Monat: Januar 2017

New Years Eve in Florida

Liebe Leser, wir wünschen euch allen von Herzen ein Frohes Neues Jahr! Und ganz viele Seemeilen in 2017! Vielen Dank an alle, die auch nach Rückkehr der „Maverick too“ hier ab und zu mal vorbeischauen. Wir sind seit Mitte Oktober mit „Maverick…

Da war doch noch was

welche-routeDie Frage, auf welchem Weg Nomade nach Hause kommen soll, haben wir ja bisher offen gelassen. Nicht etwa, weil wir euch zappeln lassen wollten, sondern weil wir selbst sehr lange hin und her überlegt haben, auf welcher der drei sinnvoll möglichen Routen Nomade nach Wesel kommen soll.
Denn alle drei Varianten haben ihre ganz speziellen Reize. Keine der drei Routen ist signifikant weniger schwierig als die anderen. Das hat uns die Wahl so schwer gemacht.
Am Ende haben wir uns schließlich für den kürzesten Weg entschieden. Ob das auch der schnellste ist, wird man ohnehin erst hinterher sehen.

Zunächst einmal etwas zu Variante A, die es nicht auf den Plan geschafft hat und warum:

Diese Route würde durchs Mittelmeer nach Westen bis nach Gibraltar führen. Dann weiter entlang der portugiesischen Küste nach Norden, über die Biskaya, durch den Ärmelkanal, ein Stück Nordsee bis zum Rhein und dann etwa 200km bergauf bis nach Wesel.
Diese Route war am Anfang unser Favorit. Der Volvo müsste jedenfalls nicht so viel leisten wie bei Variante B und C. Die Strecke ist allerdings auch die längste von allen. Dazu kommt, dass Nomade sehr lange, sehr weit weg von zu Hause ist, bevor die Distanz irgendwann schrumpft, was bei Zwischenfällen die ganze Sache noch verkomplizieren würde.

Variante B, die es leider auch nicht geschafft hat:

Die Route würde durch die Ägäis, über die Dardanellen und den Bosporus, ins Schwarze Meer führen. Dort würde man nach Norden bis zur Mündung der Donau segeln und schließlich 2.400 Kilometer die gesamte Donau quer durch Europa fahren.
Anschließend gelangt man über Main-Donau-Kanal und Main in den Rhein.
Diese Strecke war lange mein persönlicher Favorit und auch Sabrina ist ziemlich angetan von Variante B. Allein die Ägäis wäre schon ein Traum. In der Türkei war ich auch noch nie und würde das Land gerne mal selbst kennenlernen.
Dann das Schwarze Meer! Wann kommt man schon mal dort hin?
Und anschließend durch Rumänien, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Ungarn, Slowakei, Österreich und vielleicht auch ein Stück Moldawien und Ukraine.
Viele Länder, die ich noch nie besucht habe und die mich unheimlich interessieren würden. Dazu die verschiedensten Landschaften.
Und warum dann nicht einfach diese Variante wählen? Weil sie ein ziemlich großes Loch in die Bordkasse reißen würde.
Bereits in der Türkei kämen einige Kosten auf uns zu. Cruising Permit, Grau-und Schwarzwassertank (keine Ausnahme für Durchreise), Chipkarte, …
Das allein wäre ja noch machbar. Spätestens bei der Rechnung für 2.400 Flusskilometer gegen den Strom auf der Donau hört es dann aber auf. Ich hab die Zahlen gerade nicht im Kopf, aber uns ist leicht übel geworden, als ich das ausgerechnet hatte. Mehrere hundert Motorstunden, einige Ölwechsel und locker zwei bis drei Monate mehr Zeit als bei den anderen beiden Varianten würden auf uns zukommen. Das ganze dann mit einem Motor, den ich noch nicht kenne.

Und deshalb haben wir uns letztendlich für Variante C entschieden:

Diese Route führt ebenfalls durchs Mittelmeer nach Westen, macht aber irgendwann einen Schlenker nach Norden, bis zum Löwengolf. Nach etwa 1.400 Seemeilen wäre Nomade an der Mündung der Rhône und die letzten 45 Kilometer dieses Flusses kenne ich noch nicht. Ein guter Grund dort mal hoch zu fahren, oder nicht?
Den „Rest“ der Strecke kennt ihr ja, denke ich.
Es geht also weiter bergauf nach Norden. Kilometer für Kilometer, bis zur Saône und anschließend nach Osten in den Rhein-Rhône-Kanal bis zum Rhein. Ab dort geht es dann nur noch bergab.

Es gibt zwei Dinge, die mich an dieser Variante reizen und auf die ich mich besonders freue. Das ist zum einen (man mag es kaum glauben) die Rhône und zum anderen und eigentlich noch viel mehr der Rhein-Rhône-Kanal.
Vermutlich liegt das an dem enormen Wetterpech und den Extremen, die ich dort mit Eos erlebt habe. Ich freue mich unheimlich darauf, wieder dort zu sein und ich hoffe auch irgendwie, dass ich die Rhône und den Kanal mal von ihrer/ seiner schönen Seite zu sehen bekomme. Jedenfalls bin ich optimistisch, dass ich nicht ein zweites Mal eine Rekord-Hochwasser-Serie erwische. Statistisch betrachtet ist das nahezu unmöglich… *räusper*.
Höchstens vor Niedrigwasser hab ich noch ein wenig Bammel. Nomade hat 1,80m Tiefgang (wenn sie wirklich leer ist) und der höchstzulässige Tiefgang im Kanal beträgt 1,80m.
Aber ich weiß auch, dass mit ein bisschen Hochwasser, ein ganz klein wenig mehr geht…

Ja, und dann wäre da noch die Sache mit dem Einhandsegeln. Da haben Sabrina und ich ebenfalls lange drüber gegrübelt und diskutiert.
Es müsste nicht sein, muss man ganz klar so sagen. Aber diese Fahrt ist möglicherweise die einzige Gelegenheit dazu.

