Max Foerthmann – Rassehund und Segler
MAX FOERTHMANN – NACHRUF AUF EINEN HUND
MAX FOERTHMANN – NACHRUF AUF EINEN HUND
DIE BESTE QUARANTÄNE IST AUF DEM MOND
Hallo Peter, unsere Heimat ist die See!
Sonnige und Corona-freie Grüße von Ascencion Island. Ich hoffe, Du bist gesund und es geht Dir gut!
Nach einer schönen und langen Zeit in Kapstadt, bin ich dort noch gerade rechtzeitig vor Corona Lockdown nach Walvisbay, und nach drei Tagen weiter nach Ascension Island. Meine Tage auf See wurden zum großen Glück als Quarantäne-Zeit anerkannt, eine strengere Isolation hat eigentlich auch nur der Mann auf dem Mond.
Auf Ascension Island ist das Leben sehr entspannt, es gibt keine Einschränkungen hier. Ich werde nächste Woche weiter Richtung Azoren segeln, in der großen Hoffnung, dass sich die Lage in den kommenden 5 Seewochen an Land etwas entspannt.
Nochmals großes Dankeschön für die neuen Lager für die Windpilot Pacific. Zusammensetzen hat super geklappt und die Anlage hat mich ohne Probleme und zuverlässig wie immer hierher gesteuert. Love it.
Alles Gute und viele Grüße
Sebastian SV Frida
SPAEKHUGGER UND PACIFIC LIGHT – ZWANZIG JAHRE EIN PAAR
Dear Peter, we sold Prins Henrik on Aitutaki Cook Islands to the mayor himself. And we are happy with the decision! In a way, we have reached New Zealand anyhow, as the Cook Islands belong to New Zealand. It will be used by the local sailing club, mainly for kids.
For about 20 years Rainer and I have crossed the oceans on this tiny boat. Many of our friends we have got to know by that. Part of our identity is connected to that.
Ich freue mich sowieso immer drüber, wie fein dein Ding Tag um Tag lautlos seine Dienste tut. Man sitzt Wache, schaut nach achtern und sieht unermüdlich die Anlage steuern.
Wir haben ihr noch nicht, wie so viel andere Segler einen Namen gegeben, aber ich kann verstehen, warum Yachies das so oft machen. Schliesslich verdanken wir alle ihr unbeschwerte Zeiten auf See.
Wie dem auch sei, 1000 Dank für das Ding. Ich empfehle oft nicht nur die „Windpilot“ Vane, sondern auch dich als ihr Macher.
Gruss Rainer + Jochen WEITERLESEN
Do., 02.Apr.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2132, 20.254 sm von HH
Der Wassermacher läuft, daran liegt es nicht. Offensichtlich wird zu viel geplömpert und Wasser verschwendet an Bord. Wir können zwanzig Liter Wasser am Tag produzieren. Fünf Liter gehen für Trinkwasser drauf, die restlichen fünfzehn kommen in den Tank. Aber Abwasch, duschen und Hände waschen verbrauchen mehr als wir einfahren. Regen gab es zuletzt vor drei Wochen. Normalerweise ist knappes Wasser kein Problem. Anders als auf den Tuamotu gibt es auf unserer Insel mehr als genug Wasser. Wir können bei Fritz Wasser holen. Recht bequem fährt man mit dem Dinghy an sein Haus und holt sich einen Wasserschlauch. Fritz ist Deutscher, lebt ewige Jahre auf Mangareva und versorgt seit Jahrzehnten Segler mit Wasser, seiner Waschmaschine und Geschichten. Aber Fritz ist Privatmann und gehört somit nicht zur ‚offiziellen Liste‘ der Geschäfte, die wir nach den neuen Ausgangs-Regularien besuchen dürfen. Ohne Erlaubnis möchten wir nicht einfach zu ihm fahren. Der Wassertank leert sich also mit hoher Geschwindigkeit.
Da ich befürchte, dass der Skipper mir nun bald den (Wasser)Hahn abdreht, muss Abhilfe her. Ich mache mich auf den Weg zur Gendarmerie, um Erlaubnis zu erbeten. Ich hätte vor vier Wochen nicht geglaubt, dass ich jemals zur Polizei gehen muss, um zu fragen, ob ich Wasser holen darf. Wasser, ein Grundrecht eigentlich.
Die Gendarmen sind keine Dorf-Scheriffs (die gibt es noch extra – dann heißen sie Police Municipale), sondern sie unterstehen direkt dem französischen Verteidigungsministerium, gehören also zum Militär. Die Jungs im Ort sind nett und lassen uns auch seit Beginn der Corona-Krise in Ruhe. Aber mit Ruhm bekleckern sie sich nicht. Ihre Ansagen über Funk müssen Segler ins Englische übersetzten. Die neueste Generation von Passier-Scheinen von denen wir aus dem Internet wissen, verteilen die Jungs nicht mehr am Ankerplatz. So gerne kommen sie dann nicht aus ihrem klimatisiertem Büro.
