Monat: September 2018

Parallelwelt

Nomade am Gästesteg. (Wesentliches ausgepixelt. Es gibt ja auch ein paar nette Menschen hier, die vielleicht nicht unbedingt mit dem Quatsch in Verbindung gebracht werden möchten.)

Der König meldet sich nicht mehr, der Unbekannte hat sein(e) Matchbox zurück und Nomade liegt wieder am Gästesteg.

Ende gut, alles gut, sollte man meinen. Und ja, eigentlich wäre auch alles gut. Aber nachdem ich zusammen mit Sabrina am Freitag Abend einen weiteren Versuch unternommen habe, Nomade durchs Flachwasser zu bewegen, nachdem es nochmal einen kleinen Anstieg gab, hat mal wieder ein neuer Unbekannter es sich nicht nehmen lassen zu sticheln, kurz nachdem die Leinen fest waren. Es ging wie sonst auch um die Tiefenangaben im Hafen, um die Ausfahrt zum Rhein und so weiter. Ich habe nichts dazu gesagt, es nervt einfach nur noch.

Nomade hat die 155 Meter lange Strecke aus der Box bis zum Gästesteg übrigens in einer sagenhaften Zeit von genau 7 Minuten geschafft. Die Wassertiefe im flachsten Bereich lag bei 1,70m, bei einem Pegel in Wesel von 1,85m. Uns fehlten also 15cm Wasser unterm Kiel. Das es dort so flach ist, damit hätte selbst ich nicht gerechnet. Aber Nomade hats gepackt und sich hartnäckig durch den zähen Schlamm gewühlt.
Glaubt der König vermutlich nicht, aber ist mir auch egal. Wir haben wenigstens ein paar witzige und aufschlussreiche Aufnahmen mehr im Kasten und können mittlerweile auch nur noch über den ganzen Quatsch lachen.

Ich bekomme von 3 Leuten anderer Vereine unabhängig voneinander übereinstimmende Infos über die Wassertiefen, die sich mit meinen eigenen decken und die Profis von der Wasserrettung loten einen Tag nachdem wir verlegt haben die Ausfahrt zum Rhein mit 1,60m bis maximal 1,70m bei einem Pegelwert von 1,77m in Wesel.
Nur beim König ist irgendwie ständig alles „locker über zwei Meter“!
Wenn du dann nachfragst: „Bei welchem Pegelwert?“ bekommst du die Antwort: „Na, bei Niedrigwasser!“

Nur so ne Theorie: Vielleicht setzt sich die Wassertiefe im Hafen bei dem ein oder anderen ja aus Pegel Wesel plus eigenem Pegel zusammen. So kommt man dann schnell von Einssechzig auf über „Swei Meeeter.“

Und so bekommt die Story, die mir jemand erzählt hat, als ich noch nicht „der Arsch“ im Hafen war, eine ganz andere Bedeutung:
„Ja, und dann binnich da raus gefahren und auf einmal, rumms, war die Kiste fest. Voll auf Grund! Frach mich nich, warum. Jedenfalls hatte ich schnell datt Beiboot fettich, aber et war ganz schön knapp, datt kann ich dir sagen…“

(Aber-) Glaube kann bekanntlich Berge versetzen und wenn man ganz besonders gläubig ist, vielleicht auch Sedimente im Wasser.

Jedenfalls glauben wir nicht an den König sondern verlassen uns lieber auf ordentliche Messwerte. Also heißt es jetzt wieder warten, denn wir brauchen einen Pegel in Wesel von mindestens 2,12m, wenn wir mit der berühmten Handbreit Wasser unterm Kiel raus auf den Rhein wollen.

Fortsetzung folgt…

SV Inspiration II – Vladimir Marataev RU

INFLATION ABER RÜCKWÄRTS

Das Marktgeschehen treibt seltsame Blüten. In Bezug auf die Preisentwicklung im Bereich von eisernen Steuermännern habe ich mir vor Jahren Bleigewichte auf die Füsse gelegt, weil ansonsten die Dinge ausser Balance geraten würden, was den Wert einer Sache betrifft:

z.B. den Wert eines gebrauchtes Schiffes im Vergleich zum Preis einer Heckverzierung. Insbesondere für Segler mit moderat grossen Schiffen, und zeitgleich enormen Träumen, entsteht eine große Schere des Ungleichgewichts, weil seefähige Schiffe schon für wenige tausend Euronen am Markt zu kaufen sind, derweil gebrauchte oder neue Heckverzierungen enorm Preis stabil geblieben sind. Kaum zu glauben, aber es hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Seglern gegeben, bei denen die Preise für ihr Schiff sich mit dem wertvollen Ende die Waage gehalten haben.