Also Einhand!

Ich werde noch im Januar für zwei Wochen nach Griechenland fliegen, um erste Arbeiten am Schiff zu erledigen. Im März geht es dann für mich erneut nach Griechenland. Dann allerdings Oneway. Dort habe ich nochmal drei Wochen Zeit, um Nomade startklar zu machen und ins Wasser zu bringen, bevor Sabrina an Bord kommt.
Sabrina hat drei Wochen Urlaub. In dieser Zeit wollen wir zusammen die Peloponnes erkunden. Da geht es nur darum das Schiff kennenzulernen und das Mittelmeer zu genießen.

Auf der folgenden Karte könnt ihr euch die ungefähre Route anschauen. Ungefähr deshalb, weil bekanntlich das Wetter oder andere Umstände zur Richtungsänderung führen können.

sonnensegler-route-2017

Zu guter Letzt noch eine kleine Umfrage:

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EXTRAS
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Sollen wir wieder einen Countdown zum Neustart einrichten, oder nicht?

Ja, finde ich super.

Nein, ist unnötig.

Ist mir egal.

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Segeln im Winter (3): Von Jesolo nach Venedig. Von Frauen und Kälte.

Im Folgenden eine Beschreibung, wie es ist, 
mal zwischen Dezember und Januar auf der Nordadria
unterwegs zu sein, zwischen Triest und Venedig.

Schon im Sommer kann der Verkehr in Venedig auf dem Wasser für einen Segler stressig sein. Doch jetzt, am 2. Januar, ist alles, wie es auch im Sommer ist. Wassertaxis, die rasant schneiden. Vaporetti, die manndeckend wie Fußballspieler auf Körperkontakt nahe kommen. Lastkähne, die queren. Autofähren vom Lido, die auf der Giudecca heranziehen. Venedig auf einem Segelboot: Das Wasser brodelt, ist so aufgewühlt, dass selbst die siebeneinhalb Tonnen von LEVJE II davon beeindruckt sind und ins Schwanken kommen.

Doch berichten wir der Reihe nach. Im gestrigen Post schrieb ich über unseren ersten Seetag: Dass Nacht und Kälte so schnell über uns hereinbrachen, dass ich beschloss, vor dem Strand von Jesolo an der offenen Küste im Dunkel zu ankern. Was insofern ein Wagestück war, weil keine 60 Kilometer südlich für die Nacht Südwest 4-5 angesagt war. Ich schlief mit offenen Ohren und alle zwei Stunden wach, erwartend, vom Stampfen des Schiffes in einem auffrischenden Libeccio geweckt zu werden. Aber nichts geschah. Nur Morgens wurde es trotz Heizung kühl an Bord. Die Temperatur schien gegen Morgen unter Null gefallen zu sein.

Jesolo beim Aufwachen vom Meer aus gesehen: Ein Anblick wie ein abstraktes Gemälde. Menschenleere Appartmenthäuser, die den Betrachter anblicken wie gelangweilte Gesichter, die das Getriebe der Menschen leid und ledig sind und sich jede Nacht den Überdruss erzählen. Aber vielleicht ist den Gesichtern der Menschen Tun und Treiben auch egal. Oder nicht mal das. Kein Licht Nachts. Kein Mensch am Tag. Jesolo. Was könnte man schon für eine schönere Geschichte erzählen. Über den Menschen und seine Sachen, die er so in die Welt stellt.

Kommen wir nun zu einem anderen Thema, das Segeln im Januar im nördlichen Mittelmeer so mit sich bringt. Die Kälte. Und wie Frau damit umgeht. Nicht dass ich dächte, dass Mann und Frau – was Kälte angeht – grundsätzlich von Gott unterschiedlich geschaffen wären. Nein. Aber meine Frau ist, was Kälte angeht, wenig kompromissbereit. Aber sie liebt nun mal das Meer, weniger das Segeln, aber kalt geht gar nicht. Überhaupt gar nicht. Kalt? Macht man einfach nicht.

Wir machten halt doch. Und haben für unser Wintersegel-Experiment eingepackt, was einzupacken uns möglich war. Und gerne gebe ich die Liste weiter für alle, die ähnliche Vergnügen wie das Wintersegeln anstreben:

Drei Garnituren Ski-Unterwäsche. (Trägt Katrin. Sieht man aber – fast – nicht.)
Thermohose.
Die guten Seestiefel (Ich habe vor Jahren wirklich lange gerungen, ob ich die 200-250 Euro ausgeben soll. Ich muss nun nach fünf Wintern zugeben: Sie sind jeden Cent wert. Ohne im Winter auf dem Meer gar nicht. Sie sind ein Vergnügen,)
Ski-Handschuhe (2 Paar)
3 Pullover. Fleece. Wolle.
Die vor einem Jahrzehnt bei AMERICAN AIRLINES geklaute federleichte bulligwarme Fleece-Decke.

