeregt, als ich zuerst am Fährhafen von Canakkale vorbei fahre, um gleich danach um die Ecke in die Marina abzubiegen. Ich habe mich im Vorfeld natürlich gut informiert, wo ich festmachen darf. Von der Stadtkulisse bekomme ich zunächst nichts mit. Der Tunnelblick geht durchs Fernglas. Und als der Blick auf die Gästepier endlich frei ist, traue ich meinen Augen kaum. Alles voll! Nicht nur die Gästepier, der gesamte Hafen ist bis auf den letzten Platz ausgefüllt! Das hätte ich nicht erwartet. Und so drehe ich irgendwie irritiert eine Runde vor dem Hafen, gehe dann kurz vor Anker, checke nochmal alles und beschließe dann, doch mal rein zu fahren, in der Hoffnung, doch noch einen Platz um die Ecke zu bekommen. Weit schaffe ich es nicht, dann werde ich von der Sahil Güvenlik, der Türkischen Küstenwache freundlich, aber bestimmt gestoppt und mit Handzeichen an einen Steg gewunken. Hier erklärt mir der Polizist, das absolut kein Platz mehr frei ist und ich vor dem Hafen ankern soll. Er entschuldigt sich regelrecht dafür. Morgen früh, wenn die ersten Boote den Hafen verlassen, kann ich dann an der Gästepier festmachen.
Und so verbringe ich eine unruhige Nacht vor Anker, während direkt neben mir die großen Pötte vorbeifahren und Nomade mit ihren Bugwellen von Zeit zu Zeit ganz schön durchschütteln.
Ich bin trotzdem fasziniert von dem Panorama, welches vor mir liegt und lausche dem Gebetsruf des Muezzins. Das Minarett ist blau beleuchtet und die Promenade belebt. Zwischen Nomade und der Promenade liegt ein Schwimmponton im Wasser. Darauf sind Wasserfontänen und Musikanlage installiert. Eine Art Wasserfeuerwerk synchron zur Musik. Erst sind orientalische Klänge zu hören, dann Türkische Pop Musik und schließlich läuft Vangelis und Whitney Houston.

Das Minarett in Canakkale.

Wasserfeuerwerk

Der nächste Tag
Ein Katamaran aus Istanbul liegt nun neben mir vor Anker. Nachdem die ersten Boote raus gefahren sind, rufe ich in der Marina an und frage, ob ich nun festmachen darf. Erlaubnis erteilt, Anker auf, Fender raus und vorsichtig in das enge Becken manövriert. Kurz vor der Pier drehe ich Nomade, lege rückwärts an. Zwei Mitarbeiter stehen da schon zum Leinen annehmen bereit. Es läuft wie geschmiert. Heckleinen fest, eindampfen, Mooringleine belegen. Keine Unterhaltung nötig, die beiden wissen genau was zu tun ist und was Sinn macht.
Dann bekomme ich großes Lob fürs Andockmanöver und werde herzlich begrüßt. Vom Hafenmeister, von den Mitarbeitern der Marina, von Bootsnachbarn. Ich bin ziemlich überrascht.
Nachdem mit Nomade alles klar ist, nehme ich alle Papiere und gehe damit ins Büro zum Hafenmeister. So ein schickes Büro habe ich zuletzt in einer französischen Marina am Atlantik gesehen. Ledersessel, aufgeräumter Schreibtisch, hübsches Schreibzeug, große Flatscreens…
Läuft alles sehr gelassen und professionell ab. Einen Agenten zum einklarieren brauche ich nicht. Die Marina kann das für mich erledigen.
Es werden jede Menge Papiere kopiert und Dokumente ausgefüllt. Türkische Lira habe ich noch keine, aber auch das ist kein Problem. Der Hafenmeister rechnet alles zusammen und nach aktuellem Kurs in Euro um. Dollar wären auch möglich gewesen.
Dann fährt ein Mitarbeiter los und erledigt den bürokratischen Teil der Einreise von Schiff und Skipper. Es müssen bei Gesundheitsbehörde, Zoll und Polizei Stempel abgeholt und Formalitäten erledigt werden. Ich muss derweil an Bord warten. Etwa eine Stunde später sind die ersten Dinge erledigt und ich muss zur Passkontrolle zur Polizei, die ein Büro gleich neben dem Marinabüro hat. Nachdem das erledigt ist, darf ich mich frei bewegen. Ich bin offiziell in die Türkei eingereist und kann 90 Tage ohne Visum hier bleiben. Der Papierkram für Nomade dauert noch eine Weile. Am Nachmittag ist dann auch das Schiff fertig und ich bekomme ein gültiges Transitlog für Nomade. Alles völlig problemlos.

