Kategorie: Blogs

Tag 5 nach Gambier – Flaute mit ungebetenem Gast

Do.,02.Jan.20, Pazifik, Tag 2041, 19.473 sm von HH
Kontinuierlich geht dreht der Wind weiter auf Ost, um dann zu sterben. Wir liegen in der totalen Flaute, die Segel schlagen, wir lassen sie fallen und machen es uns gemuetlich. Eine Duenung ist praktisch nicht vorhanden. Wir hatten schon Ankerplaetze, die rolliger waren. Wache gehen oder nicht, ist die draengendste Frage. Final halten wir ‚Pflicht‘ des Wachegehens dann ein – sinnlos wie ich finde, aber das ist ein anderes Thema).Der Rest ist gut auszuhalten. Den Motor zu starten macht keinen Sinn. Alle Ziele liegen zweihundert Meilen oder mehr entfernt. Und dann die Frage, sollen wir nach Osten oder Suedosten motoren? Nach der Flaute wird kraeftiger Sued-Ost vorhergesagt, somit koennte es sein, dass wir Gambier als Ziel fallen lassen und uns ein Atoll in den Tuamotu suchen. Nach sechzehn Stunden komm der Wind zurueck. Zaghaft erst und noch aus Osten, aber dann dreht er tatsaechlich auf Sued-Ost. Wir wechseln auf den anderen Bug und segeln jetzt mit 40 bis 50 Grad. das ist besser als erwartet.
Durch die Flaute wissen wir jetzt, wohin wir theoretisch in unserer Rettungsinsel sitzend, treiben wuerden: nach Sued-Westen. Unsere Gespraeche ueber eine Rettung nehmen neue Fahrt auf. ;-) Ein Thema mit unendlichem Naehrboden. Ich kann mich nicht erinnern, dass dies schon mal so lebhaft diskutiert wurde an Bord. Dabei sind wir gar nicht beunruhigt oder machen uns Sorgen. In der Rettungsinsel landen gar nicht so viele Segler, die auf See in Not geraten. Die alten Kaehne schwimmen meistens laenger als man denkt.
Und dann noch der ungebetene Gast: Achim hoert waehrend seiner Nachtwache ploetzlich ein Flattern. Etwas huscht an ihm vorbei und landet flappend im Salon. Waehrend er noch ratlos guckt, fliegt ihm das Teil an den Kopf und landet geschwaecht auf dem Sitz neben ihm. Eine mausgrosse Kakerlake! Mein Held des Tages faengt das Ekel-Tier geistesgegenwaertig mit blossen Haenden und zerquetscht wie Conan der Barbar den Feind in seiner Faust. Die naechst gelegenen Inseln sind hundert Meilen entfernt (182 Kilometer). Dass die Biester einen Atomkrieg ueberleben koennen sollen, ist hinlaenglich bekannt, aber dass sie Distanzen dieses Ausmasses ueberwinden koennen, erfuellt mich mit purem Entsetzten.
– gesegelte Tagesmeilen: 37, davon 3 nach Osten gutgemacht
– gesegelte Meilen gesamt: 429
– verbliebene Meilen: 533
– Kartenkurs: 118 Grad
– gesegelte Kurse: 170 Grad
– getriebener Kurs: 190 Grad