Ach ja. Und eine Skibrille. Denn wie man weiß, ist vor allem die Sache mit dem „Wind Chill Factor“ ausschlaggebend. Und die geht so: Das Thermometer unter der Sprayhood zeigt 14 Grad. Eigentlich frühlingshaft. Kaum dass wir beim Lido nach Venedig eingedreht sind, kommt der Wind voll von vorn. Und fühlt sich schneidend kalt an. Die Augen tränen. Sicht nur mehr eingeschränkt möglich.

_________________________

Am 1. Januar 2016 erschienen: Was man übers Segeln in Sizilien wissen muss:

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
und einer Reise um eine Insel, die ihresgleichen sucht.
Mit Anhang für Segler mit „Do’s & Don’ts“, Häfen, Marinas, Internet.

JETZT als erschienen als PRINT oder als EBook ab € 9,99
unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.

sowie in jeder Buchhandlung oder bei AMAZON.

________________________________

Aber weil die Einfahrt nach Venedig ja nun mal wirklich zum schönsten gehört, was man einem Menschen, der das Meer liebt, schenken kann, ist die Kälte eigentlich an diesem Tag – ein wohliger Bestandteil des Ganzen. Sie ist unzweifelhaft da. Die Augen brennen, Die Hände sind kalt. Sie ist Bestandteil unserer Reise. Es ist irgendwie stimmig. Der Winter, der späte Herbst, sie sind nun mal die beste Reisezeit. Wenn die Gesichter von Jesolo zu den Gesichtern zu Jesolo werden. Wenn die Welt wieder sich selbst überlassen ist. Wenn nur ein paar Fischer in wattierten Jacken draussen sind.

Wenn das Licht über Venedig milchig wird. Und die Brücken in der Stadt noch federleichter aussehen. Und wenn: Venedig still und leise seinen eigenen Gang geht. Jedenfalls in den östlichsten beiden Stadtvierteln in Sant‘ Elena und in Castello. Immer wieder zieht es mich hierher – was einerseits taktische Überlegungen hat: Hier gibt es gleich zwei Marinas. Und man ist zu Fuß in zwanzig Minuten bei San Marco.

Aber das Taktische erklärt den Zauber von Castello und Sant’Elena nur teilweise.

In Sant’Elena leben die einfachen Leute. Es ist das Viertel der Handwerker, der Mechaniker, der nautischen Werkstätten, der ACTV-Werften und der Lastkahn-Steuerer. Sant’Elena ist irgendwie normal, bescheiden, ja mehr als das. Jedes Mal, wenn ich hierher komme, ist der Gang durchs Viertel für mich Balsam auf die Seele. Es ist heilsam. Beruhigend. Nichts Schreiendes stürzt sich ins Auge. Nie war Sant’Elena so wertvoll wie heute. Weite Gassen, durch die ein paar Schulkinder laufen, rechtwinklig angelegt, dass ich denke: Was für ein Vergnügen das für die Kinder sein muss, um die Häuser herum Verstecken zu spielen.

Zur Normalität von Sant’Elena kommt noch hinzu, dass heute, am 2. Januar offensichtlich die Frauen von Sant’Elena sich zu einem Waschtag verabredet haben. Der Kälte trotzend, hängt im ganzen Viertel die Wäsche über den Straßen. Kaum Menschen. Aber dafür Wäsche zum Trocknen, die schlapp im Wind wedelt. Ein Anblick, der mich an meine Kindheit erinnert,

Was beileibe nicht bedeutet, dass Sant’Elena und Castello nur bei frischgewaschener Wäsche punkten. Es strotzt vor stillen pittoresken Winkeln wie dem einstigen Kreuzgang von San Pietro di Castello, die Jahrhunderte der eigentliche Dom von Venedig war, als der Markusdom ausschließlich „Regierungskirche“ war. Dass hier einmal das große Leben war, erzählt der alte Kreuzgang. Geschichte ist, wenn Dinge sich selbst überlassen werden, einen Augenblick, und nicht im Dienst von irgendwas und irgendwem stehen, sondern einfach nur sich selber gehören.

Und so endet unser Spaziergang durch den Osten Venedigs, als das Licht schwächer wird und schwächer. Und die Kälte des frühen Abends durch die vielen Kleidungsstücke dringt. Und in den Gassen von Castello das Leuchten des Tages erlischt und nur noch in der Ferne über der Giudecca die Kuppeln Santa Maria delle Salute einen Hauch davon bewahrten.

________________________

Am 1. Januar 2016 erschienen: Mein neues Buch über Sizilien.
Ich freue mich, wenn Sie mehr von MARE PIU lesen wollen:

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
um eine widerspenstige Schöne. Und eine Insel, die ihresgleichen sucht.
Mit Anhang für Segler mit „Do’s & Don’ts“, Häfen, Marinas, Internet.

JETZT als erschienen als PRINT oder als EBook ab € 9,99
unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.
sowie in jeder Buchhandlung oder bei AMAZON.

Segeln im Winter (3): Von Jesolo nach Venedig. Von Frauen und Kälte.

Im Folgenden eine Beschreibung, wie es ist, 
mal zwischen Dezember und Januar auf der Nordadria
unterwegs zu sein, zwischen Triest und Venedig.

Schon im Sommer kann der Verkehr in Venedig auf dem Wasser für einen Segler stressig sein. Doch jetzt, am 2. Januar, ist alles, wie es auch im Sommer ist. Wassertaxis, die rasant schneiden. Vaporetti, die manndeckend wie Fußballspieler auf Körperkontakt nahe kommen. Lastkähne, die queren. Autofähren vom Lido, die auf der Giudecca heranziehen. Venedig auf einem Segelboot: Das Wasser brodelt, ist so aufgewühlt, dass selbst die siebeneinhalb Tonnen von LEVJE II davon beeindruckt sind und ins Schwanken kommen.

Doch berichten wir der Reihe nach. Im gestrigen Post schrieb ich über unseren ersten Seetag: Dass Nacht und Kälte so schnell über uns hereinbrachen, dass ich beschloss, vor dem Strand von Jesolo an der offenen Küste im Dunkel zu ankern. Was insofern ein Wagestück war, weil keine 60 Kilometer südlich für die Nacht Südwest 4-5 angesagt war. Ich schlief mit offenen Ohren und alle zwei Stunden wach, erwartend, vom Stampfen des Schiffes in einem auffrischenden Libeccio geweckt zu werden. Aber nichts geschah. Nur Morgens wurde es trotz Heizung kühl an Bord. Die Temperatur schien gegen Morgen unter Null gefallen zu sein.

Jesolo beim Aufwachen vom Meer aus gesehen: Ein Anblick wie ein abstraktes Gemälde. Menschenleere Appartmenthäuser, die den Betrachter anblicken wie gelangweilte Gesichter, die das Getriebe der Menschen leid und ledig sind und sich jede Nacht den Überdruss erzählen. Aber vielleicht ist den Gesichtern der Menschen Tun und Treiben auch egal. Oder nicht mal das. Kein Licht Nachts. Kein Mensch am Tag. Jesolo. Was könnte man schon für eine schönere Geschichte erzählen. Über den Menschen und seine Sachen, die er so in die Welt stellt.

Kommen wir nun zu einem anderen Thema, das Segeln im Januar im nördlichen Mittelmeer so mit sich bringt. Die Kälte. Und wie Frau damit umgeht. Nicht dass ich dächte, dass Mann und Frau – was Kälte angeht – grundsätzlich von Gott unterschiedlich geschaffen wären. Nein. Aber meine Frau ist, was Kälte angeht, wenig kompromissbereit. Aber sie liebt nun mal das Meer, weniger das Segeln, aber kalt geht gar nicht. Überhaupt gar nicht. Kalt? Macht man einfach nicht.

Wir machten halt doch. Und haben für unser Wintersegel-Experiment eingepackt, was einzupacken uns möglich war. Und gerne gebe ich die Liste weiter für alle, die ähnliche Vergnügen wie das Wintersegeln anstreben:

Drei Garnituren Ski-Unterwäsche. (Trägt Katrin. Sieht man aber – fast – nicht.)
Thermohose.
Die guten Seestiefel (Ich habe vor Jahren wirklich lange gerungen, ob ich die 200-250 Euro ausgeben soll. Ich muss nun nach fünf Wintern zugeben: Sie sind jeden Cent wert. Ohne im Winter auf dem Meer gar nicht. Sie sind ein Vergnügen,)
Ski-Handschuhe (2 Paar)
3 Pullover. Fleece. Wolle.
Die vor einem Jahrzehnt bei AMERICAN AIRLINES geklaute federleichte bulligwarme Fleece-Decke.

Ach ja. Und eine Skibrille. Denn wie man weiß, ist vor allem die Sache mit dem „Wind Chill Factor“ ausschlaggebend. Und die geht so: Das Thermometer unter der Sprayhood zeigt 14 Grad. Eigentlich frühlingshaft. Kaum dass wir beim Lido nach Venedig eingedreht sind, kommt der Wind voll von vorn. Und fühlt sich schneidend kalt an. Die Augen tränen. Sicht nur mehr eingeschränkt möglich.

Aber weil die Einfahrt nach Venedig ja nun mal wirklich zum schönsten gehört, was man einem Menschen, der das Meer liebt, schenken kann, ist die Kälte eigentlich an diesem Tag – ein wohliger Bestandteil des Ganzen. Sie ist unzweifelhaft da. Die Augen brennen, Die Hände sind kalt. Sie ist Bestandteil unserer Reise. Es ist irgendwie stimmig. Der Winter, der späte Herbst, sie sind nun mal die beste Reisezeit. Wenn die Gesichter von Jesolo zu den Gesichtern zu Jesolo werden. Wenn die Welt wieder sich selbst überlassen ist. Wenn nur ein paar Fischer in wattierten Jacken draussen sind.

Wenn das Licht über Venedig milchig wird. Und die Brücken in der Stadt noch federleichter aussehen. Und wenn: Venedig still und leise seinen eigenen Gang geht. Jedenfalls in den östlichsten beiden Stadtvierteln in Sant‘ Elena und in Castello. Immer wieder zieht es mich hierher – was einerseits taktische Überlegungen hat: Hier gibt es gleich zwei Marinas. Und man ist zu Fuß in zwanzig Minuten bei San Marco.

