Ein Boot kaufen in Holland Teil 5: Was kann ein Gutachter? Powered by 4Beaufort

Stegfunk.de erstellt diese Serie zusammen mit Jelle Eveleens. Jelle ist seit seiner Geburt auf dem Wasser unterwegs und seit vielen Jahren als Yachtmakler bei 4Beaufort Jachtmakelaars tätig. Als vereidigter EMCI-Makler kennt er alle Ecken und Kanten des Geschäfts mit Booten und Yachten. Wir finden: Ein idealer Fachmann um uns da weiterzuhelfen, wo wir nicht genug über das Thema wissen. 4Beaufort zahlt an Stegfunk.de um an diesem Artikel mitarbeiten zu können. Wir legen größten Wert darauf, dass die gebotenen Informationen dennoch korrekt und unabhängig sind.

Man glaubt es kaum, aber der Begriff Gutachter oder Sachverständiger, oder in den Niederlanden Expert oder Surveyor ist nicht geschützt. Jeder, der sich dazu berufen fühlt, darf sich so nennen. Eine schicke Website und schon läuft das Business. Oftmals werden die schwarzen Schafe vom Markt schnell aussortiert, doch bis dahin können sie schon eine Menge Schaden anrichten. Woran also erkennt man einen sauber arbeitenden Gutachter? Auch der Begriff Gutachten ist nicht klar umrissen. Es muss nicht mal schriftlich erfolgen, auch wenn das allgemeine Praxis ist. Auch hier gilt es also, den Umfang des Gutachtens im Vorfeld genau festzulegen.

Braucht man wirklich immer einen Gutachter? Und was leistet der?

Wie so oft ist die Antwort: Es kommt darauf an. „Wenn du ein erfahrener Eigner bist, der viel selbst macht am Schiff und dich mit den verschiedenen Systemen an Bord und dem Aufwand diese gegebenenfalls zu reparieren auskennst, dann brauchst du vielleicht keinen Gutachter“, sagt Jelle. Oder man beauftragt den Gutachter ganz gezielt für Spezialaufgaben, wie der Messung der Rumpfdicke bei Stahlschiffen, der Begutachtung von Holzmasten oder der Kompressionsmessung der Maschine. Dafür ist spezielles Fachwissen und auch Messequipment erforderlich, was nicht jeder hat. „Auch wenn du ein fünf Jahre altes Schiff von einer bekannten Werft von einem privaten Eigner kaufst ist die Frage, ob ein Gutachter überhaupt etwas entdeckt. Ein guter Makler wird zudem auf Dinge hinweisen, die nicht in Ordnung sind. Der sieht auch schon viel wegen seiner Erfahrung und der Ausbildung“, weiß Jelle.

Andererseits sind die Kosten für ein Gutachten zwischen 1000 und 2000 Euro oftmals im Verhältnis zum Kaufpreis von vielleicht mehreren Hundertausend Euro gering. Der Gutachter findet zudem im Niederländischen System (siehe Teil 4 unserer Serie) oftmals einige Punkte, die seine eigenen Kosten aufwiegen. Dann verdient der Gutachter sein Geld sogar zurück. Auch wer technisch weniger versiert ist, braucht den Gutachter um zum Beispiel grobe strukturelle Schäden zu erkennen. Man denke an Auflaufschäden im Bereich des Kiels bei einer Segelyacht. Mitunter schwer zu erkennen, in der möglichen Auswirkung aber durchaus dramatisch. Oder Schäden an strukturellen Teilen wie dem Hauptschott, verborgener Rost bei Stahlschiffen oder eine fehlerhaft ausgeführte Gasanlage. Hierbei hilft der Gutachter.

Ein Grund zur Sorge? Der Gutachter weiß Rat

Aber Achtung: Der Gutachter stellt nur den Status Quo zum Zeitpunkt des Gutachtens fest. Beispiel Maschine: Bei der Probefahrt wird der übliche Belastungstest gemacht. Höhere Drehzahl über eine gewisse Zeit. Dabei werden Temperaturen gemessen, das Abgasbild wird beurteilt und und und. Wenn nun ausgerechnet bei diesem Test die Zylinderkopfdichtung Schaden nimmt, wird das der Gutachter erstmal nicht merken. Der Folgeschaden kann aber erheblich sein, bis hin zum Maschinenschaden. Das Gutachten aber ist völlig in Ordnung, weil es eben den Zustand beim Gutachten beschreibt. Anderer Punkt: Osmose. Stand ein Schiff länger an Land, wird sich durch Feuchtigkeitsmessung kein sinnvolles Bild ermitteln lassen. Auch eine kurze Probefahrt von einigen Stunden wird keine Blasen hervorzaubern. Das Schiff wird dann im Gutachten als osmosefrei dargestellt. Ob es das nach zwei Saisons im Wasser immer noch ist? Fraglich. Drittes Beispiel: Stehendes Gut. Edelstahl in der Verstagung rostet nicht. Somit erkennt man von außen auch nicht, ob es bereits Schaden genommen haben kann. Selbst wenn das Gutachten den Drähten und Beschlägen einen guten Zustand bestätigt, heißt das nicht, dass sie nicht bereits am Ende ihrer sinnvollen Lebensdauer angelangt sind. Als Auftraggeber eines Gutachtens muss man sich also sehr gut darüber im Klaren sein, was ein Gutachten kann und was nicht. Ein Sachverständiger der seinen Job ernst nimmt, wird darüber im Vorfeld aufklären.

Wie findet man einen guten Gutachter?

Damit ist schon ein wichtiger Punkt gesagt: Der Gutachter sagt genau, was man von ihm erwarten kann und was eben nicht. Wenn er zum Beispiel kein Experte für Holzboote ist, so sollte er das sagen, wenn ein Gutachten für ein Schiff aus diesem Material angefragt wird. Darüber hinaus sind Gutachter oftmals in Vereinigungen organisiert. Diese stellen Regeln auf, an die sich die angeschlossenen Gutachter halten müssen. Auch werden die Mitglieder regelmäßig geschult, um auf dem Stand der Technik zu bleiben. In den Niederlanden ist das die Nederlandse Vereiniging van Experts op Pleziervaartuigengebied NVEP. In Deutschland ist das der Verband der Sportboot- und Schiffbausachverständigen VBS. Diesem Deutschen Verband gehört auch ein Gutachter in den Niederlanden an, Theo van Rijswijk. Oftmals werden Gutachten nach Schiffslänge plus Reisekosten abgerechnet. Daher kann es sinnvoll sein, einen Gutachter in der Nähe zu beauftragen, wenn der erste Eindruck von der Zusammenarbeit stimmt. Um 100 Euro Reisekosten zu sparen, einen Gutachter zu buchen, der nicht behagt, ist jedoch nicht sinnvoll. Wenn schon, denn schon. Als Richtwert werden rund 100 Euro pro Schiffsmeter gerechnet, wie gesagt plus Reisekosten und plus Krangebühren. Denn die trägt auch der Käufer. Ein Gutachten ist also eine durchaus kostspielige Angelegenheit, daher macht auch das besondere Vorgehen der Niederländer im Kaufprozess durchaus Sinn. Übrigens: Ein Gutachter sollte gegen Schäden aus falsch ausgestellten Expertisen versichert sein. Fragen sie nach einer Versicherung dafür. Lassen sie sich diese im Auftrag bestätigen.

Worauf muss man beim Gutachten achten?

Wie gesagt ist eine genaue Absprache über den Inhalt und die Form wichtig. Auch besondere Inhalte, wie etwa eine Kompressionsmessung oder die Ermittlung der Rumpfdicke bei Stahlschiffen gilt es explizit zu vereinbaren. Die Verbände erwarten von ihren Mitgliedern meist Mindeststandards. Lassen Sie sich im Zweifel Gutachten anderer Schiffe zeigen, bevor sie einen Auftrag erteilen. Dann wissen Sie, was sie erwarten können. Auch wenn das Gutachten von der Ausführung her nicht zufriedenstellend ist, kann sich der Auftraggeber an den Verband wenden. Der wird dann vermitteln mit dem Ziel ein sinnvolles Gutachten zu ermöglichen.

Jelle Eveleens: „Der Gutachter muss in Ruhe seine Arbeit machen können!“

Der Kunde sollte zudem im Vorfeld mit dem Verkäufer oder Makler besprechen, dass der Gutachter seine Arbeit in Ruhe durchführen kann. So ein Gutachten kann durchaus einen Tag an Bord dauern, bei sehr großen Schiffen auch mehr. Das müssen Verkäufer und Makler möglich machen. „Ist doch klar: Wenn ich vorher ehrlich war als Verkäufer, muss ich mir beim Gutachten keine Sorgen machen. Und selbst wenn etwas zu Tage kommt, was ich noch nicht wusste, ist das doch eher gut. Dann gibt es nachher keinen Ärger“, sagt Jelle. Doch längst nicht alle Verkäufer sehen das so entspannt. Macht ein Verkäufer oder Makler Zeitdruck oder untersagt etwa, dass das Schiff aus dem Wasser gehoben wird oder einen Belastungstest der Maschine: Finger weg! Denn: Nur wer nichts zu verbergen hat, kann dem gelassen entgegen sehen. Ein Gutachten fördert zudem zu Tage, was an einem Boot oder Schiff für Investitionen anstehen. Wie das dann vonstatten gehen kann, steht im nächsten Teil unserer Serie: Ein Boot kaufen in den Niederlanden, powered bei 4Beaufort Jachtmakelaars.

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