Monat: September 2018

Unter Segeln. Von der Bretagne zur Insel Guernsey. Von Dingen, die nicht funktionieren. Einem Gott der Schadenfreude. Und der nächtlichen Ankunft auf einer Insel.

Mitte Mai startete ich in Sizilien, um einhand
für mein neues Buchprojekt um die Westküste Europas zu segeln. 
Nach den Balearen, Gibraltar, Portugal, Nordspanien
folgte ich der französischen Atlantikküste bis zur Nordküste der Bretagne 
zu den britischen Kanalinseln. 


Es ist 14.30 Uhr. Nachmittag. Am Himmel ein Schweben von Wattewolken, die wie eine Herde langsam gen Osten ziehen. Vor sechs Stunden habe ich die Bretagne verlassen, um die 60 Seemeilen hinüber zur Insel Guernsey zu segeln. Eigentlich keine große Distanz.

Heute Früh, bei der Abfahrt, hatte das GPS meine Ankunft für 18.30 Uhr am heutigen Abend errechnet. Doch die Überfahrt entwickelte sich anders als gedacht. Der Wind war schwächer als erwartet. Er Wind kam seitlicher ein als erwartet. Ich konnte den geplanten Kurs nicht halten. Die Strömung läuft seit Vormittag gegen uns. Sie kam nicht nur aus Richtung Guernsey, sie bremste uns aus um fast 2 Knoten. Und: sie setzte uns weit nach Westen. Sah ich ins GPS, schossen wir auf diesem Kurs weit westlich an der Insel Guernsey vorbei. Selbst wenn ich den Kurs geändert hätte: würden wir erst am Morgen gegen 6.30 Uhr ankommen. 12 Stunden später. Was bedeutet hätte, die Nacht am Steuer zu stehen  und erst Morgen Früh in Guernsey anzukommen.

Im Norden vor uns zog eine Regenwand auf. Scharf konturierte bleigraue Wolken bedeckten den Horizont vor mir, wir hielten genau darauf zu. Alles nicht erfreulich. Wir waren zu langsam. Wir kamen zu weit querab. Ich würde mir die Nacht um die Ohren schlagen müssen. Bad News.

Wie so oft hier draußen sind die Dinge, wie sie sind. Jahrzehnte war das Büro ein Ort, an dem die Dinge entweder mit mir waren oder nicht. Waren sie gegen mich, ärgerte ich mich. Über nicht erreichbare Geschäftspartner. Über mutlose Einkäufer. Über lustlose Kollegen. Über Computer, die nicht funktionierten. Hier draußen habe ich das Ärgern etwas verlernt. Das Meer meint es nicht böse. Es ist, wie es ist. Es lohnt nicht, dagegen anzukämpfen. Ich muss die Dinge nehmen, wie sie in diesem Augenblick sind. Zumindest für mein Leben hier draußen lerne ich, dass ich den Dingen, die sich nicht fügen wollen, nicht zuviel Aufmerksamkeit schenken darf. Dem Mechaniker, der nicht zur vereinbarten Zeit kommt. Dem Gesprächspartner, den man nach dem 5. Anruf nicht erreicht. Hier draussen kann ich die Dinge oft akzeptieren. Statt mich über den Mechaniker zu ärgern, beginne ich einfach irgendeine größere Arbeit. Kaum habe ich die begonnen, kaum habe ich das Ärgernis Ärgernis sein lassen, kreuzt auch schon der überfällige Mechaniker auf. Oder mein Handy klingelt, und der gewünschte Gesprächspartner ist dran. Irgendein missgünstiger Gott sieht unserem Leben von oben dabei zu, wie wir der falschen Sache unsere Aufmerksamkeit schenken, um dann „Ätsch“ zu sagen.

Die Regenwand vor uns war noch schwärzer geworden. Der Wind fast eingeschlafen.

„Kommt der Regen vor dem Wind,
Skipper: Birg die Segel geschwind“,

sagte ich mir leise vor, doch um uns war alles ruhig. Nein, ich würde jetzt nicht den Motor starten, um schlechten Neuigkeiten sinnlos Kraft entgegenzusetzen. Ich gab stattdessen meiner Müdigkeit nach. Schaltete das Radar ein, das den Horizont vor mir nach allem abtastete, womit Levje kollidieren könnte. Dann legte ich mich in Levjes Cockpit schlafen, während mein Schiff langsam seinen Weg gegen den Strom suchte.

Eine Stunde später. Ich schlage die Augen auf. Die Regenfront vor mir hat sich verzogen. Die Gegenströmung ist nicht mehr ganz so stark. Der Himmel vor uns ist immer noch mit den scharf konturierten Wolken überzogen, doch jetzt leuchten sie watteweiß und schwebend über mir. Wir driften nicht mehr weiter querab, sondern laufen jetzt etwa eineinhalb Stunden parallel zu unserem eigentlich geplanten Kurs. Das ist gut.

Stundenlang kann ich dem Wasser zusehen, wie es an der Bordwand entlangströmt – als wäre es nicht mein Schiff, das sachte wiegend durchs Wasser gleitet, sondern eben anders herum: Mein Schiff ist Festland. Das Wasser strömt um uns herum. Dieses Spiel habe ich schon einmal gespielt, als Kind war einer meiner Lieblingsplätze eine einsame Brücke über den schnell fließenden Fluss, um von dort aus dem davoneilenden Wasser nachzusehen. Viertelstunden konnte ich reglos die Bewegung des Wassers beobachten, auf meiner Brücke hatte ich nach einer Weile das Gefühl, sie sei in die Brücke eines Schiffes verwandelt, an dem in schneller Fahrt das Wasser vorbeiströmte. Das Meer ist manchmal wie ein großes Gedächtnis. Es holt aus mir die Dinge hervor, die ich längst vergessen glaubte. Ich sehe plötzlich die Linie in meinem Leben, die mich von einem x-beliebigen Punkt meiner Kindheit genau hierher führte: An diesen x-beliebigen, nicht näher definierbaren Punkt auf dem Meer zwischen der bretonischen Küste und der Insel Guernsey.

Eine halbe Stunde später hat der Wind weiter gedreht. Levje hält nun fast auf das Ziel zu, auf St. Peter Port, den Hafen auf Guernsey mit seinen Marinas. Mein Hunger meldet sich. Am Vormittag unter Segeln hatte ich mir Rührei mit Zucchini als zweites Frühstück zubereitet, als die bretonische Küste 20 Meilen hinter uns lag. Doch schon während dieses zweiten Frühstücks nörgelte mein Geschmackssinn herum, dem Rührei heute morgen hätte entschieden die Sardine gefehlt. Nach meinem Nachmittagsschlaf spukt sie dann immer noch in meinem Kopf, die Sardine. Mit einem ganzen Sack voller Fragen: Sardine mit Rosinen auf Pasta, als sizilianische Pasta alle Sarde? Oder eine improvisierte Paella in der gußeisernen Pfanne auf dem Gasherd? Mit Schinkenstückchen, Knoblauch, Tomaten und einem Schuss Weißwein?

Eine halbe Stunde wälze ich die Fragen im Kopf, während ich hinaus auf die See und den immer klarer werdenden Himmel vor mir schaue. Um uns nur Meer. Kein Land. Kein Schiff. Nur die Weite des Wassers und des Himmels. Ich gehe unter Deck, lasse mein Schiff seine Arbeit machen und mache mich an die meine. Suche Rosinen. Schnipple Zwiebeln. Hacke Knoblauch. Zerkleinere Tomaten. Setze den Spaghettitopf auf. Was Essen angeht, hat sich seit meinen Tagen im Büro nichts geändert. Was auf den Teller kommt, der Geschmack des Abends, er reimt sich im Kopf über den Tag zusammen, solange, bis ich wie ein Maler bereit bin, den Pinsel in die Farbe zu tauchen und loszulegen.

Eben taucht die Insel Guernsey am Horizont auf. 25 Seemeilen, fast 50 Kilometer entfernt, zeigt sich der zarte Schemen einer flachen, langen Insel am Horizont. Es ist früher Abend. Die Sonne steht tiefer, sie verleiht den Wolken eine andere Färbung als noch eben. Nicht nur der Schemen von Guernsey ist zart. Auch die Wolken sind es. Jetzt beginnen die Stunden, die mir neben dem Morgen die liebsten eines Tages sind. Die Stunden, in denen der Himmel über dem Meer zu leuchten beginnt.

Etwas später hat der Strom erneut gedreht. Vor meiner Reise hatte ich mir das Spiel von Ebbe und Flut als simples „Auf“ und „Ab“ gedacht. Tatsächlich spielt draußen auf See spielt das „Auf“ und „Ab“ keine Rolle. Dafür zählt hier das „Mit“ oder „Dagegen“ gewaltig, es bestimmt meinen Segeltag. Jetzt kommt der Strom nicht mehr schräg von vorn und bremst uns aus, sondern er wird uns sanft um die Südspitze Guernseys tragen und dann mit 3 Knoten entlang der Ostküste nach Norden bis vor den Hafen von St. Peter Port. Bis Mitternacht habe ich Zeit, in den Hafen zu kommen. Dann wird eine Gegenströmung einsetzen. Aber solange werden wir nicht brauchen. Laut GPS werden wir nun gegen 22 Uhr in St. Peter Port eintreffen. Mit dem letzten Licht. Denn hier in der Bretagne, so weit im Westen, geht die Sonne Anfang September morgens erst um halb acht Uhr auf. Und dafür erst um 20 nach 9 Uhr unter.

Es ist 20 Uhr. Levje schießt jetzt mit 8-9 Knoten über Grund dahin. Der Strom schiebt sie mit 2,5 Knoten nach Norden. Guernsey ist jetzt zum Greifen nah: Rote Felsen. Oben drauf ein flaches  Plateau. Fast wie Menorca. Darüber Wald. Vereinzelt Landhäuser. Im Osten ein Leuchtturm. Wenig später ist der Strom überraschend kraftvoll, ich habe Mühe, mich vor den südlich liegenden Untiefen von Fourquie und Longue Pier freizuhalten. Französische Ortsnamen – Guernsey mag Teil des Vereinigten Königreichs sein, aber geografisch liegt sie wie ihre benachbarten Inseln Jersey, Sark, Alderney allemal näher an der Bretagne. Und die hat ihre Spuren hier hinterlassen.

Kurz vor 22 Uhr erreiche ich über Telefon den Hafen von Guernsey. Eine Männerstimme mit starkem südenglischen Akzent. Ja, sie hätten einen Liegeplatz in der Victoria Marina. Ich solle mich ganz links halten im Hafen – aber dieser Hinweis führt mich in der Dunkelheit in die Irre. St. Peter Port im Dunkeln ist ein Gewirr aus Bojen, Piers, in Haufen vertäuten Motor- und Segelbooten. Ganz links? Finde ich mich in der Dunkelheit plötzlich im Fischereihafen wieder. Hier liegt keine Segelyacht. Nein, hier kann ich nicht richtig sein. Ich irre durchs nächtliche St. Peter Port, steuere Levje zwischen vermuhrten Booten herum, weiß nicht mehr weiter. Als ich plötzlich in einer Sackgasse stehe und Levje in der Enge der Gasse drehen muss, sehe ich unvermutet hinter mir das Schild. Victoria Marina. Und dahinter, oben auf der Mole, der Hafenmeister, mit dem ich telefoniert hatte. Und der mir von seiner Behausung aus meinen Liegeplatz zuruft. Diesmal kuckt der Gott woanders hin. Und nicht auf mich und mein Schiff.

Nett. Nun bin ich auf Guernsey. Guernsey leuchtet im Dunkel. Eine Lichterkette entlang der Hafenstraße. Und drüben neben der Kirche ein Pub. Aber es ist 22 Uhr – wenn dies wirklich England ist, dann hat das Pub längst zu. Und es wird nichts mit meinem Ale.
Macht nichts. Das kann nun auch noch warten, all die Jahre, die ich gewartet habe. Auf Guernsey. Ich wollte immer hierher – eine Familiengeschichte. Aber die werde ich erst in einem der nächsten Posts erzählen.

Stattdessen werde ich heute beim Einschlafen an etwas anderes denken. An die Watteschafe, die ich heute langsam über dem Atlantik ziehen sah, während Levje gemächlich nach Norden zog.

Peter´s Biografie – 1989 – 2003

BLICK ZURÜCK GANZ OHNE ZORN

1989 – 2003

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Kein Entkommen

Heute ist Donnerstag! Donnerstag ist Kontrolltag, seit einigen Wochen. Leider, muss man sagen. Denn jeden Donnerstag fahren Sabrina und ich zu Nomade, um nach dem Rechten zu sehen. Einmal Leinen kontrollieren, ein Rundgang an und unter Deck, das wars.
Seit über 2 Monaten ist es aufgrund des Niedrigwassers im Rhein nicht möglich den Hafen zu verlassen und zum Deck schrubben habe ich mittlerweile auch keine Lust mehr.

Eine Sache ist bei dem Hafenquatsch in letzter Zeit komplett untergegangen, fällt mir gerade ein. Das Thema Restauration.
Für alle, die nicht jeden Beitrag hier gelesen haben sei kurz erwähnt, dass wir Nomade von Griechenland an den Niederrhein gebracht haben, um sie hier umfangreich zu restaurieren. Als diese Entscheidung getroffen war hatte ich noch geschrieben, wie toll das hier bei uns am Niederrhein alles ist und das es hier ideale Möglichkeiten zur Restauration gibt.
Damals hatte ich vorab von zwei Werften in unserer Nähe grünes Licht bekommen „Alles kein Problem.“
Gleich bei uns um die Ecke am Wesel-Datteln-Kanal liegt eine dieser Werften. Die Leute dort sind kompetent und extrem gut ausgerüstet. Dort wurden zum Beispiel wesentliche Teile des Schwimmbaggers für den neuen Panamakanal gebaut und verschifft. Nomade ist für die Leute dort im Prinzip ein Klacks.
Im Prinzip, denn kurz nach meiner Ankunft in Wesel hat ein Gespräch ergeben, dass man ab sofort nur noch mit Großkunden zusammenarbeitet und alle Yachten nach und nach aus der Halle müssen!
Da war sie dahin, die erste tolle Möglichkeit.
Also schnell in Emmerich angerufen um (nochmal) abzuklären ob sie noch einen Stellplatz für den Winter haben. Bei diesem Gespräch kam dann überraschend heraus, dass es zwar Stellplätze gibt, der Kran jedoch Nomade nicht aus dem Wasser heben kann! Das Gewicht und die Größe wäre kein Problem, aber die Kielform würde mit diesem Kran nicht funktionieren. Letztes Jahr war das alles noch kein Problem!
Da war sie dahin, die zweite tolle Möglichkeit.
All das spielte sich übrigens vor dem Quatsch im Yachthafen Wesel und völlig unabhängig davon ab.

In der Zwischenzeit haben wir noch diverse weitere Häfen abtelefoniert, aber überall kann oder will man nicht. Im Weseler Stadthafen hat man angeblich keinen Platz, woanders geht dies nicht, dort geht das nicht…
Der Rhein in Deutschland ist damit für uns zur Falle geworden!
Mit Nomade hier her zu kommen war, nachdem wir nun viele Wochen darüber nachdenken konnten, die größte Fehlentscheidung, seit wir segeln.
Vorhersehbar waren diese Schwierigkeiten jedoch nicht, wobei wir uns manches sicherlich auch schöner geredet haben, als es tatsächlich ist. Die kurze Entfernung zu unserem Wohnort war wohl zu verlockend. Die Vorstellung, in 10 Minuten mit dem Fahrrad am Boot zu sein, war schon bestechend.

Was also jetzt tun?

Sobald wir genug Wasser unterm Kiel haben, geht es für uns erst mal in den Mahnensee. Dort hätten wir eigentlich gleich hin fahren sollen. Denn dort ist es immer tief genug und die drei Vereine im See sind ziemlich gastfreundlich. Mit unseren Booten Shamu, Mad Max und Eos haben wir im Mahnensee mehrere Jahre gelegen und eine tolle Zeit verbracht. Ich gehe davon aus, dass es mit Nomade nicht anders sein wird.
Das ist also der Plan für die unmittelbare Zukunft.
Wo Nomade dann im nächsten Jahr aus dem Wasser gehoben und restauriert werden soll, steht noch in den Sternen. Wir denken gerade in alle möglichen Richtungen, der Rhein ist aber so gut wie komplett raus. Es gäbe zwar theoretisch noch eine Möglichkeit in Duisburg, aber bei den Preisen die dort aufgerufen werden, könnten wir Nomade auch ans Mittelmeer verlegen und hätten noch was gespart.
In letzter Zeit klingt mir immer öfter der Spruch von Stefan aus Kilada im Ohr, als sich die Probleme ab etwa Höhe Österreich überproportional gehäuft haben: „Dreh um!“
Und ja, auch darüber denken wir mittlerweile ernsthaft nach und ich habe in letzter Zeit so manches Mal zu Sabrina gesagt „Wäre ich mal besser in Tuzla geblieben!“
Die Viaport Marina, Istanbul, Kilada, Sozopol, ja, sogar in Serbien gab es Häfen die besser für eine Restauration geeignet gewesen wären und ich werde nie vergessen, wie Boyco Nikiforov in Russe (Bulgarien) zu mir gesagt hat: „Du kannst hier auch jederzeit mit deinem Schiff raus gehen. Weiter oben wird’s eher schwieriger…“
Da habe ich noch gedacht „Was soll ich hier unten, mitten in Bulgarien mein Schiff aus dem Wasser heben!“
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke… über die technischen Möglichkeiten, über die Gastfreundschaft…

Ok, genug geträumt! Bleiben wir realistisch und schauen uns die Häfen an der Nordseeküste an. Genau das werden wir nächste Woche sehr wahrscheinlich machen. Denn Sabrina hat eine Woche Urlaub und da aktuell nicht viel Wasser den Rhein runter kommt, werden wir wohl mit dem Auto ans Meer fahren und ein paar mögliche Orte für Nomade dort oben im Norden anschauen.

Ein paar interessante Yachthäfen haben wir schon auf der Karte markiert, aber wenn jemand von euch einen Hafentipp für die Nordsee zwischen Emden und Wilhelmshaven hat, immer her damit.

SV Zephyr – Richard Rawlinson UK

SAILING AT THE WEST COAST OF SCOTLAND WITH MOODY 34

Hi Peter, I bought a Windpilot Pacific from you late 2017 and I fitted it before launching in the spring. Over summer 2018 I have sailed a 6 week 1000 mile cruise off the west coast of Scotland and at all times when in clear wind and open water I have used the Windpilot.

 

My boat is a centre cockpit, wheel steered, fin keel Moody 34, so one of the more challenging configurations for servo pendulum gear. However, even with the inevitable losses with longer line lengths and wheel steering, I have successfully set the gear (and the boat) up to self-steer in all steady winds experienced above about 8 knots apparent. This has included passages with winds of 30 knots plus on the beam.
 

I am planning a 12 month Atlantic circuit via the trade wind route departing next summer which necessitated the need for wind vane steering. Prior to purchase, due to the configuration of my boat and the fact I had no first-hand experience of wind vane self-steering, I was unsure whether to go for a Hydrovane auxiliary rudder or a Windpilot servo pendulum. I am in no position to comment on the Hydrovane but from my experience gained this year I am happy with my Windpilot Pacific, not only for the Atlantic circuit but for any sailing in clear wind and open water I prefer it to an autopilot.
 
Regards   
Richard Rawlinson SV Zephyr

SV Zephyr – Richard Rawlinson UK

SAILING AT THE WEST COAST OF SCOTLAND WITH MOODY 34

Hi Peter, I bought a Windpilot Pacific from you late 2017 and I fitted it before launching in the spring. Over summer 2018 I have sailed a 6 week 1000 mile cruise off the west coast of Scotland and at all times when in clear wind and open water I have used the Windpilot.

 

My boat is a centre cockpit, wheel steered, fin keel Moody 34, so one of the more challenging configurations for servo pendulum gear. However, even with the inevitable losses with longer line lengths and wheel steering, I have successfully set the gear (and the boat) up to self-steer in all steady winds experienced above about 8 knots apparent. This has included passages with winds of 30 knots plus on the beam.
 

I am planning a 12 month Atlantic circuit via the trade wind route departing next summer which necessitated the need for wind vane steering. Prior to purchase, due to the configuration of my boat and the fact I had no first-hand experience of wind vane self-steering, I was unsure whether to go for a Hydrovane auxiliary rudder or a Windpilot servo pendulum. I am in no position to comment on the Hydrovane but from my experience gained this year I am happy with my Windpilot Pacific, not only for the Atlantic circuit but for any sailing in clear wind and open water I prefer it to an autopilot.
 
Regards   
Richard Rawlinson SV Zephyr

Durch die Enge von L’Aber Wrac’h. Von der Einsamkeit des Skippers zwischen Klippen und brechenden Wogen.

Mitte Mai bin ich in Sizilien gestartet, um einhand
für mein neues Buchprojekt um die Westküste Europas zu segeln. 
Nach den Balearen, Gibraltar und Portugal und Nordspanien
folgte ich der französischen Atlantikküste und erreichte
die Nordküste der Bretagne. Und den Gezeitenfluss L’Aber Wrac’h.

L’Aber Wrac’h. Es gibt nur wenige Namen von Orten, deren Klang allein schon einen Seemann aufhorchen lassen. Vielleicht hat es ja mit dem „Wrac’h“ zu tun, ein Klang so nah an unserem „Wrack“, dass wir nur an wenig anderes denken können. Dabei hat der Gezeitenfluss seinen Namen von dem gleichnamigen Weiler 33 Kilometer landeinwärts, ein friedliches bretonisches Bilderbuch-Dörfchen. Auch der gleichnamige Fluss, der mit den Gezeiten hin und herschwingt, ist eigentlich ein beschaulicher Ort.

Nur die Einfahrt in diesen Fluss: Sie flößt Respekt ein vor dem Befahren. Wie sich das für die Nordbretagne gehört, stemmen sich vor der Mündung des Flusses Klippen, Untiefen und Sandbänke gegen die aus Nordwesten anrollenden Wellen. Dazwischen hindurch führt ein Hauptfahrweg in den Gezeitenfluss: Magere sechs, sieben Tonnen auf 4 Kilometer, mal rot, selten grün, weisen einseitig den Weg zwischen unsichtbaren Sandbänken, überspülten Riffen, Felsblöcken. Bei einem Tidenhub von über 5 Metern sieht bei Flut „alles easy“ aus für ein Dickschiff – eine grenzenlos befahrbare Wasserfläche scheint sich auszubreiten, unter der sich ein gerade mal 200 Meter breiter Kanal versteckt, der sorgfältiges Navigieren verlangt und wenig Fehler verzeiht.

Genau nach Norden zweigt vom Hauptkanal ein weiterer enger Ausfahrtskanal zwischen den Klippen ab. Er führt links (nicht rechts!) der Bojen eng an einer gischtenden Riffkante und der danebenliegenden Felseninsel entlang. Gruslig – doch das erspart den etwa einstündigen Umweg durch die lange Westeinfahrt, durch die ich vor zwei Tagen hereinkam.

Ich weiß nicht, welches Teufelchen es war, das mich am Morgen dazu brachte, durch diese enge Gasse meinen Weg nach Osten zu suchen. Schlichtes Kalkül, auf dem Weg nach Osten nicht einfach eine Stunde wertvoller Zeit zu verlieren? Unzeitiger Eifer, was Abenteuer angeht? Ich weiß es nicht. Der Tag war grau. Die Wolken hingen tief. Und dann war ich plötzlich nördlich der Untiefe mit dem schönen Namen „Petit Pot de Beurre“, „Buttertopf“ hinter den drei roten 

Tonnen allein. Rechts vor der Küste der einsame Felsen, vor dem die Gischt brach. Zur Linken das langgezogene Riff, dessen Klippen ich nicht sah, weil sie unter Wasser die anrollenden Brecher in schaumige Gischt verwandelten. Sie wies mir wie eine lange Leitplanke den Weg in den engen Kanal, der eine halbe Seemeile weiter hinaus in die offene See führt.

Ob ich manchmal zu mutig bin? Ich weiß es nicht. Drohende Gefahren erscheinen im Kopf erstmal größer, als sie beim Blick in die Seekarte sind. Der Kanal war an der engsten Stelle keine 70 Meter breit, doch selbst bei Ebbe 4,40 Meter tief. Das sollte reichen, sagte die Seekarte.

Doch kaum steuerte ich Levje zwischen die links und rechts brechenden Wogen dort hindurch, wo keine Tonne mehr war und nur eine dünne gestrichelte Linie in der Seekarte die mögliche Passage vorgab, fühlten sich Levjes 3,85 Meter an wie 85 Meter. Und der Felsen, an dem wir im auflandigen Wind eng entlang mussten, jagte mir aus enger Brust ein stilles Gebet über die Lippen, dass doch bitte, bitte jetzt an dieser kritischen Stelle im auflandigen Wind bloß nicht der Motor aussetzen möge. Oder die in der Seekarte verzeichnete Passage nicht wie ein schlechter Scherz in einer Untiefe auslaufen möge. Oder ein Strudel, die es im Gezeitenstrom so reichlich gab, uns plötzlich 15 Meter nach links hinüber Richtung der brechenden Grundseen versetzt. Kormorane beobachteten uns von ihrem Brutfelsen aus sicherer Entfernung. Wahrscheinlich sind sie neugierig, weil ich der erste Idiot bin, der hier durchwill, soufflierte die Angst.

Wer allein segelt, ist eigentlich niemals allein. Das schrieb ich oft auf diesen Seiten. Ich fühle mich auf Levje jedenfalls nie allein. Nur in solchen Momenten, wo niemand da ist, mit dem ich den Sack voller Zweifel teilen könnte, die in solchen Momenten so zahllos um mich sind wie die Felsbänke, die Untiefen, die brechenden Wellen, zwischen denen wir gerade hindurchfuhren. Steuerte ich auch richtig? Gabs die Passage wirklich? War ich auf dem richtigen Kurs? Eine kurze Frage an einen Anwesenden brächte Gewissheit. Die Zweifel mit einem Menschen teilen zu können, ist Luxus. Jetzt war ich ganz auf mich gestellt, in Momenten wie diesen, in denen ich unmittelbar die Folgen meiner Entscheidungen und meines Tuns in der Wucht der mich umgebenden Gewalten spüre: Da fühle ich mich allein. Und bete still zu denen, die mich in diese Welt gebracht haben und längst nicht mehr da sind, von denen ich aber spüre, dass sie immer noch irgendwie um mich sind und auf mich achtgeben. Und sei es nur: Dass sie mir durch warnende Stimmen Einhalt gebieten, wenn ich es gelegentlich zu bunt treibe.

Irgendwann blieben die Brecher, an denen ich eben noch eng entlanggefahren war, hinter Levje zurück, ihr Schaum wehte mit dem Wind fort von uns. Die Felsen rückten in die Ferne, wo sich der Leuchtturm der Ile Vierge zeigte. Mein Schiff hatte mich sicher durch die Felsen und durch die Untiefen getragen. Wir waren im freien Fahrwasser.

Vielleicht finde ich hier draussen, wo sich der Gleichmut von Meer und Natur in echte Bedrohung verwandelt und beides plötzlich in seiner wütenden Gleichgültigkeit so viel größer ist als ich, in Momenten wie diesen eine Antwort. Antwort auf die Fragen, wie ich mich verhalten soll in einer Welt, die bedroht ist. Nicht vom Meer. Nicht von der Natur. Sondern von uns Menschen. 
Das eine ist: Mein Bestes zu geben. In jedem Moment.
Das andere ist: Niemals den Respekt zu verlernen, vor dem hier draußen, das so viel größer ist als wir. Niemals zu vergessen, dass es da ist alle Tage und selbst in Momenten, in denen wir uns in scheinbar größter Sicherheit wähnen. Nicht den Respekt zu verlieren vor dem, was anders ist als ich. Und denen, die anders denken als ich.

L’Aber Wrac’h. Nur ein Fluss, der 33 Kilometer lang ist. Und doch ein Ort, den ich nicht vergessen werde.

Ein Segel-Video ist online

Di.,25.Sep.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1578, 13.337 sm von HH

Die Fototapeten-Inseln ‚San Blas auf der Karibikseite von Panama und die nicht minder schönen ‚Las Perlas‘ im Pazifik. Dazu segeln mit Rundnasen-Delphinen und trampenden Tölpeln. Und mit Neptun an Bord, der extra zu unserer Äquatortaufe vorbei gekommen ist.
Viel Spaß.

 

#12 Panama – San Blas und Las Perlas

SV Otter II- Jean – Marjo Lumaye BE

A PAE LA BAIE DES VIERGES DE FATU HIVA – MARQUISES

Cher Peter, Bien le bonjour des Marquises après avoir séjourné deux mois à Rikitea ((Gambier).
Bien amicalement

Marjo & Jean de l’Otter II
à la découverte du monde WEITERLESEN

SV Otter II- Jean – Marjo Lumaye BE

A PAE LA BAIE DES VIERGES DE FATU HIVA – MARQUISES

Cher Peter, Bien le bonjour des Marquises après avoir séjourné deux mois à Rikitea ((Gambier).
Bien amicalement

Marjo & Jean de l’Otter II
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Atlantiksegeln: Aber Wrac’h. Von sturen Kormoranen, eigensinnigen Bootshaken und Gezeitenflüssen.

Mitte Mai bin ich in Sizilien gestartet, um einhand
für mein neues Buchprojekt um die Westküste Europas zu segeln. 
Nach den Balearen, Gibraltar und Portugal und Nordspanien
folgte ich der französischen Atlantikküste und erreichte
die Nordküste der Bretagne. 

Das Meer sieht heute aus, wie ich es als Kind zum ersten Mal sah: Wie im Marionettentheater der Augsburger Puppenkiste rund um die Insel Lummerland. Eine glatte spiegelnde Oberfläche. Und lange, hohe Wogen, auf denen ein Segler entgegenkommt. Mal sichtbar auf dem Kamm einer Woge. Mal in einem Wellental hinter einem der rollenden Wasserberge verschwunden.

Im Marionettentheater waren es von einem Ventilator blähende und wehende Plastikfolien, die den Eindruck der Wogen erzeugten, auf denen Lukas, der Lokomotivführer und Jim Knopf in ihrer Lokomotive Emma reisten. Von den technischen Tricks wusste ich damals nichts. Doch von Lukas und Jims Reise war ich so begeistert, dass ich mein Fahrrad sofort „Emma“ taufte. Sie war meine Lokomotive, auf der ich jeden Nachmittag auf Abenteuer und Streifzüge durchs Dorf und die umliegenden Wälder reiste. Allein. Dass es Hausaufgaben gab, verdrängte ich in einen großen Komposthaufen in einer Ecke meines schlechten Gewissens. Und meine miserablen Schulnoten steckte ich gleich mit dazu. Das Leben, so flüsterte mein Kopf, hätte Aufregenderes als langweilige Deutschstunden für mich parat.

Viereinhalb Jahrzehnte später: Seit Lummerland hat sich nicht unbedingt viel geändert. Das Meer sieht aus wie jene wogende Plastikfolie, die waagrecht ausweht. Nur dass es für mich nicht mehr aus einem TV-Gerät, sondern dass ich es jetzt im Original, in all seiner Schönheit und Größe, jeden Tag vor mir habe. Heute zeigt es meine Lieblingsfarbe, es leuchtet intensiv in jenem unverkennbaren Graugrünblau, das nur dort entsteht, wo sich Meer und sedimentreiche Flüsse begegnen. Meiner Sammlung an Orten, wo das Meer genau diese Farbe besitzt, kann ich also einen weiteren Ort hinzufügen. Nach der Nordadria, den Lagungen Venedigs, den Küsten des Gargano, der Südküste Siziliens nun also auch die nordwestliche Ecke der Bretagne.

Und auch meine Lokomotive schwimmt inmitten der graugrünblau auswehenden Plastikplane. Nur dass sie sie nicht Emma heißt, sondern Levje. Und ein Segelboot ist, auf dem ich in diesem Sommer über den Atlantik ziehe. Auch die schlechten Noten sind immer noch da. Nur bin ich es, der sie mir ausstellt. Und niemand anderer. Zum Beispiel gestern, beim Anlegen an der Boje von Aber Wrac’h, dem Fluss, der eigentlich eine Ria, ein Gezeitenstrom ist, der in der Mündung kilometerweit mit Ebbe und Flut auf- und abschwillt. Ich hatte Levje gegen die Strömung an eine Boje gesteuert. Ein Kormoran stand plattfüssig darauf. Er beobachtete mein Manöver, blieb einfach stehen, ein strenges Denkmal tierischen Protests, er ließ sich nicht beirren, als wäre er der gestrenge Parkwächter auf diesem Platz,

selbst als Levjes Bordwand 30 Zentimeter neben ihm zu stehen kam und er zu mir hinaufsehen musste. „Meine Insel!“ schien er beleidigt zu dem riesigen dunkelblauen Ding zu sagen. Und blieb trotz des großen Eindringlings weiter mit verschränkten Flügeln auf seiner Boje stehen. Erst als ich mich neben ihm auf Levjes Deck aufbaute, mich blitzschnell auf Levjes Deck warf, um bäuchlings nach unten die Boje zu fassen und Levje daran zu vertäuen, flog er träge eine Insel weiter, auf die nächste Boje, die im Strom schwang. Ich mühte mich mit dem Festmacher, er wollte nicht recht, die

Strömung zerrte an Levje, mein Arm wurde lang und länger. Und während ich mich nach Hilfe umsah, verpasste ich in all der Anstrengung dem an Deck liegenden Bootshaken einen kleinen Stups. Er ließ sich das nicht zwei Mal sagen und klatschte trocken in den Fluss, genoß sichtlich die neue Freiheit und zog mit der Strömung weg von Levje, vom Landesinneren magisch angezogen.

Ich sah ihm nach, wie er sich rasch entfernte. Mein Gehirn berechnete meine Möglichkeiten, während meine Hände Levje an der Boje hielten und versuchten, sie zu vertäuten. Den Bootshaken aufgeben? Ich mochte ihn, den die Italiener „mezzo marinaio“ nennen, halber Seemann. Ich kann nichts wegwerfen, gar nichts, kein Essen – und meinen Bootshaken schon gar nicht. Nein, das ging nicht. Loswerfen – Hinterherfahren – Einsammeln? Das ist einhand kein leichtes Manöver, schon bei ruhiger See nicht, ich hatte es mal 20 Minuten vor irgendeinem Hafen versucht, an den Bootshaken so ranzukommen, dass ich ihn – wohlgemerkt: ohne Bootshaken – vom Schiff aus sicher bergen konnte. Großes Hafenkino für die Zuschauer auf der Pier. Nicht für mich. Und ein Lehrstück, wie schwierig die Bergung von etwas leblos im Wasser treibenden vom Boot aus ist. Nein, das ging nicht. Es blieb nur Möglichkeit drei: Ich vertäute Levje an der Boje. Sprang nach hinten. Riss mir die Kleider vom Leib. Und sprang nackt ins Wasser des Aber Wrac’h. Das Wasser war frisch, nicht mehr als 16, 17 Grad, ich schmeckte beim Tauchen die Mischung von Süss- und Salzwasser, von Fluss und Laich und salzigem Meer, alles zusammen, was die Mündung eines Flusses ins Meer ausmacht, spürte prickelnd die Kälte auf meiner Haut, tauchte zwischen Placken von Seegras hindurch.

Ich schwamm mit schnellen Zügen hinter dem abtrünnigen Bootshaken her, die Strömung machte es mir leicht, ich hatte ihn in wenigen Augenblicken 100 Meter landeinwärts schnell erreicht.

Und dann begann der schwierigere Teil des Tages. Die Strömung im Fluss betrug kaum mehr als einen halben Knoten, keinen Stundenkilometer, dessen hatte ich vor meinem Sprung ins Wasser aus dem Augenwinkel noch vergewissert. Doch das reichte. Gegen die Strömung Schwimmen ist fies. Gemächliches Schwimmen duldet sie nicht. Verschnaufpausen auch nicht – sofort ist die mühsam gewonnene Wegstrecke verloren. Auch der Bootshaken dachte nicht daran, seine errungene Freiheit aufzugeben und trieb in der Strömung allerhand Unfug. Ich brauchte eine halbe Stunde, um ihn vor mir Meter um Meter zur nächsten freien Boje zu schubsen. Aus der Ferne sah ich Audrey, die Marinera von Aber Wrac’h, die ihr Schlauchboot an Levje vertäutete und sich wunderte, warum das Dinghi da und keiner an Bord war. Ich hoffte, sie würde mich Esel, der sich nackt im Fluss quälte, nicht entdecken.

Unterwegs schalt ich mich einen Idioten. Weil ich auf den Bootshaken nicht aufgepasst hatte. Weil ich die Strömung unterschätzt hatte. Weil das Stillwasser erst in zwei Stunden käme – bis dahin hätte der Fluss mich irgendwo ins Landesinnere gespült. Ich stellte mir vor, wie es wäre, in einer bretonischen Kleinstadt nackt ans schlammige Ufer zu waten. Barfuss. Mit nichts in der Hand als einem läppischen Bootshaken. Was ich tun würde. Ich erinnerte mich an das Spiel, von dem ich einmal gelesen hatte. Man gab in einer x-beliebigen Großstadt Geld, Scheckkarte und Wohnungsschlüssel ab. Und musste zusehen, wie man es schaffte, eine Nacht als Fremder in dieser fremden Stadt irgendwie zu überstehen.

Ich stellte mir vor, wie ich mich splitternackt in die Schlange einer Boulangerie stellen und die Bäckersfrauen um ein altes Hemd, eine Hose, ein Busticket bitten müsste. Würde man das schaffen? Würde ich es schaffen, ohne zu erröten? Vielleicht würde man, wenn man es täte, dadurch Freunde fürs Leben gewinnen. Nicht jeden Tag steht ein graubärtiger Mann nackt mit Bootshaken in einer Bäckerei. Man würde die Menschen jedenfalls kennenlernen. Von ihrer guten Seite, vermute ich. Denn das ist es, was ich auf dieser Reise oft erfuhr: Dass die Dinge nicht annähernd so schlimm kommen, wie man sie sich vor einer solchen Reise ausmalt. Und es häufig gerade wildfremde Menschen sind, die bereitwillig und uneigennützig ihre Hilfe anbieten.

Doch soweit kam es nicht. Mit Armen, die sich wie Gummi anfühlten, erreichte ich schnaufend Levje. An diesem Abend noch hinüber an Land zu rudern ließ ich lieber bleiben – kein Sport mehr heute. L’Aber Wrach musste warten. Doch das machte nichts. Zu schön war der Abend auf dem Fluss. Und in der Strömung. Aber für den nächsten Tag: Da sollte der Fluss noch ein weiteres Abenteuer für mich parat haben.

Die Bretagne: Sie ist reich. An Schönheit. Und Abenteuern.

Karies-Befall

Di.,18.Sep.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1571, 13.337 sm von HH

Schon in Deutschland durfte ich ja an dieser Stelle lesen, dass bei meiner Rückkehr ‚rosa‘ Arbeiten (schleifen und lackieren) auf mich warten würden. In der Zwischenzeit hatte Achim den gefundenen Schaden am Cockpitaufbau behoben und ‚Rosa‘ soll zur Tat schreiten. Frau Rosa ist allerdings misstrauisch. Warum sollte das Holz nur auf der Backbord-Seite vergammelt sein? Wo doch auf Steuerbord ebenfalls eine winzige Undichtigkeit auf der inneren Seite der Sprayhood festzustellen war? Frau Rosa arbeitet nicht gerne doppelt und drängt Herrn Blau noch mal genau nachzubohren.

Und siehe da: Blau stößt auf einen weiteren großen Karies-Befall. Zunächst nur mittig. Die kariöse Stelle wird ausgebohrt. Der Befall zeigt sich auf der gesamte Länge des oberen Brettes.
Das morsche Holz wird heraus gebohrt und gepuhlt. Als Füllung kommen zuerst Epoxi hinein, dann Glasfasermatte-Schnipsel und Polyester-Harz dazu. Spachtel oben drauf, schleifen, erneut spachteln, wieder schleifen – bis es richtig gut aussieht. Beim Entfernen der Abdeckung dann noch ein Kollateral-Schaden: der rote Streifen hat Harz abbekommen und benötigt nun ebenfalls einen neuen Anstrich. Damit wäre erreicht, dass sich der Arbeitsaufwand von Frau Rosa mal eben verdoppelt hat.

Doktor Blau bei der Arbeit

Doktor Blau bei der Arbeit

Das Brett ist auf die gesamte Länge morsch im oberen Bereich

Das Brett ist auf die gesamte Länge morsch im oberen Bereich

 

Reparatur mit Polyester-Harz

Reparatur mit Polyester-Harz

Vorgeschliffen

Vorgeschliffen

Wieder fein verspachtelt, aber der rote Streifen hat etwas abbekommen

Wieder fein verspachtelt, aber der rote Streifen hat etwas abbekommen

Dr. Blau will es nun wissen und nimmt jetzt noch an der Ecke eine Probebohrung vor. :cry:
Was uns ins Cockpit fällt, ist der reine Torf. Nur noch zusammengehalten vom Lack. Hier ist eine Wurzelbehandlung nötig. Und die anstehenden Lackerarbeiten haben sich soeben noch auf die Innenseite des Cockpits ausgeweitet. Nach zwei Zentimetern stößt Achim auf gutes Material. Der Kern vom Holz ist gut. Also soll auch hier ein Aufbau mit Polyester-Harz erfolgen.
Im Maler-Laden, die das Harz und Härter verkaufen, begrüßen sie Achim schon mit Handschlag.

Drei Zentimeter vermodertes Holz ergießen sich ins Cockpit

Drei Zentimeter vermodertes Holz ergießen sich ins Cockpit

Uns ist bewusst, dass dies eine Art Fusch-Behelfs-Reparatur ist und das Brett eigentlich ausgetauscht werden müsste. Aber vor Ort gibt es niemandem, dem wir so eine Arbeit zutrauen würden. Und die eigenen Tischler-Handwerklichen Fähigkeiten sind an Bord nicht so ausgeprägt.
Aber wir sind ebenfalls überzeugt, dass diese Reparatur bis Neuseeland halten wird.

So schlecht der Standort für diese Reparatur auch sein mag. Er hat auch ein Gutes: Es regnet nicht in Bahía (seit drei Monaten hatten wir zweimal etwas Nieselregen). Auf ein Dach und aufwendige Abdeckungen kann verzichtet werden. Und Polyesterharz ist extrem preiswert: Ein Liter gibt es für 5 USD. Da darf es schon mal ein Gebinde mehr sein, was Achim in die Löcher gießt. Also, nichts ist so schlecht als dass es nicht auch noch für irgendwas gut wäre.