Aber das Taktische erklärt den Zauber von Castello und Sant’Elena nur teilweise.

In Sant’Elena leben die einfachen Leute. Es ist das Viertel der Handwerker, der Mechaniker, der nautischen Werkstätten, der ACTV-Werften und der Lastkahn-Steuerer. Sant’Elena ist irgendwie normal, bescheiden, ja mehr als das. Jedes Mal, wenn ich hierher komme, ist der Gang durchs Viertel für mich Balsam auf die Seele. Es ist heilsam. Beruhigend. Nichts Schreiendes stürzt sich ins Auge. Nie war Sant’Elena so wertvoll wie heute. Weite Gassen, durch die ein paar Schulkinder laufen, rechtwinklig angelegt, dass ich denke: Was für ein Vergnügen das für die Kinder sein muss, um die Häuser herum Verstecken zu spielen.

Zur Normalität von Sant’Elena kommt noch hinzu, dass heute, am 2. Januar offensichtlich die Frauen von Sant’Elena sich zu einem Waschtag verabredet haben. Der Kälte trotzend, hängt im ganzen Viertel die Wäsche über den Straßen. Kaum Menschen. Aber dafür Wäsche zum Trocknen, die schlapp im Wind wedelt. Ein Anblick, der mich an meine Kindheit erinnert,

Was beileibe nicht bedeutet, dass Sant’Elena und Castello nur bei frischgewaschener Wäsche punkten. Es strotzt vor stillen pittoresken Winkeln wie dem einstigen Kreuzgang von San Pietro di Castello, die Jahrhunderte der eigentliche Dom von Venedig war, als der Markusdom ausschließlich „Regierungskirche“ war. Dass hier einmal das große Leben war, erzählt der alte Kreuzgang. Geschichte ist, wenn Dinge sich selbst überlassen werden, einen Augenblick, und nicht im Dienst von irgendwas und irgendwem stehen, sondern einfach nur sich selber gehören.

Und so endet unser Spaziergang durch den Osten Venedigs, als das Licht schwächer wird und schwächer. Und die Kälte des frühen Abends durch die vielen Kleidungsstücke dringt. Und in den Gassen von Castello das Leuchten des Tages erlischt und nur noch in der Ferne über der Giudecca die Kuppeln Santa Maria delle Salute einen Hauch davon bewahrten.

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Am 1. Januar 2016 erschienen: Mein neues Buch über Sizilien.
Ich freue mich, wenn Sie mehr von MARE PIU lesen wollen:

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
um eine widerspenstige Schöne. Und eine Insel, die ihresgleichen sucht.
Mit Anhang für Segler.
JETZT als erschienen als PRINT oder als EBook ab € 9,99
unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.
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Der "Sailing Bassman" mit Vortrag und Live-Konzerten auf der BOOT 2017

Am 28.1. 1130h bis 1200h auf der Segel Center Bühne in Halle 15

Da mein neuer Vortrag auf der HANSEBOOT schon  so gut angenommen wurde, bin ich froh ihn auf der BOOT dank meinem Verlag millemari. wieder halten zu können. Ich war mit meinem 40 Jahre alten Boot 160 Tage in den schwedischen Schären unterwegs und berichte von diesem weltweit einzigartigen Segelrevier in einem Multimedia-Vortrag mit Live-Musik. Neben tollen Bildern aus meinem Buch „SchärenSegeln“ und dem Film „Zeitmillionär“ gibt es dazu natürlich auch wertvolle Tipps zum Einhandsegeln, zu Auszeit und Ausrüstung. Nach dem Vortrag stehe ich gerne für weitere Fragen zur Verfügung. Begleiten wird mich mein irischer Freund und Sänger/Gitarrist Dara McNamara. Und natürlich spielen wir dabei auch den Sommerhit: „Ich geh‘ segeln“.



Offizielle Ankündigung der BOOT

Aber das ist mir noch nicht genug Musik, denn in meinem Vortrag haben leider nur 2 Songs Platz. Daher werden wir am gleichen Tag von 1700h bis 1800h am Stand des italienischen Marinaverbundes FVG in Halle 13, Stand 13D74 ein weiteres Konzert geben. Dort gibt es dann neben Titeln aus meinem Album „Zeitmillionär“ noch weitere relaxte Songs zu hören um den Messetag perfekt ausklingen zu lassen. Nebenbei gibt es dort übrigens auch noch eine Verlosung mit interessanten Preisen (italienische Weine, Übernahme von Liegegebühren…) des Marinaverbundes. Also unbedingt vorbeikommen und mitfeiern :-)

Übrigens: Am gleichen Stand wird es an den anderen Tagen auch weitere interessante Vorträge der millemari. Autoren Thomas Käsbohrer, Holger Peterson und Sebastian Janotta geben. 

Markus Silbergasser vom tollen Segelblog www.untersegeln.eu ist ebenfalls auf der gleichen Bühne zu sehen am:

Samstag, 21.01. um 12:30 bis 12:45 Uhr
Montag, 23.01. um 11:45 bis 12:00 Uhr
Dienstag, 24.01. um 14:00 Uhr bis 14:15 Uhr

http://www.untersegeln.eu/segelreviere/segeln-griechenland/segeln-ionisches-meer/

Segeln im Winter (2): An Neujahr über die Adria nach Venedig. Und: Ein NEUES BUCH bei millemari.

