Kategorie: Atanga

Fiji nach Australien – Tag 13 – Gestörte Nachtruhen

24.Okt.23, Pazifik, Tag 3433, 28.140 sm von HH

Inzwischen haben wir keine Strömung mehr gegen uns. Im Gegenteil! Wir werden prächtig geschoben und schaffen ein etmal von 147 Meilen. Und das mit einem Püschi-Plüsch-Wind von drei bis vier Windstärken. Das klingt nach einer geruhsamen Nacht, aber nix da. Es ist mehr Aktion an Bord angesagt als bei Starkwind. In der Nacht dreht der Wind weiter auf Norden – unser Ziel-Kurs ist mit der ausgebaumten Genua nicht zu halten. Wir wechseln auf die Fock. Dann schläft der Wind ein. Wir nehmen die Segel runter, die Maschine tackert. Ein paar Stunden später ist der Wind ist wieder da, jetzt passt es wieder mit der Genua besser.
Einer alleine kann diese Manöver nicht fahren, weil das Ruder der Windsteueranlage aus dem Wasser geholt werden muss. Und unsere einzige ernst zunehmende Regel an Bord lautet: Keiner verlässt das Cockpit, wenn der andere schläft. Also wird der jeweils andere geweckt, wenn es gar nicht anders geht.

Und dann ist da noch dieser verträumte Fischer. Der fährt schon eine Weile im Zick-Zack neben uns her. Mal in die, mal in die andere Richtung. Zwischen zwei und vier Meilen Abstand.
Dann kreuzt er unseren Weg. Nicht schlimm, beobachte ich so vor mich hin, die Sache geht sich aus. Das AIS zeigt mir, dass der dichteste Punkt unserer Annäherung in acht Minuten 250 Meter betragen wird. Ich luve sicherheitshalber, soweit unsere ausgebaumte Genua das zulässt, noch etwas an. 500 Meter Abstand sind noch besser, finde ich.  Da wechselt der Verrückte unvermittelt den Kurs und fährt uns direkt vor den Bug. Mit großen Augen starre ich auf den Plotter: „Noch vier Minuten…Abstand 43 Meter“, kalkuliert das AIS. Hei, das ist knapp. Gut manövrieren kann ich nicht, wohin auch, mir gehen die Ideen aus. An den Funk geht er sowieso nicht. Der Kahn hat nicht mal einen Namen, sondern wird nur als Nummer 3741 geführt. Da wecke ich doch mal eben schnell den Skipper. Besser vier Augen können später berichten, wie es zu dem bedauerlichen Unfall kam.

Achim hat sofort die zündende Idee (jetzt weiß man auch, warum er der Kapitän ist und nicht andere Crewmitglieder :mrgreen:  ). Er schaltet die Decksbeleuchtung an. Sogleich liegt Atanga im gleißenden Licht auf dem Ozean. Der Fischerman ist zwar bekloppt, aber nicht blind. Sofort wechselt er den Kurs zurück. Und Achim wechselt ins Bett zurück.
Etwas viel Aufregung, da braucht man schon eine Weile, um wieder einschlafen zu können. Kein Wunder, dass wir heute Morgen wieder mit Ringen unter den Augen umherlaufen.

 

Gesegelte Meilen: 147
Rest Meilen: 28 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen oder nur 20 bei wenig Wind)
Bereits gesegelte Meilen: 1463

Position: 24°17,3 S  — 153° 22,4 E

PS Diesen Bericht veröffentliche ich bereits vom Kontinent aus mit Marina WiFi ;-)
Wir sind sicher angekommen. Aus Gründen (der Skipper war’s … hehehe) ist der Bericht von See aus nicht hoch geladen worden.


