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Schlangengrube

25.–30.09.25; Neukaledonien/Îlot Larègnére, Îlot Signal; Tag 4.135-40; 29.298 sm von HH

Die Inselchen zwischen Außenriff und Hauptinsel liegen wie an einer Schnur aufgereiht. Nur ein paar Meilen auseinander.
Wir fahren rüber zur Îot Larègnére. Unbewohnt und winzig klein. Keine 250 Meter lang, das dazu gehörige Riff ist zehnmal so groß. Eine Handvoll Boote ist schon da. Gute Moorings hängen in fünf Meter tiefem Wasser. Ein Schwarzspitzenriffhai schaut zur Begrüßung vorbei. Schildkröten schnappen nach Luft.

Black Tip im Swimmingpool

Larègnére ist winzig

Wir paddeln an Land und stolpern fast über eine Schlange. Eine Seekrait oder auch Neukaledonischer Plattschwanz, eine Laticauda saintgironsi. 

Wunderschöne Tiere – grad 80 cm lang

Die Plattschwänze gehören zu den Seeschlangen. Sie kommen aber gerne und häufig an Land, um sich auszuruhen. An Land finden sie besseren Schutz vor ihren Feinden, während sie verdauen. Außerdem häuten sie sich an Land und kommen bei kaltem Wasser (aktuell noch immer kühle 23,5 Grad) zum Aufwärmen an Land.
Diese Exemplare legen ihre Eier an Land, während andere Arten lebend im Wasser gebären.

Seeschlangen haben einen schlechten Ruf. Zwei der fünf giftigsten Schlangenarten der Welt sind Seeschlangen. Allerdings ist ihnen gemeinsam, dass ein winziges Maul haben. Ihre Beute besteht aus kleinen Fischen. Sie bekommen die Klappe nicht weit genug auf, um gut in einen Menschen hinein beißen zu können. Außerdem liegen die Giftzähne weit hinten im Maul, so dass es meistens „Trockenbissen“ sind, wenn doch mal ein Mensch in die Hand gebissen wird. Der miese Ruf ist also ungerechtfertigt.

Kleiner Kopf – noch kleineres Maul. Die Größe der Sandkörner ist ein guter Größenvergleich.

Das gilt erst Recht für den Neukaledonischen Seekrait zu unseren Füssen. Im Giftigkeits-Ranking landet er weit abgeschlagen auf Platz fünfundzwanzig. Diese Schlangenart kommt nur im Süden und Südosten Neukaledoniens vor und es sind keine Unfälle mit Plattschwanz überliefert. Es gibt sogar Geschichten, dass Kinder mit ihnen am Strand spielen sollen. Das gilt allerdings als unvernünftig. :mrgreen:

Ihr Verhalten ist weder scheu noch aggressiv. Keine Fluchtreflexe, wie bei den Landschlangen in Australien. Wir können uns vorsichtig nähern. Gemütlich kriechen sie weiter am Strand entlang.  Kommen für Fotos sogar auf uns zu. Sehr kooperative Tiere.

Kein bisschen scheu … ob das gut oder schlecht ist? Es sind keine Todesfälle dokumentiert.

Ihre mechanischen Sinnesorgane sind auf Wasserbewegung und nicht auf Bodenvibration optimiert. Andere Wasserschlangen-Arten sollen da sensibler sein und höhere Fluchtreflexe zeigen. Die Gewöhnung an Menschen dürfte ebenfalls eine Rolle spielen. In fünfzehn Minuten ist die winzige Îot Larègnére umrundet. Da dreht jeder gerne noch eine zweite und dritte Runde. Und bei jeder Runde kommen alle Besucher an den gleichen Schlangen vorbei.

Wir wechseln ein Eiland weiter, auf die nächste Insel ‚Îlot Signal‘. Ebenfalls unbewohnt, nur etwas größer. Bei einer ersten Inselrunde sehen wir fünf Plattschwänze. Ohne ernsthaft zu suchen. Eine echte Schlangengrube!