Marinabüro und Nomade gleich daneben.

Und dann ist es soweit, mein erster Streifzug durch Canakkale steht an. Zuerst gehe ich kurz zum trojanischen Pferd, das gleich neben dem Hafen steht. Es handelt sich bei diesem Stück um die originale Requisite aus dem Film Troja mit Brad Pitt.
Es geht weiter in die Stadt hinein, die außerordentlich sauber und hübsch ist. Viele Menschen sind auf der Strasse. Es gibt unzählige Geschäfte, Restaurants und Cafés. Alles ist belebt, kein Leerstand.
Als erstes hole ich Bargeld an einem Automaten, danach gehe ich ins erstbeste Handygeschäft, um nach einer SIM Karte fürs mobile Internet zu fragen. Man erklärt mir, wo der nächste Vodafone Shop oder Türk Telekom Laden ist. Ich laufe weiter und lande schließlich bei Türk Telekom.
4GB DatenSIM für umgerechnet etwa 12 Euro ist problemlos zu bekommen. Man muss nur eine Kopie meines Reisepasses machen. Den habe ich natürlich prompt nicht dabei, weil ich dachte, mein Ausweis genügt.
Also nochmal zurück zum Boot und den Pass holen. Damit bekomme ich die SIM Karte und bin nun auch wieder optimal vernetzt.
Die beiden Mitarbeiter bei Türk Telekom haben zwar kein Englisch gesprochen, aber auch das war kein Problem. Man zückt die Übersetzerapp und zwei Mädels, die gerade im Laden waren, haben ebenfalls geholfen.
Danach gehe ich weiter, gehe stundenlang durch eine Stadt, die so überhaupt nicht dem Klischee entspricht, welches man nicht selten in Deutschland von der Türkei zeichnet. Ich treffe auf aufgeschlossene, hilfsbereite Menschen. Kein Geknatter auf den Strassen, keine Verschlossenheit, ja, nicht mal nennenswert Kopftücher und auch keine langen Bärte sieht man unter vielen Hundert Menschen. Der Kleiderstil erinnert mich an Frankreich und sogar einen englischen Pub finde ich. Dabei gibt es hier keine ausländischen Touristen. In dem Pub sitzen Türken.
In dem vollen Hafen bin ich ebenfalls der einzige Ausländer und als ich zurück an Bord komme, quatsche ich mit meinen Bootsnachbarn aus Istanbul, die gerade von dort mit ihrer nagelneuen Jeanneau Sun Odyssey 51 kommen und sich nun an Bord ausruhen. Aus der Musikanlage tönen die Dire Straits und die beiden fragen mich, wie mein erster Eindruck ist. Ich bin begeistert.
Abends trifft dann tatsächlich noch ein deutscher Einhandsegler ein. Er ist in die Gegenrichtung unterwegs. Will den Winter in Griechenland verbringen und danach wieder zurück. Mit Gerd drehe ich am späten Abend noch eine kleine Runde durch Canakkale und fühle mich pudelwohl.






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Europa an Backbord, Asien an Steuerbord

Als ich am 10. Oktober, um kurz nach Acht, zur Küstenwache in Limnos gehe um auszuklarieren, da wissen zu dem Zeitpunkt nur einige wenige Menschen etwas von diesem Plan. Sabrina und ich hatten uns zwar schon länger darauf vorbereitet, aber selbst wir waren uns bis vor kurzem nicht sicher, ob diese Tour so möglich ist. Und so haben wir das einfach auf uns zukommen lassen. Hatten die Tour in den Osten zwar auf dem Schirm und genau geplant, aber auch genug Alternativen und Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung, sollte das Wetter zu schlecht werden oder Nomade Schwierigkeiten bereiten.