Horst Scholz, mehrfacher Weltumsegler hat den schönen Spruch geprägt: „Solange er kann, kann er nicht anders, als Segeln“. Am Ende seiner Grossen Reise im Jahre 2014 hatte er seine INSPIRATION II für kleines Geld – sehr kleines Geld! – an einen Russen verkauft, allerdings vor der Übergabe die Heckverzierung abgebaut, um sie an seine GiB Sea 33 zu montieren, um wieder los zu segeln.

Und so erhielt ich im Jahre 2015 einen Hilferuf aus Kaliningrad, Vladimir Marataev wollte sich mit mir auf der Durchreise von Russland in Holtenau treffen, um an der INSPIRATION II wieder eine Windpilot Pacific zu montieren … was dank vorhandener Löcher in wenigen Minuten erledigt war.


Vor wenigen Tagen erreicht mich diese Nachricht:

Dear Peter. On my INSPIRATION II is windpilot Pacific from Holtenau 2015. Today she is in Langkawi, Malaysia,  after Atlantic, Panama canal and Pacific Ocean. Thank You for good windpilot. 
Regards
Vladimir Marataev, Kaliningrad

Wie es scheint, ist diese unscheinbare alte Yacht nun zum Dritten Mal um den Spielball unterwegs … sie ist, obgleich ca 50 Jahre alt, immer noch solide und seetüchtig … und wird Vladimir sicher wieder heil nach Hause bringen.

SV Inspiration II – Vladimir Marataev RU

INFLATION ABER RÜCKWÄRTS

Das Marktgeschehen treibt seltsame Blüten. In Bezug auf die Preisentwicklung im Bereich von eisernen Steuermännern habe ich mir vor Jahren Bleigewichte auf die Füsse gelegt, weil ansonsten die Dinge ausser Balance geraten würden, was den Wert einer Sache betrifft:

z.B. den Wert eines gebrauchtes Schiffes im Vergleich zum Preis einer Heckverzierung. Insbesondere für Segler mit moderat grossen Schiffen, und zeitgleich enormen Träumen, entsteht eine große Schere des Ungleichgewichts, weil seefähige Schiffe schon für wenige tausend Euronen am Markt zu kaufen sind, derweil gebrauchte oder neue Heckverzierungen enorm Preis stabil geblieben sind. Kaum zu glauben, aber es hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Seglern gegeben, bei denen die Preise für ihr Schiff sich mit dem wertvollen Ende die Waage gehalten haben.

Horst Scholz, mehrfacher Weltumsegler hat den schönen Spruch geprägt: „Solange er kann, kann er nicht anders, als Segeln“. Am Ende seiner Grossen Reise im Jahre 2014 hatte er seine INSPIRATION II für kleines Geld – sehr kleines Geld! – an einen Russen verkauft, allerdings vor der Übergabe die Heckverzierung abgebaut, um sie an seine GiB Sea 33 zu montieren, um wieder los zu segeln.

Und so erhielt ich im Jahre 2015 einen Hilferuf aus Kaliningrad, Vladimir Marataev wollte sich mit mir auf der Durchreise von Russland in Holtenau treffen, um an der INSPIRATION II wieder eine Windpilot Pacific zu montieren … was dank vorhandener Löcher in wenigen Minuten erledigt war.


Vor wenigen Tagen erreicht mich diese Nachricht:

Dear Peter. On my INSPIRATION II is windpilot Pacific from Holtenau 2015. Today she is in Langkawi, Malaysia,  after Atlantic, Panama canal and Pacific Ocean. Thank You for good windpilot. 
Regards
Vladimir Marataev, Kaliningrad

Wie es scheint, ist diese unscheinbare alte Yacht nun zum Dritten Mal um den Spielball unterwegs … sie ist, obgleich ca 50 Jahre alt, immer noch solide und seetüchtig … und wird Vladimir sicher wieder heil nach Hause bringen.

