Veränderte Bedingungen
Dienstag, 04.11.25; Neukaledonien/Nouméa; Tag 4.175
Wir müssen zehn Tage warten, dann bekommen wir unseren festen Liegeplatz für die nächsten Monate zugeteilt. Dass wir überhaupt einen bekommen, verdanken wir unserem kurzen Schiff. Als wir Atanga vor 16 Jahren gekauft haben, waren 42 Feet Länge noch viel. In Dänemark mussten wir bei 4 Meter Breite häufig die Dalben auseinander drücken, um dazwischen zu passen.
Das hat sich geändert. Atanga bewegt sich inzwischen im unteren Längen-Viertel. Was für ein Glücksfall bei der Vergabe der Liegeplätze. Unter den zehn Katamaranen, die auf der Warteliste stehen, werden Liegeplätze verlost.
Wie die Sicherheits-Maßnahmen in der Marina ablaufen, falls sich ein Zyklon nähert, erfahren wir in zwei Wochen. Dann finden die jährlichen Wartungsarbeiten an Sicherungs-Moorings statt.
Dieser Platz gehört nun uns. Für die nächsten sechs Monate. Wir können in die Lagune segeln, wenn wir wollen. Ohne Abmeldung dürfen wir kommen und gehen. Der Nachteil, wir müssen den Liegeplatz auch bezahlen, wenn wir uns nicht in der Marina aufhalten. Mit einem großzügigen Monatsrabatt kommen wir ganz gut dabei weg (30 Euro für einen einzelnen Tag – 17 Euro im Monats-Abo).
Die Mehrkosten, die entstehen, stellen wir einfach Immigration Neuseeland in Rechnung. ![]()
Reihenschiff-Siedlung. Viele Schiffe sind bewohnt, allerdings keine Ausländer wie wir.
Auf diesem Platz haben wir schon  vor ein paar Wochen gelegen. Kennen die Nachbarn.
Das ist nun unser Liegeplatz für das nächste halbe Jahr – Phillipp neben uns wohnt nicht auf dem Schiff – ist aber am Wochenende immer für ein Schwätzchen zu haben.
Unsere Entscheidung, Neuseeland doof zu finden (die falsche Behauptung über Achims Visum wurde noch nicht zurückgenommen. Auch dem Storno unseres Visums fehlt die Bestätigung – man ahnt förmlich, dass wir mit Employee 50.496 noch nicht fertig sind), bringt veränderte Bedingungen mit sich.
Das Beste ist, wir brauchen nicht nach Neuseeland segeln. 
 Tausend Meilen direkte Strecke, dabei 300 Meilen nach Ost gutzumachen, wäre vielleicht nicht so schön geworden. Das ist Geschichte, Schwamm drüber.
Der meistgesprochene Satz die letzten Wochen lautete: „Das besorgen wir dann in Neuseeland.“ Der Euro-Dollar-Kurs stünde gut für uns. Über zehn Prozent Verfall, seitdem wir dort gewesen sind. Ein paar Schönheitsreparaturen standen auf der Liste. Eine neue Membran für den Wassermacher. Ein neuer Laptop für Achim, vielleicht neue Handys für uns beide. Neuseeland ist mit dem schlechten Dollarkurs ein Einkaufsparadies.
Das sieht vor Ort anders aus. Nicht nur, dass es nicht alles gibt. Das, was vorhanden ist, kostet zwanzig bis vierzig Prozent Aufschlag. Und wer will schon eine Tastatur mit ‚Azerty‘?
Man kann sich auch einfach etwas schicken lassen. Alle Lieferungen über SVB, Temu oder Alibaba müssen über einen Zollagenten abgewickelt werden. Elf Prozent Einfuhrumsatzsteuer plus Zoll von bis zu 20 Prozent machen jedes Schnäppchen kaputt. Unser neukaledonisch-französischer Nachbar hat sich einen Speedy-Stitcher – eine Art Handnähmaschine für Segelreparaturen – von einem Kumpel aus Australien mitbringen lassen. Ein Artikel, der fünfzig Euro kostet.
„Anders geht es nicht“, sein trockener Kommentar.
Unsere australischen Vorräte der Besonderheiten wie Nüsse, Sonnenblumenkerne und Roggenmehl sind aufgebraucht. Es gibt einen Bio-Laden im Zentrum. Roggenmehl ja, Sonnenblumenkerne nein. In Laufweite haben wir drei Supermärkte. Keiner hat Rosinen. Wir erweitern unsere Runde auf die Außenbezirke. Neun Kilometer später hat der Einkaufs-Marathon Erfolg. Die Sonnenblumenkerne sind wieder aufgefüllt.
Die Fahrräder auszupacken, dazu konnten wir uns noch nicht durchringen. Die Marina ist umzingelt von steilen Bergen. Dort müssten wir in jedem Fall schieben.
Einer der besseren Supermärkte auf unserem Rundgang.

Der Supermarkt bei uns um die Ecke. Der ist brauchbar, aber schwankend im Angebot. Immer mal wieder gibt es etwas überhaupt nicht zu kaufen.
Auf unserem Weg durch die Stadt finden wir diesen Pizza-Automaten. In drei Minuten fertig – pfui.
Hinter der Wasserfront wird es steil – überall stehen solche Berge rum – kein Fahrradparadies.
Aber wir haben die Lagune vor der Tür. Die Wassertemperatur steigt kontinuierlich an. Herrliche Badefreuden erwarten uns. In ein paar Tagen geht es raus. Wer braucht da schon Rosinen?
                                    


















































