Aber die letzten Etappen liefen so gut, dass ich früher als erwartet auf der Absprunginsel Limnos war. Und so stand ich nun etwas angespannt mit all meinen Papieren an diesem Morgen bei der Küstenwache. Angemeldet hatte ich den Vorgang bereits zwei Tage zuvor. Da wurde mir noch gesagt, dass ich auch bloß meinen Bootsführerschein und dieses und jenes mitbringen soll. Heute ist allerdings ein anderer Beamter da. Als ich sage, dass ich in die Türkei ausklarieren möchte, nickt er, fragt nach meinem Pass, lässt sich das Flaggenzertifikat zeigen und meint: „Ok, gute Reise.“
Ich stehe verdutzt da, hatte ein längeres Prozedere und diversen Papierkram erwartet. Deshalb frage ich ihn: „Das ist alles? Keine Papiere, keine Stempel ins DEKPA Dokument?“
„Nein“ antwortet er und erklärt dann in aller Ruhe die neueste Gesetzeslage. Laut seiner Aussage wird das Ausklarieren in die Türkei nur noch intern notiert, solange Besatzung und Schiff aus einem EU-Mitgliedsstaat sind. Mehr nicht. Seiner Meinung nach ist das nicht einmal ein richtiges Ausklarieren. Ich könne jederzeit rüber meint er und müsste eben nur einmal im Jahr das DEKPA Dokument verlängern, sollte ich zurück kommen.
Irgendwie ungläubig ziehe ich wieder ab, mache Nomade startklar und lege ab. Soll mir so recht sein und passt auch gut in das Bild, welches ich in den paar Monaten in Griechenland gewonnen habe. In Korinth wurde ich trotz DEKPA Geraffel zu Zoll und Küstenwache geschickt, das Flaggenzertifikat wurde einbehalten, obwohl ich nur meine Liegegebühr von ein paar Euro Fuffzich bezahlen wollte und hier kann ich plötzlich jederzeit in die Türkei segeln…
Ok, vergessen wir das. Reden wir noch kurz über Limnos. Ich würde fast behaupten, für mich die griechischste aller Inseln, die ich bisher besucht habe und das im absolut positiven Sinn. Viel weniger Palaver, viel aufgeräumter, weniger touristisch, irgendwie gemütlich.

Myrina, Limnos

Am Tag vor meiner Abreise setzt sich gleich neben das Cockpit von Nomade ein alter Fischer auf einen Stuhl, packt die Handleine zum angeln aus und singt das alte griechische Lied „Aponi Zoi“. Das war für mich der griechischste Moment dieser Reise. Dieses Lied habe ich vor etwa 15 Jahren bei der Suche nach griechischen Liedern irgendwo gefunden und lieb gewonnen. Ich habe dieses Lied noch nie irgendwo in Griechenland oder sonst wo gehört. Immer nur zu Hause am Rechner, von Zeit zu Zeit.
Und da sitzt nun dieser Fischer neben Nomade und singt dieses Lied. Ich war fasziniert, wäre gerne länger geblieben.
Aber ich hatte ja ausklariert. Oder doch nicht? Wer weiß das schon in Griechenland. Eigentlich auch egal. In Sachen Gelassenheit, da haben die Griechen die Nase vorn. Mich macht das ebenfalls gelassen. Und so laufe ich nach 23 Seemeilen bei absoluter Flaute eine völlig leere Bucht im Norden von Limnos an, lasse den Anker auf 4m Wassertiefe fallen und gehe früh schlafen, um ebenso früh wieder aufzustehen. Um 4 Uhr klingelt der Wecker und eine Weile später ist der Anker wieder an Bord.
Raus aus der Bucht und herum um das letzte Kap in Griechenland. Ein komisches Gefühl. Ich war lange hier, wusste wie ich mich verhalten muss, was so abging.
Was vor mir liegt ist völlig neu für mich. Ich kann die Sprache nicht, ich war noch nie in der Türkei. Ich habe keinerlei Erwartungen oder genaue Vorstellungen wie das so sein wird. Auf das Mediengebrüll gebe ich sowieso nichts. Ist mir egal. Ich will sehen wie die Menschen sind, wie die Orte sind, wie es riecht und schmeckt, das Land. Darauf freue ich mich und bin ziemlich neugierig.

Letzter Sonnenuntergang in Griechenland.

Auf ins Morgenland.

Wenig Wind.

Vor dem Land liegt allerdings noch ein gutes Stück See! Ich hatte die Route über den Norden von Limnos gewählt, weil klar war, dass nordöstlicher Wind einsetzen wird. Und so hoffe ich, dass der Wetterbericht stimmt und ich hoch am Wind auf die Dardanellen zu segeln kann. Stimmt mal wieder nicht ganz. Der Wind setzt spät ein, kommt dann lange aus Osten und ist nach dem Dreher auf Nordost mit etwa 6 Windstärken stärker als gemeldet. Aber gut, es geht vorwärts, wenn auch zäh und dann ruppig.
Nach etlichen Stunden erreiche ich die Dardanellen. So langsam kann ich Häuser erkennen und irgendwann Flaggen. Rot, mit Halbmond und Stern darauf. Riesige Türkische Flaggen markieren das, für mich, neue Land. Unter der Saling weht da bereits eine kleine Variante der Türkischen Flagge. Sabrina hat sie mit viel Liebe zum Detail selbst genäht.

Dardanellen voraus.

Da über den Bosporus, das Marmarameer und die Dardanellen permanent Wasser ins Mittelmeer fließt, muss ich nun gegen den Strom fahren. Zwischen 2 und 4 Knoten schnell ist das Wasser, dicht am Ufer etwa 1 Knoten weniger. Es kommt ein bisschen Flussfeeling auf und ich denke an die Zeit auf der Rhone oder den Rhein zurück. Wasseroberfläche, Echolot und Wasserfarbe beobachten und versuchen einen Neerstrom zu finden. Das gelingt auch hier und da und so sind wir am Ende gar nicht so langsam unterwegs. Die Dardanellen sind natürlich deutlich breiter als ein durchschnittlicher Fluss und auch die Schiffe, die hier am laufenden Band in beide Richtungen unterwegs sind, um einiges größer als Rheinschiffe. Die Navigation ist allerdings wesentlich leichter. Es herrscht Lotsenpflicht, die Ozeanriesen bleiben im Verkehrstrennungsgebiet und dank AIS ist der Seitenwechsel kurz vor Canakkale für mich problemlos.
Hier verlasse ich das Europäische Ufer und mache rüber nach Asien!
Ich bin sehr aufgeregt, als ich zuerst am Fährhafen von Canakkale vorbei fahre, um gleich danach um die Ecke in die Marina abzubiegen. Ich habe mich im Vorfeld natürlich gut informiert, wo ich festmachen darf. Von der Stadtkulisse bekomme ich zunächst nichts mit. Der Tunnelblick geht durchs Fernglas. Und als der Blick auf die Gästepier endlich frei ist, traue ich meinen Augen kaum. Alles voll! Nicht nur die Gästepier, der gesamte Hafen ist bis auf den letzten Platz ausgefüllt! Das hätte ich nicht erwartet. Und so drehe ich irgendwie irritiert eine Runde vor dem Hafen, gehe dann kurz vor Anker, checke nochmal alles und beschließe dann, doch mal rein zu fahren, in der Hoffnung, doch noch einen Platz um die Ecke zu bekommen. Weit schaffe ich es nicht, dann werde ich von der Sahil Güvenlik, der Türkischen Küstenwache freundlich, aber bestimmt gestoppt und mit Handzeichen an einen Steg gewunken. Hier erklärt mir der Polizist, das absolut kein Platz mehr frei ist und ich vor dem Hafen ankern soll. Er entschuldigt sich regelrecht dafür. Morgen früh, wenn die ersten Boote den Hafen verlassen, kann ich dann an der Gästepier festmachen.
Und so verbringe ich eine unruhige Nacht vor Anker, während direkt neben mir die großen Pötte vorbeifahren und Nomade mit ihren Bugwellen von Zeit zu Zeit ganz schön durchschütteln.
Ich bin trotzdem fasziniert von dem Panorama, welches vor mir liegt und lausche dem Gebetsruf des Muezzins. Das Minarett ist blau beleuchtet und die Promenade belebt. Zwischen Nomade und der Promenade liegt ein Schwimmponton im Wasser. Darauf sind Wasserfontänen und Musikanlage installiert. Eine Art Wasserfeuerwerk synchron zur Musik. Erst sind orientalische Klänge zu hören, dann Türkische Pop Musik und schließlich läuft Vangelis und Whitney Houston.