SV Merlin – Torsten Agena GER

ATLANTIC EASTBOUND – PLEITEN PECH UND PANNEN

SV Mille Momenti – Havard Johnset NO

SEGLER HELFEN SEGLERN – ZUVERLÄSSIG

Kürzlich erreicht mich ein Anruf aus Porto Santo: Werner Müller von der SV WIND OF CHANGE ( OVNI 445 ) stellt mir die Frage, ob ich einem norwegischen Segler mit seiner BOREAL 44, der bei ihm längsseits im Hafen liegt, Service Tipps und vor allem ein englisches Handbuch geben könne. Innerhalb weniger Minuten entspann sich folgender Mailwechsel mit Werner und Havard:

Moin Werner,
Vielen Dank für Euer Engagement … ich habe meine Mail an die Jungs kopiert an Euch. Und da ich gerade so schön durch meine Datenbank spaziere, entdecke ich natuerlich, dass ich von Eurer schiucken OVNI auch noch keinerlei Fotos habe …
Es wäre nett, wenn Ihr das nachholt, denn dann kann ich die Lage kommentieren … und meinen Quark dazugeben. Abgesehen, dass ich ohnehin am liebsten von jedem Schiff mit Windpilot schicke Fotos hätte … amliebsten in traumhafter Kulisse …Madeira nehme ich auch…
Ach so, Whatssapp spiele ich nicht, genauso wenig wie FB und Co.
beste Gruesse
Peter

Und meine Mail an Havard zur gleichen Zeit:

Dear Havard,
it happens to me that I have had an extended communication about the BOREAL vessels with Jean-Francois Eeman of Boreal yesterday as we have fitted many BOREAL ( 44 and 47 )in the past successfully.

My question to you: please provide me with some picts showing the entire vessel incl. its transom ornament … and some picts showing the entire line transfer ready to go to sea. anabling me to provide improvement comments im necessary.

Please mind that the axis 340 will always have some clearance towards pendulum carriage, its one of the precondidtions to achieve perfect light air performnace even after years. You will need to know at this junction that any servo unit will have to provide active steering to one side of the heading only ( i.e. rudder to leeward! ) while any vessel will tend to the windward side on its own.

After geeting your input with picts you will get further advice
with kind regards from Hamburg!
Peter

Minuten später:

Thanks a lot for quick replay Peter and thanks a lot for putting us in contact and all help Werner!
 
I have used the Windpilot with very good result and performance for app 1 year ago, but after we encountered a force 9 gale a few months ago the Windpilot have not worked so well after that.. I have cleaned all moving parts with fresh water and sprayed with WD40. I will try to send the pictures but the WIFI is not the best her in PortoSanto☺
Thanks again and best regards!
Håvard Johnset

WEITERLESEN

SV Pamina – Conor O´Regan UK

CIRCUMNAVIGATION + 3 ATLANTIC CROSSINGS ON RIVAL 38

Hi Peter,
I have a Pacific, purchased in 2003 and which was the only self steering system I have used on a 3 year circumnavigation incl 3 transatlantic. I was wondering if you can supply a replacement red cap? The existing one has cracked and deteriorated.
Kind regards,
Conor WEITERLESEN

SV Madaris – Sabine + Peter Fehringer AT

WINDPILOT PACIFIC – 45 JAHRE ALT UND IMMER NOCH LEBENDIG

I found an old windpilot in a boatyard in greece, I bought it for 200€, another 200€ I spent for mounting gear. I mounted it on my sunbeam 30, the next 20 000 miles it steered over 90% sailing time, only when there was no wind the electric autopilot was in use. In this time I only had to invest in some lines. It steared above 8 kn of wind and also when there was more than 30 kn. Its still more important than a chart plotter, watermaker, AIS or other electronic gear.

Ich habe den Comment deswegen geschrieben, da ich vom System Windsteueranlage einfach überzeugt bin, aber heutzutage ist ja ein Wlanrouter an Bord wichtiger, als wirklich essenzielle Ausrüstung wie Ankergeschirr und Selbststeueranlage.

Obwohl ich 15 Jahre jünger bin als Du, denke ich oft, wohin die Entwicklung im Segelsport wohl noch führen wird. Immer wieder habe ich in Gesprächen das Gefühl, dass ein ziemlich hoher Prozentsatz gar nicht weiß, was ihnen alles passieren kann.
LG aus Wien
Peter Fehringer WEITERLESEN

SV Merlin – Torsten Agena GER

ATLANTIC EASTBOUND – PLEITEN PECH UND PANNEN

SV Mille Momenti – Havard Johnset NO

SEGLER HELFEN SEGLERN – ZUVERLÄSSIG

Kürzlich erreicht mich ein Anruf aus Porto Santo: Werner Müller von der SV WIND OF CHANGE ( OVNI 445 ) stellt mir die Frage, ob ich einem norwegischen Segler mit seiner BOREAL 44, der bei ihm längsseits im Hafen liegt, Service Tipps und vor allem ein englisches Handbuch geben könne. Innerhalb weniger Minuten entspann sich folgender Mailwechsel mit Werner und Havard:

Moin Werner,
Vielen Dank für Euer Engagement … ich habe meine Mail an die Jungs kopiert an Euch. Und da ich gerade so schön durch meine Datenbank spaziere, entdecke ich natuerlich, dass ich von Eurer schiucken OVNI auch noch keinerlei Fotos habe …
Es wäre nett, wenn Ihr das nachholt, denn dann kann ich die Lage kommentieren … und meinen Quark dazugeben. Abgesehen, dass ich ohnehin am liebsten von jedem Schiff mit Windpilot schicke Fotos hätte … amliebsten in traumhafter Kulisse …Madeira nehme ich auch…
Ach so, Whatssapp spiele ich nicht, genauso wenig wie FB und Co.
beste Gruesse
Peter

Und meine Mail an Havard zur gleichen Zeit:

Dear Havard,
it happens to me that I have had an extended communication about the BOREAL vessels with Jean-Francois Eeman of Boreal yesterday as we have fitted many BOREAL ( 44 and 47 )in the past successfully.

My question to you: please provide me with some picts showing the entire vessel incl. its transom ornament … and some picts showing the entire line transfer ready to go to sea. anabling me to provide improvement comments im necessary.

Please mind that the axis 340 will always have some clearance towards pendulum carriage, its one of the precondidtions to achieve perfect light air performnace even after years. You will need to know at this junction that any servo unit will have to provide active steering to one side of the heading only ( i.e. rudder to leeward! ) while any vessel will tend to the windward side on its own.

After geeting your input with picts you will get further advice
with kind regards from Hamburg!
Peter

Minuten später:

Thanks a lot for quick replay Peter and thanks a lot for putting us in contact and all help Werner!
 
I have used the Windpilot with very good result and performance for app 1 year ago, but after we encountered a force 9 gale a few months ago the Windpilot have not worked so well after that.. I have cleaned all moving parts with fresh water and sprayed with WD40. I will try to send the pictures but the WIFI is not the best her in PortoSanto☺
Thanks again and best regards!
Håvard Johnset

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SV Pamina – Conor O´Regan UK

CIRCUMNAVIGATION + 3 ATLANTIC CROSSINGS ON RIVAL 38

Hi Peter,
I have a Pacific, purchased in 2003 and which was the only self steering system I have used on a 3 year circumnavigation incl 3 transatlantic. I was wondering if you can supply a replacement red cap? The existing one has cracked and deteriorated.
Kind regards,
Conor WEITERLESEN

SV Madaris – Sabine + Peter Fehringer AT

WINDPILOT PACIFIC – 45 JAHRE ALT UND IMMER NOCH LEBENDIG

I found an old windpilot in a boatyard in greece, I bought it for 200€, another 200€ I spent for mounting gear. I mounted it on my sunbeam 30, the next 20 000 miles it steered over 90% sailing time, only when there was no wind the electric autopilot was in use. In this time I only had to invest in some lines. It steared above 8 kn of wind and also when there was more than 30 kn. Its still more important than a chart plotter, watermaker, AIS or other electronic gear.

Ich habe den Comment deswegen geschrieben, da ich vom System Windsteueranlage einfach überzeugt bin, aber heutzutage ist ja ein Wlanrouter an Bord wichtiger, als wirklich essenzielle Ausrüstung wie Ankergeschirr und Selbststeueranlage.

Obwohl ich 15 Jahre jünger bin als Du, denke ich oft, wohin die Entwicklung im Segelsport wohl noch führen wird. Immer wieder habe ich in Gesprächen das Gefühl, dass ein ziemlich hoher Prozentsatz gar nicht weiß, was ihnen alles passieren kann.
LG aus Wien
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Die Bombenbastlerin

Di.,4.Sep.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1557, 13.337 sm von HH

„Wir haben einen positiven Alarm“, sagt der junge Mann an der Sicherheitskontrolle zu mir, „warten Sie bitte hier, die Polizei wird gleich kommen“. Was positiver Alarm bedeutet, will er mir nicht näher erläutern. Ich warte. Dass mein Handgepäck unangenehm auffallen würde, damit habe ich gerechnet. Zwölf Kilo Metall im Rucksack (erlaubt) und weitere sechs Kilo in der Handtasche. ;-)
Gepäck-Optimierung nenne ich das. „Verrückt bist Du“, hat Achim mir gemailt, „mach das lieber nicht.“ Aber ich weiß es besser und möchte so viel wie möglich mit nach Ecuador mitnehmen.