Egal, ich bin nun auf dem Weg zur Gendarmerie. Dort treffe ich eine Viergruppe an. Zwei Mitarbeiter der Kommune, gut an dem Aufdruck auf ihrem T-Shirt ihren gelben Warnwesten zu erkennen, und zwei Gendarmen. Ich breite meine kompletten Französisch Fähigkeiten vor ihnen aus: „Bonjour. J’ai besoin d’eau.“ [Liason, liason, höre ich Vanessa schimpfen und mache alles richtig – ich brauche Wasser!] „J’ai vudree alle a Fritz avec bato peti. – Ich möchte zu Fritz gehen mit dem kleinen Boot“. Zur Unterstreichung meines Anliegens deute ich an, dass ich im Schlauchboot sitze, eine Pinne vom Außenborder in der Hand halte und mache zusätzlich ein Motoren-Geräusch. Zwei tellergroße Augenpaare gucken mich an. Die Gendarmen wechseln den Blick mit den Gemeinde-Arbeitern. Hilfloses Schulterzucken. Ich sehe Fragezeichen in vier Gesichtern. Ich versuche es wieder. Diesmal benutze ich den Nachnamen von Fritz. Ah, man nickt verhalten. Mein Französisch ist also einwandfrei, wusste ich’s doch, hab ich mir doch den gesamten Weg die Sätze zurecht gelegt. Alles palavert durcheinander. Der nettere Gendarm versucht es mit englischen Brocken, schnell merken wir beide, sogar mein Franzöisch ist besser als sein Englisch. Nach einigem hin und her scheint klar zu wem ich will und was ich will. Ich bekomme dann einen Passierschein vom netten Gendarmen ausgehändigt, den soll ich Fritz zeigen. Das macht keinen Sinn, denn die Polizei soll ja eigentlich die Passierscheine kontrollieren. Ich nehme den Zettel trotzdem, gebe ihn an Achim weiter und er kann den leichten Teil erledigen von ‚wir brauchen Wasser‘.
LAGEBERICHT VON ARUBA – ABC ISLANDS
Auch wenn wir in Oranjestad im Augenblick alles haben, was wir brauchen, machen mir bestimmte Anzeichen Sorge. Im Hafen liegt eine große Motorjacht eines alten Holländers, der schon vor 15 Jahren nach Aruba gezogen ist. Gestern hat er sich vom Supermarkt große Mengen Nahrungsmittel auf sein Boot liefern lassen. Er meint, dass die Leute im Augenblick noch entspannt seien, weil sie noch Geld haben. Das wäre in ein bis zwei Monaten anders. In der Innenstadt gibt es praktisch kein Geschäft mehr, das nicht die Schaufenster mit Brettern vernagelt hätte.
UPDATE AUS GAMBIER – FRANZÖSISCH POLYNESIEN
Kaum zu glauben, dieses Video wurde im Dezember 2019 gedreht.
Die aktuelle Lage vom 30.03.2020 ist hier nachzulesen:
WE INTERRUP THIS CIRCUMNAVIGATION – REPORT FROM BUNDABERG AU
First, no worries about our health. Bundaberg, where we are based, is a city of approximately 93,000. To the best of our knowledge, there have been only two confirmed cases of the illness here, both treated in hospital, neither fatal. Moreover, the BUNDABERG marina where we are based is ten miles outside town and very isolated. The wet season over and the sweltering heat of February behind us, the weather in Bundaberg is as blue and beautiful as it appears in the video. Temperatures are in the mid-80s, our portholes are open to the breeze, and though the mozzies persist, living aboard is once again quite comfortable.
OVNI 435 VON EUROPA NACH TOBAGO
Servus Peter, dass man mit dem Windpilot derart genau steuern kann hätten wir nicht gedacht. Selten haben wir ein so gutes, durchdachtes und qualitativ hochwertiges Produkte gekauft wie Deine Pacific, bei uns heisst es nur: Foerthmann steuert!
Viele Grüße
Lisa und Horst
EINE LEGENDE SCHON ZU LEBZEITEN
In den vergangenen Jahren habe ich auf meinen Segelreisen viele Menschen kennengelernt.Wie geht es diesen Menschen in ihren Ländern heute, das habe ich mich die vergangenen Wochen immer wieder gefragt. Heute ein Bericht von der Insel Krk aus der Marina Punat.