8

Fiji nach Australien – Tag 12 – Schub von hinten

23.Okt.23, Pazifik, Tag 3432, 27.993 sm von HH
Um 20:00 Uhr ist erneut Schluss mit Wind. Die Maschine muss herhalten. Der Gegenstrom, der uns neulich ausgebremst hat, ist eindeutig ein Tidenstrom. Alle paar Stunden wechselt er seine Richtung. Wobei an Bord – der vielleicht nicht ganz objektive – Eindruck besteht, dass der Strom mehr stoppt als Schwung nach vorne gibt. Diese Nacht ist aber alles prima. Mit bis zu sieben Knoten werden wir Richtung Australien geschoben. Das schafft Meilen vom Konto runter. Nach sechs Stunden ist der Wind wieder da. Statt aus Süd-Ost nun aus Nord-Ost. Genauso schwach wie zuvor. Mehr als 12 Knoten sind es auf keinen Fall. Ohne Schaukelei segeln wir mit vier Knoten durch die Nacht. Gegen Mittag dann wieder Flaute. Die Maschine hämmert (Und der Skipper freut sich, dass er noch einen Ölwechseln in Fiji vorgenommen hat).
Australien ist ja berüchtigt für seine giftigen Tiere an Land und im Wasser. Die ungesundesten Geschöpfe der Welt leben in Down Under. Nicht ganz wenige Menschen würden deshalb niemals Australischen Boden betreten. Wir haben grade zwanzig Meilen die eingezeichnete Grenze (wahrscheinlich wirtschaftliche Nutzung) zwischen Australien und Fiji überfahren, da tauchen die ersten giftigen Geschöpfe auf. Plötzlich treibt alle fünfzig Meter auf dem glattgezogenen Wasser ein Segel der Portugiesischen Galeere neben Atanga. Das eskaliert ja schnell hier. ;-)

Gesegelte Meilen: 101 Rest Meilen: 167 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen oder nur 20 bei wenig Wind) Bereits gesegelte Meilen: 1316 Position: 24°09,8 S — 155° 52,2 E

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Fiji nach Australien – Tag 11 – Der Pazifik, der Friedliche

22.Okt.23, Pazifik, Tag 3431, 27.892 sm von HH
Der Wind ist wieder schwächer – nur noch drei Windstärken. Und er kommt einen Ticken zu östlich, so dass wir wieder etwas vor dem Wind kreuzen müssen. Die imposante Dünung der letzten zwei Tage hat ebenfalls Normalmaß erreicht. Die, durch den achterlichen Wind zwangsweise entstehende Rollerei, hält sich tatschlich in Grenzen. Wir haben nichts auszustehen, außer dass es etwas länger dauert. Seit Stunden schaffen wir weniger als vier Knoten im Schnitt.
Mit so viel Schwachwind hatten wir auf diesem Törn nicht gerechnet. Das bringt die Pantry-Besatzung ins Schwitzen. Die war ja von zwölf Tagen Anreise ausgegangen. :mrgreen: Ein paar Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln sind der letzte Rest an frischen Sachen. Der letzte Apfel ist gegessen.
Zuviel wollte ich nicht bunkern, da wir ja alles weg werfen müssen bei der Ankunft. Ein Balance-Akt, der ab Morgen zur Verordnung von Dosenpfirsichen führt. Und Leute, esst mehr Eier. Es sind noch reichlich Eier da! So wie es aussieht, noch drei Tage Segelarbeit plus Einfahrt in den Fluss an dem Bundaberg liegt. Bei viel Wind muss man einen hässlichen Umweg fahren um eine eigentlich vorhandene Einfahrt in das Riff. An dem flachen Durchbruch sollen sich unangenehme Kreuzseen bilden. Der Umweg scheint für uns erspart zu bleiben, wenn der Wind so schwach bleib. Diese Einfahrt in das Riff ist der Beginn vom Great Barrier Reef. Das klingt doch ganz und gar nach Australien. Die Aufregung steigt.
Gesegelte Meilen: 102 Rest Meilen: 295 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen oder nur 20 bei wenig Wind) Bereits gesegelte Meilen: 1215 Position: 24°1,0 S — 157° 54,4 E

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12

Fiji nach Australien – Tag 10 – Winddreher

21.Okt.23, Pazifik, Tag 3430, 27.790 sm von HH
Die Nacht ist unverändert bescheiden. Der Wind kommt Weiterhin aus Südwesten mit drei, vielleicht vier Windstärken. Nur weil wir am Wind segeln, stehen die Segel. Immerhin können den Kurs halten und ersparen uns unerwünschte Extrameilen durch Kreuzschläge. Und keine nächtlichen Manöver nötig. Wir können unsere Freiwachen mal wieder durchschlafen. Puh. Die Ringe unter den Augen danken es.
Und dann endlich, mit deutlicher Verspätung, am Morgen kommt der versprochene Winddreher. Auf einmal haben wir den Wind von achtern. Aus Schräglage wird Genusssegeln – innerhalb von einer halben Stunde. Dazu legt der Wind noch ein Brikett drauf. Seit fünf Stunden zieht uns die ausgebaumte Genua mit fünf Knoten nach Westen. Die Sonne lacht, die Herzen sind froh, noch 400 Meilen bis „Buffalo“.
Es soll so bleiben, sagt die Vorhersage. Daumen drücken. Dann wären wir in vier Tagen da.
Gesegelte Meilen: 88 Rest Meilen: 407 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 1113 Position: 23°21,2 S — 159° 32,6 E