Tag 4 nach Gambier – Seglergespraeche

Mi.,01.Jan.20, Pazifik, Tag 2040, 19.436 sm von HH
Zu Beginn des Tages ist es ein wenig ruppiger, aber dann geht der Wind wieder auf Seglers-Koestlichkeit von 14 Knoten zurueck. Im Laufe des Tage schwaecht er weiter ab – auf 9 bis 12 Knoten. Eine Duenung ist kaum mehr vorhanden, wir gleiten aufrecht dem Ziel entgegen. Der Wind hat weiter nach Ost gedreht. Das ist schade, gerne waeren wir noch laenger etwas mehr Hoehe gesegelt. Aber wir koennen noch knapp unseren Zielkurs halten. Die Vorhersage sieht eine Flaute fuer Morgen vorher, so, dass wir uns ueber jede Meile freuen, die wir heute noch gut machen. Viele Alternativen, die wir auf der Strecke erreichen koennen, gibt es nicht. Alles liegt Nord-OEstlich von uns und mindestens zweihundert Meilen entfernt. Die Tuamotu sind schlecht zwischen Gambier und Tahiti angebracht. Wuerde man dieses Gebiet noch einmal entwerfen, so sollte derjenige darauf achten, die Tuamotu weiter nach Westen zu setzen.
Wir schlagen die Zeit mit erbaulichen Gespraechen ueber den Seenotfall tot: Wuerde Atanga hier im Nirgendwo sinken und wir in der Rettungsinsel sitzen, wuerde uns ueberhaupt jemand suchen? Und wenn ja, wann? Achim sendet taeglich unsere Position an den Blog. Aber mal ehrlich, wem faellt das auf, wenn keine Meldung mehr kommt? Meine Berichte wuerden aussetzen. Okay, wuerde auffallen, aber deswegen wuerde ja niemand eine Rettungskette aktivieren. Dafuer kann es tausend bessere Gruende als den Ernstfall geben. Bleibt also nur unsere Epirb (elektronische Rettungs-Boje), dem Lebensretter Nummero eins. Die sendet nach der Aktivierung ein Signal zu ‚Bremen Rescue‘. Die wissen was zu tun ist und setzten (wahrscheinlich :mrgreen: ) eine Rettung-Aktion in Gang. Aber bevor jemand hier ist, das kann dauern. Zuerst ruft Bremen bei der hinterlegten Nummer an und fragt, ob es ueberhaupt sein kann, dass die Inhaber der Epirb in Seenot sein koennen. Die Anzahl an Fehlalarmen ist wohl riesig. Wenn wir Glueck haben, wendet sich Bremen dann an, tja, an wen? Wir haben gegruebelt und hoffen, die Jungs wissen es besser als wir. Eine Gesellschaft zur Rettung Schiffsbruechiger sucht man vergebens. Schifffahrtsrouten gibt es ebenfalls keine. Kommt dann die Marine? Kommt ueberhaupt jemand? Wir wissen es nicht und haben schnell das Thema gewechselt und lieber wieder gelesen.

– gesegelte Tagesmeilen: 100, davon 80 nach Osten gutgemacht
– gesegelte Meilen gesamt: 392
– verbliebene Meilen: 555
– Kartenkurs: 118 Grad
– gesegelte Kurse: 105 bis 115 Grad

Tag 3 nach Gambier – Guten Rutsch

Di.,31.Dez.19, Pazifik, Tag 2039, 19.336 sm von HH
Unser zweites Silvester in Folge auf See. Gleiche Situation wie letztes Jahr: Achim verschläft den ‚Big Bang‘ und ich sitze allein im Cockpit. Letztes Jahr war es unsere letzte Nacht, bevor wir die Osterinsel erreichten. Dieses Jahr liegen noch mindesten acht Tage Segelei vor uns. Wieder eine Party verpasst. Macht nichts. Silvester wird nach meiner Meinung von jeher überbewertet (es sei denn man sitzt im Wald am Lagerfeuer und überfrisst sich mit gegrillten Scampies). :-)
Unser Silvester-Dinner besteht aus Salat und frisch gebackenem Brot mit Heringsfilet aus der Dose in Dill-Sahne-Soße. Ein Deutsches Produkt, gekauft in Kolumbien und noch nicht mal abgelaufen. Da sehnt man sich in den Wald zurück. Der dritte Tag in Folge ohne Geschaukel. Wir bekommen viel Schlaf und sind hoch zufrieden. Segeln kann ja sooo schön sein. Der Wind bleibt schwach mit 12 Knoten. Leider hat er etwas nach Ost nachgegeben, so dass wir unseren reinen Ostkurs aufgeben mussten. Wir sind weiterhin ungerefft hoch am Wind unterwegs und schaffen knapp vier Knoten im Schnitt.
Wir wünschen allen Lesern, der Familie und unseren Freunden einen tollen Start 2020. Viel Glück, Zufriedenheit und immer den richtigen Wind.
– gesegelte Tagesmeilen: 91, davon 75 nach Osten gutgemacht
– gesegelte Meilen gesamt: 292
– verbliebene Meilen: 651
– Kartenkurs: 118 Grad
– gesegelte Kurse: 100 Grad

Tag 2 nach Gambier – Go East!

Mo.,30.Dez.19, Pazifik, Tag 2038, 19.245 sm von HH
Der versprochene Nordwind ist da. Wir koennen einen direkten Ostkurs segeln. Zwar verschenken wir dabei die Suedkomponente, das macht aber nichts, denn jede Meile weiter oestlich ist eine gute Meile. Die sind am schwierigsten zu gewinnen. Der Wind ist schwach. Neun bis vierzehn Knoten Wind – eine schlappe Windstaerke vier. Hin und wieder ueberlaeuft uns eine dicke Wolke (ohne Regen), die schickt uns fuenf Knoten mehr. Wir schweben langsam vor uns hin. Gemuetlich ist es. Nichts wackelt, nichts rappelt – alles steht grade. Es schlaeft sich wie in einer gepanzerten S-Klasse auf frisch geteerter Autobahn. Koestlicher, suesser Schlaf. Das ist gut fuer die Stimmung, die am zweiten Tag schon deutlich besser ist. So langsam kommen die Seebeine zurueck. Nur kulinarisch ist noch Luft nach oben. Da ich aus aberglaeubischen Gruenden (insgesamt hatte ich uns sieben Mal so vorbereiten wollen und jetzt die Faxen dicke :roll: ) nicht vorgekocht habe, muss der Meister der Nudel ran.
– gesegelte Tagesmeilen: 91, davon 91 nach Osten gutgemacht
– gesegelte Meilen gesamt: 201
– verbliebene Meilen: 740
– Kartenkurs: 115 Grad
– gesegelte Kurse: 90 bis 100 Grad

Peter´s Biografie 2004 – 2019

RINGSCHLUSS – DAS SOZIALE TIEFOLOT

2004 – 2019

SV Ahora – Jan Christoph Athenstädt GER

MIT DER LAURIN 32 IN PORTO ANGEKOMMEN

Moin Peter, anbei ein Bild von Boot und Skipper samt meinem Heinzelmann am Heck, der nicht ganz zufällig deinen Namen trägt:))

Peter, der Windpilot, ist das verlässlichste Crewmitglied an Bord. Er wird nie müde, kotzt nicht das Deck voll, lässt die Rumvoräte in Ruhe und hält ganz angelegentlich den Kurs perfekt. Nur die Sache mit dem Ausguck will er nicht kapieren …!!
Halt die Ohren steif und die Stellung in der Windpilot-Zentrale!
Jan SY Ahora WEITERLESEN

Ueberraschung!â?¬%&13333

So.,29.Dez.19, Pazifik, Tag 2037, 19.154 sm von HH
Wir sind unterwegs. Einfach aufgebrochen, ohne Vorkochen und ohne grosse Vorankuendigung. Und diesmal scheint es zu klappen. Bereits 110 Meilen liegen hinter uns nach den ersten 24 Stunden. Es ist unser fuenfter Anlauf uns von Tahiti freizuschaufeln.
Der Wind ist wie vorhergesagt: laue 10 bis 14 Knoten. Zwar genau auf die Nase, aber mit so wenig Wind macht das nichts.
Wir sind mit Vollzeug unterwegs, die See ist glatt und Atanga haengt nicht zu schief auf der Seite. Alles gut. Es gab am Nachmittag sogar eine Dusche mit reichlich Wasser auf dem Vorschiff. Es koennte schlechter laufen. Zwar sind wir steifbeinig und noch lustlos dabei, aber nach der zweiten Nacht sollte das besser werden.
Um uns von Tahiti frei zu kreuzen, haben wir einen langen Schlag nach Norden (30 Grad) und dann suedoestlich an Tahiti runter mit 130 Grad gemacht. Wenn die Vorhersagen stimmen, dann gibt es ab Morgen Nordwind fuer ein paar Tage. Mit dem hoffen wir deutlich Ost gut zu machen.
– gesegelte Meilen: 110, davon 60 nach Osten gutgemacht (7 Meilen motort) – verbliebene Meilen: 820 – Kartenkurs: 115 Grad – gesegelte Kurse: 0 bis 30 Grad und 130 bis 140 Grad

Die 28. Neuerscheinung bei millemari.: IN SEENOT. Profisegler, Seenotretter und Fahrtensegler unterstützen gemeinsames Buchprojekt.

Im 28. millemari.-Buch erzählen Profisegler, Seenotretter und Fahrtensegler 
über ihre schlimmsten Stunden auf dem Meer. 
23 Geschichten darüber, ob wir wirklich vorbereitet sind auf den Alptraum jedes Wassersportlers.
Es ist ab sofort bei millemari. und überall im Buchhandel erhältlich. 

Ich muss mich entschuldigen. Ich habe drei Monate auf meinem Blog kein Wort mehr geschrieben. Einige Leser fragten schon an, ob ich überhaupt nach dem letzten Post aus Glasgow noch irgendwo angekommen sei?

Bin ich. Ich habe LEVJE im September aus BREXIT-Country von Glasgow nach Südirland zum River Barrow gesegelt, wo sie jetzt 10 Seemeilen landeinwärts auf dem Trockenen steht. In den vergangenen dreieinhalb Monaten hielt mich ein neues Buchprojekt auf Trab, zu dem wir gestern die letzten Seiten in die Druckerei uploadeten und das ab jetzt lieferbar ist.

Ich habe über ein Jahr gezögert, dieses Buch anzugehen. Die Idee: Einfach mal mit Menschen reden, die Seenot erlebt haben. Die letzten dreieinhalb Monate war ich nur unterwegs, um immer wieder Menschen zu treffen, die selbst in Seenot waren und Ungewöhnliches erlebt hatten. Meist zwischen Iffeldorf, Hamburg, Berlin, Rostock, Greifswald. Daneben auch in der Bretagne, in Triest und Wien, 

Ich habe trotzdem gezögert, dieses Projekt anzugehen. Wenn man 30 mal Menschen in die Augen schaut, die schlimme Dinge erlebten: Würde das nicht auf mich abfärben? Würde mir die Lust am Segeln vergehen? Und schließlich: billigen Voyeurismus auf Schicksale wollte ich nicht abliefern. 
Ich wollte lernen, warum Menschen auf See in Not geraten. 
Wie sie darin reagierten. 
Kapieren, wie man sich richtig verhält. 
Ob mein Schiff eigentlich für den Seenotfall richtig ausgerüstet ist? 
Wie Rettung eigentlich abläuft?

Nach den ersten drei Gesprächen war mein Zögern verflogen. Nicht nur, dass alle drei Gesprächspartner nach der erlebten Seenot heute aktiver segeln als zuvor und größere Reisen planen. Es war auch zu spannend, mit den Menschen zu sprechen – zu hören, was sie zu berichten hatten. Es war ungemein lehrreich.

Boris Herrmann im Interview im November 2020 in Hamburg

Ich wurde mutiger – und Susanne Guidera, die mit mir millemari. vor fünf Jahren gründete, auch. Ich schrieb Extremsegler wie den Franzosen Loïck Peyron an. Susanne fragte bei Boris Herrmann an, der gerade von der Regatta zurückgekommen war, und bei Bernard Stamm. Beide machten bei diesem Projekt mit.