Renata Marević lernte ich 2017 für eine Reportage in der Zeitschrift YACHT kennen und schätzen. Sie leitet die Marina Punat an der Südspitze der Insel Krk,
mit über 1.250 Wasserliegeplätzen einen der größeren Sportboothäfen Kroatiens. Im nachfolgenden Interview spricht sie über Kroatien, ihre Sorgen
und ihre Hoffnungen in der Krise.
tk: Guten Morgen, Frau Marević. Wie geht es Ihnen heute?
Renata Marević: Wir sind alle gesund. In Kroatien gibt es derzeit etwa 400 Erkrankte. Soweit wir wissen, ist auf der Insel Krk von den knapp 20.000 Bewohnern niemand erkrankt. Aber das kann sich schnell ändern, denn Krk ist eine der wenigen unter den 1.240 kroatischen Inseln, die vom Festland aus über eine Brücke zu erreichen ist. Allerdings darf im Moment niemand mehr rüber, nur noch mit Sondergenehmigung.
tk: Wie haben Sie die letzten Tage erlebt?
Renata Marević: Ich bin 24 Stunden am Tag für die Marina-Mitarbeiter erreichbar. Die Versorgung hier funktioniert super. Wir haben nur den Stress, wenn wir nach der Arbeit nach Hause kommen, alles waschen, alles zu desinfizieren, um unsere Senioren zu schützen.
Meine beiden Söhne leben in Zagreb, am 22. März bebte dort die Erde und Teile der Altstadt wurden schwer beschädigt. Die Gebäude, in denen meine Söhne leben, haben das ausgehalten. Trotzdem sind bei den ersten Erdstößen morgens um halb sieben alle nach Draußen ins Freie gerannt, es fiel Schnee. Trotz der Angst vor dem Virus sind die Menschen in Gruppen durch die Straßen gerannt. Meine Söhne haben sich einfach ins Auto gesetzt. Und haben abgewartet.
tk: … während wir mit COVID-19 beschäftigt sind. Und wie verläuft Ihr Leben auf der Insel?
Renata Marević: Es ist nicht soviel anders wie bei Ihnen in Deutschland oder Österreich. In Kroatien gibt es seit kurzem Bewegungsbeschränkungen. Es ist verboten, die Stadt oder die Gemeinde zu verlassen. Das darf man nur mit Sondergenehmigung, wenn man seine Arbeit nicht vom Homeoffice aus erledigen kann. Und das gilt für die meisten Mitarbeiter hier in der Marina, vor allem für die Marineros, die ja ständig auf den Booten nach dem Rechten sehen müssen.
tk: In Ihrer Marina liegen derzeit 800 Schiffe im Wasser und noch einmal 400 am Land. Wann ist denn das letzte Mal eins in die Marina Punat eingelaufen?
Renata Marević (überlegt lange): Da muss ich wirklich nachdenken. Das muss vor zwei Wochen gewesen sein. Ein kroatisches Boot war das. Das war tatsächlich das letzte Schiff, das in den Hafen einlief. Normalerweise wäre jetzt Anfang April ja Hochbetrieb in der Marina, vor allem an den Wochenenden.
tk: Sind denn augenblicklich Bootseigner in der Marina?
Renata Marević: Letzte Woche waren noch einige Gäste hier, aber die sind alle heimgekehrt. Unter den gegebenen Bedingungen und den Einschränkungen ist es das Beste, einfach zuhause zu bleiben.
tk: … und was würden Sie mir antworten, wenn ich jetzt in diesem Augenblick mit meinem Boot die Marina Punat ansteuern und Sie über Kanal 17 um einen Liegeplatz bitten würde?
Renata Marević (lacht zuerst): Natürlich haben wir einen Liegeplatz für jeden. Und sie dürften auch einlaufen wie immer. Aber danach ist alles anders. Sie könnten nicht auf ihrem Boot bleiben. Ein Krankenwagen würde kommen und Sie sofort in die nächste Quarantäne-Station bringen. Die ist in Rijeka, knapp 60 Kilometer von hier. In der Quarantäne würden Sie 14 Tage bleiben, die Behörden haben Anweisung gegeben, dass niemand auf seinem Boot in Selbstisolation verbleiben darf. Ihr Boot würde komplett desinfiziert werden. Die Quarantäne würde Ihnen ebenso wie die Fahrt im Krankenwagen berechnet.
Ich selbst musste übrigens 14 Tage in Selbstisolation – ich war mit 5 meiner Mitarbeiter Anfang März auf der AUSTRIA BOATSHOW in Tulln für 4 Tage. Bei unserer Rückkehr nach Kroatien hieß es dann, wir müssten jetzt vorsichtshalber in Quarantäne. Also hab ich 14 Tage das Haus nicht verlassen.
tk: Ein Boot wäre doch eigentlich der sicherste Ort in der Krise. Dürfte ich denn überhaupt auf meinem Boot noch nach Kroatien einreisen?
