Weltumsegelung
WELTUMSEGELUNG – EIN WORT MIT DOPPELWUMMS
WELTUMSEGELUNG – EIN WORT MIT DOPPELWUMMS
Di.,10.Jun. 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.028, 29.095 sm von HH
Nach dreieinhalb Jahren Linksverkehr wird nun wieder auf der rechten Straßenseite gefahren. Das ist mit der Muttermilch gelernt, wir wissen sofort wie das geht. Leider ist mit dem Linksverkehr auch Englisch als Landessprache verschwunden. Einfach jemanden auf Englisch ansprechen, funktioniert nicht mehr. Ungehemmt wird hier Französisch ausgelebt. Himmelfahrt schallte über eine Stunde Edith Piaf über die ganze Marina.
„Parlez vous anglais?“ Zu unserer Freude können die meisten mehr als nur ein paar Brocken Englisch. Neukaledonien ist keine Touristenhochburg. Dafür kommen die meisten Touristen aber aus Australien und Neuseeland. Das hinterlässt Sprachkenntnisse. Prima für uns.
Als wir uns nach unserer Ankunft im Marina-Büro melden, bekommen wir die Information, dass wir nur drei Tage bleiben dürfen. Achim erwähnt das kaputte Unterwant (muss ja keiner wissen, dass ein Ersatzteil in der Backskiste liegt ). Wir dürfen eine Woche bleiben.
Statt Stadtbummel, macht sich auf Atanga Geschäftigkeit breit. Proviant aufstocken, einkochen und heraus finden, wo wir ankern können, wenn wir aus der Marina müssen. Das sieht schlecht aus. Vor dem Stadtzentrum im Westen gibt es nur Mooringfelder. Die sind alle privat und belegt. Ankern wird nur für ein, zwei Nächte geduldet.
Marina Port Moselle. Ruhig gelegen. Der Lärm der Stadt kommt hier nicht an.
Achim entdeckt beim Check vom Rigg noch einen Bruch im Baby-Stag. Dafür haben wir keinen Ersatz. Ein Rigger muss gefunden werden. Im Marina-Büro macht sich Verständnis breit. Wir dürfen zwei Wochen bleiben.
In der Zwischenzeit haben wir durch Kontakte weiterer Neuankömmlinge heraus gefunden, dass eigentlich alle so lange bleiben dürfen, wie sie wollen. Wir fragen nach. „Pas de problème“, heißt es jetzt auch für uns, wir dürfen bleiben. Nicht wundern, keine Fragen stellen, sondern nehmen, was man bekommt.
Das gibt uns Zeit, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Nouméa ist eine Großstadt. Im Stadtkern leben 100.000 Menschen, im weiteren Umfeld fast die doppelte Anzahl. Die Halbinsel ist dicht bebaut zu allen Seiten. Die Marina liegt mitten im Zentrum, der Fisch- und Gemüsemarkt ist nur ein paar Gehminuten entfernt.
Auf dem Markt gibt es alles. Sogar Radieschen und Knollensellerie. Beides ewig nicht gesehen.
Das meiste wird auf der Insel angebaut, außer Äpfel, Weintrauben und Birnen. Die Preise bereiten weniger Freude: ein Kilo Tomaten zum Beispiel kostet 8,50 Euro.
Die Freuden eines Französischen Departments – Baguette und Croissants. In der Pantry hängt Französische Salami.
Im kleinen Stadtpark ‚Place de Cocotiers‘ dominiert dieser sieben Meter hohe Brunnen.
Jeden ersten Sonntag findet dort ein Flohmarkt statt. Gut besucht. Sowohl Stände (hauptsächlich Klamotten und Haushalts-Trödel) als auch mit Kunden.
Flohmarkt-Musik
Das flache Zentrum ist von Hügeln in alle Richtungen gesäumt. Die bieten immer wieder schöne Ausblicke auf die verwinkelte Küstenlinie. Die aber nicht so viel Lust darauf, die Fahrräder auszupacken.
Mal sehen, wie wir uns unsere Umgebung in einem größeren Radius erarbeiten.
Beim X liegen wir.
Die Wege zum Supermarkt sind kurz. Aber zur Ostseite rüber muss man dann schon gute vier Kilometer laufen.
Die Nachbar-Marina hinter dem nächsten Hügel.
Die Ostseite von Nouméa. Alles dicht bebaut.