Im Morgendunst zeigen sich die Berge der Mutterinsel.
Wir sind kurz nach Sonnenaufgang bereits auf Inseltour, dann hat man den Strand noch für sich alleine.

Kleine Wunder – diese Inseln in der Lagune.

Hübscher Krebs

Auf Larègnére wohnt ein Seeadler-Paar mit Jungem.

SV Big Liz – Sven Messner GER

HURLEY 800 – EIN PRODUKTVERGLEICH – VERSUCH MACHT KLUCH !!!

Moin Sven, ein Freund hat mich auf Dein YT Video hingewiesen … habe ich mir angesehen! Und klar ist etwas anzumerken:


Die BADELEITER solltest Du unbedingt auf Bb Seite versetzen, dann kannst Du den Ringbolzen am Pendelarm wieder auf die korrekte Seite setzen und bekommst dann erheblich bessere Steuerleistung, weil der ZUGWINKEL zu den seitlichen Blöcken besser ist.

WICHTIG WUCHTIG: DER UNTERSCHIED ZWISCHEN HYDROVANE / PACIFIC PLUS:

Bei der Hydrovane kommen Steuersignal und Steuerkraft von der Windfahne

Bei Pacific Plus liefert die Windfahne nur das Steuersignal, die Steuerkraft hingegen wird durch das Pendelruder erzeugt …. weshalb die Steuerergebnisse gewaltig besser sind.

ACHTUNG: bei allen Hilfsruder / Doppelrudersystemen wird das Hauptruder zum Trimm verwendet … wird es lediglich mittig festgesetzt, läuft die Kiste recht bald aus der Furche, weil ja das Hilfsruder nur einen Bruchteil der Rudergrösse besitzt ( ideal 33% der Fläche )..

Ach so: und neben Dir liegt keine OE 32 sondern eine Lord Helmsman …

Alles nur Marginalien, aber leider bin ich ein ausgmachter Pingelkopf … kann ich nix für, hat mir vermutlich meine Mutter virtuell übertragen … und die ist bereits vor 28 Jahren gestorben, also nicht mehr zu belangen….

Allerbest aus dem Norden

Peter

SV Kea – Marius Schmidt GER

ATLANTIKRUNDE MIT HINDERNISSEN
Hallo Peter, mein Name ist Marius und ich bin gerade auf meiner ersten Atlantik Überquerung kurz vor meinem Ziel Guadeloupe.
Der Windpilot hat super funktioniert und ich bin so sehr dankbar für dieses Teil. Gestern hat ein Algenfeld mit Saragossa Gras den Anstellwinkel des Ruderblattes schlagartig so sehr nach Steuerbord gerissen, dass mir die Rudergabel gebrochen ist. Fatal für mich, da mein elektrischer Autopilot die Wellen und den Wind hier einfach nicht schafft. Wir sind zu dritt und können uns zum Glück abwechseln mit dem steuern und ziehen das nun durch bis wir morgen ankommen. Meine große Sorge ist es nun, wie und wo bekomme ich Ersatz? Kannst du mir hier helfen? Ich muss spätestens Ende Mai mich wieder auf den Heimweg zu meiner Familie machen und möchte auf keinen Fall ohne funktionierenden Pilot die Strecke über die Azoren in Angriff nehmen. 

Ich wäre dir super dankbar falls ich bei dir Ersatz kaufen kann oder du eventuell eine Lösung hast wie ich Ersatz bekomme. 

Viele Grüße Marius 

Die PACIFIC ist aus den Jahren 1984 – 1990 und wurde vermutlich gebraucht von einem anderen Schiff erworben … deutlich erkennbar hat dies System einen erheblich zu langen Schaft, sodass die Rudergabel erheblich zu tief ins Wasser ragt und die gedachte korrekte Position nicht eingehalten wurde, denn der Bolzen, der das Ruzderhält sollte idealerweiuse ca 10 cm oberhalb der WL liegen. Erkennbar hat Treibgut die Rudergabel verbogen, bevor am Ende der Bruch eingetreten ist, denn Sargasso schafft das nicht.

Ich bitte um Aufgabe einer Destination wohin ich Ruderblatt samt Rudergabel senden soll Bitte ein Foto der Leinenübertragung senden, denn derzeit scheinen die Leinenzugwinkel sehr ungünstig.
Allerbest
Peter

21.06.2025 UPDATE AUS HORTA
Guten Morgen Peter,
Die Windfahne läuft und tut was sie soll. Vielen vielen Dank noch einmal für die stetige Hilfestellung. Ich bin sehr dankbar für alles.
Viele liebe Grüße Marius

SV Scoti Moria 2 – Thierry Sabouret FR

FORNA ON HER WAY AROUND – JUST ARRIVING IN NEW CALEDONIA
Bonjour Peter, I had a good and fast crossing from Fijis to New Caledonia. My Windpilot has worked perfectly, in spite of the rather confused seas at the beginning. It was much easier to tune the windvane after releasing the „endless screw“ slightly. I am not sure if this is the proper name in English for that part…
Thank you Peter.
Kind regards.
Thierry, SV Scoti Moria 2

SV Freya – Susan + Todd Vigland US

EYEFOOD FROM VANUATU

Peter, I know you like pictures, so I’ve attached a few more of Freya. They were taken by friends during our sailing between islands in Vanuatu. 
Cheers,
Todd Vigland 
SV Freya, Pacific Seacraft 40

SV Freya – Susan+Todd Vigland US

Die Haie von Neukaledonien

Di., 23.09.25, Neukaledonien/Îlot Maître, Tag 4.133, 29.269 sm von HH

Ein Vorteil von Nouméa: Bereits nach einer Stunde Fahrt erreicht man türkisene Lagunenträume. Wir entscheiden uns für ‚Îlot Maître‘, eine Hotelinsel. Auf der windabgewandten Seite stehen kostenlose – gut gewartete – Moorings zur Verfügung. Atanga schwebt in kristallklarem Wasser. Schildkröten tauchen zum Atmen auf. Herrlich.
Und ideal für die Aktion, die wir vor uns haben: eine Rumpfreinigung.

Die erste Nacht waren wir alleine – nur zum Wochenende wird es voll. Wir zählen bei bestem Wetter am Sonntag über fünfzig Boote. Da gibt es viel zu gucken.

Erstmal gehen wir an Land. Unüblich für eine Resort-Insel haben auch Nichtgäste Zutritt auf das Inselchen, grade 800 Meter lang, 200 Meter breit. Ich finde selten einen Ort komplett hässlich. Irgendwas Schönes findet sich immer. Aber das ‚Double Tree Hotel‘ ist schon fast abstoßend.
Wenige Gäste logieren zurzeit auf der Insel. Im Inselinneren stehen Bungalows eng an eng. Düster stehen sie unter einem dichten Baumdach. Fenster bis zum Boden sind mit Stores zugezogen. Erinnerungen an üble Ibis-Seminar-Hotels werden wach. Preisklasse 170 Euro die Nacht. Die Wasserbungalows kosten das Doppelte.
Ein Labyrinth an Holzwegen verbindet die Bungalows. Die Elektro-Service-Wagen, die von Bungalow zu Bungalow fahren, hören wir bis auf Atanga. Ratter, ratter, ratter – wie ein Zug auf alten Bahnschwellen.  ;-)

Unsympathische Häuser in leicht ungepflegter Umgebung

Auch die Wasserbungalows haben das gewisse Nichts. Das geht schöner.

Die Schönheit von ‚Maître‘ ist das umgebende Riff auf der Ostseite. Eine riesige Seegras-Fläche, nur einen halben Meter tief. Hier badet niemand. Zu flach, zu viel Gras. Selbst Schnorcheln ist im flachen Wasser schwierig.
Viel Seegras lockt viele Schildkröten an. Als wir mit dem Kajak über das Riff gleiten, poppen überall Köpfe vor uns auf. Dutzende Schildkröten. So viele haben wir noch nicht auf einem Haufen gesehen.                                    Schildkröten stehen bei Tiger- und Bullenhaien ganz oben auf der Speisenkarte.