Renata Marević: … seit Ende März gilt eine neue Regelung: Alle Seegrenzübergänge sind geschlossen: Umag, Rovinj, Pula, Korcula, alles: dicht! Die Saisonstellen haben gar nicht erst aufgemacht. Nein, Sie kämen auf dem Schiff derzeit nicht mehr nach Kroatien hinein, weil sie nirgends einklarieren könnten.
tk: Und wie ist die Stimmung bei Ihnen in der Marina und im 1.500-Seelen Örtchen Punat?
Renata Marević: Wir versuchen, uns vom Pessimismus nicht anstecken zu lassen – ‚we keep upright the good spirit‘. Im Moment stehen Sicherheit und Gesundheit an erster Stelle. Wenn das jetzt alles ein weltweites Schicksal ist, dann ist das auch unser Schicksal. Niemand ist eine Insel – auch wir auf Krk nicht.
tk: Mancher wünscht sich in dieser Krise gar auf die Insel. Sie kennen beides – die Großstadt und die Insel. Was ist denn jetzt gerade der bessere Platz in der Krise?
Renata Marević: Die Insel hat Vorteile und hat Nachteile. Die Infektion kommt auf eine Insel langsamer und später. In der Stadt verbreitet sich ein Virus schneller …
tk: … Kroatien ist ja überhaupt ein bevölkerungsarmes, über weite Strecken fast leeres Land. Von den 4,2 Millionen Einwohnern teilen sich im Schnitt 75 einen Quadratkilometer. In Deutschland sind das mehr als 3x soviele …
Renata Marević: Ja, wir leben nicht nur hier auf der Insel Krk sehr isoliert und räumlich weit verteilt. Man kann hier gut sein in der Krise, kann den Garten geniessen, was den meisten Menschen in einer Stadt nicht vergönnt ist. Der Nachteil der Insel: Wir sind auf die Brücke angewiesen. Die ganze Versorgung läuft über die Brücke, über die man die Insel ja auch gut abschotten kann nach draußen.
tk: Was fürchten Sie gerade am meisten?
Renata Marević: Die kroatische Bevölkerung ist überdurchschnittlich alt. Das kommt daher, dass die meisten Jungen fortgingen, um ihren beruflichen Erfolg anderswo in Europa zu suchen – um als Ärzte oder sonstwie in Irland oder Deutschland oder USA zu arbeiten. Wir Kroaten werden immer weniger. Unsere Gesellschaft ist älter als die meisten. Und weil das so ist, müssen wir die Alten noch besser schützen als anderswo. Abgesehen davon wird es in und nach der Krise weniger Geld geben für Pensionen und Renten. Für öffentliche Dienste.
tk: Denken Sie viel ans „Danach“?
Renata Marević: Sehr viel. Wir leben vom Tourismus – jedenfalls unsere 1.200 Kilometer lange Küste. Die ist komplett auf den Tourismus angewiesen. Industrie gibt es eigentlich nur in den wenigen Großstädten. Offiziell sind es 11%, die der Tourismus am Bruttosozialprodukt ausmacht. Aber die Zahl ist zu niedrig gegriffen. Nehmen Sie einfach mal den Ort Punat mit seinen 1.500 Einwohnern. Die Marina Punat ist nach einer Baugesellschaft der zweitgrößte Arbeitgeber am Ort. Wir beschäftigen hier ständig 150 Menschen nur in der Marina. In der Hochsaison kommen noch einmal 10% in der Gastronomie hinzu. Und dann haben wir noch die angeschlossenen Partnerfirmen: Segelmacher, Rigger, Schiffselektriker. Wenn ich unser Örtchen Punat rechne, dürfte der Anteil des Tourismus am Bruttosozialprodukt also deutlich höher liegen.
tk: Wie gut ist die kroatische Gesellschaft auf die Krise vorbereitet?
Renata Marević: Sie meinen mit Material und Ärzten?
tk: Nein, von der Gesellschaft her. Während der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise 2016 war ich in Griechenland unterwegs. Trotz der Unruhen in Großstädten versicherten mir Griechen immer wieder, dass niemand hungern müsse. Jeder Grieche würde irgendwo etwas anbauen. Die Familienverbände wären intakt, man würde sich helfen, wo der Staat nicht helfen würde, tun es die Kommunen.
Renata Marević: Bis auf Slawonien haben wir kaum gut organisierte Landwirtschaft. Wir haben noch immer den Krieg in den 90er Jahren in Erinnerung – da waren wir auch von einem Tag auf den anderen ohne den Tourismus. Viele haben damals die alten Olivenhaine wieder bewirtschaftet, um Olivenöl zu produzieren. Unsere Weinproduktion ist seit einigen Jahren sehr ambitioniert. Die Frage ist, ob wir einen Markt haben mit Europa, um das zu vermarkten.
tk: Was gibt Ihnen Hoffnung in diesen Tagen?