Im Augenblick sind wir froh in der Marina bleiben zu können. Ich habe mir eine hässliche Erkältung eingefangen. Wir warten gerade gespannt, ob Achim davon verschont bleiben wird.
Der Blick geht in die Lagune. Sobald wir in der Stadt ‚fertig‘ sind, segeln wir raus. Es ist die größte Lagune der Welt und Neukaledonien hat tatsächlich das zweitgrößte Barriere-Riff nach Australien.
PFINGSTGRUSS – NICHT NUR AN FREDDY – MEIN BUBI-IDOL
01.Juni 2025, Neukaledonien/Nuoméa, Tag 4.019, 29.095 sm von HH
Ausgerechnet letztes Jahr – zum zehnjährigen Jubiläum – sind unsere Fazits ausgefallen. Wir durften ungeplant in Perth auf dem Flughafen übernachten. Danach ging alles drunter und drüber.
Aber dieses Jahr soll die Tradition fortgeführt werden. Wie immer, getrennt von einander geschrieben.
Unsere Route in 11 Jahren. Halb rum erst. Was mag das für die nächsten 11 Jahre bedeuten?
Achim
Die Zeit rennt und kaum zu glauben, dass unsere Reise schon 11 Jahre andauert. Und immer noch gibt es Überraschungen. Neben Ankerliegen und Marina-Leben hat uns diese Reise, die für uns komplett unerwartete Tour, durch Australien beschert. Der Kontinent war uns immer zu groß für einen kurzen Urlaub, aber nachdem wir uns ein Jahresvisum besorgt hatten, war alles möglich. Unsere 14-monatige Rundreise mit unserem Auto und Dachzelt ist ohne jede Frage ein Highlight der Reise. Es war unvergleichbar, aufregend, anstrengend, großartig und einzigartig. Es war somit ein unvergessliches Jahr. Mühsam erarbeitet, aber die Belohnung war es wert.
Gern wären wir geblieben, aber diese beiden Länder am Ende der Welt, Australien und Neuseeland, lassen halt nicht jeden dauerhaft rein. Vielleicht auch gut so, denn es hätte vermutlich das Ende unseres Bordlebens bedeutet.
Die Reise geht also weiter. Jetzt sind wir schon in Neukaledonien und werden sehen, was dieses Jahr bringt. In einem Land, was nie auf unserem Zettel stand. Genauso wenig wie Australien.
Sabine
Elf Jahre. Tatsächlich wollten wir fünf, sechs Jahre los. Dass daraus elf Jahre werden würden, hätten wir selbst nie gedacht.
Gestartet sind wir 2014 in Hamburg. Mit Atanga, die damals kleiner erschien als unser Mut. Inzwischen liegen 29.095 Seemeilen hinter uns. Auf diese wunderbare Art unterwegs zu sein. Frei, selbst bestimmt, langsam. Auch mal nass, schräg und anstrengend.
Ganz schnell haben wir uns nach dem Auto wieder an das Bordleben gewöhnt. Zuhause ist halt dort, wo man den Lichtschalter im Dunkeln findet.
Wir waren die letzten Monate viel an Land. Wir mögen staubige Wege, fremde Supermärkte und unbekannte Dörfer zu erkunden. Und ehrlich gesagt, ist das Leben an Land häufig deutlich entspannter. Keine Böen in der Nacht, keine Riffe, kein Ankeralarm.
Australien war nie der Plan. Irgendwann waren wir einfach da. Und nun ist es zu unserem Land-Highlight geworden. So sehr haben wir uns verliebt, dass wir gar nicht wieder aufhören wollten.
Wir haben gelernt, dass Pläne flexibel sein müssen – und dass die besten Momente oft ungeplant passieren.
Heute, elf Jahre nach dem Ablegen, schauen wir zurück – und gleichzeitig nach vorn. Wir wissen noch nicht, wie lange wir unterwegs sein werden. Aber wir wissen, diese Reise hat uns verändert. Langsam gemacht. Offener. Sogar geduldiger. Manchmal auch müde – aber meistens ziemlich glücklich.
Vor 11 Jahren – erschienen im Hamburger Abendblatt. Was den rasenden Reporter damal getrieben hat von 8 bis 10 Jahren zu schreiben, wissen wir nicht mehr. Geplant waren 5 bis 6.
Wie man sieht, lagen beide Parteien daneben.
Gleiches Schiff, gleiche Position, gleiche Menschen. Um einige Falten und graue Harre reicher.
Aber auch um unvergessliche Erfahrungen und Abenteuer. Wir sind dankbar, dass wir dieses Leben genau so führen dürfen.
