Monat: Januar 2018

SV Thuriya – Abilash Tomy IND

SUHAILI REPLICA – THE FIRST SAIL

Das Unwort des Jahres

Mo., 15.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1325, 12.255 sm von HH

Das ist leicht zu erraten: Blitzeinschlag!
Den ganzen Tag gibt es nur ein Thema: Blitzeinschlag!
Wen wir auch treffen: „Was macht Euer Blitzeinschlag?“

Achim wühlt sich durch die Liste mit den Ersatz-Geräten. Immer und immer wieder kontrolliert er, ob er die richtigen Geräte aufgeschrieben hat. Wir sind für die korrekte Bestellung verantwortlich, nicht etwa Rudi. In Deutschland würde ein beauftragter Handwerker den Job der Suche nach Ersatzteilen übernehmen. Hier funktioniert es anders.

Achim findet Doubletten in der Liste. Beim Autopiloten hat er Zubehör aufgeschrieben, welches bereits in einem Set enthalten war. Diese Doublette fliegt raus. An anderer Stelle ist die Typenbezeichnung für ein Gerät falsch oder es fehlt noch ein Zubehör-Teil auf der Liste.

Natürlich sind wir als Versicherter gehalten, die Kosten so klein wie möglich zu halten. Dazu gehören auch die Frachtkosten. Sammel-Pakete müssen gebildet werden. In Deutschland haben wir vier, fünf verschiedene Lieferanten, deren Teile alle in ein Paket sollen.

Es kostet Achim Stunden herauszufinden, wo er die Ersatz-Antenne bekommt, die uns vom Dach geflogen ist. Die Halterung dafür ist noch intakt und Achim möchte diese gerne wieder verwenden. Niemand hat gesteigertes Vergnügen in 20 Meter Höhe eine neue Halterung anzuschrauben.

Ich bin raus aus dem Ersatzbeschaffungs-Geschäft. So eine Liste kann nur von einer Person sinnvoll bearbeitet werden. Außerdem kann ich mit einem Kabel nur etwas anfangen, wenn es an einem Ende einen Stecker hat und eine Steckdose in der Nähe ist.
Mir bleibt, den Haushalt zu erledigen und dafür zu sorgen, dass Achim das Essen nicht vergisst. Und zu versuchen, das Chaos im Schiff möglichst klein zu halten.

Die Liste liegt nun der Versicherung vor. Wir müssen auf Thorsten, den Sachverständigen, warten.
Seine Anreise von den San Blas Inseln ist für heute oder Morgen avisiert, je nach Wind.
Das gibt uns die Zeit ein gegebenes Versprechen einzulösen. Wir gehen heute Nachmittag an Bord der ‚Rebell‘, um sie als Leinhandler durch den Panama Kanal zu begleiten.

3000 Meter unterm Kiel – Trailer

Wie lässt sich eigentlich familienfreundliches Segeln mit dem Einhandsegeln kombinieren? Marian Carton’s neuer Film „3000m unterm Kiel“ zeigt es! Nach seinem Film „8 Jahre Mittelmeer“ ist die „Abyss“, eine Etap 28i wieder im Mittelmeer unterwegs. Hautnah seid ihr mit dabei, wenn es Einhand quer über das Tyrrhenische Meer geht. Nonstop 200sm von Rom/Fiumicino nach Ustica und zurück. Dort stößt die Familie dazu und es geht gemeinsam weiter nach Marettimo. Diesmal ist sogar ein Tauchkompressor an Bord und verspricht aufregende Tauchgänge!

Von 2005 bis 2014 lebte Marian mit seiner Familie beruflich bedingt in Rom. Er ist Cutter und Kameramann. Schon bald wuchs der Wunsch, die grenzenlose Freiheit auf dem Meer vom eigenen Boot aus zu erleben. So wurde 2007 eine Etap 28i, Baujahr 1988 angeschafft…

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Einfach nur Urlaub

Am 26. Dezember war es soweit. Unser kleiner Renault Modus war bis ans Limit vollgepackt, Filou ahnte nichts von der bevorstehenden Reise und wir waren voller Vorfreude auf unseren ersten gemeinsamen, ganz normalen Urlaub.

Man mag es kaum glauben, aber Sabrina und ich haben, seit wir zusammen sind, noch nie ganz normalen Urlaub gemacht. In den ersten Jahren sind wir, bis auf einen Kurztrip nach Schweden, überhaupt nicht weggefahren und später kamen die langen Auszeiten. Aber Urlaub, ohne Stress und Abenteuer, das war nach 13 Jahren tatsächlich eine Premiere für uns.
Eine Premiere war die bevorstehende Strecke auch für Filou. Etwa 650 Kilometer lagen vor uns und wir wussten nicht, wie er die verpackt.
In den Wochen zuvor habe ich viel mit ihm geübt. Fast täglich bin ich mit ihm Auto gefahren. Zuerst nur im Schritttempo für eine Minute bei uns durch die Spielstraße. Dann zwei Minuten, dann eine Runde um den Block und so weiter.
Die langsame Steigerung war wichtig für ihn, denn nach den unvermeidbaren Autofahrten über griechische Serpentinen ist ihm anfangs bereits übel geworden, wenn man nur den Motor gestartet hat. Also haben wir das Training sachte angehen lassen.
Nach ein paar Tagen war er soweit, dass er nach jeder Mittagsrunde freudig zum Auto gelaufen ist und darauf gewartet hat, dass es endlich los geht.

Und so sind wir an diesem Morgen am zweiten Weihnachtstag gestartet. Filou hat sich schnell entspannt und hingelegt. Nach einer Weile hat er allerdings bemerkt, dass wir diese Strecke noch nie zusammen gefahren sind. Er hat eine Zeitlang aus dem Fenster geschaut und wir haben oft Pause gemacht, um ihm die Fahrt so angenehm wie möglich zu gestalten.
Nach der dritten Pause war er so entspannt, dass er die meiste Zeit zufrieden geschlafen hat und am späten Nachmittag waren wir schließlich auf der Insel Römö in Dänemark und hatten den Schlüssel für unsere abgelegene Blockhütte.
Wir waren so glücklich darüber, dass diese Fahrt mit Filou so problemlos verlaufen ist. Er hat sich richtig wohl gefühlt. Übergeben musste er sich auch nicht.

„Unsere“ Blockhütte in Dänemark.

Nachdem alles aus dem Auto in die Blockhütte umgelagert war, konnte der Urlaub beginnen. Ein wenig Brennholz für den ersten Abend hatten wir bereits mitgebracht und nachdem der Kamin aufgeheizt war, wurde es langsam gemütlich. Die Umgebung vor unserer Hütte, einfach herrlich. Keine Straßenlaterne, kein Lärm, einfach nur Ruhe.
Dem Kamin gegenüber war Filou zuerst ein wenig skeptisch. Feuer hinter einer Glasscheibe, das kannte er noch nicht. Nach einer Weile hat er es sich dann aber mit gebührendem Abstand gemütlich gemacht.
In den Tagen darauf wurde dieser Abstand zum Kamin dann immer geringer und ab dem dritten Tag war Filou kaum noch vom Kamin weg zu bekommen. Er hat ihn geliebt!
Nach einer Runde im Winter durch die Heidelandschaft vor den warmen Kamin legen, ja das war sein Ding.
Und so vergingen die Tage auf dieser gemütlichen Insel in Dänemark. Wir waren dort zum durchatmen. Kein Sightseeing, kein Palaver. Einfach nur gemeinsam mit Filou zusammen sein. Ab und zu ein wenig Lesen und viel spazieren gehen. Ja, das tat gut.
Die meiste Zeit hat es zwar geregnet, aber nicht einmal das hat uns gestört. Im Gegenteil, der Kontrast zwischen verregnetem Winter und warmer Blockhütte war Klasse.

Wir haben nur wenige Ausflüge mit dem Auto unternommen. Überwiegend waren wir zu Fuß unterwegs. Eine Fahrt mit dem Auto über den Strand haben wir uns aber nicht entgehen lassen. Dafür ist Römö bekannt. Ich wüsste gerade nicht, wo man sonst noch mit dem Auto über den Strand fahren darf. Hier ist das jedenfalls erlaubt und macht richtig Spaß.

Silvester war es auf Römö deutlich ruhiger als wir das von zu Hause kennen. Das liegt zum einen daran, dass hier schlicht weniger Menschen wohnen, zum anderen am Verbot von Feuerwerkskörpern. Der Grund ist einfach: Ein Großteil der Häuser auf der Insel hat ein Reetdach. Was damit passiert, wenn eine Rakete in einer trockenen Neujahrsnacht in so ein Dach fliegt, kann man sich denken.
Alle halten sich natürlich nicht an diese Regel aber es waren nur wenige Raketen und Batterien, die um Null Uhr abgefeuert wurden. Nach einigen Minuten war der Spaß vorbei, was Filou gelegen kam. Wir wussten aus einer Nacht mit Böllern in Athen, dass er Angst davor hat. Kein Wunder, wenn man einmal miterlebt hat, wie zum Beispiel Ostern in Griechenland gefeiert wird. Dagegen sind Polenböller „Kinderkram“.
Also waren wir gut vorbereitet und haben versucht ihn mit einer Mischung aus Spiel und den besten Leckerchen die es für ihn gibt, bei Laune zu halten. Mit Fisch hat das bestens geklappt. Nach einem Kanonenschlag gab es Fisch! Fisch löst bei Filou in etwa die Reaktion aus, die Käse bei Samson von „Chip und Chap“ auslöst.
Diese Taktik haben wir bei unserem letzten Hund bereits erfolgreich angewendet, um ihn an Gewitter zu gewöhnen. Johnny stand damals nach wenigen Übungen immer freudig wedelnd an der Tür, wenn ein Gewitter aufzog. Wer zu der Zeit beobachtet hat, wie Sabrina und ich im Sommer bei Sturm und strömendem Regen mit Johnny im Garten gespielt haben, während es um uns herum geknallt hat, dachte wahrscheinlich auch: „Jetzt sind sie völlig durchgeknallt!“
Aber es hat funktioniert und es hat auch bei Filou funktioniert. Er ist schon jetzt deutlich weniger ängstlich.

Am 1. Januar.

