Kategorie: Atanga

Tag 14 ==> NZ – Wetter-Routing

So.,30.Okt.2021, Pazifik, Tag 2708, 23.930 sm von HH
Gestern schrieb ich noch, dass uns der Wind erhalten bleiben soll. Pustekuchen. Fünfzehn Stunden Flaute liegen hinter uns. Die Maschine musste ran. Wir sind jetzt so nah (relativ) an Neuseeland, dass wir den Diesel spendieren. Zum Frühstück kommt dann der Wind zurück. Erst gemächlich, aber inzwischen segeln wir wieder mit 4,5 Knoten weiter dem Ziel entgegen.
Wir bekommen täglich von Met-Bob ein Wetter-Update. Aber wir sind ein wenig enttäuscht. Irgendwie hatten wir uns das Routing anders vorgestellt. Er schreibt uns erneut, dass ein Tief in 300 Meilen auf uns wartet. „Ihr könnt südlich dran vorbei (das geht schneller). Oder ihr segelt westlich (das dauert länger). Was sagt ihr dazu?“
Mehr nicht?!? Er gibt (wieder) nicht zu erkennen, welche Route er bevorzugen würden. [Okay, leg dich nicht fest, dann kann dir auch keiner an den Karren fahren … ] Auch schreibt er nicht dabei, was er denkt, was die eine oder andere Entscheidung für Konsequenzen haben könnte. Wir hatten da mehr Anregung und Inspiration für eine Entscheidungsfindung erhofft. Was wir bekommen, ist eine Bestätigung des Windes, den wir selber auf unseren Grib-Files sehen können. Mal sehen, wie es mit dem Routing weiter geht.
Inzwischen ist es frisch geworden. Die Wassertemperatur beträgt nur noch 21 Grad. Fleece-Hose während der Nachtwache plus Socken, anders geht es nicht mehr. Vorsorglich kramt Achim schon mal unsere Segelstiefel hervor. Sorgfältig verpackt, sogar Vakuum gezogen, liegen sie schon länger ungenutzt im Schrank. Wir beide haben Leder-Segel-Stiefel. Nach einigen Fehlversuchen mit Gummistiefeln, sollten es die sündhaft teuren Teile von Dubarry-Prämium-Luxus-Marke sein. State of the art bei Segelstiefeln sozusagen. Wir beide hassen Partnerlook, aber als wir auf der Suche nach Stiefeln waren, wollte keiner zu Gunsten des anderen zurück treten. Wir waren beide sooo heiß auf die coolen Teile. Folglich haben wir beide jetzt den gleichen krümeligen Schrott in unseren Tüten. Dubarry-Prämium-Luxus-Schrott. Die Stiefel-Schäfte sehen gut aus -tiptop – die Sohlen auch, aber die Zwischenschicht zwischen Schaft und Sohle hat sich pulverisiert. Der Puffer-Schaumstoff/Kunststoff existiert praktisch nicht mehr. Die Sohle ist somit vom Stiefel abgelöst.. :cry:
Essen: Reste-Essen am Mittag und abends gibt es Bauernfrühstück. Wir hatten schon angefangen, doppelt Käse aufs Brot zu legen und extra viele Körner ins Brot einzubacken, weil wir vor zwei Tagen dachten, dass unsere Reise schneller fertig sein würde als erwartet. Was wir nicht essen, ist bei der Ankunft in Neuseeland zu melden und wird leider vernichtet. Diese Luxus-Maßnahmen wurden zurück gefahren. Normale Ration Wurst und Fleisch. :mrgreen:
Tagesmeilen – 115 – Restmeilen direkter Kurs: 702