Schildkröten – alle fünf Meter paddelt eine herum.

Die Südspitze zeigt bei Ebbe ein paar Baumgerippe.

Zwei Fischadler auf den Baumgerippe auf Maître

Vom Wasser betrachtet ist die Insel ein Träumchern.

Viele Schildkröten, viele Haie? Ob es da einen Zusammenhang gibt? In den letzten sechzig Jahren hat es 67 Hai-Angriffe auf Menschen in Neukaledonien gegeben. Im Vergleich zu Australien oder Florida ist das eine kleine Zahl – dort werden 15 bis 20 Angriffe jährlich (!) gemeldet. Zieht man die geringe Bevölkerung Neukaledoniens mit in die Betrachtung, steigt das Risiko eines Hai-Angriffs von 0,6 Fällen auf eine Million Einwohner in Australien, auf 3,9 Fälle in Neukaledonien an. :shock:

Anfang 2023 gab es eine Serie von vier Haiangriffen im Umkreis von Nouméa. Zwei waren tödlich. Die Stadtverwaltung sperrte Strände und eine blutrünstige Jagd auf Haie wurde eröffnet. Es wurden 127 Haie gefangen und getötet. 83 Tigerhaie und 44 Bullenhaie. Die Fänge fanden ausschließlich im näheren Umkreis der Küstenlinie von Nouméa statt. Wow! Was für eine Anzahl an Haien!
Eine Umweltorganisation reichte Klage gegen die Tötungen ein. Auch die Kanak beschwerten sich. Für sie gelten Haie als Totemtiere, Ahnengeister, die mit ihren Vorfahren verbunden sind.
Im Dezember 2023 stoppte ein Gericht diese Tötungs-Orgie und stufte sie als unverhältnismäßig ein. Im gleichen Monat errichtete die Stadtverwaltung einen Hai-Zaun am beliebtesten Strand von Nouméa. An allen Stränden, die wir besucht haben, stehen Warnhinweise.
Seitdem gab es keinen Unfall mehr in der Umgebung von Nouméa.

Hai-Fangzaun am Strand in Nouméa.

Überall an der Küste stehen Warnhinweise – etwas zu viele für unseren Geschmack.

Als wir an der Mooring von ‚Maître‘ festmachen, suche ich im Internet nach ein paar Informationen über die Insel. Gleich der erste Bericht erzählt von einem tödlichen Haiangriff 2021. Auf einen Mann, der um sein Boot herum schwamm.

So ist es um unsere Informationen bestellt, als wir unseren Bewuchs am Rumpf im klaren Wasser betrachten. Wir erkennen viel Schleim, Schwämme und ein paar korallenartige Gewächse. Zum Glück wenig hartes Zeug, wie Seepocken.
Wir sind zufrieden mit der Arbeit von unserem Coppercoat.

Dennoch. Das Zeug muss runter. Neuseeland erwartet ein sauberes Unterwasserschiff. Meistens taucht Achim alleine nach dem Rumpf. Aber die Hai-Informationen stecken ihm im Hinterkopf. „Wäre doch schön, wenn du auf mich aufpasst.“
Ich soll also in die Rolle von Ocean Ramsey übernehmen? Jener jungen Frau, die in ihren Videos zeigt, dass Haie ungefährlich sind? Dass man sich nur senkrecht ins Wasser stellen braucht? Den Hai im Visier? Und wenn er auf einen zuschwimmt, ihn mit beiden Händen freundlich umleitet? Diese Rolle bekomme ich? Prost Mahlzeit.

Ocean Ramsey mit Tigerhai – das könnte ich sein …

Achim macht unser Tauchzeug fertig. Wir haben beim Tauchen keine Angst vor Haien. Eigentlich. Trifft man doch meistens auf die harmlosen Riffhaie.
Ungeigentlich denken wir natürlich immer mal an einen neugierigen Einzelgänger. Und ein gelegentlicher Schulterblick kann ja nicht schaden. Ist auch der heiße Tipp von Ocean Ramsey. Haie immer im Auge behalten. Tiger greifen von hinten an.