Am Ende sind es 23 Geschichten geworden. Neben Loïck Peyron und Boris Herrmann erklärten sich weitere Profisegler bereit, mitzumachen. Bernard Stamm steuerte einen authentischen Bericht vom Untergang seines Schiffes und seiner dramatischen Bergung auf dem Nordatlantik im Dezember bei. Mathias Müller von Blumencron, im Zivilberuf Chefredakteur des TAGESSPIEGEL, seinen Bericht einer Kollision mit einem Wal während einer Regatta von Bermuda nach Hamburg. SUNBEAM-Werftchef Manfred Schöchl lieferte ein packende Erzählung ab, was passiert, wenn man unfreiwillig eine Windhose durchsegelt. Die DGzRS unterstützte das Projekt, indem ich die Seenotretter begleiten  konnte und aus erster Hand ihre Erzählungen erfuhr. Fahrtensegler erzählten von Maschinenausfall und Ruderbruch, von Mastbruch und und Kielverlust. Dem Überleben auf einem Schiff in den Ausläufern eines Hurrikans und wie man eine Nacht auf der kalten Ostsee auf einem gekenterten Katamaran mit nichts am Leib der Unterkühlung trotzt.

Seenotretter Henry Schönrock und seinen Kollegen Detlef Kammradt konnte ich im November an Bord des Seenotrettungsbootes HEINZ ORTH auf der Ostsee von der DGzRS-Station Freest zur Greifswalder Oie begleiten. Henry Schönrock erzählt in IN SEENOT den Fall einer dreiköpfigen Besatzung, deren Katamaran in einer Gewitterböe kenterte und die eine Nacht ohne Kleidung auf dem umgestürzten Schiff ausharren musste. 

Langsam nahm das Projekt Gestalt an: Extremsegler, Seenotretter und einfache Fahrtensegler berichten freimütig, was ihnen auf See widerfuhr. Von Kollisionen, Grundberührungen, über Bord gehen in aussichtsloser Situation. Über Ihre Ängste. Wie Seenot ihre Art, zu Segeln und manchmal ein Leben veränderte. 

Ich lernte in den Gesprächen, dass Resilienz, die menschliche Fähigkeit, Krisen durchzustehen, ja sogar Krisen in positive Entwicklung umzusetzen, eine ungeheure Kraft ist. Und dass regelmäßige Wartung meiner Rettungsinsel, Schwimmweste und Feuerlöscher nicht reicht, um mich entspannt zurückzulehnen.  

Jetzt ist IN SEENOT fertig. Es kann bestellt werden und ist lieferbar bei millemari., AMAZON und im Buchhandel. Die YACHT bringt in ihrer Ausgabe diese Woche eine Geschichte als Auszug aus dem Buch. Susanne bereitet weitere Auftritte und PR rund um die BOOT vor.

Und ich? Hänge durch wie nach jedem Buch, in dem mehrere Monate intensivster Arbeit stecken. Es hilft nur, Axt und Motorsäge in die Hand zu nehmen, in die Kälte rauszugehen in den Garten und endlich Holz zu machen, für den Ofen. 

Und Mitte Januar mein nächstes Buchprojekt anzugehen. Titel steht schon fest.

Die 26. Neuerscheinung bei millemari.: IN SEENOT. Profisegler, Seenotretter und Fahrtensegler unterstützen gemeinsames Buchprojekt.

Im 26. millemari.-Buch erzählen Profisegler, Seenotretter und Fahrtensegler 
über ihre schlimmsten Stunden auf dem Meer. 
23 Geschichten darüber, ob wir wirklich vorbereitet sind auf den Alptraum jedes Wassersportlers.
Es ist ab sofort bei millemari. und überall im Buchhandel erhältlich. 