Tag 13 ==> NZ – Der verlorene Tag

Sa.,29.Okt.2021, Pazifik, Tag 2707, 23.815 sm von HH
Wir segeln nachts über die Datumsgrenze. Somit überspringen wir in unserem Leben Freitag, den 28. Oktober 2021. Ausgelöscht, nicht vorhanden, gestrichen. Den Verlust von ganzen Tagen kennt man sonst eigentlich nur von wüsten Saufgelagen. :mrgreen: So eine Löschung ganzer Tage ist genau das Richtige für Geburtstagsmuffel oder Hochzeitstags-Geschenke-Vergesser. Richtig abgepasst, entledigt man sich hier seiner kleinen Probleme.
Gleich den ersten Weltumseglern der Weltgeschichte – Magellan und seinen Mannen – war 1822 aufgefallen, als sie von ihrer Umrundung der Erde zurück kehrten, hier stimmt etwas nicht. Sorgsam wurde täglich auf der ‚Victoria‘ Logbuch geführt. Aber das Schiffdatum hinkte um einen Tag dem Datum auf den Kap Verden hinterher. Die Erkenntnis, dass die Welt eine Datumsgrenze benötigt, war bestätigt. Erste Gelehrte hatten bereits im 14. Jahrhundert diesen Verdacht.
Die Datumsgrenze könnte auf jedem beliebigen Längengrad verlaufen. Aber man entschied sich für den 180ten Längengrad, da dieser mitten im Pazifik liegt und keine wesentliche Landmasse zerschneidet. Im Laufe der letzten 150 Jahre bekam diese gerade Linie allerdings einige Zacken. Inselstaaten, die zufällig durch die Datumsgrenze geteilt wurden, passten ihre Grenze an. Auch politische Motive führten zu Verschiebungen. Samoa hatte seine Datumsgrenze schon mal an Amerika angepasst, läuft aktuell aber unter dem Datum Neuseelands. Kiribati, ein Inselstaat, dessen Eilande sich auf 5000 Kilometer in Ost-West-Richtung erstrecken, war jahrelang zweigeteilt. Ohne Probleme kamen die verstreuten lebenden Menschen damit klar. Aber 1995 entschied sich Kiribati plötzlich für das westliche Datum. Die Pazifikstaaten-Nachbarn hatten Kiribati unter Verdacht, dass sie die Entscheidung nur trafen, damit sie als erste den Jahreswechsel 2000 feiern konnten. Eine entsprechende Werbetrommel für Silvester-Tourismus zum Millennium verhärtete diese Vermutung. Neuseeland hat seine Datumsgrenze auf 172 Grad West, weil ein paar Inseln östlich von Neuseeland mit ins Mutterland-Datum einbezogen werden sollen.
Bei unseren Gesprächen über den verlorenen Tag fällt uns auf, dass Met-Bob (als Neuseeländer) mit dem 4.November einen andern 4.November gemeint haben könnte als wir. Sehr wahrscheinlich sogar. Das hätte von Anfang an fürs Rennen nach Opus bedeutet, dass es nicht zu schaffen gewesen wäre. Umso besser, dass die Karten bereits wieder neu gemischt sind. Seit letzter Nacht nimmt der Wind kontinuierlich ab. Heute Vormittag war Ende. Anderthalb Stunden lief der Motor, jetzt haben wir wieder knapp vier Windstärken. Das soll die nächsten 24 Stunden so bleiben.
Gemächlich geht es mit 4,5 Knoten voran. Aus fünf Tagen Ankunft sind aktuell neun Tage geworden. Es ist tatsächlich so, dass der viele Wind allen etwas mehr abverlangt. Atangas Genua hat einen Riss und ist ab sofort nicht mehr zu nutzen. Die Fock muss es jetzt bis zum Ende schaffen. Und auch uns stecken die ruppigen Tage in den Knochen. Wir genießen gerade die Ruhe und das aufrecht segelnde Schiff. Ohne Festhalten vorwärts kommen. Eine Wohltat. Andererseits macht das schnelle Segeln auch Spaß. Die Meilen zählen nur so runter. Auch schön. Die Vorhersage für unsere weitere Strecke ist konfus. Eine Front soll uns in dreihundert Meilen erreichen. Was daraus wird, ist noch nicht abzusehen. Wir halten weiter Kurs auf Neuseeland …
Essen: Wraps mit den Resten vom Rindfleisch, abends gibt es Hühnersuppe (fertig eingekocht – das Rindfleisch z.B. koche ich immer „nackt“ ein – nur abgebraten, gesalzen und gepfeffert und erst unterwegs mit frischem oder Dosengemüse zu einem „Eintopf“ weiter verarbeitet) mit Mais, Ingwer und Sojasauce auf ‚asiatisch getrimmt.
Tagesmeilen – 108 – Restmeilen direkter Kurs: 809


5

Tag 12 ==> NZ – Die rasende Kaffee-Seglerin

Do.,28.Okt.2021, Pazifik, Tag 2706, 23.707 sm von HH
Als ich nach dem Mittagessen unseren Bericht für den Blog tippe, spüre ich, wie wir Fahrt aufnehmen. Atanga legt sich auf die Seite, luvt mächtig an. Ein schneller Blick nach draußen zeigt einen Squall, der genau vor uns durchzieht. Glück gehabt, der Regen trifft uns nicht mehr, wir bekommen nur etwas Wind aus dem hinteren Wolkenkragen. Wir segeln ungerefft (das Rennen hat schließlich begonnen!) – der Grundwind beträgt schon den ganzen Vormittag nur noch fünf Windstärken, um die 15 Knoten. Ich falle etwas ab. Nehme Druck aus den Segeln. „In zehn Minuten ist das vorbei“, so denke ich. Der Squall zieht vorbei. Der Wind bleibt. Ich bleibe am Ruder. 20 bis 23 Knoten unter Vollzeug. Nicht schlecht. Es fühlt sich wie echtes Segeln an – nicht wie dieses gemütliche Kaffee-Segeln, was wir üblicherweise bevorzugen. Achim schläft den Schlaf der gerechten Skipper. Der Wind nimmt weiter zu. Dauerhaft jetzt 25 Knoten. Wir rasen. Wahnsinn. Das macht wohl auch mal Spaß. Und ich bin die alleinige Herrin über dieses Geschoß. Ich sehe 8 Knoten Speed auf dem Tacho. Und mehr. Ohne Wellen-Surf. Die 8 steht wie festgenagelt. Die Anzeige geht gar nicht mehr runter.
Aber nach einer halben Stunde wird es mir mit zunehmender Welle doch mulmig. Und warum merkt Achim nix davon? Ich klopfe an das Luck von der Achterkoje. Niemand rührt sich. Das muss er doch merken? Wenn die Wellen uns hart auf die Backe drücken, sind die Seitenfenster unter Wasser. In Böen jetzt 30 Knoten. Ungerefft. Es fühlt sich noch immer wie Segeln an, aber wir haben eindeutig zu viel Tuch oben. Ich rase noch eine Viertelstunde weiter. Dann wird mir richtig komisch. Ein Fahrfehler von mir könnte zu Erklärungsnot und dem Ausfüllen von Versicherungs-Formularen führen. Ich klopfe energischer. Rufen hat bei dem Lärm vom Wind und dem Gefauche der Gischt um uns herum keinen Sinn. Endlich taucht ein verschlafenes Gesicht im Niedergang auf. „Kann das sein, dass wir rasen? Irgendwas hat an meine Lucke geklopft.“
Wir reffen. Sofort ist Ruhe im Karton – und spontan fühlt es sich wie Kaffee-Segeln an, obwohl wir noch immer mit über sechs Knoten dabei sind.
Met-Bob hat in einer erneuten Nachricht die Warnung vom 4.November zurück gezogen. Der „strong wind“ hat sich in Luft aufgelöst. Wir haben jetzt auch die Wetterkarte bis zu diesem Datum abrufen können und sehen in der Vorhersage eher Flaute als Wind auf der Nordinsel. Hmmm. Wir geben trotzdem Gas. Dass dreiviertel der Nacht der Wind mit Stärke 6 erhalten bleibt, hilft bei unserem guten Etmal von 145 Meilen, neben meiner Raserei.
Essen: Gesammelte Reste und Obst übe den Tag, abends gibt es Rindfleisch-Topf mit Paprika und Makkaroni.
Tagesmeilen – 145 :-) :-) :-) – Restmeilen: 908


10

Tag 11 ==> NZ – Kurs Neuseeland liegt an!

Mi.,27.Okt.2021, Pazifik, Tag 2705, 23.562 sm von HH
Am Abend erreicht uns die erste Nachricht von Met-Bob mit einer Auswahl-Option: „Entweder ihr geht auf direktem Weg nach Neuseeland – dann solltet ihr aber am 4.November dort ankommen. Eine Front mit „strong winds“ wird auf der Nordinsel erwartet. Und nach drei Tagen trefft ihr auf ein Feld mit 20 bis 25 Knoten (hier grinsen wir innerlich – das hatten wir ja gerade die letzten vier Tage).
Oder ihr geht Richtung Minerva – hier müsstet ihr aber ein paar Tage totschlagen, bevor sich ein Wetterfenster Richtung Süden auftut.“
Wir gucken uns in die Augen und brauchen fünf Minuten, dann liegt Kurs Neuseeland an. Die Entscheidung fällt deswegen so schnell weil Met-Achim seit drei Tagen von dieser Option spricht, nachdem die Miri uns von ihrer Idee des direkten Weges erzählte. Ob wir allerdings den 4. November schaffen, steht auf Messers Schneide. Rechnerisch liegt es drin. Ladies and Gentlemen – das Rennen hat begonnen!
Wir haben den Wind jetzt genau auf die Seite. Da die Wellen deutlich abgenommen haben, stellen diese kein Problem dar. Sie lassen uns in Ruhe, nur noch alle halbe Stunde klopft mal eine an. Im Morgengrauen geht der Wind weiter auf 15 Knoten zurück. Wir reffen das Groß aus – das bringt einen halben Knoten Speed. Atanga liegt stabil auf der Seite. Je nach Wind zwischen 10 und 20 Grad Neigung. Unbequem, aber machbar. Und das Gegeige ist auch verschwunden.
Was genau erwartet wird, wenn wir nach dem 4.November in Opua ankommen, lässt Bob im Unklaren Unsere Wetterdaten reichen grade eben nicht über den 4. November hinaus. Ein Plan B muss her! Nehmen wir an, wir schaffen es nicht rechtzeitig und nehmen wir weiter an, dass das, was uns erwartet was richtig Ekliges ist, so können wir jederzeit den Kurs wieder Richtung Westen ändern. Die Strecke ist noch so lang, da liegt die nächsten Tage alles drin. Uns erreicht am Morgen eine Nachricht von Bob – mit genau diesem Vorschlag. Einmal mit Profis arbeiten. ;-)
Übrigens haben wir heute unsere halbe Weltumsegelung hinter uns. Zumindest, was die Längengrade anbetrifft. Hamburg liegt auf 9 Grad Ost und wir sind heute über 171 Grad West gesegelt. Somit haben wir 180 Grad geschafft. Wenn das kein gutes Zeichen ist?

Essen: Beim Obst sind wir längst bei den Langläufern wie Äpfel und Pampelmusen angekommen. Die Tomaten halten gut, da haben wir noch ein paar Tage Freude dran. Achim hat frisches Kürbiskern-Mischbrot gebacken. Abends gibt es Chili con Carne.
Tagesmeilen – 128 (kein Fehler – gleiche Meilen wie gestern ) – Restmeilen: 1.041 – das macht mal eben eine Abkürzung von mindestens 300 Meilen. :-) Für die Meilen haben wir acht Tage zur Verfügung – das bedeutet, dass wir einen Schnitt von 130 Meilen am Tag schaffen „müssen“.


21

Tag 10 ==> NZ – Welchen Kurs sollen wir nehmen?

Di.,26.Okt.2021, Pazifik, Tag 2704, 23.434 sm von HH
Es ist ruhiger geworden die letzten 20 Stunden. Der Wind kommt über 25 Knoten nicht mehr hinaus, häufig bleibt er bei 20 Knoten stehen. Die Welle ist entsprechend auch zurück gegangen. Vielleicht sind es noch 2,5 Meter, obwohl hin und wieder noch eine große Welle neugierig in unser Cockpit gucken kann. Wenn die Geschwindigkeit auf fünf Knoten zurück geht, denken wir, dass wir stehen bleiben. Das Leben ist weiterhin recht mühsam, aber machbar. Der Wind kommt beständig aus Süd-Osten. Mal können wir Kurs halten, mal liegen wir etwas neben der Kurslinie. Auf den knapp 1200 Meilen, die wir bislang zurück gelegt haben, haben wir 50 Meilen durch Abweichung von der Fahrbahn verloren. Wir sind damit sehr zufrieden, bedenkt man die wechselhaften Bedingungen.
Der Plotter sagt, dass wir in drei bis vier Tagen am Minerva Riff ankommen werden. Diesen Punkt (23° 39,0 S – 178° 54,0 W) zu erreichen, ist allerdings keine Pflicht. Wir haben ihn nur als einen möglichen Wegpunkt gewählt, weil vor Corona viele Segler hier einen Stopp eingelegt haben, bevor sie nach Neuseeland abgebogen sind. Dieser Stopp ist uns leider verwehrt. Jetzt wo wir uns Minerva annähern, steht ein weiterer Wegpunkt zur Diskussion, den wir mit unserem Wind problemlos anlegen könnten. Dieser liegt deutlich weiter – 500 Meilen – im Westen (28° 01,2 S – 172° 02,8 O), und deutlich weiter – 300 Meilen – südlich. Er wird in manchen Segelführer als ‚der‘ Punkt genannt, um nach Neuseeland abzuknicken. Unsere Segel-Begleitung für zwei Tage, die Jungs der Miri VI, haben uns über Funk bestätigt, dass dies nach einem guten Plan klänge. Wir sind uns gar nicht sicher, sondern kratzen uns am Kopf.
Der konstante Wind, den wir seit Tagen haben, verdanken wir einem riesigen Hochdruck-Gebiet, was sich nord-östlich von Neuseeland festgesetzt hat und kaum ostwärts zieht. Die Miri Crew hat davon geträumt direkt auf dem Rücken dieses Hochs in Opus einrauschen zu können. Bei diesem Kurs ist Achim aber auf einen schönen Satz gestoßen. „Wenn du direkt nach NZ segelst, dann solltest du sicher sein, dass du mit deinem Hoch auch ankommst. Sonst lass es lieber bleiben.“
Wir wissen also nichts und haben daher heute Met-Bob (Metereologie-Bob) angeschrieben. Er kennt jetzt unseren aktuellen Standort, Kurs und ungefähre Geschwindigkeit. Wir sind gespannt, was er zu sagen hat. Bob sitzt in Neuseeland und übernimmt seit vielen Jahren das Wetter-Routing für Segler. Seine Leistung rechnet er minutenweise ab. Er kostet 6 Euro für 10 Minuten. Bezahlt wird sein Dienst, wenn man in Neuseeland angekommen ist. Das klingt vertrauenserweckend: kommt ein Schiff aufgrund seines Routings nicht an, gibt es keine Knete … :mrgreen:

Essen: Die Reste vom geräucherten Huhn werden zu Geflügelsalat mit Spargel und Birnen aus der Dose (mangels Mandarinen), dazu Schwarzbrot aus der Packung. Abends gibt es den dann noch immer verbliebenen Rest vom Rest vom Huhn als Hühnerfrikassee mit Spargel und Erbsen, plus Reis.
Tagesmeilen – 128 (Hilfe, wir stehen fast ;-) ) – Restmeilen: bis Minerva noch 533 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 1333 Rest. Oder mehr oder weniger – siehe oben – das wissen die Götter.


14

Tag 9 ==> NZ – Weiterhin windig

Mo.,25. Okt.2021, Pazifik, Tag 2703, 23.306 sm von HH
Mit unserem Wahnsinns-Tempo rasen wir durch die stockdunkle Nacht. Der Mond zeigt sich inzwischen leider erst gegen Mitternacht. Unheimlich, wie das fahle Mondlicht die grauen Wasserberge hinter uns in Szene setzt. Hell leuchten die weissen Schaumkronen auf, die sich durch ein giftiges Fauchen bemerkbar machen. Mir ist es unter Deck wohler. Gemuetlich auf dem Sofa mit einem Buch. Der Wind blaest konstant ohne viel Staerkenwechsel. Ich habe wenig zu tun. Erst ab zwei Uhr wird es etwas ruhiger. Der Windmesser faellt auf 17 bis 19 Knoten. Gut fuer Achim, der die Nachtwache nach mir hat – er kann seine 20 Minuten Power-Nickerchen halten.
Der Morgen zeigt sich grau. Tief haengen schwere Wolken am Himmel. Sie bringen zum Glueck nur etwas Nieselregen. Um 9.00 frischt es erneut auf. Dauerhaft sechs Windstaerken. In Boeen geht es bis 35 Knoten hoch. Wir luven an (das machen alle Schiffe so, wenn der Wind zunimmt). Wir luven für unseren Geschmack zu viel an. Von uns beiden ist keiner erpicht, so einen Wind von der Seite oder gar vorlich zu kriegen. Und die Wellen (wir haben uns inzwischen gemeinschaftlich auf vier Meter geeinigt) sollen bitte auch achterlich bleiben. Dann machen diese Wasserberge durchaus Spass. Sanft wird Atanga angehoben, die Welle laeuft unter uns durch, kaum erhoehter Speed, und sanft werden wir im Wellental wieder abgesetzt. Bis die naechste Welle uns anhebt.
Diese „following seas“, wie sie in guten Wuenschen fuer eine sichere Reise genannt werden, verwandeln sich in garstige Biester, wenn sie von der Seite kommen. Nicht nur, dass einige an die Bordwand klopfen und Wasserschwaelle auf den Wachgaenger spritzen. Sie druecken uns so stark zur Seite, dass Achim meint, es sei Zeit, sich auch hinter der Sprayhood hockend, anzugurten. :shock: Der Wind kommt nun wieder in Schueben. Mal ein Feld von dreissig Minuten mit viel Wind, dann fast ein laues Lueftchen von 15 Knoten. Wir sind dann gut beschaeftigt, unsere Herta nachzuregeln.
Wir segeln uebrigens mit dem Gross und Vorsegel im zweiten Reff. Wenn wir zu schnell werden und haeufig in Spitzen und im Surf neun Knoten aufblitzen, dann reffen wir auf Wunsch einer einzelnen Dame das Vorsegel etwas ein. Wird der Wind schwaecher, lassen wir eine oder zwei Umdrehungen wieder raus. Nachteil: um so kleiner das Vorsegel, desto luvgieriger werden wir. Mir sind die neun (und mehrfach sogar 10) Knoten aber einfach zu gruselig, um sie dauerhaft ertragen zu koennen. Mir fällt dann immer ein, dass unsere Rumpfgeschwindigkeit nur 8,7 Knoten beträgt. Wenn ich schlafe, kann der Skipper es halten wie er will. :mrgrren:
Essen: Tortellini vom Vortag – in der Pfanne aufgebraten. Abends bleibt die Kueche kalt. Es ist so ruppig, dass ich auf kochendes Wasser auf dem schwingenden Herd keine Meinung habe. Ich schneide einen Krautsalat und dazu gibt es kaltes Huhn (aus dem Carrefour – Vakuum gezogen – fertig gegrillt und dann geraeuchert).
Tagesmeilen – 148 (Hammer!) – Restmeilen: bis Minerva noch 661 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 1461 Rest.


22

Tag 8 ==> NZ – Wetter, Wind und Wellen

So.,24. Okt.2021, Pazifik, Tag 2702, 23.158 sm von HH
Am frühen Abend hat der Skipper eine schlechte Nachricht. Der neuseeländische Funkfreund über den wir unsere Wetterdaten (über Kurzwelle) holen, kann zur Zeit keine Wetterdaten senden, die wir per eMail „gefunkt“ bekommen. Kein Wetter, kein Positions-Report, kein Blogbeitrag. Wir sind nun auf den Frosch im Glas angewiesen. Zum Glück haben wir für heute Abend noch den Katamaran Miri VI neben uns. Chris und Mark sind so nett und geben uns die aktuellen Vorhersagen durch. Sinn für Humor haben die zwei außerdem. Sie liefern auch noch das Wetter für Opua (unserem Zielhafen) für den 2. November. Ihr anvisierter Ankunftstag weicht dann doch deutlich von unserem ab. In der Nacht verliert sich dann tatsächlich ihr AIS Signal. Wir sind wieder alleine.
Am Morgen weckt Achim mich mit der frohen Kunde, unser Neuseeländer ist wieder „online“. Zum Frühstück bekomme ich das aktuelle Wetter vorgelesen: Alles bleibt wie es ist – nur der Wind nimmt zu. ;-)
Guten Morgen, liebe Sonne! Nach zwei grauen Tagen endlich wieder Sonnenschein. Die Nacht war etwas ruhiger, aber wir sind trotzdem flott unterwegs gewesen. Achim schreibt auch schon wieder < 2 Meter. Ich bleibe bei drei Meter Welle - ist im Dunkeln dann aber auch gar nicht mehr zu schätzen. Zum Frühstück kommen die Wellen achterlicher, insgesamt ist es ruhiger auf dem Kahn. Endlich eine Dusche nach zwei Tagen Faulheit. Und eine gute Gelegenheit etwas Ordnung unter Deck zu bringen ohne selber in der Ecke zu landen. Mittags frischt es dann tatsächlich auf. Dauerhaft sechs Windstärken, in Boen über 30 Knoten - Windstärke sieben. Wir fliegen. Mit dem Schwung, den wir die Wellen abwärts rutschen, blitzen Geschwindigkeiten von 9,5 und sogar 10,3 Knoten auf. Im "Surf" geigen wir die Wellenberge runter. Drehen uns seitwärts. Legen uns hart auf die Backe. Der Bug dreht durchs Wasser und dann richtet Atanga sich schwungvoll wieder auf. Es geht einen Augenblick normal geradeaus weiter - bis zum nächsten "Surf". Ich bin erneut bei vier Metern angekommen. :mrgreen: Es ist schon beachtlich viel Wasser, was da von hinten anrollt.
Unter Deck bewegen wir uns wie ein Affe im Zoo, der zielsicher seine bekannten Äste greift. Der Weg von der Achterkoje in den Salon: linke Hand an den Türrahmen, rechte Hand an die Ecke vom Schrank, linke Hand an den nächsten Türrahmen, rechts am Griff, der genau der richtigen Stelle sitzt, linke Hand an die Reling am Herd, rechte Hand an den Niedergang, links an den Griff zum Salon-Durchgang. Drehung – und rückwärts aufs Sofa schleudern lassen. Fehlerfrei geschafft anzukommen. Anziehen geht nur noch im Sitzen. Selbst eine Jacke. Apropos Jacke. Es wird jetzt schon kälter. Das hatten wir erst später erwartet. Die Wassertemperatur ist um zwei Grad gesunken. Im Salon steigt die Temperatur nicht mehr über 26 Grad. Achim schläft bereits unter einer Wolldecke und hat lange Hosen an. :lol:
Essen: Mittags wird der Rest der Tomatensuppe durch ein weiteres Glas Hackbällchen und Sahne aufgepeppt. Abends gibt es Spinat-Tortellini mit Parmesan-Sauce.
Tagesmeilen – 143 (!!!) – Restmeilen: bis Minerva noch 809 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 1609 Rest.


13

Tag 7 ==> NZ – Feuerprobe

Sa.,23. Okt.2021, Pazifik, Tag 2701, 23.015 sm von HH
Die Nacht ist nach dem ruppigen Tag total lau. Von 1:00 bis 4:30 Uhr kommen wir noch gerade so voran. Schleichen bei maximal 10 Knoten Wind durch die mondhelle Nacht. Der Wind kommt jetzt sehr oestlich. Damit haetten wir in sieben Tagen alle Windrichtungen durch. Im Morgengrauen geht dann die Post ab. Eine dunkle Regenfront rueckt naeher. Der Wind frischt auf 25 Knoten auf. Wir luven stark an (gehen mit dem Bug mehr in den Wind). Jemand muss die Windsteueranlage nachjustieren. Es erwischt Achim, weil ich gerade Brote schmiere. Mit Regenjacke und ohne Hose (Profi!) geht er ans Ruder. Es regnet junge Hunde. Was nach einem fuenf Minuten Job aussieht, zieht sich. Nach einer halben Stunde sitzt der Skipper noch immer draussen. Damit es mir nicht auf die Butterbrote regnet, ziehe ich das Schiebeluk zu und stecke beiden Schotten ein. Das hatten wir auch noch nicht so oft. Achim sitzt im Regen und ich versuche mich im Trocknen auf den Beinen zu halten. Der Wind dreht total durch. In Schueben geht er runter auf 12 Knoten und hoch auf 25 und zurueck auf 15 Knoten – im Wechsel von wenigen Minuten. Das schafft unsere Wind-Herta nicht. In den Boen luvt Atanga einfach zu stark an, das Vorsegel flattert. Ich reiche Achim durch einen Schlitz im Schiebeluk seine Brot-Anteile hoch, waehrend er Atanga auf Kurs haelt. Bloss nicht raus gehen. Es sieht scheusslich aus :mrgreen:
Nach einer Stunde bittet Achim um Abloesung – ihm sei kalt, sagt er. Ich krame meine Segelhose her. Ungenutzt im Schrank seit mindestens sechs Jahren, wuerde ich schaetzen. Im vollen Segel-Ornat (Vollprofi) loese ich Achim ab. Nach drei Stunden hoert es zumindest mal auf zu regnen. Dafuer nimmt der Wind noch weiter zu. 30er Boen. Wenigstens achterlich. Aber kalt ist es tatsaechlich.
Seit nun mehr neun Stunden baut der Wind eine ansehnliche Welle auf. Wir koennen beide Wellenhoehen schlecht schaetzen. Das kann man auch in unserem Logbuch sehen. Alle vier Stunden schreiben wir Position, Windrichtung und den ganzen Krempel auf. Sehr selten steht dort bei Wellenhoehe ‚zwei Meter‘. Wir hatten schon die Situation, dass wir ueber Funk ein anderes Boot – 5 Meilen hinter uns – sagen gehoert haben, was sie drei Meter Welle haetten. Bei uns stand 1,5 Meter. Heute Nachmittag hat sich Achim aber nicht gescheut

Tag 6 ==> NZ – Die Vendée Globe der Atanga

Fr.,22. Okt.2021, Pazifik, Tag 2700, 22.906 sm von HH
Willkommen auf unser privaten Vandée Globe. Zwar sind wir nicht einhand unterwegs, aber der Rest stimmt mit der haertesten Rallye um den Globus ueberein. Wer erinnert sich noch an die Bilder? UEberkommende Wellen auf dem Vorschiff. Gischt fliegt durch die Luft. Wasser spritzt gegen die Sprayhood und manchmal sogar bis ins Cockpit. Die Geraeuschkulisse ist enorm. Atanga zieht eine weisse Schaumspur im Kielwasser. Wir rauschen durch die Nacht, wir rauschen durch den naechsten Tag. Das einzige, was uns ausbremst, ist die Welle schraeg von vorne und dass wir keine Foils haben. :lol:
Seit ueber 24 Stunden haben wir 20 Knoten, manchmal mehr. Etwas vorlicher als halber Wind. Die meisten Schiffe sind bei diesem Windeinfall am schnellsten. Atanga auch. Man gewoehnt sich an alles. Wir schauen irritiert, wenn der Wind eine kleine Pause einlegt und auf 16 oder 18 Knoten absinkt. Bleiben wir jetzt gleich stehen, oder was? „Ausreffen“, scherzt der Skipper. Das bleibt uns erspart, denn schon nach dreissig Minuten ist die ‚Flaute‘ vorbei. Das naechste Windfeld wartet auf uns. Zum Glueck kommt der Wind nicht mehr direkt von vorne. Das Leben befindet sich zwar in Schraeglage, aber die Bewegungen sind ertraeglich. Die Arbeiten in der Pantry sind anstrengend, weil wir auf dem falschen Bug segeln. Die offene Kuechenseite zeigt nach unten. Zwiebeln und Dosen finden keinen Halt am Kuechenschrank. Was fliegt, fliegt entweder in die Spuele oder in den Salon. Alles, was ich ablege, muss gesichert sein. Dazu am besten eine Hand zum Festhalten. Ich verbrauche beim Kochen mehr Kalorien als ich hinterher einfahren kann.

Essen: Zitronen-Joghurt, Reste vom Vorabend und Knaeckebrot mit Frischkaese und Tomaten. Abends gibt es Rindfleisch-Eintopf mit zweierlei Bohnen.
Tagesmeilen – 131 (geht also wieder) – Restmeilen: bis Minerva noch 1043 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 1843 Rest.


12

Tag 5 ==> NZ – Klagelied

Do.,21. Okt.2021, Pazifik, Tag 2699, 22.775 sm von HH
Nach dem Gewitter schlafe ich wie ein Stein, obwohl Atanga sich ihren Weg vorwaerts bockt. Wir segeln am Wind. Ich weiss, dass ich irgendetwas von gemuetlichem Passatwind-Segeln geschrieben habe. Zumindest in der ersten Haelfte der Strecke. Das war ein Irrtum. Bei 20 Knoten bolzen wir uns voran. Der Wind kommt aus Sued. Das soll er eigentlich nicht. Der Mensch plant und die Goetter schlagen sich auf die Schenkel. Wir singen das ewige Klagelied aller Segler: zu viel Wind, zu wenig Wind, Wind aus der falschen Richtung. Das Wort ‚herrlich‘ ist aus meiner Tastatur verschwunden. Ich kann auf das Klagelied noch eine Strophe oben drauf packen: Wellen aus der falschen Richtung. :mrgreen: Den ganzen Vormittag schuettelt uns die Welle wie in einem Wuerfelbecher durch. Dann laesst er etwas nach. In der Nacht wird er schwach. Zu schwach. Hahahaha. Die Segel schlagen, war ja klar. Um uns bei Laune zu halten, kommt ein Squall vorbei. 28 Knoten Wind. Ein grosser Squall, der eine Stunde Schabernack treibt. Die Welle baut sich wieder auf. Hach, hack, hack. Atanga nickt sich vorwaerts. Und Achim und ich singen das Klagelied.
Essen: Die letzten Kurzlaeufer-Fruechte wie Bananen, Mango und Papaya sind nun alle. Abends gibt es Gnocchi mit Hack-Sahne-Champignon-Sauce.
Tagesmeilen – 113 (immerhin!) Restmeilen: bis Minerva noch 1174 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 1974 Rest.


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Tag 4 ==> NZ – Grober Unfug

Mi.,20. Okt.2021, Pazifik, Tag 2698, 22.662 sm von HH
Den ganzen Tag dümpeln wir mit drei Knoten vorwärts. Das Leben ist entschleunigt und leicht wie ein Wattebausch. Leben wie in einem Haus. Das ändert sich schlagartig um 0:30 Uhr bei meiner Nachtwache. Mein Routineblick entdeckt am Vollmondhimmel einen Wolkenkragen hinter uns. Und vor uns ist es auf einmal so komisch diesig, milchig. Ich schleiche mich zum schlafenden Achim, um die Luke der Achterkoje zu schließen. Nicht zu früh, zehn Minuten später fängt es an zu gießen. Der Wind frischt nicht auf, bleibt bei acht bis zehn Knoten stehen. Es pladdert so heftig, dass die Wellen platt geregnet werden. Atanga scheint zu schweben. Aufrecht segeln wir mit vier Knoten durch den Wolkenbruch. Schön, trotz Regen. Am Horizont sehe ich erst Wetterleuchten, dann einen Blitz. Nach unserem Blitzeinschlag macht mich das doppelt nervös. Die Handies landen im Backofen. Atanga schwebt. Dann, nur Minuten später, ein greller Blitz direkt hinter uns, sofort gefolgt vom Donner. Achim steht augenblicklich im Niedergang. Ich sitze bereits mit Regenjacke und ohne Hose (Profi :-) ) im Cockpit. Es gießt. Der Wind frischt auf. 15 Knoten, 20 Knoten, 25 Knoten. Herrgott nochmal, muss das sein? Atanga liegt auf der Backe. Der Wind dreht von Nord auf West. Innerhalb von zwanzig, dreißig Minuten. Wir folgen dem Wind, unsere Herta macht einen guten Job. Nur, zurück wollen wir ja gar nicht. Mit sieben Knoten donnern wir auf unserer Kurslinie zurück, die wir mit drei Knoten gezogen haben. Nein, das geht so nicht. Wir müssen die Segel auf die andere Seite bringen. Kein Vergnügen bei dem Wolkenbruch. Zuerst mal muss der Bullenstander (Hilfstau zur Sicherung des Baumes bei achterlichem Wind, dass dieser nicht ungewollt zu einer Halse führt) gelöst werden. Achims Job. Er muss dafür das Cockpit verlassen. Bei Schräglage und diesem unglaublichen Regen kein Vergnügen. Endlich fahren wir unsere Halse. Kurs Nord. Dort blitzt es, da wollen wir nicht hin. Der Wind hat in der Zwischenzeit weiter gedreht, kommt nun aus Südwesten. Das genau wäre unsere Kurs. Den können wir nicht segeln, weg vom Gewitter wollen wir aber auch. Wir haben die Schnauze voll. Vorsegel runter. Maschine an. Nach weiteren 45 Minuten hat der Wind auf Süd gedreht, wir können wieder segeln. Hoch am Wind jetzt bei 20 Knoten. Für mich fällt das unter groben Unfug. Was soll das? Atanga schwebt nicht mehr, sondern bolzt sich ihren Weg durch die stockdunkle Nacht. Nasse Klamotten aufhängen und Wasserlachen aus dem Salon wischen. Irgendwo hat es durchs Deck geregnet. Dann endlich darf ich ins Bett. Nass und mit schrumpeligen Zehen und Fingern.
Essen: Papaya und Bananen müssen weg. Abends gibt es Wraps mit Rührei und Tomatensalat.
Tagesmeilen – 79 :cry:. Restmeilen: bis Minerva noch 1287 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 2087 Rest.


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Tag 3 ==> NZ – Schluss mit „herrlich“

Di.,19. Okt.2021, Pazifik, Tag 2698, 22.583 sm von HH
Es ist nicht so, dass es ueberraschend kommt. Die Windkarte hat uns schon vor unserer Abfahrt ein windarmes Band von 80 Meilen Breite angedroht. Aber da die Vorhersagen ja nicht immer stimmen, so hofft man bis zum Schluss. Vergeblich leider. Zum fruehen Abend bricht der Wind auf fuenf bis acht Knoten ein. Die Segel stehen nur, weil wir hoch an den Wind gehen. Auf diesem Kurs ist der scheinbare Wind kraeftiger als wenn er von hinten einfaellt. Zu unserem Glueck dreht er komplett auf Nord, so dass wir einigermassen auf Kurs bleiben. Allerdings grinst der Plotter uns frech ins Gesicht: noch 21 Tage bis Minerva. Gestern zeigte er noch 10 Tage. Gegen Mitternacht geht dann gar nichts mehr. Wir stehen, die Segel schlagen unertraeglich. Wir lassen sie fallen. Die Duenung meint es gut mit uns, wir haben am Anker schon mehr gewackelt. Um drei Uhr morgens kommt etwas Wind zurueck. Mit dem Wind kommt Regen, es giesst wie aus Kannen. Aber wir segeln wieder. Also, so etwas aehnliches zumindest. 17 Seemeilen in 8 Stunden. Noch 24 Tage bis Minerva … :mrgreen: Nach Sonnenaufgang wird es besser. Sonne und zehn Knoten Wind, seitdem wir machen drei Meilen die Stunde. Aufrechtes Segeln ohne Schraeglage. Die See ist glatt gezogen.
Natuerlich gibt es Diskussionen, ob wir nicht die Maschine anwerfen sollten. Schlagende Segel schlagen auf die Nerven. Statt Atanga geraet der Ehe-Segen kurzfristig in Schieflage. Motor an oder nicht? Wir entscheiden (gemeinsam!) die Maschine bleibt aus. Wir haben Diesel fuer ungefaehr vier Tage – ca. 500 Meilen an Bord. Den brauchen wir unter Umstaenden noch auf dem heiklen Teil Richtung Sueden. Segelfreunde von uns sind gerade von Fiji nach Neuseeland gesegelt. Sie haben berichtet, dass sie 90 Motorstunden benoetigt haben – auf einer ungefaehr 1300 Meilen Strecke. Das macht uns vorsichtig. Eine Theorie Richtung Neuseeland besagt: „Lass niemals die Geschwindigkeit unter fuenf Knoten sinken, sonst schaffst du es nicht die optimalen Bedingungen zu treffen.“ Dafür bunkern wir nun unseren Dieselvorrat.
Essen: Das Obstnetzt liefert Berge an Fruechten: Mango und Bananen sind reif auf den Punkt. Abends gibt es einen Suesskartoffel-Eintopf mit Speck, Knoblauch und frischer gruener Paprika. Saemig aufgekocht mit Kokosmilch und pikant durch Cayenne-Pfeffer. Eins unserer Lieblinge auf See.
Tagesmeilen – 67 :cry:. Restmeilen: bis Minerva noch 1366 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 2166 Rest.


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