Meine Rolle als Aufpasserin zerstört Achim schon an der Wasseroberfläche: „Hier sind deine Bürste und dein Abrazzo-Schwamm. Ich kümmere mich um Propeller und Welle.“
Okay. Wir tauchen ab. Unter Atanga frisst eine Schildkröte am Grund. Ein leckerer Haibissen. Aber wir sind abgelenkt. Durch die lange Standzeit sind die O-Ringe vom Jacket-Inflator eingetrocknet. Das Jacket bläst sich langsam, aber kontinuierlich wieder auf. Vernünftig tarieren: unmöglich. Dabei noch den Schleim vom Rumpf bürsten, da bleiben keine Gedanken an Haie mehr übrig.

Wir brauchen zwei Tauchdurchgänge, um den Rumpf zu säubern. Am Ende ist das Gefährlichste, dass man sich die Hand aufschneidet. Und eine kleine Seeschlange, die neben uns auftaucht, um Luft zu holen.
Zu gerne wüsste ich, ob, und wenn ja, wie nah, wie viele Haie in unserer Nähe waren. Aber vielleicht tauchen wir dann nie wieder. ;-)

Seeschlange – noch ohne eine ausgeprägte Bänderung. Erste Anzeichen vom schwarz-weißen Muster sind erkennbar. Diese haben wir in der Marina gesehen. Verwechslung mit einem Fisch ist ausgeschlossen, da sie regelmäßig zum Atmen an die Oberfläche kommt. Seeschlangen sind giftig, haben aber so ein kleines Maul, dass sie Menschen fast nicht beißen können.

Windpilot kompakt

BLICK HINTER DEN VORHANG – KURZ UND KNAPP

Windpilot kompakt

Karneval – Farben und Lichter

Sa., 13.09.25, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.123, 29.265 sm von HH

Jawohl, in Nouméa findet Karneval im September statt!
Da die Veranstaltung als Stadtfest ins Leben gerufen wurde, ist er nicht an die christliche Fastenzeit gebunden. Politische Satire fehlt komplett. Der Fokus liegt auf Familienfest – bunt, tänzerisch, mit Masken und geschmückten Wagen. Dieses Jahr – erst zum 36. Mal – unter dem Motto ‚Farben und Lichter‘.

Wir müssen drei Kilometer auf die andere Seite von Nouméa laufen. Die Hauptstraße direkt am Wasser ist gesperrt, erste Umzugswagen stehen bereit. Aufgebaute Hüpfburgen und Rutschen sind von Kindern bereits in Beschlag genommen.

Wir erreichen noch im Hellen die Festmeile – gerade rechtzeitig für die Pressefotos.

Ein Inserat hatte uns ‚Fressbuden‘ versprochen. Darauf haben wir uns verlassen und sind ohne Abendessen losgezogen. Zum Glück sind wir früh da. Mama Angélique nebst Tochter haben ein halbes Dutzend Quiche im Angebot. Nebenan verkauft ein Mann Hamburger und Wraps. Bei erwarteten 25.000 Besuchern dürfte die Ware schnell vergriffen sein. Wir finden noch einen asiatischen Stand. Die ersten Schalen sind schon ausverkauft. Der Andrang groß. Hier müssen heute einige hungrig ins Bett.

Die Buden sind eher privater Kuchenverkauf. Die Quiche sehr lecker.

Pünktlich um 18:00 Uhr beginnt der Umzug. Miss Neukaledonien und ihre Stellvertreterin führen den Zug an. Alles ist herrlich imperfekt und einfach gehalten. Die örtlichen Sport- und Tanzgruppen, Kulturvereine und Schulen richten die Wagen aus. Politisches ist unerwünscht. Die Stadtverwaltung finanziert den Karneval. Das verbindende Element steht im Vordergrund: „ein sicherer Raum für Freude“.
Und die Freude der Gruppen an ihrem Tanz ist übergeschwappt. Auf das Publikum und auf uns. Vielleicht grade, weil es nicht vollkommen war.