Das Minarett in Canakkale.

Wasserfeuerwerk

Der nächste Tag
Ein Katamaran aus Istanbul liegt nun neben mir vor Anker. Nachdem die ersten Boote raus gefahren sind, rufe ich in der Marina an und frage, ob ich nun festmachen darf. Erlaubnis erteilt, Anker auf, Fender raus und vorsichtig in das enge Becken manövriert. Kurz vor der Pier drehe ich Nomade, lege rückwärts an. Zwei Mitarbeiter stehen da schon zum Leinen annehmen bereit. Es läuft wie geschmiert. Heckleinen fest, eindampfen, Mooringleine belegen. Keine Unterhaltung nötig, die beiden wissen genau was zu tun ist und was Sinn macht.
Dann bekomme ich großes Lob fürs Andockmanöver und werde herzlich begrüßt. Vom Hafenmeister, von den Mitarbeitern der Marina, von Bootsnachbarn. Ich bin ziemlich überrascht.
Nachdem mit Nomade alles klar ist, nehme ich alle Papiere und gehe damit ins Büro zum Hafenmeister. So ein schickes Büro habe ich zuletzt in einer französischen Marina am Atlantik gesehen. Ledersessel, aufgeräumter Schreibtisch, hübsches Schreibzeug, große Flatscreens…
Läuft alles sehr gelassen und professionell ab. Einen Agenten zum einklarieren brauche ich nicht. Die Marina kann das für mich erledigen.
Es werden jede Menge Papiere kopiert und Dokumente ausgefüllt. Türkische Lira habe ich noch keine, aber auch das ist kein Problem. Der Hafenmeister rechnet alles zusammen und nach aktuellem Kurs in Euro um. Dollar wären auch möglich gewesen.
Dann fährt ein Mitarbeiter los und erledigt den bürokratischen Teil der Einreise von Schiff und Skipper. Es müssen bei Gesundheitsbehörde, Zoll und Polizei Stempel abgeholt und Formalitäten erledigt werden. Ich muss derweil an Bord warten. Etwa eine Stunde später sind die ersten Dinge erledigt und ich muss zur Passkontrolle zur Polizei, die ein Büro gleich neben dem Marinabüro hat. Nachdem das erledigt ist, darf ich mich frei bewegen. Ich bin offiziell in die Türkei eingereist und kann 90 Tage ohne Visum hier bleiben. Der Papierkram für Nomade dauert noch eine Weile. Am Nachmittag ist dann auch das Schiff fertig und ich bekomme ein gültiges Transitlog für Nomade. Alles völlig problemlos.

Marinabüro und Nomade gleich daneben.