UND NEVERENDING OPTIMISMUS
WIEDERBELEBUNGSMECHANIKER NUN IN TRINIDAD
EIN KÜHNER PLAN
Als Krzysztof uns vor einem Jahr von seinem Plan erzählte, dass er gerne seinen Herzenswunsch erfüllen möchte, noch einmal aufzubrechen, um ein drittes Mal Einhand um die Welt zu segeln, haben wir die Luft angehalten und uns gefragt, was denn wohl dahinter stecken würde.
Chris hat sein Leben der Segelei gewidmet, hat zweimal die Welt im Alleingang umsegelt, hat Windjammer konstruiert und gebaut, unzähligen Jugendlichen die See zu Füssen gelegt, sie für das Segeln begeistert, 19 Bücher geschrieben und vor einem Jahr seine geliebte Frau zu Grabe getragen. Christ wird in Kürze 87 Jahre alt … und will es nochmal wagen. Als er mich vor kurzem aus England anrief, mich fragte, ob wir uns in Holtenau treffen können, sind wir mit fliegenden Fahnen in Polen gestartet, um des Abend dann in Holtenau anzukommen. Chris hat die Meteor in UK gekauft, eine STEPHEN JONES 46 FT, mit dem der Konstrukteur viele Jahre in UK in prestigeträchtigen Regatten seinen Ruf bewiesen hat, um dem Wettbewerb den schlanken Hintern zu zeigen.
Jedenfalls passte die vorhandenen Pacific nicht an das schlanke Heck und wir haben Chris die notwendigen Bauteile angeliefert. Und nun warten wir auf den nächsten Anruf im Herbst, wenn die Reise dann losgeht. Der Plan ist ein erneutes Treffen in Holtenau, wie bei seiner letzten Ausreise im Herbst 2021.
28.05.2025
Peter Foerthmann
25.Mai.25, Neukaledonien/Nuoméa, Tag 4.012, 29.095 sm von HH
Die letzten Meilen werden mühsam. Von wegen, wir lassen uns über Nacht gemütlich treiben. Auf einmal setzt der, seit Tagen für Samstagnachmittag angedrohte, kräftige Wind tatsächlich ein. Wir sind viel zu schnell. Wollen nicht mit fünf Knoten die ganze Nacht auf und absegeln.
Als es dunkel wird, reffen wir auf Sturmbesegelung. Atanga wird ausgebremst auf unter zwei Knoten. Somit beschränkt sich unsere Nachtaktivität auf zwei Kreuzschläge. Prima. Nicht so prima sind Böen von bis zu 30 Knoten. Die Gischt fliegt übers Deck. Wir nehmen noch mal richtig Salz auf.
Als es hell wird, motoren wir durch den Pass. Die drei Freunde, Wind, Sonne und Strömung haben sich gegen uns verschworen. 23 Knoten Wind genau auf die Nase. Tiefstehende Sonne von vorn. Und ausgehende Strömung von zwei Knoten. Zwei Meilen holpern wir über eine hässliche Buckelpiste.
Schlechte Sicht gegen die aufgehende Sonne
Kabbeliges Wasser in der Lagune
Die Einfahrt zieht sich. 15 Meilen bis zur Marina. Der Wind Fetch ist ordentlich. In unserer Vorstellung lag eine türkisene, glattgezogene Lagune vor uns. Die Wahrheit sind weiße Schaumkronen und Hacksee.
Kurz vor Mittag erreichen Nuoméa. Den Hauptort und einzigen Einklarierungshafen Neukaledoniens. Wir rufen über Funk die Marina. Ein netter Mitarbeiter meldet sich und spricht mit Achim auf Englisch. „Ihr bekommt Liegeplatz i15.“ Er sagt i. Achim fragt i wie ‚echo‘? „No, no i wie india‘“.