Zwei Drag-Queens begleiten den Wagen der Behinderten-Gruppe.

Jugendliche und Kinder im Rollstuhl werden von Fahrrädern geschoben oder gezogen – die Gruppe bekommt den größten Beifall

Die Farben der karibischen Überseegebiete sind ebenfalls vertreten.

Das Motto – Farben und Lichter

Licht ist mit LED-Ketten leicht umzusetzen

Der aufwendigste Wagen

mit Taube auf Schildkröte

Die örtliche Pole-Dance-Gruppe: Pinky Pole MC.

Und natürlich fehlt auch eine federüberladene Samba-Schule nicht.

In Brasilen dürfen zum Karneval andere Temperaturen herrschen – wir haben trotz Kapuzenpulli und langer Hosen am Ende der Show kalte Nasen.

Samba

 

Spurverbreiterung

ALLEINSTELLUNG – EIN LANGER WEG

Spurverbreiterung

Kulturzentrum Tjibaou

Di., 09.09.25, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.119, 29.265 sm von HH

Die am meisten beworbene Sehenswürdigkeit in Nouméa liegt sieben Kilometer von der Marina entfernt. Wir mieten uns ein Auto. Das ist zwar teurer als Taxi fahren, hat aber den Charme, dass wir anschließend noch einkaufen fahren können.

Auf dem parkähnlichen Gelände fallen sofort zehn Pavillons ins Auge. Vor dreißig Jahren vom italienischen Architekten Renzo Piano entworfen, sollen sie die traditionelle Form der Kanak-Wohnhütten imitieren. Architektonisch ansprechend; stehen sie in einer lockeren Reihe zwischen hochgewachsenen Araukarien.

Ansprechende Architektur

Bis 28 Meter hohe Pavillons – zehn Stück

aufwendig in Material und Verarbeitung

Im Inneren der Rondelle finden wir zeitgenössische Kunst der Kanak. Erstaunlich für ein Kulturzentrum. Wir hatten Antikes erwartet.
Jean-Marie Tjibaou, der Gründer des Kulturzentrums und ehemaliger Anführer einer Unabhängigkeitsbewegung der Kanak, wollte die Kultur der Kanak in die Zukunft gerichtet sehen. Der Verzicht auf antike Kunstwerke hat noch einen praktischen Grund: Die Kanak lassen sich von Artefakten ihrer Ahnen abschrecken, da sie Angst haben, bösen Geistern auf einer Art Friedhof zu begegnen. Neben wechselnden Ausstellungen finden Konzerte und Konferenzen in den einzelnen Pavillons statt.

Viel Antikes ist nicht zu sehen in Tjibaou.

 

Zeitgenössisches hat Vorrang. Eine Künstlerin hat 12 jährige Kinder Ausstellungsstücke zeichnen lassen.

 

Zeitgenössische Kunst – witzig – eine lebensgroßes Rindvieh aus plattgewalzten Corned Beef Dosen gebaut.

 

Der Bau des Kulturzentrums Tjibaou wurde von Frankreich finanziert. War trotzdem umstritten, da die Baukosten in einem schlechten Verhältnis zu den lokalen Mitteln standen. Es gibt Schätzungen, dass der Bau zwischen 30 und 40 Millionen Euro betrug – das entspricht 85 Millionen heute.
Das Holz für die aufwendigen Konstruktionen stammt aus Afrika. Iroko-Holz, was besonders dauerhaft im tropischen Klima sein soll. Die Hüllen sind im Inneren mit steuerbaren Lüftungslamellen ausgestattet.

Die Latten der Pavillons sind aufwendig gearbeitet – das verrottbare Holz zeigt erste Ermüdungserscheinungen.