Und dann ist es soweit, mein erster Streifzug durch Canakkale steht an. Zuerst gehe ich kurz zum trojanischen Pferd, das gleich neben dem Hafen steht. Es handelt sich bei diesem Stück um die originale Requisite aus dem Film Troja mit Brad Pitt.
Es geht weiter in die Stadt hinein, die außerordentlich sauber und hübsch ist. Viele Menschen sind auf der Strasse. Es gibt unzählige Geschäfte, Restaurants und Cafés. Alles ist belebt, kein Leerstand.
Als erstes hole ich Bargeld an einem Automaten, danach gehe ich ins erstbeste Handygeschäft, um nach einer SIM Karte fürs mobile Internet zu fragen. Man erklärt mir, wo der nächste Vodafone Shop oder Türk Telekom Laden ist. Ich laufe weiter und lande schließlich bei Türk Telekom.
4GB DatenSIM für umgerechnet etwa 12 Euro ist problemlos zu bekommen. Man muss nur eine Kopie meines Reisepasses machen. Den habe ich natürlich prompt nicht dabei, weil ich dachte, mein Ausweis genügt.
Also nochmal zurück zum Boot und den Pass holen. Damit bekomme ich die SIM Karte und bin nun auch wieder optimal vernetzt.
Die beiden Mitarbeiter bei Türk Telekom haben zwar kein Englisch gesprochen, aber auch das war kein Problem. Man zückt die Übersetzerapp und zwei Mädels, die gerade im Laden waren, haben ebenfalls geholfen.
Danach gehe ich weiter, gehe stundenlang durch eine Stadt, die so überhaupt nicht dem Klischee entspricht, welches man nicht selten in Deutschland von der Türkei zeichnet. Ich treffe auf aufgeschlossene, hilfsbereite Menschen. Kein Geknatter auf den Strassen, keine Verschlossenheit, ja, nicht mal nennenswert Kopftücher und auch keine langen Bärte sieht man unter vielen Hundert Menschen. Der Kleiderstil erinnert mich an Frankreich und sogar einen englischen Pub finde ich. Dabei gibt es hier keine ausländischen Touristen. In dem Pub sitzen Türken.
In dem vollen Hafen bin ich ebenfalls der einzige Ausländer und als ich zurück an Bord komme, quatsche ich mit meinen Bootsnachbarn aus Istanbul, die gerade von dort mit ihrer nagelneuen Jeanneau Sun Odyssey 51 kommen und sich nun an Bord ausruhen. Aus der Musikanlage tönen die Dire Straits und die beiden fragen mich, wie mein erster Eindruck ist. Ich bin begeistert.
Abends trifft dann tatsächlich noch ein deutscher Einhandsegler ein. Er ist in die Gegenrichtung unterwegs. Will den Winter in Griechenland verbringen und danach wieder zurück. Mit Gerd drehe ich am späten Abend noch eine kleine Runde durch Canakkale und fühle mich pudelwohl.






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SV Tequila Sunrise – André Kurreck GER

DAS NETZ VERGISST NIX

Soeben bekomme ich eine Mail aus Alberta CA, ein SHARK 24 Segler hat dieses Video angesehen und fragt, ob denn meine Systeme auch „rückwärts“ funktionieren?

Die Geschichte dahinter ist schnell erzählt: Bis zu den Kanaren wurde auf der SHARK 24 von André die Windfahne um 180 Grad verkehrt herum gefahren, hat zwar wohl funktioniert, aber ich habe meinen Senf per Mail dazu gegeben. Fortan wurde der Fehler korrigiert, wie das nächste Video zeigt.

Moin Peter,
wir haben deine Instruktion aber befolgt und es hat funktioniert. Wir waren wirklich beeindruckt von der Arbeitsweise der Windpilot. Wenn ich noch daran denke, wie ich mit dem Pinnenpiloten gearbeitet habe, kann ich nur sagen, dass ist absolut kein Vergleich!
wir sind hier in La Graziosa gut angekommen und schicken dir noch ein paar Fotos und dein gewünschtes Videomaterial rüber.
Das einzige Problem, dass ich ausmachen konnte, ist seine Neigung, wenn er ein wenig vom Kurs abkommt bei einer Böe anzulufen.
Ist halt wie du schon gesagt hast ein sensibles Schiffchen, aber vielleicht hast du ja noch eine Idee, nachdem du die Fotos erhalten hast.
LG André Kurreck

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SV Gateway 4 – Peter Paternotte NED

FIFTEEN YEARS OF SAILING WINDPILOT

Dear Peter,
we’ve been in touch quite some time ago, first in 2003 and lately in 2011. At the time I sailed a Vancouver 34 with a Pacific that served me well during several ocean crossings and coastal cruises. Getting older I sold my V34 but not giving up sailing I bought a Vancouver 27 and as it happens I miss my vanegear. The old Hasler that is fitted on my vintage yacht is about the last piece of equipment not replaced by more up-to-date equipment and by now I’m thinking about the next step. By pure coincidence a Pacific Light system is on offer in Holland, bought from you by a Victoire 28 owner who installed it only a few years ago but gave up long distance sailing. Will this unit be appropriate for my V 27?
 
Hopefully you’ll be able to answer my questions in a couple of days, many thanks anyway.
Peter Paternoster WEITERLESEN