Okay, Missverständnis ausgeräumt. Steg india soll es sein
Kurz vor der Einfahrt meldet sich der Marinero zurück. „Sorry, neuer Liegeplatz b17, bravo. Anlegen auf Steuerbordseite.“ Achim bereitet Fender und Leinen für Steuerbord vor. Wir fahren in die Marina. Der Marinero meldet sich erneut: „Neuer Liegeplatz c15, auch Steuerbord.“
Uns ist es egal, wo wir festmachen. Achim fährt in die Boxengasse. Wir können die Nummern für die Liegeplätze nicht entdecken. Da sehen wir jemanden winken. Das ist aber nicht Steg C. Doch, doch, dort wo gewunken wird, sollen wir rein. Festmachen mit Backbord. Bis auf einen Fender sind alle auf der falschen Seite. Eine Brustleine haben wir auf Backbord ebenfalls nicht vorbereitet. Der Wind von hinten treibt uns in unsere Lücke. Achim entscheidet mit Backbord anzulegen. Ich bekomme die Vorleine prima zum Marinero rüber. Die legt er als Spring. Sehr gut. Bei der Achterleine träumt er und holt sie nicht dicht genug. Wir drohen den Katamaran neben uns zu versenken. Ich kann uns grade noch abdrücken. Puh, Glück gehabt.
Der freundliche junge Mann entschuldigt sich tausend Mal und ist einfach nur reizend. Man kann nicht böse sein und er ist nicht der vom Funkgerät.
Wir klaren das Schiff auf. Salz aus dem Cockpit wischen, Bimini installieren und warten auf den Mann von der Biokontrolle. Es werden ein paar Opfer-Kartoffeln, Zwiebeln und Eier konfisziert. Unsere Sonnenblumenkerne habe ich hinter dem Mehr versteckt. Das wäre gar nicht nötig gewesen. Er wirft nur einen Blick in den Kühlschrank. „Butter und Käse sind aus Australien?“
„Oui!“ Ich darf alles behalten. Merci, nette Leute hier in Neukaledonien.
Fazit über das Segeln nach Osten
Die Überfahrt war überraschend von wenigen Kreuzschlägen begleitet. Genau sechs Mal mussten wir wenden. Alle Meilen hoch am Wind. Von 33 Knoten bis 5 war alles dabei. Eine leichte Fahrt Richtung Osten, kann man nicht anders sagen.
Ein Unterwand hat ein gebrochenes Kardel. Zum Glück ist ein Ersatzdraht ist an Bord. Das erspart uns Lauferei.
Die Regel sagt, alles, was kaputt gehen kann, geht kaputt. Aber doch bitte nicht ein Kompass. Bei unserem Kompass am Steuerstand ist ein Haltering im Inneren gebrochen. Nicht, dass man noch häufig drauf schauen würde, Plotter und Autopilot zeigen die Kurse viel präziser. Aber ein Kompass ist schon schön auf See.
Alles geht kaputt auf Langfahrt. Aber doch nicht ein Kompass. Made in Germany. Ein Cassens & Plath.
Unser hat nun Schieflage. Ob man das reparieren kann?
Tag 10: Meilen total: 883 (davon 224 unter Maschine); direkte Strecke 788, somit nur (!) 95 Meilen beim Kreuzen draufgelegt
24.Mai.25, Pazifik, Tag 4.011, 29.196 sm von HH
Direkt hinter dem Squall ist Ende mit Wind. An Tag neun läuft komplett der Motor. Ein Hauch von 5 Knoten Wind ist übrig. Der bremst uns kaum aus, obwohl er genau auf die Nase kommt.
Jetzt stehen wir 27 Meilen vor der Riffeinfahrt und es ist klar, das wird heute nichts mehr bei Tageslicht. Im Dunkeln wollen wir nicht durch einen der zwei Pässe, die uns zur Verfügung stehen. Vom Pass bis zur Marina in der die Immigration erfolgen wird, sind es noch gute 15 Meilen. Neukaledonien hat das drittgrößte Barriere-Riff der Welt. Da der Inselstaat zu Frankreich gehört (nicht zu Europa, sondern ist nur eines der vielen Überseegebiete Frankreichs), erwarten entsprechend gut betonnte Wege durchs Riff. Aber die Navionics-Karte zeigt ein Gewimmel an Untiefen und Inselchen.
Bei den Franzosen ist Verlass auf gut betonnte Durchfahrten.
Außerdem darf man nachts nicht in der Marina anlegen, solange man noch nicht einklariert ist. Vor der Marina gibt es ein Bojenfeld. Dort dürften wir wohl (?) ankern. An ausgewiesenen Plätzen. Nein danke. In einem unbekannten Bojenfeld im Dunkeln einen Platz zu suchen, das ist uns zu stressig.
Da haben wir es draußen vor der Tür einfacher. Entweder wir drehen bei, falls der angesagte Wind noch kommt oder wir spielen Cocktail-Schäker und lassen uns treiben.
Tag 9: etmal 103 Meilen, davon 103 gut gemacht zum Ziel; 27 Meilen Rest; bereits gesegelt 824 Meilen.
Die Pantry serviert Bratnudeln und alles, was weg muss. Also gibt es einen Rohkostsalat aus Möhren, Paprika und Äpfeln dazu. Die Bio-Sicherheitskontrollen sollen recht streng sein. Mal wieder. Das ist immer schwierig zu planen. Es soll wenig weg geworfen werden, aber auch bis zum Schluss noch etwas Frisches zu essen geben.
Schulter Talk
Vor der Abfahrt habe ich trainiert mich abzustützen und an der Reling hoch zu ziehen. Das ging gut, die Bruchstelle hat nicht gemuckt und das hat mir Sicherheit für den Törn gegeben.
Ich kann den Arm noch nicht oberhalb Schulterhöhe komplett ausstrecken. Und das muss man überraschend häufig auf Atanga. Der steile Niedergang erfordert bei Schräglage beide Arme, die nach oben greifen. Das ging nicht besonders gut.
Noch immer muss ich meine Oberteile nach Männermanier im Nacken packen, um sie zum Ausziehen über den Kopf zu ziehen. Also mal eben nach hinten greifen, um die Großschot zu öffnen, keine Chance. Viel mehr Dinge als erwartet, sind für mich nicht erreichbar. Die Kraft mit der ich den Arm beim Abfangen der Fliehkräfte in einer Welle benutzen muss, heftiger als mir lieb ist.
Umso froher bin ich, dass ich gar nicht erst geplant hatte irgendetwas frisch zu kochen. Achim brauchte nur Gläser öffnen und Nudeln oder Reis dazu kochen. Wenn es ruhig war, habe ich Obst und Gemüse geschippelt. Das ging prima.
Ich hatte erwartet, dass ich meine Übungen auch auf See machen kann. Aber außer ein paar Dehnübungen im Sitzen ist das Ausgefallen.
Und doch ist die Beweglichkeit besser geworden. Die Wanderschmerzen, zwicken im Schulterblatt, ziehen im Schultergelenk, Stiche im Ellenbogen, sind deutlich besser geworden.
Der heiße Physio-Tipp: Turnerei auf einem schrägen Niedergang wirkt wie eine Wunderkur.
Noch eine Nacht auf See, dann haben wir es geschafft.
23.Mai.25, Pazifik, Tag 4.010, 28.993 sm von HH
18 Stunden bleiben wir auf unserem Kreuzschlag in nördliche Richtungen. Und die Wettergötter sind gnädig mit uns. Sie schicken Wind aus Süd-Ost. Zeitweise schaffen wir 40 Grad anzulegen. Der Wind ist schwach. Unsere Geschwindigkeit auch. Wir bleiben dauerhaft unter drei Knoten.
Friedlich geht es in die Nacht. Atanga treibt aufrecht in nord-östliche Richtungen, Dass wir überhaupt segeln können …
Um 2:00 Uhr morgens dreht der Wind auf 80 Grad zurück. Wir wechseln auf den anderen Bug. Innerhalb einer Stunde schifftet der Wind auf Nord.150 Grad, 140 Grad, 100 Grad. Für herrliche vier Stunden können wir direkt aufs Ziel zu segeln. Bekommen Strömung geschenkt und schaffen 4 Knoten Speed. Danke Neptun oder wer dafür verantwortlich ist.
Für vier Stunden können wir aufs Ziel zu segeln.
Gegen Mittag stirbt der Wind. Wir starten den Motor. Es sind noch 142 Meilen. Die können wir jetzt schaffen, mit dem Diesel, den wir noch haben. Es soll flautig bleiben. Aber was sollten wir nicht schon alles an Wind haben und es kam ganz anders.
Tag 7: etmal 74 Meilen, davon 57 gut gemacht zum Ziel; 138 Meilen Rest; bereits gesegelt 721 Meilen.
Die Pantry serviert Wraps mit frischem Krautsalat, Zaziki und Paprika.
Während ich dies schreibe, kommt gerade dieser junge Squall hinter uns her. Gleich gibt es eine Bootswäsche.
GEBURTSTAGSGRUSS VOM EIGNER EINES GANZ BESONDEREN SCHIFFES
Vor sieben Jahren habe ich meinen Lebenserfahrungsblog INTRIGEN + COPY CAT in die Tasten geschlagen, also verewigt. Etliche Kommentare später, begann ein wundervoller Austausch mit dem Eigner eines historisch recht einmaligen Schiffes. Die SV Rolling Stoneist seit 50 Jahren ein Teil meiner eigenen Geschichte, denn sie begegnete mir auf fast zweihundert Messen, sie war das COVERFOTO auf den Prospekten meines Marktbegleiters Hans Berwall, dem damaligen Häuptling vonSCANMAR INTERNATIONAL den ich regelmässig getroffen, ihn privat in seinem Haus in Sausalito besucht habe …( wir haben uns prächtig verstanden, was ja nicht mit allen Wettbewerbern funktionierte ). Ich schweife ab, hier der Kommentar, der mich berührte:
Moin Peter,
wirklich sehr spannende Ausführungen zum Thema „Windfahnensteuerungen“ und für mich neue und erschreckende Infos bzgl. Haifischbecken. Vielen Dank dafür, da werde ich noch ein wenig in deinem Blog schmökern.
Mich erinnert die Thematik „Wer baut die beste WF-Steuerung?“ ungewolt an den Klassiker „Wer hat den Längsten?“. Sorry. Da die Technik grundsätzlich komplex und die Anforderungen der Nutzer grundsätzlich individuell sind, gibt es darauf vermutlich keine eindeutige bzw. nur eine subjektve Antwort.
Und wer 50000 Meilen mit seiner Fahne unfallfrei um die Welt oder sonstwo gesegelt ist, wird vermutlich auf „seine“ Fahne einen heiliegn Eid schwören und schwer zu überzeugen sein, sich eine andere ans Heck zu nageln.
Und allgemein gilt ohnehin: es setzt sich leider nicht immer die beste Techniik durch (siegh MS-DOS).
Unsere „Monitor“ von 1979 (ja richtig, noch vor der Hans-im-Glück-Zeit) stammt noch aus dem Workshop von Gene (Merwin) und ist sogar noch aus dem No-No-Material 304 (1.4301) – fast eine Antiquität, das gute Stück. Seitdem war die Anlage in Alaska, 2x auf Hawaii, Mexiko, Karibik, Neufundland und dann über den Teich nach Europa. 2003 haben wir die Monitor (mit dem Schiff drumrum von Robby Robinson gekauft, den du vermutlich als Vertriebler von Scanmar auch kennengelernt haben dürftest und auf Messen eigentlich immer bei Hans im Schlepptau hing.
Auch ich schwöre also auf unsere Monitor, obwohl ich sie im Vergleich zu anderen Systemen wie „deinem“ Windpiloten nicht einmal besonders hübsch finde. Aber sie macht ihren Job und zwar ziemlich gut und auch da stimme ich Dir zu: wenn so eine Anlage funzt, kauft man sie sich genau einmal im Leben.
Zu den Rissen an den Frames:
Letztlich kann man jedes Material kaputt bekommen und wenn es dutzende durchgegammelte Schweißnähte an Monitor-Frames gibt, sollte man wissen, dass auch die Schweißtechnik ein komplexes Thema ist (insbesondere an Rohren) und die Güte der Naht letztlich von den Handfertigkeiten und dem Know-How des einen Schweißers abhängt, der an dem Ding „rumgebraten“ hat.
Da ich beruflich aus der Schweiß- und Werkstofftechnik komme, war ich schon vor Jahren neugierig, was es mit den Rissen an den Nähten auf sich hat und kann (nach Farbeindringprüfung) nur eines sagen: Risse an unserer Monitor nach nun 45 Jahren -> Fehlanzeige.
Schönen Gruß aus Kiel,
Marc
Es war der Beginn einer Freundschaft mit Tiefgang obgleich wir uns bis heute nicht persönlich getroffen haben, was dem Tiefgang keinesfalls geschadet hat … eher im Gegenteil! Denn gestern habe ich diese Mail bekommen:
…mein lieber Peter!
Habe das Datum deinem Buchgeschenk entnommen ( ja, ich lese es wirklich ) Auch wenn es bei mir drunter und drüber geht und ich mich etwas rar gemacht habe, so wollte ich auf jeden Fall einen Glückwunsch da lassen. Ich hoffe, es geht Dir gut und ich wünsche Dir für Dein neues Lebensjahr alles erdenklich Gute.
Lass Dich feiern, feiere selber mit Deinen Liebsten und mache es Dir schick!
Gürtel senkrecht!
Liebe Grüße,
Marc. SV Rolling Stone
GARCIA MARACUJA JUST ARRIVED ANOTHER TIME IN HORTA