 

Wir sind fast alleine auf dem großen Gelände. Nur eine kleine Armee an Gärtnern, Putzleuten und anderem Personal ist unterwegs, um das Kulturzentrum in Schuss zu halten Die Frau an der Kasse erzählt, dass keine Touristen mehr kommen. Seit der Bus nicht mehr fährt, sind es noch weniger geworden.

Nachbau eines Wohnhaus der Kanak – im Hintergrund die Pavillons.

Hoch gebaute Hütte des Häuptlings

Eingang der Häuptlings-Hütte

Nach dem Besuch haben wir noch Zeit, mit dem Auto weiter Richtung Norden zu fahren. Der größte Supermarkt Nouméas ist unser Ziel. Der ist abgebrannt. Wir drehen um und suchen uns einen anderen Supermarkt. Immer wieder kommen wir an niedergebrannten Geschäften, Autohäusern und Lagerhallen vorbei. Während der Unruhen vor einem Jahr brannten 200 Geschäfte ab, 14 Menschen kamen ums Leben. Hintergrund der Aufstände war eine Reform des Wahlrechts. Viele nicht indigenen Bewohner hätten bei den Provinzwahlen teilnehmen dürfen. Kanaks sahen darin eine Schwächung ihrer Einflussmöglichkeiten. Die Aufstände sind nach einigen Monaten niedergelegt worden. Eine Entscheidung über das Wahlrecht wurde ausgesetzt.

„Unter dem Kessel brodelt es“, beschreibt unser französischer Liegenachbar die Situation. Noch immer sind im Umland von Nouméa Straßensperren mit Militär besetzt. Vor einem Monat kamen im Bougival-Abkommen die Vorschläge, dass Neukaledonien ein Staat innerhalb der Französischen Republik werden soll. Doppelte Staatsbürgerschaften und mehr Autonomie für die Kanak.
Die führende Unabhängigkeitsbewegung lehnt diese Vorschläge ab. Das Abkommen enthält keine Option einer Volksabstimmung über eine komplette Unabhängigkeit. Außerdem muss das Referendum in Frankreich noch verfassungsrechtliche Schritte durchlaufen. Hat Frankreich noch ein funktionierendes Parlament? Der Pleitegeier zieht seine Kreise. Frankreich dürfte aktuell andere Sorgen haben, als sich um die 260.000 Einwohner zu kümmern.

Wasserwerfer der Gendarmerie an offenen, aber besetzten Straßensperrpunkten. Wir wurden nicht kontrolliert.

Sandsäcke und schusssichere Westen machen ein komisches Gefühl.

Es bleibt angespannt in Neukaledonien. Australien hat entsprechend seine Reisewarnung für Neukaledonien angehoben auf „erhöhte Vorsicht walten lassen“. Amerikanische Segler, die wir gesprochen haben, verfolgen die Strategie, statt ‚bonjour‘ lieber ‚hello‘ zur Begrüßung zu sagen. Damit man sie nicht für Franzosen hält.

Wir fühlen uns wohl im Ort. Die Leute sind freundlich und hilfsbereit. Eine erhöhte Polizeipräsenz auf dem Markt und in der Stadt gibt Sicherheit und sorgt gleichzeitig für Bedenken. Wir haben uns gegen eine geplante, dreitägige Tour in den Norden des Landes entschieden. Nicht nur der brodelnde Kessel, sondern auch eine verrückte Preispolitik bei der Autovermietung treibt uns dazu. Bis zu 250 Euro für Reinigungskosten – innen und außen – stehen im Kleingedruckten, wenn das Auto nicht sauber ist. Was bedeutet ‚sauber‘, fragen wir nach. Schulterzucken: „Es kommt darauf an.“  :roll:

SV Kismet – Tasja + Adrian Zühr GER

EIN GUTER PLAN – GESAGT – GETAN

Tasja + Adrian Zühr

Knallfrosch für´s Gehirn

DIE SACHE MIT DEN BOOTSMESSEN UND DEN SEMINAREN

Knallfrosch für´s Gehirn