Im Folgenden eine Beschreibung, wie es ist, 
mal zwischen Dezember und Januar auf der Nordadria
unterwegs zu sein, zwischen Triest und Venedig.

Foto: Katrin von Canal

Die Farben.
Es sind wieder einmal die Farben, die den Winter auf dem Meer in Italien ausmachen.

Wir befinden uns in dem kleinen Städtchen Marano an den Lagunen von Grado. Ein kleines Städtchen, erbaut über einer Festung im Wasser auf einer Schlickinsel, von der nichts geblieben ist. Mit Fabrikgebäuden, die längst keine mehr sind. Am Wasser steht die kleine Bar AL MOLO von Martina Zuttion. Es hat acht Grad. Es ist Nachmittag. Die Sonne scheint durch das Glas mit Tocai, den Martina dort ausschenkt. Die Welt: Sie dreht sich richtig rum an diesem 31. Dezember 2016.

Foto: Katrin von Canal

Dass sie sich richtig rum dreht, hat aber mit den Farben im vergessenen Örtchen Marano zu tun. Die einfache Hauswand, deren Rot gierig sämtliche Rottöne des Sonnenlichts herausfiltert, herausquetscht, um gleich noch intensiver im Rot zu leuchten. Das Blau der Gezeiten, die langsam unter der rostigen Brücke hindurchschieben, Richtung Meer. Wieder einmal ist alles so viel intensiver für mich am Meer. Als wäre im Meerwasser irgendeine Substanz enthalten, die in meinem Gehirn jedes Mal wieder für einen Ausstoß von Glückshormonen sorgt. Irgendeine Stofflichkeit, die mich alles intensiver sehen, intensiver hören lässt. Selbst Händels Arien, die wir in der Silvesternacht vom Boot über den fast verlassenen Hafen senden: Sie klingen noch einmal so intensiv im Frosthauch über LEVJE.

Foto: Katrin von Canal

Die Sonne geht spät auf, erst Viertel vor acht. Nachts hat es im Hafen um die Null Grad. Ich oute mich, wenn ich zugebe, dass ich die Heizung nachts laufen lasse, bei Null Grad ginge es auch mit drei, vier Decken, aber die neue LEVJE, die ich nun seit einigen Monaten mein Eigen nenne, bietet einige Annehmlichkeiten für das Reisen im Winter. Es ginge auch ohne. Aber schöner ist „mit“.

Viertel vor acht also. Ich schaue aus dem Fenster. Und: schon wieder Farben. Die Pinien am Ufer des kleinen Hafens MARINA DI SANGIORGIO. Sattes Kiefernnadelgrün, das sich vor den schneebedeckten Gipfeln im Norden erhebt. Die Alpen aus Süden, aus dem Friaul: Sie sehen anders aus als unsere Alpen in Bayern. Es hat einfach damit zu tun, dass die Sonne sie von Süden beleuchtet.  Im zarten Rot des Morgens sehen sie einfach aus wie Berge des Himalaya. Wie Berge, auf denen die Götter wohnen.

Wir trödeln mit Frühstück herum. Es wird elf, bis LEVJEs Motor in der Kälte anspringt und wir aus dem Hafen langsam hinausziehen durch einen dichtgedrängten Fischschwarm. So reglos und dicht stehen die Fische, als würden sie sich wegen der Kälte reglos aneinanderschmiegen, dass das Echolot plötzlich nur noch 1,70 Meter anzeigt, als wir über die Tausende Fischleiber des kalten Brackwassers hinausgleiten.

Foto: Katrin von Canal

Nach dem Ablegen: Wieder Farben. Über den Fluss hinaus Richtung Lagunen. Das Braun des Schilfs. Die Götterberge hinter uns. Ein kleines Fischerhüttchen ganz rechts auf einer Schlickbank. Und dann: Meine Lieblings-Meeresfarbe: Das Blaugrüngrau der nördlichen Adria. Ich versage es mir, nun wieder einmal darüber zu schreiben, über diese Farbe, die es nur an bestimmten Orten gibt: In der Nordadria. Vor dem Gargano. Und: Im Süden Siziliens. Überall dort, wo Flüsse bestimmte Gesteins- und sonstige Sedimente ins Meer spülen. Es ist, als … nein! Ich sage jetzt nichts weiter darüber. Diese Farbe, weil sie eine der schönsten Farben des Meeres ist, haben wir auf millemari.’s neuestes Buch vorne draufgenommen – siehe am Ende dieses Posts.

Foto: Katrin von Canal

Etwa eineinviertel Stunden dauert die Fahrt aus dem Flusshafen hinaus dorthin, wo die großen, ewig langen Sandbänke liegen, die die Lagunen trennen vom Meer. Die Lagunen, die Lignano bis Grado reichen: Man kann sie nur durch drei Zufahrten zwischen den Sandbänken erreichen. Die Wasserwüste hinter den Sandbänken ist nur zwischen den Dalben befahrbar. Wer rechts oder links hinausführe, würde schnell unweigerlich mit dem Kiel im Schlick steckenbleiben. So unendlich wie die Wasserwüste aussieht: Die hat außerhalb der Dalbenstraßen meist keinen Meter Wassertiefe.
So sanft sind die Farben, so duftig sind sie, dass ich meine, ich könnte schweben in dem großen Blau, das mich umgibt. Als würde dieses Blau alles Gewicht von mir nehmen, es fällt von mir ab und für Sekundenbruchteile denke ich wirklich: Ich bin nur noch ein schwebendes Teilchen, irgendwo in den Myriaden von Blau.

Nach Venedig sind es neun Stunden. Aber weil Katrin und ich zu lang herumgetrödelt haben am Vormittag, holt uns der Sonnenuntergang schnell ein. 17.39 Uhr. Bis halb drei konnte man im Pullover herumlaufen. Dann kam etwas Wind auf. Wir holen uns schnell die dicken Segeljacken, drei Lagen Hosen tragen wir eh übereinander, alles, aber auch wirklich alles hat seinen Preis. Aber um diese Farben zu sehen, dieses ölig-teerige tiefe Schwarzblau, das das Meer nun zeigt: Dafür würde ich schon weit laufen. Und: den orangen Saum, den die Sonne noch eine Viertelstunde über die Kim wirft und über die Lichter, die an den verlassenen Uferstraßen angehen.

Weil die Nacht ruhig scheint, weil es kalt wird, beschließen wir, draußen einfach offen auf dem Meer zu ankern. Ich habe LEVJE II einfach mit dem schwindenden Licht des orangen Saums nahe ans Ufer gesteuert. Habe ihren Anker einfach auf dem offenen Meer vor dem Strand von Jesolo auf 4,50 Meter Wassertiefe fallen lassen. Ich hoffe, dass die Wetterberichte recht haben. Und die Südwest 4-5 erst morgen Vormittag beginnen, auflandig auf die Strände von Jesolo zu wehen. Wenn nicht: Muss ich heute Nacht raus, in die Kälte. Es hat um die Null Grad unter dem klaren Sternenhimmel.

Hoffen wir also auf eine ruhige Nacht. Auf LEVJE, die sich sanft in der Kälte vor dem Strand von Jesolo wiegt.

Morgen geht es weiter mit:
Ankunft am Vormittag in Venedig.
________________________

Am heutigen 1. Januar 2016 erschienen: Mein neues Buch über Sizilien.
Ich freue mich, wenn Sie mehr von MARE PIU lesen wollen:

Die Beschreibung eines Segelsommers um eine widerspenstige Schöne.
Mit Anhang für Segler.
JETZT als erschienen als PRINT oder als EBook ab € 9,99
unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.
sowie in jeder Buchhandlung oder bei AMAZON.

Segeln im Winter (2): An Neujahr über die Adria nach Venedig. Und NEUES BUCH bei millemari.

Im Folgenden eine Beschreibung, wie es ist, 
mal zwischen Dezember und Januar auf der Nordadria
unterwegs zu sein, zwischen Triest und Venedig.

Foto: Katrin von Canal

Die Farben.
Es sind wieder einmal die Farben, die den Winter auf dem Meer in Italien ausmachen.

Wir befinden uns in dem kleinen Städtchen Marano an den Lagunen von Grado. Ein kleines Städtchen, erbaut über einer Festung im Wasser auf einer Schlickinsel, von der nichts geblieben ist. Mit Fabrikgebäuden, die längst keine mehr sind. Am Wasser steht die kleine Bar AL MOLO von Marina Zuttion. Es hat acht Grad. Es ist Nachmittag. Die Sonne scheint durch das Glas mit Tocai, den Martina dort ausschenkt. Die Welt: Sie dreht sich richtig rum an diesem 31. Dezember 2016.

Foto: Katrin von Canal

Dass sie sich richtig rum dreht, hat aber mit den Farben im vergessenen Örtchen Marano zu tun. Die einfache Hauswand, deren Rot gierig sämtliche Rottöne des Sonnenlichts herausfiltert, herausquetscht, um gleich noch intensiver im Rot zu leuchten. Das Blau der Gezeiten, die langsam unter der rostigen Brücke hindurchschieben, Richtung Meer. Wieder einmal ist alles so viel intensiver für mich am Meer. Als wäre im Meerwasser irgendeine Substanz enthalten, die in meinem Gehirn jedes Mal wieder für einen Ausstoß von Glückshormonen sorgt. Irgendeine Stofflichkeit, die mich alles intensiver sehen, intensiver hören lässt. Selbst Händels Arien, die wir in der Silvesternacht vom Boot über den fast verlassenen Hafen senden: Sie klingen noch einmal so intensiv im Frosthauch über LEVJE.

Foto: Katrin von Canal

Die Sonne geht spät auf, erst Viertel vor acht. Nachts hat es im Hafen um die Null Grad. Ich oute mich, wenn ich zugebe, dass ich die Heizung nachts laufen lasse, bei Null Grad ginge es auch mit drei, vier Decken, aber die neue LEVJE, die ich nun seit einigen Monaten mein Eigen nenne, bietet einige Annehmlichkeiten für das Reisen im Winter. Es ginge auch ohne. Aber schöner ist „mit“.

Viertel vor acht also. Ich schaue aus dem Fenster. Und: schon wieder Farben. Die Pinien am Ufer des kleinen Hafens MARINA DI SANGIORGIO. Sattes Kiefernnadelgrün, das sich vor den schneebedeckten Gipfeln im Norden erhebt. Die Alpen aus Süden, aus dem Friaul: Sie sehen anders aus als unsere Alpen in Bayern. Es hat einfach damit zu tun, dass die Sonne sie von Süden beleuchtet.  Im zarten Rot des Morgens sehen sie einfach aus wie Berge des Himalaya. Wie Berge, auf denen die Götter wohnen.

Wir trödeln mit Frühstück herum. Es wird elf, bis LEVJEs Motor in der Kälte anspringt und wir aus dem Hafen langsam hinausziehen durch einen dichtgedrängten Fischschwarm. So reglos und dicht stehen die Fische, als würden sie sich wegen der Kälte reglos aneinanderschmiegen, dass das Echolot plötzlich nur noch 1,70 Meter anzeigt, als wir über die Tausende Fischleiber des kalten Brackwassers hinausgleiten.

Foto: Katrin von Canal

Nach dem Ablegen: Wieder Farben. Über den Fluss hinaus Richtung Lagunen. Das Braun des Schilfs. Die Götterberge hinter uns. Ein kleines Fischerhüttchen ganz rechts auf einer Schlickbank. Und dann: Meine Lieblings-Meeresfarbe: Das Blaugrüngrau der nördlichen Adria. Ich versage es mir, nun wieder einmal darüber zu schreiben, über diese Farbe, die es nur an bestimmten Orten gibt: In der Nordadria. Vor dem Gargano. Und: Im Süden Siziliens. Überall dort, wo Flüsse bestimmte Gesteins- und sonstige Sedimente ins Meer spülen. Es ist, als … nein! Ich sage jetzt nichts weiter darüber. Diese Farbe, weil sie eine der schönsten Farben des Meeres ist, haben wir auf millemari.’s neuestes Buch vorne draufgenommen – siehe am Ende dieses Posts.

Foto: Katrin von Canal

Etwa eineinviertel Stunden dauert die Fahrt aus dem Flusshafen hinaus dorthin, wo die großen, ewig langen Sandbänke liegen, die die Lagunen trennen vom Meer. Die Lagunen, die Lignano bis Grado reichen: Man kann sie nur durch drei Zufahrten zwischen den Sandbänken erreichen. Die Wasserwüste hinter den Sandbänken ist nur zwischen den Dalben befahrbar. Wer rechts oder links hinausführe, würde schnell unweigerlich mit dem Kiel im Schlick steckenbleiben. So unendlich wie die Wasserwüste aussieht: Die hat außerhalb der Dalbenstraßen meist keinen Meter Wassertiefe.
So sanft sind die Farben, so duftig sind sie, dass ich meine, ich könnte schweben in dem großen Blau, das mich umgibt. Als würde dieses Blau alles Gewicht von mir nehmen, es fällt von mir ab und für Sekundenbruchteile denke ich wirklich: Ich bin nur noch ein schwebendes Teilchen, irgendwo in den Myriaden von Blau.

Nach Venedig sind es neun Stunden. Aber weil Katrin und ich zu lang herumgetrödelt haben am Vormittag, holt uns der Sonnenuntergang schnell ein. 17.39 Uhr. Bis halb drei konnte man im Pullover herumlaufen. Dann kam etwas Wind auf. Wir holen uns schnell die dicken Segeljacken, drei Lagen Hosen tragen wir eh übereinander, alles, aber auch wirklich alles hat seinen Preis. Aber um diese Farben zu sehen, dieses ölig-teerige tiefe Schwarzblau, das das Meer nun zeigt: Dafür würde ich schon weit laufen. Und: den orangen Saum, den die Sonne noch eine Viertelstunde über die Kim wirft und über die Lichter, die an den verlassenen Uferstraßen angehen.

Weil die Nacht ruhig scheint, weil es kalt wird, beschließen wir, draußen einfach offen auf dem Meer zu ankern. Ich habe LEVJE II einfach mit dem schwindenden Licht des orangen Saums nahe ans Ufer gesteuert. Habe ihren Anker einfach auf dem offenen Meer vor dem Strand von Jesolo auf 4,50 Meter Wassertiefe fallen lassen. Ich hoffe, dass die Wetterberichte recht haben. Und die Südwest 4-5 erst morgen Vormittag beginnen, auflandig auf die Strände von Jesolo zu wehen. Wenn nicht: Muss ich heute Nacht raus, in die Kälte. Es hat um die Null Grad unter dem klaren Sternenhimmel.

Hoffen wir also auf eine ruhige Nacht. Auf LEVJE, die sich sanft in der Kälte vor dem Strand von Jesolo wiegt.

Morgen geht es weiter mit:
Ankunft am Vormittag in Venedig.
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Am heutigen 1. Januar 2016 erschienen: Mein neues Buch über Sizilien.
Ich freue mich, wenn Sie mehr von MARE PIU lesen wollen:

Die Beschreibung eines Segelsommers um eine widerspenstige Schöne.
Mit Anhang für Segler.
JETZT als erschienen als PRINT oder als EBook ab € 9,99
unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.
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2017

Wir wünschen euch ein wunderbares neues Jahr!

Lightpainting 2017