Monat: April 2017

Das Ende des Regenbogens

Am 23.04. haben wir Kilada, mit ein paar Tagen Verspätung, verlassen. Die beseitigten und neuen Baustellen hier aufzulisten erspare ich euch und uns an dieser Stelle, denn es waren nochmals einige!
Während dieser Baustellentage ist es uns trotzdem gelungen, wenigstens einen kleinen Landausflug zur prähistorischen Höhle auf der anderen Seite der Bucht zu machen. Ziemlich interessant und touristisch noch unentdeckt. Erschlossen ist die Höhle wirklich gut, mit einem kleinen Steg für Ausflugsboote und schönen Wegen. Nur weiß das bisher anscheinend kaum jemand. Wir waren die einzigen Menschen dort und in der gesamten Zeit, die Nomade in der Bucht von Kilada war, habe ich nicht ein einziges Boot dort anlegen sehen.

In der prähistorischen Höhle.

Nun aber zum ersten richtigen Törn mit Nomade an diesem Sonntag im April. Es war ein reiner Motortörn. Zum segeln hatten wir zu wenig Wind und das war fürs erste Mal auch gut so. Es gab auch unter Maschine genug zu testen und zu erfassen.
Unterwegs hatten wir bereits nach kurzer Zeit das große Glück, von zwei Delfinen begleitet zu werden und wenige Stunden nach dem Start in Kilada haben wir den Anker in der Bucht von Porto Cheli wieder fallen lassen.
Delfine, Sonne und nicht die geringsten Anzeichen von Seekrankheit, trotz etwas Rollerei durch Restdünung. Ein gelungener Start.

Vor Anker in Porto Cheli.

Am nächsten Morgen sind wir gleich weiter. Heute wollten wir 32 Seemeilen bis Poros schaffen.
Die ersten 15 Meilen gab es, wie angekündigt, nur Flaute. Ab der Passage zwischen den Inseln Hydra und Dokos setzte Nordostwind ein, der durch den Düseneffekt zwischen den beiden recht hohen Landmassen, mit etwa 5 Windstärken eine etwas kabbelige See verursachte. Nomade war davon völlig unbeeindruckt. Lediglich die Geschwindigkeit ging um etwa einen halben Knoten zurück bis wir durch waren.
Nach dieser Düse konnten wir Segel setzen, bzw. ich hab sie gesetzt, während Sabrina Nomade gesteuert hat. Vom Handling bin ich ziemlich angetan. Sowohl die Winschen, als auch das gesamte drum herum geht deutlich besser von der Hand, als ich das von Eos gewohnt war. Bei etwas Seegang war das immer ein anstrengender Akt, am Mast zu arbeiten oder auf dem Vordeck zu hantieren. Auf Nomade macht mir das richtig Spaß. Selbst auf dem Bugspriet an der Rollanlage zu basteln ist bei normalem Seegang kein Problem.
Probleme gab es allerdings mit den Segeln. Einige Holepunkte waren noch nicht optimal und das Besansegel ist ziemlich ausgelutscht. Die Genua ließ sich wegen einer Blockade, die ich auf See nicht beseitigen konnte, leider nur zur Hälfte ausrollen und stand entsprechend mies. Das Großsegel ist ok.
Trotz dieser Probleme und mittelmäßiger Fahrt im Schiff, tat es unheimlich gut Nomade zu segeln. Und es tat gut, bis auf das Steuern, allein mit dem Schiff umzugehen. Das wollte ich unbedingt ausprobieren und ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass Nomade mit Steuerunterstützung durch den Autopiloten auch unter Vollzeug gut Einhand zu segeln ist.
Während ich also die meiste Zeit außerhalb des Cockpits oder mit den Schoten beschäftigt war, hatte Sabrina ihre Freude am Steuerrad. Gefällt ihr viel besser, als die Pinnensteuerung. Nur Böen lassen sich nicht so gut in Höhe verwandeln, meint sie, eher etwas scherzhaft. Das ging mit der kleinen, leichten Eos besser. Bis Nomade sich mal bewegt hat, ist die Böe schon durchgezogen.
Irgendwann war dann der Punkt gekommen, an dem die Segel wieder runter mussten und der Volvo erneut seine Stärken zeigen durfte. Ein Kap mussten wir noch umrunden, bevor Poros angesteuert werden konnte und dieses Kap hat für ordentlich Wind und Seegang gesorgt. Knapp 6 Beaufort genau auf die Nase und entsprechender Seegang haben Nomade… überhaupt nicht beeindruckt! Man hatte das Gefühl, die See zu pflügen. Was mit Eos Schwerstarbeit bedeutet hätte, war mit diesem Stahlschiff und dem Volvo ein Leichtes. Ihr hättet das Grinsen in unseren Gesichtern sehen  müssen. Noch nie zuvor hat uns Gegenanbolzen unter solchen Bedingungen Spaß gemacht. Sabrina dazu: „Und sie knarzt nicht mal!“

Kurz nach dem Kap hat sie dann doch etwas geknarzt, bzw. ein paar Kleinigkeiten sind ins rutschen geraten, als eine unpassende, leichte Dünung von schräg achtern Nomade zum rollen gebracht hat. So etwas macht auf keinem Schiff Spaß, aber es war ja nur für kurze Zeit.
Die Durchfahrt nach Poros war dann ein Highlight. Es kommt einem vor, als fährt man in eine Flussmündung hinein. Das Gewässer dahinter hat eher den Charakter eines Sees, als den einer Bucht.
An der Pier, direkt vor der Promenade, haben wir dann mit Buganker und Heckleinen angelegt. Zum ersten Mal in unserem Leben und das auch noch mit einem neuen Boot. Ein Glanzstück war das nicht, aber es hat beim ersten Mal geklappt.
Der Ort ist selbst jetzt im Frühjahr touristisch bereits stark frequentiert. Die Pier war abends voll und belebt. Ein Eis haben wir uns nach dem Anleger auch mal gegönnt. Liegegebühr für Nomade: 7,39 € pro Nacht.

Einfahrt nach Poros.

Hier wären wir gerne länger geblieben, aber uns hat es stark nach Norden gezogen. Denn es hat ja nicht nur Nomade in Griechenland auf uns gewartet! Also haben wir am nächsten Morgen erneut die Leinen gelöst und sind aus dieser wunderschönen Bucht hinaus in den Saronischen Golf abgebogen. 29 Seemeilen unter Maschine lagen vor uns. Auf passenden Wind warten, hätten wir uns nicht erlauben können, denn so langsam wurde die Zeit knapp. Also haben wir mit Yanna, der netten Dame, die sich in den letzten Monaten so liebevoll um Filou gekümmert und alles organisiert  hat, abgemacht, ihn in Athen, bzw. der Marina Zea in Piräus an Bord zu nehmen.
Die Fahrt dorthin kann man unter „unspektakulär und wunderschön“ verbuchen. Ein schnurrender Volvo, wenig Verkehr auf See und so eine Gelassenheit, dass wir abwechselnd im Cockpit gesteuert und gedöst haben.

Athen taucht am Horizont auf.

Das Anlegemanöver in der Marina mit Mooringleinen und Heckleinen war wieder eine Premiere und kann unter Hafenkino verbucht werden. Nachdem wir uns per Funk angemeldet hatten, wurde Nomade von einem Mitarbeiter im Marinaboot abgeholt und zu ihrem Platz begleitet. Den Liegeplatz hat er uns frühzeitig gezeigt und am Steg stand ein weiterer Mitarbeiter bereit um die Mooringleine anzugeben. Leider war mein Bremsmanöver sowas von gnadenlos zu spät, dass ich gute 3 Plätze weiter erst zum stehen gekommen bin. Wie war das noch mit den 17 Tonnen Stahl? Da muss ich mich noch dran gewöhnen.
Nach dem verpatzten Aufstopper habe ich Nomade gedreht, was bei ungünstigem Seitenwind und wenig Platz eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat. Der gemäßigte Langkiel hat hier zum ersten Mal einen ziemlichen Nachteil bei Seitenwind auf den Bug aufgezeigt. Er drückt ihn weg und das Heck bleibt durch viel Lateralfläche wie festgenagelt stehen.
Also, kurz allen Stolz beiseite geschoben und dem Mariniero im Boot „PLEASE PUSH THE BOW.“ zugerufen. Das hat er offenbar nicht zum ersten Mal gemacht und gut dosiert mit seinem Boot den Bug in die richtige Richtung gedrückt. Mit dem Behelfsbugstrahlruder war es nach der Wende auch kein Problem mehr, rückwärts in die Lücke zu manövrieren.
Sabrina nach dem Anleger: „Ich will ein Bugstrahlruder!“
Finde ich Klasse, will ich nämlich jetzt auch.
Die Marina ist übrigens wirklich top. Alles sehr gepflegt, unheimlich hilfsbereit und gut gelegen. Preis pro Nacht für Nomade: 54 €, ohne Strom, ohne Wasser, ohne Wifi. *Autsch*

Aber man muss das ja immer gesamtheitlich betrachten und sich ein wenig schön reden, dann ist das schon ok. Jedenfalls haben wir etwas Baumaterial für Nomade von der Marina geschenkt und kostenlos ans Boot geliefert bekommen. Mit dem Taxi in den nächsten Baumarkt zu fahren wäre wieder ein riesen Akt geworden und hätte auch nicht wenig Geld gekostet. Von daher.

Achso, die Überschrift dieses Beitrags muss auch noch kurz mit einem Bild aus Kilada erklärt werden. Sieht man ja nicht so oft, einen doppelten Regenbogen bei dem Anfang und Ende sichtbar sind. Damit dürfte die alte Legende vom Topf mit Gold am unsichtbaren Ende des Regenbogens wohl geklärt sein. Wobei, nachgeschaut haben wir nicht…

Wie wir die Genua repariert haben und wie Filou an Bord gekommen ist, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

SV Solvesta – Colin Davies SA

GREETINGS FROM SOUTH AFRICA

Hello Peter,
You’ve not heard from me since you sold me my Windpilot back in 2002!  I called it „Peter“ and you steered me and my yacht Solvesta round the world and we were both VERY grateful to you! Thanks again for making my circumnavigation possible.
warm regards
Colin Davies, Citrusdal SA

SV Maia – Zoltan Balaton HUN

NORTH WEST PASSAGE COMPLETED

Dear Peter,
Thank You so much for the windpilot! Afterall I could tell you that your windpilot works so much better than we expected after our previous bad experiences with other units. Yours was the only well working in our lifetime! It realy made our life easier. In a well known book I read that the time if wind pilots is gone. Well, I think this is the only dependable device. Last summer it helped us to make the second half of the North West Passage and sail around Alaska!

We frequently write articles to the hungarian Sailing magasine and in those articles we said good things about your windpilot. I think You don’t mind. Last time in the 2017/2 we made a test about a few things we used on board. I will send you this article here. It is hungarian but at least you can take a look.
Thank You so much!
Best wishes,
Zoltán Balaton from boat Maia HUN WEITERLESEN

SV Karl – Nike Steiger GER

DER SCHNEE VON ÜBERGESTERN

Glückwunsch den Damen und Herren von der YACHT
Nun sind Sie also aufgewacht!
Haben Nike Steiger die Tür und Herzen aufgemacht
ihr den roten Teppich zur deutschen Sprache ausgerollt
Damit man dieser attraktiven Skipper Biene
nun auch in unserem Ländle Achtung zollt
damit endlich auch der deutsche Segelmann versteht,
wie Nike Ausländern den Kopf und Sinn verdreht. WEITERLESEN

„Abenteuer Atlantik“ von Andreas Schiebel

Im Dezember 2016 segelte Andreas mit 2 Freunden eine Phantom 39 von Port Mogan auf Gran Canaria über die Kap Verden nach Barbados. Sie hatten im 2. Teil der Reise viel Wind und Welle und so einige kleinere Probleme zu bewältigen.

Und ganz nebenbei ist eine Doku in Spielfilmlänge (88min) dabei heraus gekommen.

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Ostern unter Segeln: Von Italien nach Slowenien. Von San Giorgio di Nogaro nach Portoroz.


Wo war ich gleich noch stehen geblieben? 

Ach ja. Im vorigen Post noch tief im Winter, als es mit 150 PS durch neblig kalte Lagunen ging. Doch jetzt, fünf Wochen später und in der Woche nach Ostern, ist alles anders in den Lagunen. Das Gras ist grün. Der Löwenzahn trägt schicke silberne Kugelhelme. Frachter ziehen durch üppige Wiesen.

Wieso Frachter?? 

Wir sind am Fluss Corno, zwischen Grado und Lignano, in der Nähe des Städtchens San Giorgio di Nogaro, wo die Lagunen von Grado und Marano enden. Und der Fluss, den ich in meinen Winterposts beschrieb, sich jetzt im Frühjahr milde durch Auwiesen, Weidengestrüpp und Schilfhalme hindurch an Stahlwerken, Glasfabriken, Flusshäfen vorbei schlängelt. Und an den Marinas von San Giorgio und Sant’Andrea vorbei, wo Levje den Winter über lag. Und als würden die Menschen es dem Löwenzahn gleichtun, zeigen sie allerhand Kunststücke.


Klettern Masten hinauf, weil Windmesser und Vorstag nicht wollen, wie „Mann“ will. Malträtieren jämmerlich Teakdecks mit Dampfstrahlern und Schrubbern. Oder stecken, wie ich auf Levje, Köpfe und Nase auf ihren Schiffen in Ecken, wo Köpfe und Nasen nun mal nicht hineingehören. Frei nach dem Motto: „Ich wollt‘ immer schon mal wissen, was unter dem Brett ist“. 
Es ist Frühjahr im Hafen. Der Mensch: Erwacht.


Aber immer bloß reparieren geht auch nicht. Und wer jetzt meint, in diesem Sommer endlich, endlich sein Boot in perfektem Zustand zu bringen, der kommt niemals aus dem Hafen raus. Wer zur Unzeit perfekt sein will, kommt nicht zum Segeln.

Also lasse ich irgendwann Brett wieder Brett sein, und Solaranlagen-Kabel Solaranlagen-Kabel und tuckere mit Levje einfach durch die Lagunen den Fluss hinunter. Was scherts, dass das eine oder andere noch nicht fertig oder nicht angeschlossen ist. Das Wetter ist schön. Die Segel neu. Das Unterwasserschiff glatt und schnell, wie selten. Leichter Wind aus Süd, eiskalt – aber was machts.

Den Corno hinunter geht die Fahrt, wo ich vor einer Woche noch neidisch mit dem Schraubenzieher in der Hand den Frachtern zwischen den Wiesen nachschaute. Die Wasserwüste der Lagunen glänzt, als hätte es fünf Monate Nebel und klamm und kalt nie gegeben, als wäre das Leben in den Lagunen ein immerwährender Sommer. Und weil sich der Wind am Nachmittag gar so nett entfaltet, lassen wir Grado einfach links liegen und die Mündung des Isonzo auch. Und segeln hinüber über den Golf von Triest nach Osten in vier Stunden. In ein ganz anderes Land, nach Slowenien, einfach für einen Samstag. In die Bucht von Portoroz.  

Aber auch in Portoroz, wo wir vor dem Hafen die Nacht ankern, ist alles scheinbar wie es immer war. Süddeutsche und österreichische Segelschüler drehen Kreise auf dem Wasser, fahren Q-Wenden und „Mann-über-Bord“-Manöver, als wäre nichts gewesen. Der Hügel neben der Marina ragt mit seinen Lebensbäumen in der Abenddämmerung wie eine Insel aus dem Meer. Das Spielcasino im ach so gern sich mondän gebenden Portoroz entzündet in der Abenddämmerung die Leuchtreklame mit dem flirrenden Roulette-Rad auf seinem Dach. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob im Casino vielleicht noch der Glanz von „James-Bond“ und „Smoking“ wie in den Siebzigern zuhause sein könnten. Oder ob auch das leuchtende Casino im slowenischen Seebad Portoroz den Weg allen Irdischen ging und vom Glanz erhaben sich drehender Roulette-Räder nichts übrig blieb als eine Ansammlung dudelnder, klingelnder, wimmernder elektronischer Spielautomaten.

Ich nehme mir vor, beim nächsten Mal nachsehen zu gehen, bloß aus Neugier. Wie es so zugeht, im Casino von Portoroz unter dem glitzernden Roulette-Rad, das mir herüberleuchtete manche Gewitternacht, die ich auf LEVJE ankernd in der Bucht verbrachte.

Aber heute gehört der Abend dem Sonnenuntergang. Auf den hat man aus der Bucht von Portoroz einen ganz wunderbaren Blick, als hätte man einen Logenplatz wie die beiden keifenden Alten am Ende der Muppet-Show. Sonnenuntergänge über dem Meer sind ja nun wirklich Kitsch. Ganz sicher wird es, Frankreich hin, Trump her, auch in diesem Sommer wieder jede Menge davon geben. Aber der in der Bucht von Portoroz ist nun wirklich etwas Besonderes, es gibt ihn nur einmal auf der Welt. Nur an diesem Ankerplatz vor der Marina von Portoroz, den Sonnenuntergang zwischen den beiden Landzungen, die auch das geografische Ende zweier Länder markieren: An der Landzunge rechts endet das Euro-Land Slowenien. An der Landzunge links endet das Nicht-Euro-Land Kroatien.

Schöner und näher an der Wahrheit kann man doch in diesem Frühjahr nicht ankern.
Oder?

Lieber Couch-Segeln im Warmen
statt echtes Segeln im Kalten?

„Eine Empfehlung für alle Freunde von Italien, Segeln, Reisen, dem Meer…“
Ein AMAZON-Rezensent/in

„Ich lese das Buch und werde versetzt in eine Welt, 
wo das Leben eben nicht nur aus Hektik und Nachrichten besteht.“

Ein AMAZON-Rezensent/in

JETZT erschienen als PRINT oder als eBook ab € 9,99unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.
sowie in jeder Buchhandlung oder bei AMAZON.

Ostern unter Segeln: Von Italien nach Slowenien. Von San Giorgio di Nogaro nach Portoroz.


Wo war ich gleich noch stehen geblieben? 

Ach ja. Im vorigen Post noch tief im Winter, als es mit 150 PS durch neblig kalte Lagunen ging. Doch jetzt, fünf Wochen später und in der Woche nach Ostern, ist alles anders in den Lagunen. Das Gras ist grün. Der Löwenzahn trägt schicke silberne Kugelhelme. Frachter ziehen durch üppige Wiesen.

Wieso Frachter?? 

Wir sind am Fluss Corno, zwischen Grado und Lignano, in der Nähe des Städtchens San Giorgio di Nogaro, wo die Lagunen von Grado und Marano enden. Und der Fluss, den ich in meinen Winterposts beschrieb, sich jetzt im Frühjahr milde durch Auwiesen, Weidengestrüpp und Schilfhalme hindurch an Stahlwerken, Glasfabriken, Flusshäfen vorbei schlängelt. Und an den Marinas von San Giorgio und Sant’Andrea vorbei, wo Levje den Winter über lag. Und als würden die Menschen es dem Löwenzahn gleichtun, zeigen sie allerhand Kunststücke.


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Den Corno hinunter geht die Fahrt, wo ich vor einer Woche noch neidisch mit dem Schraubenzieher in der Hand den Frachtern zwischen den Wiesen nachschaute. Die Wasserwüste der Lagunen glänzt, als hätte es fünf Monate Nebel und klamm und kalt nie gegeben, als wäre das Leben in den Lagunen ein immerwährender Sommer. Und weil sich der Wind am Nachmittag gar so nett entfaltet, lassen wir Grado einfach links liegen und die Mündung des Isonzo auch. Und segeln hinüber über den Golf von Triest nach Osten in vier Stunden. In ein ganz anderes Land, nach Slowenien, einfach für einen Samstag. In die Bucht von Portoroz.  

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Ich nehme mir vor, beim nächsten Mal nachsehen zu gehen, bloß aus Neugier. Wie es so zugeht, im Casino von Portoroz unter dem glitzernden Roulette-Rad, das mir herüberleuchtete manche Gewitternacht, die ich auf LEVJE ankernd in der Bucht verbrachte.

Aber heute gehört der Abend dem Sonnenuntergang. Auf den hat man aus der Bucht von Portoroz einen ganz wunderbaren Blick, als hätte man einen Logenplatz wie die beiden keifenden Alten am Ende der Muppet-Show. Sonnenuntergänge über dem Meer sind ja nun wirklich Kitsch. Ganz sicher wird es, Frankreich hin, Trump her, auch in diesem Sommer wieder jede Menge davon geben. Aber der in der Bucht von Portoroz ist nun wirklich etwas Besonderes, es gibt ihn nur einmal auf der Welt. Nur an diesem Ankerplatz vor der Marina von Portoroz, den Sonnenuntergang zwischen den beiden Landzungen, die auch das geografische Ende zweier Länder markieren: An der Landzunge rechts endet das Euro-Land Slowenien. An der Landzunge links endet das Nicht-Euro-Land Kroatien.

Schöner und näher an der Wahrheit kann man doch in diesem Frühjahr nicht ankern.
Oder?

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SV Shalom – Christoph Vougessis GER

ZWEIMAL RICHTUNG GUANTANAMO – EINMAL ZURÜCK

Bei Tracken der gesegelten Kurse in den vergangenen zwei Tagen, konnte man schon auf sorgenvolle Gedanken kommen. Heute kam die Erklärung – Erlösung:

Moin Herr Foerthmann, bin gerade dabei, mich durch die Windward Passage zu kämpfen ( 2. Versuch ) Beim 1. Mal waren die Bedingungen schrecklich. Internet auf Kuba gab´s nur im Internetcafe, welches schrecklich langsam war. Will nun nach Nassau und treffe dort den erdmann. Kuba war toll. Fotos etc. folgen dann mit westlichem Internet. Viele Grüsse!

Nun legen wir uns also auf die Mauer auf die Lauer und waaaaten, ob die Damen und Herren von der YACHT den Salto Mortale rückwärts schaffen und – vielleicht mit ein wenig Start Hilfe von den Bahamas – nun die tolle Leistung eines so jungen Seglers, für würdig befinden, seine Geschichte endlich endlich aufzugreifen…und der deutschen Leserschaft über ihn zu berichten, wie es sich – eigentlich! – gehörte, wollte man sich nicht total blamieren.
Peter Foerthmann

Hurricane hole

BALD GEHT ES WIEDER LOS – ALLE SCHIFFE IN DECKUNG

NEW ZEALAND – NEW CALEDONIA

CHRONOLOGIE EINER STURMFAHRT NACH NEUKALEDONIEN

Liebe Segelfreunde!
Wir sind heute am Ostersonntag glücklich in Neukaledonien gelandet. Allerdings haben wir unsere Osterüberraschung bereits vorweg, am Dienstag den 12. 4. 2017 erhalten, eine unverhoffte Überraschung der besonderen Art, die es in sich haben sollte:

Ein Sturmtief, dass gemäss Wetterprognose von Tonga kommend, nach Osten hätte ablaufen sollen, hatte es sich anders überlegt, und zieht statt dessen, exakt nach Westen.

DOCH DA WAREN WIR!
Der Wind geht sehr schnell von ursprünglich 4 Beaufort aus Ost auf 6 – 7. Das Großsegel ist schon geborgen und die Fock auf Sturmfockgröße verkleinert. Als der Wind in die 8 (35kn) geht, drehen wir bei. Das geht etwa 3 Stunden. Doch dann nehme ich auch noch den letzten Fetzen Segel rein, weil immer öfter 9 Beaufort am Windmesser stehen. Wir laufen ab unter Topp und Takel. Um das Schiff möglichst mittschiffs zum Wind aus zu richten, lege ich einen Treibanker an einer langen Leine aus.

Die Brecher, die übers Schiff gehen, kommen im Minutentakt. Ein Aufenthalt an Deck ist nicht mehr möglich! Wir gehen in die Kajüte und machen alle Luken dicht. Wir konnten nur noch hoffen, dass alles ein gutes Ende nimmt.

Tut es auch … bis morgens um 6 Uhr…

Jede Welle, die gegen die Bordwand knallt, legt das Schiff bis zu einem bestimmten Grad auf die Seite, danach kommt es wieder hoch. Allmählich jedoch geht die Krängung immer weiter, und ich denke: Jetzt passiert das, was eigentlich nicht sein soll:

WIR KENTERN!!

Eine Eskimo Rolle mit einer Segelyacht! Der Boden wird zur Decke. Die Decke wird zum Boden. Schapp´s gehen auf, alles fliegt durch einander. Bilgewasser spritzt herum. Aber Sekunden später sind wir wieder oben! Meine herzallerliebste Kapitänöse ist bedeckt mit Büchern, Konserven und Flaschen … und kann sich nicht befreien. Ich bin neben sie gefallen und helfe ihr aus der Zwangslage. Aber wir sind beide nur leicht verletzt mit Schrammen und Beulen. Unser geliebtes Schiff allerdings hat es voll erwischt. Die Steuerbord Saling ist beim Tauchgang gebrochen. Damit kann das Oberwant den Mast nicht aufrecht halten und er biegt sich in der Folge wie ein Flitzebogen. Der Radarmast ist gebrochen, die Sprayhood weg gerissen. Das Schlimmste ist, dass das Oberluk gebrochen ist! Das heißt, jede Welle über Deck, entleert sich auch unter Deck.

Eine erneute Kenterung würden wir vermutlich nicht überstehen.

Der Mast droht unkontrolliert zu stürzen. Wir sehen unser Leben gefährdet und sorgen für die Alarmierung von Rescue Neuseeland.

Wir wollen uns wollen allerdings selbst helfen, doch sollten wir in die Rettungsinsel müssen, die wir uns schon bereit halten, wollen wir sicherstellen, dass die Rescue verständigt ist und dann weiß, wo wir sind.

Der Wind lässt nach… aber die Wellen nicht…

Wir sind im Auge des Zyklons. Schnell nutzen wir die Möglichkeit, das Luk provisorisch mit einer Plane abzudecken. Der Mast aber bleibt eine Bedrohung und mir ist klar, dass ich ihn nicht stehend durch diesen Sturm bekomme. Ich muss ihn gezielt fällen. Mir blutet das Herz … aber er ist eine ständige Bedrohung für unser Leben.

Ich erledige, was notwendig ist, der Mast geht zu Wasser.

Nun kommt die 2.Hälfte des Sturms. Es wird noch schlimmer. Mein Windmesser geht bis zum Anschlag. Wind der Stärke 12. ( 70 Knoten )! Das ist ein Orkan!

Doch nun hat der Wind nicht mehr die Angriffsfläche auf Mast und Takelage … wir sind der berühmte Korken auf dem Wasser. 9 Stunden weiter, lässt der Wind dann nach. Der Motor springt an und wir konnten nach Neukaledonien motoren !

Ich gebe dem Rettungsdienst Entwarnung. ( Die hätten für eine Evakuierung eh keine Chance gehabt bei dem Sturm und dem Seegang.) Da wir unverletzt waren, hatten wir auch keinen Vorrang … wie wir dann hörten…

Gestern haben wir unser Überleben mit einer Flasche Sekt gefeiert. Der 12. 4.2017 wird zu unserm gemeinsamen Geburtstag und wir können ihn künftig mit unserem Enkelkind begehen.

Schmunzeln müssen wir über das Aufblasen der Schwimmweste im Schapp durch eingedrungendes Wasser.

Unsere Weltumsegelung müssen wir jetzt ein wenig anders gestalten … also strecken!

Wir wollen jetzt erst einmal unser Schiff als „Motoryacht“ in Neukaledonien nutzen und das Land ausgiebig erkunden, um das Schiff dann nach und nach wieder für seine ursprüngliche Bestimmung herzurichten … auf Indien allerdings wollen wir trotzdem nicht verzichten … aber das machen wir dann mit dem Flieger …hoffentlich ohne weitere Vorkommnisse

Seid alle schön gegrüßt aus NC

Ein glücklicher Skipper und seine Frau
wie sie heissen, wissen Insider Segler sehr genau
Segler Freunde haben mir diese Geschichte aus Martinique zugeleitet
damit ich sie verbreite,
insbesondere, weil sie ein so gutes Ende hatte, zudem als Lehre dienen könnte,
man hat mich allerdings gebeten, die Namen im Schall und Rauch zu belassen
sie an dieser Stelle also nicht zu vermerken,
um falsche Aufmerksamkeit bei den falschen Menschen zu umschiffen
weil man das eigene Überleben gern im kleinen Kreis geniessen möchte,
insbesondere, nachdem das Leben nun noch ein Stück wertvoller geworden ist.
Was ist gern respektiere
Peter Foerthmann

SV Cesarina – Dietmar Henke GER

BEZIEHUNGSLEBEN ZWISCHEN THEORIE, SALTO UND DER PRAXIS JENSEITS PANAMA

55 Mails – drei Windpilot Pacific Systeme – zwei Schiffe und zwei Frauen, das Leben schreibt interessante Geschichten, vor allem, wenn sie trotz aller Salti rückwärts, dennoch vorwärts gehen. Tausende trauriger Schiffsleichen in hunderten verwahrlosten Destinationen erzählen die Geschichten von Menschen, die mit den harten Lebensfakten weniger elegant sich haben arrangieren mögen – oder können – oder schlicht dem Druck nicht gewachsen waren? Eine Segelreise bringt eine Beziehung zuverlässig auf den Punkt.

Meine Spezialität: ich lese besonders gern zwischen den Zeilen, wenn ich mich in Segler Blogs vertiefe. Wenn ich zudem persönliche Impressionen besitze, entsteht schnell ein Spiegel, der die Realitäten wundervoll abbildet, ganz wie bei einer Wahrsagerin, die dafür ihre Glaskugel braucht, um das Gesehene als Meinung zu verkaufen.

Ich begleite die Lebensstationen von Dietmar, seit ich im Jahre 2014 mit meiner Frau bei ihm an Bord gewesen bin. Eine kurze Zeitspanne, gewiss, aber sie hat einen Endruck hinterlassen, der ringsum Spass verursacht hat.

Wie gesagt, in 55 Mails – und vor allem zwischen deren Zeilen! – kann man eine Menge von seinem Gegenüber in Erfahrung bringen, zumal wenn Spass und Wissensdurst sich ergänzen und beide Seiten das Wort Authentizität buchstabieren können.

Darum hier ein paar Gedankenfetzen der vergangenen Jahre, die ein wenig den Deckel vom Topf lüften, und erkennen lassen, wie schnell man vom besonderen Thema – dem Thema Heck Verzierung – in andere Lebensbereiche rutschen kann, ohne sich zu verlieren:

SOMMER 2015 VON DEN AZOREN

Ich wurde von Dietmar um eine Meinung zur CESARINA gefragt, meine Antwort kam prompt:

Und nun hat also der Schiffs Virus zugeschlagen… Klar, die SWAN 55 ist ein Parade Schiff, das seine Eigner und landseitige Betrachter von Stolz und Neid ergluehen laesst, weil die Linien so genial wunderbar fantastisch sind… Auch die PACIFIC kann man am Heck montieren… allerdings wird es kompliziert, den Radadapter auf das gekroepfte Radsteuersystem zu montieren, weil der seitlich Zugwinkel mit dem Radkranz in Konflikt stehen wird.

Ich weiss, dass die Preise fuer Schiffe enorm im Keller sind … insbesondere die alten ( und grossen ! ) Schiffsschoenheiten, die ihren Eignern am Ende alle Haare vom Kopf wegfressen haben. Ich vermute , dass Sie auf Grund eines abnorm guenstigen Preises hier versucht sind, Ihre „Glas“ gehaertete kaufmaennische Kalkulations Faehigkeit …in Frage zu stellen … oder gar ueber Bord zu werfen…

Darum erlaube ich mir ein paar deutliche Worte und bitte, mir das nicht uebel zu nehmen:

Die Folgekosten werden Sie rechts ueberholen …das Handling fuer eine Familie vor allem in schwierigen Wetter und bei Hafenmanoever … wird zur Herausforderung.

Jeder Hafenmeister wird Sie lieben … weil seine Rueckschluesse auf Ihre finanzielle Potenz verlockend sind.

Bei einem Schiff im Alter von 40 Jahren werden irgendwann strukturelle Reparaturen unausweichlich werden ( auch bei alten Nautor Schiffen ) … und dann geht die Schnellfahrt los… zur Leerung des Kassenschranks.

Wiederverkauf zu realistischem Preis wird nur moeglich, wenn das Schiff in TOPFORM ist, oder aber als Liebhaberyacht von Freunden der alten S&S Linien, die aber nur handverlesen vorhanden sind… und allesamt mit einem SURVEYOR im Handgepaeck anreisen … und Ihnen dann die Haare zu Berge stehen lassen.

DIETMAR am 2.7.2015

Wirklich vom allerfeinsten! Dass sie ein Super Schnapp ist, kann man auch nicht behaupten. So weit so gut!

Meine Frau ist davon leider nicht sehr begeistert, wie ich es mir wünschen würde. Ist ja auch klar, denn wir haben ja ein gutes und für unser Vorhaben perfekt ausgerüstetes Schiff, dass wir in jeder Hinsicht auch gut im Griff haben. Ein Schiffswechsel wuerde zudem unseren Zeitplan für die Überfahrt in die Karibik gefährden. Außerdem hätten wir ja noch das Problem, dass wir dann zwei Schiffe hätten und das geht ja schon mal gar nicht. Mein Hinweis auf potentielle Interessenten jedenfalls, verursachte Windstärke 10 im Salon … dagegen klang Katja´s Vorschlag vernünftig: „Lass uns die Reise wie geplant zu Ende bringen und dann kannst Du Dir Deinen Schwan kaufen, wenn Du das dann noch willst“……

Mich hingegen, beschäftigen hauptsächlich zwei Dinge. Ist eine solches Schiff überhaupt zu zweit auf unserer weiterhin „geplanten“ Weltumsegelung, auch in anspruchsvollen Situationen – Wetter/Hafenmanöver – überhaupt zu beherrschen und erreichen wir mit so einem besonderen Schiff überhaupt noch die Menschen wie bisher? Ich habe eigentlich keine Lust, als Außenseiter in der Segler Gemeinde, die mir einiges bedeutet, durch die Welt zu fahren und von der Seite schief angesehen zu werden. In Europa interessiert mich das nicht, weil mich Neider wenig interessieren zumal jeder dessen Gründe kennt. Aber wir werden auch in ärmere Länder kommen, und dort gelten andere Gesetze und Ansichten, die ich natürlich noch nicht kenne. Sie haben, denke ich, sehr Recht wenn sie sagen, dass der „Hafenmeister“ plötzlich mein bester Freund werden könnte. Wenn es denn mal nur der Hafenmeister wäre, der gleich abschätzt, was denn da wohl alles zu holen ein könnte….

Dass das Schiff im Unterhalt keine Bavaria ist, ist schon klar. Dass es uns umbringen wird, glaube ich aber nicht. Ich bin aus dem Motorsport in den letzten Jahren so einiges gewöhnt und kann einen ordentlichen Teil zur Maintenance selbst beitragen. Ihren Punkt „Strukturelle Reparaturen“ nehme ich dankbar als Hinweis an und sehe schon die ersten „Gewitterwolken“ über mir aufziehen. Das ist ein Thema, dessen Umfang und Tiefe ich wegen mangelnder Kenntnis der Materie nicht einschätzen kann. Das das aber mal richtig teuer werden kann, ist vorstellbar. Dazu Ihr Hinweis zum Käufermarkt, der wahrscheinlich eher schrumpfen denn wachsen wird. Bis gestern Abend war ich der Überzeugung, dass eine schöne und gepflegte Swan Yacht mit Kusshand einen neuen Eigner finden würde. Die andere Seite ist natürlich, dass es sich nicht viele leisten werden können, sodann Zeit zum Segeln haben und das Schiff auch tatsächlich nutzen können, ist dann noch eine ganz andere Sache. Solche Käufer sind vermutlich wirklich sehr rar bzw. selten zu finden….

Ach, ich will sie wirklich nicht langweilen und Ihre Zeit stehlen. Ich wollte Ihnen doch einfach nur sagen, dass ich es sehr schätze und gut finde, wie Sie mir Ihre Sicht der Dinge dargelegt haben. Genau auf den Punkt und treffend formuliert. Sie hatten damals in Grömitz gesagt, dass sie es als ihre Aufgabe sehen, die Leute davon abzuhalten, mit den falschen Schiffen auf eine solche Reise zu gehen – und dabei auf eine Bavaria und eine Hanse geblickt haben. Das ist irgendwie hängen geblieben und ich erzähle die Geschichte immer wieder gern in vertrauten Segler Kreisen und ernte oft ein zustimmendes Nicken. Besonders von Leuten, die sie einmal persönlich kenngelernt haben.

Mal sehen, wie die Nummer ausgehen wird und ob sich am Ende die Vernunft oder die Leidenschaft durchsetzen wird…. Es bleibt spannend, und der Virus ist noch nicht so bald ausgestanden.

Ganz herzliche Grüße nach Hamburg an sie Beide von der wunderschönen Insel Santa Maria

DIE DINGE NAHMEN IHREN LAUF

DIETMAR am 31.8.2015

…… der Blog tut seine Wirkung! Allein gestern hatten wir schon 250 Besucher auf unserer Seite und heute Morgen gegen 8:30 schon 100! Genial und einen ersten ernsthaft zu nehmenden Interessenten gibt es auch schon. Das macht Freude und lässt uns positiv nach vorn schauen. Anbei zwei Bilder von der Swan. Ich möchte gern den Radadapter und den Flansch für die WP zur Heckmontage mit allen Anbauteilen inkl. Blöcken umgehend bestellen. Unsere WP nehme ich jetzt von unserer Sunbeam mit auf die Swan und ordere eine neue, wenn die SUMMER verkauft ist. Flansch und Radadapter lasse ich an Bord der SUMMER montiert zurück. Benötige nur ein Angebot damit ich bestellen und die Teile zur Marina Vilamoura schicken lassen kann.
Bis dahin erst einmal alles Gute und mit besten Grüßen
Dietmar

EINEN TAG SPÄTER:

…sprachlos …. begeistert und einfach nur genial geschrieben. Sie haben daraus eine sehr schöne Geschichte gezaubert, die einfach berühren muss. Toll!!!

Exakt in der Sekunde, in der Ihre Mail bei uns angekommen ist, habe ich den Blog meiner Frau zu der Cesarina freigegeben. Kann das Zufall sein? Unsere Leserschaft wird langsam und unterhaltsam, wie ich finde, an das Thema herangeführt und wird uns für komplett verrückt halten. Das macht aber nichts.

Ganz lieben Dank für Ihre in der Tat großartige Unterstützung! Wenn die Nummer durch ist, würden wir uns wünschen, Sie und Ihre Frau bei uns zu begrüßen. Wo immer das auch sein wird.

Ein Spende für Word Vision wird auch dabei sein. Das Schöne mit dem Sinnvollen zu verbinden ist genau unser Stil und macht uns froh.
Besten Dank und beste Grüße
Mit freundlichen Grüssen /Best Regards
Katja & Dietmar

Es folgte eine unbeschwerte Atlantik Querung, die im CESARINA Blog nachzulesen ist.

Danach ging die Reise die US Ostküste up and down, inklusive einem so ganz besonderen Stop-Over im HINCKLEY HEADQUARTER in Maine, um die CESARINA in technisch optische Höchstform zu versetzen – und vermutlich einen Meteoriten Einschlag in die Kasse zu verkraften – Dies hatte mir kurzfristig Schnapp Atmung bereitet, weshalb ich Dietmar mitfühlend vorsichtig fragte, ob Herz und Hirn in voller Funktion, er die Situation voll und ganz im Griff habe, was er umgehend bejahte.

Die Reiseberichte waren aufschlussreich, immer wieder auch zwischen den Zeilen, weshalb ich am Ende dann nicht allzu sehr überrascht war, als der Knoten später platzte … und Dietmar jenen Bericht verfasste, den man als Nullpunkt – oder Niedergang – einer geplanten Reise würde bezeichnen können, wenn man denn einen Menschen nicht ein wenig anders einschätzen würde. Denn, nicht wahr, es sind diese besonderen Lebens Situationen, die menschliche Strukturen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen sichtbar werden lassen, in denen sie sich unterscheiden … die Menschen untergehen lassen … oder eben nicht …

Es sind diese Haar-Nadel-Kurven im Leben, die wohl jedem bekannt sind, an denen viele scheitern, aber so manch einer auch gestärkt, für seine Zukunft besser wieder auf die Beine kommt.

Am 12.2.2017 wurde dieser Bericht gepostet

Tja … die Zeit heilt Wunden … manchmal über Nacht … oder am Ende einer Nacht … wenn man dann freudig entdeckt, dass das Leben zu Zweit in anderer Form plötzlich wieder neu entdeckt … und es dann weitergeht. Dietmar hat den doppelten Salto Mortale hingekriegt, auch wenn die Hecklaterne der WORLD ARC schon hinter dem Horizont verschwunden ist, so hat er sich – gemeinsam mit EMMA TARRY am Oster Montag auf dem Galapagos Archipel entschlossen, der Karawane hinterher zu segeln, um sie dereinst in den Marquesas, wieder zu erhaschen … um seinen Traum von der Weltumsegelung – vielleicht dann fürderhin in der Flottille – zu vollenden.

Über die Weiterreise wird hier berichtet

Dafür wünschen meine Frau und ich das notwendige Glück!
Marzena und Peter

Endlich Segelfrei!

Da freut man sich nach der langen, dunklen Jahreszeit darauf endlich wieder die Leinen loszuwerfen, die Segel zu setzen und auf die Ostsee hinauszufahren und dann freue ich mich über Segelfrei? Bin ich bescheuert? Die Sache ist so: seit vier Tagen bin ich auf der Ostsee unterwegs, ein verlängerter Ostertörn. Und was macht das, sonst im April eigentlich stets so angenehme Wetter? Es ist kalt und windig oder kalt und regnerisch. Im Wechsel. Klassisches Aprilwetter eigentlich, nur war es die Jahre vorher eben anders. Ich habe zwar warme Klamotten an, aber nach einem ganzen Tag auf dem Wasser kriecht die Kälte dann doch irgendwann und die Zwiebelschichten. Das Thema Segelhandschuhe kursiert ja immer wieder in den Foren, ich bevorzuge aber doch lieber kalte Hände. Das ich diese dann manchmal verzweifelt in ein Paar Socken gesteckt habe, muss ja keiner wissen.

Mein Törn ging von Minde über Höruphav nach Augustenborg. Und von dort an einem langen Segeltag bei sehr böigen 6Bft aus Nordost immer vor dem Wind bis hinein nach Flensburg. (Diese 30 Seemeilen lange Tour kann ich übrigens jedem nur ans Herz legen! Es ist wie eine lange Talabfahrt in den Bergen: Rauschefahrt, Wind immer achterlich und die Welle bis auf das kurze Stück von Sönderborg in die Innenförde immer entspannt). Auf dem Wasser ist es wie immer wunderbar, aber sobald es dunkel wird und die Kälte sich von den Händen auf den Rest des Körpers ausbreitet, fange ich an zu grübeln. Ist das jetzt wirklich so toll? Will ich das nur gut finden, weil ich es eben gut finden will? Ist das echt meine Version von Entspannung? Dazu sei gesagt, das ich, aus welchen Gründen auch immer, nur bei offenen Luken bzw. Fenstern schlafen kann. Und zwar nicht nur eines, sondern zwei damit auch ja Durchzug herrscht. Falls das nicht der Fall ist, verstopft die Nase und ich laufe den nächsten Tag mit fiesen Kopfschmerzen herum. Im Sommer gar kein Problem, ist das bei den aktuellen Minusgraden auf dem Wasser aber nicht so toll. Im Prinzip schlafe ich also wie in einem Kühlhaus mit offenen Türen. Unter der Decke einigermassen angenehm, ist aber jede Extremität, die ihren Weg nach draussen findet, schutzlos der Kälte ausgeliefert. Nase, Füsse, Hände. Irgendetwas ist immer kalt und klamm. Und dann der Moment, wenn man morgens aufsteht. Das Boot ein Eisschrank, die Duschen an Land oft noch nicht funktionsfähig oder nur gegen eine spezielle Münze, die ich aber natürlich nicht bekommen habe. Also schnell in die Klamotten und ab in den Wind, Segeln gehen. Kaum stehen die Tücher, ist alles vergessen und ich atme das pure Glück. Bis zum nächsten Hafen.

Video vom Überführungstörn nach Dänemark

Und während dieser Tage frage ich mich dann, wo ist eigentlich mein „Zeitmillionär“ Gefühl geblieben? Das Gefühl der sich endlos dehnenden Stunden und Tage auf dem Wasser? So richtig will es sich nicht einstellen, bis: Heute morgen wache ich erst um 1030h auf. Die Sonne scheint auf das Schiff und es wird so schon langsam warm im Boot. Mein Unterbewusstsein hat wohl im Schlaf schon die Entscheidung gefällt: Heute habe ich Segelfrei!! Kein schnelles Frühstück, kein Fertigmachen des Bootes, keine Wetterberichte. Statt dessen eine warme Dusche und ein bewusst langsames Frühstück. Und ein ganzer langer Tag vor mir. In Flensburg, dieser wunderschönen Stadt. Und plötzlich dehnen sich die Stunden und der Tag kommt mir jetzt schon endlos vor. Ich bin, genau: Zeitmillionär für einen Tag. Nach langem Stadtbummel sitze ich nun im (warmen) McCafe und schreibe diese Zeilen. Und habe keine Idee, was ich mit dem Rest des Tages noch anfangen werde. Großartig!! Ich kann daher jedem Charterer oder zeitlich begrenztem Fahrtensegler nur ans Herz legen, einen Tag Pause in jeden Törn mit einzuplanen. Er verändert die Perspektive und macht einem noch mehr bewusst, wie schön unser Hobby doch ist. Denn oft ist nicht das Meilenfressen die Heilung der Segelsucht, sondern die Auszeit von der Auszeit.