Ich muss mich entschuldigen. Ich habe drei Monate auf meinem Blog kein Wort mehr geschrieben. Einige Leser fragten schon an, ob ich überhaupt nach dem letzten Post aus Glasgow noch irgendwo angekommen sei?

Bin ich. Ich habe LEVJE im September aus BREXIT-Country nach Südirland zum River Barrow gesegelt, wo sie jetzt 10 Seemeilen landeinwärts auf dem Trockenen steht. In den vergangenen dreieinhalb Monaten hielt mich ein neues Buchprojekt auf Trab, zu dem wir gestern die letzten Seiten in die Druckerei uploadeten und das ab jetzt lieferbar ist.

Ich habe über ein Jahr gezögert, dieses Buch anzugehen. Die Idee: Einfach mal mit Menschen reden, die Seenot erlebt haben. Die letzten dreieinhalb Monate war ich nur unterwegs, um immer wieder Menschen zu treffen, die selbst in Seenot waren und Ungewöhnliches erlebt hatten. Meist zwischen Iffeldorf, Hamburg, Berlin, Rostock, Greifswald. Daneben auch in der Bretagne, in Triest und Wien, 

Ich habe trotzdem gezögert, dieses Projekt anzugehen. Wenn man 30 mal Menschen in die Augen schaut, die schlimme Dinge erlebten: Würde das nicht auf mich abfärben? Würde mir die Lust am Segeln vergehen? Und schließlich: billigen Voyeurismus auf Schicksale wollte ich nicht abliefern. 
Ich wollte lernen, warum Menschen auf See in Not geraten. 
Wie sie darin reagierten. 
Kapieren, wie man sich richtig verhält. 
Ob mein Schiff eigentlich für den Seenotfall richtig ausgerüstet ist? 
Wie Rettung eigentlich abläuft?

Nach den ersten drei Gesprächen war mein Zögern verflogen. Nicht nur, dass alle drei Gesprächspartner nach der erlebten Seenot heute aktiver segeln als zuvor und größere Reisen planen. Es war auch zu spannend, mit den Menschen zu sprechen – zu hören, was sie zu berichten hatten. Es war ungemein lehrreich.

Boris Herrmann im Interview im November 2020 in Hamburg

Ich wurde mutiger – und Susanne Guidera, die mit mir millemari. vor fünf Jahren gründete, auch. Ich schrieb Extremsegler wie den Franzosen Loïck Peyron an. Susanne fragte bei Boris Herrmann an, der gerade von der Regatta zurückgekommen war, und bei Bernard Stamm. Beide machten bei diesem Projekt mit.

Am Ende sind es 23 Geschichten geworden. Neben Loïck Peyron und Boris Herrmann erklärten sich weitere Profisegler bereit, mitzumachen. Bernard Stamm steuerte einen authentischen Bericht vom Untergang seines Schiffes und seiner dramatischen Bergung auf dem Nordatlantik im Dezember bei. Mathias Müller von Blumencron, im Zivilberuf Chefredakteur des TAGESSPIEGEL, seinen Bericht einer Kollision mit einem Wal während einer Regatta von Bermuda nach Hamburg. SUNBEAM-Werftchef Manfred Schöchl lieferte ein packende Erzählung ab, was passiert, wenn man unfreiwillig eine Windhose durchsegelt. Die DGzRS unterstützte das Projekt, indem ich die Seenotretter begleiten  konnte und aus erster Hand ihre Erzählungen erfuhr. Fahrtensegler erzählten von Maschinenausfall und Ruderbruch, von Mastbruch und und Kielverlust. Dem Überleben auf einem Schiff in den Ausläufern eines Hurrikans und wie man eine Nacht auf der kalten Ostsee auf einem gekenterten Katamaran mit nichts am Leib der Unterkühlung trotzt.

Seenotretter Henry Schönrock und seinen Kollegen Detlef Kammradt konnte ich im November an Bord des Seenotrettungsbootes HEINZ ORTH auf der Ostsee von der DGzRS-Station Freest zur Greifswalder Oie begleiten. Henry Schönrock erzählt in IN SEENOT den Fall einer dreiköpfigen Besatzung, deren Katamaran in einer Gewitterböe kenterte und die eine Nacht ohne Kleidung auf dem umgestürzten Schiff ausharren musste. 

Langsam nahm das Projekt Gestalt an: Extremsegler, Seenotretter und einfache Fahrtensegler berichten freimütig, was ihnen auf See widerfuhr. Von Kollisionen, Grundberührungen, über Bord gehen in aussichtsloser Situation. Über Ihre Ängste. Wie Seenot ihre Art, zu Segeln und manchmal ein Leben veränderte. 

Ich lernte in den Gesprächen, dass Resilienz, die menschliche Fähigkeit, Krisen durchzustehen, ja sogar Krisen in positive Entwicklung umzusetzen, eine ungeheure Kraft ist. Und dass regelmäßige Wartung meiner Rettungsinsel, Schwimmweste und Feuerlöscher nicht reicht, um mich entspannt zurückzulehnen.  

Jetzt ist IN SEENOT fertig. Es kann bestellt werden und ist lieferbar bei millemari., AMAZON und im Buchhandel. Die YACHT bringt in ihrer Ausgabe diese Woche eine Geschichte als Auszug aus dem Buch. Susanne bereitet weitere Auftritte und PR rund um die BOOT vor.

Und ich? Hänge durch wie nach jedem Buch, in dem mehrere Monate intensivster Arbeit stecken. Es hilft nur, Axt und Motorsäge in die Hand zu nehmen, in die Kälte rauszugehen in den Garten und endlich Holz zu machen, für den Ofen. 

Und Mitte Januar mein nächstes Buchprojekt anzugehen. Titel steht schon fest.

Video – Festival in Gambier

Do.,26.Dez.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 2034, 19.044 sm von HH

Im April, als wir in Gambier waren, unserem ersten Südseeatoll, fand dort ein Kultur-Festival statt. Glückspilze wir waren!
Drei Tage Musik, Tanz und Gesang von fünf verschiedenen Inseln – allein der Empfang der Gäste aus den befreundeten Atollen war ein kunterbuntes Durcheinander an Lebensfreude.

Hier das Video zur Show. Viel Spaß damit.

 

 

Junge und alte Blumenmädchen

Junge und alte Blumenmädchen

SV Molly – Alexandra + Uwe Kramer GER

JEANNEAU SO 37 – AUF DEN KANAREN ANGEKOMMEN

Hallo Herr Förthmann,
nach einer Weile der Eingewöhnung, vor allem der korrekten Leinenführung zum Radadapter, haben wir Ihre Anlage im Ijsselmeer ein bischen ausprobiert.

Auf unserm Törn nach England konnte der neue Steuersklave dann mal so richtig zum Einsatz kommen. Winde zwischen 10 und 30 Knoten mit Halbwind- und Am Wind-Kurs. Ich hatte mir auf meinem Plotter die Route einprogrammiert und was hat diese Anlage gemacht? Sie ist exakt auf der Linie gefahren. War eine sehr entspannte Fahrt, da nicht einer immer am Ruder stehen musste. Beeindruckend!
Schöne Grüße
Uwe und Alexandra Kramer

Zwischenzeitlich ist die Molly auf den Kanaren eingetroffeen WEITERLESEN

SV Meritre – Saara + Pentti Nyrönen FIN

FIRST SEASON BALTIC SAILING WITH PACIFIC LIGHT

Dear Peter! The first season with Pacific Light is over. It steered just fine on the Baltic Sea, no problems at all.
Merry Christmas and Happy New Year!
Pentti and Saara Nyrönen
Finn 26 Meritre