Renata Marević: Wir haben großes Vertrauen in unseren Krisenstab. Wir glauben den Spezialisten. Es gibt keine Panik. Die Menschen halten sich an die Vorschriften. Die Infiziertenzahlen steigen nicht exponentiell, sondern linear.
Daneben gibt mir Hoffnung: Kroatien hat jetzt die Chance umzudenken. Wir können gut von dem leben, was wir in diesem Jahr nicht für den Tourismus benötigen.
tk: Sind Sie eher Optimistin? Oder Pessimistin?
Renata Marević: Es geht nicht dauernd hoch. Und es geht nicht nur dauernd runter. Ich bin mehr Optimist als Pessimist. Ich kann derzeit nichts anderes als warten – gerade weil man Fragen zur Zeit einfach nicht beantworten kann. Wir müssen vorbereitet sein auf viele Szenarien. Das ist alles, was wir tun können.
Ich glaube vor allem daran, dass Segeln wieder Zukunft hat. Segeln ist viel umweltfreundlicher als alles Motorgetriebene. Wenn ich über Alternativen nachdenke: Dann hat Segeln wirklich eine tolle Chance.
In den vergangenen Jahren habe ich auf meinen Segelreisen viele Menschen kennengelernt. Wie geht es diesen Menschen in ihren Ländern heute, das habe ich mich die vergangenen Wochen immer wieder gefragt. Heute ein Bericht von der Insel Krk aus der Marina Punat.
Renata Marević lernte ich 2017 für eine Reportage in der Zeitschrift YACHT kennen und schätzen. Sie leitet die Marina Punat an der Südspitze der Insel Krk,
mit über 1.250 Wasserliegeplätzen einen der größeren Sportboothäfen Kroatiens. Im nachfolgenden Interview spricht sie über Kroatien, ihre Sorgen
und ihre Hoffnungen in der Krise.
tk: Guten Morgen, Frau Marević. Wie geht es Ihnen heute?
Renata Marević: Wir sind alle gesund. In Kroatien gibt es derzeit etwa 400 Erkrankte. Soweit wir wissen, ist auf unserer Insel Krk von den knapp 20.000 Bewohnern niemand erkrankt. Aber das kann sich schnell ändern, denn Krk ist eine der wenigen unter den 1.240 kroatischen Inseln, die vom Festland aus über eine Brücke zu erreichen ist. Allerdings darf im Moment niemand mehr rüber, nur noch mit Sondergenehmigung.
tk: Wie haben Sie die letzten Tage erlebt?
Renata Marević: Ich bin 24 Stunden am Tag für die Marina-Mitarbeiter erreichbar. Die Versorgung hier funktioniert super. Wir haben nur den Stress, wenn wir nach der Arbeit nach Hause kommen, alles zu waschen, alles zu desinfizieren, um unsere Senioren zu schützen.
Meine beiden Söhne leben in Zagreb, am 22. März bebte dort die Erde und Teile der Altstadt wurden schwer beschädigt. Die Gebäude, in denen meine Söhne leben, haben das ausgehalten. Trotzdem sind bei den ersten Erdstößen morgens um halb sieben alle nach Draußen ins Freie gerannt, es fiel Schnee. Trotz der Angst vor dem Virus sind die Menschen in Gruppen durch die Straßen gerannt. Meine Söhne hatten zufällig ihre Autoschlüssel dabei, ich war froh, sie haben sich einfach ins Auto gesetzt. Und haben abgewartet.
tk: … und wir sind nur mit COVID-19 beschäftigt. Und wie sieht Ihr Alltag auf der Insel Krk aus?
Renata Marević: Es ist nicht soviel anders wie bei Ihnen in Deutschland oder Österreich. In Kroatien gibt es seit kurzem Bewegungsbeschränkungen. Es ist verboten, die Stadt oder die Gemeinde zu verlassen. Das darf man nur mit Sondergenehmigung, wenn man seine Arbeit nicht vom Homeoffice aus erledigen kann. Und das gilt für die meisten Mitarbeiter hier in der Marina, vor allem für die Mitarbeiter auf den Stegen, die ja ständig auf den Booten nach dem Rechten sehen müssen.
tk: Auf Ihren Fotos tragen Sie alle Masken. Ist das Pflicht in Kroatien?
Renata Marević: Nein, das ist nicht Pflicht. Aber wir haben uns das hier in Marina Punat selber verordnet, um uns und unsere Mitarbeiter zu schützen.
tk: Wann ist denn das letzte Mal ein Schiff in die Marina Punat eingelaufen?