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Fiji nach Australien – Tag 9 – Neptuns Scherze

20.Okt.23, Pazifik, Tag 3429, 27.702 sm von HH
Über fünfzig Stunden segeln wir jetzt schon am Wind. Es ist anstrengend. Und unseren Schönheitsschlaf bekommen wir auch nicht, weil uns nachts ständig irgendwelche Störungen zu Segelmanövern zwingen.
In dieser Nacht schläft der Wind wieder ein. Wir nehmen die Segel runter und werfen für fünf Stunden die Maschine an. Im Morgengrauen ist der Wind wieder da. Er kommt jetzt einen Tick südlicher, so dass wir Zielkurs anlegen können. Mit Fock und Großsegel ungerefft müssten eigentlich mit vier Knoten voran kommen. Aber es hält uns etwas an der Stoßstange fest. Müde 2,5 Knoten bekommt der Kahn auf die Schiene. Gegenströmung! Wie gemein ist das denn bitte? Meine Prognose war, dass wir in zwölf Tagen in Australien sind. Zum Glück habe ich nicht gewettet.
Am Vormittag bringt ein Wolkenfeld für ein paar Stunden mehr Wind. Schon sprüht wieder Gischt ins Cockpit. Schräglage und Unbequemlichkeit für mindestens sechs Knoten Speed und wir trödeln mit 4,5 Knoten vorwärts. Ein wenig sinnvoller Einfall von Neptun. Wir sollten ihm mehr Schnaps geben. Oder noch besser, ihn selber saufen. :mrgreen:
Und damit wir uns so richtig schlecht fühlen, holt von hinten ein anderes Segelboot auf. Die Kiwi-Crew kommt auf 250 Meter an uns heran. Ein kurzer Funkkontakt und wir sind wieder allein. Der Kat ist deutlich schneller als wir. Die lange und hohe Dünung rollt noch immer aus Südwesten unter uns durch. Mit dem Katamaran als Reverenz kann man jetzt richtig gut sehen, wie erstaunlich hoch sie ist. Im Wellental bleibt nur noch die Mastspitze sichtbar.

Gesegelte Meilen: 98 (in 13 Stunden – wir haben für eine Stunde sie Uhren zurück gedreht. Eine Stunde müssen wir noch, um auf Bundaberg-Zeit zu kommen) Rest Meilen: 495 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 1025 Position: 23°16,8 S — 161° 29,4 E


8

Fiji nach Australien – Tag 8 – hoch am Wind

19.Okt.23, Pazifik, Tag 3428, 27.604 sm von HH
Wir sind weiter hoch am Wind unterwegs. In der Nacht ist der Wind auf drei Stärken zurück gegangen. Ohne den nötigen Luv-Druck liegen wir 25 Grad, ja bis zu 30 Grad, neben dem Zielkurs. Dümpeln mit drei Knoten auf ruhiger See. Am Vormittag frischt es deutlich auf. Wir sind wieder im Spiel. Die Windsee hält sich in Grenzen und wir kommen ungerefft ganz gut voran. Die Schapps von Atanga sind leer wie nie. Dort wo sonst Futter für eine Kompanie eingelagert ist oder auch mal Wein-Schmuggel im mittelgroßen Stiel, dort herrscht gähnende Leere. Hungerte Mäuse verlassen das Schiff. Einen Wassertank haben wir ebenfalls nicht gefüllt. So um viel Ballast befreit, tänzelt Atanga gut gelaunt durch die Wellen. Kein tiefes Eintauchen mit dem Bug. Es läuft prima.
Uns kommt jetzt eine coole Dünung entgegen. Lang gezogen. Klar definiert. In langen Abständen. Mindestens drei Meter hoch. So muss Dünung sein. Die merkt man gar nicht. Unbeeindruckt fährt das Schiff seinen Kurs.
Am Abend flattert ein junger Tölpel neben uns. Richtig segeln kann er noch nicht. Aufgeregt flattert er in Küken-Manier mit seinen Flügeln. Vergeblich sucht bei uns einen Landeplatz und landet dann erschöpft im Wasser. Zehn Minuten später ist er wieder da. Jetzt in Begleitung von zwei erwachsenen Tieren. Wieder landet der Kleine auf dem Wasser. Die Großen drehen ein paar Kreise um den Schwimmer.
Dann nimmt er seinen Mut zusammen und zielt genau aufs Achterschiff. Durch seine noch kleine Spannweite schafft er es ohne am Achterstag hängen zu bleiben auf dem seitlichen Solarpanel zu landen. Das ist nach unten geklappt, da die Batterie, die es füttert ja tot ist. Wackelig findet er halt auf der Kante. Er sieht zerzaust und mitgenommen aus. Und dann auch noch 150 Meilen vom nächsten Land entfernt. Er erscheint uns sehr geschwächt. Fünf Minuten putzt er sich und schon steckt sein Kopf zwischen die Flügel und er pennt ein.
Später im Dunkeln ist er dann verschwunden. Auf Wiedersehen, kleiner Tölpel. Hoffentlich wirst du nicht zu Fischfutter.
Gesegelte Meilen: 97 Rest Meilen: 576 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 927 Position: 23°14,1 S — 163° 2,1 E

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Fiji nach Australien – Tag 7

18.Okt.23, Pazifik, Tag 3427, 27.507 sm von HH
Windvorhersagen, die gut sind, treffen nicht ein. Aber der versprochene Winddreher um 180 Grad, der steht natürlich vor der Tür. Während der Nacht wird der achterliche Wind kontinuierlich schwächer. Um 1:00 Uhr ist dann Schluss – die Segel stehen nicht mehr. Wir werfen für 6 Stunden die Maschine an. Als der Wind morgens wieder kommt, bläst er uns genau ins Gesicht. Von jetzt auf gleich mit fünf Windstärken (unser Windmesser ist ja immer noch kaputt – aber der Handmessapparat zeigt durchschnitt 17 Knoten an). Wir setzten die Fock und das Groß im Reff und segeln hoch am Wind. Unseren Zielkurs können wir leider nicht anlegen. Wir liegen 15 Grad neben dem Kurs. Mehr Höhe liegt nicht drin.
Die Wetterschmiede Australien schickt ein Hoch nach dem anderen Richtung Osten. Diese Hochs bestimmen über unglaubliche Flächen das Wetter im Westpazifik. Und wir befinden uns an der vorderen Kante so eines Hochs, das uns entgegen kommt. Leider, leider ist die Zuggeschwindigkeit niedrig, so dass die Vorhersage für uns Gegenwind von ungefähr 36 Stunden sieht. Mit-den-Augen-roll. Was aber sicher ist, dass er stetig weiter auf Süd und Süd-Ost drehen wird. Solche Hochs sind da berechenbar. Nur die Stärke ist noch unklar. An der Küste von Australien pfeift es heute ganz ordentlich.
So bolzen wir also ziemlich hart weiter westwärts. Aber! Aber bei absolutem Kaiserwetter. Mit dem Winddreher sind alle Wolken verschwunden. Stahlblauer Himmel von Horizont zu Horizont. Ohne Passat fehlen auch tatsächlich spontan die ollen Passatwolken. Tadellos. So einen Himmel haben wir lange nicht gesehen.
Gesegelte Meilen: 109 Rest Meilen: ungefähr 657 Bereits gesegelte Meilen: 830 Position: 23°21,7 S — 166°34,6 E

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13

17.Okt.23, Pazifik, Tag 3426, 27.389 sm von HH

Fiji nach Australien – Tag 6
Tag sechs ist Tag der Windstärke vier. Am frühen Vormittag sogar nur noch eine drei. Seit wir den Unterwassersockel wieder verlassen haben, passen die Wellen zum Glück auch wieder zur Windstärke und sind bei moderaten zwei Metern angekommen. Die Holperstrecke liegt hinter uns und Achim konnte erfolgreich den Funk auf die andere Batterie ändern. Guter Mann!
Hinter Neu Kaledonien müssen wir Kurs „West“ segeln – 265 Grad. Der Wind hat inzwischen von Süd-Ost auf 90 Grad gedreht. Er kommt somit genau von hinten. Mit dem Winddreher ist leider die Sonne wieder verschwunden. Es nieselt seit Stunden.
Platt von hinten wollen wir den Wind nicht nehmen – zu viel Rollerei. Wir bleiben bei Genua und gerefftem Groß. Wir kreuzen mit maximaler Höhe vor dem Wind. Seit Neuseeland haben wir einen zweiten Spibaum (von der Seven Seas – liebe Grüße – der Baum ist super für uns) zum Ausbaumen der Vorsegel. Bei einer Halse bleibt der ungenutzte Baum einfach stehen. Sehr praktisch. Wir sehen aus wie ein Krabbenkutter auf der Elbe. Es fehlen nur die Netze. Ein Tölpel fand uns am Abend auch sympathisch und ist auf einem der Bäume einen Augenblick mit uns gesegelt. So richtig Halt, um die Nacht mit uns zu fahren, hat er leider nicht gefunden.
Abgesehen vom Regen sind wir zufrieden wie es läuft. Ab Neu Kaledonien ist windtechnisch alles möglich. Der Wetterbericht verspricht in der nächsten Nacht noch einen Winddreher um 180 Grad.

Gesegelte Meilen: 109 Rest Meilen: ungefähr 779 Bereits gesegelte Meilen: 721 Position: 23°21,7 S — 166°34,6 E

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Fiji nach Australien – Tag 5

16.Okt.23, Pazifik, Tag 3425, 27.289 sm von HH
Eine angenehme Nacht liegt hinter uns. Gutes Tempo und genau auf Sollkurs. Wir haben leichte fünf Windstärken. Die Dünung ist noch gut zwei Meter hoch und kommt schräg von hinten. Die ausgebaumte Genua zieht. Das Großsegel im dritten Reff stützt. Kein Segel fällt ein, nur selten wird Atanga auf die Luvseite geworfen.
So, genau so, hatten wir es eigentlich von Anfang an erwartet. So war das gebucht. Happy Sailing. Meine Frühschicht beginnt um 6:00 Uhr, grade rechtzeitig zum Sonnenaufgang. Das Meer liegt glitzernd und tiefblau um uns herum. Schön. Allerdings ist es verdammt frisch am frühen Morgen. Die Wassertemperatur ist bereits von 26,5 Grad auf 22,3 Grad gesunken. Dabei sind wir erst 550 Kilometer südlicher. Das ist mal ein Temperatursturz.
Inzwischen haben wir fast die Südspitze von Neu Kaledonien erreicht. Achim steht um 8:00 Uhr auf und beim späten Frühstück um 9:00 Uhr geht es los: „Sag mal, werden die Wellen immer höher? Und die Frequenz! Da liegen ja grade noch fünf Sekunden dazwischen.“ Das Wellenbild ist konfus. Passt nicht zur Windstärke,die inzwischen auf vier Windstärken runter gegangen ist. Wir werden hin und her geworfen. Schüttelbecher auf Wackelpudding.
Wir sind zunächst verblüfft und ratlos. Aber dann kommt die Erleuchtung. Vor Neu Kaledonien liegt ein langgezogener Sockel mit einigen Unterwasserbergen (und einigen Riffen, die einen Umweg von 80 Meilen von uns verlangen). Der Meeresspiegel steigt vor hier von 3000 Meter (stellenweise steht sogar 6000 Meter auf der Karte) auf 260 Meter an. Dieser Sockel macht keine Freude. ;-) Mal sehen, wie lange uns das erhalten bleibt.
Und dann noch: Houston wir haben ein Problem. Der spontane Tod einer Batterie ist zu vermelden. Wir haben drei Batteriebänke. Eine dient nur als Starterbatterie für den Motor. Zwei Bänke sind Verbraucherbatterien. Die Kleinere zeigte schon länger Alters-Erscheinungen an. „Die ist noch gut für 80%, gibt eine neue in Australien“, vermeldete der Skipper vor ein paar Wochen. Die ist nun von jetzt auf sofort Geschichte. Das Unglück will es, dass unsere Funkanlage ausgerechnet an dieser Batterie hängt. Und dass die Australische Küstenwache Funkkontakt möchte, wenn man in ihre Hoheitsgewässer einläuft. Achim kann den Funk auf die andere Bank legen (mit etwas Aufwand), allerdings möchte er warten bis er nicht mehr im Schleudergang durch das Boot geworfen wir. Na, hoffentlich gibt es die nächsten 900 Meilen noch diese Gelegenheit.
Gesegelte Meilen: 125 Rest Meilen: ungefähr 888 Position: 22°51,6 S — 168°7,5 E


