Corona: Jetzt kann man wieder nach NL – aber sollte man?

Wegen Corona ist nichts mehr wie es war beim Wassersport in den Niederlanden. Doch nun lockern sich die Regeln langsam, man kann wieder zum Wassersport und losfahren. Doch sollte man das auch? Was halten die Gastgeber davon? Stegfunk.de war vor Ort und hat nachgefragt

„Klar seid ihr willkommen, keine Frage“, sagt die Hafenmeisterin des Oesterhavens in Wolphaartsdijk am Veerse Meer. „Eigentlich wollen wir ja so wenige Gäste wie möglich, egal ob Deutsche oder Niederländer“, sagt die Kollegin aus dem Stadthafen in Stavoren. Was denn nun?

Rein rechtlich spricht nichts gegen einen Besuch an Bord. Derzeit noch für maximal 72 Stunden, denn danach müsste man in NRW in die 14-tägige Quarantäne. In anderen Bundesländern sind es sogar nur 48 Stunden. In Niedersachsen hat ein Gericht diese Regelung jedoch unlängst gekippt. Auch in NRW läuft die derzeitige Verordnung zum 25. Mai aus, dass sie verlängert wird, scheint derzeit politisch nicht gewollt. Wen die Quarantäne nicht stört, der kann auch jetzt schon beliebig lange in den Niederlanden bleiben.

Dort gelten klare Regeln: Keine Ansammlungen von Menschen, die nicht aus einem Hausstand kommen, 1,5 Meter Abstand, oft Hände waschen und eben generell: Rücksicht nehmen, Abstand halten. Und zu Hause bleiben, wenn man Symptome hat, die auf eine Coronainfektion hindeuten.

Ansonsten wird langsam wieder vieles möglich. Sogar die Terrassen öffnen ab dem 15. Mai. Die Häfen, die für Passanten geschlossen waren, öffnen ebenfalls. Aber Vorsicht gilt allerorten: Die Sorge vor zu großem Gedränge ist allgegenwärtig. Der Compagnieshafen in Enkhuizen begrenzt die Anzahl der Passanten ebenso, wie die Wattenhäfen oder die Häfen der SkipsMaritiem Gruppe (Hindeloopen, Stavoren, Lemmer, Lelystad). Die WCs und Duschen bleiben bis zum 1.7. geschlossen, obwohl der Branchenverband HISWA kräftig an einer früheren Öffnung arbeitet.

Auch in Supermärkten wird rücksichtsvoll Abstand gehalten und mit Karte gezahlt. Die Anzahl der Besucher ist begrenzt. Eine Mundschutzpflicht gibt es indes nicht. Fischverkäufer und Frittenbudenbesitzer freuen sich über Deutsche Kunden, das sagen sie sehr deutlich. Auch andere Wassersportunternehmer wie Michiel van Kesteren von @Sail Yachting in Workum freut sich auf seine Kunden aus dem Nachbarland: „Warum denn nicht? Ein Boot ist für eine Familie doch ideal. Und Gäste aus Deutschland sind immer willkommen, logisch“. Wassersportler berichten von ebenso freundlich grüßenden Niederländern auf dem Wasser wie eh und je. Alles gut also?

Nein. Nicht jeder in den Niederlanden begrüßt die Nachbarn mit offenen Armen. Manche wollen unter sich bleiben. Da jedoch, so scheint es, ist der Gesundheitsschutz oftmals nur ein Vorwand. Denn es wird eng auf dem Wasser. In großen Mengen drängen die Niederländer aufs Wasser, denn Urlaub in der Ferne ist nicht möglich. Da kommt ein Boot gerade recht. Das spiegelt sich in einem wahren Run auf Gebrauchtboote wider, den Makler derzeit verzeichnen. Und weil man nicht im Päckchen liegen darf und auch sonst die Abstände eingehalten werden müssen, muss mit dem vorhandenen Raum gut gehaushaltet werden. Darauf angesprochen sagt die Hafenmeisterin in Stavoren: „Na dann wird es eben ankern…“ Da scheint der ein oder andere zu denken: Ohne Deutsche Gäste ist es weniger voll. Ein zugegebenermaßen naheliegender Gedanke.

Fazit: Zum Wassersport nach Holland fahren oder nicht?

Achtung, Meinung: Die meisten Menschen denen man begegnet beim Wassersport in den Niederlanden leben von und mit dem Wassersport und somit auch von und mit Deutschen Gästen. Sie heißen uns willkommen. Aus kommerziellen Erwägungen oder schlicht, weil sich über die Jahre Freundschaften etabliert haben. Sie wünschen sich, dass wir so bald wie möglich wieder in die Niederlande kommen. Das klingt in Gesprächen vollkommen ehrlich und nachvollziehbar. Ein großer Teil der anderen Menschen scheint zu denken, dass wir gerne kommen dürfen, wenn wir uns nur an die Regeln halten. Das ist der bekannte Niederländische Pragmatismus. Und ein kleiner Teil möchte seine Heimatgewässer lieber selbst nutzen. Davon dürfen wir uns aber nicht abschrecken lassen. Schon wegen all den anderen Niederländern, die uns willkommen heißen, nicht.

Mischen wir uns damit in interne Angelegenheiten ein? Vielleicht. Aber: Für viele von uns sind die Niederlande unsere zweite Heimat und unser erstes Heimatrevier. Und nur weil da zufällig eine Grenze dazwischen liegt, die vor drei Monaten noch nahezu keine Rolle mehr spielte, jetzt aber auf einmal wieder auf teils unschöne Weise an Bedeutung gewinnt, möchte ich mich nicht von meinem Heimatrevier fern halten. Schon um dieser Grenze keine Wichtigkeit beizumessen, die sie eigentlich längst nicht mehr haben sollte.

Sollte man also ab sofort wieder zum Wassersport in die Niederlande fahren? Ja. Das sollte man. Wenn man sich dabei an die Regeln hält:

– Halten Sie 1,5 Meter Abstand von anderen Menschen mit denen Sie nicht im Familienverband leben!

– Vermeiden Sie geschäftige Orte konsequent. Mehr als drei Leute? Wegbleiben!

– Symptome? Zu Hause bleiben!

– So oft es geht Hände waschen!

– Hafen WCs und Duschen bleiben geschlossen bis 1.7. Man muss also an Bord autark sein. Das Schiff muss über ein WC mit Fäkalientank verfügen, über fließendes Wasser und über eine Dusche. Alternativ geht ein Porta Potti oder eine Trockentoilette

– Besprechen Sie ihren Besuch mit dem Hafenmeister per Telefon. Viele Häfen haben eigene Regeln aufgestellt. Halten Sie sich daran!

– Päckchenliegen ist verboten. In Häfen wo das üblich war, wird es schnell voll werden. Stellen Sie sich darauf ein, keinen Liegeplatz zu finden und eventuell zu ankern

– Zum Schluss: Die Niederländer setzen, wie immer, stark auf Eigenverantwortung. Es ist in hohem Maße kulturell empathisch, diese Eigeneverantwortung ebenfalls zu entwickeln. Wenn sich zu viele Menschen zu sorglos verhalten, steigen die Infektionszahlen und die Wassersportsaison ist auch schnell wieder vorbei. Jeder Einzelne hat es in der Hand, das zu vermeiden. Helfen Sie mit!

 

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