Da soll der Alarm schon mal los gehen: Der Abzieher für die Welle, fünf Anoden (drei für den Propeller, zwei für das Bugstrahlruder), ein Bronzerohr (Wellenlager), Ankerkralle und ein extrem verdächtiges Rohr, was sich Wellendichtung nennt. Daneben fallen die Akkus für unsere Handys und einen Laptop gar nicht mehr auf. Auch die bombenförmige Batterie für unsere Epirb (Rettungsboje falls wir sinken) bleibt unentdeckt.

Vor allem das Rohr erregt Aufmerksamkeit

Vor allem das Rohr erregt Aufmerksamkeit

Die Frau Polizistin, die nach kurzer Warterei erscheint, nimmt mir als erstes meine Bordkarte ab. Nicht, dass ich noch abhaue.
Sie wünscht sich, dass ich Handtasche und Rucksack leere. Alles geht erneut durch die Durchleuchtung. Ein Sprengstoff-Abstrich wird vorgenommen. Ich kann eine Diskussion zwischen Security-Mann und Polizei über meine harmlosen Artikel beobachten. Und gebanntes Starren auf den Monitor. Frau Polizistin wirkt enttäuscht, gerne würde sie schon morgens um 4:00 Uhr eine Verhaftung vornehmen. Hat sie doch schon eine Bombenbastlerin in mir gesehen.
Aber ich bzw. meine Gegenstände sind ungefährlich. Ich bekomme meine Bordkarte zurück, darf alles wieder einpacken und gehen. Puh, Hürde Nummer eins erfolgreich abgearbeitet.

Meine beiden Koffer mit erlaubten 22 und 23 Kilo Inhalt sind bereits auf dem Weg zum Flugzeug.
Ich schleppe mich zum Gate. Den Rucksack bekomme ich nur auf den Rücken geschwungen, wenn er erhöht steht. Bloß nicht das Teil auf der Erde abstellen. Er reißt an den Schultern beim Schlange stehen zum Boarding. Die 18 Kilo habe ich massiv unterschätzt.

Zwischenlandung in Amsterdam. Schiphol ist riesig: von hier ab noch 18 Minuten bis zu meinem Gate. Ich werde verrückt mit dem Gewicht. Ich schwitze. Ein kleiner Karren ist meine Rettung. Leider muss ich den an der Passkontrolle stehen lassen. Dahinter lauert erneut eine Sicherheitskontrolle. Ich schwitze mehr. Aber die holländischen Kollegen sind tiefenentspannt. Ich muss zwar wieder den Rucksack öffnen, aber es folgt keine Staatsaffäre. Unbehelligt komme ich weiter. Hürde Nummero zwei.

Von hier ab noch zehn Minuten zum Gate. Der Schweiß läuft. Meine Schultern brennen. Wieder in der Schlange stehen zum Boarding. Völlig ausgepumpt sinke ich in meinen Platz. Mitte, Mitte. Ein schlechterer Sitzplatz war nicht zu kriegen. Obwohl ich wahrscheinlich der erste Fluggast war, der morgens eingecheckt hat. Schuld war der beknackte Onkel in Hamburg, der mich gezwungen hat, den Automaten zum ’self-check-in‘ zu benutzen. „Der funktioniert leider nicht“, mecker ich ihn an. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen wie das geht“. Trottelgesicht.
Bei ihm geht es auch nicht. Auch nicht nach mehrmaligen Versuchen. Mein Pass wird nicht erkannt. Ich triumphiere.
„Haben Sie eine Flugbescheinigung“?
„Ach, Sie meinen das Stück Papier, was man eigentlich gar nicht mehr braucht beim Einchecken? Ja, das habe ich.“ Mit dem Buchungs-Code klappt es dann. Zumindest halbwegs. Er könne mich nur bis Quito durchchecken und mein Gepäck auch. Um meinen Anschlussflug müsse ich mich dann selber kümmern. Watt für ein Trottel. Er drückt mir meine Bordkarten in die Hand. Mit dem schlechten Sitzplatz. So ein Mist.