1

Fiji nach Australien – Tag 4

15.Okt.23, Pazifik, Tag 3424, 27.164 sm von HH
Ich würde gerne etwas Schönes schreiben über diesen Törn. Also gut – heute Morgen war der Himmel rosa dank eines schönen Sonnenaufgangs. Jetzt ist es wieder grau. Mehrere kleine Schauer haben wir hinter uns. Der Wind macht mit uns, was er will.
Mal können wir unseren Zielkurs segeln – 242 Grad. Der führt uns zwischen zwei Inseln durch, die an der Südspitze von Neu Kaledonien liegen. Dann wieder können wir nur einen Kurs von 230 Grad segeln. Mal machen wir gute Fahrt von sechs Knoten, mal geht die Geschwindigkeit runter auf drei. Dann fängt das Großsegel an zu schlagen. Durch die nach wie vor hohe Dünung flappt es mit lautem Knall auf die falsche Seite. Das ist nicht erträglich. Wir holen es dicht, wir setzten einen Bullenstander und nehmen den wieder weg. Wir geben alles, was uns einfällt und fragen uns wiederholt, was machen andere Crews in diesem Fall? Wie geht Ihr damit um? Her mit guten Ratschlägen bitte!
Im Augenblick steht es im dritten Reff und alles ist ruhig. Dank konstanter vier Windstärken.
Schön ist, wir kommen voran. Gesegelte Meilen: 118 Rest Meilen: ungefähr 1013 Position: 21°51,6 S — 170°13,9 E

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13

Fiji nach Australien – Tag 3

14.Okt.23, Pazifik, Tag 3423, 27.046 sm von HH
Wind und Welle sind zurück gegangen. Atanga bewegt sich etwas weniger aufgeregt und nach drei Nächten hat sich dann auch die Gewöhnung eingestellt. Wir sind wieder fähig normal zu leben. Die vorgekochte Hühnersuppe war alle, also gab es gestern Abend einen furchtbaren Rindfleischeintopf (Dosenfutter noch aus Neuseeland). Ein fade zusammengekochtes Stew. Schade. Auf der Banderole sah es ganz lecker aus.
Aber ab heute ist wieder alles möglich. Papaya-Salat, Rührei, frisch gebackenes Brot. Das Wetter ist seit wir das Atoll verlassen haben grau. Grauer Himmel, graues Wasser. Glühende Sonnenuntergänge werden schmerzlich vermisst. Hätte der liebe Gott gewollt, dass Frauen zur See fahren, hätte er das Meer rosa gefärbt. Ich wünsche mir mehr Farbe.
Gesegelte Meilen: 117 Rest Meilen: ungefähr 1131
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15

Fiji nach Australien – Tag 1+2

Freitag, 13.Okt.23, Pazifik, Tag 3422, 26.929 sm von HH
Wir sind schnell. Das ist die gute Nachricht. Tag eins fing ruppig an mit über drei Meter Welle. Während der Nacht war es ruhiger, um dann am zweiten Tag richtig aufzudrehen. Windstärke fünf bis sechs (statt vier – okay, kennen wir ja schon von Fiji). Wind und Welle kommen genau von der Seite. Wir haben das Großsegel im zweiten Reff und die Genua nur ein Stückchen ausgerollt, um nicht ganz so viel Schräglage zu haben. Viel hilft das nicht. Die höchsten Drücker (nach Bord interner Schätzung haben die vier Meter) legen uns hart auf die Seite und knallen lautstark an die Bordwand. Es ist ultra unbequem an Bord. Seebeine sind noch nicht gewachsen. Übelkeit beim Tippen in die Tastatur macht sich bemerkbar.
Die gute Nachricht, wir sind schnell.
Gesegelte Meilen in zwei Tagen: 252 Rest Meilen: ungefähr 1248
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