Nach 10 ruhigen Tagen sind wir dann wieder Richtung Heimat gestartet und haben erst bei der Abfahrt bemerkt, dass wir ganz vergessen haben, uns den Hafen anzuschauen.
Es hat also geklappt. Wir konnten abschalten. So sehr, dass wir nicht einmal mehr an Nomade und ans Segeln gedacht haben.

Und die Rückfahrt? Die hat noch einmal besser geklappt als die Hinfahrt. Das Auto war für Filou mittlerweile ein angenehmer Lebensraum. Er hat unterwegs sogar gefressen und die meiste Zeit geschlafen. Nur 3 Pausen haben wir gemacht.

Für Sabrina und mich war dieser Urlaub in Dänemark Klasse. Wir hatten Zeit um Energie zu tanken, Zeit für Filou.











Die Shelter Bay Marina

So., 14.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1324, 12.255 sm von HH

Wo sind wir denn jetzt eigentlich gelandet? Was wird unser zu Hause für die nächsten Monate sein?
Die Shelter Bay Marina dient Langfahrtseglern nur als Zwischenstation, um in den Panama Kanal zu fahren. Hier kommt der Vermesser an Bord und Leinenhandler werden gesucht.

Die Shelter Bay Marina liegt am Arsch der Heide. Rundherum nur Dschungel. Kein Ort, kein Dorf, keine Infrastruktur. Ein paar Abbruch-Häuser stehen verstreut auf dem Gelände. Hier befand sich mal eine Militär-Basis, die lange verlassen wurde.

Shelter Bay Marina zwei Stunden von Colon entfernt

Shelter Bay Marina zwei Stunden von Colon entfernt

Eine schmale Asphaltstraße führt nach Colon. Mindestens eine Stunde Fahrt. Manchmal auch länger. Über den Kanal kommt man mit der Fähre oder, wenn die Schleusentore grade geschlossen sind, kann man über die Tore fahren. Wenn ein dicker Pott aus der Schleuse kommt, muss die Fähre warten. Das kann dauern.

Die Marina unterhält einen kostenlosen Shuttle-Bus nach Colon.
Immerhin fährt der zweimal am Tag.
Der Bus stoppt an einem lieblosen Einkaufs-Komplex außerhalb vom Colon-Zentrum an einer Ausfallstraße. Dort gibt es ein paar Geschäfte mit Haushaltswaren, Klamotten, den üblichen Handy-Läden und einem Supermarkt. Der Supermarkt ist ganz gut sortiert, die Preise sind angenehm. Der Haken sind die vier Stunden, die man unterwegs ist. Der halbe Tag ist weg für einen simplen Einkauf.

Dieser Einkaufs-Komplex hat nichts Schönes, keine Straßenhändler, die gegrillte Köstlichkeiten verkaufen, keine Atmosphäre, null Spaßfaktor. Oh, geliebtes Santa Marta, ich vermisse dich.

In der Marina gibt es einen kleinen Shop, in dem man ein paar Grundnahrungsmittel erhält.
Na, besser als vier Stunden wegen vergessener Eier mit dem Bus zu fahren.
Und eine gute Wäscherei. Entweder man wäscht selber für 2 USD die Maschine oder lässt waschen.

Daneben gibt es einen Swimming-Pool, der vor allem von den Amerikanern belagert wird.
Die Amis sind überhaupt fit in der Organisation von ’social life‘, das muss man ihnen lassen.
Sie organisieren Wasser-Gymnastik, Yoga und sonntags gibt es einen ‚Pot luck‘ am Gemeinschaftsplatz.
Das ist toll. Es gibt einen Holzkohle-Grill und jeder bringt sein eignes Fleisch mit. Und einen Salat oder eine andere Beilage für die Gemeinschaft. Die Salate werden auf einem Buffet zusammengestellt.

Pool in der Marina

Pool in der Marina

Gemeinschaftsplatz - der beste seit Monaten

Gemeinschaftsplatz – der beste seit Monaten

Letzten Sonntag waren wir bestimmt vierzig Personen und es gab einen Geburtstag zu feiern.
Viele Crews kennen wir bereits. Aus Santa Marta oder auch schon länger, von Grenada oder sonst wo. „Hi, ihr auch hier. Mensch, was für eine Überraschung.“ Dann folgt für uns die Enttäuschung: Auch diese Crew wird in zehn Tagen durch die Schleuse verschwinden.

Wir sprechen mit einigen Yachten, die ebenfalls einen Blitz-Schaden hinter sich haben. Die Geschichten sind ähnlich: Es dauert bestimmt drei Monate bevor wir alles wieder in Ordnung gebracht haben.
Solange wird die Shelter Bay Marina unser zu Hause sein.

Shelter Bay Marina klein, nett, aber abgelegen

Shelter Bay Marina klein, nett, aber abgelegen

SV Celebrate – Nordwest Passage – 2017

NORD WEST PASSAGE – TEIL # 2

Nachdem mein Freund Vlado Porvaznik die höchsten Berge erklommen und eine Weltumsegelung erfolgreich absolvierte, hat er als Crew auf der SV CELEBRATE im vergangenen Sommer die Nordwest Passage hinter sich gebracht. Diese Reise ist in 4 Videos dokumentiert, die hier gezeigt werden.

SV Gegenwind – Asha Reich + Helge Assmann GER

DIE HALBE KUGEL IST GESCHAFFT – BERICHT AUS PONANE

nun da der Feiertagsstress vorbei ist, wünschen wir allen in Deutschland und der Welt ein FROHES NEUES JAHR! Oder wie es in Französisch Polynesien heißt: PONANE!

Wir hoffen, dass Ihr alle einen schönen Übergang in das neue Jahr hattet.

Im vergangenen Jahr haben wir zwar wieder sehr viele Seemeilen in unserem Kielwasser gelassen, aber die Hälfte der Erdkugel haben wir noch nicht umrundet, obwohl wir nach unserem ursprünglichen Plan jetzt eigentlich schon wieder in Deutschland zurück sein müssten.
Wir haben uns nach einer kritischen Einschätzung unserer Situation für eine Verlängerung entschieden.
Auf unserer bisherigen Reise haben wir immer wieder gemerkt, dass es uns wichtig ist auch einen Blick hinter die Fassaden der Länder zu werfen und nicht nur die üblichen Touristenziele in möglichst kurzer Zeit zu bereisen. Wir wollen gerne einen Eindruck gewinnen, wie die Länder und ihre Menschen ticken und warum. Bisher haben wir das Gefühl, dass uns das an vielen Orten gelungen ist. Derzeit sind wir im östlichen Teil von Französisch Polynesien, den Marquesas Inseln, in denen wir noch einige Zeit verbringen werden, ehe wir uns andere Archipele dieser Inselwelten anschauen wollen. So werden wir in diesem Jahr durch die pazifischen Südseeparadiese segeln und dabei vermutlich deutlich schneller unterwegs sein, als bisher. Zum Beginn der nächsten Zyklonzeit (im hiesigen Frühling/ im deutschen Hebst) planen wir das westliche Ende des Pazifiks zu erreichen. Wie uns unser weiterer Weg dann Richtung Heimat führt ist momentan noch nicht klar. Dafür gib es derzeit verschiedene Ideen.

Das wir unsere Berichte und Bilder in diesem Jahr gut und zeitnah einstellen können, können wir Euch dieses Mal nicht versprechen, denn im Paradies ist keine gute Internetversorgung eingeschlossen.

Trotz allem freuen wir uns auch weiterhin sehr, wenn wir von Euch in unserer Plauderecke oder per Mail lesen. Nur bitte schickt uns keine Anhänge, denn das Internet und die E-Mail-Zugänge sind in diesem Teil der Welt sehr schwach. Aus diesem Grund kann es auch passieren, dass wir nicht spontan antworten können. Bitte nehmt dies aber nicht als Grund Euch nicht zu melden, denn Eure vermeintlich uninteressanten und langweiligen Alltagsgeschichten sind für uns im Südseeparadies das „Salz in der Suppe“.

2018 wird uns hoffentlich neben vielen Seemeilen und Inseln auch viel Unbekanntes und viele tolle unvergessliche Erlebnisse liefern, die wir mit Euch teilen wollen.

Alles Gute und vor allem ein gesundes Jahr 2018 und im allerbesten Sinne überraschende 12 Monate.

Viele Grüße von der SY Gegenwind aus Atuona, Hiva Oa, Marquesas Archipel, Französisch Polynesien

Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind WEITERLESEN

Vassilingalou

CHAOS – ST.MAARTEN NED ANTILLES

Über mir erscheint ein Schatten:

„Vas, hat der Generator eigentlich einen Alternator?“

Ich reite bäuchlings den Dieselmotor eines Katamarans und bin dabei seine Kühlwasserpumpe zu überzeugen. Der Schatten gehört meinem direkten Boss. Es ist eine Sie mit der Gestalt von den winzigen Troll-Figuren,die es früher in Überraschungseiern gab.

Ich habe mich immer gewundert wie diese ganzen Haare da rein passen. Die sechzig Zigaretten am Tag verleihen ihrer Stimme eine ernste, bassige Note und lassen ihr nicht viel Zeit für andere Beschäftigungen. Außer Gerüchte gegen den Oberboss an den Tag zu legen. Melanie. Für sie ist die Welt einsilbig, also Mel. Ich krame mich hoch und gucke über den Rand der Motorbilge*. Am Ponton steht auch David und erwartet neugierig meine Antwort. Zwei Pastis und zwei Rotwein relativieren die Neugier.
„Nein“
„Alles klar“, schließt Mel ab und während beide qualmend in Richtung Werkstatt ziehen, erklärt sie: „Er hat Rotor“. David, Entschuldigung, Dav ist einverstanden. „Und Stator“, lispelt er zwischen seinen letzten Zähnen.

Seit sechs Monaten arbeite ich als Mechaniker für eine namhafte Chartergesellschaft. Es ist Hochsaison in der Karibik und die Gäste wollen jede Sekunde ihres teuren, kurzen Urlaubs möglichst ausgiebig genießen. Der Genuss wird unterschiedlich definiert: seltenst das Segeln, für die einen ist es Alkohol, für die anderen Gras oder Schwereres, für die dritten – Sex, alles zusammen, oder, wie für die sechs großwüchsigen Litauer der letzten Woche – das vollständige Demolieren des Bootes. Hat auch was. Wir, das Serviceteam, müssen alles rechtzeitig ausbaden, reparieren, flicken und lächeln. Letzteres fällt mir leicht, weil ich der älteste bin und somit die geneigte Bahn des Lebens in seiner beleidigende Kürze unter meinen Füssen spüre. Weil ich hier nur vorübergehend bin.

Weil abends, wenn mein müder, dreckiger Körper quer durch die Bucht schwimmt, an Bord das strahlende Lächeln von Inga auf mich wartet. Und auch die Lieder, die wir zwei mit der Ukulele runter klimpern.
Mechaniker ist, wie ich hier gelernt habe, ein dehnbarer Begriff.

Am Anfang dachte ich, dass das Kriechen in Motorräumen und unter Toilettentanks sowieso die dreckige Arbeit ist, die alle meiden und ich als „zuletzt“ Angestellter durch ihre Übernahme geprüft werde. Abgesehen davon, dass hier jede Art von Arbeit gemieden wird, hat sich der Umgang mit den Kunden als das Gefürchtetste erwiesen. Sprachbarriere, die Mundfahne, dreckige Fingernägel, aber vor allen Dingen die panische Angst, dass die eigene Inkompetenz ans Tageslicht kommen könnte, diktieren das Kaninchen-artige Verhalten meiner Kollegen, sobald der Kunde-Fuchs auf dem Feld erscheint. Der Kunde-Fuchs ist für sie einzig und allein auf der Suche nach der Tag-Vergütung*. In der Hoffnung, dass der Öl- und Mist-beschmierte Mechaniker ihm nicht schmecken wird, darf er vortreten. Ich mag den Fuchs. Fünfundzwanzig Jahre lang trafen wir einander in diversen Theatersälen der Welt. Der Anblick seine scharfen Zähne sind für mich eher der Beweis für ein breites, herzliches Lachen. Also versuche ich ihn zu zähmen und unterhalten. Bis jetzt habe ich nur ein paar harmlose Bisse davon getragen.

Es ist Samstag morgen. Der ganz normale Wahnsinn. Neun Boote müssen raus. Neun technische Briefings, neun mal viele Crew-Mägen warten vor der einzigen Toilette auf Entleerung. Neunhundert Sonderwünsche hageln rücksichtslos wie Aufwärtshaken von allen Seiten. Wir dürfen keinesfalls die Öffnung der Brücken verpassen. Verpassen, heißt verlorener Tag, weil die nächste Möglichkeit aus der Lagune zu kommen erst am Abend ist. Somit ist „Verpassen“ gleich „Tag-Vergüten“, also gleich „Desaster“. Die Füchse, egal welchen Waldes, wissen das und haben es nicht immer eilig. Brücke, oder nicht, hat ihr Urlaub schon längst begonnen und „Tag-Vergüten“ klingt wie „Lotto-Sechser“. Die Frühstücks-Biere wurden schon zwei, drei mal ausgetrunken und das Matinee mit meiner Nichtigkeit in der Hauptrolle läuft auf vollen Touren.Um die Öffnung der Brücke auf der französischen Seite der Insel zu erwischen, fahre ich mit einer tiefgehenden Sloop* und sechs englischen Kunden drauf, als erstes Boot raus. Beinahe wird es ernst, denn der Wind steht um hundertachtzig Grad anders als gewöhnlich und wir sind so unterbesetzt, dass Paul, einer der Putzmänner, mir mit dem Arbeitsboot aus der Box helfen soll. Er verzettelt sich, der Wind drückt meinen Bug da wo es nur ihm gefällt und wir, die Füchse und ich, schaffen es erst nachdem jeder mit Hand, Fuß oder Bootshaken geschoben hat, nachdem jeder jemandem etwas geschrien hat und nachdem auch die Kielbombe die Lage unter der Mooringleine* gecheckt hat, endlich rückwärts ins Fahrwasser. Meine Autorität als Zeitskipper ist verdampft, aber wir sind bald durch die Brücke und die Natur überpinselt das Malheur schnell mit ihren Karibischen Farben. Wir witzeln ausgiebig, während des Wartens auf Paul, der mich von Bord einsammeln soll. Zum Beispiel:

Warum ist eine Nichtschwimmer-Crew besser als eine Schwimmer? Sie lenzt* schneller!

Nach geraumer Zeit ist klar, ich wurde vergessen, so wie auch das zweite Boot, welches durch die französische Brücke gemusst hätte, weil es, wie wir, zu viel Tiefgang hat um durch die Lagune zu gehen. Später hat man mir erzählt, dass das Geschrei vom Oberboss bis zum Fährterminal zu hören gewesen sei. Irgendwie hat er es doch geschafft, eine weitere Öffnung der Brücke zu erzwingen und wir sahen die andere Sloop mit Sektkorken-Geschwindigkeit aus der Lagune schießen. Ich werde trotzdem nicht abgeholt. Nur durch Ingas freundlichen Dinghy-Service komme ich an Land.

Zurück am Firmendock, muss ich sofort die Crews zweier baugleicher Katamarane in den Umgang mit diversen technischen Kniffen unterrichten. Nur, sprechen sie verschiedene Sprachen und die veraltete Festplatte in meinem Kopf raucht. Die Zeit rast. Es riecht nach Mühe. Irgendwie schaffen es alle Boote aus der Lagune! Im Schlepp an „meinem“ Kat, ist das Arbeitsboot vertaut*, so werde ich jetzt die anderen Kollegen einsammeln und Schluss mit dem Stress, denke ich. Es läuft etwas anders ab. Nico, ruft mich via Funk und ich erfahre, dass die Crew „seines“ Kats, ihr Starter-Paket nicht erhalten hat. Es ist nachvollziehbar, fünfzehntausend Euro für die Woche bezahlt und kein Starter-Paket, das geht nicht. Nico ist blutjung und als Kroate sehr gut in lautstarkem, slawischem Fluchen. Damit er nicht aus der Form kommt, übt er ständig, auch an der Funke. Ich verstehe den Ernst der Sache und düse zurück zur Basis um das vergessene Paket abzuholen. Nicos Funkfluch mit der Bitte um seinen Werkzeugkoffer holt mich dennoch ein. Ich bin froh, denn jetzt hat die zwanzig minütige Fahrt einen Sinn. Das Starter-Paket, ein unentbehrliches navigatorisches Utensil, bestehend aus einer Flasche Rum, zwei Limetten, zwei Rollen Klopapier und zwei Flaschen stilles Wasser sowie der gewünschte Werkzeugkoffer werden bald bei Nico abgeladen. Er muss nochmals die Klo-Pumpe, an der er die letzten zwei Tage gearbeitet hat, prüfen.

Sein slawisches Dankeschön, hallt hinter mir, als ich mich auf dem Weg zum letzten Boot mache. Es ist ein fünfundfünfzig Fuß Kat und David hat ihn aus den BVI’s* hierher gebracht. Da er das Boot somit kennen sollte, durfte er die deutsche Crew einweisen. Er spricht allerdings keine andere Sprache, als sein Letzte-Drei-Zähne-Französisch, dafür verstehen meine Landsfüchse nur Deutsch und gebrochen Englisch. Als ich mich dem Boot von achtern nähere erkenne ich, warum David das Groß schon seit ich vorhin bei Nico eingetroffen war, nicht setzen kann. Das Fall* verläuft außerhalb der Lazyjacks* an Steuerbord. Ich eile zur Hilfe. Wir holen das riesige Tuch runter, ich klettere in den Lazybag* und löse das Fall vom Segelkopf. Offenbar ist die Leine zu kurz. Von da wo ich bin sieht man das Kockpit nicht und ich kann mit jedem dort nur über einen Vermittler, der unten an Deck steht, kommunizieren. In welcher Sprache? Während ich noch um einen Verlängerungs-Tampen* bitte, lässt unten David das Fall von der Klemme ausrauschen und gibt mit seiner ganzen Körperlänge, von gestreckten ein Meter sechzig, Lose*. Geschafft, das Fall ist innerhalb der Jacks, ich klettere runter. Die deutsche Crew ist sehr gut bei Laune, denn wir sind weit aus der Bucht und bolzen unter Motor gegenan in Richtung benachbarte Insel. Glücklicher Weise sieht der Skipper ein, dass David und ich leicht grün anlaufen und kehrt um, damit wir die restliche Arbeit schneller erledigen können. Mit dem Fall sind wir nach etwa einer Stunde fertig. Von der Dick und Doof Einlage, die wir beim mehrfachen Einfädeln der Leine präsentiert haben, werden die Deutschen Omas noch ihren Enkelkindern erzählen, aber damit ist es leider nicht zu Ende. An Bord gibt es keine funktionierende Steckdose und als wir dies der Basis melden wollen, stellt sich heraus, dass die Funke dies nicht will. David drängelt zur Mittagspause, denn es ist schon halb zwei und der Pastis wird offenbar warm. Ich lasse meine eigene Handfunke an Bord und wir fahren. Irgendwann später am Nachmittag, ich habe zwischenzeitlich meinen Werkzeug-Zauber-Koffer geholt, ist das Stromproblem bis auf eine defekte Dose reduziert und die Funke, nach Reprogrammieren, zum Leben erweckt worden. Der deutschen Crew danke ich für ihren Humor und ihre Geduld. Heimatfüchse halt!

Als ich die Basis wieder erreiche, werde ich, nach einmal Wasser lassen, auf die französische Seite raus geschickt. Der Kat, der gestern nach Tortola ausgelaufen ist, hat es nur von der Niederländischen bis zur Französischen Seite der Insel geschafft. Es ist der Kat, welcher als Ersatzboot der gemischten Ostdeutschen Crew angedreht wurde, weil sie ihr Wunsch-Boot, das aus Tortola kommen sollte, nicht rechtzeitig bekommen haben. Dieser Kat also, hat ein Geruchs-Problem. Im Steuerbord-Rumpf riecht es, wie sollen sie es beschreiben, nach… , als wenn der Toilettentank ausgelaufen wäre. War er auch. Verstopft und Übergelaufen. Als nach Stunden alles wieder genießbar ist, können sie endlich los. Sie werden den Katamaran nur bis Tortola segeln. Dort werden sie endlich aufs eigentliche Traumboot umsteigen, welches inzwischen doch hier eingetroffen ist und nach einer kleinen Reparatur schnell wieder nach Tortola überführt wird, um von dort mit den Ostfüchsen wieder hierher zu segeln.

Am Abend gibt es bei uns an Bord Salat und Reis. Die Ukulele spielt „There’s Whiskey in the jar“. Freunde sind zu Besuch, Rosi und Christoph. Wir trinken Rotwein und Christoph meint, dass seine Mutter ihm gesagt habe, Gott liebe ihn auch wenn er nicht singt. Und überhaupt, Sachen, die man nicht kann, solle man lieber lassen, sonst entstünde das ganz normale Chaos*.

*Bilge/Motorbilge – im Schiffs-Rumpf der tiefst liegende Punkt, wo sich z.B. Flüssigkeiten sammeln und ausgepumpt werden können
*Tag-Vergütung – mit „Tag-Vergütung“ wird „refund“ gemeint – die Rückzahlung bei Verschuldung seitens der Vercharterer
*Sloop – Einrumpfboot mit einem Mast
*Mooringleine – im Hafengrund verankerte Leine zum Fest machen von Booten
*lenzen – auspumpen
*Funke (an-funken) – Verbindung über das VHF-Radio herstellen
*vertaut – fest gemacht, angebunden
*British Virgin Islands, zu Deutsch die Britische Jungfenrinseln
*Fall – Leine mit dessen Hilfe die Segel gesetzt werden. Läuft in der Regel über eine, am Masttop befestigte Rolle (Block)
*Lazyjack – aus dünneren Leinen gebundene, am Mast und Baum befestigte Hilfsmittel um das Großsegel einfacher auf den Baum zu bergen
*Lazybag – Tasche, die das Ganze Großsegel fassen kann und zu dem oben-beschriebenen System gehört
*Tampen – dünne Leine
*Lose geben – eine Leine fieren, eine Leine lösen, eine Leine zum Durchziehen spannungsfrei geben
*Chaos – unangenehmer Zustand. Gegensatz von Ordnung

Martinique, den 09.10.2016

Wie geht es jetzt weiter?

Do., 11.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1321, 12.255 sm von HH

Als erstes können wir uns mal glücklich schätzen: wir sind gegen Blitz-Einschlag versichert. Sogar ohne Selbstbeteiligung. Spätestens jetzt wissen wir, dass es sich lohnt, einen weltweiten Versicherungs-Schutz abzuschließen.

Bereits bei unserer Ankunft in der Marina ist uns klar, unser geplanter Aufenthalt von einer Woche ist Geschichte. Die Marina hat Puff-Preise (über 50 USD pro Tag plus Internet plus Strom) und kaum eine Yacht bleibt lange hier.
Wir haben keine Wahl und buchen uns trotzdem direkt für drei Monate ein und erleben eine Überraschung: Die Rabatte sind enorm, 22,50 USD pro Tag sind erträglich.

Unser Glück hält an: In der Marina gibt es Rudi. Rudi ist Holländer, in Elektro-Arbeiten die ‚Number One‘ vor Ort und wohnt drei Stege weiter. Letztes Jahr hat Rudi vier verblitzte Yachten gerichtet.
Rudi ist dem zuständigen Sachverständigen unserer Versicherung bekannt und wird von ihm akzeptiert, uns bei der Reparatur zu helfen.

Vor die Reparatur hat der liebe Gott die Schadenermittlung gelegt.
Jedes defekte Teil muss aufgelistet werden. Ob ein Teil wirklich defekt ist, zeigt sich nicht unmittelbar. Nehmen wir unser UKW-Funkgerät, was uns noch so brav hierher geleitet hat. Es läuft noch und wir können funken, aber verbindet Achim eine GPS-Antenne mit dem Gerät, so wird keine Position mehr angezeigt. Der sichere Beweis, dass das Gerät doch einen Schaden mitbekommen hat.

Häufig bestehen Geräte aus mehreren Komponenten, wie zum Beispiel der Autopilot. Das Bedienteil sagt keinen Ton, wenn man es anschaltet. Ob die dahinterliegende Steuereinheit noch funktioniert, kann man ohne Instrumenten-Display nicht sagen. Ständig sieht man Achim mit Stirnlampe und Multimeter in der Hand durchs Schiff laufen. Ströme messen. Rückwände aufschrauben. Nach Schmauchspuren suche und durchgebrannten Platinen forschen.

Der Multimeter-Mann

Der Multimeter-Mann

Milimeterkleine Defekte - hier weggesprente Kabel

Milimeterkleine Defekte – hier weggesprente Kabel

Welches Teil er auch anfasst, es hat einen weg. Bei der Ankerwinsch ist das Relais durchgeschmort. Beim Wassermacher ist die Vorpumpe defekt. Beim Laderegler für den Windgenerator hat es die Sicherung pulverisiert.

Die schlimmste Arbeit ist es eine Tabelle zu erstellen, mit allen defekten Geräten und Komponenten. Herauszufinden, welches Gerät als Ersatz in Frage kommt, wo wir es bestellen können und was es kostet.
Diese Tabelle besteht schon jetzt aus einer Unmenge an Einzelposten. Ein Wahnsinns-Akt an Internet-Recherche. In Panama gibt es kaum etwas auf Lager zu kaufen. Alles muss bestellt werden und kommt aus den USA oder Europa. Es existieren Dutzende Händler, Marine-Ausstatter und Elektronik-Lieferanten, jedoch alle ohne Ladengeschäft.

Aus dieser Tabelle wird Rudi einen Kostenvoranschlag erstellen, sein Arbeitsaufwand kommt dazu und dann muss nur noch die Versicherung nicken. Vorher möchte sie, dass ein Sachverständiger den Schaden begutachtet. Wieder dieses Glück: In der Marina wohnt Thorsten. Thorsten ist Deutscher und Bootsbau-Ingenieur. Er wird von unserer Versicherung als Sachverständiger akzeptiert.
Thorsten macht gerade Urlaub auf den San Blas Inseln, wird aber in ein paar Tagen hier erwartet.

Nach dem Blitz

Sa., 06.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1316, 12.255 sm von HH

Unser Trip nach Colon klappt gut. Es ist ein wenig ungewohnt, keine Navigation zu haben. Durch den Regen der vergangenen Tage ist das Wasser schlammig, Augapfel-Navigation ausgeschlossen. Ich stehe am Ruder, Achim steht unter Deck und leitet mich aus der Riff gespickten Ausfahrt: „weiter links, mehr rechts.“
Die weitere Fahrt ist stressfrei. Vor dem Kanal ist wohl Verkehr, aber auf der Elbe war häufig mehr los. Somit erreichen wir wohlbehalten die Shelter Bay Marina.

Der Schock von gestern klingt ab. Uns ist nichts passiert, das ist das wichtigste.
Als der Einschlag kam, hatte ich erst einen anderen Eindruck: Wir befanden uns beide in unserer Achter-Kabine. Ich wollte eine der Luken komplett verschließen und hatte Achim um Hilfe gebeten, da er die Fliegen-Netze leichter zur Seite gefummelt bekommt.
Er steht mit langen Armen an der Luke als es knallt. Wie vom Blitz getroffen (har har), sackt er in sich zusammen. Ich brülle ihn an: „Bist Du getroffen worden?“ „Nein, alles okay, ich hab mich nur erschrocken.“ Später erzählt er mir, dass er ein Kribbeln in den Händen gespürt hat.
Das Schiff ist komplett nass durch den Regen, da wird wohl etwas Strom geflossen sein.
Aber Mann muss doch deshalb nicht so zusammen brechen und mir den Schock meines Lebens verpassen. Mädchen!

Wenn ein Blitz in den Mast einschlägt, sucht sich der Strom wieder einen Weg nach draußen. Steht man auf Holz oder dem GFK , was nicht leitet, ist Personen-Schaden sehr unwahrscheinlich. Bei Gewitter fasst man somit besser nichts aus Metall an.

Der Strom entweicht üblicherweise durch den Rumpf. Bei GFK-Yachten kann es daher passieren, dass der Blitz kleine Löcher im Rumpf hinterlässt. Wie mit dem Schrott-Gewähr drauf geschossen, sieht das aus.
Wir haben eine Blitzschutzanlage, die dies verhindern soll. Alle Metall-Teile an Deck sind durch einen Metall-Strang miteinander verbunden und dieser endet an einem Erdungs-‚Schwamm‘, der am Rupf unter Wasser angeschraubt ist. Hier soll die gesamte Energie zielgerichtet entweichen.
Das scheint bei uns funktioniert zu haben. Sicher können wir aber erst sein, wenn das Schiff aus dem Wasser zur Begutachtung kommt.
Der Strom nutzt auch gerne Bordventile aus Metall, den Motor, die Welle oder das Ruder, um zu entkommen. Es gibt daher auch Blitz-Fälle, die einen Ausfall des Motors zur Folge haben.

Die unangenehme Nebenerscheinung bei einem Blitz-Einschlag ist der EMP. Der Elektromagnetische Puls. Der kann Geräte, die mit dem Blitz gar nichts zu tun haben, zerstören. Sogar über einige Entfernungen hinweg. Schlägt auf dem Nachbar-Dampfer der Blitz ein, gehen auf dem eigenen Schiff die Lichter aus, wenn’s mal so richtig doof laufen soll.

In der Marina sind wir schnell Dorf-Gespräch: „Ohje, ihr seid die Blitzopfer“. Eine warme Welle der Hilfsbereitschaft rollt uns entgegen. Wir werden durchgefüttert (danke Rebell, danke Seven Seas), erhalten gute Tipps, wer uns helfen könnte, bekommen eMail-Adressen, Visitenkarten und von der Alrisha einen Camping-Kühlschrank, damit wir den Frust wenigstens mit kaltem Bier herunter spülen können. Danke Alrisha.

Und ebenfalls ein fettes Dankeschön an alle Whats-App Schreiber, die vielen netten Kommentare und an alle, die getröstet haben. Das hilft sehr.

SV Jipsian – Pascal + Hélène Caroff FRA

Cher Ami,
Hélène et Pascal te souhaitent une bonne année, à toi et toute ta famille, ainsi que la bonne santé , à chaque fois que nous voyions un wind pilot à l ,arrière d un bateau on pense à son constructeur Peter?
Bien amicalement. Pascal et Hélène