Rechts von mir sitzt ein freundlicher Asiate. Links bleibt alles frei. Ich frohlocke. Zu früh. Eine fünfköpfige Familie rollt auf meine Sitzreihe zu. Der jüngste Sohn ist zwei und hat einen trotzigen Zug um den Mund. Ich befürchte das schlimmste: ein Arschloch-Kind. Wir haben kurz Blickkontakt. Ich signalisiere dem Kleinen, wer heult, fliegt raus. Mit Erfolg. Die ganzen langen elf Stunden ist er super lieb und ruhig. Papa stellt sich schnell als das größere Problem heraus. Ihm läuft der Schweiß von der Stirn. Drei Kinder nebst halben Hausstand über den Flughafen zu bugsieren, haben ihm alles abverlangt. Dampfend nimmt er zwischen seinem Sohn und mir Platz. Sein Geruch wabbert zu mir rüber. Elf Stunden lang. Und er puhlt sich die gesamte Zeit in den Zähnen. Manchmal wünscht man sich ein quengelndes Kleinkind neben sich.

In Quito wartet der Zoll. Ich rolle todesmutig mit meinen zwei Koffern, dem brisanten Rucksack und meiner Handtasche an. Wieder ist es das Handgepäck, was Aufsehen erregt. Erneut muss ich den Rucksack auspacken. Wofür die Teile sind und was sie kosten, will der freundliche Zöllner wissen. Ich lüge ihm irgendwelche Mondpreise vor. 15 USD für die Anoden. 70 USD für die 300 Euro Wellendichtung. Er hat keinen Plan und offensichtlich Mitleid mit meinen stotterigen spanischen Erklärungen wofür man das mysteriöse Rohr verwendet. Ich kann gehen.
Allerdings wirft seine Kollegin einen Blick auf meinen letzten Proviant-Apfel. Wenn ich den nicht an Ort und Stelle esse, darf er nicht mit. :roll: Ich gebe ihr den Apfel. Und ziehe mit mehreren Mettwürsten, Speck und Schinken im Koffer von dannen. Die gefährlichste Hürde ist geschafft.

Dann ein letztes Mal Sicherheitskontrolle. Natürlich muss ich Handtasche und Rucksack auspacken. Fassungsloses Staunen und Kopfschütteln. „Nein, so geht das nicht“, verstehe ich, „der Rucksack muss aufgegeben werden“. Ich stelle mich doof und verstehe angeblich kein Wort. Das nützt mir nichts, der nette Security-Mann holt einen Kollegen mit Englisch-Kenntnissen.
Die Anoden dürfen nicht mit in die Kabine. Damit könnte ich jemanden erschlagen, demonstriert er indem er dem Kollegen andeutungsweise eine überzieht. Es hilft kein Betteln.
Ich darf in Ruhe alles Zerbrechliche aus dem Rucksack entnehmen und die Jungs sind so nett und begleiten mich durch die Katakomben zum Check-In-Schalter meiner Airline. Das Mädel hat mit einem dritten Gepäckstück ebenfalls kein Problem. Mein Rucksack verschwindet auf dem Laufband.

Total fix und alle sitze ich an meinem Gate und frage mich, ob ich es vielleicht doch übertrieben habe mit der Gepäck-Optimierung. „Säbinn Wälner, please“, höre ich da aus dem Lautsprecher. Huch, meinen die mich? Klingt ja wie mein Name. „Säbinn Wälner, please, come to the Security Desk.“
Dort wartet man schon auf mich. Die Security spricht englisch: „Wir haben ein Problem mit einem ihrer Gepäckstücke. Sie müssen mit mir kommen und wir öffnen gemeinsam ihr Gepäck.“ Ich kann es nicht glauben. Durch Hintertüren und Gänge geht es aufs Rollfeld zu den Gepäckwagen.

Schon von weitem kann ich ihn sehen. Anklagend steht mein ehemaliger Handgepäck-Rucksack auf einem Tisch. Natürlich steht er da. Die Kofferkontrolle kann ja nicht wissen, dass er schon beim Handgepäck durchleuchtet wurde. Zum x-ten Mal zeige ich das Rohr, die Anoden und sonstigen Metallkram vor. Alles okay, der Rucksack darf mit und ich werde zum Gate zurück geführt.
Die letzte Hürde ist geschafft.

In Manta holt mich Achim ab und drei Stunden später sind wir zu Hause. „Ich bin schon ganz gespannt, was Du alles in den Koffern hast“, freut er sich. „Ist schon der Hammer, wie du 63 Kilo hierher bringen konntest. Das war sicherlich nicht so einfach. Erzähl mal, wie ist es gelaufen.“ :mrgreen: