Monat: Juli 2019

Barcolana wird ADAC Stützpunkt

München, 2. Juli 2019 –  die weltgrößte Segelregatta Barcolana gibt im Bayrischen Hof den Startschuss zur Einschreibung zu den diesjährigen Wettfahrten und verkündet zugleich die Zusammenarbeit mit der ADAC Sportschifffahrt.

Zur 51. Auflage der Barcolana werden heuer 2.700 teilnehmende Boote mit rund 17.000 Personen an Bord in Triest erwartet, für das flankierende Volksfest an Land rechnen die Veranstalter mit gut 300.000 Besuchern. Mit der nun offiziell verkündeten Stützpunkt-Partnerschaft mit der ADAC Sportschifffahrt reiht sich die Barcolana in ein Netzt von sorgfältig ausgewählten Vorteilspartnern – meist Marinas – ein und rundet so das Leistungsportfolio für ADAC Skipper hervorragend ab.

Mit dem neuen Partner möchte der Club auf der einen Seite aktive Skipper auf dem Weg zur Regattateilnahme unterstützen – sei es auf eigenem Rumpf, auf einer gecharterten Segelyacht oder auch als Mitsegler. Auf der anderen Seite sollen vom Partner neu entwickelte „Tourismus-Pakete“ Interessierte näher an das Event heranführen und mit den Racern auf Tuchfühlung bringen, z.B. über ein Brunch auf der Regatta-Terrasse, eine Mitfahrt auf einem Begleitboot oder einem Helikopterflug über dem Regattafeld.

Mara’amu Warnung

Sa., 06.Jul.19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Hao/d’Otepa, Tag 1861, 17.889 sm von HH

Mara’amu wird stürmischer Wind aus Süd-Ost genannt, der zwei Stunden, zwei Tage oder zwei Wochen anhalten kann. Wir haben gerade einen Acht-Tage-Mara’amu hinter uns. Mit Böen von über 40 Knoten, das ist Windstärke 9.
Die Lagune hat sich in einen Hexenkessel verwandelt. Der Wind hat kann Anlauf von über 50 Kilometer nehmen und mischt die schützende Lagune ordentlich auf. Die Wellen brechen sich an der Hafenmauer und steigen zum Teil sogar über. Im Prinzip liegen wir in unserem Hafenbecken gut geschützt und brauchen uns keine großen Sorgen machen.
Wäre da nicht das Volllaufen der Lagune.
Über die Riffkante schaufeln von außen vier Meter hohe Wellen die Lagune voll. Der schmale Pass im Norden ist hoffnungslos überfordert, das Wasser fließt nicht schnell genug wieder ab. Der Pegel steigt. Innerhalb von Stunden liegen wir bereits einen Meter höher an unserer rauen Betonwand. Zum Glück werden wir von der Pier weg gedrückt.

Wir liegen sicher hinter der Mauer

Nach drei Tagen beginnt die Lagune zu atmen. Das Wasser steigt und sinkt – alle dreißig Minuten um zwanzig Zentimeter. Man kann dabei zuschauen, wie die Kaimauer verschwindet und wieder auftaucht. Total gruselig. Wir machen uns ernsthafte Sorgen. Wie hoch steigt das Wasser noch? Wir haben keine Ahnung. Die Einheimischen geben Entwarnung: es sei noch nie vorgekommen, dass der Wasserstand höher als die Pier gestiegen ist. Allerdings sei das heftige Ansteigen und Fallen des Wassers ungewöhnlich.

Nach ein paar Tagen dreht der Mara’amu und drückt nun uns jetzt gegen die Betonmauer. Betonmauer-Stummel ist besser. Ein großer Teil der Wand liegt ja bereits unter Wasser. Unsere Fender schwimmen auf und drohen wirkungslos zu werden, wenn der Pegel weiter steigt. Wir brauchen etwas, was nicht schwimmt und Atanga trotzdem vor der Mauer schützt. Achim findet zwei Autoreifen. Besser schwarze Streifen auf weißem Schiff als hässliche Schrammen. Not kennt kein Gebot.
Dann bringen wir noch den Zweitanker aus. Mittschiffs und im rechten Winkel zu Atanga soll er uns von der Mauer fernhalten. Das funktioniert ganz gut. Die letzte Nacht mit Mara’amu überstehen wir ebenfalls unbeschadet.

Die vier schlimmsten Nächte haben wir schlecht geschlafen, aber jetzt ist alles überstanden. Der Wind hat sich abgeschwächt, der Regen ist vorbei. Die Einheimischen sind ebenfalls betroffen. Die Wellen sind auf Höhe der Grundschüle über die komplette Insel gerollt. Die Schule steht unter Wasser, die Straße ist gesperrt. Palmenwedel liegen auf den Wegen, Äste sind abgebrochen, lose Wellbleche klappern. Und Internet gab es auch kein.
Besonders übel trifft es die Kinder aus dem College. Die Ferien haben begonnen und die Internatsschüler sollten bereits Donnerstag abgeholt werden, um auf ihre Atolle gebracht zu werden. Aber der Katamaran ist wieder umgedreht und nach Tahiti zurück gefahren. Keine Ferien zu Hause für die Kinder. Die wurden auf Familien auf Hao verteilt und hoffen nun, dass ihr Schulbus bald kommt und sie nach Hause bringt. Ein zwei-Stunden-Mara’amu wäre allen lieber gewesen.

Wilde Tage liegen hinter uns

 

 

Golden Globe Race – Windvane Report

SEGELN UND LEBEN IN BALANCE

Windvane Report

„BOOTSSPORT ERLEBEN“ auf dem Fehmarn-Festival vom 19. bis 21. Juli 2019

Bootssport näher kennenlernen und erleben? Mit uns kein Problem!
Wir sind bei den Aktionen zu „Bootssport erleben“ mit dabei. Nutzen Sie die Möglichkeit bei einer kostenlosen Probefahrt das Steuer selbst in die Hand zu nehmen.

 Aus "START BOATING" wird "BOOTSSPORT ERLEBEN“ Erleben Sie die Faszination Bootssport live und lassen Sie sich mit Familie und Freunden den Wind so richtig um die Nase wehen. Besuchen Sie während des Fehmarn-Festivals vom 19. bis 21. Juli den Stand von „BOOTSSPORT ERLEBEN“ und buchen Sie direkt einen Termin für eine kostenlose Testfahrt. Es stehen verschiedene Bootstypen zwischen 4 und 10 Meter Bootslänge zur Verfügung. Ob Segel- oder Motorboote, ob sportlich rasant oder komfortabel, erleben Sie magische Momente auf dem Wasser. Für die Probefahrten sind weder Bootsführerschein noch maritimes Fachwissen erforderlich, erfahrene Instruktoren begleiten Sie und zeigen Ihnen, wie einfach der Einstieg in den Bootssport ist.

Der ADAC ist als Partner der Events vor Ort vertreten und informiert Sie gerne rund um den Einstieg in den Bootssport zu zahlreichen Themen wie

Sportbootführerschein,
Gebrauchtbootkauf,
Internationaler Bootsschein,
ADAC Wassersportversicherungen,
Tipps zum Trailern,
ADAC Yachtcharter
u.v.m.

Bis Anfang September finden noch weitere Events statt:

9.8. – 11.8.2019                     Koblenz Rhein in Flammen
30.8. – 1.9.2019                    Werder Maritim am Großen Zernsee

Informationen zu allen Events, verfügbaren Booten und weitere wichtige Tipps für Einsteiger & Interessenten rund um den Bootssport sind auf www.bootssport-erleben.de abrufbar.

 

 

 

SV Alea Jacta Est – Wolfgang Fleckenstein GER

EIN SEGEL OPA – ZWEI SCHIFFE – ZWEI WINDPILOT SYSTEME

Es gibt viele Wege nach Rom – hier: zu einer Website, die Informationen anbietet, die nicht nur für die Augen eines Betrachters, angenehme Momente verschafft.

Wolfgang lebt seit vielen Jahren in Corsica und schaut sich die Welt von oben an, abseits der Zivilisation auf einem Berg, bekommt er vom örtlichen Briefträger stets einen Anruf, wenn Post für ihn im Dorf eingetroffen ist. Nach einem verrückten Berufsleben hat der Mann sich in den Süden zurückgezogen und beschäftigt sich ausschliesslich mit Dingen, die ihm Spass bereiten: Segeln und segeln auf zwei Schiffen, mit denen er je nach Lust und Laune auch mal Gästen seine neue Heimat zeigt. Dabei sind Videos entstanden, die süchtig machen können, weil sie das Segeln in der Sonne in den schönsten Facetten zeigen, hat auch mit Menschen zu tun, die der Kamera jeden Gefallen tun. Die YouTube Besucherzahlen machen atemlos … und hungrig auf weitere Abenteuer … die auch schon zu sehen sind.

Guten Abend Peter,
vor 2 Tagen habe ich endlich meine neue Website hochgeladen.
 
Um von professioneller Hilfe durch IT-Experten unabhängig zu sein (und um nicht öfters mal php- oder andere Sicherheitsupdates machen zu müssen), habe ich mir eine extrem simple Technik ausgedacht: Eine winzig kleine html-Start-Seite, an die ich PDF’s dranhänge, in denen sich das ganze System abspielt. Das genial simpelste Content Management System, das ich kenne.
Ändern und redigieren, neue Menues anlegen usw. ist jetzt (für mich) kaum komplizierter, als E-Mails schreiben.
Vielleicht ein wenig ungewohnt für die Anwender – aber als Segel-Opa benötige ich keine „moderne“ Web-Technologie.
 
Wenn Du Kritik hast, nur raus damit ! Du bist ehrlich und scharfzüngig … aber sicher nicht bösartig. Sowas schätze ich, denn Kritik hat noch nie geschadet.
 
Wenn Dir meine AUGENFUTTER VIDEOS RUND UM CORSICA SPASS MACHEN, sollte mich das freuen. Immerhin tragen meine beiden Schiffchen Alea Jacta Est (Pacific Plus) und UshiO (Pacific) das Hamburger Arschgeweih.

Ein gutes Wochenende Dir und Marzena
Wolfgang, Belvedere-Campomoro, Corsica

SV Frida – Sebastian Groth GER

GRUSS VON ANDEREN ENDE DER WELT

Hallo Herr Foerthmann,
Segelgrüße aus dem Korallenmeer! Nach einer wunderschönen Zeit auf Fiji bin ich nun gerade auf dem Weg zur TorresStrait und dann weiter nach Indonesien.

Ich hoffe, Ihnen geht es gut und Sie konnten den Start in den Sommer in vollen Zügen genießen.

Mein bester Freund hier an Board (ich bin weiterhin einhand unterwegs), die Windpilot Pacific, wirft eine Frage auf, die ich trotz Studium des Handbuchs nicht beantworten konnte.
Gibt es eine absolute Gewichtsangabe für die Sperrholz-Windfahne (100)?
Ursprünglich hatte die Windfahne hier 820g auf die Waage gebracht, durch Feuchtigkeit wiegt sie nun aber 850g, ich weiß nicht ob 820g original ist, oder auch schon schwerer war.
Für einen Hinweis vielen Dank im voraus
herzlich von unterwegs
Sebastian Groth, SY Frida

SV Virgo Moon – Rob Oakley Hawaii US

WINDPILOT PACIFIC on WAUQUIEZ CENTURION 45

Hi Peter, on the way back to Hawaii we were in over 30 knots of wind for three days going to windward and the WP was working fine with the crudely made rudder.
Thanks,
Rob Okaley, All Island Marine Survey
Kailua HI

SV Prosit – Barbara+ Thomas Drösemeier GER

26 JAHRE – 55.000 SM – UND IMMER NOCH NICHT MÜDE

Lieber Herr Förthmann,
in der 27ten Saison und nach nunmehr mehr als 55.000 sm mit Ihrer Pacific, ursprünglich 2te Wahl, da die Aries nicht verfügbar, wüßte ich jetzt nicht, was die Aries besser machen könnte.

Ich verfolge mit Interesse Ihre Kommentare zur Seglerwelt und eigener Person (manchmal erkenne ich eine Seelenverwandtschaft: 72J, 2CV-Schrauber, Maschb.-Ing., Frauenversteher) und hoffe auf viele weitere Lebenszeichen. Anbei auf dem Weg nach Haparanda ein Video.

LG Thomas Drösemeier

Von England nach Irland und Schottland (10): Wexford. Gefangen zwischen Untiefen und Seehunden.

Meine diesjährige Segelreise führt mich seit Juni  
die englische Südküste vom Solent nach Westen zu den Scilly Isles. Von dort kam ich in einem langen Schlag im River Suir und in Waterford an will nun weiter nach Dublin die irische Ostküste hinauf.

Von Waterford und der breiten Mündung des River Suir im Südosten Irlands bis nach Dublin ist die Küste auf 100 Seemeilen reich an Abwechslung. Und arm an Häfen für ein Boot mit zwei Meter Tiefgang wie Levje.

Die Landschaft ist schön anzuschauen, erst Kilmore hinter den Insel Saltee-Inseln, Little Saltee und Great Saltee, aber was heißt schon „great“ in Irland, unbewohnt sind sie beide, dafür mit schönen Ankerbuchten.  Hinter Irlands Südostspitze liegt der Fährhafen von Rosslare – aber der ist in der Hauptwindrichtung nach Norden vollkommen offen, was dicken Fähren nichts ausmacht, kann für unsereins schnell zur ungemütlichen Falle werden. Tatsächlich frischt vor Rosslare der Wind auf 15 Knoten auf, es ist 18.00 Uhr, Zeit nach einem geschützten Platz für die Nacht zu suchen.

Aber da ist nichts. Nur Wexford. Die Stadt mit dem kleinen Fischereihafen liegt etwa fünf Seemeilen tief in einem ausgedehnten Flachwassergebiet voller Sandbänke und Untiefen. Schwierig zu manövrieren. Eigentlich sagt mein Handbuch, der Reeds Nautical Almanach, das große Telefonbuchartige Sammelsurium, man solle das ausgedehnte Flachwassergebiet des Wexford Estuary ab einem Tiefgang von 1,30 Meter meiden. Levje hat zwei Meter.

Aber weil gerade die Nächte des Neumonds sind und damit die Tide stärker ausfällt, und weil gerade jetzt gerade das Hochwasser am höchsten steht, versuche ich mein Glück. Ich kann ja umkehren, denke ich mir, der Mensch ist blöde gelegentlich. Und mit Lagunen und Rias, den von Ebbe und Flut ausgewaschenen Flussmündungen wie der vor mir, kenne ich mich seit den Lagunen von Venedig und den Rias Portugals und Nordspanien aus. Denke ich. Also los.

Reeds Almanach sagt auch, dass es bis Wexford nur einen betonten Kanal gibt, aber der würde so oft seine Richtung ändern und versanden, so dass die beigefügte Seekarte längst nicht mehr richtig sei. Da sitzt der Segler dann allein auf der Kante mit dem tollen Telefonbuch in der Hand. Allerdings finde ich im Internet unter Wexford Harbour eine kleine App, die den Verlauf des aktuellen Kanals und die aktuelle Lage der circa 25 Bojen anzeigt. Zumindest mal etwas. Und Navionics, so zuverlässig es auf See sein mag, ist in Lagunen zu ungenau. Also los. Ich vertraue auf mein Boot und die Bojen.

Die erste Tonne, da ist sie. 5 Meter Wassertiefe, na wer sagts denn. Ich motore mit Speed in die Bucht, ich habe seitlichen Gegenwind von 15 Knoten, wenn ich die fünf Seemeilen schaffen will in einer Stunde, bevor das Wasser fällt, muss ich da auch mit 5 Knoten Speed durch. Gas heißt die Devise. Weil Hochwasser ist, sieht ja alles wunderbar wie ein See aus. Nur links von mir die im Wind abwehenden Gischtfahnen zeigen, dass dort eine Sandbank ist, an der ich mich knapp vorbeilaviere. Gruselig ist das ja schon, so nah an 30 cm Wassertiefe vorbeizusteuern.

4 Meter Wassertiefe. Dann ein Stück weiter drinnen sogar 6,50 Meter. Hier könnte ich sogar ankern, der Tidenhub beträgt 2 Meter, also hätte ich an dieser Stelle bei Ebbe immer noch 4 Meter unter mir. Aber wer weiß schon, wie breit der Kanal ist, immerhin müssten 30 Meter Kette raus, da brauche ich schon ein halbes Fußballfeld Platz. Das geben die Untiefen hier ringsum nicht her.

Und weiter gehts mit 5 Knoten. Die Gegenströmung hat eingesetzt, verflixt, das wird zeitlich eng. Das Wasser ist bereits am Fallen, 10 cm weniger Wassertiefe können jetzt entscheidend sein, „mach hinne, Junge“, wenn Du hier zwei Stunden in der Bojengasse rumtrödelst, ist das Wasser vielleicht 50 Zentimeter tiefer.

„Go, Wexford, go!“ rufe ich mir zu. Aber das auf die Sandbank geworfene Boot ist mir eine Warnung, dass Mut allein nicht jeden nach Wexford brachte, der auch dahin wollte.

3,50 Meter. Wie gut, dass das Telefonbuch doch den hilfreichen Tipp bringt, ich solle die „rhumb line“ zwischen den Bojen laufen. Als ich nachschlage, finde als Übersetzung „Loxodrome“ und „Isoazimutallinie“, der Verfasser muss da gerade einen lustigen Abend gehabt haben. Aber besoffen kann ich auch. Weil die Wassertiefe auf 3 Meter fällt, laufe ich jetzt wie ein Besoffener Schlangenlinie zwischen den Bojen, um nur ja die tiefste Stelle des unsichtbaren Kanals zu finden.
Nur: Das kostet Zeit. Viel Zeit. Zeit, die ich nicht habe.

„Go, Wexford, go!“ 2,70 Meter Wassertiefe. Die Gegenströmung wird stärker. Ich habe jetzt 70 Zentimeter unter mir. Ich kann doch hier nicht mit 5 Knoten durchrauschen, also nehme ich vor der nächsten Engstelle Fahrt raus.

Und keine Sekunde zu früh. 2,50 sagt der Tiefenmesser. Dann in rascher Folge 2,30. 2,20. 2,00. 1,90. 1,80 Meter. Mit einem sanften Rummms sitzen wir auf der Sandbank, Levje schob sich wie ein Wahl hinauf. Die analytische Hälfte meines Hirns freut sich noch, dass mein Schiff offensichtlich doch 10 Zentimeter weniger 1,90 Tiefgang hat als angenommen, während die klügere Hälfte meines Hirns erst ab da jenes widerwärtige Schaben und sich Wölben des ganzen Schiffskörpers wahrnahm, mit der der Kiel bei Grundberührung den Mast nach oben treibt.

Tausend Gedanken schießen durchs Hirn: Komm‘ ich hier wieder runter? Oder liegt Levje hier in drei Stunden, wenn das Wasser weg ist, auf der Sandbank? Wen könnte ich anrufen? Der Hafenmeister ging vor vier Stunden schon nicht ans Telefon?

Ich gebe rückwärts Gas. Erst locker. Dann fester. Und preise den Konstrukteur meiner Levje, den knorrigen, kantigen Manfred Schöchl, dass er mal wieder alles richtig gemacht und Levje einen 50 PS-Motor spendierte. Mit mageren 20 PS? Wärs jetzt vorbei.

Ich habe mehr Glück als Verstand, im Rückwärtslaufen finde ich sofort den Kanal wieder. Ahh, da sind sie ja, die 2,50 Meter. Nichts um sich drauf auszuruhen, aber 2,50 Meter sind verglichen mit 1,80 Meter ja noch Gold. Verdammt. Wo geht das hier lang? Die Tonnen sind jedenfalls nur eine bedingte Hilfe, und meine „rhumb line“ auch nicht. 

„Go, Wexford, go!“ 2,70 Meter jetzt unter mir, da wächst das Selbstvertrauen, da schwillt der Kamm. Das geht doch, 3,50 Meter jetzt, ich „rhumbe“ wieder hin und her, das funktioniert ganz gut. Da vorn ist die Stadt, das muss doch zu schaffen sein, auch wenn das Wasser fällt, es kann nicht mein Schicksal sein, mit Levje auf einer Sandbank vor Wexford zu enden.

„Go, Wexford, go!“ Ich gebe alles und stelle den Gashebel auf 5 Knoten. Das ist zu schnell, aber ich muss machen, dass ich hier rauskomme. Warum haben die denn nun statt grüner und roter Bojen nun auch manchmal nur eine rote? Nehm ich die jetzt rechts, wie sichs gehört?? Fahrbahnmitte??? Oder links???

2,50. 2,30. 2.00. 1,80. 1,70. Langsam schiebt sich Levje den Sandhang unter mir hinauf. Und diesmal richtig. Verflixt. Ich gebe rückwärts Gas. Nichts geht. So ein Miiiiiiist.

Aus dem Wasser sehen mir zwei Seehunde mit treuem Dackelblick interessiert zu, wie ich auf meiner Sandbank rummache und hilflos hantiere. „Herrchen sitzt nun fest. Hundilein kann da gar nichts machen.“

Ich versuch es noch mal. Mehr Gas. Auf und ab Hüpfen auf dem Deck hats auch schon gebracht, allerdings ist das Gehoppse meiner 90 Kilo für meine 8 Tonnen Levje geradezu lachhaft und amüsiert eher die Seehunde. Plötzlich ein Rutsch. Sie kommt! Sie kommt runter von der Sandbank!! Und rauscht mit Karacho rückwärts. Jetzt nur gleich aufstoppen, dass wir mit Levjes Ruder nicht irgendwo dagegendonnern und ihr empfindlichstes Teil lädieren.

Danke, lieber Gott, danke. Wir schwimmen wieder! Und wie gehts jetzt weiter? Da vorne ist das nächste Tonnenpaar. Soll ich umkehren? Nein, das Wasser ist am Fallen, hier komme ich nicht mehr raus, es geht nur nach vorn. Das muss doch zu machen sein, die dreiviertel Seemeile. Also weiter, bevor das Wasser hier vollends weg ist.

„Go, Wexford, go!“ Ich „rhumbe“ mich vorsichtig auf das nächste Tonnenpaar zu. Aus dem Augenwinkel entdecke ich in der Seekarte, dass ich immer auf Grund lief, wenn ich mich zu weit von der Kurslinie entfernte, die mir Navionics vorschlug. Navionics? Das führte in den Lagunen der Adria immer in die Irre, es hat sich mir tief eingeprägt: „Navionics auf See super. Sobald Du in Landnähe kommst: Nicht mehr Navionics.“ Aber hier in England und Irland scheint das anders zu sein, die Kartendaten scheinen selbst in einer Ria wie der von Wexford auf allerneuestem Stand zu sein.

Tatsächlich. Ich folge der Kurslinie, auch wenn mich der Wind immer wieder wegdrückt. Navionics zeigt tatsächlich in diesem Gebiet die ideale Kurslinie. 3,50 Meter. Ich sehe die drei Segelboote dort vorne an der Boje hinter der Insel, mit der Ruine, um die ich rum muss.

„Go, Wexford, go!“ 4,00 Meter. Vielleicht habs ich tatsächlich gleich geschafft? 7 Meter. Die ersten Häuser von Wexford. Auf der Insel hat jemand eine Fahne aufgepflanzt, zwei Farben erkenne ich, gelb und violett. Ein nautisches Warnzeichen vielleicht?

Ich laufe auf die Brücke zu. Der Strom setzt jetzt mit zwei Knoten. Das war aber richtig knapp, hier noch reinzukommen, nicht auszudenken, wie ich mich jetzt fühlen würde, 3 Seemeilen weit draußen auf einer Sandbänke liegend. Grausame Vorstellung.

Auf der Pier überall die gelbvioletten Fahnen. Die Bojen, an denen drei marode Yachten hängen, sehen schimmlig aus, und nichts für über zwei Knoten Strom. Lieber Ankern. Das Telefonbuch sagt, ich muss bis 50 Meter zur Brücke ran, davor gäbe es soliden Ankergrund auf 7 Meter, der auch die Strömung abkann. Tatsächlich. Ich drehe meine zwei Kreise, um den Ankergrund abzutasten. Alles ok. Dann fällt der Anker und hält sofort. Ich habs tatsächlich geschafft, hier reinzukommen.

Eine Weile schaue ich Levje zu, wie sie sich in der Strömung verhält. Das Loggenrädchen lärmt mit über 2 Knoten, aber mein Schiff liegt ruhig so allein im Fluss in der Abenddämmerung.

Es heißt, dass Guiness Bier mit jeder Kneipe besser schmeckt, die man der Brauerei am Liffey näherkommt. Wexford scheint mir ein ideales Terrain, um meine allabendliche Testreihe in dieser Sache fortzusetzen. Ich rudere an Land, klettere die Kaimauer zwischen den Trawlern hoch. Auf der Pier kaum Menschen, aber dafür überall die gelbvioletten Fahnen.

Ich gehe langsam in die Stadt. Autos rollen durch, mit gelbviolleten Fahnen, ich finde eine Kneipe, sie ist vollbesetzt mit jungen Leuten in Gelbviolett und Frauen, die sich Gelbviolett auf die Wangen gemalt haben. Am Thresen zwei Männer in Karl Valentin-Kostümen, zwischen denen hindurch ich mir mein Pint hole. 

Was ist hier los? Hat Wexford beim Football gewonnen? Liegt Wexford beim Windhundrennen vorn? Die Kneipe ist voller johlender Iren, ich trage mein Bier vor die Tür. Am Nebentisch geht es hoch her, sie haben mit ihrer Testreihe bereits deutlich Vorsprung vor mir. Plötzlich steht einer der jungen Männer auf, er schwankt leicht im Wind, hebt sein Glas zusammen mit den anderen und röhrt plötzlich, so laut es geht:

„Go, Wexford! Go!“

Wenn die wüssten.

Heiva auf Hao

Fr., 28.Jun.19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Hao/d’Otepa, Tag 1853, 17.889 sm von HH

Seit vier Wochen beobachten wir, dass auf dem Platz zwischen Versorgungs-Schiff-Anleger und Rathaus Wellblechhütten zusammen gezimmert werden. Unansehnliche Buden – der Platz gleicht schnell einer Geisterstadt. Aber plötzlich werden tonnenweise Palmenwedel angeschleppt. Tagelang sitzen die Frauen beieinander und flechten wunderschöne Verkleidungen für die Hütten.

vorher

nachher

Heiva bedeutet ‚Zusammenkunft auf einem öffentlichen Platz‘ und findet im Juli auf fast allen polynesischen Inseln statt. Berühmt ist das Heiva auf Tahiti. Perfekte Tanzshows mit perfekten Kostümen an perfekten Körpern werden dort vor zahlungskräftigem Publikum gezeigt.
Auf Hao dient das Heiva zur Unterhaltung der Einheimischen und gleicht einer Kirmes aus den 70er Jahren. Es fehlt nur das Kinderkarussell. Der Bürgermeister spricht ein paar Eröffnungsworte mit Blumenkranz um den Hals. In den Buden stehen Fußballkicker, Billardtische und ein Basketballkorb, der elektronisch die Treffer zählt. Die Teenager-Jungs sind begeistert. Jeder, der sich traut, wird von einer Traube Schaulustiger umzingelt.
Der „Schießstand“ zum Luftgewehr schießen ist herrlich. Im Wind wackeln die Zielscheiben, die mit Wäscheklammern vor Palmenkulisse aufgehängt wurden. Fünf Schuss kosten 2 USD – Treffer unmöglich. :lol: Die Kinder, die den ganzen Tag mit Schnur und Angelhacken an der Mole stehen können, versuchen sich beim fröhlichen Entenangeln. Zu gewinnen gibt es, wie überall auf der Welt, billigen Plastik-Schrott.

Billard statt Autoscooter

 

Entenangeln

 

Schießstand in Polynesien

Einige der Hütten wurden zu Restaurants eingerichtet, aber am Eröffnungsabend sind alle Tische reserviert. Allerdings sitzt kaum jemand an den Tischen. Das System erklärt sich uns nicht. Dort wo es Pizza geben soll, liegen vertrocknete Stücke in einer Vitrine. Wenig verlockend, vielleicht sind die vom Probebacken am Nachmittag übrig geblieben. Auf Nachfragen wird eifrig genickt: Jawohl, es gibt Pizza. Typischer Pizzaduft fehlt allerdings und wir sehen niemanden Pizza essen oder nach Hause schleppen. Etwas frustriert geben wir auf. Hier bekommen wir heute nichts zu essen.

Nette Restaurants – innen mit Tüchern dekoriert

ohne Kunden

 

Alkohol wird übrigens auch nicht verkauft und der Konsum im Heiva Dorf ist strikt verboten. Auf Mangareva wurde während des Festivals sogar der Alkohol-Verkauf im Supermarkt untersagt. Dort waren alle Flaschen in der Zeit weggeräumt.

Neben dem Rummelplatz werden Wettkämpfe in traditionellen und modernen Disziplinen ausgetragen: Singen, Volleyball, Blumen flechten und Biathlon (Fahrradfahrern und Laufen statt irgendwas mit Schnee). Vier Wochen dauert die ‚Heiva‘ auf Hao. Jeden Tag gibt es nur einen kleinen Happen zu sehen. Die Attraktionen, wie Tanzen, leider erst ganz zum Schluss. Solange wollen wir dann doch nicht mehr bleiben. Warum man die Veranstaltung so in die Länge zieht, ist uns unklar. Der Rummelplatz und die Restaurants sollen jeden Tag geöffnet haben. Der Gesangswettbewerb am zweiten Abend findet bereits vor leeren Stühlen satt. Nicht ganz zu unrecht. :mrgreen: Es singe, wem Gesang gegeben.

Der Gesangswettbewerb stößt auf wenig Interesse

SV Esmeralda – Igor Zaretskiy RUS

ESMERALDA OK – DURING INDIAN OCEAN CROSSING

SV Carina – Erika Neumann GER

UND SIE HAT ES WIEDER GETAN …

lautlos, unaufhörlich, zuverlässig, ohne zu murren, niemals seekrank und absolut anspruchslos hat sie mich wieder übers Meer durch alle Wetter gesteuert – die Pacific light. Was täte ich nur ohne sie! Auch die 3 Tage und Nächte im Sturm in denen wir mit gebrochener Reffanlage verzweifelt auf und ab gekreuzt sind um Schutz im nur 12 Seemeilen entfernten Minerva Riff zu finden hat sie ganz alleine hart am Wind gesteuert.

In den letzten 4 Jahren hat sie die kleine CARINA, eine 30 Fuss Sloop, mehr als 20.000 Seemeilen gesteuert, von der Bretagne in den Pazifik. Ohne sie hätte ich diese Strecken niemals solo (einhand) zurücklegen können. Allerhöchste Zeit endlich mal ein Lob und Wort des Dankes auszusprechen.

Lieber Peter
Schon lange wollte ich mich mal melden. Jeden Tag an dem ich auf See bin und die Pacific light die Carina so souverän steuert, bin ich dankbar dafür und nehme mir vor, Dir endlich mal zu schreiben, aber kaum vor Anker … sind alle guten Vorsätze wieder dahin – man kennt das ja. Heute, an einem stürmischen, regnerischen Tag vor Anker in Nuku’alofa, der Hauptstadt Tongas ist es aber höchste Zeit.

Vielen Dank für das wunderbare Instrument das Du geschaffen hast und das es mir und vielen anderen ermöglicht, unsere Träume zu leben, ohne bei jedem Wetter ständig am Ruder stehen zu müssen und ohne irgendwelche Energien zu verbrauchen.

Ebenso ganz herzlichen Dank für den so grossartigen und schnellen Service den Du uns zukommen lässt, auch wenn ich den gar nicht brauche denn die Pacific Light ist unkaputtbar. Bei der Installation vor 4 Jahren warst Du stets mit gutem Rat und dem noch erforderlichen fehlenden Zubehör zur Stelle. Wie schön, wenn hinter einem guten Produkt auch noch ein wertvoller Mensch steht.

Ein ganz herzliches Dankeschön
Und ganz liebe Grüsse aus Tonga

Erika Neumann
SY Carina