Renata Marević (überlegt lange): Da muss ich wirklich nachdenken. Das muss vor zwei Wochen gewesen sein. Ein kroatisches Boot war das. Das war tatsächlich das letzte Schiff, das in den Hafen einlief. Normalerweise wäre jetzt Anfang April ja Hochbetrieb in der Marina, vor allem an den Wochenenden.
tk: Es ist Frühjahr – zusammen mit dem Herbst die Hauptarbeitszeit einer Marina. Wieviele Schiffe haben Sie denn schon im Wasser?
Renata Marević: Die ganze Charterflotte ist bereits ausgewintert und bereit für die Fahrt im Wasser. 150 Schiffe im Charterhafen. Aber es wird vorerst keine Kunden dafür geben. Also bleiben sie im Hafen. Insgesamt haben wir derzeit 800 Schiffe im Wasser und noch einmal fast 500 am Land.
tk: Eine ganze Menge. Sind denn augenblicklich Bootseigner in der Marina?
Renata Marević: Letzte Woche waren noch einige Gäste hier, aber die sind alle heimgekehrt. Unter den gegebenen Bedingungen und den Einschränkungen ist es das Beste, einfach zuhause zu bleiben.
tk: … und was würden Sie mir antworten, wenn ich jetzt in diesem Augenblick mit meinem Boot die Marina Punat ansteuern und Sie über Kanal 17 um einen Liegeplatz bitten würde?
Renata Marević (lacht zuerst): Natürlich haben wir einen Liegeplatz für jeden. Und sie dürften auch einlaufen wie immer. Aber danach ist alles anders. Sie könnten nicht auf ihrem Boot bleiben. Ein Krankenwagen würde kommen und Sie sofort in die nächste Quarantäne-Station bringen. Die ist in Rijeka, knapp 60 Kilometer von hier. In der Quarantäne würden Sie 14 Tage bleiben, die Behörden haben Anweisung gegeben, dass niemand auf seinem Boot in Selbstisolation verbleiben darf. Ihr Boot würde komplett desinfiziert werden. Die Quarantäne würde Ihnen ebenso wie die Fahrt im Krankenwagen berechnet.
Ich selbst musste übrigens 14 Tage in Selbstisolation – ich war mit 5 meiner Mitarbeiter Anfang März auf der AUSTRIA BOATSHOW in Tulln für 4 Tage. Bei unserer Rückkehr nach Kroatien hieß es dann, wir müssten jetzt vorsichtshalber in Quarantäne. Also hab ich 14 Tage das Haus nicht verlassen.
tk: Ein Boot wäre doch eigentlich der sicherste Ort in der Krise. Dürfte ich denn überhaupt auf meinem Boot noch nach Kroatien einreisen?
Renata Marević: … seit Ende März gilt eine neue Regelung: Alle Seegrenzübergänge sind geschlossen: Umag, Rovinj, Pula, Korcula, alles: dicht! Die Saisonstellen haben gar nicht erst aufgemacht. Nein, Sie kämen auf dem Schiff derzeit nicht mehr nach Kroatien hinein, weil sie nirgends einklarieren könnten.
tk: Und wie ist die Stimmung bei Ihnen in der Marina und im 1.500-Seelen Örtchen Punat?
Renata Marević: Wir versuchen, uns vom Pessimismus nicht anstecken zu lassen – ‚we keep upright the good spirit‘. Im Moment stehen Sicherheit und Gesundheit an erster Stelle. Wenn das jetzt alles ein weltweites Schicksal ist, dann ist das auch unser Schicksal. Niemand ist eine Insel – auch wir auf Krk nicht.
tk: Mancher wünscht sich in dieser Krise gar auf die Insel. Sie kennen beides – die Großstadt und die Insel. Was ist denn jetzt gerade der bessere Platz in der Krise?
Renata Marević: Die Insel hat Vorteile und hat Nachteile. Die Infektion kommt auf eine Insel langsamer und später. In der Stadt verbreitet sich ein Virus schneller …
tk: … Kroatien ist ja überhaupt ein bevölkerungsarmes, über weite Strecken fast leeres Land. Von den 4,2 Millionen Einwohnern teilen sich im Schnitt 75 einen Quadratkilometer. In Deutschland sind das mehr als 3x soviele …
Renata Marević: Ja, wir leben nicht nur hier auf der Insel Krk sehr isoliert und räumlich weit verteilt. Man kann hier gut sein in der Krise, kann den Garten geniessen, was den meisten Menschen in einer Stadt nicht vergönnt ist. Der Nachteil der Insel: Wir sind auf die Brücke angewiesen. Die ganze Versorgung läuft über die Brücke, über die man die Insel ja auch gut abschotten kann nach draußen.
tk: Was fürchten Sie gerade am meisten?
Renata Marević: Die kroatische Bevölkerung ist überdurchschnittlich alt. Das kommt daher, dass die meisten Jungen fortgingen, um ihren beruflichen Erfolg anderswo in Europa zu suchen – um als Ärzte oder sonstwie in Irland oder Deutschland oder USA zu arbeiten. Wir Kroaten werden immer weniger. Unsere Gesellschaft ist älter als die meisten. Und weil das so ist, müssen wir die Alten noch besser schützen als anderswo. Abgesehen davon wird es in und nach der Krise weniger Geld geben für Pensionen und Renten. Für öffentliche Dienste.
tk: Denken Sie viel ans „Danach“?
Renata Marević: Sehr viel. Wir leben vom Tourismus – jedenfalls unsere 1.700 Kilometer lange Küste. Die ist komplett auf den Tourismus angewiesen. Industrie gibt es eigentlich nur in unseren wenigen Großstädten. Offiziell sind es 11%, die der Tourismus am Bruttosozialprodukt ausmacht. Aber die Zahl ist zu niedrig gegriffen. Nehmen Sie einfach mal den Ort Punat mit seinen 1.500 Einwohnern. Die Marina Punat ist nach einer Baugesellschaft der zweitgrößte Arbeitgeber am Ort. Wir beschäftigen hier ständig 150 Menschen nur in der Marina. In der Hochsaison kommen noch einmal 10% in der Gastronomie hinzu. Und dann haben wir noch die angeschlossenen Partnerfirmen: Segelmacher, Rigger, Schiffselektriker. Wenn ich unser Örtchen Punat rechne, dürfte der Anteil des Tourismus am Bruttosozialprodukt also deutlich höher liegen.
tk: Was tun die Menschen in der Marina, wenn die Arbeit ausgeht?
Renata Marević: Meine Mitarbeiter kümmern sich den ganzen Tag um die Boote. Die Eigner können auf unserer Marina-eigenen App sehen, wie es ihrem Boot geht. Gleichzeitig erhalten sie per App Berichte von den Mitarbeitern, die die Leinen und Persenninge und den Zustand der Boote überwachen. Wir haben im Frühjahr automatische Rauchmelder verteilt und Batteriestands-Messgeräte, so dass wir ständig kontrollieren können und die Batterien bei Bedarf an den Landstrom hängen können. Wir haben viel in die App investiert – aber es zahlt sich jetzt gerade aus, dass wir in engem Kontakt mit unseren Eignern stehen und diesen besonderen Service bieten.
tk: Wie gut ist die kroatische Gesellschaft auf die Krise vorbereitet?
Renata Marević: Sie meinen mit Material und Ärzten?
tk: Nein, von der Gesellschaft her. Während der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise 2016 war ich in Griechenland unterwegs. Trotz der Unruhen in Großstädten versicherten mir Griechen immer wieder, dass niemand hungern müsse. Jeder Grieche würde irgendwo etwas anbauen. Die Familienverbände wären intakt, man würde sich helfen, wo der Staat nicht helfen würde, tun es die Kommunen.
Renata Marević: Bis auf Slawonien haben wir kaum gut organisierte Landwirtschaft. Wir haben noch immer den Krieg in den 90er Jahren in Erinnerung – da waren wir plötzlich auch von einem Tag auf den anderen ohne den Tourismus. Viele haben damals die alten Olivenhaine wieder bewirtschaftet, um Olivenöl zu produzieren. Unsere Weinproduktion ist seit einigen Jahren sehr ambitioniert. Die Frage ist, ob wir einen Markt haben mit Europa, um das zu vermarkten.
tk: Was gibt Ihnen Hoffnung in diesen Tagen?
Renata Marević: Wir haben großes Vertrauen in unseren Krisenstab. Wir glauben den Spezialisten. Es gibt keine Panik. Die Menschen halten sich an die Vorschriften. Die Infiziertenzahlen steigen nicht exponentiell, sondern linear.
Daneben gibt mir Hoffnung: Kroatien hat jetzt die Chance umzudenken. Wir können gut von dem leben, was wir in diesem Jahr nicht für den Tourismus benötigen.
tk: Sind Sie eher Optimistin? Oder Pessimistin?
Renata Marević: Es geht nicht dauernd hoch. Und es geht nicht nur dauernd runter. Ich bin mehr Optimist als Pessimist. Ich kann derzeit nichts anderes als warten – gerade weil man Fragen zur Zeit einfach nicht beantworten kann. Es gibt keine Antworten – wir müssen vorbereitet sein auf viele Szenarien. Das ist alles, was wir tun können.
Ich glaube vor allem daran, dass Segeln wieder Zukunft hat. Segeln ist viel umweltfreundlicher als alles Motorgetriebene. Wenn ich über Alternativen nachdenke: Dann hat Segeln wirklich eine tolle Chance.
tk: Ich freue mich sehr, wenn wir uns wiedersehen. Ich weiß, ich werde eines Tages mit meiner Levje wieder vor ihrem Hafen stehen und Sie auf Kanal 17 um einen Liegeplatz bitten. Darauf freue ich mich schon jetzt.
An meine Leser:
Wir alle sind Europa – und Europa ist nicht nur eine Angelegenheit der „Brüsseler Spitzen“!
Das Leben der Anderen geht es uns etwas an. Wenn Sie nach Krk an Renata Marevic und ihre Mitarbeiter [email protected] ein Winken und ein paar Zeilen senden würden, was Ihnen an den Aussagen gefallen hat, setzen Sie ein Zeichen.
DANKE! Ich freue mich, wenn Sie mich auch [email protected] auf cc setzen.
Mo., 30.Mrz.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2129, 20.254 sm von HH
Grade war die erste Woche unserer zweiwöchigen Ausgangssperre rum, da wurde uns die Wurst vor der Nase weggeschlagen: Ausgangsbeschränkung erweitert um weitere zehn Tage! Plus Ausgehverbot von 20:00 Uhr bis 5:00 Uhr morgens!
Der zweite Teil ist uns vom Prinzip her Wurscht, nachts sind wir sowieso nicht auf der Insel unterwegs gewesen. Aber das Verbot macht was mit uns. Nicht mehr die Freiheit zu haben, selber zu entscheiden, ob man an Land gehen möchte. Freiheit, das einzige was zählt, so heißt es doch.
Wir gehen auch tagsüber nicht mehr an Land. Zum ‚alleine-Sport-treiben‘ dürften wir. Uns ist die Lust vergangen. Ich war an Land zum Einkaufen. Meinen Passier-Schein hatte ich brav ausgefüllt dabei. Das hat aber keinen interessiert, ich wurde nicht kontrolliert. Es ist kaum jemand unterwegs und die Menschen, die man trifft, sind ebenfalls alleine auf der Straße. Die meisten mit Mundschutz. Ein paar Tage später war Achim im Shop, da trug allerdings schon kaum noch jemand eine Maske.
Es ist noch ein weiteres Segelboot angekommen. Die Crew hat ebenfalls Bleiberecht erhalten, aber nach wie vor werden diese Boote nicht offiziell einklariert. Tahiti lässt sich Zeit mit der Bewilligung und die Gendarmen vor Ort dürfen nichts entscheiden. Die Neuen unterliegen einer strengen Quarantäne von vierzehn Tagen. Ich paddel (und auch einige andere Segler sind unterwegs) mit dem Kajak von Boot zu Boot und liefere Eier aus. Mehr Wünsche haben die Neuankömmlinge für den Moment nicht. Segler sind ja immer gut ausgerüstet unterwegs. Dankbarer sind die Neuen darüber etwas zu hören: was ist los? wie läuft es hier?; einfach ein anderes Gesicht sehen als den eigenen Gatten.
Man sollte meinen wir Segler sind es gewöhnt nicht von Bord zu können und es macht uns nichts aus. Aber das stimmt nicht ganz, nicht können, weil man unterwegs ist, ist anders als nicht dürfen und das lockende, süße Land vor der Nase zu sehen.
Im Augenblick haben wir es mit Gambier noch gut getroffen. In Tahiti weht ein anderer Wind. Es gibt eine Rallye, die World ARC, deren erste Teilnehmer gerade Tahiti erreicht haben. Diese Segler sollen nach wie vor ihr Schiff zurück lassen und das Land mit dem Flugzeug verlassen.
Wir machen nicht viel den Tag über. Aufgeräumt, geputzt und Wollmäuse entfernt, haben wir ja schon neulich während der Regentage. „Blinder Eifer schadet nur“, weiß der Skipper. Die typischen Boots-Projekte entfallen weitestgehend, weil es an Zubehör hapert. Hier gibt es ja nicht mal einen Absperrhahn zu kaufen, um unsere Wasser-Auffang-Anlage zu optimieren. Die Stimmung ist prima zwischen uns, wir versuchen das Beste aus dem Ganzen zu machen. Wir beschäftigen uns so gut es geht, lesen viel im Internet über den Wahnsinn, der auf der Welt passiert. Wir lesen von ersten rassistischen Anfeindungen: Amerika-Chinesen werden in New York beschimpft, Europäische Camper in Marokko sollen mit Steinen beworfen werden, Weiße in Indien dürfen nicht mal zum Einkaufen von ihrem Schiff. An unserem friedlichen Ankerplatz liegen im Augenblich zwanzig Schiffe (weitere 10 bis 15 schwirren im Atoll umher). Wie immer ankern die Boote vor dem Ort, hinter der Riffkante. Eine Frau hat sich beschwert, dass die Boote zu nah am Ufer ankern, dort wo ihre Kinder spielen. Die Boote an der Nordseite haben jetzt ihren Platz geräumt.
Die Beschwerde fühlt sich schlecht an.
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